newsletter 3/2010 - Pharmazeutische Zeitung

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NEWSLETTER
3/2010
JA H R G A N G 2 2 / D E Z E M B E R 2 0 1 0
Berichte über aktuelle Forschung zur Acetylsalicylsäure sowie über Entwicklungen im Bereich der Therapie
Apothekenstudie zur Einnahme von Aspirin gegen Schmerzen
Entspricht das Anwendungsverhalten
den Hinweisen in der Packungsbeilage?
Schmerzen, vor allem Kopfschmerzen, sind der häufigste Grund für
die Anwendung von nicht rezeptpflichtigen Analgetika im Rahmen
der Selbstmedikation. Obwohl in der Packungsbeilage ausführliche
Informationen zur Dosierung und zur Dauer der Anwendung
gegeben werden, ist wenig darüber bekannt, inwieweit diese
Hinweise von den Anwendern im Alltag tatsächlich umgesetzt werden. Diese Wissenslücke schloss jetzt eine gepoolte Analyse von
fünf apothekenbasierten, nicht interventionellen Studien mit Aspirin.
Die Studie im Detail: Die gepoolte Auswertung basierte auf den Daten von
9.179 Fragebögen aus fünf apothekenbasierten, nicht interventionellen Studien,
von denen drei in Deutschland, eine in
der Schweiz und eine in Spanien durch-
Insgesamt nahmen 62,4% der Patienten
als Startdosis eine Tablette und 36,3%
zwei Tabletten ein. Starke Schmerzen
führten zu einem höheren Prozentsatz
I Einmaldosierung I Mehrfachdosierung
100 –
% Patienten
Obwohl die Indikation von OTC-Analgetika generell „leichte bis mäßig starke
Schmerzen“ lautet, empfinden viele Patienten ihre Schmerzen als mäßig stark bis
stark und adaptieren dementsprechend
ihre Selbstmedikation: Stärkere Schmerzen werden mit höheren, leichtere
Schmerzen mit niedrigeren Dosierungen
behandelt. Insgesamt ist die Behandlungsdauer kurz (ca. zwei Tage) und die
Gesamtmenge mit rund fünf eingenommenen Tabletten deutlich unter den Empfehlungen der Packungsbeilage. Bei der
Behandlung von Schmerzen in der Selbstmedikation zeigen die Patienten somit ein
hohes Maß an Eigenverantwortung und
befolgen die Anwendungshinweise im
Beipackzettel. Zu diesem Schluss kommt
eine aktuelle apothekenbasierte, nicht
interventionelle Studie, die auf Deutschem Schmerzkongress 2010 in Mannheim vorgestellt wurde [1]. Sie untersuchte das Anwendungsverhalten bei der
Therapie von Schmerzen in der Selbstmedikation am Beispiel von Aspirin.
der Anteil derer, die über starke Schmerzen klagten, mit 27,5 % deutlich niedriger als in der Subgruppe derer, die zwei
Tabletten (1.000 mg ASS) als Startdosis
verwendeten (51,2%).
81,4
82,4
82,8
86,1
54,1
73,1
72,5
82,3
82,3
74,5
61,1
18,6
17,6
17,2
13,9
45,9
26,9
27,5
17,7
17,7
25,5
38,9
80 –
60 –
40 –
20 –
0–
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Abb. 1: Einmal- und Mehrfachdosierung im Gesamtkollektiv und bei verschiedenen Indikationen
geführt worden waren [2]. In allen Studien wurde Aspirin in verschiedenen Darreichungsformen für die Behandlung verschiedener Schmerzformen verwendet.
Hierbei handelte es sich überwiegend um
Kopfschmerzen, Schmerzen im Rahmen
von Erkältungskrankheiten, Muskel- und
Gelenkschmerzen, Migräne usw.
Meist stärkere Schmerzen
Die Ergebnisse: Mehr als 90% der Patienten beurteilten ihre Schmerzen vor
Behandlungsbeginn auf einer 4-stufigen
Skala als mäßig stark oder stark ausgeprägt. Bei der Subgruppe der Patienten,
die lediglich eine Tablette (500 mg ASS)
zu Behandlungsbeginn einnahmen, war
(50,1%) zur Einnahme von zwei Tabletten
als leichte oder mäßig starke Schmerzen
(27,7%).
In der Subgruppe der Patienten mit Kopfschmerzen verwendete etwa ein Drittel
zwei Tabletten als Startdosis, während
Patienten mit (selbst berichteter) Migräne
in über 50% der Fälle die empfohlene
Dosierung von 1.000 mg ASS einnahmen.
In der Tabelle 1 ist die Behandlungsdauer,
die Gesamtanzahl der eingenommenen
Tabletten sowie die Anzahl der pro Tag
eingenommenen Tabletten für verschiedene Subgruppen zusammengefasst. Im
Gesamtkollektiv betrug die durchschnittli-
2
che Behandlungsdauer 2,2 ± 4,4 Tage. In
diesem Zeitraum wurden insgesamt 4,6 ±
5,7 Tabletten eingenommen. Die Anzahl
der pro Tag eingenommen Tabletten lag
bei durchschnittlich 2,2 ± 1,8. Die verwendeten Dosierungen und die Anwendungsdauer lagen somit deutlich unterhalb den Empfehlungen in der Packungsbeilage, die als Einzeldosis eine bis zwei
Tabletten (500–1.000 mg ASS) und als
Tageshöchstdosis sechs Tabletten (3.000
mg ASS) vorgibt und eine Behandlungsdauer von nicht mehr als vier Tagen empfiehlt.
Patienten passen die Dosierung
der Schmerzstärke an
In der Subgruppe der Patienten mit starken Schmerzen zu Behandlungsbeginn
kam es im Vergleich zu der Gruppe mit
leichten oder mäßig starken Schmerzen
erwartungsgemäß zu einem Anstieg der
durchschnittlichen Tages- und Gesamtdosis, wobei die Behandlungsdauer nur
OTC-Analgetika
Wer kennt die Wirkstoffe?
Acetylsalicylsäure, der Wirkstoff von
Aspirin, ist für knapp zwei Drittel aller
Patienten (64%), die OTC-Analgetika
anwenden, ein Begriff. Damit rangiert
ASS auf Platz 3 der Bekanntheitsliste von
Analgetika-Wirkstoffen. Angeführt wird
die Liste von Paracetamol. Diesen Wirkstoff kannten 86% der Anwender, gefolgt
von Ibuprofen mit 72%. Diclofenac
(38%) und Naproxen (15%) sind deutlich
weniger bekannt. Dies zeigte eine Untersuchung zur Wirkstoffkenntnis und Perzeption von Nebenwirkungen von OTCAnalgetika [3]. Bei Frauen und Personen
mit höherem Bildungsniveau ist die Wirkstoffkenntnis allgemein etwas höher. Der
Wirkstoff ASS ist bei Befragten, die älter
als 40 Jahre sind, deutlich bekannter als
bei jüngeren Personen. Eine zusätzliche
Verwendung von rezeptpflichtigen
Schmerzmitteln und die Häufigkeit von
Schmerzen beeinflussen die Wirkstoff-
Gesamt
Subgruppe
leichte bis
mäßig starke
Schmerzen
Subgruppe
starke
Schmerzen
Subgruppe
1 Tabl. bei
1. Einnahme
Subgruppe
2 Tabl. bei
1. Einnahme
Behandlungsdauer (Tage)
2,2 ± 4,4
2,3 ± 4,3
2,6 ± 5,6
2,2 ± 4,8
2,3 ± 3,7
Gesamtanzahl der eingenommenen Tabletten
4,6 ± 5,7
4,0 ± 4,9
5,6 ± 6,6
3,5 ± 5,1
6,2 ± 5,8
Anzahl der eingenommenen
Tabletten pro Tag
2,2 ± 1,8
1,9 ± 1,2
2,4 ± 1,8
1,8 ± 1,8
2,9 ± 1,4
Parameter
Mittelwert ± Standardabweichung
Tab. 1: Dosierung und Behandlungsdauer – Gesamtkollektiv und Subgruppen
unwesentlich länger war. Darüber hinaus
konnte gezeigt werden, dass bei Patienten,
die bei Behandlungsbeginn zwei Tabletten
einnahmen, die Gesamtmenge der eingenommenen Tabletten mit 6,2 ± 5,8 deutlich höher lag als in der Gruppe derjenigen, die eine Tablette als Startdosis verwendeten (3,5 ± 5,1 Tabletten). Entsprechend war auch die Tagesdosis erhöht.
Unterschiede in der Behandlungsdauer
bestanden nicht. Weitere Subgruppenanalysen zeigten, dass bei Patienten mit Kopf-
kenntnis nur unwesentlich. Die Einnahmehäufigkeit, die Dosis und die Einnahmedauer pro Schmerzanlass hatten ebenfalls nur geringfügige Auswirkungen darauf. Insgesamt höher war die Wirkstoffkenntnis bei Personen, die angaben, den
Beipackzettel ihrer Hauptmarke gelesen
zu haben. Tendenziell war die Wirkstoffkenntnis umso höher, je mehr Nebenwirkungen der eigenen Hauptmarke zugeschrieben wurden. Bei Patienten, die
keine OTC-Schmerzmittel anwenden, ist
die Wirkstoffkenntnis insgesamt geringer.
Die in der Packungsbeilage aufgeführten
Definitionen von Nebenwirkungshäufigkeiten werden deutlich überschätzt.
Der behandelnde Arzt oder der Apotheker sollte daher Patienten eine realistische
Einschätzung der zu erwartenden Häufigkeit von Nebenwirkungen sowie der
dazu gehörigen Interpretation der Angaben in der Packungsbeilage geben, ohne
hierbei den Patienten zu verängstigen
und ihn aus Angst vor Nebenwirkungen
in die Non-Compliance zu treiben.
schmerzen/Migräne die Behandlungsdauer kürzer und die Gesamtzahl der eingenommenen Tabletten niedriger war als bei
Patienten mit Rücken- oder Muskel/Gelenkschmerzen, was auf länger andauernde Schmerzen bei letzteren hindeutet.
38,9 % der Patienten des Gesamtkollektivs verwendeten Aspirin als Einmaldosierung, 61,1% nahmen Acetylsalicylsäure
mehrfach ein; in der Subgruppe der Patienten mit Kopfschmerzen war der Anteil
der Patienten mit Einmaldosierung am
größten (45,9%), während Patienten mit
Halsschmerzen mit 13,9 % die niedrigste
Rate von Einmaldosierungen aufwies
(Abb. 1). Im gesamten Behandlungszeitraum verwendete etwa die Hälfte der Patienten zur Schmerzbehandlung lediglich
eine (26%) oder zwei (23,8%) Tabletten;
8,9% nahmen drei, 10,2% vier und
31,1% mehr als vier Tabletten ein. Auch
hier lag der Anteil der Patienten, die eine
oder zwei Tabletten verwendeten am
höchsten in der Subgruppe der Kopfschmerzpatienten (31,1% und 26,3%).
Fazit für die Praxis
Es könnte sinnvoll sein, die bestehende
Indikation für OTC-Analgetika von „leichte bis mäßig starke Schmerzen“ auf
„Schmerzen“ zu ändern, um der Eigeneinschätzung durch den Patienten besser zu
entsprechen, so das Fazit der Studienautoren.
I
Referenzen:
1. Gessner U. Petersen-Braun M. Deutscher Schmerzkongress Mannheim, 6.–9.10.2010, Poster P04.4.
2. Gessner U, Petersen-Braun M. Pharm Ztg
2008;153(27):68–72.
3. Gessner U et al. Deutscher Schmerzkongress
Mannheim, 6.–9.10.2010, Poster P18.8.
3
Verspannte Nackenmuskeln und Kopfschmerzen vom Spannungstyp
Aspirin durchbricht den Teufelskreis
Schmerzhafte, verspannte Nacken- und Schultermuskeln gehören
für viele Menschen zum Alltag. Oft klagen diese Patienten auch
besonders häufig über Kopfschmerzen. Eine epidemiologische
Erhebung bestätigte die Assoziation zwischen Nackenschmerzen und
Spannungskopfschmerzen. Eine aktuelle tierexperimentelle Untersuchung enthüllte die zugrundeliegenden pathophysiologischen
Mechanismen und lieferte so eine Erklärung dafür, dass
Acetylsalicylsäure schmerzlindernd und möglicherweise auch
kausal präventiv wirken kann.
getriggert werden können, erfolgte im
Tiermodell die Injektion einer algogenen
Substanz (α,β-meATP) in die Nackenmuskulatur, wodurch eine anhaltende Bahnung der nozizeptiven Verarbeitung im
Hirnstamm induziert wurde. Dieser Effekt
konnte durch die anschließende Gabe
von Acetylsalicylsäure dosisabhängig
reduziert werden. Wurde der Maus vor
der Injektion der schmerzauslösenden
Substanz Acetylsalicylsäure (60 mg/kg
Körpergewicht) appliziert, wurde die ATPinduzierte Bahnung der Nackenmuskel-
100–
Entsteht der Spannungskopfschmerz in
der Nackenmuskulatur?
Die 1-Jahres-Prävalenz von Nackenschmerzen betrug insgesamt 68,9%.
Betrachtete man ausschließlich die Patienten mit primären Kopfschmerzen, ergab
sich ein deutlich höherer Anteil (86,4%
vs. 57,1%; OR = 3,45, 95%-Konfidenzintervall [KI] 2,37–5,02, p < 0,001). Die
höchste Prävalenz für Nacken- und Schulterschmerzen ergab sich bei Patienten, die
sowohl unter Migräne als auch unter
Spannungskopfschmerzen (koexistente
Kopfschmerzen) litten (90,1%), gefolgt von
Spannungskopfschmerz (88,7%) und
Migräne (77,6%). In der Gruppe ohne
Kopfschmerzen betrug die Prävalenz von
Nackenschmerzen lediglich 57,1% (p <
0,05 für alle drei Gruppenvergleiche;
Abb. 2). Zudem wiesen Patienten mit
Nackenschmerzen einen höheren Druckschmerz-Score im Ansatzbereich der
Nackenmuskeln und des M. Trapezius auf.
Diese Daten sprechen dafür, dass die Häufigkeit und die Intensität der Kopfschmerzen mit einer erhöhten Empfindlichkeit
der Nackenmuskulatur zusammenhängen.
Aspirin greift direkt
in die Pathophysiologie ein
Im Alltag greifen Patienten mit Spannungskopfschmerzen und schmerzhaften Verspannungen im Schulter-Nackenbereich
in erster Linie zu OTC-Analgetika. Die
Wirksamkeit und Sicherheit von NSAR
und Analgetika bei Spannungskopfschmerzen belegte eine randomisierte klinische Studie. Dabei bestätigte sich, was
unter Kopfschmerzpatienten bereits hinlänglich bekannt ist: Bei Spannungskopfschmerzen verschafft die Einnahme von
Aspirin rasch Linderung. Eine aktuelle tierexperimentelle Untersuchung lieferte jetzt
eine mögliche pathophysiologische Erklärung [5]: Acetylsalicylsäure hebt die Bahnung der myofaszialen Nozizeption aus
der Nackenmuskulatur auf. Ausgehend
von der Hypothese, dass Kopfschmerzen
vom Spannungstyp über schmerzhafte Verspannungen in der Nackenmuskulatur
p < 0,05
90–
80–
70–
60–
50–
Prozent
Kopfschmerzpatienten klagen oft auch
über Schmerzen im Bereich der Hals-,
Nacken- und Schultermuskulatur. Die
schmerzhaften Muskelverspannungen triggern wahrscheinlich die Kopfschmerzen.
Über die Prävalenz von Nackenschmerzen bei Kopfschmerzpatienten lagen bislang jedoch kaum Daten vor. Diese Wissenslücke schloss jetzt eine epidemiologische Untersuchung [4]. Bei insgesamt 834
Patienten konnten Daten zum Kopfschmerztyp und zum Auftreten von
Nackenschmerzen erhoben werden. Bei
518 Patienten erfolgte eine quantitative
sensorische Testung (QST), die Auskunft
über die nervale Funktionsfähigkeit gibt.
Die Patienten wurden anhand der Kopfschmerzen in vier Gruppen unterteilt:
Keine Kopfschmerzen, Migräne, Spannungskopfschmerzen oder koexistente
Kopfschmerzen. Zusätzlich wurde aus 16
palpatorisch definierten Muskelbereichen
ein Druckschmerz-Score ermittelt.
40–
30–
20–
10–
0–
Keine Kopfschmerzen
Migräne
SpannungsKoexistente
kopfschmerzen
Kopfschmerzen
I Mit Nackenschmerzen I Ohne Nackenschmerzen
Abb. 2: 1-Jahres Prävalenz von Nacken- und
Schulterschmerzen.
nozizeption verhindert. Dies bestätigt zum
einen die zentrale Rolle der Nackenmuskelnozizeption in der Pathophysiologie
von Spannungskopfschmerzen und erklärt
zum anderen die gute Wirksamkeit von
Acetylsalicylsäure bei akuten Spannungskopfschmerzen.
Fazit für die Praxis
Die in diesem tierxeperimentellen Modell
des Spannungskopfschmerzes demonstrierten ASS-Effekte unterstützen die Sinnhaftigkeit der Behandlung akuter Spannungskopfschmerzen mit Acetylsalicylsäure, so das Fazit der Autoren.
I
Referenzen:
4. Ashina S, Bendtsen L et al. European Headache
and Migraine Trust International Congress (EHMTIC),
Nizza, Frankreich, 28.–31. Oktober 2010, Poster
Nr. 251.
5. Ristić D, Ellrich J. European Headache and Migraine Trust International Congress (EHMTIC), Nizza,
Frankreich, 28.–31. Oktober 2010, Poster Nr. 97.
4
Intravenöse Acetylsalicylsäure beim Migräne-Notfall
Acetylsalicylsäure + Pseudoephedrin
Schwere Migräne rasch und
verträglich in die Schranken weisen
Ideales Erkältungsteam
Aspirin i. v. überzeugt auch
im stationären Setting
Bei einigen Patienten mit schweren Kopfschmerzen empfiehlt sich eine kurzzeitige stationäre Behandlung. Oft handelt es
sich dabei um einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz. Werden die
Analgetika im Rahmen des SchmerzManagements bei diesen Patienten
abrupt abgesetzt, kommt es oft zu stärksten Kopfschmerzen. Auch in diesem problematischen Setting erwies sich Aspirin
i. v. als wirksam und gut verträglich. Dies
bestätigte eine Untersuchung bei 168
120–
100–
Anzahl von Einzelgaben
Die intravenöse Gabe von Acetylsalicylsäure bietet sich insbesondere im Notarzteinsatz zur Kupierung schwerer
Migräneattacken an. Eine randomisierte,
doppelblinde Vergleichsstudie mit 1.000
mg Acetylsalicylsäure i. v. (Aspirin i. v.)
und 6 mg Sumatriptan s. c. bestätigte die
signifikante Überlegenheit dieses Therapieregimes gegenüber Placebo [6]. Zwei
Stunden nach der Medikamentengabe
hatten sich die Migränekopfschmerzen
bei 73,9% der mit Acetylsalicylsäure
behandelten Patienten und bei 91,2%
der Sumatriptan-Patienten deutlich
gebessert, aber nur bei 23,8% der Placebopatienten (beide p < 0,0001 vs. Placebo). Eine Subgruppenanalyse zeigte,
dass vor allem Patienten mit migränetypischen Begleitsymptomen wie zum Beispiel Übelkeit von Acetylsalicylsäure i. v.
in vergleichbarem Ausmaß wie von
Sumatriptan s. c. profitierten. Dabei war
Acetylsalicylsäure im Hinblick auf die
Verträglichkeit deutlich überlegen.
II Migräne ohne Aura
II Migräne mit Aura
80–
60–
40–
20–
0–
–8
–6
–4
–2
0
2
Änderung im Schmerz-Score
Abb. 3: Acetylsalicylsäure i. v. reduzierte effektiv
den Schmerz-Score bei Patienten mit schwerer
Migräne mit und ohne Aura.
Patienten mit Migräne. Die 51 Männer
und 117 Frauen waren zwischen 18 und
75 Jahren alt. Bis auf drei Patienten litten
alle unter chronischen Kopfschmerzen,
definiert als mindestens 15 Kopfschmerztage pro Monat im letzten Vierteljahr.
Die Patienten erhielten im Mittel fünf
Dosen à 1.000 mg Acetylsalicylsäure i. v.
Das Ergebnis: Bei mehr als 25% der Patienten führte die Gabe von 1.000 mg
Acetylsalicylsäure i. v. bei jeder Applikation zu einer deutlichen Reduktion der
Schmerzintensität auf einer 10-stufigen
visuellen Analogskala (Schmerz-Score)
um mindestens drei Stufen. Abb. 3 zeigt
die Reduktion des Schmerz-Scores bei
den Patienten mit Migräne mit und ohne
Aura. Insgesamt erwies sich die Therapie
als gut verträglich. Die Nebenwirkungsrae lag bei lediglich 5,9%. Es traten keine
schwerwiegenden Nebenwirkungen auf.
8. Fiebich BL et al. Deutscher Schmerzkongress
Mannheim, 6.–9.10.2010, Poster P14.7.
Das Fazit der Autoren: Die intravenöse
Darreichungsform von ASS (Aspirin i. v.)
ermöglicht selbst bei Patienten mit
schwerem Entzugskopfschmerz im stationären Setting eine rasche, wirksame
und verträgliche Schmerzlinderung.
I
Referenzen:
6. Diener HC for the ASASUMAMIG Study Group.
Cephalalgia 1999;19:581–588.
7. Weatherall MW et al. Neurology 2010;75:
1098–1103.
IMPRESSUM
Quelle: Siehe Literaturhinweise im Text.
Herausgeber:
Bayer Vital GmbH, CC – Scientific Affairs, Leverkusen.
Konzeption: Apothekerin Brigitte Havertz
Redaktion: Dr. med. Kirsten Westphal
Gestaltung: Atelier 59, Eutin
Druck: Dierichs Druck + Media GmbH, Kassel
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit
Genehmigung des Herausgebers.
© OHV, München
Aspirin® ist eingetragenes Warenzeichen der
Bayer AG in über 90 Ländern
82607219
Migräneattacken können heute meist gut oral behandelt werden.
Bei einigen Patienten ist jedoch aufgrund ausgeprägter vegetativer
Begleitsymptomatik eine parenterale Therapie notwendig.
Eine aktuelle Studie zeigt: Acetylsalicylsäure i. v. ist selbst bei
schwersten Migräneattacken im Rahmen eines Analgetika-Entzugs
effektiv und verträglich.
Über die immunomodulatorischen
Eigenschaften von Pseudoephedrin (PSE)
ist wenig bekannt, obwohl es seit längerem in Kombinationspräparaten zur
Behandlung von Erkältungssymptomen
eingesetzt wird (z. B. Aspirin® Complex).
Jetzt wurde gezeigt, dass PSE die Expression von TNFalpha und IL-2 hemmt und
die für die Aktivierung von Transkriptionsfaktoren notwendigen Signaltransduktionswege der Immunantwort blockiert.
Zudem könnte die Hemmung von PGE2
in Mikroglia-Zellen die schmerzhemmende Wirkung von PSE erklären.
Diese neuen Erkenntnisse unterstützen
auf molekularer Ebene das klinisch
beobachtete entzündungs- und schmerzhemmende Potenzial von PSE in Kombination mit Analgetika wie Acetylsalicylsäure zur Behandlung von erkältungsbedingten Symptomen. In Aspirin Complex
sind die beiden Wirkstoffe ASS (500 mg)
und PSE (30 mg) kombiniert.
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Acetylsalicylsäure 400 mg und Ascorbinsäure 240 mg, sonstige Bestandteile:
Natriumdihydrogencitrat, Natriumhydrogencarbonat, Citronensäure, Natriumcarbonat (H2Ofrei), Saccharin, Aromastoffe. 1 Tablette Aspirin Coffein enthält: Wirkstoffe: 500 mg
Acetylsalicylsäure und 50 mg Coffein, sonstige Bestandteile: Cellulosepulver, Maisstärke.
Anwendungsgebiete: Aspirin, Aspirin Effect: Leichte bis mäßig starke Schmerzen, Fieber.
Bitte beachten Sie die Angaben für Kinder. Aspirin Migräne: Akute Behandlung der
Kopfschmerzphase von Migräneanfällen mit und ohne Aura. Aspirin Plus C, Aspirin Plus C
Orange, Aspirin Direkt,: Leichte bis mäßig starke Schmerzen wie Kopfschmerzen,
Zahnschmerzen, Regelschmerzen, schmerzhafte Beschwerden, die im Rahmen von
Erkältungskrankheiten auftreten (z. B. Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen); Fieber. Aspirin
Coffein: Leichte bis mäßig starke Schmerzen, z.B. Kopf-, Zahn-, Regelschmerzen;
Entzündungen. Bitte beachten Sie die Angaben für Kinder.
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure, andere Salicylate oder einen
der sonstigen Bestandteile, den Farbstoff Gelborange S (E 110) in Aspirin Direkt und
Ascorbinsäure (Vitamin C) in Aspirin Plus C, Aspirin Plus C Orange; wenn in der
Vergangenheit gegen Salicylate oder andere nichtsteroidale Entzündungshemmer mit
Asthmaanfällen oder in anderer Weise allergisch reagiert wurde; bei akuten Magen- und
Darmgeschwüren; bei krankhaft erhöhter Blutungsneigung; Leber- und Nierenversagen;
schwere, nicht medikamentös eingestellte Herzinsuffizienz; Kombination mit Methotrexat 15
mg oder mehr pro Woche; in den letzten 3 Monaten der Schwangerschaft. Aspirin Coffein:
bei schwerer Herzgefäßerkrankung und bei schwerem, nicht eingestellten Bluthochdruck.
Heck/Pflichttext / Fachkreise/ Aspirin_alle_Fach_01_2012.doc
Hinweise: Aspirin Direkt und Aspirin Effect enthalten Aspartam. Aspirin Migräne, Aspirin
Plus C und Aspirin Plus C Orange enthalten Natriumverbindungen. Bitte Packungsbeilagen
beachten.
Nebenwirkungen: Häufig: Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit,
Erbrechen, Bauchschmerzen. Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen wie
Hautreaktionen. Selten: schwerwiegende Blutungen wie z.B. Hirnblutungen, besonders bei
Patienten mit nicht eingestelltem Bluthochdruck und/oder gleichzeitiger Behandlung mit
blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln, die in Einzelfällen möglicherweise
lebensbedrohlich sein können. Magen-Darmblutungen, die sehr selten zu einer
Eisenmangelanämie führen können. Bei Auftreten von schwarzem Stuhl oder blutigem
Erbrechen, welche Zeichen einer schweren Magenblutung sein können, ist sofort der Arzt zu
benachrichtigen. Überempfindlichkeitsreaktionen wie schwere Hautreaktionen (bis hin zu
schweren, fieberhaft verlaufenden Hautausschlägen mit Schleimhautbeteiligungen (Erythema
exsudativum multiforme)). Magen-Darmgeschwüre, die sehr selten zur Perforation führen
können. Überempfindlichkeitsreaktionen der Atemwege, des Magen-Darm-Bereichs und des
Herz-Kreislauf-Systems, vor allem bei Asthmatikern. Folgende Krankheitsmerkmale können
auftreten: z. B. Blutdruckabfall, Anfälle von Atemnot, Entzündungen der Nasenschleimhaut,
verstopfte Nase, allergischer Schock, Schwellungen von Gesicht, Zunge und Kehlkopf
(Quincke-Ödem). Der Farbstoff Gelborange (E110) in Aspirin Direkt kann allergische
Reaktionen hervorrufen. Magen-Darm-Entzündungen. Sehr selten: Erhöhungen der
Leberwerte. Häufigkeit nicht bekannt: Beschleunigter Abbau bzw. Zerfall der roten
Blutkörperchen und eine bestimmte Form der Blutarmut bei Patienten mit schwerem Glukose6-Phosphat-Dehydrogenasemangel. Nierenfunktionsstörungen und akutes Nierenversagen.
Blutungen wie z.B. Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Hautblutungen oder Blutungen der Harn
ableitenden Wege und der Geschlechtsorgane mit einer möglichen Verlängerung der
Blutungszeit. Diese Wirkung kann über 4 bis 8 Tage nach der Einnahme anhalten.
Kopfschmerzen, Schwindel, gestörtes Hörvermögen, Ohrensausen (Tinnitus) und geistige
Verwirrung können Anzeichen einer Überdosierung sein. Durch Coffein in Aspirin Coffein
kann es zu Schlaflosigkeit, innerer Unruhe, Gesichtsrötung, Bluthochdruck, Herzklopfen,
Herzrasen und unregelmäßigem Herzschlag oder Magenbeschwerden kommen.
Bayer Vital GmbH, 51368 Leverkusen, Deutschland
Heck/Pflichttext / Fachkreise/ Aspirin_alle_Fach_01_2012.doc
Stand 01 / 2012
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