professional - Keppler Medien Gruppe

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PTA
Pharmazie ❙ Marketing ❙ Praxis
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www.apotheke-aktuell.com
PROFE SS IONAL
Juni 2015
Einzelverkaufspreis: 4,50 Euro
Österreich: 5,50 Euro
Schweiz: 7,50 SFR
Gesunder Schlaf I Was ihn
fördert, welche Mittel wirken
Nutrikosmetik I Wie Vitamine
die Haut schöner machen
Zusatzverkauf I Mit diesen
Tipps steigt der Absatz
Fortbildung I Was Hormonpräparate für Frauen können
Perfekt verdaut
Die besten Tipps
für Magen & Darm
Inhalt
PTA PROFESSIONAL 06 I 15
Aktuelles
8Gesundheitspolitik | PTA als
tragende Säule der Beratung |
Apotheken im digitalen Zeitalter
9PTA des Monats | Sidika
Mola-Holtz aus Ahlen
47Apothekenstars | Wer sind
die Besten im ganzen Land?
26Kolumne | Strategiespiele im
Handverkauf
Beratung
10Trockenes Auge | Hilfe bei
Brennen, Tränen und Juckreiz
12Schlafstörungen | Die besten
Tipps für Ihre Kunden
14Schilddrüsenkrank | Was Iod
und Selen bewirken können
32 Kleine Sünden
16Verspannungen | Wärme und
mehr für Nacken und Schultern
Die Grillsaison ist eröffnet! Doch was für
den Gaumen ein Genuss ist, kann für
Magen und Darm Stress pur bedeuten.
Nun brauchen Ihre Kunden guten Rat.
18Mundgesund | Schmerzende
Entzündungen schnell stoppen
davonlaufen
Bewegung ist nicht nur gut
für die Figur. Sie hilft auch,
den Cholesterinspiegel zu
senken. Zusammen mit
einer gesunden Ernährung
und Arzneien kann man so
Fettstoffwechselstörungen
bekämpfen.
4
PTA PROFESSIONAL 06 | 2015
22Pollenallergie | Keine Angst
vor Kortisonsprays für die Nase
Dermopharmazie
27Wasserpflege | Schön durch
Bäder und Kompressen
28Nutrikosmetik | Wie Vitamine
die Haut von innen erneuern
30Empfindliche Haut | Worauf
es bei der Beratung ankommt
www.apotheke-aktuell.com
Abb.: monkeybusinessimages (2) /iStock/Thinkstock
20 Dem Fett
20Fettstoffwechsel | Cholesterin besser ausbalancieren
30 Sensible
Zonen verwöhnen
Sanfte Kosmetika stehen
bei Kundinnen hoch im
Kurs. Denn die hypoallergenen Produkte sind
generell gut zur Haut.
Doch woran erkennen Sie
empfindliche Haut und
welche Wirkstoffe helfen?
42 Verkaufen lernen
Kundenwünsche erfüllen, ja.
Aktiv für Produkte werben, nein.
So denken viele PTA und Apotheker auch heute noch. Dabei
ist Verkaufen gar nicht so schwer
und wäre wirtschaftlich klüger.
Titelthema
32Perfekt verdaut | Lösungen für
Magen-Darm-Probleme
Apothekenpraxis
Abb.: Fuse; wasja, Oliver Hoffmann/ iStock/Thinkstock; Dan Dalton/ Caiaimage/Getty Images
40Bildungsurlaub | Nicht alle
Lasten trägt der Arbeitnehmer!
42Zusatzverkauf | Mit diesen
Tipps geht es schneller
44Teilchengröße | Warum man
Salicylsäure zerkleinern muss
46Teamarbeit | So wird das Klima
in der Apotheke richtig prima
Fortbildung
50Hormone für Frauen | Wie sie
Körper und Psyche steuern
Service
56
Termine
58 Wissen kompakt
59 Gewinnspiel
60
Impressum
www.apotheke-aktuell.com
44 Teile und
herrsche!
Divide et impera! Diese
römische Redewendung
ist auch für die Rezeptur
von Belang. Salicylsäureteilchen etwa sind oft zu
groß für die Verarbeitung.
Deshalb sollte man sie
richtig zerkleinern.
06 | 2015 PTA PROFESSIONAL
5
Titelthema
32
PTA PROFESSIONAL 06 | 2015
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Titelthema
Perfekt verdaut
Die richtige Beratung bei Beschwerden in Magen und Darm
Ein gutes Essen in netter Gesellschaft ist nur dann ein Genuss, wenn Magen
und Darm problemlos ihren Dienst tun. Mit einer guten Beratung können Sie
Ihren Kunden helfen, die Verdauung in Schwung zu halten.
E
ine gute Verdauung beginnt
im Mund. Bereits hier werden
Kohlenhydrate durch AlphaAmylasen im Speichel zerlegt. Nach
dem Schlucken rutscht der Bissen
durch die Speiseröhre (Ösophagus)
und den unteren Ösophagussphinkter oder „Pförtner“, in den Magen,
wo er mit dem sauren Magensaft vermischt wird.
Abb.:monkeybusinessimages/iStock/Thinkstock
Enzyme zerlegen die
Nährstoffe
Der Magensaft enthält die eiweißspaltenden Verdauungsenzyme Pepsin und Kathepsin und die fettspaltenden Lipasen sowie Salzsäure, die
den Enzymen ihre Arbeit ermöglicht.
Außerdem tötet Salzsäure Bakterien
ab und schützt so vor Infektionen.
Hat der kräftige Magenmuskel den
Nahrungsbrei (Chymus) ausreichend
durchmischt, wird dieser durch peristaltische
Muskelkontraktionen
weiter zum Magenausgang transportiert. Hier öffnet sich der ringförmige Sphinktermuskel (Pylorus)
in regelmäßigen Abständen, um den
angedauten Speisebrei in den Zwölffingerdarm (Duodenum), den ersten
kurzen Abschnitt des Dünndarms,
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zu entlassen. Hier herrscht ein leicht
alkalischer pH-Wert vor. Vom Magenausgang bis zum After muss der
Speisebrei einen Weg von etwa sechs
Metern zurücklegen.
Die wichtige Arbeit von
Dünndarm und Dickdarm
Im etwa drei Meter langen Dünndarm werden die Nährstoffe weiter mithilfe von Gallenflüssigkeit,
Bauchspeicheldrüsen- und Dünndarmsekret aufgespalten, bis sie über
die Schleimhaut ins Blut aufgenommen werden. Dabei wird auch ein Teil
der Verdauungssäfte rückresorbiert.
Unverdauliche Nahrungsbestandteile und Wasser bleiben dagegen im
Dünndarm zurück.
Aus dem Dünndarm gleiten die
Nahrungsreste in den Dickdarm,
wo Milliarden von Bakterien darauf
warten, die letzten Reste aufzuspalten. Vor allem Escherichia coli, Enterokokken, Bacillus acidophilus und
Lactobacillus bifidus verarbeiten die
ankommenden Nahrungsreste. Bei
den Fäulnis- und Gärungsprozessen
setzen sie Gase frei, die im Übermaß
zu unangenehmen bis schmerzhaften
Blähungen führen können. Welche
Nahrungsmittel schlecht vertragen
werden und die Beschwerden im Einzelnen verursachen können, hängt
auch von der Zusammensetzung der
Darmflora ab und ist individuell unterschiedlich.
Außerdem wird im Dickdarm der
Darminhalt durch Wasserentzug eingedickt. Der restliche Stuhl gelangt in
den Mastdarm, den letzten Abschnitt
des Verdauungskanals, und wird im
Rektum gespeichert. Ist die Menge
groß genug, wird der Reflex zur Entleerung ausgelöst.
Reflux: Wenn Magensäure in
die Speiseröhre steigt
Sodbrennen gehört zu den häufigsten Magenbeschwerden. Die meisten
Menschen dürften einen solchen Reflux nach einer üppigen fetthaltigen
Mahlzeit kennen, wenn der Magen
überfordert ist. Auch der übermäßige Verzehr von Süßigkeiten sowie
Alkohol- und Nikotinkonsum können Sodbrennen auslösen. Laut
Deutscher Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) leidet in
Deutschland jeder Fünfte häufig unter dem typischen brennenden Krat-
06 | 2015 PTA PROFESSIONAL
33
Titelthema
GUT BERATEN
Magensaftresistente Arzneiformen sind so gestaltet, dass sie
ihre Inhaltsstoffe nicht im sauren
Magensaft, sondern erst im alkalischen Dünndarm freigeben.
Das ist nötig, wenn die Magensäure empfindliche Wirkstoffe
zerstören würde. Außerdem
wird die Magenschleimhaut so
vor schädlichen Substanzen
geschützt.
34
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Speiseröhre
Magen
Dickdarm
Dünndarm
Unser Verdauungsapparat ist ein Wunder der Natur! Speiseröhre,
Magen, Dünn- und Dickdarm sorgen dafür, dass die Nahrung gut
zerlegt wird. Alle Vorgänge sind perfekt aufeinander abgestimmt.
Dazu gehören Entzündungen der
Speiseröhre, die zu Blutungen und
Geschwüren führen können (BarrettSyndrom). Im schlimmsten Fall entwickelt sich ein Refluxkarzinom, eine
Krebserkrankung der Speiseröhre.
Vor allem Patienten, die häufig auch
nachts unter Beschwerden leiden,
sollten vorbeugen. Trautweins Empfehlung: Im Bett den Oberkörper etwas höher lagern. Das kann das Aufsteigen der Magensäure verhindern.
Die Säure kann die Magenschleimhaut angreifen
Eine gesunde Magenschleimhaut
ist vor dem Angriff der aggressiven
Magensäure geschützt. Bricht die
Schutzschicht zusammen, beispielsweise als Folge von Infektionen oder
einer übermäßigen Produktion von
Magensäure, kann die Magensäure die Schleimhaut verätzen und
Entzündungen auslösen. Auch Arzneimittel können die Schutzschicht
schwächen, allen voran nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR). Wirkstoffe wie Diclofenac oder Ibuprofen
werden deshalb meistens zusammen
mit Magensäureblockern verschrieben, wenn eine längerfristige Einnahme notwendig ist.
Entzündungen und Geschwüre
(Ulzera) machen sich mit charakteristischen stechend-kneifenden Oberbauchschmerzen und einem Völlegefühl nach dem Essen bemerkbar,
besonders nach fetthaltigen Mahlzeiten („dyspeptische Beschwerden“).
„Wenn solche Beschwerden das erste
Mal auftreten und ungewöhnlich
sind, sollte unbedingt der Arzt aufgesucht werden“, rät der Gastroenterologe Professor Dr. Joachim F. Erckenbrecht aus Düsseldorf.
Hinter den Beschwerden kann neben einem Magengeschwür (Ulkus)
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Abb.: andegro4ka/ iStock/ Thinkstock
zen im Brustbereich, das durch die
aufsteigende Magensäure entsteht.
„Reflux, also der Rückfluss von
Magensaft hin zur Speiseröhre, ist
bis zu einem gewissen Grad normal, insbesondere nach dem Essen“,
erklärt Prof. Dr. med. Joachim Labenz, Facharzt für Innere Medizin
aus Düsseldorf. Erhöht sich jedoch
– etwa bei einer Schwangerschaft
oder als Folge von Übergewicht – der
Druck in der Bauchgegend, kann dies
die Ventilfunktion des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Mageneingang stören. Als Folge kann
ein Reflux auch beim Vorbeugen,
Bücken, Heben oder in der Nacht im
Liegen auftreten. Wer beim Schlafen
auf der rechten Körperseite liegt, hat
häufiger Sodbrennen, denn auf dieser
Seite befindet sich der Mageneingang.
Um die Beschwerden zu lindern,
raten Ärzte übergewichtigen Patienten häufig zum Abnehmen. „Wenn
es den Patienten gelingt, ihr Gewicht
zu reduzieren, geht es ihnen oftmals
besser“, so Labenz.
Die DGVS empfiehlt Menschen
mit starken Refluxbeschwerden,
sich an einen Facharzt zu wenden.
„Durch eine Spiegelung der Speiseröhre kann der Gastroenterologe
Schäden entdecken, die der stark saure Magensaft möglicherweise bereits
verursacht hat“, rät DGVS-Sprecher
Prof. Dr. med. Christian Trautwein
aus Aachen.
Titelthema
auch ein Magenkarzinom oder eine
Bauchspeicheldrüsen- oder Gallenwegserkrankung stecken. Blutiges
Erbrechen oder schwarzer Stuhl (entsteht durch unverdautes Blut) erfordern eine notfallmäßige Abklärung.
Beim Arzt kann auch abgeklärt
werden, ob der Keim Helicobacter
pylori hinter den Magenbeschwerden
steckt. Dieses Bakterium nistet sich in
der stark sauren Magenschleimhaut
ein und greift deren Epithelzellen
an. H. pylori kann mit verschiedenen
Kombinationen von Antibiotika ausgerottet (eradiziert) werden.
Gastroenteritis durch
Bakterien und Viren
Eine der häufigsten Erkrankungen
von Magen und Darm ist die Gastroenteritis oder auch „Magen-DarmGrippe“. Sie tritt plötzlich und unvermittelt mit Übelkeit, Erbrechen und
starkem Durchfall ein und setzt die
Betroffenen vorübergehend außer
Gefecht.
Bei uns wird die Krankheit in den
meisten Fällen durch Viren ausgelöst,
unter anderem durch Rota-, Adeno-
und Corona-Viren. Diese Viren werden meistens fäkal-oral übertragen.
Das bedeutet, dass infektiöser Stuhl
beispielsweise über die Hände in die
Nahrung oder in den Mund und von
dort in den Magen-Darm-Trakt gelangt. Die berüchtigten Noroviren
sind sogar derart infektiös, dass sie
aus kleinsten Mengen Erbrochenem
in feinsten virushaltigen Tröpfchen
in die Luft gelangen und weitere Personen infizieren können. Daher führen Noroviren immer wieder zu größeren Ausbrüchen in Kliniken und
Pflegeeinrichtungen.
Weitere Verursacher von Gastroenteritiden sind Bakterien wie Salmonellen, Campylobacter, Shigellen,
Yersinien und Clostridium difficile.
Einige von ihnen kommen vor allem
in südlichen Ländern vor, die beliebte
Reiseziele sind, weshalb diese Infektionen bei uns als „Reisediarrhöen“
bezeichnet werden. Eine besonders
schwere Form, die Cholera, wird
durch das Bakterium Vibrio cholerae
ausgelöst.
Der Krankheitsverlauf ist immer
ähnlich. Wenn sich die Erreger in
den Schleimhäuten von Magen und
Darm eingenistet haben, kommt es
nach vier bis 48 Stunden zuerst zu
Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Erbrechen. Dann folgt Durchfall, der
je nach Ausmaß der Schleimhautschädigung auch blutig sein kann.
Gleichzeitig verstärken sich die
Darmbewegungen (Peristaltik), was
zu krampfartigen Bauchschmerzen
führt. Weitere Symptome sind Fieber,
Schwindelgefühle und Erschöpfung.
Reizmagen und Reizdarm –
Beschwerden ohne Ursache?
Magenbeschwerden, für die keine organische Ursache gefunden werden
kann, bezeichnet man als Reizmagen
oder auch „funktionelle Dyspepsie“,
unspezifische Störungen des Darms
als „Reizdarm“ oder auch „Colon
irritabile“. Etwa 25 bis 30 Prozent
der Bevölkerung leiden gelegentlich
oder regelmäßig unter derartigen Beschwerden; Frauen sind fast doppelt
so häufig betroffen wie Männer.
Beim Reizmagen oder -darm
werden normale Verdauungsvorgänge im Gastrointestinaltrakt als
schmerzhaft wahrgenommen. Beim
Abb.: HansJoachim/ iStock/ Thinkstock
Pflanzenkraft für Magen & Darm
• Bitterstoffe (Amara) regen die Sekretion von Speichel,
Magensaft und Galle an: Gelber Enzian, Tausendgüldenkraut, Löwenzahn, Pomeranzen oder Bitterorange,
Artischockenblätter, Curcuma, Echte Engelwurz
• Krampflösende Phytopharmaka: Wermut oder Beifuß,
Bittere Schleifenblume, Mariendistel
• Ätherische Öle gegen Krämpfe und Blähungen: Fenchel,
Kümmel, Anis, Pfefferminze, Melisse
• Entzündungshemmende Inhaltsstoffe: Süßholzwurzel,
Kamillenblüten, Ringelblumenblüten
• Schleimhaltige Drogen schützen die Schleimhäute: Wilde
Malve, Eibisch, Isländisches Moos, Spitzwegerich
• Gerbstoffhaltige Drogen gegen Entzündungen und Diarrhö: Eichenrinde, Blutwurz, Brombeerblätter
• Anthrachinondrogen wirken abführend: Sennesfrüchte
und -blätter, Aloe und Cascararinde
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06 | 2015 PTA PROFESSIONAL
35
Titelthema
Sodbrennen stoppen!
Wie Antazida und Protonenpumpenhemmer wirken
Antazida können überschüssige Säure im Magen binden. Bei stärkeren
und vor allem chronischen Beschwerden sind Protonenpumpenhemmer
(Prazole) angezeigt. Sie blockieren die Säureproduktion.
Basische Salze puffern
die Magensäure
Ein veraltetes Hausmittel gegen Sodbrennen ist das basische Salz Natriumhydrogencarbonat (Trivialname:
Natron). Es neutralisiert die Salzsäure im Magen rasch und wirkungsvoll.
Allerdings werden dabei auch schnell
größere Mengen von Kohlendioxid
freigesetzt, was erhebliche Blähungen
hervorrufen kann. Gut verträglich
sind Gele mit Aluminium- und Mag­
nesiumhydroxid sowie AluminiumMagnesium-Silicathydrat.
Mild wirksam sind auch die modernen Schichtgitterantazida Hydrotalcit
(Aluminium-Magnesiumhydroxid-Carbonathydrat) und
Magaldrat (Aluminium-Magnesiumhydroxid-Sulfathydrat). Hier sind die
basischen Bestandteile in Kristallgittern chemisch gebunden. Im sauren
Magensaft lösen sie sich auf und geben die basischen Salze verzögert frei.
Antazida wirken direkt nach der
Einnahme innerhalb von 15 bis 30
36
PTA PROFESSIONAL 06 | 2015
Minuten und lindern die Beschwerden rasch. Ihre Wirkung hält zwei bis
vier Stunden an.
Protonenpumpenhemmer bei
stärkeren Beschwerden
Tritt Sodbrennen mehrmals in der
Woche und über längere Zeit auf, ist
die Wirkung der Antazida oft nicht
stark genug. Das gilt auch für nächtliche Säureschmerzen.
Jetzt können Protonenpumpenhemmer helfen. Sie reichern sich nach
der Einnahme in der Magenschleimhaut an und blockieren dort das Enzym H+/K+-ATP­ase (Protonenpumpe) irreversibel. Dadurch verringern
sie die Säureproduktion im Magen
etwa zwei bis drei Tage lang, bis zur
Synthese neuer Enzyme.
Protonenpumpenhemmer
werden am besten 30 Minuten vor dem
Frühstück eingenommen. Da ihre
Wirkung nicht sofort eintritt, eignen
sie sich vor allem bei chronischen Beschwerden, beispielsweise bei Magengeschwüren oder als Magenschutz
bei einer Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR).
Für die Selbstmedikation sind
Omeprazol und Pantoprazol in einer
täglichen Dosis von 20 Milligramm
zur Behandlung von Sodbrennen
oder saurem Aufstoßen zugelassen.
Die Anwendungsdauer ist auf maximal 14 Tage beschränkt.
H2-Antagonisten wirken
schwächer
Etwas schwächer wirken die H2-Antagonisten Famotidin und Ranitidin,
die in niedrigen Dosen rezeptfrei
sind. Sie hemmen die Säurebildung
im Magen, indem sie Histamin-Rezeptoren auf den Zellen der Magenschleimhaut blockieren. Ihre Wirkung tritt nach 30 bis 60 Minuten
ein und hält sechs bis zehn Stunden
an. Zur Selbstmedikation dürfen sie
höchstens 14 Tage lang eingenommen werden. Bewährte Hausmittel
• Kopf nachts höher lagern.
• Ein Glas Milch vor dem
Schlafengehen trinken.
• Auf fettige, süße, scharf
gewürzte und üppige Mahlzeiten verzichten.
• Zwieback, Weißbrot oder
Bananen essen.
• Ü
bergewicht abbauen.
• Kaffee und Alkohol nur in
Maßen trinken.
• Möglichst nicht rauchen.
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Abb.: Dennis DeSilva/ iStock/ Thinkstock
A
ntazida eignen sich vor allem
zur Selbstmedikation von
sporadischen Beschwerden
mit klar identifizierbarem Auslöser,
beispielsweise nach einer reichhaltigen Mahlzeit oder einem feuchtfröhlichen Abend.
Sommer, Sonne,
Reizdarm kommt es zudem zu einem Wechsel zwischen Durchfall
und Verstopfung. Die Beschwerden
sind typischerweise tagsüber nach
dem Essen am stärksten, während
sie nachts wieder zurückgehen. Oft
werden sie zunächst durch Infektionen, Arzneimittel oder Nahrungsmittel verursacht, bleiben später aber
auch nach dem Wegfall des Auslösers bestehen und werden chronisch.
Allerdings kann sich hinter den Beschwerden auch ein Kolonkarzinom
verstecken, sodass man diese beim
ersten Auftreten abklären sollte.
Die Therapie richtet sich in erster
Linie nach den Symptomen. Eingesetzt werden Prokinetika, Antazida,
Protonenpumpenhemmer, Antidiarrhoika, Laxanzien, Probiotika sowie
krampflösende und schmerzstillende
Mittel und die ätherischen Öle von
Pfefferminze, Melisse, Anis, Fenchel
und Kümmel.
Entzündeter Darm: Morbus
Crohn und Colitis ulcerosa
Übelkeit, Bauchkrämpfe und Durchfälle können auch die ersten Anzeichen einer chronisch-entzündlichen
Darmerkrankung,
wie
Morbus
Crohn oder Colitis ulcerosa, sein.
Hiervon sind etwa 320.000 Menschen in Deutschland betroffen.
Die Erkrankungen beginnen meist
im jungen Erwachsenenalter mit heftigen, teils blutigen Durchfällen und
krampfartigen Bauschmerzen. Die
Ursache sind Entzündungsprozesse
im Darm, wahrscheinlich als Folge
einer Autoimmunreaktion und/oder
des Versagens der Immunabwehr gegen Darmbakterien. Behandelt werden die Erkrankungen mit Immunsuppressiva und antientzündlichen
Wirkstoffen.
Abb.: Denis Raev/ iStock/ Thinkstock
schein
Durchfallerkrankungen in der
Selbstmedikation
Akute Diarrhöen können in der Regel mit den Mitteln der Selbstmedikation problemlos behandelt werden.
Dauern sie jedoch länger als zwei bis
drei Tage oder treten sie rezidivierend über einen längeren Zeitraum
auf, sollte ein Arzt die Ursachen abklären, ebenso, wenn das Fieber über
39 
°C steigt und/oder der Stuhl
Schleim oder Blut enthält. Ein Arztbesuch sollte auch bei Säuglingen
und Kleinkindern unter zwei Jahren,
Schwangeren und Stillenden sowie
älteren Patienten und Patienten mit
schweren Grunderkrankungen angeraten werden.
Die erste und wichtigste Maßnahme bei stärkeren Durchfällen ist
der schnelle Ersatz von Flüssigkeit
und Elektrolyten, am besten mit
oralen standardisierten Rehydrata­
tionslösungen, die zusätzlich Glucose
enthalten. Dadurch wird eine übermäßige Austrocknung des Körpers
verhindert.
Loperamid lähmt die
Darmmuskulatur
Das synthetische Opioid Loperamid
kann Durchfälle rasch stoppen, indem es die Tätigkeit der Darmmuskulatur lähmt und die Darmpassagezeit verlängert. Weil Loperamid
gleichzeitig die Ausscheidung von
Erregern verlangsamt, sollte man es
bei blutigen und/oder fieberhaften
Durchfällen nicht einnehmen.
Zur Selbstmedikation eignet sich
Loperamid bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren; die Anwendungsdauer ohne Verschreibung
vom Arzt ist auf zwei Tage begrenzt.
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Sonnen-
Carotin Dragees
kombiniert
mit Betacarotin, Pantothensäure und Biotin
• für gesunde Haut*
• frei von Gluten und Lactose
* Betacarotin wird bedarfsabhängig in Vitamin A umgewandelt.
Vitamin A und Biotin tragen zur Erhaltung normaler Haut bei.
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Titelthema
um undulatum, Droge: Uzarae radix)
verringern die Darmbewegungen
und vermindern den Übertritt von
Wasser und Elektrolyten ins Darmlumen, wodurch sie Krämpfe bessern
und den Durchfall stoppen.
Die Hefe Saccharomyces boulardii
sowie Lactobacillus GG können nach
der Einnahme pathogene Mikroorganismen im Darm zurückdrängen
und deren Anheftung an die Darmschleimhaut verhindern. Bei starken
Krämpfen helfen auch Spasmolytika
wie Butylscopolamin.
Klistiere und Zäpfchen
Lokal im Enddarm wirken Klistiere und
Zäpfchen; sie lösen nach der Applikation
den Defäkationsreflex aus. Besonders
einfach anzuwenden sind vorgefertigte
Klistiere. Ebenso wirksam und einfach
in der Anwendung sind Zäpfchen mit
Glycerin oder Natriumhydrogencarbonat.
Diese Mittel eignen sich für Säuglinge,
Kleinkinder und Schwangere.
Sekretionshemmer
Racecadotril
Als Alternative zu Loperamid steht
der Sekretionshemmer Racecadotril
zur Selbstmedikation bei akutem
Durchfall für Erwachsene ab 18 Jahren zur Verfügung.
Racecadotril verhindert die Abgabe von Wasser in den Dünndarm. Es
ist vergleichbar wirksam wie Loperamid, beeinträchtigt aber weder die
Darmmotilität noch verlängert es die
Darmpassagezeit, sodass die Erreger
weiterhin ausgeschieden werden.
Racecadotril wird in einer Dosis
von dreimal täglich 100 Milligramm
(je eine Kapsel) eigenommen, vorzugsweise zu den Hauptmahlzeiten.
Die maximale Anwendungsdauer beträgt drei Tage. Unter ärztlicher Auf-
sicht kann Racecadotril bereits bei
Kindern ab drei Monaten zusätzlich
zur Therapie der oralen Rehydratation eingesetzt werden.
Gerbstoffe, Pektin, Uzarawurzel und Mikroben
Adsorbenzien wie Pektin und Tannin-Eiweiß können die entzündete
Darmschleimhaut abdichten, die
Darmwand schützen und die Bindung von Bakteriengiften verhindern. Der Gerbstoff Gallotannin
wird auch mit Ethacridinlactat kombiniert, das lokal desinfizierend wirkt
und das Wachstum von Keimen im
Darm hemmt.
Glykosidische Verbindungen aus
der südafrikanischen Uzarawurzel
(auch wilde Baumwolle, Xysmalobi-
Was eine träge Verdauung
in Gang bringt
„Schätzungsweise jede fünfte Frau
und jeder siebte Mann leidet unter
Verstopfung“, sagt Professor Dr. Joachim F. Erckenbrecht. Eine Obstipation kann viele Gründe haben.
Sie reichen von einer altersbedingt
nachlassenden Darmtätigkeit über
Erkrankungen bis hin zur Einnahme von Arzneimitteln. Vor allem
Opioide, die dauerhaft als Analgetika eingesetzt werden, lähmen den
Darmmuskel. Nach Aussage von
Erckenbrecht sind aber in der Regel
weder ein geringer Ballaststoffgehalt
der Nahrung noch eine zu geringe
Flüssigkeitszufuhr oder zu geringe
körperliche Aktivität für die Verstopfung verantwortlich.
38
STOFFGRUPPE
WIRKSTOFFE UND DROGEN
WIRKUNGSWEISE
Opioid
Loperamid
lähmt die Darmmuskulatur, verlängert die Darmpassagezeit
Sekretionshemmer
Racecadotril
verhindert das Austreten von Wasser in den Dünndarm
Adsorbenzien
Pektin, Tannin-Eiweiß
dichten die entzündete Darmschleimhaut ab
Glykosidische Verbindungen Uzarawurzel (auch wilde
Baumwolle, Xysmalobium
undulatum, Droge: Uzarae
radix)
hemmt die Darmbewegung, vermindert den Übertritt
von Wasser und Elektrolyten in den Darm
Mikroorganismen
drängen pathogene Mikroorganismen zurück und verhindern deren Anheftung an die Darmschleimhaut
PTA PROFESSIONAL 06 | 2015
Saccharomyces boulardii,
Lactobacillus GG
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Abb.: mady70/ iStock/ Thinkstock
Wirkstoffe zur Behandlung einer Diarrhö
Titelthema
Wirkstoffe zur Behandlung einer Obstipation
STOFFGRUPPE
WIRKSTOFFE UND DROGEN
WIRKUNGSWEISE
Probiotika
Milchsäurebakterien
bilden beim Abbau von Ballaststoffen verdauungsfördernde Milchsäure
Osmotische Laxanzien
Lactose, Lactulose,
Macrogol
binden Wasser im Darm und führen zur Erweichung
und Vermehrung des Darminhaltes
Ballast- und Quellstoffe
Flohsamenschalen, Leinsamen, Weizenkleie, Pektine,
Guar, Plantago-ovataSamenschalen
quellen im Verdauungstrakt auf und erhöhen das
Stuhlvolumen
Chemisch-synthetische
Laxanzien
Bisacodyl, Natriumpicosulfat
fördern die Ausscheidung von Wasser in den Darm
anthrachinonhaltige Phytopharmaka
Sennesfrüchte und -blätter,
Aloe und Cascararinde
fördern die Ausscheidung von Wasser in den Darm
Ballaststoffe und osmotische
Laxanzien
Chemische Laxanzien und
Antrachinondrogen
Zu den milden Verdauungshilfen
gehören probiotische Milchsäurebakterien. Sie bilden beim Abbau
von Ballaststoffen im Dickdarm unter anderem verdauungsfördernde
Milchsäure.
Eine leichtere Verstopfung kann
man schonend mit Ballast- und
Quellstoffen, wie Flohsamenschalen,
Leinsamen oder Weizenkleie, behandeln. Sie erhöhen das Volumen
und die Geschmeidigkeit des Stuhls
und erleichtern den Toilettengang.
Diese Mittel eignen sich zum Dauergebrauch und werden deshalb auch
für Schwangere und Stillende empfohlen. Allerdings können sie vor
allem während der ersten Behandlungstage zu unangenehmen Blähungen führen. Besser verträglich sind
lösliche, gelbildende Ballaststoffe wie
Pektine, Guar oder Plantago-ovataSamenschalen.
Lactose, Lactulose und Macrogol
wirken als osmotische Laxanzien. Sie
binden Wasser im Darm, wodurch
der Darminhalt voluminöser und
weicher wird. Am besten verträglich
ist Macrogol, denn es wird im Darm
nicht bakteriell gespalten und führt
deshalb seltener zu Blähungen als
Lactose und Lactulose.
Die chemischen Laxanzien Bisacodyl
und Natriumpicosulfat sind zusammen mit den Anthrachinondrogen,
wie Sennes, Aloe und Cascararinde,
die am stärksten wirksamen Abführmittel. Diese Stimulanzien führen zu
einer Erhöhung der Flüssigkeitsmenge im Darm, damit zu einem voluminösen und weichen Stuhl und regen
auf diese Weise die Darmtätigkeit an.
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Die Wirkung dieser Abführmittel
tritt in der Regel sechs bis zwölf Stunden nach der Einnahme ein, weshalb
sie am besten abends zugeführt werden sollten.
Schneller geht es mit Bisacodyl,
ein Mittel, das es auch als Zäpfchen
gibt. Diese wirken direkt am Ort des
Geschehens und sind bereits nach 15
bis 60 Minuten erfolgreich. Dr. Matthias Klein
Fachapotheker für Arzneimittelinformation
KURZ KNAPP
• Sodbrennen durch Rückfluss (Reflux) von saurem Mageninhalt in die
Speiseröhre, z. B. nach fetthaltigen Mahlzeiten oder Alkoholkonsum;
chronische Säurebeschwerden können zu Entzündungen, Blutungen, Geschwüren (Ulzera) und Krebs von Speiseröhre und Magen
führen; Therapie mit Antazida und Protonenpumpenhemmern
• Gastroenteritis, „Magen-Darm-Grippe“ durch Viren und Bakterien, Symptome: Übelkeit, Erbrechen, starker Durchfall; Behandlung
symptomatisch mit Loperamid, Racecadotril, Gerbstoffen, Uzara,
Saccharomyces boulardii
• Obstipation, z. B. durch altersbedingt nachlassende Darmtätigkeit,
Erkrankungen, Einnahme von Opioid-Analgetika; Therapie: Ballaststoffe und osmotische Laxanzien, Bisacodyl und Natriumpicosulfat,
Anthrachinondrogen
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