Migros Magazin Nr. 10 vom 03.03.08 Seite 91, Region: Hauptausgabe

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91
Migros-Magazin 10, 3. März 2008
Besser leben
In Form
Profis raten
Hausarzt Ernst
Zehnder,
Facharzt für
Allgemeine
Medizin FMH
in Zürich
D
ie vor Kurzem veröffentlichten Ergebnisse einer
Laborstudie mit Tieren an
der deutschen Universität
Münster hat viele Konsumenten
verunsichert. Denn diese bringt
Olivenöl mit schädlichen
Veränderungen der Blutgefässe
(Arteriosklerose) in Verbindung. Dabei galt Olivenöl bis
anhin als wichtiger Bestandteil
der für Herz und Kreislauf
empfohlenen Mittelmeerküche.
Die Schweizerische Herzstiftung ist vom gesundheitlichen Nutzen des «flüssigen
Goldes» aber nach wie vor
überzeugt. Der neuen Laborstudie stünden diverse Untersuchungen bei grossen Bevölkerungsgruppen gegenüber, welche
die positive Wirkung der
Mittelmeerküche mit Olivenöl
als Hauptfettlieferant belegen.
Olivenöl beeinflusst durch dessen
einfach ungesättigte Fettsäuren
Olivenöl ist
doch gesund
und andere Wirkstoffe die
Cholesterinwerte günstig und
schützt Zellen vor Oxidation.
«Olivenöl ist im Rahmen einer
ausgewogenen Ernährung für
die Herz-Kreislauf-Gesundheit
weiterhin empfehlenswert», ist
die Schweizerische Herzstiftung
überzeugt.
Auch die Schweizerische
Gesellschaft für Ernährung
(SGE) empfiehlt Olivenöl
weiterhin. «Bei der genannten
Untersuchung handelt es sich
um eine einzelne Studie an
Labortieren», erklärt Marion
Wäfler, Ernährungsberaterin HF
bei der SGE. «Sogar der Autor
der Studie sagt, dass es noch zu
früh sei, vor Olivenöl zu
warnen.»
Karin Zahner
Eine kürzlich veröffentlichte Studie
stellt den gesundheitlichen Nutzen
von Olivenöl in Frage. Die Schweizerische
Herzstiftung und die Gesellschaft
für Ernährung geben aber Entwarnung.
BIL D CORBIS
Gut beraten mit dem Migros-Magazin
Das hilft bei Fusspilz
Fusspilz kann sich ausbreiten,
wenn die Füsse längere Zeit
feucht und überwärmt sind.
Plastikstiefel, synthetische
Turn- und billige Bergschuhe
begünstigen das Entstehen.
Wer Fusspilz hat, sollte neben
der Behandlung mit Medikamenten die Füsse täglich
waschen, immer gut trocknen
und die Socken täglich
wechseln. Günstig ist es auch,
offene Schuhe zu tragen.
Buchtipp: Dr. med. Ernst Zehnder,
Sprechstunde Gesundheit mit dem
Hausarzt, Werd-Verlag, Fr. 39.90.
Mann oh Mann
Das macht Männer
glücklich
• Das Konkurrenzdenken spielt
beim männlichen Geschlecht eine
zentrale Rolle, auch beim Lohn:
Nicht nur die Höhe des Gehaltschecks verleiht Männern
Zufriedenheit, sondern auch die
Tatsache, dass sie mehr verdienen
als ihre Kollegen. Schuld daran
ist ein automatisch ablaufender
Mechanismus im Hirn. Deutschen
Forschern zufolge wird das
sogenannte Belohnungszentrum
des Hirns dann besonders aktiv,
wenn die eigene Lohntüte praller
gefüllt ist als die der anderen.
Stimmts?
Stillen verursacht
Hängebrüste
Was bedeutet «Mittelmeerküche»?
Tipps und Rezepte
Unter mediterraner oder Mittelmeerernährung versteht
man eine natürliche, schmackhafte Ernährung:
Farbiges Gemüse und Früchte in Hülle und Fülle, Reis,
Polenta, Teigwaren, Kartoffeln, Linsen, Bohnen, Erbsen,
Nüsse, dafür weniger Fleisch oder Zucker sowie Olivenöl
und Rapsöl als Hauptfettquelle – alle diese Zutaten
tragen in einer ausgewogenen Zusammensetzung zum
Wohlbefinden bei.
Rezepte zur Mittelmeerküche gibts im Buch «Kochen für
das Herz» sowie in der Broschüre «Herzgesund
geniessen». Die Broschüre ist gratis, «Kochen für das
Herz» kostet Fr. 28.90 exkl. Versandspesen. Bestellen
bei: Schweizerische Herzstiftung, Schwarztorstrasse 18,
Postfach 368, 3000 Bern 14, Bestelltelefon 0900 553
144 (Fr. 1.50 pro Minute), [email protected],
www.swissheart.ch und www.swissheart.ch/shop.
• Stimmt nicht! Das freut
Millionen frischgebackener
Mütter: Wer sein Baby stillt,
riskiert keine Hängebrüste. Im
Rahmen einer neuen amerikanischen Untersuchung konnte
kein Zusammenhang zwischen
dem Erschlaffen der Brüste und
dem Stillen gefunden werden.
Einen Einfluss haben dagegen die
Anzahl der Schwangerschaften,
das Alter der Frau, ihr Body-MassIndex (BMI) sowie der Zigarettenkonsum. Befragt wurde im
Rahmen der Studie eine grosse
Anzahl Frauen in den USA,
die ihre Brüste hatten korrigieren
lassen.
92
In Form
Besser leben
Migros-Magazin 10, 3. März 2008
Reden ist Gold
Viele Beziehungen zerbrechen, weil die Partner unter Stress stehen. Ihre Liebe
können sie höchstens noch retten, wenn sie intensiv miteinander reden.
I
n guten Paarbeziehungen
sind offene und vertrauensvolle Gespräche zentral – von
Anfang an. Wird diese Kommunikation gestört oder gerät sie in
falsche Bahnen, kann das für
Paare zu einer Zerreissprobe
werden. Eingespielte Muster
können jedoch positiv verändert
werden. Rund 1000 Paare haben
genau das versucht, sie alle
besuchten ein Stresspräventionsseminar an der Universität
Freiburg, das dort seit zehn
Jahren erfolgreich angeboten
wird. Im Stressseminar lernen
Paare – gerade unter Stress –
bewusst miteinander zu kommunizieren.
Verhaltensweisen erweitern
Zwei, die im vergangenen Jahr
ein solches Wochenende besucht
haben, sind die Psychotherapeutin Babette Bürgi Wirth und der
Hochschuldozent und Musiker
Chris Wirth, beide 42-jährig.
Kennengelernt haben sich die
Eltern zweier Töchter vor
21 Jahren im Primarlehrerseminar, einige Jahre später heirateten sie. Von Anfang an führten
die beiden begeisterten Wanderer
eine moderne Ehe. «Wir haben
uns in der Partnerschaft mit den
Ausbildungen und dem Haushalt
stets abgewechselt», sagt
Chris Wirth. «Immer haben wir
aufeinander zählen können.»
Neue Lebenssituationen in
Kombination mit der Schwierigkeit, Beruf, Familie und Hobby
unter einen Hut zu bringen,
bewirkten aber, dass die Beziehung unter Druck geriet. Deshalb entschlossen sich Babette
Bürgi Wirth und Chris Wirth ein
Stresspräventionsseminar zu
besuchen. Obwohl keine wirklich akute Konfliktsituation
bestand, hofften sie, dabei ihr
Verhaltensrepertoire im Sinne
einer Fortbildung erweitern zu
können.
«Unter Stress funktioniert
unsere Zusammenarbeit nicht
immer ideal», erzählt Babette
Bürgi Wirth. «Ich werde gerne
laut oder versuche, Dinge
in Eigenregie zu bewältigen,
ohne mich mit Chris abzusprechen. Chris hat die besseren
Nerven als ich, zieht sich dafür
aber eher zurück.»
Anleitung zur Veränderung
Doch worauf kommt es bei einer
«richtigen» Kommunikation
überhaupt an? Studien zeigen,
dass eine glückliche Partnerschaft vor allem von drei
Faktoren abhängt: der Fähigkeit,
Probleme zu lösen, der Fähigkeit
zu kommunizieren sowie der
Fähigkeit, Stresssituationen zu
bewältigen. Wie man sich diese
Kompetenzen aneignen kann und
so die Qualität der Beziehung zu
Das sagt die Expertin
Birgit Ruhe-Kollmeyer, Psychologin und Beauftragte für Prävention und Beratung am Institut für
Familienforschung und -beratung
an der Universität Freiburg.
Welches sind die häufigsten
Stressfaktoren für Paare?
Den meisten Stress erlebt man
ausserhalb der Partnerschaft,
beispielsweise im Beruf oder mit
den Kindern. Objektiv gesehen
sind es oft nur Kleinigkeiten, wie
beispielsweise eine kritische
Bemerkung oder eine Verspätung, die zu Unstimmigkeiten
führen. Diese lösen jedoch sehr
viel aus und können zum Stress
werden. Wenn dieser nicht
bewältigt wird, kann er auf die
Partnerschaft überschwappen.
Welchen Rat geben Sie den Paaren,
die zu Ihnen kommen, mit auf den
Weg?
Wir leiten die Paare an, sich in
Stresssituationen gegenseitig zu
unterstützen. Klare Kommunikationsregeln und ein Rahmen, in
dem Gespräche möglich sind,
helfen auch bei Konflikten, besser
miteinander reden und Probleme
gemeinsam lösen zu können.
Was sind das für Gesprächsregeln?
Um den anderen zu verstehen, ist es
wichtig, dass man ihm auch wirklich
zuhört. Daher ist es hilfreich, wenn
ein Partner sich eine Zeitlang nur
auf den anderen konzentriert und
nur zuhört, während der andere
spricht. Später wechselt man dann
die Rollen. Der Sprecher sollte
möglichst konkret bei einer
bestimmten Situation bleiben und
von sich sprechen und dem, was in
ihm vorgegangen ist. Das hilft auch,
Vorwürfe zu vermeiden. Der Zuhörer
zeigt durch Blickkontakt und kleine
Äusserungen, dass er zuhört, und er
sollte auch Fragen stellen.
verbessern in der Lage ist, wird
in Stresspräventionsseminaren
praxisnah vermittelt. Beispielsweise an der Uni Freiburg oder
in der Klubschule Migros Aare.
«Wir haben im Seminar konkret
erfahren und geübt, wie man
die Kommunikation verbessern
und eine stressbeladene Situation
bewältigen kann», fasst Babette
Bürgi Wirth ihre Erfahrungen
zusammen. «Im Grunde haben
wir sogar eine Anleitung erhalten, wie wir uns verändern
können.»
Bei der Verbesserung der
Paarkommunikation geht es um
das Erkennen von destruktiven
Kommunikationsmustern und
um das Erlernen von Techniken,
um diese zu verändern (siehe
das Interview mit Birgit RuheKollmeyer links).
Streiten will gelernt sein
Will ein Paar seine Kommunikation verbessern, muss es sich
zuerst seiner Kommunikationsmuster bewusst werden. «Ich
habe im Seminar viel über das
Streiten gelernt», sagt Babette
Bürgi Wirth. «Zum Beispiel,
dass man zuerst einmal richtig
zu verstehen versucht, was
der andere sagt, und dann das
Gesagte wiederholt, um zu
sehen, ob man ihn auch wirklich
richtig verstanden hat.» Die
Wiederholung einer Äusserung
verlangsamt nicht nur das
Gespräch, sie hilft auch, Missverständnissen vorzubeugen.
Einem Konflikt kann also oft mit
ein paar einfachen Tricks die
Schärfe genommen werden. Und
so muss denn auch nicht jede
Migros-Magazin 10, 3. März 2008
Besser leben
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Eine Art Trotzphase: Am Anfang
von Konflikten
steht oft die
Verweigerung des
Gesprächs
(Symbolbild).
Die vier
schlimmsten Fehler
Vier Kommunikationsfehler sind
laut Experten besonders schädlich
für die Partnerschaft:
• Das «defensive Verhalten»
gehört während eines Streits zu
den häufigen Stolpersteinen.
Dabei übernehmen die Betroffenen keine Verantwortung für das
eigene Handeln, im Vordergrund
steht die Verteidigung, alles
andere wird von sich gewiesen.
• Das «provokative Verhalten»
zeigt sich etwa in zynischen
Bemerkungen oder gar im
Einspeisen intimen Wissens
während des Streitgesprächs.
• Die «verächtliche Kommunikation» äussert Gemeinheiten
gegenüber dem Partner, macht
ihn lächerlich oder «klein».
• Der «absolute Rückzug»
beinhaltet eine totale Verweigerung der Kommunikation,
der Partner wird ignoriert.
94
In Form
Besser leben
Migros-Magazin 10, 3. März 2008
Herz & Seele
Stessseminare
für Paare
Männer verdrängen
Depressionen
• Das Institut für Familienforschung und -beratung der
Universität Freiburg bietet dieses
Jahr 18 Stresspräventionsseminare an (Wochenende). Infos:
www.unifr.ch/iff, www.paarlife.ch,
Telefon 026 300 74 71
• Die Klubschule Migros bietet
neu Stresspräventionsseminare
für Paare an. «Wir wollen das
Angebot im Bereich ‹Mensch
und Umwelt› ausbauen», erklärt
Philip Keller, Leiter Geschäftsbereich Sprachen und Freizeit bei
der Klubschule Migros Aare.
«Dazu passen solche Seminare
hervorragend.» Fest stehen bis
jetzt drei Wochenendseminare
«Paarlife – Fit für das Leben zu
zweit» (10./11. Mai und 30./31.
August in Bern, 21./22. Juni in
Olten. Infos: www.klubschule.ch,
Telefon Olten: 058 568 94 94;
Telefon Bern: 058 568 95 95
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Die Partner
reden wieder
miteinander:
Probleme
werden lösbar.
spannungsgeladene Stresssituation unbedingt zum wüsten Streit
führen.
Bewährt hat sich auch die
bewusste Verteilung der Zuhörerund Sprecherrollen. «Wir haben
uns im Kurs damit befasst, was
es heisst, einander wirklich zuzuhören», erzählt Chris Wirth,
«und wie wenig man dies im
Alltag effektiv macht.» Gerade
kürzlich konnte das Paar das
Gelernte im Alltag anwenden
und eine schwierige Situation
gemeinsam, ruhig und gelassen
lösen. «Früher hätte dies mit
einer starken Defensive einhergehen können. Doch diesmal war
das Gespräch mit Vertrauen und
Toleranz verbunden», freut sich
der Hochschuldozent.
Gemeinsame Zeit reservieren
Generell erlebt die Familie Wirth
am meisten Stress, wenn abends
alle nach Hause kommen.
Richtig Feierabend ist für das
Paar erst, wenn die Kinder im
Bett sind. Oft fehlt den beiden
dann aber die Zeit oder vielmehr
die Energie für tiefe Gespräche.
Im Seminar haben sie nun
aber gelernt, dass man sich
einem Konflikt nicht nur stellen,
sondern sich auch wirklich Zeit
für dessen Lösung nehmen soll.
Die Seminartrainer empfehlen gar, sich dafür in der Agenda
fixe Termine einzutragen.
Babette Bürgi Wirth und Chris
Wirth gönnen sich seit Jahren
Mehr erfahren
• Ratgeberbroschüre «Partnerschaft stärken» (mit Test «Wie gut
ist Ihre Partnerschaft?»),
36 Seiten, 4.50 Franken bei
www.paarlife.ch
• Guy Bodenmann, «Stress und
Partnerschaft», Verlag Hans
Huber, 2006, 204 Seiten, ISBN10: 3-456-84380-1
• Guy Bodenmann, «Beziehungskrisen erkennen, verstehen,
bewältigen», 2005, Verlag Hans
Huber, 165 Seiten, ISBN-10: 3456-84177-9
einen Tanzabend pro Woche.
Neu reservieren sie sich nun alle
zwei Wochen auch noch einen
zusätzlichen Abend nur für sich
alleine. So haben sie regelmässig
Raum, um Gespräche zu führen
und allfällige Probleme aufs
Tapet zu bringen.
Studien der Universität
Freiburg zeigen, dass rund die
Hälfte der Paare die gelernten
Inhalte auch Monate nach einem
Kurs noch anwendet. Stresspräventionsseminare können also
gute Impulse vermitteln, die
wirkliche «Arbeit» beginnt für
die Teilnehmenden aber erst
danach.
Text Sandra Hallauer
Bilder Keystone
Wie stressresistent sind
Sie in der Beziehung?
Selbsttest und Umfrage
auf www.migrosmagazin.ch
Erkranken
Männer an
Depressionen,
nehmen sie
die Symptome
später wahr
und erinnern sich im
Nachhinein schlechter an die
Erkrankung als Frauen. Und
sie gehen später und seltener
zum Arzt. Fünf Tipps von
Psychiatrieprofessor Achim
Haug, ärztlicher Direktor
der Privatklinik Schlössli
in Oetwil am See ZH (Bild).
1. Die Hauptsymptome einer
Depression sind niedergeschlagene Stimmung,
vermindertes Interesse und
fehlende Energie.
2. Depressionen zeigen sich
oft auch in Schlafstörungen,
weniger Appetit sowie
Überlastungen am Arbeitsplatz (Burn-out). Auch ein
einsetzender Lebensüberdruss ist ein Alarmsymptom.
3. Wenn sich Symptome
einer Depression bemerkbar
machen, sollte fachliche
Hilfe bei einem Arzt oder
Psychiater gesucht werden.
4. Zuversichtlich bleiben:
Bei richtiger Diagnose kann
die Krankheit gut behandelt
und meistens geheilt werden.
5. Es ist nicht schwach,
sondern vernünftig, Hilfe
zu holen, wenn man sie
braucht. Wer den richtigen
Moment zu lange hinausschiebt, ist nicht stark,
sondern unsensibel.
Einfach wirkungsvoll
Malve hilft bei Husten
• Wer unter einem trockenen
Reizhusten leidet, kann sich mit
schleimhaltigen Pflanzen
Linderung verschaffen. Dazu zählt
die Malve, im Volksmund auch
«Chäslichrut» genannt. Übergiessen Sie einen bis zwei Teelöffel
Malvenblätter oder Malvenblüten
mit heissem Wasser und lassen
Sie den Tee ungefähr zehn bis
fünfzehn Minuten ziehen.
96 Besser leben
Migros-Magazin 10, 3. März 2008
Bier im Jugendhaus
Die Schweizer Jugend trinkt bis zum Umfallen. Mit Alkohol wollen Jugendliche mehr Spass haben
und ihre Sorgen ertränken. Das häufige Ergebnis: Rauschtrinken. Während Chur als erste Schweizer
Stadt mit nächtlichem Alkoholverbot reagiert, setzt man in Wädenswil ZH auf – Bierausschank!
F
reitagabend im Jugendkulturhaus Sust in Wädenswil
ZH. Es ist halb neun, die
Moana-Bar im ersten Stock hat
ihre Türen geöffnet, ein gutes
Dutzend Gäste tummelt sich in
den schummrig beleuchteten
Räumen. Von reichlich Dezibel
beschallt, schwatzen junge
Männer, spielen Billard, hängen
an der Bar, vor sich eine Cola oder
einen Eistee – oder ein Bier.
Denn im Wädenswiler Jugendhaus wird Alkohol ausgeschenkt –
unter bestimmten Voraussetzungen: «Natürlich bekommen
nur über 16-Jährige alkoholische
Drinks», stellt der Wädenswiler
Jugendarbeiter Ivica Petrusic (30)
klar, «das müssen die Veranstalter
kontrollieren.» Heute ist es das
Moana-Bar-Team unter der
Leitung von Amet (21) und Julian
(21), die extra für diese Aufgabe
geschult worden sind.
Trinken unter Aufsicht
Alkohol ist eines der grossen
Jugendprobleme in der Schweiz.
Kein Wochenende ohne Meldungen von Rauschtrinken.
Gemäss der Schweizerischen
Fachstelle für Alkohol- und
andere Drogenprobleme (SFA)
müssen jeden Tag drei bis vier
Jugendliche wegen übermässigen Alkoholkonsums behandelt
werden. Und es werden immer
mehr. Während diese «Abstürze»
zunehmen, ist immerhin der
mengenmässige Konsum bei
Jugendlichen seit 2002 leicht
rückläufig. «Doch noch immer
trinken zu viele junge Menschen
zu viel Alkohol», sagt Jacqueline
Sidler (35), Leiterin der SFAPräventionsstelle: Schon unter
den 15-Jährigen konsumiert
jeder vierte Junge und jedes
sechste Mädchen mindestens
einmal pro Woche Alkohol.
Und nun schenkt ausgerechnet ein Jugendtreff Bier aus.
«Wenn die Jungen Partys feiern,
trinken sie sowieso Alkohol»,
sagt Jugendarbeiter Petrusic,
«wir finden, dass sie das besser
im geschützten Umfeld tun als
auf der Strasse oder in einem
Keller.» Das Alkoholkonzept
ihres Jugendhauses hat die Stadt
mit der Polizei und einer Suchtpräventionsstelle ausgearbeitet.
Zur Einhaltung der Regeln
verpflichtet sich jeder Partyveranstalter vertraglich. Während
Anlässen mit Alkoholausschank
ist immer ein Jugendarbeiter
anwesend. «Betrinkt sich ein
Besucher, nehmen wir an, dass
er Probleme hat, und bieten ihm
ein Gespräch an», sagt Petrusic.
Spassverschärfer Alkohol
An diesem Freitagabend ist das
nicht nötig. Bis 22 Uhr haben
sich etwa dreissig junge Männer
und Frauen in der Moana-Bar
eingefunden. Etwa jeder zweite
Besucher trinkt Bier. Özkan (21)
nicht. «Dass die anderen hier
trinken, finde ich nicht toll», sagt
er. Immerhin: «Ich komme seit
Jahren hierher und erlebe selten,
dass sich jemand betrinkt.»
Die 18-jährige Adrienne ist
ebenfalls regelmässig Gast in der
Moana-Bar und trinkt auch kein
Bier. «Ein Glas Wein nähme ich
gern», sagt sie, «aber das ist hier
nicht im Angebot.» Ganz ohne
Alkohol geht es für Aline (16).
«Er bekommt mir einfach nicht»,
sagt sie. Und: Freunde treffen,
tanzen und quatschen, das tun
beide Mädchen ganz gern
nüchtern. Im Gegensatz zu
zahlreichen jungen Menschen,
denen Partys erst mit einem
mehr oder weniger starken
Rausch richtig Spass machen.
Eine neue Studie der SFA
zeigt: Der Spassfaktor und das
Bedürfnis, Alltagssorgen zu
vergessen, sind für Jugendliche
die häufigsten Gründe für den
Suff. Je mehr Sorgen, desto mehr
Alkohol. Mehr als ein Drittel der
Jugendlichen trinkt mindestens
einmal im Monat fünf Gläser oder
mehr an einem einzigen Anlass.
Özkan (links) mag keinen Alkohol,
Luan (21) trinkt ab und zu ein Bier.
Alkohol: Was Eltern tun können
Die Schweizerische Fachstelle für
Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) rät den Eltern:
Präventiv
• Das Gespräch suchen, sobald sie
merken, dass Alkohol den Nachwuchs beschäftigt oder auch nur
interessiert. Ist das Kind noch nicht
16, Alkohol klar verbieten.
• Über die Gefahren des Alkoholkonsums informieren. Am besten
sachlich, ohne zu bagatellisieren
oder dramatisieren.
• Ist der Junge oder das Mädchen
über 16, Regeln zum Alkoholkonsum aufstellen und Konsequenzen bei Regelbruch ankündigen.
So müssen keine Treffs mit
Gleichaltrigen verboten werden.
• Auch Eltern, die selber gerne
Alkohol konsumieren, müssen ihren
Kindern Grenzen setzen.
Im Ernstfall
• Haben Eltern den Verdacht oder
die Gewissheit, dass ihr Sprössling
ein Alkoholproblem hat oder
bekommen könnte: ruhig bleiben,
das Gespräch suchen.
• Weder Beschuldigungen noch
Drohungen aussprechen. Merken
Jugendliche, dass die Eltern nichts
dramatisieren, sind sie am ehesten
offen für ein Gespräch.
• Detektivische Nachforschungen
bringen nichts, sondern führen eher
zu Lügen und Versteckspielen.
• Kommen Eltern mit der Situation
allein nicht zurecht: Hilfe holen.
Jugendberatungsstellen können
Fachpersonen vermitteln.
Die SFA gibt zum Thema Jugendliche und
Alkohol Elternbriefe heraus. Sie können
kostenlos abonniert werden: www.sfa-ispa.ch,
Rubrik Prävention/Projekte.
Besser leben
Migros-Magazin 10, 3. März 2008
g
rziehun
E
Party im Jugi
Wädenswil:
Abfeiern geht
auch mit
wenig Alkohol.
Adrienne (links) und Aline amüsieren
sich mit Cola besser als mit Bier.
Das ist gefährlich. Zum Risiko,
alkoholabhängig zu werden,
kommen dauerhafte körperliche
Schäden hinzu, erhöhte Unfallgefahr und Aggressivität: Jugendliche mit problematischem
Alkoholkonsum verüben mehr
Gewalttaten als andere.
Es dient also der ganzen
Gesellschaft, wenn Jugendliche
über 16 einen normalen Umgang
mit Alkohol lernen. Präventionsexpertin Sidler sagt: «Es ist eine
Illusion zu glauben, dass alle
jungen Menschen ohne Alkohol
leben.» Sie hält das Wädenswiler
Modell für tauglich, zumal
Alterskontrollen stattfinden und
Jugendarbeiter verfügbar sind.
«Wichtig ist, ebenfalls attraktive
alkoholfreie Drinks anzubieten.»
In Wädenswil geht auch
dieser Jugendtreff ruhig zu Ende.
52 Eintritte werden gezählt, 31
verkaufte Büchsen Bier, 20 Dosen
Red Bull und null Zwischenfälle.
Text Yvette Hettinger
Bilder Nathalie Bissig
Wo beginnt die Sucht nach
Alkohol? Test, Diskussion
und Umfrage auf
www.migrosmagazin.ch.
97
Lehrstellen-Serie (5. Teil)
Hundesalon sagt ab
Die 17-jährige Jenny Eugster aus
Rheineck SG sucht seit zwei
Jahren einen Ausbildungsplatz in
der Tierpflege oder einer Bäckerei.
Eine Lehrstelle im Traumberuf zu
finden ist jedoch schon lange
keine Selbstverständlichkeit mehr.
Viele Jugendliche müssen
Dutzende von Bewerbungen
schreiben und sich am Ende doch
mit einem Kompromiss abfinden.
«Alle raten mir, auch andere
Berufe anzuschauen», sagt Jenny,
«aber ich kann mir einfach nichts
anderes vorstellen.»
Immerhin konnte sie im
Januar in einem Hundesalon und
im Februar in einer Bäckerei
schnuppern (siehe MigrosMagazin vom 4. Februar). Die
Bäckerei hat ihr aber abgesagt.
«Schade», sagt das Mädchen,
«ich hätte die Lehrstelle auf jeden
Fall angenommen.» Härter trifft
Jenny aber die Absage des
Hundesalons. Für die dortige
Praktikumsstelle musste sie
einen Eignungstest machen. Das
Fazit der Fachperson: «Jenny ist
für diesen Job überqualifiziert und
wäre total unterfordert.» Aufgrund
dieses Urteils entschied sich die
Hundesalonbesitzerin für eine
andere Kandidatin. Jenny ist sehr
enttäuscht: «Es wäre meine
Traumstelle gewesen.» Das hat ihr
einen Dämpfer verpasst. Im
Moment ist sie nicht sehr
motiviert, macht aber weiterhin
ihr Praktikum in einer Tiernahrungshandlung und besucht eine
Weiterbildungsschule.
Das Migros-Magazin berichtet wöchentlich
über Jenny Eugsters Fortschritte in der
Lehrstellensuche. In unregelmässigen
Abständen gibts Tipps von Fachleuten.
Wie die Migros ihre
Lehrstellen vergibt auf
www.migrosmagazin.ch.
98 Besser leben
Den Gipfel
küssen
Da wo sich Bär und Bartgeier gute Nacht sagen:
Beim Ofenpass – an der Grenze zum Nationalpark – mit
Schneeschuhen auf den Gipfel des Munt Buffalora.
Migros-Magazin 10, 3. März 2008
Besser leben
Migros-Magazin 10, 3. März 2008
r
Outdoo
99
Na wo fliegt er denn,
der Bartgeier?
Der Sonne entgegen:
Kein Sonntagsspaziergang, aber
auch keine Plackerei.
S
aukalt ist es hier um acht
haben an diesem Sonntag auf
Uhr morgens: minus
den Kirchgang verzichtet, um
15 Grad – und die warme
mit auf die Schneeschuhtour
Stube des Gasthauses zu unserer zu kommen.
Betrübnis noch geschlossen. So
Hoch oben, weit weg: Unser
stehen wir kalten Fusses bei der
Ziel, der Munt Buffalora auf
Postautohaltestelle Buffalora
knapp 2630 Meter, steht bereits
am Ofenpass und begrüssen uns: im Spotlicht der Sonne. Wir
«Bun di» – im Münstertal, dem
stapfen los. Und tatsächlich: Mit
Val Müstair, wird noch leidenden leichten Schneeschuhen geht
schaftlich romanisch gesprodas ganz einfach – im harten
chen. Aus dieser abgelegenen
Schnee greifen die Zacken und
Ecke der Schweiz, direkt hinter
verhindern ein Rutschen,
dem Ofenpass, kommt Jachen
im weichen Schnee sinkt man
Andri Planta (sprich Jaatschen).
weniger ein. Im harten Schnee
Der bärtige 51-jährige
quietschen, im
Landwirt und Bergweichen Schnee
führer wird uns
knirschen sie.
mit Schneeschuhen
Im Gänsemarsch
von hier zum Munt
folgen wir Jachen
Buffalora geleiten.
Andri und erreichen
Und er hat gleich
bald schon die Alp
das halbe Val Müstair
Buffalora, wo 2005
mitgebracht. Zehn
erstmals der Bär
Einheimische, sie
gesichtet wurde, der
Kennt hier jeden
nennen sich selbst
hier
einige Zeit für
Stein: Bergführer
gerne Eingeborene,
Jachen Andri Planta.
Aufregung sorgte.
Besser leben
Migros-Magazin 10, 3. März 2008
101
r
Outdoo
Weil wir früh gestartet sind, ist
weit und breit niemand ausser
uns zu sehen. Nur die Spuren im
Schnee verraten, dass wir auf
einer scheinbar beliebten
Schneeschuh- und Skitourenroute unterwegs sind. Die Spuren
führen uns durch einen Bergföhrenwald stetig nach
oben – zur Sonne hin. Kaum
laufen wir im Sonnenlicht, tut
eine Tenue-Erleichterung not.
Nach einer Stunde machen wir
unter einer knorrigen Arve
Pause, und die Einheimischen
kommen ins Schwärmen.
Heute ist der Ofen aus
Jeder dieser Bäume sei ein
kleiner Kraftort, erzählen die
Münstertaler. Die Arve, auch
«Königin der Alpen» genannt,
wächst langsam, wird bis zu
300 Jahre alt, und ihr Holz
enthält viel Harz, das aufgrund
des ätherischen Öls eigentümlich
riecht. Diesem Duft, der über
Jahrhunderte anhält, wurde
schon immer eine wohltuende
Wirkung zugeschrieben.
Eine neue Studie des Joanneum
Research Instituts in Graz hat
dies nun bestätigt: In Arvenholzzimmern erholt sich der menschliche Organismus schneller, und
man schläft besser.
Früher standen in der Gegend
von Buffalora unzählige Arven –
heute sind es nur noch einzelne.
Alle anderen wurden verbrannt.
Denn vom 14. bis Ende 17. Jahrhundert befand sich hier ein
Bergbaugebiet mit einem neun
Kilometer langen Stollensystem,
in dem Eisenerz abgebaut wurde.
Für den Betrieb der Öfen, in
denen das Erz zu Eisen verarbeitet wurde, war viel Holzkohle
nötig, und was lag näher, als die
umliegenden Arvenwälder abzuholzen? Von diesen Öfen hat
der Pass den Namen. Noch heute
zeugen Schutthalden mit Gestein
von jener Zeit. Beim Punkt
«Minieras da Fiern», auf gut
2400 Metern, stehen wir vor
zwei solcher verschneiten
Abraumhalden. «Möged mer no
ganz ufe?», fragt Jachen Andri.
Bald erreichen wir den Bergrücken des Munt Buffalora, über
den wir zum Gipfel gelangen.
Die Sonne wärmt uns – es ist
beinahe windstill. Sehr ausser-
Auf dem Gipfel: Mit Weitsicht lässt
es sich besonders gut politisieren.
Keine Suppe in
der Gamelle,
sondern das
Gipfelbuch.
Wir gratulieren uns gegenseitig
zum Gipfelerfolg. «Bütsch
al piz» – küss die Spitze – den
Gipfel. Darauf wandert unser
Blick über die anderen Gipfel,
die wir im 360-Grad-Panorama
von hier oben sehen: Piz Daint,
Munt la Schera, Piz Murters,
Piz Vallatscha – keine bekannten
Namen, und das ist gut so.
gewöhnlich hier, schliesslich
heisst der Berg nicht umsonst
Buffalora – was so viel heisst
wie: Ort, wo der Wind weht.
Selbst unser Bergführer ist ob
des Wetters entzückt: «Fascht so
schö wia in da Kircha». Noch
wenige Schritte, dann heisst es
«bütsch al piz».
Im Gänsemarsch nach oben
Kleidung (Skikleider), gute bequeme
Schuhe (z. B. Bergschuhe oder SoftSnowboardboots), Sonnenschutz.
Besonderes: Der Rückweg über die
im Artikel beschriebene Route darf
nur mit Bergführer gemacht werden
(daher nicht in Karte eingezeichnet).
Kosten: Bergführer privat: rund
Fr. 400.– / Miete für vollständige
Ausrüstung: ca. Fr. 40.– bis Fr. 60.–
Buchen/Übernachten:
www.bergfuehrer-gr.ch, www.valmuestair.ch, www.engadin.ch,
www.buffalora-gasthaus.ch
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KARTE W SGRAFIK
Anreise/Rückreise: Mit der Bahn bis
Zernez, weiter mit dem Postauto bis
Haltestelle Buffalora.
Tour: Buffalora (1968 m) – Alp
Buffalora – Minieras da Fiern –
Munt Buffalora (2627 m) und retour.
Dauer: ca. 4½ Stunden.
Anforderung: Durchschnittliche
Kondition.
Sicherheit: Für Unerfahrene nur
in Begleitung eines Bergführers.
Saison: ca. bis Ende April.
Ausrüstung: Schneeschuhe, Stöcke,
Lawinennotfallausrüstung, warme
Unverbaute Bergwelt
Hier ist die Bergwelt noch pur
und unverbaut: keine Skilifte am
Hang nebenan, keine BetonBergstation auf dem Gipfel ennet
dem Tal. Dafür der Blick auf den
im Winter unberührten Nationalpark und das Val da Stabelchod,
wo 1991 Bartgeier ausgesetzt
wurden, die mit Glück hier
gesichtet werden können. Das
2630 m
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im Münstertal
Stilfser Joch
Besser leben
Migros-Magazin 10, 3. März 2008
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Outdoo
103
Leichtigkeit
beim Abstieg:
Mit Siebenmeilenstiefeln
durch den
stiebenden
Schnee.
Gasthaus, von wo wir gestartet
sind, wirkt winzig. Verblüffend,
wie weit einen die Füsse
in knapp drei Stunden tragen.
Eine Region kämpft
Während der Mittagsrast haben
die «Eingeborenen» aus dem
Münstertal nur ein Thema: das
Val Müstair und seine rund
1700 Einwohner. Sie diskutieren
angeregt über das Projekt der
Fusion der sechs Gemeinden zur
Gemeinde «Val Müstair», sie
erzählen, wie schwierig es für
Mit der richtigen Ausrüstung macht Sport
noch viel mehr Spass. Deshalb erhalten Sie
jeden Monat von uns den SportXX-Tipp.
Viel Spass!
129.–
die jungen Leute im Tal ist, eine
Lehrstelle zu finden, wie viele
von ihnen darum ihre Heimat
verlassen. Sie schwärmen aber
auch von der Schönheit des Tals
mit seinen intakten Ortsbildern
und einer faszinierenden Landschaft – Gründe, warum die
Region versucht, von der Unesco
als Biosphärenreservat anerkannt
zu werden. Sie geben aber auch
ihrem Frust Ausdruck, dass
das Engadin ihnen dauernd in
der Sonne steht und die meisten
Touristen dort hängen bleiben.
Auf dem knapp zweistündigen Rückweg führt uns Jachen
Andri nicht über die Aufstiegsroute, sondern wir machen einen
Umweg und kommen so in den
Genuss von unberührten Pulverschneehängen. Mit grossen
Hüpfern springen wir nach
unten. Der weiche Schnee stiebt,
Jachen Andri vollführt einen
freiwilligen Purzelbaum, und uns
scheint, als ob wir die Schneeschuhe durch Siebenmeilenstiefel ersetzt hätten. Text Üsé Meyer
Bilder Tanja Demarmels
Graubünden: Für Traditionelle, für Romantiker und für Nachtvögel
Flims: Im Ausfallschritt
über die Piste
• Telemark – der Urschwung der
Skigeschichte – war lange Zeit
vergessen. Mittlerweile ziehen aber
immer mehr Telemarkfahrer
die bewundernden Blicke von Skifahrern und Snowboarderinnen auf
sich. Kein Wunder: Der Telemarkschwung hat Stil. Der Talski wird
nach vorne, der Bergski nach hinten
geschoben, die Ferse geht in der
flexiblen Bindung nach oben, und
die Knie kratzen fast im Schnee.
Elegant, fast schon tanzend, ziehen
die Telemarkfahrer so ihre Kurven
im Ausfallschritt über die Piste.
Diese Technik ist zwar anstrengender als Ski fahren, jedoch relativ
schnell zu lernen – beispielsweise
bei einem patentierten Telemarklehrer der Skischule Flims-Laax-Falera.
Preis für Privatunterricht (1–2 Personen): Fr. 200.– für 2 Stunden,
jede weitere Stunde Fr. 75.–.
www.skischule-flims-laax.ch
Skischulen schweizweit: www.snowsports.ch
SportXX-Tipp
Davos: Romantik
mit zwei PS
Engadin: Fahren und
feiern tief in der Nacht
• Die Sterne funkeln, das Zaumzeug
der Pferde rasselt. Zusammen mit
dem Liebsten sitzen Sie bequem in
der Kutsche, warm eingepackt in
eine Felldecke. So fahren Sie leise
auf Kufen von Davos aus durch
das romantische Dischmatal. Nach
rund einstündiger Fahrt bringt
der Kutscher vor dem Restaurant
Teufi die Pferde zum Stehen.
Handörgeli oder Alphörner empfangen Sie. Danach geniessen Sie
in der warmen Restaurantstube ein
feines Fondue Chinoise und lassen
sich per Bus-Taxi zurück nach
Davos chauffieren. Das Arrangement
für Verliebte und andere Romantiker
kostet bei zwei Personen Fr. 126.–/
Person (inkl. Essen). Einen
zusätzlichen Glühweinstopp gibts
für Fr. 8.–/Person – die Musiker
schlagen mit je rund Fr. 300.–
etwas mehr zu Buche.
• «Snow Night» heisst der Anlass
am Skiberg Corvatsch und findet
jeden Freitag bis zum 29. April
statt. Ab 19 Uhr bis 2 Uhr morgens
kann hier auf der Talabfahrt über
die extra nochmals frisch präparierte Piste gekurvt und oben in der
Mittelstation Murtel gefeiert
werden. Dort findet man Verpflegung in den diversen Restaurants,
und zum Sound eines DJ’s werden
im Glasiglu ausgelassen die Hüften
geschwungen. Und auch das
Vergnügen auf Skiern oder mit dem
Snowboard kann sich sehen lassen:
Die Piste von der Mittelstation nach
Surlej ist mit fünf Kilometern
die längste beleuchtete Piste der
Schweiz. Wer sich die Abfahrt nicht
mehr zutraut, kann bis 2 Uhr
auch mit der Bahn talwärts fahren.
Preis: Fr. 20.– (inkl. unlimitierte
Bergfahrten und Eintritt zur Party).
www.teufi.ch
www.corvatsch.ch
www.myswitzerland.com
Columbia, Herren-Softshelljacke
Nur in grösseren SportXXFilialen erhältlich.
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Trevolution, Kids-Shirt kurzarm light
Trevira, bioaktiver Polyester mit
Silberionen, Grössen 122–164.
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