Brandenburg

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Geologie und Verbreitung der Sand- und Kiesvorkol11l1len in der B"ndesrep"blik Dell/seMand
Brandenburg
Das Vorkommen von Sand- und Kiessandlagerstätten im Bunde land Brandenburg ist eng mit der
quartären Verei ung verbunden. Vorstöße von Inlandeisgletschern in der Elster-, Saale- und Weichselkaltzeit prägten nicht nur das Relief, sondern gliederten es auch inhaltlich und strukturell.
Sand- und Kieslagerstätten ind in diesem Sinne
zunächst glazifluviale Anreicherungen von Bestandteilen einzelner Grundmoränen, die durch Schmelzwasserströme aufbereitet, verfrachtet und im Vorland des rückschmelzenden Inlandei es als Schotterkörper abgelagert wurden. Abhängig von ihrer zeitlichen Ordnung werden sie als Vor- oder achschüttbildungen bezeichnet. Sie enthalten rein nördliche
petrographische Bestandteile (nördliche Geröllgemeinschaft).
Jüngere Eisüberfahrungen veränderten in solchen
utz chichtverbänden nicht nur die primären Strukturen, sondern auch ihre Lagerungsverhältnis e. Ursprünglich in größerer Teufe sowie unter höherer
Abraumbedeckung liegende Schichtenverbände erreichten auf die e Weise eine gewinnungsinteressante Position.
Besonders in südlichen Bereichen des Bundeslandes
Brandenburg wurden fluviale Schotterkörper der
Gewinnung zugänglich, die ihre stofflichen Inhalte
aus weiter entfernten südlichen Regionen beziehen
(südliche GeröLlgemeinschaft). Sie benutzten ursprüngliche Fluß ysterne, die erst in jüngster Zeit in
die Anordnung der heutigen Flußsysteme einschwenkten.
Wesentliche Bedeutung für die räumliche Anordnung der Abtragungs- und Ablagerungsformen erlangen Strukturstörungen des tieferen präquartären
Gebirges, vor allen Dingen de Übergangsstockwerkes, die das Ergebnis endogener tektonischer Prozesse repräsentieren. Im Bundesland Brandenburg
treten hier langgestreckte, vorwiegend NW-SE-streichende (herzynisch) Bruch ysteme mit erheblichen
vertikalen Verschiebungsbeträgen auf. Sie führten
z. B. im nördlichen Vorfeld de im Süden von Brandenburg Liegenden Lausitzer Blockes zu verstärkten
Wirkungen der elster- und saalekaltzeitlichen Inlandeisvorstöße. Sie äußerten sich durch Stauchungen von Schichtenverbänden, in deren Ergebnis auch
tertiäre Glassande in Oberflächennähe gelangten
und nach Abtragung hangender Schichten dem
Abbau zugänglich wurden.
Der im Mittelteil des Bundeslande Brandenburg
bekannte Buckower Störungszug förderte, ausgehend vom Querungsbereich untergeordneter Bruchstörungen, den Schmelzwasserdurchbruch durch die
"Buckower Pforte" und führte damit zur Ablagerung industriell nutzbarer Schotterkörper bei Kagel
und Müncheberg, zur Lagerstättenbildung.
Die tiefgreifenden linear angeordneten Bruchsysteme bestimmten ganz wesentlich die räumliche
und strukturelle Ordnung der glazialen Serien.
32
icht nur die Anlage und glazifluviale utzung der
bekannten Ur tromtäler als großflächige, langzeitig
und wiederholt wirkende Tran portbahnen für Gletcher chrnelzwä er in das Vorland des kontinuierlich zurückschmelzenden Inlandeises und die Entstehung endmoränaler Bildungen, sondern auch
glazifluviale und fluviale Prozesse unter der Bedingung der Fallenbildung verliefen nicht unbeeinflußt
von derartigen endogenen Störungssystemen im
Übergangsstockwerk des Untergrunde.
Sie beeinflußten damit die Bildung aller Sand- und
Kiessandvorkommen im Bunde land Brandenburg,
begründeten ihr Sedimentation modell und förderten damit die Bildung entsprechender Lagerstätten
(die Lagerstätte ist der nutzungsinteressante und
nutzbare Teil des Vorkommens).
Die im Bunde land Brandenburg auftretenden
Sand- und Kiessandlagerstätten werden folgerichtig
bestimmten geologischen Modellen zugeordnet,
gruppiert und in ausgewählten Typen beschrieben.
Tertiäre Lockergesteine
Die im üdlichen Teil des Territoriums bekannten
Glassande des Revier Hohenbocka gehören stratigraphisch einer miozänen Abfolge an und treten hier
im Liegenden des 2. Lausitzer Flözhorizontes auf,
der als "Lausitzer Hauptflöz" den Sedimentkomplex
der Briesker Schichten abschließt. Die durch Bohrungen und in Aufschlüssen nachgewiesenen Flözmächtigkeiten Liegen zwischen 5 mund 8 m. Infolge
von Überfahrungen durch das vorrückende Inlandeis wurde der anstehende utzschichtenverband in
seiner ursprünglichen Ablagerung form gestört, teilweise exponiert und anschließend durch Prozesse
der Schmelzwa erabtragung vom Abraum befreit.
Epigenetische Eiskeilsysteme im Hangendbereich
einzelner Glassandaufschlüsse weisen auf periglaziäre Klimakomponenten und repräsentieren damit
da durch vorherige Eisüberfahrung entstandene
Trennflächengefüge.
Der Glassand zeichnet sich gegenüber dem in
die em tertiären Schichtenverband dominierenden
Glimmerfeinsand
durch
gröbere
Körnungen
(0,1-0,3 mm 0) sowie wesentlich geringere Fe20r
Gehalte aus, die im Hohenbockaer Revier bis auf
Werte unter 0,01 % absinken. Im Ergebnis von Untersuchungen wurde ein korrelatives Verhalten zwischen Körnung und Fez03-Gehalt und damit die
einem fluvialen Sedimentationsmodell typischen
Veränderlichkeiten nachgewie en.
Die Glas ande im Revier von Hohenbocka werden
noch heute gewonnen und zur Herstellung hochwertiger Glasschmelzen genutzt.
Im Ergebnis umfassender lagerstättengeologi cher
Untersuchungsarbeiten wird davon ausgegangen,
daß die Glassande des Reviers von Hohenbocka ein
Sediment der "Ur-Elbe" repräsentieren.
Sie hat ihre Sedimentfracht beim Durchbruch durch
das heutige Elbsandsteingebirge (Kreidesandstein)
Brandenburg
aufgenommen, von hier nordgerichtet verfrachtet
und in Form eines großflächigen Schwemmkegels im
nördlichen Vorland de Lausitzer Blockes abgelegt.
Der Lausitzer Block markiert etwa die geologische
Südgrenze des Bundeslandes Brandenburg und besteht aus paläozoischen Schichten. Nördlich größerer, ihm vorgelagerter Bruchsysteme sind an ihm
jüngere, u. a. mesozoische Schichten abgesunken.
Der Lausitzer Block wirkt seit dieser Zeit als Scharnier für nordgerichtete, das orddeutsche Flachland
betreffende und bis heute andauernde Absenkungstendenzen im Sinne epigeneti cher Bewegungen.
Die em Eintiefungsmechanismus i t die Bildung der
Lausitzer Braunkohlenformation ebenso geschuldet
wie die Ausbildung des Glassandschwemmkegels
(Fallenwirkung); er beeinflußte auch die Bildung
und endmoränale Anordnung glazialer Ablagerungen im Raum des Norddeutschen Flachlandes.
Quartäre Lockergesteine
Lager tättenbildende Vorkommen von Sanden und
Kiessanden entstanden als Ergebnis mannigfaltiger
fluvialer und glazifluvialer Proze se. Die sich hjeraus
entwickelnden Schotterkörper lassen sich sowohl genetisch als auch hinsichtlich ihrer räumlichen Ordnung und stofflichen Inhalte unterscheiden.
Fluviale Kiessandlagerstätten treten besonders im
südlichen Teil des Bundeslandes Brandenburg als
Schotterkörper des Senftenberger EIbelaufes auf.
Sie erreichen Schichtenmächtigkeiten bis zu 20 m
und sind wegen ihrer nachweislich syn- und epigenetischen Modellkomponenten stratigraphisch zwischen die Elster- und Saaleverei ung zu stellen.
Der Senftenberger EIbelauf tritt heute im Bereich
pleistozäner Hochflächen und Hochflächeninseln als
relativ breit gefächertes Rinnsediment auf. Sande
und Kiessande, die bei nachlassender Arbeitsfähigkeit des f1uvialen Systems hier im aktiven Fließraum
abgelagert wurden, erfuhren durch den pendelnden
Strom trich und im Ergebnis dadurch entstandener
Luv- und Leehangsituationen eine im Schichtenwechsel präsentierte stoffliche Veränderlichkeit.
Der Schotterkörper des Senftenberger EIbelaufe
weist durch seine petrographischen Inhalte (paläozoische Quarzite und Konglomerate, tertiäre Knollensteine, Basalte, Phonolithe, Chalzedone, Kreidesandsteine, Achatbrekzien, Amethyste und RotliegendhöLzer) eindeutig seine südliche Herkunft aus
Böhmen und dem Osterzgebirge nach.
Er liegt erosionsdjskordant über glazigem gestauchten Tertiär. Sein lokaler Kontakt mit dieser tertiären
Erosion basis führte zur Belastung mit organischen
Substanzen und abschlämmbaren Bestandteilen, die
im Gegensatz zu glazifluvialen Sedimenten schichtig
angeordnet ind, vorwiegend ausTonen bestehen und
insgesamt Aufbereitungsprozesse der Liegendschichten repräsentieren. Als weitere Schadstoffe treten
alkalireaktive Bestandteile südlicher Herkunft auf.
Der innere Aufbau ist häufig durch Schrägscbich-
tungsgefüge mit relativ geringmächtigen Sets gekennzeichnet. Die Kornform ist typisch schwach gerundet;
Einzelkörner sind vorwiegend schichtungsparallel
angeordnet. Der Anteil von Körnungen > 2 mm 0
(Kiesanteil) erreicht 15 bis 25 Masse-%.
Bauende Gewinnungen befinden sich in den Lagerstättenfeldern von Hoyerswerda und Buchwäldchen
(Calau).
Mit derartiger Sedimentfracht ausgestattete fluviale
bis glaziOuviale Schotterkörper wurden auch östlich
Berlin und in Lagerstätten östlich Brandenburgs
nachgewiesen. Sie werden hier als Berliner EIbelauf
bezeichnet. Mit der Lagerstätte Zabakuk, zwischen
Genthin und Rathenow, ist sein Einschwenken in
den heutigen EIbelauf nachgewie en.
Die heutige EIbe, in deren Niederterrasse große
Kiessandlagerstätten - u. a. die größte Kiessandlagerstätte der neuen Bundesländer bei Mühlberg nachgewiesen wurden, bildet lokal die westliche
Grenze des Bundeslandes Brandenburg.
Glazifluviale Kiessandlagerstätten bilden den quantitativen und qualitativen Schwerpunkt aller Kie sandlagerstätten des Bundeslandes Brandenburg.
Sie sind genetisch eng mit der Abtragung und Aufbereitung glazialer Ablagerungsformen verknüpft. Als
besonders typisch für die räumliche Wechselwirkung
zwischen Inlandeiskörpern und ihren zugehörigen
Grundmoränen, der Lagerstättenbildung von Schotterkörpern und ihrer wert- sowie schadstofflichen
Inhalte werden die Lagerstätten der Oder gesetzt.
Repräsentant sind hier die Schotterkörper von Hohensaaten-Lunow, die am Westrand des Unteren
Odertale auf den morphologisch nur wenig gegliederten Terrassen des weichsel-spätglazialen etzeRandow-Urstromtales im Rückland der hochweichseLkaltzeitlichen Pommerschen Randlage liegen. Der
lokal bis mehr als 20 m mächtige Schotterkörper bildete sich initial mit dem Rückschmelzen des saalekaltzeitlichen Inlandeisglet chers und nutzte die exarative Anlage eines Talsystems, da heute als UrOder bezeichnet wird. Der Oderabstrom setzte mit
dem RückschmeLzen des Saalegletschers in das
Oderbecken ein und nutzte zum Abfluß zunächst das
NW-gerichtete etze-Randow-UrstromtaL.
ach RückschmeLzen der weich elkaltzeitlichen
Inlandeismassen wurde eine E-gerichtete Abflußbahn in die heutige Oder frei.
Die petrographischen Inhalte des Schotterkörpers
sind eindeutig als nördliche Geröllgemeinschaft
identifiziert (KristaUin> 30 M.-%, QuarzitiKieselschiefer> 25 M.-%, Quarz> 10 M.-%,Flint 5 M.-%,
Kalkstein> 20 M.- %). Der Sedimentanteil > 2 mm 0
übersteigt 30 M.-%. Organische Substanzen wurden
nicht nachgewiesen, der ab chlämmbare Anteil Liegt
ständig weit unter 4 M.-%. Alkalireaktive Bestandteile sind lediglich in geringen Mengen vertreten und
erreichen nur in gröberen Körnungen höhere Werte.
Ähnliche stoffliche Inhalte weisen auch die zu den
Oderlagerstätten gehörenden Großlagerstätten von
Bralitz, Vierraden und Stolpe auf. Die Großlager33
GeoLogie und VerbreitLIng der Sand- und Kiesvorkommen in der Bundesrepublik Deutschland
~
N
o'I- - - - - - - ' 1 - -40- - - - - - - - - , 180
Quartär:
Tertiär:
CI
CI
Sand, Kiessand, Quarzsand
Kilometer
Glassande
Karte 3: Verbreitung der Sand- und Kiesvorkomrnen in Brandenburg (Quelle: Landesamtfür Geowissenschaften und Rohstoffe Brandenburg, Kleinmachnow).
stätte Stolpe bietet mit prognostizierten Vorratsinhalten von mehr als 100 Mio t und Anteilen> 2 mm 0
zwischen 40 und 60 Masse- % die nutzungsinteressantesten Voraussetzungen. Die Lagerstätte kann derzeit
jedoch aus Gründen des Natur- und Landschaftsschutzes weder weiter erkundet noch genutzt werden.
Der Stolper Oderbogen ist eine Falle innerhalb des
Fließsystems der Oder, die sich im Zusammenhang
mit der halokinetischen Struktur von Gartz bei
Stolpe bildete. Der halokinetische Prozeß ist wie
überall im Bundesland Brandenburg an strukturelle
Dispositionen innerhalb des Übergangstockwerkes
gebunden, die im nördlich anschließenden Bundesland Mecklenburg-Vorpommern u. a. zur Ausbildung der sog. Salzlinie führten.
Weitere Zeugen glazifluvialer Prozesse im Ergebnis
des Rückschmelzens von Inlandeiskörpern finden
sich vielfach auf Hochflächen und Hochflächen34
inseln, wo sie, von jüngeren Eisüberfahrungen überstaucht, in lagerstättenbildende Position gelangten.
Derartige Rückschmelzbildungen treten infolge von
Abtragungsprozessen jüngerer Schmelzwässer zutage. Wegen ihrer Nähe zum Einsatzort und ihrer
Wertstoffgehalte sind hier besonders die saalezeitlichen Scbotterkörper nutzungsinteressant, wie sie in
den Lagerstätten um Wittstock, Pritzwalk, Rathenow, Luckenwalde und Jüterbog gehäuft auftreten.
Bemerkenswert ist hier besonders die Sandlagerstätte Fohrde, in der die anstehenden saalezeitlichen
Sande durch die jüngere weicbselkaltzeitliche Eisüberfahrung bereits im gefrorenen Zustand als
Nunatak überformt wurden. Der AufscWuß fördert
Rohmaterial zur Herstellung von Kalksandsteinen.
Jüngeres weichselkaltzeitlicbes Glazifluvial wird
u. a. in den Lagerstätten um Teupitz und Zossen südlicb Berlin genutzt.
B randel/burg
Alle diese Schotterkörper sind jedoch nicht nur
durch Kleinflächigkeit, sondern vor allen Dingen
durch höhere stoffliche Veränderlichkeiten belastet.
Sie erfordern höhere Aufwendungen für Erkundungsprozesse und sind risikoreicher zu nutzen.
In unmittelbarer Bindung an die glaziale Serie erreichen die Sandlager tätten eine besondere Rangigkeit. Sie repräsentieren einen Grundbaustein glazialer Akkumulationsprozesse und schließen im ormalfall der glazialen Serie nach außen hin an reliefwirksame Randschuttzonen an, die undifferenziert
als Endmoränen bezeichnet werden.
Typuslagerstätten des Bundeslandes Brandenburg
liegen hier im Vorland weich elhochglazialer Endmoränen der Pommerschen Randlage. Unter klimatischem sowie zeitlich und räumlich bestimmten Einfluß entwickelten sich in offenen oder inglazialen
Systemen fließende Schmelzwa erströme, die durch
die Endmoränenbögen brachen, in das Vorland eintrömten und hier durch schnelles ach lassen ihrer
Transportfähigkeit (Entspannungssituation) mächtige Kegelsander aufschütteten. Das Modell der
Sandlagerstätte von Althüttendorf steht für weitere
in dieser Position bauende Lagerstätten von Milmersdorf und Götschendorf.
(E entspricht ebenfall äquivalenten Modellen
außerhalb des Bundeslandes Brandenburg und älteren Sandermodellen, wie etwa dem Sander von Beelitz, der lediglich feinkörniger ausgebildet ist und
weiter südlich liegt.)
Einen wichtigen Ansatzpunkt für die lithogenetische
Modellierung liefert hier die Vorflut ituation. Für
das Modell Althüttendorf wird die Vorflut für den
au dem Glet cher zunäch tinglazial ein trömenden
und durch ein Glet chertor in das Vorland austretenden SchmeLzwa serstrom durch ein Hohlform gebildet, die sich zwischen den girlandenförmig angeordneten Endmoränenloben von loachimsthal und
Parstein entwickelte. Sie wirkte als Falle für die mitgeführte Sedimentlast.
Verteilung und Veränderlichkeit der Kieskömungen
im Sediment dieses Kegelsanders wie en die Einströmung der sedimentbela teten Schmelzwä ser
aus dem schmalen Glet chertor des Schwarzen Sees
nach.
Stoffliche Differenzierungen innerhalb des Sander zeigen in einem E-Teil eine modelltypiche Leehang ituation, in der der Anteil der Körnungen> 2 mm 0 innerhalb de Sedimentes auf> 40
M.-% ansteigt.
Die ständige Wech elfolge von stärker sandigen und
stärker kiesigen Schichtengliedern sowie die bogige
Schrägschichtung einzelner Sets weisen auf die für
das Sandermodell typische Pendel bewegung des
glazifluvialen Strom trichs innerhalb de Flächenschüttungsprozesses hin.
Die grundsätzliche und allen diesen Sandern vor der
Pommerschen Haupteisrandlage typi che Gliederung des Normalprofils in kiesige und sandige Serien
ist ebenso in den klimatisch gesteuerten AbschmeLz-
prozeß einzuordnen wie die innerhalb und in Hangenden des Sander auftretenden epi- und syngenetischen Eiskeile als periglaziäre Klimazeugen auf
Permafrostbeeinflussungen hinweisen.
Die Kiessandgewinnung aus dem Kegel ander von
Althüttendorf wird seit 1968 mit großem wirtschaftlichen Erfolg betrieben. Das Fördergut wird über
Schutzsieb und Dosiereinrichtung auf eine Bandförderanlage abgegeben und von hier aus zum Siebund Brechkomplex geführt. Besonders bemerkenswert sind hier die dem Kiessandabbau unmittelbar
folgenden Rekultivierungsleistungen. Der Abraum
wird kontinuierlich über eine rückbare Brücke in das
Hinterland de Abbaustoßes gefördert und eingeebnet. Das entstandene Planum wird renaturiert
und der landwirtschaftlichen Folgenutzung zugeführt.
Mit dem Sander von Althüttendorf sind die im
loachimsthaler Bogen der Pommerschen Hauptei rand lage bekannten Blockpackungen von Althüuendorf genetisch eng verknüpft. Blockpackungen sind
innerhalb der Grundmoräne schichtig eingelagerte
Anreicherungen von grobkörnigen Restsedimenten
glazifluvialer Prozesse, die im Falle von Althüttendorf in ge chlossenen Systemen verliefen. Die Restsedimente ind stofflich unsortiert und führen kristalLine Anteile, Syenite, Porphyre, paläozoische
Schiefer, Quarzite, Kreide und Flint. Sie keilen lokal
unvermittelt aus und wechseln in hoher Veränderlichkeit ihre räumliche Position. Ihre schichtige Anordnung innerhalb der Grundmoränenmatrix repräsentiert inglazial verlaufende Prozesse in sich ständig
erweiternden Laminarspaltensystemen der Grundmoräne. Da der loachimsthaler Endmoränenlobu ,
wie mehrere Loben der Pommerschen Hauptendmoräne des Weich elhochglazials, als Stauchendmoräne ausgebildet ist, konnten die aus den Spaltensysternen zusitzenden Schmelzwässer nicht direkt in
das Vorland austreten, sondern waren veranlaßt,
inglazial einem seitlichen Vorflut ystem zu folgen. In
die em Vorflutsystem (Schwarzer See) wurden die
chmelzwä ser gesammelt und traten dann durch ein
schmales Gletschertor in das Vorland au , wo sie den
Kegelsander von Althüttendorf schütteten. Infolge
Toteiswirkung bei Abtauen der Grundmoräne wurden später die ursprünglichen Ablagerungsformen
der Blockpackung gestört und der inglaziale Hauptvorfluter einer heutigen Form entsprechend aufgedeckt.
Die Gewinnung von Steinen au der Blockpackung
wird seit über 100 lahren betrieben und begann mit
den "Steinschlägern", die oberflächig anstehende
Steine nutzten. Ein systematischer Abbau im Steinbruchbetrieb ist er t seit 1850 bekannt. Die bekannten und mittels Knäpperschuß zerkleinerten Steine
wurden im Straßen-, Wasser- und Bahnbau eingesetzt. Später verlagerte sich der Schwerpunkt auf die
Schotterproduktion.
Bis Auflassung im lahre 1968 erfolgte ab 1913 ein
halbindustrieller Abbau mittels dampfkraftbetriebe-
35
Geologie und Verbrei/llng der Sand- lind Kiesvorkollllllen in der Bundesrepublik Dell/schland
ner Bagger und Brechanlagen. och im Jahre 1929
waren mehrere Steingruben in Betrieb.
Ähnliche inglaziale Systeme treten in Form von
Kiessandanreicherungen auf, die sich aus inglazialen
Schmelzwasserströmen entwickelten. Sie werden als
Ose bezeichnet und treten heute nach Abtauen des
Inlandeises und der Grundmoräne morphologisch
als "bahndammartige" Erhebung hervor, die sich
durch einen an KnickstelIen unvermittelten Richtungswechsel auszeichnet.
Der Sedimentkörper zeigt im Auf chluß bei horizontaler Schichtung erhebliche stoffliche Veränderlichkeiten und Einschlüsse von "Gletschereiern", abgerollte Grundmoränenbestandteile bi zu 12 cm 0, an
deren Außenflächen Kiese und Sande angelagert
sind.
Da Os von Teschendorf markiert mit seinen umgebenden Hochflächensedimenten eine südliche Verbreitungsgrenze des Frankfurter Stadiums der
Weichselkaltzeit im Gebiet von Te chendorf euendorf. Westlich und südlich schließt die Rüthnicker
Heide an, ein weitflächiger Sander, der im Ergebnis
glazifluvialer Entwä erung zum hauptvorflutbildenden Urstromtal aus dem Gletschertor des 0 e von
Teschendorf geschüttet wurde.
Das durch Erkundungsarbeiten gestützte Sedimentationsmodell geht, wie beim Modell der Blockpackung, von einem inglazialen Fließsystem auf
strukturellen Schwachstellen des Verbande Gletscher/Grundmoräne aus, die im Ergebnis aktiver
Inlandeisbewegung in Form horizontaler Scherflächen (Larninarspalten) und vertikaler Scherklüfte
vorliegen. Sie wurden in der Abschmelzphase des
Inlandeisglet chers für den Abfluß der Schmelzwässer zum Hauptvorfluter genutzt und dabei ständig
erweitert. Das Schmelzwasser bereitete beim Pa ieren des Grundmoränenbereichs den anstehenden
Geschiebemergel auf und übernahm die hier enthaltenen Kiese und Sande als Fracht. Jeweils bei Erreichen lokaler Grenztransportkraft wurde die mitgeführte Last in der Schmelzwa erbahn abgelegt.
Dem Gefälle zum Hauptvorfluter folgend ver tärkte
ich zunehmend die Tendenz, ein tieferes iveau zu
erreichen. Das sich dabei aufbauende Fließgefälle
nutzte da im Gletscher regelmäßige Trennflächensystem der Schwerklüfte und Scherflächen mit dem
Ergebnis eines rhythmischen Wechsels von horizontalem und vertikalem Fließen im Sinne einer räumlich veränderlichen, gewundenen Abflußbahn innerhalb des Inlandeisgletschers. Nach vollständigem Eisrücktau blieb der ur prünglich in glaziale
Schmelzwasserkanal mit seiner Sedimentla t erhalten, ragt als Vollform aus der umgebenden Hochfläche und reprä entiert sich in seinem durch unvermittelte KnickstelIen modifizierten bahndammartigen Verlauf als Projektion des inglazialen Sedimentkomplexes in die horizontale Ebene.
Sande und schwach kiesige Sande der Urstromtäler,
die Talsande, werden im Bundesland Brandenburg
selten als Baustoffe gewonnen. Ihre häufig auftre-
36
tende schadstoffliche Belastung mit organ i ehen
Sub tanzen sowie die unmittelbare
ähe zum
Grundwasserspiegel erfordern eine für diese Rohstoffqualität uneffektive aßgewinnung und Naßaufbereitung. Darüber hinaus sind die Urstromtäler
oft weitflächig als Trinkwasserschutz- und -vorbehaltsgebiete bzw. anderweitig restriktiv ausgewiesen.
Äolische, durch Windwirkung entstandene Sandanhäufungen treten vorwiegend im Bereich von Urstromtälern auf. Sie sind durch ausgeglichene Feinund Mittelkörnigkeit gekennzeichnet und flächig als
Flugsandfelder sowie linear al Binnendünen dargestellt. Die im orddeutschen Flachland häufigste
Dünenform ist die Parabeldüne; ihr Grundriß ist
leicht asymmetrisch bei typischer Öffnung nach
Westen. Daneben treten Strichdünen auf. Die Dünen
des Norddeutschen FlacWandes entwickelten ich
durch Westwinde im Ergebnis vorherr chender Luftdruckverteilung im jeweiligen Sommer des Spätglazials. Binnendünensysteme werden im Bunde land Brandenburg besonders unter dem A pekt des
gebotenen Umwelt chutzes heute nicht mehr lagerstättenwirtschaftlich genutzt. Ihre tofflichen Inhalte
können aus glazifluvialen Lagerstätten effektiver
und kontinuierlicher bereitgestellt werden.
Hessen
Verwitterungsbildungen von Festgesteinen
Der kristaLline Odenwald sowie die kristallinen Anteile des ihm nördlich vorgelagerten Sprendlinger
Horstes und des Spessart-Randbereiches spielen für
die Gewinnung von Sand und Kies derzeit nur eine
äußerst untergeordnete Rolle. Die dort über lange
Zeiträume hin der Verwitterung ausgesetzten Tiefengesteine (Granitoide, Diorite, Gabbros u. a.) und
Metamorphite bilden bereichsweise aus standfestem
Grus bestehende Zersatzdecken. Diese wurden örtlieb bis in eine Tiefe von 20 m vorwiegend al Wegeschüttmaterial abgebaut. Der .,Be unger Kies" im
südlichen Stadtbereich von Darmstadt war früher
seiner gleichmäßigen Gelbfärbung wegen be anders
begehrt. Heute wird nur noch in geringem Umfange
Gesteinsgrus nördlich Reichelsheim und bei Mitlechtern gewonnen.
Die im östlichen Odenwald, Spessart, Hess. Bergland, Knüll, Burgwald, Waldecker Bergland, Reinhardswald und Werratal weit verbreiteten Sandsteine
der Unteren Trias (Buntsandstein) werden vor allem
dort gewonnen, wo sie infolge Verwitterung und/
oder hydrothermaler Prozesse ("Kaolinisierung")
aufgelockert ("mürbe") und in geeigneter Korngrößenverteilung auftreten. Der hierbei anfallende
Kiesanteil ist sehr gering. Die Gewinnung derartiger,
verkehrsgünstig gelegener, qualitativ hochwertiger
"Mürbsandsteine" nimmt in Nord- und Osthe sen an
Bedeutung zu, da vor allem infolge der Ausweisung
von Auenverbundsflächen bzw. Überlagerungen mit
Hessen
Grundwasser icherungsflächen der Abbau von Kiesanden der jüngeren Terrassen insbe ondere der
Lahn, Fulda, Eder und Werra mehr und mehr eingechränkt wird und qualitativ hochwertige Kiessande
älterer Terrassen nur bereichsweise (im Limburger
Becken, im Raum Borken-Fritzlar-Wabern) abbauwürdig und genehmigungsfähig sind.
Tertiäre Lockergesteine (Sande und Kiese)
Mächtige und ausgedehnte tertiärzeitliche Vorkommen von Sanden und untergeordnet Kiesen sind an
die tektonischen Strukturen des nördlichen Oberrheingraben (im weite ten Sinne) und der Hessisehen Senke mit ihren Randbereichen gebunden.
Vor rd. 50 Millionen Jahren (Mitteleozän) kam es
hier zu ersten Absenkungen (z. B. Raum Me sei) mit
nachfolgend limni eh-fluviatilen Ablagerungen. Mit
Beginn der Oligozänzeit verstärkten sich die Senkungsabläufe, Teilräume brachen in unterschiedlichen Zeiträumen mehr oder weniger stark ein. Das
Bruch ystem wurde mit Lockergesteinen angefüllt.
och im Unterrniozän flossen Urmosel und Urlahn
zum nach Süden geöffneten Oberrheingraben. Erst
als an der Wende UntermiozänlMittelmiozän die
Wa serscheide im Rheinischen Schiefergebirge
überwunden war, kehrte sich die Entwässerung um.
Der Oberrheingraben fand seinen Abfluß nach Norden. Und er t vor wenigen Millionen Jahren erhielt
der Oberrhein. zunäch tein ebenfluß des Urmain .
~
N
100 Kilometer
C:========::::J=========::::JI
Quartär:
Tertiär:
o
o
Kiesige Sande bis sandige Kiese (Terrassen)
Überwiegend Sande, teilweise kiesig
Quartär - Tertiär:
Mesozoikum (Buntsandstein):
o
_
Quarzsande und -kiese (Terrassen)
Mürbsandsteine (nur derzeitige Abbauschwerpunkte)
Karte 4: Verbreitung der Sand- und Kiesvorkommen in Hessen (Quelle: He s. Landesamtfiir Bodenforschung, Wiesbaden).
37
Geologie lind Verbreilung der and- lind Kiesvorkol11men in der Bundesrepllblik Dell/schland
AnscWuß an das Abflußsystem der ordalpen. Die
periodischen Schmelzwasserabflüsse führten dann
mit Beginn der Eiszeiten zu der jüngsten großen
Akkumulationsperiode (Plio-Pleistozän) mit noch
einmal mächtigen Aufschüttungen. Insgesamt reicherten sich so im nördlichen Oberrheingraben bis
zu 3000 m mächtige tertiäre Sedimente (überwiegend Feinsande mit tonig-scWuffig-kohligen Einlagerungen) an, unterlagert von permokarbonen
Gesteinen (Klastika, Pyroklastika und basische Vulkanite) und überlagert von mächtigen quartären
Kiessanden.
Tertiäre Sande (max. mehrere zehn Meter mächtig)
mit untergeordnet kiesigen Anteilen und mitunter
tonig bis koWigen Einschaltungen werden ganz
überwiegend für die Bauindustrie vor allem in der
Wetterau, in Randbereichen des Vogelsberges, nördlich Schwalmstadt, in der Niederhessischen Senke
und im Großraum Kassel abgebaut.
Die bedeutendeste teriär- bis quartärzeitliche Kie sand-Lagerstätte in ordhessen liegt in der Region
Borken-Fritzlar-Wabern. Die "Großenengliser Platte" (südlich der Eder und westlich der Schwalm) und
das Gebiet westlich Felsberg (nördlich der Eder)
wei en Kiessand-Mächtigkeiten von über 20 m bis
> 50 m auf.
In der Idsteiner Senke, im Limburger Becken und im
Elzer Graben als der nordnordwestlichen Verlängerung des Oberrheingrabens liegen über einem
Mosaik von Hoch- und Tief chollen unterschiedlich
mächtige (bis über 20 m) fluviatile ältere TerrassenKiese (oligozäne "Arenberger Schichten" oder "Vallendarer Schotter" genannt), die wegen ihres hohen
Quarzanteils, guter Kornabstufung und geringer
Sand/Schluff-Führung i. a. begehrter sind als die jüngeren, quartären Terrassenablagerungen. Sie werden
derzeit im Raum Brechen und Niederzeuzheim abgebaut.
Quartäre Lockergesteine (Sande und Kiese)
Die größten Vorkommen von Kiesen und Sanden
stellen die quartärzeitlichen Ablagerungen in den
Talauen und auf den höher gelegenen Terrassen der
großen Flü se dar: allen voran der in einer aktiven
Grabenzone fließende Rhein mit seinen Hauptnebenflüssen (in Südhessen insbesondere der Main)
sowie deren größere Zuflüsse. In Mittel- und ordhessen sind es die fluviatilen jüngeren Terrassenablagerungen der schmäleren, örtlich auch etwas breiteren Flüsse Weser, Werra, Fulda, Eder und Lahn mit
ihren Hauptzuflüssen. Meist nur lokale Bedeutung
haben die Sand- und Kiesvorkommen kleinerer
Flußläufe.
Die quartäre Füllung des nördlichen Oberrheingrabens, des Mainzer Beckens und der ö tlichen Untermainebene (südliche Hanau-Seligenstädter Senke =
Dieburger Bucht) ist das größte Sand/Kies-Potential
in Hessen. Die Sand/Kies-Abfolge mit tonig-schluffig-feinsandigen Zwischenschichten ist mittels einiger
38
Tausend Bohrungen erkundet. Im nördlichen Oberrheingraben nimmt die Mächtigkeit generell von
Süden (mehr als 150 m mächtig) nach orden ab. Im
Raum Groß-Gerau verzahnen sich mehrfach die
Ablagerungen des Rheins, der Altläufe des eckar
und des Mains (in bis zu 7 Terras en untergliedert).
Diese quartärzeitlichen Lockersedimente sind i. a.
unterlagert von tertiärzeitlichen (s. vorhergehende
Unterkap., Grenzziehung mitunter schwierig). Überdeckt sind sie bereichswei e von Auenlehmen und insbesondere nordwestlich Mainz und südlich des Mains
zwischen Groß-Gerau und Aschaffenburg von jungpleistozänen bis holozänen Flugsanddecken (mit bis
über 10 m hohen Dünenaufwehungen), die früher
nicht selten der Sandgewinnung dienten.
Nordwestlich einer Störungszone Nackenheim-Rüselsheim, in der westlichen sowie in der einheitlicher
aufgebauten östlichen Untermainebene (mit unterer
Kinzig und Gersprenz) liegen die quartären Mächtigkeiten meist nur noch zwischen 10 und 40 m, die
nur bereichsweise (Raum Babenhausen mit über
50 m) überschritten werden. Unter ständiger Verlegung ihres Laufes schütteten Rhein, eckar und
Main vorwiegend Sande und Kie e auf. Ihre Anteile
und der Anteil an feinkörnigen Einschaltungen
wechseln auf engem Raum. Je nach Einzugsgebiet
sind die sandig-kiesigen Ablagerungen aus gutgerundeten, größtenteils sehr wider tandsfähigen Gesteinskomponenten zusammengesetzt. Es überwiegen Kalksteine und Sandsteine des Mesozoikums,
Quarzite, Gangquarze, Horn teine und magmatischmetamorphe Gesteine. Der aus dem Fichtelgebirge
stammende schwarze Kieselschiefer ist eine typische
Main-Komponente. Der Kiesanteil der Main-Sedimente liegt i. d. R. höher (bis zu 30 %) als der von
Rhein und Neckar.
Die südhessische Eigenversorgung, insbesondere für
den Rhein-Main-Ballungsraum, wird zunehmend
schwieriger. Flächen für die Gewinnung von Kie
und Sand werden auch für andere raumbedeutsame
Maßnahmen und Planungen beansprucht, in erster
Linie für die Wasserwirtschaft und die Grundwassersicherung, den Landschaft - und aturschutz (Auewälder, Bannwälder, Schutzwälder), abgesehen von
dem hohen Bedarf an Siedlungs-, Verkehrs- sowie
Ver- und Entsorgung einrichtungen.
Ziel der regionalen Raumordnung und Landesplanung ist es diese Flächenansprüche zukunftsweiend, umsichtig und ausgewogen aufeinander abzustimmen. In Südhessen wird derzeit an 32 Gewinnungsstellen Sand und Kie abgebaut. Abbauschwerpunkte liegen in den Räumen Rodgau-Babenhausen, Langen, Riedstadt, Bibli und Bensheim.
In Mittel- und ordhessen ist die Gewinnung quartärer Kiese und Sande fast aus chließlich auf die Terrassen ablagerungen der Flüsse Lahn, Eder, Fulda,
Werra und Weser beschränkt. Die Qualität der
Flußab lagerungen ist je nach Einzugsgebiet unterschiedlich. Die Lagerstättenmächtigkeiten liegen im
Durchschnitt bei wenigen Metern, in Abbauschwer-
Meck/ellburg- Vorpommern
punkten bei 10 bis 12 m, die nur an wenigen Stellen
deutlich überschritten werden. Die GewinnungssteIlen konzentrieren sich derzeit an der Werra auf die
Räume Witzenhausen und Eschwege, an der Fulda
auf den Raum Rotenburg-Bebra, an der Eder auf
den Schwerpunktsraum Fritzlar-Wabern (ältere Terrassen ablagerungen dort beiderseits der Eder siehe
vorhergehendes Kapitel), an der Ohm auf das Amöneburger-Kirchhainer Becken und an der Lahn auf
den Raum südlich Marburg.
Verbrauch, Produktion, Versorgungsprobleme
Aufgrund der erdgeschichtlichen Entwicklung sind
in Hessen Kiese und Sande räumlich und mengenmäßig ungleichmäßig verbreitet, von unterschiedlicher Qualität und Korngrößenzusammensetzung.
Wie anderswo sind sie auch hier der Menge nach die
wichtig ten minerali ehen Primärrohstoffe aus oberflächennahen Lager tätten. Sie werden derzeit an rd.
100 Stellen in Hessen abgebaut, die Jahresförderung
liegt größenordnungsmäßig bei 15 Mio t. Etwa dje
Hälfte dieser Produktionsmenge wird im Regierungsbezirk Darmstadt gewonnen, weitere 15% im
Regierungsbezirk Gießen und 35% im Regierungsbezirk Kassel (HLT 1997). Hauptverbraucher (über
95%) i t die Bauindustrie. Vergleichsweise geringe
Mengen (unter 5%) besonders hochwertiger Qualitäten werden in anderen Industriezweigen (Glasund Keramikindustrie, Gießereien) eingesetzt. Bausande und -kiese sind unentbehrliche Zuschlagstoffe
vor allem im Betonhoch- und -tiefbau (65% bzw.
35% in Hessen; HLT 1997). Im Betonbau sind vor
allem kiesige Zuschlagstoffe gefragt. Da jedoch die
hessischen Kiessand-Lagerstätten i. d. R. einen
hohen Sandanteil aufweisen, sind Überlegungen hinsichtlich des Einsatzes von mehr Sand in bestimmten
Betonen als Beitrag für eine optimale Rohstoffnutzung sinnvoll.
Die Bauindustrie ist aufgrund der Transportkostenempfindlichkeit der häufig in großen Mengen
benötigten Kiese und ande wesentlich von der verbrauch nahen Verfügbarkeit dieser Rohstoffe abhängig. Die Verbrauchsschwerpunkte liegen in Ballungsräumen und gerade dort sind die Ansprüche
raum bedeutsamer utzungen besonders hoch. In
Südhessen sind die für den Sand/Kies-Abbau nutzbaren Flächen insbesondere mit Ansprüchen der
Wasserwirtschaft, der For twirtschaft und des Naturund Landschaftsschutzes belegt. In Nordhessen konkurrieren neben Natur- und Landschaft schutz vor
allem die Land- und For twirtschaft mit den für die
Roh toffgewinnung und - icherung geeigneten Flächen. In Südhessen übersteigt der Verbrauch von
Sand und Kie erheblich die mangel Abbaugenehmigungen gedrosselte regionale Produktion, so daß
das Ballungsgebiet Rhein-Main in hohem Maße auf
Kjes/Sand-Importe (per Schiff und LKW) angewiesen ist. Diese belasten zusätzlich die Verkehrswege
und damit die Umwelt.
Mecklenburg-Vorpommern
Seit etwa 30 Mio. Jahren wird das Senkungsgebiet, in
dem heute Mecklenburg- Vorpommern liegt, vorwiegend aus ordosten durch Flüsse und Gletscher mit
Gesteinsschutt aufgefüllt. Die Vielfalt der mjneralogischen Zusammensetzung, der Korngrößen der
Gesteinsbrocken und der Verwitterungszustand ist
groß. Die Entfernung zum Herkunftsgebiet der Gesteine war beträchtlich, so daß in Mecklenburg-Vorpommern Sandvorkommen gegenüber Kiesen vorherrschen, denn auf dem langen Transport erfolgte
bereits eine mechanjsche Auslese.
Mit dem Alter konnte auch die chemische Verwitterung zunehmend selektieren, so daß nur die widerstandsfähigsten Bestandteile übrigblieben, nämlich
die Quarze. Die so entstandenen jungtertiären, meist
mächtigen Quarzsand-Vorkommen sind mit den
Kaolin anden Schleswig-Holsteins bzw. von Sylt vergleichbar, doch mer weitgehend kiesfrei.
Es sind vorwiegend Fein- bis Mittelsande, die sich zu
Forrnsanden und be tenfaUs der Herstellung von
Gebrauchsglas verwenden lassen. Sie enthalten im
Durch chnitt
95% Si0 2
1% Fe203 + Ti0 2
1% CaO+MgO
1-2% Na20 + K20
1-2% A1 20 3
1% Glühverlust
Im Südwesten Mecklenburgs liegen sie stellenweise
so hoch in Oberflächen nähe, daß sie abgebaut werden könnten. Meist jedoch werden ie durch mächtige pleistozäne Ablagerungen in unerreichbare Tiefen verbannt. Ihre bisherige Bedeutung ist folglich
gering.
Der größte Teil des Bedarfes an rolligen Massenrohstoffen für die Bauindustrie in Mecklenburg-Vorpommern wird aus oberflächennahen pleistozänen
Bildungen gedeckt. Dabei spielen Terrassenschotter
der Flü se keine große Rolle. Es sind vielmehr die
Schmelzwässer der eiszeitlichen Verglet cherungen,
die unter chiedliche Typen von Kie - und Sandvorkommen schufen. Da da Land auch in der jüngsten,
der Weichsel-Verei ung nicht nur einmal vom Eis
bedeckt war, läßt sich hier die Genese der verschiedenen Lager tättentypen relativ gut rekonstruieren.
Generelle Unterschiede zwischen Kiessanden aus
AIt- und Jungmoränengebieten sind Farbe, Festigkeit und Abschlämmbares; weichselzeitliche Kjesande sind im allgemeinen heller und wegen des
geringen Verwitterungsgrades abriebfe ter und firmer an FeinstkoID.
Jede der pleistozänen Vergletscherungen, die unser
Land erreichten, hat im Idealfall eine zyklisch wiederkehrende Folge typi eher Sedimente hinterlassen, einen glazjären Zyklus. Bevor da vom nordischen Verei ungszentrum nach Süden fließende Eis
hier ankam, setzten des en Schmelzwässer zunehmend sich vergröbernde Sande ab.
39
Geologie und Verbreiwng der Sand- lind Kiesvorkommen in der Bundesrepublik Dell/schland
Ostsee
Ostsee
o
50
100 Kilometer
======::::I:I======:::jl
~
N
CI
Quartär:
Tertiär:
Abbau im Meer:
o
Kiessande
o
CZJ
_
Sande
Sande
Fördergebiete für Kies
Karte 5: Verbreitung der Sand- und Kiesvorkommen in Mecklenburg- Vorpommern (Quelle: Geologisches Landesamt
Mecklenburg- Vorpommern, Schwerin).
Das schuttbeladene Gletschereis hat den Geschiebemergel zurückgelas en, der die e frühen bzw. un teren
Sande bedeckt. Der äußerste Vereisungsrand ist
durch die Endmoränen gekennzeichnet, vor denen
die Schmelzwässer die Sander ablagerten. Verständlich, daß sich in ihnen die groben Gerölle zuer t - also
unmittelbar am Ei rand - und die feineren
Bestandteile in größerer Entfernung von der Endmoräne absetzten. Die SchmeLzwä er, die anfänglich
vom Eis wegflossen, ammelten ich und strebten
dann eisrandparallel in den Urstromtälern dem offenen Meer zu. Auf und im Eis nutzten die SchmeLzwässer Spalten und Tunnel zum Abfließen. Wenn dann
das Eis gänzlich abgetaut war, blieb das in den Spalten
vom Schmelzwa er abgesetzte Material zurück und
bildete langgestreckte Wälle auf dem Geschiebemergel der Grundmoräne, die sogenannten Wallberge
oder Oser und die Kame . Zum vollständigen glaziären Zyklus gehören noch obere Schmelzwasser-
40
ande, die nach oben immer feinkörniger werden, je
weiter sich das Eis zurückgezogen hat.
Die
utzung des rolligen Materials reicht von
Schütt- und Bettungsmaterial über Rohstoffe für
Mörtel, Gasbeton, Kalksandstein bis zum Betonzuschlagstoff, Fundamentebau und Schmuck teingewinnung. Gefragt sind Bildungen mit möglichst
hohem Kiesanteil, die in erster Linie im Sander nahe
den Endmoränen zu finden ind. Größere Mächtigkeiten, weite Verbreitung und fehlender Abraum
sind weitere Vorteile, die besonders an Sanderwurzeln auftreten. Untere Sande können - allerdings unter Abraum - ähnliche Vorteile haben, während Talsande in den Urstromtälern meist zu feinkörnig sind
und unterhalb des Grundwa serspiegeLs Liegen. Vorkommen in Osern reichen meist nur für den örtlichen Bedarf, obere Sande sind zu fein und geringmächtig und Dünensande enthalten keinerlei gröbere Bestandteile.
iedersachsenllnd Schieswig-Holslein
reaktive Komponenten auch nach der Unterwasserförderung im Kies. Es hat sich auch gezeigt, daß ich
die Alkaliempfindlichkeit erhöht, wenn dem Kiessand das eigene Überkorn als Brechgut wieder zugefügt wird.
Die Oberfläche der Lagerstätten trägt meistens nicht
hochwertigen Boden, der meist forstwirtschaftlich
genutzt wird. Restriktionen unterschiedlicher Art
machen es in zunehmendem Maß schwieriger, ungenutzte Vorkommen zu nutzbaren Lager tätten zu
machen. So bleibt es noch häufig dabei, daß zwischen
Produzent und Verbraucher lange Tran portwege in
Kauf genommen werden müssen.
Niedersachsen und Schleswig-Hoistein
Abb. 9: In Kiistennähe werden mit dem Saugbagger vom
Schiff aus Sande und Kiese am Meeresgrund abgebaw.
Diese schwimmenden Gewinnungs- und Transporran/agen
sind so teuere, daß rund um die Uhr gearbeitet werden muß.
Das abgebildete Baggerschiff wird mit einem fest montierten Schrapper entladen.
Foto: A. Glllbrod
Strandablagerungen sind für die Bauwirtschaft
natürlich nicht verfügbar und die Gewinnung von
Kiessand aus der Ostsee ist bisher noch recht kostenintensiv.
Die bedeutendsten Lagerstätten und Abbaugebiete
von Kie anden befinden sich also in der ähe ehemaliger Eisränder. Vor der äußeren. der Frankfurter
Randlage der Weichselvergletscherung sind es die
Sandergebiete um Zarrentin und südlich von Schwerin, deren Vorräte bei Jahresfördermengen von jeweils ca. 1 Mio. m 3 noch mindestens 50 Jahre reichen.
Die Kie gehalte betragen 20-40% und die Feinstanteile liegen bei 3%. Noch bedeutender sind allerdings die Lagerstätten in den Sandern der jüngeren
Pommerschen Endmoräne. In den Gebieten eukloster - Warin - Krassow und Langhagen-Hallalit ind
Vorrats- und Fördermengen sowie die Kiesgehalte
noch größer. Beide Großvorkommen befinden ich
dort. wo Ei loben zu ammen tießen und eine Endmoränengabel gebildet haben.
Eine Anzahl von unterschiedlichen Schmelzwasserbildungen ist die Grundlage für die mehr oder weniger lokale Versorgung mit Kiessanden. Nicht sehr
reich an entsprechenden Vorkommen sind der Osten
und Norden des Landes.
Dort können die geringmächtigen holozänen Kiessandanreicherungen am Ostseegrund vor KüWungsborn und östlich von Greifswald-Rügen die Versorgungslücken scWießen helfen.
Durch aßförderung in einem Teil der Lagerstätten
werden die Anteile owohl an AbscWämmbarem als
auch humosen und kohligen Partikeln reduziert. Al
störende Bestandteile für Betonzuschlagstoffe verbleiben aber solche Gerölle wie Opalsandstein des
Eozän oder verkieselte Kreidesedimente als alkali-
Die Kies- und Sand lagerstätten dieser beiden Bundesländer sind fast ausscWießlich an quartäre
Lockerablagerungen gebunden. Je nachdem, ob wir
Flußablagerungen im üden oder vom Inlandeis geschaffene Ablagerungen im orden vor uns haben,
unter cheiden sich die Lagerstätten nach Ausbildung
und Inhalt ganz beträchtlich.
In den weitgehend eisfreien südlichen Gebieten zerkleinerte während der Ei zeit der Frost die Gesteine,
der Schutt glitt während wärmerer Perioden zu Tal,
wurde dort von den großen Flüs en aufgenommen
und in Richtung orden transportiert. Das Entwässerungssystem folgte weitgehend den großen Urstromtälern. Erst in relativ junger Zeit bildete ich
das heutige Flußsystem aus, so daß wir nicht nur in
den Tälern von Oker, Innerste, Aller, Leine, Eibe.
Weser und Ems Kieslagerstätten finden.
Besonder markant ist dies an der Leine zu beobachten, wo wir gute Kieslager tätten am heutigen Flußlauf in Richtung Norden nur bis zum Stadtgebiet von
Hannover finden. Nordwestlich davon führt das heutige Leinetal nur noch Sande mit geringen Kie beimengungen. Der Grund liegt darin, daß die Leine
früher von Hannover aus direkt nach orden zur
Aller floß. Die älteren Leinekiese finden wir deshalb
dort unter einer jüngeren Sandbedeckung.
Die Gebiete. die vom nordischen Inlandeis bedeckt
waren, enthalten Kies- und Sandlagerstätten ganz
anderer Prägung. Das Inlandeis nahm bei seinem
Vordringen nach Süden aus dem Untergrund Skandinaviens und der Ostsee ein ganzes Gesteinssortiment mit. Bei der langsamen Wanderung der Eismassen nach Süden wurden die weicheren Gesteine
zerrieben, die harten blieben übrig. Diese harten
Komponenten sind neben den vielfältigen kri tallinen und metamorphen Gesteinen Skandinaviens
Quarze. vor allem aber auch Flinte, die den Kreideablagerungen Dänemarks, Südschwedens und
Schleswig-Holsteins entstammen.
Das Eis lagerte die Gesteine, die in ihrer Korngröße
zwischen Blöcken (Findlingen) und SchlufffTonKorn schwankten, in großen Gebieten als Grundmoräne (Geschiebelehm) ab. Am Eisrand floß
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