Bachelorarbeit Entwurf, Aufbau und messtechnischer Vergleich

Werbung
Bachelorarbeit
Entwurf, Aufbau und messtechnischer
Vergleich zweier Messapparaturen zur
zeitaufgelösten Bestimmung der
Phasenverschiebung der Bioimpedanz
Verfasser:
Erstprüfer:
Zweitprüfer:
Datum der Abgabe:
Roman Kusche
Prof. Dr. rer. nat. Martin Ryschka
Steffen Kaufmann, M. Eng.
25. Feb 2013
Kurzzusammenfassung
Autor
Roman Kusche
Titel der Bachelorarbeit
Entwurf, Aufbau und messtechnischer Vergleich zweier Messapparaturen zur zeitaufgelösten Bestimmung der Phasenverschiebung der Bioimpedanz
Schlüsselwörter
Phasenverschiebung, Bioimpedanz, LabView, Echtzeitmessung, Mikrocontroller, USB, Elektrokardiogramm (EKG)
Kurzzusammenfassung
Die Bioimpedanzmessung ist ein nichtinvasives Verfahren zur Bestimmung der Zusammensetzung organischen Gewebes. Die Messung der komplexen Bioimpedanz zwischen zwei
Punkten geschieht durch das Einprägen eines Wechselstromes mit konstanter Amplitude
über Hautelektroden. Aus der entstehenden Spannung lassen sich Real- und Imaginärteil
der Impedanz berechnen. Vergangene Messungen lassen vermuten, dass sich das Schlagen
des Herzens nicht nur auf den Betrag, sondern in sehr geringem Maße auch auf den Phasenwinkel der Bioimpedanz auswirkt.
In dieser Bachelorarbeit wird eine Messplattform entwickelt, die es ermöglicht die Veränderungen der Phasenverschiebung hochauflösend zu bestimmen und in Echtzeit an einen PC
zu senden. Für die Messung des Bioimpedanz-Phasenwinkels werden zwei unterschiedliche
Verfahren gegenüber gestellt. Es handelt sich zum einen um eine analoge Schaltung, die zuvor im Rahmen einer Projektarbeit entstand, zum anderen um ein Verfahren, welches in dem
IC AFE4300 von Texas Instruments integriert ist. Die Ergebnisse beider Verfahren gelangen
mittels eines Mikrocontrollers (Xmega256A3BU von Atmel) über eine USB-Schnittstelle an
einen PC. Die Arbeit umfasst sowohl die Entwicklung des Analog-, als auch die des Digitalteils inklusiver der benötigten Mikrocontroller-Firmware und die auf LabView basierende
PC-Auswertesoftware.
Abstract
Author
Roman Kusche
Title of the thesis
Design, development and comparison of two different measurement devices for timeresolved determination of phase shifts of the bioimpedances
Keywords
phaseshift, bioimpedance, LabView, real-time measurement, microcontroller, USB, electrocardiography (ECG)
Abstract
The measuring of the bioimpedance is a non-invasive method to determ the composition of
organic tissue. For measuring the complex bioimpedance between two electrodes, an alternating current with a constant amplitude is injected into the tissue. The developing voltage
drop is used to calculate the real and imaginary part of the impedance under test. Measurements in the past indicated that it could be possible that the beating of the heart has an effect
on the phase shift.
In this bachelor thesis a hardware system is developed, capable of measuring changes of
the bioimpedance phase shift with high resolution, furthermore the measurments are transmitted to a host PC. Two different methods of measurement are used. The first is an analog
circuit, which has been developed in a previous project. The other method uses the integrated circuit AFE4300 manufactured by Texas Instruments. The results of both methods are
transmitted by a microcontroller (Xmega256A3BU by Atmel) via the USB interface to the
host PC. The thesis includes the development of the analog parts, the digital parts and the
required microcontroller firmware as well. For the visualisation of the measurement results
a LabView software is created.
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. Martin Ryschka und Herrn Steffen Kaufmann, M. Eng. für die Betreuung dieser Bachelorarbeit bedanken.
Für die Unterstützung und das Verständnis während des gesamten Studiums danke ich meiner
Familie, meinen Freunden und insbesondere meiner Freundin.
Für die vielen Tipps bezüglich der Hardware-Entwicklung bedanke ich mich bei Herrn Dipl.-Ing.
Felix Adam.
Außerdem danke ich Herrn Eike von Elm für das Korrekturlesen dieser Arbeit und zahlreiche
Anregungen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung
1.1 Bioimpedanz . . . . . .
1.2 Problemstellung . . . .
1.3 Aufgabenstellung . . .
1.4 Schematischer Entwurf
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
1
2
2
3
2 Messverfahren
2.1 Analoge Phasenmessschaltung . . . . . . . . . . . . .
2.2 Integrierte Phasenmessschaltung . . . . . . . . . . . .
2.2.1 Wechselstromquelle . . . . . . . . . . . . . . .
2.2.2 Impedanzmessung . . . . . . . . . . . . . . . .
2.2.3 Analog/Digital-Wandler und SPI-Schnittstelle
2.3 Vierpunktmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
5
5
9
12
12
15
16
3 Hardwareentwicklung
3.1 Spezifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.2 Blockschaltbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.3 Kommunikationsschnittstellen . . . . . . . . . .
3.3.1 USB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.3.2 JTAG/PDI . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.3.3 SPI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.4 Integrierte Phasenmessschaltung . . . . . . . . .
3.5 Analoge Eingänge . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.5.1 Hochauflösende 16 Bit-Eingänge . . . . .
3.5.2 Optionale 12 Bit-Eingänge . . . . . . . . .
3.6 EKG-Schaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.6.1 Beschaltung des Instrumentenverstärkers
3.6.2 50 Hz-Kerbfilter . . . . . . . . . . . . . . .
3.6.3 Tiefpassfilter . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.6.4 Subtrahierverstärker . . . . . . . . . . . .
3.6.5 Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.7 Mikrocontroller . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.8 Weitere Peripherie . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.9 Spannungsversorgung . . . . . . . . . . . . . . .
3.10 Schaltplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.11 Leiterplatten-Layout und gefertigter Prototyp .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
17
17
18
21
21
22
23
23
25
25
27
28
29
30
33
33
34
35
36
36
38
38
4 Softwareentwicklung
4.1 Firmware (Mikrocontroller) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2 Auswertesoftware (PC) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
42
42
46
5 Verifizierung
5.1 Statisches Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.1.1 Vergleich von RC-Netzwerken zur Verifizierung . . . . . .
5.1.2 Durchführung der Verifizierung des statischen Verhaltens
5.2 Dynamisches Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
48
48
49
53
61
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
v
Inhaltsverzeichnis
5.3
Beurteilung der Messsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
64
6 Messungen
6.1 EKG-Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6.2 Messung der Phasenverschiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
66
66
67
7 Zusammenfassung und Ausblick
70
A CD Inhalt
xi
vi
Abkürzungsverzeichnis
AC
Alternating Current
SD
Secure Digital
ADC
Analog to Digital Converter
SDIN
Serial Data Input
ASF
Atmel Software Framework
SDOUT Serial Data Output
AUX
Auxiliary
CDC
Communications Device Class
SINAD Signal to Interference ratio including
Noise And Distortion
CLK
Clock
DAC
Digital to Analog Converter
DC
Direct Current
DDS
Direct Digital Synthesis
DRL
Driven Right Leg
EKG
Elektrokardiogramm
ENOB
Effective Number Of Bits
ESD
Electrostatic Discharge
GBWP Gain Bandwidth Product
HID
Human Interface Device
IC
Integrated Circuit
IIC
Inter Integrated Circuit
INA
Instrumentation Amplifier
I/Q
In phase/Quadrature
JTAG
Joint Test Action Group
LA
Left Arm
LED
Light Emitting Diode
LDO
Low Dropout Regulator
MUX
Multiplexer
OPA
Operational Amplifier
PC
Personal Computer
PCB
Printed Circuit Board
PDI
Program and Debug Interface
RA
Right Arm
RDY
Ready
RTC
Real Time Clock
SCLK
Serial Clock
SMD
Surface Mounted Device
SPI
Serial Peripheral Interface
SPS
Samples Per Second
STE
Slave Transmit Enable
UART
Universal Asynchronous Receiver
Transmitter
USART Universal
Synchronous/Asynchronous
Receiver Transmitter
USB
Universal Serial Bus
VIA
Vertical Interconnect Access
vii
1 Einführung
In den folgenden Abschnitten wird das Grundprinzip der Bioimpedanz-Messung und die daraus
resultierende Problemstellung dieser Arbeit beschrieben. Nach dieser Beschreibung der Aufgabenstellung folgt der Entwurf eines Schemas zur Umsetzung.
1.1 Bioimpedanz
Bei der Bioimpedanz-Messung handelt es sich um ein nichtinvasives Verfahren zur Bestimmung
der elektrischen Eigenschaften eines organischen Körpers [9]. Dabei wird die komplexe Impedanz des durch die Elektroden bestimmten Körperabschnitts gemessen. Eine zeitlich aufgelöste Messung ermöglicht zusätzlich dynamische Eigenschaften, wie beispielsweise die Pulskurve, aufzunehmen [29]. Die Bioimpedanz-Messung geschieht, indem ein bekannter Wechselstrom
in den zu vermessenden Körperteil mittels Elektroden eingeprägt wird. Der entstehende Spannungsabfall muss phasenrichtig gemessen werden, um die Bioimpedanz bestimmen zu können.
Die Nutzung einer Stromquelle ist nötig, da der Strom durch den menschlichen Körper aus medizinischen Gründen begrenzt werden muss. Außerdem ist sowohl die Gewebe-, als auch die
Hautimpedanz stromdicheabhängig [8]. Durch den Aufbau der menschlichen Zellen entsteht zu
dem überwiegend ohmschen Anteil auch ein kapazitiver [7]. Das Ersatzschaltbild ist in Abbildung 1.1 dargestellt.
R2
R1
C1
Abbildung 1.1: Vereinfachtes Ersatzschaltbild der Bioimpedanz nach [14]
1
1 Einführung
1.2 Problemstellung
Bei der Messung der Bioimpedanz treten in Abhängigkeit der Zeit Variationen des Impedanzbetrages auf. Ursache dafür ist die Blutpulsation im vermessenen Körperteil. Der Effekt ist dadurch zu erklären, dass sich durch das Pumpen des Herzens der Druck in den Arterien schlagartig erhöht und anschließend wieder absinkt. Wegen der Elastizität der Blutgefäße geben diese
den Druckänderungen nach, was zur Variation ihres Querschnitts führt. Das hat zur Folge, dass
sich das Volumen des Blutes in dem zu vermessenden Körperteil und somit auch dessen Impedanz in Abhängigkeit des Herzschlags ändert [29]. Diese Änderungen des Impedanzbetrages
konnten bereits von der Arbeitsgruppe mit dem Impedanzmesssystem [1] gemessen werden. Es
liegt mit der gleichen Erklärung der Verdacht nahe, dass sich auch die Phase der Impedanz mit
der Blutpulsation ändert. Bei der Messung der Bioimpedanz treten erfahrungsgemäß Phasenverschiebungen von einigen wenigen Grad zwischen dem anregenden Strom und der gemessenen
Spannung auf [7]. Messungen mit dem Impedanzmesssystem ergaben Variationen der Phasenverschiebung in Bereichen von ca. 0,01◦ . Da eine solche Auflösung nicht zuverlässig in Abhängigkeit der Zeit dargestellt werden kann, konnte noch nicht festgestellt werden, ob dieser Effekt
tatsächlich auftritt, oder ob es sich um Messfehler handelt. Messverfahren, die durch Bestimmung der zeitlichen Differenz der Signal-Nulldurchgänge die Phasenverschiebung bestimmen,
sind sehr rauschempfindlich. Daher werden Messverfahren benötigt, die einen längeren Zeitraum der Signalverläufe betrachten.
1.3 Aufgabenstellung
Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, auftretende Änderungen der Phasenverschiebung bei BioimpedanzMessungen zu bestimmen, die mit dem Rhythmus der Herzaktivität auftreten. Dazu werden
zwei unterschiedliche Verfahren der Phasenmessung miteinander verglichen. Bei dem ersten
handelt es sich um eine analoge Schaltung auf Basis von Operationsverstärkern, welche im Rahmen einer Projektarbeit [13] entstand. Das zweite Verfahren ist die Messung mittels eines dafür
geeigneten ICs (AFE4300 von Texas Instruments). Die Messergebnisse der jeweils aktiven Methode sollen in Echtzeit auf dem PC grafisch dargestellt werden können. Um die Abhängigkeit vom
Herzschlag erkennen zu können, muss zeitgleich ein EKG aufgenommen werden. Eine entsprechende Anwendung, die weitere optionale Möglichkeiten bietet, wie zum Beispiel das Speichern
der Daten, ist zu programmieren. Die zu realisierende elektronische Schaltung soll als Schnittstelle zwischen der eigentlichen Messeinrichtung und dem PC dienen. Außerdem soll die Schaltung
so konzipiert sein, dass Erweiterungen und Änderungen der Funktionalität ohne Modifikation
der Hardware möglich sind. Diese Flexibilität kann gut mittels eines Mikrocontrollers erreicht
werden, dessen Software ebenfalls programmiert werden soll. Während der Schaltplanerstellung ist eine umfangreiche Bauteilrecherche durchzuführen. Ist die Schaltungsentwicklung abgeschlossen, wird ein Platinenlayout erstellt. Die Leiterplatte wird von einem externen Dienstleister gefertigt und bestückt. Die Kalibrierung der Messschaltungen und erste Messungen am
2
1 Einführung
Menschen sind ebenfalls Teil der Bachelorarbeit. Dazu muss auch die elektrische Sicherheit gewährleistet sein.
1.4 Schematischer Entwurf
Um die Aufgabenstellung zu lösen, werden die groben Anforderungen zunächst in funktionale Blöcke zusammengefasst. Diese werden anschließend zu einer schematischen Darstellung in
Form eines Blockschaltbildes zusammengefügt, siehe Abbildung 1.2.
Steuereinheit
Integrierte
Phasenmessschaltung
(AFE4300)
Analoge
Phasenmessschaltung
Digitalisierung
EKG-Schaltung
Digitalisierung
Optionale
analoge
Eingänge
Digitalisierung
Bedienelemente
KommunikationsSchnittstelle
PC
Optionaler
Datenspeicher
Anzeigeelemente
Abbildung 1.2: Schematische Darstellung der Aufgabenstellung
In dem Blockschaltbild erkennt man, dass die analogen Messparameter von dem Menschen an
die jeweilige Schaltung gelangen, wo die Signale analog verarbeitet werden. Anschließend werden die Ausgangssignale der Schaltungen und die optionalen analogen Eingänge digitalisiert.
Dieser Schritt ist bei der integrierten Phasenmessschaltung nicht nötig, da diese bereits intern
die Digitalisierung vornimmt. Bei den Signalen der Bedienelemente handelt es sich ebenfalls
bereits um digitale. Nachdem alle Informationen digitalisiert wurden, gelangen sie an eine zentrale Steuereinheit. Deren Aufgabe ist die Weiterverarbeitung der Signale und die Kontrolle über
die Kommunikationsschnittstelle, welche Messdaten an den PC sendet oder Befehle von diesem empfängt. Die Steuereinheit hat außerdem die Möglichkeit Daten auf einem optionalen Datenspeicher zu speichern oder zu lesen und verfügt über einfache optische Anzeigeelemente.
Die Auswertung der Messdaten erfolgt in Echtzeit im Computer. Technisch umgesetzt wird das
3
1 Einführung
Schema mit einer elektronischen Schaltung auf einer Leiterplatte. Deren Entwicklung und die
der Software wird in den entsprechenden Abschnitten beschrieben.
4
2 Messverfahren
Zur Bestimmung von Phasenverschiebungen existieren unterschiedliche Messverfahren. Eines
dieser Verfahren ist die Multiplikation des phasenverschobenen mit dem Referenzsignal. Dabei
entsteht ein Mischsignal, dessen Gleichanteil abhängig von der Verschiebung ist[13]. Es wurde
bereits im Rahmen der Projektarbeit [13] festgestellt, dass bei den auftretenden Phasenverschiebungen bei der Bioimpedanz-Messung aufgrund des begrenzten Anregungsstromes nur sehr
kleine Ausgangsspannungen entstehen. Dieses Verfahren ist daher für diese Anwendung nicht
gut geeignet. Die beiden Verfahren, die in dieser Arbeit miteinander verglichen werden, sind in
den beiden folgenden Abschnitten beschrieben. Es handelt sich um eine „analoge Phasenmessschaltung“, bei welcher Mess- und Referenzsignal normiert und dann voneinander subtrahiert
werden, und um die „integrierte Phasenmessschaltung“, die intern mit einem I/Q-Demodulator
misst. Hierbei handelt es sich ebenfalls um ein analoges Messverfahren, bei dem die anschließende Digitalisierung aber IC-intern erfolgt. Zur Vermeidung von Missverständnissen fließt das
jedoch nicht in die Benennung der Methode ein. Die Messungen1 sollen im Frequenzbereich um
50 kHz stattfinden, da dort die größte Phasenverschiebung zu erwarten ist [7].
In den nächsten Abschnitten werden die Verfahren näher beschrieben. Das Messverhalten der
Schaltungen wird in Abschnitt 5 untersucht.
2.1 Analoge Phasenmessschaltung
Das genutzte analoge Messverfahren wurde im Rahmen einer Projektarbeit2 entwickelt [13]. Bei
der Aufgabe handelte es sich um die Entwicklung eines Messsystems zur Bestimmung von Phasenverschiebungen mit hoher Auflösung und Genauigkeit.
Das realisierte Verfahren beruht auf der Subtraktion zweier gleichfrequenter Sinus-Spannungen
mit gleicher Amplitude. Durch die Subtraktion entsteht in erster Näherung bei kleinen Phasenverschiebungen eine sinus-förmige Ausgangsspannung. Deren Amplitude ist nahezu linear
abhängig von dem Betrag der Phasenverschiebung. Das der Dokumentation [13] entnommene
Simulationsergebnis (2.1, 2.2) wurde mit dem Programm Cadence PSpice erzeugt. Es stellt in
Abhängigkeit der Zeit die Ausgangsspannung dar, die bei einer idealen Subtraktion von zwei
phasenverschobenen Spannungen mit gleicher Amplitude entsteht. Beide Eingangssignale ha-
1 Wert
bezieht sich auf eine Vierleitermessung am Unterarm (zwei Elektroden zur Stromspeisung, zwei zur Spannungsmessung).
2 Dokumentation im Anhang.
5
2 Messverfahren
ben eine Frequenz von 10 kHz und eine Amplitude von 10 mV. Die Phasenverschiebung wurde
◦ variiert.
von
0◦ bis
1003/27/12
Date/Time
run:
18:02:15
** Profile: "SCHEMATIC1-Tran"
[ C:\Spice\muliplizierer-pspicefiles\schematic1\tran.sim ]
Temperature: 27.0
(A) Tran.dat
** Profile: "SCHEMATIC1-Tran"
Date/Time run: 03/27/12 18:02:15
0V
[ C:\Spice\muliplizierer-pspicefiles\schematic1\tran.sim ]
Temperature: 27.0
(A) Tran.dat
2.0mV
2.0mV
-2.0mV
0s
50us
100us
V(ABM1:OUT)
0V
150us
200us
250us
300us
350us
400us
Time
0V
Abbildung 2.1: Simulationsergebnis der idealen Subtraktion zweier Sinus-Spannungen. Variation der Phasenverschiebung: 0◦ (Rechteck)...10◦ (+), gesamtes Signal
-2.0mV
0s
50us
100us
V(ABM1:OUT)
150us
200us
250us
300us
350us
400us
Time
-1.000mV
0V
SEL>>
-1.913mV
0.93us
20.00us
V(ABM1:OUT)
40.00us
-1.000mV
Date: March 30, 2012
SEL>>
-1.913mV
0.93us
60.00us
80.00us
100.00us
Time
Page 1
20.00us
V(ABM1:OUT)
Time: 11:41:53
40.00us
60.00us
80.00us
100.00us
Time
Date: March 30, 2012
Page 1
Time: 11:41:53
Abbildung 2.2: Simulationsergebnis der idealen Subtraktion zweier Sinus-Spannungen. Variation der Phasenverschiebung: 0◦ (Rechteck)...10◦ (+), Signalausschnitt
Bei der Bestimmung der Bioimpedanz werden jedoch nicht zwei Spannungen, sondern eine
Spannung und ein Strom gemessen. Deshalb ist es zunächst notwendig, das Stromsignal mittels
eines Shunt-Widerstandes in eine Spannung zu wandeln. Beide Signale durchlaufen dann eingangsseitig Instrumentenverstärker, mit denen die Pegel durch Variation der Verstärkung erhöht
und grob einander angepasst werden müssen. Das Angleichen der Amplituden erfolgt durch eine Normierung der Signale mittels Division durch den jeweils eigenen Spitzenwert. Abbildung
2.3 zeigt das Prinzip als Blockschaltbild, welches jeweils für beide Spannungseingänge als elektronische Schaltung realisiert ist.
X
û·sin(ωt+φ)
Gleichrichtung
SpitzenwertMessung
Y
X/Y=Z
Z
sin(ωt+φ)
Abbildung 2.3: Prinzip der Amplitudennormierung der analogen Phasenmessschaltung [13]
6
2 Messverfahren
In der Umsetzung wird die Division mit Hilfe eines analogen Multiplizierer-ICs durchgeführt.
Dessen Eigenschaften verursachen eine anschließende Multiplikation des Quotientenwertes mit
einer Spannung von 10 V. Nach der nun folgenden Subtraktion voneinander, wird das entstehende Signal gleichgerichtet und geglättet. Das Ausgangssignal ist für kleine Phasenverschiebungen
eine in erster Näherung linear verlaufende Gleichspannung. Sie variiert bei Verschiebungen von
±10◦ im Bereich von 0...2 V. Es kann nur der Betrag der Verschiebung festgestellt werden, was
jedoch in dieser Applikation keine Nachteile mit sich führt, da eine negative Phasenverschiebung durch das kapazitive Verhalten der Bioimpedanz erwartet wird [7]. Das in Abbildung 2.4
zu sehende Blockschaltbild wurde der im Anhang befindlichen Dokumentation entnommen.
Ue1
Angleichen der
Amplituden
Subtraktion
Ue2
Gleichrichtung
Glättung
Ua
Angleichen der
Amplituden
Abbildung 2.4: Blockschaltbild zur analogen Phasenmessschaltung [13]
Der Aufbau der Schaltung wurde auf einer Lochrasterplatine durchgeführt. Sie wird mit ±15 VDC
und ±5 VDC versorgt. Abbildung 2.5 zeigt die Ausgangskennlinie der Schaltung in Abhängigkeit
der Phasenverschiebung unter Variation der Signalfrequenz. Das Ergebnis wurde ebenfalls der
Dokumentation zur Projektarbeit entnommen. Die Amplituden der Eingangsspannungen betrugen 30 mV.
7
2 Messverfahren
Ausgangsspannung / V
2
1,5
10kHz
20kHz
40kHz
50kHz
1
60kHz
80kHz
100kHz
0,5
0
-11
-6
-1
4
9
Phasenverschiebung / °
Abbildung 2.5: Ausgangsspannung der analogen Phasenmessschaltung in Abhängigkeit der
Phasenverschiebung unter Variation der Frequenz [13]
Man erkennt, dass die analoge Phasenmessschaltung bei Signalfrequenzen von f Signal = 10kHz
bis f Signal = 100kHz jeweils einen nahezu linearen Verlauf der Ausgangskennlinie aufweist. Da
sich auf der Leiterplatte keine eigene Stromquelle befindet, muss für die Bioimpedanz-Messung
eine separate genutzt werden. Der prinzipielle Messaufbau zur Bestimmung der Phasenverschiebung mit der analogen Phasenmessschaltung ist in Abbildung 2.6 dargestellt.
8
2 Messverfahren
Externe
Wechselstromquelle
analoge Phasenmessschaltung
VSignal
VRef
ShuntWiderstand
Abbildung 2.6: Prinzipieller Messaufbau zur Bestimmung der Phasenverschiebung mit der analogen Messschaltung [7][13]
Da das Angleichen der Amplituden in der analogen Phasenmessschaltung besser gelingt, wenn
diese bereits ähnlich groß sind, sollte der Shunt-Widerstand für die jeweilige Messung angepasst
werden.
2.2 Integrierte Phasenmessschaltung
Bei der integrierten Phasenmessschaltung handelt es sich um das IC AFE4300 von Texas Instruments. Dieser Baustein stellt zwei unterschiedliche Messsysteme zur Verfügung. Ein System
dient der Bestimmung des Körpergewichts, was für diese Abschlussarbeit nicht von Interesse
ist. Die in diesem Projekt genutzte Funktion ist die Messung der Bioimpedanz, welche die eigentlich interessante Information der Phasenverschiebung beinhaltet. Der AFE4300 bietet dazu
zwei unterschiedliche Verfahren, den Vollweggleichrichter und den I/Q-Demodulator [26]. Da
mit dem Vollweggleichrichter nur Beträge von Impedanzen bestimmt werden können, ist eine
direkte Messung von Phasenverschiebungen mit ihm nicht möglich. Aus diesem Grunde wird
das Verfahren der I/Q-Demodulation weiterverfolgt, welches in Abschnitt 2.2.2 näher beschrieben wird.
Da das IC über eine eigene Wechselstromquelle verfügt, erfolgt die spätere Messung nach dem
Prinzip von Abbildung 2.7.
9
2 Messverfahren
Phasenmess-IC AFE4300
V
Abbildung 2.7: Prinzipieller Messaufbau zur Bestimmung der Phasenverschiebung mit dem IC
AFE4300 [7]
Im Folgenden wird das Blockschaltbild in Abbildung 2.8 des Bausteins näher erklärt. Der „Z“Block stellt dabei die zu messende Impedanz dar, die über einen externen Patienten- und ESDSchutz angeschlossen wird.
10
Z
IOUTMx
IOUTPx
VSENSEMx
VSENSEPx
VDACOUT
VDAC_FILT_IN
Patient &
ESD
Protection
Patient &
ESD
Protection
INPx
INMx
MUX
MUX
MUX
A3
A2
I/Q
Demodulator
VollwegGleichrichter
Impedanzmessung
offset
+
0,9 V
DAC (6 bit)
DDS
(10 bit)
CLK
Wechselstromquelle
A1
AUXx
Gewichtsmessung OUTx_FILT
AVSS
MUX
AVDD
ADC
(16 bit, 860 SPS)
1/4
CLK
SPI
RDY
SCLK
SDOUT
SDIN
STE
ADC & SPI
2 Messverfahren
Abbildung 2.8: Blockschaltbild des Phasenmess-ICs nach [26]
11
2 Messverfahren
2.2.1 Wechselstromquelle
Zur Erzeugung eines Sinus-förmigen Signals wird das Verfahren der direkten digitalen Synthese (DDS) verwendet. Die im DDS-Block erstellten Werte werden im DAC-Block in ein analoges
Signal gewandelt, welches anschließend einen Tiefpass durchläuft. Um Gleichanteile zu verhindern, wird das Signal aus dem IC vom Anschluss DACOUT herausgeleitet und passiert einen
Kondensator. Der Anschluss VDAC_FILT_IN leitet es zurück in den Baustein, wo es in einen
Strom gewandelt wird. Der vorgeschaltete externe Widerstand kann optional zur Reduzierung
dieses Stromes genutzt werden. Die spannungsgesteuerte Stromquelle arbeitet mit einer Bezugsspannung von 0,9 V. Dadurch ist es ihr trotz unipolarer Versorgungsspannung möglich, auf die
0,9 V bezogene, negative Ströme zu liefern. Der zwischen Ausgang und Stromquelle geschaltete
Multiplexer bietet die Möglichkeit, zwischen mehreren angeschlossenen Messobjekten umzuschalten.
2.2.2 Impedanzmessung
Die über die Impedanz abfallende Spannung durchläuft den externen Patienten- und ESD-Schutz,
und gelangt über die Anschlüsse VSENSEPx und VSENSEMx in das Mess-IC. Dabei bedeutet das „x“ in der Anschlussbezeichnung ein Eingangspaar. Mit dem Multiplexer kann zwischen beliebigen Paaren umgeschaltet werden, wodurch mehrere Impedanzen zur gleichen Zeit
angeschlossen sein können3 . Der Multiplexer leitet die Eingangsspannung an einen Differenzverstärker (A3). Je nach Messmethode wird die Ausgangsspannung des Verstärkers von dem
Vollweggleichrichter-Block oder dem I/Q-Demodulator-Block weiterverarbeitet. Anschließend
gelangt das jeweilige Ausgangssignal durch einen Tiefpass an den zur Analog/Digital-Wandlung
führenden Multiplexer.
Vollweggleichrichter
Die Gleichrichtung der Spannung geschieht in dem IC mittels gesteuerter Schalter [26]. Die entstehende Gleichspannung wird anschließend mit einem Tiefpassfilter geglättet. Das entstehende
Signal enthält nur noch die Information über den Betrag der zu messenden Impedanz. Um auch
Informationen über die Phasenverschiebung zu erhalten, kann die Messung unter Variation der
Frequenz stattfinden [26].
I/Q-Demodulator
Dieses Verfahren stammt von der Quadratur-Amplituden-Modulation aus der Nachrichtentechnik. Es wird genutzt um zwei Nutzsignale zeitgleich auf der selben Trägerfrequenz zu übertragen. Um die Signale („Inphase“ und „Quadrature component“) auseinander halten zu können,
werden sie um 90◦ phasenverschoben, sie stehen daher in Quadratur zueinander [30]. Da die
3 Im
Rahmen dieser Bachelorarbeit nicht verwendet.
12
2 Messverfahren
Messung von Phasenverschiebungen eine deutlich andere Anwendung des Verfahrens ist, ist die
Namensgebung etwas missverständlich gewählt. Der Ansatz aus der Nachrichtentechnik wird
an dieser Stelle nicht weiter verfolgt. Stattdessen wird das genutzte Verfahren grafisch dargestellt und anschließend mathematisch belegt.
Abbildung 2.9 zeigt das Prinzip eines I/Q-Demodulators, der zur Messung genutzt wird.
u I (t)
UI,DC
uosc,I(t)
G
uin (t)
+90°
uosc,Q(t)
UQ,DC
uQ (t)
Abbildung 2.9: Grafische Darstellung des I/Q-Demodulators
Die zur Erklärung dienenden Signale haben der Einfachheit halber eine Amplitude von „1“
und sind in Abbildung 2.10 dargestellt. Die Spannung uin (t), die von dem DifferenzverstärkerAusgang stammt, wird mit gleichfrequenten Rechtecksignalen multipliziert. uosc,I (t) liegt dabei
in Phase mit dem durch das Messobjekt fließenden Strom. uosc,Q (t) ist um 90◦ phasenverschoben.
In Abbildung 2.10 liegt auch die Eingangsspannung uin (t) in Phase zu uosc,I (t), was bedeutet,
dass ein rein ohmscher Widerstand gemessen wird. Die Gleichanteile der durch die Multiplikation entstandenen Signale u I (t) und uQ (t) enthalten Informationen über die Phasenverschiebung
zwischen uin (t) und uosc,I (t). Daher werden die Signale jeweils mit einem Tiefpass geglättet. Eine
anschließende Division liefert das gesuchte Ergebnis. Es gilt der Zusammenhang
ϕ = arctan
UQ,DC
U I,DC
(2.1)
In dem abgebildeten Beispiel ist der Gleichanteil von uQ (t) = 0, was zur Folge hat, dass der
arctan ebenfalls zu Null wird. Es liegt demnach in dem Beispiel keine Verschiebung der Phase
vor.
13
2 Messverfahren
Abbildung 2.10: Grafische Darstellung der I/Q-Demodulation-Signale in Abhängigkeit der Zeit,
ϕ = 0◦
Mathematische Herleitung:
Die Eingangsspannung, die die Phasenverschiebung ϕ enthält ist:
uin (t) = sin(ω0 t + ϕ)
(2.2)
14
2 Messverfahren
Stellt man die Rechteckspannung des Generators als Fourier-Reihe dar, entsteht folgender Term
[4]:
uosc,I (t) =
4
π
∞
1
∑ 2i + 1 sin [(2i + 1) ω0 t] =
i =0
4
1
1
[sin(ω0 t) + sin(3ω0 t) + sin(5ω0 t) + ...] (2.3)
π
3
5
Durch Multiplikation der Signale 2.2 und 2.3 erhält man:
4
1
1
u I (t) =
sin(ω0 t + ϕ) sin(ω0 t) + sin(ω0 t + ϕ) sin(3ω0 t) + sin(ω0 t + ϕ) sin(5ω0 t) + ...
π
3
5
(2.4)
Durch Verwendung des Additionstheorems [18]
1
1
sin( a) · sin(b) = − cos( a + b) + cos( a − b)
2
2
(2.5)
kann stattdessen geschrieben werden:
4 1
1
1
1
u I (t) =
cos( ϕ) − cos(2ω0 t + ϕ) + cos(−2ω0 t + ϕ) − cos(4ω0 t + ϕ) + ...
π 2
2
6
6
(2.6)
Der enthaltene Gleichanteil ist also:
U I,DC =
2
cos( ϕ)
π
(2.7)
Führt man die Schritte analog mit uosc,Q durch, erhält man für die zweite Gleichspannung:
UQ,DC =
2
sin( ϕ)
π
(2.8)
Aus der anschließenden Division der Gleichspannungen folgt:
UQ , DC
sin( ϕ)
=
= tan( ϕ)
U I , DC
cos( ϕ)
(2.9)
UQ,DC
U I,DC
(2.10)
ϕ = arctan
Die Division ist notwendig, da in der Realität die Amplitude des Eingangssignals als unbekannter Faktor sowohl in U I,DC , als auch in UQ,DC steckt. Er wird somit heraus gekürzt. Die vollständige Herleitung kann [26] entnommen werden.
2.2.3 Analog/Digital-Wandler und SPI-Schnittstelle
Die analogen Ausgänge der Gewichtsmessung und der Impedanzmessung gelangen ebenso wie
zwei optionale AUX-Eingänge über einen Multiplexer zum Eingang des internen Analog/Digital-
15
2 Messverfahren
Wandlers. Dieser arbeitet mit einer Auflösung von 16 Bit und einer Abtastrate von 8 bis 860 SPS.
Getaktet wird der Wandler von dem geteilten Eingangstakt. Die digitalisierten Daten werden
mit der Chip-eigenen SPI-Schnittstelle übertragen. Dabei stellt das Phasenmess-IC den Slave dar.
Dieselbe Schnittstelle wird auch genutzt um Messparameter zwischen Host und Slave auszutauschen.
2.3 Vierpunktmessung
Beide beschriebenen Messverfahren nutzen zur Bestimmung der Bioimpedanz die Vierpunktmessung. Der Vorteil dieser Methode ist, dass im Gegensatz zur Zweipunktmessung im Idealfall
nur die Impedanz des Gewebes gemessen wird. Abbildung 2.11 zeigt ein einfaches Ersatzschaltbild einer auf der Haut befindlichen Elektrode.
Leitung
RLeitung
Elektrode
R Elek.
Gel
Hautübergang
Gewebe
C Elek.
R Gel
RHaut
RG1
CG
C Haut
RG2
ZGewebe
Abbildung 2.11: Vereinfachtes Ersatzschaltbild des Elektrode-Haut-Überganges [5]
Durch das Einprägen eines Wechselstromes durch die Leitungen in die zu bestimmende Gewebeimpedanz entsteht ein Spannungsabfall zwischen Leitung und Gewebe. Werden sowohl zur
Stromspeisung, als auch zur Spannungsmessung die gleichen Elektroden genutzt, wird dieser
mitgemessen. Werden für die Spannungsmessung separate Elektroden verwendet, so sind diese
nicht erwünschten Spannungsabfälle wesentlich geringer, da bei der Spannungsmessung nahezu
kein Strom fließt.
16
3 Hardwareentwicklung
Die Hardwareentwicklung gliedert sich in mehrere Teile. Zuerst wird eine technische Spezifikation erstellt. Sie bestimmt die detaillierten Anforderungen an die Messplatine. Der zweite Schritt
besteht darin, aus der Kombination von Aufgabenstellung und Spezifikation ein Blockschaltbild
zu entwerfen, welches die technische Umsetzung beinhaltet. Währenddessen wird eine Bauteilrecherche durchgeführt. Um den Bestellaufwand zu minimieren und mit der bestehenden BauteileBibliothek konform zu arbeiten, wird ausschließlich beim Distributor Farnell bestellt oder auf
kostenlose Muster zurückgegriffen. Stehen geeignete Bauelemente der Firma Linear Technology
zur Verfügung, so werden diese bevorzugt genutzt. Grund dafür sind die positiven Erfahrungen
mit dem Support. Nach einer Leistungsabschätzung wird die Spannungsversorgung dimensioniert. Im nächsten Schritt werden diese Blöcke in elektronische Schaltungen umgesetzt und in
einen Schaltplan zusammengefügt. Abschließend wird ein Layout zur Herstellung der Leiterplatte entworfen.
3.1 Spezifikation
Folgende Spezifikation wurde mit den Informationen der Aufgabenstellung und dem schematischen Entwurf für die Hardware festgelegt. Sie dient der medizinischen Sicherheit des Patienten
und sorgt dafür, dass die Ziele der Aufgabenstellung erreicht werden. Insbesondere das Festlegen
der Ein- und Ausgangsparameter ist für die Auswahl der elektronischen Bauelemente unbedingt
notwendig.
1. Die von außen angelegte Versorgungsspannung beträgt 5 VDC und wird von einem medizinischen Netzteil erzeugt. Weitere benötigte Spannungen sind auf der Messplatine zu
erzeugen
2. Als integrierte Schaltung zur Phasenmessung ist das IC AFE4300 von Texas Instruments zu
benutzen
3. Es sind LEDs, Taster und ein SD-Kartenslot für die optionale Nutzung vorzusehen
4. Der Datenaustausch der Messplatine mit dem PC soll über zwei USB-Schnittstellen erfolgen. Eine der Verbindungen dient dem regulären Messbetrieb, die andere dient als DebugSchnittstelle.
5. Die zentrale Steuereinheit ist durch einen Mikrocontroller zu realisieren. Dessen Funktionalität soll gut erweiterbar und die benötigte Entwicklungsumgebung kostenfrei erhältlich
sein. Die Programmierung ist in der Programmiersprache C durchzuführen. Nicht benötig-
17
3 Hardwareentwicklung
te Anschlüsse des Mikrocontrollers sind auf der Messplatine als Testpunkte zugänglich zu
machen.
6. Das Eingangssignal der analogen Phasenmess-Schaltung soll in einer angemessener Auflösung digitalisiert werden. Die maximale Abtastrate der analogen Phasenmess-Schaltung
hat mindestens 1 kSPS zu betragen.
7. Für die Messung von EKGs soll sich eine Schaltung auf der Messplatine befinden.
8. Die analogen Eingänge müssen mindestens im Bereich von 0...2 VDC arbeiten.
9. Die Geometrie der Messplatine muss kompakt und elektrisch sinnvoll gestaltet sein.
10. Ausgewählte Bauelemente müssen gut zu Bestücken sein (keine BGA-Gehäuse)
11. Die Messanschlüsse sind per BNC-Stecker auszuführen
12. Es gelten die Layout-Richtlinien des Labors für medizinische Elektronik1
3.2 Blockschaltbild
In diesem Abschnitt erfolgt der Übergang vom Schema aus der Einführung (Abbildung 1.2) zur
technischen Umsetzung. Dazu wird das in Abbildung 3.1 dargestellte Blockschaltbild beschrieben. Ergänzend sind auch die genutzten Schnittstellen, Bauelemente und deren Versorgungsspannungen eingetragen. Diese Informationen werden in den folgenden Abschnitten detailliert
erklärt.
In der Abbildung ist zu erkennen, dass es sich im Gesamten um eine Schnittstelle zwischen einem
menschlichen Körper und einem Computer handelt. Die Spannungsversorgung ist in mehrere
Blöcke aufgeteilt. Die benötigten Spannungen gehen aus den genutzten Bauelementen hervor.
Zur Erzeugung der -5 Volt wird die von außen angelegte Versorgungsspannung invertiert und
gefiltert. Die 3,3 Volt entstehen in einem Linearregler und die positiven 5 Volt ist die gefilterte
Versorgungsspannung.
Zur Phasenverschiebungsmessung besteht die Möglichkeit den Patienten direkt mit der integrierten Phasenmessschaltung auf der Messplatine zu verbinden. Diese leitet die Messdaten
digital an den Mikrocontroller weiter. Die zweite Option ist die Nutzung der externen, analogen Messschaltung. Ihre Ausgangsspannung kann an einen Instrumentenverstärker-Eingang
der Messplatine angeschlossen werden. Dessen Ausgangssignal und das eines weiteren optional
nutzbaren INAs werden von einem 16-Bit-Analog/Digital-Wandler abgetastet und die Informationen an den Mikrocontroller gesendet.
Vier weitere analoge Signale können an die Operationsverstärker-Eingänge angeschlossen werden. Diese sind direkt mit den 12-Bit-Analog/Digital-Wandlern des Mikrocontrollers verbunden.
Die auf der Messplatine befindliche EKG-Schaltung kann mittels der drei Leitungen RA, LA und
DRL mit dem Patienten verbunden werden. Die Digitalisierung nimmt der Mikrocontroller vor.
Als Kommunikationsschnittstellen stehen zum einen der USB-Port des Controllers, zum anderen der USB-Port eines Schnittstellen-ICs zur Verfügung. Dieser ist wiederum über zwei UARTSchnittstellen mit dem Mikrocontroller verbunden. Als Programmier- und Debugschnittstelle
1 Die
Layout-Richtlinien können dem Anhang entnommen werden.
18
3 Hardwareentwicklung
kann zwischen JTAG und PDI ausgewählt werden.
Der Datenaustausch mit einer im SD-Kartenslot befindlichen Karte geschieht über die SPI-Schnittstelle
der Steuereinheit. Taster und LEDs sind mit den digitalen Ein- bzw. Ausgängen verbunden.
19
Vin =0...2V
fin =0...100kHz
Optionale
analoge
Eingänge
Analoge
Phasenmessschaltung
INA: LT1789-1
4xOPA:1xOPA4134
2xOPA:1xOPA2134
LDORegler
DC/DCConverter
2x
Taster
4x Digital Out
4x StatusLEDs
SPI
SDKartenslot
Weitere Peripherie
2x Digital In
5 V DC
5V
Analog
UART
UART
USB
FT2232D
USBSchnittstellenIC
USB Port B
KommunikationsSchnittstellen
Stecker
LT1129
3,3 V
Digital
-5 V
Analog
±5 V
ADC
ADC
ADC
ADC
ADC
SPI
SPI
ATxmega256A3BU
3,3 V
Mikrocontroller
PDI/JTAG
LT3479
LTC1865L
3,3 V
EKG-Schaltung
CH1
CH0
Spannungsversorgung
RA
LA
DRL
OPA4134
±5 V
4x OPA
±5 V
INA LT1789-1
±5 V
INA LT1789-1
ADC
2x16Bit
150ksps
AFE4300
3,3 V
Integrierte
Phasenmessschaltung
Analoge Eingänge
Leiterplatte
USB Port A
3 Hardwareentwicklung
IDC8
Abbildung 3.1: Blockschaltbild inklusive technischer Umsetzung
20
3 Hardwareentwicklung
3.3 Kommunikationsschnittstellen
In diesem Abschnitt werden die grundlegenden Eigenschaften der genutzten und in Abbildung
3.1 sichtbaren Kommunikationsschnittstellen beschrieben. Außerdem wird deren jeweiliger Einsatz begründet.
3.3.1 USB
Die USB-Schnittstelle ist derzeit der Quasi-Standard für den Datenaustausch zwischen PC und
Peripherie. Hohe Datenraten und gute Unterstützung der gängigen Betriebssysteme sind zwei
wichtige Argumente für die Wahl dieser Schnittstelle [2]. Außerdem kann ein an den Bus angeschlossenes Gerät unter bestimmten Umständen direkt über die USB-Leitung mit der Betriebsspannung versorgt werden. Da es sich um serielle, differentielle Signale handelt, sind diese wenig
störanfällig [24]. Für die Übertragung der Messdaten von der Messplatine zum PC ist sie daher
eine gute Wahl.
Geräteklassen
Neben der Möglichkeit, eigene Hardware-Treiber für ein Betriebssystem zu schreiben, kann bei
USB auch auf Standard-Geräteklassen zurückgegriffen werden. Die dafür benötigten Treiber sind
bereits in USB-kompatiblen Betriebssystemen, wie Windows oder Linux, integriert. Beispiele für
diese Klassen sind [28]:
• HID (Human Interface Device)
• Audio
• CDC (Communications Device Class)
• Massenspeicher
In der späteren Programmierung können einfache Standardfunktionen genutzt werden. Eine
zeitaufwändige Auseinandersetzung mit dem USB-Protokoll oder der Hardwareverwaltung des
Betriebssystems entfällt damit. Die CDC-Klasse bietet sich für den Mikrocontroller an, da Windows beim Erkennen der Hardware eine virtuelle serielle Schnittstelle erzeugt. Auf diesen neuen
COM-Port kann von der zu programmierenden PC-Anwendung sehr leicht zugegriffen werden.
Umsetzung
Wie in dem Blockschaltbild 3.1 zu sehen ist, verlaufen zwei separate USB-Verbindungen zwischen der Messplatine und dem PC. Die von dem integrierten USB-Port des Mikrocontrollers
ausgehende (USB-Port B) dient vorzugsweise der Übermittlung von Befehlen und Messdaten.
USB-Port A wird von einem zusätzlichen Schnittstellen-IC betrieben und kann für zukünftige
Debug-Anwendungen genutzt werden.
Beide sind als USB-Buchse vom Typ B ausgeführt. In Abbildung 3.2 ist die Beschaltung der Ports
21
3 Hardwareentwicklung
5
4
3
2
dargestellt.
Die von einem USB-Host,
in der Regel dem PC,
gelieferte Versorgungsspannung
(5P0) wird mit einem Ferrit und einem Keramikkondensator entstört und kann genutzt werden.
Die differentiellen Signalleitungen durchlaufen eine aus Dioden bestehende ESD-Schutzschaltung.
Die auftretenden Sperrschichtkapazitäten sind gering genug, um auch bei hohen Taktfrequenzen
D
die Kommunikation nicht zu beeinträchtigen.
5P0_USB
USB-PORT
USB Device
X1
SHIELD_1
USB
C
TYPE-B
5P0
DD+
GND
SHIELD_2
L1
BLM18AG601SN1D
5
1
2
3
4
USB_A_DUSB_A_D+
USBLC6-2/SOT666
6
1
5
2
4
3
DD+
D1
6
C1
100N/50V X7R
USB_Type_B
Abbildung 3.2: Beschaltung der USB-Ports
B
Im Falle von USB-Port B ist die Verbindung damit schon abgeschlossen, denn das USB-Device ist
der Mikrocontroller. Beim USB-Port A hingegen ist das Schnittstellen-IC FT2232D von FTDI das
USB-Device, welches über zwei UART-Schnittstellen mit dem Mikrocontroller kommuniziert.
Das Schnittstellen-IC wurde ausgewählt, da der Datenaustausch mit UART erfahrungsgemäß
unkompliziert auf dem Controller zu programmieren ist. Außerdem gibt es bereits Erfahrungen
mit ähnlichen Bauelementen. Zur optischen Signalisierung eines Datenaustausches dienen LEDs.
Die weitere Beschaltung des Schnittstellen-ICs wurde dem Datenblatt entnommen.
A
Title
<Title>
3.3.2 JTAG/PDI
Size
A
Document Number
<Doc>
Date:bietetTuesday,
February
Der im5 Abschnitt 3.7 ausgewählte
XMEGA-Mikrocontroller3 der Firma Atmel
zwei
Pro-19, 2013
4
2
grammierschnittstellen. Eine davon ist die relativ alte JTAG-Schnittstelle, die andere die neue
PDI-Schnittstelle. Der bedeutende Unterschied zwischen den Schnittstellen ist, dass JTAG vier
Pins des Mikrocontrollers benötigt, die damit nicht mehr der Anwendung zur Verfügung stehen.
PDI hingegen nutzt nur zwei Pins, wovon einer der Reset-Pin des Controllers ist. Die Programmierung soll vorzugsweise über PDI erfolgen. Mit dieser Schnittstelle konnten jedoch bisher weder Erfahrungen gesammelt werden, noch stehen gute Informationen über sie bereit. Da bei dem
später gewählten Mikrocontroller noch ausreichend freie Pins zur Verfügung stehen, werden beide Schnittstellen implementiert.
22
Sheet
1
3 Hardwareentwicklung
3.3.3 SPI
Für die Kommunikation des Mikrocontrollers mit einem Analog/Digital-Wandler, dem PhasenmessIC und der SD-Karte wird eine geeignete Datenschnittstelle benötigt. Um den Aufwand der Implementierung sowohl in Hard- als auch in Software zu reduzieren, wird sich für eine einheitliche Schnittstelle entschieden. Das in der Aufgabenstellung vorgegebene IC AFE4300 und auch
die SD-Karte nutzen die SPI-Schnittstelle. Diese benötigt zwar mehr Leitungen und somit mehr
Pins des Mikrocontrollers als die ebenfalls weit verbreitete I 2 C-Schnittstelle, bietet jedoch hohe Datenraten [21]. Somit ist auch eine Anbindung an einen 16-Bit-Analog/Digital-Wandler mit
hohen Abtastraten gut realisierbar.
3.4 Integrierte Phasenmessschaltung
Die Funktionalität des Bausteils wurde bereits im Kapitel „Messverfahren“ beschrieben. Die
Spannungsversorgung des Bausteins beträgt 3,3 VDC . Außerdem muss das IC von außen mit
einem 1-MHz-Signal getaktet werden. Dies wird wie in Abbildung 3.3 zu sehen ist, mittels eines Quarz-Oszillators realisiert. Um den Einfluss des Oszillators auf die Versorgungsspannung
zu minimieren, wird dessen Versorgung separat gefiltert. Die angeschlossenen Kondensatoren
C507,
C508 und C512 dienen internen Filterfunktionen.
Ihre Werte wurden dem Schaltplan
des
5
4
3
AFE4300-Evaluation-Boards [25] entnommen. Ebenso wird die Möglichkeit offen gehalten, Filterkondensatoren für die SPI-Signale zu nutzen.
SPI-Interface, Filtering & CLK-Generati
3P3_CLK
IC501
1
2
E/D
VCC
GND
Out
4
IC500B
3
TP500
FXO-HC736R-1
TP501
f=1MHz
TP502
TP503
C512 100N/50V X7R
C507 10u/10V X5R
C508 10u/10V X5R
79
15
51
17
16
19
20
47
48
49
50
CLK
AUX1
AUX2
VREF
VLDO
DAC_OUT
DAC_FILT_IN
OUTM_FILT
OUTP_FILT
OUTM_Q_FILT
OUTP_Q_FILT
RDY
SCLK
SDIN
SDOUT
STE
RESET
59
58
57
56
54
53
PM_IC_RDY
6
SPI_PM_IC_SCK 6
SPI_PM_IC_MOSI6
SPI_PM_IC_MISO6
SPI_PM_IC_SS 6
PM_IC_RST
6
AFE4300/PQFP80
100p/50V X7R
C503
n.b.
100p/50V X7R
C504
n.b.
100p/50V X7R
C505
n.b.
100p/50V X7R
C510
n.b.
Abbildung 3.3: Schaltplanausschnitt zum Phasenmess-IC: SPI-Schnittstelle, Filterkapazitäten
und Takterzeugung
Connectors & Calibration
X502
VSENSEN
C517
100N/50V X7R
R505
0R n.b.
Da in dieser Anwendung nur eine Impedanz zur Zeit gemessen wird, reichen ein Anschlusspaar
R503
für die Stromquelle und eins für die Spannungsmessung. Um
möglichst auch kleine gemessene
0R
X500
10 AFE4300-Evaluation-Board
Spannungen mit dem IC verarbeiten zu können, wird wie bei dem
+
8
OUT
[25] ein optionaler Instrumentenverstärker-Eingang realisiert.
einen differentiellen
R515 Da das IC
10M0 1%
9
X501
IC502C
OPA4134/SO-14
Eingang hat, welcher zu einem internen Differenzverstärker führt, wird dieser Teil des Instru3P3_OP
mentenverstärkers nicht
benötigt. Die Schaltung wird wie in der Dokumentation zum AFE4300-
4
R518
3
+
V+
3P3_OP
IC502A
OPA4134/SO-14
OUT
C516
100N/50V X7R
-
10M0 1%
75k0 1%
R500
75k0 1%
R501
R513
C515
100N/50V X7R
VCM-Generation
0R
R511
150k 1%
11
2
R517
75k0 1%
R512
0R R516
V-
75k0 1%
1 R502
R514
10M0 1%
6
5
-
+
7
OUT
OPA4134/SO-14
IC502B
23
0R
3 Hardwareentwicklung
Evaluation-Board [25] aufgebaut, siehe Abbildung 3.4. Die den Elektrometerteil des Instrumentenverstärkers bildenden Operationsverstärker verstärken das Eingangssignal in dieser Konfiguration um den Faktor „2“. Mit dem Widerstand R511 kann die Verstärkung verändert werden.
5
4
3
IC502A ist als Impedanzwandler aufgebaut und gibt die durch einen Spannungsteiler erzeugte
SPI-Interface,
Filtering
& CLK-Generation
halbe Versorgungsspannung
aus. Diese Spannung dient
als Gleichtaktspannung
des realisier3P3_CLK
ten Instrumentenverstärkers,
da dessen unipolare Spannungsversorgung keine negativen EinIC501
1
4
E/D
VCCzulässt. Die
gangsspannungen
an den BNC-Anschlüssen anliegende Spannung kann nach einer
IC505B
2
3
79
59
PM_IC_RDY
56
54
53
SPI_PM_IC_MISO6
6
6
6
58
TP500 15
SPI_PM_IC_SCK 6
SCLK 57
kleinen Umkonfiguration
0 Ω-Widerstände
auch direkt zu den Eingängen
des ICs geleitet
51 AUX1
FXO-HC736R-1
TP501 der
SPI_PM_IC_MOSI6
AUX2
SDIN
D
GND
Out
CLK
17
16
19
20
47
48
49
50
f=1MHz
TP502
TP503
C512 100N/50V X7R
RDY
VREF
SDOUT
VLDO und C518
STE blocken Gleichströme ab.SPI_PM_IC_SS
werden. Die Kondensatoren C517
PM_IC_RST
DAC_OUT
RESET
DAC_FILT_IN
C507 10u/10V X5R
OUTM_FILT
Wegen des
hochohmigen Spannungsteilers
an den Operationsverstärker-Eingängen
ist es wich100N/50V X7R
C503 n.b.
OUTP_FILT
C508 10u/10V X5R
OUTM_Q_FILT
X7R
C504 n.b.
OUTP_Q_FILT
tig, dass die Eingangsströme sehr
gering sind. Bei dem100N/50V
verwendeten
OPA4354 von Texas InstruAFE4300/PQFP80
100N/50V X7R
C505
n.b.
ments erreichen sie laut Datenblatt maximal IB = ±100N/50V
50 pA.
Extremfall
kann dadurch eine
X7R ImC510
n.b.
Gleichspannung von U IC502B+ I C502C+ = ± IB · R514 + IB · R515 = 2 mV zwischen den positiven Eingängen der Operationsverstärker IC502B und IC502C entstehen. Dieser potentielle Fehler
Connectors
&
kann bei der Messwertverarbeitung vernachlässigt
werden.
Calibration
X502
VSENSEN
C517
100N/50V X7R
R505
0R n.b.
R503
0R
C
X500
PM_IC_IOUT
10
R515
10M0 1%
3P3_OP
+
OUT
9
4
R512
75k0 1%
+
R502
0R
V+
3
2
-
C516
100N/50V X7R
PM_IC_VSENSEN
1
R511
150k 1% R513
75k0 1%
R501
0R
PM_IC_VSENSEP
11
R517
75k0 1%
PM_IC_IOUT
R500
0R
R516
10M0 1%
V-
OUT
X501
AFE4300
IC502C
OPA4354/SO-14
3P3_OP
IC502A
OPA4354/SO-14
R518
75k0 1%
8
C515
100N/50V X7R
R514
10M0 1%
6
5
VCM-Generation
B
-
+
7
OUT
OPA4354/SO-14
IC502B
R
4
R504
0R
X503
VSENSEP
C518
100N/50V X7R
R506
0R n.b.
Instrumentation Amplifier
Calibra
Power Supply
Abbildung 3.4:3P3Schaltplanausschnitt zum Phasenmess-IC: Messanschlüsse
IC500A
18
46
80
AVDD
AVDD
AVDD
AVSS
AVSS
AVSS
AVSS
AVSS
AVSS
AVSS
1
6
9
14
21
32
45
Ob die Instrumentenverstärker-Option für die späteren Messungen genutzt wird, und welcher
60
AVSS
AVSS
Verstärkungsfaktor sinnvoll77ist,
kann erst während der Inbetriebnahme entschieden werden.
AFE4300/PQFP80
A
3P3
3P3
3P3_CLK
L500
C509
10u/6.3V X5R
C521
10u/6.3V X5R
5
C511
100N/50V X7R
C513
100N/50V X7R
C519
10u/6.3V X5R
C514
100N/50V X7R
4
3P3
BLM18AG601SN1D
C520
10u/6.3V X5R
L501
C501
100N/50V X7R
C506
100N/50V X7R
3
24
BLM18AG
C5
10u
3 Hardwareentwicklung
3.5 Analoge Eingänge
Eine Hauptaufgabe der Schaltung ist es, die analogen Signale zur Weiterverarbeitung zu digitalisieren. In dem Blockschaltbild der Abbildung 3.1 ist diese Aufgabe zu einem Komplex namens
„Analoge Eingange“ zusammen gefasst worden. Laut Spezifikation sollen diese Signale mit einer
ausreichend hohen Auflösung abgetastet werden. Die zur Digitalisierung vorgesehenen Bauelemente dürfen im Falle unzulässiger Eingangsgrößen nicht zerstört werden. Zudem ist es wichtig,
dass die Signalquellen nicht stark belastet werden. Da die analoge Phasenmessschaltung Messungen von 0◦ bis mindestens 10◦ durchführen soll und dabei Phasendifferenzen in Bereichen
von 0,01◦ interessant werden können, muss das digitalisierte Signal eine Auflösung von mindestens log2 (10◦ · 100 · 1◦ ) ≈ 10 Bit aufweisen. Ob die internen 12 Bit-ADCs des Mikrocontrollers
diese effektive Auflösung realisieren können, kann mit den verfügbaren Informationen des Datenblattes nicht sichergestellt werden. Signale, die diese hohe Auflösung nicht benötigen, können
von den internen ADCs des Mikrocontrollers hingegen abgetastet werden. Aus diesem Grunde
werden zwei unterschiedliche Typen von Eingängen verwendet. Zum einen werden zwei hochauflösende 16 Bit-Eingänge realisiert, zum anderen vier einfache 12 Bit-Eingänge
3.5.1 Hochauflösende 16 Bit-Eingänge
Analog/Digital-Wandler
Um die hohe Auflösung zu realisieren wird sich für die Verwendung eines separaten 16 BitAnalog/Digital-Wandlers entschieden. Dieser sollte in der Lage sein, zwei Kanäle abzutasten.
Die Abtastrate beträgt für beide Kanäle jeweils mindestens 1 kSPS. Die entstehende Datenrate
wird daher nicht wesentlich höher als R = 32 kbit/s erwartet. In dem Abschnitt „Kommunikationsschnittstellen“ wurde bereits festgelegt, dass der Datenaustausch mit dem Mikrocontroller über das SPI-Interface stattfindet. In einer parametrischen Suche hat sich das Bauelement
LTC1865L von Linear Technology als geeignet erwiesen. Dieser Baustein erlaubt sogar Abtastraten von bis zu 150 kSPS. Durch einen „Convert“-Eingang ist es möglich, den Abtastvorgang zu
beliebiger Zeit zu starten. Versorgt wird er mit 3,3 VDC . Um festzustellen, ob dessen effektive
Auflösung (ENOB-effective number of bits) tatsächlich ausreicht, wird diese für den vollen Aussteuerbereich nach [12] wie folgt berechnet:
ENOB =
SI N AD − 1, 76 dB
80 dB − 1, 76 dB
=
≈ 13 Bit
6, 02
6, 02
(3.1)
Der SINAD-Wert von 80 dB stammt aus dem Datenblatt des ADCs und trifft auf Signalfrequenzen bis f = 5 kHz zu.
Der ADC wird mit einer Referenzspannung von VRe f ADC16 = 3, 3 V betrieben. Der minimale sicher messbare Spannungssprung ∆U beträgt somit:
∆U =
VRe f ADC16
2ENOB
=
3, 3 V
= 403 µV
8192
(3.2)
25
3 Hardwareentwicklung
Die im Folgenden beschriebene Beschaltung des Wandlers bezieht sich auf Abbildung 3.5
Instrumentenverstärker
Wie beschrieben, sollen insbesondere die 16-Bit-Eingänge zukünftig möglichst universell genutzt
werden können. Da die Referenzspannung des ausgewählten Analog/Digital-Wandlers jedoch
auf einen festen Wert gelegt ist, müssen die Pegel zuvor angepasst werden. Diese Anpassung
können Instrumentenverstärker vornehmen. Sie bieten auch die Möglichkeit von differentiellen Messungen. Durch Variation der Widerstände können Verstärkungsfaktor und Offset eingestellt werden. In dem ersten Design soll die Verstärkung G=1 sein und keine Offsetspannung
vorhanden sein. Das ist der Spannungsbereich, in dem die analoge Phasenmessschaltung Ausgangssignale liefert. Damit die Eingänge keine unbestimmten Zustände annehmen, wenn keine Signalquelle angeschlossen ist, werden sie mit Pull-Down-Widerständen betrieben. Bei der
Wahl eines geeigneten Instrumentenverstärkers ist ein Hauptkriterium die mögliche Verstärkung von G=1. Die Bandbreite sollte im kHz-Bereich liegen. Das Bauelement LT1789-1 von Linear
Technology bietet diese Eigenschaften, hat einen sehr hohen typischen Eingangswiderstand von
R I N A I N = 1, 6 GΩ und eine niedrige typische Eingangskapazität von C I N A I N = 1, 6 pF.
Schutzbeschaltung
Da die Instrumentenverstärker mit ±5 VDC versorgt werden, können sie auch Ausgangsspannungen in diesen Bereichen treiben. Dies könnte aber zur Zerstörung des Analog/Digital-Wandlers
führen. In dessen „Absolute Maximum Ratings“ ist vorgegeben, dass die Eingangssignale weder
über VCC+0,3 V noch unter GND-0,3 V liegen dürfen. Um sicherzustellen, dass diese Grenzwerte nicht überschritten werden, liegen an dem Ausgangsknoten der Instrumentenverstärker zwei
Schottkydioden an. Eine wird in die Richtung der 3,3 V-Versorgungsspannung leitend, wenn das
Signal größer als 3,3 V ist. Die andere leitet, wenn es unter dem GND-Potential liegt. Wichtig ist,
dass die Durchlassspannung der Diode nicht größer als 0,3 V wird. Die Diode BAR43ASFILM
von STMicroelectronics hält dies bei Strömen von bis zu 2,2 mA ein. Um den Strom zu begrenzen wird ein Vorwiderstand von 1 kΩ genutzt. Es gibt zwei mögliche Fehlerfälle. Im ersten ist
die Ausgangsspannung des Instrumentenverstärkers maximal, also U I N Aout = 5 V. Die Schutzdiode wird zur Betriebsspannung Ub = 3, 3 V leitend. Die Überspannung von 1,7 V, ohne Berücksichtigung der Durchlassspannung der Diode, kann wegen des Vorwiderstandes einen maximalen Strom von 1,7 mA verursachen. Die Durchlassspannung der Diode bleibt also unterhalb der kritischen 0,3 V. Im zweiten Fall ist die Ausgangsspannung des Instrumentenverstärkers U I N Aout = −5 V. Die zweite Diode wird gegen GND leitend. Auch in diesem Fall liegt
der Strom nicht über 2,2 mA, da der Instrumentenverstärker diesen Strom gegen Masse nur im
Kurzschlussfall führen könnte. Dieser ist jedoch wegen des Vorwiderstands nicht gegeben. Die
Instrumentenverstärker sind kurzschlussfest. Da der Analog-Digital-Wandler einen Eingangsstrom von I ADCin = 1 µA benötigt, tritt im Normalbetrieb eine Spannung von 1 mV an dem
Vorwiderstand auf. Dieser Fehler wird zum Schutz des Bauelementes in Kauf genommen. Abbil-
26
3 Hardwareentwicklung
dung 3.5 zeigt den Schaltplanausschnitt, in dem die Beschaltung eines 16 Bit-Wandler-Eingangs
5
4
3
dargestellt ist.
7
5P0_Analog
1
D
OUT
5N0_Analog
R304
tbd
n.b.
REF
1M00 1%
1M00 1%
3P3
RG2
-
1k00 1%
G=1
R303
0R
Uin: 0...3V
CH0_IN
5N0_Analog
5
2
V-
8
R310
R311
R300
6
5P0_Analog
X301
INA0_IN-
LTC1865L
RG1
R302
tbd
n.b.
4
Uin: 0...3V
fin: 0...30kHz
IC300
LT1789-1/SO8
+
R305
tbd
n.b.
3
3
INA0_IN+
V+
X300
2
1
BAR43ASFILM/SOT23
D304
C315
100N/50V X7R
Abbildung 3.5: Beschaltung des 16 Bit-Analog/Digital-Umsetzers
C
3.5.2 Optionale 12 Bit-Eingänge
Die 12 Bit-Eingänge (Abbildung 3.6) sollen einfachen Messungen dienen, die keine höhere Auflösung benötigen. Sie sollten möglichst einfach und günstig aufgebaut sein. Aus diesem Grund
werden freie analoge Eingangspins des Mikrocontrollers genutzt. Dies beeinflusst die Anforderungen an den Controller, welcher in Abschnitt 3.7 ausgewählt wird. Um die Signalquellen
möglichst wenig zu belasten, werden als Impedanzwandler geschaltete Operationsverstärker
zwischen Signalquelle und Mikrocontroller-Eingänge geschaltet. Bei den Operationsverstärkern
handelt es sich um den OPA4134 von Texas Instruments. Er weist hohe Eingangswiderstände
und geringe Eingangskapazitäten auf. Die Eingänge der Operationsverstärker werden mit Pull-
B
Down-Widerständen auf GND-Potential gelegt, wenn kein Signal anliegt. Die Eingangsschutzbeschaltung der Controller-Eingänge erfolgt ähnlich wie bei dem 16 Bit-Analog/Digital-Wandler.
In diesem Fall ist wegen der geringen Eingangswiderstände der Wandler jedoch kein Vorwiderstand für die Dioden möglich, ohne die Messung stark zu beeinflussen. Der Controller kann
aber laut den „Absolute Maximum Ratings“ Eingangsspannungen von U ADCin = GND − 0, 5
V bis VCC + 0, 5 V ohne Zerstörung überstehen. Eine Durchlassspannung von 0,5 V erreichen
die Dioden selbst bei hohen Strömen nicht. Der Mikrocontroller ist daher geschützt. Die Dioden
können durch den Strom der Operationsverstärker nicht zerstört werden, da diese den Strom
ausreichend begrenzen. Die Operationsverstärker sind kurzschlussfest. Abbildung 3.6 zeigt den
hier beschriebenen Schaltungsteil, der zu den analogen Eingängen des Mikrocontrollers führt.
A
5
4
3
27
X302
5P0_Analog
REF
-
1M00 1%
1M00 1%
4
R312
R313
C
5N0_Analog
3
3P3
R308
tbd
n.b.
2
R309
tbd
n.b.
1
BAR43ASFILM/SOT23
D305
5
2
INA1_IN-
5N0_Analog
RG2
V-
8
R307
0R
G=1
3 Hardwareentwicklung
12Bit-ADC-Inputs
5
IC303B
OPA4134/SO-14
7
+
OUT
3P3
-
2
+
2
4
6
8
OPA0_IN+
OPA1_IN+
OPA2_IN+
OPA3_IN+
IDC-08
R314
R315
R316
R317
2
3P3
V-
2
4
6
8
IC303A
OPA4134/SO-14
1
OUT
-
2
11
1
3
5
7
uC_ADCA6
6
uC_ADCA7
6
uC_ADCB0
6
4
V+
3
X303
1
3
5
7
1
1M00 1%
1M00 1%
1M00 1%
1M00 1%
3
B
6
BAR43ASFILM/SOT23
D300
5P0_Analog
Uin: 0...2V
fin: 0...100kHz
fsample: 0...1MSPS
uC_ADCA5
3
6
5N0_Analog
12
1
BAR43ASFILM/SOT23
D301
IC303D
OPA4134/SO-14
14
+
OUT
3P3
-
3
13
2
10
IC303C
OPA4134/SO-14
8
+
1
BAR43ASFILM/SOT23
D302
OUT
3P3
-
3
9
2
1
BAR43ASFILM/SOT23
D303
A
5P0_Analog
5N0_Analog
Abbildung 3.6: Beschaltung der analogen Eingänge des Mikrocontrollers
C309
10u/10V X5R
C312
10u/10V X5R
C314
10u/10V X5R
3.6 EKG-Schaltung
5
C307
100N/50V X7R
C306
100N/50V X7R
C305
100N/50V X7R
4
C308
10u/10V X5R
C313
10u/10V X5R
C311
10u/10V X5R
3
Bei den späteren Messverfahren ist es von großem Interesse, in zeitlichem Bezug auf den Herzschlag messen zu können. Aus diesem Grund wird eine Elektrokardiogramm-Schaltung auf der
Messplatine realisiert. Die Aufgabe einer EKG-Schaltung ist die Ableitung der elektrischen Aktivitäten Herzens [19]. Eine Herausforderung bei der technischen Realisierung ist die Trennung
von Nutz- und Störsignalen. Die störenden Anteile treten an den eigentlichen Messanschlüssen
„Rechter Arm“ und „Linker Arm“ auf. Es handelt sich um Gleichtaktspannungen, Spannungsoffsets, 50 Hz-Netzbrummen und hochfrequente Störungen. Da es sich beim EKG um Wechselsignale handelt, muss noch eine Anpassung an den unipolaren Analogeingang des Mikrocontrollers vorgenommen werden. Abbildung 3.7 zeigt das Blockschaltbild der Umsetzung. Die an
den Armen oder der Brustwand des Patienten platzierten Elektroden führen zu einem Instrumentenverstärker. Dieser nimmt eine erste Verstärkung des Signals vor. Außerdem kann ihm die
Gleichtaktspannung der Signale entnommen werden. Mit der Gleichtaktspannung werden die
Signalleitungen geschirmt. Dies hat den Vorteil gegenüber einer Schirmung mit GND-Potential,
dass der Spannungsabfall der parasitären Kabelkapazität zwischen Leitung und Schirm gering
ist. Zusätzlich wird die Gleichtaktspannung verstärkt und invertiert an das rechte Bein des Patienten angeschlossen, wodurch ein Regelkreis zur Beseitigung der Gleichtaktspannung entsteht.
Das Ausgangssignal des Differenzverstärkers wird integriert. Der so ermittelte Gleichanteil wird
dem Verstärker invertiert als Offset zurückgegeben, was zur Beseitigung des Gleichanteils führt.
Das resultierende Signal wird mit einem 50 Hz-Kerbfilter von den Störungen befreit, die durch
die Netzfrequenz verursacht werden. Ein anschließender aktiver Tiefpassfilter sorgt in Kombi-
28
C304
100N/50V
3 Hardwareentwicklung
nation mit dem kleinen GBWP dessen OPs für die Reduzierung der hochfrequenten Störungen.
Die zusätzliche Invertierung wird durch den folgenden Subtrahierverstärker wieder aufgehoben, welcher das Signal um die halbe Referenzspannung des Analog/Digital-Wandlers des Mikrocontrollers anhebt. So kann das ursprüngliche Wechselsignal digitalisiert werden. Der Mikrocontroller wird durch eine Eingangsschutzschaltung vor unzulässigen Spannungen geschützt.
Es handelt sich um die gleiche Schutzschaltung mit zwei Dioden, wie bei den übrigen analogen
Eingängen des Controllers, die in Kapitel 3.5.2 behandelt wurden.
Rechter Arm
SubtrahierVerstärker
Instrumentenverstärker
50HzKerbfilter
Linker Arm
Leitungsschirmung
Driven Right Leg
Gleichtakt- AusgangsSpannung Offset
TiefpassFilter,
invertierend
Y
X-k*Y=Z
Z
EingangsSchutzSchaltung
Analoger
MikrocontrollerEingang
X
*0,5
Verstärker,
invertierend
Integrator,
invertierend
URef (ADC)
Abbildung 3.7: Blockschaltbild der EKG-Schaltung
Die folgenden Abschnitte beschreiben die Umsetzung der Blöcke in eine elektronische Schaltung.
3.6.1 Beschaltung des Instrumentenverstärkers
Die Standardlösung für einen EKG-Verstärker ist der Instrumentenverstärker. Dessen Anforderungen ähneln denen der zuvor beschriebenen analogen Eingänge. Es wird auch hier der LT17891 von Linear Technology genutzt. Abbildung 3.8 zeigt die Beschaltung des Instrumentenverstärkers. Die verwendeten Operationsverstärker sind die bereits genutzten OPA4134 von Texas Instruments. Bei den OPA2134 handelt es sich um das gleiche Bauteil, jedoch in Zweikanal- anstatt
Vierkanal-Bauform. Die Gleichtaktspannung kann zwischen den in Reihe geschalteten Verstärkungswiderständen R408 und R409 abgegriffen werden. Über eine Impedanzwandlerschaltung
gelangt sie als Schirmung zu den Messleitungen der Arme. Außerdem ist sie mit dem Eingang eines als nichtinvertierenden Verstärker geschalteten Operationsverstärkers verbunden. Dieser hat
30kΩ
eine Verstärkung von G = − R401
R407 = − 1kΩ = −30. Der in Reihe zum Anschluss des rechten Beins
angeschlossene hochohmige Widerstand dient der Strombegrenzung (Patientenschutz). Der invertierende Integrator-Block wird ebenfalls durch eine Operationsverstärker-Schaltung realisiert.
Die gewählte Grenzfrequenz von f g = 0, 3Hz ist ein Kompromiss, bei dem der Integrator nur
einen kleinen Einfluss auf das EKG-Signal hat. Die entstehende Zeitkonstante ist damit auch noch
in einem akzeptablen Bereich. Da die Frequenz nicht exakt eingehalten werden muss, reicht hier
ein kostengünstiger Keramik-Kondensator der Klasse 2.
29
3 Hardwareentwicklung
7
5P0_Analog
3
EKG_RA
EKG_SHIELD
RA
R408
1
R401
30k0 1%
V+
X401
IC400
LT1789-1/SO8
+
RG1
2k00 1%
OPA2134/SO-8
IC506B
-
OUT
2
OUT
-
+
EKG_Notch
R410
240k 1%
RG2
-
6
3
6
5N0_Analog
C400
2.2u/10V X5R
8
V+
1
+
EKG_SHIELD 7
REF
EKG_DRL
2
8
4
X402
DRL
V-
R400
300k 1%
OUT
R409
2k00 1%
5
5
4
R407
1k00 1%
V-
5N0_Analog
IC401A
OPA2134/SO-8
-
5P0_Analog
14
G=-30
X400
LA
OUT
+
OPA4134/SO-14
IC402D
EKG_LA
EKG_SHIELD
G=51
13
12
fg=0,3Hz
Abbildung 3.8: Beschaltung des EKG-Differenzverstärkers
3.6.2 50 Hz-Kerbfilter
Der Kerbfilter hat die Aufgabe, die 50 Hz-Netzfrequenz bestmöglich aus dem Signal herauszufiltern, ohne dieses zu beeinflussen. Eine Möglichkeit, solch einen Filter mit wenig Bauelementen
aufzubauen ist der Doppler-T-Filter bzw. TwinT-Notch-Filter [27], siehe Abbildung 3.9.
R
R
C
C
R/2
2C
Title
<Title>
Abbildung 3.9: Schaltung eines Doppel-T-Filters
Size
A3
Date:
4
3
Document Number
<Doc>
R
Saturday, February 16, 2013
2
1
Die Frequenz, bei der die Dämpfung gegen unendlich geht ist gegeben durch:
fg =
1
2πRC
Sheet
(3.3)
Bei der Wahl der Bauelemente ist es wichtig, dass möglichst genau die gewünschte Frequenz
getroffen wird. Die Toleranzen und Abhängigkeiten der Bauteile gehen linear in die Frequenz
ein. Um die niedrige Resonanzfrequenz zu erreichen, muss das Produkt aus Widerstandswerten und Kapazitäten groß werden. Hohe Kapazitäten haben den Nachteil, dass die Kondensatoren groß und teuer werden. Extrem hohe Widerstandswerte erzeugen starke Rauschspannungen [23]. Da Widerstände in vielen Abstufungen und Toleranzen günstig zu beziehen sind,
wird zuerst nach einem geeigneten Kondensator recherchiert. Es wird sich für einen KeramikKondensator der Klasse 2 mit einer Kapazität von 470 nF entschieden. Dieses Bauelement ist
30
1
of
1
3 Hardwareentwicklung
noch in SMD-Bauform zu einem akzeptablen Preis erhältlich. Die Toleranz liegt bei 5% und das
Dielektrikum ist X7R mit einer zulässigen Spannung von 50 V. Die Kapazitätsänderung in Abhängigkeit der Temperatur ist somit nicht so hoch wie bei dem Dielektrikum Y5V [3] und bereitet in dieser Schaltung keine großen Probleme, was in der Fehlerbetrachtung 3.5 gezeigt wird.
Die Spannungsabhängigkeit der Kapazität kann in dieser Anwendung vernachlässigt werden,
da das gefilterte EKG-Signal sehr geringe Spannungsamplituden gegenüber des spezifizierten
Spannungsbereiches des Kondensators aufweist. Der Arbeitspunkt des Kondensators kann somit linearisiert werden und es entstehen keine Harmonischen des EKG-Signals. Alternativ sind
auch Folienkondensatoren wegen ihrer weniger starken Spannungs- und Temperaturabhängigkeit eine gute Wahl. Die genutzten Widerstände haben eine Toleranz von 1% und einen Widerstandswert von 6, 8 kΩ. Die resultierende Resonanzfrequenz des Filters ist
fg =
1
= 49, 8 Hz
2π · 6800 Ω · 470 nF
(3.4)
Der Amplitudengang ist in Abbildung 3.10 dargestellt.
V(out)
10dB
0dB
-10dB
-20dB
-30dB
-40dB
-50dB
-60dB
-70dB
-80dB
1Hz
10Hz
100Hz
1KHz
--- C:\REPOS\TANDEM\Internship & Thesis\Thesis\Roman\Simulationen\EKG\TwinT\TwinT.raw ---
Abbildung 3.10: Amplitudengang des Doppel-T-Filters, simuliert mit LTSpice
Die größte mögliche Abweichung von der gewünschten Resonanzfrequenz tritt auf, wenn die jeweiligen Toleranzen zu den Kapazitäten und Widerständen addiert, bzw. subtrahiert werden. Da
die Messplatine ausschließlich für Laborzwecke genutzt wird, wird in dieser Fehlerbetrachtung
31
3 Hardwareentwicklung
ein Temperaturbereich von T = 0 ◦ C...40 ◦ C angenommen. Die typische Kapazitätsänderung der
genutzten Kondensatoren in Abhängigkeit der Temperatur ist in Abbildung 3.11 dargestellt2 .
Abbildung 3.11: Typisches Temperaturverhalten der Kondensatoren des 50 Hz-Kerbfilters2
Es wird aus dem Diagramm ein auf Temperaturänderungen zurückzuführender Fehler von ±1%
abgelesen. Dieser wird in der Fehlerbetrachtung zusätzlich zu den Bauteiltoleranzen als ∆CTemp
berücksichtigt:
f gmin =
1
1
=
= 46, 49 Hz
2π ( R + ∆R)(C + ∆C + ∆CTemp )
2π (1, 01 · 6800 Ω)(1, 05 · 1, 01 · 470 nF )
(3.5)
f gmax =
1
1
=
= 53, 49 Hz
2π ( R − ∆R)(C − ∆C − ∆CTemp )
2π (0, 99 · 6800 Ω)(0, 95 · 0, 99 · 470 nF )
(3.6)
Das Frequenzverhalten des Kerbfilters wurde unter diesen Bedingungen mit dem Programm
LTSpice simuliert. Es ergibt sich trotz der Verschiebung der Resonanzfrequenz eine minimale
Dämpfung der Netzfrequenz von ca. 28 dB. Diese wird als ausreichend beurteilt. Damit nicht der
Strom für die folgenden realisierten Blöcke der EKG-Schaltung durch die großen Widerstände
fließt und Spannungsabfälle produziert, wird dem Doppel-T-Filter ein Impedanzwandler nachgeschaltet. Realisiert wird er mit einem Operationsverstärker3 .
2 Aus
Datenblatt des Herstellers AVX: https://www.avx.com/docs/catalogs/cx7r.pdf
Schaltplan im Anhang.
3 Siehe
32
3 Hardwareentwicklung
3.6.3 Tiefpassfilter
Um höhere Störfrequenzen stark zu dämpfen und den Alias-Effekt zu minimieren wird ein Tiefpass zweiter Ordnung genutzt4 . Um auf Induktivitäten verzichten zu können und gleichzeitig
eine Verstärkung des Signals vorzunehmen, wird sich für einen aktiven Filter entschieden. Das
Ausgangssignal soll für die Weiterverarbeitung des Subtrahierverstärkers invertiert werden. Dazu wird ein Multiple-Feedback-Filter mit Butterworth-Charakteristik gewählt. Die Dimensionierung der Bauelemente wird mit der Software „FilterPro Desktop“ von Texas Instruments5 vorgenommen. Die Wahl der passiven Bauelemente erfolgt wieder nach deren Verfügbarkeit. Die
Grenzfrequenz des Filters liegt bei ca. 100 Hz. Sie muss nicht genau sein, was den Einsatz von
Keramikkondensatoren der Klasse 2 rechtfertigt.
3.6.4 Subtrahierverstärker
Da an den Eingängen des Mikrocontrollers ausschließlich positive Spannungen zulässig sind,
müssen die Signale angehoben werden. Es ist sinnvoll, die Spannung des halben Arbeitsbereiches zum Signal zu addieren. Da sich bei dem Mikrocontroller für eine analoge Referenzspannung von U ADC,re f (µC ) = VCC/1, 6 entschieden wurde, muss
UO f f set ( Di f f Amp) = VCC /3, 2 = VCC · 0, 3125 zu den Signalen addiert werden. Die Wechselsignale des EKGs sollen zusätzlich um G = 5 verstärkt werden. Die Realisierung erfolgt mit einem
Operationsverstärker, der als Subtrahierer geschaltet ist. Abbildung 3.12 zeigt die Grundschaltung [15].
R2
Ue Ue +
R1
-
R3
R4
OUT
Uout
+
C1
Abbildung 3.12: Operationsverstärker als Subtrahierverstärker
Die resultierende Ausgangsspannung der Schaltung unter idealen Bedingungen wird zu
Uout =
4 Siehe
( R1 + R2 ) R4
R2
Ue −
Ue
( R3 + R4 ) R1 + R1 −
(3.7)
Schaltplan im Anhang.
5 http://www.ti.com/tool/filterpro/
33
3 Hardwareentwicklung
Da es sich bei Ue+ um die digitale Versorgungsspannung handelt, wird in der Umsetzung zum
Entstören der Kondensator C1 parallel zu R4 geschaltet. Die Widerstandswerte werden durch
Umstellen der Gleichung ermittelt. Es werden gängige Werte im kΩ-Bereich genutzt.
3.6.5 Simulation
Abschließend wird die komplette EKG-Schaltung mit einer AC-Analyse simuliert. Abbildung
3.13 stellt den Amplituden- und Phasengang der Ausgangsspannung dar. Zur Simulation wurde
das Programm LTSpice von Linear Technology genutzt.
V(diffampout)
80dB
60°
Phase
60dB
0°
40dB
-60°
Gain
20dB
-120°
0dB
-180°
-20dB
-240°
-40dB
-300°
-60dB
-360°
-80dB
-420°
-100dB
-480°
-120dB
-540°
-140dB
1Hz
10Hz
100Hz
1KHz
10KHz
-600°
100KHz
--- C:\REPOS\TANDEM\Internship & Thesis\Thesis\Roman\Simulationen\EKG\EKG_Komplett\EKG.raw ---
Abbildung 3.13: AC-Analyse der EKG-Schaltung
Man sieht, dass für sehr niedrige Frequenzen ( f < 10 Hz) die Verstärkung des Eingangssignals
fast konstant G ≈ 52 dB beträgt. Bei Frequenzen oberhalb von 100 Hz kann der Einfluss des
Tiefpassfilters 2. Ordnung beobachtet werden. Die Verstärkung der Schaltung sinkt um ca. 40
dB/Dekade. Der „Knick“ des Amplitudengangs bei einer Frequenz von ca. 10 kHz ist auf die
Charakteristik des Instrumentenverstärkers zurückzuführen. Der Phasengang zeigt im niedrigen
Frequenzbereich ( f < 100 Hz) das typische Verhalten des passiven Kerbfilters.
34
3 Hardwareentwicklung
3.7 Mikrocontroller
Aus der Aufgabenstellung, der Spezifikation und dem Blockschaltbild ergeben sich die Anforderungen an die Steuereinheit, den Mikrocontroller. Wichtig, neben den verfügbaren Anschlussmöglichkeiten, sind auch andere Faktoren. So ist es beispielsweise notwendig, dass der Controller kein Exot ist, sondern schnell ab Lager großer Distributoren zu beziehen ist. Außerdem muss
das Gehäuse für den Bestücker gut zu Löten sein, BGA-Gehäuse kommen nicht in Frage. Die integrierten Analog/Digital-Wandler müssen in der Lage sein, Signale in angemessener Auflösung
und Abtastrate zu digitalisieren. Aufgrund der guten kostenlosen Entwicklungsumgebung, mit
der auch erste Erfahrungen gesammelt werden konnten, fällt die Entscheidung vorzugsweise auf
einen Mikrocontroller der Firma Atmel. Die Entwicklungsumgebung stellt außerdem gute Hilfestellungen zum Realisieren von USB-Schnittstellen zur Verfügung. Um eine parametrische Suche
durchführen zu können, wird zunächst eine Pintabelle (Tabelle 3.1) aufgestellt. So können die
benötigten Schnittstellen und die Anzahl der Pins abgeschätzt werden. VersorgungsspannungsPins, Reset-Pins etc. werden dabei noch nicht mit eingerechnet.
Schnittstelle
SPI
USB
UART
Digital I/O
Interner A/D-Wandler
JTAG & SPI
gesamt
Anzahl
3
1
2
6
5
1
Pins jeweils
4
2
2
1
1
5
Pins gesamt
12
2
4
6
5
5
34
Tabelle 3.1: Pintabelle zur Dimensionierung des Mikrocontrollers
Es wird sich für den ATxmega256A3BU von Atmel entschieden. Dieser benötigt eine Versorgungsspannung von 3,3 V und wird intern mit 32 MHz getaktet. Die zur Verfügung stehenden
256 kB Programmspeicher werden zwar für die Anwendung bei weitem nicht benötigt, wirken
sich jedoch nicht stark auf den Preis aus. Es stehen genügend Analog/Digital-Wandler mit einer Auflösung von 12 Bit und hohen Abtastraten zur Verfügung. Ein externer Quarz wird nicht
unbedingt benötigt. Um jedoch zukünftig eine Real-Time-Clock zu realisieren, wird ein 32,768
kHz-Quarz angeschlossen. Eine Knopfzellen-Batterie versorgt die Uhr auch, wenn die Messplatine nicht an eine Spannungsquelle angeschlossen ist.
35
3 Hardwareentwicklung
3.8 Weitere Peripherie
In dem Blockschaltbild 3.1 sind in dem Block „Weitere Peripherie“ noch Taster, LEDs und ein
SD-Kartenslot eingezeichnet. Eine der LEDs signalisiert, dass sich die Messplatine im EchtzeitMessbetrieb befindet. Den übrigen wurde noch keine feste Funktion zugewiesen, sie stehen für
zukünftige Anwendungen zur Verfügung. Bei den LEDs handelt es sich um SMD-LEDs, welche
jeweils mit einem seriellen Widerstand beschaltet werden. Der SD-Kartenslot wird über die SPISchnittstelle mit dem Mikrocontroller nach [6] verbunden.
3.9 Spannungsversorgung
In der Spezifikation ist festgelegt, dass die Messplatine mit 5 VDC von einem externen medizinischen Netzteil versorgt wird. Für die Versorgung der analogen elektronischen Komponenten werden ±5 VDC und für die digitalen 3, 3 VDC benötigt. Eine Leistungsabschätzung (Tabelle 3.2) erleichtert die Dimensionierung der Spannungsversorgung und die parametrische Suche
nach den benötigten Bauteilen. In der Abschätzung werden Wirkungsgrade von η = 0, 8 für
die Spannungswandler angenommen. Da für die positive 5 VDC -Versorgung kein Spannungswandler, sondern nur eine Filterung vorgesehen ist, wird deren Wirkungsgrad als η5VDC = 1
angenommen.
36
3 Hardwareentwicklung
Baugruppe/-Element
Typ
Anzahl Spannung/
Strom
V
max./mA
Mikrocontroller
Active Mode
ADC
DAC
Flash&EEPROM
I/O Pins
Sonstiges
ATxmega256A3BU
Strom
Leistung
gesamt/mA max./mW
1
2
1
1
10
1
3,3
3,3
3,3
3,3
3,3
3,3
15
3
12
4
1
3
15
6
12
4
10
3
166
50
20
40
13
33
10
EKG
Operationsverstärker 2x
Operationsverstärker 2x
Operationsverstärker 4x
Operationsverstärker 4x
Instrumentenverstärker
Instrumentenverstärker
OPA2134
OPA2134
OPA4134
OPA4134
LT1789-1
LT1789-1
1
1
1
1
1
1
5
-5
5
-5
5
-5
10
10
20
20
9
9
10
10
20
20
9
9
390
50
50
100
100
45
45
Digitale Phasenmessung
Phasenmess-IC
Operationsverstärker 4x
AFE4300
OPA4354
1
1
3,3
3,3
1
25
1
25
86
3
83
A/D-Wandlung
ADC
Instrumentenverstärker
Instrumentenverstärker
Operationsverstärker 4x
Operationsverstärker 4x
LTC1865L
LT1789-1
LT1789-1
OPA4134
OPA4134
1
2
2
2
2
3,3
5
-5
5
-5
1
9
9
20
20
1
18
18
40
40
583
3
90
90
200
200
USB-Schnittstelle
FT2232D
1
5
30
30
150
Gesamtleistung:
Gesamtstrom -5 V (ɳ=0,8):
Gesamtstrom 3,3 V(ɳ=0,8):
Gesamtstrom 5 V:
1,38 W
121 mA
96 mA
127 mA + Gesamtstrom(-5 V)+ Gesamtstrom(3,3 V)·3,3/5 =
Tabelle 3.2: Leistungsabschätzung
Spannungsversorgung
der
Messplatine
zur
311 mA
Dimensionierung
der
Die Erzeugung der 3,3 V-Spannung geschieht mittels eines LDO-Reglers der Firma Linear Technology, dem LT1129. Da dieser von extern mit 5 V versorgt wird, stellt die Drop-Out-Spannung
keine Probleme dar. Das IC ist kostengünstig und liefert ausreichend hohe Ströme. Weitere Vorteile sind, dass die Beschaltung sehr einfach ist, und dass keine hochfrequenten Störungen zu
erwarten sind. Einziger Nachteil ist die große Verlustleistung, die bei höheren Strömen über das
IC abgegeben wird. Da es sich jedoch um einen Laboraufbau handelt, der nicht auf Energieeffizienz ausgelegt sein muss, ist dies vertretbar.
Zur Erzeugung der positiven 5 V für analoge Bauelemente, wird die Spannung des medizinischen Netzteils mit einem Tiefpassfilter6 von Störungen befreit. Es handelt sich um einen passiven Filter zweiter Ordnung mit einer Grenzfrequenz von 7 kHz. Sie reicht aus, um die Störungen
6 Siehe
Schaltplan im Anhang.
37
3 Hardwareentwicklung
des medizinischen Schaltnetzteils stark genug zu dämpfen.
Die negativen 5 V werden ebenfalls aus der Spannung des externen Netzteils erzeugt. Dies geschieht mit einem DC/DC-Converter mit anschließender Tiefpassschaltung. Der Converter, für
den sich entschieden wird ist der LT3479 von Linear Technology. Seine maximale Stromabgabe
ist ausreichend und es wurden bereits im Rahmen anderer Projekte erste Erfahrungen mit ihm
gesammelt. Vorteile gegenüber einer Umsetzung mit einem Switched-Capacitor-IC, ist die deutlich höhere Schaltfrequenz und Strombelastbarkeit [3]. Die Schaltfrequenz liegt weit außerhalb
des Frequenzbereiches der analogen Signale.
3.10 Schaltplan
Der Schaltplan wurde mit der Software OrCAD Capture von Cadence erzeugt. Dabei wurden
die vorhandenen Bauteilbibliotheken der Arbeitsgruppe genutzt und erweitert. Der komplette
Schaltplan der Schaltung befindet sich im Anhang auf der beiliegenden CD-ROM.
3.11 Leiterplatten-Layout und gefertigter Prototyp
Beim Erstellen des Layouts ist es wichtig, dass an allen Stellen der Leiterplatte eine bestmögliche Verbindung zum GND-Potential gegeben ist. Außerdem müssen die unterschiedlichen Versorgungsspannungen auf der Messplatine verteilt werden, ohne ständig durch Signalleitungen
unterbrochen zu werden. Das führt zu dem Entschluss eine 4-Lagen-Leiterplatte zu verwenden.
Die obere und untere Lage werden dazu genutzt, Signale zu führen. Die innenliegenden Lagen
führen die Versorgungsspannungen und das GND-Potential. Ein Übersprechen zwischen den
Signallagen wird somit reduziert [17]. Abbildung 3.14 zeigt schematisch den Lagenaufbau.
Isolator
Top-Lage
GND-Lage
Power-Lage
Bottom-Lage
VIA
LeiterplattenMaterial
Abbildung 3.14: Schematischer Lagenaufbau der Leiterplatte
Beim Entwickeln des Layouts ist es wichtig, die Auswirkungen der hochfrequenten digitalen
Signale auf die analogen zu minimieren. Außerdem müssen die geometrischen Abmessungen
klein und die Signalwege kurz gehalten werden, um die Signalintegrität zu erhalten. Das Platzieren der Bauelemente geschieht daher so, dass die Leiterplatte in einen digitalen und in einen
analogen Bereich unterteilt werden kann. Dieser „Split“ ist in dem Bestückungsplan (Abbildung
3.15) dargestellt. Er trennt die jeweiligen Flächen der Versorgungsspannungen und das GNDPotential. Es gibt nur eine Verbindung zwischen der analogen und der digitalen GND-Fläche.
38
3 Hardwareentwicklung
Diese befindet sich im Bereich der Spannungsversorgung, unten links in Abbildung 3.15. Erstellt
wird das Layout mit der Software OrCAD PCB Editor von Cadence. Als Quelle zur Bedienung
Spannungsversorgung
Phasenmess-IC
Mikrocontroller
UART-USBSchnittstelle
der Software wird [16] genutzt.
Analoge Eingänge
Abbildung 3.15: Bestückungsplan der Messplatine mit
Trennung, in funktionale Blöcke unterteilt
eingezeichneter
EKG
Analog-Digital-
39
3 Hardwareentwicklung
Die vom Dienstleister gefertigte Leiterplatte ist in Abbildung 3.16 zu sehen.
Abbildung 3.16: Foto des bestückten Prototyps der Messplatine
Die DIP-Schalter und die CR2032-Batterie befinden sich noch nicht auf der Messplatine. Sie können bei Bedarf zukünftig bestückt werden.
In der folgenden Tabelle 3.3 wird der Preis einer kompletten Messplatine abgeschätzt.
40
3 Hardwareentwicklung
Bauteil
Mikrocontroller
Phasenmess-IC
USB-Schnittstellen-IC
Schaltregler
16-Bit-ADC
Operationsverstärker
Instrumentenverstärker
Quarz/Oszillator
Stecker
Passive Bauteile
PCB, Bestückung und Versand
Typ/Anwendung
ATxmega256A3BU
AFE4300
FT2232D
LT3479
LTC1865L
OPA4134
OPA2134
OPA4354
LT1789-1
Oszillator AFE4300
Quarz ATxmega (RTC)
Quarz FT2232D
Power
BNC
USB
SD-Kartenslot
pauschal
Anzahl
1
1
1
1
1
2
1
1
3
1
1
1
1
9
2
1
1
1
Stückpreis/ Gesamt€
preis/€
6,15
6,15
5,26
5,26
8,44
8,44
6,95
6,95
11,72
11,72
4,17
8,34
2,28
2,28
4,76
4,76
8,18
24,54
4,36
4,36
1,40
1,40
2,74
2,74
1,65
1,65
1,44
12,96
2,11
4,22
4,08
4,08
ca. 20,00
20,00
ca. 100,00
100,00
Gesamtpreis
229,85 €
Tabelle 3.3: Kostenabschätzung für eine Messplatine
Die Bauteilpreise entsprechen dem Farnell-Preis bei Bestellung der jeweiligen Mindestbestellmenge. Der Preis des Phasenmess-ICs wurde bei Digi-Key ermittelt.
41
4 Softwareentwicklung
Die Softwareentwicklung gliedert sich in die Programmierung der Firmware des Mikrocontrollers und die Erstellung einer PC-Software, mit der die Messdaten empfangen, verarbeitet und
grafisch dargestellt werden.
4.1 Firmware (Mikrocontroller)
Zur Aufnahme von Messwerten, der Steuerung der Schnittstellen und der PC-Anbindung wird
der Mikrocontroller genutzt. Die Entwicklung dessen Software wird mit der Entwicklungsumgebung Atmel Studio 6.0 vorgenommen. Das dazugehörige Atmel Software Framework (ASF)
beinhaltet viele Programmbeispiele. Außerdem bietet die Umgebung die Möglichkeit fertig programmierte Komponenten komplett in das eigene Software-Projekt zu übernehmen. Beispiele
für diese Komponenten sind die USB-Schnittstelle, die SPI-Schnittstelle, Timer etc. Die Parameter, die für jede Anwendung abweichen, sind gut dokumentiert und können schnell angepasst
werden. Ein Umstand, an den es sich zu gewöhnen gilt, ist die automatisch generierte Projektstruktur, an die sich der Programmierer zu halten hat. In dem Software-Projekt werden folgende
ASF-Komponenten genutzt:
• ADC - Analog to Digital Converter
• Delay routines
• Generic board support
• IOPORT - General purpose I/O service
• IOPORT - Input/Output Port Controller
• RTC32 - Real Time Counter 32
• SPI - Serial Peripheral Interface
• TC - Timer Counter
• USB Device (CDC als Standard I/O)
Der Programmablauf ist in Abbildung 4.1 dargestellt. Die programmierte Software nimmt zuerst die Initialisierungsschritte vor. In der Schleife des Hauptprogrammes werden ständig die
Eingangsdaten des USB-Controllers eingelesen. Anschließend wird mit einer Fallunterscheidung
bestimmt, in welchem Modus gemessen werden soll. Es stehen zwei Messabläufe zur Verfügung,
welche in einem jeweils eigenen Unterprogramm realisiert werden. Unterprogramm 1 führt nur
die nötigen Messungen durch, die für das Vergleichen der Phasenmesssysteme benötigt werden.
42
4 Softwareentwicklung
Unterprogramm 2 verarbeitet zusätzlich alle weiteren auf der Leiterplatte verfügbaren Messeingänge, was zur Folge hat, dass die Abarbeitung länger dauert und das Datenaufkommen am PC
höher ist als bei Nutzung des Unterprogrammes 1.
Das vom PC zum Mikrocontroller gesendete Datenpaket besteht stets aus nur einem Zeichen.
Wird ein „o“ oder „a“ vom Controller empfangen, so wird einmalig das Unterprogramm 1 bzw.
2 zum Aufnehmen und Versenden der Messungen gestartet. Ein „e“ oder „r“ startet einen Timer, der periodisch einen Interrupt auslöst. Dessen Intervall beträgt für das Unterprogramm 1
TUP1 = 3, 2 ms und für das Unterprogramm 2 TUP2 = 4, 5 ms. Die Unterbrechungsroutine ist das
Unterprogramm 1 bzw. 2 zum Aufnehmen und Versenden der Messungen. Diese Zeiten wurden
experimentell so bestimmt, dass ein sicheres Abarbeiten des Unterprogramms gewährleistet ist.
Die maximal auftretende Zeitabweichung der Messwerte eines Unterprogrammdurchlaufs kann
daher nicht größer als 3, 2 ms bzw. 4, 5 ms werden. Durch ein empfangenes „d“ wird der Timer
wieder deaktiviert.
Das Unterprogramm, bzw. die Unterbrechungsroutine beginnt mit der Aufnahme der Systemzeit in ms. Anschließend werden die Messungen durchgeführt und in einem Datenrahmen über
die USB-Schnittstelle übertragen. Das Unterprogramm 2 nimmt zusätzlich die Systemzeit nach
Abschluss aller Messungen auf. Das ermöglicht die Ermittlung der kompletten Messdauer aller
Werte. Die Unterbrechung einer Interruptroutine durch das Auslösen eines anderen Interrupts
ist durch den genutzten „Multi-level Interrupt Controller“ des Frameworks ausgeschlossen. Die
benutzten Interrupts haben dieselbe Priorität und können sich somit nicht gegenseitig unterbrechen. Der Fall, dass die Ausführung eines Unterprogrammes länger als dessen Timerintervall
andauert ist im normalen Betrieb ausgeschlossen, würde jedoch zu Problemen führen. Da das
Senden und Empfangen von der internen USB-Schnittstelle des Controllers nicht durch Interrupts ausgelöst wird, sondern die Zeitpunkte durch das Programm festgelegt werden, treten
dadurch ebenfalls keine Timing-Probleme auf. Abbildung 4.1 zeigt das Ablaufdiagramm.
43
4 Softwareentwicklung
Unterprogramm 1:
Phasenmessungen aufnehmen
und versenden
Unterprogramm 2:
Phasenmessungen + alle ADCs
aufnehmen und versenden
START
START
START
I/O-Konfiguration
Systemzeit aufnehmen
Systemzeit „Begin“ aufnehmen
Systemtakt-Initialisierung
EKG-Messwert aufnehmen
EKG-Messwert aufnehmen
ADCs des Controllers
initialisieren
Messwert der analogen PhasenMessschaltung aufnehmen
Messwerte der 12 Bit-ADCs
aufnehmen
Interrupts initialisieren
Messwerte des digitalen
Phasen-Mess-ICs aufnehmen
Messwerte der 16 Bit-ADCs
aufnehmen
USB-Schnittstelle
initialisieren
Messwerte über USB versenden
Messwert der analogen PhasenMessschaltung aufnehmen
Hauptprogramm
STOPP
Timer initialisieren
Systemzeit „Ende“ aufnehmen
SPI-Schnittstelle
initialisieren
Messwerte über USB versenden
Phasen-Mess-IC
initialisieren
Messwerte über USB versenden
STOPP
USB-Daten einlesen
Messparameter
empfangen
nein
ja
Parameter=e
ja
Periodisches Aufrufen
von Unterprogramm 1
aktivieren
ja
Periodisches Aufrufen
von Unterprogramm 2
aktivieren
ja
Periodisches Aufrufen
der Unterprogramme
deaktivieren
ja
Unterprogramm 1
ja
Unterprogramm 2
nein
Parameter=r
nein
Parameter=d
nein
Parameter=o
nein
Parameter=a
nein
nein
Abbildung 4.1: Programmablauf des Mikrocontrollers
Das Format, in dem die Daten vom Mikrocontroller über die USB-Schnittstelle zum PC übertragen wird ist vom jeweils ausgeführten Unterprogramm abhängig. Die Messwerte werden
nacheinander in einen String kopiert und jeweils von einem Trennzeichen („v“) unterteilt. Das
44
4 Softwareentwicklung
Rahmenformat zu Unterprogramm 1 ist in Abbildung 4.2 dargestellt, das zu Unterprogramm 2 in
eic
he
n
5Z
zei
che
n
Tre
nn
eic
he
n
5Z
zei
che
n
eic
he
n
Tre
nn
zei
che
n
4Z
Tre
nn
zei
che
n
eic
he
n
Zeitstempel „v“
5Z
Tre
nn
10
Z
eic
he
n
Abbildung 4.3.
16 Bit-ADC
Phasenmess-IC
Phasenmess-IC
„v“ EKG-ADC „v“
„v“
CH0
16 Bit-Messwert „I“
16 Bit-Messwert „Q“
Zeitstempel 1 „v“
eic
he
n
zei
che
n
10
Z
Tre
nn
eic
he
n
5Z
zei
che
n
Tre
nn
eic
he
n
5Z
zei
che
5Z
n
eic
he
n
Tre
nn
zei
che
n
5Z
eic
he
n
Tre
nn
zei
che
4Z
n
eic
he
n
Tre
nn
z
4 Z eiche
eic
he n
n
Tre
nn
z
4 Z eiche
eic
n
h
Tre en
nn
z
4 Z eiche
eic
n
h
Tre en
nn
z
4 Z eiche
n
eic
h
Tre en
nn
zei
che
n
Tre
nn
10
Z
eic
he
n
Abbildung 4.2: Rahmenformat des USB-Datenpakets vom Mikrocontroller zum PC, Unterprogramm 1
16 Bit-ADC
16 Bit-ADC
Phasenmess-IC
Phasenmess-IC
„v“
„v“ EKG-ADC „v“ OPA 0 „v“ OPA 1 „v“ OPA 2 „v“ OPA 3 „v“
„v“
„v“ Zeitstempel 2
CH1
CH0
16 Bit-Messwert „I“
16 Bit-Messwert „Q“
Abbildung 4.3: Rahmenformat des USB-Datenpakets vom Mikrocontroller zum PC, Unterprogramm 2
Durch die Nutzung von Strings ist die formatierte Datenübertragung und -auswertung zwar einfacher und die Daten für den Menschen gut lesbar, jedoch wird eine höhere Datenrate benötigt.
Insbesondere die Konvertierung der Messwerte in einen String verursacht mehr Daten, als die
Übertragung in Zahlenformaten. Der Rechenaufwand des Mikrocontrollers steigt durch die Umwandlung ebenfalls. Für die USB-Verbindung stellt es keine großen Probleme dar. In praktischen
Versuchen wurde ermittelt, dass mit dem Unterprogramm 1 Datenstrings von bis zu 170 Zeichen
übertragen werden können, ohne dass das Ausführintervall des Unterprogrammes gesenkt werden muss. Die maximale Datenrate beträgt daher in diesem Messmodus
R Daten,UP1 =
1
TUP1
· 170 Bytes = 53125 Bytes/s = 425 kbit/s
(4.1)
Die hier gewählte Implementierung mit Strings ist für die Anwendung vollkommen ausreichend.
Fallen zukünftig durch Erweiterungen wesentlich mehr Daten an, sollte über ein komplexeres
Übertragungsprotokoll nachgedacht werden.
45
4 Softwareentwicklung
4.2 Auswertesoftware (PC)
Die Software des Computers hat die Aufgabe, mit der Messplatine zu kommunizieren. Es müssen
sowohl Befehle zum Mikrocontroller gesendet werden, welche die Messparameter bestimmen,
als auch die Messdaten empfangen werden. Die empfangenen Messwerte sollen anschließend
in einem Format speicherbar sein, mit dem eine spätere Auswertung gut möglich ist. Außerdem sollen die Daten in Echtzeit von dem Benutzer-Interface der Software grafisch dargestellt
werden. Dazu ist insbesondere die grafische Programmierung mit LabView von National Instruments geeignet. Im Gegensatz zur ereignisgesteuerten Programmierung, wie sie beispielsweise
mit C# umgesetzt wird, werden mit LabView Ablaufsteuerungen erstellt. Abbildung 4.4 zeigt
einen Screenshot der grafisch programmierten Software. Ein Exportieren der aufgenommenen
Daten ist im Excel-Format möglich.
Abbildung 4.4: Screenshot des PC-Programms zur Aufnahme der Messwerte
Zum gleichzeitigen Auslesen von Debug-Daten aus dem USB-Port A, kann die durch das SchnittstellenIC erzeugte virtuelle serielle Schnittstelle des Computers ausgelesen werden. Dazu kann ein kostenloses Programm, wie beispielsweise Putty1 genutzt werden. Die folgenden Zeilen werden bei
einem Reset des Mikrocontrollers und anschließender Echtzeitmessung ausgegeben:
1 http://www.putty.org/
46
4 Softwareentwicklung
S e r i e l l e S c h n i t t s t e l l e ( USB−P o r t A) i n i t i a l i s i e r t
RTC i n i t i a l i s i e r t
ADC A des XMEGA i n i t i a l i s i e r t
ADC B des XMEGA i n i t i a l i s i e r t
USB− S c h n i t t s t e l l e ( USB−PORT B ) des XMEGA i n i t i a l i s i e r t
SPI− S c h n i t t s t e l l e zum Phasenmess−IC AFE4300 i n i t i a l i s i e r t
AFE4300 i n i t i a l i s i e r t
Timer f u e r p e r i o d i s c h e Phasen−Messungen i n i t i a l i s i e r t
Timer f u e r p e r i o d i s c h e Messungen ( a l l e ADCs + AFE4300 ) i n i t i a l i s i e r t
I n i t i a l i s i e r u n g abgeschlossen . . . . . . . . .
S t a r t e Realtime −Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Stoppe Realtime −Messung . . . . .
Textausgabe 4.1: Ausgabe der Debug-Schnittstelle
Der Punkt wird im Sekundentakt ausgegeben, um feststellen zu können, ob das Programm noch
ordnungsgemäß abläuft.
47
5 Verifizierung
Die Inbetriebnahme geschieht in mehreren Schritten. Nachdem die Funktionalität der Hard- und
Software sichergestellt ist, werden die Messverfahren verifiziert. Nur so ist es möglich, die späteren Ergebnisse richtig zu interpretieren. Erst wenn die Charakteristik des Systems bekannt ist,
kann mit den Messungen begonnen werden.
Messgeräte werden anhand von drei Kriterien charakterisiert. Es handelt sich dabei um die Messunsicherheit, das statische Verhalten und das dynamische Verhalten [22]. Von Interesse für die späteren Messungen sind insbesondere die Eigenschaften der Phasenmessung. Da die parallel laufende EKG-Messung nur den zeitlichen Verlauf des Herzschlags aufzeichnen soll, wird hier keine
spezielle Verifizierung gefordert. Es genügt die Überprüfung des qualitativen Verlaufs. Als Erstes
wird eine Messfrequenz festgelegt, bei der mit einer gut messbaren Phasenverschiebung gerechnet werden kann und sowohl das analoge Messsystem, als auch das IC gut arbeiten. Bioimpedanzmessungen werden in der Regel mit einer konstanten Frequenz von f = 50 kHz durchgeführt [14]. Da sowohl bei der analogen Messschaltung, als auch bei dem Mess-IC in diesen
Frequenzbereichen keine Probleme zu erwarten sind, findet die Verifizierung mit ähnlichen Frequenzen statt. Es wird sich für f Veri f izierung = 62, 5 kHz entschieden, da diese Frequenz mit dem
Phasenmess-IC erzeugt werden kann.
5.1 Statisches Verhalten
Das statische Verhalten beschreibt die Abhängigkeit der Ausgangsgröße von der Eingangsgröße unter der Voraussetzung, dass diese zeitlich konstant ist. Die entstehende Funktion kann ein
mathematischer Ausdruck sein, oder als Wertetabelle angegeben werden [22]. Die eigentliche
Messgröße ist die entstehende Phasenverschiebung an einer Impedanz. Als ausschlaggebender
systematischer Messfehler machen sich jedoch auch die sich durch den variablen Betrag ändernden Spannungsamplituden bemerkbar. Dieser Einfluss ist ebenfalls zu bestimmen. Für die Phasenmessung wird daher für beide Messsysteme die jeweilige Charakteristik in Abhängigkeit der
Phase ϕ und des Betrages | Z | der Impedanz aufgenommen.
Die Verifizierung soll mit bekannten Impedanzen durchgeführt werden. Eine zur Verfügung stehende Messbrücke kann den Betrag und die Phase dieser genutzten Impedanzen nicht mit einer Frequenz von 62,5 kHz bestimmen. Deshalb werden die Impedanzen durch Netzwerke aus
einfachen Bauteilen bekannter Größe realisiert. Der Betrag und die Phase werden rechnerisch
bestimmt. Der Wert der dazu genutzten Widerstände kann mit der Messbrücke sehr genau gemessen werden.
48
5 Verifizierung
Da die exakte Kapazität der Kondensatoren mit der Messbrücke nicht mit einer Frequenz von
62,5 kHz gemessen werden kann, ist es notwendig, komplexe Impedanzen zu nutzen, bei denen
der Einfluss der Kapazitätstoleranz gering ist. Die eingesetzte Kapazität sollte eine Toleranz von
1% haben und nahezu temperatur- und spannungsunabhängig sein. Dafür kommt ein Klasse 1Keramikkondesator in Frage. Ein weiterer Vorteil des Einsatzes dieses Kondensators ist dessen
Frequenzunabhängigkeit der Kapazität. Dadurch wäre die genauere Bestimmung des Kapazitätswertes mit der Messbrücke auch bei anderen Frequenzen als 62,5 kHz zulässig. Eine Verbesserung der Toleranz kann durch das Parallelschalten mehrerer kleiner Kapazitäten erreicht
werden. Dieser Effekt beruht jedoch auf Stochastik und wird nicht in Fehlerbetrachtungen einfließen. Außerdem ist es sinnvoll, den durch die Toleranz entstehenden relativen Fehler zwischen
den verschiedenen Impedanzen zu beseitigen. Dies kann geschehen, indem jede erzeugte Impedanz denselben Kondensator nutzt. Dieser muss eine Kapazität besitzen, die einen ausreichend
großen Blindwiderstand bei f = 62, 5 kHz erzeugen kann, um die gewünschte Phasenverschiebung zu verursachen. Er sollte aber gleichzeitig möglichst groß gewählt werden, weil dadurch
der maximale Fehler der Phasenverschiebung reduziert wird, wie man später an Gleichung 5.9
erkennen kann. Es wird sich für vier parallel geschaltete SMD-Kondensatoren mit einer Kapazität von jeweils 2,7 nF entschieden.
5.1.1 Vergleich von RC-Netzwerken zur Verifizierung
Das genutzte RC-Netzwerk benötigt mindestens zwei Widerstände um die Parameter Betrag und
Phase variieren zu können. Es entstehen zwei sinnvolle Möglichkeiten zur Erzeugung eines solchen Netzwerks (Abbildung 5.1). Ihre Charakteristika werden im Folgenden untersucht und miteinander verglichen. Da sich stets die Kapazität auf die Phasenverschiebung auswirkt, kann der
Einfluss der Toleranz nicht vollständig beseitigt werden.
R1
R1
Z Variante A
R2
C
R2
Z Variante B
C
Abbildung 5.1: Verglichene RC-Netzwerke für die Verifizierung der Messverfahren
49
5 Verifizierung
Die entstehenden Übertragungsfunktionen lauten:
ZVarianteA = R1 +
ZVarianteB =
R2
1 + jωR2 C
(5.1)
R2 + jωR1 R2 C
1 + jωC ( R1 + R2 )
(5.2)
Daraus resultieren die Phasenverschiebungen
!
ϕVarianteA = − arctan
ωR22 C
R2 + R1 (1 + (ωR2 C )2 )
!
ϕVarianteB = − arctan
ωR2 C
1 + (ωC )2 ( R1 R2 + R21 )
(5.3)
(5.4)
und die Beträge der Impedanz.
s
| ZVarianteA | =
s
| ZVarianteB | =
( R1 + R2 )2 + (ωR1 R2 C )2
1 + (ωR2 C )2
(5.5)
R22 + (ωR1 R2 C )2
1 + (ωC )2 ( R1 + R2 )2
(5.6)
Aus den Gleichungen ist nicht auf Anhieb erkennbar, welche Schaltung unempfindlicher gegenüber Toleranzen ist. Deshalb wird eine Fehlerabschätzung vorgenommen. Diese geschieht mit
Hilfe des Totalen Differentials. Da der Vergleich für die anschließende Verifizierung durchgeführt
wird, findet eine Abschätzung der maximalen absoluten Abweichung der Phasenverschiebung
der Impedanz statt. Eine Abschätzung des wahrscheinlichsten Fehlers macht hier keinen Sinn, da
auch ein unwahrscheinlicher, aber großer Fehler für die Verifizierung fatal wäre. Für die Widerstände, welche eine Toleranz von 1% besitzen, wird wegen des zusätzlichen Abgleichs mit der
Messbrücke eine Toleranz von 0,1% angenommen. Als realistische Parameter einer Bioimpedanz
wird ein Betrag von 300 Ω und eine Phasenverschiebung von -7◦ angenommen. Zum Vergleich
der beiden RC-Netzwerke wird daher das Totale Differential auf die jeweilige Impedanz von
ZVergleich = | Z | · e jϕ = 300 Ω · e j(−7
◦)
(5.7)
angewendet. Die zur Realisierung dieser Impedanz benötigten Widerstandswerte R1 und R2
wurden numerisch ermittelt.
Variante A:
R1 = 213 Ω; R2 = 101 Ω
50
5 Verifizierung
Variante B:
R1 = 720 Ω; R2 = 486 Ω
Die Kapazität beträgt stets
C = 10, 8 nF
Das totale Differential für die Phasenverschiebung der Schaltungsvariante A lautet
∂ϕVarianteA
∂ϕVarianteA
∂ϕVarianteA
∆R1 + ∆ϕmaxVarianteA = ∆R2 + ∆C ∂R1
∂R2
∂C
2
ωR2 C
=
∆R1 ( R1 + R2 )2 + (ωR1 R2 C )2
−
ωR
C
2R
+
R
(
)
2
2
1
+
∆R2 2
2
2
2
(ωR2 C ) (ωR1 R2 C ) + ( R1 + R2 ) + R21 + ( R1 + R2 )
ωR22 R1 (ωR2 C )2 − R1 − R2
+
∆C 4
2
2
2
2
2
R1 (ωR2 C ) + (ωR2 C ) R1 + ( R1 + R2 ) + ( R1 + R2 )
(5.8)
(5.9)
Durch das Einsetzen der Zahlenwerte ergibt sich:
∆ϕmaxVarianteA
−1, 79 · 10−3 rad
405 · 10−6 rad
213 Ω · 0, 1% + 101 Ω · 0, 1%
=
Ω
Ω
−8, 70 · 10−3 rad
+
10, 8 nF · 1%
nF
= 86, 2 · 10−6 rad + 181 · 10−6 rad + 940 · 10−6 rad
∧
= 1, 20 · 10−3 rad = 0, 069◦
(5.10)
(5.11)
(5.12)
Analog wurde die maximale Abweichung des Betrages abgeschätzt:
∆| Z |maxVarianteA = 0, 51 Ω
(5.13)
Für den Aufbau des RC-Netzwerkes nach Variante B ergibt sich folgende Fehlerabschätzung:
∆ϕmaxVarianteB = 76, 5 · 10−3 ◦ = 0, 077◦
(5.14)
∆| Z |maxVarianteB = 0, 47 Ω
(5.15)
Der Vergleich der beiden Netzwerke zeigt, dass beide Vor- und Nachteile aufweisen. Bei Variante A ist die Phasenverschiebung etwas unempfindlicher gegenüber den Bauteiltoleranzen, als
bei Variante B. Variante B hat dafür den Vorteil, dass der gewünschte Betrag weniger durch die
Toleranzen beeinflusst wird. Bereits erste Erfahrungen während der Inbetriebnahme der Phasenmessschaltungen zeigten, dass die Ergebnisse der Phasenmessungen nicht vollständig unabhängig von dem Betrag der Impedanz sind. Aus diesem Grunde ist es für die Verifizierung
auch wichtig, dass der Betrag genau bestimmt werden kann. Wegen der stabileren Phasenver-
51
5 Verifizierung
schiebung wird sich jedoch für die weitere Verifizierung für das RC-Netzwerk nach Variante A
entschieden. Die hier festgestellten Charakteristika treffen natürlich nur auf diesen einen untersuchten Punkt zu und beweisen nicht eindeutig, dass die Variante A tatsächlich die beste Wahl
ist.
Der Betrag und die Phasenverschiebung der Schaltung sind nicht linear abhängig von R1 und R2 .
Das hat zur Folge, dass ein nichtlineares Gleichungssystem mit zwei Unbekannten entsteht. Für
die Erzeugung von Impedanzen mit vorgegebenen Beträgen und Phasenverschiebungen muss
daher ein numerisches Verfahren gewählt werden. Deterministisch können die Werte von R1
und R2 nicht bestimmt werden. Es kann jedoch der Vorteil genutzt werden, dass zur Aufnahme
einer Kennlinie der Phasenmessschaltungen die Phasenverschiebungen und Beträge nicht exakt
äquidistant sein müssen. Aus diesem Grunde reicht es aus, das nichtlineare Gleichungssystem
grafisch zu lösen. Dazu sind in Abbildung 5.2 jeweils die Gleichung für den Betrag und für die
Phasenverschiebung des RC-Netzwerks in Abhängigkeit von R1 und R2 dargestellt.
Abbildung 5.2: Abhängigkeit der Phase und des Betrages von den Widerständen R1 und R2
Im rechten Plot kann der Verlauf des gewünschten Betrages in Abhängigkeit von R1 und R2 ermittelt werden, im linken der Verlauf der gewünschten Phasenverschiebung. Da die Skalen für
die Widerstände in beiden Plots identisch sind, können die Plots übereinander gelegt werden und
aus dem Schnittpunkt des gewünschten Betrages und der gewünschten Phasenverschiebung R1
und R2 ermittelt werden. Insbesondere für Impedanzen mit höheren Beträgen kann das Verfahren gut genutzt werden.
Die Widerstände werden unter Berücksichtigung der Verfügbarkeit so ausgewählt, dass die Beträge | Z | = 50 Ω, | Z | = 400 Ω und | Z | = 700 Ω jeweils mit Phasenverschiebungen von
52
5 Verifizierung
ϕ = 0◦ ...12◦ realisiert werden können. Die Phasenverschiebungen sind dabei in Schritten von
einem Grad variierbar. Damit nicht für jede einzelne Messung die jeweiligen Widerstände an die
Kondensatoren gelötet werden müssen, wird eine Lochrasterplatine entworfen, die das Schalten
der Widerstände ermöglicht. Abbildung 5.3 zeigt diese.
Abbildung 5.3: Foto der Kalibrierplatine
Da es sich um keine idealen Schalter handelt ist ihr Widerstand weder im geschlossenen Zustand Ron = 0 Ω, noch im geöffneten Zustand Ro f f = ∞ Ω. Dies wird dadurch berücksichtigt,
indem die Widerstände erst im eingelöteten Zustand und inklusive der Schalterwiderstände mit
der Messbrücke bestimmt werden. Die Zeitvarianz der Schalterwiderstände wird jedoch nicht
berücksichtigt.
5.1.2 Durchführung der Verifizierung des statischen Verhaltens
Für die Verifizierung werden zunächst die Widerstände der Kalibrierplatine gemessen. Dies geschieht mit dem Wayne Kerr Precision Component Analyzer 6425. Die Messungen erfolgen nach
den im dazugehörigen Handbuch beschriebenen Parametern zum Erreichen von einer Genauigkeit von 0, 1%
Phasenmess-IC
Die Messungen fanden am 11.02.2013 in der Fachhochschule Lübeck statt. Bei der genutzten
Messplatine handelt es sich um die Seriennummer 1, sie wurde von einem medizinischen Netzteil mit 5 VDC versorgt. Die Spannungsmessung des ICs fand wie in Abbildung 3.4 mit der Instrumentenverstärkerschaltung statt. Nachdem der Messaufbau in Betrieb genommen wurde,
wurde eine Stunde vor Aufnahme der ersten Ergebnisse gewartet. Das hat das Ziel, thermische
Änderungen der Elektronik während der Messungen zu minimieren. Die Messwertaufnahme
53
5 Verifizierung
geschieht mit der LabView-Software mit einem Messintervall von 5 ms. Es wird einige Sekunden gewartet, bis ein stabiler Messwert vorliegt. Dieser wird über 10 Sekunden gemittelt. Die
Umrechnung der empfangenen Messwerte „I“ und „Q“ des ICs in die entsprechende Phasenverschiebung wurden ebenfalls von der LabView-Software vorgenommen. Die Messergebnisse sind
in Abbildung 5.4 dargestellt. Das Diagramm zeigt die mit dem IC ermittelten Phasenverschiebungen in Abhängigkeit der tatsächlichen Phasenverschiebung.
Tatsächliche Phasenverschiebung φ / °
-12,00
-10,00
-8,00
-6,00
-4,00
-2,00
0,00
-15,00
-20,00
-25,00
-30,00
-35,00
-40,00
Gemessene Phasenverschiebung φ(AFE4300) / °
-10,00
-45,00
|Z|=50 Ω
|Z|=400 Ω
|Z|=700 Ω
Abbildung 5.4: Ergebnisse der statischen Verifizierung des Phasenmess-ICs, ϕ = 0◦ ... − 12◦
In der Abbildung ist auf Anhieb zu erkennen, dass ein großer Phasenoffset vorliegt. Dieser ist zusätzlich Abhängig vom Betrag der Impedanz. Außerdem liegt ein Vorzeichenfehler der Phasenverschiebung vor. Die Messung scheint erst bei Phasenverschiebungen von mindestens ϕ = −4◦
linear zu funktionieren. Aus diesem Grunde wird in der folgenden Abbildung 5.5 bloß dieser
Bereich dargestellt. Zusätzlich sind die jeweiligen Regressionsgeraden und deren Formeln eingezeichnet.
54
5 Verifizierung
Tatsächliche Phasenverschiebung φ / °
-11,00
-10,00
-9,00
-8,00
-7,00
-6,00
-5,00
-4,00
-10,00
-15,00
y = -1,3055x - 28,206 -20,00
y = -1,3214x - 28,444
-25,00
-30,00
-35,00
y = -1,0981x - 44,376
-40,00
|Z|=50 Ω
|Z|=400 Ω
|Z|=700 Ω
Linear (|Z|=50 Ω)
Linear (|Z|=400 Ω)
Gemessene Phasenverschiebung φ(AFE4300) / °
-12,00
-45,00
Linear (|Z|=700 Ω)
Abbildung 5.5: Ergebnisse der statischen Verifizierung des Phasenmess-ICs mit Regressionsgeraden, ϕ = −4◦ ... − 12◦
An den Steigungen der Regressionsgeraden lässt sich erkennen, dass sie für Impedanzen mit höheren Beträgen sich zwar anpassen, bei niedrigen Beträgen jedoch stark abweichen. Da mit der
I/Q-Demodulation gleichzeitig auch der Betrag der Impedanz bestimmt werden kann1 , stellen
die unterschiedlichen Steigungen und Phasenoffsets keine großen Probleme dar. Von Interesse
sind die Abweichungen der Messwerte von der Regressionsgeraden. Sie werden in den Fehlerkennlinien in Abbildung 5.6 prozentual dargestellt.
1 Die
Betragsmessung wird im Rahmen dieser Arbeit nicht näher untersucht.
55
5 Verifizierung
Tatsächliche Phasenverschiebung φ / °
-12,00
-11,00
-10,00
-9,00
-8,00
-7,00
-6,00
-5,00
-4,00
8,00
6,00
4,00
0,00
-2,00
Linearitätsfehler / %
2,00
-4,00
-6,00
-8,00
Linearitätsfehler (|Z|=50 Ω)
Linearitätsfehler (|Z|=400 Ω)
-10,00
Linearitätsfehler (|Z|=700 Ω)
Abbildung 5.6: Darstellung der Linearitätsfehler der Phasenmessung mit dem AFE4300, ϕ =
−4◦ ... − 12◦
Die niedrigsten Linearitätsfehler über den betrachteten Bereich treten bei einem Betrag von | Z | =
50 Ω auf. Die Impedanzen mit höheren Beträgen weisen teilweise Linearitätsfehler von weit über
5% über den gesamten Messbereich verteilt auf. Ein Messen von Phasenverschiebungen mit einer
linearisierten Kennlinie würde also große Fehler verursachen.
Analoge Phasenmessschaltung
Die Verifizierung der analogen Phasenmessschaltung erfolgte am 13.02.2013 in der Fachhochschule Lübeck. Es wurde die bereits für die Verifizierung des Phasenmess-ICs genutzte Kalibrierplatine verwendet. Die Messung der Shunt-Widerstände geschah mit dem Wayne Kerr Precision Component Analyzer 6425. Die analoge Phasenmessschaltung wurde mit ±15 VDC von dem
Netzteil Toellner TOE8433 versorgt. Mit dem Funktionsgenerator Toellner TOE7401 und einer
auf dem IC AD8130 von Analog Devices basierende spannungsgesteuerte Stromquelle wurde
ein Wechselstrom erzeugt. Dieser hatte eine Frequenz von f i = 62, 5 kHz und eine Amplitude
von 640 µA. Das entspricht etwa den Daten der Stromquelle des Phasenmess-ICs. Als Messplatine diente die Seriennummer 1. Sie wurde von einem medizinischen Netzteil mit einer Spannung
von 5 VDC versorgt. Ihre Messdaten wurden mit der LabView-Software alle 5 ms aufgenommen.
Um Effekte der Temperaturänderung zu minimieren begannen die ersten Messungen eine Stunde nach Einschalten des Messaufbaus. Bei der Aufnahme der Messwerte wurde zunächst einige
56
5 Verifizierung
Sekunden gewartet, bis der Messwert stabil ist und dieser über 10 Sekunden gemittelt.
Anders als beim Phasenmess-IC wird für die Bestimmung der Phasenverschiebung ein ShuntWiderstand benötigt. Die beiden Spannungseingänge der analogen Phasenmessschaltung können jeweils durch einen Instrumentenverstärker verstärkt werden.
In der ersten Messung wurde einmalig ein Shunt-Widerstand von RShunt = 700 Ω ausgewählt
und die Verstärkungen der Instrumentenverstärker auf G I N A,RShunt = G I N A,ZMess = 1 eingestellt.
Das entspricht dem idealen Arbeitsbereich der analogen Phasenmessschaltung bei Impedanzen
mit Beträgen von | Z Mess | = 700 Ω[13]. Die Messungen wurden unter der ausschließlichen Variation der zu messenden Impedanzen durchgeführt. Abbildung 5.7 stellt die Ergebnisse grafisch
dar.
-12,00
-10,00
Tatsächliche Phasenverschiebung φ / °
-8,00
-6,00
-4,00
-2,00
0,00
60.000
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
|Z|=400 Ω
|Z|=700 Ω
Gemessene Phasenverschiebung
φ(analoge Phasenmessschaltung) / ADC-Wert
70.000
0
Abbildung 5.7: Messung der Phasenverschiebung mit der analogen Phasenmessschaltung mit
konstanten Messparametern, ϕ = 0◦ ... − 12◦
Wie man sieht ist die Kennlinie für einen Betrag von | Z Mess | = 50 Ω nicht und für | Z Mess | = 400 Ω
nur teilweise dargestellt. Grund dafür ist, dass die analoge Phasenmessschaltung bei großen
Spannungsunterschieden instabil wird. Außerdem kann man erkennen, dass der Offset zwischen
den Kennlinien sehr groß ist. Es konnte die Erfahrung gemacht werden, dass beide Instrumentenverstärker mit der gleichen Verstärkung arbeiten sollten, damit sich deren eigene Phasenverschiebung minimal auf das Ergebnis auswirkt. In der folgenden Abbildung 5.8 wurde die
Phasenmessung wiederholt. Dabei wurden für jeden Betrag der Impedanz als Shunt-Widerstand
RShunt = | Z Mess | verwendet und die Verstärkung der Instrumentenverstärker angepasst.
57
5 Verifizierung
-12,00
-10,00
Tatsächliche Phasenverschiebung φ / °
-8,00
-6,00
-4,00
-2,00
0,00
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
|Z|=50 Ω
|Z|=400 Ω
|Z|=700 Ω
Gemessene Phasenverschiebung
φ(analoge Phasenmessschaltung) / ADC-Wert
60.000
0
Abbildung 5.8: Messung der Phasenverschiebung mit der analogen Phasenmessschaltung mit
angepassten Shunt-Widerständen und INA-Verstärkungen, ϕ = 0◦ ... − 12◦
Durch die vorgenommenen Einstellungen sollten die Kurven übereinander liegen, da die Ausgangssignale der Instrumentenverstärker betragsunabhängig sein sollten. Ein erster Verdacht,
weshalb diese Offsets entstehen, sind die noch immer an den Eingängen der Instrumentenverstärker während einer Messung vorliegenden Spannungsdifferenzen. Deshalb wurde eine Messreihe für | Z | = 400 Ω aufgenommen, bei der der Shunt-Widerstand um mehr als 2% variiert
wird. Die Messergebnisse sind in Abbildung 5.9 zu sehen.
58
5 Verifizierung
-12,00
Tatsächliche Phasenverschiebung φ / °
-8,00
-6,00
-4,00
-10,00
-2,00
0,00
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
R_Shunt=391,7 Ω
R_Shunt=400,4 Ω
R_Shunt=411,8 Ω
Gemessene Phasenverschiebung
φ(analoge Phasenmessschaltung) / ADC-Wert
60.000
0
Abbildung 5.9: Messung der Phasenverschiebung mit der analogen Phasenmessschaltung unter
Variation des Shunt-Widerstandes, ϕ = 0◦ ... − 12◦
Man erkennt, dass die großen Offsets in Abbildung 5.8 vermutlich nicht durch Spannungsdifferenzen zwischen den beiden Eingängen der analogen Phasenmessschaltung entstehen. Es kommt
daher nur in Frage, dass die Offsets durch die Eigenschaften der Instrumentenverstärker entstehen, oder durch Lastabhängigkeiten der Stromquelle. Weitere Untersuchungen finden aus zeitlichen Gründen nicht statt.
Wie bereits bei dem Phasenmess-IC werden auch für die Kennlinien der analogen Phasenmessschaltung die Regressionsgeraden und deren Formeln in das Diagramm 5.10 eingezeichnet.
59
5 Verifizierung
-12,00
-10,00
Tatsächliche Phasenverschiebung φ / °
-8,00
-6,00
-4,00
-2,00
0,00
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
y = -3793,1x + 7811,6
y = -3891,7x + 4388,8
y = -3871,8x + 2169
|Z|=50 Ω
|Z|=400 Ω
|Z|=700 Ω
Linear (|Z|=50 Ω)
Linear (|Z|=400 Ω)
Linear (|Z|=700 Ω)
Gemessene Phasenverschiebung
φ(analoge Phasenmessschaltung) / ADC-Wert
60.000
0
Abbildung 5.10: Messung der Phasenverschiebung mit der analogen Phasenmessschaltung mit
angepassten Shunt-Widerständen und INA-Verstärkungen inkl. Regressionsgeraden, ϕ = 0◦ ... − 12◦
Die daraus resultierenden Fehlerkennlinien sind in Abbildung 5.11 dargestellt.
-12,00
-10,00
Tatsächliche Phasenverschiebung φ / °
-8,00
-6,00
-4,00
-2,00
0,00
4,00
3,00
1,00
0,00
Linearitätsfehler / %
2,00
-1,00
-2,00
Linearitätsfehler (|Z|=50 Ω)
Linearitätsfehler (|Z|=400 Ω)
-3,00
Linearitätsfehler (|Z|=700 Ω)
Abbildung 5.11: Darstellung der Linearitätsfehler der Phasenmessung mit der analogen Phasenmessschaltung, ϕ = 0◦ ... − 12◦
60
5 Verifizierung
Man erkennt, wie die vorherigen Plots vermuten ließen, deutlich bessere Fehlerkennlinien als mit
dem Phasenmess-IC. Insbesondere bei den Messungen mit | Z Mess | = 400 Ω und | Z Mess | = 700 Ω
bleibt der Linearitätsfehler fast während des gesamten Messbereichs unter 1%. Die schlechten
Ergebnisse für | Z Mess | = 50 Ω können mit den kleinen auftretenden Spannungen an Z Mess und
RShunt erklärt werden, die stark verstärkt werden. Während der Aufnahme der statischen Kennlinien fiel auf, dass sowohl die Messwerte der analogen Phasenmessschaltung, als auch die des
Phasenmess-ICs in einem Zeitintervall von 10 Sekunden um ca. 0,1◦ ...0,3◦ schwanken. Es handelt sich dabei nicht um eine hochfrequentes Rauschen. Die Schwankungen des Phasenmess-ICs
haben ein sprunghaftes Verhalten, welches mit steigenden Beträgen der Impedanz zunimmt. Bei
der analogen Phasenmessschaltung handelte es sich um ein sehr niederfrequentes Schwingen
( f Schwing ≈ 0, 1Hz) Dieses Driften der Messwerte konnte nicht eliminiert werden und hat für beide Verfahren eine Messgenauigkeit von 0,3◦ zur Folge.
5.2 Dynamisches Verhalten
Das dynamische Verhalten eines Messgerätes beschreibt die Abhängigkeit der Messergebnisse
von zeitlichen Änderungen. Schnelle Änderungen der Phasenverschiebung lösen beispielsweise
schnelle Änderungen der Ausgangsspannung der analogen Phasenmessschaltung aus. Da deren
Ausgang jedoch aus einem Tiefpass mit großer Zeitkonstante besteht, wird eine gewisse Reaktionszeit benötigt, bis die Ausgangsspannung korrekt ausgegeben wird. Erfolgen die Phasenänderungen zu schnell, werden die Messungen verfälscht. Diese Art von Verzögerungen werden
durch Verzögerungsglieder verursacht [22]. Zum Vergleich der beiden Messschaltungen wird jeweils die Reaktion auf den gleichen Phasensprung aufgenommen. Dieser Sprung wird bei einer
Impedanz von | Z | = 700 Ω durchgeführt. Realisiert wird dieser Sprung durch das Schalten eines Widerstandes auf der Kalibrierplatine. Die Änderung des Betrages der Impedanz ist gering
genug, um sie für diese Messung vernachlässigen zu können. In den Abbildungen 5.12 und 5.13
sind die Sprungantworten dargestellt.
61
5 Verifizierung
Zeit / s
0,00
0,10
0,20
0,30
0,40
0,50
0,60
0,70
0,80
0,90
1,00
44,00
43,00
42,00
41,00
40,00
39,00
38,00
37,00
36,00
Gemessene Phasenverschiebung φ(AFE4300) / °
45,00
35,00
Phasensprung 8° -> 12°, |Z|=700
Abbildung 5.12: Aufgenommene Sprungantwort des Phasenmess-ICs bei einem Phasensprung
von 8◦ nach 12◦
Zeit / s
0,00
0,10
0,20
0,30
0,40
0,50
0,60
0,70
0,80
0,90
1,00
53.000
51.000
49.000
47.000
45.000
43.000
41.000
39.000
37.000
Phasensprung 8° -> 12°, |Z|=700
Gemessene Phasenverschiebung
φ(analoge Phasenmessschaltung) / ADC-Wert
55.000
35.000
Abbildung 5.13: Aufgenommene Sprungantwort der analogen Phasenmessschaltung bei einem
Phasensprung von 8◦ nach 12◦
62
5 Verifizierung
Man erkennt, dass die Messung mit dem Phasenmess-IC wesentlich träger ist, als die der analogen Phasenmessschaltung. Während bei der analogen Phasenmessschaltung nur ca. 0,06 Sekunden zum Erreichen eines stabilen Messwertes benötigt werden, benötigt das Phasenmess-IC
mehr als 0,3 Sekunden. Die lineare Steigung der Messwerte der analogen Phasenmessschaltung
kommt nicht durch ihr elektrisches Verhalten zustande. Verantwortlich dafür die 10-fache gleitende Mittelwertbildung, die auch bei der Aufnahme der Sprungfunktionen genutzt wird. Abbildung 5.14 zeigt den zeitlichen Verlauf ohne Mittelwertbildung. Die roten Markierungen stellen
die Messpunkte dar.
Zeit / s
0,00
0,10
0,20
0,30
0,40
0,50
0,60
0,70
0,80
0,90
1,00
53.000
51.000
49.000
47.000
45.000
43.000
41.000
39.000
37.000
Phasensprung 8° -> 12°, |Z|=700
Gemessene Phasenverschiebung
φ(analoge Phasenmessschaltung) / ADC-Wert
55.000
35.000
Abbildung 5.14: Aufgenommene Sprungantwort der analogen Phasenmessschaltung bei einem
Phasensprung von 8◦ nach 12◦
Man erkennt, dass die Dauer der Messwertänderung zu gering ist, um sie mit der Abtastrate der
Messplatine aufzeichnen zu können. Das bedeutet, dass die analoge Phasenmessschaltung sehr
schnelle Phasenänderungen detektieren könnte. Auf eine Mittelwertbildung kann jedoch wegen
des Rauschens des Signals nicht verzichtet werden.
Während einer 14-stündigen Langzeitmessung wurde bei dem Phasenmess-IC ein Drift des Messwertes um 3◦ festgestellt. Ein regelmäßiges Kalibrieren scheint unabdinglich zu sein.
Ein weiteres Problem ist, dass die IQ-Demodulation des AFE4300 scheinbar nicht mit der Stromquelle synchronisiert ist. Nach jedem Reset des Bauelements ändert sich der Phasenoffset und das
IC muss neu kalibriert werden. Nach Angaben von Texas Instruments-Mitarbeitern im InternetForum ‘"TI E2E“2 wird demnächst ein Application Report zum richtigen Messen mit dem AFE4300
veröffentlicht.
2 http://e2e.ti.com/
63
5 Verifizierung
5.3 Beurteilung der Messsysteme
Um die Ergebnisse der Verifizierung beurteilen zu können, muss bekannt sein, in welchen Bereichen bei den späteren Messungen eine Variation der Phasenverschiebung zu erwarten ist. Dazu
werden Messungen mit dem aktuell von der Arbeitsgruppe verwendeten Verfahren [10][11] aufgenommen. Da es kein EKG als zeitlichen Bezug aufnehmen kann, wird die Pulskurve dazu
genutzt. Bei dem Verfahren handelt es sich um ein FPGA-basiertes Messsystem mit einem PCInterface. Die Auswertung der Messungen erfolgt im PC. Zur Bestimmung der Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung werden die Signale digitalisiert und mittels einer komplexen diskreten Fourier-Transformation in den Frequenzbereich transformiert. Das jeweils im
Spektrum entstehende Maximum stellt die Grundfrequenz des ungestörten Signals dar, dessen
Phasen voneinander subtrahiert werden können [1]. Die beiden folgenden Abbildungen zeigen
den zeitlichen Verlauf von Pulskurve und Phasenverschiebung der Bioimpedanz. Die Messung
zu Abbildung 5.15 wurde mit einer Vierpunktmessung von Handgelenk zu Schulter aufgenommen. Abbildung 5.16 zeigt die Ergebnisse einer Vierpunktmessung zwischen dem linken und
dem rechten Handgelenk. Die jeweiligen Messwerte entstehen aus der Mittelung über 50 Perioden und haben eine Abtastrate von 1,3 kHz. Die so entstehenden Werte der Phasenverschiebung
werden erneut 50-fach gleitend gemittelt.
Zeit/ s
0,00
0,50
1,00
1,50
2,00
2,50
-6,852
3,00
3,50
4,00
169,00
-6,854
168,95
168,90
-6,858
168,85
Betrag / Ω
Phase / °
-6,856
-6,86
168,80
-6,862
-6,864
168,75
Betrag
Phasenverschiebung
Abbildung 5.15: Herkömmliche Phasenmessung [1] mit Pulskurvenmessung als zeitlichen Bezug, Vierpunktmessung zwischen Handgelenk und Schulter
64
5 Verifizierung
Zeit/ s
0,00
0,50
1,00
1,50
2,00
2,50
3,00
3,50
4,00
-5,476
364,95
-5,477
-5,478
364,85
364,75
-5,48
364,65
-5,481
-5,482
Betrag / Ω
Phase / °
-5,479
364,55
-5,483
364,45
-5,484
-5,485
Betrag
Phasenverschiebung
364,35
Abbildung 5.16: Herkömmliche Phasenmessung [1] mit Pulskurvenmessung als zeitlichen Bezug, Vierpunktmessung zwischen den beiden Handgelenken
Man erkennt insbesondere bei der Messung zwischen den Handgelenken äquidistante Maxima
und Minima der Phasenverschiebung. Die ermittelten Änderungen der Phasenverschiebung betragen jedoch weniger als 0,01◦ . Diese Auflösung kann mit den beiden in dieser Arbeit verglichenen Verfahren bei weitem nicht dargestellt werden.
65
6 Messungen
In diesem Abschnitt der Arbeit werden die entwickelten Messverfahren am Menschen durchgeführt. Begonnen wird mit der EKG-Schaltung. Anschließend werden das Phasenmess-IC und die
analoge Phasenmessschaltung miteinander verglichen.
6.1 EKG-Messung
Um kontrollieren zu können, ob der qualitative Verlauf des gemessenen EKG-Signals realistisch
ist, wird er mit einem idealen EKG-Signal vergleichen. Dazu dient Abbildung 6.1.
Abbildung 6.1: Idealer EKG-Signalverlauf [20]
Das mit der Messplatine aufgenommene Signal ist ungefiltert in Abbildung 6.2 dargestellt. Die
in der LabView-Software genutzte Abtastzeit beträgt TMessEKG = 4 ms.
66
6 Messungen
Zeit / s
0,00
0,50
1,00
1,50
2,00
2,50
3,00
3.600
3.400
3.000
2.800
2.600
EKG-Signal / ADC-Wert
3.200
2.400
2.200
2.000
EKG-Signal
Abbildung 6.2: Ungefiltertes EKG-Signal, gemessen mit der Messplatine
Beim Vergleich des realen EKG-Signals mit dem idealen kann eine große Ähnlichkeit entdeckt
werden. An der vertikalen Skala in Abbildung 6.2 kann außerdem festgestellt werden, dass ein
großer Teil des Aussteuerbereiches des 12-Bit-ADCs genutzt wird, was eine feine Abstufung der
Messwerte zur Folge hat. Werden die Elektrodenanschlüsse RA und LA vertauscht, kann noch
immer das gesamte EKG invertiert vom ADC abgetastet werden.
6.2 Messung der Phasenverschiebung
Bei den Messungen mit dem bisherigen Verfahren der Arbeitsgruppe (Abbildungen 5.15 und
5.16) entstanden wesentlich deutlichere Ergebnisse bei der Messung zwischen den beiden Handgelenken. Deshalb werden die folgenden Messungen mit dem Phasenmess-IC und der analogen
Phasenmessschaltung auch als Vierpunktmessung zwischen den beiden Handgelenken stattfinden.
Abbildung 6.3 zeigt die Messdaten des Phasenmess-ICs. Die Werte der Phasenverschiebung sind
10-fache gleitende Mittelwerte.
67
6 Messungen
Zeit/ s
0,00
0,50
1,00
1,50
2,00
2,50
24,45
3,00
2.900
2.800
24,4
2.700
Phase / °
2.500
24,3
2.400
EKG / ADC-Wert
2.600
24,35
2.300
24,25
2.200
24,2
EKG
Phasenverschiebung
2.100
Abbildung 6.3: Messergebnisse der Phasenmessung mit dem Phasenmess-IC, Vierpunktmessung
zwischen den beiden Handgelenken
Man kann zwar zeitabhängige Variationen der gemessenen Phasenverschiebungen erkennen, jedoch handelt es sich bei ihnen um Messfehler. Die bei der Verifizierung festgestellte Messgenauigkeit von 0,3◦ reicht bei weitem nicht aus, um die auftretenden Variationen messen zu können. Betrachtet man das EKG-Signal als zeitliche Referenz, sieht man, dass die Schwankungen
der Messwerte nicht mit dem Herzschlag korrelieren. Die deutliche Verschlechterung des EKGSignals ist auf den durch den Körper fließenden Wechselstrom zurückzuführen.
Abbildung 6.4 stellt die Messwerte der analogen Phasenmessschaltung dar. Auch bei diesen
Messwerten handelt es sich um 10-fache gleitende Mittelwerte.
68
6 Messungen
Zeit/ s
0,00
0,50
1,00
1,50
23450
2,00
2,50
3.300
23400
3.100
2.900
23300
2.700
23250
2.500
EKG / ADC-Wert
Phase / ADC-Wert
23350
23200
2.300
23150
23100
EKG
Phasenverschiebung
2.100
Abbildung 6.4: Messergebnisse der Phasenmessung mit der analogen Phasenmessschaltung,
Vierpunktmessung zwischen den beiden Handgelenken
Wie bereits beim Phasenmess-IC reicht auch hier die Messgenauigkeit von 0,3◦ nicht aus. Es ist
daher kein Zusammenhang zwischen dem Herzschlag und der gemessenen Phasenverschiebung
erkennbar. Eine Umrechnung der ADC-Werte in Phasenverschiebungen ist daher nicht nötig. Da
der Betrag der Impedanz zudem nicht bestimmt wurde, kann die absolute Phasenverschiebung
nicht korrekt ermittelt werden.
69
7 Zusammenfassung und Ausblick
Bei der Bioimpedanzmessung handelt es sich um ein Verfahren, welches die Impedanz von
organischem Gewebe zwischen Elektroden bestimmt. In der Medizintechnik wird es in vielen
Anwendungen, wie zum Beispiel zur Bestimmung der Gewebezusammensetzung, genutzt. Die
Messung der Bioimpedanz in Abhängigkeit der Zeit ermöglicht die Aufzeichnung einer durch
das Herz verursachten Veränderung des Betrages der Impedanz. Diese zeitlichen Betragsänderungen entstehen durch die Herzpulsation und geben Anlass zur Annahme, dass auch eine Variation der Phasenverschiebung stattfindet.
Ziel dieser Bachelorarbeit war es, zwei Verfahren zur zeitabhängigen Bestimmung der Phasenverschiebung von Bioimpedanzen zu vergleichen. Es handelte sich bei ihnen um ein in einer
vergangenen Projektarbeit entwickeltes Verfahren und um eine Lösung in Form einer integrierten Schaltung. Das Verfahren der Projektarbeit ist die Subtraktion zweier phasenverschobener
Signale mittels einer analogen elektronischen Schaltung. Das in dem IC AFE4300 von Texas Instruments genutzte Verfahren zur Bestimmung der Phasenverschiebung arbeitet mit der I/QDemodulation.
Um beide Messprinzipien miteinander zu vergleichen wurde eine Hardware entwickelt, die in
der Lage ist, mit beiden Verfahren Messungen aufzunehmen und diese mittels eines Mikrocontrollers an einen PC zur Auswertung zu senden. Um einen zeitlichen Bezug zum Herzschlag
detektieren zu können, wurde zusätzlich eine EKG-Schaltung realisiert. Es wurde anschließend
ein Leiterplatten-Layout entworfen und die Mess-Platine von einem externen Dienstleister gefertigt. Die Programmierung der Mikrocontroller-Firmware erfolgte in der Programmiersprache C.
Die PC-Software zur grafischen Auswertung der Messungen wurde mit LabView erstellt.
Nachdem beide Messsysteme erfolgreich in Betrieb genommen wurden, stellte sich bei den Verifizierungen heraus, dass ihre Auflösungen unter den Erwartungen liegen. Die erzielbaren Messgenauigkeiten reichen zwar für viele Anwendungen zur Bestimmung der Gewebezusammensetzung aus, können jedoch eine zeitliche Variation der Phasenverschiebung in Abhängigkeit
des Herzschlages nicht detektieren. Sowohl mit dem Phasenmess-IC, als auch mit der analogen
Phasenmessschaltung können, nachdem die Systeme kalibriert wurden, Phasenänderungen mit
einer Auflösung von 0,1◦ bis 0,3◦ bestimmen. Benötigt wird für das Detektieren der zeitlichen
Änderungen der Phasenverschiebung aber mindestens die zehnfache Auflösung.
Bei der Aufnahme der Messungen fiel auf, dass beide Verfahren Schwachstellen aufweisen. Das
Phasenmess-IC muss nach derzeitigem Kenntnisstand nach jedem Reset neu kalibriert werden.
Außerdem driften die Messwerte über Zeiträume von mehreren Stunden um einige Grad. Das
beobachtete Messverhalten in Abhängigkeit der Zeit lässt keine weiteren großen Verbesserungen
der Ergebnisse durch Mittelwertbildungen vermuten.
70
7 Zusammenfassung und Ausblick
Die analoge Phasenmessschaltung hat noch Verbesserungspotential. Da deren Ausgangssignal
von Rauschen überlagert ist, welches durch den passiven Tiefpass des Ausganges nicht beseitigt
wird, sollte ein Filter höherer Ordnung gewählt werden. Den größten Einfluss auf die Messungenauigkeit hat jedoch ein sehr niederfrequentes Schwingen mit einer Periodendauer von ca.
TSchwing ≈ 15 s. Wird die Ursache behoben, steigt vermutlich die Messgenauigkeit des Systems
erheblich. Eine weitere Verbesserung verspricht der Aufbau der Schaltung auf einer PCB mit
SMD-Komponenten, anstatt auf einer Lochrasterplatine. Der Vergleich der dynamischen Eigenschaften ergab, dass das Phasenmess-IC wesentlich träger auf Phasenänderungen reagiert als die
analoge Phasenmessschaltung.
Die EKG-Aufzeichnung funktioniert sehr gut und kann als zeitliche Referenz problemlos genutzt
werden. Es gilt jedoch noch zu untersuchen, wie stark sich das Aufnehmen des EKGs auf die Phasenmessung auswirkt und umgekehrt.
Die Firmware des Mikrocontrollers und die Kommunikation mit dem PC funktionieren zwar zuverlässig, können aber noch optimiert werden. Ein besser implementiertes Protokoll würde die
Datenrate stark reduzieren. Außerdem könnte durch Firmwareänderungen eine SD-Karte zur
Datenaufzeichnung genutzt werden, um so portable Langzeitmessungen zu ermöglichen.
71
Literaturverzeichnis
[1]
A RDELT, G. : Untersuchung der Elektrode-Haut-Impedanz mit kohlenstoffbasierten Elektroden,
Fachhochschule Lübeck, Diplomarbeit, 2012
[2]
A XELSON, J. : USB Handbuch für Entwickler. 1. Auflage. MITP-Verlag, 2001. – ISBN 3-82660698-1
[3]
B ÖHMER, E. ; E HRHARDT, D. ; O BERSCHELP, W. : Elemente der angewandten Elektronik. 16.
Auflage. Vieweg+Teubner, 2010. – ISBN 978-3-8348-0543-0
[4]
B RONSTEIN, I. N. ; S EMENDJAJEW, K. A.: Taschenbuch der Mathematik. 10. Auflage. Harri
Deutsch, 2009. – ISBN 3-87144-492-8
[5]
E GGINS, B. R.: Skin Contact Electrodes for Medical Applications. In: ANALYST 118 (1993),
April, S. 439–442
[6]
F OUST, F. : Secure Digital Card Interface for the MSP430 / Michigan State University. Michigan State University, 2004. – Techreport
[7]
G RIMNES, S. : Bioimpedance. In: Wiley Encyclopedia of Biomedical Engineering 1 (2006), S. 1–8
[8]
G RIMNES, S. ; M ARTINSEN, O. G.: Bioelectricity and Bioimpedance Basics. 1. Academic Press,
2008. – ISBN-13: 978-0123740045
[9]
I VORRA, A. : Bioimpedance Monitoring for physicians: an overview. 2003. – Centre Nacional de
Microelectrònica - Biomedical Applications Group
[10] K AUFMANN, S. ; A RDELT, G. ; RYSCHKA, M. : A high accuracy Bioimpedance Measurement System - System Design and first Measurements. In: Proceedings of the 5th International
Workshop on Impedance Spectroscopy, 2012
[11] K AUFMANN, S. ; A RDELT, G. ; RYSCHKA, M. : Measurements of Skin-Electrode Impedances using Carbon Rubber Electrodes - First Results. In: Accepted for the XV. International
Conference on Electrical Bio-Impedance (ICEBI) and the XIV. Conference on Electrical Impedance
Tomography (EIT), 2013
[12] K ESTER, W. : Understand SINAD, ENOB, SNR, THD, THD + N, and SFDR. Analog Devices,
2009
[13] K USCHE, R. : Phasendetektor für die Bio-Impedanz-Messung, FH Lübeck, Projektarbeit, 2012
[14] K YLE, U. G. ; B OSAEUS, I. ; L ORENZO, A. D. D. ; D EURENBERG, P. ; E LIA, M. ; G OMEZ, J. M.
; H EITMANN, B. L. ; K ENT-S MITH, L. ; M ELCHIOR, J.-C. ; P IRLICH, M. ; S CHARFETTER, H.
ix
Literaturverzeichnis
; S CHOLS, A. M. ; P ICHARD, C. ; ESPEN W ORKING G ROUP, C. of t.: Bioelectrical impedance
analysis-part I: review of principles and methods. Elsevier Verlag, 2004
[15] M ANCINI, R. (Hrsg.): Op Amps For Everyone - Design Reference. 1st. Texas Instruments, 2002.
– ISBN-13: 978-0750677011
[16] M ITZNER, K. : Complete PCB design using OrCAD Capture and PCB Editor. 1. Auflage. Elsevier,
2009. – ISBN 978-0-7506-8971-7
[17] O LNEY, B. : Multilayer PCB Stackup Planning / In-Circuit Design Pty Ltd. Australia. InCircuit Design Pty Ltd Australia, 2011. – Techreport
[18] PAPULA, L. : Mathematische Formelsammlung. 10. Auflage. Vieweg+Teubner, 2009. – ISBN
978-3-8348-0757-1
[19] R ECKERS, N. : EKG, EEG und EMG der „Physikalische Grundlagen der medizinischen Diagnostik,
Universität Duisburg-Esse, Projektarbeit, 2006
[20] S CHNEIDER, T. (Hrsg.) ; W OLCKE, B. (Hrsg.) ; B ÖHMER, R. (Hrsg.): Taschenatlas Notfall &
Rettungsmedizin: Kompendium für den Notarzt. 4. Springer, 2010. – ISBN-13: 978-3540295655
[21] S CHÖNFELDER, G. : Messtechnik mit dem ATmega. 1. Auflage. Franzis Verlag, 2010. – ISBN
978-3-7723-5927-9
[22] S CHRÜFER, E. : Elektrische Messtechnik. 6. Auflage. Hanser Verlag, 1995. – ISBN 3-446-17955-0
[23] S CHWARZ, H. : Elektronische Bauelemente I, II / Fachhochschule Lübeck. FH Lübeck, 2003.
– Vorlesungsskript
[24] T EXAS I NSTRUMENTS (Hrsg.): LVDS Application and Data Handbook. Texas Instruments, 2002
[25] T EXAS I NSTRUMENTS (Hrsg.): AFE4300 Development Guide / User´s Guide. Texas Instruments,
06 2012
[26] T EXAS I NSTRUMENTS (Hrsg.): Datenblatt AFE4300. Texas Instruments, 06 2012
[27] T IETZE, U. ; S CHENK, C. : Halbleiterschaltungstechnik. 11. Auflage. Springer, 1999. – ISBN
3-540-64192-0
[28] USB. ORG: USB Class Codes. http://www.usb.org/developers/defined_class/.
Version: 12 2011
[29] W EBSTER, J. G. ; J. W. C LARK, J. ; N EUMANN, M. R. ; O LSON, W. H. ; P EURA, R. A. ; F. P. P RI MIANO, J. ;
S IEDBAND, M. P. ; W HEELER, L. A. ; W EBSTER, J. G. (Hrsg.): Medical Instrumenta-
tion - Application and Design. Forth Edition. Wiley, 2010. – ISBN-13: 978-0471153689
[30] W ERNER, M. : Nachrichtenübertragungstechnik. 1. Auflage. Vieweg Verlag, 2006. – ISBN
3-528-04126-9
x
A CD Inhalt
Die beigefügte CD 1 beinhaltet das folgende Material :
• Bachelorarbeit
Diese Bachelorarbeit und eine Zusammenfassung dieser Bachelorarbeit in den Formaten
.pdf und als LATEXQuellen (.tex).
• Schaltplan & Layout
OrCAD Capture- und OrCAD PCB-Projektdateien und den Schaltplan im .pdf-Format.
• Simulationen
LTSpice-Simulationsdateien zu analogen Schaltungskomponenten.
• Quellcodes
Atmel Studio 6.0-Projekt der Mikrocontroller-Firmware und das National Instruments LabView 2012-Projekt der PC-Auswertesoftware.
• Messergebnisse
Alle Messergebnisse in Form von Microsoft Excel 2010-Dateien.
1 Die
CD kann bei den Betreuern der Bachelorarbeit eingesehen werden.
xi
Herunterladen