16 FOTO: © BRENT HOFACKER - FOTOLIA Ernährung Eiweißalternativen auf pflanzlicher Basis als Lebensmittel der Zukunft? Der Trend, sich vegetarisch zu ernähren, nimmt immer mehr zu. In Österreich sind laut Schätzungen und Umfragen ca. 3 % der Bevölkerung Vegetarier (nach EVANA 2013). TEXT: P RIM. DR. MEINRAD LINDSCHINGER MAG. (FH) IRENE SCHMID PETRA PENDL (DIÄTOLOGIN) E in steigendes Gesundheitsbewusstsein sowie die Nachrichten über schlechte Lebensbedingungen und Medikamenteneinsatz in manchen Massentierhaltungen sind u.a. Gründe, dass viele Menschen lieber zu pflanzlichen Produkten greifen. Bei der vegetarischen Ernährung gibt es allerdings sogenannte kritische Nährstoffe, die oft zu wenig aufgenommen werden. Vor allem bei Veganern (Ablehnung aller Lebensmittel tierischen Ursprungs) kann die Aufnahme von Eiweiß, gewissen Vitaminen (B12, B2, D) und Mineralstoffen (Kalzium, Zink, Eisen) unter den empfohlenen Verzehrsmengen liegen. Um dem 03/2016 | www.kneippbund.at Bedürfnis der Konsumenten, der Eiweißproblematik Herr zu werden, nachzukommen, ist in den letzten Jahren das Angebot für Fleischersatzprodukte und Fleischimitate rasant angestiegen. Doch wie sinnvoll sind diese Produkte? WAS IST EIWEISS? Eiweiß (Protein) gehört zu den drei Hauptnährstoffen und erfüllt viele wichtige Funktionen in unserem Körper. So benötigen wir Proteine als Baustoff, einige wirken als Hormone oder Antikörper, andere wiederum sind Enzyme. Ein relativ geringer Anteil wird zur Energiegewinnung herangezogen. Aktiv-Club Hügelland Prim. Dr. Meinrad Lindschinger Leiter des Instituts für Ernährung und Stoffwechselerkran­kungen, Laßnitzhöhe; Vorsitzender des Kneipp-Aktiv-Clubs Hügelland; Wissenschaftliche Leitung der Apfel, Obst und Gemüse Akademie Mag. (FH) Irene Schmid Gesundheitsmanagement am Institut für ­Ernährung und Stoffwechselerkrankungen; Schriftführerin des Kneipp-Aktiv-Clubs Hügelland östlich von Graz; Referentin an der Apfel, Obst und Gemüse Akademie 17 Pflanzliche Eiweißlieferanten Fleisch, Geflügel, Wurstwaren Fisch und Meeresfrüchte Milch und Milchprodukte Eier Getreideprodukte Hülsenfrüchte Nüsse Tabelle 1 Biologische Wertigkeit von Proteinen aus verschiedenen Lebensmitteln Lebensmittel Hühnerei Biologische Wertigkeit 100 Schweinefleisch 85 Rindfleisch 80 Geflügel 80 Kuhmilch 72 Sojaprotein 81 Roggenmehl (82 % Ausmahlung) 78 Kartoffeln 76 Bohnen 72 Mais 72 Reis 66 Weizenmehl (82 % Ausmahlung) 47 Tabelle 2. (Quelle: Ernährung des Menschen, Elmadfa, I., Leitzmann, C., 2004) spricht von sogenannten essentiellen (lebensnotwendigen) Aminosäuren. Je mehr dieser essentiellen Aminosäuren im Nahrungseiweiß enthalten sind und je mehr körpereigenes Eiweiß aus Nahrungseiweiß gebildet werden kann, umso höher ist die biologische Wertigkeit (Tabelle 2). Tierisches Eiweiß hat im Durchschnitt eine höhere biologische Wertigkeit als pflanzliches Eiweiß. Allerdings kann man durch die Kombination von verschiedenen proteinhaltigen Nahrungsmitteln die Wertigkeit aller Speisen deutlich verbessern. ,, Um als Fleischersatz dienen zu können, ist eine aufwendige industrielle Verarbeitung der eiweißhaltigen Pflanzen-Produkte notwendig. GÜNSTIGE NAHRUNGSMITTEL­ KOMBINATIONEN Käse: Das Eiweiß der Sojabohne wird zur Gerinnung gebracht und ausgefällt. Dabei entsteht eine topfenartige Masse, die entwässert und gepresst wird. Tofu hat kaum Eigengeschmack und benötigt daher bei der Zubereitung viel Würze. Um die biologische Wertigkeit zu erhöhen ist die Kombination von Getreideerzeugnissen mit Milch und Milchprodukten, Fisch, Fleisch, Eiern oder Hülsenfrüchten günstig. Auch das Zusammenspiel von Kartoffeln mit Milch und Milchprodukten, Fleisch, Fisch oder Eiern wirkt sich besonders positiv aus. Hülsenfrüchte in Kombination mit Milch, Fleisch, Fisch, Eiern und Getreide erhöhen ebenso die Wertigkeit. Aus Sojamehl hingegen wird Sojafleisch, auch bekannt unter dem Namen TVP (Textured Vegetable Protein) oder „Novel Protein Food“ hergestellt. Das Mehl wird dabei oft noch zu Proteinkonzentraten weiterverarbeitet und unter hohem Druck bei hohen Temperaturen durch eine spezielle Maschine (Extruder) gepresst. Dadurch erhält es eine faserige Konsistenz, der Geschmack ist auch eher neutral. Durch das Hinzufügen von Gewürzen und ,, k Aus Lupinensamen wird Lupinentofu hergestellt. Praktische Beispiele dafür sind: Brot mit Käse oder Topfenaufstrich, Spiegelei mit Röstkartoffeln, Bohnengulasch mit Roggenbrot, Nudelgerichte mit Parmesan, Erbsenreis, Folienkartoffeln mit Kräutertopfen, Linsen mit Würstchen, Spaghetti mit Fleischsauce, Reisfleisch usw. EIWEISSALTERNATIVEN In großen Supermärkten, Reformhäusern, Naturkostläden oder Asia-Shops bzw. in Online-Shops erhält man auch eine beträchtliche Anzahl an speziellen vegetarischen Lebensmitteln, die als Fleischersatz dienen sollen. Argumente für den Einsatz dieser Produkte sind zum Beispiel eine ausreichende Versorgung mit Eiweiß und die Möglichkeit, eine fleischähnliche Mahlzeit zubereiten zu können. Um allerdings als Fleischersatz zu dienen, FOTO: © U. GERNHOEFER - FOTOLIA Tierische Eiweißlieferanten Der wohl bekannteste Vertreter hier ist Tofu. Dieser wird ähnlich hergestellt wie ,, Eiweißquellen ist ­ häufig eine starke industrielle Verarbeitung der natürlichen Lebensmittel notwendig. Als Ausgangsprodukte dienen hauptsächlich Hülsenfrüchte (Soja, Lupinen), Getreide (meistens Weizen und Dinkel), Gemüse, Pilze, Bodenpilze und Bakterien. Fleischersatz aus Sojabohnen ,, Ca. 1.000 Eiweiße sind bisher bekannt. Sie kommen sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln vor (Tabelle 1). Die Grundbausteine von Proteinen sind die Aminosäuren. Bestimmte Aminosäuren kann unser Körper selbst nicht bilden, daher müssen diese mit der Nahrung aufgenommen werden. Man FOTO: © IGOR - FOTOLIA Ernährung www.kneippbund.at | 03/2016 Ernährung Aromen erhält das Endprodukt seinen fleischähnlichen Geschmack. Sojafleisch findet hauptsächlich Verwendung als Burger, Faschiertes oder Geschnetzeltes. Alles steht und fällt mit einer gesunden Durchblutung – ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG – Keiner spricht offen darüber, doch viele Männer kennen das Problem mit der Standfestigkeit. Unter erektiler Dysfunkion versteht man die andauernde Unfähigkeit, zumindest über drei Monate, eine Erektion des Penis zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Ein befriedigender Geschlechtsverkehr ist somit nicht möglich. Wichtig ist, dass die Ursache vom Arzt abgeklärt werden muss. Ein Potenzproblem – im Fachjargon als erektile Dysfunktion bezeichnet – kann auch ein Warnsignal für Durchblutungsstörungen sein. Mithilfe des traditionellen pflanzlichen Arzneimittels PADMA Circosan*, kann „Mann“ Folgen von leichten Durchblutungsstörungen behandeln. PADMA Circosan*: Traditionelles pflanzliches Arzneimittel. Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker. Die Anwendung dieses traditionellen pflanzlichen Arzneimittels in den genannten Anwendungsgebieten beruht ausschließlich auf langjähriger Verwendung. 03/2016 | www.kneippbund.at Fleischersatz aus Getreide, Lupinen und anderen Quellen Aus Weizen wird Seitan hergestellt und daher auch als „Weizenfleisch“ bezeichnet. Dabei wird ausgemahlenes Weizenmehl mehrmals mit Wasser zu einem Teig verknetet und ausgewaschen. Die Stärke fällt dadurch fast komplett weg und eine glutenreiche Masse bleibt übrig. Diese Masse wird in einer Marinade aus Sojasoße, Algen und Gewürzen gekocht und anschließend meist gebraten, frittiert, gebacken oder als Hackfleisch, Schnitzel oder Gyros angeboten. Aus Lupinensamen wird Lupinentofu hergestellt. Die Herstellung erfolgt gleich wie beim Sojatofu. Verwendung findet er meist als Burger, Würstchen oder andere Fleischimitate. Lupinenprodukte sind glutenfrei und enthalten weniger blähende Stoffe als andere Hülsenfrüchte und sind dadurch besser verträglich. FOTO: © MARCO MAYER - FOTOLIA Potenzprobleme als Warnsignal erkennen – Eine weitere Fleischalternative aus Soja ist Tempeh. Dieses entsteht aber erst durch die Beigabe des Brotschimmelpilzes Rhizopus oligosporus zu gedämpften geschälten Sojabohnen. Der Pilz bildet dabei Fäden, die sich um die Sojabohnen ranken und diese zu einer festen Masse verbinden. Verwendung findet Tempeh meist als Snack, nachdem er in Salzwasser mariniert und anschließend in heißem Öl herausgebacken wurde. Quorn ist ein Produkt, das industriell aus fermentiertem Schimmelpilz-Myzel hergestellt wird. Der Pilz wird auf einer Traubenzucker-Mineralstofflösung bei 28 °C zum Wachsen gebracht. Anschließend wird das Myzel abgefiltert, mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert, mit Eiweiß aus Hühnereiern gebunden und zu einem Fleischersatz verarbeitet. Quorn ist hauptsächlich als Wurst, Steak oder Geschnetzeltes im Handel. Da es tierisches Protein enthält, ist es für eine rein vegane Ernährung nicht geeignet. BEWERTUNG Durch die starke Verarbeitung gewisser Produkte kann es zu erheblichen Nährstoffverlusten kommen. Außerdem kommen oft Geschmacksverstärker, Farb-, Konservierungs- und Aromastoffe zum Einsatz. Bei Soja kommt hinzu, dass es häufig aus gentechnisch veränderten Pflanzen stammt. In wenig verarbeiteter Form können auch wertgebende Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Mineralstoffe enthalten sein. Da es sich um pflanzliche Lebensmittel handelt, sind sie zudem ­cholesterinfrei. ,, Tofu, Tempeh, Seitan, Quorn schmecken erst geräuchert oder stark gewürzt, mit Aromastoffen versehen ähnlich wie Fleisch. ,, 18 Nahrungsmittelallergiker sollten bei diesen Produkten vorsichtig sein, Soja gehört z. B. zu den 14 wichtigsten Allergenen und bei Lupinen gibt es auch Hinweise auf Kreuzallergien. FAZIT Um den Eiweißbedarf abzudecken, ist es nicht unbedingt notwendig, Fleischimitate zu verwenden. Vielen „Neu-Vegetariern“ erleichtern diese Produkte den Einstieg in eine fleischlose Ernährung. Da nicht nur die Eiweißaufnahme, sondern auch die Deckung gewisser kritischer Nährstoffe wichtig ist, sind eine umfangreiche Ernährungsschulung und eventuell der Einsatz von Nahrungsergänzungen (je nach Überprüfung des Arztes) notwendig, um das Auftreten von Mangelerscheinungen zu verhindern. Der Einsatz von Nährstoff-angereicherten Lebensmitteln ist mit Vorsicht zu genießen, da diese immer nur einen Teilaspekt der Bedürfnisse berücksichtigen und daher nicht für eine ganzheitliche, optimale Nährstoffdeckung sorgen. ◆ LITERATUR Elmadfa I., Leitzmann C. (2004) Ernährung des Menschen, Stuttgart: Ulmer Leitzmann, C. (2012) Vegetarismus, München: C.H.Beck Leitzmann, C. (2013). Fleischersatz – rein pflanzlich, UGB-Forum 6/13 FOTO: © ŽELJKO RADOJKO - FOTOLIA Lindschinger, M. & Karalus, B. (2008). Iss dich schön, klug und sexy. München: riva www.kneippbund.at | 03/2016