Gezeichnete Seelen - Unterrichtsmodule BW

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Material zu:“ Gezeichnete Seelen“
Gezeichnete Seelen – didaktisch-methodische Hinweise
KURZINHALT
„Gezeichnete Seelen“ - das sind acht Kurzclips, in denen junge Menschen von ihren
seelischen Nöten und psychischen Erkrankungen erzählen. Die Protokolle dieser
authentischen Erlebnisschilderungen aus Großbritannien wurden von Schauspielern
nachgesprochen. Die eindrücklichen Selbstaussagen werden durch TrickfilmAnimationen illustriert. Auf diese Weise anonymisiert können sie Empathie
ermöglichen, ohne emotionale Spielräume für Schülerinnen und Schüler zu
verengen. Die Schilderungen sind offen für die im Psychologieunterricht zu
erschließenden Aspekte psychischer Störungen und Aufgabenbestimmungen der
Psychologie als Wissenschaft in ihrem Anwendungsfeld Klinische Psychologie.
Quelle: Text abgewandelt aus Planet Schule Wissenspool
Website der englischsprachigen Original-Produktion
HINTERGRUND
Psychologie stößt in der Kursstufe /Sek.II auf großes Interesse von Schülerinnen
und Schülern, auch altersbedingt sind sie dafür sehr motiviert: „Auf dem Weg […] ,
ihre eigene Identität auszubilden“, zeigen sie sich „offen für wissenschaftlich
fundierte psychologische Erklärungen, weil diese ihnen helfen, eigenes und fremdes
Erleben und Verhalten besser zu verstehen“. Dazu gehört auch und gerade die
Beschäftigung mit psychischen Störungen, was die unterrichtliche Aufgabe zur
Herausforderung macht:
• Zunächst bringen viele „falsche Vorstellungen von der Psychologie“ mit:
„Sie reduzieren sie auf die Angewandte, speziell auf die Klinische
Psychologie und verbinden sie mit Einzelfallhilfe und Therapie“
(Leitgedanken zum Kompetenzerwerb für Psychologie, in: Bildungsstandards
Psychologie Kursstufe, Bildungsplan Gymnasium,Baden-Württemberg 2004,
S.452: http://www.bildung-staerktmenschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Gym/Gym_Psych_wb_b
s.pdf ) – die Thematisierung im Unterricht muss also gerade in diesem
Bereich mit mitgebrachten Klischees rechnen und kann hier beispielhaft
dafür sorgen , dass Schülerinnen und Schüler „zwischen Psychologie,
Psychotherapie und Psychiatrie unterscheiden“ können (Bildungsstandards
Psychologie Kursstufe, Bildungsplan Gymnasium,Baden-Württemberg 2004,
S.453: http://www.bildung-staerktmenschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Gym/Gym_Psych_wb_b
s.pdf.
 Viel schwerer wiegt noch, dass nicht wenige ihren Klärungsbedarf mit
bangen Fragen um die eigene psychische Gesundheit und
Leistungsfähigkeit verbinden. Weil es „nicht Ziel des Psychologieunterrichts“
sein kann, „einzelnen Jugendlichen therapeutische Hilfestellungen
zu geben“, (Psychologie 11/12 Fachlehrplan, Lehrplan für das Gymnasium
in Bayern, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus /ISB
2004: http://www.isb-gym8lehrplan.de/contentserv/3.1.neu/g8.de/index.php?StoryID=27055&PHPSESSID=7cb8139f5503a2290fda
eb114004ee51so auch der Fachverband für Psychologielehrer, s.dort S.2 :
www.psychologielehrer.de/cnew/_data/Info-Papier.doc u.ö.) ist die
Lehrkraft bei „Gezeichnete Seelen“ gefordert, methodisch geschickt und mit
guter Kenntnis ihrer Schülerinnen und Schüler unterrichtlich zu agieren. Die
Michel Beisel
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Clips bieten dazu durch ihre anschauungsreduzierte (nur „gezeichnete“ !)
Machart einen hilfreichen, weil hinreichend distanzierenden Zugang an.
Um die Beschäftigung mit „Gezeichnete Seelen“ im Psychologieunterricht auf einer
soliden fachlichen Basis leisten zu können, wird immer wieder auf zwei verbreitete
und in mehreren Auflagen bewährte Lehrwerke für Psychologie-Studienanfänger
verwiesen: das von Gerrig / Zimbardo (18. Aufl. 2008, im Folgenden: Zimbardo, siehe
Lit.) und das von David Myers (2.Aufl.2008, mit empfehlenswertem Online-Lerncenter,
im Folgenden: Myers, siehe Lit.). Eine Basisinformation
bieten die Wissenspoole der SWR-Portale Planet Schule (auch direkt zu den Clips)
und Planet Wissen. Daneben ist die Qualität einschlägiger Artikel bei Wikipedia, auf
die immer wieder verwiesen wird, im Einzelnen zwar immer wieder zu überprüfen,
aber nicht zu verachten - zumal sie vermutlich den primären Zugang der Schülerinnen
und Schüler bei der Informationsbeschaffung darstellen.
Psychische Störungen sind immer noch gesellschaftlich tabuisiert, für Betroffene
besonders spürbar am Arbeitsmarkt ( Managementtrainer empfiehlt Verheimlichung
!), auf den hin sich Schülerinnen und Schüler ja orientieren wollen. Sie im
Psychologieunterricht zu thematisieren bietet deshalb eine gute Gelegenheit, für
Verständnis zu werben, Stigmatisierung (Zimbardo 589) abzubauen und im Sinne
frühzeitiger therapeutischer Interventionsmöglichkeit die Aufmerksamkeit zu schulen.
Dabei wird es aber auch sehr entscheidend sein, zu einem reflektierten Umgang mit
dem Begriff der
Krankheit anzuleiten: Gerade Deutschland hat durch die NS-„Gesundheitspolitik“ ja
eine unselige
und schreckliche Geschichte damit, mittels solcher Etikettierung Menschen
auszusortieren, ihr
Lebensrecht zu bestreiten und sie in letzter Konsequenz zu töten. So hat das Pendel
im Gefolge der
68er aber auch schon auf die andere Seite ausgeschlagen: die Berechtigung des
Begriffs „psychische Krankheit“ überhaupt wurde von radikalen Kritikern
infragegestellt (z.B. Michel Foucault), weil zu deutlich von herrschenden
gesellschaftlichen Interessen bestimmt. Im Zuge dieser Kritik der „Anti- Psychiatrie“ Bewegung sind z.B. in Italien auch schon psychiatrische Anstalten einfach
geschlossen worden (hier: - Ende des Abschnitts). Eine diagnostische Etikettierung
verwendet heute besser den Ausdruck „psychische Störung“ (Myers 753) und
muss für Schülerinnen und Schüler erkennbar den Weg zwischen potenziellen
Gefahren und Vorteilen (Probleme und Gefahren der Etikettierung, Myers 749-756)
für Betroffene finden, besonders wenn hinzukommt, dass für nicht wenige der in den
Filmclips gegebenen Erlebnisberichte „mangelnde Krankheitseinsicht“ ( Fachbegriff:
„Anosognosie“, vgl. ) mit zum Symptomensemble gehört. Einblicke in heutzutage
international anerkannte Symptomklassifizierungen nach DSM-V („Diagnostic and
Statistical Manual of Mental Disorders“ bzw. ICD-10 ) können in eine sachliche
und dem Anliegen des Klientenwohls dienende Richtung weisen.
Mit im wahrsten Sinne des Wortes „gezeichneten“ Seelen eröffnet die
Filmclipreihe in ihrer ästhetisch-künstlerischen Eigenart einen
fächerübergreifenden Zugang (Bildende Kunst): In den 1920er Jahren hat der
Arzt und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn in Heidelberg eine weltweit einmalige
Sammlung von Gestaltungen psychiatrischer Patienten aufgebaut und
veröffentlicht, die heute in einem Museum der neurologischen Klinik der
Michel Beisel
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Universität zugänglich ist –es würde sich auch eine Exkursion zu den
wechselnden Ausstellungen dort anbieten. Von der Sammlung Prinzhorn sind
wesentliche Impulse zur Kunst in der Moderne ausgegangen, von hier aus
stellen sich Fragen nach dem Verhältnis von Schaffenskraft und innerem
Bilderleben, therapeutischen Möglichkeiten und dem Verhältnis von Wahn und
Wirklichkeit insgesamt. Somit hätten Schülerinnen und Schüler bessere
Möglichkeiten, die Bebilderung der Erlebensschilderungen in „ Gezeichnete
Seelen“ auch ästhetisch zu wahrzunehmen. Auch der Kontakt zum Themenfeld
„Wirklichkeit“ des Bildungsplans Evang. Religionslehre (Baden- Württemberg
2004, Kursstufe 2/4-stündig, S.34 /36) wäre herstellbar, ja sogar ein Seminarkurs
zu diesem Themenkomplex denkbar.
Die therapeutische Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen
lässt in Deutschland aktuell offensichtlich zu wünschen übrig. Der
Psychologieunterricht kann im Rahmen seiner Möglichkeiten mithilfe dieses
einzigartigen Filmangebots dazu beitragen, interessierte Jugendliche auf ein
lohnendes und hilfreiches berufliches Betätigungsfeld aufmerksam zu machen.
Michel Beisel
© 2013 LMZ-BW SESAM
Material zu:“ Gezeichnete Seelen“
EINSATZ IM UNTERRICHT
An vielen Gestaltungsmerkmalen ist zu erkennen, wie die eindrückliche filmischanimatorische Bebilderung der Fallschilderungen psychopathologische Kenntnisse
von Symptomen, Erklärungsansätzen und Krankheitsverläufen mitliefert. Gleichwohl
ist es für einen (so weit wie nur irgend möglich) realistischen Eindruck davon, wie
Hilfesuchende psychologisch ausgebildeten Fachkräften begegnen, erforderlich,
zunächst auf das Erzählte aufzubauen: die Schilderung der Klienten ist ja
normalerweise die Anfangsgrundlage für psychotherapeutische Arbeit. Dafür sind
Verbatims (Sachinformation 1) die Methode der Wahl, solche Gesprächsprotokolle
gehören zum klassischen Methodenrepertoire nicht nur psychologischer Forschung,
sondern gerade auch vieler psychotherapeutischer Schulrichtungen. Um
Präjudizierungen zu vermeiden, sollten diese als Schülerverteilmaterial in der
folgenden Unterrichtsstrecke immer ohne Titel und Diagnose, aber mit dem Namen
des/der britischen Originalsprechers/in ausgedruckt werden. Für die gesamte UE
können zehn Stunden á 45 min veranschlagt werden. Für manche Themenkomplexe
sind dabei
90min-Doppelstunden ratsam. Nach 1./2. Stunde kann die UE auch über einen
längeren Zeitraum verteilt werden – vorteilhaft für die Anleitung zur rechtzeitigen
häuslichen S-Vor-/Nacharbeit.
1. Stunde: Schon bei der Erstpräsentation der Filmclips „Parallelwelten“, „Die
Sache mit der Glühbirne“ und „Fisch am Haken“ kommt es darauf an, möglichst
wenig Etikettierung vorwegzunehmen, damit eine wichtige Berufsanforderung an
psychologisch ausgebildetes therapeutisches Personal gleich mitvermittelt wird: die
Bemühung darum, was bei dem Betroffenen der "Fall" sein könnte (Diagnose).
Gleich drei dieser Fallschilderungen hintereinander mag zwar als massiver
emotionaler Impact des durch Betroffene erlebten Elends psychischer Störung
durchaus eine pädagogisch heikle Anforderung an die Einfühlung der Schülerinnen
und Schüler setzen, fördert aber durch die Vorlage der Verbatims die notwendige
Haltung professioneller rationaler Distanz (wichtig für jeden therapeutischen Erfolg)
und legt die unterrichtliche Methode des Vergleichen nahe. Dabei können nicht nur
die Unterschiede gut herausgearbeitet werden (Ausgangspunkt der Diagnose),
sondern auch das, was diese Patienten mit vielen anderen gemeinsam haben: der
Leidensdruck, mit dem Therapeutinnen und Therapeuten konfrontiert werden, und
von Betroffenen inganggesetze Bewältigungsstrategien („coping“, zum Begriff
vgl.Myers 707, Zimbardo 478-484. Hier oft schon Bestandteil der
psychopathologischen Symptomatik).
2. Stunde: Zunächst wird dem Anliegen der Medienbildung Rechnung getragen: die
Berücksichtigung der Interessen der medial Dargestellten
(Vertraulichkeit,Persönlichkeitsrecht, Menschenwürde) – dazu gibt es Auskünfte über
das Making-Of aus der britischen Originalproduktion. Weil dabei unser
gesellschaftlicher Wertekanon berührt ist, kann dieses Anliegen natürlich auch bei der
Tätigkeit von experimentell-psychologischen und psychotherapeutischen Fachkräften
thematisiert werden (AB 1). Die Berufsverbände bieten hier mit der Aufstellung eines
Berufsethos gute Orientierung für Einsteiger. Das Besondere in der
experimentalpsychologischen Forschung und in der psychotherapeutischen
Ausbildung / Praxis: die bisweilen unverzichtbare Täuschung von Probanden und die
Frage der Fähigkeit zur Einwilligung bei schwerer gestörten Patienten.
Michel Beisel
© 2013 LMZ-BW SESAM
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3. Doppelstunde: Soziale Phobie – „Fisch am Haken“
„[D]ass soziale Ängste insbesondere bei Jugendlichen sehr verbreitet sind und
während der Pubertät an Intensität zunehmen, verleiht der Erforschung der sozialen
Angst im Jugendalter eine hohe Priorität.“ (Schowalter, M.: Soziale Angst im
Jugendalter –soziale Kompetenz, kognitive und pyschophysiologische Faktoren, Diss.
Heidelberg 2001, S.1) – dieses klinische Forschungsdesiderat bekommt natürlich im
Unterricht, wo genau dieser Populationsausschnitt anzutreffen ist, noch eine
besondere Bedeutung: „60 Augenpaare starren mich an, wenn ich an der Tafel was
erklären muss. Das halte ich nicht aus, am liebsten würde ich abhauen.“ (eine
15jährige) – wenn man von einer Verbreitung von durchschnittlich 13 % bei
Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren ausgehen muss, wird auch klar, welcher
volkswirtschaftliche Schaden mit dem damit verbundenen „hohen Risiko für einen
vorzeitigen Schulabbruch“ dieser doch vergleichsweise großen Gruppe von
Betroffenen entsteht, ganz abgesehen von den persönlich negativen Auswirkungen
gerade für den jungen Menschen. Insofern wiegt das Risiko, mit der Thematisierung
sozialer Phobien im Psychologieunterricht eine für Betroffene pädagogisch riskante
Konfrontation anzustoßen weniger schwer als die Möglichkeit durch wichtige
Unterscheidungsmerkmale und Therapieformen auch persönlich verwertbare
Kenntnisse zu vermitteln. So ist es hilfreich, Schülerinnen und Schüler mit wichtigen
symptomatischen Unterschieden bei Angststörungen („generalisierte Angststörung“,
„Panikstörung“, „Phobien“) zunächst eine rational-sprachliche Erarbeitung leisten zu
lassen. Anhand des Verbatims (Einsatz des Clips „Fisch am Haken“ entweder hier
oder schon in der 1.Stunde) können sie sich nun aufgrund der geleisteten
begrifflichen Erarbeitung darüber klar werden, ob es sich (wie
im SWR-Wissenspool benannt) um Symptome einer Agoraphobie im
Zusammenhang mit einer Panikstörung (wie in der Website der britischen
Originalclips mit angedeutet) oder doch eher einer soziale Phobie (F 40.1 nach ICD10) handelt, von der vorliegender Unterrichtsentwurf ausgeht. Dabei werden
exemplarisch natürlich die Probleme einer klinisch-psychologischen Etikettierung
deutlich. Die Diskussion der Lehrbuch-Einschätzung "Soziale Phobie ist eine extreme
Form von
Schüchternheit" soll an dieser Stelle die notwendige Rückbindung an das Erleben
psychischer Normalität ermöglichen. Dabei kann auch allgemein der ursprüngliche
evolutionsbiologische „Sinn“ von Angst (vgl. Informationsportal mit Interviewclips bei
Planet Wissen , Myers 570-573) nachgetragen werden. Am Schluss steht die
Erarbeitung der (kognitiven) Verhaltenstherapie bei Phobien (Myers 803f.,
systematische Desensibilisierung, Exposition)und dem dazugehörigen
psychologischen Forschungsparadigma (Lerntheorie Myers 340 – 359,
Behaviorismus). Als anschauliches Beispiel, wie eine Schulangst (die Ähnlichkeiten
mit einer Soziophobie hat) „erlernt“ (Mobbing) und behandelt werden kann, kann die
Planet-Schule-Reportage „Angst im Nacken - Casey will ihre Angst besiegen“ über
eine Fünftklässlerin (LMZ Nr. 4684177, als Mitschnitt in allen badenwürttembergischen Kreismedienzentren) herangezogen werden.
Michel Beisel
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Material zu:“ Gezeichnete Seelen“
4.Stunde : Bipolare Störung - „Die Sache mit der Glühbirne“
Eine kürzere Unterrichtseinheit will bei „Die Sache mit der Glühbirne“ zunächst das
entscheidende Merkmal des Umschwungs beim früher so genannten „manischdepressiven Irreseins“ anhand des Verbatims herausarbeiten. Die sachliche
Erschließung setzt bei der Zuordnung zur Klasse der affektiven Störungen an. (Das
von der Verbreitung her hier sehr viel umfangreichere Thema depressiver
Störungen verlangt eigentlich eine weitergehende Beschäftigung, kann aber hier
nicht ausgeführt werden.) Die Selbstgefährdung im Alltag der Patienten steht im
Mittelpunkt der Erschließung, was die Notwendigkeit einer Therapie unterstreicht.
Die Entdeckung von Lithium als medikamentöse Linderung bildet den Abschluß der
Einheit.
5.Doppelstunde : Schizophrenie - „Parallelwelten“
Die ambitioniert ästhetische Machart der Clips legt ein altes Klischee vom
Zusammenhang von künstlerischem „Genie und Wahnsinn“ (schon Platon –
Phaidros) nahe: aussergewöhnlich Kreative berührten in ihren Erfahrungen den
Wahnsinn, oder es gebe gar einen ursächlichen Zusammenhang zwischen
Kreativität und psychischen Störungen. Wie die Kausalitätsbeziehung genau
aussieht und nachgewiesen werden kann, mag dahin gestellt bleiben (Zimbardo
355). Jedenfalls haben
Kunstwerke von Menschen mit psychischen Störungen Platz im PsychologieLehrbuch gefunden (ebd. mit Van Gogh, Myers 780 im Zusammenhang
schizophrener Wahrnehmungsstörung). Und das hat gewiss mit Hans Prinzhorn zu
tun: Er legte mit seiner Sammlung und seiner Veröffentlichung dafür den Grundstein.
Allerdings vermeidet er tunlichst den Begriff „Kunst“ in seinem hier zugrundegelegten
online digitalisiert zugänglichen Pionierwerk „Bildnerei der Geisteskranken“ von
1922. Sein Zugang ist gestaltpsychologisch, und die Mehrzahl, nämlich 75 % der
ausgewerteten
Werke stammen von schizophrenen Patienten (was angesichts der Symptomatik nicht
überrascht).
Der Clip „Parallelwelten“ und seine Diagnose wurde schon in der 1. Stunde
behandelt, nun kann über einen Einstieg, der die Diskussion um Kunst und
Wahnsinn und die besondere Nähe schizophrener Symptomatik dazu anreisst und
über die Sammlung Prinzhorn informiert (L-Vortrag oder S-Referat,
Sachinformation 2), zur Beschäftigung mit (statt wie im Clip fremdkonstruierten)
originären Werken, über die Prinzhorn berichtet, angeleitet werden. Anhand von
drei Beispielen
kann eine arbeitsteilige Aneignung über die Begegnung mit einem herausragenden
Bildwerk samt der dazugehörigen, viel (Psychiatrie-)Geschichte atmenden
ausführlichen Fallschilderung erfolgen – als Ausdruck zur Verfügung gestellt oder im
Internet angesteuert. Es muss Schülerinnen und Schülern immer klar vor Augen sein,
dass es sich um Behandlungsbedingungen auf dem Stand klinisch- psychologischer
Forschung von vor fast 100 Jahren handelt (siehe Glossar-Begriffe). Heute wird von
einem Ungleichgewicht in der Gehirnchemie als Ursache der Störung (Myers 782ff.)
und Veranlagungsfaktoren (Myers 784f., Zimbardo 583) ausgegangen
Michel Beisel
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Material zu:“ Gezeichnete Seelen“
6.Stunde: Zwangsstörung – „Wahnsinnig zwanghaft“ / „Immer wieder“
Mit der im Englischen erkennbaren Doppelseitigkeit der Klassifizierung
(Zwangsgedanken und Zwangshandlungen) werden die beiden Clips, nacheinander
gezeigt, zur umfassenden Erschließung dieser Störung verwendet. Dann wird die
Zuweisung zu Angststörungen anhand der geschilderten Symptome thematisiert.
Den Schluß bildet ein Blick auf die Therapiekonzepte samt den dazugehörenden
psychologischen Paradigmen und die Frage, womit Therapieerfolge bei
Zwangsstörungen zu erzielen sind.
7.Stunde : Ess-Störungen - „Unsichtbar werden“
Begonnen wird mit dem Abrufen des angesichts der Relevanz erwartbar verbreiteten
Alltagswissens über „Magersucht“. So wird die Aufmerksamkeit geschärft für im nun
zu präsentierenden Clip begegnenden Symptomen und Begleiterscheinungen der
Ess-Störung. Bestimmte Themen werden mit dem Arbeitsblatt einer vertieften
Kenntnis zugeführt, wobei die Alternative auch sein könnte, die Screenshots ohne
schon Lösungshinweise enthaltende Fragestellungen des Arbeitsblattes einzusetzen.
Die Wissensaneignung ist der Schwerpunkt der Erarbeitungsphase, zu der
Lehrbuchausschnitte oder Material des zur Sendung gehörenden Wissenspools
eingesetzt werden können. Die mediale Präsentation im Zusammenhang mit
therapeutischen Bemühungen wird in der Metaphase problematisiert.
8.Stunde: Selbstverletzendes Verhalten – „Blutige Tränen“
Der Einstieg bemüht sich um einen niedrigschwelligen Zugang, auch wenn damit
zunächst riskiert wird, die verschiedene Dynamik für selbstverletzendes Verhalten
und für Fingernägelkauen zu vermischen. Die Erarbeitung des Clips erfolgt mit dem
in Sprechblasen organisierten Verbatim (Arbeitsblatt), weil es sich um drei
unterschiedliche Betroffenenschilderungen handelt. Die Metaphase versucht den seit
einigen Jahren unter Jugendlichen erkennbaren Trend zum Shaping des eigenen
Körpers mit (zumindest latent) autoagressiven Mitteln (Piercing, Tatooing, auch
SchönheitsOPs gehören in letzter Konsequenz hierher) anzuschließen.
Hinweise: Autismus – „Ein Fremder auf dem Schulhof
Hier erfolgt aufgrund der erst zum Mai 2013 zu erwartenden Neuordnung der
diagnostischen Kriterien im massgeblichen DSM V der APA (American Psychiatric
Association) zu einem „autism spectrum disorder“(vgl. Bericht bei SPIEGEL-Online)
kein ausgeführter Unterrichtsverlauf. Auch aufgrund der eher biologischhirnorganischen Ätiologie kann hier nur auf einschlägige Abschnitte in den
Lehrwerken (z.B. Myers 164, Zimbardo 588f. ) verwiesen werden. Es wird angeregt,
mithilfe des Verbatims typische Merkmale, z.B. im Zusammenhang mit der
Untersuchung der sich im Kindesalter entwickelnden „theory of mind“ (Myers 163 mit
anschaulicher Visualisierung des Versuchsaufbaus), soziale Begleiterscheinungen
und Folgewirkungen zu erarbeiten. Empfohlen sei zudem die Beschäftigung mit
Spielfilmen (Ben X) und Dokumentationen (Wrong Planet, Auszug zum Download auf Planet
Schule mit Wissenspool), die die Schicksale autistischer Jugendlicher behandeln.
Michel Beisel
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Material zu:“ Gezeichnete Seelen“
Übersicht
Lehrpläne
a) Psychologie:
Baden-Württemberg - Kursstufe Sek. II Gymnasium, 2004:
http://www.bildung-staerktmenschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Gym/Gym_Psych_wb
_bs.pdf
Rheinland-Pfalz: Lehrplan für das berufliche Gymnasium, Unterrichtsfach
Psychologie, Pädagogisches Landesinstitut 2012: http://bbs.bildungrp.de/fileadmin/user_upload/bbs/bbs.bildungrp.de/materialien/lehrplaene/Lehrplan_2012/BG_Lehrplan_Komplett_Psychologie.pdf
Saarland: Lehrplan Psychologie Fachoberschule Fachbereich Sozialwesen,
Saarland, Ministerium für Bildung, Saarbrücken 2011:
http://www.saarland.de/dokumente/thema_bildung/LP_FOS- S_Psychologie.pdf
Nordrhein-Westfalen: Lehrplan Psychologie Sekundarstufe II Gymnasium/Gesamtschule
http://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/lehrplaene/upload/lehrplaene_
download/g ymnasium_os/4729.pdf
b) Evang. Religionslehre
Baden-Württemberg Bildungsplan 2004 Evang. Religionslehre Kursstufe
Gymnasium, ab S. 34 (Dimension: Welt und Verantwortung, Themenfeld:
Wriklichkeit): http://www.bildung-staerktmenschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Gym/Gym_evR_bs.pdf
Pfarrer Michael Beisel ist Studienleiter für Medienpädagogik am
Religionspädagogischen Institut der Evang. Landeskirche in Baden und
theologischer Referent am Landesmedienzentrum Baden- Württemberg . Er hat
neben Evang. Religionslehre mehrere Jahre Psychologieunterricht in der Kursstufe
am Karlsruher Lessing-Gymnasium erteilt. Während seines Studiums absolvierte er
ein mehrmonatiges pflegerisches Praktikum in einer Nachsorgeeinrichtung für
Psychiatriepatienten.
Michel Beisel
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Mterial zu „Gezeichnete Seeelen“
Links und Literatur
Gerrig,J.G.,Zimbardo,P.: Psychologie, aus dem amerik.übers.v. Graf.,R.,
München 18.Aufl.2008, Kap.14 Psychische Störungen S.548-593, Kap.15
Psychotherapie S.596 - 633, Kap. 2.3 Ethische Grundsätze der Forschung an
Mensch und Tier, S.43-48 (www.pearson-studium.de)
Myers,D.: Psychologie, aus dem amerik.übers.v.Reiss,M., Heidelberg 2.Aufl.2008,
Kap.17 Klinische Psychologie: Psychische Störungen S.743-794, Kap. 18 Klinische
Psychologie: Therapie S.795-839, Kap.1.6 Häufig gestelte Fragen zur Psychologie,
S.45-53 http://lehrbuch3.herokuapp.com/projects/myers-die-zweite,
Inhaltsverzeichnis:
https://lehrbuch3.s3.amazonaws.com/files/asset/4f144c4647aeaa003a00001f/Myers
2_IHV.pdf, Glossar (mit englischen Begriffen in Klammer):
https://lehrbuch3.s3.amazonaws.com/files/asset/4f144c2647aeaa003a00001b/Gloss
ar-947-968.pdf
Bastine, R., Fiedler,P. (hgg.u.a.): Grundbegriffe der Psychotherapie, Weinheim /
Deerfield (FLA) 1982
Deutsche Psychotherapieforschung, Stand 05/2012 (U.a. Soziale Phobien, EssStörungen, Psychot. Störungen): http://idwonline.de/pages/de/attachmentdata16294.pdf
Faulstich, H.: Von der Irrenfürsorge zur "Euthanasie". Geschichte der badischen
Psychiatrie bis 1945, Freiburg 1993
Prinzhorn:
Prinzhorn, H.: Bildnerei der Geisteskranken. Ein Beitrag zur Psychologie und
Psychopathologie der
Gestaltung, Berlin 1922, online digitalisiert: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/prinzhorn1922
Beyme, K.v.: Das Zeitalter der Avantgarden: Kunst und Gesellschaft 1905-1955,
467-472: 4.Die Kunst der Geisteskranken ( aus Kap.XII: Archaismus, Primitivismus,
Exotismus, Folklorismus, Infantilismus)
Sammlung Prinzhorn. Die Zeitschrift zur Ausstellung (hg.Burkert, H. u.a.),
Vernissage 15.Jg, 13 /07, Heidelberg 2007
Wikipedia Art. “Art brut”:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Art_brut&oldid=110026612
Wikipedia Art. “Zustandsgebundene Kunst”:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zustandsgebundene_Kunst&oldid=8238277
4
Wikipedia Art. “Entartete Kunst”:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Entartete_Kunst&oldid=112356425,
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/9/9a/Handzettel_zur_Ausstellung_Entartete
_Kunst_in_M%C3%BCn chen_1937.jpg (Ausstellungsplakat)
Michel Beisel
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Mterial zu „Gezeichnete Seeelen“
Ausstellungen Prinzhorn-Sammlung:
http://www.uniheidelberg.de/presse/news07/2711ernst.html
http://www.uniheidelberg.de/presse/ruca/ruca2_2001/brandc_mundt.html
Adolf Wölfli, ein weiterer Künstler (aus der Schweiz):
http://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=Category:Adolf_W%C3%B
6lfli&oldid=86718641
http://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Adolf_W%C3%B6lfli&oldid=53150
518
Michel Beisel
© 2013 LMZ-BW SESAM
Material zu „Gezeichnete Seelen - Unterrichtsmodul“
Unterrichtseinheit „Gezeichnete Seelen“
Zeit / Phase
1.Stunde
Einstieg:
10 min
8 min
Erarbeitung
15 min
Metaphase / Reflexion
12 min
Hausaufgabe
Inhalt
Einstieg
• Knappe L-Anmoderation (Thematik „seelische
Gesundheit“, Hintergründe (Entstehung / Absicht)OHNE NENNUNG DER DIAGNOSEN, Filmclips (1-3)
• Gesprächsangebot: Was ist mir aufgefallen, welche
Fragen habe ich? (filmsprachlich, inhaltlich – ggf.
notieren lassen oder frontal sammeln)
• Arbeitsaufgabe
- Markiert Handlungen oder Gedanken, durch
die sich die Person selbst helfen kann / will
- Markiert, woran erkennbar ist, dass die
Person Hilfe braucht
- Notiert jeweils Begriffe, die einer
therapeutischen Fachkraft helfen würden,
eine zutreffende Diagnose zu stellen.
L-Moderation: Zusammentragen der Ergebnisse
(auswahlweise). Bericht über Schwierigkeiten der Bearbeitung
der Aufgabe (Gründe?). Formulierung von Interessen und ggf.
persönlichen Befindlichkeiten bei weiterer Bearbeitung der
Thematik.
LI: Stattet Euch mit den korrekten englischen Fachbegriffen
aus für: „Generalisierte Angststörung“ , „Schwere Depression“,
Methode / Arbeitsform
Plenum: L-Präsentation
Plenum: Klassengespräch
Clips 1-3: „Parallelwelten“ (03:00), „Die
Sache mit der Glühbirne“ (03:07), „Fisch
am Haken“ (03:07) OHNE NENNUNG
DER DIAGNOSEN
(ggf. fall-arbeitsteilige) PA
Aus Sachinformation 1 Verbatims Clip 13
OHNE NENNUNG DER DIAGNOSEN
Kreisgespräch
Nachhaltige Planungsdokumentation
(z.B. flipchart)
„Psychose“ „Schizophrenie“, „Phobie“, „Zwangsstörung“, „EssStörung“, „Verfolgungswahn“ „Selbstverletzendes Verhalten“,
„manisch-depressive Störung“ „Platzangst“ „Panikstörung“
„Neurose“ „psychische Störung“ „Wahnvorstellungen“
Stummer Impuls bei vermutetem Bedarf (fakultativ) siehe Zusatzmaterial 2 : Bin ich psychisch krank?
Michel Beisel
© 2013 LMZ-BW SESAM
Medien/Material
(ab Mai 2013 evtl. überholte) DSM-IVCodes, Glossar (Myers)
Material zu „Gezeichnete Seelen - Unterrichtsmodul“
2. Stunde
Medien-/psychologisches Berufsethos
Einstieg:
5 min
•
Erarbeitung
25 min
•
•
Metaphase / Reflexion
15 min
Hausaufgabe
Michel Beisel
© 2013 LMZ-BW SESAM
Diskussionsimpuls: „Wenn ich psychisch krank wäre
– würde ich wollen, dass man einen Film über mich
dreht?“ Argumente dafür und dagegen sammeln,
verschiedene Perspektiven einnehmen (Regisseur /
Patient / interessierte Öffentlichkeit)
Aufgabe: Vergleichen Sie die Situation eines
psychologischen Experiments mit einem Filmprojekt
über psychische Erkrankte: was ist gleich, was ist
anders – für Macher und für Teilnehmende?
Aufgabe: Formuliert Sie gemeinsam kurze Regeln
zur Ethik filmischer/ medialer Bearbeitung des
Themas psychische Erkrankung !
L-Moderation: Ergebnisse der Partnerarbeit
zusammentragen, Vergleich mit Tafelanschrieb des Einstiegs
Recherchieren Sie: welche spezifischen Anforderungen
können sich aus a) wissenschaftl.-psycholog. Experimenten
und b) der therapeutischen Praxis ergeben, die zu ethischen
Verhaltensweisen im Widerspruch stehen?
TA, Plenum
Tabuisierung von psych. Krankheiten
EA (Texte)
Arbeitsblatt 1: Wenn ich psychisch krank
wäre
Berufsethos DGP/BDP
GA /PA
Plenum
Mögl.Lösung: Die Teilnahme Betroffener und
ihre Beiträge sind freiwillig. Sie müssen vor,
während und nach der Produktion ihre
Zustimmung geben und dazu rückhaltlos
informiert werden. Anonymität und
Vertrauen müssen garantiert werden. Das
Filmteam übernimmt die Verantwortung
dafür, dass die Betroffenen vor physischen
und psychischen Gefährdungen geschützt
werden.
z.B. Zimbardo 43-48, Myers 48-52
Material zu „Gezeichnete Seelen - Unterrichtsmodul“
3. und 4. Stunde
Angststörungen („Fisch am Haken“)
Einstieg / Erarbeitung
10 min
Anwendungsbeispiel
10 min
•
LI: Erarbeiten Sie sich wichtige Unterschiede in der
Diagnose von Angststörungen: „generalisierte
Angststörung“, Panikstörung“ und „Phobien“
• Gemeinsame Auswertung
• Verbatim: „Fisch am Haken“
• LI - Diskussion: Unter welcher Art von Angststörung leidet
Mike?
Metaphase / Reflexion 1
10 min
•
Metaphase / Reflexion 2
10 min
•
•
Erarbeitung
10 min
Erarbeitung
25 min
•
•
•
Metaphase / Reflexion
10 min
Hausaufgabe
(Sonderaufgabe für
Interessierte)
Michel Beisel
© 2013 LMZ-BW SESAM
•
L-Impuls: Verbatim die letzten sechs Zeilen –
Diskutieren Sie die Annahme: „Mike rationalisiert hier
seine für die Umgebung unverständlichen
Verhaltensweisen, die aus seiner Angststörung
resultieren.“ Inwiefern kann dies eine erfolgreiche
Therapie behindern? (Krankheitseinsicht !)
„Soziale Phobie ist eine extreme Form von
Schüchternheit“ – Diskussion: Aussage hilfreich oder
nicht? - für Betroffene, für Nichtbetroffene, für
Therapeuten?
„Angst ist gesund“ – inwiefern trifft diese Aussage zu?
L-Impuls: Erarbeiten Sie sich die hirnorganischen und
evolutionsbiol. Grundlagen der Emotion „Angst“
LI: Wie entstehen Angststörungen? Beschreiben Sie
einander zwei Erklärungsansätze aus der Psychologie
und dementsprechende Therapiekonzepte
LI: Erklären Sie einander, wie kognitive
Verhaltenstherapie schrittweise Phobien behandeln
kann – welchem Erklärungsansatz entspricht sie?
Diskussion: Würde diese Therapieform auch Mike
helfen? Welche Wirkungen kann man mit
Medikamenten erzielen?
Aufgabe: Berichte über die Reportage. Inwiefern
handelt es sich bei Casey über eine „erlernte“ Angst?
Benenne die Arbeitsschritte / Hilfsmittel der gezeigten
therapeutischen Maßnahmen (Therapieansatz?)
EA, Textarbeit
Myers 756.766. Hilfreiche Grafik zur Einteilung
Plenum, TA: Definition
jew. in einem Satz (HE)
EA, Textarbeit
Plenum
Vgl. Glossar (Myers)
Kreisgespräch
Sachinformation 1 Verbatim: “Fisch am Haken”
OHNE DIAGNOSE
mögliche Lösung: Agoraphobie, Soziophobie,
Panikstörung (und auch Komorbidität/Kombi)
Verbatim ab „Man könnte vielleicht denken….“
TA, Kreisgespräch
Aus: Myers 758
TA Kreisgespräch
EA / PA
EA / PA
Kreisgespräch
Visualisieren, Rollenspiel,
Kärtchen, Quantifizieren
Herstellung eines AB aus z.B. Myers 77.572f.
762f und SWR-Planet Wissen
Myers 762f.767 (unterschiedliche Paradigmen:
Behaviorismus, Tiefenpsychologie)
Sopho-Net: Homepage zu sozialen Phobien:
http://www.sopho-net.de/concerned/therapy
http://www.sopho-net.de/concerned/faq
Myers 802-805 (Desensibilisierung,
Konfrontation) Zimbardo 624 (Antidepressiva) –
dazu eher kritisch Myers 828f (Anxiolytika)
Sendungsmitschnitt „Angst im Nacken - Casey will ihre Angst
besiegen“ (SWR 4684177, als Mitschnitt in allen badenwürttembergischen Kreismedienzentren)
Buch und Regie: Sylvia Koschewski mdr 2009, telekineFernsehproduktion im Auftrag des MDR
Material zu „Gezeichnete Seelen - Unterrichtsmodul“
5. Stunde
Einstieg:
10 min
Erarbeitung
25 min
Erarbeitung / Reflexion
15 min
Michel Beisel
© 2013 LMZ-BW SESAM
Bipolare Störung („Die Sache mit der Glühbirne“)
(Ggf. Wiederholung, s.1.)Clip „Die Sache mit der Glühbirne“
• LI: Was fällt an Gegensätzen in dieser
Selbstschilderung auf? Bitte Abschnitte im
Text markieren.
• L-Mod.: Zusammenführen der Ergebnisse
• Aufgabe: Erschließen Sie sich, inwiefern man die
bipolare Störung zu den Affektstörungen (mood
disorders) rechnet.
•
Diskussion: worin könnte sich ein Patient selbst
gefährden?
•
•
Aufgabe: Information Medikation mit Lithium.
Diskussion: Welche Veränderung begann mit der
Entdeckung des Wirkstoffs, welche Wirkungen und
Nebenwirkungen sind damit verbunden?
Akzeptabel?
L-Präsentation / EA
Plenum
Kreisgespräch
Aus Sachinformation 1 Verbatim „Die
Sache mit der Glühbirne“ als AB
Anschauliche PET-Abb. zum Umschwung
im Gehirn bei Myers 773
Myers 767 -779
Grafik aus Wikimedia Commons ggf. OHF
EA
Kreisgespräch
Mögl. Lösung: „unbedachte Investitionen,
Kaufräusche […]Obwohl Menschen im
manischen Zustand Ratschläge irritierend
finden, müssen sie vor ihrem eigenen
mangelhaften Urteilsvermögen geschützt
werden.“ Myers 768
AB herstellen aus Myers 832 und
Wikipedia Art. Bipolare Störung:
Phasenprophylaxe
Material zu „Gezeichnete Seelen - Unterrichtsmodul“
6.und 7. Stunde
Einstieg
10 min
Erarbeitung
5 min
Erarbeitung (arbeitsteilig)
40 min
Ergebnissicherung
10 min
Erarbeitung
5 min
Ergebnissicherung
10 min
Metaphase / Reflexion
10 min
Schizophrenie („Parallelwelten“)
• LI: Gibt es eine Beziehung zwischen Kreativität und
psychischen Störungen? Haben Kunst und Wahnsinn
etwas miteinander zu tun?
• L/S: Einführung zur Sammlung Prinzhorn und zur
Buchveröffentlichung im Kontext ihrer Zeit (1922 -1938)
• LI: Warum fand der künstlerisch interessierte Nervenarzt
Prinzhorn lohnende Werke vor allem bei Menschen mit
psychot. / schizophrenen Störungen? Suchen Sie nach
Anhaltspunkten für Kreativität im Verbatim
• Aufgabe: Erarbeiten Sie sich Fallschilderungen und
Bildwerke nach Prinzhorns Buch mithilfe der
Arbeitsfragen (AB)
• L-Mod.: Präsentation u.Zusammentragen der Ergebnisse
•
Aufgabe: Haloperidol, Perazin: Informieren Sie sich über
eine medikamentöse Therapie bei psychotischen
Störungen (wie und bei welchen Subtypen wirken
Neuroleptika, Nebenwirkungen?)
• L-Mod.: Präsentation / Zusammentragen der Ergebnisse
L-Vortrag/ S-Referat
EA, Textarbeit
Plenum
Arbeitsteilige EA / GA
Plenum
EA
Plenum
„Seit der Einführung spezifischer Medikamente, die oft zugleich mit der TA / OHF (Zitat)
psychotischen Symptomatik kreative Impulse eindämmen, ist
spontanes Kunstschaffen in den Kliniken kaum mehr zu finden. Auch
werden die stationären Aufenthalte …möglichst kurz gehalten, um
Hospitalisierungsschäden zu vermeiden. […] Andererseits gibt es ein
zunehmendes Maß an Therapieangeboten, die mit künstlerischen
Mitteln arbeiten. … [Es] wurde in den Kliniken noch nie so viel gemalt
und gesammelt wie heute.“ (Jádi, 47)
•
Michel Beisel
© 2013 LMZ-BW SESAM
Plenum
Diskussion: das Ende psychotischer Kunst ? bedauerlich?
Plenum
Beispiele Hölderlin, Nietzsche, Van Gogh…
Zu schizophrenen Störungen allgemein
Zimbardo 579-586
Sachinformation 2 Info Sammlung Prinzhorn
Aus Sachinformation 1 Verbatim
“Parallelwelten”: Stimmen reproduzieren
(schöpferisches Potential. Meist Stimmenhören
statt halluzinator. Bilderleben, Zimbardo 580)
Ausdrucke aus Prinzhorns Buch (ggf. auch mit
Zugang zu Online-Ressourcen)
Arbeitsblatt 2 - 4
Infos z.B. aus Myers 827 – 829, Wissenspool
zusammenstellen
Jádi-Zitat (vgl. Lit. Sachinformation 2 Info
Sammlung Prinzhorn)
Aussagekräftige Grafik Myers 827: Beispiel USA
mit rapider Abnahme stationärer Patienten ab
ca. 1955 in psychiatrischen Anstalten durch
landesweite Einführung von Neuroleptika
(wenn auch keine Aussage über deren Fähigkeit
den Alltag zu bewältigen oder gar ihre Heilung)
Material zu „Gezeichnete Seelen - Unterrichtsmodul“
8. Stunde
Einstieg:
12min
Zwangsstörung: „Wahnsinnig zwanghaft“ , „Immer und immer (und immer) wieder“
LI: „obsessive-compulsive disorder“ – bitte
Doppelbegriff klären.
Clips anschauen
Worin findet Steve, worin Danny Trost?
LI: Sind Elemente von Zwangsgedanken bei uns im
Alltag präsent, die uns die Störung verstehen helfen?
TA, Plenum:
Korbgespräch
Plenum: L-Präsentation,
AB,
S-Reaktionen
Diskussion
•
Aufgabe: Welcher der beiden Clips realisiert welchen
Aspekt der Störung?
Plenum
•
Aufgabe: Wie ist der Zusammenhang von
Zwangserkrankungen und Angststörungen zu
bestimmen? Wie werden heute die Ursachen
gesehen?
•
•
•
Erarbeitung
20 min
Metaphase / Reflexion
13 min
Michel Beisel
© 2013 LMZ-BW SESAM
Erarbeitung Therapiekonzepte (und die damit verbundenen
psychologischen Paradigmen- Behaviorismus, kognitive
Wende)
Diskussion: Was hilft Menschen mit Zwangsstörungen?
PA
Vgl. Hausaufgabe von
1.Stunde/Wörterbuch/Glossar
Clips „Wahnsinnig zwanghaft“ (03:06),
Immer und immer (und immer) wieder (03:35)
mit Verbatims aus Sachinformation 1
Bsp.:„Habe ich die Tür auch wirklich
abgeschlossen?“
Mögl.Lösung: Handlungen/compulsions: „Immer
wieder“ Gedanken/obsessions: „Wahnsinnig
zwanghaft“
AB aus Materialien: Planet Wissen, Myers 756ff
und Einordnung im DSM IV, dagegen: „Obwohl bei
den Zwangsstörungen auch Ängste eine Rolle spielen,
zählen sie nicht zu den Angststörungen im engeren
Sinne“ (Wikipedia Art. Zwangsstörung, vgl. aber ebd.
unter Komorbidität).
Arbeitsteilige PA
Plenum
Abb. 17.3: Myers 764
Kognitive Verhaltenstherapie z.B.
Myers S.809f
Planet Wissen (Psychopharmaka:
Glukoseverbrauch Frontallappen. Myers 829 zu
Antidepressiva, Zimbardo 625 Serotoninspiegel,
Medikament Fluctin)
Material zu „Gezeichnete Seelen - Unterrichtsmodul“
9. Stunde
Ess-Störungen („Unsichtbar werden“)
Einstieg:
15min
•
•
L-Moderation: Wissen über Ursachen und Symptome
der „Magersucht“ als einem Beispiel von EssStörungen
Clip „Unsichtbar werden“
Was konnten wir wiedererkennen, was ist neu?
(Ggf. Arbeitsaufgaben mithilfe der Screenshots)
Methode / Arbeitsform
Plenum: Korbgespräch, TA
(L) mit Stichworten
Plenum: L-Präsentation,
S-Reaktionen,
Diskussion
EA / PA
Erarbeitung
20 min
•
•
Metaphase / Reflexion
10 min
Michel Beisel
© 2013 LMZ-BW SESAM
Erklärungen / Ursachen für „Magersucht“ (biologischgenetisch, kulturell, sozial/familiär)
Therapieverläufe / Heilungsaussichten
Diskussion: Was hilft Menschen mit „Magersucht“?
- Zwangsbehandlung? (störungsbedingte
mangelnde Krankheitseinsicht, mangelnde
Compliance – Sterberate !)
- ihre Erfahrungen weitergeben, in Form eines
Videostatements / Tagebuch veröffentlichen?
(s. kognitive Therapie, aber auch: zweifelhafte
mediale Präsentation in „pro-ana“Internetportalen
z.T. als individuelle
Ergebnissicherung aus
Einstieg, Einzel- oder
Partnerarbeit (Texte,
Internetressourcen) oder
vorbereitetes S-Referat
Plenum
Medien/Material
Clip „Unsichtbar werden“ (03:53)
Screenshots (projiziert ggf. mit
Textzitatunterschrift, oder als Arbeitsblatt 5),
Mögliche Lösungen: „stimmt nicht mit mir“Informationsressourcen: Körperschema (vgl.
Zimbardo 427), Körperschemastörung ,
„Schlafen“- körperlich=Schwächezustände,
Frieren, coping=Macht/Kontrolle, depressiv=
Antriebslosigkeit, „angepasst“ – vgl. Myers
S.522, auch genet. Veranlagung (S.111,S.523)
Vgl. Wissenspool und Wikipedia Art.
Magersucht
Myers S. 522-526 (S.111: Ergebnisse aus
Zwillingsforschung) Zimbardo 427-431
Myers S. 807: cognitive therapy – hilft Patienten
dabei, „wie sie ihre guten und schlechten
Erfahrungen erklären können“. Mithilfe von
Tagebucheinträgen: „aufzeichnen und beschreiben,
wie sie dadurch zu vielem fähig wurden“.
Material zu „Gezeichnete Seelen - Unterrichtsmodul“
10. Stunde
Einstieg:
05 min
Erarbeitung
30 min
Metaphase / Reflexion
10 min
Selbstverletzendes Verhalten („Blutige Tränen“)
TA: Fingernägel: „Rund 10 Prozent aller Kinder
und Jugendlichen knabbern“ –
L-Impuls: was könnten die Ursachen sein?
Verändert sich das im Erwachsenenalter? Gibt es
Störungen, die in eine ähnliche Richtung gehen?
Filmclip „Blutige Tränen“ mit ausgeteiltem
Verbatim-AB
• Ursachen von SVV (gleich oder ähnlich
wie bei Nägelkauen?)
• Therapiemöglichkeiten: identifizieren Sie
das psychologische Paradigma und die
Behandlungsprinzipien einer
„verhaltenstherapeutischen
Kurzzeittherapie“.
L-Impuls: Zurück zum Anfang - sind ursächlich und in der
Verhaltenslogik gleiche Tendenzen wie beim Nägelkauen
erkennbar, oder ist es nicht vergleichbar? Gehört Piercen
und Tattoo insofern auch zu selbstverletzendem
Verhalten oder nicht? Warum wird in vielen Songs
selbstverletzendes Verhalten thematisiert (vgl.
Wikipedia-Art.)? Ist Ritzen ein fast ausschließlich
weibliches Verhalten , wenn ja warum?
TA - Plenum: Vermutungen
zu Ursachen, Entwicklung
und verwandten Störungen > Selbstverletzendes
Verhalten
Partnerarbeit: Bearbeitung
der Fragen auf dem AB
EA / PA mit
Informationsressourcen
(Links, Handouts)
Plenum
Abschlusstest der Unterrichtseinheit (fakultativ) siehe Zusatzmaterial 1 und Zusatzmaterial 3
Michel Beisel
© 2013 LMZ-BW SESAM
dpa-Meldung 5/2011, vgl.:
http://www.welt.de/gesundheit/article13365253/Kin
der-kauen-ihre-Naegel-bis-zum-Fleisch-herunter.html
Clip: “Blutige Tränen” (03:06), dazu
Arbeitsblatt 6
Informationsressourcen als AB oder online: Vgl. Links
im Wissenspool (Selbsthilfegruppen), Wikipedia
Art.Onchyophagie, Selbstverletzendes Verhalten
Aufruf zur Teilnahme an einer Therapieforschung:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Kurzzeittherapiebei-selbstschaedigenden.127255.0.html
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