Alkohol SFU 2015 _Handout_ohne Bilder

Werbung
Seminarinhalt
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
ALKOHOLISMUS
FORTBILDUNG
AUSBILDUNGSCURRICULUM
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
1
Altertum/Mittelalter
Aufklärung/
Industrialisierung
Nahrungsmittel
+
-
Genussmittel
+
+
Rauschmittel
+
+
Sakrales Mittel
+
+
Kontaktförderung
+
+
Verursacher sozialer Probleme
+
+
Suchtmittel
-
+
Arzneimittel
+
-
Verursacher körperlicher Schäden
+
+
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
2
Geschichte des Alkohols
Funktion und Folgen des Alkohols (Feuerlein 1994)
Funktion Rauschmittel
Historisches
Definition
Diagnose
Verlauf
Biologische Therapie
Psychotherapie
Sozialtherapeutische Maßnahmen
Pav. 26 Therapieprogramm
•  Der Name Alkohol entstammt dem Arabischen "al´khol"
und bedeutet ursprünglich "Etwas Feines" im Sinne
eines Auszugs von etwas Größerem, also dem
Ausgangsmaterial für die Destillation.
•  Alkoholhaltige Speisen dürften so alt sein wie die
Menschheit. Durch Konsum überreifer Früchte, die
bereits in Gärung übergegangen waren, wurde - eher
zufällig - Alkohol konsumiert.
3
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
4
Alkohol in der Frühgeschichte
Alkohol in der Steinzeit
•  Bereits in der Mittelsteinzeit 10000 bis
5000 v. Chr. beginnt mit der Entwicklung
der Bodenbauern und Viehzüchtern die
Herstellung alkoholischer Getränke, die
als Nahrungsmittel Verwendung fanden. In
Tibet wurde aus Gerste Bier gebraut, die
Germanen vergoren Honig zu Met und
Viehzüchter-Nomaden vergoren
Stutenmilch.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
5
SFU 2015
Geschichte des Weines
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
6
Geschichte des Bieres
•  Bereits der griechische Philosoph Homer beschreibt in der
"Odyssee" Zechgelage und ekstatische Feste zu Ehren des
griechischen Weingottes Dionysos.
•  Auch die Römer ehrten ihren Gott des Weines, Bacchus, mit
ausgiebigen Gelagen, den Bacchanalien. Der Wein war bei den
Römern nicht nur Sakralgetränk, Nahrungs- und Genussmittel,
sondern wurde bereits wegen seiner medizinischen Wirkung
innerlich und äußerlich (zur Desinfektion) angewendet. Cäsars
Soldaten mussten täglich ein Liter Wein zur Vorbeugung gegen
Infektionskrankheiten trinken.
•  Im Mittelalter erlebte der Weinanbau unter der Regentschaft Karls
des Großen seine Blütezeit, aber auch erste Alkoholprobleme. So
war es sowohl Richtern als auch Klägern und Zeugen verboten, in
trunkenem Zustand vor Gericht zu erscheinen.
SFU 2015
•  Mit der Entwicklung des Ackerbaus standen alkoholische
Getränke in größerem Umfang zur Verfügung. Alkohol wurde
wichtiges Nahrungsmittel, ist jedoch auch als die wohl älteste Droge
zu religiösen Riten verwendet worden.
•  Aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. existiert von den Sumerern das
"monument bleu", das die Göttin Nina bei der Zubereitung von
Opferbier zeigt.
•  Aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. stammen Belege aus Ägypten,
die die Wein- und Bierherstellung darstellen. Osiris selbst soll die
Ägypter Weinanbau und Bierherstellung gelehrt haben. Die Biere
dieser Zeit waren von süßlichem Geschmack, mit Safran, Myrthe
und Anis gewürzt und von geringer Haltbarkeit, mussten also
baldmöglichst konsumiert werden.
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
7
•  In den kühleren Regionen Nordeuropas, in denen kein Weinanbau
möglich war, wurden stattdessen aus gemältzer Gerste, Wasser und
Hefe Vorläufer des heutigen Bieres hergestellt. Die ersten Biere
waren nur kurzfristig haltbar. Als Stabilisierungsmittel wurde
Ochsengalle und Bilsenkraut zugesetzt. Letzterer Zusatz gab dem
Pilsener vermutlich seinen Namen. Haltbares Bier wurde erst mit
dem Zusatz von Hopfen erhalten, das im 15. Jahrhundert durch
Händler aus Flandern und Holland eingeführt wurde. Diese
herbbittere Biersorte verdrängte bis zum 18. Jahrhundert die
ungehopften Sorten fast vollständig. Die Mönche der
Kosterbrauereien verfeinerten die Braukunst bis zur Perfektion.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
8
Geschichte der Spirituosen
Alkohol in der Bibel
•  Bereits 300 v. Chr. beschreibt Aristoteles die
Destillation, die jedoch in erster Linie zur Entsalzung von
Meerwasser diente.
•  Die Technik der Weindestillation ist aus dem 11.
Jahrhundert überliefert (Universität Salerno).
•  Nennenswerte Mengen hochprozentiger Spirituosen
wurden später in dem Klöstern hergestellt. Es
entstanden Rezepte zur Herstellung von
Obstschnäpsen, Weinbrand, Whisky sowie Likören.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
9
Alkohol in der Bibel
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
10
Alkohol in der Bibel
•  So hüte dich nun, Wein oder starkes Getränk zu trinken und
Unreines zu essen; denn du wirst schwanger werden und einen
Sohn gebären (Richter13,4)
•  Der Wein macht Spötter, und starkes Getränk macht wild; wer
davon taumelt, wird niemals weise (Sprüche 23,1)
•  Weh denen, die des Morgens früh auf sind, dem Saufen
nachzugehen, und sitzen bis in die Nacht, daß sie der Wein
erhitzt (Jesaia 5,12)
•  Denn Johannes der Täufer ist gekommen und aß kein Brot und
trank keinen Wein; so sagt ihr: Er ist besessen. Der
Menschensohn ist gekommen, ißt und trinkt; so sagt ihr: Siehe,
dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer (Lukas 7,33)
SFU 2015
•  Noah aber, der Ackermann, pflanzte als erster einen
Weinberg. Und da er von dem Wein trank, ward er
trunken und lag im Zelt aufgedeckt. Als nun Ham,
Kanaans Vater, seines Vaters Blöße sah, sagte er's
seinen beiden Brüdern draußen ( 1 Moses 9,21)
•  Der HERR aber redete mit Aaron und sprach: Du und
deine Söhne, ihr sollt weder Wein noch starke
Getränke trinken, wenn ihr in die Stiftshütte geht,
damit ihr nicht sterbt (3 Moses 10,5)
11
•  Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der
Wasser gewesen war, und nicht wußte, woher er kam
(Johannes 2,9)
•  Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den
und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des
Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung
der Sünden. Ich sage euch: Ich werde von nun an
nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks
trinken bis an den Tag, an dem ich von neuem davon
trinken werde mit euch in meines Vaters Reich
(Matthäus 26,27)
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
12
Alkohol im Talmud
Alkohol im Koran
•  Der Sabbat beginnt Freitagabend vor dem Abendessen mit
dem Anzünden der Kerzen, und die erste Zeremonie ist der
Kiddusch, das Einsegnen des Weines. Der Talmud (Brachot
35a) hebt hervor, daß die "Frucht der Rebe" nur aus der
Rebe selbst gewonnen werden darf - ansonsten wäre die
Einsegnung des Weines Frevel.
•  Dies ist - neben den allgemeinen Geboten des Koscheren die einzige Forderung an koscheren Wein. Also sind
heutzutage weder Eiweißschönungen noch chemische
Düngung oder Eichenholzspäne (als Barrique-Imitat)
zulässig. Auch dürfen nicht Weinblätter versehentlich (wie
sonst bei Billigweinen möglich) mitvergoren werden. Zuckeroder Spritzusätze sind ebenso verboten wie Harzungen. Ein
Rabbi muß über die Einhaltung der Forderungen wachen.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
13
Alkohol im Koran
•  In der altarabischen Religion war Alkoholkonsum zur
Erreichung von Rauschzuständen üblich und Teil religiöser
Feste.
•  Die verbindlichen Texte finden sich in vier Versen. Ordnet
man die Verse in die chronologische Reihenfolge ihrer
Offenbarung, so ist eine allmähliche Verschärfung des
Alkoholverbots zu erkennen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
14
Alkohol im Buddhismus
•  Zunächst wird ohne Wertung allein berichtet, dass das
Trinken von Wein in Mekka und Medina üblich war, um sich
zu berauschen (Sure 16, Vers 67).
•  Danach heißt es, dass Wein und Glücksspiel „schwere
Sünde“ seien, wobei „ihre Sünde aber größer (ist) als ihr
Nutzen“. (Sure 2, Vers 219).
•  Das erste Verbot wird in Sure 4, Vers 43 ausgesprochen: „Ihr,
die ihr glaubt, naht euch nicht betrunken dem Gebet, bis ihr
wisst, was ihr sagt!“
•  Schließlich wird der Wein als „Gräuel an Satanswerk“
beschrieben und klar gefordert: „Meidet ihn.“ (Sure 5, Vers 90)
Oh ihr diejenigen, die überzeugt sind, der Wein, das Glücksspiel und die
Opfersteine und die Lose sind Befleckung mit Handeln des Satans. Drum
haltet euch fern davon, auf dass ihr erfolgreich seid.
SFU 2015
•  Im Verlauf der chronologischen Entwicklung der
islaemischen Rechtsordnung Scharia, die ein Teil des
Korans ist, wird die Haltung egenüber Alkohol immer
strenger.
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
15
Die fünf Regeln
•  Die erste Regel: Nicht töten.
•  Die zweite Regel: Nicht stehlen.
•  Die dritte Regel: Keine sexuellen Verfehlungen, keine
Beziehungen, die Leiden für andere oder sich selbst
verursachen.
•  Die vierte Regel ist die, keine Unwahrheit zu sagen.
•  Die fünfte Regel ist die, keine berauschenden Stoffe zu sich
zu nehmen. Wer berauscht ist, wird schnell alle anderen
Regeln brechen.
•  Wenn ihr diese Regeln befolgt, werdet ihr Leiden und Zwietracht
vermeiden und fremdes und eigenes Glück vervielfältigen."
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
16
Alkohol im Buddhismus
Alkohol im Hinduismus
•  Der Tempel darf nur ohne Schuhe, Zigaretten
und Alkohol betreten werden.
•  In der Kultur des Hinduismus ist es zum
Beispiel nicht gestattet, unreguliert Alkohol
zu trinken.
Die Vier Grundlagen der Achtsamkeit
1.  Achtsamkeit auf den Körper (Kayanupassana)
2.  Achtsamkeit auf die Gefühle (Vedananupassana)
3.  Achtsamkeit auf den Geist (Cittanupassana)
4.  Achtsamkeit auf die Geistesobjekte
(Dhammanupassana)
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
17
Alkohol im Hinduismus
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
18
Alkoholismus in der Literaur
•  Die Schriften des Hinduismus schreiben also
jemandem, der Wein trinken will, ein bestimmtes
Ritual vor. Diese Rituale sind eine Konzession der
Höchsten Person für Menschen niedriger
Gesinnung, weil es für sie nicht möglich ist, ihre
schlechten Angewohnheiten von heute auf
morgen zu ändern. Indem sie den Vorschriften für
diese Rituale strikt folgen, verstoßen sie trotz ihrer
sündhaften Wünsche nicht gegen das Gesetz Gottes.
Sie werden im Laufe der Zeit sogar geläutert und
können zu höheren und unmittelbareren religiösen
Praktiken aufsteigen.
SFU 2015
SFU 2015
19
•  Trinkerdarstellungen in der Literatur
–  Polyphem (Homer)
–  Falstaff – der große Trinker
–  Kuttel-Daddeldu (Ringelnatz) „war bekannt als alter
Krankeeler)
–  „Den nächsten Planeten bewohnte ein Säufer“ - Der kleine
Prinz (de Saint Exupéry)
–  Bei nichttrinkenden Autoren klischeehafte Darstellung von
typischem Verhalten, leichte Wiedererkennbarkeit der Typen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
20
Alkoholismus in der Literaur
Alkoholismus in der Literaur
•  Autoren als verkappte Trinker
•  Autoren mit Trinkerimage
–  Francois Villon, Charles Bukowski: „Nobilitierung des
Trinkstils: besondere Sichtweisen der Realität
–  Trinkerimage wird gepflegt und dient der Vermarktung
(Dylan Thomas: „Ive had eightenn straight whiskies; I think,
that is the record)
–  Wegen gesteigerten Marktwertes kommt es auch zu einer
Verbreitung des Klischees
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
21
–  SchriftstellerInnen, die (wie andere Berufsgruppen) darauf
achten, dass der Zusammenhang zwischen Trinken und
Schreibimpuls verdeckt bleibt (Duras, Bauer)
–  Edgar Allen Poe ((1809-1849) versuchte seine
Alkoholproblematik herunterzuspielen, litt zeitweise an
Halluzinationen, die vielleicht auch in sein Werk einfließen
–  E.T.A Hoffmann(1776-1822) hinterließ Zechschulden; trank, um
seine Phantasie anzuregen; manchmal so viel, das er mit dem
Kopf auf dem Wirtshaustisch einschlief.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
Alkohol in der Literatur
Alkohol in der Literatur
•  Autor als „Kunsttrinker“
•  Autor als „Kunsttrinker“
–  Jack London
–  Malcolme Lowry
•  „John Barleycorn or Alcoholic Memoirs“ 1913 (There was no time I
didn‘t want a drink)
•  Vermeintliche Öffnung von „kognitiven Fenstern“ zur Welt
•  Beständiges Spiel mit dem Rand der Existenz und des eigenen
Lebens
– 
Joseph Roth
•  Under the volcano“ 1947
•  Hauptfigur Exkonsul Firmin (Anagramm zu „infirm“) „Explorer of hell,
disoverer of the paradise of his dispair“
– 
•  „Die Legende von heiligen Trinker“ 1939
•  Selbstbeschreibung „böse, besoffen, aber gescheit“
•  Held läßt sich trotz aller Versuchungen nicht vom Lebenspfad ins
Elend abbringen
SFU 2015
22
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
23
Wenedikt Jemofejew
•  „“Die Reise nach Petruschkin“ 1973
•  Leitsatz „und ich trank unverzüglich“
•  Satirischer Blick auf russische Seele, realen Sozialismus
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
24
Alkoholismus in der Literatur
Alkoholismus als Krankheit
•  Joseph Roth nach erfolgloser Entziehungskur:„Mit
lechzender Zunge laufe ich herum, ein Schnorrer. Ich
habe keine Nächte mehr. Ich sitze bis 3 Uhr morgens
herum, ich lege mich angezogen um 4 Uhr hin. Ich
erwache um 5 Uhr und wandere irr durch`s Zimmer. Eine
Stunde ist ein See, ein Tag ein Meer, die Nacht eine
Ewigkeit, das Erwachen ein Höllenschreck.“
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
25
Chronischer Alkoholismus
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
•  Dipsomanie (v. Bühler-Cramer)1819
•  Trunksucht (Trotter 1821)
•  Begriff Alkoholismus erstmals 1852
(Huss)
•  Kontrollverlust (Jellinek 1946)
•  Phasenmodell (Jellinek 1960)
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
26
Chronischer Alkoholismus (Huss)
27
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
28
Alkoholismus - Sucht
Historische Entwicklung des Suchtbegriffes
•  Bis Ende 19. Jahrhundert: „Sucht bedeutet
Krankheit (Schwindsucht, Wassersucht,
Fallsucht, Trunksucht usw.)
•  1957-1964: Offizielle Verwendung des
Begriffes „Sucht durch die WHO
•  20. Jahrhundert: Einführung der Begriffe
„Missbrauch und „Abhängigkeit
•  ICD-10 und DSM-IV: „Schädlicher Gebrauch
und „Abhängigkeitssyndrom
•  Wortbedeutung:
–  germanisch: suhti,
–  althochdeutsch: suht, suft,
–  mittelhochdeutsch: suht
•  Wortwurzel: „siechen
–  althochdeutsch: siuchen
–  mittelhochdeutsch: siuhan
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
29
Suchtbegriff
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
30
Sucht - Süchtigkeit (Laubenthal 1964)
•  Krankheitsbegriff
–  Bleichsucht
–  Wassersucht
–  Fallsucht
•  Auch verwendet für störende Verhaltensweisen
–  Habsucht
–  Geltungssucht
•  Und für eingeschränkte Selbstkontrolle
–  Eifersucht
–  Rachsucht
–  Tobsucht
SFU 2015
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
•  Süchtigkeit = starkes, hemmungsarmes Verlangen
nach bestimmten (Schein-) Werten, das
gewöhnliches Maß überschreitet und
(selbst)zerstörerisch wirkt. Entscheidungsfähigkeit
bleibt erhalten
•  Sucht = unter passivem Drang stehendes
begierdemäßiges Verlangen. Entscheidungsfähigkeit
ist verloren
31
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
32
Wissenschaftliche Bewertung und Gesellschaft
• 
• 
• 
• 
•  Menninger (1938): Alkoholismus ist eine Form des
verlangsamten Selbstmords
•  Szasz (1972) Alkoholismus ist eine schlechte
Gewohnheit
•  Alkoholismus als
–  Laster
–  Charakterschwäche
–  Strafe für Alkoholkonsum
–  Reaktionsbildung auf Belastungen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
Aktuelle Klassifikationen
–  Jellinek
–  Lesch
–  Cloninger
–  Babor
–  Schuckitt
33
SFU 2015
• 
durch 4 Kriterien gekennzeichnet:
a. Unbezwingbares Verlangen
nach Einnahme und Beschaffung
des Mittels
b. Tendenz zur Dosissteigerung
c. Physische und psychische
Abhängigkeit
d.Folgeschäden für den
Konsumenten und die Gesellschaft
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
34
ICD 10
F 10 – F 19
Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope
Substanzen
Alkoholismus WHO 1957
Drug addiction definiert als Zustand
periodischer oder chronischer
Vergiftung durch Zufuhr einer
bestimmten Substanz,
WHO
ICD 10
DSM IV/DSM V
Typologien
a. 
b. 
c. 
d. 
e. 
f. 
g. 
h. 
In den letzten 3 Jahren 3 oder mehr der
folgenden Kriterien:
Ein starker Wunsch (Zwang), Alkohol
zu konsumieren
Verminderte Kontrollfähigkeit bzgl.
Beginn, Beendigung oder Menge des
Konsums
Alkoholgebrauch, um
Entzugssymptome zu lindern
Ein körperliches Entzugssyndrom
Nachweis einer Toleranz
Ein eingeengtes Verhaltensmuster im
Umgang mit Alkohol
Fortschreitende Vernachlässigung
anderer Interessen/Vergnügungen
Fortschreitender Konsum trotz
Nachweises eindeutig schädlicher
Folgen
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
35
• 
Gebrauch einer oder mehrerer psychotroper Substanzen (mit oder
ohne ärztliche Verordnung). Die verursachenden Substanzen werden
durch die dritte Stelle, die klinischen Erscheinungsbilder durch die
vierte Stelle kodiert;
Die Identifikation der psychotropen Stoffe soll auf der Grundlage
möglichst vieler Informationsquellen erfolgen
–  eigenen Angaben des Patienten
–  die Analyse von Blutproben oder von anderen Körperflüssigkeiten
–  charakteristische körperliche oder psychische Symptome, klinische
Merkmale und Verhalten
–  sowie andere Befunde, wie die im Besitz des Patienten befindlichen
Substanzen oder fremdanamnestische Angaben. Viele Betroffene
nehmen mehrere Substanzarten zu sich.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
36
F 10 Störungen durch Alkohol
DSM 5
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
F 10.0 Akute Intoxikation
F 10.1 Schädlicher Gebrauch
F 10.2 Abhängigkeitssyndrom
F 10.3 Entzugssyndrom
F 10.4 Entzugssyndrom mit Delir
F 10.5 psychotische Störung
F 10.6 alkoholbedingtes amnestisches Syndrom
F 10.7 alkoholbedingter Residualzustand
F 10.8 Andere aloholbedingte psychische oder
Verhaltensstörungen
•  F 10.9 nicht näher bezeichnete alkohlbedingte
Störungen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
37
DSM 5
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
38
F 10.0 Akute Intoxikation
8. Hoher Zeitaufwand für Beschaffung und Konsum derSubstanz sowie
Erholen von der Wirkung
9. Aufgabe oder Reduzierung von Aktivitäten zugunsten des
Substanzkonsums
10. Fortgesetzter Gebrauch trotz Kenntnis von öçrperlichen oder
psychischen Problemen
11. Craving, starkes Verlangen oder Drang die Substanz zu
konsumieren
ABSTUFUNG NACH SCHWEREGRADEN
Bei Auftreten von 2 Merkmalen innerhalb eines 12-Mo- nats-Zeitraums
gilt die Substanzgebrauchsstçrung als erfüllt.
Die Schwere der Symptomatik wird folgend weiter spezifiziert :
•  Vorliegen
von
2 – 3 Kriterien :
moderat
•  Vorliegen von 4 oder mehr Kriterien: schwer
SFU 2015
1. Wiederholter Konsum, der zu einem Versagen bei der Erfüllung
wichtiger Verpflichtungen bei der Arbeit, in der Schule oder zu
Hause führt
2. Wiederholter Konsum in Situationen, in denen es aufgrund des
Konsums zu einer körperlichen Gefährdung kommen kann.
3. Wiederholter Konsum trotz ständiger oder wiederholter sozialer oder
zwischenmenschlicher Probleme
4. Toleranzentwicklung gekennzeichnet durch Dosissteigerung oder
verminderte Wirkung
5. Entzugssymptome oder deren Vermeidung durch Substanzkonsum
6. Konsum länger oder in größeren Mengen als geplant(Kontrollverlust)
7. Anhaltender Wunsch oder erfolglose Versuche der Kontrolle
.
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
39
Ein Zustandsbild nach Aufnahme einer psychotropen Substanz mit
Störungen von Bewusstseinslage, kognitiven Fähigkeiten, Wahrnehmung, Affekt
und Verhalten oder anderer psychophysiologischer Funktionen und Reaktionen.
Die Störungen stehen in einem direkten Zusammenhang mit den akuten
pharmakologischen Wirkungen der Substanz und nehmen bis zur
vollständigen Wiederherstellung mit der Zeit ab, ausgenommen in den Fällen,
bei denen Gewebeschäden oder andere Komplikationen aufgetreten sind.
Komplikationen können ein Trauma, Aspiration von Erbrochenem, Delir, Koma,
Krampfanfälle und andere medizinische Folgen sein. Die Art dieser
Komplikationen hängt von den pharmakologischen Eigenschaften der Substanz
und der Aufnahmeart ab.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
40
Aufnahme von Alkohol
Alkoholgehalt
Alkohol wird im gesamten Verdauungstrakt aufgenommen.
-  Dies beginnt in geringem Umfang bereits in der Mundschleimhaut.
Der dort aufgenommene Alkohol geht direkt in das Blut über und
wird damit über den gesamten Körper einschließlich des Gehirns
verteilt.
-  Der im Darm aufgenommene Alkohol gelangt dagegen zunächst mit
dem Blut in die Leber, wo er teilweise abgebaut wird.
-  Die Alkoholaufnahme wird durch Faktoren, die die Durchblutung
steigern, erhöht, beispielsweise Wärme (Irish Coffee, Grog), Zucker
(Likör) und Kohlenstoffdioxid (sog. Kohlensäure in Sekt), Fett
verlangsamt dagegen die Aufnahme. Dies führt aber nicht zu einer
niedrigeren Resorption des Alkohols insgesamt, sondern nur zu
einer zeitlichen Streckung.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
41
Abbau von Alkohol
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
• 
• 
• 
Brot: bis 0,3 %
Apfelsaft: bis 0,4 %
alkoholfreies Bier: bis 0,5 %
Sauerkraut: 0,5 %
Traubensaft: bis 0,6 %
reife Banane: bis 1 % (durchschnittlich 3 ml)
reifer Kefir: bis ca. 1 %
Bier
–  Leichtbiere: 1–2,5 %
–  Vollbiere: ca. 3–5 %, meist um 5 %
–  Starkbiere: 6–12 %
Weine: 7–14 %, meist um 12 % und mehr bei Rotweinen
–  Met: ca. 5–15 %
–  Apfelwein: ca. 5,5–7 %
Liköre: ca. 15–75 %, meist unter 30 %
Spirituosen: ca. 30–96 %, meist ca. 40 %
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
42
Abbau von Alkohol
•  In der Leber wird der Alkohol durch das Enzym
Alkoholdehydrogenase zu Ethanal (Acetaldehyd)
abgebaut, das weiter zu Essigsäure oxidiert wird.
•  Die Essigsäure wird über den Citratzyklus und die
Atmungskette in allen Zellen des Körpers unter
Energiegewinnung zu CO2 veratmet.
•  Das Zwischenprodukt Ethanal ist auch für den
sogenannten Kater mitverantwortlich. Der Abbau des
Ethanals wird durch Zucker gehemmt, daher ist der
Kater bei süßen alkoholischen Getränken, insbesondere
Likör, Bowlen und manchen Sektsorten besonders
intensiv.
SFU 2015
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
43
•  Die Abbaurate durch die Alkoholdehydrogenase ist
innerhalb gewisser Grenzen konstant.
•  Sie beträgt mindestens 1 g Alkohol je 10 kg
Körpergewicht und Stunde, wobei die Abbauzeiten von
Männern und Frauen geringfügig variieren. Eine Flasche
Bier (1/2 l, 16 g Alkohol) wird erfahrungsgemäß in 1–
2 Stunden abgebaut.
•  Bei Männern findet sich eine leicht erhöhte Aktivität der
gastrischen Alkoholdehydrogenase im Magen, mit der
Folge einer geringfügigen Beschleunigung des
Alkoholabbaus.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
44
Abbau von Alkohol
Abbau von Alkohol
•  Alkohole in unsauber destillierten Spirituosen, die so
genannten Fuselalkohole, werden ebenfalls durch die
Alkoholdehydrogenase abgebaut und verlangsamen den
Abbau des Alkohols.
•  Etwa fünf Prozent des Alkohols werden über Urin,
Schweiß und Atemluft abgegeben.
•  Er darf nicht zur Aufwärmung nach einer Unterkühlung
gegeben werden, da es die Symptome nur forciert. Das
angebliche Fässchen Rum bei den BernhardinerHunden als Ration für Unterkühlte ist daher vom
medizinischen Standpunkt lebensgefährlich
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
45
Wirkung von Alkohol auf den Körper
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
–  ADH: Alkoholdehydrogenase 90%, nicht
induzierbar
–  MEOS: mikrosomales ethanoloxydierendes
System 10%, induzierbar
–  Katalase: sehr geringer Umsatz
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
46
Alkoholisierung und Hirnleistung
•  Alkohol beeinträchtigt die Kontrollfunktion des Gehirns. Motorische
und intellektuelle Fähigkeiten des Menschen werden stark
eingeschränkt. Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit,
Reaktionszeit und Sinnesleistungen sind ebenfalls betroffen.
•  Alkohol erweitert die Blutgefäße. Vermehrte Wärmeabgabe an die
Umgebung führt zuerst zu einem Wärmegefühl. In Folge kann der
Körper rasch auskühlen.
•  Alkohol stört den Wasserhaushalt und die Nierenfunktion. Er wirkt
entwässernd und entzieht dem Körper dadurch Wasser und
wertvolle Mineralstoffe.
•  Alkohol verlangsamt den Fettstoffwechsel des Körpers. Die Energie
des Alkohols kann nicht gespeichert werden, und wird daher als
Erstes abgebaut. Während dieser Zeit wird weniger Körperfett
verbraucht. Mehr Fett wird im Fettgewebe eingelagert.
SFU 2015
•  2-5% Physikalische Elimination (Atmung,
Schweiß, Urin)
•  95-98% enzymatisch, zu 90-95% in Leber
•  3 Enzyme beteiligt
47
•  Die Hirnleistung lässt mit steigender Promillezahl
deutlich nach:
•  0,2 Promille:
Die Wahrnehmung für bewegte Lichtquellen verändert
sich, die Risikobereitschaft steigt.
•  0,3 Promille:
Die Raumtiefeneinschätzung, Aufmerksamkeit und
auch die Konzentrationsfähigkeit lassen nach.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
48
Feststellung der Alkoholisierung 1
Alkoholisierung und Hirnleistung
•  0,5 Promille:
Anvisierte Objekte wirken in der Wahrnehmung weiter entfernt,
die Empfindlichkeit der Augen für rotes Licht lässt nach und die
Umstellung auf verschiedene Lichtverhältnisse wird erschwert.
Auch die Reaktionszeit lässt nach, es kommt zu
Gleichgewichtsstörungen und das Unfallrisiko steigt auf das
Doppelte.
•  0,8 Promille:
Verengtes Blickfeld (Tunnelsehen), die Abschätzung der
Raumtiefe verringert sich um die Hälfte. Durch die
aufkommende Müdigkeit wird die Reaktionszeit erheblich
verlängert, auch die Kritikfähigkeit lässt nach. Das Unfallrisiko
steigt bereits auf das Vierfache an.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
49
Feststellung der Alkoholisierung 2
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
50
Nötige Angaben zur Berechnung
1. Getrunkene Alkoholmenge (z.B. 1 Liter = 1.000 ml)
2. Alkoholgehalt des Getränkes in Volumenprozent (Angabe auf
Flasche, z.B. 5 Vol.%)
3. Körpergewicht des Konsumenten (z.B. 70 kg)
4. Geschlecht des Konsumenten für Widmark-Konstante (Mann:
0,7 und Frau: 0,6)
5. Spezifisches Gewicht von ALKOHOL: 0,8 g/ml (Konstante)
–  Blut
–  Harn
•  Methanolbestimmung
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
SFU 2015
Feststellung der Alkoholisierung 3
•  Alkoholbestimmung in Ausatemluft
•  Äthanolbestimmung in
SFU 2015
•  Klinisch
0
–  Leichter Rausch < 1 /00 Euphorisierung, Enthemmung,
Aktivität !, subj. Leistungsafähigkeit ! , obj. " . Leichte
Koordinationsstörungen
–  Mittelgardiger Rausch 1 - 2,5 0/00 Euphorie oder
Gereiztheit, Enthemmung, Benommenheit, psychomot.
Unsicherheit, Impulsivität, Triebdurchbrüche,
Perseverationen, explosive Reaktionen. Ataxie, Nystagmus,
Sprachstörungen
0
–  Schwerer Rausch > 2,5 /00 Bewußtseinsstörung,
Desorientiertheit, Verlust des Situationsbezugs, Angst,
Erregung. Stand- und Rumpfataxie, Somnolenz bis Koma
51
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
52
Feststellung der Alkoholisierung 4
Feststellung der Alkoholisierung 5
•  Alkoholmengenformel
A = m x Vol%/100 x s x rp
A = Aufgenommene Alkoholmenge in Gramm
m = Getrunkene Menge in Milliliter
s = Spezifisches Gewicht von Alkohol (0,8 g/cm³)
rp = Resorptionsdefizit (0,8)
Beim Resorptionsdefizit (Aufnahmeverlust) handelt es
sich um eine Konstante, die angibt, wie viel Alkohol von
der getrunkenen Alkoholmenge im Körper
aufgenommen wurde, da Alkohol nach der Aufnahme
teilweise wieder ausgeschieden wird durch Atmung,
Transpiration und Verdauung. Dieser Verlust beträgt
zwischen 10% und 30%, also im Durchschnitt 20%,
daher rp=0,8.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
53
Rauschformen 1
Der Blutalkohol, angegeben in Promille (‰), berechnet sich mit
Hilfe der Widmark- Formel wie folgt:
A
c = --------rxG
mit
c = Blutalkohol in ‰
A = aufgenommene Menge an Alkohol in Gramm (g)
r = Verteilungsfaktor im Körper (0,7 für Männer, 0,6 für Frauen)
G = Gewicht der betroffenen Person in Kilogramm (kg)
Der Verteilungsfaktor r ist ein dimensionsloser Faktor, der ein
hypothetisches Gewicht errechnet, auf den sich der aufgenommene
Alkohol verteilt.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
54
Rauschformen 2
•  „einfacher Rausch
–  Promillebezogene psychophysische
Trunkenheitszeichen
–  Enthemmung, euphorische oder depressivdysphorische Zustände
•  Pathologischer Rausch
–  Existenz teilweise bezweifelt extrem selten, meist
niedrige BAK
–  Psychotisch gefärbter Rausch, wahnhafte Züge,
Halluzinationen
–  Kein Realitätsbezug, Desorientiertheit,
Situationsverkennung
–  Anfallsartige vitale Erregung, exzessive Affekte,
verwirrte Erregtheit
–  Charakteristisch: Terminalschlaf, komplette Amnesie
•  Atypischer Rausch
–  Inkongruenzen zwischen BAK und psychischmotorischen Ausfällen
–  Vitale Erregung
–  Inadäquate Affekte,
–  Dysphorisch-aggressive Stimmung
–  Wesensfremd anmutende Handlungen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
55
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
56
F 10.1 Schädlicher Gebrauch
Vorgehen bei schweren Rauschzuständen
•  Anamneseerhebung (Fuselalkohol,
Mischintoxikation?)
•  Somat.-neurologische Untersuchung (Herdbefund,
Fraktur, Verletzungen, Kreislaufsituation…)
•  Gesamtes Labor (v.a. BZ, Leber, Niere, Elektrolyte,
CK, BB, Blutgase
•  Toxikologie (bei Verdacht auf Mischintoxikation: evtl.
Magenspülung, evtl. Flumazenil als Antidot)
•  Bei neurologischer Symptomatik: CCT, EEG
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
57
K o n s u m p s y c h o t r o p e r S u b s t a n z e n , d e r z u
Gesundheitsschädigung führt. Diese kann als körperliche
Störung auftreten, etwa in Form einer Hepatitis nach
Selbstinjektion der Substanz oder als psychische Störung z.B. als
depressive Episode durch massiven Alkoholkonsum.
Missbrauch psychotroper Substanzen
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
SFU 2015
58
-%("&%"*
#"&(!)% &&("'&-%""&'('
Harmlosigkeitsgrenze
-""%"%!!%"% ## $%#
Konsum wird als unbedenklich eingestuft bei:
Männern bis 24 Gramm reiner Alkohol pro Tag
Frauen bis 16 Gramm reiner Alkohol pro Tag
vereinfacht ca. 20 Gramm Alkohol
Das entspricht
&"'&$%' '%%
ein halber Liter Bier oder
+#%%' "
ein Viertel Wein
%("%!!%"% ## $%#
&"'&$%' '%%#%%' "
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
59
%"" ## +&"""!'%%#%"!'%"#% """-$&"
"' '"
60
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
SFU 2015
Problemlage
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
61
Durchschnittlicher Alkoholkonsum
in den Bundesländern
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
62
Alkohol und Unfälle
•  Bei wie vielen tödlichen Verkehrsunfällem spielt
Alkohol eine Rolle? 25%
–  26.000 Personen wird jedes Jahr wegen Alkohol am
Steuer der Führerschein abgenommen
–  Mehr als ein Viertel davon fährt auch ohne
Führerschein weiter, rund 4.000 Personen sogar
weiterhin alkoholisiert.
–  Das sind etwa 240 Alkofahrten ohne Führerschein pro
Tag
•  Wie oft wird bei tödlichen Verkehrsunfällen
Jugendlicher Alkoholisierung festgestellt? 50%
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
63
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
64
Alkohol und Unfälle
Alkohol und Straffälligkeit
•  Bei wie vielen Arbeitsunfällen ist Alkohol
beteiligt? 32%
•  Wie viele der in Unfallabteilungen mit
Schädel-Hirn-Verletzungen eingelieferten
Patienten sind alkoholisiert? 80%
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
65
Trinkverhalten Österreich
•  Wie viele Alkoholkranke werden straffällig?
30%
•  Wie oft spielt Alkoholisierung ein Rolle bei
Straftaten?
–  Tötungen 60%
–  Widerstand gegen die Staatsgewalt 80%
–  Notzuchtsdelikte 75%
–  Affekttaten 75%
–  Gewalt in Familie 60%
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
66
Alkoholismus und Mortalität
Änderungen in den letzten
20 Jahren
  Trinkbeginn: früher bei
15a, jetzt 11-12a
  ♂:♀ früher 4:1, jetzt 3,2:1
  Abstinente von 23% auf
42% gestiegen
  Problematischer Konsum
von 18% auf 17%
gesunken
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
67
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
68
Alkohol und Suizidalität
Alkoholfolgekosten (IHS-Studie 2013)
Nicht eingerechnet
•  Schäden für Familien
•  Schäden durch
Rechtsfolgen
•  Schäden durch
Vorbildwirkung
•  Schäden durch
Kaufkraftmangel für
andere Dinge
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
69
SFU 2015
§ 287 StGB Abs. 1
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
70
Straftaten unter Alkoholeinfluß
•  Wer sich, wenn auch nur fahrlässig, durch den Genuß von
Alkohol oder eines anderen berauschenden Mittels in einen die
Zurechnungsfähigkeit ausschließenden Rausch versetzt, ist,
wenn er im Rausch eine Handlung begeht, die im außerhalb des
Rausches als Verbrechen oder Vergehen angerechnet
würde, ...., zu bestrafen.
–  Volle Berauschung schließt die Zurechnungsfähigkeit aus.
–  Wer sich voll berauscht, um eine strafbare Handlung zu
begehen, haftet unbeschränkt.
–  Wer sonst voll berauscht eine Straftat begeht, kann sonst
nicht wegen der Tat bestraft werden, wohl aber deswegen,
daß er sich in den Rauschzustand versetzt hat.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
71
•  § 81 Z2 StGB Lenken unter Alkoholeinfluß entspricht
Handeln unter besonders gefährlichen Verhältnissen
– strafverschärfend
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
72
Alkoholfolgekrankheiten
Internistische Folgeschäden
• Lebererkrankungen
– Fettleber
– Hepatitis
– Zirrhose
•Pankreaserkrankungen
– Pankreatitis
• Gastrointestinale
Störungen
– Gastritis u.a.
• Kardiomyopathie
• Hämatologische
Störungen
- Viramin B6- und B12Mangel
- Anämie
• Stoffwechselstörungen
• Myopathie
•  Alkohol kann alle Organsysteme scjädigen
•  Alkohol kann sowohl akut als auch chronisch
Schäden verursachen
•  Alkoholbedingte Schäden haben bei
Abstinenz je nach Ausprägungsgrad eine
gewisse Rückbildungstendenz
•  Der drohende Rückfall ist ein ständiger
Begleiter
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
73
Neurologische Folgeschäden
• 
• 
• 
• 
• 
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
74
Alkohol-Mythen
•  Wenn ich viel und fett esse, vertrage ich mehr
Alkohol
•  Mit Bewegung kann ich den Alkohol wieder
ausschwitzen
•  Kaffee macht nüchtern
•  Ein bisschen Schlaf und es geht schon wieder
•  Alkohol hält warm
•  Alkohol ist gut für den Schlaf
•  Alkohol zur Beziehungspflege
Wernicke-Enzephalopathie
Alkoholische Kleinhirnatrophie
Polyneuropathie
Tremor
Epileptische Anfälle
SFU 2015
SFU 2015
75
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
76
F 10.2 Abhängigkeitssyndrom
Biologische Grundlagen 1
•  Suchtgedächtnis (Böhmig 1994)
•  Eine Gruppe von Verhaltens-, kognitiven und körperlichen Phänomenen,
die sich nach wiederholtem Substanzgebrauch entwickeln.
Typischerweise besteht ein starker Wunsch, die Substanz
einzunehmen, Schwierigkeiten, den Konsum zu kontrollieren, und
anhaltender Substanzgebrauch trotz schädlicher Folgen. Dem
Substanzgebrauch wird Vorrang vor anderen Aktivitäten und
Verpflichtungen gegeben. Es entwickelt sich eine Toleranzerhöhung und
manchmal ein körperliches Entzugssyndrom.
Das Abhängigkeitssyndrom kann sich auf einen einzelnen Stoff beziehen
(z.B. Tabak, Alkohol oder Diazepam), auf eine Substanzgruppe (z.B.
opiatähnliche Substanzen), oder auch auf ein weites Spektrum
pharmakologisch unterschiedlicher Substanzen.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
–  „Belohnungssysteme“ in Hippocampus, limbischem System und
Amygdala
–  Stimulierung der „Lustzentren“ mit vermehrten Opiatrezeptoren
–  Alkohol wirkt direkt durch Euphorie, indirekt durch
Angstminderung
•  Veränderung der Neurotransmitter
– 
– 
– 
– 
– 
•  Neuronale Membranen
•  G-Proteine
77
Biologische Grundlagen 2
Endorphine
Dopamin
GABA
Serotonin
Exzitatorische Aminosäuren
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
78
Biologische Grundlagen 3
•  Komplexes Zusammenspiel verschiedener Endorphine
und Enkephaline
•  Zu Entzugsbeginn erniedrigte, im Rausch erhöhte
Endorphinspiegel im Liquor
•  Genetische Unterschiede (Blume 1983)
–  Genotyp 1: „geborener Alkoholiker“ hat Defizit an endogenen
Opioiden
–  Genotyp 2: „Gewohnheitstrinker“ entwickelt keine
Endorphindefizit
–  Genotyp 3: unter Alkoholkonsum und Dauerstress entwickelt
sich Endorphindefizit
• 
• 
• 
• 
30-100 Milliarden Neuronen
100 Billionen Synapsen
Neurotransmitter
Neuromodulatoren
•  Endorphinsysteme stehen mit Dopaminssystemen in
Verbindung
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
79
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
80
Alkoholismus und Genetik
Alkohol und Dopaminsystem
•  Dopamin reguliert „reward-system
•  Biphasischer Effekt:
•  Es gibt verschieden wirksame Polymorphien der
Alkoholdehydrogenase und damit verschieden
wirksame Abbauwege
•  Ein alkoholabhängiger Verwandter 1. Grades
bedeutet ein siebenfach erhöhtes
Erkrankungsrisiko, das Risiko ist bei männlichen
Verwandten männlicher Alkoholiker besonders hoch
•  Adoptions- und Zwillingsstudien belegen genetische
Prädispositionen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
–  Akut ↑
–  Chronisch ↓
•  Alkohol-Craving wird durch die stimulierende
Wirkung von Alkohol auf das Dopaminsystem
erklärt. Bei chronischer Intoxikation erschöpft
sich die funktionelle Kapazität dopaminerger
Neurone, wobei dies aber durch die
alkoholinduzierte Stimulation des
Dopaminsystems zunächst maskiert wird und
nur im Entzug deutlich wird.
81
Alkohol und GABA-System
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
82
Alkohol und Serotonin-System
•  Benzodiazepine und Alkohol steigern
Bindungsvermögen von GABA an
Rezeptoren # Einstrom con Cl-Ionen #
Hyperpolarisation # Erregbarkeit sinkt
•  Chronische Alkoholintoxikation vermindert
zentrale GABAerge Funktion
SFU 2015
SFU 2015
83
•  Abstinente Alkoholabhängige haben in
Liquor und Urin geringere Raten von
Serotoninmetaboliten
•  Inverse Korrelation zwischen 5-HTAA im
Liquor und Rückfallshäufigkeit
•  Post-mortem-Studien zeigen niedrigeren
Gehalt von 5-HT
•  Niedrige 5HT-Spiegel auch bei
nichttrinkenden Kindern Alkoholkranker
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
84
Alkohol und Glutamat
Alkohol und Zellmembranen
•  Wichtigster exzitatorischer Transmitter im
Gehirn
•  Große Rolle bei „kindling effect (Bahnung
weiterer Anfallsbereitschaft bei erfolgten
Entzugsanfällen)
•  Fördert Einfluß von Ca-Ionen und damit
Erregungsausbreitung
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
85
Alkohol und G-Proteine
•  Alkohol penetriert Zellmembranen, erhöht
Membranfluidität
•  Funktion von Proteinen, die am Aufbau
von Rezeptoren und Ionenkanälen
beteiligt sind, werden verändert
•  Zusammenhang mit Ausbildung von
Alkoholtoleranz und -abhängigkeit
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
86
Ladewig Suchtdreieck
•  G-Proteine sind an einer Vielzahl von
physiologischen Prozessen beteiligt und
für die Kopplung extrazellulärer Signale an
intrazelluläre Funktionen von Bedeutung
•  In vitro und im Tierversuch findet sich bei
chronischer Alkoholbelastung eine
verminderte Empfindlichkeit von
Rezeptoren, die zu einer biochemischen
Toleranz führt
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
87
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
88
Diagnostik: CAGE-Fragebogen
Alkoholismus-Selbsttests
Craving/Anger/Guilt/Early morning
•  Münchner Alkoholismus-Test (MALT)
–  29 Items
–  Selbst- und Fremdbeurteilung
–  Trinkanamnese und psychosoziale Folgen
•  Trierer Alkoholismusinventar (TAT)
–  77 Items, 7 Skalen
–  Multidimensional
–  Prognostischer Wert fraglich
•  Kurzfragebogen für Alkoholgefährdete (KFA)
–  22 Fragen
–  Eher differentialdiagnostische Bedeutung
–  Hohe Spezifität
•  Waren Sie je der Meinung, Sie sollten Ihr Trinken
EINSCHRÄNKEN?
• 
Hat man Sie durch Kritik an Ihrem Trinkverhalten
VERÄRGERT?
• 
Hatten Sie wegen Ihres Trinkens jemals ungute oder
SCHULDGEFÜHLE?
• 
Haben Sie jemals gleich frühmorgens als Erstes etwas
getrunken (einen MUNTERMACHER), um Ihre Nerven zu
beruhigen oder einen Kater loszuwerden?
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
89
AUDIT (Alcohol Use Disorders Identification Test):
Selbsttest Alkohol
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
90
AUDIT Fragebogen
!"#$%&'()*+,-*+.
!/01+(2/.*0034+5)
Der AUDIT-Fragebogen wurde im Auftrag der WHO
entwickelt und wird auch von ihr empfohlen. Die
angegebenen Punktezahlen der einzelnen Fragen werden
zur Gesamtpunktezahl addiert. Die minimale Punktezahl ist
0, die maximale 40.
Eine Punktezahl von 8 oder mehr weist auf einen
gefährlichen und schädlichen Alkohol-konsum hin. Bei
Frauen und bei über 65-jährigen Männern empfiehlt es
sich, den Grenzwert bei 7 Punkten festzulegen.
!"#$%&'($)&*+,+&$-#.(/0"1,.2
3455$6".-0$7"-0
3489$6".-0$:-"#$+;-0$<-*.
3438$6".-0$</"0".=+(-#
'>$ :"-$+?.$.0"#*-#$<"-$)&*+,+&@
6$$$A"-
7$$!.B'$C$D'&$/0+
$$$$$$E+#'.
8998FG$D'&$/0+
$$$$$$$E+#'.
:998F5$D'&$/0+
$$$$$$:+1,-
;99G$D'&$+;-0
$$$$$H?.-0$/0+$:+1,-
I>$ :-##$<"-$'#$-"#-D$J'K$)&*+,+&$.0"#*-#4$B"-$L"-&$'&*+,+&,'&."K-$%-.0M#*-$.0"#*-#
<"-$;'##$.N/"(1,-0B-"(-@
6$C$+;-0$8
7$$5$+;-0$G
8$$$9$+;-0$O
1>$:"-$+?.$,'I-#$<"-$'#$-"#-D$J'K$D-,0$'&($O
'&*+,+&"(1,-$%-.0M#*-$K-.0=#*-#@
;>$:"-$+?.$,'I-#$<"-$"D$&-.R.-#$S',0$?-(.K-(.-&&.4
;'(($<"-$D-,0$K-.0=#*-#$,'I-#4$'&($<"-"K-#.&"1,$B+&&.-#@
->$:"-$+?.$,'I-#$<"-$"D$&-.R.-#$S',0$"D
T=('DD-#,'#K$D".$;-D$)&*+,+&.0"#*-#$-"#)=?K'I-$#"1,.$-0&-;"K.4$;"-$D'#$-"K-#.&"1,$L+#
U,#-#$-0B'0.-.$,'..-@
?>$:"-$+?.$,'I-#$<"-$"D$&-.R.-#$S',0$D+0K-#(
)&*+,+&$K-.0=#*-#4$=D$"#$<1,B=#K$R=$*+DD-#@
K>$:"-$+?.$?V,&.-#$<"-$("1,$"D$&-.R.-#$S',0
(1,=&;"K$+;-0$,'..-#$-"#$(1,&-1,.-($%-B"((-#
'=?K0=#;$U,0-($)&*+,+&.0"#*-#($@
,>$:"-$+?.$"D$&-.R.-#$S',0$B'0-#$<"-$'=?K0=#;
;-($)&*+,+&.0"#*-#($#"1,.$"#$;-0$6'K-4$("1,$'#
!0-"K#"((-$;-0$&-.R.-#$A'1,.$R=$-0"##-0#@
:99P$+;-0$Q
;9C3$+;-0$D-,0
<=+
>+?2+.+(
)?0
+=.5)?
@(A-.)2
B=.5)?
=5
A-.)2
B=.5)?
@(C-34+
6
7
8
:
;
6
7
8
:
;
6
7
8
:
;
6
7
8
:
;
6
7
8
:
;
6
7
8
:
;
">$:=0;-#$<"-$+;-0$W-D'#;$'#;-0($(1,+#$-"#D'&
L-0&-.R.4$B-"&$<"-$)&*+,+&$K-.0=#*-#$,'..-#@
W>$X'.$("1,$(1,+#$-"#D'&$-"#$Y-0B'#;.-04$-"#
Z0-=#;4$-"#$)0R.$+;-0$W-D'#;$'#;-0($VI-0$U,0
)&*+,+&.0"#*-#$<+0K-#$K-D'1,.$+;-0$U,#-#
L+0K-(1,&'K-#4$B-#"K-0$R=$.0"#*-#$@
%D*?=34
-E+(
F)02
2D*?=34
<+=.
G)H
),+(9.=3429=5
?+2I2+.9G)4(
6
8
G)H
=59?+2I2+.9G)4(
;
6
8
;
!/01+(2/.*J9 9)KL9M9,KL9M3KL9M9EKL9M9+KL9M9FKL9M9*KL9M94KL9M9=KL9M9NKL99O9PB>!A%>QRSB
T+(E)3429)/F9)?U-4-?,+I-*+.+9>2V(/.*9,+=9+=.+59>3-(+1+(29),9W
A=294V4+(+59>3-(+1+(2902+=*29C)4(034+=.?=34U+=29E+(9!,4D.*=*U+=2H9U(=2=034+(9C+(2K97X9&986
$$[$<=1,.?+0(1,=#K(L-0I=#;$7';-#:V0..-DI-0K4$\]6$Z0-"I=0K
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
91
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
92
Typologie nach Jellinek
Typologie des Alkoholismus:
• 
• 
• 
• 
• 
Trinkstil orientiert: Jellinek (1951)
Psychiatrisch Symptom- orientiert: Schuckit (1995)
Neurobiologisch orientiert: Cloninger (1994)
Krankheitsbeginn- orientiert: Babor (1992)
Therapie- orientiert: Lesch (1996)
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
93
Typologie nach Schuckit
Primärer
Alkoholismus
Alkoholabhängigkeit
VOR dem Auftreten
anderer psychiatrischer
Störungen
SFU 2015
Alpha-Typ
Beta-Typ
GammaTyp
Delta-Typ
EpsilonTyp
ProblemErleichterungsKonflikttrinker
Gelegenheitstrinker
Süchtiger
(Rausch--)
Trinker
Spiegeltrinker,
rauscharm
Episodischer
(Quartals-)
Trinker
Abhängigkeit
nur psychisch
Weder
psychische noch
körperliche
Abhängigkeit
Physische >
Mehr
psychische
psychische,
dann körperliche Abhängigkeit
Abhängigkeit
Psychische >
physische
Abhängigkeit
Kein
Kontrollverlust,
undiszipliniertes
Trinken mit
Fähigkeit zur
Abstinenz
Kein
Kontrollverlust.
Körperliche
Folgen
Kontrollverlust
mit Phasen von
Abstinenz
Kontrollverlust,
jedoch Fähigkeit
zur Abstinenz
SFU 2015
Kein
Kontrollverlust,
keine Abstinenz
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
94
Typologie nach Cloninger
Typ 1 „Milieu-limited- Type
Sekundärer
Alkoholismus
Entwicklung einer
Alkoholabhängigkeit bei
verschiedenen psych.
Grunderkrankungen,
spez. antisoziale
Persönlichkeitsstörung
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
95
Typ 2 „Male- limited- Type
Eher von Umweltfaktoren abhängig
Eher von hereditären Faktoren abhängig
Später Beginn (nach dem 25. Lj.)
Früher Beginn (vor 25. Lj.)
Bei beiden Geschlechtern vorkommend
Auf das männliche Geschlecht begrenzt
Eher milder Verlauf des Alkoholabusus
Eher schwerer Verlauf des
Alkoholabusus
Hohe „reward dependence
Niedrige „reward dependence
Hohe „harm avoidance
Niedrige „harm avoidance
Niedriges „sensation seeking
Hohes „sensation seeking
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
96
Typologie nach Lesch
Typologie nach Babor
Typ A (Apollo)
Typ B (Bacchus)
Typ 1
Später Beginn
Früher Beginn (vor 21.Lj.)
Wenig Risikofaktoren in der Kindheit
Vermehrt Risikofaktoren in Familie und
Kindheit
Geringer Grad der Abhängigkeit
Starke Abhängigkeit, oft multipler
Substanzmissbrauch
Wenig körperliche und soziale
Konsequenzen
Vermehrt körperliche und soziale
Konsequenzen oft nach kurzer Zeit
Geringe psychiatrische Komorbidität
Hohe psychiatrische Komorbidität
Geringe Belastungsfaktoren im familiären Hohe Belastungsfaktoren im familiären
und beruflichen Umfeld
und beruflichen Umfeld
Gute therapeutische Prognose
SFU 2015
Typ 2
Typ 3
Typ 4
Alkoholabusus
aufgrund von
biologischem
Verlangen
Alkoholabusus
aufgrund von
psychologischem
Verlangen
Alkoholabusus zur
Behandlung
psychiatrischer
Zustandsbilder
Alkoholabusus
aufgrund
frühkindlicher
Schädigungen/
Entwicklungsstörungen
Unauffällige
Persönlichkeitsentwicklung,Starke
Toleranzbildung
Starke
Entzugssymptome
Selbsttherapie bei
Angst und Unruhe
Bewältigungsversuch bei Konflikten
Alkohol als
Selbstmedikation
bei psychiatrischen
Basisstörungen
Alkohol als
Selbstmedikation
bei Fehlen
kognitiver Kontrollmechanismen
Schlechte therapeutische Prognose
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
97
Typologie nach Lesch
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
98
Abhängigkeit als Komorbidität (Kurz)
Andere Begriffe: Dual-, Doppel- oder Mehrfachdiagnosen
Typ 1
Typ 2
Selbsthilfegruppen
stützende
Psychotherapie,
Anticravingsubstanzen
Psychotherapie,
Verbesserung der
Lebensbedingungen.
Lebenslange
Abstinenz oft nicht
erforderlich
SFU 2015
Typ 3
Psychopharmaka,
adjuvante
Psychotherapie
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
Typ 4
•  Psychopathologie von Suchtkranken könnte
Strukturierung,
Nootropika,
niedrigpotente
Neuroleptika
Symptomatik einer anderen psychiatrischen
Störung sein
•  Substanzbedingte Auffälligkeiten sind Folge
einer „Selbstmedikation“ gegen vorexistierende
Symptome einer anderen psychischen Störung
•  Genetische Gemeinsamkeit bei Entwicklung
einer Abhängigkeitserkrankung mit anderen
psychischen Störungen
99
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
100
Abhängigkeit als Komorbidität (Kurz)
F 10.3 Alkoholentzugssyndrom
•  In Studien erhobene hohe Komorbiditätsraten
entstehen durch Studienselektionen, die
Patienten mit mehr als einer Störung als
besonders behandlungsbedürftig identifizieren
•  Häufigkeit substanzbedingter Störungen liegt bei
standardisiert-systatisierter Diagnostik um 50%
höher als bei klinischer Diagnostik
•  Substanzkonsum selbst bedingt oder
verschlechtert psychiatrische Symptome
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
101
SFU 2015
Entugssetting
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
102
Therapie des Alkoholentzugssyndroms 1
•  Ambulant
•  Stationär
–  Erstbehandlung
–  Reiner alkoholentzug
–  Stabile oder zwanghafte
Persönlichkeit
–  Keine Begleiterkrankung
–  Wohnmöglichkeit
–  Stützendes soziales
Netzwerk
–  Tagesstruktur
SFU 2015
•  Es handelt sich um eine Gruppe von Symptomen unterschiedlicher
Zusammensetzung und Schwere nach absolutem oder relativem
Entzug einer psychotropen Substanz, die anhaltend konsumiert
worden ist.
•  Beginn und Verlauf des Entzugssyndroms sind zeitlich begrenzt
und abhängig von der Substanzart und der Dosis, die unmittelbar
vor der Beendigung oder Reduktion des Konsums verwendet
worden ist.
•  Das Entzugssyndrom kann durch symptomatische Krampfanfälle
kompliziert werden.
•  Benzodiazepine
–  Langjährige Abhängigkeit
–  Kombinierter Entzug
–  Prämorbide
Persönlichkeitsstörung
–  Entzugsanfälle, schlechter
körperlicher Zustand
–  Keine Wohnmöglichkeit
–  Kein soziales Netzwerk
–  Keine Tagesstruktur
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
103
–  Kurze HWZ vorzuziehen
–  Cave Leberzirrhose
–  Nicht bei Patienten mit polyvalentem Missbrauch,
eingeschränkter Lungenfunktion
–  Bei multimorbiden Patienten Benzos mit „einfachem“
Abbau (keine aktiven Metaboliten) vorzuziehen
•  Dosierung/d: 2-8mg Alprazolam, 400-1000mg
Meprobamat, 20-80mg Nitrazepam,...
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
104
Therapie des Alkoholentzugssyndroms 2
•  Clomethiazol
•  Tiaprid
•  Beta-Blocker
•  Ca-antagonisten
•  Alcover-Sirup
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
Therapie des Alkoholentzugssyndroms 3
•  Frühzeitige Behandlung mit Clomethiazol oder
Benzodiazepinen, um Komplikation wie cerebrale
Krampfanfälle oder Delirium tremens zu verhindern.
•  Eine symptomorientierte, individuelle Therapie ist einem
fixen Therapieschema vorzuziehen.
•  Wichtige Voraussetzung für die sog. .Qualifizierte
Entzugbehandlung ist ein gut geschultes und
kompetentes Pflegepersonal.
105
Alkoholentzugstherapie 4
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
106
F 10.4 Entzugssyndrom mit Delir
Ruhige, klar strukturierte Umgebung
Einfache Anweisungen
Reizabschirmung
Schlafrhythmus herstellen
Flüssigkeit, Elektrolyte
Medizinische Abklärung und Stützung
Ev. Lichttherapie
SFU 2015
SFU 2015
Ein Zustandsbild, bei dem das Entzugssyndrom
durch ein Delir kompliziert wird. Symptomatische
Krampfanfälle können ebenfalls auftreten. Wenn
organische Faktoren eine beträchtliche Rolle in der
Ätiologie spielen, sollte das Zustandsbild unter F05.8
klassifiziert werden.
107
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
108
Alkoholentzugsdelir 1
• 
• 
Alkoholentzugsdelir 2
In seltenen Fällen (ca. 20%) entwickelt sich nach Alkoholentzug fließend ein
Delirium tremens. Zusätzlich zu den vegetativen Entgleisungen treten
psychotische Symptome auf: paranoide Ideen mit Angstbesetzung, erhöhte
Suggestibilität, optische Halluzinationen (lebensechte, häufig kleine
bewegliche Dinge). Motorische Symptome: Wälzen, Nesteln, agitierte
Unruhe bis zu Erregungsstürmen; neurologische Symptome: fein- und
grobschlägiger Tremor, Ataxie, Nystagmus, Dysarthrie, selten
Pseudoopisthotonus. Unbehandelt Mortalitätsrate bis 20%.
•  ca. 4-5x/d aufwecken für Bronchialtoilette und zur
Verlaufskontrolle
–  Clonidin (Catapresan®)
–  Flüssigkeitsbilanzierung
–  low-dose-Heparinisierung
–  Glukose- und Kaliumersatz
–  Thiamin- sowie Multivitamin-Präparate
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
109
F 10.5 Psychotische Störung
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
110
Alkoholhalluzinose
Eine Gruppe psychotischer Phänomene, die während oder nach dem
Substanzgebrauch auftreten, aber nicht durch eine akute Intoxikation
erklärt werden können und auch nicht Teil eines Entzugssyndroms
sind. Die Störung ist durch Halluzinationen (typischerweise
akustische, oft aber auf mehr als einem Sinnesgebiet),
Wahrnehmungsstörungen, Wahnideen (häufig paranoide Gedanken
oder Verfolgungsideen), psycho-motorische Störungen (Erregung oder
Stupor) sowie abnorme Affekte gekennzeichnet, die von intensiver
Angst bis zur Ekstase reichen können. Das Sensorium ist
üblicherweise klar, jedoch kann das Bewusstsein bis zu einem
gewissen Grad eingeschränkt sein, wobei jedoch keine ausgeprägte
Verwirrtheit auftritt.
SFU 2015
–  Clomethiazol (Distraneurin®) 1g alle 2-4h oral
•  per inf. wirkt vorwiegend auf die vegetative Symptomatik,
nicht auf Schlafstörungen und psychotisches Erleben
(ähnlich Betablockern.)
Differentialdiagnose
–  Delir nach
–  Operationen
–  Traumen
–  Intoxikationen
–  Infektionen
–  Fieber
–  Medikamenten
SFU 2015
•  Therapie
111
•  bei chronischem Alkoholismus jedoch relativ selten
•  überwiegen die Wahrnehmungsstörungen, meistens akustischer
(„Stimmen-Hören“), bisweilen aber auch optischer Natur. Das
Bewusstsein bleibt klar. Die Stimmungslage ist sehr ängstlich
und gespannt. Die Trugwahrnehmungen werden meistens als
beschimpfend und bedrohlich erlebt, sie lösen Verfolgungsideen
aus. Die Patienten sind daher sehr unruhig, zeigen Fluchttendenzen
und lassen eine Neigung zu gewalttätigen Durchbrüchen erkennen.
•  Es besteht kein Tremor. Vegetative Erscheinungen sind wesentlich
schwächer ausgeprägt als im Falle des Delirium Tremens.
•  Die Halluzinose verläuft akut, dauert aber Wochen bis Monate an.
Wenn sie länger als ein halbes Jahr anhält, spricht man von einer
chronischen Halluzinose.
•  Etwa 10% verlaufen chronisch
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
112
Alkoholischer Eifersuchtswahn
F 10.6 Alkoholbedingtes amnestisches Syndrom
•  Geringe klinische, hohe forenische
Relevanz
•  Schleichende Entwicklung
•  Potenzstörungen ätiologisch bedeutsam,
oft auch Minderwertigkeitsgefühle
•  Aggression richtet sich zumeist gegen
Partner, selten gegen vermeintlichen
Rivalen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
113
Wernicke-Encephalopathie
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
114
Korsakow-Syndrom
•  Eine Wernicke-Enzephalopathie findet sich bei etwa 15% der
verstorbenen Alkoholiker.
•  Zu Grunde liegt ein Vitamin B1-Mangel
•  Störungen beim Bewegen der Augen durch
Augenmuskellähmungen und Doppeltsehen, horizontaler
Blickrichtungsnystagmus, Reflexstörungen,
Bewusstseinstörungen, Desorientiertheit, Apathie und
Somnolenz, Ataxie. Störungen der Feinmotorik, bulbäre
Sprechstörung Schluckstörung Schlafstörung, vegetative
Störungen
•  Schnellstmögliche Vitaminsubstitution durch intravenöse Gabe
von Thiamin. Im Verlauf eines Jahres kann eventuell dadurch
eine deutliche Leistungsanhebung eintreten. Absolute
Alkoholabstinenz. Unbehandelt kann die Erkrankung tödlich
verlaufen.
SFU 2015
Ein Syndrom, das mit einer ausgeprägten andauernden
Beeinträchtigung des Kurz- und Langzeitgedächtnisses
einhergeht. Das Immediatgedächtnis ist gewöhnlich erhalten,
und das Kurzzeitgedächtnis ist mehr gestört als das
Langzeitgedächtnis. Die Störungen des Zeitgefühls und des
Zeitgitters sind meist deutlich, ebenso wie die
Lernschwierigkeiten. Konfabulationen können ausgeprägt sein,
sind jedoch nicht in jedem Fall vorhanden. Andere kognitive
Funktionen sind meist relativ gut erhalten, die amnestischen
Störungen sind im Verhältnis zu anderen Beeinträchtigungen
besonders ausgeprägt
115
•  Schwerste irreversible Formen der Gehirnschädigung durch
Alkohol.
•  Amnesien:
1.  Anterograde: Dabei sind die betroffenen Menschen nicht in der
Lage, neue Inhalte kognitiv zu speichern oder lautsprachlich
wiederzugeben (Merkfähigkeitsstörungen).
2.  Retrograde: Die betroffenen Menschen können erlebte Inhalte
aus der eigenen Vergangenheit nicht verarbeiten, erkennen
oder wiedergeben.
•  Konfabulation: Die betroffenen Menschen erzählen
Geschichten, die objektiv falsch sind, aber von ihnen selbst als
wahr empfunden werden. Zumeist setzen sich diese aus
Bruchstücken tatsächlicher Erlebnisse zusammen.
•  Desorientiertheit: Die betroffenen Menschen wähnen sich in
einer früheren Zeit und an einem anderen Ort; oft handeln sie
auch dieser falsch empfundenen Realität entsprechend.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
116
F 10.7 Restzustand oder verzögert auftretende
psychotische Störung
Eine Störung, bei der alkohol- oder substanzbedingte
Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten, des Affektes, der
Persönlichkeit oder des Verhaltens über einen Zeitraum hinaus
bestehen, in dem noch eine direkte Substanzwirkung angenommen
werden kann.
Der Beginn dieser Störung sollte in unmittelbarem Zusammenhang
mit dem Gebrauch der psychotropen Substanz stehen. Beginnt das
Zustandsbild nach dem Substanzgebrauch, ist ein sicherer und
genauer Nachweis notwendig, dass der Zustand auf Effekte der
psychotropen Substanz zurückzuführen ist. Nachhallphänomene
(Flashbacks) unterscheiden sich von einem psychotischen Zustandsbild
durch ihr episodisches Auftreten, durch ihre meist kurze Dauer und das
Wiederholen kürzlich erlebter alkohol- oder substanzbedingter
Erlebnisse.
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
117
Therapie des Alkoholismus
–  Schweregrad
–  Patienteneigenschaften
–  Wünsche und Bedürfnisse der PatientInnen
–  In Betracht kommende Verfahren
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
118
•  Existenzsicherung im weitesten Sinn
–  Ärztliche Maßnahmen
–  Psychosoziale Maßnahmen
•  Symptomminimierung
•  Ursachenbeseitigung
–  Entwicklung psychosozialer Kompetenzen
–  Entwicklung von persönlichen Kompetenzen (Problemlösung,
Kontakt)
–  Einstellungsänderungen
–  Verbesserung von Affekt- und Frustrationstoleranz
•  Rangreihe
–  Sicherung des Überlebens
–  Schadensbegrenzung, Symptomminimierung
–  Heilung
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
•  F 10.8 Sonstige psychische und Verhaltensstörungen
•  F 10.9
Nicht näher bezeichnete psychische und
Verhaltensstörung
Wege zur Zielerreichung
•  Formulierung der Therapieziele abhängig von
SFU 2015
F 10.8 und F 10.9
•  Freie Lebensgestaltung
119
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
120
Abstinenzprinzip
Therapieansätze
•  Kontrolliertes Trinken bei maximal 5% möglich
•  Eher bei Alkoholmissbrauch, nicht bei Abhängigkeit
•  Als Ziel nicht sinnvoll, weil
–  Die meisten Alkoholfolgeschäden sich erst nach mindestens
einjähriger Abstinenz zurückbilden
–  Es keine Kriterien für die Prognose bei kontrolliertem Trinken
gibt
–  Die zur Aufrechterhaltung der Abstinenz wichtigen
Selbsthilfegruppen auch nur Abstinente zu den Treffen
zulassen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
121
Abstinenzparadigma
• 
• 
• 
• 
• 
Totale Abstinenz
Kontrolliertes Trinken
Trinkmengenreduktion
Harm reduction – Überlebenssicherung
Selbstbestimmtes Leben
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
122
Therapie und Einstellung
•  Motivation
Basiseinstellung meist ambivalent. Voraussetzungen sind
–  Unerträglichkeit der derzeitigen Situation
–  Einsicht in Notwendigkeit der Behandlung
–  Angebotene Behandlung darf nicht zu belastend sein
•  Widerstände
Zeigen sich in Abbruchraten
–  Wegen verbreiteten „Willensschwächekonzepts“ Misstrauen
gegen therapeutische Aktivitäten
–  Auseinandersetzung mit eiegner Hilflosigkeit ist kränkend – wird
vermieden
•  Verleugnung
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
123
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
124
Behandlungsablauf
Kontaktphase
•  Beginn oft über Krisenintervention
•  Herstellung eines tragfähigen Kontaktes
•  Motivierung
•  Entscheidung zur Therapie durch
–  Leidensdruck
–  äußeren Druck
–  Bewertung des angestrebten Abstinenzzustandes
• 
• 
• 
• 
–  Erstreckt sich über ganze Behandlung, ist dynamischer
Prozeß
Kontaktphase
Entgiftungsphase
Entwöhnungsphase
Weiterbehandlungs- und Nachsorgephase
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
•  Verstärkt durch positive Erlebnisse und Zielvorstellungen
•  Gehemmt durch Ängste, Vorurteile
–  Zu unterscheiden sind
•  Veränderungsmotivation
•  Behandlungsmotivation
•  Abstinenzmotivation
125
Motivationsprozess
–  “Persönliche Risiken des Trinkens dem Patienten rückmelden
•  „Responsibility“
•  Eigenverantwortung für Änderungen betonen
Klaren Ratschlag bezüglich Ziel erteilen
So geht es nicht mehr weiter
Ich schaffe es nicht allein
Ich lasse mir helfen
Ich bin ein Alkoholiker
Ich darf/will überhaupt nichts mehr trinken
Ich muss/will mein Leben anders gestalten, um nicht mehr rückfällig zu
werden
SFU 2015
126
•  „Feedback
Erste Ahnungen zu problematischen Trinkverhalten
Problematisierung des Trinkverhaltens
Krankheitseinsicht
Therapiebereitschaft
Bereitschaft zu dauerhafter und zufriedener Abstinenz
•  Zielvorstellungen
– 
– 
– 
– 
– 
– 
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
Motivationsbehandlung - FRAMES
•  5 Stufen
– 
– 
– 
– 
– 
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
127
•  „Advice“
•  „Menu of behaviour change“
–  Verhaltensalternativen aufzeigen
•  „Empathy“
–  Nichtkonfrontative Gesprächsführung anwenden „
•  Self-efficiacy“
–  Selbstwirksamkeit des Patienten bekräftigen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
128
Entgiftungsphase
Entwöhnungsphase
•  Hauptziel Unterbrechung des Alkoholkonsums
•  Dauer wenige Tage bis zwei Wochen
•  In der Regel totaler, nicht ausschleichender
Alkoholentzug
•  Oft ambulant möglich
•  Entzugstherapie allein ist in der Regel nicht ausreichend
für länger dauernden Erfolg, nur 11% ein Jahr abstinent,
bei 70% völlig erfolglos
•  Setting
–  Ambulant
–  Teilstationär
–  Stationär
•  Dauer
–  Kurzfristige Behandlung 4-8 Wochen
•  Bei Männern mit mittlerer Prognose und Frauen mit günstiger Prognose
•  Nicht bei Männern und Frauen mit ungünstiger Prognose
–  Mittelfristige Behandlung 2-4 Monate
•  Bei Frauen mit günstiger Prognose
•  Nicht bei Männern mit günstiger Prognose
–  Langfristige Behandlung 5-6 Monate oder länger
•  Bei Frauen mit ungünstiger Prognose
•  Bei Männern mit günstiger Prügnose!!!
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
129
Entzugsverlauf
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
130
Psychotherapie
•  Spezifisch für Suchttherapie
– 
– 
– 
– 
Abstinenzmotivation
Veränderungsmotivation
Suchtverlangen
Rückfälle
•  Unspezifische Therapiemaßnahmen
–  Problemverarbeitung
–  Konfliktverarbeitung
–  Stressverarbeitung
•  Besonders in Anfangsphase suchtspezifische Therapie
wichtig
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
131
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
132
Komorbidität
Psychiatrische Komorbiditäten
•  Frauen: rund 30-60% weisen eine psychiatrische
Zusatzdiagnose auf (häufig Angststörungen und
depressive Syndrome, seltener Persönlichkeitsst.)
•  Männer: rund 20-40% psychiatrische Komorbidität (meist
depressive Erkrankungen, gefolgt von Angst- und
Persönlichkeitsstörungen)
•  geschlechtsunspezifisch 10% weitere
Substanzabhängigkeit
•  Psychiatrische Symptome während der Zeit häufiger
Intoxikation oder im Entzug dürfen nicht mit Komorbidität
verwechselt werden
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
133
Basistherapie therapeutisches Gespräch
–  Empathie zeigen
–  Mangelnde Übereinstimmung zwischen Zielen, Wünschen und
Verhaltenaufzeigen
–  Argumentieren vermeiden. Widerstand ist ein Signal, Strategie
zu ändern
–  Mit dem Widerstand gehen
–  Selbstwirksamkeit unterstützen
–  Klient ist selbst verantwortlich für die Wahl von Zielen und deren
Realisierung
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
134
Verhaltenstherapeutische Konzepte (Skinner)
•  Konzept der motivationalen Gesprächsführung
SFU 2015
SFU 2015
135
•  Lernen am Modell
•  Operante Konditionierung (Verstärkung, „Bestrafung,
Time-out,Biofeedback“,
•  Klassische Konditionierung (Aversivtherapie)
•  Verhaltensketten
•  Kognitivpsychologische Motivationsmodelle
(Erwartungen-Erfolge)
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
136
Verhaltenstherapeutische Interventionen
Verhaltenstherapeutische Interventionen
•  Verhaltensanalysen, Bewusstwerdung automatisierter
Handlungsschemata
•  Umstrukturierung negativer Kognitionen
•  Coping und Soziales Kompetenztraining
•  Verschiedene Instrumente: Analyse des Trinktages.
Lebenslinie, Tagebücher, Situationsanalyse
•  Entspannungstraining, Biofeedback
•  Ablehnungstraining, Rollenspiel, geleitete
Vorstellungsübung, Expositionstraining
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
137
•  Aversivtherapie
–  Emetikabehandlung: Beigabe von Emetika zu alkoholischen
Getränken
–  Disulfiram: Alkoholprobetrunk
–  Elektrische Schmerzreize
–  Aversive Vorstellungen
–  Selbstkonfrontation
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
138
Konflikt- und triebpsychologischer Ansatz
(Freud)
•  Alkoholabhängigkeit entsteht durch Störung in der oralen
Phase bzw. in Verbindung mit Unlustvermeidung
•  Instanzenkonflikt
–  Rigides Über-Ich verweigert Triebbefriedigung
–  Aufweichen durch enthemmende Substanz notwendig
–  Alkohol dient dem Wunsch nach sofortiger Lösung der
Diskrepanz zwischen Triebdruck und Realitätsprinzip –
Ersatzobjekt
–  Substanz vermittelt gleichzeitig sofortigen Lustgewinn und
Unlustvermeidung
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
139
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
140
Strukturpsychologischer Ansatz (Kernberg)
Strukturpsychologischer Ansatz
•  Entwicklung von Ich-Strukturen gestört
•  Alkohol als stützende Funktion für defizitäre IchStrukturen wie Affektivität und Impulskontrolle, Abwehr
von überwältigenden Gefühlen
–  verschiedene Drogen richten sich gegen unterschiedliche
Affekte, Alkohol vor allem gegen Schuld, Einsamkeitsgefühle
und damit verbundene Angst
–  Objekte werden narzisstisch überschätzt (Alkohol als Tröster)
–  Akute narzisstische Krisen durch befürchtete oder wirkliche
Enttäuschungen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
141
Strukturbezogene Psychotherapie
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
–  Ich fühle Schmerz und Wut und berausche mich, Dann fühle ich
mich schuldig, und um damit fertig zu werden, berausche ich
mich. Ich kann dies als Kreislauf erkennen
•  Psychodynamische Therapien auch bei ausgeprägte
Comorbidität geeignet
•  In der Therapie spielt Emotionsregulierung eine wichtige
Rolle
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
142
Objektpsychologischer Ansatz (Melanie Klein)
•  Reifungsstufen
–  Entwicklung eines Systems von Nähe und Beziehung
•  Basale Erfahrung der gelungenen Emotionsregulierung
(Versorgt werden, Nähe und Distanz) durch Objekte als
Voraussetzung für spätere Selbstregulierung
•  Alkohol als später inadäquater Versuch der Selbstregulierung
–  Aufbau von Gefühl der Sicherheit, Geborgenheit, Beruhigung
•  Beziehungserfahrung versorgt, beachtet, beruhigt werden
•  Alkohol als Beruhigungsmittel
–  Entwicklung von Autonomie
•  Fähigkeit zur Impulssteuerung, Selbstwertregulierung
•  Alkohol als Ersatz für Autonomie, Ich-Grenzen
–  Identitätsentwicklung
•  Loslösen von Objekten, Aufbau von Bindungen
•  Alkohol als Ersatzobjekt für bindungen
SFU 2015
•  Genese der defekten Ich-Strukturen durch chronische
Traumatisierungen in Kindheit. Es werden nicht alle
Reifungsstufen durchlaufen
•  Circulus vitiosus der Sucht
143
•  Aufbau von Objektbeziehungen in der frühen Kindheit gestört, da
Objekte (wie z.B. Mutterbrust) nicht ausreichend konstant
•  Alkohol wird zum Surrogat der frühkindlichen Interaktion (erst tut er
gut, dann wird i schlecht).
•  Gute und böse Anteile können nicht integriert werden, sondern es
kann immer nur die eine oder die andere Seite gesehen werden
(schwarz-weiß-Malerei).
•  Die Therapie vermittelt das Erkennen und Akzeptieren von
Abstufungen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
144
Objektpsychologischer Ansatz
Humanistischer Ansatz – Gestalttherapie (Perls)
•  Aufbau einer „hilfreichen Beziehung“
•  Kontaktkonzept
–  Wiederholte Absicherung des vom patienten laufend
in Frage gestellten therapeutischen Settings
–  Immer wieder Einnahme einer stützenden Funktion
–  Behandlungsinteresse, Widerstand und Beziehung
müssen immer wieder besprochen werden
–  Therapeut darf sich nicht durch primitive
Abwehrmechanismen verleiten lassen, die
Behandlungsregeln aus den Augen zu verlieren
–  Im Organismus-Umwelt-Feld finden im Verlauf der Gestaltbildung
lebensnotwendige Austauschprozesse statt
–  Kontakt findet immer an der Grenze statt
–  Kontakt ist ein Prozeß und läuft phasenhaft ab
–  Ein idealer Kontakt führt zu einer abgeschlossenen Gestalt
•  Affektentwicklung
•  Klärung süchtiger Phantasien und Beziehungen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
145
Humanistischer Ansatz - Gestalttherapie
–  Organismische Selbstregulation ist ursprünglich ein
physiologischer Prozeß
–  Es besteht ein beständiger Wechsel von Gleichgewicht und
Ungleichgewicht
–  schöpferische Anpassung ist die Antwort von Individuen oder
freiwilligen Gruppen auf Umweltbedingungen und von innen
bestimmt
•  Traumata führen dazu, dass Menschen dysfunktionale
anpassungen an sie überfordernde Situationen
entwickeln, Gestalten werden nicht geschlossen
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
146
Humanistischer Ansatz - Gestalttherapie
•  Konzept Selbstregulation
SFU 2015
SFU 2015
147
•  Sucht resultiert aus dem Beharren auf einer unzeitgemäßen
Anpassungsweise. Süchtige versuchen, durch Konsum „offene
Gestalten zu schließen
•  Paradoxe „Theorie der Veränderung
–  Wandel findet statt, wenn man wird, wie man ist und nicht, wenn man
agnestrengt versucht zu werden, wie man nicht ist.
•  Interventionstchniken
– 
– 
– 
– 
– 
– 
Einzel- und Gruppentherapie
Kreative Medien
Einbeziehung des Körpers
Hot seat, leerer Stuhl
Traumarbeit
Übungen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
148
Rückfallsprophylaxe
Subjektive Rückfallsprädikktoren
•  Allgemeine Grundstimmung
•  Medikamentös
–  Aversivtherapie: Disulfiram (Antabus®), Cyanamid (Colme®)
–  Anticravingsubstanzen: Acamprosat (Campral®), Naltrexon
(Revia®) , Nalmifen (Selincro®)
•  Psychotherapeutisch
–  Psychoedukation: Vorbereitung auf Rückfall, Risikofaktoren,
Vermeidungsstrategien
–  Aufarbeitung
–  Begleitende Kontrolle: Alkomat, CDT
•  Soziotherapeutisch
–  Selbsthilfegruppen
–  Angehörigenarbeit
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
–  „Gute“ Stimmungslage
–  „schlechte“ Stimmungslage
–  Stimmungsverschlechterung
–  Stimmungsverbesserung
•  Belastende Lebensereignisse
–  Partnerkonflikte
–  Erkrankungen
–  Arbeitsprobleme
149
Subjektive Rückfallsprädiktoren
•  Alkoholismsusbezogenes,
abstinenzgefährdendes Verhalten
-  Vernachlässigung von Betreuungsangeboten
-  Anlegen eines Alkoholvorrats
-  Annahme einer Einladung zu einer Feier
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
SFU 2015
64%
23%
13%
10%
•  Positive Lebensereignisse
–  Neue Arbeit
–  Neue Partnerschaft
–  Urlaub
38%
37%
23%
1%
5%
2%
2%
2%
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
150
Prädiktoren für günstigen Therapieverlauf bei Männern
52%
28%
20%
20%
151
•  Zusammenleben mit Partner
•  Heimatstadt mit Einwohnerzahl unter 100.000
•  Kein Arbeitsplatzwechsel in den letzten zwei Jahren, aufrechtes
Arbeitsverhältnis
•  Hausbesittzer
•  Nicht in Heim lebend oder obdachlos
•  Kein alkoholbezogener Arbeitsplatzverlust
•  Keine Suizidversuche
•  Keine Vorbehandlungen in Suchtklinik
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
152
Prädiktoren für ungünstigen Therapieverlauf bei Männern
•  Therapieabbruch
•  Alkoholrückfall während Behandlung
•  Schlechte oder zweifelhafte klinische Prognosestellung durch
Therapeuten
•  Geringes Engagement von Bezugspersonen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
•  Zufriedenheit der Frauen mit sich selbst
•  Fehlen von Persönlichkeitsstörungen und
Suizidversuchen in der Vorgeschichte
•  soziale Kompetenzen und ein positives Selbstwertgefühl
•  “Selbstwirksamkeitserwartung”,
•  Qualität vorhandener sozialer
153
Prädiktoren für ungünstigen Therapieerfolg bei Frauen
•  Aufrechterhaltung der Beziehung zu einem gewalttätigen
oder trinkenden Partner
•  Wahrscheinlichkeit dauerhafter Abstinenz sinkt mit der
Zahl der zusätzlich zum Alkoholismus bestehenden
Lebensprobleme.
•  weder Trinkdauer noch die Zahl der Vorbehandlungen
oder die Dauer des problematischen Alkoholkonsums
haben sich als bedeutende Prädikatoren für den
Therapieerfolg erwiesen haben (Winkler, 1997).
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
155
Prädiktoren für günstigen Therapieverlauf bei Frauen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
154
Co-Alkoholismus
•  Glauben an die Veränderungsabsichten der Kranken. Glauben
an seine Versprechungen.
•  Wunscherfüllungen für den Abhängigen nur in der Hoffnung,
dass er sich ändert.
•  Laufende Entschuldigungen für das Verhalten des Betroffenen.
•  Hilfe von Aussenstehenden wird abgelehnt, weil man glaubt, nur
man selbst könne ihm helfen.
•  Kontrollversuche, wie viel der Betroffene trinkt. Suchen nach
versteckten Alkoholvorräten etc.
•  Versuchen dem Alkoholkranken bestimmte Mengen Alkohol
zuzuteilen.
•  Letztlich Frustration, Schuldzuweisungen und Abwendung
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
156
Das A.E.I.O.U. Konzept
der Alkoholismustherapie
• 
• 
• 
• 
• 
Das A.E.I.O.U. Konzept
der Alkoholismustherapie
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
157
A : Alkoholismus und Abhängigkeit
E : Entzug und Entwöhnung
I : Individuation und Integration
O : Orientierung und Organisation
U : Unabhängigkeit
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
158
A. Alkoholismus und Abhängigkeit:
E. Entzug und Entwöhnung:
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Versorgungsnotwendigkeit:
Diagnostik
Behandlungsmotivation
Senkung der Alkoholpermissivität
Versorgungsstrukturen:
Praktische Ärzte, Schulärzte
niederschwellige Angebote
Öffentlichkeitsarbeit
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
Entzug:
Entwöhnung:
-  Behandlung des
-  ambulante/stationäre Behandlung
Entzugssyndroms
-  Behandlung der
Begleiterkrankungen
der psychosozialen Problematik
mit hoher Eigenverantwortung der
PatientInnen
-  flexible langfristige Behandlung
stationärer Entzug
und Begleitung
ambulanter Entzug
159
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
160
E. Entzug:
E. Entwöhnung:
Versorgungsstrukturen:
Versorgungsnotwendigkeit:
•  Entzugsmedikation
•  Diagnostik und Behandlung
von Entzugskomplikationen
und Begleiterkrankungen
•  Praktische ÄrztInnen
FachärztInnen
•  Fachambulanzen
•  Allgemein-Krankenhäuser
•  Liaison-Dienste
Versorgungsnotwendigkeit:
Versorgungsstrukturen:
•  abgestuftes, verlaufsorientiertes
•  Fachabteilungen
Entwöhnungsprogramm
•  Fachambulanzen
•  medizinische Abklärung und
•  FachärztInnen in Zusammenarbeit
Verbesserung des körperlichen
mit psychotherapeutisch und
Zustandes
sozialtherapeutisch kompetenten
•  Abklärung und Verbesserung der
Personen/ Einrichtungen
sozialen Situation
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
161
I. Individuation und Integration:
162
Versorgungsnotwendigkeit:
•  psychotherapeutische Begleitung zum
Aufsuchen der Person, die der Patient vor der
Alkoholkrankheit war oder hätte werden
können
•  psychotherapeutische Kompetenz
•  Finanzierung der Psychotherapie
Versorgungsstrukturen:
•  Fachambulanzen, Fachkliniken
Integration:
•  Übertragen des in der Therapie Gelernten/
Erfahrenen in die aktuelle Lebenssituation
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
I. Individuation:
Individuation:
SFU 2015
SFU 2015
163
•  niedergelassene PsychotherapeutInnen
•  einzel – und gruppentherapeutische Angebote
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
164
I. Integration:
O. Orientierung und Organisation:
Versorgungsnotwendigkeit:
Orientierung:
•  psychosoziales Lernfeld
•  Auffinden des neuen Platzes in der Gesellschaft
•  Einbeziehung des Umfeldes
•  Zurechtfinden an diesem neuen Ort mit veränderten Ansprüchen
Versorgungsstrukturen:
der eigenen Person und der Umgebung
•  arbeitsvorbereitende Maßnahmen/ Einrichtungen
•  geschützte, abgestufte Arbeitsrehabilitation
Organisation:
•  betreute Wohnmöglichkeiten
•  Neustrukturierung von:
•  familientherapeutische Angebote
- Arbeit
-
Freizeit
- Geld
-
Kontakten
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
165
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
166
O. Organisation:
O. Orientierung:
Versorgungsnotwendigkeit:
Versorgungsnotwendigkeit:
•  abgestufte, differenzierte Arbeits- bzw.
•  differenzierte und abgestufte Arbeitsangebote
Beschäftigungsprogramme
•  differenzierte und abgestufte Kontaktangebote
•  alkoholfreie Freizeitangebote
•  finanzielle Absicherung
Versorgungsstrukturen:
Versorgungsstrukturen:
•  teilstationäre (tages-/nachtklinische) Betreuung
•  geschützte Arbeitsmöglichkeiten
•  Selbsthilfegruppen
•  Tagesstätten für nicht mehr arbeitsfähige PatientInnen
•  Beratungs-/Betreuungsangebot für Bezugspersonen
•  Patientenclubs
•  Selbsthilfeorganisationen
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
167
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
168
U. Unabhängigkeit:
U. Unabhängigkeit:
Versorgungsnotwendigkeit:
•  langfristige psychotherapeutische Behandlung (mindestens 2 Jahre)
•  niederschwellige Angebote zur Krisenbewältigung
•  Begleitung in ein selbständiges und
•  Psychoedukation zur Rückfallsprophylaxe
selbstbewusstes Leben
•  Anti-Craving-Therapie
Versorgungsstrukturen:
•  Unterstützung bei Krisen
•  langfristiges Psychotherapieangebot, von Versicherungsträgern
finanziert
•  Unterstützung bei Rückfällen
•  niederschwelliges, differenziertes ambulantes/stationäres
Therapieangebot bei Rückfällen
•  Öffentlichkeitsarbeit zur Reduzierung des sozialen Trinksdrucks
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
169
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
170
Ich danke für Ihr Interesse
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
171
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
172
Literatur
Weitere Informationen
•  Wolf-Detlef Rost: Psychoanalyse des Alkoholismus (Klett-Cotta)
•  Michael Soyka: Die Alkoholkrankheit – Diagnose und Therapie
(Chapman & Hall)
•  Handbuch Alkohol 2012 - Österreich (BMfG)
Ich danke der Unterstützung durch
•  Die Station für Alkoholkranke Männer am OWS
•  Blaues Kreuz
•  Anonyme Alkoholiker
•  Die SFU im Bemühen um Entstigmatisierung
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
173
•  www.alk-info.com
•  Handbuch Alkohol-Österreich
–  www.api.or.at/sp/download/handbuch
%20statistiken.pdf
–  www.api.or.at/sp/download/
handbucheinrichtungen_2011.pdf
SFU 2015
Prim. iR MR Dr. Harald DAVID
174
Herunterladen