Der Einfluss des antimikrobiellen Peptides LL

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Der Einfluss des antimikrobiellen
Peptides LL-37 auf Candida albicans
und den Infektionsprozess in vitro
Von der Fakultät für Lebenswissenschaften
der Technischen Universität Carolina-Wilhelmina
zu Braunschweig
zur Erlangung des Grades einer
Doktorin der Naturwissenschaften
(Dr. rer. nat.)
genehmigte
Dissertation
von Daniela Evers
aus Berlin
1. Referentin: Professorin Dr. Ursula M. Bilitewski
2. Referent:
Professor Dr. Michael Steinert
eingereicht am: 02.10.2012
mündliche Prüfung (Disputation) am: 05.12.2012
Druckjahr 2012
Vorveröffentlichungen der
Dissertation
Teilergebnisse aus dieser Arbeit wurden mit Genehmigung der Fakultät für Lebenswissenschaften, vertreten durch die Mentorin der Arbeit, in folgenden Beiträgen
vorab veröffentlicht:
Tagungsbeiträge:
• Evers, D., Gremmer, K. & Bilitewski, U.: The double life of Candida albicans
(Poster). 3rd International PhD Symposium, Braunschweig (2009)
• Hofmann, B., Mangin, S., Müller, D., Suárez-Diez, M., Puchalka, J., Evers, D.,
Bilitewski, U. & Martins dos Santos, V.: Turning Dr. Jekyll into Mr. Hyde –
A Genome-Scale Model For Predicting C.albicans Metabolic Changes During
Host Infection (Poster). Conference for Systems Biology of Microorganisms,
Paris, Frankreich (2010)
• Evers, D., Gremmer, K., Sokolis, D. & Bilitewski, U.: The double life of Candida albicans (Poster). 3. Gemeinsame Tagung der VAAM und DGHM, Hannover (2010)
• Mangin, S., Suárez-Diez, M., Hofmann, B., Mueller, D., Sandoval, R., May,
S., Evers, D., Puchalka, J., Bilitewski, U. & Martins dos Santos, V.: Turning
Dr. Jekyll into Mr. Hyde - A Genome-Scale Model To Analyse C. albicans and
Host Interactions During Host Infection (Poster). 25th German Conference on
Bioinformatics, Braunschweig (2010)
• Evers, D., Gremmer, K. & Bilitewski, U.: Dr. Jekyll and Mr. Hyde: A commensal organism switches to a deadly pathogen - Candida albicans (Poster).
4th International PhD Symposium, Braunschweig (2010)
• Evers, D., Mangin, S. & Bilitewski, U.: Dr. Jekyll and Mr. Hyde: A commensal organism switches to a deadly pathogen - Candida albicans (Poster). 5th
European Conference on Prokaryotic and Fungal Genomics, Göttingen (2011)
• Mangin, S., Hofmann, B., Müller, D., Suárez-Diez, M., May, S., Puchalka,
J., Evers, D., Rupp, S., Sohn, K., Grumaz, C., Schaller, M., Schröppel, K.,
Wagener, J., Bilitewski, U. & Martins dos Santos, V.: Turning Dr. Jekyll into
Mr. Hyde – A Genome-Scale Model to Analyze Candida albicans and Host
Interactions During Host Infection (Poster), 12th International Conference on
Systems Biology, Heidelberg (2011)
• Evers, D., Mangin, S. & Bilitewski, U.: Dr. Jekyll and Mr. Hyde: A commensal organism switches to a deadly pathogen - Candida albicans (Poster). 5th
International PhD Symposium, Braunschweig (2011)
• Evers, D & Bilitewski, U.: The influence of the antimicrobial peptide LL-37
on Candida albicans and the infection process in vitro (Poster). 11th ASM
Conference on Candida and Candidiasis, San Francisco, CA, USA (2012)
Abstract
Candida albicans is a fungal opportunistic pathogen leading to superficial or systemic
infections. The physical barrier of the skin, cellular components, such as phagocytes
and killer cells, but also molecular components, e.g. antimicrobial peptides (AMPs),
protect the healthy host against pathogens. However, the underlying molecular mechanisms are only partly understood. The thesis work focused on the AMP LL-37,
which was reported to be of high relevance for the protection against invasion of
epithelial cell layers by C. albicans. Thus, LL37 was added to C. albicans (SC5314)
and to vaginal epithelial cells (A431) separately and the respective co-culture system
was established. LL-37 inhibited growth of C. albicans when concentrations exceeded inflammation-like ranges of 30 µg/mL. Gene expression analysis showed that
LL-37 treatment led to the upregulation of transcription factors, which are involved
in stress response, of genes which are related to glucose uptake and carbon metabolism and of genes which are involved in cell wall regulating functions. Genes which
are related to ncRNA- or rRNA-metabolism were downregulated, which is a general
response to stress. In nutrient-turnover a slightly decreased rate of glucose consumption and reduced biomass yields was observed. Correlating to putative effects on the
cell wall of C. albicans a decreased adhesion to plain plastic surfaces in the presence
of LL-37 was observed, but, surprisingly, adhesion to epithelial cells was increased.
FACS analysis of the epithelial cells revealed a higher surface abundance of the
Pattern Recognition Receptors TLR2, Dectin-1 and the receptor CXCR4, when the
A431 cells were treated with LL-37. This was confirmed by gene expression analysis
via qRT-PCR. This could point to an active contribution of the epithelial cells to
the interaction with C. albicans. On the other hand treatment of epithelial cells with
LL-37 reduced the viability of the cells, in particular under serum-free conditions.
Zusammenfassung
Candida albicans ist ein pathogener Pilz, der oberflächliche oder systemische Infektionen auslöst. Die physikalische Barriere der Haut, zelluläre Komponenten, wie Phagozyten und NK-Zellen, aber auch molekulare Komponenten, wie z. B. antimikrobielle Peptide (AMPs), schützen den gesunden Wirt vor dem Pathogen. Die zugrunde
liegenden molekularen Mechanismen sind nur teilweise verstanden. Der Fokus dieser
Arbeit richtete sich auf das AMP LL-37. Das als wichtige epitheliale Schutzkomponente vor C. albicans-Invasionen geltende LL-37 wurde zu C. albicans (SC5314) bzw.
zu vaginalen Epithelzellen (A431) sowie zum etablierten Co-Kultivierungssystems
gegeben. LL-37 inhibierte das Wachstum von C. albicans, wenn Konzentrationen entzündungsähnliche Bereiche von 30µg/ml erreichten. Genexpressionsanalysen zeigten,
dass die LL-37-Behandlung zu einer Hochregulation von Stressanwort-assoziierten
Transkriptionsfaktoren und von Genen, die mit Glucose-Aufnahme und KohlenstoffMetabolismus verbunden sind sowie in Zellwand-regulierende Funktionen involviert
sind, führte. Gene, die mit ncRNA- oder rRNA-Metabolismus assoziiert sind, wurden einer generellen Stressantwort entsprechend herunterreguliert. Die Betrachtung
des Nährstoffumsatzes zeigte eine reduzierte Glucoseverbrauchsrate und eine geringere Biomasseproduktion. Korrelierend mit putativen Zellwand-Effekten wurde eine
reduzierte Adhäsion an Plastikoberflächen in Anwesenheit von LL-37 detektiert.
Die Adhäsion an Epithelzellen hingegen war verstärkt. FACS-Analysen zeigten eine
höhere Abundanz der Pattern Recognition Rezeptoren TLR2, Dectin-1 und des Rezeptors CXCR4 an A431-Zellen, die mit LL-37 behandelt wurden. Diese Ergebnisse
konnten durch Genexpressionanalysen via qRT-PCR bestätigt werden und sprechen für eine aktive Beteiligung der Epithelzellen an der Interaktion mit C. albicans.
Andererseits bewirkte die Behandlung der Epithelzellen mit LL-37 eine reduzierte
Viabilität der Zellen, insbesondere unter Serum-freien Bedingungen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1
1.2
1.3
1.4
1
Candida albicans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
1.1.1
Historische Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
1.1.2
Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
1.1.3
Klinische Relevanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2
1.1.4
Virulenzfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
Die Interaktion Candida albicans - Wirt . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.2.1
Adhärenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1.2.2
Erkennung von C. albicans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1.2.3
Zytokine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.2.4
Phagozytierende Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
1.2.5
Evasionsstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Antimikrobielle Peptide
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
1.3.1
Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
1.3.2
Wirkungsweisen von AMPs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
1.3.3
Selektivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
1.3.4
AMPs als Regulatoren der Immunantwort . . . . . . . . . . . 24
1.3.5
Resistenzentwicklungen von Pathogenen . . . . . . . . . . . . 25
1.3.6
AMPs als Therapeutikum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.3.7
Defensine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.3.8
Cathelicidin LL-37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Zielsetzung der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
2 Material und Methoden
39
2.1
Software . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
2.2
Lösungen und Puffer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
2.3
Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
2.4
Kit-Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
vii
2.5
Stämme und Zelllinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
2.5.1
Candida albicans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
2.5.2
Epithelzellen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
2.6
Steriles Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.7
Zellzahlbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.8
Arbeiten mit Candida albicans
2.9
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2.8.1
Stammhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2.8.2
Kultivierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
2.8.3
Hitzeinaktivierung von C. albicans
2.8.4
Wachstumstests in Mikrotiterplatten . . . . . . . . . . . . . . 47
2.8.5
Wachstumstests in Erlenmeyerkolben . . . . . . . . . . . . . . 48
2.8.6
Bestimmung der Trockenmasse . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
2.8.7
CFU-Bestimmung von C. albicans-Kulturen . . . . . . . . . . 49
2.8.8
Extraktion der intrazellulären Metabolite . . . . . . . . . . . . 49
2.8.9
Analyse der Metabolite per HPLC
. . . . . . . . . . . . . . . 47
. . . . . . . . . . . . . . . 50
Arbeiten mit humanen Zelllinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.9.1
Kultivierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.9.2
Toxizitätstests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
2.9.3
Infektion der Epithelzellen mit Candida albicans . . . . . . . . 56
2.9.4
Adhärenzassay . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
2.9.5
Lebend/Tot-Färbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
2.9.6
Annexin-Färbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
2.9.7
Färbung des Aktin-Zytoskeletts und des Zellkerns . . . . . . . 59
2.9.8
Analyse der Oberflächenrezeptoren der Epithelzellen mit Hilfe
der Durchflusszytometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
2.9.9
Nachweis des Zytokins IL8 mittels ELISA . . . . . . . . . . . 61
2.10 Genexpressionsanalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
2.10.1 Isolation von RNA aus humanen Zellen . . . . . . . . . . . . . 62
2.10.2 Isolation von RNA aus Candida albicans . . . . . . . . . . . . 62
2.10.3 Konzentrationsbestimmung und Qualitätskontrolle der RNA . 63
2.10.4 Genexpressionsanalyse von Candida albicans
. . . . . . . . . 64
2.10.5 cDNA-Synthese und RT-PCR . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
3 Ergebnisse
3.1
67
Methodenetablierung an der HPLC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
3.1.1
Analytik organischer Säuren und Kohlenhydrate . . . . . . . . 67
viii
3.1.2
3.2
Aminosäureanalytik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
Untersuchungen zum Wachstum und Metabolismus von Candida albicans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
3.2.1
Wachstum und Metabolismus von C. albicans in verschiedenen
Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
3.2.2
Einfluss von LL-37 auf Wachstum und Metabolismus von Candida albicans
3.3
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Wachstum von Candida albicans unter Zugabe von LL-37 in Mikrotiterplatten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
3.3.1
Bestimmung der optischen Dichte . . . . . . . . . . . . . . . . 82
3.3.2
CFU-Bestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
3.4
Einfluss von LL-37 auf die Hyphenbildung . . . . . . . . . . . . . . . 86
3.5
Veränderung der Genexpression von C. albicans bei Wachstum in LL37-haltigem Medium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
3.6
Beeinflussung der Adhärenz von Candida albicans durch LL-37 . . . . 99
3.6.1
Adhärenz von C. albicans an Glasoberflächen . . . . . . . . . . 99
3.6.2
Adhärenz von C. albicans an Epithelzellen . . . . . . . . . . . 100
3.6.3
Untersuchung der Infektion im Adhärenzassay unter dem Rasterelektronenmikroskop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
3.6.4
F-Aktinfärbung an infizierten Epithelzellen . . . . . . . . . . . 105
3.6.5
Lebend/Tot-Färbung im Adhärenzassay . . . . . . . . . . . . 105
3.6.6
Adhärenz von C. albicans an Epithelzellen nach vorheriger Behandlung mit LL-37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
3.7
Adhärenz von Candida albicans Mutanten . . . . . . . . . . . . . . . 109
3.8
Wirkung des AMP LL-37 auf Epithelzellen . . . . . . . . . . . . . . . 111
3.8.1
Toxizität von LL-37 auf Epithelzellen . . . . . . . . . . . . . . 111
3.8.2
Einfluss von LL-37 auf die Pattern Recognition-Rezeptoren der
Epithelzellen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
3.8.3
LL-37-induzierte Bildung von IL8 . . . . . . . . . . . . . . . . 113
3.8.4
Einfluss von LL-37 auf die Expression der PRR und des Zytokins IL8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
4 Diskussion
117
4.1
Metabolische Analysen liefern molekulare Ziele . . . . . . . . . . . . . 118
4.2
Wirkung von LL-37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
4.2.1
Wirkung von LL-37 auf C. albicans . . . . . . . . . . . . . . . 120
ix
4.3
4.2.2
Wirkung von LL-37 auf Epithelzellen . . . . . . . . . . . . . . 123
4.2.3
Wirkung von LL-37 auf die Infektion . . . . . . . . . . . . . . 125
Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
Literaturverzeichnis
133
A Abkürzungsverzeichnis
155
B verwendete Geräte
161
C Verbrauchsmaterialien
164
D Chemikalien
167
E Inhaltsverzeichnis des digitalen Anhangs
170
Danksagung
171
x
Abbildungsverzeichnis
1.1
Zentraler Metabolismus in der Abwesenheit von Glucose . . . . . . .
4
1.2
Citronensäure- und Glyoxylat-Zyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
1.3
Parasexueller Zyklus von Candida albicans
7
1.4
Morphologische Wachstumsformen von C. albicans
1.5
Signaltransduktionswege, die zu der Expression hyphenspezifischer
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . .
9
Gene führen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.6
Übersicht der wichtigsten PRRs (Pattern Recognition Receptors) bei
der Erkennung von C. albicans
1.7
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Schematische Darstellung der Interaktion zwischen C. albicans und
angeborenem Immunsystem des Wirts an mukosalen Oberflächen . . . 20
1.8
Modelle, die die Membranzerstörung durch antimikrobielle Peptide
beschreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
1.9
Bindungsverhalten antimikrobieller Peptide an Membranen eukaryotischer und prokaryotischer Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1.10 Übersicht der Funktionen antimikrobieller Peptide in der Verteidigung des Wirts gegenüber Pathogenen . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.11 Schematische Darstellung der Prozessierung von Cathelicidin hCAP18 30
2.1
Zählgitter einer Neubauer improved Zählkammer . . . . . . . . . . . . 46
2.2
Schematischer Aufbau der verwendeten HPLC-Anlage . . . . . . . . . 50
2.3
OPA-Derivatisierung von primären Aminosäuren . . . . . . . . . . . . 51
2.4
Reduktion von CFDA-SE zu CFSE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
2.5
Reduktion von Resazurin zu Resorufin . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
2.6
Umwandlung des membrangängigen Calcein AM zu dem fluoreszierenden Calcein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
2.7
Elektropherogramm einer RNA-Qualitätskontrolle . . . . . . . . . . . 63
3.1
Chromatogramme der getesteten Standards in der Analyse der organischen Säuren und Kohlenhydraten mittels HPLC . . . . . . . . . . 69
xi
3.2
Chromatogramm der Analyse eines Aminosäurestandardgemisches
mittels HPLC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
3.3
Überprüfung der Stabilität des OPA-Derivates . . . . . . . . . . . . . 70
3.4
Wachstumskurven von SC5314 in verschiedenen Medien bei 37◦ C . . 72
3.5
Konzentrationen der extrazellulären organischen Säuren und Glucose
bei Wachstum von SC5314 in verschiedenen Medien bei 37◦ C . . . . . 74
3.6
Konzentrationen der extrazellulären Aminosäuren bei Wachstum von
SC5314 in RPMI-MOPS pH 7,4 bei 37◦ C . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.7
Glucosekonzentrationen und gebildete Biomasse bei der Kultivierung
von SC5314 in verschiedenen Medien bei 37◦ C . . . . . . . . . . . . . 76
3.8
Konzentrationen der intrazellulären Aminosäuren bei Wachstum von
SC5314 in verschiedenen Medien bei 37◦ C . . . . . . . . . . . . . . . 77
3.9
Wachstumskurve nach OD-Messung und Trockenmasse in RPMIMOPS pH 7,4 mit und ohne LL-37 bei 37◦ C . . . . . . . . . . . . . . 78
3.10 Konzentrationen der extrazellulären organischen Säuren und Glucose
bei Wachstum von C. albicans SC5314 in RPMI-MOPS pH 7,4 ohne
und mit LL-37 bei 37◦ C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
3.11 Glucosekonzentrationen bei der Kultivierung von SC5314 in RPMIMOPS pH 7,4 mit und ohne LL-37-Behandlung bei 37◦ C . . . . . . . 80
3.12 Zusammensetzung der extrazellulären Aminosäuren bei Wachstum
von C. albicans SC5314 in RPMI-MOPS pH 7,4 ohne und mit LL37 bei 37◦ C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
3.13 Wachstum von C. albicans SC5314 bei 30◦ C unter LL-37-Behandlung
in YPD-Medium und YNB pH 5,6-Medium . . . . . . . . . . . . . . . 83
3.14 Veränderung der Zellgröße von C. albicans bei Kultivierung in
YNB pH 5,6 nach 1 h und 6 h . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
3.15 Wachstum von C. albicans SC5314 bei 37◦ C unter LL-37-Behandlung
in YNB pH 5,6-Medium und RPMI-MOPS pH 7,4 . . . . . . . . . . . . 84
3.16 Einfluss von LL-37 auf das Wachstum von C. albicans SC5314 in
YNB pH 5,6 und in RPMI-MOPS pH 7,4 bei 37◦ C . . . . . . . . . . . 85
3.17 Einfluss von LL-37 auf die Hypheninduktion (Reporterassay) . . . . . 86
3.18 Einfluss von LL-37 auf das Hyphenwachstum (Hyphenlängenmessung) 87
3.19 Principal Component Analyse der Datensets 1-3 der GanzgenomUntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
3.20 Heatmap mit 73 Genen, die in C. albicans SC5314 bei Behandlung
mit 30 µg/ml LL-37 differenziell exprimiert wurden . . . . . . . . . . 89
xii
3.21 Venn-Diagramm
der
differentiell
exprimierten
Gene
LL-37-
behandelter C. albicans SC5314 im Vergleich zu unbehandelten
Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
3.22 Zuordnung der signifikant regulierten Gene (Datenset 1-3, lfc1, pValue <0,05) zu zellulären Prozessen mit Hilfe des CGD Gene Ontology Slim Mapper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
3.23 Molekulare Ziele von LL-37 im Metabolismus von C. albicans
. . . . 94
3.24 Einfluss von LL-37 auf die Adhärenz von SC5314 an Glasoberflächen
und Epithelzellen A431 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
3.25 LL-37 verstärkt die Adhärenz von SC5314 an Caco2- und A549-Zellen 101
3.26 LL-37 verstärkt die Adhärenz von verschiedenen C. albicans-Stämmen
an A431 Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
3.27 LL-37 erhöht die Anzahl adhärenter lebender C. albicans an Epithelzellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
3.28 LL-37 erhöht die Anzahl adhärenter C. albicans an Epithelzellen unter
serumhaltigen Bedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
3.29 Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen der Infektion von A431
mit SC5314 unter Zugabe von LL-37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
3.30 Aktinfärbung an C. albicans SC5314-infizierten Epithelzellen . . . . . 105
3.31 Lebend/Tot-Färbung an infizierten A431- und Caco2-Zellen nach LL37-Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
3.32 Lebend/Tot-Färbung
an
infizierten
A431-Zellen
nach
LL-37-
Behandlung in serumhaltigem Medium . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
3.33 Einfluss einer Vorbehandlung der Epithelzellen A431 mit LL-37 auf
die Adhärenz von C. albicans SC5314 und die Vitalität der Epithelzellen109
3.34 Einfluss von LL-37 auf die Adhärenz verschiedener C. albicans Mutanten an A431 Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
3.35 Toxizitätstests an A431, Behandlung mit LL-37 und Methanol als
Kontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
3.36 Annexin-Färbung an A431-Zellen nach LL-37-Behandlung . . . . . . 112
3.37 Detektion der PRRs an der Zelloberfläche der Epithelzellen A431 nach
Behandlung mit LL-37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
3.38 Histogramme der Durchflusszytometrie PRR-gefärbter Epithelzellen
A431 nach Behandlung mit LL-37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
3.39 IL8-Konzentration in den Überständen LL-37-behandelter Epithelzellen A431 und A549 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
xiii
3.40 Expression der Gene CLEC7A, CXCR4, IL8, TLR2, TLR4 und des
Housekeepers GAPDH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
xiv
Tabellenverzeichnis
1.1
Humane antimikrobielle Peptide: Defensine und Cathelicidin . . . . . 34
1.2
Veränderte Expression von LL-37 in immunvermittelten inflammatorischen Krankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
2.4
verwendete Candida albicans-Stämme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
2.5
Übersicht der angewendeten HPLC-Methoden . . . . . . . . . . . . . 52
2.6
Verwendete Kulturgefäße und Mediumvolumina in der Zellkultur . . . 54
2.7
Verwendete Antikörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
2.8
Übersicht der in der RT-PCR verwendeten Primer . . . . . . . . . . . 66
3.1
Detektionslimits der Analyse der organischen Säuren und Kohlenhydrate mittels der Rezex-ROA-Säule in der HPLC . . . . . . . . . . . 68
3.2
Detektionslimits der Analyse OPA-markierter primärer Aminosäuren
mittels der Zorbax EclipseC18plus-Säule in der HPLC . . . . . . . . . 70
3.3
Glucoseaufnahmeraten der C. albicans-Kulturen in verschiedenen Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
3.4
Glucoseaufnahmeraten der C. albicans-Kulturen mit oder ohne LL37-Behandlung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
3.5
Liste der positiv regulierten Gene in C. albicans SC5314 bei Behandlung mit 30 µg/ml LL-37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
3.6
Liste der negativ regulierten Gene in C. albicans SC5314 bei Behandlung mit 30 µg/ml LL-37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
xv
xvi
Kapitel 1
Einleitung
1.1
1.1.1
Candida albicans
Historische Aspekte
Die ersten beschriebenen Krankheitsbilder, die auf eine Infektion mit Candida albicans schließen lassen, führen zu Hippokrates ins vierte Jahrhundert v. Ch. zurück.
Die heute als Soor bezeichnete Krankheit galt damals und noch bis ins frühe 20.
Jahrhundert hinein als Defekt des Erkrankten und wurde beispielsweise 1920 von
Aldo Castellani als krankhafte „Sekretion der Mundschleimhaut“ bezeichnet. Im
Jahr 1839 konnte der Erreger C. albicans von Langenbeck erstmalig isoliert werden
und 8 Jahre später wurde er von Charles-Philippe Robin als Oidium albicans bezeichnet. 1923 wurde der Erreger aufgrund neuer taxonomischer Erkenntnisse von
Christine M. Berkhout der Gattung Candida zugeordnet. 21 Jahre später erfolgte die
offizielle Festlegung des taxonomischen Namens Candida albicans [1]. Somit gehört
der Pilz zur Ordnung der Saccharomycetales im Stamm der Schlauchpilze (Ascomycota), dem das Reich der Pilze übergeordnet ist. Die Gruppe der Pilze umfasst
1,5 Millionen Arten mit einer nahezu ubiquitinären Verbreitung. Nur 150 bis 200
Arten können den Menschen infizieren. Zu diesen gehören neben Candida albicans
auch Aspergillus fumigatus, Histoplasma capsulatum, Blastomyces dermatidiis und
Cryptococcus neoformans [2].
1.1.2
Eigenschaften
Die eukaryotische Hefe C. albicans ist diploid und verfügt über 8 Chromosomen. Die
Genomgröße umfasst ca. 13,4 Mb, die 6200 Gene kodieren [3]. Eine Besonderheit,
1
2
Einleitung
die C. albicans mit den Spezies C. paropsilosis und C. tropicalis gemeinsam hat, liegt
in der Kodierung der Aminosäuren. Das Triplet CUG wird seltener in Leucin als in
Serin translatiert [4].
Die Zellwand von C. albicans ist in zwei Hauptschichten gegliedert. Das Skelett der inneren Schicht wird aus β-1,3-Glucanen gebildet, die kovalent an β-1,6Glucanen und Chitin gebunden sind. Durch Wasserstoffbrückenbindungen zu benachbarten Polysaccharidketten kommt es zu der Ausbildung eines dreidimensionalen Netzwerks von Mikrofibrillen.
Die äußere Schicht der Zellwand besteht hauptsächlich aus Glycosylphosphatidylinositol (GPI)-Anker-abhängigen Zellwandproteinen (GPI-CWPs). Diese Proteine sind mit Mannose-enthaltenden Polysacchariden, den sogenannten Mannanen,
stark glycolysiert. Eine Verbindung der äußeren Schicht mit der inneren Schicht
erfolgt für die GPI-CWPs über GPI-Reste, die an β-1,6-Glucane binden. Die Mannoproteine (Pir-CWP), die interne Repeat-Domänen aufweisen, gehen eine Bindung
mit β-1,3-Glucanen oder Chitin ein [5].
1.1.3
Klinische Relevanz
C. albicans ist ein opportunistisches Pathogen der menschlichen Mikroflora. Er besiedelt meist asymptomatisch den Gastrointestinal- und Vaginaltrakt sowie die
Schleimhäute der Mundhöhle bei 30 - 60 % der Menschen [6]. Eine leichte Beeinträchtigung des Immunsystems oder eine Veränderung der Zusammensetzung der Mikroflora können jedoch ausreichend für einen Übergang in die pathogene Form sein.
Oberflächliche Infektionen der Haut und der Schleimhäute sind sehr weit verbreitet.
So durchleben 75 % der Frauen mindestens einmal in ihrem Leben eine vulvovaginale Kandidose [2]. C. albicans-Infektionen können aber auch invasiv (systemisch)
sein. Aufgrund einer Verletzung der Haut oder der Schleimhäute kann C. albicans in
die Blutbahn eindringen und dort Infektionen, sogenannte Kandidämien, auslösen.
Eine weitere Verbreitung zu inneren Organen wie Niere, Milz, Leber, Herz sowie
Lunge und eine Besiedlung dieser ist dann möglich. Im gesunden Menschen treten diese schwerwiegenden Formen von Candida-Infektionen nicht auf. Eine Reihe
prädisponierender Faktoren unterschiedlichen Ursprungs spielen hierbei eine Rolle.
Dazu zählen physiologische (Alter, Schwangerschaft) oder traumatische (Verletzung,
Verbrennung) Faktoren. Ebenso haben Personen mit Vorerkrankungen wie Diabetes
mellitus, AIDS, Leukämie und anderen Krebserkrankungen, aber auch organtransplantierte Menschen und Patienten auf Intensivstationen ein erhöhtes Risiko, an
Einleitung
3
einer invasiven Kandidose zu erkranken. Die mit diesen Erkrankungen verbundenen
Therapien, wie Chemotherapie oder die Gabe von Breitbandantibiotika, künstlicher Ernährung und Dauerkatheter, begünstigen die Entwicklung von Kandidosen
[7]. Bei der Betrachtung der Sterberaten wird die Schwere dieser Erkrankung deutlich. Je nach Fall und Risikofaktoren liegt diese bei 50 - 75 % [8]. Die Symptome
einer systemischen Kandidose ähneln denen einer bakteriellen Sepsis. Eine Behandlung nach erfolgter Diagnose führt meist nicht zur Heilung, da die Infektion schon
zu weit fortgeschritten ist. Daher erfolgt in den oben genannten Indikationsfällen
eine prophylaktische Behandlung mit antifungischen Präparaten. Trotz aller medizinischer Fortschritte haben in den letzten 10 Jahren die Fälle invasiver Kandidosen um das 10-fache zugenommen. Candida ssp., darunter C. albicans, C. glabrata,
C. parapsilosis und C. tropicalis, sind derzeit die dritthäufigste Ursache nosokomialer
Blutbahninfektionen und die zweithäufigste Todesursache von Infektionen dieser Art
in den USA [8]. Eine wichtige Ursache hierfür ist die Entwicklung von Resistenzen.
1.1.4
Virulenzfaktoren
Als Pathogenität bezeichnet man die Fähigkeit eines Organismus ein anderes Lebewesen zu schädigen. Das Ausmaß der Pathogenität, die Virulenz, und somit das
Potential im Wirt eine Krankheit auszulösen, wird durch Virulenzfaktoren bestimmt.
Die große Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, die C. albicans dazu befähigt, verschiedenste Bereiche des Wirts zu infizieren und verschiedene Formen der Infektion
auszulösen, spricht für eine starke genomische Spezialisierung. Im Folgenden werden einzelne Virulenzfaktoren des weit gefächerten Spektrums von Candida albicans
näher erläutert.
1.1.4.1
Metabolische Flexibilität
Ein Organismus kann nur wachsen, wenn er Nährstoffe assimilieren kann. Da
C. albicans ein breites Spektrum unterschiedlicher Nischen im menschlichen Körper
besiedelt (siehe Kapitel 1.1.3), muss der Mikroorganismus ein hohes Maß metabolischer Flexibiliät besitzen, Nährstoffe aufnehmen und verwerten zu können. Zu den
wichtigsten und am besten untersuchten Substanzen im Bezug auf den Metabolismus
von C. albicans sind Kohlenstoff, Stickstoff und Eisen [9].
Die bevorzugte Kohlenstoffquelle von Candida albicans sind Zucker, insbesondere Glucose. Des weiteren kann C. albicans auch sogenannte alternative Kohlenstoffquellen verwerten. Zu diesen gehören neben Ethanol und Acetat auch Aminosäuren,
4
Einleitung
Abbildung 1.1: Zentraler Metabolismus in der Abwesenheit von Glucose. Biochemische
Wege sind in Boxen dargestellt. Schlüsselgene, die infolge von limitierenden Bedingungen
induziert werden, sind im grau hinterlegten Teil der Boxen beschrieben. Die ovalen Elemente stellen Zwischenprodukte dar. Alternative Kohlenstoffquellen sind links (weiße Pfeile),
katabolische Produkte sind rechts genannt (graue Pfeile). CSZ - Citroenensäurezyklus,
nach [10]
Glycerin und Fettsäuren. Diese Substanzen werden, wie in Abbildung 1.1 gezeigt,
über die drei Hauptwege β-Oxidation von Fettsäuren, Glyoxylatzyklus und Gluconeogenese metabolisiert [10].
Wird das Pathogen beispielsweise während des Infektionsprozesses durch Makrophagen phagozytiert, zeigt der Metabolismus einen Wechsel in einen Zustand, der
kohlenstofflimitierenden Bedingungen gleicht. Es werden glycolytische Gene herunterreguliert, während Gene des Glyoxylatzyklusses (Isocitratlyase - ICL1, Malatsynthase - MLS1, Malatdehydrogenase - MDH1) und der Gluconeogenese (Phosphoenolpyruvatkinase - PCK1, Fructose-1,6-bisphosphatase - FBP1) aktiviert werden
[11]. Dass dieser metabolische Wechsel für den eigentlichen Infektionsprozess von
Bedeutung ist, zeigen Untersuchungen von Deletionsmutanten. So konnte gezeigt
werden, dass Deletionen der Gene ICL1, MDH1 und PCK1 eine geringere Virulenz
im Mausmodell bewirken [12, 13].
Die primäre Funktion des Glyoxylatzyklusses ist es, ein Wachstum nur auf der
Basis verfügbarer C2-Komponenten, wie z.B. Ethanol und Acetat, zu vermitteln.
Der Zitronensäurezyklus (siehe Abbildung 1.2), der ebenso über C2-Komponenten
gespeist wird, ermöglicht dem Organismus aufgrund von zwei Decarboxylierungs-
Einleitung
5
Abbildung 1.2: Citronensäure- und Glyoxylat-Zyklus: Das Schema zeigt die grundlegenden
enzymatischen Schritte des Citronensäure-Zyklus (schwarze Linien), der in allen Organismen vorkommt. Der für Mikroorganismen und Pflanzen spezifische Glyoxylat-Zyklus ist in
gestrichelten Linie dargestellt. Schritte, die von beiden Wegen genutzt werden, sind durch
dicke Linien gekennzeichnet. PEP - Phosphoenolpyruvat, nach [14]
schritten keine Kohlenstoffassimilierung. Der als Bypass zu sehende Glyoxylatweg
arbeitet ohne Decarboxylierung. Somit können die C2-Komponenten als Kohlenstoffquellen in die Gluconeogenese eingespeist werden (siehe Abbildung 1.2). In diesem
Weg erfolgt die Synthese von Glucose, die dann für die Herstellung von Aminosäuren, DNA und RNA verwendet werden kann [14].
Ebenso essentiell für das Wachstum ist Stickstoff. Mögliche wirtseigene Stickstoffquellen für C. albicans sind Aminosäuren, Peptide und Proteine. Das Candida-Genom kodiert 20 Aminosäure-Permeasen, die die aktive Aminosäureaufnahme
vermitteln. Des weiteren können zwei Ammonium-Permeasen gebildet werden, die
durch die Gene MEP2 und MEP3 kodiert werden. Die Familie der sekretierten
Aspartyl-Proteinasen (SAPs, siehe Kapitel 1.1.4.4 ) ermöglichen den Aufschluss extrazellulärer Wirtsproteine. Die dadurch entstehenden Oligopeptide, werden durch
Oligopeptid-Transporter (OPT1-OPT8) in die Zelle transportiert. Es konnte gezeigt
werden, dass diese Proteine induziert werden, wenn C. albicans mit Neutrophilen co-
6
Einleitung
kultiviert oder durch Makrophagen phagozytiert wird [15, 13, 16].
Nahezu alle Mikroorganismen benötigen Eisen (Fe3+ ) für ihr Wachstum. Ebenso ist Eisen für verschiedene wirtseigene metabolische Prozesse unverzichtbar. Um
dieses limitierte Ion zu sichern, hat der Wirt Verteidigungsstrategien entwickelt.
So liegt Eisen nicht frei vor, sondern wird an Eisenspeicherproteinen gebunden.
Man spricht hier von Nahrungsmittel-Immunität (Nutritional Immunity). Zu diesen
Speicherproteinen zählen Hämoglobin, Transferrin, Lactoferrin, Ferritin. Mikroorganismen haben wirksame Gegenmechanismen entwickelt. C. albicans nutzt beispielsweise drei hochaffine Aufnahmesysteme. Das erste System umfasst ein ReduktasePermease-System, das sich aus den Eisenpermeasen Ftr1 und Fet3 sowie dem Kupfertransporter Ccc2 zusammensetzt. Das Siderophor-Aufnahmesystem besteht aus
dem Transportern Arn1/Sit1 und das Hämoglobin-Aufnahmesystem aus dem Hämoglobinrezeptor Rbt5 und der Hämoxygenase Hmx1 [17, 18, 9].
C. albicans besitzt nicht nur die Fähigkeit, sich an einzelne sich ändernde Nährstoffbedingungen anzupassen, sondern auch schnell auf sogenannte Stressbedingungen zu reagieren. Zu den Stressoren zählen hierbei unter anderem Temperatur- oder
pH-Wert-Wechsel der Umgebung, aber auch hohe Mengen an Sauerstoff oder CO2
sowie die Größe des osmotischen Drucks. Eine Kombination aus mehreren Stressoren
ist möglich. Im folgenden sollen zwei Beispiele näher erläutert werden:
C. albicans kann im Magen bei pH 2, aber auch im leicht alkalischen Blut (pH 47,6) überleben. Ebenso kann Candida im aziden Milieu der Vagina (pH 4,4) die
Schleimhäute besiedeln. Die Detektion des pH-Wertes erfolgt über Oberflächensensoren (z.B. DFG16), die Regulation über das Rim101-Signalsystem [19, 20, 9].
Im Laufe des Infektionsprozesses ist C. albicans unterschiedlichen Sauerstoffbedingungen ausgesetzt und muss demzufolge den Metabolismus diesen Bedingungen
anpassen. Auf der Haut und in der Mundhöhle beispielsweise liegen aerobe und semiaerobe Bedingungen vor, im Darm anaerobe Bedingungen. So hat C. albicans Wege,
reaktive Sauerstoffspezies (ROS) über die Atmungskette zu entgiften [21] und durch
Fermentation gebildete Säuren und Ethanol metabolisch zu nutzen (siehe Abbildung
1.1).
1.1.4.2
White-Opaque Switching
Trotz fehlendem oder noch nicht vollständig gezeigtem Sexualzyklus zeigt das Genom von C. albicans eine sehr starke Anpassungsfähigkeit an seine Umwelt. Nahezu
jedes Gewebe kann in Anhängigkeit vom Immunstatus des Wirts angegriffen wer-
Einleitung
7
den. Mit Hilfe des Multi-Locus Sequence Typing (MLST) konnten C. albicans-Isolate
in 17 Gruppen unterteilt werden. Diese Untergruppen korrelieren mit dem geographischen Gebiet ihrer Isolation und zeigen Unterschiede hinsichtlich der Resistenz
gegenüber antifungischen Substanzen und der Struktur von Adhäsionsproteinen in
der Zellwand [22]. Der komplizierte Mechanismus des Matings ist ein Grund für diese Diversität. Ein wesentlicher Teil des Matings ist das sogenannte „White-OpaqueSwitching“ [23]. Hierbei handelt es sich um einen spontanen und reversiblen Wechsel
(Frequenz 1:1000) zwischen zwei Erscheinungsformen von Candida albicans auf festem Medium: der „weißen“ und der „opaken“ Form. Während die weißen Kolonien
eine rund, hemisphärische Form aufweisen und aus runden bis ovalen Zellen bestehen, sind die Kolonien der opaken Form flach und grau und ihre Zellen langgezogen
bis bohnenförmig. Nur opake Zellen können den Prozess des Matings vollziehen.
Kontrolliert wird dieser Mechanismus durch den Mating-Typ Locus (MTL). Dieser besteht aus zwei Allelen (siehe Abb. 1.3). Weiße Zellen sind normalerweise heterozygot im MTL (Mat a/α). Ein Wechsel zu der opaken Form ist nur möglich,
wenn die Zellen homozygot im MTL sind (Mat a/a bzw. Mat α/α). Das Mating ist
wiederum nur unter den beiden verschiedenen homozygoten opaken Formen möglich. Reguliert wird dieser Wechsel durch den Transkriptionsfaktor Wor1, der die
Abbildung 1.3: Parasexueller Zyklus von Candida albicans . (A) Die diploide Hefeform, die
homozygot (a/a oder α/α) im MTL ist, kann einen phenotypischen Wechsel von dem weißen in den Mating-kompetenten opaken Zustand vollziehen. Ein Mating opaker Zellen des
gegensätzlichen Mating-Typs führt zur Bildung einer tetraploiden aa/αα Zygote, die durch
Chromosomenverlust in den diploiden Zustand zurückkehrt. (B) Der Transkriptionsfaktor
Wor1 verstärkt seine eigene Transkription und die der Gene der opaken Phase. In Zellen,
die heterozygot im Matingtyp sind, wird die Expression von Wor1 durch den heterodimeren Genregulator a1/α2 reprimiert, so dass die Zellen in der weißen Form verbleiben und
somit kein Mating vollziehen können nach [24].
8
Einleitung
Transkription von Genen der opaken Form initiiert und sich selbst positiv reguliert.
Der im heterozygoten Zustand des MTL gebildete heterodimere Repressor a1/α2
inhibiert Wor1. Somit wird der weiße Zustand stabilisiert. Unter seltenen Umständen können die Konzentrationen des Transkriptionsfaktors jedoch ansteigen. Die
Selbstverstärkung und somit die Transkription der opaken Gene beginnt. Alle Voraussetzungen für den Wechsel zur opaken Wachstumsform und somit zum Mating
sind gegeben. Nach dem Entstehen der tetraploiden Zygote kommt es jedoch nicht
zur Meiose. Hierfür fehlen C. albicans essentielle Regulatoren. Der diploide Status
wird durch Chromosomenverlust wiederhergestellt, so dass man bei dieser Art genetischer Rekombination eher von einem parasexuellen als von einem sexuellen Weg
sprechen kann [25, 24].
1.1.4.3
Dimorphismus
Dass C. albicans ein großes Spektrum morphologischer Veränderungen als Anpassung an die verschiedenen Begebenheiten im Wirt besitzt, soll auch das folgende
Charakteristikum zeigen, das sich C. albicans in der Gruppe der Candida-Spezies nur
mit C. dubliniensis teilt. C. albicans kann zwischen vier verschiedenen Wachstumsmorphologien wechseln (siehe Abbildung 1.4). Man spricht von Dimorphismus und
unterscheidet hauptsächlich zwischen Hefeform (Blastoconidien) und echten Hyphen
und den Wachstumsformen der Pseudohyphen und Clamydosporen [26]. Die letztere
Form der Clamydosporen ist bisher am wenigsten in ihrer Funktion aufgeklärt. Es
handelt sich hierbei um große, runde Zellen, die eine auffällige dicke Zellwand aufweisen. Gebildet werden sie in bestimmten nährstoffarmen Medien [27]. Das Wachstum
in der runden bis ovalen Hefeform erfolgt hauptsächlich bei 30◦ C und azidem pHWert durch Zellteilung. Die echten Hyphen werden bei einer Umgebungstemperatur
von 37◦ C und neutralem pH-Wert sowie Anwesenheit von Serum und hohem CO2
Gehalt gebildet. Sie erscheinen 30 - 60 min nach Induktion als langgestreckte, polarisierte Ausläufer ohne Septum an der Knospungsstelle. Innerhalb der langgestreckten
Hyphe, jedoch nicht an der Knospungsstelle, können durch Zellteilung entstandene
Septen erkennbar sein. Ein Wachstum in dieser Morphologie erscheint nach 24 h als
Myzel.
Die in ihrer Länge sehr variablen Pseudohyphen entstehen durch Teilung. Es
kommt hierbei aber nicht zu einer vollständigen Trennung von der Mutterzelle. Die
in die Länge wachsenden Knospen behalten eine Einschnürungen an der Knospungsstelle. Die äußeren Bedingungen, die die Ausbildung von Pseudohyphen induzieren,
Einleitung
9
Abbildung 1.4: Morphologische Wachstumsformen von C albicans. Hefe und Hyphenform
treten während der Infektion hauptsächlich auf. Tochterzellen und ihr Entstehungsort sind
durch gepunktete Linien dargestellt. nach [28]
nehmen eine Zwischenstellung zwischen denen der Hefen- und Hyphenbildung ein.
Es wird vermutet, dass auch die Morphologie einem Zwischenstatus entspricht.
C. albicans kann, wie in Abbildung 1.4 gezeigt, zwischen den Wachstumsformen
wechseln. Diesem Wechsel liegt ein verzweigtes regulatorisches Netzwerk zugrunde.
Infolge verschiedener äußerer Signale wie z.B. Temperatur, CO2 -Gehalt, pH-Wert,
Verfügbarkeit von Kohlenstoff- oder Stickstoffquellen werden unterschiedliche Signalkaskaden angeschaltet (für eine genaue Beschreibung der Signalwege siehe Abbildungstext zu Abbildung 1.5). Als Beispiel für ein wachstumsformregulierendes
Signal sei hier das Quorum-Sensing Molekül Farnesol genannt. Quorum-Sensing ist
ein Prozess, der der Kommunikation zwischen Zellen dient. Extrazelluläre Signalmoleküle ermöglichen die Interaktion zwischen Mikroorganismen. Unter Prokaryonten
ist dies lang bekannt und gut untersucht, für Candida ssp. ein sehr neu beschriebenes
Phänomen. In Kulturen mit hoher Zelldichte setzt C. albicans unter anderem Farnesol frei, das das Hyphenwachstum inhibiert und das Wachstum in der Hefeform
induziert [29].
Bisher konnte nicht gezeigt werden, dass eine bestimmte Wachstumsform im direkten Zusammenhang mit der Entwicklung von Krankheiten steht oder bestimmend
10
Einleitung
Abbildung 1.5: Signaltransduktionswege, die zu der Expression hyphenspezifischer Gene führen. Umgebungsparameter aktivieren verschiedene Signalwege, die zu der Aktivierung unterschiedlicher Transkriptionsfaktoren (TF) führen. Der cAMP-abhängige Signalweg zielt auf einen der Schlüsselfunktions-tragenden TF Efg1 (enhanced filamentous growth protein 1 ). Hier vereinen Adenylylzyklasen verschiedene Signale in Ras-abhängige und
Ras-unabhängige Wege. Durch den TF Tup1, dessen Ziel Promotoren hyphenspezifischer
Gene sind, wird durch die DNA-bindenden Proteine Nrg1 und Rfg1 (Rox1p-like regulator
of filamentous growth) eine negative Regulation hergestellt. Die Eigenschaften der Proteine ist wie folgt farblich kodiert: MAPK(mitogen-activated protein kinase)-Wege (grün),
cAMP-Weg (türkis), TF (orange), negative Regulatoren (gelb), Matrix-einschließender Weg
(hellblau), pH-regulierter Weg (braun), weitere involvierte Faktoren (lila). [30]
für das Ausmaß der Infektion ist. Vielmehr scheint das Zusammenspiel beider Formen, also der mögliche Wechsel zwischen den Morphologien, wichtig zu sein [31].
So wird vermutet, dass die Hefeform für die Verbreitung von C. albicans in der
Blutbahn notwendig ist, wohingegen die filamentöse Wachstumsform für das Durch-
Einleitung
11
brechen von Barrieren unverzichtbar ist. Deutlich wird auch, dass die Expression
von Zellwandproteinen, wie z.B. von Adhäsinen und extrazellulären Proteasen (siehe Kapitel 1.1.4.4), zwischen den Wachstumsformen sehr stark variiert [32].
1.1.4.4
Adhärenzproteine
Der erste wichtige und initiale Schritt in der kommensalen Beziehung und im Infektionsprozess ist die Adhärenz des Pathogens an den Wirt. Dies wird durch biomolekulare Adhäsine vermittelt, die eine Bindung zwischen C. albicans und Wirtszellen
oder Wirtszellliganden herstellen [31]. Eine Auswahl dieser Adhäsine soll im Folgenden näher beschrieben werden. Eine Vielzahl weiterer interessanter Proteine ist an
der Adhärenz von C. albicans an Wirtszellen beteiligt, wie z.B. Mannan-, Lectinund Fimbrien-Adhäsine. Jedoch konnten für diese die kodierenden Gene noch nicht
isoliert werden.
Als-Proteine (agglutinin-like sequence proteins) sind eine Proteinfamilie, die acht
Glycoproteine, Als1-7 und Als9, umfasst. Diese binden eine Reihe von Wirtszellen und Proteinen der Extrazellulären Matrix (ECM). Sie weisen typische Merkmale sekretierter Proteine auf. Ihr hydrophober Carboxyl-Terminus ähnelt einem
Glycosylphophatidylinositol(GPI)-Anker. Die Als-Proteine gehen eine Bindung mit
den Aminotermini von Wirtsproteinen ein. Insbesondere Als1p und Als5p(Ala1p)
scheinen adhäsive Funktionen zu erfüllen. So ist das Protein Als1p für die Infektion
im Mausmodell essentiell. Die Expression der Als-Proteine erfolgt nicht simultan
sondern abhängig von äußeren Bedingungen und der Morphologie von C. albicans
[33].
Hwp1p (hyphae wall protein) ist ein Hyphen- und Keimschlauch-spezifisches Mannoprotein, das an der Oberfläche lokalisiert ist. Der Carboxyterminus ist kovalent
in der Zellwand an β-Glucane gebunden. Die exponierte aminoterminale Domäne weist eine aminoterminale Sequenz auf, die als Substrat für Transglutaminasen
(TGasen) fungiert. Daher können kovalente stabile Bindungen zu Wirtszellen entstehen. C. albicans imitiert auf diese Weise Wirtsproteine. Man spricht hierbei von
molekularem Mimikry. Mutanten, die für das Gen hwp1 deletiert sind, zeigen eine
reduzierte Virulenz im Mausmodell [34].
Eap1p (enhanced adherence to polystyrene protein 1 ) ähnelt in seiner Struktur
dem Adhäsin Als3. So weist es am Aminoterminus eine Substratbindungsdomäne
12
Einleitung
und am Carboxyterminus einen GPI-Anker auf. Es konnte gezeigt werden, dass Eap1
die Adhärenz an Plastikoberflächen (Polysteren) verstärkt und wichtige Funktionen
in der Adhärenz von C. albicans an die Nierenepithelzelllinie HEK293 sowie in der
Bildung von Biofilmen hat [35].
Iff4p ist ein oberflächenexprimiertes Protein, dass wie 11 weiter Proteine zur IffFamilie gezählt wird. Auch dieses Protein besitzt eine GPI-Ankersequenz. Überexpressionsanalysen mit Iff4 zeigten eine verstärkte Adhärenz von C. albicans an orale
Epithelzellen und eine erhöhte Virulenz im Mausmodell, aber auch eine stärkere
Empfindlichkeit gegenüber der Tötung durch Neutrophile [36].
Int1p ist ein putativ Integrin-ähnliches Protein. Es zeigt Ähnlichkeit zu humanen
Integrin-Domänen und zum Fibrinogen-bindenden Protein ClfAp von Staphylococcus
aureus. Deletionsmutanten weisen reduzierte Adhärenz und Virulenz an Epithelzellen auf und einen Defekt in der Hyphenbildung [37].
Mnt1p, eine α-1, 2-Mannosyltransferase, ist essentiell für die Synthese von Mannoproteinen. Deletionsmutanten zeigen eine gestörte Bindung untereinander und zu
verschiedenen Epithelzellen. sowie eine reduzierte Virulenz im Mausmodell. Dies
läst vermuten, dass die Mnt1p-vermittelte Mannosylierung für die Adhäsion und
Virulenz von C. albicans wichtig ist [38].
1.1.4.5
Invasion-vermittelnde Enzyme
Die erfolgreiche Invasion von Wirtszellen setzt die Penetration und die Zerstörung
der Zellhülle voraus. Dieser als Transmigration bezeichnete Prozess wird hauptsächlich durch physikalische und/oder enzymatische Mittel bewirkt. Die häufigsten
chemischen Bestandteile der Oberfläche von Wirtszellen sind Phospholipide und
Proteine. C. albicans hat ein reiches Spektrum an Enzymen entwickelt, die eine Zerstörung der Zellmembranbestandteile und somit eine Invasion ermöglichen [39]. Zu
diesen Enzymen zählen Phospholipasen und Proteinasen, die im Folgenden näher
beschrieben werden:
SAP Bei der Familie der sekretierten Aspartyl-Proteinasen (SAP) handelt es sich
um eine Gruppe von 10 Proteinasen, die es C. albicans ermöglichen, Proteine als
alleinige Stickstoff-Quelle zu nutzen [40]. Die Proteinasen Sap1-8 werden sekretiert,
Einleitung
13
Sap9 und 10 sind membranverankerte GPI-Proteine [41]. Die Expression der SAPProteine ist abhängig von der Wachstumsphase und den umgebenden Bedingungen.
Ihre genaueren Funktionen sind noch unklar [42]. Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass im Vergleich zur oberflächenzerstörenden Funktion der SAP-Proteine
die Proteolyse intrazellulärer Verbindungen eine größere Rolle spielt [43].
Extrazelluläre Phospholipasen sind eine heterogene Gruppe von Enzymen, die
alle die Fähigkeit besitzen, Esterverbindungen in Glycerolphospholipiden zu hydrolysieren. Bisher wurden 4 Phopholipasen-kodierende Gene in C. albicans identifiziert:
PLA, PLB, PLC, PLCD [31]. Die Funktionen sind im einzelnen nicht bekannt. Versuche zeigen jedoch, dass sie wichtig sind für die Penetration von Wirtszellen und
die Adhäsion an Epithelzellen [41]. Des weiteren konnte gezeigt werden, dass die
Deletionsmutante ∆PLB1 eine geringere Virulenz im Tiermodell aufweist [39].
Extrazelluläre Lipasen ermöglichen es C. albicans durch die Spaltung von Esterbindungen Lipide als Kohlenstoffquelle zu nutzen. Bisher wurden 10 Lipasenkodierende Gene (LIP1-10) identifiziert, die eine Homologie von bis zu 80 % in ihrer
Aminosäuresequenz aufweisen. Die genaue Funktion der Lipasen ist im einzelnen
noch nicht geklärt [41].
1.2
Die Interaktion Candida albicans - Wirt
Allein die Tatsache, dass Candida albicans als kommensaler Mikroorganismus bei
vielen Menschen Teil der normalen Mikroflora in verschiedensten Bereichen des Körpers ist, wie zum Beispiel der Haut, der Schleimhäute oder des Gastrointestinaltraktes [2], lässt vermuten, dass bereits die „gesunde Interaktion“ zwischen Wirt und
C. albicans einen äußerst komplexen Gleichgewichtszustand darstellt. Die vielfältigen Möglichkeiten die einen Wechsel in eine pathogene Besiedlung des Wirts herbeiführen, vergrößern die Komplexität des Interaktionssystems und sind das Ergebnis
einer langen Co-Evolution des Pilzes und des Menschen. Dabei kam es nicht nur zu
einer Anpassung des menschlichen Immunsystems in Bezug auf Mechanismen der
Erkennung und der Wachstumskontrolle des Pilzes. Ebenso entwickelte C. albicans
Mechanismen, Veränderungen der Wirtsumgebung zu detektieren und darauf zu reagieren [44]. Im Folgenden sollen die Systeme, die diese Interaktion vermitteln, näher
erläutert werden. Dabei spielen die beschriebenen spezifischen Virulenzfaktoren, die
14
Einleitung
ebenso variieren wie die Antwort der Wirtszellen, eine Rolle und bestimmen über
das Ausmaß der Infektion.
1.2.1
Adhärenz
Unabhängig davon, ob C. albicans einen Wirt als Kommensale besiedelt oder als
Pathogen schwerwiegende Krankheiten hervorruft, initial ist die Adhärenz des Mikroorganismus an Epithelzellen. Dabei korreliert die Virulenz des Pathogens direkt
mit seiner Fähigkeit an den Wirtszellen zu adhärieren [45]. Zu den hierfür wichtigsten molekularen Elementen zählen die in Kapitel 1.1.4.4 beschriebenen Adhäsine
von Candida albicans. Diese vermitteln zum Teil eine kovalente Bindung des Pathogens an die humanen Zellen. Außerdem spielt die Hydrophobizität von C. albicans
eine Rolle. Diese ist durch physikalische Eigenschaften der Pilzzellwand bestimmt
und wird durch die Morphologie und Kultivierungsmethode von C. albicans beeinflusst. Hydrophobe Zellen adhärieren einfacher an Wirtszellen und sind resistenter
gegenüber der Tötung durch Phagozytose als hydrophile Zellen, da sie weniger Phosphomannanketten besitzen, die als Erkennungsmotiv für die Immunzellen dienen
[46, 47].
1.2.2
Erkennung von C. albicans
Die wichtigste Eigenschaft des angeborenen Immunsystem eines Lebewesens ist
die Fähigkeit „eigen“ und „fremd“ unterscheiden zu können. Dies erfolgt durch
Keimbahn-kodierte, oberflächenexprimierte Rezeptoren, die aufgrund ihrer Fähigkeit fremdartige Strukturen zu erkennen, pattern recognition receptors (PRRs) genannt werden [48]. Sie werden auf verschiedensten humanen Zellen exprimiert, wie
z.B. Zellen der oralen Schleimhaut, primären neutrophilen Granulozyten (PMNs),
Dendritischen Zellen, Monozyten, Makrophagen, B-Zellen und Epithelzellen. Zu
den PRRs zählen unter anderem die membrangebundenen Toll-like Rezeptoren
(TLRs), C-Typ Lectin Rezeptoren (CLRs), die zytoplasmatischen NOD-like Rezeptoren (NLRs) und RIG-I-like Rezeptoren (RLRs). Nicht alle PRRs werden in jedem
Zelltypen und in allen Regionen des Wirtes gleich exprimiert.
Jedes Ligand-Rezeptor System aktiviert spezifische intrazelluläre Signalwege.
Durch diese kommt es wiederum zur Aktivierung verschiedener Komponenten der
Immunantwort des Wirts. So werden antimikrobielle Peptide, Zytokine, Chemokine
und co-stimulierende Moleküle verstärkt exprimiert, die ihrerseits ein breites Wirkungsspektrum haben. Somit vermitteln PRRs zwischen angeborener und adaptiver
Einleitung
15
Immunantwort.
Die PRRs erkennen typische oberflächenexprimierte, mikrobielle Strukturen, die
zusamengefasst werden als PAMPs (pathogen-associated molecular patterns) [49]. Im
Fall von C. albicans zählen zu der Gruppe der PAMPs die Zellwandbestandteile Chitine, Mannane, Phospholipomannane und Glucane [50]. Im Folgenden sollen einzelne
Vertreter der PRRs, die in der Erkennung von Candida albicans eine bedeutende
Rolle spielen, näher beschrieben werden. Die Abbildung 1.6 zeigt eine Übersicht der
genannten Rezeptoren.
1.2.2.1
Toll-like Rezeptoren
Die TLRs sind die bisher am ausführlichsten analysierten Rezeptoren in der Gruppe
der PRRs. Sie sind evolutionär konserviert und reagieren auf bakterielle, virale und
fungische Antigene oder endogene Faktoren, die infolge von Zellverletzung freigesetzt
werden. Bisher wurden dreizehn TLRs identifiziert, wovon zehn funktionell im Menschen sind. Die Rezeptoren TLR1, TLR2 und TLR4-6 sind plasmamembranassoziiert, TLR3 bzw. TLR7-9 sind an den Lysosomen oder den Endosomen lokalisiert [52].
TLRs besitzen N-terminale Leucin-reiche Repeats (LRRs), die für die Erkennung der
mikrobiellen Strukturen verantwortlich sind. Sie haben außerdem eine transmembrane Region, sowie eine zytoplasmatische TIR-Domäne (Toll-/Interleukin-1(IL-1)Rezeptor). Durch Ligandenbindung erfolgt die Bindung von Adaptermolekülen und
somit die Anregung der Signalwege, die zur Aktivierung von Transkriptionsfaktoren
führen. Es kommt zu der verstärkten Transkription von antimikrobiellen Peptiden,
Zytokinen und Chemokinen. Somit beeinflusst die Anregung der TLRs die Aktivität
anderer Zellen des Immunsystems [49, 52].
Bei der Erkennung von C. albicans spielen vor allem TLR2 und TLR4 eine
Rolle. Phospholipomannane und β-Glucane sind die Liganden des TLR2 und Overbundene Mannane die des TLR4. Diese Rezeptoren werden vor allem in myeloiden Zellen exprimiert. Aber auch Epithelzellen weisen, wenn auch für TLR4 nur in
sehr geringen Mengen, diese beiden Rezeptoren an ihrer Oberfläche auf. Des weiteren
konnte gezeigt werden, dass TLR9 C. albicans-DNA erkennt und die Zytokinproduktion in Dendritischen Zellen induziert [51, 53, 50, 54]
1.2.2.2
CLRs
Bei den C-Typ Lectin-Rezeptoren handelt es sich hauptsächlich um membranassoziierte Rezeptoren, die mindestens eine Kohlenhydraterkennungsdomäne (carbo-
16
Einleitung
Abbildung 1.6: Übersicht der wichtigsten PRRs (Pattern Recognition Receptors) bei der
Erkennung von Candida albicans. Der lösliche Lectinrezeptor (Mannose-binding lectin MBL) bindet Mannose-reiche Strukturen von C. albicans. Der membranassoziierte C-Typ
Lectin Rezeptor (macrophage mannose receptor 1 - MMR), der für Dendritische Zellen spezifische DC-SIGN (ICAM3-grabbing non-integrin) und der Makrophagen-induzierbare Rezeptor MINCLE erkennen ebenso Mannose-reiche Strukturen. Dectin-1 bindet β-Glucane
und Dectin-2 erkennt in Kombination mit dem Fcγ-Rezeptor (FcγR) Mannane (Mannosepolymere). Toll-like Rezeptor 4 (TLR4) kann O-linked Mannane, TLR2 kann Phospholipomannane oder zusammen mit Galectin-3 β-Mannoside erkennen. TLR9 ist im Zytosol
lokalisiert und bindet fungische DNA. Der NOD-like Rezeptor NLRP3 (NOD-, LRR- and
pyrin domain-containing 3 ) bildet zusammen mit Apoptose-assoziierten Speck-like Proteinen einen Inflammasom-Komplex, der eine Caspase-rekrutierende Domäne (ASC) und
das Enzyme Caspase 1 einschließt. Die Liganden, die das NLRP3-Inflammasome aktivieren
sind bisher unbekannt. CARD9 - caspase recruitment domain-containing protein 9 ; IFNs Interferone; IL-1β - Interleukin-1β; NF-κB - nuclear factor-κ B (nach [51])
hydrate recognition domain - CRD) besitzen und Kohlenhydrate Calcium-abhängig
binden. Sie können somit Polysaccharidstrukturen von Mikroorganismen detektieren [52]. Es handelt sich hierbei um eine sehr große Gruppe von Rezeptoren, die
eine wichtige Rolle in der Erkennung von Pilzen spielt. Diese Rezeptoren induzieren
die Produktion von Zytokinen und beeinflussen somit die angeborene und adapti-
Einleitung
17
ve Immunantwort. Darüber hinaus vermitteln sie die Aufnahme von C. albicans in
die Zellen z. B. durch Phagozytose. Einige der CLRs werden im Folgenden näher
beschrieben:
Die Rezeptoren Dectin-1 (CLEC7A) und Dectin-2 (CLEC6A) sind auf der Oberfläche von Dendritischen Zellen, Makrophagen und Neutrophilen zu finden. Dectin-1
konnte auch auf Ephitelzellen nachgewiesen werde [54]. Dieser Rezeptor detektiert
β-1,3-Glucane, Dectin-2 erkennt α-Mannose [55, 56].
Der Mannose-Rezeptor (MR) (auch Macrophage Mannose Receptor 1 - MMR)
bindet verzweigte N -gebundene Mannane und wird hauptsächlich von Makrophagen
und Dendritischen Zellen exprimiert [57].
DC-SIGN (Dendritic cell-specific ICAM-3-grab-bing non-integrin) wird wie der
MR von Makrophagen und Dendritischen Zellen exprimiert und erkennt αverknüpfte Mannanosestrukturen [58]. Der hauptsächlich auf Makrophagen exprimierte Rezeptor Galectin-3 bindet β-1,2 Mannoside [59].
Ebenso soll das lösliche MBL (mannose-binding lectin) erwähnt werden, dass
die Bindung der Mannane sowie die Opsonisierung und Aufnahme von C. albicans
vermittelt [60]. Weitere CLRs sind Mincle und SCARF/CD36 (scavenger receptor
class F protein), deren Liganden jedoch noch nicht identifiziert werden konnten [61,
62].
1.2.2.3
NLRs
Die zytoplasmatischen NOD-like Rezeptoren (NLRs) erkennen intrazelluläre Pathogene. Charakteristisch für sie sind eine Nukleotidbindungsdomäne und Leucin-reiche
Repeats. Für die Erkennung von C. albicans als wichtig erachtet wird NLR3P, welches sich innerhalb eines Proteinkomplexes, der Inflammasom genannt wird, befindet. Das durch intrazelluläre mikrobielle Stimuli aktivierte Inflammasom induziert Caspase 1, die wiederum die Freisetzung von Zytokinen der Interleukin 1(IL-1)Familie bewirkt [63].
1.2.3
Zytokine
Zytokine sind Signalmoleküle, die Differenzierung, Proliferation und Funktion von
Säugerzellen regulieren. Das bei einer Infektion vorliegende Zytokinprofil ist bezeichnend und spezifisch für den Abwehrprozess eines pathogenen Organismus. Proinflammatorische Zytokine regulieren Leukozytentransport sowie -proliferation und
aktivieren oxidative und nicht-oxidative metabolische Antworten der Zellen auf die
18
Einleitung
Infektion [64].
Aufgrund der Tatsache, dass Epithelzellen am häufigsten mit C. albicans in Kontakt treten und in dieser Arbeit insbesondere auf die Interaktion von C. albicans
mit Epithelzellen eingegangen wird, soll hier nur die Zytokinantwort dieser Zellen
beschrieben werden.
Epithelzellen schütten eine Vielzahl proinflammatorischer Zytokine als Antwort
auf den Kontakt mit C. albicans aus, jedoch zeigen diese keinen direkten antifungischen Effekt [65]. Verschiedene Studien an oralen Epithelzellen, die an primären
Zellen und an etablierten Zelllinien durchgeführt wurden, zeigten die Freisetzung
der proinflammatorischen Zytokine IL-1α, IL-1β, IL-8, IL-18, TNFα und GM-CSF
bei Interaktion mit C. albicans [64, 65, 66, 67, 68]. Multizelluläre Systeme aus Epithelzellen und Fibroblasten, die artifizielle Gewebekultursysteme darstellen, zeigten
ähnliche Zytokinprofile mit Ausnahme von IL-6, das nur in diesen Versuchen nachgewiesen werden konnte [69, 70, 71, 72]
Die Gruppe um Martin Schaller beschrieb ein Infektionsmodell basierend auf einem kommerziell erhältlichem rekonstruierten humanen oralen Epithelium (reconstituted human oral epithelium - RHE). Dieses dreidimensionale Mukosasystem zeigte
bei der Infektion mit C. albicans ein ähnliches Zytokinprofil: IFNγ, TNFα, IL-1α,
IL-1β, IL-6 und IL-8. Bei Anwesenheit von PMNs stiegen die Mengen der proinflammatorischen Zytokine IL-1α, IL-1β, IL-6, GM-CSF und IL-8 an. Dies wurde
von einer Migration der Neutrophilen in das mukosale Epithelium begleitet [73].
Infolge der Expression der oben beschriebenen Zytokine erfolgt der Wechsel vom
anti-inflammatorischen zum pro-inflammatorischen Zustand. Es kommt zur Freisetzung von antimikrobiellen Peptiden (AMPs), wie Defensinen, Cathelicidin und
Histatinen durch die Epithelzellen [74]. Diese AMPs kontrollieren das Wachstum
von C. albicans und somit die Infektion, worauf in Kapitel 1.3 näher eingegangen
wird.
1.2.4
Phagozytierende Zellen
Phagozyten spielen im Prozess der Kontrolle von Candida-Infektionen eine entscheidende Rolle. Insbesondere PMNs sind unverzichtbar bei der Bekämpfung von oberflächlichen aber auch invasiven Kandidosen [75]. Die Rekrutierung der Neutrophilen
zum Infektionsherd wird durch die Ausschüttung einer Reihe von Zytokinen stimuliert.
Monozyten und Makrophagen stellen eine weitere Gruppe der phagozytieren-
Einleitung
19
den Zellen dar. Die Wichtigkeit ihrer Funktionen in der Bekämpfung von CandidaInfektionen wird kontrovers diskutiert [50].
Die sich in der Haut und in Schleimhäuten befindenden und dort patrouillierenden
Dendritische Zellen (DCs) nehmen eingedrungene C. albicans über die Rezeptoren
MR und DC-SIGN auf [76, 58]. Dies führt zur Prozessierung und Präsentation von
Candida-spezifischen Antigenen über die Haupthistokompatibilitätskomplex Klasse
II (MHCII)-Moleküle.
Hefe- und Hypheform von C. albicans lösen in den DC unterschiedliche Reaktionen aus. Während die Hefeform eine T-Helferzellen Typ1(Th1)-Antwort induziert,
aktiviert die Hyphenform eher eine Th2-Antwort. Somit bilden die DCs die Brücke
zwischen angeborener und adaptiver Immunantwort.
Phagozyten töten C. albicans sowohl intrazellulär als auch extrazellulär. Nach der
Phagozytose des Pathogens und der Fusion der Lysosomen mit den Phagosomen zu
Phagolysosomen erfolgt die Inaktivierung des Pathogens durch hydrolytische Enzyme, antimikrobielle Peptide und reaktive Sauerstoffspezies (reactive oxygen species
- ROS) [77].
1.2.5
Evasionsstrategien
Candida albicans wäre kein so erfolgreiches Pathogen, wenn es nicht im Laufe der
Evolution Mechanismen herausgebildet hätte, um die beschriebenen Verteidigungsmechanismen des Wirts zu umgehen. Zu diesen zählt unter anderem der Morphologiewechsel zwischen der Hefe- und der Hypheform (siehe Kap. 1.1.4.3). Dieser gilt
als der Hauptvirulenzfaktor. Deletionsmutanten in den Genen efg1 und cph1 sind
avirulent bzw. weniger virulent im Mausmodell [78]. Des weiteren zeigen Mutanten, die entweder zum Wachstum in der Hyphen- oder der Hefenform befähigt sind,
eine deutlich geringere Virulenz als Wildtystämme [32, 79]. Die Fähigkeit der Hyphenbildung ermöglicht es C. albicans außerdem nach erfolgter Phagozytose aus den
Makrophagen herauszuwachsen und diese damit zu töten. Untersuchungen zeigten
auch, dass die Hyphenform die Expression von β-Defensinen inhibiert [80]. Im Allgemeinen gilt die Hyphe als invasive Wachstumsform, die Hefeform ermöglicht die
freie Verteilung bei systemischen Infektionen.
C. albicans kann über zwei Wege in Epithelschichten eindringen. Zum einen ermöglichen die Candida-Adhäsine (siehe Kapitel 1.1.4.4), die bei Kontakt mit den
Epithelzellen verstärkt exprimiert werden, eine aktive Penetration. Des weiteren
ist es C. albicans auch möglich, Endozytose zu induzieren. Dies erfolgt unter an-
20
Einleitung
Abbildung 1.7: Schematische Darstellung der Interaktion zwischen C. albicans und angeborenem Immunsystem des Wirts an mukosalen Oberflächen. Schwarze Linien markieren
Wirtsabwehrmechanismen. Rote Linien zeigen Candida Invasions- bzw. Fluchtmechanismen. [50]
derem durch das bereits beschriebene Phänomen des Mimikry. So ist das Adhäsin
Als3 wirtseigenen Cadherinen sehr ähnlich. Es wurde gezeigt, dass Als3 an ZellZellkontakt-vermittelnden E-Cadherinen bindet und dies die Endozytose des Pilzes
induziert [81].
Durch die Beeinflussung der Expression der oberflächenassoziierten PRRs ändert sich die Empfindlichkeit von Epithelzellen gegenüber der Candida-Infektion. So
konnte gezeigt werden, dass infolge einer C. albicans-Infektion im oralen RHE-Modell
die Expression des TLR4 herunterreguliert wird [82]. Ebenso wird die Produktion von Zytokinen von C. albicans beeinflusst. So wird neben der in Kapitel 1.2.3
genannten, durch Epithelzellen freigesetzten Zytokine auch das Hauptzytokin der
Th17-Zellen, IL-17, bei einer Infektion mir C. albicans sekretiert [83]. Dieses Zytokin
vermittelt eine Vielzahl proinflammatorischer Funktionen wie Neutrophilenrekrutierung, Aktivierung von Phagozytose und Induktion von AMP-Freisetzung.
Einleitung
21
Phagozytierte C. albicans inhibieren die Bildung der Phagolysosomen unterbinden und zudem werden Katalasen und Superoxiddismutasen exprimiert, um die ROS
zu inaktivieren [50]. Abbildung 1.7 zeigt eine Übersicht über die genannten Mechanismen, die es C. albicans ermöglichen, das Gleichgewicht der Interaktion zu den
Epithelzellen zu beeinflussen.
1.3
Antimikrobielle Peptide
Antimikrobielle Peptide (AMP) zählen evolutionär gesehen zu den frühesten Verteidigungsmechanismen von Organismen. Als Teil des angeborenen Immunsystems
finden sie eine weite Verbreitung im Reich der Pflanzen und Tiere. Die große Diversität dieser Klasse spiegelt sich in den folgenden Zahlen wider: 2015 antimikrobielle Peptide sind bisher identifiziert und in der Datenbank „The Antimicrobial Peptide Database“ aufgeführt. Ein Drittel davon zeigt antifungische Aktivität
(http://aps.unmc.edu/AP/main.php, Stand Juli 2012).
Alexander Fläming entdeckte 1922 die erste humane lösliche Substanz, die bakterizide und bakteriostatische Aktivität besitzt. Es handelte sich hierbei um Lysozym,
das er erstmals aus dem Nasensekret eines Patienten mit akuter Rhinitis, später auch
aus humanen physiologischen Flüssigkeiten und Geweben sowie Hühnereiweiß isolieren konnte [84]. Der außergewöhnlich große Vertreter der AMP ist bekannt durch
seine membranzerstörende Aktivität aber auch durch seine nichtenzymatische Tötung von Bakterien [85].
1963 konnte durch Zeya und Spitznagel gezeigt werden, dass PMNs ein wichtiger
Speicher für antibakterielle Proteine sind. Sie untersuchten die Granula der PMN
von Kaninchen und Meerschweinchen und konnten zeigen, dass die antibakterielle
Wirkung auf lysosomale Proteine zurückzuführen ist, die während der Phagozytose
und Degranulierung zu den aufgenommenen Bakterien transferiert werden [86, 87].
1.3.1
Eigenschaften
Die meisten AMP zeigen ähnliche Eigenschaften. Sie sind kleine Peptide (10-50 Aminosäuren), tragen eine kationische Ladung und sind von amphipathischer Struktur
[88]. Je nach Aminosäurezusammensetzung, Größe und Konformation werden sie in
verschiedene Kategorien unterteilt. So gibt es AMPs mit einer α-helikalen Struktur, Peptide mit einer durch Disulfidbrücken stabilisierten β-Faltblattstruktur und
Peptide mit einer langgestreckten oder ringähnlichen Struktur [89]. Ähnlichkeiten
22
Einleitung
zwischen den einzelnen AMPs zeigen sich auch bei den Aminosäuresequenzen. So
treten die Aminosäuren Asparaginsäure und Glutaminsäure sehr selten auf, wohingegen die kationische Aminosäuren Lysin und Arginin sehr häufig eingebaut werden.
Die Aminosäuren Cystein und Tryptophan spielen eine Rolle in der Ausbildung
stabilisierender Disulfidbrücken und hydrophober Interaktionen. An den C- und Nterminalen Positionen der Peptide ist Glycin häufig zu finden, da es stabilisierend auf
die Helixstrukturen und schützend vor Amino- und Carboxypeptidasen wirkt [90].
Die amphipatische Struktur ermöglicht es den AMPs, mit den negativ geladenen
Phopholipidgruppen und hydrophoben Fettsäureketten mikrobieller Membranen zu
interagieren. Dies führt zur Porenformation und der Zerstörung der Zellen innerhalb
von Minuten [91]. Einige Vertreter der AMPs können auch ohne Membranzerstörung
in die Zellen gelangen. Ihre intrazellulären Ziele sind z.B. Störung der Bildung von
Nukleinsäuren oder Inhibierung der Proteinsynthese. In Pilzen sind auch die Mitochondrien Angriffspunkte der AMPs [92]. Bereits durch die Einlagerung von AMPs
in die Zellmembran des Pathogens kann eine Störung wichtiger Systeme, wie selektive Permeabilität, Aufrechterhaltung von Gradienten, zelluläre Energetik sowie
Motilität, erfolgen und damit ein Zelltod ausgelöst werde.
Es existieren drei verschiedene Modelle, die die Membranzerstörung durch antimikrobielle Peptide beschreiben. Diese sind in Abb. 1.8 graphisch dargestellt und
werden im folgenden Kapitel näher erläutert.
1.3.2
Wirkungsweisen von AMPs
1.3.2.1
Barrel-Stave Model
Das erste Modell ist das „Barrel-Stave Model “ (Tonne-Planken-Modell). Dieses Modell beruht auf der Annahme, dass sich die hydrophoben Regionen der Peptide entlang der Acylketten der Membranlipide anordnen und die hydrophilen Regionen der
Peptide die innere Oberfläche der Pore bilden. Nach der Bindung der Peptide an der
Membranoberfläche, kommt es zu einer Verdünnung der Membran durch das Eindringen der hydrophoben Teile der AMPs und ein damit verbundenes Verschieben
der Phospholipidköpfe in der Membran. Die in ihrer Anzahl variierenden kanalbildenden Peptide formieren sich in einem Ring (barrel ) um die entstehende Pore (siehe
Abb. 1.8 links). Ist eine bestimmte Schwellenkonzentration des Peptides erreicht, aggregieren Peptid-Monomere und dringen tiefer in den hydrophoben Membrankern
ein. Die transmembranen Peptide und Peptidkomplexe bilden die Planken (stave)
der Pore. Durch die Einlagerung weiterer Peptide vergrößert sich die Pore, bis ein
Einleitung
23
vollständiger Kanal ausgebildet wird, durch den die Zellflüssigkeit entweichen kann
und das Pathogen getötet wird [93, 94, 90, 85].
1.3.2.2
Toroidal-Model
Ein weiteres Modell beschreibt die als „Toroidal- “ oder „Wormhole Model “
(Ringloch-Modell) bezeichnete Theorie. Die an der Membran adhärierten Peptide
bewirken ab einer bestimmten lokalen Konzentration durch das Eindringen ihrer
hydrophoben Teile eine Krümmung der Membranoberfläche, was zu der Ausbildung
einer Pore führt. Die Peptide assoziieren hierbei über die gesamte transmembrane
Strecke mit den Lipidkopfgruppen, so dass sie erst senkrecht zu der Membran angeordnet sind und schließlich mit dem inneren Teil des Phospholipidbilayers fusionieren. Es kommt zu der Ausbildung eines gekrümmten, aus AMPs und Lipidkopfgruppen bestehenden Monolayer, der die gesamte Pore wie ein Rundloch (toroidal hole)
auskleidet (siehe Abb. 1.8 mitte). Wie im Barrel-Stave Model beschrieben kommt es
auch hier zu einer Kanalbildung durch die die zytoplasmatische Flüssigkeit des Pa-
Abbildung 1.8: Modelle, die die Membranzerstörung durch antimikrobielle Peptide beschreiben. Die Peptide liegen unstrukturiert in Lösung vor. Nach der Bindung an Membranoberflächen und erfolgter Umstrukturierung dringen sie in den Phopholipidbilayer ein. In
Abhängigkeit der biophysikalischen Eigenschaften der Peptide erfolgt die Membranzerstörung nach dem Barrel-Stave Model, dem Toroidal-Model oder dem Carpet-Model [90].
24
Einleitung
thogens entweichen kann. Diese Art der Poren wird durch eine Vielzahl mikrobieller
Peptide gebildet [85, 90, 94].
1.3.2.3
Carpet-Model
Einige Peptide zeigen eine eher diffuse Wirkung auf die Membranoberfläche und
zerstören diese auf eine Art und Weise, die sich mit dem „Carpet-Model “ (TeppichModell) beschreiben läßt. Die AMPs binden in paralleler Orientierung an der Membran und bedecken diese wie ein Teppich (carpet). Auch hier kommt es zu Phospholipidverschiebung und Änderung der Membranfluidität. Ab einer kritischen Schwellenkonzentration kommt es zu der peptidvermittelten Zerstörung der Membran, und
somit der Zelle. Dies erfolgt durch die Bildung von Mizellen (siehe Abb. 1.8 rechts),
ähnlich dem Prozess der Membranzerstörung durch Detergenzien [94, 85].
1.3.3
Selektivität
Aufgrund der Unterschiede im Aufbau bakterieller und eukaryotischer Membranen
haben AMPs eine gewisse Selektivität (siehe Abbildung 1.9). Bakterielle Membranen
weisen sowohl an der inneren als auch an der äußeren Seite der Phospholipiddoppelschicht durch den Einbau von Phosphatidylglycerol und Cardiolipin eine stark
negative Ladung auf. Zusätzlich ist die äußere Schicht mit negativ geladenen Molekülen (wie LPS bei gram-negativen Bakterien) oder mit Molekülen mit aziden Eigenschaften (Teichonsäure bei gram-positiven Bakterien) versehen, die die negative
Ladung der Membran verstärken [94]. Eukaryotische Membranen zeigen diese stark
negativ geladenen Phospholipide nur im zytosolischen Teil der Membran. Durch den
Einbau zwitterionischer Phospholipide wie Phosphatidylcholin, Sphingomyelin oder
Phosphatidylethanolamin, deren nach außen gerichteter Teil ungeladen ist, weist
die außere Hälfte der Membran eine neutrale Ladung auf [90]. Zusätzliche Cholesterineinlagerungen verstärken diesen Effekt und bewirken eine höhere Fluidität der
Lipiddoppelschicht [95].
1.3.4
AMPs als Regulatoren der Immunantwort
AMPs werden im Menschen konstitutiv in nahezu allen Geweben und Zellen exprimiert und durch Entzündung oder Verletzung induziert. Sie werden als „Cocktail“
produziert, wobei jedes Gewebe sein eigenes Profil an AMPs aufweist [85]. Neben der
aktiven Bekämpfung von Pathogenen haben sie auch immunregulatorische Funktio-
Einleitung
25
Abbildung 1.9: Bindungsverhalten antimikrobieller Peptide an Membranen eukaryotischer
und prokaryotischer Zellen. Aufgrund der stärkeren elektrostatischen und hydrophoben
Interaktionen binden AMPs überwiegend an den Membranen von Prokaryonten. Durch
den heterogenen Aufbau der eukaryotischen Membranen und dem Einbau von Cholesterin
basiert die Interaktionen zu AMPs nur auf hydrophoben Wechselwirkungen. [96]
nen. Sie wirken als Chemokine bzw. induzieren die Chemokinproduktion und spielen
eine Rolle in der chemischen Anlockung von Lymphozyten oder Dendritischen Zellen
sowie T-Zellen. Außerdem haben AMPs Einfluss auf die Regulation des Zellwachstums und der Wundheilung. Somit können antimikrobielle Peptide als Verbindungselement zwischen angeborenem und adaptivem Immunsystem gesehen werden. Eine
schematische Übersicht über die Funktionen der AMPs ist in Abb. 1.10 dargestellt.
Als wichtigste Vertreter wird im Folgenden auf die Defensine und das Cathelicidin, die hauptsächlich von Neutrophilen und Ephithelzellen produziert werden,
näher eingegangen. Nennenswert sind außerdem die AMPs, die zur chemischen Hautbarriere gehören: Dermcidin, Psoriasin und RNase 7, sowie das in Speichelsekreten
vorkommende Histatin. Für detaillierte Informationen zu diesen AMPs sei auf das
sehr ausführliche Review von Wiesner und Vilcinskas verwiesen [85].
1.3.5
Resistenzentwicklungen von Pathogenen
Pathogene entwickeln fortwährend Mechanismen, Abwehrreaktionen des Wirtes zu
umgehen. In Bezug auf die antimikrobiellen Peptide und deren Wirkungsweise ist
dies jedoch nicht trivial. Ihre Angriffsziele sind grundlegende Strukturen, die nur
26
Einleitung
Abbildung 1.10: Übersicht der Funktionen antimikrobieller Peptide in der Verteidigung des
Wirts gegenüber Pathogenen. AMPs induzieren verschiedenste Antworten in wirtseigenen
Immunzellen wie Monozyten, Makrophagen, Neutrophilen und Epithelzellen. Sie verändern
die Genexpression der Wirtszellen, induzieren die Produktion von Chemokinen und Zytokinen, vermitteln Leukozytentransport zum Infektionsherd, beeinflussen Zelldifferenzierung
und aktivieren bzw. blockieren TLR-Signalwege. Dies führt zum Schutz vor Infektionen,
zur Kontrolle von Entzündungen, vermittelt die Wundheilung und aktiviert die adaptive
Immunantwort. Dendritische Zellen - DC; Lipopolysaccharid - LPS, plasmazytoide dendritische Zellen - pDC [89]
schwer verändert werden können. Die Interaktionen beruhen auf elektrostatischen
und hydrophoben Wechselwirkungen mit Membranen und nicht auf spezifischen Proteinbindungsstellen, die durch Mutationen modifiziert werden könnten. Erschwerend
kommt hinzu, dass Pathogene im Wirt einer Vielzahl von AMPs gleichzeitig ausgesetzt sind. Dennoch ist es einigen Mikroorganismen gelungen, die Anwesenheit von
AMPs zu detektieren und auf diese zu reagieren.
Man kann zwei Entwicklungstrategien für die Ausbildung von Resistenzen unterscheiden. Zum einen gibt es konstitutive (passive) Eigenschaften, die zu einer reduzierten Empfindlichkeit führen, aber unabhängig von der Anwesenheit des AMPs
exprimiert werden. Im Gegensatz dazu werden die induzierbaren (adaptiven) Resistenzmechanismen nur bei Anwesenheit der AMPs induziert [92].
Einleitung
27
So kann eine Veränderung der angeborenen Charakteristik mikrobieller Phospholipidmembranen zu Resistenzen gegenüber AMPs führen. Einige Staphylococcus aureus-Stämme beispielsweise enthalten in ihrer Membran mehr Lysyl-Phosphatidylglycerol. Dies ist ein weniger negativ geladenes Derivat des Phosphatidylglycerols. Somit wird die Ladung der Membranoberfläche im Vergleich zu anderen Staphylokokken reduziert [97, 98].
AMPs können leichter in mikrobielle Membranen eindringen, wenn das energetische Membranpotential hoch ist. Die Verringerung des Membranpotentials führt
bei einigen Mikroorganismen, wie z.B. S. aureus, zur Resistenz gegenüber AMPs
[92]. Ebenso ist für C. albicans gezeigt worden, dass Mutanten mit einem Defekt der
Respiration als Folge von Mutationen in der mitochondrialen DNA eine Resistenz
gegenüber Histatin-5 aufweisen. Dies hat zwei Gründe: Zum einen kann das AMP
nicht in den Zellen akkumulieren und zum anderen benötigt es für seine volle Aktivität ein Minimum an zellulärer Energie, die durch die mitochondriale ATP-Synthese
gestellt wird [99]. Dies könnte auch erklären, warum Pilze, die sich im Dormanzzustand befinden, Resistenzen gegenüber antimikrobiellen Peptiden zeigen.
Ein weiterer konstitutiver Schutzmechanismus ist der Aufbau einer Kapsel oder
Glycokalyx. Diese negativ geladenen Schutzschilde, die beispielsweise bei Gramnegativen Kokken aus Teichonsäure und Teichuronsäure aufgebaut sind, fangen kationische AMPs ab [92]. Ebenso kann das von Pseudomonas aeroginosa produzierte
stark anionische Exopolysaccharid Alginsäure die positiv geladenen AMPs abfangen
[100].
P. aeroginosa liefert ein weiteres Beispiel passiver Resistenzmechanismen. Das Pathogen ist in der Lage, Gewebe zu infizieren, die hohe Salzkonzentrationen aufweisen.
Aufgrund der Tatsachen, dass viele kationische AMPs bei Anwesenheit großer Mengen mono- und divalenter Kationen nicht ihre volle Wirkung entfalten können, hat
P. aeruginosa als salzresistenter Organismus hier eine Nische gefunden, in der er die
Wirkung der AMPs umgehen kann [92]. Ein weiteres Beispiel der Nischenbildung
stellt die Bildung von Biofilmen dar. Diese Wachstumsform, zu der auch Candida
albicans befähigt ist, bewirkt eine Ausgrenzung des Immunsystems des Wirts und
bietet demzufolge auch Schutz vor antimikrobiellen Peptiden.
Antimikrobielle Peptide sind potentiell tödliche Stressoren, die in einigen Mikroorganismen die Herausbildung ausgeklügelter Antwortsysteme induzierten. So
bewirkt in diversen Gram-negativen Stämmen das PhoP/PhoQ Regulon eine umfassende Veränderungen von Proteinen, Phospholipiden und Lipopolysacchariden
und induziert die Transkription sekretorischer und oberflächenassoziierter Proteine,
28
Einleitung
Enzyme und Peptidasen, die einen Schutz gegen AMPs vermitteln [101, 102, 103].
Die Degradation von AMPs durch Endopeptidasen wurde unter anderem
für Salmonella und Escherichia coli beschrieben [104, 105]. Ebenso sekretieren
P. aeruginosa, Enterococcus faecalis, Proteus mirabilis and Streptococcus pyogenes
Proteasen, die das AMP LL-37 degradieren [106].
Des weiteren wurden von Pathogenen Transportsysteme entwickelt, die den Abtransport eingedrungener AMPs regeln. So wurde für Neisseria gonorrhoeae das
energieabhängige Transportsystem mtr [107] und für Yersinia das Transportersystem RosA/RosB beschrieben [108].
1.3.6
AMPs als Therapeutikum
In Zeiten des starken Anstiegs von Resistenzen gegenüber Antibiotika und Antimykotika ist das Interesse an neuen Wirkstoffen groß. Für den medizinischen Einsatz
antimikrobieller Peptide spricht ihr breites Aktivitätsspektrum. So haben sie eine
schädigende Wirkung auf viele Gram-negative und Gram-positive Bakterien sowie
Pilze, darunter auch Arzneimittel-resistente Stämme [109]. Das wissenschaftliche
Feld, das sich mit dem Einsatz antimikrobieller Peptide als Therapeutikum befasst,
ist groß und neben den natürlich vorkommenden AMPs werden auch synthetische
Derivate getestet. Viele Substanzen befinden sich in frühen Phasen prae-klinischer
Untersuchungen, andere sind bereits in der Phase III klinischer Studien angelangt.
Die Kosten der Herstellung solcher Peptide und die Durchführung notwendiger Studien sind hoch. Es stellt sich die Frage, ob in Hinblick auf die oben beschriebenen
Resistenzmechansismen (siehe Abschnitt 1.3.5) der Nutzen den Kostenfaktor aufwiegt. Boman [91] liefert für die Verwendung antimikrobieller Peptide in der Medizin
prägnante Gründe:
1. Kämen in der Therapie nicht-modifizierte Peptidstrukturen zum Einsatz, die
ebenso in Mensch oder Tier gebildet werden, stelle dies keinen neuen Selektionsdruck dar. Mögliche Resistenzmechanismen hätten sich im Verlauf der
Evolution längst entwickeln können.
2. Meist sind mikrobielle Membranen das Angriffsziel natürlicher aber auch modifizierter antimikrobieller Peptide. Experimente zeigten, dass es schwierig ist,
Mutanten zu isolieren, die eine geänderte Membranstruktur besitzen. Zwar
konnten solche Mutanten hergestellt werden, aber nach Bomans Meinung beeinflussen die eingefügten Veränderungen die Vitalität der Mutanten in einem
Einleitung
29
Maße, das ein Überleben in der Natur erheblich einschränkt.
3. Sollen die therapeutischen Maßnahmen natürliche Prozesse nachahmen, sollte
stets mit einer Kombination antimikrobieller Peptide gearbeitet werden. Resistente Mutanten müssten dann so verändert sein, dass die Inhibierung der
Wirkung verschiedener Peptide simultan erfolgt. Dies erscheint sehr unwahrscheinlich.
1.3.7
Defensine
Die wohl bekannteste Gruppe humaner antimikrobieller Peptide sind die Defensine.
Sie sind charakterisiert durch sechs hochkonservierte Cysteinreste, die drei Disulfidbrücken ausbilden. Aufgrund von Homologie und Lage der Disulfidbrücken unterscheidet man α- und β- sowie ringförmige θ-Defensine.
Im Menschen wurden sechs α-Defensine (human neutrophil peptide(HNP) 1-4,
HD-5 und HD-6), die konstitutiv exprimiert werden, und vier induzierbare βDefensine (hBD1-4) identifiziert. Die Defensine HNP1 - 3 und in geringeren Mengen auch HNP4 werden, wie in Tabelle 1.1 dargestellt, in Neutrophilen exprimiert
und in ihren Granula gespeichert. HD-5 und HD-6 werden hauptsächlich von den
Paneth-Zellen im Dünndarm sekretiert.
Die β-Defensine hBD1-4 werden in Leukozyten sowie in mukosalen und epithelialen Zellen produziert [85, 91]. Die Defensine werden aus größeren Vorläuferproteinen gebildet und haben umfassende immulatorische Aktivität. Sie modifizieren
Zellmigration und -reifung, induzieren Zytokine und regeln Histamin- und Prostaglandin D2-Ausschüttung von Mastzellen. β-Defensine sind zudem chemoattraktiv für
unreife DC- und Gedächtnis-T-Zellen [85, 110].
Die sehr kleine Gruppe der θ-Defensine wird in Altweltaffen und Orang-Utans
exprimiert jedoch nicht im Menschen. Diese zyklischen AMPs sind aktiv bei hohen
Salzkonzentrationen und verhindern die Fusion von HIV-1 mit Wirtszellen. Im Menschen existieren sechs Pseudogene der θ-Defensine, deren Translation durch ein vorzeitiges Stoppcodon in der Signalpeptid-Region der mRNA verhindert wird. Eine Reaktivierung dieser Defensine wird als potentielle neue Therapie für HIV-Infektionen
diskutiert [85].
30
1.3.8
Einleitung
Cathelicidin LL-37
Cathelicidine werden von vielen Spezies exprimiert. Im Menschen ist jedoch nur ein
einziges Cathelicidin-Gen (CAMP ) bekannt, welches das inaktive Precursor-Protein
hCAP18 mit einer molekularen Masse von 18 kDa kodiert [89]. Dieser Precursor
besitzt, wie in Abbildung 1.11 dargestellt, eine N -terminale Cathelin-Domäne und
eine C -terminale Domäne, die durch eine Serinproteasen-katalysierte Prozessierung
als aktives antimikrobielles Peptid LL-37 (4,5 kDa) abgespalten wird. Eine weitere
Prozessierung in verschiedene LL-37-Derivate, die ebenso antimikrobielle Aktivität
aufweisen und die Fähigkeit besitzen, immunstimulatorischen Effekte auszuüben,
ist möglich [111, 112]. Ebenso zeigt die bei der Prozessierung freigesetzte CathelinDomäne antimikrobielle Aktivität gegen E. coli, S. aureus und S. epidermidis [113].
Abbildung 1.11: Schematische Darstellung der Prozessierung von Cathelicidin hCAP18.
Die proteolytische Spaltung des inaktiven Precursor-Proteins durch die Serinproteinasen
Kallikrein 5 (KLK5) und Proteinase 3, die durch Serinproteinasen inhibiert werden können,
setzt das aktive antimikrobielle Peptid LL-37 frei. Durch die Proteinasen KLK 5 und KLK 7
kann eine weitere Spaltung von LL-37 in die ebenso antimikrobiell aktiven und immunstimulatorischen Peptide KS-30, KS-22, LL-29, RK-31 und KR-30 erfolgen. (modifiziert nach
[111])
Einleitung
1.3.8.1
31
Expression und Regulation
LL-37 bildet in wässrigen Lösungen eine stabile α-Helix. Es zeigt antimikrobielle Aktivität gegen Gram-positive und Gram-negative Bakterien sowie gegen Pilze, unter
anderem auch gegen Candida albicans [114]. Es wird konstitutiv in Neutrophilen,
Monozyten und Mastzellen sowie NK-, B- und T-Zellen exprimiert. Des weiteren
wird LL-37 auch in den Epithelien des repiratorischen Traktes, des Verdauungsund Fortpflanzungstrakts, sowie in den merokrinen Drüsen und Speicheldrüsen des
gesunden Menschen gebildet (siehe auch Tabelle 1.1). Eine induzierte Expression
von LL-37, infolge von Entzündung, Verletzung oder Infektion, wurde für Keratinozyten und für intestinale epitheliale Zellen beschrieben [112]. Im gesunden Menschen
wurden in Körperflüssigkeiten LL-37-Konzentrationen von 2 bis 5 µg/ml nachgewiesen. Bei Infektionen, Verletzungen oder Entzündungen können die Konzentrationen
auf 30 µg/ml ansteigen [115]. Induziert werden kann die Bildung von LL-37 neben
den genannten Faktoren wie Verletzung, Infektion oder Entzündung auch durch die
Gabe von Vitamin D und durch die Stimulation der Zellen mit Wachstumsfaktoren
(insulin-like growth factor I und TGF-α) [116, 117].
1.3.8.2
Wirkung
AMPs wirken durch Interaktion mit mikrobiellen Membranen letal auf viele Organismen. Für das Peptid LL-37 wird ein Wirkmechanismus nach dem Toroidal-Modell
beschrieben [118]. Neben der antimikrobiellen Wirkung erfüllt das Peptid weitere
wichtige Funktionen. LL-37 erhöht die Zytokin- und Chemokin-Ausschüttung sowohl
in umliegenden Zellen und Leukozyten, als auch in Mastzellen und Keratinozyten.
Es hat chemotaktische Effekte auf viele Immunzellen und verstärkt die Proliferation
von Endothelzellen und Monozyten sowie die Wundheilung. Dies geschieht unter anderem durch die LL-37-vermittelte Induktion der Expression von IL-8 und MCP-1
und oberflächenassoziierter Chemokinrezeptoren wie IL-8RB, CXCR-4 und CCR2
[119]. Ebenso beeinflusst es die Angiogenese und inhibiert die Apoptose in Neutrophilen, verlängert somit deren Lebensspanne [120].
Neben den genannten pro-inflammatorischen Funktionen wurden auch antiinflammatorische Wirkungen von LL-37 beschrieben [119]. Scott et al. konnten zeigen, dass LL-37 die LPS- und LTA-abhängige Aktivierung von Makrophagen neutralisiert und die LPS-induzierte Produktion von TNF-α reduziert. Somit fungiert LL37 in einer Doppelrolle. Einerseits aktiviert es Entzündungsprozesse und rekrutiert
Phagozyten zum Infektionsherd. Andererseits zeigt LL-37 anti-inflammatorische
32
Einleitung
Wirkung nach Inkubation mit Mikroorganismen oder deren Produkten. Dies reduziert die Wahrscheinlichkeit der Bildung von Sepsen.
Es wird beschrieben, dass in die Aktivierung von LL-37 Toll-like Rezeptoren (insbesondere TLR2, 4 und 9) involviert sind [121] aber auch, dass LL-37 Signalwege
der Toll-like Rezeptoren und des Rezeptors P2X7 beeinflusst [122, 123, 124].
Da die Toll-like Rezeptoren, die einer der Hauptauslöser der angeborenen Immunantwort sind (siehe Kapitel 1.2.2), nicht wirklich zwischen konservierten Oberflächenmolekülen von pathogenen bzw. kommensalen Organismen unterscheiden können, bleibt zu klären, in welchem Maße antimikrobielle Peptide an der Balance
zwischen Symbiose und Pathogenese eine Rolle spielen [125].
1.3.8.3
Wirkung von LL-37 auf C. albicans
Bisher gibt es nur wenige Untersuchungen zu der Wirkung von LL-37 auf C. albicans
und ihre Ergebnisse sind nicht immer vergleichbar, da sich die Versuchsbedingungen
drastisch unterscheiden. So zeigt LL-37 bei einer Behandlung von C. albicans über
zwei Tage eine MIC (minimale Konzentration, die eine Wachstumshemmung verursacht) von 15–20 µM (in 20 % Dixon Medium bei 37◦ C). Diese Aktivität ist abhängig
vom pH-Wert. So ist die MIC bei aziden pH-Werten (pH 4–5) kleiner als bei neutralem pH-Wert [126]. Andere Untersuchungen betrachteten nur eine 30-minütige
Behandlung von C. albicans mit LL-37 bei 30◦ C. Hier trat eine leichte wachstumshemmende Wirkung von 30 % erst bei einer Konzentration von 50 µM auf, die sich
bei einer Konzentration von 100 µM auf 80 % erhöhte [127].
Es wurde gezeigt, dass LL-37 an der Oberfläche von C. albicans bindet und nicht
wie Histatin 5 in die Zellen eindringt [128]. Diese Assoziation erfolgt über die Kohlenhydrate der Zellwand von Candida albicans und wird durch die Exo-1,3-β-Glucanase
Xog1p vermittelt [129]. LL-37 beeinflusst die Membranmorphologie, so dass es zu
einer Zerstörung des Membranbilayers und zu der Ausbildung einzelner Bläschen
führt. Es wurde beobachtet, dass die LL-37-Behandlung einen Ausstrom kleiner
Peptide verursacht [128].
In Adhärenzuntersuchungen wurde gezeigt, dass LL-37 die Bindung von
C. albicans an nicht-biologische Oberflächen wie Polystyrol aber auch an biologischen Oberflächen, wie humanen oralen Epidermiszellen (OECM-1) und der murinen Harnblase, reduziert [127]. Diese Untersuchungen wurden bei 4◦ C durchgeführt
und C. albicans wurde mit LL-37 vorbehandelt.
Im RHE-Modell (siehe Kapitel 1.2.3) wurde nach Infektion mit C. albicans unter
Einleitung
33
Anwesenheit von PMNs neben der Hochregulation der epithelialen TLR4-Expression
auch eine erhöhte Freisetzung von LL-37 beobachtet. Die Menge freigesetzten LL-37
korrelierte mit dem Schutz der Epithelzellen, der auch durch exogene Zugabe von
LL-37 ohne Anwesenheit von Neutrophilen erreicht werden konnte (unpublizierte
Ergebnisse aus [130]).
Pilze sind generell vor Angriffen auf die Zellwand gut geschützt, da sie ein schnell
reagierendes Signalsystem besitzen, das Defekte erkennt und Reparaturmechanismen einleitet [131]. Eine Komponente dieses Signalsystems ist das Sensorprotein
Msb2, welches das Kopfglied des Cek1-MAP-Kinase Signalweges bildet. Dieser sorgt
für Zellwandintegrität und ermöglicht Hyphenwachstum. Das Transmembranprotein Msb2 besitzt eine kleine zytoplasmatische und eine große extrazelluläre Domäne,
die durch Abspaltung ins Medium sekretiert werden kann. Für C. albicans scheint
diese sekretierte Komponente von Msb2 von großem Vorteil in der Kolonisierung
von Wirtsepithelien zu sein, denn sie schützt das Pathogen vor der zellschädigenden Wirkung von LL-37. Mutanten, die eine Deletion im MSB2-Gen aufweisen, sind
sensitiver gegenüber der LL-37-Behandlung [132].
Übereinstimmend sind die Ergebnisse, dass C. albicans die Expression von LL-37
induziert und die Produkte der weiteren Prozessierung von LL-37 (siehe Abbildung
1.11) eine höhere Toxizität aufweisen als LL-37 selbst [126, 130, 133].
1.3.8.4
LL-37 und Autoimmunerkrankungen
LL-37 scheint eine zentrale Rolle in der angeborenen Immunität, insbesondere in
der Immunantwort von Epithelien, zu spielen. Dies verdeutlichen die folgenden Beispiele an chronischen Krankheiten, die mit Störungen in der Regulierung der LL37-Expression korrelieren [134]. Eine Übersicht dieser Autoimmunerkrankungen und
die zugehörige Beeinflussung der LL-37-Regulation ist in Tabelle 1.2 gegeben.
Atopische Dermatitis ist eine relativ weit verbreitete inflammatorische Krankheit mit chronischem Verlauf. Patienten, die an dieser Krankheit leiden, zeigen eine
erhöhte Empfindlichkeit gegenüber viralen, bakteriellen und mykotischen Infektionen. Die Transkription der Cathelicidin-mRNA als Antwort auf Verwundung der
Haut ist im Vergleich zu gesunden Menschen supprimiert. Es wird vermutet, dass
die Expression weiterer AMPs reduziert ist, was die Entwicklung von Superinfektionen begünstigt. Die klassisch angewendetet Therapie verstärkt vermutlich den
Effekt, denn die Gabe von Corticosteroiden bewirkt eine zusätzliche Reduzierung
der Expression antimikrobieller Peptide [136, 137].
34
Einleitung
Tabelle 1.1: Humane antimikrobielle Peptide: Defensine und Cathelicidin. nach [135]
Klasse
Name
Lokalisation
α-Defensin
HNP1
Neutrophile
HNP2
HNP3
HNP4
HD5
Paneth-Zellen
HD6
β-Defensin
Cathelicidin
HBD-1
Epithelzellen:
HBD-2
respiratorischer Trakt,
HBD-3
Gastrointestinaltrakt,
HBD-4
Kornea, Haut, Niere etc.
LL-37
Neutrophile, Epithelien der Haut, Darm, Lunge,
Monozyten, natürliche Killer-T-Zellen, Mastzellen
Rosacea ist eine chronische inflammatorische Hautkrankheit, die hauptsächlich
bei hellhäutigen Erwachsenen auftreten kann. Sie äußert sich durch Rötungen, Pusteln, Knötchen sowie erweiterten Kapillargefäßen in der Gesichtspartie. Diese chronischen Entzündungen lassen sich unter anderem auf eine erhöhte Bildung von Cathelicidin zurückführen. Die in Kapitel 1.3.8 beschriebenen, für die Prozessierung
des Precursorproteins notwendigen Serinproteasen, werden in Patienten ebenfalls
in erhöhtem Maße exprimiert. Diese induzieren eine permanente inflammatorische
Umgebung [138].
Psoriasis ist eine Autoimmunerkrankung, deren Entstehung bisher nicht vollständig geklärt ist. Ein wichtiger Faktor scheint eine stark induzierte Expression von
LL-37 zu sein, das mit humaner DNA Komplexe bildet. Diese Komplexe werden
durch den Rezeptor TLR9 in plasmazytoiden Dendritischen Zellen als fremdartig
erkannt, und es kommt zur Auslösung einer Interferon-abhängigen Immunantwort
[139, 140, 141].
Weitere inflammatorische Autoimmunerkrankungen wie Rheumatische Arthritis und Osteoarthritis, systemische Lupus erythematodes sowie das Bronchiolitis
obliterans Syndrom gehen mit einer Induktion der Expression von LL-37 und einer
damit verbundenen chronischen Entzündung einher. Die an Morbus Crohn leiden-
Einleitung
35
den Patienten hingegen weisen reduzierte Mengen des antimikrobiellen Peptides auf.
Alle genannten Krankheiten sind neben der gestörten LL-37-Bildung mit einer Störung der Expression weiterer AMPs und einer Dysregulation der Chemokin- und
Zytokin-Ausschüttung verbunden [114].
Tabelle 1.2: Veränderte Expression von LL-37 in immunvermittelten inflammatorischen
Krankheiten. nach [134]
Inflammatorische Krankheit
Induktion
Suppression
Atopische Dermatitis
-
X
Rosacea
X
-
Psoriases
X
-
Rheumatische Arthritis und Osteoarthritis
X
-
systemische Lupus erythematodes
X
-
Bronchiolitis obliterans Syndrom
X
-
Morbus Crohn
-
X
Die Behandlung dieser Autoimmunerkrankungen erfolgt aufgrund nicht ausreichender Kenntnisse ihrer Ursachen symptomatisch und nicht kausal. Es werden
Immunsystem-hemmende Medikamente eingesetzt. Dies ist aber insbesondere bei
Krankheiten, die mit einer reduzierten AMP-Expression verbunden sind, problematisch, da Corticosteroide generell die Produktion von AMPs reduzieren [134].
Insbesondere Autoimmunerkrankungen verdeutlichen sehr eindrucksvoll, wie
kompliziert und empfindlich das menschliche Immunsystem aufgebaut ist und wie
wichtig die Balance der einzelnen Elemente untereinander ist. Der Mensch trägt
2 kg Mikroorganismen in seinem Verdauungssystem und ca. 200 g auf der Haut [91].
Zur Kontrolle dieser mikrobiellen Flora ist diese Balance unerläßlich. Störungen des
Gleichgewichts, können schwere Infektionen nach sich ziehen, da das rasche Wachstum adaptierter Kommensale ermöglicht wird. Genauere Kenntnisse bezüglich dieser
Faktoren und ihrer Wirkungsweisen würden gezieltere Therapien der Autoimmunerkrankungen ermöglichen. Antimikrobielle Peptide sind hierbei ein sehr wichtiger
Aspekt.
36
Einleitung
1.4
Zielsetzung der Arbeit
Candida albicans ist ein fakultativ pathogener Organismus, der in immunsupprimierten Menschen lebensbedrohende Krankheiten verursachen kann. C. albicans ist
der häufigste Erreger systemischer Pilzinfektionen. Die jährlichen Kosten für die
Behandlung von Pilzinfektionen belaufen sich auf 2,6 Milliarden US-Dollar. Der Anteil für die Behandlung Candida-bedingter Infektionen macht dabei mehr als zwei
Drittel aus [142]. Ein ähnliches Bild liefern Zahlen aus der Europäischen Union.
Somit ist C. albicans nicht nur ein Krankheitserreger, sondern die Therapiekosten
stellen auch eine hohe Belastung für das Gesundheitswesen dar. Langfristig gesehen, wird die Zahl der zur Risikogruppe zählenden Personen sogar noch steigen, da
die Fortschritte in der Medizin zu einer steigenden Lebenserwartung führen und wirkungsvollere Therapien gegen Krankheiten wie AIDS und Krebs ermöglichen. Daher
besteht ein Interesse daran, Therapien zu verbessern, um die finanzielle Belastung
durch die kostenintensive Behandlung von Patienten zu minimieren.
Da C. albicans als kommensaler Organismus mukosale Oberflächen kolonisiert,
beginnen invasive Infektionen, die bei einer Störung des Gleichgewichts zwischen der
Immunabwehr des Wirts und einem opportunistischen Pathogen entstehen können,
mit Veränderungen der Wechselwirkungen zwischen Hefe und Epithelzellen.
Antimikrobielle Peptide sind wesentliche Elemente der angeborenen Immunabwehr und erfüllen insbesondere in Epithelien, der ersten physikalischen Barriere, die
infektiöse Organismen überwinden müssen, eine Schutzfunktion. Die Arzneimittelforschung zeigt, dass AMPs das Potential besitzen, als Therapeutika eingesetzt zu
werden. Gleichzeitig sind bislang nur wenige Details über ihre Wirkung auf Pilze und
Epithelzellen bekannt. Einer der wichtigsten Vertreter der epidermal exprimierten
AMPs ist das Cathelicidin LL-37. Es stand im Mittelpunkt der hier vorgestellten
Arbeit, die Teil des BMBF-geförderten Projektes „Dr. Jeykll & Mr. Hyde: Ein systembiologischer Ansatz zur Behandlung nosokomialer Infektionen durch Candida
albicans“ war. LL-37 ist ein potentes antimikrobielles Peptid mit breitem Wirkungsspektrum. Eine Candida-spezifische Aktivität ist umstritten. In dieser Arbeit sollten molekulare Details zur Reaktion von Candida albicans auf dieses Peptid durch
Analyse der exprimierten Gene und der Aktivität von Stoffwechselwegen gewonnen
werden. Ebenso sollten Informationen zu der Beeinflussungen des Wachstums sowie
des Adhäsions- und Infektionsverhaltens von C. albicans an Epithelzellen geliefert
werden.
Zur umfassenden Genexpressionsanalyse wurden Ganzgenom-Mikroarrays einge-
Einleitung
37
setzt. Metabolite konnten über HPLC-Methoden quantifiziert werden. Die ermittelten molekularen Daten sollten in mathematische Modelle einfließen, die von Projektpartnern entwickelt wurden und nicht Thema dieser Arbeit waren. Um die Modellierung zu ermöglichen, wurden die Organismen, so weit möglich, in Medien mit
definierter Zusammensatzung kultiviert. Anhand dieser Modelle sollte die Identifikation wichtiger Schlüsselfaktoren im Infektionsprozess erfolgen, die den dramatischen
Wechsel vom kommensalen („Dr. Jekyll“) zum pathogenen („Mr. Hyde“) Organismus
erklären können.
Kapitel 2
Material und Methoden
2.1
Software
Name, Version und Her-
Anwendung
steller
Bioanalyzer Software
Aufzeichnung von Elektropherogrammen zur
Qualitätsanalyse von RNA
BZ8000 Analyser, Keyence
Bearbeitung
mikroskopischer
Bilder
am
Keyence Mikroskop
BZ8000 Viewer, Keyence
Steuerung des Keyence Mikroskops und Aufnahme von Bildern
CellA 3.0, Olympus
Aufnahme mikroskopischer Bilder am Olympus
Mikroskop
ChemStation, Agilent Techno-
Aufzeichnung von HPLC Chromatogrammen
logies
und Quantifizierung
Excel 2007, Microsoft
numerische Datenanalyse
Feature Extraction 10.7.3.1,
Extraktion und Zuordnung der Signale auf
Agilent Technologies
DNA-Arrays und Qualitätskontrolle
FlowJo Version 7.6.3, TreeStar
Auswertung der Daten der Durchflusszytometrie
Gen5, Version 1.06, BioTek In- Absorptions- und Fluoreszenzmessung
struments
GIMP 2.6
Graphikgestaltung
LightCycler480 Steuersoftware
Aufnahme von Fluoreszenzdaten aus dem
LightCycler480 und Bestimmung der Cp-Werte
39
40
Material und Methoden
PowerPoint 2007
Graphikgestaltung
R/Bioconductor
numerische Datenanalyse der Mikroarrays
Scan Control, Agilent
Einlesen der Fluoreszenzwerte auf DNA-Arrays
(Agilent)
Texmaker
Textbearbeitung
Word 2007, Microsoft
Textverarbeitung
2.2
Lösungen und Puffer
10x Bindungspuffer
0,1 M
HEPES/KOH, pH 7,4
1,4 M
NaCl
25 mM CaCl2
sterilfiltriert
Einfriermedium
1 ml
RPMI 1640
10 %
FBS
5%
DMSO
ELISA Waschpuffer
1x
PBS
0,05 %
Tween 20
FACS Waschpuffer
2%
FBS
in 1 x PBS
Fixierlösung
2%
Formalin
in 1 x PBS
Injektionslösung zur Probenverdünnung für Aminosäureanalyse
100 ml
LM-AA A
0,4 ml
konz H3 PO4
Material und Methoden
Laufmittel A für Aminosäureanalyse (LM-AA A)
10mM
Na2 HPO4
10mM
Na2 B4 O7
5mM
NaN3
pH 8,2
filtriert
Laufmittel B für Aminosäureanalyse (LM-AA B)
45 %
Methanol
45 %
Acetonitril
10 %
MilliQ Wasser
filtriert
LL-37-Stocklösung
1 mg
LL-37
1 ml
dH2 O
10x PBS
80 g/l
NaCl
2 g/l
KCl
14,4 g/l Na2 HPO4
2 g/l
KH2 PO4
pH 7,3
TE-Puffer
1,21 g/l Tris
0,37 g/l EDTA
7AAD-Stocklösung
1 mg
7AAD
50 µl
Methanol
950 µl
1x PBS
41
42
2.3
Material und Methoden
Medien
Medien und Lösungen für die Zellkultur
Firma
Artikelnummer
RPMI 1640 (Roswell Park Memorial Institute)
Lonza
BE12-702F
FBS (fetal bovine serum)
Lonza
DE14-801F
R
Trypsin-Versene
(EDTA) (1x)
Lonza
BE17-161E
Medien für die Kultivierung von C. albicans
RPMI-MOPS pH 7,4
8,4 g/l
RPMI-1640 (Sigma, R1383)
34,5 g/l
MOPS
2 g/l
Glucose
pH 7,4
YNB pH 5,6
6,7 g/l
Yeast Nitrogen Base ohne Aminosäuren
2 g/l
Glucose
pH 5,6
YNB-MOPS pH 5,6
6,7 g/l
Yeast Nitrogen Base ohne Aminosäuren
34,5 g/l
MOPS
2 g/l
Glucose
pH 5,6
YNB-MOPS pH 7,4
6,7 g/l
Yeast Nitrogen Base ohne Aminosäuren
34,5 g/l
MOPS
2 g/l
Glucose
pH 7,4
YPD
50 g/l
YPD
Einige der verwendeten C. albicans-Stämme benötigten den Zusatz essentieller Aminosäuren. Diese wurden in folgenden Konzentrationen ergänzt:
20 mg/l L-Histidin bzw. 20 mg/l L-Arginin
Material und Methoden
2.4
43
Kit-Systeme
Bezeichnung
Bestellnummer, Hersteller
TM
Human IL8 ELISA MAX
Deluxe
431505 , BioLegend
R
LIVE/DEAD
Viability/Cytotoxicity Kit
L-3224, Invitrogen
Low Input Quick Amp Labeling Kit, one-
5190-2305, Agilent Technologies
color
RNeasy mini Kit
2.5
74106, Qiagen
Stämme und Zelllinien
2.5.1
Candida albicans
Die in dieser Arbeit verwendeten C. albicans-Stämme wurden in der Tabelle 2.4
aufgelistet.
Tabelle 2.4: verwendete Candida albicans-Stämme
Stamm
Eigenschaften
Quelle
und
Referenz
SC5314
Wildtyp, sequenziert
K. Sohn* [143]
DSM1386 Wildtyp
DSMZ
DSM1577 Wildtyp
DSMZ
ura3-iro1 ∆::λimm434 /ura3- FGSC [144]
DAY286 BWP17
iro1 ∆::λimm434
arg4 ::hisG/arg4 ::hisG
his1 ::hisG/his1 ::hisG
∆cdc35
ura3-iro1 ∆::λimm434 /ura3- M. Whiteway**
SC5314
iro1 ∆::λimm434
(CAI4) cdc35 ∆::hisG-URA3-
[145]
hisG/cdc35 ∆::hisG
∆cek1
SC5314
iro1 ∆::λimm434
ura3-iro1 ∆::λimm434 /ura3- M. Whiteway**
(CAI4)
cek1 ∆::hisG-URA3-
[146]
hisG/cek1 ∆::hisG
∆efg1
SC5314;
ura3-iro1 ∆::λimm434 ::URA3-
IRO1 /ura3-iro1 ∆::λimm434
arg4 ∆::hisG/arg4 ∆::hisG
his1 ∆::hisG/his1 ∆::hisG,
leu2 ∆::hisG/leu2 ∆::hisG
efg1 ∆::CmLEU2 /efg1 ∆::CdHIS1
(SN152)
FGSC [147]
44
Material und Methoden
Tabelle 2.4 - Fortsetzung
Stamm
Eigenschaften
Quelle
und
Referenz
∆hog1
ura3-iro1 ∆::imm434 /ura3- J. Pla*** [148]
SC5314;
iro1 ∆::imm434
his1 ∆::hisG/his1 ∆::hisG
(RM1000) hog1 ∆::hisG-URA3-hisG/hog1 ∆::hisG
∆iff4
SC5314;
ura3-iro1 ::λimm434 /ura3- FGSC [144]
iro1 ::λimm434
arg4 ::hisG/arg4 ::hisG
his1 ::hisG/his1 ::hisG
(BWP17)
iff4 ∆::ARG4 /iff4 ∆::URA3
∆mkc1
ura3-iro1 ∆::λimm434 /ura3- FGSC [144]
SC5314;
iro1 ∆::
λimm434
arg4 ::hisG/arg4 ::hisG
his1 ::hisG/his1 ::hisG
(BWP17)
mkc1 ∆::ARG4 /mkc1 ∆::URA3
∆msb2
ura3-iro1 ::λimm434 /ura3- FGSC [144]
SC5314;
iro1 ::λimm434
arg4 ::hisG/arg4 ::hisG
his1 ::hisG/his1 ::hisG
(BWP17)
msb2 ∆::ARG4 /msb2 ∆::URA3
∆pho100 SC5314;
ura3-iro1 ∆::λimm434 ::URA3-
FGSC [149]
IRO1 /ura3-iro1 ∆::λimm434
arg4 ∆::hisG/arg4 ∆::hisG
his1 ∆::hisG/his1 ∆::hisG,
leu2 ∆::hisG/leu2 ∆::hisG
(SN152)
pho100 ∆::CmLEU2 /pho100 ∆::CdHIS1
* Frauenhofer IGB, Stuttgart, ** Biotechnology Research Institute, Montreal, *** Universität Madrid, Spanien
2.5.2
Epithelzellen
Die im Projekt „Dr. Jeykll & Mr. Hyde: Ein systembiologischer Ansatz zur Behandlung nosokomialer Infektionen durch Candida albicans“ und hauptsächlich in
dieser Arbeit verwendete Zelllinie waren die Epithelzellen A431. Hierbei handelt es
sich um humane Vaginalzellen, die aus einem Epidermoidkarzinom der Vulva einer
85-jährigen Frau entnommen wurden [150]. Die Zellen wurden von dem Projektpartner Dr. Kai Sohn vom Institut für Molekulare Biotechnologie des Frauenhofer IGB
(Stuttgart) zur Verfügung gestellt.
Material und Methoden
45
Zur Validierung von Ergebnissen wurden weitere Zelllinien herangezogen. Zum
einen wurden die Caco-2 Zellen verwendet, die von Bettina Hinkelmann (Arbeitsgruppe CBIO, HZI) zur Verfügung gestellt wurden. Die Caco-2 Zellen sind eine stabile humane Zelllinie heterogener, epithelialer, kolorektaler Zellen eines Adenokarzinoms [151]. Bei Kultivierung unter bestimmten Bedingungen können die Caco-2
Zellen differenzieren und polarisieren, so dass sie in ihrem Phenotyp, der Morphologie
und der Funktion den Enterozyten ähneln, die den Dünndarm auskleiden [152, 153].
Des weiteren wurde die A549-Zellen verwendet. Hierbei handelt es sich um immortalisierte humane Lungenepithelzellen, die aus einem Lungenkarzinom etabliert
wurden [150]. Bezogen wurden die A549-Zellen von der „Deutschen Sammlung von
Mikroorganismen und Zellkulturen “ (DSMZ)(ACC 107) und dem Protokoll entsprechend in Kultur genommen.
2.6
Steriles Arbeiten
Die in dieser Arbeit beschriebenen Methoden mit Candida albicans und humanen
Zelllinien wurden unter sterilen Bedingungen an einer Sterilwerkbank durchgeführt.
Gebrauchsfertige Zellkulturmedien und Materialien wurden steril vom Hersteller bezogen. Weitere verwendete Puffer und Medien wurden bei 121◦ C für 20 min dampfsterilisiert bzw. mit Hilfe von Sterilfiltern mit einer Porengröße von 0,2 µm (Millipore) sterilfiltriert. Verwendete Kunststoffmaterialien wie Pipettenspitzen und Reaktionsgefäße wurden dampfsterilisiert. Glasmaterialien wie Erlenmeyerkolben und
Glaspipetten wurden für mindestens 4 h bei 180◦ C sterilisiert.
2.7
Zellzahlbestimmung
Für eine Standardisierung der Experimente war es erforderlich, die humanen Zellen bzw. die Hefezellen mit definierter Zellzahl in den Versuchen einzusetzen. Hierfür wurde die Dichte einer Zellsuspension mit Hilfe einer Neubauer improved Zählkammer bestimmt (siehe Abbildung 2.1).
Für die Bestimmung der Dichte einer humanen Zellsuspension wurden die Zellen
in den vier grau hinterlegten Eckquadrate (Fläche 1 mm2 ) gezählt und der Mittelwert (MWZellzahl ) gebildet. Aufgrund einer Kammertiefe von 0,1 mm ergibt sich ein
Kammervolumen von 0,1 µl über einem Großquadrat, so dass zur Bestimmung der
Zelldichte folgende Formel verwendet wurde:
46
Material und Methoden
Abbildung 2.1: Zählgitter einer Neubauer improved Zählkammer, nach Alcibiades
[http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1556822]
Zellzahl/ml = M WZellzahl ∗ 1 · 104
.
Die Zelldichte einer Hefekultur wurde durch Zählung der Zellen (SummeZellzahl ) in
fünf Kleinquadraten im zentralen Großquadrat ermittelt. Da die Fläche eines Kleinquadrates 0,2 mm beträgt, ergibt sich für die Bestimmung der Zelldichte folgende
Formel:
Zellzahl/ml = SummeZellzahl ∗ 5 · 104
.
Lag eine zu hohe Zelldichte vor, wurde die Zellsuspension mit PBS verdünnt und
der entsprechende Verdünnungsfaktor in die Berechnung der Zellzahl mit einbezogen.
2.8
2.8.1
Arbeiten mit Candida albicans
Stammhaltung
Die in der Arbeit verwendeten Stämme wurden in Kryokonserven gelagert. Zur Reaktivierung wurde die gesamte Zellsuspension einer Kryokonserve in einen 100 ml
Erlenmeyerkolben mit 20 ml YPD-Medium gegeben und bei 30◦ C und 160 rpm
schüttelnd inkubiert. Zur Herstellung von neuen Kryokonserven wurden Kulturen
der Stämme verwendet, die über Nacht in YPD-Medium schüttelnd bei 30◦ C und
160 rpm gewachsen waren. In die Kryoröhrchen wurden 250 µl Glycerin vorgelegt
und anschließend 750 µl der entsprechenden Kultur dazugegeben. Die Lagerung der
Stämme erfolgte bei −80◦ C.
Material und Methoden
2.8.2
47
Kultivierung
Für jeden durchgeführten Versuch wurde stets eine neue Kryokultur reaktiviert.
Eine Langzeitkultivierung (länger als 3 Tage) der Stämme wurde vermieden, da
Candida albicans stark zur Veränderung des genetischen Materials neigt. Die Reaktivierung der Kryokulturen erfolgte wie in Absatz 2.8.1 beschrieben. Ausgehend aus
dieser Kultur wurde eine Vorkultur in YNB pH 5,6 angeimpft. Für einige verwendete
Mutanten war die Zugabe von essentiellen Aminosäuren notwendig. Die benötigte
Menge Kultur wurde aus der YPD-Kultur entnommen, zentrifugiert und das Pellet
in 20 ml YNB pH 5,6 resuspendiert. Diese Kultur wurde in 100 ml Erlenmeyerkolben
mit Schikanen bis zur exponentiellen Wachstumphase bei 37◦ C und 160 rpm schüttelnd inkubiert. Anschließend konnten ausgehend aus dieser Kultur die eigentlichen
Arbeitskulturen hergestellt werden. Je nach Bedarf erfolgte dies in 100 oder 250 ml
Erlenmeyerkolben mit Schikanen mit 20 oder 50 ml entsprechenden Mediums. Handelte es sich hierbei um ein anderes Medium als YNB pH 5,6 wurde ein zweimaliges
Waschen der Zellen mit dem entsprechenden Medium durchgeführt. Dafür wurden
die Kulturen durch Zentrifugation bei 8000 x g pelletiert und im gewünschten Medium resuspendiert. Die Arbeitskulturen wurden bei 37◦ C und 160 rpm dem Versuch
entsprechend inkubiert. Alle eingesetzten Medien wurden vor der Verwendung auf
Raumtemperatur erwärmt. Die für die Hauptkulturen verwendeten Medien wurden
auf die Versuchstemperatur vorgewärmt. Die Messungen der optischen Dichten jeder Kultur erfolgten durch eine Absorptionsmessung am Mikrotiterplattenmessgerät
µQuant bei einer Wellenlänge von 620 nm in einem Volumen von 180 µl.
2.8.3
Hitzeinaktivierung von C. albicans
C. albicans SC5314 wurde wie in Kapitel 2.8.2 angezogen. Durch Bestimmung der
Zellzahl (siehe Kapitel 2.7) wurde eine Hefesuspension mit einer Zellkonzentration
2 · 106 Zellen/ml in serumfreiem RPMI hergestellt. Diese Hefezellen wurden durch
eine zweistündige Inkubation bei 65◦ C unter Schütteln abgetötet und im Adhärenzassay verwendet (siehe Kapitel 2.9.4).
2.8.4
Wachstumstests in Mikrotiterplatten
Um die Wirkung einer Substanz auf das Wachstum von Candida albicans zu untersuchen, wurden die gewünschten Stämme mit der zu analysierenden Substanz in
Mikrotiterplatten (96-Well) kultiviert. Hierbei wurde in einem Gesamtvolumen von
48
Material und Methoden
180 µl gearbeitet. Die Wells einer Mikrotiterplatte wurden mit 60 µl Medium befüllt.
In die erste Spalte der Platte wurden 30 µl der zu untersuchenden Substanz gegeben.
Im Fall der eingesetzten Substanz LL-37 wurden 15 µl Medium und 15 µl der LL-37Stammlösung (1 mg/ml) zugegeben. Der Inhalt der Wells der ersten Spalte wurden
gemischt und 30 µl der Suspension in die Wells der folgenden Spalte überführt.
Nach Mischen des Inhalts des zweiten Wells wurden ebenfalls 30 µl der Lösung in
die folgende Spalte transferiert. Dieser Vorgang wurde bis zur 10. Spalte wiederholt
und die hier übrigen 30 µl wurden verworfen. Die 11. Spalte diente als unbehandelte
Mediumkontrolle und in die 12. Spalte wurde die dem ersten Well entsprechende
Menge Lösungsmittel als Kontrolle gegeben. Alle Untersuchungen wurden in Zweioder Dreifachbestimmungen durchgeführt.
Die Arbeitskulturen (siehe Absatz 2.8.2) wurden im exponentiellen Wachstum
verwendet, durch Zentrifugation bei 8000 x g für 5 min pelletiert, im gewünschten
Medium resuspendiert und gewaschen. Nach Bestimmung der optischen Dichte der
Kultur erfolgte das Einstellen der Hefesuspension auf eine optische Dichte von 0,1.
120 µl dieser Zellsuspension wurden in die vorbereiteten Wells gegeben. Zu den je
nach Versuch geplanten Messzeitpunkten erfolgten die photometrischen Messungen
bei geöffnetem Deckel. Zwischen den Messzeitpunkten wurde die Platte mit Parafilm
verschlossen, um die Verdunstung so gering wie möglich zu halten, und schüttelnd
bei 600 rpm bei 30◦ C oder 37◦ C inkubiert.
2.8.5
Wachstumstests in Erlenmeyerkolben
Für die Untersuchung des Effektes von LL-37 auf C. albicans war es notwendig, das
Wachstum auch in größerem Kulturvolumen zu testen. Es wurde mit 100 ml Erlenmeyerkolben mit Schikanen gearbeitet. Hierbei kam das Medien RPMI-MOPS pH 7,4
zum Einsatz, dem LL-37 in einer Endkonzentration von 30 µg/ml bzw. die entsprechende Menge Wasser zugegeben wurde. Die Kulturen wurden mit einer optischen
Dichte bei 620 nm von 0,02 angeimpft und bei 37◦ C und 160 rpm schüttelnd inkubiert. Zu den gewünschten Zeitpunkten erfolgte die Probenentnahme für die Messung der optischen Dichte (siehe Kapitel 2.8.2), die Bestimmung der Zellzahl mit der
Zählkammer (siehe Kapitel 2.7), die Trockenmassebestimmung (siehe Kapitel 2.8.6)
und die Analyse der Metabolite in den Kulturüberständen (siehe Kapitel 2.8.9).
Material und Methoden
2.8.6
49
Bestimmung der Trockenmasse
Für die Bestimmung der Trockenmasse wurden Reaktionsgefäße über Nacht bei 70◦ C
offen inkubiert. Anschließend wurden sie geschlossen und nach Aklimatisierung gewogen (Masse0 ). Zu den entsprechenden Zeitwerten wurde je zweimal (Doppelbestimmung) 1 ml der Kultur in die vorbereiteten Reaktionsgefäße gegeben. Die Zellen
wurden durch Zentrifugation pelletiert (16000 x g, 10 min, RT) und der Überstand
abgenommen. Das erhaltene Pellet wurde über Nacht bei 70◦ C offen getrocknet. Die
Reaktionsgefäße wurden verschlossen und nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur
gewogen (Massex ). Anschließend wurden die Massen der Proben durch Berechnung
der Differenzen aus Massex und Masse0 bestimmt.
2.8.7
CFU-Bestimmung von C. albicans-Kulturen
In einigen Fällen war es erforderlich die Anzahl der teilungsfähigen Zellen in einer Kultur (CFU - colony forming units) zu bestimmen. Hierfür wurden 50 µl der
C. albicans - Kultur in 450 µl 1x PBS überführt. Die Suspension wurde nach gründlichem Vortexen in weiteren Stufen 1:10 verdünnt. Je 20 µl der erhaltenen Verdünnungsstufen 102 bis 106 wurden zweimal auf eine YPD-Agar-Platte getropft. Nach
dem Eintrocknen der Zellsuspension wurden die Platten über Nacht bei 37◦ C inkubiert und anschließend die gewachsenen Kolonien gezählt. Aus den erhaltenen
Werten wurden die Zellzahl pro Milliliter zum Zeitpunkt der Ausplattierung ermittelt.
2.8.8
Extraktion der intrazellulären Metabolite
Wie im Kapitel 2.8.2 beschrieben wurde Candida albicans SC5314 im gewünschten
Medium kultiviert. Zu den gewählten Zeitpunkten wurde zweimal 1 ml Kultur abgenommen und pelletiert (16000 x g, 5 min, RT ). Der Überstand wurde verworfen
und das erhaltene Pellet in flüssigem Stickstoff schockgefroren. Bis zum Aufschluss
der Proben wurden diese bei −80◦ C gelagert. Zu Beginn des eigentlichen Aufschlusses erfolgte das Auftauen der Proben auf Eis. Um eine Verfälschung der Messdaten
durch Restmedium aus der Kultivierung zu verhindern, wurden die Zellen in 150 µl
1x YNB resuspendiert und zentrifugiert (16000 x g, 4◦ C , 3 min). Der Überstand wurde vollständig entfernt und die Pellets mit 500 µl 95◦ C heißem 75 %-igem Ethanol
überschichtet. Nach kurzem Vortexen wurden die Proben sofort für 3 min geöffnet
in das heiße Wasserbad (95◦ C) gegeben. Nach Ablauf dieser Zeit wurden die Proben
50
Material und Methoden
schnell verschlossen und für mindestens 5 min auf Eis gelagert. Durch Zentrifugation
(16000 x g, 4◦ C , 3 min) erfolgte die Trennung der Zelltrümmer von den intrazellulären Bestandteilen. Der erhaltene Überstand wurde in ein neues Reaktionsgefäß
überführt. Das zum Aufschluss benötigte Ethanol wurde in der SpeedVac bei 43◦ C
vollständig entfernt. Die so erhaltenen intrazellulären Metabolite wurden in 100 µl
MilliQ Wasser durch starkes Vortexen gelöst und bis zur weiteren Analyse bei −20◦ C
gelagert.
2.8.9
Analyse der Metabolite per HPLC
Der Einfluss des antimikrobiellen Peptides LL-37 auf den Metabolismus von
C. albicans SC5314 wurde untersucht. Die extrazellulären und intrazellulären Metabolite in Kulturüberständen bzw. Zellextrakten wurden mit Hilfe der Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC - High-performance Liquid Chromatography) quantifiziert. Der Aufbau des verwendeten HPLC-Systems ist in Abbildung 2.2
gezeigt.
Abfall
Detektor
Säulenofen
mit Säule
Prozesseinheit mit
Monitor
A
B
Lösungsmittelreservoir
Probengeber
Entgaser
Kühleinheit
Pumpe
Abbildung 2.2: Schematischer Aufbau der verwendeten HPLC-Anlage
Bei dieser analytischen Methode werden die zu untersuchenden Substanzen in
einen Laufmittelstrom, der sogenannten mobilen Phase, injiziert und unter hohem
Druck durch eine Trennsäule geleitet. Die Säule enthält die als stationäre Phase bezeichnete Matrix. Entsprechend der zu analysierenden Substanz werden stationäre
Phasen mit unterschiedlichen Trenneigenschaften verwendet. Eine Vorsäule, die aus
dem gleichen Material wie die Säule besteht, dient dem Schutz vor Verunreinigung
der eigentlichen Trennsäule. In Abhängigkeit vom Säulenmaterial und der Lösungsmittel werden verschiedene Trennmethoden unterschieden. In dieser Arbeit wurde
mit der Ionenaustauschchromatographie und der Umkehrphasenchromatographie ge-
Material und Methoden
51
arbeitet.
Das für die Ionenaustauschchromatographie verwendete Material der Rezex ROASäule besteht aus dem organischen Polymersubstrat Resin, an das sulfonierte StyrolDivinylbenzole (SDVB) gekoppelt sind. Diese haben eine negative Ladung, so dass
positiv geladene Analyten gebunden werden. Die von der Ladung der Substrate
abhängige Interaktion ist bei dieser Methode die wesentliche Ursache für die Trennleistung der Säule. Adsorption und Größe der Analyten spielen eine untergeordnete
Rolle.
Bei der Analyse der Aminosäuren wurde die Methode der Umkehrphasenchromatographie verwendet. Dies erfolgte mit der Zorbax Eclipse C18plus-Säule, die
aus einer unpolaren stationären Phase besteht. Die Matrix der Säule basiert auf
ultrareinem Dimethyl-n-Octadecylsilan. Je nach der Hydrophobizität der Analyte
interagieren diese mehr oder weniger stark mit dem Säulenmaterial. Durch die Verwendung eines Gradienten-gesteuerten Laufmittelgemisches wird die Verweildauer
der Analyte beeinflusst. So werden die Proben in die polare mobile Phase (98 %
LM-AA A, 2 %LM-AA B) injiziert. Stark polare Substanzen interagierten nicht mit
dem Säulenmaterial und werden schnell eluiert, unpolare binden an das Säulenmaterial. Durch die zeitliche Änderung der Laufmittelzusammensetzung durch Erhöhung
des prozentualen Anteils des unpolaren LM-AA B werden die unpolaren Analyte
eluiert. Somit haben hydrophile Substanzen eine kürzere Verweildauer in der Säule
als hydrophobe.
Direkt nach der Säule gelangen die Substanzen in Detektoren. In dieser Arbeit
wurden ein Dioden-Array-Detektor (DAD) und ein Brechungsindexdetektor (refractive index detector - RID) verwendet, wobei der RI-Detektor vor allem bei der Quantifizierung der Kohlenhydrate und organischen Säuren zum Einsatz kam. Die durch
eine Vorsäulenderivatisierung OPA-markierten Aminosäuren wurden mit dem DAD
detektiert. Diese Derivatisierung bewirkt eine Signalverstärkung. Die zugrundeliegende Reaktion wurde in Abbildung 2.3 dargestellt.
Abbildung 2.3: OPA-Derivatisierung von primären Aminosäuren, OPA - O-Phthalaldehyd;
R’SH - 3-Mercaptopropionische Säure
52
Material und Methoden
Die Zeit von Injektion der Probe in den Strom der mobilen Phase bis zur Detektion der Substanz wird als Retentionszeit bezeichnet. Diese ist charakteristisch für
den Analyten und wird ebenso wie die sich im Chromatogramm ergebende konzentrationsabhängige Peakfläche für die Kalibrierung des Systems mit den zu bestimmenden Substanzen genutzt. Für die Kalibrierung des Systems wurden pro Analyt
fünf verschiedene Konzentrationen eingesetzt. Diese Daten ermöglichen es, mit der
verwendeten Software ChemStation die verschiedenen Metabolite in den Proben zu
quantifizieren.
Durch die Anwendung von zwei verschiedenen Methoden (siehe Tabelle 2.5),
konnten sowohl Zucker und organische Säuren als auch die primären Aminosäuren
detektiert werden.
C. albicans wurde wie in 2.8.2 beschrieben kultiviert. Zu den gewünschten Zeitpunkten wurde je 1 ml der Kultur entnommen. Der zu analysierende Kulturüberstand wurde durch Zentrifugation von den Zellen getrennt und bis zur weiteren
Analyse bei −20◦ C gelagert. Vor der Probeninjektion in die HPLC wurden die Proben mit einem Filter mit einer Porengröße von 0,2 µl partikelfrei filtriert. In die Wells
Tabelle 2.5: Übersicht der angewendeten HPLC-Methoden
Analyte
organische Säuren,
primäre Aminosäuren
Zucker
Methode
REZEXROAORGACID.M AS ECLIPSE PLUSC18.M
Säule
RezexRoA
Zorbax EclipseC18plus
Laufmittel
2,5 mM H2 SO4
LM-AA A, LM-AA B
Gradient
-
0-0,5 min 2 % LM-AA B
20 min 57 % LM-AA B
20,1 min 100 % LM-AA B
23,5 min 100 % LM-AA B
23,6 min 2 % LM-AA B
Temperatur
60◦ C
40◦ C
Fluss
0,04 ml/min
0,42 ml/min
Vorsäulen-
-
OPA
Derivatisierung
Injektionsvolumen 10 µl
5 µl
Detektion
DAD (Sig 210(40) nm Ref
DAD (Sig 338(10) nm, Ref
360(100) nm), RID
390(20) nm)
Material und Methoden
53
einer 96-Well-Platte wurden je 100 µl der Filtrate pipettiert. Die Platte wurde mit
einer Abdeckmatte verschlossen und bis zur Injektion bei 4◦ C im Autosampler der
HPLC inkubiert.
2.9
2.9.1
Arbeiten mit humanen Zelllinien
Kultivierung
Die humanen Epithelzellen wurden aus 1 ml-Kryokonserven reaktiviert. Die Konserven wurden bei 37◦ C aufgetaut, in ein Zentrifugenröhrchen mit 10 ml vorgewärmten
Zellkulturmedium RPMI + 10 % FBS überführt und 3 min bei 250 x g zentrifugiert.
Das erhaltene Zellpellet wurde in 10 ml Medium resuspendiert und in eine Zellkulturflasche überführt. Bis zu einer Konfluenz von 80 bis 90 % wurden die Zellen bei
37◦ C in einem nassbegastem Brutschrank bei 5 % CO2 kultiviert. Das Passagieren
der Zellen erfolgte nach zweimaligem Waschen mit PBS durch enzymatisches Ablösen vom Kulturgefäßboden mit Trypsin-EDTA Lösung (5 % des Kulturvolumens).
Die Zellen wurden für 5 min mit Trypsin-EDTA Lösung im Brutschrank inkubiert.
Anschließend wurde die Reaktion mit der dem Kulturgefäß entsprechenden Menge
Kulturmedium gestoppt. Sollten die Zellen für einen Versuch genutzt werden, wurde
die Zellzahl der Suspension wie in Kapitel 2.7 beschrieben bestimmt und die Zellen in der gewünschten Dichte in den entsprechenden Kulturgefäßen ausgesät. Für
die weitere Kultivierung wurden die A431- und Caco2-Zellen in einer Verdünnung
von 1:5, die A549-Zellen in einer Verdünnung von 1:50 in einem neuen Kulturgefäß
ausgesät. Eine Zusammenstellung der verwendeten Kulturgefäße und zugehörigen
Mediumvolumina sind in Tabelle 2.6 dargestellt. Alle Medien wurden vor ihrer Verwendung auf 37◦ C vorgewärmt. Die Zellen wurden bis zur 50. Passage verwendet.
Die Zeit zwischen zwei Passagen betrug 3-7 Tage.
Zur Langzeitlagerung wurden in den frühen Passagen konfluente Zellen wie oben
beschrieben trypsinisiert und in ein Zentrifugenröhrchen pipettiert. Die Zellen wurden 3 min bei 250 x g pelletiert, in 1 ml Einfriermedium (RPMI + 10 % FBS + 5 %
DMSO) resuspendiert und in ein Kryoröhrchen überführt. Um eine optimale Zellausbeute beim Einfrieren zu erzielen, wurden die Kryoröhrchen in einem mit Isopropanol befüllten Kryo-Einfriergerät für mindestens 24 h bei −80◦ C gelagert, bevor sie
dauerhaft in flüssigem Stickstoff bei −196◦ C gelagert wurden.
54
Material und Methoden
Tabelle 2.6: Verwendete Kulturgefäße und Mediumvolumina in der Zellkultur
Kulturgefäß
Mediumvolumen
Mediumvolumen
bei Kultivierung
bei Infektion
25 cm2 -Flaschen
10 ml
-
75 cm2 -Flaschen
30 ml
-
175 cm -Flaschen
50 ml
-
4-Kompartiment-Schalen
700 µl/well
500 µl/well
6-Well-Platten
5 ml
3 ml
24-Well-Platten
700 µl/well
500 µl/well
2
mit Glasboden
2.9.2
Toxizitätstests
Zur Bestimmung der Toxizität von Substanzen auf die Epithelzellen wurden zwei
Testsysteme herangezogen, die im Folgenden näher erläutert werden. Die Vorbehandlung der Zellen erfolgte für alle drei Methoden gleich. Wie in Absatz 2.9.1 beschrieben wurden 0,5 · 105 Zellen in einem Volumen von 120 µl RPMI + 10 % FBS in
den Wells einer 96-Well-Platte ausgesät und für 2 bis 3 Stunden im Brutschrank inkubiert. In einer weiteren 96-Well-Platte wurden die Verdünnungen der Substanzen
vorbereitet. Hierfür wurden in die Wells der Spalten 2 bis 12 je 100 µl RPMI + 10 %
FBS vorgelegt. In die erste Spalte der Platte wurden die zu testenden Substanzen
und die erforderlichen Lösungsmittelkontrollen in einem Gesamtvolumen von 150 µl
gegeben. Das Erstellen der Verdünnungsreihe erfolgte durch Transferieren von 50µl
Flüssigkeit aus den Wells der ersten Spalte in die entsprechenden Wells der zweiten
Spalte. Nach Durchmischung wurden erneut 50µl aus den Wells der zweiten Spalte
in die Wells der dritten Spalte transferiert. Diese Prozedur wurde bis zum 10. Well
wiederholt. Die übrigen 50 µl wurden verworfen. Die 11. Spalte diente der unbehandelten Kontrolle, die 12. Spalte wurde für die Lösungsmittelkontrolle verwendet.
Nach Ablauf der zweistündigen Inkubation der nun angehefteten Zellen wurden je
60 µl der Substanzverdünnung zu den entsprechenden Wells der vorbereiteten Zellplatte gegeben. Je nach Testsystem wurden die Zellen 24 oder 48 Stunden kultiviert.
Alle Untersuchungen wurden in Doppelbestimmungen durchgeführt.
Material und Methoden
2.9.2.1
55
CFSE-Test
Carboxyfluorescein Diacetat Succinimidyl Ester (CFDA-SE) ist ein membrangängiges Molekül, das innerhalb der Zelle von intrazellulären Esterasen durch Abspaltung zweier Acetatgruppe in das fluoreszente Carboxyfluorescein-Succinimidyl Ester
(CFSE) umgewandelt wird (siehe Abbildung 2.4). Die Succinimidylestergruppe des
CFSE reagiert mit primären Aminen und verbindet sie so mit intrazellulären Proteinen [154].
Abbildung 2.4: Reduktion von CFDA-SE zu CFSE, das colorimetrisch detektiert werden
kann
Nach einer 48-stündigen Inkubation der behandelten Zellen mit der Testsubstanz
wurde das Medium aus der 96-Well-Platte entfernt. Es erfolgte die Zugabe von 100µl
CFSE-Lösung, die zuvor durch eine 1:500 Verdünnung in PBS aus der Stammlösung
(1 mg/ml) hergestellt wurde. Die Platte wurde für 10 min bei Raumtemperatur dunkel inkubiert und anschließend erfolgte die Messung der entstehenden Fluoreszenz
am Synergy4 bei einer Anregungswellenlänge von 485/20 nm und einer Emissionswellenlänge von 528/20 nm.
2.9.2.2
R
AlamarBlue
-Test
R
Der AlamarBlue
-Test beruht auf der irreversiblen Reduktion des wasserlöslichen,
blauen Redox-Farbstoffes Resazurin (synonym: Alamarblau) zu dem rosafarbenen,
R
fluoreszierenden Resorufin. Der aktive Bestandteil von AlamarBlue
Resazurin ist
eine nicht toxische, membrangängige Substanz, die von lebenden Zellen in Resorufin umgewandelt wird. Die sich ergebenden Fluoreszenzintensitäten korrelieren mit
der Aktivität der Zellen. Somit ist eine quantitative Bestimmung der Zellvitalität
möglich [155, 156].
R
Zu den wie oben beschrieben behandelten Zellen wurden 18 µl AlamarBlue
-
Lösung gegeben. Es erfolgte eine Inkubation bei 37◦ C im Brutschrank. Die Messungen wurden nach 3 und 5 Stunden am Synergy4 bei einer Anregungswellenlänge von
450 nm und einer Emissionswellenlänge von 490 nm durchgeführt.
56
Material und Methoden
Abbildung 2.5: Reduktion von Resazurin zu Resorufin, das colorimetrisch detektiert werden
kann
2.9.3
Infektion der Epithelzellen mit Candida albicans
Für die in dieser Arbeit durchgeführten Infektionen wurden humane Epithelzellen verwendet, die nach Protokoll 2.9.1 ausgesät und für 48 (in seltenen Ausnahmen 72) Stunden kultiviert wurden. Die eingesetzten Zellzahlen variierten hierbei von den verwendeten Zellkulturgefäßen. So wurden pro Kompartiment einer
4-Kompartimentschale mit Glasboden (Greiner) und pro Well einer 24-Well-Platten
1 · 105 Zellen eingesetzt. In die Wells einer 6-Well-Platte wurden 0,5 · 106 gegeben.
Vor der Infektion wurden die Zellen zweimal mit vorgewärmtem, serumfreiem RPMI
gewaschen. Anschließend erfolgte die Zugabe von serumfreiem RPMI in den in Tabelle 2.6 angegebenen Medienvolumina bei Infektion. Bis zur Zugabe von C. albicans
wurden die Zellen im Brutschrank gelagert (maximal 1 h). Sollten dem Infektionsansatz weitere Mediumszusätze zugegeben werden, so erfolgte dies vor der Infektion.
LL-37 wurde 30 min, Inhibitoren 15 min vor Infektion zugegeben. Die C. albicansStämme wurden wie in Kapitel 2.8.2 beschrieben kultiviert und in der exponentiellen
Wachstumsphase verwendet. 2 bis 4 ml der Kulturen wurden zentrifugiert (16000 x g,
3 min, RT). Das erhaltene Pellet wurde in vorgewärmtem serumfreien RPMI resuspendiert und mit selbigem Medium zweimal gewaschen. Nach erneutem Resuspendieren wurden die Hefen in RPMI aufgenommen und die Zellzahl der Suspension
ermittelt (siehe Absatz 2.7). Die Infektionen erfolgten abhängig vom Experiment
stets mit einer definierten Anzahl C. albicans und für eine definierte Zeit bei 37◦ C
im CO2 -begasten Brutschrank.
Material und Methoden
2.9.4
57
Adhärenzassay
Um den Einfluss verschiedener Substanzen auf die Adhärenz von Candida albicans
an Epithelzellen zu untersuchen, wurden die Epithelzellen wie in Kapitel 2.9.1 erläutert, in 4-Kompartimentschalen mit Glasboden (Greiner) ausgesät. Die Kultivierung
der C. albicans-Stämme und die Infektion erfolgten wie in den Abschnitten 2.8.2 und
2.9.3 beschrieben mit 1 · 105 Candida-Zellen. Nach einer Infektionszeit von 90 min
wurden bei Bedarf die Überstände für weitere Untersuchungen abgenommen und bei
−20◦ C gelagert. Die Zellen wurden durch dreimaliges Waschen mit 1x PBS von den
nicht adhärenten C. albicans befreit und anschließend mit 500 µl Formalin-Lösung
(2 % in 1x PBS) fixiert.
Bei Bedarf wurden C. albicans in den Infektionspräparaten mit Calcoflour white
gefärbt. Hierbei handelt es sich um einen Fluoreszenzfarbstoff, der Cellulose- und
Chitin-haltige Strukturen bindet. Die fixierten Präparate wurden dreimal mit
1x PBS gewaschen und anschließend erfolgte eine Inkubation der Zellen mit 300 µl
Calcoflour white-Lösung (1:2 Verdünnung in 1x PBS) für 1 min im Dunkeln. Nach
5-maligem Waschen mit 1x PBS wurden 500 µl 1x PBS auf die Präparate gegeben.
Die Betrachtung der so bearbeiten Präparate erfolgte unter dem digitalen Mikroskop (Objektiv 20 x 0,75) im Hellfeld. Es wurden mindestens sieben mikroskopische
Aufnahmen pro Behandlung erstellt. Bei durchgeführter Calcofluor white-Färbung
der Präparate, wurde auch die entsprechende Aufnahme im Fluoreszenzkanal gemacht. Mit Hilfe der Bildanalyse-Software „BZ-Analyser“ konnten die zusammengehörenden Aufnahmen übereinandergelegt werden (Overlay). Die Anzahl der adhärenten C. albicans wurde durch Auszählung mit der Zählfunktion des Programms
„BZ-Analyser“ bestimmt.
2.9.5
Lebend/Tot-Färbung
R
Das LIVE/DEAD
Viability/Cytotoxicity Kit (Invitrogen) ermöglicht durch die si-
multane Färbung mit zwei Farbstoffen eine schnelle und einfache Unterscheidung
zwischen toten und lebenden Zellen innerhalb einer Epithelzellpopulation. In lebenden Zellen kann das membrangängige Calcein AM durch intrazelluläre Esterasen zu
dem grün fluoresziernden Calcein umgewandelt werden (siehe Abbildung 2.6). Der
zweite Farbstoff, das rot-fluoreszierende Ethidium Homodimers-1 (EthD1), kann nur
in geschädigte/tote Zellen eindringen und bindet an Nukleinsäuren, was eine 40-fache
Verstärkung der Fluoreszenz bewirkt. Somit kann in den gefärbten Präparaten zwischen lebenden und toten Zellen unterschieden werden. Die toten Zellen emittieren
58
Material und Methoden
eine rote Fluoreszenz, die lebenden eine grüne. Die Epithelzellen wurden wie in Kapitel 2.9.1 in 4-Kompartimentschalen mit Glasboden (Greiner) angezogen und nach
der gewünschten Behandlung gefärbt. Hierfür wurden die Überstände verworfen und
die Zellen mit 200 µl der Färbelösung (0,5 µl Calcein AM und 1 µl EthD1 auf 1 ml
1x PBS) pro Kompartiment beschichtet. Nach einer 30-minütigen Inkubation im
CO2 -begasten Brutschrank erfolgte ein dreimaliges Waschen der Zellen mit 1x PBS
und die Fixierung mit 500 µl Formalin-Lösung (2 % in 1x PBS).
Mit Hilfe des digitalen Mikroskops wurden mindestens sieben Aufnahmen pro
Behandlung jeweils im Hellfeld und in den Fluoreszenzkanälen „Rot“ und „Grün“
erstellt. Die Bildanalyse-Software „BZ-Analyser“ ermöglichte eine Auswertung der
Histogramme der Fluoreszenzaufnahmen. Die ermittelten Werte der durchschnittlichen Fluoreszenzintensitäten im Bild wurden für die Auswertung verwendet.
Abbildung 2.6: Umwandlung des membrangängigen Calcein AM zu dem fluoreszierenden
Calcein durch intrazelluläre Esterasen
2.9.6
Annexin-Färbung
In speziellen Fällen ist es wünschenswert, die zellschädigenden Eigenschaften von
Substanzen näher zu charakterisieren. Entscheidend ist hierbei die Art des Ablaufs
des Zelltods. Man unterscheidet zwischen dem programmierten Zelltod, der Apoptose, und dem willkürlichen Zelltod, der Nekrose. Bei eintretender Apoptose werden
in der asymmetrisch aufgebauten Membran der Epithelzellen normalerweise membraninnenständige Phospholipide (Phosphatidylserin - PS) an die Außenseite transferiert. Auf diese Weise werden die apoptotischen Zellen von Makrophagen erkannt
und können durch Phagozytose eliminiert werden, ohne dass es zu einer unkontrol-
Material und Methoden
59
lierten Freisetzung von Zellbestandteilen kommt. PS kann durch FITC-gekoppeltes
Annexin V, das an PS bindet, nachgewiesen werden. Da Annexin V auch in geschädigte Zellen eindringen kann, ist die Doppelfärbung mit einem zweiten Farbstoff
erforderlich. Hierfür wurde das rot-fluoreszierende 7-Aminoactinomycin D (7AAD)
verwendet. Diese Substanz kann nur in geschädigte Zellen eintreten und interkaliert
mit doppelsträngiger DNA. Somit weisen apoptotische Zellen eine Grünfluoreszenz
auf und nekrotische Zellen sowohl eine Grün- als auch eine Rotfluoreszenz, die im
Overlay gelb erscheint. Lebende Zellen zeigen keine Fluoreszenz.
Die Kultivierung der Epithelzellen erfolgte wie in Abschnitt 2.9.1 beschrieben
in 4-Kompartimentschalen mit Glasboden (Greiner). Nach der Behandlung wurden
die Zellen dreimal mit 1x PBS gewaschen und anschließend mit der 150 µl Färbelösung pro Kompartiment überschichtet und für 15 min im CO2 -begasten Brutschrank
bei 37◦ C inkubiert. Die Färbelösung wurde aus 20 µl Annexin V und 10 µl 7AAD
(Stocklösung 1 mg/ml) in 1 ml 1x Bindungspuffer hergestellt. Anschließend wurden
die Zellen dreimal mit 1x PBS gewaschen und mit 500 µl Formalin-Lösung (2 % in
1x PBS) fixiert. Die mikroskopische Auswertung der Präparate erfolgte wie für die
Lebend/Tot-Färbung in Abschnitt 2.9.5 beschrieben.
2.9.7
Färbung des Aktin-Zytoskeletts und des Zellkerns
Das filamentöse Aktin (F-Aktin) ist ein wichtiger Bestandteil des Zytoskeletts. Es
stabilisiert die äußere Zellform und vermittelt intrazellulären Transport. Die Färbung des F-Aktins in den Epithelzellen A431 erfolgte durch Phalloidin, das an den
R
Farbstoff Alexa Fluor
488-Phalloidin gekoppelt ist. Phalloidin ist ein bizyklisches,
toxisches Peptid, das aus dem Knollenblätterpilz isoliert wird. Es bindet spezifisch
an filamentöses F-Aktin.
Die wie in Kapitel 2.9.1 und 2.9.3 kultivierten und infizierten Zellen wurden mit
500 µl Formalin-Lösung (2 % in 1x PBS) für 15 min bei RT fixiert. Nach dreimaligem
Waschen mit 1x PBS wurden die Zellen mit 100 µl 0,05 % Triton X 100 in 1x PBS für
5 min inkubiert und somit permeabilisiert. Es folgte ein dreimaliges Waschen mit
R
1x PBS und die Färbung mit 100 µl Alexa Fluor
488-Phalloidin (2 U/ml in 1x PBS
mit 2 % FBS) für eine Stunde dunkel bei 37◦ C. Die Zellen wurden dreimal mit
R Gold Antifade Reagent
1x PBS gewaschen und anschließend mit 10 µl ProLong
with DAPI für 1 min inkubiert. DAPI ist ein Fluoreszenzfarbstoff, der DNA bindet
und somit eine Färbung des Zellkerns ermöglicht. Um ein Austrocknen der Präparate zu verhindern, wurden 400 µl 1x PBS zugegeben. Die Untersuchung der Zellen
60
Material und Methoden
erfolgte am Fluoreszenzmikroskop.
2.9.8
Analyse der Oberflächenrezeptoren der Epithelzellen
mit Hilfe der Durchflusszytometrie
Die Untersuchung der Oberflächenrezeptoren der humanen Epithelzellen wurde mit
Hilfe der Durchflusszytometrie durchgeführt. Dies ist ein Verfahren, das die quantitative Vermessung und molekulare Charakterisierung intakter Zellen erlaubt. Hierbei
fließen Zellen einzeln unter hoher Geschwindigkeit durch eine Flusszelle und passieren den Messbereich eines Laserstrahls. Aufgrund der Form, Struktur und Farbe
der Zellen werden unterschiedliche Effekte erzeugt. Die dabei entstehenden Signale
wie Streulicht oder Fluoreszenz werden von einem Detektor ausgewertet und ermöglichen eine Aussage über die Zelleigenschaften. So gibt das Vorwärtsstreulicht
(forward scatter - FSC) Auskunft über die Zellgröße, das Seitwärtsstreulicht (sidewards scatter - SSC) über die Granularität. Wurden die Zellen außerdem mit einem
fluoreszenzgekoppeltem Antikörper oder einem fluoreszierenden Farbstoff markiert,
können auch diese Merkmale detektiert werden.
Die humanen Epithelzellen wurden wie in Kapitel 2.9.1 beschrieben zu je 0,5 · 106
Zellen pro Well in einer 6-Well-Platte in RPMI + 10 % FBS ausgesät. Die Zellen wurden vor der weiteren Behandlung zweimal mit vorgewärmtem serumfreiem RPMI
gewaschen. Anschließend wurden 3 ml des Mediums auf die Zellen gegeben. Da der
Einfluss des antimikrobiellen Peptides LL-37 auf die Zusammensetzung der Oberflächenzezeptoren untersucht werden sollte, wurde die Substanz dem Medium beigefügt
und die Zellen für 90 min inkubiert.
Die Ernte und Färbung der Zellen für die Durchflusszytometrie wurde wie folgt
durchgeführt. Die Zellen wurden nach der gewünschten Behandlung zweimal mit
PBS gewaschen und durch die Zugabe von 300 µl Trypsin-EDTA Lösung trypsinisiert. Nach der Zugabe von 3 ml kaltem FACS-Waschpuffer wurden die Zellen vorsichtig mit einem Schaber vollständig von der Oberfläche gelöst und anschließend in
ein Zentrifugenröhrchen überführt. Je zwei Wells einer 6-Well-Platte mit identischer
Behandlung wurden hier vereinigt. Es erfolgte eine Zentrifugation bei 250 x g und 4◦ C
für 5 min und eine Aufnahme des Pellets in FACS-Waschpuffer. Dieser Waschschritt
wurde einmal wiederholt. Die Zellsuspension wurde auf Reaktionsgefäße verteilt, in
denen die Antikörpermarkierung der Zellen erfolgte. Nach erneuter Zentrifugation
und Aufnahme der Zellen in 200 µl FACS-Waschpuffer wurden die Zellen mit dem
primären Antikörper für 1 h schüttelnd auf Eis inkubiert. Der Tabelle 2.7 sind die ver-
Material und Methoden
61
wendeten Antikörper zu entnehmen. Anschließend erfolgte ein dreimaliges Waschen
der Zellen mit 500 µl FACS-Waschpuffer wie oben beschrieben und die Färbung mit
R
dem sekundären Antikörper AlexaFlour
488 (siehe Tabelle 2.7) für 45 min schüt-
telnd auf Eis. Der nichtgebundene sekundäre Antikörper wurde durch dreimaliges
Waschen mit 500 µl FACS-Waschpuffer entfernt. Nach erneuter Zentrifugation wurden die Zellen durch die Zugabe von kalter 500 µl Formalin-Lösung (2 % in 1x PBS)
fixiert und in FACS-Röhrchen überführt. Die Zellen wurden sofort am FACS Calicur
bzw. FACS Canto vermessen. Für eine eindeutige Auswertung der gemessenen Daten wurden als Kontrolle ungefärbte Zellen und nur mit dem sekundären Antikörper
markierte Zellen jeder Behandlung vermessen. Nach der Messung der Proben wurden die Daten des FSC, SCC und der FITC-Kanal zur Quantifizierung betrachtet.
Es wurde die Software FlowJo Version 7.6.3 verwendet.
Tabelle 2.7: Verwendete Antikörper
Name
Hersteller
Artikelnummer
TLR2
Biomol
IMG-416E
TLR4
Biomol
IMG-417E
Dectin1
R&D
MAB1859
R&D
MAB172
Biomol
BLD-511412
CXCR4
AlexaFlour
2.9.9
R
488
Nachweis des Zytokins IL8 mittels ELISA
Der Nachweis des inflammatorischen Zytokines IL8 in den Infektionsüberständen
oder im Kulturmedium der mit LL-37 behandelten Epithelzellen erfolgte mit dem
enzymatischen Immunadsorptionsverfahren (kurz ELISA - enzyme linked immunosorbent assay). In dieser Arbeit wurde ein kommerziell erhältliches Kit-System
(BioLegend) verwendet, das nach dem Prinzip des „Sandwich-ELISA“ aufgebaut
ist. Hierbei wird das gewünschte Antigen mit Hilfe eines oberflächenfixierten Antikörpers (capture antibody) spezifisch gebunden und durch einen Biotin-gekoppelten
Detektionsantikörper (detection antibody) nachgewiesen. Als Reporterenzym dient
hierbei die an Avidin gekoppelte Meerrettichperoxidase (kurz HRP - horseradish
peroxidase), welche die Umsetzung des Substrates Tetramethylbenzidin (TMB) katalysiert. Es kommt zu einer Farbreaktion, die mit 2 N Schwefelsäure gestoppt und
durch Absorptionsmessung quantifiziert werden kann. Die Intensität der Farbe korreliert dabei mit der Konzentration des gebildeten Nitrophenols und somit auch mit
62
Material und Methoden
der Konzentration des analysierten Antigens. Zur Berechnung der tatsächlichen Antigenkonzentrationen in den Proben ist der Vergleich mit einer Verdünnungsreihe
eines Standards definierter Konzentration erforderlich.
Wie oben erwähnt wurde zum Nachweis des Zytokins IL8 mit dem Kit-System
der Firma BioLegend gearbeitet. Die Durchführung erfolgte nach Herstellerprotokoll. Die Analysen wurden in volumenreduzierten 96-Well-Platten durchgeführt und
alle Volumenangaben halbiert. Die zu untersuchenden Proben wurden unverdünnt
verwendet. Mit dem im Kit enthaltenen IL8-Standard wurde eine Kalibrierreihe
erstellt, die zur Berechnung der Zytokinkonzentrationen in den Kultur- und Infektionsüberständen genutzt wurde.
2.10
2.10.1
Genexpressionsanalysen
Isolation von RNA aus humanen Zellen
Es wurden 1 · 105 Zellen pro Well einer 24-Well-Platte in RPMI + 10 % FBS ausgesät
und für 72 h kultiviert (siehe Kapitel 2.9.1). Die Behandlung der Zellen erfolgte wie
in Absatz 2.9.3 beschrieben. Nach dem Ablauf der gewünschten Inkubationszeit wurden die Überstände der Zellen entfernt und für weitere Analysen bei −20◦ C gelagert.
Die Zellen wurden einmal mit PBS gewaschen und es erfolgte die Lyse der Zellen
durch die sofortige Zugabe von 350 µl RLT-Puffer (RNeasy Kit, Qiagen). Nach dem
Abschaben wurde das Lysat zur Homogenisierung durch die QIAShredder-Säulen
gegeben. Aus der erhaltenen Suspension wurde die RNA mit Hilfe des RNeasy Mini
Kits (Qiagen) nach Herstellerangaben isoliert. Der im Protokoll aufgeführte optionale DNase-Verdau wurde durchgeführt. Die RNA wurde mit 30 µl nukleasefreiem
Wasser eluiert und bis zum weiteren Gebrauch bei −80◦ C gelagert.
2.10.2
Isolation von RNA aus Candida albicans
Der C. albicans-Stamm SC5314 wurde wie in Kapitel 2.8.2 beschrieben kultiviert
und die Arbeitskultur im exponentiellen Wachstum verwendet. Die Zellen dieser
Kultur wurden durch Zentrifugation bei 8000 x g für 5 min pelletiert und zweimal
mit RPMI-MOPS gewaschen. Ausgehend aus dieser Zellsuspension wurde eine Arbeitskultur mit einer optischen Dichte von 0,1 eingestellt. Je 2 ml dieser Kultur
wurden in 2 ml Reaktionsgefäße gegeben und wie gewünscht behandelt. Nach Ablauf der Inkubationszeit wurden die Proben zentrifugiert (16000 x g, 5 min, RT), der
Material und Methoden
63
Überstand abgenommen und für weitere Analysen bei −20◦ C gelagert. Das Zellpellet wurde in flüssigem Stickstoff schockgefroren und bis zur weiteren Bearbeitung
bei −80◦ C gelagert. Für die RNA-Extraktion wurden die Proben auf Eis aufgetaut
und in 600 µl RLT-Puffer (RNeasy Kit, Qiagen) resuspendiert. Das Gemisch wurde
in ein 2 ml-Reaktionsgefäß mit 0,5 g Glasperlen gegeben. Der Zellaufschluss erfolgte durch siebenmaliges Vortexen für 30 sec. Zwischen den einzelnen Vortexschritten
wurden die Proben für 30 sec auf Eis gelagert. Anschließend wurden die Proben für
2 min bei 16000 x g zentrifugiert. Der Überstand wurde vorsichtig abgenommen und
mit 600 µl 70 % Ethanol gemischt. Die Durchführung aller weiteren Schritte erfolgte
nach dem Protokoll des RNeasy Kits (Qiagen). Ein DNase-Verdau wurde durchgeführt. Die RNA wurde in 30 µl nukleasefreiem Wasser eluiert und bis zum weiteren
Gebrauch bei −80◦ C gelagert.
2.10.3
Konzentrationsbestimmung
und
Qualitätskontrolle
der RNA
Die Konzentrationsbestimmung der isolierte RNA erfolgte am spektrophotometrisch
NanoDrop1000. Es wurden hierfür stets 2 µl eingesetzt. Die Qualitätskontrolle erfolgte am HZI im Labor der „Array Facility“ durch Sabrina Kaser und Petra Hagendorff. Verwendet wurde ein RNA 6000 NanoChip (Agilent). Das Elektropherogramm
wurde mit Hilfe eines Agilent 2100 Bioanalyzers aufgenommen, ein Beispiel wurde in
Abbildung 2.7 gezeigt. RNA von reiner Qualität zeigt zwei Maxima im Graphen des
Elektropherogramms, die denen der 18S- bzw. 28S-RNA entsprechen und keine weiteren Degradationsprodukte. Alle Proben, die in der RT-PCR oder im Mikroarray
analysiert werden sollten, wurden kontrolliert.
Abbildung 2.7: Elektropherogramm einer RNA-Qualitätskontrolle. Eine deutliche Trennung der scharfen Peaks, ist zu erkennen. Der rechte Peak, der die 28S-rRNA detektiert,
sollte die doppelte Höhe des linken Peaks (18S-rRNA) aufweisen.
64
Material und Methoden
2.10.4
Genexpressionsanalyse von Candida albicans
Zur Genexpressionsanalyse von LL-37 behandelter Candida albicans wurden 8 x 15k
Custom Gene Expression Arrays für Candida albicans der Firma Agilent Technologies verwendet. Diese Mikroarrays beinhalten je zwei oder vier Sonden für 6203 Gene,
sowie je 20 Sonden für 10 Spike-In-Kontrollen, 336 Sonden für Hybridisierungs- und
Rasterkontrollen.
Die in der Hybridisierung mit dem Mikroarray eingesetzten Proben wurden mit
Hilfe des Low-Input QuickAmp Labeling Kits von Agilent wie folgt vorbereitet. Es
wurden je Reaktionsanstz 100 ng RNA und eine Spike-in-Kontrollmischung (OneColor RNA Spike-In Kit, Agilent) eingesetzt. Die Reaktionen wurden in 200 µl
Reaktionsgefäßen im Thermocycler durchgeführt. Die Reaktionen gliederten sich
in mehrere Schritte. Zunächst wurde die cDNA synthetisiert, die anschließend
in cRNA transkribiert wurde. In diesem Schritt erfolgte der Einbau von Cy3gekoppelten CTPs. Die synthetisierte cRNA wurde durch RNeasy-Säulen (Qiagen)
aufgereinigt und ihre Konzentration und die Cy3-Einbaueffizienz mit Hilfe des NanoDrop1000 spektophotometrisch bestimmt. Die Fragmentierung erfolgte mit 600 ng
der Cy3-markierten cRNA. Die cRNA wurde mit nukleasefreiem Wasser auf ein
Gesamtvolumen von 24 µl aufgefüllt und mit 1 µl 25x Fragmentierungspuffer und
5 µl 10x Blockierungsagenz gemischt. Das Gemisch wurde für 30 min bei 60◦ C inkubiert. Anschließend erfolgte die Zugabe von 27 µl Hybridisierungspuffer und eine
einminütige Zentrifugation. Für die Hybridisierung wurden 40 µl der hergestellten
Suspension auf einen speziellen Objektträger, den sogenannten Gasket Slide, pipettiert und mit dem eigentlichen Mikroarrayträger verschlossen. Der Array wurde in
einer Hybridisierungskammer (Hybridization Chamber Kit, Agilent) eingeklemmt,
fest verschlossen und im Hybridisierungsofen für 17 h bei 65◦ C und 10 rpm inkubiert.
Anschließend wurde der Mikroarray in einer Waschlösung (Gene Expression Wash
Buffer 1, Agilent) untergetaucht, geöffnet, in frische Waschlösung 1 (RT) transferiert
und unter leichtem Schwenken 1 min gewaschen. Es folgte ein zweiter Waschschritt in
37◦ C warmen Waschpuffer 2 (Gene Expression Wash Buffer 2, Agilent) für 2 min. Anschließend wurden die Mikroarrays für 1 min durch Zentrifugation in der Microarray
High Speed Centrifuge getrocknet. In einer speziellen Fassung (Slide Holder, Agilent) wurden die Mikroarrays im Mikroarrayscanner mit den Standardeinstellungen
für einfarbig markierte 8 x 15k-Arrays gescannt.
Material und Methoden
2.10.5
65
cDNA-Synthese und RT-PCR
Für die Validierung von Daten auf Proteinebene wurde die Methode der qRT-PCR
(quantitative real-time PCR) genutzt, die die Messung der relativen Genexpression
erlaubt. Während der PCR (Polymerase Chain Reaction) werden Farbstoffe (in dieR
ser Arbeit der Cyanin-Farbstoff SYBR
Green) in die neu gebildeten doppelsträn-
gige DNA eingebaut. Die detektierbare Fluoreszenz des eingebauten Farbstoffes ist
dabei proportional zu der Menge synthetisierter DNA. Somit ermöglicht diese Methode die Abschätzung der Anzahl gebildeter PCR-Produkte nach jedem Zyklus der
Reaktion, man spricht daher auch von quantitativer Echtzeit-PCR.
Ausgehend von der isolierten RNA (siehe Kapitel 2.10.1) erfolgte in einem reversen Transkriptionsschritt die Synthese der cDNA im Thermocycler. Hierfür wurden
in einem Gesamtvolumen von 12 µl je 1 µg RNA mit 250 ng Oligo-dT Primer und
1,5 µg Random Primer bei 70◦ C denaturiert. Nach der Zugabe von 4 µl 5 x FirstStrand Puffer, 2 µl DTT (Endkonzentration 10 mM), 1 µl dNTPs (Endkonzentration
R
je 500 µM) und 1 µl Reverse Transkriptase (Superscript
II, 10 U/Ansatz) erfolgte
die Transkription für 1 h bei 42◦ C. Die Proben wurden stets auf Eis gelagert. Es
wurde mit Chemikalien von InvitrogenTM gearbeitet. Nach der Zugabe von 8 µl/1µg
RNA TE erfolgte die eigentliche RT-PCR. Hierfür wurden für das Zielgen spezifische
Primerpaare verwendet (siehe Tabelle 2.8), die mit Hilfe der Universal ProbeLibrary
Assay Design Center von Roche von Katja Gremmer (Arbeitsgruppe BISA, HZI)
ausgewählt wurden. Aus den jeweiligen Primerpaaren wurden mit nukleasefreiem
Wasser Primerverdünnungen mit einer Konzentration von 2 pmol/µl je Primer hergestellt. Ebenso wurde die cDNA 1:2,5 verdünnt. Je 2,5 µl Primerverdünnung und
2,5 µl cDNA-Verdünnung wurden in die Wells einer 384-Well-Platte (Roche) gegeben. Neben den Proben, die die zu untersuchenden cDNA enthielten, wurden auch
Kontrollproben ohne cDNA hergestellt. Die Untersuchung aller Proben erfolgte in
R
Doppelbestimmungen. Nach der Zugabe von 5 µl SYBR
Green (Roche) wurde die
R
RT-PCR im LightCycler
480 nach Standardprotokoll (Roche) in der Array Facility,
HZI durchgeführt. Das Programm war wie folgt aufgebaut:
95◦ C
5 min
Denaturierung
95◦ C
10 sec
Hybridisierung
60◦ C
10 sec
Elongation
72◦ C
10 sec
◦
- 97◦ C
Denaturierung
45 Zyklen
Schmelzkurve
65 C
66
Material und Methoden
Tabelle 2.8: Übersicht der in der RT-PCR verwendeten Primer
Genname Gen ID
Primer links
Primer rechts
CLEC7A
NM_197947
ctttctcggccccagact
ttgggtagctgtggttctga
CXCR4
NM_001008540 attgggatcagcatcgactc
caaactcacacccttgcttg
IL8
NM_000584
agacagcagagcacacaagc
aggaaggctgccaagagag
TLR2
NM_003264
tgtcattctttcttcctgctaaga ctaggtaggacagagaatgccttt
TLR4
NM_138554
ccatggccttcctctcct
HPRT1
NM_000194
tgaccttgatttattttgcatacc cgagcaagacgttcagtcct
RPL13A
NM_012423
tgaccaataggaagagcaacc
agatgccccactcacaagat
GAPDH
NM_002046
agccacatcgctcagacac
gcccaatacgaccaaatcc
ctgtgtggtttagggccaag
R
Die oben beschriebene fluorimetrische Bestimmung des eingebauten SYBR
Green erfolgte in jedem Zyklus nach der Elongationsphase. Mit Hilfe der ProgramR
moption „Abs Quant/2nd Derivative Max method“ der LightCyclers
480 Software
Relative Quantification wurde die Zykluszahl ermittelt, bei der die detektierte Fluoreszenz erstmalig signifikant über der Hintergrund-Fluoreszenz lag. Dieser Schwellenwert wird auch Cp-Wert (crossing point) genannt. Da diese Werte stark von der
Menge der eingesetzten cDNA Menge abhängig sind, war es erforderlich, mit sogenannten Haushaltsgenen (Housekeeper) eine Normalisierung vorzunehmen. Dies
erfolgte nach der Formel:
∆Cp = Cp (Gen) − Cp (Housekeeper)
.
Unter der Annahme einer Verdopplung des Fluoreszenzsignals pro Zyklus, wurde
die logarithmische relative Genexpressionsänderung (log2 Fold Change) wie folgte
berechnet:
log2 F C = −(∆Cp (P robe) − ∆Cp (Kontrollprobe)
F C = 2log2 F C
Kapitel 3
Ergebnisse
3.1
3.1.1
Methodenetablierung an der HPLC
Analytik organischer Säuren und Kohlenhydrate
Die Analyse der organischen Säuren und Zucker mittels HPLC wurde mit der RezexROA-Säule und dem Laufmittel H2 SO4 duchgeführt (Kap. 2.8.9). Die Kalibrierung
lieferte die in Tabelle 3.1 aufgeführten Retentionszeiten und unteren Detektionslimits für die einzelnen getesteten Standards. In der Abbildung 3.1 sind beispielhaft
die Chromatogramme von vier verschiedenen Standardgemischen dargestellt. Alle
analysierten Substanzen zeigen klar voneinander abgegrenzte Peaks. Die Substanznamen sind im Chromatogramm angegeben. Die Standards konnten reproduzierbar
quantifiziert werden. Die Schwankungen der Peakflächen und somit die berechneten
Konzentrationen lagen bei maximal 8 %. Somit wurde die Methode der Analytik der
organischen Säuren und Kohlenhydrate erfolgreich etabliert.
3.1.2
Aminosäureanalytik
Die Auftrennung der Aminosäuren erfolgte nach einer Vorsäulenderivatisierung mit
OPA über die Zorbax EclipseC18plus-Säule (Kap. 2.8.9). Tabelle 3.2 zeigt die für
die Kalibrierung verwendeten Standards, ihre Retentionszeiten und die ermittelten
unteren Detektionslimits. In Abbildung 3.2 ist ein typisches Chromatogramm mit
der Auftrennung eines Standardgemisches gezeigt. Alle 19 analysierten Aminosäuren erscheinen in separaten Peaks, die mit dem Substanznamen markiert sind. Die
Messungen waren gut reproduzierbar. Es traten bei der Berechnung der Peakflächen Abweichungen von maximal 11 % auf. Die Aminosäure Prolin war jedoch mit
67
68
Ergebnisse
Tabelle 3.1: Detektionslimits der Analyse der organischen Säuren und Kohlenhydrate mittels der Rezex-ROA Säule in der HPLC. Angegeben sind die minimal verläßlich quantifizierbaren Konzentrationen (als Peak von der Software detektiert) und die Retentionszeiten
bei Detektion im RI-Detektor. Die Detektion erfolgte im DAD aufgrund des Geräteaufbaus
0,9 min früher. nd - nicht detektiert
Standard
Retentionszeit [min]
Konzentration [mM]
RI
RI
DAD
Ammoniumsulfat
11,08
5
nd
α-Ketoglutarat
13,79
1
1
Citrat
14,11
1
1
Isocitrat
14,39
1
10
Pyruvat
15,20
1
1
Glucose
15,81
1
2,5
Inositol
16,39
1
5
Malat
16,47
1
10
Succinat
19,92
2,5
1
Lactat
21,07
2,5
10
Glycerin
22,11
1
2,5
Fumarat
22,47
1
1
Formiat
22,50
2,5
1
Acetat
24,59
2,5
10
MOPS
30,53
1
nd
Ethanol
33,75
1
nd
dieser Methode nur bedingt analysierbar, da hier ein relativ hohes Detektionslimit
vorlag. Des weiteren wurde die Stabilität des OPA-Derivates über die Zeitspanne, die für mehrere Probenläufe benötigt wurde, getestet. In Abbildung 3.3 sind die
berechneten Konzentrationen der einzelnen Aminosäuren, wie sie sich aus den Signalen aufeinanderfolgender HPLC-Läufe ergaben, aufgetragen. Es wird deutlich, dass
die Stabilität des OPA-Derivates über die Messung von 12 Proben (entspricht ca. 7
Stunden) erhalten blieb. Bei späteren Messungen erfolgte die Markierung der einzelnen Aminosäuren nicht mehr gleichmäßig und es entstanden Messungenauigkeiten.
Insbesondere die Aminosäuren Prolin, Cystein und Lysin waren davon betroffen.
Aus diesem Grund wurde es vermieden, mehr als 15 Proben in einer Sequenz zu
analysieren.
Ergebnisse
69
Abbildung 3.1: Chromatogramme der getesteten Standards in der Analyse der organischen
Säuren und Kohlenhydraten mittels HPLC. Die einzelnen Substanzen wurden in einer
Konzentration von 0,1 M vermessen.
Abbildung 3.2: Chromatogramm der Analyse eines Aminosäurestandardgemisches mittels
HPLC. Die Konzentration der Analyte betrug 1 mM.
70
Ergebnisse
Tabelle 3.2: Detektionslimits der Analyse OPA-markierter primärer Aminosäuren mittels
der Zorbax EclipseC18plus-Säule in der HPLC. Angegeben wurden die minimal verläßlich
quantifizierbaren Konzentrationen (als Peak von der Software detektiert) und die Retentioszeiten bei Detektion im DAD-Detektor.
Standard
Retentionszeit [min]
Konzentration [mM]
Asparaginsäure
1,96
0,031
Glutaminsäure
3,17
0,063
Asparagin
6,12
0,125
Serin
6,82
0,016
Glutamin
7,45
0,125
Histidin
8,08
0,031
Glycin
8,44
0,031
Threonin
8,67
0,016
Arginin
9,81
0,016
Alanin
10,17
0,016
Tyrosin
11,65
0,016
Cystein
13,19
0,031
Valin
13,72
0,016
Methionin
14,00
0,1
Phenylalanin
15,39
0,031
Isoleucin
15,61
0,1
Leucin
16,36
0,031
Lysin
16,93
0,031
1.10
1.00
Menge [mM]
0.90
0.80
0.70
0.60
0.50
0.40
0.30
0
5
10
15
Lauf
20
Asparaginsäure
Glutaminsäure
Serin
Histidin
Glycin
Threonin
Arginin
Alanin
Tyrosin
Cystein
Valin
Methionin
Phenylalanin
Isoleucin
Leucin
Lysin
Prolin
Abbildung 3.3: Überprüfung der Stabilität des
OPA-Derivates über 22
Messungen.
Ergebnisse
3.2
71
Untersuchungen zum Wachstum und Metabolismus von Candida albicans
Diese Arbeit ist Teil des BMBF-geförderten Projektes „Dr. Jeykll & Mr. Hyde: Ein
systembiologischer Ansatz zur Behandlung nosokomialer Infektionen durch Candida albicans“ . Ein Ziel dieses Projektes war es, ein mathematisches Infektionsmodell
„Candida albicans - Wirt“ aufzustellen, das eine Identifikation von wichtigen Schlüsselfaktoren im Infektionsprozess erlaubt. Für die Berechnung von Parametern in dem
durch Projektpartner erstellten metabolische Teilmodell der Hefe wurden metabolische Untersuchungen an C. albicans in definierten Medien durchgeführt. Die Verwendung definierter Medien war hierbei erforderlich, da für die mathematischen Berechnungen genaue Konzentrationsangaben der einzelnen Medienbestandteile notwendig
sind. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden in diesem Kapitel aufgeführt.
3.2.1
Wachstum und Metabolismus von C. albicans in verschiedenen Medien
3.2.1.1
Wachstumsuntersuchung
Der Metabolismus von Candida albicans wurde in den definierten Medien RPMI
und YNB analysiert. Um Veränderungen des pH-Wertes während des Wachstums
von C. albicans auszuschließen, wurden die Medien mit MOPS auf pH 7,4 (RPMIMOPS pH 7,4; YNB-MOPS pH 7,4) bzw. pH 5,6 (YNB-MOPS pH 5,6) gepuffert. Die
Kulturen wurden wie in Kapitel 2.8.5 beschrieben angezogen. Stündlich wurden Proben genommen und Parameter wie optische Dichte der Kultur, Zellzahl und Trockenmasse bestimmt (Kap. 2.7 und 2.8.5). Des weiteren wurden Proben für die Bestimmung der extrazellulären und intrazellulären Metabolite genommen (Kapitel
2.8.5). Die Untersuchungen wurden in drei unabhängigen Versuchen durchgeführt.
Beispielhaft sind die Daten eines Versuches im Folgenden dargestellt. Abbildung 3.4
zeigt die Wachstumskurven.
Die Messdaten der Bestimmung der optischen Dichte (in Abbildung 3.4 A dargestellt) lieferten in den verschiedenen Medien nahezu identisch verlaufende Wachstumskurven. Nach einer kurzen lag-Phase von 2 Stunden ging das Wachstum der
Kulturen in die exponentielle Phase über. Nach ca. 7 Stunden trat bei den YNBKulturen das Wachstum in die stationäre Wachstumsphase ein. Für die RPMIKultur ist ein stationäres Wachstum erst nach 9 Stunden zu beobachten. Bei Be-
72
Ergebnisse
0.8
7.E+07
0.7
6.E+07
5.E+07
0.5
Zellzahl/ml
OD 620nm
0.6
0.4
0.3
4.E+07
3.E+07
0.2
2.E+07
0.1
1.E+07
0
0
10
20
A
0.E+00
30
Zeit [h]
B
0
5
10
15
Zeit [h]
6
Trockenmasse [mg/ml]
5
4
3
2
1
0
-1
0
C
10
20
Zeit [h]
30
YNB-MOPS pH5.6
YNB-MOPS pH7.4
RPMI-MOPS pH7.4
Abbildung 3.4: Wachstumskurven von SC5314 in verschiedenen Medien bei 37◦ C: YNBMOPS pH 5,6, YNB-MOPS pH 7,4 und RPMI-MOPS pH 7,4. Es sind die sich aus der ODMessung (A), der Zellzahl (B) und der Trockenmasse (C) ermittelten Wachstumskurven
dargestellt.
trachtung der Zellzahlen (siehe Abb. 3.4B) zeigten sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Kulturen. Die stärkste Zunahme der Zellzahl war bei der Kultur im YNB-MOPS pH 5,6 zu verzeichnen. Hier korrelierte der Kurvenverlauf mit
der Wachstumskurve, die sich aus der OD-Messung ergab. Die YNB-MOPS pH 7,4Kultur zeigte eine um 40 % geringere maximale Zellzahl, die RPMI-MOPS pH 7,4Kultur zeigte keine Zellteilung. Dies lag daran, dass in den neutralen Medien, die
Hefezellen Hyphen ausbildeten und insbesondere im RPMI-Medium ausschließlich
in dieser Form wuchsen. Im YNB-MOPS pH 7,4 kam es auch zu der Ausbildung von
Pseudohyphen. Einzelne Zellen wuchsen weiter in der Hefeform und teilten sich. Im
azideren YNB-MOPS pH 5,6 lag dagegen ausschließlich die Hefeform vor. Dies bestätigte sich bei Betrachtung der Trockenmasse (siehe Abb. 3.4C). Es wird deutlich,
dass auch die Kulturen in den neutralen Medien einen Biomassezuwachs aufwiesen.
Ergebnisse
73
Bis zu einer Kultivierung von 5 Stunden verliefen die Biomasseproduktionen nahezu identisch. Bei der weiteren Kultivierung zeigten die YNB-Kulturen den gleichen
Verlauf. Die in RPMI-MOPS pH 7,4 gewachsene Kultur wies eine etwa doppelt so
hohe Zunahme der Trockenmasse auf. Die Erklärung hierfür liegt vermutlich darin,
dass dem RPMI-Medium Aminosäuren beigesetzt sind, die ein besseres Wachstum
ermöglichten.
3.2.1.2
Analyse der extrazellulären Metabolite
Die Untersuchung der extrazellulären Metabolite erfolgte mittels HPLC wie in Kapitel 2.8.9 beschrieben. In allen drei Medien konnten die Konzentrationen der organischen Säuren und der Glucose bestimmt werden. Wie in Abbildung 3.5 dargestellt,
zeigte sich in allen drei Medien ein ähnlich hoher Verbrauch der Glucose (s. u. weitere Details). Die Bildung von Acetat konnte vor allem in der aziden Kultur nach
7 Stunden detektiert werden. Eine eindeutige Aussage über weitere organische Säuren, wie Lactat und Formiat, die in den Proben der YNB-Medien gemessen wurden,
und Malat, das im RPMI-Medium detektiert wurde, ist nicht möglich, da die Konzentrationen hier unter dem Detektionslimit lagen. Die Bildung von Glycerin wurde
nur bei Wachstum in den pH-neutralen Medien, vor allem im RPMI-Medium, beobachtet. Jedoch lagen die detektierten Mengen nah am Detektionslimit (siehe Tabelle
3.1). Ethanol wurde ebenso wie α-Ketoglutarat in allen Medien zu jeder Zeit in ähnlichen Mengen detektiert. Da beide Substanzen auch in den reinen Medien gemessen
wurden, laut Herstellerangaben jedoch nicht enthalten sind, kann vermutet werden,
dass es sich hierbei um weitere Substanzen handelt, die nicht in die Kalibrierung der
HPLC aufgenommen worden waren.
Bei der Analyse der primären Aminosäuren in den Überständen der Kulturen,
die im aminosäurefreien YNB-Medium gewachsen waren, konnte kein Ausschleusen
gebildeter Aminosäuren detektiert werden. Die Proben der in RPMI-MOPS pH 7,4
angezogenen Kultur zeigten eine deutliche Abnahme von 12 Aminosäuren im Überstand, wie z.B. von Serin, Glutamin, Glutaminsäure und Lysin (siehe Abb. 3.6A).
Die Aminosäuren Valin, Tyrosin und Asparaginsäure wurden, wie in Abb. 3.6B verdeutlicht ist, sehr viel langsamer verbraucht. Cystein, Glycin und Methionin wurden
nur in sehr geringem Maße aufgenommen. Alanin hingegen ist im Medium nicht enthalten, wurde aber nach einer zweistündigen Kultivierung im Überstand detektiert.
Wachstumslimitierender Faktor war in allen drei Kulturen die Glucoseverfügbarkeit. Aufgrund der Tatsache, dass zwischen der Aufnahme der Glucose aus dem
Ergebnisse
14
14
12
12
10
10
Konzentration [mM]
Konzentration [mM]
74
8
6
4
2
6
4
2
0
0
2
4
A
Konzentration [mM]
8
6
8
Zeit [h]
10
0
12
0
2
4
B
6
8
Zeit [h]
10
12
14
Abbildung 3.5:
12
zentrationen
der
zellulären
organischen
10
α-Ketoglutarat
Glucose
Malat
Lactat
Glycerin
Fumarat
Formiat
Acetat
Ethanol
8
6
4
2
0
0
2
4
C
6
8
Zeit [h]
10
12
Konextra-
Säuren und Glucose bei
Wachstum von SC5314 in
verschiedenen Medien bei
37◦ C, YNB-MOPS pH 5,6
(A), YNB-MOPS pH 7,4
(B)
und
RPMI-MOPS
pH 7,4 (C)
Medium und der vollständigen intrazellulären Verwertung der Kohlenstoffquelle eine gewisse Zeit benötigt wird, tritt der Übergang in die stationäre Phase zeitlich
verzögert auf.
Der Verbrauch der Glucose in den Medien wurde eingehender betrachtet. Hierfür
wurden in den Bereichen der linearen Abnahme der detektierten Glucosekonzentrationen (siehe Abb. 3.7) die Steigung der Geraden ermittelt. Dieser Wert stellt
die Glucoseaufnahmeraten, also die Abnahme der Glucosekonzentration im Medium
pro Zeiteinheit, dar. Des weiteren wurden die ermittelten Trockenmassen und die
Glucosekonzentrationen der entsprechenden Zeitpunkte gegeneinander aufgetragen.
Hier wurde ebenfalls in den linearen Bereichen des Kurvenverlaufs die Steigung bestimmt, welche die Biomasseausbeute der einzelnen Kulturen (Masse der gebildeten
Biomasse pro verbrauchtem Gramm Glucose) angibt. Eine graphische Auftragung
der detektierten Glucosekonzentrationen gegen die gemessene Trockenmasse (siehe
Abb. 3.7) zeigt die Effizienz der Glucoseverwertung (verbrauchte Masse Glucose für
die Bildung von einem Gramm Biomasse). Es ergaben sich die in Tabelle 3.3 aufgelisteten Werte. Es wird deutlich, dass der Glucoseverbrauch im YNB-MOPS pH 5,6-
Ergebnisse
75
2.50
0.35
2.00
Menge [mM]
0.30
0.25
1.50
0.20
1.00
0.15
0.10
0.50
Menge Glutamin, Arginin [mM]
0.40
0.05
0.00
0.00
0
2
4
A
6
Zeit [h]
8
10
Asparaginsäure
Glutaminsäure
Asparagin
Serin
Histidine
Threonin
Phenylalanin
Isoleucin
Leucin
Lysin
Glutamin
Arginin
12
Abbildung 3.6:
Kon-
zentrationen
0.25
der
extrazellulären Amino-
Menge [mM]
0.20
säuren bei Wachstum
Asparagin
Glycin
Alanin
Tyrosin
Cystein
Valin
Methionin
0.15
0.10
0.05
von SC5314 in RPMIMOPS pH 7,4 bei 37◦ C.
A: schnell verbrauchte
Aminosäuren; B: gering
verbrauchte
0.00
0
B
2
4
6
Zeit [h]
8
10
12
Amino-
säuren bzw. gebildete
Aminosäure Alanin
Medium um 40 % höher war als in den Medien mit neutralem pH-Wert, für die die
berechneten Werte ähnlich waren. Jedoch war die Effizienz der Glucoseverwertung
im aziden Medium am geringsten. Es kam hier pro verbrauchtem Gramm Glucose zu einer Bildung von nur 0,5 g Trockenmasse, wohingegen dieser Wert für die
Medien YNB-MOPS pH 7,4 und RPMI-MOPS pH 7,4 um ein Drittel erhöht bzw.
mehr als verdoppelt war. Das starke Wachstum bei gleichem Glucoseverbrauch im
RPMI-Medium ist vermutlich auf das Vorhandenseins von zusätzlichen wachstumsfördernden Komponenten (wie Aminosäuren und Vitamine) zurückzuführen.
3.2.1.3
Analyse der intrazellulären Metabolite
Die Präparation der Proben zur Bestimmung der intrazellulären Metabolite erfolgte
wie in Abschnitt 2.8.8 beschrieben. Die Untersuchung der erhaltenen Proben mittels HPLC (siehe Kapitel 2.8.9) lieferte für die Analyse der organischen Säuren und
Kohlenhydrate keine aussagekräftigen Daten, da die detektierten Konzentrationen
unter den ermittelten Detektionslimits lagen.
Die Analyse der Aminosäuren ergab unterschiedliche Verläufe der detektierten
76
Ergebnisse
2.5
Glucose [mg/ml]
2
1.5
YNB-MOPS pH 5,6
YNB-MOPS pH 7,4
1
RPMI-MOPS pH 7,4
Abbildung 3.7:
0.5
Glucosekonzentra-
tionen und gebildete Biomasse bei
0
0
1
2
Trockenmasse [mg/ml]
3
der Kultivierung von SC5314 in
verschiedenen Medien bei 37◦ C
Tabelle 3.3: Glucoseaufnahmeraten der C. albicans-Kulturen in verschiedenen Medien
YNB-
YNB-
RPMI-
MOPS
MOPS
MOPS
pH 5,6
pH 7,4
pH 7,4
Glucoseaufnahmerate [mM/h]
2,87
2,05
2,04
Glucoseaufnahmerate [mg/ml · h]
0,5166
0,368
0,367
Biomasseausbeute [mg TM/mg Glu]
0,710
0,948
1,598
Effizienz der Glucoseverwertung [mg Glu/mg TM]
1,319
0,941
0,623
intrazellulären Konzentrationen. So können Aminosäuren aufgrund ihres in Abbildung 3.8 dargestellten zeitlichen Konzentrationsverlaufs zu Gruppen zusammengefasst werden. So waren beispielsweise Glutamin und Alanin in allen drei Medien Vertreter der „frühen“ Aminosäuren, da ihre Konzentrationen gleich zu Beginn
der Kultivierung anstiegen. Für die in RPMI-Medium gewachsene Kultur wurde
der Gruppe zusätzlich Arginin zugeordnet (siehe Abb. 3.8C). Weitere Aminosäuren konnten erst nach 4 bis 5 Stunden in den Extrakten detektiert werden. Hierbei
erfolgte eine weitere Unterteilung in Aminosäuren, die nach 6 bis 7 Stunden eine maximale Konzentration erreichten und im weiteren Verlauf der Kultivierung abnehmende Konzentrationen aufwiesen, sowie in Aminosäuren, die nach 6 bis 7 Stunden
konstante Konzentrationen aufwiesen. Zur ersten Gruppe der „späten“ Aminosäuren zählte in allen drei verwendeten Medien Asparaginsäure. Bei der Kultivierung
in RPMI-Medium zählten zu dieser Gruppe außerdem Serin, Glutamin, Histidin,
Glycin, Threonin und Lysin. Serin war im Fall von YNB-MOPS pH 7,4 eine „späte“
Aminosäure mit konstanter Konzentrationen ab einer Kultivierung von 7 Stunden.
Im Fall des Mediums RPMI-MOPS pH 7,4 zählten hierzu Tyrosin, Valin, Isoleucin
Ergebnisse
77
und Leucin. In den YNB-Medien wurden weitere „späte“ Aminosäuren (wie z.B.
Valin und Threonin) gemessen, die jedoch in ihrer Konzentration nahe am Detektionslimit lagen und nur in einer geringen Anzahl von Proben detektiert wurden, so
dass eine genauere Aussagen zum Konzentrationverlauf nicht gemacht werden kann.
0.25
0.18
0.16
0.16
0.20
0.1
0.08
0.10
0.06
0.04
0.00
5
10
0.08
0.06
0
15
B
0.70
0.60
Konzentration [mM]
0.50
0.40
0.30
0.20
0.10
0.00
0.50
0.50
0.40
0.40
0.30
0.30
0.20
0.20
0.10
0.10
0.00
5
02468
10
10
12
Zeit Zeit
[h] [h]
0
Zeit [h]
A
0.60
0.00
0.18
0.18
0.16
0.16
0.14
0.14
0.12
0.10
0.08
0.06
2
4
6
8
Zeit [h]
10
12
0.10
0.08
0.06
0.04
0.02
0.02
0.00
0
D
0.12
0.04
0.00
0
Asparaginsäure
Glutamin
Serin
Glutamin
Histidin
Glycin
Threonin
Arginin
Alanin
Tyrosin
Valin
Isoleucin
Leucin
Lysin
15
Konzentration [mM]
0
Konzentration [mM]
0.1
0.02
0
0.60
0.04
0.05
0.02
C
0.12
Menge [mM]
0.15
0.70
0.14
Konzentration [mM]
0.12
Glutamin [mM]
Konzentration [mM]
0.14
0.70
Glutamin [mM]
0.18
2
4
6
8
Zeit [h]
10
12
0
E
2
4
6
8
Zeit [h]
10
12
Abbildung 3.8: Konzentrationen der intrazellulären Aminosäuren bei Wachstum von
SC5314 in verschiedenen Medien bei 37◦ C. YNB-MOPS pH 5,6 (A), YNB-MOPS pH 7,4
(B), und RPMI-MOPS pH 7,4 (C-E), C: „frühe“ Aminosäuren mit maximaler Konzentration bei 6 und 7 Stunden (Glutamin, Arginin, Alanin), D: „späte“ Aminosäuren mit
maximaler Konzentration bei 6 und 7 Stunden (Asparaginsäure, Serin, Glutamin, Histidin, Glycin, Threonin und Lysin), E: „späte“ Aminosäuren, deren Konzentrationen nach 7
Stunden konstant bleiben (Tyrosin, Valin, Isoleucin und Leucin).
78
Ergebnisse
3.2.2
Einfluss von LL-37 auf Wachstum und Metabolismus
von Candida albicans
3.2.2.1
Wachstumsuntersuchung
Die Wirkung des antimikrobiellen Peptides LL-37 auf das Wachstum von C. albicans
sollte untersucht werden. Hierfür wurde der Stamm SC5314 wie in Abschnitt
2.8.5 beschrieben in RPMI-MOPS pH 7,4 kultiviert. Es wurde mit einer LL-37behandelten (30 µg/ml) und einer unbehandelten Kultur gearbeitet. Es wurden sowohl das Wachstum als auch der Metabolismus in den Proben analysiert. Diese
Untersuchungen wurden in fünf unabhängigen Experimenten durchgeführt. Da sie
alle vergleichbare Ergebnisse lieferten, wurde beispielhaft ein Versuch herausgegriffen. Wie in Abbildung 3.9 deutlich wird, zeigten die Wachstumskurven, die sich aus
den Messdaten der Bestimmung der optischen Dichte und der Trockenmasse ergaben, keinen deutlichen Einfluss der LL-37-Behandlung. In der exponentiellen Phase
(3 bis 6 h) des Wachstums wies der graphische Verlauf der OD-Messdaten der unbehandelten Kultur eine stärkere Steigung auf, was für ein leicht beschleunigtes
Wachstum spricht. Des weiteren wurden in dieser Kultur 10 % höhere OD-Werte
gemessen als in der LL-37-behandelten Kultur. Ebenso zeigte sich im graphischen
Verlauf der Daten aus der Trockenmassenbestimmung eine schnellere Zunahme der
Biomasse im Bereich des exponentiellen Wachstums. Die Biomassen am Ende der
Untersuchung zeigten keine Abweichungen. Dies läßt Unterschiede in der Hyphen-
0.5
2
0.45
1.8
0.4
1.6
0.35
1.4
Masse [mg/ml]
OD 620nm
bildung vermuten, worauf in Kapitel 3.4 näher eingegangen wird.
0.3
0.25
0.2
1
unbehandelt
LL-37 (30µg/ml)
0.8
0.15
0.6
0.1
0.4
0.05
0.2
0
0
0
A
1.2
2
4
6
Zeit [h]
8
10
0
B
2
4
6
8
10
Zeit [h]
Abbildung 3.9: Wachstumskurve nach OD-Messung (A) und Trockenmasse (B) in RPMIMOPS pH 7,4 mit und ohne LL-37 bei 37◦ C
Ergebnisse
3.2.2.2
79
Analyse der extrazellulären Metabolite
Wie in Abschnitt 2.8.9 beschrieben, wurden die Überstände der Kulturen mittels
HPLC auf ihre Zusammensetzung untersucht. In den Abbildungen 3.10 und 3.12
sind die ermittelten Daten der Untersuchungen von organischen Säuren, Glucose und
Aminosäuren dargestellt. Die Analyse der Glucosekonzentration zeigte, dass diese
in den unbehandelten Proben schneller verbraucht wurde. Nach 6 Stunden war im
Überstand keine Glucose mehr detektierbar, in der LL-37-behandelten Probe war
14
14
12
12
10
10
Konzentration [mM]
Konzentration [mM]
dies erst nach 8 Stunden der Fall.
8
6
4
2
α-Ketoglutarat
Glucose
Malat
Glycerin
Acetat
8
6
4
2
0
0
0
A
2
4
6
Zeit [h]
8
10
0
B
2
4
6
8
10
Zeit [h]
Abbildung 3.10: Konzentrationen der extrazellulären organischen Säuren und Glucose bei
Wachstum von C. albicans SC5314 in RPMI-MOPS pH 7,4 ohne (A) und mit (B) LL-37
bei 37◦ C
Anhand der graphischen Auftragung der gemessenen Glucosekonzentrationen zu
den entsprechenden Zeitpunkten (siehe Abb. 3.11) wurde die Steigung der Geraden
ermittelt. Diese gibt an, wieviel Glucose pro Stunde von der Kultur aufgenommen
wurde. Ebenso wurde, wie in Kapitel 3.2.1.3 beschrieben, die Biomasseausbeute
und die Effizienz der Glucoseverwertung berechnet. Diese Werte sind in Tabelle
3.4 aufgeführt und zeigen, dass die Glucose in der unbehandelten Kultur um 30 %
schneller verbraucht und fast 40 % effektiver in Biomasse umgesetzt wurde.
Wie in Abbildung 3.10 dargestellt, zeigte die Analyse der organischen Säuren
Acetat ab 4 Stunden in beiden Kulturüberständen, wobei die detektierten Konzentrationen für die unbehandelte Probe etwas höher waren. Des weiteren wurde nach 6
Stunden im Überstand der unbehandelten Probe und nach 8 Stunden im Überstand
der LL-37-behandelten Kultur Malat bestimmt. Glycerin wurde in beiden Kulturen
detektiert. Jedoch lagen die ermittelten Konzentrationen nah am Detektionslimit.
80
Ergebnisse
14
12
Glucose [mM]
10
8
unbehandelt
LL-37 [µg/ml]
6
4
Abbildung 3.11: Glucosekonzentrationen bei der Kultivierung
2
von SC5314 in RPMI-MOPS
0
0
2
4
6
8
10
Zeit [h]
pH 7,4 mit und ohne LL-37Behandlung bei 37◦ C
Tabelle 3.4: Glucoseaufnahmeraten der C. albicans-Kulturen mit oder ohne LL-37Behandlung.
unbehandelt
LL-37
Glucoseaufnahmerate [mM/h]
3,066
2,280
Glucoseaufnahmerate [mg/ml · h]
0,552
0,410
Biomasseausbeute [mg TM/mg Glu]
0,678
0,423
Effizienz der Glucoseverwertung [mg Glu/mg TM]
1,396
2,295
Die Aminosäureanalytik lieferte die in Abbildung 3.12 dargestellten zeitlichen
Verläufe der Konzentrationen der einzelnen Aminosäuren. Die detektierten Aminosäuren wurden in zwei Gruppen unterteilt. Die Abbildungen 3.12A und C zeigen die
Aminosäuren aus den Überständen der unbehandelten bzw. der LL-37-behandelten
Kultur, deren Konzentration während der Kultivierung stark abnahm. Beide Kulturen wiesen in dieser Gruppe die gleichen Aminosäuren auf: Phenylanalin, Leucin, Serin, Lysin, Asparaginsäure und Glutaminsäure. Die Abbildungen 3.12C und D zeigen
die Aminosäuren, deren Konzentrationen in den Kulturüberständen in deutlich geringerem Maße abnahmen. Auch hier zeigten beide Kulturen die gleichen Aminosäuren in sehr ähnlichen Konzentrationen: Arginin, Cystein, Valin, Glutamin, Tyrosin
und Methionin. LL-37-abhängige Unterschiede in den Aminosäurekonzentrationen
konnten nur für Methionin nachgewiesen werden. Da die detektierten Konzentrationen für Methionin aber nah am Detektionslimit lagen (0,1mM), ist der Verbrauch
der Aminosäure nach 5 Stunden in der LL-37-behandelten Probe nicht gesichert
(Abb. 3.12). Ein Vergleich mit den hier nicht gezeigten identischen Kultivierungen
zeigte, dass es sich hier um einen einmaligen Effekt handelte.
Ein Vergleich der Ergebnisse dieses Versuches (VII) mit den Daten des Wachs-
81
0.70
0.30
1.40
0.60
0.25
1.20
0.30
0.20
0.60
0.10
0.40
0.05
0.10
0.00
0.20
0.00
0
5
Zeit [h]
A
10
0.00
0
B
5
Zeit [h]
10
0.30
1.40
0.60
0.25
1.20
1.40
1.20
1.00
0.80
0.60
0.40
0.20
0.00
0
0.10
5
Zeit [h]
Alanin [mM]
0.500.70
0.60
0.400.50
0.40
0.300.30
0.20
0.10
0.20
0.00
Konzentration [mM]
0.70
Konzentration [mM]
Konzentration [mM]
0.80
0.15
10
1.00
0.20
0.80
0.15
0.60
0.10
0.40
0.05
0.00
0.20
0.00
0
C
5
Zeit [h]
10
Alanin [mM]
0.40
1.00
0.20
Alanin [mM]
0.50
Konzentration [mM]
Konzentration [mM]
Ergebnisse
0.00
0
D
5
Zeit [h]
10
Asparaginsäure
Glutaminsäure
Serin
Glutamin
Tyrosin
Cystein
Valin
Methionin
Phenylalanin
Leucin
Lysin
Arginin
Abbildung 3.12: Zusammensetzung der extrazellulären Aminosäuren bei Wachstum von
C. albicans SC5314 in RPMI-MOPS pH 7,4 ohne (A und B) und mit LL-37 (C und D) bei
37◦ C; A und C: Aminosäuren, deren Konzentrationen während der Kultivierung abnehmen,
B und D: Aminosäuren, deren Konzentration während der Kultivierung nur in geringem
Maße abnehmen.
tums von C. albicans in RPMI-MOPS pH 7,4 (VI) in Kapitel 3.2.1.3 zeigt, dass die
Kulturen in der Untersuchung VII eine erhöhte Glucoseaufnahmerate und eine höhere Produktion von Säuren aufwiesen. Die Aminosäuren, die über die gesamte
Kultivierung (VII) aufgenommen wurden, waren alle in der Gruppen der „frühen“
Aminosäuren des in Kapitel 3.2.1.3 beschriebenen Versuches VI vertreten (siehe
auch Abb. 3.6). Die nur in geringen Mengen aufgenommenen Aminosäuren Cystein,
Valin, Tyrosin und Methionion waren in der Gruppe der „späten“ Aminosäuren in
Kapitel 3.2.1.3 (VI) enthalten. Alanin wurde hingegen in der hier beschriebenen
82
Ergebnisse
Kultivierung nicht gebildet. Ein sehr deutlicher Unterschied zwischen den beiden
Versuchen zeigte sich für Glutamin, welches in dem in Kapitel 3.2.1.3 beschriebenen
Versuch VI sehr schnell aufgenommen wurde, in dem in diesem Kapitel dargestellten
Versuch VII jedoch kaum verbraucht wurde.
Die Unterschiede zwischen den Kultivierungen, bei denen in beiden Fällen
C. albicans in RPMI-MOPS pH 7,4 angezogen wurden, lassen sich durch die Versuchsbedingungen erklären. Die Untersuchungen VII wurden in 100 ml-Kolben in
einem Mediumvolumen von 25 ml durchgeführt. Für den ersten Versuch VI hingegen
wurden 250 ml-Kolben mit einem Mediumvolumen von 100 ml verwendet. Es zeigte
sich in VII eine erhöhte Bildung von Acetat, welches bei anaeroben Bedingungen aus
Glucose gebildet wird. Aufgrund dieser Daten kann angenommen werden, dass in
den Kulturen der Untersuchung VII sauerstofflimitierende Bedingungen vorlagen,
somit Produkte des Gärungsprozesses detektiert wurden. Die Nährstoffe konnten
aufgrund der Sauerstofflimitierung weniger effizient aufgenommen werden, was sich
in einer reduzierten Glucose- und Aminosäureaufnahmerate und einer geringeren
Biomasseproduktion widerspiegelt.
3.3
Wachstum von Candida albicans unter Zugabe von LL-37 in Mikrotiterplatten
3.3.1
Bestimmung der optischen Dichte
Es sollte getestet werden, welche Wirkung das antimikrobielle Peptid LL-37 auf
das Wachstum von Candida albicans SC5314 hat. Dies erfolgte wie in Kapitel 2.8.4
beschrieben in Mikrotiterplatten. Es kamen verschiedene Medien zum Einsatz und
es wurde bei unterschiedlichen Temperaturen kultiviert.
Candida albicans SC5314 wurde im reichhaltigen YPD-Medium unter Zugabe
verschiedener LL-37-Konzentrationen bei 30◦ C kultiviert. Abbildung 3.13A zeigt
die Ergebnisse. Es wird deutlich, dass nur für die höchste Konzentration an LL-37
(55,6 µg/ml) eine signifikante Wachstumsinhibierung auftrat. Die gemessenen ODWerte dieser Probe waren zum Ende der Kultivierung 50 % geringer als die der
unbehandelten Proben.
Das Wachstum im Minimalmedium YNB pH 5,6 zeigte eine deutlichere konzentrationsabhängige, wachstumsinhibierende Wirkung von LL-37 im Gegensatz zu der
Kultivierung im reichhaltigen YPD-Medium. Abbildung 3.13B zeigt die ermittelten
Ergebnisse
83
1.8
1.6
LL-37
[µg/ml]
55.55
18.52
6.17
2.06
0.69
M
H2O
1.4
OD 600nm
1.2
1
0.8
0.6
0.4
0.2
0
0
2
A
4
Zeit [h]
6
Abbildung 3.13:
8
von
bei
OD 620nm
1.2
1
LL-37
[µg/ml]
0.8
133.33
44.44
14.81
4.94
1.65
0.18
M
H2O
0.6
0.4
0.2
0
0
B
2
4
Zeit [h]
6
8
Wachstum
C. albicans
30◦ C
SC5314
unter
LL-37-
Behandlung in YPD-Medium
(A) und YNB pH 5,6-Medium
(B). A: Es zeigte sich eine
LL-37-bedingte
tumsinhibierung
Wachsbei
einer
Konzentration von 55 µg/ml.
B:
LL-37
inhibierte
das
Wachstum ab einer Konzentration von 5 µg/ml.
Wachstumskurven. Es trat eine nahezu vollständige Inhibierung des Wachstums ab
einer Konzentration von ca 5 µg/ml auf.
Um die Wirkung von LL-37 auf das Wachstum von Candida albicans unter
wirtspezifischen Bedingungen zu analysieren, wurden die Untersuchungen auch bei
37◦ C durchgeführt. Abbildung 3.15A zeigt die sich ergebenden Wachstumskurven in
YNB pH 5,6. Auch hier wurde eine inhibierende Wirkung von LL-37 deutlich. Die
Hemmung des Wachstums trat ab einer Konzentration von 2 µg/ml auf. Bei der
Kultivierung in diesem Medium war sehr häufig ein Absinken der OD-Werte in der
stationären Wachstumsphase zu beobachten. Dieser Effekt ging mit einer Verringerung der Zellgröße einher, die bei mikroskopischer Betrachtung deutlich wurde
(siehe Abb. 3.14). Der Effekt der Zellschrumpfung unter limitierenden Wachstumsbedingungen und Alterung der Kultur wird in der Literatur beschrieben [157].
Da die Infektionsversuche dieser Arbeit in RPMI-MOPS pH 7,4 durchgeführt wurden, erfolgten die Wachstumsuntersuchungen auch in diesem Medium. Es zeigte
sich eine konzentrationsabhängige Inhibierung von C. albicans SC5314 (siehe Abb.
3.15B). Ab einer Konzentration von 6 µg/ml wurden in der stationären Phase 40 %
84
Ergebnisse
Abbildung 3.14:
Veränderung
der
Zellgröße
von
C. albicans bei Kultivierung in YNB pH 5,6 nach 1 h
A
(A) und 6 h (B).
B
geringere OD-Werte als in den unbehandelten Proben gemessen.
Ein Vergleich der wachstumshemmenden Eigenschaften von LL-37 bei 30◦ C bzw.
37◦ C zeigt, dass die Effekte bei 30◦ C sehr viel schneller eintraten und zu einer fast
vollständigen Wachstumsinhibierung führten. Bei 37◦ C traten inhibierende Effekte
erst nach einer Kultivierung von einer Stunde auf und bewirkten einen früheren
Übergang in die Phase des stationären Wachstums. Außerdem traten insbesondere
in den Proben, die eine hohe Konzentration an LL-37 aufwiesen starke Abweichungen
zwischen den Messwerte der Doppelbestimmungen auf.
1
OD 620nm
0.6
0.5
LL-37
[µg/ml]
0.4
55.55
18.52
6.17
2.06
0.69
0.23
M
H2O
0.3
0.2
0.1
0
0
2
A
4
Zeit [h]
6
von
8
bei
0.7
LL-37
[µg/ml]
OD 620nm
0.6
55.55
18.52
6.17
2.06
0.69
0.23
M
H2O
0.5
0.4
0.3
0.2
0.1
0
0
1
Wachstum
C. albicans
37◦ C
unter
SC5314
LL-37-
Behandlung in YNB pH 5,6-
0.8
B
Abbildung 3.15:
2
4
Zeit [h]
6
8
Medium
(A)
MOPS pH 7,4
und
RPMI-
(B).
A:
Es
zeigt sich eine wachstumsinhibierende
Wirkung
von
LL-37 ab einer Konzentration
von 2 µg/ml. B: LL-37 hat
ab einer Konzentration von
6 µg/ml
einen
hemmenden
Einfluss auf das Wachstum.
Dies wird in dem dargestellten Beispiel für die Kultivierung in RPMI-MOPS pH 7,4 nicht deut-
lich, trat aber in anderen Versuchen sehr stark auf.
Ergebnisse
85
Dies läßt sich durch die Ausbildung von Pseudohyphen und Hyphen aufgrund der
Kultivierung bei 37◦ C erklären. Die besonders stark auftretenden Schwankungen in
den LL-37-behandelten Proben bestärkten die Vermutung eines anormalen Verlaufs
der Ausbildung der Hyphen und Pseudohyphen, die in Kapitel 3.4 näher betrachtet
werden soll.
3.3.2
CFU-Bestimmung
Da bei 37◦ C ein früherer Übergang in die stationäre Phase beobachtet wurde, jedoch
nicht eine komplette Inhibierung des Wachstums durch LL-37, wie es für die Untersuchung bei 30◦ C der Fall war, sollte die Lebensfähigkeit der behandelten C. albicans
durch CFU-Bestimmung (siehe Kapitel 2.8.7) untersucht werden.
In YNB pH 5,6 wurden bei einer 6 stündigen Behandlung mit 60 und 30 µg/ml
LL-37 50 % weniger Kolonien als in der unbehandelten Probe gezählt (Abb. 3.16A).
Die Kultivierung in RPMI-MOPS pH 7,4 unter LL-37-Behandlung hat eine stärkere
Reduktion der Kolonieanzahl zur Folge. So wurden bei der Zugabe von 55,6 µg/ml
LL-37 80 % weniger lebensfähige Zellen detektiert als in der unbehandelten Kontrolle
(Abb. 3.16B).
140
140
**
120
*
120
*
100
CFU [%]
CFU [%]
100
80
60
60
40
40
20
20
0
0
60
A
80
30
5
LL-37 [µg/ml]
0
55.55
M
B
18.52
LL-37 [µg/ml]
6.17
Abbildung 3.16: Einfluss von LL-37 auf das Wachstum von C. albicans SC5314 in
YNB pH 5,6 (A) und in RPMI-MOPS pH 7,4 (B) bei 37◦ C. Dargestellt wurde die prozentuale Anzahl gezählter Kolonien in der CFU-Bestimmung. Die unbehandelte Kontrolle
(Medium - M) wurde auf 100 % gesetzt. Es zeigt sich eine konzentrationsabhängige Reduktion der Anzahl überlebender Zellen. Die Kultur mit 0 µg/ml LL-37 diente der Lösungsmittelkontrolle. (* - p-Wert <0,05, ** - p-Wert <0,005)
86
3.4
Ergebnisse
Einfluss von LL-37 auf die Hyphenbildung
Da aufgrund der oben erläuterten Versuchsergebnisse ein Einfluss von LL-37 auf die
Hyphenbildung vermutet wurde, sollte dies näher analysiert werden. Hierfür wurde
ein Hypheninduktionstest von Anna Buschart (Arbeitsgruppe BISA, HZI) mit dem
Reporterstamm C. albicans HWP1-lacZ durchgeführt. Dieser Reporterstamm exprimiert bei Wachstum in der Hyphenform β-Galactosidase. Durch photometrische
Messung der enzymatischen Umsetzung von o-Nitrophenly-β-D-Galactopyranosid
(ONPG) in o-Nitrophenol kann die Aktivität der bei Hyphenwachstum exprimierten
β-Galactosidase bestimmt werden. Die Kultivierung erfolgte in einem Hypheninduktionsmedium in 96-Well-Platten bei 37◦ C. Dieses Medium ist ein MOPS-gepuffertes,
Stickstoff-limitiertes Medium auf YNB-Basis ohne Aminosäuren und mit den Kohlenstoffquellen Glucose (2 g/l) und Maltose (1 g/l) (siehe [158]). Nach einer dreistündigen Kultivierung erfolgte die Bestimmung der β-Galactosidase-Aktivität. Die
Daten sind in Abbildung 3.17 dargestellt und zeigten keine signifikante Veränderung der β-Galactosidase-Aktivität. In den höchsten LL-37-Konzentrationen war
eine schwache Reduktion von 20 % ersichtlich, die jedoch mit hohen Fehlerbalken
einher ging. Demnach wurde die Hyphenbildung durch LL-37 nicht vollständig inhibiert. Eine Hemmung war jedoch nicht auszuschließen. Aus diesem Grund wurde
eine Vermessung der sich bildenden Hyphen unter LL-37-Behandlung durchgeführt.
160
140
β-Galactosidaseaktivität [%]
120
100
80
LL-37
85G05
60
40
20
0
-20
0.00
0.01
0.10
1.00
10.00
Konzentration [µg/ml]
100.00
1000.00
Abbildung 3.17: Einfluss von LL-37 auf die Hypheninduktion. C. albicans HWP1-lacZ wurde unter hypheninduzierenden Bedingungen für 3 Stunden inkubiert. Anschließend wurde
der Reporterassay von Anna Buschart (Arbeitsgruppe BISA, HZI) durchgeführt. 85G05
ist eine Substanz, deren hyphenwachstumshemmende Eigenschaft bekannt ist und die als
Kontrollsubstanz eingesetzt wurde.
Ergebnisse
87
C. albicans SC5314 wurde in serumfreiem RMPI-Medium bei 37◦ C für 90 min auf
Glasoberflächen im CO2 -begasten Brutschrank kultiviert. Die Fixierung der Präparate erfolgte wie in Kapitel 2.9.4 beschrieben. Anhand mikroskopischer Aufnahmen
der LL-37-behandelten Kulturen wurde die Länge der gebildeten Hyphen mit der
Bildanalyse-Software „BZ-Analyser“ bestimmt. Die Ausmessung der Hyphenlänge
lieferte die in Abbildung 3.18 dargestellte Grafik. Es wurde deutlich, dass die mit
Hyphenlänge [%]
30 µg/ml LL-37-behandelten Zellen um bis zu 30 % kürzere Hyphen ausbildeten.
140
Abbildung 3.18:
Ein-
120
fluss
von
100
das
Hyphenwachstum.
LL-37
auf
C. albicans SC5314 zeig-
80
te bei Kultivierung in
60
RPMI unter 5 % CO2 bei
40
37◦ C eine signifikante (p-
20
Wert <0,005) Reduktion
der Hyphenbildung um
0
0
5
15
LL-37 [µg/ml]
3.5
Veränderung
der
30
30 %.
Genexpression
von
C. albicans bei Wachstum in LL-37-haltigem
Medium
Die Wirkung des antimikrobiellen Peptides LL-37 auf die Genexpression in
C. albicans SC5314 sollte untersucht werden. Hierfür wurde der Stamm, wie in 2.10.2
beschrieben, in RPMI-MOPS pH 7,4 kultiviert. Nach der Behandlung mit 30 µg/ml
LL-37 für 30, 60 und 90 min wurde die RNA aus behandelten und unbehandelten
Zellen isoliert. Die Genexpressionsanalyse erfolgte mit Hilfe der Mikroarraytechnik
wie in den Kapiteln 2.10.3 und 2.10.4 erläutert.
Die Untersuchungen wurden an drei biologisch unabhängigen Replikaten durchgeführt aus denen sich die drei Array-Datensets 1-3 ergaben. Diese wurden in einer Hauptkomponentenanalyse (principal component analysis - PCA) auf ihre Ähnlichkeit untersucht (Abbildung 3.19). Hierbei zeigte sich, dass die Daten der Sets 2
(grün) und 3 (gelb) zu allen Zeiten und in allen Behandlungen clusterten, also eine hohe Ähnlichkeit aufwiesen. Die Daten des Set 1 (rot) zeigten jedoch sowohl für
88
Ergebnisse
die behandelten (LL37_x) als auch die unbehandelten Proben (untr_x) eine leichte
Verschiebung zu den Daten von Set 2 und Set 3. Die Daten der Zeitpunkte 30 min
(untr_30 bzw. LL37_30) und 60 min (untr_60 bzw. LL37_60) des Datensets 1 clusterten mit den Daten der Zeitpunkte 60 min bzw. 90 min (untr_90 bzw. LL37_90)
aus den Sets 2 und 3. In den Proben des ersten Replikats kam es scheinbar zu einer
Reaktionsbeschleunigung um etwa 30 Minuten.
Abbildung 3.19: Princi-
30
untr_30
pal Component Analyse
20
untr_60
untr_60
untr_30
−10
Die
gelb dargestellt. Es erfolgte eine Behandlung
LL37_60
untr_90
mit
LL37_30
−20
Ganzgenom-
sind in rot, grün und
LL37_30
LL37_60
LL37_60
LL37_90
30 µg/ml
(LL37_x)
LL37_90
−30
der
Datensets 1, 2 und 3
untr_90
untr_90
LL37_30
LL37_90
−20
Datensets 1-3
Untersuchung.
untr_60
0
PC2
10
untr_30
der
oder
LL-37
ohne
LL-37 (untr_x) für eine
Zeit von 30 min (x_30),
0
20
PC1
40
60 min
(x_60)
bzw.
90 min (x_90).
Die LL-37-abhängige Änderung der Genexpression wurde durch den Vergleich
der Expressionsdaten LL-37-behandelter Candida albicans zu den Daten des unbehandelten Referenzzustands ermittelt. Die in Abbildung 3.20 dargestellte Heatmap
zeigt die signifikant regulierten Gene (bei der Betrachtung aller drei Datensets). Als
signifikant reguliert galten Gene, deren Genexpressionsänderungen einen Faktor von
mindestens 2 aufwiesen bei einem p-Wert von <0,005. Es wurden hier sehr stringente Bedingungen gewählt, um relativ schnell eine grobe Übersicht über die Wirkung
von LL-37 auf C. albicans zu erhalten.
Es ergaben sich die in der Heatmap dargestellten 73 regulierten Gene von denen
46 signifikant herunterreguliert und 27 signifikant hochreguliert worden waren. Nur
37 % dieser Gene sind in ihrer Funktion beschrieben. Die Gruppe der signifikant
herunterregulierten Gene umfasste hauptsächlich solche, die dem Prozess der Ribosomenbiogenese (ca. 30 %) und RNA-metabolischen Prozessen (22 %) zugeordnet
Ergebnisse
89
Color Key
−2
0
1
2
Value
orf19.2723 HIT1
orf19.3978
orf19.6777
orf19.4106
orf19.4793
orf19.1735
orf19.4191 RLP24
orf19.5067
orf19.5500 MAK16
orf19.444
orf19.5066
orf19.4063 GPT1
orf19.6342
orf19.3220
orf19.7050 NOP15
orf19.6828
orf19.5299 ECM1
orf19.6510 GRX1
orf19.7013
orf19.4691
orf19.5905
orf19.172 RPC19
orf19.5049
orf19.28
orf19.7504
orf19.4125
orf19.3970
orf19.6230
orf19.5232 CSI2
orf19.2000
orf19.661 KRR1
orf19.2564
orf19.7166
orf19.4814
orf19.5025 MET3
orf19.4819
orf19.5918
orf19.6138
orf19.377 PHR3
orf19.4861.1
orf19.6840
orf19.3631 STN1
orf19.158
orf19.3828
orf19.6824 TRY6
orf19.1473
orf19.5334
orf19.3669 SHA3
orf19.7314 CDG1
orf19.3448
orf19.2496 ATO2
orf19.2398
orf19.1314
orf19.6173 STD1
orf19.5338 GAL4
orf19.6983
orf19.5304
orf19.5255 PXA2
orf19.2024
orf19.791 RIM11
orf19.4918
orf19.4318 MIG1
orf19.203 STB3
orf19.3315 CTA9
orf19.6638 PTC4
orf19.508 QDR1
orf19.5326
orf19.846
orf19.5337 UBC15
orf19.5339
orf19.6600
orf19.732
LL37_90min
LL37_60min
LL37_30min
orf19.3931.2
Abbildung 3.20: Heatmap mit 46 Genen, die in C. albicans SC5314 bei Behandlung mit
30 µg/ml LL-37 differenziell exprimiert wurden. Dargestellt sind die logarithmierten Verhältnisse der Genexpression in LL-37-behandelter Kulturen im Vergleich zu unbehandelten
Kulturen zu den jeweiligen Zeitpunkten. (Datensätze 1-3, log2 FC = |1|, angepasster p-Wert
<0,005)
werden konnten (Genome Database GO Slim Mapper ). Die hochregulierten Gene
konnten in auffällig hohem Maße Prozessen wie allgemeiner Stressantwort (27 %)
und Transport (15 %) zugeordnet werden. Zur letzteren Gruppe zählen auch die Gene STD1 und SHA3, die als Transkriptionsfaktoren Glucose-abhängiger Gene bzw.
putative Serin/Threonin Kinase (Glucosetransport) in die Regulation der Glucose-
90
Ergebnisse
aufnahme involviert sind. Diese beiden Gene wurden mit dem Gen CTA9 außerdem
dem filamentösen Wachstums zugeordnet. Die Liste der Gene umfasst des weiteren
eine Reihe von Genen, die durch den Trankriptionsfaktor Hap43- bzw. durch die
MAP-Kinase Hog1 reguliert werden.
Ein Vergleich der differentiell exprimierten Gene (Datensets 1-3) und ihrer zeitlichen Regulierung zeigte (siehe Abb. 3.21A), dass die Expression einer großen Zahl
an Genen bereits nach 30 min reguliert wurde. So wurden zu dieser Zeit 25 Gene
induziert (rot) und 41 Gene reprimiert (blau). Nur drei der hochregulierten und vier
der herunterregulierten Gene waren auch nach 60 min noch signifikant reguliert. Ein
verhältnismäßig kleines Set an Genen wurde erst nach 60 min differentiell exprimiert
(2 Gene hochreguliert, 5 Gene herunterreguliert). Nach 90 min erfolgte keine weitere
Regulation anderer Gene.
Um umfassende Kenntnisse von der Wirkung von LL-37 auf C. albicans SC5314
zu erhalten, wurden die Daten mit weniger stringenten Parametern neu analysiert.
Während weiterhin Gene betrachtet wurden, die eine Expressionsveränderung um
mindestens den Faktor 2 aufwiesen, wurde der Signifikanzwert auf Werte p <0,05
beschränkt. Es ergab sich unter diesen Parametern eine Anzahl von insgesamt 330
signifikant regulierten Genen, von denen 123 heraufreguliert und 207 herunterreguliert wurden. Eine Betrachtung der Verteilung dieser Gene zu den Testzeiten ergab
ebenfalls (siehe Abb. 3.21B), dass der Großteil der Gene bereits nach 30 min reguliert worden war. Die Gruppe der Gene, die bis zu einer Zeit von 60 min bzw. ab
60 min reguliert wurden, war unter diesen Parametern deutlich größer.
30 min
60 min
22
37
2
4
3
2
0
0
0
2
30 min
60 min
72
150
0
1
0
3
0
0
A
90 min
14
19
34
19
2
8
0
3
1
5
B
90 min
Abbildung 3.21: Venn-Diagramm der differentiell exprimierten Gene LL-37-behandelter
C. albicans SC5314 im Vergleich zu unbehandelten Zellen. Hochregulierte Gene wurden
in Rot, herunterregulierte Gene in Blau dargestellt. A: Datensets 1-3 (log2 FC |1|, p-Wert
<0,005), B: Datensets 1-3 (log2 FC |1|, p-Wert <0,05)
Ergebnisse
91
carbohy
drate
metaboli biologica
c
l_proces
process
s
min
0
20
Anzahl der Gene
40
60
80
100
30
biologische
Prozesse 60
lipid
cellular
protein
RNA ribosom
respo respons regulatio organell meta
metaboli
e
e to
n of
e
respons nse
bolic filament modificat
ion
transl
c
biogene e to
to chemical biologica organiza proce ous
cell
sis
transport ation process
stress drug stimulus l process tion
ss growth process cycle
Kohlenhydratmetabolismus
Zellzyklus
zelluläre Proteinmodifikation
filamentöses
Wachstum
Lipidmetabolismus
Organellenorganisation
Regulation biologischer Prozesse
Antwort auf chemischen Stimulus
Antwort auf
Arzneimittel
Stressanwort
Ribosomenbiogenese
RNAMetabolismus
Translation
Transport
90
30
60
90
30
60
90
30
60
90
30
60
90
30
90
30
60
90
30
60
90
30
60
90
30
60
30
60
90
30
60
90
30
60
90
30
60
30
60
90
down
herunterreguliert
up
hochreguliert
Abbildung 3.22: Zuordnung der signifikant regulierten Gene (Datenset 1-3, lfc1, p-Value
<0,05) zu zellulären Prozessen mit Hilfe des CGD Gene Ontology Slim Mapper. Dargestellt
wurden die Prozesse, die mehr als 5 Gene zu mindestens einem Zeitwert aufwiesen.
92
Ergebnisse
Anhand von Funktionsbeschreibungen der regulierten Gene wurde eine Zuordnung zu biologischen Prozessen vorgenommen (Candida Genome Database Gene
Ontology Slim Mapper ). Allerdings war von 60 % der Gene keine genaue Funktion bekannt. Ähnlich wie bei der vorherigen Betrachtung wurde deutlich (siehe
Abb. 3.22), dass insbesondere in den frühen Zeiten eine negative Regulation von
Genen des RNA-Metabolismus und der Ribosomenbiogenese erfolgte. Zu diesen Genen gehörten z.B. MAK16, orf19.2362 (30 min), orf19.6234 (60 min) und orf19.5220
(30 und 60 min). Nur dem Prozess des RNA-Metabolismus wurden bei einer LL37-Behandlung von 30 min unter anderem die Gene orf19.1296, orf19.6356, DIM1,
NSA2 und RCL1 zugeordnet. Negativ regulierte Gene der Ribosomen-Biogenese
bei einer 30-minütigen LL-37-Behandlung waren orf19.6236, orf19.6886, orf19.773,
DBP2, und weniger stark RLP24, NSA1 und ECM1.
Unter den Genen, die zum Prozess „Transport“ gehören, waren einige herauf-, andere herunterreguliert. Zu den negativ regulierten Transportern nach 30 min zählten
die putativen Glycerophosphoinositol-Permeasen GIT4 (30 min) und GIT1 (60 min)
und die putativen Phosphat-Permeasen FGR2, PHO89 (beide 30 und 60 min) sowie PHO84 (30 min). Negativ regulierte Transporter waren außerdem ein Vertreter
der Drug-Proton-Antiporter(DHA1)-Familie (orf19.6992) und die MultidrugeffluxPumpe MDR1 (30 min).
Zu den signifikant hochregulierten Transportern nach 30 min LL-37-Behandlung
zählten der Ammoniumtransporter FRP3, der in Gegenwart von Neutrophilen
hochreguliert wird, sowie QDR1, ein Transporter, der vermutlich antibiotische
Resistenzen vermittelt. Ein Vertreter der Fucose-Proton-Symporter(FHS)-Familie
(orf19.4090) zeigte eine signifikant positive Regulation bis zu einer Zeit von 60 min.
In der Liste der positiv regulierten Transporter erschienen außerdem eine Reihe
von Kohlenhydrattransportern. So wurden nach einer LL-37-Behandlung von 30 min
der putative Maltosetransporter MAL31 und bis zu einer Behandlung von 60 min die
putative Serin/Threonin-Kinase SHA3, die in den Transport von Glucose involviert
ist, stärker exprimiert. Nach einer 60-minütigen jedoch nicht nach 30-minütigen LL37-Behandlung wurde der Glucosetransporter HGT2, der Inositoltransporter ITR1
und der transkriptionelle Repressor RGT1, der in die Regulation von Glucosetransportergenen involviert ist, im Vergleich zu den unbehandelten Proben signifikant
hochreguliert.
Ebenso war eine eher positive Regulation für den Kohlenhydratmetabolismus insbesondere für die Gene, die mit der Kontrolle der Glycolyse assoziiert sind, ersichtlich. Hierzu zählten das α-Glucosidase-Expressions-regulierende SUC1 (30 min), die
Ergebnisse
93
Transkriptionsfaktoren GAL4, TYE7 sowie STD1 (alle 30 und 60 min). Des weiteren
wurde die putative Galactose-1-Phosphat Uridyl-Transferase GAL7 (30 und 60 min)
und die putative Glucoamylase SGA1 (60 min) signifikant hochreguliert.
Als Adhäsin-kodierendes Gen sei IFF4 erwähnt, das bis zu einer 60-minütigen
LL-37-Behandlung im Vergleich zu den unbehandelten Proben stärker exprimiert
wurde. Hochreguliert wurde außerdem die Expression von Genen, die der allgemeinen Stressantwort zugeordnet werden können, wie z.B. QDR1, SHA3, und der putative Ammoniumtransporter FPR3, der auch bei Anwesenheit humaner Neutrophile
hochreguliert wird.
Bei Betrachtung der Regulatoren der differentiell exprimierten Genen wurde deutlich, dass eine Vielzahl von Genen vom gleichen Transkriptionsfaktor beeinflusst
wird. Der am häufigsten auftretende Regulator war der Transkriptionsfaktor Hap43.
Unter den positiv regulierten Genen traten eine Reihe Hap43-reprimierter Gene, unter den negativ regulierten Genen eine Reihe Hap43p-induzierter Gene auf. Dies lässt
vermuten, dass dieser Transkriptionsfaktor nicht oder nur in geringem Maße aktiv
ist. Eine weitere Gengruppe (ECM1, RIM9, PHO89, GIT1 und PHO112) wird durch
den Transkriptionsfaktor (TF) Rim101 beeinflusst. Dieser TF ist in die Antwort auf
alkalischen pH-Wert-Änderungen involviert. Des weiteren standen Gene unter der
Kontrolle von Hog1p, wie z.B. TYE7 und MET3. Der Transkriptionsfaktor Tup1,
der filamentöses Wachstum reprimiert und durch Behandlung mit chemischen Substanzen aktiviert wird, beeinflusst die Expression der Gene MIG1, QDR1 und RBT7.
Die Einpflegung der Array-Daten in das metabolische Netzwerk von C. albicans
(Insilico, Stuttgart) verdeutlichte die vorher beschriebenen Genfunktionen (siehe
Abb. 3.23) Auch hier zeigte sich eine Vielzahl hochregulierter Gene (orange markiert) im Embden–Meyerhof-Weg (EMP) der Glycolyse, Zitronensäurezyklus und
Polysaccharidmetabolismus sowie der Lipidsynthese. Ein großes Cluster negativ regulierter Gene (grün markiert) trat vor allem in Nukleotidrecycling und -synthese
sowie für die sekretierten Phospholipasen auf.
Ein Faktor, der die umfassende Auswertung der Datensätze erschwert, ist die
Tatsache, dass nur 40 % der differentiell exprimierten Gene in ihrer Funktion beschrieben sind. In den Tabellen 3.5 und 3.6 wurden die Gene aufgeführt, die bei der
Analyse der Datensets 1-3 (p-Wert <0,05) signifikant reguliert wurden und deren
Funktion näher charakterisiert wurde. Die entsprechenden Informationen sind der
Datenbank Candida Genome Database entnommen worden.
94
Ergebnisse
Abbildung 3.23: Molekulare Ziele von LL-37 im Metabolismus von C. albicans. Die ermittelten Daten der Ganzgenom-Expressionsanalyse wurden in das metabolische Modell
eingepflegt (Insilico, Stuttgart). Die Änderung der Expression im Vergleich zur unbehandelten Probe (log2 FC) wurde für positiv regulierte Gene in orangenen Boxen, für negativ
regulierte Gene in grünen Boxen dargestellt.
Ergebnisse
95
Tabelle 3.5: Liste der positiv regulierten Gene in C. albicans SC5314 bei Behandlung mit
30 µg/ml LL-37 (Datensets 1-3, p-Wert <0,05) Angegeben sind die durchschnittlichen Änderungen der Expressionen (log2 FC) im Vergleich zur unbehandelten Probe.
Gen
Genname
orf19.1354
UCF1
orf19.3981
MAL31
Beschreibung
Regulation nach
30 min
60 min
Hap43p-reprimiert, Ras1p-reguliert; Morphologie-assoziiert
2.01
2.39
putativer hoch-affiner Maltose-Transporter; im basischen Mil-
1.66
90 min
lieu hochreguliert
orf19.2496
ATO2
putatives
pilzspezifisches
Transmembran-Protein;
Hap43p-
1.65
1.11
TF mit Zink-Cluster DNA-Bindungsmotiv, involviert in Kon-
1.65
1.10
1.62
1.82
reprimiert
orf19.5338
GAL4
trolle der Glycolyse
orf19.7472
IFF4
Adhäsin-ähnliches Zelloberflächenprotein; involviert in Adhärenzmechanismen; Hap43p-reprimiert
orf19.7319
SUC1
Zinkfinger TF; reguliert alpha-Glucosidase-Expression; invol-
1.62
viert in Adhärenzmechanismen
orf19.3669
SHA3
putative
Serin/Threonin-Kinase,
involviert
in
Glucose-
1.60
(vermutlich
1.56
1.43
1.02
1.14
1.28
Transport; induziert durch Antimykotika
orf19.4887
ECM21
Protein
ähnlich
dem
S. cerevisiae
Ecm21p
Zellwand-assoziiert); bei alkalischem pH-Wert durch Rim101p
hochreguliert
orf19.7314
CDG1
putative Cystein-Dioxygenases; Morphologie-assoziiert
1.52
orf19.2046
POT1-2
putative peroxisomale 3-Ketoacyl-CoA Thiolase; Hap43p-
1.51
orf19.7317
UGA33
Zinkfinger TF; ähnlich dem S. cerevisiae Uga3p, der die Ex-
reprimiert
1.44
pression von Genen des gamma-Aminobutyrat- Metabolismus
reguliert; involviert in Adhärenzmechanismen
orf19.5911
CMK1
putative Calcium/Calmodulin-abhängige Proteinkinase
II;
1.44
ESCRT-II Komplexprotein, involviert in Multi-Vesicular Body
1.40
1.24
Morphologie-assoziiert; Hap43p-reprimiert
orf19.6296
VPS22
(MVB) Bewegung; Hap43p-reprimiert
orf19.2173
MAF1
putativer
negativer
Regulator
der
RNA
Polymerase III;
1.39
Morphologie-assoziiert
orf19.6173
STD1
putativer
TF,
involviert
in
die
Kontrolle
der
Glucose-
1.38
Nrg1p-
1.33
1.06
regulierten Genexpression; Rgt1p-reprimiert
orf19.508
QDR1
putativer
Transporter
antibiotischer
Resistenzen;
und Tup1p-reguliert; Hap43p-reprimiertes Gen; Morphologieassoziiert
orf19.101
RIM9
Protein der RIM101-regulierten Antwort auf alkalischen pH-
1.31
Wert
orf19.4941
TYE7
bHLH TF, involviert in die Kontrolle der Glycolyse; Hog1p-
1.28
1.10
induziert; Morphologie-assoziiert
orf19.347
RSN1
Hap43p-reprimiertes Gen; Morphologie-assoziiert
1.27
1.39
orf19.3675
GAL7
putative Galactose-1-Phosphat-Uridyl-Transferase
1.25
1.40
orf19.5640
PEX5
notwendig für PTS1-vermittelten peroxisomalen Proteinim-
1.22
orf19.4318
MIG1
transkriptioneller Repressor; reguliert Gene zur Nutzung
port und Fettsäure-β-Oxidation; Hap43p-reprimiert
1.21
1.11
von Kohlenstoffquellen; Tup1p-abhängig; Hap43p-reprimiert;
Morphologie-assoziiert
orf19.391
UPC2
Zn2-Cys6
transkriptioneller
Regulator
der
Ergosterol-
1.21
postulierte Typ 2C Protein-Phosphatase, Serin/Threonin-
1.19
biosynthetischen Gene und der Sterol-Aufnahme
orf19.4698
PTC8
spezifisch; notwendig für Hyphenwachstum; Stress-induziert
orf19.203
STB3
putatives SIN3-Bindungsprotein 3 Homolog
1.17
1.21
orf19.3369
MOH1
Protein mit Ähnlichkeit zu S. cerevisiae Moh1p
1.17
1.16
orf19.6638
PTC4
Typ PP2C Serin/Threonin Phosphatase; wichtig für Resistenz
1.17
orf19.1224
FRP3
gegenüber Chemikalien; Morphologie-assoziiert
putativer Ammonium-Transporter; hochreguliert in der Anwe-
1.15
senheit von PMNs
orf19.2397.3
putative Aminotransferase; Hap43p-reprimiert
1.15
reguliert glycolytische Gene
1.15
orf19.2876
CBF1
orf19.5337
UBC15
putatives E2 Ubiquitin-konjugiertes Enzym
1.14
orf19.3315
CTA9
Morphologie-assoziiertes Gen
1.12
orf19.489
DAP1
Ähnlichkeit zu membranassoziiertem Progesteron-Rezeptor
1.08
von Säugetieren, involviert in die Antwort auf DNA Zerstörung; Stress-induziert; Hog1p reguliert; Hap43p-reprimiert
orf19.4450
ZCF23
postuliertes Zinkfinger-Protein
1.08
orf19.6191
TLO8
zugehörig zur Familie der telomer-proximalen Gene mit unbe-
1.08
orf19.2655
BUB3
putative
kannter Funktion
assoziiert
Kinetochore-Kontrollkomponente;
Morphologie-
1.06
96
Ergebnisse
Tabelle 3.5 - Fortsetzung
Gen
Genname
Beschreibung
Regulation nach
30 min
orf19.6881
YTH1
putativer
mRNA-Spaltungs-
und
Polyadenylierungsspezifi-
60 min
90 min
1.05
scher Faktor; durch chemischen Stress induziert; Morphologieassoziiert
orf19.791
RIM11
Ähnlichkeit zu S. cerevisiae Rim11p, eine Proteinkinase, die
1.05
1.08
in Meiose und Sporulation involviert ist
orf19.1331
HSM3
Ortholog(e) involviert in Reparatur von Basenfehlpaarung
1.03
orf19.1352
TIM22
mitochondriales Innenmembran-Protein mit postulierter Rolle
1.01
orf19.1067
GPM2
in Proteinimport; Hap43p-reprimiertes Gen
putative Phosphoglycerat-Mutase; durch chemischem Stress
1.01
induziert; Morphologie-assoziiert
orf19.1719
SGA1
putative Glucoamylase; induziert in oralpharyngealer Kandi-
1.01
dose
orf19.2747
RGT1
transkriptioneller Repressor, involviert in die Regulation
1.10
von Glucose-Transportergenen; Ähnlichkeit zu S. cerevisiae
Rgt1p, wichtig in Mausinfektion
orf19.3526
ITR1
Inositol-Transporter, notwendig für die Aufnahme von exoge-
1.05
nem Inositol
orf19.3668
HGT2
putativer Glucose-Transporter
1.43
orf19.3674
GAL102
UDP-Glucose 4,6-Dehydratase, involviert in Mannosylierung
1.21
von Zellwandproteinen; wichtig für Resistenz gegenüber Antimykotika
orf19.5255
PXA2
putatives peroxisomales, Adrenoleukodystrophy Protein (ALD
1.13
oder ALDp), ABC-Transporter; Gcn4p-reguliert
orf19.7500
PXA1
putatives peroxisomales Adrenoleukodystrophy-Protein (ALD
1.08
or ALDp), ABC-Transporter
Tabelle 3.6: Liste der negativ regulierten Gene in C. albicans SC5314 bei Behandlung mit
30 µg/ml LL-37 (Datensets 1-3, p-Wert <0,05) Angegeben sind die durchschnittlichen Änderungen der Expressionen (log2 FC) im Vergleich zur unbehandelten Probe.
Gen
Genname
Beschreibung
ähnlich
Regulation nach
zu
Phosphat-Transportern;
30 min
60 min
90 min
orf19.7071
FGR2
Protein
Morphologie-
-2.80
-2.91
orf19.6824
TRY6
transkriptioneller Regulator der Hefeform-Adhärenz; Biofilm-
-2.59
-2.31
-2.21
-1.81
-1.14
-1.44
-1.81
-1.52
assoziiert
induziert
orf19.1980
GIT4
putative
Glycerophosphoinositol-Permease;
pilzspezifisch;
-2.55
sekretierte Lipase, differentiell exprimiert als Antwort auf Koh-
-1.93
Hap43p-reprimiert
orf19.5172
LIP9
lenstoffquelle und während Infektion; postulierte Rolle in Ernährung oder in der Herstellung einer aziden Mikroumgebung
orf19.4673
BMT9
β-Mannosyltransferase, involviert in β-1,2-Mannosylierung
von
Zellwall-Phosphopeptidomannan;
Sef1p-,
Sfu1p-,
-1.82
and
Hap43p-reguliert
orf19.5025
MET3
ATP-Sulfurlyase der Sulfat-Assimilation; stark induziert bei
Biofilmformation; Hog1p-induziert
orf19.4599
PHO89
putative Phosphatpermease; Morphologie-assoziiert; bei alkalischem pH-Wert durch Rim101p hochreguliert; Adhärenzinduziert
orf19.700
SEO1
Protein mit Ähnlichkeit zu Permeasen; negativ reguliert durch
-1.62
Sfu1p
orf19.2723
HIT1
S. cerevisiae Ortholog HIT1 ist im Zytoplasma und Nukleus
-1.55
-1.17
-1.50
-2.48
putatives ER-Protein
-1.49
-1.24
putative Phosphatidyl-Glycerol-Phospholipase C
-1.46
putatives Glutaredoxin; Expression höher bei geringem Eisen-
-1.46
-1.04
putative RNA-Exonuklease
-1.43
-1.31
putative Komponente des 66S pre-ribosomalen Partikels;
-1.41
lokalisiert
orf19.2681
RBT7
Protein
mit
Ähnlichkeit
zu
Rnase T2
Enzymen;
Tup1p-
-2.17
reprimiert
orf19.2199
PHO86
orf19.3483
orf19.6510
GRX1
angebot
orf19.5220
orf19.5500
MAK16
orf19.6402
CYS3
Hap43p-induziert
Cystathionin-γ-Lyase; hochreguliert bei alkalischem pH, Bio-
-1.35
film und chemischen Stressoren; Adhärenz-induziertes Gen;
Hog1p-reguliert
orf19.171
DBP2
putative ATP-abhängige RNA-Helikase (DEAD-Box Familie);
herunterreguliert bei Stressantwort im Kern
-1.33
-1.05
Ergebnisse
97
Tabelle 3.5 - Fortsetzung
Gen
Genname
Beschreibung
Regulation nach
orf19.4266
SPR28
Septin; ähnlich dem S. cerevisiae meiotischen/Sporulations-
orf19.97
CAN1
elementare Aminosäure-Permease
orf19.7411
OAC1
putativer
30 min
60 min
-1.33
-1.15
90 min
Septin;
mitochondrialer
-1.29
Innenmembran-Transporter;
-1.28
Morphologie-assoziiert
orf19.5977
CEM1
Protein
ähnlich
dem
S. cerevisiae
Cem1p,
ein
Acyl-
-1.28
Carrierprotein, das in die Fettsäurebiosynthese involviert
ist
orf19.4270
orf19.5242
CDC6
orf19.3760
DLH1
putative Mannosyltransferase; Hap43p-reguliert
-1.27
putatives ATP-Bindungsprotein mit postulierter Rolle in
-1.27
DNA-Replikation
funktionelles Homolog zu S. cerevisiae Dmc1p, ein Meiose-
-1.26
spezifisches Protein
orf19.7197
putativer intranukleärer Transport- und DNA-Replikations-
-1.26
Mediator
orf19.4063
GPT1
GABA/Polyamin-Transporter
-1.24
orf19.4191
RLP24
putatives ribosomales Protein; Hap43p-induziert
-1.24
orf19.7424
NSA2
putative Proteinkomponente des 66S pre-Ribosomalpartikels;
-1.24
-1.04
Hap43p-induziert
orf19.5299
ECM1
putativer pre-ribosomaler Faktor; Hog1p-reguliert
-1.22
orf19.123
RCN1
Protein involviert in Calcineurin-abhängiger Signalleitung, die
-1.21
orf19.76
SPB1
-1.11
Stressantwort und Virulenz reguliert
putative
AdoMet-abhängige
Methyltransferase;
Hap43p-
-1.21
putative Adenylylsulfat-Kinase; postulierte Rolle in Schwefel-
-1.20
induziert
orf19.946
MET14
Metabolismus; Biofilm-, Adhärenz-induziert
orf19.2735
SEN2
putative tRNA-Splicing Endonuklease Untereinheit; Hap43p-
-1.19
induziert
orf19.661
KRR1
putatives Nukleolar-Protein; induziert bei Biofilmformation
-1.18
orf19.5010
DIM1
putative 18S rRNA Dimethylase mit einer postulierten Rolle
-1.18
orf19.2185
NSA1
in rRNA Modifikation und Prozessierung;Hap43p-induziert
putative 66S pre-ribosomale Partikelkomponente; Hap43p-
-1.17
induziert
orf19.5604
MDR1
Plasmamembran-Multidrug-Efflux Pumpe
-1.17
orf19.1566
UTP21
putatives U3 snoRNP-assoziiertes Protein; Hap43p-induziert
-1.16
orf19.1902
NOC4
putatives nukleolares Protein; Hap43p-induziert; Mutation
-1.16
vermittelt Resistenz gegenüber Chemikalien
orf19.3727
PHO112
putative konstitutive Acidphosphatase; Transkription durch
-1.15
-1.23
Rim101p negativ reguliert; Hap43p-induziert
orf19.6686
ENP2
putatives Nukleolarprotein; Hap43p-induziert
-1.14
orf19.6652
DBP8
Protein ähnlich dem S. cerevisiae Dbp8p, eine ATP-abhängige
-1.13
Helikase, die in rRNA Prozessierung involviert ist
orf19.7050
NOP15
Nukleolar-Ribosom Biogenese-Faktor; Hyphen- und Hap43p-
-1.12
induziert
orf19.4268
UTP13
putatives U3 snoRNA-assoziiertes Protein; Hap43p-induziert;
-1.12
herunterreguliert bei Stressantwort im Kern
orf19.5066
putative
pre-60S
pre-ribosomale
Partikel-Untereinheit;
-1.10
putativer Xanthine-Harnsäure/H+ Symporter (NAT/NCS2
-1.10
Hap43p-induziert
orf19.2882
XUT1
(Nucleobase-Ascorbate Transporter/Nucleobase-Cation Symporter) -Family)
orf19.172
RPC19
putative RNA-Polymerase
I und III Untereinheit AC19;
-1.08
Hap43p-induziert; Morphologie-assoziiert
orf19.5232
CSI2
putative 66S pre-ribosomale Partikelkomponente; Hap43p-
-1.08
induziert; involviert in filamentöses Wachstum
orf19.5049
putative
U3-enthaltende
90S
pre-ribosomale
Prozessom-
-1.08
Protein ähnlich dem S. cerevisiae Ytm1p, das in Biogenese
-1.06
Komplex-Untereinheit; Hap43p-induziert
orf19.4815
YTM1
der großen ribosomalen Untereinheit involviert ist; Hap43pinduziert
orf19.7635
DRS1
putatives Nukleolar DEAD-Box Protein; Hap43p-induziert;
-1.06
positiv reguliert durch Tbf1p; herunterreguliert bei Stressantwort im Kern
orf19.2712
HCA4
putative Rolle in der Regulation der Zellwandbiogenese;
-1.06
Hap43p-induziert
orf19.6902
DBP7
putative ATP-abhängige DEAD-Box RNA-Helikase; Hap43p-
-1.06
induziert; Morphologie-assoziiert
orf19.1886
RCL1
putative U3-enthaltende 90S Preribosom-Prozessom-Komplex
Untereinheit;
Hap43p-induziert;
Stressantwort im Kern
herunterreguliert
bei
-1.05
-1.02
98
Ergebnisse
Tabelle 3.5 - Fortsetzung
Gen
Genname
Beschreibung
Regulation nach
30 min
orf19.2717
SAS10
putative Prozessomkomplex-Untereinheit; Hap43p-induziert;
60 min
90 min
-1.05
Mutation vermittelt Resistenz gegenüber Chemikalien, Stressreprimiert
orf19.3630
RRP8
ribosomales Protein; Hap43p-induziert; Morphologie-assoziiert
-1.05
orf19.5732
NOG2
putative Nukleolar-GTPase; Hap43p-induziert
-1.05
Ortholog(e) haben RNA-Helikase-Aktivität
-1.03
ALP1
Cystin-Transporter; in pathogenen Hefen (kein menschliches
-1.03
orf19.107
orf19.2337
Homolog)
orf19.2830
RRP9
ribosomales Protein; Hap43p-induziert; Mutation vermittelt
-1.03
Resistenz gegenüber Chemikalien
orf19.5106
DIP2
putativer kleiner Ribonukleoproteinkomplex; Einfluss auf fila-
-1.03
mentöses Wachstum; Hap43p-induziert
orf19.2619
PHO113
putative
konstitutive
Acidphosphatase;
Transkription
ist
-1.03
Ortholog(e) involviert in ribosomaler großen Untereinheit-
-1.03
durch Rim101p negativ reguliert
orf19.1091
Biogenese
orf19.655
PHO84
hoch-affiner Phosphate-Transporter; Morphologie-assoziiert;
-1.03
Hog1p- oder durch alkalischen pH induziert; Stress-reprimiert;
hochreguliert im RHE Modell; Biofilm-, Hap43p-induziert
orf19.6992
postulierter Membran-Transporter (DHA1-Familie)
-1.03
orf19.1791
putatives Protein mit postulierter Rolle in 60S ribosomaler
-1.02
Untereinheit-Biogenese; Hap43p-induziert
orf19.1633
UTP4
putatives U3 snoRNA-assoziiertes Protein; Hap43p-induziert
orf19.3631
STN1
Protein involviert in Telomer-Erhaltung
-1.02
orf19.3676
ABP140
Protein ähnlich dem S. cerevisiae
-1.02
orf19.2998
TSR2
Aktin-Bindungsprotein
-1.02
Abp140p; Hap43p-induziert; Morphologie-assoziiert
putatives Protein mit postulierter Rolle in pre-rRNA Prozes-
-1.02
sierung
orf19.6175
putative 35S rRNA Prozessierungsprotein; Hap43p-induziert
-1.02
orf19.2320
putative Serin/Threonine-Proteinkinase
-1.01
Ortholog(e) haben Exoribonuklease II Aktivität, involviert in
-1.01
orf19.3624
mitochondriale, RNA-katabolische Prozesse
orf19.2319
putatives Nukleolar-Protein mit postulierter Rolle in pre-
-1.01
rRNA-Prozessierung; Hap43p-induziert; herunterreguliert in
Stressantwort im Kern
orf19.5850
NOC2
putatives Nukleolarkomplex-Protein; Hap43p-induziert; involviert
in
filamentöses
Wachstum;
herunterreguliert
-1.01
bei
Stressantwort im Kern
orf19.59
REI1
putativer zytoplasmatischer pre-60S-Faktor; Hap43p-induziert
-1.00
orf19.4933
FAD3
Omega-3 Fettsäuren-Desaturase, involviert in Produktion von
-1.00
-1.05
α-Linolensäure, die eine der Hauptkomponenten von Membranen ist; Plc1p-reguliert
orf19.1362
SMM1
putative
Dihydrouridin-Synthase;
Hap43p-induziert;
-1.09
Ähnlichkeit zu S. cerevisiae Aah1p, eine Adenin-Deaminase,
-1.05
Morphologie-assoziiert
orf19.2251
AAH1
die in Purin-Verwertung and Nitrogenkatabolismus involviert
ist; Hog1p-induziert; Morphologie-assoziiert
orf19.2668
RHD2
-1.13
postulierte ORF in Retrotransposon Tca4 mit Ähnlichkeit zur
Gag Region, die Nukleokapsid-ähnliches Protein enkodiert;
Morphologie-assoziiert
orf19.34
GIT1
Glycerophosphoinositol-Permease, involviert in Nutzung von
-3.34
Glycerophosphoinositol als Phosphatquelle; pilzspezifisch (kein
menschliches Homolog); Transkription durch Rim101p negativ
reguliert
orf19.377
PHR3
putative
β-1,3-Glucanosyltransferase
mit
Ähnlichkeit
zur
-1.30
A. fumigatus GEL Familie; pilz-spezifisch (keine humanen Homologe)
orf19.6140
FRE30
Protein mit Ähnlichkeit zu Eisen(III)-Reduktasen; herunterre-
-1.22
guliert bei der Antwort auf Chemikalien
orf19.7503
CDA2
putative Chitindeacetylase; positiv reguliert durch Tbf1p
-1.87
-1.75
Da wie oben erwähnt, das Datenset 1 sich in seinen Expressionsmustern von den
Sets 2 und 3 unterschied, wurden in einer weiteren Analyse der Daten nur die Gene
betrachtet, die bei der Berechnung basierend auf den Sets 2 und 3 signifikant reguliert waren. Es gab keine großen Unterschiede in der Prozessverteilung der Gene nach
Ergebnisse
99
der GO-Term Untersuchung. Die Listen der differentiell exprimierten Gene wurden
jedoch länger. Gene, die unter diesen Bedingungen neu als signifikant hochreguliert auftraten, waren nach 30 min LL-37-Behandlung SEC20, das für ein essentielles
Protein kodiert, dessen Fehlen Membranakkumulation und Arzneimittelsensitivität
verursacht, und WSC4, das Gen eines putativen Precursors, der Zellwandintegrität und Stressantwort vermittelte. Nach 60 min galt das Gen RBT1 als signifikant
hochreguliert, das für ein HWP1-ähnliches Zellwandprotein kodiert.
Neben diesen Genen, deren Produkte Membran und Zellwand regulieren, wurden außerdem nach 30-minütiger LL-37-Behandlung die Isocitratdehydrogenase
IDP2 sowie nach 60-minütiger LL-37-Behandlung die putative Alkoholdehydrogenase IFE2, die putative Pyruvatdehydrogenase-Kinase PDK2, der Zuckertransporter
HXT5 und die Malat-Dehydrogenase MDH1-3 hochreguliert. Die Expression des
Citratsynthase-Gens CIT1 war zu allen getesteten Zeiten signifikant hochreguliert
im Vergleich zu den unbehandelten Proben. Eine reduzierte Genexpression konnte
für das Gen der putativen induzierbaren Acid-Phophatase PHO100 nachgewiesen
werden, die im murinen Infektionsmodell virulenz-relevant war. Auffällig war unter
diesen Analysebedingungen, dass eine Vielzahl Efg1p-regulierter Gene auftrat und
die Anzahl Hog1p-regulierter Gene erhöht war.
3.6
Beeinflussung der Adhärenz von Candida albicans durch LL-37
3.6.1
Adhärenz von C. albicans an Glasoberflächen
Da die Adhärenz von Pathogenen an die Wirtszellen der erste wichtige Schritt im Infektionsprozess ist, wurde der Einfluss des antimikrobiellen Peptides LL-37 getestet.
Zunächst wurde untersucht, ob LL-37 eine Änderung der Adhärenz von C. albicans
an Glasoberflächen bewirkt. C. albicans SC5314 wurde wie im Kapitel 2.8.2 und
2.9.4 beschrieben angezogen und auf Kulturschalen mit Glasboden kultiviert. Wie
Abbildung 3.24A zeigt, tritt durch die Zugabe von LL-37 eine konzentrationsabhängige Inhibierung der Adhärenz auf. Bei einer Zugabe von 30 µg/ml LL-37 ist die
Anzahl adhärenter C. albicans um 50 % reduziert.
100
Ergebnisse
120
**
700
**
100
**
600
*
*
80
Adhärenz [%]
Adhärenz [%]
500
60
40
300
**
200
20
100
0
0
0
A
*
400
5
LL37 [µg/ml]
30
0
B
5
15
LL-37 [µg/ml]
30
Abbildung 3.24: Einfluss von LL-37 auf die Adhärenz von SC5314 an Glasoberflächen (A)
und Epithelzellen A431 (B). Nach einer 90-minütigen Inkubation wurden die adhärenten
Zellen gezählt. Die Kontrollprobe ohne LL-37-Zugabe wurde auf 100 % gesetzt. (* - p-Wert
<0,05; ** - p-Wert <0,005) A: Durch LL-37-Zugabe reduzierte sich die Anzahl adhärenter
Candida auf Glas um 25 % (5 µg/ml) bzw. 50 % (30 µg/ml). (100 % entsprechen ca. 230
Zellen). B: LL-37 bewirkte eine konzentrationsabhängige Verstärkung der Adhärenz von
SC5314 an A431. Eine Zugabe von 30 µg/ml führte zu einer Verfünffachung der Anzahl
adhärenter Candida. (100 % entsprachen ca. 20 Zellen)
3.6.2
Adhärenz von C. albicans an Epithelzellen
Zur Bestimmung der Adhärenz an Epithelzellen wurde die Epithelzellen A431 wie
beschrieben kultiviert (siehe Abschnitt 2.9.1) und mit C. albicans SC5314 infiziert
(siehe Abschnitt 2.9.4). Hier zeigte sich, wie in Abbildung 3.24B dargestellt, eine
konzentrationsabhängige Verstärkung durch Zugabe von LL-37. Bei einer LL-37Konzentration von 5 µg/ml trat eine Verdopplung, bei 15 µg/ml eine Verdreifachung
und bei 30 µg/ml LL-37 eine Verfünffachung der Anzahl adhärenter C. albicans ein.
Da überprüft werden muësst, ob es sich bei diesem Effekt um einen von der Zelllinie abhängigen Prozess handelte, wurden die Zelllinien Cache und A549 ebenfalls
im Adhärenzassay getestet. Auch für diese Zelllinien zeigte sich, dass der Stamm
C. albicans SC5314 deutlich stärker an den Epithelzellen adhärierte, wenn dem Medium LL-37 zugegeben wurde (siehe Abbildung 3.25). Die Verstärkung der Adhärenz
für diese beiden Zelllinien war um ca. 15 % geringer als bei der Zelllinie A431.
Um auszuschließen, dass dieser durch LL-37 ausgelöste Adhärenzeffekt nur für den
C. albicans -Stamm SC5314 auftritt, wurden auch die Stämme C. albicans DSM1386
und DSM1577 im Adhärenzassay eingesetzt. Hier zeigte sich ebenfalls eine Verstärkung der Adhärenz bei Zugabe von LL-37 (siehe 3.26A). Die im Vergleich zu den
Ergebnisse
101
500
800
450
700
400
600
300
250
A431
Caco2
200
Adhärenz [%]
Adhärenz [%]
350
500
400
A431
A549
300
150
200
100
100
50
0
0
0
15
LL-37 [µg/ml]
0
15
LL-37 [µg/ml]
B
Abbildung 3.25: LL-37 verstärkt die Adhärenz von SC5314 an Caco2- (A) und A549Zellen (B). Nach 90-minütiger Inkubation mit den Epithelzellen wurden die adhärenten
Hefezellen gezählt. Die Kontrollproben ohne LL-37-Zugabe wurde gleich 100 % gesetzt.
Für alle verwendeten Zelllinien ist die Erhöhung der Anzahl adhärenter C. albicans mit
einem p-Wert <0,005 signifikant. (100 % entsprachen ca. 50 (A) bzw. 20 (B) Zellen)
oben dargestellten Versuchsergebnissen höheren prozentualen Werte unter LL-37Behandlung sind bedingt durch geringere absolute Zahlen in den unbehandelten
Proben.
Abbildung 3.26B zeigt die Ergebnisse der Untersuchung der Adhärenz des Stam-
1400
600
1200
500
800
SC5314
DMSZ1386
DMS1577
600
Adhärenz [%]
Adhärenz [%]
1000
400
300
SC5431
DAY286
200
100
200
0
0
0
A
400
15
LL-37 [µg/ml]
0
B
15
LL-37 [µg/ml]
Abbildung 3.26: LL-37 verstärkt die Adhärenz von verschiedenen C. albicans-Stämmen
an A431 Zellen. Nach 90-minütiger Inkubation mit den Epithelzellen A431 wurden die
adhärenten Hefezellen gezählt. Die Kontrollprobe ohne LL-37-Zugabe wurde gleich 100 %
gesetzt. Für alle drei Stämme ist die Erhöhung der Anzahl adhärenter Zellen mit einem
p-Wert <0,005 signifikant. (100 % entsprachen ca. 4 (A) bzw. 20 (B) Zellen)
102
Ergebnisse
mes DAY286 an den Epithelzellen unter Zugabe von LL-37. Auch hier zeigte sich
ein deutlicher Anstieg der Anzahl adhärierter Hefen.
Des weiteren wurden der C. albicans-Stamm SC5314 in abgetöteter Form und
Latex-Beads im Adhärenzassay eingesetzt (siehe Kapitel 2.8.3). Hiermit sollte eine
unspezifische Veränderung der Adhärenzeigenschaften der Epithelzellen ausgeschlossen werden. Die Auszählung der mikroskopischen Aufnahmen zeigte, dass sowohl für
die abgetöteten C. albicans SC5314 als auch die Latex-Beads keine Erhöhung der
Adhärenz bei der Zugabe von LL-37 detektierbar war (siehe Abbildung 3.27).
800
700
Adhärenz [%]
600
500
SC5314
SC5314 †
Latex
400
300
200
100
0
5
15
LL-37 [µg/ml]
30
Abbildung 3.27: LL-37 erhöht die Anzahl adhärenter lebender C. albicans an Epithelzellen.
LL-37 hat keinen Einfluss auf die Adhärenz abgetöteter C. albicans SC5314 und Latex
Beads an A431-Zellen. Nach 90-minütiger Inkubation mit den Epithelzellen A431 wurden
die toten adhärenten Hefezellen bzw. die Latex Beads gezählt. Die Kontrollprobe ohne
LL-37-Zugabe wurde gleich 100 % gesetzt. (100 % entspricht ca. 20 Zellen bzw. 70 LatexBeads)
Die beschriebenen Infektionsversuche wurden ausschließlich in serumfreien Medien durchgeführt. Da aber eine Veränderung der Wirkung antimikrobieller Peptide
bei Anwesenheit von Serum in der Literatur beschrieben ist [159, 160], wurde der
Einfluss von Serum auf die Adhärenz von C. albicans unter Zugabe von LL-37 untersucht. Die Infektion wurde wie in Kapitel 2.9.4 erläutert durchgeführt, jedoch
wurde statt des serumfreien RPMI das Medium RPMI + 10 % FBS verwendet. Die
Auszählung der nach 90-minütiger Inkubation adhärierten C. albicans zeigte, dass
auch in serumhaltigen Medium eine vergleichbar starke LL-37-bedingte Verstärkung
der Adhärenz auftrat (Abb. 3.28).
Ergebnisse
103
600
**
500
Adhärenz [%]
Abbildung 3.28: LL-37 erhöht die Anzahl adhä400
renter C. albicans an Epithelzellen unter serum-
**
300
haltigen Bedingungen. Nach 90-minütiger Inku-
*
200
bation mit den Epithelzellen A431 wurden die adhärenten C. albicans gezählt. Die Kontrollprobe
100
ohne LL-37-Zugabe wurde gleich 100 % gesetzt.
0
0
3.6.3
5
15
LL-37 [µg/ml]
30
(100 % entspricht ca. 20 Zellen bzw. 70 LatexBeads; * - p-Wert <0,05, **- p-Wert <0,005)
Untersuchung der Infektion im Adhärenzassay unter
dem Rasterelektronenmikroskop
Zur genaueren Analyse wurden nach Kapitel 2.9.3 hergestellte Infektionspräparate
elektronenmikroskopisch untersucht (Manfred Rhode, Arbeitsgruppe MMIK, HZI).
Auch hier zeigte sich eine Verstärkung der Adhärenz. Während in den unbehandelten Proben nur eine sehr geringe Anzahl adhärenter C. albicans detektiert werden
konnten, war die Anzahl in den LL-37-behandelten Proben stark erhöht. Auffällig
war außerdem, dass in den unbehandelten Präparaten nur sehr kurze Hyphen zu
finden waren, die ohne ausgeprägte Kontakte auf den Epithelzellen lagen (3.29A).
Es muß angenommen werden, dass durch weniger starke Zell-Zellkontakte in den
unbehandelten Proben die Hefe während der stringenteren Waschschritte der Probenaufbereitung für die Elektronenmikroskopie abgewaschen wurden. Die Hyphen in
den LL-37-behandelten Präparaten waren in die Epithelzellen eingedrungen (3.29B
und D). In den Abbildungen 3.29C und E zeigten sich enge Zell-Zellkontakte zwischen C. albicans und Epithelzellen. Ob diese für eine aktive Aufnahme des Pathogens durch die Wirtszellen oder ein aktives Penetrieren durch Candida sprechen,
ließ sich aus den mikroskopischen Aufnahmen nicht ableiten. Abbildung 3.29G zeigt
jedoch sehr eindrucksvoll, dass die eingedrungenen Hyphen lebensfähig sind und die
Wirtszellen durchwachsen können.
104
Ergebnisse
A
B
C
D
E
F
G
Abbildung 3.29: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen der Infektion von A431 mit
SC5314 unter Zugabe von LL-37; A: Nach einer Infektionsdauer von 6 h ohne Zugabe von
LL-37 befinden sich nur vereinzelt C. albicans auf den Wirtszellen. B, C: Bei Behandlung
mit 5 µg/ml bzw. 30 µg/ml LL-37 und einer Infektionsdauer von 3 h dringt C. albicans in
die Zellen ein. D, E: Ein Eindringen des Pathogens tritt ebenso bei 6-stündiger Infektion
unter der Zugabe von 5 µg/ml bzw. 30 µg/ml auf. F: unbehandelte A431-Zellen; G: Nach
3-stündiger Infektion unter Zugabe von 5 µg/ml LL-37 hat die Hyphe die Epithelzelle
komplett durchwachsen.
Ergebnisse
3.6.4
105
F-Aktinfärbung an infizierten Epithelzellen
Eine aktive Aufnahme von C. albicans durch Endothel- und Epithelzellen mit Hilfe
Clathrin-abhängiger Mechanismen wurde in der Literatur beschrieben [161, 162].
Dieser Prozess ist verbunden mit einer Akkumulation von F-Aktin um die eindringenden Hyphen. Wie in Kapitel 3.6.3 gezeigt, drangen die C. albicans-Hyphen unter
LL-37-Zugabe in die Epithelzellen ein. Um eine Aussage darüber treffen zu können,
ob die Epithelzellen hierbei eine aktive Rolle ausüben, wurde das Aktinzytoskelett
R
wie in Kapitel 2.9.7 beschrieben mit Alexa Fluor
488-Phalloidin gefärbt. Abbildung
3.30 zeigt ein Beispiel einer mikroskopischen Aufnahme. Die Hyphen dringen in die
Zellen ein und verlaufen hierbei zwischen Filamentschichten. Eine Akkumulation
R
von Alexa Fluor
488-Phalloidin-markiertem F-Aktin um eindringende Candida-
Zelle konnte jedoch nicht unter diesen Bedingungen beobachtet werden.
Abbildung 3.30:
Aktinfärbung
an C. albicans SC5314-infizierten
Epithelzellen A431. Die Infektion erfolgte für 90 min unter
Zugabe von 15 µg/ml LL-37.
Die Aktinfilamente wurden mit
R
Alexa Fluor
488-Phalloidin ge-
färbt. Eine Aktinakkumulation
an C. albicans-Hyphen konnte
nicht beobachtet werden.
3.6.5
Lebend/Tot-Färbung im Adhärenzassay
Aufgrund der Ergebnisse aus den beschriebenen Adhärenzversuchen sollte getestet
werden, inwieweit C. albicans die Epithelzellen schädigt. Aufgrund des Durchwachsens der Zellen (siehe Abb. 3.29) wurde vermutet, dass C. albicans die Zellen tötet.
Eine Lebend/Tot-Färbung, die wie in Abschnitt 2.9.5 beschrieben durchgeführt wurde, sollte darüber Aufschluss geben.
Die Epithelzellen A431 wurden wie in Kapitel 2.9.1 und 2.9.3 beschrieben kultiviert und infiziert. Die LL-37-Zugabe erfolgte 30 min vor der Infektion mit C. albicans
SC5314, die Infektion für 90 min. Wie Abbildung 3.31A zeigt, wird eine Erhöhung
der Anzahl toter (roter) Zellen bei Infektion mit C. albicans und LL-37 deutlich.
106
Ergebnisse
- SC5314
+ SC5314
LL-37
[µg/ml]
0
15
Overlay 1
A
Overlay 2
- SC5314
+ SC5314
LL-37
[µg/ml]
0
15
Overlay 1
B
Overlay 2
C
40
50
40
30
- SC5314
+ SC5314
20
10
0
0
15
LL-37 [µg/ml]
Fluoreszenzintensität [rfu]
Fluoreszenzintensität [rfu]
60
D
35
30
25
20
- SC5314
+ SC5314
15
10
5
0
0
LL-37 [µg/ml]
15
Abbildung 3.31: Lebend/Tot-Färbung an infizierten A431- (A, C) und Caco2-Zellen (B, D)
nach LL-37-Behandlung: Es zeigt sich eine signifikante Zunahme der Fluoreszenzintensität
toter Epithelzellen allein durch die Behandlung mit LL-37 (p-Wert <0,005). A und B: mikroskopische Aufnahmen der Präparate, Overlay 1 stellt die Überlagerung der Aufnahmen
im Grün- (lebend) und Rot- (tot) Filter dar. Overlay 2 setzt sich aus den Aufnahmen
im Hellfeld und der Tot-Färbung zusammen. C und D: Die aus den Histogrammen der
Aufnahmen im Rotfilter ermittelten durchschnittlichen Fluoreszenzintentsitäten wurden
graphisch aufgetragen.
Ergebnisse
107
Jedoch tritt diese ebenso bei den nichtinfizierten aber mit LL-37-behandelten Zellen auf. Die Histogramme der mikroskopischen Aufnahmen der Tot-Färbung wurden
erstellt und lieferten die durchschnittlichen Fluoreszenzintensitäten. Diese Daten
wurden in Abbildung 3.31C dargestellt. Es zeigte sich eine vierfach verstärkte Rotfärbung der Zellen nach LL-37-Behandlung. Die Infektion mit C. albicans hatte hier
keinen weiteren zellschädigenden Einfluss.
Die Untersuchungen wurden ebenso an Caco2-Zellen durchgeführt. Wie die Abbildung 3.31B zeigt, trat auch hier eine verstärkte Rotfärbung bei LL-37-Zugabe
auf. Die graphische Darstellung der durchschnittlichen Fluoreszenzintensitäten (siehe Abb. 3.31D) zeigt eine Verdopplung der Anzahl rot-markierter Zellen nach LL37-Behandlung. Auch auf diese Zelllinie hatte LL-37 eine zellschädigende Wirkung,
die unabhängig von der Infektion mit C. albicans SC5314 war.
Durch Auszählung der Gesamtzahl lebender und toter Zellen pro mikroskopischer
Aufnahme wurde ein Anteil von maximal 10 % toter Zellen nach LL-37-Behandlung
ermittelt.
Es wird in der Literatur beschrieben, dass eine zytotoxische Wirkung der
AMPs nur in serumfreiem Medium auftritt [159, 160]. Aus diesem Grund wurde
die Lebend/Tot-Färbung auch nach LL-37-Behandlung im serumhaltigen Medium
RPMI + 10 % FBS durchgeführt. Es zeigte sich, dass hier eine nur schwache aber
signifikante Erhöhung der durchschnittlichen Fluoreszenzintensität der gefärbten
toten Zellen von ca. 10 % auftrat, während unter serumfreien Bedingungen eine
Vervierfachung detektiert werden konnte (siehe Abb. 3.32). Im Gegensatz zu den
Untersuchungen unter serumfreien Bedingungen zeigte sich hier bei Infektion mit
C. albicans eine Zunahme der Fluoreszenzintensität toter Zellen im Vergleich zu den
uninfizierten Proben. Unter serumhaltigen Bedingungen wurde also eine zellschädigende Wirkung von C. albicans detektiert. Bei einer Behandlung der Proben mit
30 µg/ml LL-37 war dies jedoch nicht mehr der Fall. Hier wurde im Vergleich zu den
Proben, die mit 0, 5 bzw. 15 µg/ml LL-37 behandelt wurden, eine geringere Menge
toter Zellen bei gleichzeitiger Infektion detektiert.
3.6.6
Adhärenz von C. albicans an Epithelzellen nach vorheriger Behandlung mit LL-37
Da gezeigt werden konnte, dass LL-37 einen zellschädigenden Effekt auf die Epithelzellen hatte, wurde getestet, wie C. albicans an mit LL-37 vorbehandelten Zellen
bindet. Hierfür wurden die Zellen wie in Kapitel 2.9.1 beschrieben kultiviert. Es
108
Ergebnisse
- SC5314
+ SC5314
LL-37
[µg/ml]
0
30
A
Overlay 1
Overlay 2
9
Fluoreszenzintensität [rfu]
8
**
**
7
**
*
6
**
5
- SC5314
4
+ SC5314
3
2
1
0
0
B
5
15
30
LL-37 [µg/ml]
Abbildung 3.32: Lebend/Tot-Färbung an infizierten A431-Zellen in serumhaltigem Medium: Es zeigt sich eine schwache aber signifikante Zunahme der Fluoreszenzintensität toter
Epithelzellen durch die Behandlung mit LL-37. Die Infektion mit C. albicans SC5314 hat
eine zusätzliche zellschädigende Wirkung. A: mikroskopische Aufnahmen der Präparate,
Overlay 1 stellt die Überlagerung der Aufnahmen im Grün- (lebend) und Rot- (tot) Filter
dar. Overlay 2 setzt sich aus den Aufnahmen im Hellfeld und der Tot-Färbung zusammen.
B: Die aus den Histogrammen der Aufnahmen im Rotfilter ermittelten durchschnittlichen
Fluoreszenzintentsitäten wurden graphisch aufgetragen. (* - p-Wert <0,05, ** - p-Wert
<0,005)
erfolgte ein 30-minütige Vorbehandlung der Zellen mit LL-37. Vor Versuchsbeginn
wurden die Zellen zweimal mit serumfeiem RPMI gewaschen. Nach erneuter Zugabe
des Mediums erfolgte die Infektion mit (15/15) oder ohne (15/0) erneute Zugabe
von LL-37. Abbildung 3.33A zeigt die Ergebnisse der Auszählung der adhärenten
Zellen in den mikroskopischen Aufnahmen. Es wird deutlich, dass allein durch die
Vorbehandlung der Epithelzellen mit dem antimikrobiellen Peptid eine Verdopplung der Anzahl adhärenter C. albicans auftrat. Durch die Zugabe von LL-37 zum
eigentlichen Infektionsprozess stieg die Zahl nochmals um 40 %. Die Vitalität der
Epithelzellen zeigte durch die Vorbehandlung mit LL-37, wie in Abbildung 3.33B
Ergebnisse
109
ersichtlich wird, nur eine geringe Beeinträchtigung. Die erneute Zugabe von LL-37
zum Infektionszeitpunkt erhöhte die Anzahl toter Zellen im gleichen Maße, wie in
Abbildung 3.31C dargestellt.
700
50
45
Fuoreszenzintensität [rfu]
600
Adhärenz [%]
500
400
300
200
100
35
30
25
- SC5314
+ SC5314
20
15
10
5
0
0
0/0
A
40
15/0
LL-37 [µg/ml]
15/15
0/0
B
15/0
LL-37 [µg/ml]
15/15
Abbildung 3.33: Einfluss einer Vorbehandlung der Epithelzellen A431 mit LL-37 auf die
Adhärenz von C. albicans SC5314 (A) und die Vitalität der Epithelzellen (B). Die Zellen
wurden nach Vorbehandlung mit LL-37 bei Infektion erneut mit LL-37 versetzt (15/15)
oder die Infektion erfolgte ohne LL-37 (15/0). Die Kontrollzellen wurden nicht mit LL-37
behandelt (0/0). A: Die Anzahl adhärenter C. albicans nimmt bei einer Vorbehandlung
der Epithelzellen um ca. 250 % zu, bei LL-37-Zugabe während der Infektion um 400 %.
(* - p-Wert <0,05, ** - p-Wert <0,005) B: Die durchschnittliche Fluoreszenzintensität der
Aufnahmen der Tot-Färbung zeigt einen schwachen Anstieg bei Vorbehandlung mit LL-37,
eine Vervierfachung bei Anwesenheit von LL-37 während der Infektion. Die durch LL-37
bedingte Änderung der Fluoreszenzintensität ist signifikant (p-Wert <0,05).
3.7
Adhärenz von Candida albicans Mutanten
Aufgrund der Array-Daten (siehe Kapitel 3.5) wurden Mutanten ausgewählt, die im
Adhärenzassay getestet werden sollten. Es kamen die Mutanten ∆iff4 und ∆pho100
zum Einsatz, da diese Gene als signifikant hoch- bzw. herunterreguliert ermittelt
worden waren (siehe Kapitel 3.5). Des weiteren wurden Mutanten eingesetzt, in denen Gene deletiert waren, die für Proteine kodieren, die bei LL-37-Behandlung die
Expression signifikant regulierter Gene beeinflussen, wie ∆hog1 und ∆efg1. Da eine durch LL-37-beeinflusste Hyphenbildung beschrieben wurde (siehe Kapitel 3.4),
sollten Mutanten getestet werden, die eine Deletion der hyphenregulierenden Gene
cdc35, cek1 bzw. mkc1 aufwiesen. Außerdem wurde ein Stamm verwendet, der für
110
Ergebnisse
das Protein Msb2 deletiert war, da dies ein wichtiges Protein in der Entgiftung von
LL-37 für C. albicans darstellt [132].
Wie in Abbildungen 3.34A und B deutlich wird, zeigten die Stämme ∆iff4,
∆pho100 und ∆msb2 keine durch LL-37 verstärkte Adhärenz, gleiches galt für die
Stämme ∆hog1 und ∆efg1. Die Mutanten ∆cdc35, ∆cek1 und ∆mkc1 wiesen ein
Adhärenzverhalten auf, das den Wildtypstämmen SC5314 und DAY286 entsprach.
900
800
Adhärenz [%]
700
600
500
**
400
**
300
SC5314
DAY286
Δiff4
Δmsb2
Δpho100
200
100
0
5
A
15
LL-37 [µg/ml]
30
1200
Adhärenz [%]
1000
800
600
**
400
**
SC5314
Δcdc35
Δcek1
Δmkc1
Δefg1
Δhog1
200
0
5
B
15
LL-37 [µg/ml]
30
Abbildung 3.34: Einfluss von LL-37 auf die Adhärenz verschiedener C. albicans Mutanten
an A431 Zellen. Nach 90-minütiger Inkubation mit den Epithelzellen A431 wurden die
adhärenten Hefezellen gezählt. Die Kontrollprobe ohne LL-37-Zugabe wurde gleich 100 %
gesetzt. (** - p-Wert <0,005)
Ergebnisse
3.8
111
Wirkung des AMP LL-37 auf Epithelzellen
3.8.1
3.8.1.1
Toxizität von LL-37 auf Epithelzellen
R
CSFE- und AlamarBlue
-Test
Da in der Lebend/Tot-Färbung ein zellschädigender Effekt von LL-37 festgestellt
wurde, erfolgte die Untersuchung der toxischen Wirkung des Peptides auf die Epithelzellen A431 nach den in Abschnitt 2.9.2 beschriebenen Toxizitätstest. Die Abbildung 3.35 zeigt die Ergebnisse. In beiden Tests konnte keine Toxizität von LL-37
festgestellt werden. Für Methanol, das als Kontrollsubstanz verwendet wurde, konnte eine toxische Wirkung gezeigt werden. Wie in Kapitel 3.6.5 beschrieben, wurde
in den mikroskopischen Aufnahmen eine maximale Anzahl toter Zellen von 10 %
ermittelt. Da sich die Standardabweichungen der Doppelbestimmungen in den verschiedenen Tests ebenfalls in diesen Größenordnungen belaufen, kann mit diesen
140
140
120
120
100
100
Toxizität [%]
Toxizität [%]
Tests eine so schwache toxische Wirkung nicht erfasst werden.
80
60
80
40
40
20
20
0
0.0001
0.01
1
LL-37 [µg/ml]
100
CFSE
Alamar blue
60
0
0.00001
0.001
0.1
Methanol [%]
10
Abbildung 3.35: Toxizitätstests an A431, Behandlung mit LL-37 (A) und Methanol als
Kontrolle (B)
3.8.1.2
Annexin-Färbung
Eine weitere Möglichkeit der Untersuchung der toxischen Wirkung auf Zellen stellt
die in Kapitel 2.9.6 beschriebene Annexin-Färbung dar. Mit Hilfe dieser Methode
ist es möglich, zwischen apoptotischen und nekrotischen Zellen zu unterscheiden.
Die in Abbildung 3.36A dargestellten mikroskopischen Aufnahmen lassen erkennen, dass die Anzahl nekrotischer (gelber) Zellen in gleichem Maße zunahm wie die
112
Ergebnisse
apoptotischer (grüner) Zellen. Die Auswertung der Fluoreszenzaufnahmen nach ihrer durchschnittlichen Fluoreszenzintensität zeigte ebenfalls eine Zunahme der Werte
bei steigender LL-37-Konzentrationen im Medium (siehe Abb. 3.36B). Durch Annexin werden sowohl apoptotische also auch nekrotische Zellen angefärbt, während der
Farbstoff 7AAD nur nekrotische Zellen eindringt. Da beide Farbstoffe in gleichem
Maße bei steigender LL-37-Konzentration detektiert werden konnten, lag hauptsächlich nekrotischer Zelltod vor.
0 µg/ml
5 µg/ml
Annexin
7AAD
3.0
15 µg/ml
30 µg/ml
FC zu unbehandelt
2.5
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
0
A
5
15
LL-37 [µg/ml]
30
B
Abbildung 3.36: Annexin-Färbung an A431-Zellen nach LL-37-Behandlung. A: Die mikroskopischen Aufnahmen (hier Overlays der Fluoreszenzbilder und der Aufnahmen im
Hellfeld) zeigen eine Zunahme rot- und gelbfluoreszierender Zellen. Annexin-FITC - grün,
7AAD - rot, Annexin-FITC und 7AAD - gelb. B: Durchschnittliche Fluoreszenzintensität
der mikroskopischen Fluoreszenzaufnahmen. Dargestellt sind die Änderungen der Fluoreszenzintensitäten der beiden Farbstoffe durch LL-37-Behandlung im Vergleich zur unbehandelten Probe.
3.8.2
Einfluss von LL-37 auf die Pattern RecognitionRezeptoren der Epithelzellen
Die dargestellten Ergebnisse der Adärenzassays zeigen eine durch LL-37 verstärkte
Bindung von C. albicans an Epithelzellen. Eine Interaktion zwischen Pathogen und
Wirt erfolgt unter anderem über PRRs. Aus diesem Grund sollte die Wirkung des
antimikrobiellen Peptides LL-37 auf die Zusammensetzung der Pattern Recognition
Receptors (PRR) an der Oberfläche der Epithelzellen getestet werden. Da vor allem
die Rezeptoren TLR2, TLR4 und Dectin-1 für die Erkennung von Candida albicans
wichtig sind, wurden sie für diese Untersuchungen ausgewählt. Zusätzlich wurde
der CXCR4-Rezeptor mit in die Untersuchungen aufgenommen, da das für diesen
Ergebnisse
113
800
Fluoreszenzintensität [%]
700
600
500
LL-37
[µg/ml]
400
0
5
15
300
200
100
0
Alexa488
TLR2
TLR4
Dectin1
CXCR4
Abbildung 3.37: Detektion der PRRs an der Zelloberfläche der Epithelzellen A431 nach
Behandlung mit LL-37. Gezeigt wurden die gemessenen durchschnittlichen Fluoreszenzintensitäten (Mediane), die sich aus den Messungen in der Durchflusszytometrie ergaben.
Die Werte der unbehandelten Proben wurden auf 100 % gesetzt.
Rezeptor kodierende Gen in den Arbeiten von Katja Gremmer [163] als stark reguliert in der Interaktion von Epithelzellen mit C. albicans auftrat. Die Epithelzellen
A431 wurden wie in Kapitel 2.9.1 beschrieben kultiviert und nach der 90-minütigen
LL-37-Behandlung mit den entsprechenden Antikörpern für die FACS-Analyse aufbereitet (siehe 2.9.8). In mindestens drei unabhängigen Experimenten konnte für
TLR2, Dectin-1 und CXCR4 eine deutliche, für TLR4 eine sehr schwache Erhöhung
der Anwesenheit der Rezeptoren auf der Zelloberfläche nach LL-37-Behandlung gezeigt werden (Abb. 3.37). Die Erhöhung der detektierten Signale lag für TLR2 bei
50 % und 25 % bei einer Behandlung mit 5 bzw. 15 µg/ml LL-37 und für Dectin-1
bei 100 % bei einer LL-37-Konzentration von 15 µg/ml. Die detektierten Mengen des
Rezeptors CXCR4 wurden durch LL-37-Zugabe verdoppelt bzw. um das 6-fache erhöht. Der TLR4 wurde bei Behandlung mit 15 µg/ml des AMPs um 20 % mehr auf
der Epithelzelloberfläche nachgewiesen. In Abbildung 3.38 sind typische Histogramme dargestellt. Hier zeigt sich deutlich die Verschiebung der Peaks für die Rezeptoren
TLR2 und CXCR4 infolge einer Behandlung mit 5 µg/ml LL-37.
3.8.3
LL-37-induzierte Bildung von IL8
LL-37 wird während Entzündungs- und Infektionsprozessen freigesetzt. Ein weiterer
wichtiger Botenstoff, der in solchen Situationen von Zellen ausgeschüttet wird, ist
das Zytokin IL8. IL8 ist als chemotaktiler Faktor für Neutrophile bekannt. Es sollte
114
Ergebnisse
unbehandelt
Abbildung 3.38:
5 µg/ml LL-37
Histogramme
Alexa488
TLR2
TLR4
der
Durch-
flusszytomtrie
Dectin1
PRR-gefärbter
CXCR4
Epithelzellen
A431 nach Behandlung
mit
LL-37.
untersucht werden, ob die Behandlung der Epithelzellen mit LL-37 auch zur IL8Freisetzung führt. Die Epithelzellen A431 wurden wie in Kapitel 2.9.1 beschrieben
kultiviert und für 120 min mit LL-37 inkubiert. Die Probenahme und der IL8-ELISA
wurden wie in Abschnitt 2.9.9 beschrieben durchgeführt. Die Daten aus sechs verschiedenen Experimenten wurden zusammengefasst und in der Abbildung 3.39A
dargestellt. Nach der Behandlung mit LL-37 wurde ein konzentrationsabhängiger
Anstieg von IL8 im Überstand gemessen. Bei Zugabe von 30 µg/ml LL-37 war eine
Erhöhung der IL8-Konzentration um das 6-fache im Überstand detektierbar. Diese
Beobachtung konnte ebenso an A549 Zellen gemacht werden (Abb. 3.39B).2
280
400
**
230
300
**
250
IL8 [pg/ml]
180
IL8 [pg/ml]
**
350
130
80
200
150
*
100
50
30
0
-50
-20
0
A
5
15
LL-37 [µg/ml]
0
30
B
5
15
LL-37 [µg/ml]
30
Abbildung 3.39: IL8-Konzentration in den Überständen LL-37-behandelter Epithelzellen
A431 (A) und A549 (B). Das Detektionslimit lag bei 15 pg/ml IL8. Die LL-37-bedingte
IL8-Ausschüttung war in beiden Zelllinien signifikant. (* - p-Wert <0,05, ** - p-Wert
<0,005)
2
Im Adhärenzassay wurde der Einfluss von IL8 auf das Bindungsverhalten von C. albicans
SC5314 an Epithelzellen A431 getestet. Es konnte keine Veränderung der Anzahl adhärierter
C. albicans detektiert werden.
Ergebnisse
3.8.4
115
Einfluss von LL-37 auf die Expression der PRR und des
Zytokins IL8
Wie in den Abschnitten 3.8.2 und 3.8.3 beschrieben, konnte gezeigt werden, dass LL37 Einfluss auf die Expression von PRRs in der Zellmembran hat und die Freisetzung
von IL8 induziert. Es soll überprüft werden, ob dies auch auf Genexpressionsebene zu sehen ist. Hierfür wurde wie in Abschnitt 2.10.5 beschrieben vorgegangen.
Die RT-PCR wurde von drei unterschiedlichen biologischen Replikaten erstellt. Abbildung 3.40 zeigt exemplarisch die Daten einer Versuchsserie. Die Expression des
Dectin-1 Gens (CLEC7A) war nach dem gewählten Analysezeitpunkt um das dreifache erhöht. Die Gene der Rezeptoren CXCR4 und TLR4 sowie des Zytokins IL8
wurden infolge der LL-37-Behandlung um 50 % stärker exprimiert. Die Expression
des TLR2-Gens änderte sich ebenso wie die der gewählten Housekeeper-Gene nicht
durch Zugabe des AMPs.
4.0
3.5
FC zu unbehandelt
3.0
LL-37
[µg/ml]
2.5
5
15
0
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
CLEC7A
CXCR4
IL8
TLR2
TLR4
GAPDH
Abbildung 3.40: Expression der Gene CLEC7A, CXCR4, IL8, TLR2, TLR4 und des Housekeepers GAPDH. Die Epithelzellen A431 wurden in RPMI mit 0 (unbehandelt), 5 bzw.
15 µg/ml LL-37 für 60 min inkubiert. Dargestellt sind die vielfachen Veränderungen (fold
changes - FC ) der Genexpression im Vergleich zu den unbehandelten Proben.
Kapitel 4
Diskussion
Candida albicans ist ein opportunistisches Pathogen, das ausgesprochen vielfältige
Anpassungsmechanismen an seinen Wirt entwickelt hat. Diese verhelfen ihm zu einem Leben als kommensaler Organismus der menschlichen schleimhautassoziierten
Mikroflora. Gleichzeitig ermöglichen sie ihm bei gegebenen äußeren Bedingungen
einen schnellen Wechsel zu einem Pathogen. Während Menschen, die C. albicans als
Kommensale der normalen Mikroflora aufweisen, keinerlei Krankheitssymptome zeigen, kann die pathogene Wachstumsform von C. albicans schwere invasive Infektionen hervorrufen. Bisherige Therapien zielen auf die Abtötung und Eliminierung des
Mikroorganismus. Aufgrund genetischer und zellbiologischer Ähnlichkeiten zwischen
der eukaryotischen Hefe und menschlichen Zellen sind molekulare, pathogenspezifische Angriffspunkte für Antibiotika nicht einfach zu finden. Zudem erschwert die zunehmende Entwicklung mikrobieller Arzneimittelresistenzen die Therapie. Ein Therapieansatz unter neuem Blickwinkel könnte neue Behandlungsmöglichkeiten offerieren. Denn die Tatsache, dass C. albicans im gesunden Menschen keine Krankheiten
verursacht, spricht dafür, dass der Mensch wirkungsvolle Verteidigungsmechanismen
gegen den Pilz besitzt. Im immunsupprimierten Patienten sind diese Mechanismen
nicht mehr voll funktionsfähig, was die ausgesprochen flexible Hefe zu einem rasanten
Wachstum befähigt. Eine Aufklärung der Schlüsselfaktoren, die C. albicans für eine
Invasion ausnutzt oder eine Reaktivierung der menschlichen Verteidigungsmechanismen könnten die Entstehung schwerwiegender C. albicans-assoziierter Krankheiten
verhindern.
117
118
4.1
Diskussion
Metabolische Analysen liefern molekulare Ziele
Ein Teilaspekt dieser Arbeit war es, den Metabolismus von C. albicans eingehend zu
untersuchen, um Schlüsselreaktionen zu identifizieren, die als mögliche Angriffspunkte in der Therapie verwendet werden könnten. Dies erfolgte unter Verwendung verschiedener, in ihrer Zusammensetzung definierter Medien, wie RPMI-MOPS pH 7,4,
YNB-MOPS pH 7,4 und YNB-MOPS pH 5,6.
Es zeigte sich, dass C. albicans nur in den pH-neutralen Medien bei 37◦ C auch
ohne Serum Hyphen ausbildet. Dies wird durch die Literatur bestätigt, in der beschrieben wird, dass die Anwesenheit zweier hypheninduzierender Bedingungen (hier
der neutrale pH-Wert und eine Temperatur von 37◦ C) für den Übergang in das filamentöse Wachstum ausreichend ist [30]. Eine Zellzahlerhöhung war in diesen Medien, anders als im aziden Medium, nicht zu verzeichnen. Die Biomasseproduktion
unterschied sich zwischen den YNB-Kulturen nicht. Im azideren Medium wurde die
Biomassebildung jedoch durch Teilung erzielt, im neutralen Medium nahezu ausschließlich durch die Hyphenbildung.
C. albicans ist dazu befähigt, alle Aminosäuren selbst zu synthetisieren [126].
Dies ist energetisch aufwendig, was sich in einer reduzierten Biomasseproduktion in
den YNB-Medien im Vergleich zum RPMI-Medium widerspiegelt. Es kam im YNBMedium zu einer früheren Limitierung der Rohstoffe und somit zum Übergang der
Kultur in die stationäre Phase. Hierbei ist zu beachten, dass diese Prozesse nicht
zeitgleich auftraten. Da die aus dem Medium aufgenommenen Nährstoffe intrazellulär verstoffwechselt wurden, fand ein Wachstum statt, auch nachdem im Medium
keine Kohlenstoffquellen mehr detektiert werden konnten.
Einer der markantesten Unterschiede zwischen den Medien war die erhöhte Glycerinproduktion in RPMI-Medium. Glycerin ist neben Ethanol und Kohlendioxid
eines der wichtigsten Nebenprodukte der alkoholischen Gärung unter anaeroben Bedingungen. 4-10 % der Kohlenstoffquelle können hierbei zu Glycerin umgewandelt
werden, um das zytosolische Redoxgleichgewicht unter Sauerstoffmangel aufrechtzuerhalten. Glycerin wird in sehr viel geringerem Maße auch unter aeroben Bedingungen gebildet [164]. Es kann angenommen werden, dass es aufgrund des vielfältigeren
Ressourcenangebots im RPMI-Medium (Aminosäuren und Vitamine sind enthalten)
zu einer schnelleren Atmung und somit zu einer Sauerstofflimitierung kam, die eine
Bildung von Glycerin nach sich zog.
Das gebildete Glycerin kann von C. albicans als Kohlenstoffquelle genutzt werden
[165]. Da im RPMI-Medium auch nach dem Verbrauch der Glucose eine Zunahme
Diskussion
119
der Biomasse zu verzeichnen war, könnte das Glycerin als Kohlenstoffquelle genutzt
worden sein. Dies korreliert mit der Beobachtung, dass nach einer Kultivierungsdauer von 4 Stunden die Glycerinkonzentrationen im Medium abnahmen. Ebenso kann
C. albicans Aminosäuren als Kohlenstoffquelle nutzen [16]. Während die Glucose
nach 6 Stunden verbraucht war, standen Aminosäuren noch zur Verfügung.
Ein Vergleich der metabolischen Daten der RPMI-Kulturen aus der Wachstumsuntersuchungen in verschiedenen Medien (VI) und unter LL-37-Behandlung (VII)
zeigte, dass im letzteren Versuch VII deutlich niedrigere OD-Werte erreicht wurden
und die produzierte Biomasse um 50 % geringer war. Die Glucoseaufnahmerate war
hingegen um 1 mM/h höher als in Versuch VI. Neben der Glycerinbildung wurde
in Versuch VII die Bildung von Acetat nachgewiesen. Acetat tritt als Nebenprodukt der Glycerinproduktion unter Sauerstoff-limitierten Bedingungen auf, das zur
Ausbalancierung der Redoxbalance genutzt wird. Die Untersuchungen VI wurden in
250 ml-Kolben mit einem Mediumvolumen von 100 ml durchgeführt. Für die Untersuchung VII wurden die kleineren 100 ml-Kolben mit 25 ml Medium verwendet. Die
kleinere Oberfläche der 100 ml-Kolben scheint einen geringeren Sauerstoffeintrag bewirkt zu haben, was zu der rascheren Ausbildung anaerober Bedingungen geführt
haben könnte. Diese haben Gärungsprozesse ausgelöst, die sich in einem erhöhten
Glucoseverbrauch bei gleichzeitiger Glycerin- und Acetatbildung widerspiegeln.
Die ermittelten Daten konnten zur Berechnung von Parametern eines im Rahmen
des Verbundprojektes „Dr. Jeykll & Mr. Hyde: Ein systembiologischer Ansatz zur
Behandlung nosokomialer Infektionen durch Candida albicans“ aufgestellten metabolischen Modells (Insilico, Stuttgart) genutzt werden. Auf der Grundlage dieses
Modells konnten für das Wachstum von C. albicans 117 essentielle Gene ermittelt
werden. Aus patentrechtlichen Gründen können die Gennamen hier nicht aufgeführt werden. Zu den bereits bekannten essentiellen Genen gehörten das ErgosterolBiosynthese-Gen 1 ERG1 [166] und die 1,3-β-Glucansynthase 1 (GSC1) [167]. Durch
die Herstellung von Mutanten mit induzierbarer Deletion dieser Gene [168] könnte
ihre essentielle Funktion bestätigt werden.
4.2
Wirkung von LL-37
Die menschlichen Schleimhäute sind von einer artenreichen mikrobiellen Flora besiedelt. Diese bietet dem Wirt eine Schutzbarriere, beinhaltet aber nicht nur C. albicans
als potentielles Pathogen. Daher ist es äußerst wichtig für den Wirt, das Wachstum
der mikrobiellen Flora zu kontrollieren. In diesem Kontrollprozess wird den anti-
120
Diskussion
mikrobiellen Peptiden eine entscheidende Rolle zugeordnet. Unter diesen Peptiden
zeigen β-Defensin-2 (hBD-2), hBD-3 [169], Histatin-5 [170] und das Cathelicidin
LL-37 [171] potente Eigenschaften gegen C. albicans.
Sowohl bei der Infektion des oralen RHE-Modells [130] als auch in der Untersuchung infizierter A431-Monolayer [163] wurde eine Schutzwirkung durch Neutrophile und eine erhöhte Expression des antimikrobiellen Peptides LL-37 durch die
Epithelzellen beobachtet. LL-37 wird in großen Mengen in Neutrophilen gespeichert
und an Infektionsherden freigesetzt. Es wird aber auch von den Epithelzellen selbst
produziert. In dieser Arbeit wurde die Wirkung dieses Peptides auf C. albicans und
den Infektionsprozess untersucht.
4.2.1
Wirkung von LL-37 auf C. albicans
Bei Kultivierung in Schüttelkolben konnte keine deutliche Wachstumshemmung
durch LL-37 detektiert werden. Während die Daten der Bestimmung der optischen
Dichte der Kultur eine schwache Inhibition erkennen ließen, wurde dies durch die
Messung der produzierten Biomasse nicht bestätigt.
In Mikrotiterplatten hingegen konnte eine Wachstumsinhibierung gezeigt werden.
Das Maß der Wachstumsinhibierung und die konzentrationsabhängige Wirkung von
LL-37 wurde jedoch stark vom verwendeten Medium beeinflusst. Bei dem reichhaltigen Medium YPD konnte eine Wachstumshemmung nur bei LL-37-Konzentrationen
von 56 µg/ml nachgewiesen werden. Im YNB-Medium (pH 5,6) hingegen konnten
sowohl bei 30◦ C als auch bei 37◦ C wachstumshemmende Wirkungen ab 2 µg/ml
LL-37 detektiert werden. Im Medium RPMI-MOPS pH 7,4 trat eine LL-37-bedingte
Wachstumsinhibierung erst ab Konzentrationen von 6 µg/ml auf. Dies ist konform
mit Untersuchungen von Lopez et al.. Sie zeigten, dass die wachstumshemmende
Wirkung von LL-37 vom pH-Wert der Umgebung abhängig ist und die MIC unter
aziden Bedingungen kleiner ist als unter neutralen Bedingungen [126]. Die Ergebnisse erlauben außerdem die Feststellung, dass die toxische Wirkung von LL-37 umso
höher ist, je limitierender die äußeren Bedingungen sind. Dies könnte sich dadurch
erklären lassen, dass C. albicans unter guten Wachstumsbedingungen in der Lage
ist, vorhandene membranassoziierte Reparaturmechanismen [131] zu aktivieren und
somit die Zellmembran-zerstörenden Eigenschaften von LL-37 abzuwenden. Unter
stark limitierenden Bedingungen ist dies wahrscheinlich nicht oder nur in einem
deutlich geringerem Maße möglich.
Der Vergleich des Einflusses der Temperatur auf das Wachstums in Mikrotiter-
Diskussion
121
platten zeigte, dass bei 30◦ C eine sofortige Hemmung des Wachstums durch LL-37
erfolgte. Bei einer Umgebungstemperatur von 37◦ C hingegen begann das exponentielle Wachstum scheinbar unbeeinflusst von LL-37. Die LL-37-behandelten Kulturen
gingen dann jedoch schneller in die stationäre Phase über. Es wurde gezeigt, dass
LL-37 durch die Bindung an Zellwandkomponenten, insbesondere durch die Bindung
an Polysaccharide, seine toxische Wirkung verliert. Gleichzeitig bewirkt diese Aufhebung der toxischen Wirkung eine Reduktion der primären Immunantwort [172]. Tsai
et.al. konnten zeigen, dass LL-37 an Mannane, Chitine und Glucane von C. albicans
bindet [127]. Somit ist C. albicans generell gut gegen einen Angriff durch LL-37
geschützt. Bei der Zellteilung werden entlang der Teilungsnaht zeitweise Membranbereiche freigelegt. Dies könnte einen einfachen und schnellen Angriff durch LL-37
ermöglichen. Da bei 37◦ C die gesamte Biomasseproduktion von C. albicans über die
Ausbildung der Hyphen erfolgte und es zu keiner Zellteilung kam, kam es auch nicht
zur Freilegung der fungischen Membran. Somit hatte LL-37 keine membranassoziierten Angriffspunkte.
Anhand der metabolischen Daten, die von Kulturen in Schüttelkolben gewonnen
wurden, lassen sich nur geringe Rückschlüsse auf den Einfluss von LL-37 auf den
Metabolismus ziehen. Gezeigt werden konnte eine reduzierte Glucoseaufnahmerate
bei Behandlung mit dem antimikrobiellen Peptid. Wie oben erwähnt lagen unter
diesen Bedingungen vermutlich leicht anaerobe Verhältnisse vor und es kam nur
zu einer schwachen wachstumshemmenden LL-37-Wirkung. Bedingt durch den Versuchsaufbau der Wachstumsuntersuchungen in Mikrotiterplatten ist es wahrscheinlich, dass aufgrund eines geringeren Sauerstoffeintrags in den Wells der Mikrotiterplatten Sauerstoff-limitierende Bedingungen vorherrschten. Eine Verstärkung der
LL-37-Wirkung unter anaeroben Bedingungen kann vermutet werden. Metabolische
Untersuchungen der Überstände in den Wells der Mikrotiterplatten würde dies klären.
Die Hyphenbildung von C. albicans bei 37◦ C unter dem Einfluss von LL-37 wurde
untersucht. Es zeigte sich eine signifikante Reduktion der Hyphenlänge bei LL-37Behandlung. Die Wachstumsuntersuchungen in Mikrotiterplatten bei einer Umgebungstemperatur von 37◦ C zeigten reduzierte OD-Werte bei Behandlung mit LL-37.
Ein Grund hierfür könnte neben der reduzierten Anzahl an Candida-Zellen, die im
CFU-Test gezeigt wurde, ebenso die LL-37-bedingte reduzierte Hyphenlänge gewesen sein. Wie oben beschrieben wird vermutet, dass in den Mikrotiterplatten ein
geringerer Sauerstoffeintrag vorlag. Hypoxie ist ein Faktor, der Hyphenbildung auslöst [30]. Ist die Hyphenbildung durch LL-37-Zugabe geschwächt, tritt dieser Effekt
122
Diskussion
unter Sauerstoff-limitierenden Bedingungen besonders stark auf, was die konzentrationsabhängig reduzierten Werte der OD-Messungen in Mikrotiterplatten unter
LL-37-Zugabe erklären würde.
Die Ganzgenomanalyse LL-37-behandelter C. albicans-Kulturen im Vergleich zu
unbehandelten Kulturen zeigte, dass Gene, die die Aufnahme von Kohlenhydraten und den Kohlenstoffmetabolismus regulieren oder vermitteln unter LL-37Behandlung hochreguliert wurden. Die metabolischen Daten zeigten eine reduzierte
Glucoseaufnahmerate. Dem scheint C. albicans durch die Genregulation entgegen zu
wirken. Zudem wurden Gene wie SEC20 und WSC4, deren Produkte zellwand- und
membranregulierende Funktionen ausüben, und Gene der allgemeinen Stressantwort
in den Versuchen hochreguliert. Somit scheint C. albicans unter LL-37-Behandlung
stressregulierte Signalwege und Reparaturmechanismen anzuschalten. Da die Zellwand aus Polysacchariden besteht, werden für Reparaturen Kohlenhydrate benötigt.
Es zeigte sich unter LL-37-Behandlung eine 25 % geringere Glucoseaufnahmerate.
Die Glucoseumwandlung in Biomasse erfolgte hingegen bei LL-37-Zugabe weniger
effektiv. Sie war um 40 % reduziert. Die Diskrepanz zwischen diesen Werten könnte
sich durch Zellwandreparaturprozesse, die mit einem erhöhtem Einbau von Zuckern
verbunden wären, erklären lassen.
In der Untersuchung waren unter den signifikant negativ regulierten Genen die
Prozessgruppen des RNA-Metabolismus und der Ribosomenbiogenese überrepräsentiert. Gleiche Beobachtungen wurden von Park et al. bei der Untersuchung der
transkriptionellen Antwort von C. albicans bei der Infektion oraler Epithelzellen
FaDu gemacht [173]. Eine Herunterregulierung der Proteinsynthese konnte auch bei
C. albicans nachgewiesen werden, die durch Makrophagen und Neutrophile phagozytiert worden waren. [15, 13]. Diese Antwort wird als eine stressinduzierte Reaktion gedeutet. Die zum RNA-Metabolismus zählenden regulierten Gene gehörten
hauptsächlich zum ncRNA und rRNA-Metabolismus, also zu Genen, die für die
Synthese von Ribosomen verantwortlich sind. Über die Anzahl der Ribosomen kann
die Zelle die Wachstumsrate steuern. In Saccharomyces cerevisiae zählen diese Prozesse der negativen Regulation der Ribosomenbiogenese zur allgemeinen Stressabwehr [174, 175]. In C. albicans scheinen trotz deutlich erhöhter Resistenz gegenüber
Stressbedingungen und spezifischeren Stressantworten [176] ähnliche Mechanismen
vorzuliegen, denn 80 % der Stress-induzierten Gene in S. cerevisiae besitzen ein Ortholog in C. albicans [177]. Die Einstellung der Produktion von Ribosomen und die
daraus resultierende Reduktion der Wachstumsrate könnte für die gestressten Zellen von Vorteil sein, da so die aus Nährstoffen gewonnene Energie besser in die
Diskussion
123
Stressbeseitigung bzw. Schadensbekämpfung investiert werden kann.
4.2.2
Wirkung von LL-37 auf Epithelzellen
Antimikrobielle Peptide werden zum Schutz des Wirtes vor eindringenden Pathogenen und zur Kontrolle des Wachstums der mikrobiellen Flora gebildet. Wegen der
auf hydrophoben Wechselwirkungen beruhenden membranzerstörenden Wirkungsweise sind auch wirtseigene Zellen vom Angriff dieser Peptide bedroht. Zwar weisen
sie durch ihre asymmetrische Struktur und die Einlagerung von Cholesterin einen
gewissen Schutz auf [90, 95], jedoch wurde gezeigt, dass sowohl Defensine als auch
LL-37 in hohen Konzentrationen Zelltod auslösen können [178].
Für Defensine konnte eine zellschädigende Wirkung an den humanen Zelllinien MRC-5 (fetale Lungenfibroblasten), A549 (Lungenadenokarzinom mit
Alveolarepithel-ähnlichen Eigenschaften) und primären Kulturen humaner Endothelzellen der Nabelschnurvene (HUVEC) gezeigt werden. Diese nach 10 - 12 Stunden
detektierte zytotoxische Wirkung war konzentrationsabhängig und wurde durch die
Zugabe von Serum inhibiert [159]. Auch für LL-37 wurde nach einer 12-stündigen Inkubation mit dem Peptid eine zytotoxische Aktivität sowie deren Inhibierung durch
Serum beschrieben [160].
In dieser Arbeit wurde die zytotoxische Wirkung von LL-37 durch den CFSEund den Alamar-Blue-Test in serumhaltigem RPMI-Medium bestimmt. Nach einer
Langzeitinkubation mit dem Peptid von 48 h zeigten sich keine toxischen Effekte,
was auf das Vorhandensein des Serums zurückzuführen sein könnte. Die Bestimmung der zytotoxischen Wirkung von LL-37 unter serumhaltigen Bedingungen mit
Hilfe der Lebend/Tot-Färbung zeigte nach einer zweistündigen Inkubation ähnliche
Ergebnisse. In einer Lebend/Tot-Färbung unter serumfreien Bedingungen konnte
bereits nach 30-minütiger Behandlung mit 15 µg/ml LL-37 eine erhöhte Anzahl toter Zellen detektiert werden. Nach einer 2-stündigen Inkubation mit dem Peptid
lag eine signifikante Erhöhung der Anzahl toter Zellen vor. Eine Annexin/7AADFärbung zeigte, dass es sich hierbei um nekrotische Effekte handelte, was sich mit
den Untersuchungen von Aarabiou et al. deckt [178].
Die toxischen Effekte sind demzufolge teilweise auf das nicht vorhandene Serum
zurückzuführen. Im Wirt kommt es außerdem am Infektionsherd zu einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die sich untereinander beeinflussen. So wurde für A549Zellen beschrieben, dass Defensine die Zelllyse induzieren. Die bei einer Infektion
freigesetzten Serinproteinasen, wie Elastase und Cathepsin G, bewirken das Ablösen
124
Diskussion
der Zellen. Werden die Zellen hingegen mit allen genannten Substanzen gleichzeitig inkubiert, werden die Ablösung der Zellen und die Defensin-vermittelte Zelllyse
verhindert. Die antimikrobielle Wirkung des Defensins wird durch Elastase und Cathepsin G dagegen nicht unterdrückt [179]. Dieses Beispiel zeigt, dass die Ergebnisse
von in vitro-Experimenten nur unter Vorbehalt Relevanz für in vivo-Situationen haben.
Als weitere Wirkung von LL-37 konnte sowohl eine erhöhte Expression des IL8kodierenden Gens durch die Epithelzellen als auch eine erhöhte Sekretion des Proteins IL8 im Überstand LL-37-behandelter Epithelzellen nachgewiesen werden, was
eine Funktion des AMPs ist [119]. Es wird postuliert, dass dieses Zytokin ebenfalls
das Potential besitzt, antimikrobielle Eigenschaften auszuüben [85]. Im Rahmen
dieser Arbeit konnte eine solche Wirkung aber nicht bestätigt werden. Diese Daten
wurden nicht gezeigt.
Die Untersuchung der Expression von membranständigen PRRs zeigte, dass unter
LL-37-Behandlung die Rezeptoren Dectin-1 und TLR-2 sowie der Rezeptor CXCR4
vermehrt an der Zelloberfläche zu finden waren. Auf genetischer Ebene konnte dies
verläßlich für das Dectin-1-kodierende Gen CLEC7A sowie für CXCR4 bestätigt
werden. Die Heraufregulierung der Expression des TLR2-Gens war minimal. Der
TLR4-Rezeptor hingegen zeigte eine verdoppelte Expressionsrate im Gegensatz zu
der unbehandelten Kontrolle, was auf Proteinebene nicht gezeigt werden konnte.
Eventuell liegt der TLR2-Rezeptor in einer Vorform gespeichert in der Zelle vor,
was eine induzierte Expression bei einer Aktivierung der Zellen nicht notwendig
machen würde.
Die PRRs wurden im nicht aktivierten Zustand der Zellen nur in äußerst geringem Maße auf den Zellen vorgefunden. Dies erscheint sinnvoll, da Epithelzellen
im Wirt ständig der Anwesenheit von Mikroorganismen ausgesetzt sind, was durch
die Literatur belegt wird [54, 180, 173]. Würden die Zellen PRRs, wie z.B. TLR2
oder TLR4, konstitutiv in hoher Dichte exprimieren, läge eine permanente Aktivierung durch die kommensale Flora vor. Die Zellen könnten auf Veränderungen
dieses Zustandes nicht effektiv reagieren. Ohne PRRs befinden sie sich jedoch in
einer Art Ruhezustand, aus dem sie durch Faktoren wie z.B. Neutrophile oder (wie
in dieser Arbeit gezeigt) durch die Anwesenheit des durch Neutrophile ausgeschütteten antimikrobiellen Peptides LL-37 aktiviert werden können. Dies führt zu einer
Rekrutierung der PRRs an die Oberfläche, um so PAMPs auf der Oberfläche der
Pathogene zu binden und eine Immunantwort auszulösen bzw. zu verstärken.
Diskussion
4.2.3
125
Wirkung von LL-37 auf die Infektion
Der erste Faktor für die Ausbildung manifester Infektionen ist die Adhärenz des
Pathogens an Epithelien, die äußere physikalische Barriere des Wirts. Da Candida
albicans im Laufe des Infektionsprozess mit dem antimikrobiellen Peptid LL-37 direkt in Kontakt kommt, wurde die Wirkung des Peptides auf den Adhärenzprozess
untersucht. Während die Zahl adhärenter C. albicans an Plastikoberflächen durch
LL-37-Behandlung reduziert war, zeigte sich an Epithelzellen eine drastische Verstärkung der Adhärenz. Dabei kam es nicht nur zu einer Bindung an LL-37-geschädigte
Epithelzellen. Der Pilz adhärierte über den gesamten Zelllayer stärker. Des weiteren
kam es zu einer Invasion der Epithelzellen. Diese Effekte waren nicht nur auf die
Epithelzellen A431 beschränkt sondern konnten außerdem für Lungen- (A549) und
Darmepithelzellen (CaCo2) gezeigt werden. Andere C. albicans-Stämme zeigten das
gleiche Verhalten. Durch Tsai et al. [127] wurde gezeigt, dass LL-37 die Adhärenz
von C. albicans sowohl an Plastikoberflächen als auch an humanen Zellen inhibiert.
Diese Untersuchungen wurden jedoch nach einer Vorbehandlung von C. albicans bei
einer Temperatur von 4◦ C durchgeführt. Dies entspricht keineswegs physiologischen
Parametern und ist aus diesem Grunde mit den Daten dieser Arbeit nicht vergleichbar.
Jones et al. konnten für Neisseria meningitidis ähnliche Phänomene zeigen. Während eine LL-37-Behandlung (10 µM ≈ 2,5 µg/ml) der Bakterien in Flüssigkultur
und in adhärierter Form an Plastikoberflächen toxisch wirkte, wurden Bakterien, die
an Epithelzellen (humane Rachenepithelzellen FaDu, ATCC HTB-43) gebunden vorlagen, nicht getötet [181]. Eine LL-37-Behandlung der Epithelzellen vor der Infektion
mit N. meningitidis bewirkte eine starke Adhärenz der Bakterien an die Epithelzellen. Als wichtige Faktoren wurden hier die bakterielle Kapsel sowie ein bakterielles
Endotoxin (LOS) beschrieben. Mutanten, die keine Kapsel ausbildeten, zeigten diese Resistenz gegenüber LL-37 nicht. Des weiteren erfolgte unter LL-37-Behandlung
eine Hochregulierung der Kapselgene siaC und siaD. Die bakterielle Kapsel vermittelte einen Schutz vor den membranzerstörenden Eigenschaften des Peptides. Zudem
erfuhren die Bakterien durch die Zellassoziation einen Schutz vor LL-37. Auch für
Gruppe A Streptokokken werden Resistenzmechanismen beschrieben. So stimulieren
sublethalen Konzentrationen von LL-37 die Expression der GAS-Kapselgene und Virulenzgene. Ebenso wurde die Produktion von kapsulären Polysacchariden hochreguliert [182]. Es ist nicht auszuschließen, dass in C. albicans ähnliche Effekte auftreten.
Ein Großteil der in dieser Arbeit infolge der LL-37-Behandlung als signifikant re-
126
Diskussion
guliert beschriebenen Gene ist bisher in seiner Funktion noch völlig unbekannt. Es
ist durchaus möglich, dass darunter Gene sind, die eine zellwandaufbauende oder
-verändernde Funktion ausüben. C. albicans bildet eine äußerst dichte Zellwand, die
die mikrobielle Membran ebenso effektiv vor antimikrobiellen Peptiden schützt wie
eine bakterielle Kapsel.
Die verstärkte Adhärenz könnte durch mehrere Prozesse erklärt werden. Mögliche
Hypothesen werden genannt:
LL-37 könnte eine nicht letale Veränderung an der Zellwandstruktur von
C. albicans auslösen, die eine bessere Erreichbarkeit der Glucane herbeiführt. Für
Caspofungin-Behandlung konnte gezeigt werden, dass solche Effekte der Demaskierung in vitro und in vivo möglich sind [183, 184]. Glucane sind die Liganden des
PRR Dectin-1. Durch die Bindung der Liganden werden Signaltransduktionswege
zur weiteren Aktivierung der Immunabwehr angeschaltet [51]. Da unter anderem der
Dectin-1-Rezeptor nach LL-37-Behandlung an der Oberfläche der Epithelzellen verstärkt vorzufinden war, kann vermutet werden, dass durch die gegebene verstärkte
Rezeptor-Liganden-Interaktion gleichzeitig eine verstärkte Bindung zwischen Wirt
und Pathogen eingegangen wird. Dectin-1 vermittelt außerdem die Phagozytose von
C. albicans [185], was die beobachtete Internalisierung des Pathogens zu späteren
Zeitpunkten der Infektion erklären könnte. Ein weiterer Rezeptor, der die Endozytose von C. albicans durch Epithelzellen vermittelt, ist E-Cadherin. Dieser Rezeptor
interagiert mit dem mikrobiellen Protein Als3 [186]. In Rahmen der Untersuchungen
dieser Arbeit konnten keine Aussagen über eine durch LL-37 beeinflusste Expression
des Rezeptors getroffen werden.
Es ist auszuschließen, dass der beobachtete Effekt der LL-37-vermittelten Verstärkung der Adhärenz von C. albicans an Epithelzellen nur auf die zellschädigende
Wirkung des AMPs zurückzuführen ist. Die Untersuchung der LL-37-vermittelten
Adhärenz von C. albicans an Epithelzellen unter serumhaltigen Bedingungen zeigte im Vergleich zu den Untersuchungen in serumfreiem Medium ähnliche Effekte.
Außerdem konnte keine besondere Bindungsaffinität der Hefe zu toten Epithelzellen
nachgewiesen werden. Dass eine Schädigung der humanen Zellen in vivo in gleichem
Maße stattfindet, ist nicht anzunehmen. Wie bereits erwähnt, kann die Anwesenheit
von Serum oder anderer sekretierter Proteine die zytotoxische Wirkung von LL-37
aufheben [160, 179]. Ebenso wäre es möglich, dass in den Zellen stabiler Zelllinien
die Einlagerung von Cholesterin, das die Membran stabilisiert und ihre Ladung neutralisiert, nicht in gleichem Maße erfolgt, wie in primären Zellen. Dies würde eine
erhöhte Selektivität der stabilen Zelllinien gegenüber kationischen Peptiden bewir-
Diskussion
127
ken. Die Zerstörung wirtseigener Zellen kann aber auch ein natürlicher Prozess sein,
den der Wirt „in Kauf nimmt“. Die effektive Bekämpfung potentieller Pathogene
könnte diesen Verlust kompensieren.
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigten, dass LL-37 eine starke Wirkung auf die
Genexpression in C. albicans hat. Die Zuordnung der signifikant regulierten Gene
zu zellulären Prozessen mit Hilfe des CGD Gene Ontology Slim Mappers wies den
regulierten Genen IFF4 und PHO100 den Prozess der Pathogenese zu. Mutanten,
die eine Deletion dieser Gene aufwiesen, wurden auf ihre Adhärenz an Epithelzellen
unter dem Einfluss von LL-37 getestet. Ebenso wurden C. albicans-Stämme für diese
Untersuchung eingesetzt, die eine Deletion der Gene HOG1 und EFG1 aufwiesen,
weil einige der differentiell exprimierten Gene durch diese reguliert werden. Da eine LL-37-bedingte Hemmung des Hyphenwachstums detektiert wurde, erfolgte die
Untersuchung des Adhärenzverhaltens der Mutanten ∆cdc35, ∆cek1 und ∆mkc1
unter LL-37-Zugabe. Diesen Stämmen fehlen Gene, die für die Regulation des filamentösen Wachstums wichtig sind. Szafranski-Schneider et al. konnten zeigen, dass
die sekretierte extrazelluläre Komponente des Protein Msb2 eine wichtige Rolle in
der Entgiftung des antimikrobiellen Peptides LL-37 spielt [132]. Um zu testen, ob
dieses Protein die Ursache für die Resistenz von C. albicans im Adhärenzassay ist
und eine Adhärenzerhöhung vermittelt, wurde die Deletionsmutante ∆msb2 ebenfalls eingesetzt. Es zeigte sich, dass Mutanten mit einer Deletion der Gene CDC35,
CEK1 und MKC1 das gleiche LL-37-beeinflusste Adhärenzverhalten an Epithelzellen aufwiesen wie der Wildtyp-Stamm. Bei Deletion der Gene IFF4, PHO100 und
MSB2 wurde hingegen keine oder nur eine sehr geringe Zunahme der Anzahl adhärenter C. albicans unter LL-37-Zugabe festgestellt. Gleiche Beobachtungen konnten
für die Mutanten ∆efg1 und ∆hog1 gemacht werden.
Da Iff4 als Adhäsin-ähnliches Zelloberflächenprotein beschrieben und eine Beteiligung an Adhärenzmechanismen [187] gezeigt wurde, fügt sich die beobachtete
ausbleibende LL-37-vermittelte Adhärenzerhöhung der Deletionsmutante in das bekannte Funktionsprofil des Proteins. Da eine Hochregulierung des Gens IFF4 durch
LL-37-Behandlung von C. albicans gezeigt werden konnte, ist diesem Protein eine
entscheidende Rolle in der LL-37-vermittelten Adhärenzerhöhung zuzuschreiben.
Msb2 zählt ebenfalls zu den Adhäsin-ähnlichen Proteinen und wird als Sensor für
Zellwanddefekte beschrieben. Die Sekretion der extrazellulären Domäne nach Aktivierung des Proteins wird als wichtiger Faktor für eine Resistenz von C. albicans
gegenüber LL-37 postuliert [132]. In den Genexpressionsdaten der vorliegenden Arbeit konnte keine Regulation des Gens MSB2 nachgewiesen werden. Als konstitutiv
128
Diskussion
exprimiertes Sensorprotein könnte es aber in ausreichenden Mengen an der Zelloberfläche von C. albicans vorliegen, so dass eine Regulation zu den untersuchten,
relativ frühen Infektionszeitpunkten nicht notwendig war. Die Deletion des Gens
MSB2 bewirkte ein durch LL-37 nur schwach verändertes Adhärenzverhalten der
Mutante im Vergleich zum Wildtyp. Das könnte auf die fehlende Schutzwirkung
von Msb2 zurückzuführen sein, die eine verstärkte Tötung der Hefe durch LL-37
bewirkt. Somit wär die Anzahl vitaler ∆Msb2-Zellen reduziert und dementsprechend auch die Anzahl adhärenter Zellen. Die Expression anderer LL-37-regulierter,
Adhärenz-vermittelnder Proteine erfolgte vermutlich im gleichen Maße wie im Wildtyp. Außerdem traten auf der Seite der Epithelzellen ebenfalls Veränderungen durch
die LL-37-Behandlung auf, die eine verstärkte Bindung des Pathogens an die Wirtszellen bewirken können. Dies erklärt die trotz fehlendem Msb2 beobachtete schwache
Erhöhung der Anzahl adhärenter C. albicans an die Epithelzellen.
Pho100 ist eine putative periplasmatische, induzierbare Acidphosphatase, die in
den Genexpressionsstudien durch LL-37-Behandlung in C. albicans herunterreguliert wurde. MacCallum et al. konnten zeigen, dass die Deletion des PHO100-Gens
paradoxerweise eine Mutante erzeugt, die ein erhöhte Acidphosphatase-Aktivität
aufweist und im Mausmodell eine leichte Schwächung in der Virulenz zeigt. Dies
korrelierte mit der Untersuchung klinischer Isolate, die bei sehr schwacher Virulenz
im Mausmodell gleichzeitig hohe Acidphosphatase-Level aufwiesen [188]. Im Adhärenzassay zeigte die Mutante ∆pho100 keine Erhöhung der Anzahl adhärenter
C. albicans durch die Zugabe von LL-37, was mit den in den beschriebenen Ergebnissen von MacCallum et al. konform ist. Für die in den Expressionsdaten gezeigte
negative Regulation des PHO100-Gens gibt es jedoch noch keine Erklärung. Es sind
detailiertere Untersuchungen zur Regulation der Phosphatase-Aktivität notwendig,
um diesen Effekt verstehen zu können.
Der Transkriptionsfaktor (TF) Efg1 ist mit der Regulation einer großen Anzahl
wichtiger Prozesse in C. albicans assoziiert. Hierzu zählen unter anderem das Hyphenwachstum, der Metabolismus, die Zellwandintegrität sowie Adhäsion und Virulenz. Aufgrund dieser zentralen Rolle ist es nicht verwunderlich, dass die Deletionsmutante ∆efg1 ein LL-37-beeinflusstes Adhärenzverhalten an Epithelzellen aufwies,
das sich von dem des Wildtyps (Wt) unterschied. Während die Anzahl Wirtszellgebundener Wt-C. albicans durch LL-37-Zugabe um das fünffache stieg, trat für die
Mutante nur eine Verdopplung auf. Dies könnte durch eine infolge des Fehlen des TF
ausgelösten Dysfunktion der Regulation morphogenetischer Prozesse [189, 190] oder
der Induktion und Regulation von Zellwand-Genen [191] verursacht sein. Des weite-
Diskussion
129
ren wurde für Efg1 auch eine regulierende Funktion in der Bindung von C. albicans
an humane Zellen beschrieben [35], die durch ein Fehlen des TF ebenfalls unterbunden wäre.
Die letzte getestete Mutante ∆hog1 zeigte einen im Vergleich zum Wildtyp schwachen Anstieg von maximal 250 % (vergleiche Wt: 400 %) adhärenter C. albicans bei
Zugabe von LL-37. Unter den bei LL-37-Behandlung differentiell exprimierten Hog1regulierten Genen traten der pre-ribosomale Faktor ECM1, die ATP-Sulfurylase
MET3 sowie TYE7, ein in die Regulation der Glycolyse involvierter TF, auf. Alle
diese Gene werden als Stress-assoziiert beschrieben. Hog1 ist eine MAP-Kinase, die
mit der Antwort auf osmotischen-, Schwermetall- und Kernstress [192] assoziiert ist.
Eine der Konsequenzen ist die Regulation des Glycerin-Metabolismus [193]. Außerdem ist Hog1 mit den Prozessen Morphologie und Virulenz assoziiert [194]. Ebenso
wie für das Gen EFG1 bietet das breitgefächerte Funktionsspektrum viele Möglichkeiten für die Erklärung des beobachteten LL-37-beeinflussten Adhärenzverhaltens
der Deletionsmutante.
Aufgrund der Genexpressionsdaten ergeben sich eine Reihe weiterer interessanter Gene, wie z. B. HAP43, TYE7, MET3, ECM1 und QDR1, deren entsprechende
Deletionsmutanten im Adhärenzassay untersucht werden könnten. Die Ergebnisse
des LL-37-beeinflussten Adhärenzverhaltens der getesteten Mutanten zeigt aber bereits, dass nicht nur eine Komponente entscheidend für die durch LL-37 verstärkte
Bindung von C. albicans an Epithelzellen ist. Vielmehr scheint das Zusammenspiel
mehrerer Faktoren, die in C. albicans durch das AMP beeinflusst werden, entscheidend zu sein.
4.3
Fazit
Um die medizinische Relevanz infektionsbiologischer Erkenntnisse zu beurteilen, sind
in vivo-Untersuchungen unverzichtbar. Im Falle von C. albicans ist dies jedoch problematisch. Die Verwendung von Mausmodellen zur Aufklärung der Prozesse humaner Candida-Infektionen ist limitiert, da große physiologische Unterschiede zwischen
humanen und murinen Epithelien bestehen. Zudem sind die häufig verwendeten
C. albicans-Stämme, wie z.B. SC5314, nur schwache Kolonisierer von Mausepithelien
[195]. Aus diesem Grund werden für die Untersuchungen Candida-spezifischer Infektionen hauptsächlich humane, epitheliale Zelllinien eingesetzt. Bei der Verwendung
von stabilen Zelllinien, die meist aus Karzinomen etabliert wurden, ist jedoch stets
zu bedenken, dass ihre Reaktionen nicht immer der in vivo-Situation entsprechen.
130
Diskussion
Eine Validierung der Ergebnisse mit weiteren Zelllinien ist daher zwingend erforderlich. Aber auch diese Daten sollten mit Vorsicht interpretiert werden, da sie nicht
immer die Antworten primärer Epithelzellen repräsentieren. Die Zellen weisen meist
keinen polaren Phenotyp auf, wie es in Geweben der Fall ist, haben einen schwächeren Differenzierungsgrad und eine geringere Anzahl an Zell-Zell-Kontakten, die ihre
Funktion und die Antwort auf externe Stimuli beeinflussen [64]. Eine Bestätigung
der beobachteten Effekte mit primären Zelllinien würde eine bessere Übertragbarkeit
in wirkliche Wirt-Pathogen-Interaktionen zulassen.
In dieser Arbeit wurden die beobachteten Effekte an drei verschiedenen Zelllinien
bestätigt, was zumindestens für in vitro-Versuche annehmen läßt, dass die durch LL37-verstärkte Adhärenz von C. albicans an Epithelzellen ein generell gültiger Effekt
ist. Eine Bestätigung dieses Effektes an primären Epithelzellen wäre der nächste
wichtige Schritt. Inwieweit dieser Effekt Relevanz für die Infektion des Menschen
mit C. albicans hat, ist aus den oben genannten Gründen ungewiss. Im Körper werden im Falle einer Infektion weitaus mehr Faktoren in einer regulierten zeitlichen
Abfolge ausgeschüttet, die teilweise synergistische, teilweise aber auch gegenseitig
limitierende Funktionen ausüben. Die Betrachtung der hier sehr vereinfachten Interaktion zwischen Epithelzellen und C. albicans unter dem Einfluss von LL-37 spiegelt nur einen kleinen Ausschnitt der in vivo-Situation wider. Als Kommensale tritt
C. albicans jedoch primär mit Eptihelzellen in Kontakt, was die ausschließliche Verwendung dieser Zellen in dieser Arbeit rechtfertigt.
Eines der wichtigsten antimikrobiellen Peptide in der Haut ist LL-37. Dieses wird
unter anderem konstitutiv durch Epithelzellen exprimiert. Im Falle einer Verletzung
oder einer Infektion wird durch geschädigte Epithelzellen vermehrt LL-37 ausgeschüttet. Des weiteren sekretieren Neutrophile, die als erste Vertreter der weißen
Blutkörperchen an den Ort der Verletzung bzw. zum Infektionsherd rekrutiert werden, große Mengen LL-37. Dieser Zelltyp ist außerdem einer der bedeutendsten in der
Bekämpfung von C. albicans-Infektionen. Dies spricht dafür, dass die gewählten Versuchsbedingungen, wenn sie auch vereinfacht sind, aus infektionsbiologischer Sicht
Relevanz haben. Die gezeigten Effekte, die das Cathelicidin LL-37 sowohl auf die
Epithelzellen als auch auf Candida albicans ausübt und die Art und Weise, wie es den
Infektionsprozess beeinflusst, geben die Möglichkeit, den Wechsel vom Kommensalen
zum Pathogen durch C. albicans zu erklären. In gesunden Menschen ruft C. albicans
aufgrund gut funktionierender Verteidigungsmechanismen, wie einer gut ausgebildeten Mikroflora, einer intakten physikalischen Hautbarriere und einer ausbalancierten
chemischen Barriere durch AMPs, keine invasive Infektionen hervor. Gerät jedoch ei-
Diskussion
131
nes dieser Verteidungssysteme aus dem Gleichgewicht, kann die schnell adaptierende
Hefe dies zu ihrem Vorteil nutzen. So reicht bereits eine Reduzierung der mikrobiellen Flora (z.B. durch die Gabe von Breitbandantibiotika) aus, um eine oberflächliche Hautinfektion durch C. albicans auszulösen. Auch Verletzungen der Haut, wie
z.B. durch Verbrennungen oder bereits vorliegende Entzündungen, verstärken die
Wahrscheinlichkeit einer Ausbildung von C. albicans-Infektionen. Insbesondere diese Tatsache ließe sich durch die in dieser Arbeit beschriebenen Phänomene erklären.
Denn gerade unter diesen Umständen erfolgt eine vermehrte Freisetzung des antimikrobiellen Peptides LL-37. Wie in der vorliegenden Arbeit gezeigt, bewirkt dies
im Wirt eine Aktivierung der Epithelzellen. Durch das AMP werden die Zellen in
einen Alarmzustand versetzt und reagieren mit der Ausschüttung des neutrophilenchemotaktischen Zytokins IL8 und der verstärkten Expression von PRRs, die eine
Bindung von Mikroorganismen vermitteln. Auf der Seite des Pathogens bewirkt
LL-37 eine starke Änderung der Genexpression. C. albicans reagiert mit Stressabwehrmechanismen, reguliert aber gleichzeitig Adhäsine und andere Faktoren, die das
Adhärenzverhalten an die Epithelzellen ändern.
Für die weiterführendere Aufklärung des Einflusses des antimikrobiellen Peptides LL-37 auf den Infektionsprozess wäre die Betrachtung späterer Infektionszeiten
sinnvoll. Dies könnte Einblicke in den zeitlichen Verlauf der Expression der humanen
PRRs und der Sekretion von IL8 liefern.
Durch die von LL-37 auf der Seite des Wirts als auch auf der Seite des Pathogens ausgelösten Reaktionen, wird die verstärkte Adhärenz von C. albicans an
die Epithelzellen bewirkt. Da die Adhärenz des Pathogens an das Wirtsepithelium
der initiale Schritt in der Ausbildung manifester Infektionen ist, wären somit alle
Voraussetzungen für eine Infektion mit C. albicans gegeben. Aufgrund der schnellen Anpassungsfähigkeit und des raschen Wachstums des Pilzes, wäre eine schnelle
Verbreitung in tieferliegendes Gewebe möglich.
Sollte der Wirt einen Defekt in der dritten und letzten Instanz der Abwehrmechanismen, dem adaptiven Immunsystem, aufweisen, drohen invasive Kandidosen. Diese
Gefahr ist für Patienten mit supprimierten Immunsystem gegeben, wie z.B. AIDS-,
und Transplantations-Patienten oder Patienten, die Chemotherapien erhalten.
Die durch LL-37 verstärkte Adhärenz könnte des weiteren die bei den Autoimmunerkrankungen Rosaceae und Psoriases häufiger auftretenden Candida-Infektionen
[196, 197] erklären. Als Ursache für diese Krankheiten wird ein erhöhtes Expressionslevel des antimikrobiellen Peptides LL-37 beschrieben. Die erhöhte Expression
des Peptides würde nach den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit die Adhärenz
132
Diskussion
von C. albicans an die Epithelien fördern, was das kombinierte Auftreten der Autoimmunerkrankung und C. albicans-Infektionen erklären würde. Diese Ergebnisse
zeigen sehr deutlich, wie wichtig ein ausbalanciertes Immunsystem für die Gesundheit ist. Des weiteren wird deutlich, dass die Verwendung antimikrobieller Peptide in
der Medizin zwar vielversprechende Aussichten hat aber ihre Wirkung genauestens
analysiert werden muss, da auch sie zu unerwünschten Nebeneffekte führen können.
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Anhang A
Abkürzungsverzeichnis
%
Prozent
◦
Grad Celsius
C
µ
mikro-, 10-6
µg
Mikrogramm
µl
Mikroliter
µm
Mikrometer
µM
Mikromol
7AAD
7-Aminoactinomycin D
AA
Aminosäure (engl. amino acid)
Abb.
Abbildung
AIDS
erworbenes Immundefektsyndrom (engl. acquired immunodeficiency syndrome)
Als
engl. agglutin-like sequence
AMP
antimikrobielles Peptid
arg
Arginin
ATCC
American Type Culture Collection
ATP
Adenosintriphosphat
B
Bor
BISA
Biologische Systemanalyse
BMBF
Bundesministerium für Bildung und Forschung
bzw.
beziehungsweise
C
Cystidin
C
Kohlenstoff
C. albicans
Candida albicans
155
C. glabrata
Candida glabrata
C. parapsilosis
Candida parapsilosis
C. tropicalis
Candida tropicalis
Ca
Calcium
ca.
circa
cAMP
zyklisches Adenosinmonophosphat (engl. cyclic adenosine monophosphate)
CBIO
Chemische Biologie
cDNA
komplementäre DNA (engl. complementary DNA)
CFDA-SE
Carboxyfluorescein Diacetat Succinimidyl Ester
CFSE
Carboxyfluorescein-Succinimidyl Ester
CFU
engl. colony forming units
Cl
Chlor
CLR
2
C-Typ Lectin Rezeptor
cm
Quadratzentimeter
CO2
Kohlenstoffdioxid
Cp
Schwellenwert (engl. crossing point)
cRNA
komplementäre RNA (engl. complementary RNA)
C-terminal
in der Nähe des Carboxylendes des Proteins
CWP
Zellwandprotein (engl. cell wall protein)
DAD
Diodenarraydetektor
DC
Dentritische Zellen, (engl. dendritic cell)
DC-SIGN
DC-specific (ICAM)-3-grabbing non-integrin
DHA
engl. drug proton antiporter
DNA
Desoxyribonukleinsäure (engl. desoxyribonucleic acid)
DNase
Desoxyribonuklease
dNTP
Desoxyribonukleosidtriphosphat
DSMZ
Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen
DTT
Dithiothreitol
ECM
extrazelluläre Matrix
EDTA
Ethylendiamintetraacetat
ELISA
engl. enzyme-linked immunosorbent assay
engl.
englisch
ER
Endosomatisches Retikulum
ERK1/2
engl. extracellular signal-regulated kinase
et al.
und andere (lat. et alii)
EthD1
Ethidium Homodimer-1
FACS
Fluoreszenzbasierte Durchflusszytometrie (engl. fluorescenceactivated cell sorting)
F-Aktin
filamentöses Aktin
FBP1
Fructose-1,6-bisphosphatase
FBS
Fötales Kälberserum (engl. fetal bovine serum)
FC
Faktor der Genexpressionsveränderung (engl. fold change)
Fe
Eisen
FGSC
Fungal Genetic Stock Center
FITC
Fluoresceinisothiocyanat
FSC
engl. forward scatter
g
Gramm
G
Guanosin, Glycin
Glu
Glucose
GO
engl. Gene Ontology
GPI-Anker
Glykosylphosphatidylinositol-Anker
G-Protein
GTP-bindendes Protein
h
Stunden (engl. Hour)
H
Histidin, Wasserstoff
HBD
humanes β-Defensin
HD
humanes Defensin
HEPES
2-(4-(2-Hydroxyethyl)- 1-piperazinyl)-ethansulfonsäure
his
Histidin
HIV
humaner Immundefizienz-Virus
HNP
engl. human neutrophil protein
HPLC
Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (engl. high performance liquid chromatography)
Hwp
engl. hyphal wall protein
HZI
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
ICAM
engl. intercellular adhesion molecule
ICL1
Isocitratlyase
ID
Identifikationsschlüssel
IFN
Interferon
IGB
Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik
IL
Interleukin
k
kilo, 103
K
Kalium, Lysin
Kap
Kapitel
KCl
Kaliumchlorid
kDa
kilo Dalton
kg
kilo Gramm
KH2 PO4
Kaliumhydrogenphosphat
l
Liter
L
Leucin
lfc
engl. log fold change
LM
Lösungsmittel
log
Logarithmus
log2
Logarithmus zur Basis 2
LPS
Lipopolysaccharid
LRR
Leucin-reiche Repeats
LTE
Lipidexporter (engl. lipid translocating exporter)
m
Meter, milli- 10-3
M
Mol pro Liter
MAPK
mitogenaktivierte Proteinkinase
MAP-Kinase
mitogenaktivierte Proteinkinase (engl. mitogen-activated protein kinase)
Mbp
Millionen Basenpaare
MCP-1
engl. monocyte chemotactic protein-1
MDH1
Malatdehydrogenase
MIC
minimale inhibierende Konzentration
min
Minute
ml
Milliliter
MLS1
Malatsynthase
mm
Millimeter
mm2
Quadratmillimeter
mm3
Kubikmillimeter
MOPS
3-(N-Morpholino)propansulfonsäure
MR
Mannoserezeptor
mRNA
Boten-RNA (engl. messenger RNA)
MTL
engl. Mating Type Like
MW
Mittelwert
N
Stickstoff
n
Nano-, 10-9
Na
Natrium
Na2 HPO4
Natriumdihydrogenphosphat
NaCl
Natriumchlorid
NAD+
oxidiertes Nicotinsäureamid-Adenin-Dinukleotid
NADH
reduziertes Nicotinsäureamid-Adenin-Dinukleotid
ncRNA
engl. non-coding RNA
nd
nicht detektiert
NF-κB
nuklearer Faktor κB
NLR
NOD-like Rezeptoren
nm
Nanometer
NOD
Nucleotide Oligomerization Domain Receptors
N-terminal
in der Nähe des Aminoendes des Proteins
O
Sauerstoff
OD
optische Dichte
OPA
O-Phthalaldehyd
OPT
Oligopeptid-Transporter
ORF
offenes Leseraster (engl. open reading frame)
P
Phosphor
P. aeroginosa
Pseudomonas aeroginosa
PAMP
engl. pathogen-associated molecular patterns
PBS
Phosphatgepufferte Salzlösung (engl. phosphate buffered saline)
PCA
engl. principle component analysis
PCK1
Phosphoenolpyruvatkinase
PCR
Polymerasekettenreaktion (engl. polymerase chain reaction)
pDC
plasmazytoide dendritische Zellen
PEP
Phosphoenolpyruvat
pH
negativer dekadischer Logarithmus der Protonenkonzentration (lat. pondus hydrogenii)
PMN
polymorphnukleare Leukozyten
pmol
Picomol
PRR
engl. pattern recognition receptor
PS
Phosphatidylserin
R
Arginin
RHE
rekonstruiertes humanes Epithelium
RI
Brechungindex (engl. refractive index)
RIG
engl. retinoic acid-inducible gene
RLR
RIG-I-like Rezeptoren
RNA
Ribonukleinsäure (engl. ribonucleic acid)
ROS
reaktive Sauerstoffspezies (engl. reactive oxygen species)
rpm
Umdrehungen pro Minute (engl. revolutions per minute)
RPMI
Roswell Park Memorial Institute Medium
rRNA
ribosomale RNA
RT
Raumtemperatur
RT-PCR
Echtzeit-PCR (engl. real-time)
S
Serin
S. aureus
Staphylococcus aureus
S. cerevisiae
Saccharomyces cerevisiae
S. epidermidis
Staphylococcus epidermidis
SAP
sekretierte Aspartatprotease
sec
Sekunde
SHA
Salicylhydroxamsäure (engl. salicylhydroxamic acid)
spp.
lat. species pluralis
SSC
engl. sidewards scatter
s. u.
siehe unten
Tab.
Tabelle
TE
Tris-EDTA
TF
Transkriptionsfaktoren
TH
T-Helferzelle
TIR
Toll-/Interleukin-1(IL-1)-Rezeptor
TLR
Toll-like-Rezeptor
TM
Trockenmasse
TNF
Tumornekrosefaktor
U
Uridin
untr
unbehandelt (engl. untreated)
USA
Vereinigte Staaten von Amerika
v. Ch.
vor Christus
xg
x fache Erdschwerebeschleunigung: 9,81 m/s2
YNB
Minimalmedium (engl. yeast nitrogen base)
YPD
engl. yeast extract, peptone, dextrose medium
z. B.
zum Beispiel
Anhang B
verwendete Geräte
Bezeichnung
Typ, Hersteller
Brucheisautomat
Ziegra
Brutschränke
CO2 -Auto-Zero, Heraeus
HeraCell 150i, Thermo Scientific
Bunsenbrenner
Fireboy, Heraeus
Dampfsterilisatoren
Belimed Infection Control
Sauter 464
Zirbus HST 4-5-6
Durchflusszytometer
Canto, BD Bioscience
Calibur, BD Bioscience
HPLC
LC 1200 Serie, Agilent
HPLC-Detektoren
Brechungsindexdetektor
RID-10A,
Shi-
madzu
HPLC-Säulen
Rezex RoA-Organic Acid H+ (8 %) S-Säule
und SecurityGuard-Vorsäule, Phenomenex
Zorbax Eclipse C18plus-Säule und Vorsäule,
Agilent Technologies
RID-10A, Shimadzu
Hybridisierungskammer
Hybridization Chamber Kit, Agilent Technologies
Hybridisierungsofen
G2545A, Agilent Technologies
Kapillarelektrophorese (RNA) G
2100 Bioanalyzer, Agilent Technologies
Kolbenschüttler
Multitron, Infors-HT
161
Kryo-Einfriergerät
Freezing Container, Thermo Scientific
Magnetrührer
MR 2002, Heidolph
Microarrayscanner
G2565A, Agilent Technologies
Mikroskope
CKX41/U-RFLT50, Olympus
Biozero BZ-8100, Keyence
Axioplan, Zeiss
Mikroskopkamera
ColorView SIS FireWire Camera 3.0
Mikrotiterplattenabsorptionsleser µQuant, BioTek
Mikrotiterplattenschüttler
Titramax 1000, Heidolph
Comfort 5355R, Eppendorf
Mikrotiterplattenwascher
Elx50, BioTek
Multikanalpipetten
R
Transferpette
-12 electronic: 0,5-10, 5-100,
15-300 µl, Brand
R
Transferpette
-8 electronic: 1 - 20 µl; 5 -
100 µl, Brand
R
Transferpette
S -8 10-100 µl
Research Mehrkanal 10-100 µl, Eppendorf
Pipetten
Research 0,5 - 10 µl, Eppendorf
Research 2- 20 µl, Eppendorf
Research 20- 200 µl, Eppendorf
Research 100- 1000 µl, Eppendorf
Pipettierhilfen
R
Easypet
, Eppendorf
CellMate Matrix, Thermo Scientific
real-time PCR System
R
Light Cycler
480, Roche
Rotoren
Ausschwingrotor A-4-44, Eppendorf
Festwinkelrotor F-34-6-38, Eppendorf
F45-30-11 Eppendorf
Ausschwingrotor 1154, Hettich
E1547, Hettich
Ausschwingrotor JS-5.3, BeckmanCoulter
Schütteltisch
Innova 2100, New Brunswick Scientific
Spektralphotometer
NanoDrop1000, Peqlab
Sterilwerkbänke
HeraSafe KS 12, Thermo Scientific
MaxiSafe 2020, Thermo Scientific
HLB 2448, Heraeus
Thermocycler
Personal Cycler, Biometra T3, Biometra
Thermmixer
5437, Eppendorf
Thermostat 5320, Eppendorf
Vakuumpumpe
XF54 230 50, Millipore
Vortexer
Vortex Genie 2, Scientific Industries
IKA Works Vortexer
Waagen
PC4400, Mettler
Sartorius excellence
Sartorius research
Wärmeschrank
Memmert UK 400
Wasseraufreinigung
Reinstwassersystem Milli-Q Academic A10,
Millipore
Wasserbäder
Schüttelwasserbad 3047, Köttermann
Wbn 14, Memmert
Zählkammer
Neubauer improved, Assistent Germany
Zentrifugen
5804R, Eppendorf
5402 Eppendorf
5415 Eppendorf
R
Avanti
, J-E. Beckman Coulter
Biofuge fresco, Heraeus
Mikro 22R, Hettich
R
Sprout
Minizentrifuge, Kleinfeld Labor-
technik
Anhang C
Verbrauchsmaterialien
Bezeichnung
Typ, Hersteller
4-Kompartiment-Schalen
Cellview glas bottom dish 627870, Greiner BioOne
Abdeckfolien
für ELISA-Platten 900110, HJ-Bioanalytik
Abdeckmatten
für HPLC 96-Well-Platten 5042-1389, Agilent
Technologies
Combitips
12,5 ml 1 = 0,25 ml, Eppendorf
Deckgläschen
20 x 26 mm für Neubauer improved Zählkammer,
Menzel
Einwegpipetten
Costar Stripette 5 ml 4487, 10 ml 4488, 25 ml 4489,
Corning
Filterspitzen
R
TipOne
S1121-3810 10 µl, Starlab
R
TipOne
S1120-1810 20 µl, Starlab
R
TipOne
Pipette Filter Tips 1-100 µl S1120-1840,
Starlab
R
TipOne
S1126-7810 1000 µl, Starlab
R
TipOne
RPT Tips, 0,1-10 µl S1181-3810, Starlab
Glasgefäße
für HPLC-Proben 5182-0716, Agilent Technologies
zugehörige Deckel 5182-0717, Agilent Technologies
Glasperlen
für Zellaufschluß 425–600 µm G8772, Sigma
Kryoröhrchen
R
Nalgene
CyrowareTM 5000-0020, Nalgene Nunc
Int.
Lösungsmittelfilter
RC60 Membrane Circles (regenerierte Zellulose)
2602255100, Whatman
Multiwellplatten
6-Well-Platten 657160, Greiner Bio-One
164
24-Well-Platten 662160, Greiner Bio-One
96-Well-Platten für ELISA high-bindig 675061,
Greiner Bio-One
96-Well-Platten 353916, BD Falcon
CytoOne 96-Well Plate CC7682-7596, Starlab
96-Well-Platten volumenreduziert 3697, Corning
96-Well-Platten für HPLC 5042-1385, Agilent
Technologies
384-Well-Platten 3701, Corning
PCR Gefäße
8er Streifen mit Deckel 781320 und 781340, Brand
0,2 ml 781330, Brand
Pasteurpipetten
aus Glas 747720, Brand
Petrischalen
Polystyrol, 94 x 16 mm rund 5408047, Omnilab
Pipettenspitzen
epT.I.P.S. Standard 2 - 200 µl 0030000.870, Eppendorf
epT.I.P.S. Standard 50 - 1000 µl 0030000.919, Eppendorf
R
TipOne
S1111-3000 10 µl
R
TipOne
S1111-0006 200 µl
R
TipOne
S1111-2021 1000 µl
QIAShredder
Zellaufschlusssäulen 79654, Qiagen
Reaktionsgefäße
Safe-Lock Tubes 0,5 ml 0030 121.023, Eppendorf
Safe-Lock Tubes 0,5 ml PCR clean 0030 123.301,
Eppendorf
Safe-Lock Tubes 1,5 ml 0030 120.086, Eppendorf
Safe-Lock Tubes 2 ml 0030 120.094, Eppendorf
Spritzen
Einmalspritzen Omnifix, Luer Lock, 2 ml 3201218,
Fisher Scientific
Spritzenfilter
für HPLC-Proben 0,2 µm AFO320352, Phenomenex
Sterilfilter
Minisart 0,2 µm 17573, Sartorius
Bottletop 500 ml Filter 0,2 µm 595-4520, Nalgene
Zellkulturflaschen
25 cm2 CE48.1, Roth
75 cm2 430641, Corning
175 cm2 660175, Greiner Bio-One
Zellschaber
23 cm 179693, Nalge Nunc
Zentrifugenröhrchen
15 ml 430829 , 50 ml 430791 und 430897, Corning
Anhang D
Chemikalien
Bezeichnung
Bestellnummer, Hersteller
7AAD
559925, BD PharmingenTM
10 mM dNTP mix
18427013, Invitrogen
α-Ketoglutarat
127205, Böhringer
γ-Amino-n-Butansäure
A2129, Sigma
Acetonitril für die HPLC
HZI Lager
Äpfelsäure
800384, Merck
AlamarBlue
R
Aminosüre-Standard 1nmol/µl
5061-3330, Agilent Technologies
Ammoniumformiat
09739, Fluka
Ammoniumsulfat
A3920, Sigma
Annexin
560931, BD PharmingenTM
L-Arginin
13940, Serva
Bacto Agar
40017, HZI-Lager
Bersteinsäure
820151, Merck
Bindungspuffer, 10x
556454, BD PharmingenTM
Boratpuffer
5061-3339, Agilent Technologies
Borax
B9876, Sigma
Brenztraubensäure
6619, Merck
Calcofluor-White
18909, Sigma
CFSE
21888, Sigma
Dimethylsulfoxid (cell culture grade)
EMR385250, Biozol
di-Natriumhydrogenphosphat
P030.1, Roth
Ethanol (pro analysi)
HZI Lager
Ethanol (vergällt)
HZI Lager
167
Ethylendiamintetraacetat
27270, Riedel-de Haën
FBS
DE14-801F, Lonza
Formalin 10 %
HT501128, Sigma
Fumarsäure
F4633, Sigma
Glucose(D+) Monohydrat
221293, Riedel-de Haën
Glycerin 87 % (pro analysi)
HZI Lager
HEPES
H3375, Sigma
L-Histidin
1697.1, Roth
Isocitrat
12116, Merck
Kaliumchlorid
4936, Merck
Kaliumhydrogenphosphat
4873, Merck
Kaliumhydroxid
6751, Roth
R
LightCycler
480 SYBR Green I Master
4887352001, Roche
LL-37 Peptid
H-6224.0001, Bachem Holding
AG
L-Prolin
A3453, AppliChem
myo-Inositol
I5125, Sigma
Methanol (pro analysi)
HZI Lager
2-Mercaptoethanol
M6250, Sigma
MOPS
BK/00004004/000500, Geyer
Natriumacetat
67732, Roth
Natriumazid
K305.1, Roth
Natriumchlorid
3957.2, Roth
Natriumcitrat
6448, Merck
Natriumformiat
6443, Merck
Natriumlactat
71718, Sigma
OPA-Reagenz
5061-3335, Agilent Technologies
Phosphorsäure
30417, Riedel-de Haën
R
ProLong
Gold Antifade Reagent with DAPI
p-36931, Invitrogen
R
RNase AWAY
83931, Sigma
RNase free DNase Set
605157, Qiagen
RPMI with L-Glutamine
BE12-702F, Lonza
Schwefelsäure 95 - 97 %
4623.4, Roth
Superscript II
18064-014, Invitrogen
Trypsin-Versene
BE17-161E, Lonza
R
20
Tween
9127.1, Roth
Wasser Nuklease-frei
AM9938, Ambion
YPD-Broth
Y1375, Sigma
YNB w/o Aminoacids
Y0626, Sigma
Anhang E
Inhaltsverzeichnis des digitalen
Anhangs
Dieser Arbeit liegen folgende Dateien bei:
Ordner S_ 01
Rohdaten der C. albicans-Mikroarrays
Ordner S_ 02
R-Skript zur Erstellung von Listen mit logarithmischen Fold Changes, statistischen Werten und
Annotation der Gene (Skript S_ Scr_ 01)
verwendete Annotationsdatei vom 15. Juli 2012
(Tabelle S_ Tab_ 04)
Zuordnung der Datensets (Tabelle S_ Tab_ 03)
Tabelle S_ Tab_ 01
Metadaten der C. albicans-Mikroarrays im GEOFormat
Tabelle S_ Tab_ 02
Normalisierte Daten der C. albicans-Mikroarrays
Tabelle S_ Tab_ 05
Genexpression
von
C. albicans
nach
LL-37-
Behandlung im Vergleich zur unbehandelten
Probe bei Betrachtung der Datensets 1-3
Tabelle S_ Tab_ 06
signifikant regulierte Gene bei Betrachtung der Datensets 1-3 und p-Wert < 0,05
Tabelle S_ Tab_ 07
Genexpression
von
C. albicans
nach
LL-37-
Behandlung im Vergleich zur unbehandelten
Probe bei Betrachtung der Datensets 2 und 3
Tabelle S_ Tab_ 08
signifikant regulierte Gene bei Betrachtung der Datensets 2 und 3 und p-Wert < 0,05
Abbildung S_ Abb_ 01
Abbildung 3.23 der Dissertation
170
Danksagungen
Diese Arbeit würde in dieser Form nicht vorliegen, wenn ich nicht durch viele Menschen unterstützt worden wäre. An dieser Stelle möchte ich Freunden und Kollegen
dafür danken.
Mein erster und besonderer Dank geht an meine Mentorin Prof. Dr. Ursula Bilitewski. Ich danke ihr für die Möglichkeit an diesem interessanten Projekt mitarbeiten
zu dürfen und für ihr Vertrauen, dass sie stets in mich gesetzt hat. Ihre Unterstützung und Anregungen sowie ihr kritisches Hinterfragen von Ergebnissen haben die
Arbeit positiv beeinflußt.
Ich danke Prof. Dr. Michael Steinert für die freundliche Übernahme des Koreferats
und die damit verbundenen Mühen.
Des weiteren möchte ich den Mitgliedern meines Thesis-Kommittees danken. André Fleissner begleitete mich in dieser Funktion über den gesamten Zeitraum meiner
Forschungsarbeit und lieferte mit seinen Fragen und Betrachtungsweisen aus einem
ganz anderen Forschungsblickwinkel immer neue Anregungen. Gleichzeitig bedanke
ich mich bei ihm, für die Bereitschaft, den Prüfungsvorsitz zu übernehmen. Marcus
Gereke sprang netterweise ab dem zweiten Treffen als Mitglied in mein ThesisKommittee ein und unterstütze mich mit vielen Ideen und Vorschlägen.
Ich danke der HZI Graduate School für die finanzielle Unterstützung von Dienstreisen und Tagungsbesuchen.
Ein großer Dank geht an die Gruppe MWIS um Wolfgang Kessler, insbesondere
an Axel Schulz und Andrew Perreth, die mich in die Techniken und Tücken der
HPLC einwiesen. Danke, dass ich mit allen großen und kleinen Problemen jederzeit
zu euch kommen konnte und ihr mit guter Laune und vielen kleinen Schrauben
und Schläuchen weitergeholfen habt (vielleicht fahren wir ja doch noch irgendwann
nach Stockholm, Axel....) Des weiteren möchte ich den Damen der „Array-Facility“,
Sabrina Kaser und Petra Hagendorff, danken, die mir bei der Herstellung der Arrays
mit Rat und Tat beiseite standen.
Ebenso möchte ich mich bei meinen jetzigen und allen ehemaligen Kollegen der
171
gesamten Arbeitsgruppe BISA bedanken. Bei Fragen und Problemem war immer
einer da, der gerne weitergeholfen hat. Ohne die ein oder andere Diskussion am
Mittagstisch wäre die Lösung mancher Problem auf der Strecke geblieben. Ein besonderer Dank gilt hier Anna Buschart, die für meine Fragen und Hilfegesuche zu
der Auswertung der Arraydaten stets Zeit gefunden hat sowie meinen lieben Büromitinsassen Caroline (Angie) Kanzler und Katja Gremmer, die mich durch wissenschaftliche Diskussionen und praktische Hilfe im Labor unterstützten aber dabei den
„überwasserhaltenden“Spaß nicht zu kurz kommen ließen. Das schließt auch meine
ehemaligen Büro-Kollegen Bianca Lüderitz und Dörthe Jones mit ein, die mir ihre
Hilfe und Unterstützung auch nach den HZI-Zeiten zukommen ließen. (Katja, in 5
Jahren... Plan B steht!)
Vielen Freunden möchte ich danken, die ich während dieser 3 Jahre viel zu wenig
gesehen habe, die dafür aber immer Verständinis gezeigt haben. Danke, für eure
aufbauenden Worte, eure „offenen Ohren“ und die Gewissheit, dass ihr immer da
seit, wenn ich euch brauche.
Außerdem geht ein großer Dank an alle die, die dazu beigetragen haben, dass
ich meine Arbeit unbeschwert und sorgenfrei ausführen konnte, da ich meine Kinder
in liebevoller Obhut wusste. Dies gilt insbesondere für Gabi, Swenja und Sabine
aus dem Kindergarten der Lebenshilfe. Danke, dass ihr nie über meine akademische
Viertelstunde des Zuspätkommens geklagt habt.
Ein ganz besonderer Dank geht an meine Eltern, meine Schwester und Familie
sowie an meine Schwiegereltern. Danke, dass ihr mich mit eurem Vertrauen, euren
Worten und eurer Hilfe in den letzten Jahren unterstützt habt. Ohne die Gewissheit,
euch im Rücken zu haben, hätte ich diesen Weg nicht gewagt. Gleicher Dank gilt
meinen Kindern Nele und Meike und ganz besonders Tim, für seine Geduld und
Hilfe sowie seine verordneten Zwangspausen. Ich danke euch, dass ihr mich auf
diesem Weg begleitet und unterstützt habt und immer für mich da seid.
Lebenslauf
Persönliche Daten
Vor- und Nachname
Daniela Evers (geb. Wild)
Geburtsdatum/ -ort
geboren am 11.07.1977 in Berlin
Familienstand
verheiratet, 2 Kinder
Staatsangehörigkeit
Deutsch
Schulausbildung
1991 - 1994
Käthe-Kollwitz-Gymnasium Berlin
1994 - 1997
Hölty-Gymnasium Wunstorf
Abschluß: Abitur
Studium
09/1997 - 01/2003
Studium der Biologie an der Technischen Universität Carola-Wilhelmina zu Braunschweig
Vorprüfung: 15.10.1999
Hauptstudium: Hauptfach: Mikrobiologie, Nebenfächer: Zellbiologie, Botanik, Zellbiologie, Ökologie
Diplomarbeit an der GBF Braunschweig in der
Abteilung Mikrobielle Pathogenität und Impfstoffforschung Arbeitsgruppe Prof. Dr. Hammerschmidt: „Funktionelle und strukturelle Charakterisierung des Plasminogenbindungsproteins Enolase von Streptococcus pneumoniae“
Abschluß: Diplom
173
Berufstätigkeit
03/2003 - 09/2004
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsklinikum Magdeburg, Institut für Experimentelle
Innere Medizin
09/2004 - 03/2009
Elternzeit
Geburt des ersten Kindes im Oktober 2004
Geburt des zweiten Kindes im August 2006
04/2009 - 07/2009
Wissenschaftliche Hilfskraft im Institut für Mikrobiologie an der TU-Braunschweig
ab 09/2009
Promotion am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH in der Arbeitsgruppe Biologische
Systemanalyse zum Thema „Der Einfluss des antimikrobiellen Peptides LL-37 auf Candida albicans
und den Infektionsprozess in vitro“
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