Macht die Zielorientierung im Unterricht einen Unterschied für den Lernerfolg und die Motivation? Bachelorarbeit gemäß § 15 Ordnung für die Prüfung im lehramtsbezogenen Bachelorstudiengang an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Abteilung Psychologie in den Bildungswissenschaften der Johannes Gutenberg Universität Mainz Lucas M. Djamba, Johanna Süss Mainz, 14. März 2016 1. Gutachterin: Prof. Dr. Margarete Imhof 2. Gutachter : PD Dr. Frank Fiedler Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung (Süss) 1 2 Einleitung (Süss) 2 3 Theorie 4 3.1 Psychologischer Hintergrund 4 3.1.1 Der Begriff „Zielvorgabe“ (Süss) 4 3.1.2 Explizite und implizite Zielvorgaben (Süss) 5 3.1.3 Cognitive-Load-Theorie (Süss) 8 3.1.4 Kritik an zielorientiertem Unterricht bzw. Zielvorgaben (Süss) 9 3.1.5 Auswirkungen der Zielvorgaben auf die Motivation (Süss) 10 3.1.6 Aktueller Forschungsstand (Süss) 13 3.1.7 Hypothesen (Süss) 16 3.2 Physikalischer Hintergrund 17 3.2.1 Begründung für die Unterrichtsreihe (Süss) 17 3.2.2 Begründung der Inhalte der Unterrichtsstunde (Süss) 19 3.2.3 Physikalische Voraussetzungen für die Unterrichtsstunde (Süss) 21 4 Methoden 26 4.1 Stichprobe und Design (Djamba) 26 4.1.1 Stichprobe (Djamba) 26 4.1.2 Design (Djamba) 27 4.2 Lernmaterial (Süss) 30 4.2.1 Materialien für die Unterrichtsstunde (Süss) 30 4.2.2 Verwendete Tests (Süss) 32 4.3 Ablauf der Studie (Süss) 4.3.1 Besonderheiten (Süss) 34 37 5 Ergebnisse 38 5.1 Bewertungsschema (Djamba) 38 5.2 Gütekriterien (Süss) 39 5.2.1 Objektivität (Süss) 39 5.2.2 Reliabilität (Süss) 42 5.2.3 Validität (Süss) 43 5.3 Data-Cleaning (Djamba) 45 5.4 Auswertung 46 5.4.1 Auswertung der stundenspezifischen Physikaufgaben (Djamba) 47 5.4.2 Auswertung der allgemeinen Physikaufgaben (Djamba) 48 5.4.3 Psychologscher Prä-Test (Djamba) 49 5.4.4 Psychologischer Post-Test (Djamba) 50 5.5 Zusammenfassung (Djamba) 6 Diskussion 51 52 6.1 Ziele und Ergebnisse dieser Arbeit 52 6.1.1 Allgemeine Diskussion der Ergebnisse der physikalischen Aufgaben (Djamba) 52 6.1.2 Diskussion der Ergebnisse der Physikaufgaben bezüglich der Hypothesen (Djamba) 55 6.1.3 Diskussion der psychologischen Tests (Djamba) 57 6.2 Vergleich mit anderen Arbeiten (Djamba) 59 6.3 Relevanz dieser Arbeit 61 6.3.1 Relevanz für die Psychologie (Djamba) 61 6.3.2 Relevanz für die Physikdidaktik und praktische Implikationen 63 (Djamba) 7 Fazit (Süss) 63 8 Literaturverzeichnis 64 9 Anhang 67 9.1 Tests 67 9.1.1 psychologische Tests 67 9.1.2 physikalische Tests 70 9.2 Arbeitsblätter der Stunde 90 9.3 Overheadfolien für die Stunde 96 9.4 Hilfsblatt für die optischen Linsen 99 9.5 Versuchsaufbau 100 9.6 Verlaufsplan des Unterrichts 107 9.7 Bilder und Text zur Studie von Bransford und Johnson 113 9.8 Eigenständigkeitserklärung 116 Tabellenverzeichnis 4.1 Überblick über die Klassenzusammensetzung 26 5.1 Mittelwerte der Ergebnisse der physikalischen Fragen 47 5.2 Vergleich der Testergebnisse: Rüsselsheim – Mainz/Kriftel 48 5.3 Mittelwerte der psychologischen Fragen 51 Bilderverzeichnis 3.1a Lichtbrechung an einer Streulinse 23 3.1b Lichtbrechung an einer Streulinse 23 3.1c Lichtbrechung an einer Streulinse 23 3.2 Lichtbrechung an einer Streulinse 24 3.3 Lochkamera 24 1 Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit stellt eine interdisziplinäre Kooperation zwischen den beiden Fachbereichen Physik und Psychologie dar. Ausschlaggebender Punkt für die Anfertigung dieser Bachelorarbeit war das Streichen des Themas der optischen Abbildungen aus dem rheinland-pfälzischen Lehrplan für naturwissenschaftliche Fächer der Mittelstufe im Schuljahr 2014/2015. Dieses stellt jedoch Grundlage zahlreicher physikalischer Prinzipien und Alltagsphänomene dar und deshalb ist es lohnenswert, es weiterhin in den Unterricht mit einzubinden. Aus diesem Grund wurde eine dreistündige Unterrichtsreihe konzipiert, die die wichtigsten Aspekte kurz und strukturiert zusammenfasst. In der ersten Unterrichtsstunde werden dabei die Grundprinzipien der optischen Abbildungen am Beispiel der Lochkamera dargelegt. In der zweiten Stunde wird aufbauend darauf auf die Funktionsweise des menschlichen Auges aus physikalischer Sicht eingegangen, in der letzten Stunde werden die virtuellen Bilder thematisiert. Bei der Konzeption wurde besonders Wert auf den zeitlichen Aspekt gelegt, sodass den Lehrern die Durchführung trotz Wegfalls der dafür vorgesehenen Stunden möglich ist. Zusätzlich wurde jede der drei Stunden bezüglich einer anderen psychologischen Fragestellung betrachtet und ausgewertet. In der ersten Unterrichtsstunde wurden die Unterschiede der Auswirkungen von direktem und indirektem Feedback näher beleuchtet. In der zweiten Stunde wird auf die Relevanz von expliziten Zielvorgaben in Bezug auf den Lernerfolg und die Motivation der Schüler1 eingegangen, die letzte Stunde betrachtet die Folgen von gelösten Aufgaben. Die vorliegende Arbeit wurde in enger Kooperation mit zwei weiteren Bachelorarbeiten geschrieben. Jede der Arbeiten legt dabei den Schwerpunkt auf eine der drei Stunden unter Berücksichtigung der jeweiligen psychologischen Fragestellung. In dieser Arbeit wird vor allem auf die Relevanz expliziter Zielvorgaben am Beispiel der zweiten Unterrichtsstunde eingegangen. Nähere Informationen zur ersten Unterrichtsstunde und den Auswirkungen von Feedback sind der Arbeit „Der Einfluss von unmittelbarem und verzögertem externem und 1 Aus Gründen der Leserlichkeit wird in der vorliegenden Arbeit für Personenbezeichnungen jeweils ausschließlich die männliche Form verwendet. Es sind dabei jedoch Personen jeden Geschlechts berücksichtigt. 1 elaboriertem Feedback auf Lernen und Motivation“ von Grasemann und Straub (2016) zu entnehmen. Die letzte Unterrichtsstunde unter der Betrachtung, wie sich gelöste Aufgaben auf Lernerfolg und Motivation auswirken, liegt der Arbeit „Effekte von gelösten Beispielen im Physikunterricht“ von Froschhäuser (2016) zugrunde. 2 Einleitung Wer kennt sie nicht, die immer gleichen Vorsätze, die wir uns jedes Jahr an Silvester aufs Neue setzen: endlich mehr Sport treiben, gesünder ernähren, mehr Zeit mit Freunden verbringen. Ganz nach dem Motto „Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg“ (Laotse, chinesischer Philosoph) gestalten wir unser Leben. Ein Alltag ohne Ziele scheint unvorstellbar. Ziele spielen in allen Bereichen unseres Lebens eine große Rolle. Warum sollte dies in der Schule anders sein? An einem Ort, an dem täglich Unmengen von Wissen transportiert und erarbeitet werden, sollte man erwarten, dass zielorientiertes Arbeiten und Transparenz von Lernzielen einen Lernerfolg nicht nur ermöglicht, sondern sogar fördert. "Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“ lautet eine Redensart. Aber ist das wirklich so? Ist Lernen für das Leben eine hinreichende Zielvorgabe, die zu konzentrierterem und erfolgreicherem Arbeiten motiviert? Oder ist es sinnvoll, Etappenziele zu definieren und zu formulieren, auf die die Schüler hinarbeiten können? Die vorliegende Arbeit soll untersuchen, inwiefern Zielvorgaben innerhalb einer für den schulischen Physikunterricht konzipierten Unterrichtsreihe zum Thema optische Abbildungen am Beispiel des menschlichen Auges das Verständnis und die Lernmotivation von Schülern steigern. Es handelt sich dabei um eine Kooperation zwischen den beiden Fachbereichen Physik und Psychologie. Ausschlaggebender Punkt für die Anfertigung dieser Bachelorarbeit war eine Änderung im rheinland-pfälzischen Lehrplan für naturwissenschaftliche Fächer der Mittelstufe im Schuljahr 2014/2015. Demnach ist aktuell das Thema der optischen Abbildungen nicht mehr im Schulunterricht vorgesehen. Auf dieser Grundlage wurde eine dreistündige Unterrichtsreihe entwickelt, die die wichtigsten Aspekte zum Thema strukturiert und alltagsnah zusammenfasst. Dabei wurde jede der drei Stunden aus einer anderen, für den Schulunterricht relevanten, psychologischen 2 Fragestellung betrachtet. In der ersten Unterrichtsstunde wird das Thema der optischen Abbildungen unter der Fragestellung, ob sich ein Unterschied beim Lernerfolg und der Motivation der Schüler, zwischen denen, die Feedback nach jeder Aufgabe und denen, die erst am Ende der Unterrichtsstunde Feedback über alle Aufgaben gleichzeitig bekommen, erkennen lässt, anhand der Lochkamera eingeführt. Aufbauend darauf wird in der zweiten Stunde das menschliche Auge aus physikalischer Sicht betrachtet. Hierbei wird die Relevanz der expliziten Zielvorgaben herausgearbeitet. Die letzte Stunde thematisiert die virtuellen Bilder, unter anderem am Beispiel der Lupe. Es soll überprüft werden, ob das Nachvollziehen einer gegebenen Lösung besser für das Verständnis und die Motivation der Schüler ist als das selbstständige erarbeiten. Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit ist die zweite Unterrichtsstunde mit der vorgestellten Fragestellung zu den expliziten Zielvorgaben. 3 3 Theorie 3.1 Psychologischer Hintergrund 3.1.1 Der Begriff „Zielvorgabe“ In der Literatur sind unterschiedlichste Definitionen des Begriffs „Zielvorgabe“ im Bezug auf den Schulunterricht zu finden. Das liegt im Allgemeinen daran, dass auch die Definitionen der Unterrichtsziele je nach Literatur stark variieren. Im aktuellen rheinland-pfälzischen Lehrplan für das Gymnasium beispielsweise steht der Erwerb von Kompetenzen und Kontextverständnis deutlich im Vordergrund. Die Ziele im Fachbereich Physik bestehen unter anderem darin, „Phänomene erfahrbar zu machen, die Sprache und Historie der Naturwissenschaften zu verstehen, ihre Ergebnisse zu kommunizieren sowie sich mit ihren spezifischen Methoden der Erkenntnisgewinnung und deren Grenzen auseinanderzusetzen“ (Lehrplan RLP, 2014, S.9). Einige Pädagogen definieren das Unterrichtsziel wiederum als das gewünschte Endverhalten der Schüler, sie nehmen dabei vor allem die vom Schüler gewonnenen Erkenntnisse und Fertigkeiten in den Blick (Gage & Berliner, 1979). Gage und Berliner (1979) unterscheiden bei Lernzielen zwischen drei verschiedenen Bereichen: den kognitiven, affektiven und psychomotorischen Lernzielen. Die kognitiven Lernziele gehen dabei auf „alle Prozesse, die mit dem Erkennen zusammenhängen, z.B. Wahrnehmung, Gedächtnis, Lernen, Bewertung“ etc. (Pschyrembel – Klinisches Wörterbuch. 2012, S. 1093), also vor allem auf die Verarbeitung inhaltlicher Aspekte ein. Im Gegensatz dazu „haben (affektive Lernziele) etwas mit Gefühl, Emotion, Einstellung, Anerkennung oder Wertschätzung zu tun“, betrachten also Aspekte, die sich nicht direkt messen lassen (Gage & Berliner, 1979, S. 45). Als psychomotorische Lernziele nennen Gage und Berliner Ziele, die „Bewegungsfertigkeiten“ mit einschließen, beispielsweise das Schreiben „mit Hand oder Maschine (…), tanzen oder ein Musikinstrument spielen“ (Gage & Berliner, 1979, S.45). Dabei laufen die drei Aspekte nie unabhängig voneinander ab, sondern beeinflussen sich gegenseitig. Ein kognitiver Vorgang wird immer von Emotionen begleitet und ein psychomotorischer hat auch immer Auswirkungen auf die Kognition (Gage & Berliner, 1979). Neben den verschiedenen Bereichen, denen das Lernziel zugeordnet werden kann, ist bei der Festlegung auch darauf zu achten, in welchem Zeitraum es erfüllt werden soll. Dietz unterscheidet dabei in sogenannte Fern- und Nahziele (Dietz, 1965). Als Fernziele beschreibt 4 er Ziele, die innerhalb eines langen Zeitraums zu erreichen sind, beispielsweise in einem Schuljahr oder einer Unterrichtsreihe. Sie geben eine grobe Übersicht über den Verlauf und die Inhalte des Unterrichts. Die Ziele, die innerhalb eines kurzen Zeitabschnittes, beispielweise einer Unterrichtsstunde oder einer Aufgabenstellung erreicht werden sollen, bezeichnet Dietz als Nahziele. Diese sind wesentlich konkreter formuliert und führen Stück für Stück zum Fernziel. Im Zusammenhang mit den Zielvorgaben wird in der Literatur oftmals der Begriff der Zielorientierung verwendet. Zielorientierter Unterricht beschreibt dabei das Ausrichten der Handlungen des Lehrers während des Unterrichts an zuvor klar formulierten Zielen (Glötzl, 2000). Werden diese Ziele offen dargelegt bzw. sind sie aus den Zusammenhängen der Stunde ersichtlich, so spricht man von Zielvorgaben. Beide Begriffe sind in der Literatur oftmals nicht deutlich voneinander abgegrenzt. Ist im Folgenden von expliziter und impliziter Zielorientierung die Rede, so kann dies mit den expliziten und impliziten Zielvorgaben gleichgesetzt werden. Unabhängig davon, wie die Definition der Unterrichtsziele ausgelegt wird, ist das Wissen über diese Ziele Voraussetzung für deren Vorgabe. Es ist deshalb notwendig, dass die Lehrkraft immer im Blick behält, was die Schüler in einer Stunde, einer Schulwoche oder einem Halbjahr erreichen müssen. Nur so können die Ziele auch den Schülern verdeutlicht bzw. offengelegt werden. Dies kann nach Herweg entweder durch die explizite Vorgabe oder auf implizitem Wege geschehen. 3.1.2 Explizite und implizite Zielvorgaben Die „explizite Zielorientierung zeichnet sich (…) dadurch aus, dass die Ziele der Stunde konkret verbalisiert werden“ (Dalehefte, 2006, S.34). Dabei ist es wichtig, dass auch auf die Relevanz der Ziele beziehungsweise die Absichten des Lernvorgangs eingegangen wird. Herweg nennt vier Instruktionen, welche dem zielorientierten Lernen zu Grunde liegen können: die „Explizite Orientierung an dem Unterrichtsziel durch Zielrückgriffe“, „Regelmäßige und abschließende Zusammenfassungen mit Zielklärung“, „Klärung von Anforderungen und Aufgabenstellungen“ und „Zielklärung nach Experimenten“ (Herweg, 2008, S21). 5 Mit dem ersten Punkt geht Herweg auf die Relevanz des wiederholten Aufzeigens des Unterrichtsziels während der Stunde ein. Dies ist dahingehend bedeutend, dass die Schüler im Unterricht eine Orientierung darüber haben, an welchem Punkt im Lernprozess sie sich momentan befinden, was sie bereits erfahren haben und welche Inhalte im Verlauf der Stunde noch thematisiert werden (Herweg,2008). Durch „regelmäßige und abschließende Zusammenfassungen und Zielklärungen“ (Herweg, 2008, S.21), was den zweiten Punkt darstellt, wird die Aufmerksamkeit auf die wichtigsten inhaltlichen Aspekte der Stunde fokussiert. Das Hervorheben erleichtert die Verarbeitung und Einbindung dieser Aspekte in bestehende Wissensstrukturen. Zudem wird dadurch zeitgleich die Wichtigkeit der fachlichen Inhalte bezogen auf das Unterrichtsziel betont (Herweg, 2008). Beim dritten Punkt „Klärung von Anforderungen und Aufgabenstellungen“ (Herweg, 2008, S.21) geht Herweg vor allem auf die klare Instruktion der Aufgaben beim Experimentieren ein. Demnach stellt dies die Voraussetzung für das Erarbeiten neuer Inhalte und deren Integration in vorhandene Wissensstrukturen dar (Herwegs, 2008). Eine stringente Instruktion ist also Voraussetzung für das Nachvollziehen und Verstehen neuer Inhalte durch Experimente (Herweg, 2008). Durch vage formulierte Problemstellungen können die Schüler nicht einschätzen, worin die Bedeutung des Experimentes liegt und was die wesentlichen inhaltlichen Aspekte sind. Im Anschluss an ein erfolgreiches Experimentieren ist die „Zielklärung nach Experimenten“ (Herwegs, 2008, S.21), welche den letzten Punkt der möglichen Instruktionen darstellt, unumgänglich. Das nachträgliche Zusammenfassen und Erklären des Ablaufs bzw. der Ergebnisse ist dahingehend bedeutend, dass die wichtigsten Informationen herausgestellt und gesichert werden. Zudem muss hierbei die Relevanz des Experiments herausgearbeitet werden sowie dessen Einbettung in die Unterrichtsstunde stattfinden. Es muss verdeutlicht werden, warum genau dieses Experiment an genau dieser Stelle im Unterricht sinnvoll ist und wie dies den Schülern beim Verständnis der Inhalte weiterhilft (Herweg, 2008). Zusammengefasst beschreiben die expliziten Zielvorgaben die konkrete Darlegung oder Verbalisierung der Unterrichtsziele und deren Relevanz gegenüber den Schülern. Sie müssen den Lernenden dabei während der gesamten Stunde präsent sein, wodurch ein mehrfaches Aufgreifen unumgänglich ist. Des Weiteren bieten sie den Schülern eine Orientierung im Lernprozess. 6 Dem gegenüber stehen die impliziten Zielvorgaben, bei denen der Unterricht zwar auf die gleichen Ziele hin orientiert ist, diese werden jedoch nicht explizit dargelegt. Die implizite Zielvorgabe zeichnet sich durch einen strukturierten und logischen Aufbau der Stunde aus, sodass das Unterrichtsziel aus dem Kontext erschlossen werden kann. Neue Wissensstrukturen können nur dann in bestehende aufgenommen werden, wenn Sinn und Zusammenhänge erkennbar sind. Die Inhalte der Stunde müssen daher klar aufeinander aufbauen und begründet sein. Zudem bieten sie den Schülern auch zwischen den expliziten Zielvorgaben eine Orientierung im Unterricht (Dalehefte, 2006). Herweg beschreibt vier Komponenten, die eine implizite Kohärenz im (Physik)Unterricht zur Folge haben: „Sequenzierung und eine kohärente Inhaltserarbeitung“, „Schlüssige Einbettung von Experimenten und anderen Unterrichtselementen“, „angemessene Informationsfülle“ und „Berücksichtigung des Vorwissens der Lernenden“ (Herwegs, 2008, S. 26). Mit dem ersten Stichpunkt geht sie dabei näher auf die innere Struktur der Unterrichtsstunde ein. Um einen nachvollziehbaren und klar strukturierten Unterricht halten zu können, muss die Lehrkraft sich das Unterrichtsziel immer wieder vor Augen führen. Dies ist besonders wichtig, da der Verlauf des Unterrichts durch Schülerfragen- und Antworten nicht unbedingt vorhersehbar verläuft. Trotzdem muss die Lehrkraft zum „roten Faden zurückfinde(n), wenn von diesem abgewichen wird“ (Herweg, 2008, S.26). Neben der klaren Instruktion bei der Durchführung von Experimenten, die bereits bei den expliziten Zielvorgaben erwähnt wurde, ist auch eine „(s)chlüssige Einbettung von Experimenten und anderen Unterrichtselementen“ (Herweg, 2008, S. 26) für den Lernvorgang der Schüler von Bedeutung. Dies stellt den zweiten Aspekt der impliziten Zielvorgaben dar und ist Voraussetzung dafür, dass die Schüler die Experimente in den Lernvorgang einbeziehen können. Diese können so zur Verdeutlichung der vorgestellten physikalischen Aspekte dienen und für ein besseres Verständnis bei den Schülern sorgen. Wird das Experiment jedoch zusammenhangslos im Unterricht durchgeführt, so hat es für die Schüler keinen Lerneffekt. Als dritten Stichpunkt zu den impliziten Zielvorgaben nennt Herweg eine „angemessene Informationsfülle“ (Herwegs, 2008, S.26). Bei der Planung der Unterrichtsstunden muss darauf geachtet werden, dass die Menge der fachlichen Inhalte an den zeitlichen Rahmen angepasst ist. Die Schüler dürfen nicht mit neuen Informationen 7 überladen werden, da sie diese sonst nicht verinnerlichen und dem Unterricht nicht folgen können. Des Weiteren muss beim Lernvorgang das Vorwissen der Lernenden berücksichtigt werden, was Herweg im letzten Stichpunkt zusammenfasst. „Damit neue Inhalte verstanden, behalten und angewendet werden, müssen die neuen Informationen mit vorhandenem Wissen verknüpft, also elaboriert werden“ (Mandl& Friedrich, 2006, S.41). Diese Verknüpfung kann nur dann hergestellt werden, wenn bekannte und neue Informationen im Zusammenhang stehen. Die Lehrperson muss beim Unterrichten also auf bekannte Wissensstrukturen der Schüler zurückgreifen und dieses Vorwissen aktivieren. „Die Aktivierung vorhandenen Wissens ist ein entscheidender Bedingungsfaktor erfolgreichen Lernens.“ (Mandl & Friedrich, 2006, S 43). 3.1.3 Cognitive-Load-Theorie Implizite und explizite Zielvorgaben innerhalb einer Schulstunde schließen sich keineswegs aus. Eine implizite Kohärenz ist Voraussetzung für einen guten und nachvollziehbaren Unterricht und muss deshalb immer vorhanden sein. Ergänzend dazu kann eine explizite Zielvorgabe laut Sweller den Schülern helfen, sich auf die wesentlichen Dinge im Unterricht zu konzentrieren. Sweller begründet die Wichtigkeit dafür in der Cognitive-Load-Theorie. Diese besagt, dass das Arbeitsgedächtnis nur eine bestimmte Kapazität bereithält, die für den Lernvorgang genutzt werden kann. Das Wissen über die Unterrichtsziele hilft dabei, die Aufmerksamkeit während der Stunde auf die relevanten Inhalte hin- bzw. von nicht relevanten Inhalten wegzulenken (Trepke, 2004). Durch das Fokussieren der Aufmerksamkeit wird die Kapazität nicht dafür benötigt, die Unterrichtsziele herauszufinden oder festzulegen, wodurch das Arbeitsgedächtnis entlastet wird. „A problem solver whose cognitive processing capacity is entirely devoted to goal attainment is attending to this aspect of the problem to the exclusion of those features of the problem necessary for schema acquisition” (Sweller, 1988, S. 262). Eine gut strukturierte Unterrichtsstunde und das Transparenthalten der Unterrichtsziele sind deshalb von enormer Wichtigkeit (Dalehefte, 2006). 8 3.1.4 Kritik an zielorientiertem Unterricht bzw. Zielvorgaben In der Literatur lassen sich nicht nur positive Meinungen in Bezug auf explizite Zielvorgaben finden, einige Autoren formulieren auch Kritik an diesem Thema. So betonen Krutezki und Lukin beispielsweise, dass die Formulierung der Ziele oftmals nur rein formal erfolgt, die Schüler jedoch nicht die Relevanz oder Bedeutung der Ziele erfahren (Krutezki und Lukin, 1962, zitiert nach Dietz, 1965). Demnach stellt die Vorgabe unnötig leere Worte dar, die keinerlei Auswirkung auf den Lernprozess haben. Andere Autoren gehen einen Schritt weiter. Ihrer Meinung nach haben explizite Zielvorgaben nicht nur „keine Auswirkungen“ auf den Lernvorgang, sondern sogar negative. So weisen einige Autoren darauf hin, dass der zielorientierte Unterricht in Konflikt mit offenem Unterricht steht. Laut Schröder wird unter offenem Unterricht ein Unterricht verstanden, „der im Hinblick auf das Lehrziel, den Inhalt und die Lehrmethode nicht festgelegt ist. Unterrichtsverlauf und –inhalt werden vornehmlich von den Interessenslagen und den Fähigkeiten der einzelnen Schüler bestimmt“ (Schröder, 1986, S.219). Im zielorientierten Unterricht ist eine möglichst genaue Festlegung der Unterrichtsziele jedoch notwendig. Ein Kompromiss beider Unterrichtsformen ist demnach nur schwer vorstellbar. Die moderne Didaktik tendiert immer mehr zu offenem, schülerorientierten Unterricht; Zielorientierungen rücken damit immer mehr in den Hintergrund. „Grundlage der gegenwärtigen Lehrplanentwicklung ist im Gegensatz zu den behavioristisch geprägten Lernkonzepten der 60er und 70er Jahre ein kognitivkonstruktivistisches Verständnis von Lernen, das den individuellen, informationsverarbeitenden Lernprozessen große Bedeutung zumisst und Formen von Selbstbestimmung und Mitentscheidung favorisiert“ (Glötzl, 2000, S.129). Neben dem Konflikt zwischen offenem und lernzielorientiertem Unterricht nennt Schröder weitere Probleme, die die Zielorientierung und demnach auch die explizite Bekanntgabe von Unterrichtszielen mit sich bringt: „die Zielauswahl, die Hierarchie, die Taxonomie und die Operationalisierung der Ziele“ (Schröder, 1986, S.176). Die Zielauswahl ist dahingehend problematisch, dass die Ziele zum einen in ihrer Legitimität begründet und zum anderen an den Leistungsstand der Schüler angepasst sein müssen. Des Weiteren muss die Lehrkraft beim Festlegen der Ziele sowohl die Vorgaben des Lehrplans beachten, als auch die eigene Einschätzung mit einfließen lassen. Bei der Festlegung der Unterrichtsziele sind also viele Aspekte zu beachten, was die Auswahl und Formulierung schwierig gestaltet (Schröder, 1986). 9 Dabei müssen die Unterrichtsziele wie bereits beschrieben in Nah- und Fernziele unterteilt, also in eine hierarchische Anordnung gebracht werden. Hier kann sowohl zuerst das grobe Fernziel festgelegt und immer weiter spezifiziert werden, sodass am Ende die Nahziele formuliert sind. Es ist jedoch auch denkbar, zuerst ein Nahziel festzulegen und dieses immer mehr in einen Kontext einzubinden, sodass am Ende ein Fernziel steht. Die Vorgehensweise ist von den fachlichen Inhalten und der Bedeutung der einzelnen Ziele abhängig und kann somit nicht eindeutig festgelegt werden (Schröder, 1986). Zusätzlich müssen alle Ziele den Bereichen der kognitiven, affektiven und psychomotorischen Lernziele zugeordnet werden. Oftmals ist eine eindeutige Zuordnung jedoch nicht möglich, was Schröder als „Taxonomie“ bezeichnet (Schröder, 1986). Den letzten beschriebenen Punkt stellt die Operationalisierung der Ziele dar (Schröder, 1986). Im Duden wird das Operationalisieren in der Curriculumforschung als ein Übersetzten der Lernziele in Verhaltensänderungen der Schüler durch einen Lernvorgang beschrieben, welche durch Tests oder Ähnliches überprüft werden können (Duden, 2015). Das Endverhalten eines Schülers ist jedoch niemals abzusehen, bestenfalls ist es abzuschätzen. Ein Lernziel bis ins Detail festzulegen, um zu einem späteren Zeitpunkt zu überprüfen, ob es erreicht wurde, ist daher nicht möglich. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde beschrieben, wie sich implizite und explizite Zielvorgaben auf den kognitiven Lernprozess der Schüler auswirken. Im Folgenden wird der Einfluss der Zielvorgaben auf die Motivation herausgearbeitet. 3.1.5 Auswirkungen der Zielvorgaben auf die Motivation Die Vorgabe der Ziele im Unterricht wirken sich nicht nur auf kognitive Prozesse aus, auch motivationale Aspekte werden dadurch beeinflusst. „Der lateinische Ursprung des Wortes Motivation bedeutet bewegen. Daher hat Motivation mit Handeln zu tun. Ein Motiv ist eine bewusste oder unbewusste Kraft, die einen Menschen zum Handeln oder manchmal zum Nicht-Handeln treibt. In diesem Sinne kann man Motive als Ursachen bezeichnen, weil laut Wörterbuch Ursachen Agenten oder Kräfte sind, die eine Wirkung oder eine Handlung hervorrufen“ (Lefrançois, 2006, S.284). 10 Fasst man all diese Motive beziehungsweise Ursachen oder auch Beweggründe zusammen, die zu einer Entscheidung oder Handlung führen, so nennt man dies Motivation (Duden, 2015). Da auch der Lernprozess eine Handlung darstellt, liegt auch ihm eine Motivation zu Grunde. Motivation ist also Voraussetzung für kognitive Prozesse und somit wesentlich für den Schulunterricht. Im kognitiv-motivationalen Prozessmodell stellt die Motivation die Voraussetzung für den Lernerfolg dar. Durch sie werden Prozesse angeregt, die einen Lernzuwachs zur Folge haben. Wie groß die Motivation ist, ist von Person zu Person verschieden und Erfolgswahrscheinlichkeit, im der Wesentlichen von vier Misserfolgsbefürchtung, Aspekten dem abhängig: Interesse und der der Herausforderung. Die Faktoren können dabei beliebig zusammenwirken, die Ausprägung eines Faktors bringt also nicht zwingend die Ausprägung eines anderen mit sich. Wie die Motivation zustande kommt und wie sehr sie ausgeprägt ist, ist sowohl situations- als auch personenabhängig und somit nicht verallgemeinerbar. Während eine Person beispielsweise sehr positiv an eine Situation oder Aufgabe herantritt, ein hohes Interesse und eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit aufweist, kann die Motivation einer anderen Person bei der gleichen Situation oder Aufgabe sehr niedrig sein (Bachmann, 2009). Zu den personengebundenen Einflussgrößen auf die Motivation zählt auch die Zielorientierung (Bachmann, 2009). Dweck und Leggett unterscheiden dabei zwischen den Lernzielen (learning goals) und den Leistungszielen (performance goals) (Dweck & Leggett, 1988, zitiert nach Bachmann, 2009). Die beiden Zielorientierungen unterscheiden sich dabei in ihrem Bezugssystem, anhand dessen das Ziel festgelegt wird. Beim Lernziel wird auf die eigenen Fähigkeiten beziehungsweise Verhaltensweisen eingegangen. Eine Person, die lernzielorientiert handelt, hat vor allem Interesse daran, eigene Fähigkeiten und Kompetenzen zu verbessern. Im Gegensatz dazu ist bei den Leistungszielen das Augenmerk auf den Vergleich mit anderen Personen oder Gruppen gelegt. Elliot und Harackiewicz (1996) erweiterten das zweistufige Modell von Dweck, indem sie die Leistungsziele in LeistungsAnnäherungs- und in Leistungs-Vermeidungs-Ziele unterteilten (Bachmann, 2009). Leistungs-Annäherungs-Ziele beschreiben dabei das Streben danach, in einer Gruppe positiv aufzufallen, also bessere Leistungen zu erzielen, als der Rest der Gruppe. Im Gegensatz dazu liegt bei den Leistungs-Vermeidungs-Zielen der Schwerpunkt darauf, in einer Gruppe nicht negativ aufzufallen, einen Misserfolg also möglichst zu vermeiden. In welche dieser drei Kategorien eine Situation eingeordnet wird, ist abhängig von der Person. Dies wird deutlich, wenn ein typisches Beispiel aus der Schule herangezogen wird: 11 das Lernen für eine Klassenarbeit. Dass ein Schüler für eine Klassenarbeit lernt, kann sowohl lernzielorientiert als auch leistungszielorientiert sein. Ersteres ist der Fall, wenn sich der Schüler zum Ziel gesetzt hat, die fachlichen Inhalte zu verstehen und seine eigenen Kompetenzen zu erweitern. Geht es beim Lernen jedoch darum, eine gute Note zu schreiben und besser abzuschneiden als der Rest der Klasse, so erfolgt die Handlung aus leistungszielorientierten Motiven, genauer gesagt wird dabei ein Leistungs-Annäherungs-Ziel verfolgt. Vorstellbar wäre jedoch auch, dass der Schüler lernt, um keine schlechte Note zu bekommen beziehungsweise im Vergleich zu seinen Mitschülern keine schlechte Leistung zu erzielen. In diesem Fall handelt es sich um ein Leistungs-Vermeidungs-Ziel. Die gleiche Situation kann also verschiedenen Zielorientierungen zugeordnet werden, die Zuordnung ist somit abhängig von der Perspektive (Bachmann, 2009). Im Allgemeinen ist die Motivation ein Ziel zu erreichen größer, wenn diesem Ziel ein Nutzen zugesprochen werden kann (Bransford, Brown & Cocking, 2003). Wird durch die Zielvorgabe die Relevanz und der Nutzen des Themas deutlich, so steigert sich dadurch die Motivation der Schüler und folglich auch der Lernerfolg. Auch intrinsische Motivation ist für den Lernerfolg förderlich. Intrinsische Motivation ist mit „persönliche(r) Neugier und dem Bestreben verbunden, solche Aufgaben zu lösen, die mit einem eigenen Aufforderungscharakter an den Lernenden herantreten“ (Schröder, 1986, S. 212). Gelingt es der Lehrperson die Ziele so zu formulieren, dass sie das Interesse der Schüler wecken, so kann dadurch die intrinsische Motivation gesteigert werden, was sich letztendlich positiv auf den Lernvorgang auswirkt. Dem entgegen steht die extrinsische Motivation, die von außen gegeben ist. In diesem Fall steht nicht die Handlung an sich sondern deren Folgen im Vordergrund, bezogen auf die Schule könnten dies hier beispielsweise die Noten, Belohnung oder Bestrafung sein. „Metzger (1965) weißt ausdrücklich darauf hin, daß alle Nebenziele und Nebenkräfte so weit wie möglich ausgeschaltet werden sollten, weil sie inneren Druck und Zwangssituationen erzeugen. Angst vor Tadel oder Bloßstellung vor den Mitschülern oder Angst vor schlechten Zensuren sind beim Lernen ebenso störend wie das Bestreben, sich vor anderen hervorzutun, beim Lehrer beliebt zu sein oder den Eltern Freude zu machen“ (Metzger, 1965, zitiert nach Wasna, 1976, S.34). Der Fokus sollte also nicht auf die Person, sondern auf die Sache selbst gelegt werden, da so die intrinsische Motivation gesteigert wird. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass durch geschicktes Formulieren der Lernziele, durch das Darlegen derer Relevanz und das Einbinden eines Aufforderungscharakters die 12 Motivation gesteigert werden kann, was sich letztendlich positiv auf den Lernprozess auswirkt. 3.1.6 Aktueller Forschungsstand IPN-Studie Im Jahr 2000 wurde vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften eine Videostudie zu Lehr-Lern-Prozessen im Physikunterricht ins Leben gerufen. Ziel der sogenannten IPN-Studie ist es, Bedingungen aufzudecken, die für einen erfolgreichen Lehrund Lernprozess im Physikunterricht erforderlich sind. Dabei wird unter anderem auf die Zielorientierung im Unterricht eingegangen. Diese wird durch das Heranziehen von Fragebögen bezüglich kognitiver und motivational-affektiver Auswirkungen auf den Lernprozess untersucht (Herweg, 2008). Die Zielorientierung wird seit Beginn der Durchführung der IPN-Studie in den Blick genommen. Zwischen 2000 und 2002 wurde der Unterricht von insgesamt 13 siebten und achten Klassen hinsichtlich des Transparenthaltens und des regelmäßigen Aufgreifens der Unterrichtsziele untersucht. Des Weiteren wurde überprüft, „ob der Unterrichtsverlauf nachvollziehbar ist, einzelne Elemente wie Experimente in diesen eingebettet sind und ob Ergebnisse aus Experimenten und der Inhaltserarbeitung im Hinblick auf das Ziel zusammengefasst wurden“ (Herweg, 2008, S.59). Aus den Ergebnissen der Studie ließ sich zum einen schließen, dass Zielorientierung die „Wahrnehmung unterstützender Lehr-LernBedingungen fördert“, zum anderen wurde eine Steigerung der Motivation der Schüler festgestellt (Herweg, 2008, S.59). Zwischen den Jahren 2002 und 2004 wurde die IPN-Videostudie bezüglich der Zielorientierungen konkretisiert. Hierzu wurde der Unterricht von insgesamt 50 zufällig ausgewählten neunten Klassen untersucht. Durch eine Teilauswertung durch Trepke (2004) von insgesamt 24 Klassen konnte festgestellt werden, dass Schüler, die ein hohes Maß an Zielorientierung im Unterricht erlebten, sowohl die inhaltliche Relevanz der Lerninhalte als auch die Instruktionsqualität unabhängig von ihrem Vorwissen als positiv einstuften (Herweg, 2008). 13 In einer Dissertation aus dem Jahre 2008 vergleicht Herweg die Umsetzung und Auswirkungen von Zielorientierungen im deutschen und schweizerischen Physikunterricht. Ziel der Gegenüberstellung ist es, „Erkenntnisse darüber (zu gewinnen), wie die Zielorientierung im Physikunterricht der beiden Länder ausgeprägt ist und welche Bedeutung möglicherweise unterschiedliche Ausprägungen der Zielorientierung für die Lernprozesse und Lernentwicklungen der Schülerinnen und Schüler haben“ (Herweg, 2008, S. 61). Zur Untersuchung der Fragestellungen wurden insgesamt 50 neunte Klassen aus Deutschland und 32 Klassen aus der Schweiz verglichen. Die Daten der deutschen Stichproben stammen größtenteils aus dem technischen Bericht der IPN-Videostudie, die Daten der schweizerischen Stichprobe aus Projektdaten und –berichten der Schweizer Kooperationsgruppe um Peter Labudde (Herweg, 2008). Allgemeine Bedingungen wie die Schulform, die Thematik und das Design der Stunde wurden aus Gründen der Vergleichbarkeit konstant gehalten. Die Thematik umfasste dabei die Optik und die Mechanik. Die Auswertung erfolgte sowohl über die Videoaufzeichnungen, als auch über einen Vor- bzw. Nachtest und einen Schülerfragenbogen. Zur Operationalisierung wurden insgesamt 21 Items zur expliziten Zielorientierung, impliziten Kohärenz des Ziels, Anker und Integrationshilfen und der Zielbekanntgabe auf einer vierstufigen Skala (von 0 = „trifft nicht zu“ bis 3 = „trifft zu“) durch die Videoaufnahmen bewertet. Welche Aspekte für die Einstufung der verschiedenen Skalenpunkte erfüllt werden müssen, wurde vorher festgelegt. Um den Effekt der Zielorientierung auf sowohl kognitive als auch motivationale Lernprozesse auszuwerten, wurden die beobachtbaren Ausprägungen von Zielorientierung im Unterricht mit den Lernergebnissen der Schüler in Verbindung gebracht. Zunächst wurde dabei auf die „Wahrnehmung von inhaltlicher Relevanz und Instruktionsqualität durch die Schülerinnen und Schüler“ (Herweg, 2008, S.121) eingegangen. Herwegs Ergebnisse zeigen, dass die Wahrnehmung der Relevanz des Unterrichtsthemas positiv von verschiedenen Aspekten der Zielorientierung abhängig ist. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Nennung des Unterrichtsziels, dem kontextuellen Anker und der Integrationshilfe und vor allem auf der für diese Bachelorarbeit entscheidenden expliziten Zielorientierung. Weiterhin lässt sich feststellen, dass sich Zielorientierung positiv auf die selbstbestimmte Lernmotivation der Schüler auswirkt, wobei dies vor allem durch die Nennung des Unterrichtsziels sowie dessen impliziter Kohärenz im Unterricht geschieht. Diese Kohärenz unterstützt zusammen mit der expliziten Zielorientierung wiederum die kognitiven Lernaktivitäten der Lernenden, regt diese also dazu an, „nachvollziehende und 14 vertiefende Elaborationen und organisierende Lernprozesse durchzuführen“ (Herweg, 2008, S. 127). Damit unterstützen die Ergebnisse der IPN-Videostudie und deren Schweizer Kooperationsgruppe die Hypothesen, die in dieser Arbeit anhand einer dreistündigen Physikunterrichtsreihe überprüft wurden. In diesem Zuge dient Herwegs Dissertation als einer der Hauptbezugspunkte dieser Bachelorarbeit. Studien von Bransford & Johnson Bransford und Johnson (1972) untersuchten in mehreren Experimenten, inwieweit ein bestimmtes Vorwissen oder ein Kontext erforderlich ist, um den Sinnzusammenhang eines Textes zu erfassen und ihn sich so besser merken zu können. Im ersten Experiment bekamen 50 freiwillig teilnehmende männliche und weibliche High School-Studenten einen Text (siehe Anhang) vom Tonband vorgespielt. Danach sollten sie zunächst auf einer Skala von 1 (schwierig) bis 7 (einfach) angeben, wie verständlich sie den Text fanden. Anschließend sollte dieser möglichst genau reproduziert werden, im Idealfall wortgetreu. Vor der Durchführung wurden die Testpersonen verschiedenen Gruppen zugeteilt. Der Context-before-Gruppe wurden vor Abspielen des Textes zwei Bilder (siehe Anhang) aufgezeigt, die den Sachverhalt darstellten, der Partial Context-Gruppe nur eines. Die Context-after-Gruppe erhielt die Bilder nachdem sie den Text hörten, die No-contextGruppen erhielten die Bilder überhaupt nicht. Mit einem Blick in die gemittelten Verständniswerte fällt direkt auf, dass die Context-before-Gruppe mit 6.10 von 7.00 Punkten den Text nach eigenem Ermessen um einiges besser verstanden hat als die anderen Gruppen, die im Mittel maximal 3.70 von 7.00 Punkten angaben. Noch deutlicher zeigt sich diese Tendenz in den Ergebnissen der Textreproduktion, wobei die Context-before-Gruppe im Mittel 8.00 von 14.00 Punkten erreichte, die anderen Gruppen jedoch maximal 4.00. Daraus wurde der Schluss gezogen, dass die Bekanntgabe der wichtigsten Aspekte vor Bearbeitung der Aufgabe förderlich ist, um sinnvolle semantische Zusammenhänge zwischen den im abgespielten Text enthaltenen Informationen herzustellen und so deren Inhalt zu erfassen und zu reproduzieren. 15 Ähnlich eindeutig waren die Ergebnisse in drei weiteren Experimenten, in denen die Testpersonen ebenfalls einen Text vom Tonband hörten oder vorgelesen bekamen und je nach Gruppe vorher, nachher oder gar nicht in einem kurzen Satz über das Thema des Textes informiert wurden. Die Versuchspersonen waren auch hier freiwillige High School-Schüler. So wie im ersten Experiment schnitt die Topic-before-Gruppe jeweils besser ab als die beiden anderen Gruppen, auch wenn im letzten Experiment der Unterschied im Verständnis-Rating nicht signifikant war. Dies schließt an das erste Experiment und die daraus gezogenen Schlüsse nahtlos an. 3.1.7 Hypothesen Aus dem theoretischen Hintergrund wurden die Vorgehensweise und die Hypothesen für diese Bachelorarbeit hergeleitet. Herweg zeigt in ihrer Dissertation die Relevanz der impliziten Kohärenz auf. Diese wurde durch den logischen Aufbau der Unterrichtsstunde und die Verknüpfungen zwischen den drei Themenblöcken sichergestellt. Zusätzlich wurden in Anlehnung an die Ergebnisse der IPN-Studie und der Studie von Bransford und Johnson einem Teil der Schüler die Unterrichtsziele explizit genannt. Da für die Überprüfung der Hypothesen nur eine Schulstunde zur Verfügung stand, wurden als vorgegebene Ziele Nahziele gewählt, also solche, die in einem kurzen Zeitraum zu erreichen sind. Ob sich die expliziten Zielvorgaben im konkreten Beispiel der vorgestellten Unterrichtsreihe auf den Lernprozess der Schüler auswirken oder ob die implizite Kohärenz ausschlaggebend ist, wurde durch die Studie dieser Bachelorarbeit überprüft. In Anbetracht der Theorie sind dabei die folgenden Hypothesen aufgestellt worden. Hypothese 1: Explizite Zielvorgaben wirken sich positiv auf den Lernerfolg der Schüler aus. Hypothese 2: Explizite Zielvorgaben wirken sich positiv auf die Motivation der Schüler aus. 16 3.2 Physikalischer Hintergrund 3.2.1 Begründung für die Unterrichtsreihe Seit dem Schuljahr 2014/2015 sieht der rheinland-pfälzische Lehrplan die Thematik der optischen Abbildungen nicht mehr explizit für den Schulunterricht vor. Im vorherigen Lehrplan waren für dieses Themenfeld noch zehn Unterrichtsstunden angedacht, was die Relevanz des Themas erahnen lässt. Durch das Wegfallen dieses Themenblocks bleiben den Schülern grundlegende physikalische Aspekte vorenthalten, die für das Verständnis zahlreicher Alltagsphänomene und optischer Instrumente notwendig sind. Der neue Lehrplan thematisiert im Bereich der Optik in der Sekundarstufe 1 weiterhin Licht an Grenzflächen, also Brechung und Reflexion, Absorption und die dadurch resultierende Veränderung der Farbwahrnehmung, die Bedeutung der Lichtgeschwindigkeit sowie das Strahlenmodell. Durch diese Themenblöcke sind die wichtigsten Grundlagen zur Erarbeitung der optischen Abbildungen bereits gelegt, weshalb sich das anschließende Unterrichten dieses Themas durchaus anbieten würde. Auch vorstellbar wäre die Einbindung in das Themenfeld „Praxis und Forschung - selbstständiges und fragengeleitetes Experimentieren“, in welchem das Thema beispielsweise durch den Bau verschiedener optischer Instrumente weiter vertieft werden könnte Im hessischen Lehrplan für das Gymnasium werden die optischen Abbildungen zwar nicht explizit erwähnt, jedoch werden zahlreiche Aspekte der Thematik genannt. So ist beispielsweise sowohl im Lehrplan für G8- als auch für G9-Klassen der Bau einer Lochkamera vorgesehen. Anhand dieser wird in der vorgestellten Unterrichtsreihe das Thema der optischen Abbildung eingeleitet, sodass sie an dieser Stelle optimal in den Unterricht mit eingebunden werden könnte. Die Funktionsweise des Auges bzw. der Sehvorgang im Allgemeinen knüpfen in der Unterrichtsreihe an die Lochkamera an und sind auch in beiden Lehrplänen wiederzufinden. Im Lehrplan für G9-Klassen ist zusätzlich die Thematik der virtuellen Bilder zu finden, welche die letzte Stunde der Unterrichtsreihe füllt. Des Weiteren sind optische Instrumente wie beispielsweise die Lupe, die ebenfalls Inhalt der letzten Stunde ist, vorgesehen. Unabhängig davon, ob die Thematik der optischen Abbildungen Inhalt des Lehrplans ist oder nicht, bietet die Unterrichtsreihe einen guten Überblick über die wichtigsten Aspekte. Auch bei den Schulklassen, bei denen für die Bearbeitung des Themas lehrplanbedingt mehr Zeit 17 zur Verfügung steht, bietet sie einen guten Einstieg in die Thematik. Zudem bleiben der Lehrkraft durch die kompakte Durchführung mehr Unterrichtsstunden zur Vertiefung oder Fortführung des Themas. Im Rahmen dieser Arbeit haben wir uns zum Ziel gesetzt, eine kurze Unterrichtsreihe zu konzipieren, die von den Lehrern übernommen und im Unterricht durchgeführt werden kann. Dabei wurde besondere Rücksicht auf den zeitlichen Aspekt gelegt, sodass die Durchführung trotz des Wegfalls der explizit dafür vorgesehenen Stunden möglich ist. Wir möchten die Lehrer motivieren, die Thematik weiterhin in den Unterricht mit einzubinden, da sie die Grundlagen zahlreicher physikalischer Gesetze darstellt und spannende Experimente und Themen für die Schüler bereithält. Die Unterrichtsreihe beinhaltet insgesamt drei Schulstunden und fasst die wichtigsten physikalischen Aspekte zu den optischen Abbildungen zusammen. In der ersten Stunde wird dabei die Lochkamera thematisiert. Sie eignet sich deshalb besonders gut für den Einstieg der Unterrichtsreihe, da sich mit ihr auf einfache Weise das Prinzip der optischen Abbildungen erklären lässt. Zudem bietet sie den Schülern die Möglichkeit, die Inhalte nicht nur theoretisch zu erlernen, sondern durch Experimentieren und Ausprobieren praktisch zu erfahren. Dies wirkt sich sowohl positiv auf das Verständnis der Schüler als auch auf deren Motivation aus. Die erste Unterrichtsstunde ist jedoch Inhalt einer anderen Bachelorarbeit, der nähere Informationen entnommen werden können (vgl. Grasemann und Straub, 2016). Die vorliegende Arbeit bezieht sich auf die zweite Unterrichtsstunde, in der das menschliche Auge aus physikalischer Sicht thematisiert wird. Eine detaillierte Begründung für die Auswahl des Themas sowie den Aufbau der Stunde können dem Abschnitt „Begründung der Inhalte der Unterrichtsstunde“ entnommen werden. Aufbauend auf die zweite Unterrichtsstunde werden in der dritten Stunde virtuelle Bilder am Beispiel der Lupe bzw. einer optischen Täuschung besprochen. Die virtuellen Bilder stellen das komplexeste Thema der Unterrichtsreihe dar. Sie werden erst am Ende der Unterrichtsreihe thematisiert, da so auf die zuvor gelegten Grundlagen zurückgegriffen werden kann. Zudem werden die physikalischen Aspekte an Alltagsphänomenen besprochen, um den Schülern die Relevanz des Themas zu verdeutlichen. Detaillierte Informationen können jedoch einer anderen Bachelorarbeit entnommen werden, in der die dritte Stunde mit dem Thema der virtuellen Bilder dargelegt wird (siehe Froschhäuser). 18 3.2.2 Begründung der Inhalte der Unterrichtsstunde Das Auge ist mit das wichtigste Sinnesorgan und hilft uns, uns in unserer Umwelt zu orientieren. Die Thematik nimmt Bezug auf den eigenen Körper und hilft den Schülern, diesen besser zu verstehen. Die Schüler haben somit während der gesamten Unterrichtsstunde ein praktisches Anwendungsbeispiel zu den physikalischen Aspekten, welches zudem relevant für ihren eigenen Alltag ist. Zum anderen bietet das Thema Auge die Möglichkeit, mehrere physikalische Abläufe aufzugreifen. So kann beispielsweise die Auswirkung der Krümmungsänderung einer Linse durch die Akkommodation, oder die Kombination zweier Linsen durch die Funktionsweise der Brille erklärt werden. Obwohl also auf viele physikalische Aspekte eingegangen wird, bleibt das eigentliche Thema und somit der rote Faden der Stunde erhalten. Neben den inhaltlichen Begründungen lassen sich auch organisatorische Begründungen nennen, die für die Durchführung des Themas sprechen. So lässt sich beispielsweise eine Verknüpfung zu den biologischen Aspekten des menschlichen Auges herstellen, denn im Lehrplan für Biologie in der Sekundarstufe 1 ist im Themenfeld 7 „Informationen empfangen, verarbeiten, speichern“ (Lehrplan RLP, 2014, S. 36) das Aufgreifen der menschlichen Sinne vorgesehen. Die Schüler würden dadurch die Möglichkeit bekommen, das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten und die Aspekte der verschiedenen Fachbereiche zu etwas Ganzheitlichem zusammenzufügen. Auch im naturwissenschaftlichen Unterricht der Orientierungsstufe wird das Thema „Sehsinn“ aufgegriffen, wodurch die Schüler bereits grundlegendes Wissen haben, auf das aufgebaut werden kann. (Lehrplan RLP, 2014) Ein weiteres Argument dafür, das Thema Auge in der zweiten Stunde durchzuführen, ist die Vergleichbarkeit zur Lochkamera mit Linse, die bereits in der ersten Unterrichtsstunde besprochen wird. Physikalisch gesehen ist die Funktionsweise der Lochkamera mit Linse und die des Auges in ihren Grundzügen die gleiche. Auf die Funktionsweise wird im Abschnitt „Physikalische Voraussetzungen für die Unterrichtsstunde“ näher eingegangen. Am Anfang der zweiten Stunde wird dieser Vergleich aufgegriffen, wodurch ein lückenloser Anschluss an die erste Stunde möglich ist. Zudem erfahren die Schüler dadurch die praktische Relevanz der zuvor gelernten Grundlagen. Insgesamt bietet das Auge ein Thema, welches zum einen eine Relevanz im Alltag jedes Schülers hat, dem auf der anderen Seite jedoch zahlreiche physikalische Aspekte zu 19 Grunde liegen, weshalb es lohnenswert ist, das Thema im wahrsten Sinne des Wortes näher in den Blick zu nehmen. Die Unterrichtsstunde ist insgesamt in drei Themenblöcke unterteilt; im ersten Block wird der Vergleich zwischen Lochkamera mit Linse und dem Auge, im zweiten die Akkommodation und im dritten Kurz-und Weitsichtigkeit und die jeweilige Korrektur thematisiert. Diese Unterteilung lässt sich in den drei Aufgaben auf den Arbeitsblättern wiederfinden, um den Schülern eine Orientierung in der Stunde zu geben. Eine psychologische Begründung zum Aufbau der Stunde lässt sich im Abschnitt „Theorie Psychologie“ finden. Die physikalisch-didaktische Begründung des Aufbaus liegt darin, dass vom Allgemeinen zum Speziellen gearbeitet wird. Im ersten Block wird, wie bereits erwähnt, der grundlegende Sehvorgang am menschlichen Auge dargelegt. Aufbauend darauf thematisiert der zweite Block die Akkommodation, also das Scharfstellen des Auges beim Betrachten von Gegenständen in unterschiedlichen Entfernungen. Wiederum aufbauend auf den zweiten wird im dritten Block auf das Zustandekommen von Kurz- und Weitsichtigkeit und die jeweilige Korrektur eingegangen. Zur Veranschaulichung der drei genannten Themen werden die jeweiligen Strahlengänge während der Stunde durch einen Versuchsaufbau mit einer Laser-Ray-Box dargestellt (siehe Unterrichtsmaterialien und Anhang). Die Laser-Ray-Box bietet sich dabei besonders gut an, da sie das Licht derart gerichtet aussendet, dass es an der Tafel in Form von Linien zu sehen ist. Die Darstellung des Sehvorgangs im Strahlenmodell mit Hilfe der LaserRay-Box ist deshalb naheliegend. Zudem lässt sich die Anzahl der Strahlen variieren, wodurch nur wenige Strahlen zur beispielhaften und übersichtlicheren Darstellung ausgewählt werden können, in diesem Fall zwei. Des Weiteren kann der Strahlenverlauf durch den Aufbau vom Gegenstand, durch die Linsen bis zur Netzhaut im Querschnitt betrachtet werden. Damit bietet sich eine Perspektive, die in der Realität nicht möglich ist, das Nachvollziehen des Sehvorgangs jedoch wesentlich vereinfacht. Veränderungen des Strahlengangs durch Einbringen einer optischen Linse beziehungsweise Austauschen der Linse können direkt erkannt werden, wodurch die Schüler jede „Veränderung am Sehvorgang“ nachvollziehen können. Wie beschrieben wird der Versuch als Lehrerversuch an der Tafel durchgeführt, die Schüler haben keinen aktiven Eingriff auf den Aufbau. Dies lässt sich durch drei Aspekte begründen. Zum einen nehmen Schülerversuche im Allgemeinen wesentlich mehr Zeit in Anspruch als Lehrerversuche. Ziel der Unterrichtsreihe ist es jedoch, die wichtigsten Aspekte 20 in kurzer Zeit zusammenzufassen, damit die Durchführung im Unterricht möglich ist, obwohl für dieses Thema keine expliziten Stunden im Lehrplan vorgesehen sind. Zum anderen fehlen in den meisten Schulen schlichtweg die Materialien, um eine Durchführung in Einzel- oder Gruppenarbeit zu realisieren. Des Weiteren muss der Versuch sehr exakt aufgebaut werden, da kleinste Veränderungen des Abstands oder Winkels der Linsen große Auswirkungen auf den Verlauf der Strahlen haben. Es kommen dadurch schnell Fehler zu Stande, die durch die Durchführung des Lehrers vermieden werden sollen. Zu beachten ist, dass es sich bei dem Versuchsaufbau um eine modelhafte Darstellung des Sehvorganges handelt. Einige Details, die durch das Auge gegeben sind, wurden dabei nicht beachtet. So befindet sich beispielsweise hinter der Linse im Auge der sogenannte Glaskörper, welcher größtenteils aus Wasser besteht. Im Modell wurde dieser nicht beachtet, zwischen Linse und Netzhaut befindet sich hier nur Luft. In dieser Unterrichtsstunde soll nur das grundlegende Konzept des Sehvorgangs vermittelt werden, weshalb das Modell auf die wesentlichen Aspekte beschränkt wurde. Damit die Durchführung der Unterrichtsstunde beziehungsweise der Unterrichtsreihe im Allgemeinen möglich ist, werden einige physikalische Grundlagen vorausgesetzt, die jedoch weiterhin im Lehrplan vorgesehen sind und deshalb nicht in die Unterrichtsreihe mit aufgenommen wurden. Diese werden im Folgenden vorgestellt. 3.2.3 Physikalische Voraussetzungen für die Unterrichtsstunde Da die Grundlagen ausschlaggebend für die Planung und Durchführung der Unterrichtsstunden waren und für das Nachvollziehen der methodischen Vorgehensweise notwendig sind, werden die wichtigsten Aspekte im Folgenden kurz erläutert. Dabei wird zunächst auf die geradlinige Lichtausbreitung und optischen Linsen eingegangen, welche beides Voraussetzungen für die gesamte Unterrichtsreihe sind. Zum Schluss wird die Funktionsweise einer Lochkamera erklärt. Diese wurde in der ersten Unterrichtsstunde thematisiert und ist somit keine Voraussetzung für die gesamte Unterrichtsreihe, jedoch für die zweite Stunde, auf die sich diese Arbeit bezieht. Für nähere Informationen der physikalischen Inhalte wird auf „Physik für Wissenschaftler und Ingenieure“ (Tipler, Mosca, 2015) verwiesen. 21 Geradlinige Lichtausbreitung Physikalisch gesehen ist Licht eine elektromagnetische Welle, in dieser Arbeit wird es jedoch vereinfacht als „Strahl“ dargestellt. Dass im Folgenden das Strahlenmodell verwendet wird, hat zwei Gründe: Zum einen reicht diese vereinfachte Darstellung aus, um nahezu alle physikalischen Alltagsphänomene zu beschreiben, zum anderen wird das Modell in der Mittelstufe verwendet, für die auch diese Unterrichtsreihe konzipiert wurde. Wichtige Grundlage für das Verständnis der Inhalte der drei Stunden ist das Wissen darüber, dass sich Licht immer geradlinig ausbreitet, unabhängig davon, ob es direkt von einer Lichtquelle (zum Beispiel Glühbirne, Sonne, etc.) kommt, oder zuvor von einem Gegenstand gestreut wurde. Diese Beobachtung ist immer dann gültig, solange der Lichtstrahl nicht auf ein Medium mit einer anderen optischen Dichte, wie beispielsweise eine optische Linse, trifft. Optische Linsen Trifft Licht auf eine optische Linse, so wird es an deren Oberfläche gebrochen. Brechung beschreibt die Richtungsänderung der Lichtstrahlen beim Übergang von einem Medium in ein anderes. Fällt Licht vom optischen dünneren ins optisch dichtere Medium, wird es zum Einfallslot hin gebrochen. Ist der Übergang vom optisch dichteren ins optisch dünnere Medium, so wird das Licht vom Lot weggebrochen. Das Lot steht dabei immer senkrecht auf der Grenzfläche. Im Folgenden wird immer davon ausgegangen, dass die Linse das optisch dichtere Medium und die Umgebung das optische dünnere Medium darstellt, da es so auch im Auge und somit im Versuchsaufbau der Fall ist. Grundsätzlich wird zwischen Sammellinsen (konvexe Linsen) und Streulinsen (konkave Linsen) unterschieden. In Abbildung 3.1a wird die Lichtbrechung parallel verlaufender Lichtstrahlen an einer Sammellinse dargestellt. Sammellinsen haben die Eigenschaft, alle parallel einfallenden Lichtstrahlen in einem Punkt auf der Brennebene zu bündeln. 22 Optische Achse F Abbildung 3.1a: Lichtbrechung an einer Sammellinse Verlaufen die einfallenden Strahlen zusätzlich parallel zur optischen Achse, so werden sie im spezifischen Brennpunkt (mit F gekennzeichnet) der Linse gebündelt, wie in Abbildung 3.1b zu sehen ist. Optische Achse F Abbildung 3.1b: Lichtbrechung an einer Sammellinse Verlaufen die Lichtstrahlen nicht parallel, sondern gehen von einem Gegenstandspunkt aus, so wie in Abbildung 3.1c zu sehen ist, werden Lichtstrahlen ebenfalls in einem Punkt hinter der Sammellinse gebündelt. Abbildung 3.1c: Lichtbrechung an einer Sammellinse 23 Fallen parallel zueinander verlaufende Lichtstrahlen auf eine Streulinse, so werden diese, wie in Abbildung 3.2 zu sehen ist, fächerartig nach außen gebrochen. Optische Achse Abbildung 3.2: Lichtbrechung an einer Streulinse Bei allen Linsen kann der Lichtweg in beide Richtungen betrachtet werden. Lochkamera Abbildung 3.3: Lochkamera (Grasemann & Straub, 2016 ) In der ersten Stunde der Unterrichtsreihe wurde die Lochkamera thematisiert, welche Grundlage für die Durchführung der zweiten Stunde ist. Sie ist eine Apparatur, mit der optische Abbildungen betrachtet werden können. Wie in Abbildung 3.3 zu erkennen ist, besteht die im Unterricht verwendete Lochkamera aus zwei ineinander gesteckten Pappröhren. Auf das hintere Ende der inneren 24 Röhre ist Transparentpapier gespannt, auf dem die optische Abbildung zu sehen ist. Auf das hintere Ende der äußeren Röhre können drei verschiedene Deckel aufgesetzt werden, ein Deckel mit einem kleinen Loch, ein Deckel mit einem etwas größeren Loch und ein Deckel mit einer eingebauten Sammellinse. Fällt nun Licht auf den zu betrachtenden Gegenstand, wird dieses in alle Richtungen gestreut. Ein Teil des Lichtes fällt somit auch durch das kleine Loch der Lochkamera auf den Schirm (Transparentpapier). Da das Loch idealisiert als infinitesimal klein angenommen wird, gelangt von jedem Gegenstandspunkt ausgehend nur ein Strahl zum Schirm, wo es anschließend gestreut und so für den Betrachter sichtbar wird. Licht, das von einem Punkt des Gegenstandes ausgeht, dem sogenannten Gegenstandspunkt, wird also auf dem Schirm in genau einem Punkt, dem sogenannten Bildpunkt, abgebildet. Da an jedem Gegenstandspunkt Licht gestreut wird, kann jedem Gegenstandspunkt ein zugehöriger Bildpunkt auf dem Schirm zugeordnet werden. Alle Bildpunkte zusammen ergeben die optische Abbildung des Gegenstandes. Diese erscheint auf den Kopf gedreht und Rechts-links-vertauscht. Wird nun der Deckel mit dem etwas größeren Loch auf die Kamera gesetzt, so gelangen mehr Lichtstrahlen, die von einem Gegenstandspunkt ausgehen, zum Schirm. Durch die Ausdehnung des Loches wird der Gegenstandspunkt nicht mehr auf genau einen Bildpunkt abgebildet, sondern auf einer kleinen Fläche mit geringer Ausdehnung. Dies gilt für alle Gegenstandspunkte und hat zur Folge, dass das Bild unscharf zu sehen ist. Gleichzeitig erscheint die Abbildung jedoch heller, da insgesamt mehr Licht auf den Schirm auftrifft. Durch die Änderung der Größe des Loches im Deckel ist also entweder ein dunkles aber scharfes (kleines Loch) oder ein helles aber unscharfes Abbild (großes Loch) erkennbar. Das Verständnis über die Auswirkungen der verschiedenen Lochgrößen im Deckel ist für die zweite Stunde dahingehend relevant, dass dadurch die Voraussetzungen einer scharfen beziehungsweise unscharfen Abbildung auf der Netzhaut erklärt werden können. Ein Gegenstand wird nur dann scharf wahrgenommen, wenn die Strahlen eines Gegenstandpunktes auf genau einem Bildpunkt auf der Netzhaut zusammentreffen. Das ist annäherungsweise beim kleinen Loch, jedoch nicht beim großen der Fall. Um sowohl ein helles als auch scharfes Bild zu erhalten, wird der dritte Deckel mit einer eingebauten Sammellinse auf die Lochkamera aufgesetzt. Das Loch, in welches die Linse eingesetzt ist, ist dabei wesentlich größer als die vorherigen, sodass deutlich mehr Licht auf den Schirm auftrifft; das Bild erscheint heller. Gleichzeitig werden die Lichtstrahlen 25 durch die Sammellinse so gebrochen, dass sie auf einem Punkt auf dem Schirm abgebildet werden, wodurch der Gegenstand zudem scharf abgebildet wird. Die drei vorgestellten physikalischen Prinzipien sind Voraussetzung für die Durchführung der Unterrichtsreihe und müssen deshalb vorher im Unterricht besprochen werden. 4 Methoden 4.1 Stichprobe und Design 4.1.1 Stichprobe Klasse Größe Fremde Ort Land Schulform Lehrer Vor- Mutter- kenntnisse sprache Linsen 7a 20 12 8 0 Mainz RLP Gymnasium 7b 21 12 9 7 Kriftel HE Gesamtschule selber 7c 23 15 8 0 7d 28 15 13 16 Rüssels- 7f 24 15 9 11 heim HE - G-Klasse Lehrer Gymnasium selber ja nein Lehrer Tabelle 4.1: Überblick über die Klassenzusammensetzung Bei der Probandengruppe handelt es sich um fünf gemischtgeschlechtliche 7. Klassen aus Hessen und Rheinland-Pfalz mit insgesamt 116 Schülern. Tabelle 1 ist zu entnehmen, wie sich die Klassen zusammensetzten. Die Klasse an einem christlichen Ganztagsgymnasium in Mainz (RLP) besteht aus 20 Schülern, von denen nach Wissen des Lehrers niemand eine Fremdsprache als Muttersprache hat. Brechung von Licht an Linsen wurde bereits vor der Unterrichtsreihe behandelt. Zwei Klassen kommen von einer Gesamtschule in Kriftel (HE), wobei es sich dabei um Gymnasialklassen handelt. Eine davon umfasst 21 Schüler, wovon nach Wissen des Lehrers vermutlich sieben eine Fremdsprache als Muttersprache haben. Die andere Klasse umfasst 23 Schüler, welche vermutlich alle Deutsch als Muttersprache haben. Beide Klassen 26 werden vom selben Lehrer unterrichtet und haben die Brechung von Licht an Linsen ebenfalls vor der Unterrichtsreihe behandelt. Ebenfalls ist anzumerken, dass diese Klassen die Funktionsweise des menschlichen Auges zuvor bereits im Biologieunterricht angesprochen haben. Zwei weitere Klassen eines allgemeinbildenden Gymnasiums in Rüsselsheim (HE) werden ebenfalls von derselben Lehrperson unterrichtet und haben das Thema der Lichtbrechung an Linsen bereits im Unterricht behandelt. Die eine Klasse besteht aus 28 Schülern, von denen 16 nicht Deutsch als Muttersprache haben, von den 24 Schülern der anderen Klasse sind es 11. 4.1.2 Design Jede der fünf Klassen wird während der gesamten Zeit von der jeweils gleichen Lehrperson unterrichtet. In der letzten Physikstunde vor der Unterrichtsreihe bekommen die Klassen zunächst einen kurzen Überblick über die Inhalte der folgenden drei Schulstunden. Anschließend erhalten alle Schüler einen psychologischen Fragebogen (FAM, siehe Anhang), in dem sie sich selbst im Bezug auf die folgenden Stunden einschätzen sollen. Das Wort „Test“ wird in diesem Zusammenhang bewusst vermieden und auch für den nachfolgenden physikalischen Vorwissenstest (siehe Anhang) das Wort „Fragebogen“ verwendet. Dieser umfasst einige Fragen zum physikalischen Allgemeinwissen der Schüler und dem vorangegangenen Unterricht. Den Schülern wird mitgeteilt, dass die Fragebögen nur von der Bachelorarbeitsgruppe eingesehen werden, jedoch nicht von ihren Lehrern. Bei sämtlichen Blättern, die die Schüler bekommen, unabhängig von der Unterrichtsstunde, ist darauf hinzuweisen, dass der Kopf mit einem persönlichen Code ausgefüllt wird, um die Materialien eines Schülers zweifelsfrei einander zuordnen zu können und gleichzeitig zu anonymisieren. In allen drei Unterrichtsstunden wird jede Klasse in eine Versuchs- und eine Kontrollgruppe eingeteilt. Dabei ist zu beachten, dass die Gruppen etwa gleichgroß sind und die Einteilung in jeder Stunde anders erfolgt (beispielsweise räumlich einmal quer, einmal längs, einmal abwechselnd nach Sitzbänken geteilt). So kann trotz der relativ geringen Anzahl an Klassen ein möglichst allgemeingültiges und valides Ergebnis erzielt werden. In der ersten der drei Unterrichtsstunden wird die Entstehung optischer Abbildungen anhand einer Präsentation mit Lehrervortrag sowie der Bearbeitung eines Arbeitsblattes und 27 dem Experimentieren mit der Lochkamera untersucht. Dabei erhält die Versuchsgruppe nach jeder bearbeiteten Aufgabe ein direktes Feedback in Form von Lösungskärtchen, die Kontrollgruppe erhält das Feedback erst am Ende der Stunde gesammelt auf einem Lösungsblatt. Nähere Informationen hierzu sind der Bachelorarbeit von Grasemann und Straub zu entnehmen (Grasemann & Straub, 2016). In der zweiten Stunde werden die gelegten Grundlagen am Beispiel des menschlichen Auges vertieft. Hierzu erhält die Klasse Arbeitsblätter (siehe Anhang), wobei die Blätter der Versuchsgruppe zusätzlich zu den eigentlichen Aufgaben explizite Zielvorgaben enthalten. Diese werden jeweils am Anfang und am Ende des Blattes zusammengefasst und zusätzlich vor jedem Themenblock genannt. Die Kontrollgruppe hingegen bekommt nur die reinen Aufgaben. Damit lediglich die Versuchsgruppe die Zielvorgaben erhalten, dürfen diese während der Stunde nicht von der Lehrperson ausgesprochen werden. Den Schülern ist während der Stunde nicht bewusst, dass sie unterschiedliches Material benutzen. Nach einer kurzen Nennung des Unterrichtsthemas („In der letzten Stunde habt ihr mit der Lochkamera experimentiert, heute sehen wir, was das mit dem menschlichen Auge zu tun hat“) erhalten die Schüler die Arbeitsblätter. Nach der Bearbeitung der ersten Aufgabe (1a) werden die Ergebnisse im Plenum besprochen, ein Merksatz auf den Tageslichtprojektor aufgelegt, vom Lehrer vorgelesen und von den Schülern auf das erste Blatt übertragen. Im Anschluss erfolgt die Bearbeitung der nächsten Aufgabe (1b), deren Ergebnisse mit Hilfe einer Folie in Form einer Tabelle gesammelt werden. Nun soll der kurze Infotext unter der Aufgabe gelesen werden, bei der Versuchsgruppe stehen hier zusätzlich die Zielvorgaben des nächsten Aufgabenblocks. Währenddessen bereitet die Lehrkraft einen Aufbau an der Tafel vor, der den Strahlengang am menschlichen Auge mittels Laser-Ray-Box, Augenvordruck und magnetischer Linsen verdeutlicht (siehe Anhang). Dieser zeigt auf, dass bei Änderungen des Abstandes zwischen Auge und Gegenstand die Krümmung der Linse verändert werden muss, um ein scharfes Bild zu erhalten. Hierzu wird der Augenvordruck samt Linse vom „Gegenstand“ (siehe Material) weggezogen und die Klasse zu der Problematik befragt. Kommen die Schüler nicht selbst darauf, dass eine andere Linsenkrümmung notwendig ist, so gibt die Lehrkraft die Lösung durch Austauschen der Linse vor. Eine Folie mit Bildern zur Fokussierung auf jeweils einen fernen und einen nahen Gegenstand (siehe Anhang) verdeutlicht die Funktionsweise der Akkommodation. Die Ergebnisse werden in Form eines Lückentextes gesichert und im Plenum verglichen. 28 Anschließend folgt erneut ein kurzer Text mit Zusatzinformationen, dem in der Versuchsgruppe die Zielvorgaben nachgestellt sind. Während die Schüler diesen lesen, tauscht die Lehrkraft an der Tafel das Bild des Auges ohne Fehlsichtigkeit gegen das Bild des kurzsichtigen Auges aus. Die Klasse soll beschreiben, was sie sieht und wie man die Fehlsichtigkeit korrigieren kann. Die Korrektur durch die Brille wird durch Anbringen einer weiteren Linse (Bikonkavlinse) an die Tafel simuliert. Anschließend wird das Bild durch das eines weitsichtigen Auges ausgetauscht und analog besprochen. Die Ergebnisse werden in der dritten Aufgabenstellung festgehalten. Treten dabei Probleme auf, kann hierbei eine Folie mit den Strahlengängen zur Unterstützung aufgelegt werden. Auf den Arbeitsblättern der Versuchsgruppe folgt unter der Aufgabe abschließend noch eine Zusammenfassung der Lernziele der gesamten Stunde. In der dritten Stunde erarbeitet sich die Klasse anhand eines Lehrerexperiments und zwei Arbeitsblättern das Prinzip der virtuellen Bilder und der Lupe. Bei der Versuchsgruppe ist die Lösung der Aufgabe schon vorgegeben und soll nur noch mit eigenen Worten beschrieben werden, die Kontrollgruppe zeichnet die entsprechenden Strahlengänge selbstständig ein. Diese Thematik wird in der Bachelorarbeit von Froschhäuser vorgestellt (Froschhäuser, 2016). In der darauffolgenden Stunde folgt die Durchführung des Post-Tests. Dabei wird zuerst der psychologische Teil, anschließend der physikalische bearbeitet. Nach den anschließenden Weihnachtsferien wird unangemeldet erneut ein physikalischer Fragebogen bearbeitet, um die Nachhaltigkeit der Unterrichtsreihe zu prüfen. Alle Fragebögen sind im Anhang zu finden. 29 4.2 Lernmaterial Die Studie basiert zum einen auf den für den Physikunterricht benötigten Materialien, zum andern auf insgesamt drei verschiedenen Tests, die sowohl physikalische als auch psychologische Aspekte beinhalten. 4.2.1 Materialien für den Unterricht Im Folgenden sind alle Materialien beschrieben, die zur Durchführung der zweiten Schulstunde benötigt wurden. Dazu gehören alle Arbeitsblätter, die Overheadfolien zur Korrektur der Aufgaben und alle Bauelemente, die zum Aufbau des Versuchs notwendig sind. Versuchsaufbau In der zweiten Unterrichtsstunde werden verschiedene Strahlengänge am menschlichen Auge besprochen. Diese werden zur Veranschaulichung durch einen Versuchsaufbau an der Tafel visualisiert. Dafür benötigt werden eine Laser-Ray-Box, schematische Bilder drei verschiedener Augen (auf Din A3 gedruckt, siehe Anhang), ein Auge mit Kurzsichtigkeit, eins mit Weitsichtigkeit und eins ohne Fehlsichtigkeit, ein Karton, vier Sammel- und einer Streulinse mit unterschiedlicher Brechkraft, und ein Haus, das exemplarisch als betrachteter Gegenstand fungiert. Alle Elemente sind mit Magnetstreifen versehen und können dadurch an der Tafel befestigt werden. Der Versuchsaufbau wird durch Austauschen der Augenbilder, Veränderung bzw. Kombination der Linsen und Variation der Abstände zwischen den Bauteilen während des Unterrichts mehrmals verändert. Der genaue Aufbau beziehungsweise die Veränderungen während der Stunde sind im Anhang zu finden. 30 Arbeitsblätter In Anlehnung an die Unterrichtsstunde sind auch die Arbeitsblätter in drei Aufgaben, eine zu jedem Themenblock der Stunde, unterteilt. Die erste Aufgabe stellte die Verknüpfung zur ersten Stunde der Unterrichtsreihe dar, in der die Lochkamera mit Linse thematisiert wird. Diese wird am Anfang der zweiten Stunde durch einen Vergleich mit dem menschlichen Auge erneut aufgegriffen. In der zweiten Aufgabe wird die Akkommodation, also die natürlichen Scharfstellung eines Gegenstandes durch das menschliche Auge, thematisiert. Die letzte Aufgabe befasste sich mit dem Zustandekommen von Kurz- und Weitsichtigkeit und der jeweiligen Korrektur. Alle Arbeitsblätter sind im Anhang zu finden. Die Korrektur der Aufgaben erfolgte über die verschiedenen Overheadfolien. Unterteilung in Versuchs- und Kontrollgruppe Während der Unterrichtsstunde wurden die Schüler, ohne es zu wissen, in eine Versuchs- und eine Kontrollgruppe unterteilt. Die Einteilung erfolgte über die Arbeitsblätter und war für die Überprüfung der psychologischen Fragestellung, unter deren Berücksichtigung der Unterricht gehalten wurde, notwendig. Um die Auswirkungen von expliziten und impliziten Zielvorgaben zu untersuchen, bekam ein Teil der Schüler die Lernziele der Unterrichtsstunde genannt, der andere Teil nicht. Durch das Nichtwissen über die Einteilung wurde verhindert, dass die Lernziele von der Versuchsgruppe an die Kontrollgruppe weitergegeben wurden. Da beide Gruppen gemeinsam unterrichtet wurden, konnte die Vorgabe lediglich schriftlich über die Arbeitsblätter erfolgen. Dazu wurden zum einen am Anfang und am Ende des Arbeitsblattes alle Lernziele zusammengefasst, zum anderen wurden die jeweiligen Ziele einer Aufgabe vor deren Bearbeitung erneut aufgegriffen. Um sicher zu gehen, dass alle Schüler der Versuchsgruppe die Zielvorgaben lesen, ohne dass dies explizit erwähnt wurde, wurde unter jeder Aufgabe beider Gruppen eine Zusatzinformation gedruckt. Bei der Versuchsgruppe stand im Anschluss an diese Information zusätzlich die Zielvorgabe. Im Unterricht wurden alle Schüler nach dem Vergleichen der jeweiligen Aufgabe durch die Lehrkraft darauf hingewiesen, den kurzen Text zu lesen. Auf diese Weise erhielten alle Schüler der Versuchsgruppe die Zielvorgaben, ohne dass diese genannt werde mussten. 31 Um die Arbeitsblätter beziehungsweise die Tests eines Schülers einander zuordnen zu können, wurde auf jedem Blatt ein Code ausgefüllt, der sich aus verschiedenen persönlichen Merkmalen zusammensetzte. Die Zuordnung war dahingehend wichtig, dass für die Auswertung im Nachhinein nachvollzogen werden musste, welche Tests von Schülern der Versuchs- beziehungsweise Kontrollgruppe ausgefüllt wurden. Gleichzeitig diente er der Anonymisierung der Materialien. 4.2.2 Verwendete Tests Neben den Materialien für die Unterrichtsstunde wurden für die Durchführung der Studie drei verschiedene Tests verwendet. Diese wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten durchgeführt und waren für die Auswertung der Hypothesen von Bedeutung. Prä-Test Vor der ersten Stunde der Unterrichtsreihe wurde der Prä-Test, der sich aus einem psychologischen und einem physikalischen Teil zusammensetzt, durchgeführt. Für den psychologischen Teil des Testes wurde der „Fragebogen zur aktuellen Motivation“ (FAM) herangezogen, der die vier Aspekte Misserfolgsbefürchtung, Erfolgswahrscheinlichkeit, Interesse und Herausforderung überprüft. In der vorliegenden Studie wurden jedoch Misserfolgsbefürchtung nur die beachtet. Items Die zur Items Erfolgswahrscheinlichkeit zum Interesse und zur beziehungsweise zur Herausforderung wurden im Prä-Test ausgelassen, da eine Veränderung über den kurzen Zeitraum von drei Schulstunden hier nicht zu erwarten war. Von den insgesamt 18 Items des FAM wurden somit letztendlich 9 in den Prä-Test aufgenommen, vier Items zur Erfolgswahrscheinlichkeit und fünf zur Misserfolgsbefürchtung. Bei der Beantwortung der Items konnte jeweils zwischen fünf verschiedenen Abstufungen (trifft nicht zu, trifft eher nicht zu, trifft teils/teils zu, trifft fast zu, trifft völlig zu) gewählt werden. 32 Die zweite Hälfte des Prä-Tests stellt ein selbst konzipierter Test zur Überprüfung des physikalischen Vorwissens dar. Dieser setzt sich aus insgesamt 6 Items zusammen, zwei Fragen zur geradlinigen Lichtausbreitung, einmal in Bezug auf den Sehvorgang und einmal in Bezug auf Schattenbildung, zwei Fragen zur Brechung an Oberflächen beziehungsweise optischen Linsen und zwei Fragen zur Reflexion am Spiegel. Der Test diente der Überprüfung des Wissens der Schüler vor Beginn der Unterrichtsreihe. Durch einen Vergleich mit weiteren Tests, die zu späteren Zeitpunkten durchgeführt wurden, konnte so der Wissenszuwachs ermittelt werden. Alle Aufgaben wurden als geschlossene Aufgaben gestellt, ein Großteil von ihnen (vier der sechs Items) als Single-choice-Aufgaben, die anderen beiden als Ergänzungsaufgaben. Bei den Multiple-Choice-Aufgaben gibt es jeweils eine richtige Antwort und drei Distraktoren. Die genannten Aufgabentypen wurden zum einen gewählt, weil sie schnell zu beantworten sind und für die Bearbeitung der Tests jeweils nur eine Schulstunde zur Verfügung stand. Zum anderen lassen sie keinen Raum für Interpretationen, weshalb eine eindeutige und von der kontrollierenden Person unabhängige Auswertung möglich war. Gleichzeitig ergibt sich durch die Vorgabe der Antwortmöglichkeiten jedoch eine relativ hohe Ratewahrscheinlichkeit, welche in der Auswertung berücksichtigt wurde (Häußler, 1998). Post-Test Direkt im Anschluss an die dritte Stunde der Unterrichtsreihe wurde der Post-Test durchgeführt, der sich genau wie der Prä-Test aus einem psychologischen und einem physikalischen Teil zusammensetzt. Durch den psychologischen Test wurde die Motivation der Schüler auf die vorangegangene Unterrichtsreihe überprüft. Er umfasst 15 Items, die den drei Aspekten „Beschäftigung mit dem Unterrichtsthema außerhalb der Schule“, „Einschätzung des persönlichen Nutzens“ und „Beurteilung des Unterrichtklimas“ zugeordnet werden können (Häußler et al, S.112). Die Einschätzung erfolgte über dieselbe fünfstufige Skala wie bereits im Prä-Test. 33 Die zweite Hälfte des Post-Tests besteht wieder aus einem physikalischen Teil, welcher sich auf die Inhalte der Unterrichtsstunden bezieht. Von den insgesamt 20 Items lassen sich 6 Items allgemeinen Inhalten, jeweils 5 Items den Inhalten der zweiten und dritten Stunde und 4 weitere Items der ersten Stunde zuordnen. Die Items zu den Unterrichtsstunden setzten sich jeweils aus 2 Wissens-, 2 Anwendungs- und einer Transferaufgabe zusammen. Die fehlende Aufgabe zur ersten Stunde ist den Transferaufgaben zuzuordnen. Die Fragen des Prä-Tests wurden in variierter Form in den Post-Test aufgenommen. Bei den Items handelt es sich um Single-choice- und Multiple-choice-Aufgaben sowie Zuordnungsaufgaben und sowohl schriftliche als auch grafische Ergänzungsaufgaben. Bei den Single-Choice- und Multiple-Choice-Aufgaben wurde die Anzahl der anzukreuzenden Lösungen jeweils angegeben. Follow-up Nach den Weihnachtsferien wurde das Follow-up durchgeführt, das die Nachhaltigkeit des durch die Unterrichtsreihe erworbenen physikalischen Wissens feststellte. Dieses bestand dementsprechend nur noch aus einem physikalischen Teil und setzte sich aus den 20 gleichen Fragen wie der Post-Test zusammen, die lediglich in ihrer Reihenfolge und teilweise ein wenig in der Formulierung verändert wurden. 4.3 Ablauf der Studie Der Versuchsablauf umfasst insgesamt sechs Schulstunden pro Klasse, drei Stunden, in denen die Tests durchgeführt wurden und drei Stunden, in denen unterrichtet wurde. Die jeweiligen Fachlehrer kündigten bereits im Voraus an, dass die nächsten Stunden von Studenten gehalten werden, teilweise auch, dass verschiedene Fragebögen ausgeteilt werden. Jedem Studenten wurde eine Klasse zugeteilt, mit der er die Unterrichtsreihe und die Tests durchführte. Der jeweilige Physiklehrer der Klasse sowie ein weiterer Studierender beobachteten den Ablauf. Zu Beginn der ersten Stunde stellte sich jeder Student seiner Klasse vor und erklärte kurz, dass die Unterrichtsreihe zum Thema der optischen Abbildungen im 34 Rahmen einer Bachelorarbeit entworfen wurde. Um den Fokus auf die physikalischen Inhalte zu lenken und die Schüler in ihrem Handeln nicht zu beeinflussen, wurde nicht erwähnt, dass die Bachelorarbeit im Fach Psychologie geschrieben wird. Nachdem die fachlichen Inhalte und der Ablauf der Unterrichtsreihe kurz vorgestellt wurden, erfolgte die Durchführung des Prä-Tests. Es wurde stets darauf geachtet, dass vor der Klasse nicht das Wort „Test“, sondern das Wort „Fragebogen“ verwendet wurde, da ein Test immer eine Beurteilung oder Bewertung impliziert. Dies war vor allem in Bezug auf den psychologischen Teil zu vermeiden, da diese Fragen der eigenen Einschätzung dienten, es also keine richtige oder falsche Antwort gab. Anschließend wurde die Klasse darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Tests keinerlei Auswirkungen auf die Noten haben und die Lehrer diese nicht zu Gesicht bekommen werden. Des Weiteren waren alle Materialien mit einem Code statt mit Namen versehen, um die Anonymität der Schüler zu wahren. Die Bearbeitung der Tests erfolgte ohne zeitliches Limit, der physikalische Teil wurde jedoch erst nach dem Bearbeiten und Einsammeln der psychologischen Fragen ausgeteilt, um die Lernenden bei der Einschätzung der eigenen Motivation durch die physikalischen Inhalte nicht zu beeinflussen. Die nächste Physikstunde stellte die erste Stunde der Unterrichtsreihe dar, nähere Informationen hierzu sind der Arbeit von Grasemann und Straub zu entnehmen (Grasemann & Straub, 2016). Vor Beginn der zweiten Stunde wurde der Versuchsaufbau vorbereitet, eine detaillierte Anleitung hierzu befindet sich im Anhang. Nach einer kurzen Vorstellung des Themas wurden die Arbeitsblätter an die Schüler ausgeteilt. Durch die Zuordnung der beiden Versionen (mit beziehungsweise ohne explizite Zielvorgabe) erfolgte die Einteilung in die Versuchs- beziehungsweise Kontrollgruppe. Bei der Einteilung wurde auf zwei Aspekte geachtet. Zum einen war es wichtig, dass die Gruppen räumlich so eingeteilt wurden, dass die Schüler der Kontrollgruppe die Arbeitsblätter der Versuchsgruppe und somit die Zielvorgaben nicht sehen konnten. Zum anderen wurde beachtet, dass die Einteilung bei jeder der drei Stunden anders erfolgte, beispielsweise einmal in eine rechte und linke Hälfte, einmal in vorne und hinten und einmal diagonal. Dies war erforderlich, da in den anderen beiden Stunden der Lernerfolg beziehungsweise die Motivation in Bezug auf andere unabhängige Variablen überprüft wurden. Durch die veränderte Aufteilung konnten die Ergebnisse der Nachtests auf eine unabhängige Variable zurückgeführt werden. 35 Die Unterrichtsstunde besteht aus drei großen Blöcken, die sich thematisch voneinander abgrenzen lassen (siehe Material). Die Einteilung dient zum einen der Strukturierung der Stunde, zum anderen wurden vor jedem Abschnitt die jeweils folgenden Zielvorgaben dargelegt. Während der Unterrichtsstunde wurde der Versuchsaufbau einige Male verändert. Die einzelnen Schritte werden im Folgenden durch die Zahlen in Klammern den entsprechenden Abbildungen im Anhang zugeordnet. Zu Beginn der Stunde bearbeiteten die Schüler die erste Aufgabe des Arbeitsblattes, welche daraufhin im Plenum besprochen wurde. Anschließend wurde der Strahlengang am Auge ohne Fehlsichtigkeit durch den Versuchsaufbau verdeutlicht (2), wobei die Betonung darauf lag, dass ein Gegenstand dann scharf auf der Netzhaut abgebildet wird, wenn die vom Gegenstand gestreuten Strahlen auf dieser zusammentreffen. Mit der Fragestellung, wieso wir einen Gegenstand auch dann scharf sehen können, wenn wir uns einige Schritte von ihm entfernen (gleichzeitig wurde das Bild des Auges mit der Linse im Versuchsaufbau vom Gegenstand weggezogen, sodass sich die beiden Strahlen nun vor der Netzhaut trafen, der Gegenstand wurde in diesem Fall also nicht mehr scharf abgebildet), wurde der zweite Themenblock der Stunde eingeleitet (3). Die Lösung zur Fragestellung wurde durch die zweite Aufgabe des Blattes erarbeitet und anschließend sowohl durch Veränderung des Versuchsaufbaus (4), als auch am Overheadprojektor besprochen. Durch den Austausch der Augenbilder (das Bild des Auges ohne Fehlsichtigkeit wurde durch das das Bild des Auges mit Kurzsichtigkeit ausgetauscht) wurde der dritte Themenblock eingeleitet. Über die letzte Aufgabe des Arbeitsblattes sowie Veränderungen am Versuchsaufbau erarbeiteten die Schüler das Zustandekommen von Kurz- beziehungsweise Weitsichtigkeit (5, 7) sowie die jeweils notwendigen Korrekturen (6, 8). Zu erwähnen ist, dass die Schüler nach jeder Aufgabe dazu aufgefordert wurden eine auf die Arbeitsblätter gedruckte Zusatzinformation zu lesen, bei der Versuchsgruppe wurde diese durch die Zielvorgabe ergänzt. Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass die Versuchsgruppe die Zielvorgabe erfuhr, ohne dass diese von der Lehrperson genannt werden mussten (siehe Material). Um die Arbeitsblätter auswerten zu können wurden sie am Ende der Stunde eingesammelt und kopiert, in der darauffolgenden Stunde aber wieder an die Schüler ausgehändigt. Ein detaillierter Verlaufsplan der Stunde ist dem Anhang zu entnehmen. 36 Die dritte und letzte Stunde der Unterrichtsreihe beschäftigte sich mit der Fragestellung, wie sich die Vergabe von gelösten Aufgaben auf das physikalische Verständnis und die Motivation der Schüler auswirkt. Überprüft wurde dies am Beispiel der virtuellen Bilder, nähere Informationen sind der Bachelorarbeit von Froschhäuser zu entnehmen (Froschhäuser, 2016). Im Anschluss an die letzte Unterrichtsstunde wurde in allen Klassen der Post-Test durchgeführt. Im Anschluss an die letzte Unterrichtsstunde wurde der Post-Test durchgeführt. Wie bereits beim Prä-Test wurde dabei zuerst der psychologische und anschließend der physikalische Teil bearbeitet, wieder wurde dabei kein zeitliches Limit gesetzt. Die Schüler wurden vor dem Bearbeiten daran erinnert, dass die Tests nicht bewertet und den Lehrern nicht gezeigt werden. Zudem wurde wieder darauf geachtet, das Wort „Fragebogen“ statt „Test“ zu verwenden. Nach den Weihnachtsferien wurde unangekündigt, unter den gleichen Bedingungen wie der Post-Test, das Follow-up durchgeführt. Je nach Klasse lagen zwischen den beiden Tests zwischen 22 und 29 Tagen. 4.3.1 Besonderheiten Durch ein Missverständnis in der Absprache mit einer Lehrperson wurden in zwei Schulklassen die optischen Linsen nicht im Unterricht besprochen, obwohl das Verständnis über sie für die Unterrichtsreihe eigentlich vorausgesetzt wurde. Vor Beginn der zweiten Unterrichtsstunde wurde in diesen Klassen deshalb kurz erklärt, wie die Lichtbrechung an Streu- bzw. Sammellinsen erfolgt. In der dritten Unterrichtsstunde wurden zudem die Begriffe „Mittelpunktstrahl“, „Brennpunktstrahl“ und „Parallelstrahl“ eingeführt. Ein Arbeitsblatt mit den wichtigsten Informationen wurde zu Beginn der dritten Stunde an die Schüler ausgehändigt. Da die optischen Linsen in der zweiten Unterrichtsstunde ein zentrales Thema darstellten, hatten die Klassen, die diese nicht zuvor im Unterricht thematisierten beim Bearbeiten der Aufgaben mehr Schwierigkeiten als die Schüler, denen die physikalischen Eigenschaften der Linsen bekannt waren. Besonders große Probleme gab es dabei bei der Separation der Begriffe „brechen“ und „reflektieren“. Es musste häufig darauf hingewiesen werden, dass die Lichtstrahlen an einem Spiegel reflektiert, an einer Linse jedoch 37 (größtenteils) gebrochen werden. Die Durchführung der Unterrichtsreihe in den beiden Klassen bestätigte, dass die Kenntnis über die optischen Linsen für die Unterrichtsstunde bzw. die Reihe im Allgemeinen zwingend notwendig sind. 5 Ergebnisse 5.1 Bewertungsschema Versuchsgruppe bezeichnet hier die Schüler, die auf ihren Arbeitsblättern explizite Zielformulierungen in schriftlicher Form erhielten; die Schüler der Kontrollgruppe erhielten diese nicht. Alle Aufgaben wurden gleich gewichtet, das heißt in jeder Aufgabe konnte maximal 1 Punkt erreicht werden. Die Punkteverteilung ergibt sich dabei wie folgt: Single-choice-Aufgaben (Prä-Test 1, 4, 6; Post-Test 6, 12, 15; Follow-up 5, 10, 13): 1 Punkt für ausschließlich die korrekte Antwort, ansonsten 0 Punkte. Multiple-choice-Aufgaben (Post-Test 10, 20 (leider nicht eindeutig beschrieben, weswegen viele Schüler nur eine Antwort ankreuzten, siehe Anhang); Follow-up 8, 16): 1 Punkt für ausschließlich die beiden korrekten Antworten, 0.5 Punkte für ausschließlich eine korrekte Antwort, ansonsten jeweils 0 Punkte. Lückentext/Begriffszuordnung (Post-Test 3, 4; Follow-up 2, 6): 1/3 Teilpunkt pro richtiger Antwort, auf 1 aufgerechnet. Graphische Ergänzungsaufgaben (Prä-Test 2, 5; Post-Test 11, 13; Follow-up 9, 12): 1 Punkt für eine korrekte Lösung, 0.5 Punkte für eine zum Teil korrekte Lösung, ansonsten 0 Punkte. 38 5.2 Gütekriterien Damit ein Test oder Fragebogen im wissenschaftlichen Sinne als gültig angesehen werden kann, müssen die drei Hauptgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität erfüllt sein. In dieser Arbeit wird lediglich vorgestellt, wie die Gütekriterien in der zweiten Unterrichtsstunde sowie in den Stunden, in denen die verschiedenen Tests durchgeführt wurden, sichergestellt wurden. 5.2.1 Objektivität „Ein Test in dann objektiv, wenn er dasjenige Merkmal, das er misst, unabhängig von Testleiter und Testauswerter misst. Außerdem müssen klare und anwenderunabhängige Regeln für die Ergebnisinterpretation vorliegen“ (Moosbrugger, 2012). Die Objektivität lässt sich dabei in drei Bereiche unterteilen: die Durchführungsobjektivität, die Anwendungsobjektivität und die Interpretationsobjektivität. Durchführungsobjektivität Die Durchführungsobjektivität ist dann gegeben, wenn die Ergebnisse nicht von den testenden Personen abhängen. Da in der vorgestellten Studie bis auf zwei der fünf Klassen jede Klasse von einem anderen Studierenden unterrichtet wurde, konnte dies nicht vollständig erfüllt werden. Die Art und Weise wie jeder Studierende unterrichtete und dabei auf die Klasse gewirkt hat, hat Einfluss auf die Testergebnisse. Zudem stellt Schulunterricht keinen einseitigen Prozess dar, in dem nur die Lehrperson das Geschehen lenkt, vielmehr beschreibt er ein Wechselspiel zwischen Schülern und Lehrern. Das Handeln der testenden Personen, also der Lehrer, ist dadurch auch abhängig vom Handeln der zu testenden Personen, also der Schüler. Da das Schülerverhalten nicht vorhersehbar ist und zudem von Person zu Person beziehungsweise von Klasse zu Klasse stark variiert, wäre die Durchführungsobjektivität auch bei derselben Lehrperson in jeder Klasse nicht gegeben. Um die Unterschiede bei der Durchführung der Stunde in den verschiedenen Klassen trotzdem möglichst gering zu halten und die Objektivität dadurch so gut es geht zu verbessern, wurde zu jeder Unterrichtsstunde 39 sowie zu den Stunden der Testdurchführung ein detaillierter Verlaufsplan geschrieben. Diesem konnte entnommen werden, wie viel Zeit für die jeweiligen Unterrichtsabschnitte vorgesehen waren, was in diesem Abschnitt thematisch besprochen wurde, wie die Versuche aufzubauen sind, was gesagt werden muss, was gemacht werden muss, was angeschrieben werden muss, welche Hintergrundinformationen notwendig sind und was nicht gesagt werden darf (siehe Anhang). Auch für die Stunden, in denen die verschiedenen Tests durchgeführt wurden, wurde abgesprochen, wie diese ablaufen sollen. Der Verlaufsplan wurde allen Studierenden vorgestellt und im Detail besprochen. Zudem wurde in allen Unterrichtsstunden das gleiche Lehr- und Lernmaterial verwendet. Neben den Lehrpersonen gab es verschiedene andere Aspekte, die den Verlauf des Unterrichts beeinflussten. So wurden die verschiedenen Tests beziehungsweise Unterrichtsstunden beispielsweise zu verschiedenen Tageszeiten durchgeführt, je nachdem, wie der Stundenplan der Klasse aufgebaut war. Dies hat zur Folge, dass in einigen Klassen vor den vorgestellten Unterrichtsstunden bereits Unterricht anderer Fachbereiche stattfand, in anderen Klassen jedoch nicht. Des Weiteren ergab sich, dass die Tests bzw. Unterrichtsstunde teilweise als Einzelstunde und teilweise als Doppelstunde stattfanden. Dies ist dahingehend bedeutend, dass die Unterrichtsstunden aufeinander aufbauten und die „Anordnung der Stunden“ somit Auswirkungen auf die Ergebnisse haben könnte. Auch beim Post-Test kam es vor, dass er teilweise direkt im Anschluss an die dritte Unterrichtsreihe durchgeführt wurde. Unabhängig davon, ob Einzel- oder Doppelstunden vorlagen, unterschied sich auch die Zeitspanne zwischen den Stunden beziehungsweise Tests. Des Weiteren muss beachtet werden, dass alle Klassen in unterschiedlichen Klassenräumen unterrichtet wurden, in denen auch die Sitzordnung unterschiedlich war. Dadurch hatten manche Schüler eher die Möglichkeit, bei den Tests und der Bearbeitung der Arbeitsblätter die Lösungen anderer Schüler abzuschreiben. Vor allem aber hat dies Auswirkungen bei der Durchführung des Versuchs. Dieser wurde an der Tafel aufgebaut und war umso schlechter zu sehen, je weiter sich ein Schüler von dieser entfernt befand. Beim Nachvollziehen des Versuchs hatten also nicht alle Schüler die gleichen Voraussetzungen. Da beim Versuchsaufbau die Laser-Ray-Box verwendet wurde, war es auch von Bedeutung, dass der Klassenraum möglichst abgedunkelt wurde. Zwei der fünf Klassenräume hatten keine Fenster, die anderen drei konnten jedoch nicht vollständig abgedunkelt werden. Bei der Durchführung des Versuches konnten die Laserstrahlen bei einer Klasse nur sehr schlecht 40 erkannt werden, was vermutlich daran lag, dass die Batterie nicht mehr vollständig geladen war. Des Weiteren muss beachtet werden, dass jede Schulklasse andere Eingangsvoraussetzungen mit sich brachte, beispielsweise unterschieden sie sich stark in ihren Größen (zwischen 20 und 28 Schülern) und in ihrem Vorwissen. Letzteres kommt vor allem dadurch zu Stande, dass nur jeweils zweimal zwei Schulklassen vom selben Lehrer unterrichtet wurden, die fünf Schulklassen also insgesamt drei verschiedene Physiklehrer hatten. Zudem muss erwähnt werden, dass eine Schulklasse durch ein Missverständnis in der Absprache mit dem Lehrer das Thema optische Linsen noch nicht im Unterricht thematisierte, dies jedoch Voraussetzung für die Inhalte der Unterrichtsreihe darstellte. Dadurch wurde die Thematik deutlich weniger ausführlich besprochen, als in den anderen drei Klassen, zusätzlich blieb für die Durchführung der eigentlichen Unterrichtsreihe weniger Zeit. Auswertungsobjektivität Eine hohe Auswertungsobjektivität ist dann gegeben, wenn die Auswertung des gleichen Tests durch verschiedene Personen immer gleich ausfällt. Im den psychologischen Tests der Studie wurde eine sehr hohe Auswertungsobjektivität erreicht, da beim Beantworten der Fragen immer zwischen fünf verschiedenen Antwortmöglichkeiten gewählt werden konnte. Die angekreuzte Antwort durch den Schüler war also immer eindeutig zuzuordnen. Selten kam es vor, dass Schüler ein Kreuz zwischen zwei Antwortmöglichkeiten setzten, in diesem Fall wurde der Test nicht gewertet. Bei den Wissenstests wurden aus dem gleichen Grund ausschließlich geschlossene Fragen gestellt. Durch die eindeutige Zuordnung der Antworten war die Auswertung unabhängig von der Person. Zu Aufgabe 20 im Post-Test wurden zwei richtige Lösungen angegeben. Dass es mehrere richtige Antworten gibt wurde aus der Aufgabenstellung jedoch nicht ersichtlich, sodass im Nachhinein die Punkteverteilung für jeweils eine beziehungsweise zwei richtig angekreuzte Lösung angepasst wurde. Des Weiteren gab es Aufgaben, in denen die Schüler Strahlengänge skizziert haben. Dabei wurde vor der Auswertung besprochen, welche Kriterien jeweils erfüllt sein müssen, um eine bestimmte Anzahl an Punkten zu erteilen. Bei jeweils einer Aufgabe im Post-Test 41 und im Follow-up haben die Schüler verschiedene Begriffe zugeordnet. Diese waren zwar nicht vorgegeben, jedoch konnte jeweils ein eindeutiger Begriff zugeordnet werden, wodurch die Objektivität bei der Auswertung sichergestellt wurde. Bei den Lückentexten wurden Antwortmöglichkeiten vorgegeben, sodass diese auch als eindeutig richtig oder falsch ausgewertet werden können. Alle Auswertungen erfolgten durch das Statistikprogramm SSPS. Da die Daten der Schüler per Hand in das Programm eingetragen wurden, sind wenige Eingabefehler nicht auszuschließen. Interpretationsobjektivität Dadurch, dass beim psychologischen Test alle Antworten eindeutig zugeordnet werden konnten und die Auswertung über ein Statistikprogramm erfolgte, sind keine Interpretationen durch testende Personen möglich. Die Interpretationsobjektivität ist in diesem Fall sehr hoch. Beim Wissenstest erfolgte die Interpretation durch Schätzungen der Testleiter. Da der Test selbstständig durch die Studierenden erstellt wurde, konnte er nicht mit dem Programm ausgewertet werden. Dementsprechend sind die Interpretationen recht ungenau. Um die Objektivität jedoch so gut es geht zu erhöhen, wurde vor der Auswertung der Tests die Gewichtung der verschiedenen Aufgaben festgelegt. 5.2.2 Reliabilität „Ein Test ist dann reliabel (zuverlässig), wenn er das Merkmal, das er misst, exakt, d.h. ohne Messfehler, misst“ (Moosbrugger, 2012). Die Reliabilität eines Tests wird über den sogenannten Reliabilitätskoeffizienten Cronbachs Alpha ( ) angegeben. Dieser kann jeden Wert zwischen 0 und 1 annehmen, wobei ein Wert von 1 bedeutet, dass der Test vollkommen reliabel ist. In diesem Fall würde die Wiederholung des Tests mit denselben Testpersonen zu gleichen Bedingungen das gleiche Ergebnis hervorrufen. Die Reliabilitätskoeffizienten der verschiedenen psychologischen Faktoren wurden durch das Statistikprogramm SPSS festgestellt. Bei zwei der fünf Faktoren wurde der Grenzwert von 42 = .07 jedoch unterschritten, wodurch diese Ergebnisse nicht aussagekräftig sind (siehe unten). Mögliche Ursachen hierfür werden im Diskussionsteil beschrieben. Die Reliabilität der Wissenstests konnte nicht bestimmt, lediglich abgeschätzt werden. Um die Reliabilität jedoch zu erhöhen, kann ein sogenannter Retest durchgeführt werden, das bedeutet, dass derselbe Test durch dieselben Versuchspersonen zu einem späteren Zeitpunkt erneut durchgeführt wird. Auch in der vorliegenden Studie hatten der Post-Test und das Follow-up dieselben Inhalte, lediglich die Reihenfolge und teilweise die Formulierung wurden etwas variiert. Durch den Vergleich der beiden Tests konnte die Reliabilität bestimmt werden. Dabei ist zu beachten, dass das Ergebnis in Abhängigkeit der Zeitspanne durch Erinnerungseffekte etc. beeinflusst wird. Die Abstände zwischen den beiden Tests liegen je nach Klasse zwischen 22 und 29 Tagen. 5.2.3 Validität Das dritte Gütekriterium stellt die Validität dar. „ Ein Test gilt dann als valide ( gültig ), wenn er das Merkmal, das er messen soll, auch wirklich misst und nicht irgendein anderes“ (Moosbrugger, 2012, S.13). Die zu messenden Merkmale waren im psychologischen Prä-Test die Erfolgswahrscheinlichkeit sowie die Misserfolgsbefürchtung, durch den psychologischen Post-Test schätzten die Schüler den Nutzen der Inhalte, die Bereitschaft, sich außerhalb des Unterrichts mit diesen Inhalten zu befassen und das Unterrichtsklima ein. Der physikalische Prä-Test erfasste das Wissen der Schüler bezüglich der Inhalte, welches bereits vor der Unterrichtsstunde vorhanden war. Der Wissenszuwachs direkt nach der Unterrichtsreihe beziehungsweise auf lange Sicht gesehen wurde durch die beiden Nachtests ermittelt. Die Validität eines Tests kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden, im Folgenden wird dabei auf die Inhaltsvalidität eingegangen. 43 Inhaltsvalidität Die Inhaltsvalidität nimmt in den Blick, wie repräsentativ die Stichprobe für die Allgemeinheit ist. Dabei wird normalerweise keine numerische Größe festgelegt, sondern durch logische Zusammenhänge und fachliches Wissen begründet (Moosbrugger, 2012). Dass die in der Studie gewonnenen Ergebnisse als verallgemeinerbar angenommen werden können, hat mehrere Gründe. Zum einen wurde eine Unterrichtsreihe entwickelt, die einen typischen Physikunterricht repräsentiert und so in der Schule durchgeführt werden kann. Zudem wurde die Studie mit verschiedenen Klassen an verschiedenen Schulen durchgeführt, wodurch sich eine zufällige Zusammenstellung der Testgruppe ergab, die verschiedenste Voraussetzungen mit sich brachte. Des Weiteren wurde die Studie unter „realen Bedingungen“ durchgeführt, das heißt der Unterricht fand in den eigentlichen Physikstunden und in den eigenen Physikräumen der jeweiligen Klassen statt. Es wurde also keine Laborsituation konstruiert. Bei den psychologischen Tests ist die Validität im Allgemeinen schwer einzuschätzen, da die zu testenden Merkmale nicht direkt ablesbar sind, einer Person kann beispielsweise nicht angesehen werden, wie groß ihre Misserfolgsbefürchtung ist oder wie groß sie einen Nutzen einschätzt. Das Merkmal muss also zunächst operationalisiert werden, das heißt ihm wird eine Skala zugeordnet. Diese Zuordnung erfolgte über die fünf Abstufungen, zwischen denen bei der Beantwortung der Fragen gewählt werden konnte. Bei der Auswahl der Skala wurde darauf geachtet, dass genug Abstufungen genannt wurden, um eine genaue Angabe machen zu können, jedoch nicht zu viele, da eine zu detaillierte Einschätzung ohnehin nicht möglich ist. Mit den physikalischen Tests wird das Verständnis und Wissen über die Inhalte der drei Stunden überprüft. Bei der Konstruktion der Aufgaben wurde deshalb darauf geachtet, dass die Inhalte und vor allem Formulierungen stark an die der Unterrichtsstunde angelehnt waren. Die Problematik zur Sicherstellung der Validität liegt darin, dass der Wissenstest selbst konstruiert wurde und somit nicht standardisiert ist. Er wurde zuvor, anders als die psychologischen Tests, nicht bei anderen Studien eingesetzt. Durch die Rücksprache mit mehreren Personen des Fachbereichs Physik wurden die Aufgaben soweit ausgearbeitet, dass sie die Gütekriterien so gut es geht erfüllen. 44 5.3 Data Cleaning An der Studie nahmen insgesamt 116 Schüler teil. Nicht berücksichtigt werden alle, die in einzelnen Stunden fehlten, da ihnen aus der gesamten Unterrichtsreihe sonst Informationen fehlen, die Einfluss auf die Testergebnisse haben könnten. Jedoch gibt es Schüler, die die Arbeitsblätter der dritten Unterrichtsstunde nicht abgegeben haben, jedoch aber den Post-Test, wobei diese zwei Einheiten in einer zusammenhängenden Doppelstunde durchgeführt wurden, was anhand der jeweiligen Stundenpläne nachzuvollziehen war. Demnach liegt deren Gruppenzuordnung der 3. Stunde trotz Anwesenheit nicht vor, die Daten bezüglich der 2. Stunde werden von diesen Schülern aber trotzdem verwendet. Alle Schüler, die weder Versuchs- noch Kontrollgruppe der 2. Stunde der Unterrichtsreihe zuzuordnen sind, werden von der Statistik ausgenommen, da mit deren Daten kein Vergleich zu ziehen möglich ist. Die Zuordnung zu den Gruppen in den anderen beiden Stunden wird vernachlässigt, da in dieser Auswertung nur die allgemeinen sowie die auf die 2. Stunde bezogenen Aufgaben berücksichtigt werden. Alle Schüler, die bei Post-Test und/oder Follow-up gefehlt oder nicht abgegeben haben fallen ebenfalls heraus. Somit verbleiben für die Auswertung der Unterrichtsreihe maximal 89 Schüler, in einzelnen Bereichen teilweise weniger (siehe unten). Sowohl im Post-Test als auch im Follow-up stehen jeweils vier Aufgaben mit Bezug auf die zugrundeliegende Stunde und fünf allgemeine Aufgaben zur Optik zur Verfügung, die im Folgenden betrachtet werden. Von der Auswertung der allgemeinen physikalischen Aufgaben wurde ein weiterer Schüler ausgenommen, der den Prä-Test nicht bearbeitet oder abgegeben hat. Somit basiert die Auswertung auf den Tests von 88 Schülern, davon je 44 in Versuchs- und Kontrollgruppe. Bei der psychologischen Auswertung fallen zum Teil noch einzelne Schüler heraus, die einzelne Antworten in den Fragebögen nicht beantwortet haben und darum von SPSS nicht miteinberechnet wurden. Somit werden nur vollständig bearbeitete psychologische Fragebögen verarbeitet (siehe Tabelle 5.3). Die Aufgaben 18 des Post-Tests sowie 20 des Follow-ups werden in der Gesamtstatistik nicht berücksichtigt, da sie aufgrund mangelnder Behandlung des Stoffes im Unterricht der entsprechenden Grundlagen von kaum einem Schüler korrekt bearbeitet werden konnten (Aufgabe 18: 2.2% korrekt, 12.4% teilweise korrekt, 59.6% falsch, 25.8% unbearbeitet; Aufgabe 20: 1.0% korrekt, 5.6% teilweise korrekt, 75.3% falsch, 18.0% unbearbeitet). 45 Aufgabe 3 des Prä-Tests (siehe Anhang) wird in der Auswertung nicht berücksichtigt, da im Nachhinein festgestellt wurde, dass die Antwortmöglichkeiten in dieser Single-ChoiceAufgabe nicht eindeutig sind. Damit entfallen auch die entsprechenden Aufgaben im PostTest (14) und im Follow-up (15). Außerdem hat sich die Aufgabenstellung in Aufgabe 15 des Follow-ups im Nachhinein als fehlerhaft erwiesen. Somit verbleiben pro Fragebogen 5 allgemeine Fragen. 5.4 Auswertung Im Folgenden werden die Ergebnisse der von den Schülern bearbeiteten Fragebögen dargestellt. Eine Zusammenfassung folgt nachstehend, die Interpretation im nächsten Kapitel (5 Diskussion). Die Aussagen stützen sich hierbei auf die Ergebnisse aus T-Tests für unabhängige Variablen. Als Signifikanzgrenze für die Nullhypothese wurde der in der Psychologie übliche Standardwert von .05 gewählt. Wird diese im T-Test für unabhängige Variablen überschritten, so wird davon ausgegangen, dass Unterschiede im Ergebnis zufälliger Natur sind. Die Signifikanz ist hierbei die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Ergebnisse zufällig zustande gekommen sind. Die Aufgaben, die sich direkt auf die zweite Schulstunde der Unterrichtsreihe beziehen, werden hierbei unabhängig von denen betrachtet, die allgemeines (Vor)Wissen abfragen, da letztere auch durch die beiden anderen Schulstunden direkt beeinflusst werden. Zwar muss auch die hier zugrundeliegende Stunde im Zusammenhang der vollständigen Reihe betrachtet werden, jedoch beziehen sich die entsprechenden Aufgaben trotzdem speziell auf die Arbeitsblätter und das weitere Material der zweiten Stunde. 46 2. Stunde allgemein # 89 88 # VG 44 44 # KG 45 44 Prä-Test Nr. Post-Test 2 4 5 6 .78 (.41) .57 (.37) .56 (.50) .55 (.38) .88 (.32) 3.35 (.95) VG .84 (.37) .60 (.41) .55 (.50) .63 (.39) .93 (.25) 3.53 (.96) KG .73 (.45) .56 (.33) .57 (.50) .47 (.36) .84 (.37) 3.16 (.91) Nr. Follow-up 1 3 4 10 20 6 13 15 11 12 .66 (.40) .46 (.50) .36 (.48) .40 (.26) 1.88 (.88) .92 (.27) .47 (.37) .35 (.48) .53 (.41) .85 (.36) VG .68 (.39) .48 (.51) .41 (.50) .40 (.23) 1.97 (.80) .91 (.29) .52 (.40) .32 (.47) .52 (.40) .89 (.32) 3.16 (1.02) KG .64 (.42) .44 (.50) .31 (.47) .40 (.29) 1.80 (.94) .93 (.25) .42 (.34) .39 (.49) .55 (.42) .82 (.39) Nr. 2 6 8 16 5 12 13 9 3.13 (.91) 3.10 (.79) 10 .58 (.29) .69 (.47) .33 (.47) .52 (.42) 2.11 (1.06) .95 (.21) .57 (.38) .56 (.50) .61 (.41) .85 (.36) 3.55 (1.03) VG .60 (.40) .66 (.48) .39 (.49) .57 (.40) 2.21 (1.04) .95 (.21) .59 (.38) .57 (.50) .72 (.35) .95 (.21) 3.78 (0.89) KG .56 (.38) .71 (.46) .28 (.45) .47 (.43) 2.01 (1.08) .95 (.21) .56 (.38) .55 (.50) .51 (.44) .75 (.44) 3.32 (1.12) Tabelle 5.1: Mittelwerte der Ergebnisse der physikalischen Fragen, wobei die inhaltlich gleichen Aufgaben einander in der Vertikalen zugeordnet sind (siehe auch Anhang); bei den spezifischen Aufgaben sind max. 4 Punkte zu erreichen, bei den allgemeinen maximal 5 Punkte, mit jeweils 1 Punkt pro Aufgabe. # = Anzahl der Schüler, VG = Versuchsgruppe, KG = Kontrollgruppe. In Klammern die Standardabweichung. 5.4.1 Auswertung der stundenspezifischen Physikaufgaben Der stundenspezifische Teil des Post-Tests fällt mit durchschnittlich 1.88/4 Punkten recht mittelmäßig aus, das Follow-up mit 2.11/4 etwas besser, jedoch sind beide Werte sehr breit verteilt. Dabei wurden 89 Schüler betrachtet, davon 44 in der Versuchs- und 45 in der Kontrollgruppe. Im Vergleich untereinander schneidet die Versuchsgruppe zwar leicht besser ab, die Signifikanzen im T-Test für unabhängige Variablen sprechen jedoch für eine zufällige Verteilung (Post-Test: t(87) = -.84, p > .05; Follow-up: t(87) = -.89, p > .05). Es sind also insgesamt keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen festzustellen. Betrachtet man zusätzlich die Mittelwerte der einzelnen Aufgaben im Vergleich, so erzielt die Versuchsgruppe nur in drei von vier Fällen das höhere Ergebnis. Zu denselben Ergebnissen kommt man bei Betrachtung der entsprechenden Aufgaben im Follow-up. Dazu 47 wurden jeweils die Aufgaben verglichen, die sich einander inhaltlich entsprechen, auch wenn sie für das Follow-up leicht abgeändert wurden: Post-Test/Follow-up: 3/2, 4/6, 10/8, 20/16. Post-Test Aufgabe 4 ist mit einem Mittelwert von 0.46/1 Punkten deutlich schlechter ausgefallen als die gleiche Aufgabe 6 im Follow-up mit 0.69/1 Punkten, obwohl sich beide Aufgaben lediglich in der Reihenfolge ihrer Antwortmöglichkeiten unterschieden (siehe Anhang). Post-Test Aufgabe 20 fiel mit durchschnittlich 0.40/1 Punkten ebenfalls schlechter als die entsprechende Aufgabe 16 Follow-up mit 0.52/1 Punkten. Die Ergebnisse der beiden anderen Aufgaben fallen im Follow-up etwas ab. Im Vergleich zwischen den beiden Klassen in Rüsselsheim (Mittelwerte: 1.75 PostTest, 1.88 Follow-up) und den anderen dreien (1.97 Post-Test, 2.27 Follow-up) ist zu erkennen, dass erstere etwas schlechter abschneiden, die Ergebnisse jedoch auch hier so breit gestreut sind, dass von keinem signifikanten Unterschied die Rede sein kann. Auch der T-Test widerspricht einem signifikanten Ergebnis (Post-Test: t(87) = -1.13, p > .05; Follow-up: t(87) = -1.71, p > .05). 2. Stunde Post-Test Follow-up allgemein Prä-Test Post-Test Follow-up Rüsselsheim 1.75 (.85) 1.88 (.93) 3.17 (.86) 3.01 (.95) 3.22 (1.08) Mainz + Kriftel 1.97 (.89) 2.27 (1.12) 3.47 (1.00) 3.21 (.88) 3.78 (.94) Tabelle 5.2: Vergleich der Testergebnisse zwischen den Klassen aus Rüsselsheim (ohne Vorwissen über Linsen) und denen aus Mainz und Kriftel. In Klammern die Standardabweichung. 5.4.2 Auswertung der allgemeinen Physikaufgaben Der Prä-Test fällt mit 3,35/5 Punkten recht positiv aus. Eine Aufspaltung in Kontroll- und Versuchsgruppe ist vor der Unterrichtsreihe eigentlich nicht notwendig, jedoch für den anschließenden Vergleich der Ergebnisse von Post-Test und Follow-up sinnvoll, um Schlüsse daraus ziehen zu können, ob die Formulierung oder Unterschlagung expliziter Zielvorgaben einen Unterschied macht. 48 Der deskriptiven Statistik aller Schüler ist zu entnehmen, dass der Mittelwert der allgemeinen Aufgaben des Post-Tests mit 3,1/5 Punkten etwas abfällt und der des Follow-ups mit 3,55/5 Punkten etwas höher ist, die Werte überlagern sich jedoch innerhalb ihrer Standardabweichungen. Derselbe Anstieg ist bei der einzelnen Betrachtung von Versuchsund Kontrollgruppe erkennbar. Die ohnehin geringen Abweichungen (Kontrollgruppe 3,10/5; Versuchsgruppe 3,16/5) im Post-Test sind laut T-Test jedoch zufallsbedingt (t(86) = -.292, p > 0.05). Im Folgenden werden die einzelnen Aufgaben aus allen drei Tests miteinander verglichen und hierfür inhaltlich einander zugeordnet. Prä-Test/Post-Test/Follow-up: 1/6/5, 2/13/12, 4/15/13, 5/11/9, 6/12/10 (vgl. Aufgaben im Anhang). Betrachtet man die Ergebnisse der Einzelaufgaben, so ist festzustellen, dass die von Aufgabe 1 von Test zu Test besser ausfallen, bei Aufgabe 6 schlechter, während bei den anderen 3 Aufgaben der Gesamttrend zu erkennen ist und die Ergebnisse des Post-Tests schlechter, die des Follow-ups jedoch wenigstens gleich gut oder besser als die des Prä-Tests sind. Im Vergleich der beiden Gruppen untereinander ist keine signifikante oder eindeutige Tendenz zu erkennen, die Unterschiede sind willkürlich und überlagern sich meistens innerhalb der Standardabweichung. Am besten ausgefallen sind hier die Aufgaben 1/6/5 und 6/12/10, die im Mittel alle über 0.85 Punkte, zum Teil sogar über 0.95 Punkte erreichten. Im Vergleich der Rüsselsheimer Klassen (Mittelwerte: 3.17 Prä-Test, 3.01 Post-Test, 1.08 Follow-up) mit den anderen dreien (3.47 Prä-Test, 3.21 Post-Test, 3.78 Follow-up) ist erneut eine leichte Tendenz zugunsten letzterer zu erkennen, wobei sich auch hier die Werte innerhalb ihrer Standardabweichungen schneiden. Jedoch legt eine Betrachtung des T-Tests nahe, dass die mittlere Differenz von .56 beim Follow-up kein Zufall ist und der Ergebnisunterschied tatsächlich von unterschiedlichen Gegebenheiten in den Klassen abhängig sein könnte (t(68.57) = -2.51, p < 0.05). 5.4.3 Psychologischer Prä-Test Der psychologische Prä-Test untersucht anhand von neun Fragen die Einschätzung der Schüler bezüglich ihrer Erfolgserwartung 49 (vier Fragen) beziehungsweise Misserfolgsbefürchtung (fünf Fragen) in den darauffolgenden Unterrichtsstunden. Diese erfolgt über eine ganzzahlige Skala von 1 bis 5 an, wobei 1 den positivsten und 5 den negativsten Fall repräsentiert. Die Mittelwerte von 1.77 für die Misserfolgsbefürchtung und 2.00 für die Erfolgserwartung zeichnen hierbei ein eindeutig positives Bild seitens der Schüler, wobei das Ergebnis der Erfolgserwartung nach Cronbachs Alpha nicht aussagekräftig ist. Signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen sind hierbei nicht auszumachen, die Werte liegen jeweils sehr dicht beieinander. 5.4.4 Psychologischer Post-Test Der psychologische Post-Test untersucht anhand von 15 Fragen, wie die Schüler das Unterrichtsklima wahrnahmen, den Nutzen im behandelten Unterrichtsstoff sahen und inwiefern sie sich bereiterklärten, sich auch außerhalb der Schule mit dem Inhalt der Unterrichtsreihe auseinanderzusetzen. Die Skalierung ist dieselbe wie im Prä-Test. Das Unterrichtsklima wurde mit einem Mittelwert von 2.21 (sechs Fragen bei 84 Schülern) deutlich als positiv wahrgenommen, wobei es keinen signifikanten Unterschied zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe gibt. Der Mittelwert der Einschätzung des Nutzens des Stoffes seitens der Schüler liegt bei 2.30 (fünf Fragen bei 87 Schülern), also eindeutig positiv zu bewerten. Signifikante Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe sind nach Standardabweichung und TTest nicht auszumachen. Die Fragen dazu, ob sich die Schüler vorstellen könnten, sich auch außerhalb der Schule mit dem Schulstoff zu beschäftigen (vier Fragen bei 88 Schülern), fielen mit einem Mittelwert von 3.14 mittelmäßig mit Tendenz hin zum Negativen aus. Erneut sind keine signifikanten Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe auszumachen. Mit Blick auf Cronbachs Alpha ist das Ergebnis dieser Frage jedoch nicht als aussagekräftig anzusehen. 50 Cronbachs Post-Test Prä-Test # # VG # KG gesamt VG KG Alpha Misserfolgsbefürchtung 88 44 44 1.77 (.73) 1.84 (.79) 1.70 (.67) .80 Erfolgswahrscheinlichkeit 88 44 44 2.00 (.57) 2.00 (.61) 1.99 (.53) .64 Unterrichtsklima 84 42 42 2.21 (.74) 2.16 (.77) 2.26 (.72) .81 Nutzen 87 43 44 2.30 (.82) 2.26 (.93) 2.34 (.71) .84 Beschäftigung außerhalb 48 43 45 3.14 (.80) 3.10 (.85) 3.18 (.74) .60 Tabelle 5.3: Mittelwerte der psychologischen Fragebögen, anzukreuzen auf einer Skala von 1 (positiv) bis 5 (negativ). In Klammern die Standardabweichung. 5.5 Zusammenfassung Zusammenfassend betrachtet ist festzustellen, dass es für die Beantwortung der physikalischen Fragebögen keinen signifikanten Unterschied gemacht hat, ob die Schüler explizite Zielformulierungen auf ihren Arbeitsblättern stehen hatten oder nicht; die Testergebnisse liegen sehr nah beieinander. Im Schnitt wurde etwa die Hälfte der Gesamtpunktzahl in den stundenspezifischen Aufgaben im Post-Test erreicht, wobei das Follow-up hierbei sogar noch ein wenig besser ausfällt, jedoch nicht signifikant. Bei den allgemeinen Aufgaben wurden in allen drei Tests über 62 % der Maximalpunktzahl erreicht, signifikante Unterschiede gibt es auch hier weder zwischen den Tests noch zwischen den Gruppen. Die allgemeine, wenn auch nicht signifikante Tendenz zu den höheren physikalischen Scores der Versuchsgruppe schlägt sich, mit Blick auf Tabelle 1, bereits im physikalischen Prä-Test nieder, was auch darauf schließen lässt, dass er auf der zufälligen Zuordnung der Schüler zu den beiden Gruppen beruht. Im Allgemeinen schätzten sich die Schüler vor der Unterrichtsreihe eher erfolgreich ein. Das Unterrichtsklima empfanden sie mehrheitlich als positiv und das Gelernte als nützlich, wobei nicht nachweisbar ist, ob dies mit der Angehörigkeit zu einer der beiden Gruppen etwas zu tun hat. 51 6 Diskussion 6.1 Ziele und Ergebnisse dieser Arbeit 6.1.1 Allgemeine Diskussion der Ergebnisse der physikalischen Aufgaben Neben dem psychologischen war der ausschlaggebende Aspekt für die Anfertigung dieser Bachelorarbeit die Motivation, eine möglichst kurze und trotzdem nachhaltige Unterrichtsreihe zum Thema der optischen Abbildungen zu konzipieren, letztendlich im Rahmen von drei Schulstunden. In dieser Arbeit wird nun der Fokus auf die Nachhaltigkeit des Unterrichtskonzepts der zweiten dieser drei Stunden gelegt. Um diese zu klären, müssen die Ergebnisse der physikalischen Fragebögen vorerst entsprechend interpretiert werden. Im Ergebnisteil ist bereits aufgefallen, dass das Follow-up besser ausfällt als der PostTest, obwohl davon auszugehen ist, dass aufgrund der zwischenliegenden Weihnachtsferien eher Unterrichtsstoff von den Schülern vergessen wurde. Bezüglich der stundenspezifischen Aufgaben ist das Ergebnis auf zwei bestimme Aufgaben zurückzuführen. In Aufgabe 4 des Post-Tests sollten die Schüler in zwei Sätze einsetzen, welche Form der Fehlsichtigkeit (Kurz-/Weitsichtigkeit) mit welcher Linse (Streu-/Sammellinse) korrigiert werden kann. Hierbei wurden die beiden Lösungsmöglichkeiten in Klammern zur Auswahl angegeben. Diese Aufgabe haben 46,1 % korrekt bearbeitet. Aufgabe 6 des Follow-ups ist dieselbe, mit dem Unterschied, dass die beiden Sätze vertauscht sind, die Lösungsmöglichkeiten wurden jedoch in derselben Reihenfolge angegeben. Diese Aufgabe wurde von 68,5 % der Schüler korrekt bearbeitet. Abgesehen von einem gewissen Prozentsatz, der die korrekte Antwort wusste, ist davon auszugehen, dass einige Schüler geraten haben und die Lösungen schlicht in der Reihenfolge einsetzten, in der sie angegeben waren, was im Follow-up der korrekten Reihenfolge entspricht. Damit ist höhere Score dieser Aufgabe im Follow-up erklärbar; über weitere mögliche Gründe wird daher nicht spekuliert. Aufgabe 20 des Post-Tests ist eine Multiple-choice-Aufgabe, jedoch ist hier im Gegensatz zu anderen Aufgaben der gleichen Art nicht angegeben, dass zwei richtige Antworten anzukreuzen sind. Bei allen anderen Multiple- und Single-Choice-Aufgaben steht jeweils in der Aufgabenstellung, wie viele (eine oder zwei) richtige Antworten anzukreuzen sind. In der Folge haben die meisten Schüler (79,7%) nur jeweils eine Antwort angekreuzt, 52 wobei diese zumeist (68,5%) richtig war. In der entsprechenden Aufgabe 16 des Follow-ups hingegen ist die nötige Information in der Aufgabenstellung enthalten. In der Folge hat hier mehr als die Hälfte der Schüler zwei Antworten angekreuzt (im Post-Test nur 5,6%, diese jedoch jeweils die beiden richtigen), 36,0% die beiden richtigen, 31,4% immerhin eine richtige und eine falsche. Dass trotzdem die Hälfe nur eine Antwortmöglichkeit wahrnahm liegt vermutlich daran, dass sich die Schüler an die Aufgabe aus dem Post-Test erinnerten und die Aufgabenstellung darum nicht vollständig lasen. Trotzdem lässt sich daraus herleiten, warum die Aufgabe im Follow-up besser ausfällt. Wie bereits im Ablauf und im Ergebnisteil beschrieben, gab es zum Ende der Stunde hin in allen fünf Klassen zeitliche Engpässe, wodurch der letzte Block inhaltlich stark gerafft werden musste. So wurde Fehlsichtigkeit zwar noch besprochen, im Aufbau mit der LaserRay-Box dargestellt und im Plenum mündlich besprochen, jedoch fiel die Zeit für die Ergebnissicherung in grafischer Form auf den Arbeitsblättern sehr knapp aus. Hier hatten die Schüler die Aufgabe, den Strahlengang des Lichtes von einem Gegenstandspunkt durch ein Brillenglas ins Auge und auf die Netzhaut in ein vorgegebenes Bild einzuzeichnen (siehe Anhang). Da die Besprechung der Formen von Fehlsichtigkeit sich jedoch fast bis zum Stundenende hin zog, wurde eine Folie mit den Lösungen aufgelegt, die bis zum Stundenende abzuzeichnen war. In der Folge hatten viele Schüler nicht mehr genug Zeit, die Lösung vollständig oder überhaupt zu übertragen und selbst ausführlich nachzuvollziehen. Im PostTest (18) und Follow-up (20) befinden sich nun Aufgaben, die sich auf diesen letzten Block beziehen, auch hier ist der Strahlengang von Licht durch eine Brille einzuzeichnen. Diese Aufgaben hat dementsprechend kaum jemand korrekt oder überhaupt bearbeitet. Diese Aufgaben nicht miteingerechnet ergibt sich für die stundenspezifischen Aufgaben des Post-Tests ein gemittelter Score von 1.88/4, für das Follow-up 2.11/4 Punkten. Unterschlägt man im Follow-up die (vermutlich) zufällige Verbesserung in Aufgabe 6 (die Differenz zu Aufgabe 4 im Post-Test), so erhält man einen mittleren Score von 1.89/4 Punkten. Was sagt dies für den Erfolg der Stunde im Allgemeinen aus? Dafür gilt es, sich die Aufgaben noch einmal genauer anzusehen, um eine Aussage darüber zu treffen, inwiefern diese geeignet sind, den Lernerfolg der Schüler zu messen. Aufgabe 3/2 (Post-Test/Follow-up) ist eine Zuordnungsaufgabe und prüft damit vorhandenes Wissen ab; die Aufgabenstellung ist klar und es sollten keine Verständnisprobleme geben, die gedruckten und gesuchten Begriffe wurden im Plenum in 53 eine Tabelle eingetragen. Aufgabe 4/6 ist ebenfalls eindeutig gestellt, Probleme traten durch oben genannten Sachverhalt auf. In Aufgabe 10/8, einer Multiple-choice-Aufgabe gibt es als Antwortmöglichkeit die Aussagen „Das Scharfstellen beim Auge und bei der Lochkamera mit Linse funktioniert unterschiedlich (richtig) bzw. gleich (falsch)“, was unter Umständen zu Verwirrungen bezüglich des Merksatzes „Die Abbildung eines Punktes funktioniert beim Auge genauso wie bei der Lochkamera mit Linse“ führen kann, den die Schüler in der vorausgegangen Unterrichtsreihe sowohl hörten, lasen als auch abschrieben. Dies könnte Unsicherheiten hervorgerufen haben, weswegen die Aufgabe aufgrund der unglücklichen Formulierung an Aussagekraft einbüßt, auch wenn die Schüler den korrekten Sachverhalt vermutlich sogar kannten. In Aufgabe 20/16 schließlich, ebenfalls eine eindeutig gestellte Multiple-choice-Aufgabe, schnitten die Schüler aufgrund des oben beschriebenen Sachverhalts jedoch schlechter ab, als sie vermutlich gekonnt hätten. Die nicht miteingerechnete Aufgabe 18/20 (siehe Anhang), eine grafische Ergänzungsaufgabe, wäre auch prinzipiell lösbar gewesen, wäre mehr Zeit für die Bearbeitung des dritten Themenblocks innerhalb der Unterrichtsstunde gewesen, was auch entscheidenden Einfluss auf Aufgabe 4/6 hat. Unter Betrachtung all dieser Umstände ist es naheliegend anzunehmen, dass das Gesamtergebnis von etwas unter der halben Punktzahl weitaus besser ausgefallen wäre, sofern die Aufgaben zur Überprüfung eindeutiger formuliert wären (ohne einfachere Aufgaben zu stellen). Die erzielten Ergebnisse hingegen sind dafür recht beständig, denn auch nach einem längeren Zeitraum (in diesem Fall den Weihnachtsferien) ist kein deutlicher Wissensabfall zu beobachten, was für eine nachhaltige Vermittlung des Stoffes steht. Diese spiegelt sich auch in den persönlichen Eindrücken der Unterrichtenden sowie der eigentlichen Lehrer wieder, die im Unterricht das fortschreitende Verständnis der Schüler in Form von mündlichen Beiträgen, Fragen und der Bearbeitung der Arbeitsblätter beobachten konnten. Gerade das erfolgreiche Zurückgreifen auf die vorhergehende Stunde beziehungsweise das Aufgreifen dieser zweiten Stunde in der nachfolgenden dritten sprechen dafür und dadurch auch für den Erfolg der Stunde. Trotzdem war es leider nicht möglich, die Stunde wie geplant vollständig durchzuführen, da der zeitliche Rahmen von 45 Minuten zu eng ist. Innerhalb des üblichen Unterrichtsflusses ist es normalerweise möglich, bei Zeitknappheit am Stundenende einen Teil des Planes auf die nächste Stunde. Da hier jedoch nur drei Stunden zur Verfügung 54 standen und diese in sich geschlossen und unter einer jeweils anderen psychologischen Fragestellung ausgewertet werden, stand diese Flexibilität nicht zur Verfügung. 6.1.2 Diskussion der Ergebnisse der Physikaufgaben bezüglich der Hypothesen Ziel dieser Arbeit ist es, die Hypothesen, dass Schüler, die explizit ausformulierte Ziele bezüglich des Unterrichts erhalten haben, ein größeres Verständnis und eine stärkere Motivation vorweisen als Schüler ohne diese Zielvorgaben, zu untersuchen. Unter Betrachtung des Ergebnisteils wird schnell ersichtlich, dass in Bezug der Physiktests keine signifikanten Unterschiede zwischen den Ergebnissen von Versuchs- und Kontrollgruppe festzustellen sind. Im Folgenden werden die möglichen Gründe dafür dargelegt. Diese Darlegungen betreffen sowohl die stundenspezifischen als auch die allgemeinen Aufgaben, da sich die Behandlung bestimmter Themen innerhalb der Optik auch auf das allgemeine Optikverständnis der Schüler auswirkt. Durch den strukturierten Aufbau von Unterrichtsstunde und –reihe war auch für die Schüler ohne explizite Zielformulierungen auf den Arbeitsblättern der implizite rote Faden der Stunde erfassbar, auch wenn deren Thema jeweiligen Lehrkraft nur grob genannt wurde. In diesem Fall bekamen die Schüler ohne konkrete Zielformulierung nur die Information, dass die Stunde das menschliche Auge aus physikalischer Sicht beleuchtet, nachdem die vorangehende Einheit die Entstehung optischer Abbildungen und das Experimentieren mit Lochkameras beinhaltete. Der Anschluss an diese Einheit und die strukturierte Abfolge der inhaltlichen Blöcke, vom funktionellen Vergleich von Auge und Lochkamera mit Linse über die Akkommodation des Auges bis hin zur Behandlung von Kurz- und Weitsichtigkeit und der Klärung von Korrekturmöglichkeiten und deren Aufbau sorgt dabei für inhaltliche Kohärenz. Diese hilft den Schülern bei der Orientierung im thematischen Ablauf, auch ohne das inhaltliche Ziel der Stunde schon zu kennen (Herweg, 2008). Diese Kohärenz wird allerdings nicht nur durch die thematische Abfolge hergestellt, sondern auch durch die verwendeten Materialien. So stellen die eigens für diese Unterrichtsreihe erstellten Arbeitsblätter als Grundlage trotz der Unterschiede bezüglich der expliziten Zielnennung mit mehrfacher Ergebnissicherung auch für nachfolgende Aufgaben eine Möglichkeit zur Orientierung im Unterricht dar (siehe Anhang). Auch der eingebundene Versuch mit der Laser-Ray-Box an der Tafel (siehe Material und Ablauf) unterstützt diesen 55 Effekt, da die Gemeinsamkeiten zwischen dem Aufbau und den Grafiken und Aufgaben auf den Arbeitsblättern optisch eindeutig sind und das Verständnis fördern. Außerdem zieht sich die Nutzung des Aufbaus durch mehrere Sequenzen der Stunde, anstatt dass ein Versuch nur einmalig durchgeführt und vor- oder nachbesprochen wird. So stellt der Aufbau aktiv einen Teil des impliziten roten Fadens dar. Damit stellen die expliziten Zielformulierungen lediglich zusätzliche Orientierungspunkte, aber nicht die einzigen dar, wie es beispielsweise im Experiment von Bransford und Johnson der Fall ist (1972, siehe unten und Theorie). Ein anderer Faktor, welcher die geringen Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe erklären kann, ist der Umstand, dass die unabhängigen Variablen, also die expliziten Zielformulierungen, nur in schriftlicher Form vorliegen. Nun ist natürlich schwer nachzuprüfen, welche der Schüler aus der Versuchsgruppe die Zielformulierungen auch tatsächlich gelesen haben. Im Laufe der Stunde wurde an den entsprechenden Stellen jeweils explizit darauf hingewiesen, die Infotexte vor und nach den Aufgaben zu lesen, die die für die Versuchsgruppe relevanten Zusatzinformationen enthalten. Darum kann davon ausgegangen werden, dass diese mehrheitlich auch tatsächlich gelesen wurden, aber vermutlich nicht von allen oder nicht von allen gleich gründlich. In diesem Fall ist die unabhängige Variable also nicht stark genug ausgeprägt. Zusätzlich kann dieser Effekt auch umgekehrt betrachtet werden, so haben sicher manche Schüler der Kontrollgruppe das gesamte Arbeitsmaterial schon betrachtet, bevor es notwendig beziehungsweise erwünscht war und so inhaltlich bereits vorgegriffen. Abschließend gilt es noch die Ergebnisse der Rüsselsheimer Klassen mit denen aus Mainz und Kriftel zu vergleichen, da die Rüsselsheimer Schüler die Brechung von Licht an Linsen nicht im vorhergehenden Unterricht behandelt hatten, dies für die Durchführung der Unterrichtsreihe jedoch eigentlich vorausgesetzt war. Aus diesem Grund bekamen diese Klassen am Anfang der Reihe noch kurz und übersichtlich Input bezüglich Streu- und Sammellinsen und dazu ein einzelnes Merkblatt (siehe Anhang). Trotz der unterschiedlichen Wissensvoraussetzungen sind jedoch keine signifikanten Unterschiede in den Ergebnissen der physikalischen Wissenstests auszumachen. So schneiden die Rüsselsheimer jeweils ein wenig schlechter ab, dies jedoch auch schon im Prä-Test, in dem sich lediglich zwei von sechs Fragen auf Linsen beziehen. Die Differenzen mögen hier unter anderem auf die Klassenzusammensetzung zurückzuführen sein, da es sich bei den Rüsselsheimer Klassen um 56 die beiden größten und die mit dem größten Anteil an Schülern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, handelt (rund die Hälfte, siehe Stichprobe). 6.1.3 Diskussion der Psychologischen Tests Prä-Test Nachdem die Klassen eine kurze Vorstellung der folgenden Unterrichtsreihen bekommen hatten, folgte der psychologische Prä-Test, in dem Fragen aus dem FAM (siehe Material) zur Misserfolgsbefürchtung und zur Erfolgswahrscheinlichkeit gestellt werden. Dabei ist das Ergebnis der Fragen zur Erfolgswahrscheinlichkeit nicht aussagekräftig ( < .70), da die Antworten der Schüler zwar in allen vier Items hauptsächlich auf die Möglichkeiten 1, 2 und 3 verteilt sind, jedoch jeweils stark abweichend voneinander und keiner klaren Tendenz folgend. Dies kann daraus abgeleitet werden, dass die Schüler zwar grob den Inhalt der drei anschließenden Stunden kannten, jedoch die eigentlichen Aufgaben zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen hatten und darum Probleme mit den Fragestellungen (siehe Anhang) hatten. Diese Annahme lässt sich auch auf einige Wortmeldungen seitens der Schüler zurückführen, die noch einmal nachfragten, welche Aufgaben denn gemeint seien. Zusätzlich gab es vermutlich auch Verwirrungen bezüglich der Ähnlichkeiten der Fragestellungen und deren Abgrenzung gegeneinander, wodurch insgesamt das breitgefächerte Ergebnis zu erklären ist. Es ist nicht auszuschließen, dass aus diesen Gründen einige Kreuze wahllos gesetzt wurden. Um die Reliabilität der Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen, wäre es zuträglich gewesen, die Unterrichtsreihe dergestalt vorzustellen, dass den Schülern klar ist, dass im Laufe der Reihe verschiedene Aufgaben zu bearbeiten sein würden, auf die sich der Fragebogen bezieht. Erfreulich gering fällt die Misserfolgsbefürchtung der Schüler aus (1.77). Dieses Ergebnis lässt sich neben dem jeweiligen Selbstbewusstsein Einzelner auch auf die Ansage zurückführen, dass die Stunden der Unterrichtsreihe nicht zensurrelevant sein werden und die ausgefüllten Fragebögen anonym bleiben und den jeweiligen Fachlehrern nicht vorgelegt würden. Außerdem haben die Schüler zum Zeitpunkt der Unterrichtsdurchführung bereits erste Stunden in Optik absolviert und sehen sich von daher nicht mit etwas vollkommen Neuem und Unbekanntem konfrontiert. 57 Post-Test Bei der Auswertung des psychologischen Post-Tests fällt schnell auf, dass im Ergebnis zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe keine aussagekräftigen Unterschiede festzustellen sind. Unabhängig vom Vorhandensein der expliziten Zielformulierungen auf den Arbeitsblättern empfand das Gros der Schüler das Unterrichtsklima als eher positiv. Nun hängt diese Empfindung natürlich auch stark mit der Person des Lehrers zusammen und ist dementsprechend zu großen Teilen von dessen Charakter und Sympathie gegenüber der Klasse abhängig. Auf der anderen Seite spielen jedoch auch Konzept und Verlauf des Unterrichts eine wichtige Rolle. Ist der Unterricht hektisch oder inhaltlich überfrachtet und sind die Schüler überfordert, so verändert sich das Klima zum Schlechteren hin. Dasselbe gilt jedoch auch, wenn der zeitliche Rahmen der Stunde nicht voll ausgenutzt wird und unstrukturierte Pausen entstehen, ebenfalls Anzeichen einer unzureichend durchgeplanten Stunde. Daraus kann abgeleitet werden, dass das gute Klima nicht nur an den unterrichtenden Studenten festgemacht werden kann, sondern auch am roten Faden der Reihe und der Stunde sowie einem gewissen Spaßfaktor, für den wohl hauptsächlich die erste Stunde mit der Lochkamera verantwortlich zeichnet. Ebenfalls für die inhaltliche Kohärenz spricht die Tatsache, dass die Schüler den Nutzen der Unterrichtsreihe relativ hoch bewertet haben. Neben dem klaren Ablauf ist dies auch dem möglichst alltagsnahen Konzept zuzuschreiben (menschliches Auge, Spiegel, Lupe) und auch hier sind keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen zu erkennen. Wie im Ergebnisteil beschrieben ist der Mittelwert der erreichten Punktzahl bei der Frage danach, ob die Schüler sich vorstellen könnten, sich auch außerhalb der Schule mit den behandelten Themen zu beschäftigen, nicht aussagekräftig ( < .70). Dies mag sowohl an der Art der Fragen im Fragebogen als auch am Zeitpunkt der Bearbeitung liegen. Der Mittelwert von 3.14/5 rührt in diesem Fall nicht daher, dass die meisten Schüler die 3 auf der Skala ankreuzten, sondern daher, dass bei jeder Frage alle fünf Ankreuzmöglichkeiten zu etwa gleichen Teilen genutzt wurden, was zu keinem verwertbaren Ergebnis führt. Möglicherweise wären die Ergebnisse eindeutiger ausgefallen, wäre der psychologische Post-Test erst mit dem Follow-up zusammen nach den Weihnachtsferien gestellt worden. Beispielsweise bei dem Item „Ich habe mit Freunden, Eltern und Geschwistern über Dinge aus diesem Gebiet 58 gesprochen“ wurde von einigen Schülern möglicherweise „stimmt gar nicht“ angekreuzt, da sie in der kurzen Zeit einfach keine Gelegenheit hatten, sich über das Thema zu unterhalten oder zumindest nicht die Zeit, sich vertieft damit zu beschäftigen. Dasselbe gilt für das Item „Ich habe auch außerhalb des Unterrichts über manche Dinge nachgedacht, die wir zuletzt gemacht haben.“ Die Items „Der Unterricht beschäftigte sich mit Dingen, die mir im täglichen Leben begegnen“ und „Ich wünschte, es gäbe bald eine Fernsehsendung über dieses Thema“ sind wiederum stark vom persönlichen Interesse und Hintergrund des Einzelnen abhängig. So mag die Beschäftigung mit Fehlsichtigkeit oder Lupen für einige ein persönliches Thema sein, Andere jedoch fühlen sich nicht angesprochen und haben dementsprechend auch kein Interesse daran, sich anderweitig noch weiter mit dem Unterrichtsthema zu beschäftigen. Allgemein gilt es hinzuzufügen, dass sich der psychologische Fragebogen auf die gesamte Unterrichtsreihe bezieht und von daher von allen dreien Stunden beeinflusst wird. Da die Gruppenaufteilung in den Klassen in jeder Stunde anders vorgenommen wurde, müsste die zweite Schulstunde ein im Gegensatz zu den anderen beiden relativ stark in eine Richtung ausgeprägtes Ergebnis haben, damit ein Unterschied zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe festgestellt werden kann. 6.2 Vergleich mit anderen Arbeiten Constanze Herweg: Zielorientierung im deutschen und schweizerischen Physikunterricht (eingebettet in die IPN-Videostudie) (2008) Die Hypothesen, dass sich die explizite Ausformulierung des Unterrichtsziels vor jedem Aufgabenblock auf den Arbeitsblättern der zweiten Stunde positiv auf das Verständnis und die Motivation der Schüler auswirkt, wie nach Constanze Herwegs Ausführungen zu erwarten gewesen wäre, ließen sich hier nicht bestätigen. Woran ist dies festzumachen? Der grundlegende Unterschied liegt bereits in der Herangehensweise: Während hier nur fünf Klassen auf ein spezifisches Merkmal untersucht wurden und diese Klassen innerhalb in Kontroll- und Versuchsgruppen eingeteilt wurden, basieren Herwegs Daten auf den Auswertungen von Videoaufnahmen in 82 Klassen. Diese Videos wurden im normalen Physikunterricht erstellt, es wurde also keine künstliche Versuchssituation hergestellt, sondern der Unterricht anschließend anhand verschiedener Kriterien analysiert und die somit 59 gewonnenen Daten letztendlich ausgewertet. Auf diese Weise können viel mehr Daten gesammelt und auf verschiedene Aspekte von Zielorientierung im Unterricht untersucht werden, wie die Zielnennung, implizite Kohärenz, Integrationshilfen oder explizite Zielorientierung. Die Ausprägungen dieser Aspekte betreffen hierbei jeweils eine ganze Klasse. Im Fall dieser Arbeit hingegen wurde die Untersuchung auf die explizite Zielformulierung reduziert, wobei die Trennung innerhalb der Klassen nicht im Unterrichtsgespräch, sondern lediglich in der schriftlichen Ausformulierung der zu bearbeitenden Arbeitsblätter stattfand. Es wurden also keine allgemeinen Gegebenheiten untersucht, sondern künstliche Bedingungen erschaffen. Außerdem ist es schwierig, persönliche Eindrücke aus den Stunden selbst in die Ergebnisse mit einfließen zu lassen, da es keine Videoaufzeichnungen und keine Protokolle der Stunden gibt, womit genauere Ergebnisse hätten erzielt werden können. Für die Unterschiede in den Ergebnissen von Constanze Herwegs Studie und dieser Bachelorarbeit spielen somit einige unterschiedliche Faktoren eine große Rolle, die zu berücksichtigen jedoch den Rahmen dieser Versuchsreihe gesprengt hätten. John Bransford und Marcia Johnson: Contextual Prerequisites for Understanding (1972) Beim Vergleich der Experimente von Bransford & Johnson mit dieser Arbeit ist in erster Linie anzuführen, dass in den Versuchen damals die Konditionen um einiges stärker ausgeprägt waren als es hier nun der Fall ist. Bransford & Johnson gaben ihren Versuchspersonen Textabschnitte (siehe Anhang) vor, die ohne die Vorlage erklärender Bilder beziehungsweise des Themas in schriftlicher oder mündlicher Form sehr unverständlich waren (Bransford & Johnson 1972). Zwar ist es nachvollziehbar, dass durch die Mitteilung weniger notwendiger Informationen die Texte plötzlich erschließbar wurden, in der hier untersuchten Unterrichtsreihe sind die Umstände jedoch weniger stark ausgeprägt, da es im Schule natürlich nicht möglich ist, die Schüler vorsätzlich schlecht zu unterrichten. Vielmehr stellt der Schulversuch eine abgeschwächte Version dieser Experimente dar, in denen die Klassen quasi jeweils in eine Topic before- und eine No topic-Gruppe beziehungsweise eine Target before- und eine No target-Gruppe unterteilt wurden, um den Einfluss der expliziten Zielformulierung auf das Lernergebnis und die Motivation der Schüler 60 zu untersuchen. Dementsprechend wäre zu erwarten, dass selbst signifikante Ergebnisse um einiges schwächer ausgefallen wären als diejenigen von 1972. Zwar bekam die Hälfte der Schüler im Voraus mitgeteilt, was die Ziele der einzelnen Abschnitte der Stunde sind, jedoch ließ sich das im Laufe der Stunde auch aus dem Kontext erschließen, wodurch die explizit uninformierten Lernenden implizit Ziele der Stunde erfuhren. 6.3 Relevanz dieser Arbeit 6.3.1 Relevanz für die Psychologie Aufgrund des recht eng abgesteckten Rahmens, sowohl in Anbetracht der begrenzten Zeit als auch der Möglichkeiten zur Versuchsdurchführung, stellt diese Bachelorarbeit im weiten Feld der Psychologie nur einen sehr kleinen Beitrag dar. Zwar konnten in der Stunde keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf Verständnis und Lernmotivation zwischen den Schülern der Versuchs- und der Kontrollgruppe festgestellt werden, trotzdem ist davon auszugehen, dass die explizite Zielvorgabe im Allgemeinen positive Auswirkungen hat. Da in beiden Gruppen ein positiver Lerneffekt zu erkennen ist, lässt sich daraus schließen, dass die implizite Zielvorgabe einen ausschlaggebenden Faktor im Lernprozess darstellt. Des Weiteren konnte beobachtet werde, dass die zusätzliche explizite Vorgabe im konkreten Beispiel unserer Studie keine erkennbaren Auswirkungen hatte. Ein deutlicherer Unterschied ist zu erwarten wenn die expliziten Zielformulierungen, anders als in der vorgestellten Studie, in der sie schriftlich vorgelegt wurden, mündlich mittgeteilt werden. Es wäre möglich und wünschenswert, an diesen Punkt in weiterführenden Studien anzuknüpfen. 6.3.2 Relevanz für die Physikdidaktik und praktische Implikationen Obwohl sich die psychologischen Hypothesen, die in dieser Bachelorarbeit untersucht wurden, nicht bestätigt haben, so ist in ihrer Planung doch ein in sich schlüssiges und bündiges Konzept für die Besprechung der optischen Abbildungen im Mittelstufenphysikunterricht entstanden. Fraglich ist hierbei, ob die beanspruchten drei Schulstunden für die Behandlung ausreichend sind. Zumindest für die zweite Stunde über das 61 menschliche Auge in der hier dargestellten Form würden ein paar Minuten mehr Zeit benötigt. Eventuell könnten diese auch in einer der beiden anderen Stunden untergebracht werden, wenn keine psychologischen Untersuchungen stattfinden; sich mehr Zeit zu nehmen wäre allerdings trotzdem zuträglicher. Prinzipiell ist die Durchführung der hier konzipierten Unterrichtsreihe in drei Schulstunden möglich und auch nachhaltig. Auch ist es möglich, nur einzelne Teile der Stunden zu übernehmen und innerhalb eines anderen Konzeptes anzuwenden. So ist die hier vorgeschlagene Behandlung der Themen „Akkommodation des Auges“ sowie „Fehlsichtigkeit und Korrektur“ samt Aufbau mit der Laser-Ray-Box auch ohne die vorherige Thematisierung der Lochkamera (mit oder ohne Linse) durchführbar, solange ein prinzipielles Vorwissen über die Entstehung von optischen Abbildungen vorher anderweitig eingeführt wurde. Ebenso verhält es sich mit den beiden anderen Stunden, die in separaten Arbeiten vorgestellt werden. Auch wäre es möglich, die Reihe oder Teile der Reihe zu übernehmen und zusätzlich zu mathematisieren, was jedoch einen erheblich größeren Zeitaufwand mit sich brächte. Alle Strahlengänge und Brechungen in dieser Unterrichtsreihe werden ausschließlich quantitativ behandelt, mit der Angabe von manchen Werten wäre eine qualitative Umsetzung allerdings auch möglich. Durch Angabe von Größe und Entfernung eines Gegenstands sowie des Brechungsindexes des menschlichen Auges (wobei hier natürlich gewisse Idealisierungen vorgenommen werden müssten) könnte beispielsweise die Größe des entstandenen Bildes auf der Netzhaut berechnet werden. Es wäre möglich, mit der anschließenden Stunde über virtuelle Bilder verfahren ähnlich zu verfahren. 62 7 Fazit Aus dieser Arbeit lassen sich zweierlei Schlüsse ziehen. Es wurde eine Unterrichtsreihe entwickelt, die sowohl in Anbetracht der Lernerfolgs als auch der Motivation der Schüler positiv zu bewerten ist. Das Ziel, den Schülern die wichtigsten Aspekte zum Thema der optischen Abbildungen in kurzer Zeit zu vermittelt, wurde erreicht. Sowohl die Tests als auch die persönliche Einschätzung der Studiereden spiegeln die Mühe beim Konstruieren der Unterrichtsverläufe wieder. Es ist gelungen eine Handreichung für Physiklehrer zu entwerfen, die nicht nur in Bezug auf die Änderungen des Lehrplans zweckmäßig erscheint, sondern im Allgemeinen eine strukturierte Grundlage mit ausgearbeiteten Materialien zum Thema bietet. Die Relevanz der psychologischen Fragestellung konnte in dieser Arbeit leider nicht bestätigt werden, die Hypothesen konnten nicht bestätigt werden. Demnach konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Ergebnissen der Schüler der Versuchs- und der Kontrollgruppe festgestellt werden. Dennoch ließen sich insgesamt positive Ergebnisse erkennen, sowohl bei den Schülern, die nur die implizite Zielvorgabe erhalten haben als auch bei denen, die die Ziele zusätzlich ausformuliert auf ihren Arbeitsblättern vorfanden. Somit ist davon auszugehen, dass Unterrichtsziele im Allgemeinen einen wichtigen Aspekt für den Lernprozess im Unterricht darstellen. Die Fragestellung, unter welchen Voraussetzungen die expliziten Zielvorgaben signifikante Auswirkungen mit sich bringen, erfordert jedoch die Durchführung weiterer Studien. 63 8 Literaturverzeichnis Bachmann, G. (2009). Zielorientierungen und aktuelle Motivation: Eine Integration im Kontext des selbstregulierten Lernens. Frankfurt am Main: Dissertation. Bransford, J., Brown, A. & Cocking, R. (editors) (2003). How People Learn - Brain, Mind, Experience and School. Washington, D.C.: National Academy Press. Bransford, J. & Johnson, M. (1972). Contextual Prerequisites for Understanding: Some Investigations of Comprehension and Recall. State University of New York. Dalehefte, I. (2001). Lernmotivation im Physikunterricht. Christian-Albrechts-Universität Kiel: Unveröffentlichte Dissertation. Dalehefte, I. (2006). Unterrichtsskripts – ein multikriterialer Ansatz. Christian-AlbrechtsUniversität Kiel: Dissertation. Dietz, B. (1965). Zielorientierung im Unterricht. Berlin: Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin. Duden - das Fremdwörterbuch (2015). (Band 5, 11., vollständig überarbeitete und aktualisierte Aufl.). Berlin: Dudenverlag. Froschhäuser, S. (2016). Effekte von gelösten Beispielen im Physikunterricht. Mainz: Bachelorarbeit. Gage, N. & Berliner, D. (1979). Pädagogische Psychologie. Band 1- Grundlagen, Konzepte, Ergebnisse (2. Aufl.). München, Wien, Baltimore: Urban & Schwarzenberg. Glötzl, H. (2000). Prinzipien effektiven Unterrichts- Handbuch für Erziehungs- und Unterrichtspraxis (Band 1). Stuttgart: Ernst Klett Verlag. Grasemann, M. & Straub, T. (2016). Der Einfluss von unmittelbarem und verzögertem externem und elaboriertem Feedback auf Lernen und Motivation. Mainz: Bachelorarbeit. 64 Häußler, P., Bünder, W., Duit, R., Gräber, W. & Mayer, J. (1998). Naturwissenschaftsdidaktische Forschung – Perspektiven für die Unterrichtspraxis. IPN Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel. Herweg, C. (2008). Zielorientierung im deutschen und schweizerischen Physikunterricht – eine Videostudie. Christian-Albrechts-Universität Kiel: Dissertation. Hessisches Kultusministerium (2010). Lehrplan Physik. Gymnasialer Bildungsgang. Jahrgangsstufen 6G bis 9G. Verfügbar unter: https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/g8-physik.pdf, 13.03.2016. Hessisches Kultusministerium (o. J.). Lehrplan Physik. Gymnasialer Bildungsgang. Jahrgangsstufen 7 bis 13. Verfügbar unter: https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/g9-physik.pdf, 13.03.3016. Imhof., M. & Spaeth-Hilbert, T. (2013). Bachelorarbeit in Psychologie. München: Ernst Reinhardt Verlag. Lefrançois, G. R. (2006). Psychologie des Lernens (4. Aufl.). Heidelberg: Springer Medizin Verlag. Mandl, H. & Friedrich, H.F. (Hrsg.) (2006). Handbuch Lernstrategien. Göttingen, Berlin, Wien, Toronto, Seattle, Oxford, Prag: Hogrefe Verlag. Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur (2014). Lehrpläne für die naturwissenschaftlichen Fächer für die weiterführenden Schulen in Rheinland-Pfalz. Biologie, Chemie, Physik, Klassenstufen 7 bis 9/10. Verfügbar unter: http://lehrplaene.bildung-rp.de/gehezu/startseite.html, 07.03.2016. Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur (o. J.). Lehrplan-Entwürfe. Lernbereich Naturwissenschaften. Biologie, Physik, Chemie. Verfügbar unter: http://lehrplaene.bildung-rp.de/gehezu/startseite.html, 07.03.2016. Moosbrugger, H. & Kelava, A. (Hrsg.) (2012). Thesttheorie und Fragebogenkonstruktion (2., aktualisierte und überarbeitete Aufl.). Berlin, Heidelberg: Springer Verlag. 65 Pschyrembel (2012). Klinisches Wörterbuch (263, neu bearbeitete und erweiterte Aufl.). Berlin, Boston: De Gruyter. Rheinberg, F. (2006). Motivation (6., überarbeitete und erweiterte. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer. Rheinberg, F., Vollmeyer, R. & Burns, B. (2001). Ein Fragebogen zur Erfassung aktueller Motivation in Lern- und Leistungssituationen. Universität Potsdam. Schröder, H. (1986). Grundwortschatz Erziehungswissenschaft - Ein Wörterbuch der Fachbegriffe. München: Ehrenwirth Verlag. Sitte, W. & Wohlschlägl, H. (Hrsg.) (2001). Beiträge zur Didaktik des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts (Band 16). Wien: Inst. für Geographie und Regionalforschung. Sweller, J. (1988). Cognitive load during problem solving: effects on learning. Cognitive Science, 2, S. 257-285. Tipler, P. & Mosca., G. (2015). Physik für Wissenschaftler und Ingenieure (7., dt. Aufl.). Berlin: Springer Spektrum. Trepke, C. (2004). Strukturiertheit und Transparenz der Zielorientierung im Physikunterrichteine Videostudie. Kiel: unveröffentlichte Diplomarbeit . Wasna, M. (1976). Motivation, Intelligenz und Lernerfolg. München: Kösel-Verlag. 66 9 Anhang 9.1 Tests 9.1.1 Psychologische Tests Psychologischer Prä-Test Wie ist deine Einschätzung? Den ersten Buchstaben des Vornamens deiner Mutter: _________ Die ersten beiden Ziffern deines Geburtstages: (z.B.: 04.Dezember) _________ Deine Hausnummer: _________ trifft nicht zu Trifft eher nicht zu 1. Ich glaube, der Schwierigkeit dieser Aufgaben gewachsen zu sein. 2. Wahrscheinlich werde ich die Aufgaben nicht schaffen. 3. Ich fühle mich unter Druck, bei den Aufgaben gut abschneiden zu müssen. 4. Ich fürchte mich ein wenig davor, dass ich mich hier blamieren könnte. 5. Es ist mir peinlich, hier zu versagen. 6. Ich glaube, das kann jeder schaffen. 7. Ich glaube, ich schaffe diese Aufgaben nicht. 8. Wenn ich an die Aufgaben denke, bin ich etwas beunruhigt. 9. Die konkreten Leistungsanforderungen lähmen mich. 67 trifft teils/teils zu trifft fast zu trifft völlig zu Psychologischer Post-Test Wie war‘s? Den ersten Buchstaben des Vornamens deiner Mutter: _________ Die ersten beiden Ziffern deines Geburtstages: (z.B.: 04.Dezember) _________ Deine Hausnummer: _________ stimmt völlig 1. Der Unterricht war abwechslungsreich. 2. Ich war neugierig darauf, was wir in der nächsten Stunde lernen. 3. Der Unterricht beschäftigte sich mit Dingen, die mir im täglichen Leben begegnen. 4. Es gab Dinge, die mich besonders interessiert haben. 5. Ich habe auch außerhalb des Unterrichts über manche Dinge nachgedacht, die wir zuletzt gemacht haben. 6. Ich habe mit Freunden, Eltern und Geschwistern über Dinge aus diesem Gebiet gesprochen. 7. Ich konnte mich leicht auf diese Sache konzentrieren. 8. Ich hatte das Gefühl, für mich selbst etwas dazugelernt zu haben. 9. Die Schule würde mir mehr Spaß machen, wenn wir öfter solche Dinge behandeln würden. Stimmt fast 68 stimmt teils/teils stimmt eher nicht stimmt gar nicht stimmt völlig Stimmt fast stimmt teils/teils stimmt eher nicht 10. Ich wünschte, es gäbe bald eine Fernsehsendung über dieses Thema. 11. Es hat Spaß gemacht, mein Verständnis für dieses Thema zu vertiefen. 12. Mit solchen Themen hätte ich mich auch freiwillig gerne beschäftigt. 13. Ich würde über dieses Thema gerne noch mehr erfahren. 14. Mein Interesse an Physik ist größer geworden, seit wir diesen Stoff durchgenommen haben. 15. Manchmal fand ich es schade, wenn es klingelte und die Stunde vorbei war. Was möchtest du uns noch sagen? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ 69 stimmt gar nicht 9.1-2 Physikalische Tests Physikalischer Prä-Test Was weißt du schon? Den ersten Buchstaben des Vornamens deiner Mutter: _________ Die ersten beiden Ziffern deines Geburtstages: (z.B.: 04.Dezember) _________ Deine Hausnummer: _________ 1. Welcher Strahlengang an der Sammellinse ist richtig? Kreuze an! 70 2. Zeichne den Lichtweg beim Sehvorgang ein, wenn das Männchen das Haus betrachtet. 3. Du stehst einen Meter vor einem Spiegel und schaust dein Spiegelbild an. Nun gehst du einen Meter zurück, sodass der Abstand zwischen dir und dem Spiegel zwei Meter beträgt. Wie siehst du dein Spiegelbild jetzt? Kreuze die richtige Antwort an! Es erscheint dir... ...unverändert. ...ein Viertel so groß wie zuvor. ...halb so groß wie zuvor. …auf dem Kopf. 71 4. Wieso erscheint das Bild im Regentropfen auf dem Kopf? Kreuze die richtige Antwort an. Das Licht wird im Regentropfen wie in einer Sammellinse gebrochen. Das Licht wird im Regentropfen wie in einer Streulinse gebrochen. Die Kamera steht auf dem Kopf. Das Bild wird bereits durch die Fensterscheibe auf den Kopf gedreht. 5. Zeichne den reflektierten Strahl und die Winkel zwischen einfallendem Strahl und Lot und zwischen reflektiertem Strahl und Lot. 72 6. Welche der vier Darstellungen ist richtig? Kreuze an! 73 Physikalischer Post-Test Was weißt du? Den ersten Buchstaben des Vornamens deiner Mutter: _________ Die ersten beiden Ziffern deines Geburtstages: (z.B.: 04.Dezember) _________ Deine Hausnummer: _________ 1. Vervollständige die Definition einer optischen Abbildung. Bei einer optischen Abbildung fällt Licht auf jeden _________________ von genau einem _________________. 2. Kreuze die zwei richtigen Aussagen an. Wenn ich bei der Lochkamera das Loch vergrößere, wird die Abbildung… …heller. …dunkler. …schärfer. …unschärfer. 3. Nenne zu jedem der folgenden Begriffe den Teil vom Auge, der dort die gleiche Funktion übernimmt: Schirm: _________________ Linse: _________________ Loch: ________________ 74 4. Ergänze den Lückentext. Kurzsichtigkeit kann mit Hilfe einer ____________________(Sammellinse, Streulinse) und Weitsichtigkeit durch eine ____________________(Sammellinse, Streulinse) korrigiert werden. 5. Ergänze den Lückentext. Lupen sind nichts anderes als _______________ (Sammellinsen/Streulinsen). Dabei wird der zu betrachtende Gegenstand zwischen _______________ (Linse/Auge) und _______________ (Brennpunkt/Bild) gebracht. 6. Kreuze den richtigen Strahlengang an der Sammellinse an! 75 7. Kreuze die richtigen 2 Antworten an. Bei virtuellen Bildern... ...fallen Lichtstrahlen vom Bild in das Auge. ...fallen Lichtstrahlen vom Gegenstand in das Auge. ...geht das Gehirn davon aus, dass die Lichtstrahlen geradlinig in das Auge treffen. ...ist das Bild immer genauso groß wie der Gegenstand. 8. Wo muss sich der Gegenstand befinden, sodass man bei der Lupe die stärkste Vergrößerung erhält? Kreuze die richtige Antwort an. Nahe am Auge Nahe an der Linse Nahe am Brennpunkt 9. Warum kann man virtuelle Bilder nicht auf einem Schirm abbilden? Kreuze die richtige Antwort an: Am virtuellen Bild trifft sich kein vom Gegenstand ausgehendes Licht, daher kann man diese auch nicht sichtbar machen. Am virtuellen Bild trifft sich nur sehr wenig vom Gegenstand ausgehendes Licht, sodass es nicht möglich ist diese gut darzustellen. Virtuelle Bilder können mit einem Schirm sichtbar gemacht werden, allerdings geht das nur mit einem bestimmten Stoff, der sehr teuer ist. 10. Kreuze die richtigen 2 Antworten an: Das Scharfstellen beim Auge und bei der Lochkamera mit Linse funktioniert unterschiedlich. Im Auge und in der Lochkamera wird das einfallende Licht jeweils durch eine Sammellinse gebrochen. Der Ziliarmuskel ist dafür verantwortlich, dass wir das Bild nicht auf dem Kopf sehen. 76 11. Zeichne in die untere Abbildung… - …den reflektierten Strahl. - …den Winkel zwischen einfallendem Strahl und Lot. - …den Winkel zwischen reflektiertem Strahl und Lot. 77 12. Welche der vier Darstellungen ist richtig? Kreuze an! 13. Zeichne den Lichtweg beim Sehvorgang ein, wenn die Katze den Weihnachtsbaum betrachtet. 78 14. Du stehst zwei Meter vor einem Spiegel und schaust dein Spiegelbild an. Nun gehst du einen Meter auf den Spiegel zu, sodass der Abstand zwischen dir und dem Spiegel einen Meter beträgt. Wie siehst du dein Spiegelbild jetzt? Kreuze die richtige Antwort an! Es erscheint dir... ...ein Viertel so groß wie zuvor. ...unverändert. …auf dem Kopf. ...doppelt so groß wie zuvor. 15. Wieso erscheint das Bild im Regentropfen auf dem Kopf? Kreuze die richtige Antwort an. Das Licht wird im Regentropfen wie in einer Streulinse gebrochen. Die Kamera steht auf dem Kopf. Das Licht wird im Regentropfen wie in einer Sammellinse gebrochen. Weil der Regentropfen auf dem Kopf steht. 79 16. Warum sieht man den Text durch die Wassertropfen vergrößert? Kreuze die richtige Antwort an. Das Licht wird im Wassertropfen wie in einer Streulinse gebrochen. Das Licht wird im Wassertropfen wie in einer Lupe gebrochen. Die Wassertropfen erzeugen wie eine Lochkamera ein reelles Bild, welches vergrößert ist. 17. Was passiert, wenn das Loch bei der Lochkamera nicht rund, sondern viereckig ist? Kreuze die richtige Antwort an. Nichts. (Die Abbildung sieht genauso aus wie bei einem runden Loch.) Die Abbildung wird verzerrt. (Alle runden Gegenstände werden nun viereckig abgebildet, alle eckigen bleiben eckig.) Die Abbildung ist nicht mehr auf dem Kopf, sondern ist aufrecht. Die Abbildung erhält einen viereckigen Rahmen. 80 18. Stell dir vor, du hast keine Fehlsichtigkeit und ziehst trotzdem eine Brille für Weitsichtige auf. Zeichne die von einem Punkt des Hauses ausgehenden Strahlen in die Abbildung unten ein, die in das Auge treffen! 19. Was passiert, wenn man statt einer Sammellinse eine Streulinse in die Lochkamera einbaut? Kreuze die richtige Antwort an. Das Bild wäre wieder richtig herum. Das Bild wäre genauso. Das Bild wäre immer scharf. Es entsteht keine Abbildung. 20. In optischen Geräten, z.B. der Fotokamera, werden starre Linsen verwendet, die Scharfstellung kann also nicht wie beim menschlichen Auge über die Änderung der Linsenkrümmung erfolgen. Überlege dir, wie man den Gegenstand trotzdem scharf auf dem Schirm abbilden kann. Abstand zwischen Linse und Schirm ändern. Den Gegenstand stärker beleuchten. Die Linse (Objektiv) austauschen. Bei gleichem Abstand den Winkel zum Gegenstand ändern. 81 Follow-up Was weißt du noch? Den ersten Buchstaben des Vornamens deiner Mutter: _________ Die ersten beiden Ziffern deines Geburtstages: (z.B.: 04.Dezember) _________ Deine Hausnummer: _________ 1. Kreuze die zwei richtigen Aussagen an. Wenn ich bei der Lochkamera das Loch verkleinere, wird die Abbildung… …dunkler. …schärfer. …heller. …unschärfer. 2. Nenne zu jedem der folgenden Begriffe den Teil der Lochkamera, der dort die gleiche Funktion wie im Auge übernimmt: Linse: _________________ Pupille: ________________ Netzhaut: _________________ 3. Vervollständige die Definition einer optischen Abbildung. Bei einer optischen Abbildung fällt Licht auf jeden _________________ von genau einem _________________. 82 4. Ergänze den Lückentext. Lupen sind nichts anderes als _______________ (Sammellinsen/Streulinsen). Dabei wird der zu betrachtende Gegenstand zwischen _______________ (Linse/Auge) und _______________ (Brennpunkt/Bild) gebracht. 5. Kreuze den richtigen Strahlengang an der Sammellinse an! 6. Ergänze den Lückentext. Weitsichtigkeit kann durch eine ____________________(Sammellinse, Streulinse) korrigiert werden. Kurzsichtigkeit kann mit Hilfe einer ____________________(Sammellinse, Streulinse) korrigiert werden. 7. Wo muss sich der Gegenstand befinden, sodass man bei der Lupe die stärkste Vergrößerung erhält? Kreuze die richtige Antwort an. Nahe am Auge Nahe am Brennpunkt Nahe an der Linse 83 8. Kreuze die 2 richtigen Antworten an: Im Auge und in der Lochkamera wird das einfallende Licht jeweils durch eine Sammellinse gebrochen. Die Pupille sorgt dafür, dass wir das Bild nicht auf dem Kopf sehen. Das Scharfstellen beim Auge und bei der Lochkamera mit Linse funktioniert gleich. Der Ziliarmuskel ist dafür verantwortlich, dass wir das Bild scharf sehen. 9. Zeichne in die untere Abbildung… - …den reflektierten Strahl. …den Winkel zwischen einfallendem Strahl und Lot. …den Winkel zwischen reflektiertem Strahl und Lot. 84 10. Welche der vier Darstellungen ist richtig? Kreuze an! 11. Kreuze die richtigen 2 Antworten an. Bei virtuellen Bildern... ...fallen Lichtstrahlen vom Bild in das Auge. ...ist das Bild immer genauso groß wie der Gegenstand. ...geht das Gehirn davon aus, dass die Lichtstrahlen geradlinig in das Auge treffen. ...fallen Lichtstrahlen vom Gegenstand in das Auge. 85 12. Zeichne den Lichtweg beim Sehvorgang ein, wenn das Kind die Blumen betrachtet. 13. Wieso erscheint das Bild in den Regentropfen auf dem Kopf? Kreuze die richtige Antwort an. Das Licht wird in den Regentropfen wie in einer Streulinse gebrochen. Die Kamera steht auf dem Kopf. Das Licht wird in den Regentropfen wie in einer Sammellinse gebrochen. Die Regentropfen stehen auf dem Kopf. 86 14. Was passiert, wenn das Loch bei der Lochkamera nicht rund, sondern dreieckig ist? Kreuze die richtige Antwort an. Nichts. Die Abbildung sieht genauso aus wie bei einem runden Loch. Die Abbildung wird verzerrt. Alle runden Gegenstände werden nun dreieckig abgebildet, alle eckigen bleiben eckig. Die Abbildung erhält einen dreieckigen Rahmen. Die Abbildung ist nicht mehr auf dem Kopf, sondern ist aufrecht. 15. Du stehst einen Meter vor einem Spiegel und schaust dein Spiegelbild an. Nun gehst du drei Meter zurück, sodass der Abstand zwischen dir und dem Spiegel 3 Meter beträgt. Wie siehst du dein Spiegelbild jetzt? Kreuze die richtige Antwort an! Es erscheint dir... ...unverändert. ...dreimal so groß wie zuvor. …auf dem Kopf. ...ein Drittel so groß wie zuvor. 16. In optischen Geräten, z.B. der Videokamera, werden starre Linsen verwendet, die Scharfstellung kann also nicht wie beim menschlichen Auge über die Änderung der Linsenkrümmung erfolgen. Überlege dir, wie man den Gegenstand trotzdem scharf auf dem Schirm abbilden kann. Kreuze die beiden richtigen Antworten an. Den Lichteinfall verringern. Den Abstand zwischen Schirm und Linse ändern. Die Linse (Objektiv) austauschen. Bei gleichem Abstand den Winkel zum Gegenstand ändern. 17. Was passiert, wenn man statt einer Sammellinse eine Streulinse in die Lochkamera einbaut? Kreuze die richtige Antwort an. Das Bild wäre genauso. Es entsteht keine Abbildung. Das Bild wäre wieder richtig herum. Das Bild wäre immer scharf. 87 18. Warum kann man virtuelle Bilder nicht auf einem Schirm abbilden? Kreuze die richtige Antwort an: Am virtuellen Bild trifft sich kein vom Gegenstand ausgehendes Licht, daher kann man diese auch nicht sichtbar machen. Virtuelle Bilder können mit einem Schirm sichtbar gemacht werden, allerdings geht das nur mit einem bestimmten Stoff, der sehr teuer ist. Am virtuellen Bild trifft sich nur sehr wenig vom Gegenstand ausgehendes Licht, sodass es nicht möglich ist diese gut darzustellen. 19. Warum sieht man den Text durch die Wassertropfen vergrößert? Kreuze die richtige Antwort an. Das Licht wird im Wassertropfen wie in einer Streulinse gebrochen. Das Licht wird im Wassertropfen wie in einer Lupe gebrochen. Die Wassertropfen erzeugen wie eine Lochkamera ein reelles Bild, welches vergrößert ist. 88 20. Stell dir vor, du hast keine Fehlsichtigkeit und ziehst trotzdem eine Brille für Kurzsichtige auf. Zeichne die von einem Punkt des Hauses ausgehenden Strahlen in die Abbildung unten ein, die in das Auge treffen! 89 9.2 Arbeitsblätter der Stunde Arbeitsblätter Versuchsgruppe Das menschliche Auge In der heutigen Stunde geht es um das menschliche Auge. Die Stunde ist in drei Blöcke unterteilt: 1) Im ersten Block geht es um die Gemeinsamkeiten von Lochkamera mit Linse und dem menschlichen Auge. 2) Der zweite Block handelt davon, warum wir alle Gegenstände scharf sehen können, obwohl sie sich in unterschiedlichen Entfernungen befinden. 3) Im dritten Block beschäftigen wir uns mit den Ursachen für Kurz-und Weitsichtigkeit und wie diese korrigiert werden können. Aufgabe 1: Hier lernst Du die Gemeinsamkeiten von Auge und Lochkamera mit Linse kennen. a) Vergleiche die Strahlengänge beim Auge und bei der Lochkamera mit Linse! Welche Gemeinsamkeiten gibt es in Aufbau und Funktion? Eigene Ideen: ________________________________ ________________________________ ________________________________ ________________________________ ________________________________ ________________________________ ________________________________ ________________________________ Merksatz:__________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ 90 b) Ergänze die Tabelle, indem Du die Teile benennst, die bei Lochkamera und Auge dieselbe Funktion haben und beschreibe die Funktion. Lochkamera mit Linse Auge Netzhaut Funktion Linse Loch Übrigens: Wie in der Abbildung auf der ersten Seite zu sehen ist, wird der Gegenstand sowohl auf dem Schirm der Lochkamera mit Linse als auch auf der Netzhaut des Auges auf dem Kopf stehend abgebildet. Unser Gehirn verarbeitet diesen Eindruck jedoch so, dass uns der Gegenstand richtig herum erscheint. Der folgende Abschnitt behandelt die Scharfstellung des menschlichen Auges. Es wird dabei thematisiert, warum wir Gegenstände in allen Abständen scharf sehen können. Aufgabe 2: Hier erfährst Du, wie das Auge automatisch scharfstellt, was Du siehst (Akkommodation) Fülle den Lückentext aus! Die Akkommodation beschreibt, wie das Auge auf sowohl ferne als auch nahe Gegenstände scharfstellt. Durch den Ziliarmuskel kann die ____________________ der Linse variiert werden. Ist der Muskel angespannt, so ist die Krümmung der Linse____________________; ist der Muskel entspannt, so ist die Linse ____________________ gekrümmt. Je ____________________ der betrachtete Gegenstand dem Auge ist, desto stärker muss die Linse gekrümmt werden. Mit dem Alter nimmt die Elastizität der Linse ab, sodass sie sich nicht mehr so stark krümmen kann. Darum können nur noch ferne Gegenstände scharf abgebildet werden; nahgelegene Gegenstände erscheinen unscharf. Dies bezeichnet man als Alterssichtigkeit oder Altersweitsichtigkeit. Neben der Altersweitsichtigkeit gibt es auch noch andere Gründe für Fehlsichtigkeit. Im folgenden Abschnitt geht es darum, wie solche Fehlsichtigkeiten entstehen und wie sie korrigiert werden können. 91 Aufgabe 3: Hier kannst Du lernen, wie Kurz- und Weitsichtigkeit zustande kommt und wie man diese korrigieren kann. Zeichne die zur Korrektur notwendige Linse und den korrigierten Strahlengang ein. Ergänze anschließend den Merksatz. (Setze die Linse an der Hilfslinie ein. Die gestrichelte Linie zeigt den Strahlengang ohne zusätzliche Linse.) Kurzsichtigkeit Zur Korrektur wird eine ____________________eingesetzt __________________________________________________________________________________ Weitsichtigkeit Zur Korrektur wird eine ____________________ eingesetzt Jetzt solltest Du folgendes können: - Du kannst das Auge mit einer Lochkamera vergleichen. - Du kannst erklären, warum wir Gegenstände in allen Entfernungen scharf sehen. - Du weißt, wie Fehlsichtigkeit zustande kommt und was man dagegen tun kann. 92 Arbeitsblätter Kontrollgruppe Das menschliche Auge Aufgabe 1: Strahlengang am Auge und an der Lochkamera mit Linse a) Vergleiche die Strahlengänge beim Auge und bei der Lochkamera mit Linse! Welche Gemeinsamkeiten gibt es in Aufbau und Funktion? Eigene Ideen: ________________________________ ________________________________ ________________________________ ________________________________ ________________________________ ________________________________ ________________________________ ________________________________ Merksatz:__________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ 93 b) Ergänze die Tabelle, indem Du die Teile benennst, die bei Lochkamera und Auge dieselbe Funktion haben und beschreibe die Funktion. Lochkamera mit Linse Auge Netzhaut Funktion Linse Loch Übrigens: Wie in der Abbildung auf dem ersten Blatt zu sehen ist, wird der Gegenstand sowohl auf dem Schirm der Lochkamera mit Linse als auch auf der Netzhaut des Auges auf dem Kopf stehend abgebildet. Unser Gehirn verarbeitet diesen Eindruck jedoch so, dass uns der Gegenstand richtig herum erscheint Aufgabe 2: Automatische Scharfstellung des Auges (Akkommodation) Fülle den Lückentext aus! Die Akkommodation beschreibt, wie das Auge auf sowohl ferne als auch nahe Gegenstände scharfstellt. Durch den Ziliarmuskel kann die ____________________ der Linse variiert werden. Ist der Muskel angespannt, so ist die Krümmung der Linse____________________; ist der Muskel entspannt, so ist die Linse ____________________ gekrümmt. Je ____________________ der betrachtete Gegenstand dem Auge ist, desto stärker muss die Linse gekrümmt werden. Mit dem Alter nimmt die Elastizität der Linse ab, sodass sie sich nicht mehr so stark krümmen kann. Darum können nur noch ferne Gegenstände scharf abgebildet werden; nahgelegene Gegenstände erscheinen unscharf. Dies bezeichnet man als Alterssichtigkeit oder Altersweitsichtigkeit. 94 Aufgabe 3: Kurz- und Weitsichtigkeit und Korrekturmöglichkeiten Zeichne die zur Korrektur notwendige Linse und den korrigierten Strahlengang ein. Ergänze anschließend den Merksatz. (Setze die Linse an der Hilfslinie ein. Die gestrichelte Linie zeigt den Strahlengang ohne zusätzliche Linse.) Kurzsichtigkeit Zur Korrektur wird eine ____________________ eingesetzt ___________________________________________________________________________ Weitsichtigkeit Zur Korrektur wird eine ____________________ eingesetzt 95 9.3 Overheadfolien für die Stunde Merksatz:__________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ 96 Lochkamera mit Linse Auge Netzhaut Funktion Linse Loch Entfernter Gegenstand – schwache Krümmung Nahegelegener Gegenstand – starke Krümmung 97 98 9.4 Hilfsblatt für die optischen Linsen 99 9.5 Versuchsaufbau Während der Unterrichtsstunde wurde der Versuchsaufbau einige Male verändert. Die einzelnen Schritte werden im Folgenden chronologisch aufgeführt und sind im Abschnitt „Versuchsaufbau“ durch die jeweiligen Zahlen in Klammern zugeordnet. Da für den Versuchsaufbau neben der Laser-Ray-Box (LRB) Linsen aus verschiedenen Linsensets verwendet wurden und die verwendeten Bilder eigens hierfür ausgemessen und hergestellt wurden, der Versuch also nicht 1:1 nachstellbar ist, wird hier der Versuchsaufbau und –ablauf nur qualitativ beschrieben. LRB, Linsen, Gegenstand (Haus) und Augenbilder sind mit Magnetstreifen oder der bereits angebrachten Magnetbeschichtung an der Tafel anzubringen. 1. Anfangs wird eine waagerechte Linie gezogen, welche die optische Achse darstellt. Die LRB wird so angebracht und eingestellt, dass sie zwei parallele Strahlen aussendet, die parallel zur optischen Achse sind. Direkt davor wird eine Sammellinse angebracht, die der untere Strahl ungebrochen passieren soll, der obere wird nach unten gebrochen. Am Schnittpunkt der Strahlen wird der Gegenstand angebracht (hier die Dachspitze des Hauses). Ferner werden in vorher berechneter Distanz zum Gegenstand zwei senkrechte Hilfslinien A und B eingezeichnet, an denen sich später die Hauptachsen der Augenlinsen befinden werden. 100 2. Um die Schüler nicht unnötig mit der Linse vor der LRB zur verwirren, wird eine schwarze Box darübergestülpt, in diesem Fall eine Pappschachtel. Nun wird das erste Bild (Auge ohne Fehlsichtigkeit) angebracht. Auf dem Blatt sind zwei Hilfslinien eingezeichnet, zum einen die optische Achse und zum anderen die Hauptachse der Augenlinse. Das Blatt wird so ausgerichtet, dass die optische Achse mit der an der Tafel übereinstimmt und die Hauptachse des Auges auf Hilfslinie A liegt. Anschließend wird eine bikonvexe Linse wird auf die eingezeichnete Augenlinse gelegt, so Abstände müssen vorher so ausgemessen werden, dass die Strahlen sich nun auf der Netzhaut kreuzen. 3. Das Bild samt Linse wird von der LRB weggezogen, bis die Linsenhauptachse sich mit der Hilfslinie B deckt. Die Strahlen kreuzen sich nun vor der Netzhaut. 101 4. Die Sammellinse des Auges wird nun durch eine mit niedrigerem Brechungsindex ausgetauscht, die Strahlen bündeln sich nun wieder auf der Netzhaut (vorher entsprechend berechnet). 5. Nun wird das Bild des Auges ohne Fehlsichtigkeit mit dem des kurzsichtigen (langer Augapfel) ausgetauscht, die Linse wird dabei beibehalten. Die Strahlen kreuzen sich vor der Netzhaut. 102 6. Anschließend wird auf die Hilfslinie vor dem Auge (auf das Blatt aufgedruckt) eine Streulinse als Brille angebracht, die Strahlen bündeln sich wieder auf der Netzhaut. 7. Das kurzsichtige Auge wird nun gegen das weitsichtige (kurzer Augapfel) ausgetauscht.; die Augenlinse wird beibehalten, die Streulinse entfernt. Die Strahlen kreuzen sich hinter der Netzhaut. 103 8. Zum Schluss wird auf die Hilfslinie vor dem Auge eine weitere Sammellinse als Brille aufgebracht. Die Strahlen kreuzen sich wieder auf der Netzhaut. 104 Bilder zum Versuch (Alle Bilder wurden für die Unterrichtsstunde auf A3 gedruckt) Auge ohne Fehlsichtigkeit Kurzsichtiges Auge (DinA3) 105 Weitsichtiges Auge (DinA3) Gegenstand 106 Zeit Einheit Sagen Machen Anschreiben Hintergrundinformationen NICHT sagen 9.6 Verlaufsplan des Unterrichts Vorstellung des Themas AB 1a) 3-4 Besprechung 1a 107 5 Ihr habt in der letzten Stunde die Lochkamera kennengelernt, in der heutigen Stunde lernt ihr das menschliche Auge aus physikalischer Sicht kennen. Dazu haben wir euch zum Einstieg ein Arbeitsblatt mitgebracht, auf dem ihr die Strahlengänge bei der LKML und am menschlichen Auge abgebildet seht. Füllt den Kopf auf allen Blättern aus, klebt die Blätter nicht ein! Wir sammeln sie später ein, werden sie aber nicht bewerten. Lest euch alles gut durch und bearbeitet die erste Seite, dafür hab ihr 3 Minuten Zeit. Notiert eure Ideen in den Zeilen neben den Bildern. Simon/Johanna: Brechen bedeutet, dass sich die Richtung der Lichtstrahlen ändert, wenn sie von einem Medium in ein anderes übergehen Überschrift: Das menschliche Auge Folie mit Aufgabe 1 auflegen, Tabelle abdecken Antworten mündl. Sammeln Merksatz aufdecken und vorlesen Die Abbildung eines Punktes funktioniert beim Auge genauso wie bei der Lochkamera mit Linse. Das Licht, das an einem Punkt des Gegenstandes gestreut wird, fällt auf die Sammellinse und wird durch diese auf dem Schirm bzw. der Netzhaut wieder Gliederung der Stunde Ziele, keinen Ausblick geben Zeit 4-5 Einheit AB 1b) Sagen Bearbeitet Aufgabe 1b) auf dem zweiten Blatt. (Anschließend Besprechung mit Folie und gemeinsames Ausfüllen) Tabelle 1b aufdecken Anschließend: Lest noch den Text unter der Tabelle. Währenddessen LRB aufbauen: Falls noch nicht geschehen, Vorbereitung (s.o.); Bild 1 einsetzen ( an vorderer Markierung: Markierung 1 (20cm) mit Linse 1 (Linse ohne Nummer)) 108 12 Machen Akkommodation Dieser Aufbau ist ein Modell des Strahlengangs in Aufgabe 1a. Wie ihr wisst, wird das Licht, das auf einen Gegenstand fällt in alle Richtungen gestreut, wie z.B. hier von der Spitze des Daches. Wir betrachten nun allerdings nur diese beiden Strahlen, da es übersichtlicher ist. Hier seht ihr, wie die Strahlen an der Linse des Auges gebrochen und auf der Netzhaut wieder gebündelt werden. Anschreiben in einem Bildpunkt gebündelt. Folie ausfüllen Hintergrundinformationen NICHT sagen Zeit Einheit Sagen Stellt euch vor, ihr geht ein paar Schritte zurück und seht euch noch immer den gleichen Gegenstand an. Was seht ihr? (Bild wird nicht mehr scharf abgebildet) Machen Anschreiben 109 Hintergrundinformationen NICHT sagen Die Linse ist im Auge mit Zonularfasern am Zonularfasern; Linse außen flach Blatt zurück ziehen zu Markierung 2 (39cm) gleiche Linse! Antworten sammeln (mündl.) D.h. wenn man sich ein Stück von einem Gegenstand entfernt, sieht man ihn nicht mehr scharf? (nein, man sieht ihn trotzdem scharf…) Antworten sammeln (mündl.) Welche Möglichkeiten gibt es, dass ich Gegenstände in verschiedenen Entfernungen scharf sehe? (Brille, Kontaktlinse, Auge verformen etc., Linse verformen!) Antworten sammeln (mündl.) Auch wenn direkt die richtige Antwort kommt, noch ein paar Vorschläge sammeln Kommt die richtige Antwort gar nicht, KOMMENTARLOS die Linse1 mit Linse 2 tauschen und wieder sammeln Während die Linse getauscht wird: Wir können die Plastiklinsen nicht verformen, deshalb tauschen wir sie aus. Im Auge ändert sich die Linsenkrümmung. Wenn man Gegenstände in verschiedenen Entferngen Folie mit zwei unterschiedlich Zeit Einheit Machen betrachtet, stellt das Auge automatisch scharf. Dies nennt man auch Akkommodation des Auges. Dazu verändert es die Krümmung der Linse. Betrachten wir einen nähergelegenen Gegenstand, zieht sich der Ziliarmuskel wie ein Ring zusammen und die Linse kann sich durch ihre eigene Elastizität krümmen, wodurch sie stärker bricht. Lässt er locker, wird die Linse wieder flach gezogen. gekrümmten Linsen auflegen Bearbeitet jetzt Aufgabe 2, das ist ein Lückentext zu dem, was wir gerade besprochen haben, und lest auch den Text darunter. Besprechung mündl. 110 Sagen AB Aufgabe 2 Besprechung A2 Fehlsichtigkeit Wir haben hier die gleiche Linse im gleichen Abstand zum Objekt (Linse 2) Bild 2 (Kurzsichtigkeit/langer Augapfel) Markierung 2 / Linse 2 bleibt Anschreiben Hintergrundinformationen NICHT sagen Ziliarmuskel aufgehängt. Ist dieser entspannt, so sind die Fasern straff gespannt und halten die Linse flach. Zieht sich der Muskel zusammen, erschlaffen die Zonularfasern und die Linse kann sich aus eigener Elastizität heraus krümmen. Entspannt sich der Muskel wieder, wird die Linse wieder flach gezogen. Eigentlich bleibt die Linse außen flach und wölbt sich nur ins Auge hinein. und wölbt sich nur ins Auge hinein. Nur auf Nachfrage erklären! Zeit Einheit Sagen 111 Beschreibt, was ihr seht! (Auge hat ne andere Form, Bild wird nicht scharf abgebildet…) Da der Augapfel zu lang ist, wird das Bild nicht auf der Netzhaut scharf abgebildet, weil sich die Strahlen schon vor der Netzhaut bündeln. In diesem Fall spricht man von Kurzsichtigkeit (Schülerantworten involvieren). Welche Möglichkeiten gibt es, diese Kurzsichtigkeit zu korrigieren? (Brille, Kontaktlinse, andere Linse, Auge verformen…). Was ist denn eine Brille? (Linse, hier konkav/Streulinse) Genau, eine Streulinse. Was seht ihr hier? (Bild ist jetzt scharf, Strahlen werden in der Brille schon (nach außen) gebrochen, bündeln sich dann doch auf der Netzhaut) Wie sieht es hier aus? (Gleiche Chose für Weitsichtigkeit und Sammellinse) Machen Stummer Impuls Antworten sammeln mündl. Antworten sammeln mündl. Streulinse 5 anheften, Antworten sammeln mündl. Bild 3 (Weitsichtigkeit/ kurzer Augapfel) Markierung 2 ( Linse 2 im Auge, später Sammellinse 4 als Brille) Antworten sammeln mündl. Anschreiben Hintergrundinformationen NICHT sagen Zeit Einheit Sagen AB Aufgabe 3 Bearbeitet jetzt Aufgabe 3 Bei genug Zeit: Besprechung mit Folie, bei zu wenig Zeit: Folie 3 zur Bearbeitung schon auflegen Machen Anschreiben Hintergrundinformationen NICHT sagen Zusatz-/Notfallinformationen Hornhautverkrümmung Die Hornhaut ist nicht kugelförmig sondern ellipsenförmig. Licht wird in senkrechter Richtung anders gebrochen als in waagerechter, (vgl. Blick durchs Wasserglas), darum wird das Licht nicht in einem Punkt gebündelt sondern in zwei Brennebenen. 112 Linsenschliff Warum sieht meine Brille nicht konkav aus? Es gibt ganz viele unterschiedliche Möglichkeiten, Linsen zu schleifen oder verschiedene Linsen zu kombinieren. Außerdem kann man verschiedene Materialien verwenden, die unterschiedlich brechen. Wir betrachten nur die einfachsten. Kontaktlinsen Gleiches Prinzip, nur klein, sehr dünn und direkt auf dem Auge zu tragen. 9.7 Bilder und Text zur Studie von Bransford & Johnson 1972 Bild 1 Bransford & Johnson 1972, S. 717 113 Bild 2 Bransford & Johnson 1972, S. 719 114 Text zu den Bildern: If the balloons popped, the sound wouldn’t be able to carry since everything would be too far away from the correct floor. A closed window would also prevent the sound from carrying, since most buildings tend to be well insulated. Since the whole operation depends on a steady flow of electricity, a break in the middle of the wire would also cause problems. Of course, the fellow could shout, but the human voice is not loud enough to carry that far. An additional problem is that a string could break on the instrument. Then there could be no accompaniment to the message. It is clear that the best situation would involve less distance. Then there would be fewer potential problems. With face to face contact, the least number of things could go wrong. Bransford & Johnson 1972, S. 719 115