Seminarinhalt • • • • • • • • ALKOHOLISMUS FORTBILDUNG AUSBILDUNGSCURRICULUM SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 1 Altertum/Mittelalter Aufklärung/ Industrialisierung Nahrungsmittel + - Genussmittel + + Rauschmittel + + Sakrales Mittel + + Kontaktförderung + + Verursacher sozialer Probleme + + Suchtmittel - + Arzneimittel + - Verursacher körperlicher Schäden + + SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 2 Geschichte des Alkohols Funktion und Folgen des Alkohols (Feuerlein 1994) Funktion Rauschmittel Historisches Definition Diagnose Verlauf Biologische Therapie Psychotherapie Sozialtherapeutische Maßnahmen Pav. 26 Therapieprogramm • Der Name Alkohol entstammt dem Arabischen "al´khol" und bedeutet ursprünglich "Etwas Feines" im Sinne eines Auszugs von etwas Größerem, also dem Ausgangsmaterial für die Destillation. • Alkoholhaltige Speisen dürften so alt sein wie die Menschheit. Durch Konsum überreifer Früchte, die bereits in Gärung übergegangen waren, wurde - eher zufällig - Alkohol konsumiert. 3 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 4 Alkohol in der Frühgeschichte Alkohol in der Steinzeit • Bereits in der Mittelsteinzeit 10000 bis 5000 v. Chr. beginnt mit der Entwicklung der Bodenbauern und Viehzüchtern die Herstellung alkoholischer Getränke, die als Nahrungsmittel Verwendung fanden. In Tibet wurde aus Gerste Bier gebraut, die Germanen vergoren Honig zu Met und Viehzüchter-Nomaden vergoren Stutenmilch. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 5 SFU 2015 Geschichte des Weines Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 6 Geschichte des Bieres • Bereits der griechische Philosoph Homer beschreibt in der "Odyssee" Zechgelage und ekstatische Feste zu Ehren des griechischen Weingottes Dionysos. • Auch die Römer ehrten ihren Gott des Weines, Bacchus, mit ausgiebigen Gelagen, den Bacchanalien. Der Wein war bei den Römern nicht nur Sakralgetränk, Nahrungs- und Genussmittel, sondern wurde bereits wegen seiner medizinischen Wirkung innerlich und äußerlich (zur Desinfektion) angewendet. Cäsars Soldaten mussten täglich ein Liter Wein zur Vorbeugung gegen Infektionskrankheiten trinken. • Im Mittelalter erlebte der Weinanbau unter der Regentschaft Karls des Großen seine Blütezeit, aber auch erste Alkoholprobleme. So war es sowohl Richtern als auch Klägern und Zeugen verboten, in trunkenem Zustand vor Gericht zu erscheinen. SFU 2015 • Mit der Entwicklung des Ackerbaus standen alkoholische Getränke in größerem Umfang zur Verfügung. Alkohol wurde wichtiges Nahrungsmittel, ist jedoch auch als die wohl älteste Droge zu religiösen Riten verwendet worden. • Aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. existiert von den Sumerern das "monument bleu", das die Göttin Nina bei der Zubereitung von Opferbier zeigt. • Aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. stammen Belege aus Ägypten, die die Wein- und Bierherstellung darstellen. Osiris selbst soll die Ägypter Weinanbau und Bierherstellung gelehrt haben. Die Biere dieser Zeit waren von süßlichem Geschmack, mit Safran, Myrthe und Anis gewürzt und von geringer Haltbarkeit, mussten also baldmöglichst konsumiert werden. Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 7 • In den kühleren Regionen Nordeuropas, in denen kein Weinanbau möglich war, wurden stattdessen aus gemältzer Gerste, Wasser und Hefe Vorläufer des heutigen Bieres hergestellt. Die ersten Biere waren nur kurzfristig haltbar. Als Stabilisierungsmittel wurde Ochsengalle und Bilsenkraut zugesetzt. Letzterer Zusatz gab dem Pilsener vermutlich seinen Namen. Haltbares Bier wurde erst mit dem Zusatz von Hopfen erhalten, das im 15. Jahrhundert durch Händler aus Flandern und Holland eingeführt wurde. Diese herbbittere Biersorte verdrängte bis zum 18. Jahrhundert die ungehopften Sorten fast vollständig. Die Mönche der Kosterbrauereien verfeinerten die Braukunst bis zur Perfektion. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 8 Geschichte der Spirituosen Alkohol in der Bibel • Bereits 300 v. Chr. beschreibt Aristoteles die Destillation, die jedoch in erster Linie zur Entsalzung von Meerwasser diente. • Die Technik der Weindestillation ist aus dem 11. Jahrhundert überliefert (Universität Salerno). • Nennenswerte Mengen hochprozentiger Spirituosen wurden später in dem Klöstern hergestellt. Es entstanden Rezepte zur Herstellung von Obstschnäpsen, Weinbrand, Whisky sowie Likören. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 9 Alkohol in der Bibel Prim. iR MR Dr. Harald DAVID SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 10 Alkohol in der Bibel • So hüte dich nun, Wein oder starkes Getränk zu trinken und Unreines zu essen; denn du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären (Richter13,4) • Der Wein macht Spötter, und starkes Getränk macht wild; wer davon taumelt, wird niemals weise (Sprüche 23,1) • Weh denen, die des Morgens früh auf sind, dem Saufen nachzugehen, und sitzen bis in die Nacht, daß sie der Wein erhitzt (Jesaia 5,12) • Denn Johannes der Täufer ist gekommen und aß kein Brot und trank keinen Wein; so sagt ihr: Er ist besessen. Der Menschensohn ist gekommen, ißt und trinkt; so sagt ihr: Siehe, dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer (Lukas 7,33) SFU 2015 • Noah aber, der Ackermann, pflanzte als erster einen Weinberg. Und da er von dem Wein trank, ward er trunken und lag im Zelt aufgedeckt. Als nun Ham, Kanaans Vater, seines Vaters Blöße sah, sagte er's seinen beiden Brüdern draußen ( 1 Moses 9,21) • Der HERR aber redete mit Aaron und sprach: Du und deine Söhne, ihr sollt weder Wein noch starke Getränke trinken, wenn ihr in die Stiftshütte geht, damit ihr nicht sterbt (3 Moses 10,5) 11 • Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wußte, woher er kam (Johannes 2,9) • Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich von neuem davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich (Matthäus 26,27) SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 12 Alkohol im Talmud Alkohol im Koran • Der Sabbat beginnt Freitagabend vor dem Abendessen mit dem Anzünden der Kerzen, und die erste Zeremonie ist der Kiddusch, das Einsegnen des Weines. Der Talmud (Brachot 35a) hebt hervor, daß die "Frucht der Rebe" nur aus der Rebe selbst gewonnen werden darf - ansonsten wäre die Einsegnung des Weines Frevel. • Dies ist - neben den allgemeinen Geboten des Koscheren die einzige Forderung an koscheren Wein. Also sind heutzutage weder Eiweißschönungen noch chemische Düngung oder Eichenholzspäne (als Barrique-Imitat) zulässig. Auch dürfen nicht Weinblätter versehentlich (wie sonst bei Billigweinen möglich) mitvergoren werden. Zuckeroder Spritzusätze sind ebenso verboten wie Harzungen. Ein Rabbi muß über die Einhaltung der Forderungen wachen. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 13 Alkohol im Koran • In der altarabischen Religion war Alkoholkonsum zur Erreichung von Rauschzuständen üblich und Teil religiöser Feste. • Die verbindlichen Texte finden sich in vier Versen. Ordnet man die Verse in die chronologische Reihenfolge ihrer Offenbarung, so ist eine allmähliche Verschärfung des Alkoholverbots zu erkennen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 14 Alkohol im Buddhismus • Zunächst wird ohne Wertung allein berichtet, dass das Trinken von Wein in Mekka und Medina üblich war, um sich zu berauschen (Sure 16, Vers 67). • Danach heißt es, dass Wein und Glücksspiel „schwere Sünde“ seien, wobei „ihre Sünde aber größer (ist) als ihr Nutzen“. (Sure 2, Vers 219). • Das erste Verbot wird in Sure 4, Vers 43 ausgesprochen: „Ihr, die ihr glaubt, naht euch nicht betrunken dem Gebet, bis ihr wisst, was ihr sagt!“ • Schließlich wird der Wein als „Gräuel an Satanswerk“ beschrieben und klar gefordert: „Meidet ihn.“ (Sure 5, Vers 90) Oh ihr diejenigen, die überzeugt sind, der Wein, das Glücksspiel und die Opfersteine und die Lose sind Befleckung mit Handeln des Satans. Drum haltet euch fern davon, auf dass ihr erfolgreich seid. SFU 2015 • Im Verlauf der chronologischen Entwicklung der islaemischen Rechtsordnung Scharia, die ein Teil des Korans ist, wird die Haltung egenüber Alkohol immer strenger. Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 15 Die fünf Regeln • Die erste Regel: Nicht töten. • Die zweite Regel: Nicht stehlen. • Die dritte Regel: Keine sexuellen Verfehlungen, keine Beziehungen, die Leiden für andere oder sich selbst verursachen. • Die vierte Regel ist die, keine Unwahrheit zu sagen. • Die fünfte Regel ist die, keine berauschenden Stoffe zu sich zu nehmen. Wer berauscht ist, wird schnell alle anderen Regeln brechen. • Wenn ihr diese Regeln befolgt, werdet ihr Leiden und Zwietracht vermeiden und fremdes und eigenes Glück vervielfältigen." SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 16 Alkohol im Buddhismus Alkohol im Hinduismus • Der Tempel darf nur ohne Schuhe, Zigaretten und Alkohol betreten werden. • In der Kultur des Hinduismus ist es zum Beispiel nicht gestattet, unreguliert Alkohol zu trinken. Die Vier Grundlagen der Achtsamkeit 1. Achtsamkeit auf den Körper (Kayanupassana) 2. Achtsamkeit auf die Gefühle (Vedananupassana) 3. Achtsamkeit auf den Geist (Cittanupassana) 4. Achtsamkeit auf die Geistesobjekte (Dhammanupassana) SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 17 Alkohol im Hinduismus Prim. iR MR Dr. Harald DAVID Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 18 Alkoholismus in der Literaur • Die Schriften des Hinduismus schreiben also jemandem, der Wein trinken will, ein bestimmtes Ritual vor. Diese Rituale sind eine Konzession der Höchsten Person für Menschen niedriger Gesinnung, weil es für sie nicht möglich ist, ihre schlechten Angewohnheiten von heute auf morgen zu ändern. Indem sie den Vorschriften für diese Rituale strikt folgen, verstoßen sie trotz ihrer sündhaften Wünsche nicht gegen das Gesetz Gottes. Sie werden im Laufe der Zeit sogar geläutert und können zu höheren und unmittelbareren religiösen Praktiken aufsteigen. SFU 2015 SFU 2015 19 • Trinkerdarstellungen in der Literatur – Polyphem (Homer) – Falstaff – der große Trinker – Kuttel-Daddeldu (Ringelnatz) „war bekannt als alter Krankeeler) – „Den nächsten Planeten bewohnte ein Säufer“ - Der kleine Prinz (de Saint Exupéry) – Bei nichttrinkenden Autoren klischeehafte Darstellung von typischem Verhalten, leichte Wiedererkennbarkeit der Typen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 20 Alkoholismus in der Literaur Alkoholismus in der Literaur • Autoren als verkappte Trinker • Autoren mit Trinkerimage – Francois Villon, Charles Bukowski: „Nobilitierung des Trinkstils: besondere Sichtweisen der Realität – Trinkerimage wird gepflegt und dient der Vermarktung (Dylan Thomas: „Ive had eightenn straight whiskies; I think, that is the record) – Wegen gesteigerten Marktwertes kommt es auch zu einer Verbreitung des Klischees SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 21 – SchriftstellerInnen, die (wie andere Berufsgruppen) darauf achten, dass der Zusammenhang zwischen Trinken und Schreibimpuls verdeckt bleibt (Duras, Bauer) – Edgar Allen Poe ((1809-1849) versuchte seine Alkoholproblematik herunterzuspielen, litt zeitweise an Halluzinationen, die vielleicht auch in sein Werk einfließen – E.T.A Hoffmann(1776-1822) hinterließ Zechschulden; trank, um seine Phantasie anzuregen; manchmal so viel, das er mit dem Kopf auf dem Wirtshaustisch einschlief. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID Alkohol in der Literatur Alkohol in der Literatur • Autor als „Kunsttrinker“ • Autor als „Kunsttrinker“ – Jack London – Malcolme Lowry • „John Barleycorn or Alcoholic Memoirs“ 1913 (There was no time I didn‘t want a drink) • Vermeintliche Öffnung von „kognitiven Fenstern“ zur Welt • Beständiges Spiel mit dem Rand der Existenz und des eigenen Lebens – Joseph Roth • Under the volcano“ 1947 • Hauptfigur Exkonsul Firmin (Anagramm zu „infirm“) „Explorer of hell, disoverer of the paradise of his dispair“ – • „Die Legende von heiligen Trinker“ 1939 • Selbstbeschreibung „böse, besoffen, aber gescheit“ • Held läßt sich trotz aller Versuchungen nicht vom Lebenspfad ins Elend abbringen SFU 2015 22 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 23 Wenedikt Jemofejew • „“Die Reise nach Petruschkin“ 1973 • Leitsatz „und ich trank unverzüglich“ • Satirischer Blick auf russische Seele, realen Sozialismus SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 24 Alkoholismus in der Literatur Alkoholismus als Krankheit • Joseph Roth nach erfolgloser Entziehungskur:„Mit lechzender Zunge laufe ich herum, ein Schnorrer. Ich habe keine Nächte mehr. Ich sitze bis 3 Uhr morgens herum, ich lege mich angezogen um 4 Uhr hin. Ich erwache um 5 Uhr und wandere irr durch`s Zimmer. Eine Stunde ist ein See, ein Tag ein Meer, die Nacht eine Ewigkeit, das Erwachen ein Höllenschreck.“ SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 25 Chronischer Alkoholismus SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID • Dipsomanie (v. Bühler-Cramer)1819 • Trunksucht (Trotter 1821) • Begriff Alkoholismus erstmals 1852 (Huss) • Kontrollverlust (Jellinek 1946) • Phasenmodell (Jellinek 1960) SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 26 Chronischer Alkoholismus (Huss) 27 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 28 Alkoholismus - Sucht Historische Entwicklung des Suchtbegriffes • Bis Ende 19. Jahrhundert: „Sucht bedeutet Krankheit (Schwindsucht, Wassersucht, Fallsucht, Trunksucht usw.) • 1957-1964: Offizielle Verwendung des Begriffes „Sucht durch die WHO • 20. Jahrhundert: Einführung der Begriffe „Missbrauch und „Abhängigkeit • ICD-10 und DSM-IV: „Schädlicher Gebrauch und „Abhängigkeitssyndrom • Wortbedeutung: – germanisch: suhti, – althochdeutsch: suht, suft, – mittelhochdeutsch: suht • Wortwurzel: „siechen – althochdeutsch: siuchen – mittelhochdeutsch: siuhan SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 29 Suchtbegriff Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 30 Sucht - Süchtigkeit (Laubenthal 1964) • Krankheitsbegriff – Bleichsucht – Wassersucht – Fallsucht • Auch verwendet für störende Verhaltensweisen – Habsucht – Geltungssucht • Und für eingeschränkte Selbstkontrolle – Eifersucht – Rachsucht – Tobsucht SFU 2015 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID • Süchtigkeit = starkes, hemmungsarmes Verlangen nach bestimmten (Schein-) Werten, das gewöhnliches Maß überschreitet und (selbst)zerstörerisch wirkt. Entscheidungsfähigkeit bleibt erhalten • Sucht = unter passivem Drang stehendes begierdemäßiges Verlangen. Entscheidungsfähigkeit ist verloren 31 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 32 Wissenschaftliche Bewertung und Gesellschaft • • • • • Menninger (1938): Alkoholismus ist eine Form des verlangsamten Selbstmords • Szasz (1972) Alkoholismus ist eine schlechte Gewohnheit • Alkoholismus als – Laster – Charakterschwäche – Strafe für Alkoholkonsum – Reaktionsbildung auf Belastungen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID Aktuelle Klassifikationen – Jellinek – Lesch – Cloninger – Babor – Schuckitt 33 SFU 2015 • durch 4 Kriterien gekennzeichnet: a. Unbezwingbares Verlangen nach Einnahme und Beschaffung des Mittels b. Tendenz zur Dosissteigerung c. Physische und psychische Abhängigkeit d.Folgeschäden für den Konsumenten und die Gesellschaft SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 34 ICD 10 F 10 – F 19 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen Alkoholismus WHO 1957 Drug addiction definiert als Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung durch Zufuhr einer bestimmten Substanz, WHO ICD 10 DSM IV/DSM V Typologien a. b. c. d. e. f. g. h. In den letzten 3 Jahren 3 oder mehr der folgenden Kriterien: Ein starker Wunsch (Zwang), Alkohol zu konsumieren Verminderte Kontrollfähigkeit bzgl. Beginn, Beendigung oder Menge des Konsums Alkoholgebrauch, um Entzugssymptome zu lindern Ein körperliches Entzugssyndrom Nachweis einer Toleranz Ein eingeengtes Verhaltensmuster im Umgang mit Alkohol Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen/Vergnügungen Fortschreitender Konsum trotz Nachweises eindeutig schädlicher Folgen Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 35 • Gebrauch einer oder mehrerer psychotroper Substanzen (mit oder ohne ärztliche Verordnung). Die verursachenden Substanzen werden durch die dritte Stelle, die klinischen Erscheinungsbilder durch die vierte Stelle kodiert; Die Identifikation der psychotropen Stoffe soll auf der Grundlage möglichst vieler Informationsquellen erfolgen – eigenen Angaben des Patienten – die Analyse von Blutproben oder von anderen Körperflüssigkeiten – charakteristische körperliche oder psychische Symptome, klinische Merkmale und Verhalten – sowie andere Befunde, wie die im Besitz des Patienten befindlichen Substanzen oder fremdanamnestische Angaben. Viele Betroffene nehmen mehrere Substanzarten zu sich. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 36 F 10 Störungen durch Alkohol DSM 5 • • • • • • • • • F 10.0 Akute Intoxikation F 10.1 Schädlicher Gebrauch F 10.2 Abhängigkeitssyndrom F 10.3 Entzugssyndrom F 10.4 Entzugssyndrom mit Delir F 10.5 psychotische Störung F 10.6 alkoholbedingtes amnestisches Syndrom F 10.7 alkoholbedingter Residualzustand F 10.8 Andere aloholbedingte psychische oder Verhaltensstörungen • F 10.9 nicht näher bezeichnete alkohlbedingte Störungen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 37 DSM 5 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 38 F 10.0 Akute Intoxikation 8. Hoher Zeitaufwand für Beschaffung und Konsum derSubstanz sowie Erholen von der Wirkung 9. Aufgabe oder Reduzierung von Aktivitäten zugunsten des Substanzkonsums 10. Fortgesetzter Gebrauch trotz Kenntnis von öçrperlichen oder psychischen Problemen 11. Craving, starkes Verlangen oder Drang die Substanz zu konsumieren ABSTUFUNG NACH SCHWEREGRADEN Bei Auftreten von 2 Merkmalen innerhalb eines 12-Mo- nats-Zeitraums gilt die Substanzgebrauchsstçrung als erfüllt. Die Schwere der Symptomatik wird folgend weiter spezifiziert : • Vorliegen von 2 – 3 Kriterien : moderat • Vorliegen von 4 oder mehr Kriterien: schwer SFU 2015 1. Wiederholter Konsum, der zu einem Versagen bei der Erfüllung wichtiger Verpflichtungen bei der Arbeit, in der Schule oder zu Hause führt 2. Wiederholter Konsum in Situationen, in denen es aufgrund des Konsums zu einer körperlichen Gefährdung kommen kann. 3. Wiederholter Konsum trotz ständiger oder wiederholter sozialer oder zwischenmenschlicher Probleme 4. Toleranzentwicklung gekennzeichnet durch Dosissteigerung oder verminderte Wirkung 5. Entzugssymptome oder deren Vermeidung durch Substanzkonsum 6. Konsum länger oder in größeren Mengen als geplant(Kontrollverlust) 7. Anhaltender Wunsch oder erfolglose Versuche der Kontrolle . Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 39 Ein Zustandsbild nach Aufnahme einer psychotropen Substanz mit Störungen von Bewusstseinslage, kognitiven Fähigkeiten, Wahrnehmung, Affekt und Verhalten oder anderer psychophysiologischer Funktionen und Reaktionen. Die Störungen stehen in einem direkten Zusammenhang mit den akuten pharmakologischen Wirkungen der Substanz und nehmen bis zur vollständigen Wiederherstellung mit der Zeit ab, ausgenommen in den Fällen, bei denen Gewebeschäden oder andere Komplikationen aufgetreten sind. Komplikationen können ein Trauma, Aspiration von Erbrochenem, Delir, Koma, Krampfanfälle und andere medizinische Folgen sein. Die Art dieser Komplikationen hängt von den pharmakologischen Eigenschaften der Substanz und der Aufnahmeart ab. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 40 Aufnahme von Alkohol Alkoholgehalt Alkohol wird im gesamten Verdauungstrakt aufgenommen. - Dies beginnt in geringem Umfang bereits in der Mundschleimhaut. Der dort aufgenommene Alkohol geht direkt in das Blut über und wird damit über den gesamten Körper einschließlich des Gehirns verteilt. - Der im Darm aufgenommene Alkohol gelangt dagegen zunächst mit dem Blut in die Leber, wo er teilweise abgebaut wird. - Die Alkoholaufnahme wird durch Faktoren, die die Durchblutung steigern, erhöht, beispielsweise Wärme (Irish Coffee, Grog), Zucker (Likör) und Kohlenstoffdioxid (sog. Kohlensäure in Sekt), Fett verlangsamt dagegen die Aufnahme. Dies führt aber nicht zu einer niedrigeren Resorption des Alkohols insgesamt, sondern nur zu einer zeitlichen Streckung. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 41 Abbau von Alkohol Prim. iR MR Dr. Harald DAVID • • • Brot: bis 0,3 % Apfelsaft: bis 0,4 % alkoholfreies Bier: bis 0,5 % Sauerkraut: 0,5 % Traubensaft: bis 0,6 % reife Banane: bis 1 % (durchschnittlich 3 ml) reifer Kefir: bis ca. 1 % Bier – Leichtbiere: 1–2,5 % – Vollbiere: ca. 3–5 %, meist um 5 % – Starkbiere: 6–12 % Weine: 7–14 %, meist um 12 % und mehr bei Rotweinen – Met: ca. 5–15 % – Apfelwein: ca. 5,5–7 % Liköre: ca. 15–75 %, meist unter 30 % Spirituosen: ca. 30–96 %, meist ca. 40 % SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 42 Abbau von Alkohol • In der Leber wird der Alkohol durch das Enzym Alkoholdehydrogenase zu Ethanal (Acetaldehyd) abgebaut, das weiter zu Essigsäure oxidiert wird. • Die Essigsäure wird über den Citratzyklus und die Atmungskette in allen Zellen des Körpers unter Energiegewinnung zu CO2 veratmet. • Das Zwischenprodukt Ethanal ist auch für den sogenannten Kater mitverantwortlich. Der Abbau des Ethanals wird durch Zucker gehemmt, daher ist der Kater bei süßen alkoholischen Getränken, insbesondere Likör, Bowlen und manchen Sektsorten besonders intensiv. SFU 2015 • • • • • • • • 43 • Die Abbaurate durch die Alkoholdehydrogenase ist innerhalb gewisser Grenzen konstant. • Sie beträgt mindestens 1 g Alkohol je 10 kg Körpergewicht und Stunde, wobei die Abbauzeiten von Männern und Frauen geringfügig variieren. Eine Flasche Bier (1/2 l, 16 g Alkohol) wird erfahrungsgemäß in 1– 2 Stunden abgebaut. • Bei Männern findet sich eine leicht erhöhte Aktivität der gastrischen Alkoholdehydrogenase im Magen, mit der Folge einer geringfügigen Beschleunigung des Alkoholabbaus. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 44 Abbau von Alkohol Abbau von Alkohol • Alkohole in unsauber destillierten Spirituosen, die so genannten Fuselalkohole, werden ebenfalls durch die Alkoholdehydrogenase abgebaut und verlangsamen den Abbau des Alkohols. • Etwa fünf Prozent des Alkohols werden über Urin, Schweiß und Atemluft abgegeben. • Er darf nicht zur Aufwärmung nach einer Unterkühlung gegeben werden, da es die Symptome nur forciert. Das angebliche Fässchen Rum bei den BernhardinerHunden als Ration für Unterkühlte ist daher vom medizinischen Standpunkt lebensgefährlich SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 45 Wirkung von Alkohol auf den Körper Prim. iR MR Dr. Harald DAVID – ADH: Alkoholdehydrogenase 90%, nicht induzierbar – MEOS: mikrosomales ethanoloxydierendes System 10%, induzierbar – Katalase: sehr geringer Umsatz SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 46 Alkoholisierung und Hirnleistung • Alkohol beeinträchtigt die Kontrollfunktion des Gehirns. Motorische und intellektuelle Fähigkeiten des Menschen werden stark eingeschränkt. Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit, Reaktionszeit und Sinnesleistungen sind ebenfalls betroffen. • Alkohol erweitert die Blutgefäße. Vermehrte Wärmeabgabe an die Umgebung führt zuerst zu einem Wärmegefühl. In Folge kann der Körper rasch auskühlen. • Alkohol stört den Wasserhaushalt und die Nierenfunktion. Er wirkt entwässernd und entzieht dem Körper dadurch Wasser und wertvolle Mineralstoffe. • Alkohol verlangsamt den Fettstoffwechsel des Körpers. Die Energie des Alkohols kann nicht gespeichert werden, und wird daher als Erstes abgebaut. Während dieser Zeit wird weniger Körperfett verbraucht. Mehr Fett wird im Fettgewebe eingelagert. SFU 2015 • 2-5% Physikalische Elimination (Atmung, Schweiß, Urin) • 95-98% enzymatisch, zu 90-95% in Leber • 3 Enzyme beteiligt 47 • Die Hirnleistung lässt mit steigender Promillezahl deutlich nach: • 0,2 Promille: Die Wahrnehmung für bewegte Lichtquellen verändert sich, die Risikobereitschaft steigt. • 0,3 Promille: Die Raumtiefeneinschätzung, Aufmerksamkeit und auch die Konzentrationsfähigkeit lassen nach. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 48 Feststellung der Alkoholisierung 1 Alkoholisierung und Hirnleistung • 0,5 Promille: Anvisierte Objekte wirken in der Wahrnehmung weiter entfernt, die Empfindlichkeit der Augen für rotes Licht lässt nach und die Umstellung auf verschiedene Lichtverhältnisse wird erschwert. Auch die Reaktionszeit lässt nach, es kommt zu Gleichgewichtsstörungen und das Unfallrisiko steigt auf das Doppelte. • 0,8 Promille: Verengtes Blickfeld (Tunnelsehen), die Abschätzung der Raumtiefe verringert sich um die Hälfte. Durch die aufkommende Müdigkeit wird die Reaktionszeit erheblich verlängert, auch die Kritikfähigkeit lässt nach. Das Unfallrisiko steigt bereits auf das Vierfache an. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 49 Feststellung der Alkoholisierung 2 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 50 Nötige Angaben zur Berechnung 1. Getrunkene Alkoholmenge (z.B. 1 Liter = 1.000 ml) 2. Alkoholgehalt des Getränkes in Volumenprozent (Angabe auf Flasche, z.B. 5 Vol.%) 3. Körpergewicht des Konsumenten (z.B. 70 kg) 4. Geschlecht des Konsumenten für Widmark-Konstante (Mann: 0,7 und Frau: 0,6) 5. Spezifisches Gewicht von ALKOHOL: 0,8 g/ml (Konstante) – Blut – Harn • Methanolbestimmung Prim. iR MR Dr. Harald DAVID SFU 2015 Feststellung der Alkoholisierung 3 • Alkoholbestimmung in Ausatemluft • Äthanolbestimmung in SFU 2015 • Klinisch 0 – Leichter Rausch < 1 /00 Euphorisierung, Enthemmung, Aktivität !, subj. Leistungsafähigkeit ! , obj. " . Leichte Koordinationsstörungen – Mittelgardiger Rausch 1 - 2,5 0/00 Euphorie oder Gereiztheit, Enthemmung, Benommenheit, psychomot. Unsicherheit, Impulsivität, Triebdurchbrüche, Perseverationen, explosive Reaktionen. Ataxie, Nystagmus, Sprachstörungen 0 – Schwerer Rausch > 2,5 /00 Bewußtseinsstörung, Desorientiertheit, Verlust des Situationsbezugs, Angst, Erregung. Stand- und Rumpfataxie, Somnolenz bis Koma 51 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 52 Feststellung der Alkoholisierung 4 Feststellung der Alkoholisierung 5 • Alkoholmengenformel A = m x Vol%/100 x s x rp A = Aufgenommene Alkoholmenge in Gramm m = Getrunkene Menge in Milliliter s = Spezifisches Gewicht von Alkohol (0,8 g/cm³) rp = Resorptionsdefizit (0,8) Beim Resorptionsdefizit (Aufnahmeverlust) handelt es sich um eine Konstante, die angibt, wie viel Alkohol von der getrunkenen Alkoholmenge im Körper aufgenommen wurde, da Alkohol nach der Aufnahme teilweise wieder ausgeschieden wird durch Atmung, Transpiration und Verdauung. Dieser Verlust beträgt zwischen 10% und 30%, also im Durchschnitt 20%, daher rp=0,8. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 53 Rauschformen 1 Der Blutalkohol, angegeben in Promille (‰), berechnet sich mit Hilfe der Widmark- Formel wie folgt: A c = --------rxG mit c = Blutalkohol in ‰ A = aufgenommene Menge an Alkohol in Gramm (g) r = Verteilungsfaktor im Körper (0,7 für Männer, 0,6 für Frauen) G = Gewicht der betroffenen Person in Kilogramm (kg) Der Verteilungsfaktor r ist ein dimensionsloser Faktor, der ein hypothetisches Gewicht errechnet, auf den sich der aufgenommene Alkohol verteilt. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 54 Rauschformen 2 • „einfacher Rausch – Promillebezogene psychophysische Trunkenheitszeichen – Enthemmung, euphorische oder depressivdysphorische Zustände • Pathologischer Rausch – Existenz teilweise bezweifelt extrem selten, meist niedrige BAK – Psychotisch gefärbter Rausch, wahnhafte Züge, Halluzinationen – Kein Realitätsbezug, Desorientiertheit, Situationsverkennung – Anfallsartige vitale Erregung, exzessive Affekte, verwirrte Erregtheit – Charakteristisch: Terminalschlaf, komplette Amnesie • Atypischer Rausch – Inkongruenzen zwischen BAK und psychischmotorischen Ausfällen – Vitale Erregung – Inadäquate Affekte, – Dysphorisch-aggressive Stimmung – Wesensfremd anmutende Handlungen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 55 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 56 F 10.1 Schädlicher Gebrauch Vorgehen bei schweren Rauschzuständen • Anamneseerhebung (Fuselalkohol, Mischintoxikation?) • Somat.-neurologische Untersuchung (Herdbefund, Fraktur, Verletzungen, Kreislaufsituation…) • Gesamtes Labor (v.a. BZ, Leber, Niere, Elektrolyte, CK, BB, Blutgase • Toxikologie (bei Verdacht auf Mischintoxikation: evtl. Magenspülung, evtl. Flumazenil als Antidot) • Bei neurologischer Symptomatik: CCT, EEG SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 57 K o n s u m p s y c h o t r o p e r S u b s t a n z e n , d e r z u Gesundheitsschädigung führt. Diese kann als körperliche Störung auftreten, etwa in Form einer Hepatitis nach Selbstinjektion der Substanz oder als psychische Störung z.B. als depressive Episode durch massiven Alkoholkonsum. Missbrauch psychotroper Substanzen Prim. iR MR Dr. Harald DAVID SFU 2015 58 -%("&%"* #"&(!)% &&("'&-%""&'(' Harmlosigkeitsgrenze -""%"%!!%"% ## $%# Konsum wird als unbedenklich eingestuft bei: Männern bis 24 Gramm reiner Alkohol pro Tag Frauen bis 16 Gramm reiner Alkohol pro Tag vereinfacht ca. 20 Gramm Alkohol Das entspricht &"'&$%' '%% ein halber Liter Bier oder +#%%' " ein Viertel Wein %("%!!%"% ## $%# &"'&$%' '%%#%%' " SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 59 %"" ## +&"""!'%%#%"!'%"#% """-$&" "' '" 60 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID SFU 2015 Problemlage SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 61 Durchschnittlicher Alkoholkonsum in den Bundesländern SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 62 Alkohol und Unfälle • Bei wie vielen tödlichen Verkehrsunfällem spielt Alkohol eine Rolle? 25% – 26.000 Personen wird jedes Jahr wegen Alkohol am Steuer der Führerschein abgenommen – Mehr als ein Viertel davon fährt auch ohne Führerschein weiter, rund 4.000 Personen sogar weiterhin alkoholisiert. – Das sind etwa 240 Alkofahrten ohne Führerschein pro Tag • Wie oft wird bei tödlichen Verkehrsunfällen Jugendlicher Alkoholisierung festgestellt? 50% SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 63 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 64 Alkohol und Unfälle Alkohol und Straffälligkeit • Bei wie vielen Arbeitsunfällen ist Alkohol beteiligt? 32% • Wie viele der in Unfallabteilungen mit Schädel-Hirn-Verletzungen eingelieferten Patienten sind alkoholisiert? 80% SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 65 Trinkverhalten Österreich • Wie viele Alkoholkranke werden straffällig? 30% • Wie oft spielt Alkoholisierung ein Rolle bei Straftaten? – Tötungen 60% – Widerstand gegen die Staatsgewalt 80% – Notzuchtsdelikte 75% – Affekttaten 75% – Gewalt in Familie 60% SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 66 Alkoholismus und Mortalität Änderungen in den letzten 20 Jahren Trinkbeginn: früher bei 15a, jetzt 11-12a ♂:♀ früher 4:1, jetzt 3,2:1 Abstinente von 23% auf 42% gestiegen Problematischer Konsum von 18% auf 17% gesunken SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 67 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 68 Alkohol und Suizidalität Alkoholfolgekosten (IHS-Studie 2013) Nicht eingerechnet • Schäden für Familien • Schäden durch Rechtsfolgen • Schäden durch Vorbildwirkung • Schäden durch Kaufkraftmangel für andere Dinge SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 69 SFU 2015 § 287 StGB Abs. 1 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 70 Straftaten unter Alkoholeinfluß • Wer sich, wenn auch nur fahrlässig, durch den Genuß von Alkohol oder eines anderen berauschenden Mittels in einen die Zurechnungsfähigkeit ausschließenden Rausch versetzt, ist, wenn er im Rausch eine Handlung begeht, die im außerhalb des Rausches als Verbrechen oder Vergehen angerechnet würde, ...., zu bestrafen. – Volle Berauschung schließt die Zurechnungsfähigkeit aus. – Wer sich voll berauscht, um eine strafbare Handlung zu begehen, haftet unbeschränkt. – Wer sonst voll berauscht eine Straftat begeht, kann sonst nicht wegen der Tat bestraft werden, wohl aber deswegen, daß er sich in den Rauschzustand versetzt hat. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 71 • § 81 Z2 StGB Lenken unter Alkoholeinfluß entspricht Handeln unter besonders gefährlichen Verhältnissen – strafverschärfend SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 72 Alkoholfolgekrankheiten Internistische Folgeschäden • Lebererkrankungen – Fettleber – Hepatitis – Zirrhose •Pankreaserkrankungen – Pankreatitis • Gastrointestinale Störungen – Gastritis u.a. • Kardiomyopathie • Hämatologische Störungen - Viramin B6- und B12Mangel - Anämie • Stoffwechselstörungen • Myopathie • Alkohol kann alle Organsysteme scjädigen • Alkohol kann sowohl akut als auch chronisch Schäden verursachen • Alkoholbedingte Schäden haben bei Abstinenz je nach Ausprägungsgrad eine gewisse Rückbildungstendenz • Der drohende Rückfall ist ein ständiger Begleiter SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 73 Neurologische Folgeschäden • • • • • Prim. iR MR Dr. Harald DAVID Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 74 Alkohol-Mythen • Wenn ich viel und fett esse, vertrage ich mehr Alkohol • Mit Bewegung kann ich den Alkohol wieder ausschwitzen • Kaffee macht nüchtern • Ein bisschen Schlaf und es geht schon wieder • Alkohol hält warm • Alkohol ist gut für den Schlaf • Alkohol zur Beziehungspflege Wernicke-Enzephalopathie Alkoholische Kleinhirnatrophie Polyneuropathie Tremor Epileptische Anfälle SFU 2015 SFU 2015 75 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 76 F 10.2 Abhängigkeitssyndrom Biologische Grundlagen 1 • Suchtgedächtnis (Böhmig 1994) • Eine Gruppe von Verhaltens-, kognitiven und körperlichen Phänomenen, die sich nach wiederholtem Substanzgebrauch entwickeln. Typischerweise besteht ein starker Wunsch, die Substanz einzunehmen, Schwierigkeiten, den Konsum zu kontrollieren, und anhaltender Substanzgebrauch trotz schädlicher Folgen. Dem Substanzgebrauch wird Vorrang vor anderen Aktivitäten und Verpflichtungen gegeben. Es entwickelt sich eine Toleranzerhöhung und manchmal ein körperliches Entzugssyndrom. Das Abhängigkeitssyndrom kann sich auf einen einzelnen Stoff beziehen (z.B. Tabak, Alkohol oder Diazepam), auf eine Substanzgruppe (z.B. opiatähnliche Substanzen), oder auch auf ein weites Spektrum pharmakologisch unterschiedlicher Substanzen. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID – „Belohnungssysteme“ in Hippocampus, limbischem System und Amygdala – Stimulierung der „Lustzentren“ mit vermehrten Opiatrezeptoren – Alkohol wirkt direkt durch Euphorie, indirekt durch Angstminderung • Veränderung der Neurotransmitter – – – – – • Neuronale Membranen • G-Proteine 77 Biologische Grundlagen 2 Endorphine Dopamin GABA Serotonin Exzitatorische Aminosäuren SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 78 Biologische Grundlagen 3 • Komplexes Zusammenspiel verschiedener Endorphine und Enkephaline • Zu Entzugsbeginn erniedrigte, im Rausch erhöhte Endorphinspiegel im Liquor • Genetische Unterschiede (Blume 1983) – Genotyp 1: „geborener Alkoholiker“ hat Defizit an endogenen Opioiden – Genotyp 2: „Gewohnheitstrinker“ entwickelt keine Endorphindefizit – Genotyp 3: unter Alkoholkonsum und Dauerstress entwickelt sich Endorphindefizit • • • • 30-100 Milliarden Neuronen 100 Billionen Synapsen Neurotransmitter Neuromodulatoren • Endorphinsysteme stehen mit Dopaminssystemen in Verbindung SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 79 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 80 Alkoholismus und Genetik Alkohol und Dopaminsystem • Dopamin reguliert „reward-system • Biphasischer Effekt: • Es gibt verschieden wirksame Polymorphien der Alkoholdehydrogenase und damit verschieden wirksame Abbauwege • Ein alkoholabhängiger Verwandter 1. Grades bedeutet ein siebenfach erhöhtes Erkrankungsrisiko, das Risiko ist bei männlichen Verwandten männlicher Alkoholiker besonders hoch • Adoptions- und Zwillingsstudien belegen genetische Prädispositionen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID – Akut ↑ – Chronisch ↓ • Alkohol-Craving wird durch die stimulierende Wirkung von Alkohol auf das Dopaminsystem erklärt. Bei chronischer Intoxikation erschöpft sich die funktionelle Kapazität dopaminerger Neurone, wobei dies aber durch die alkoholinduzierte Stimulation des Dopaminsystems zunächst maskiert wird und nur im Entzug deutlich wird. 81 Alkohol und GABA-System Prim. iR MR Dr. Harald DAVID Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 82 Alkohol und Serotonin-System • Benzodiazepine und Alkohol steigern Bindungsvermögen von GABA an Rezeptoren # Einstrom con Cl-Ionen # Hyperpolarisation # Erregbarkeit sinkt • Chronische Alkoholintoxikation vermindert zentrale GABAerge Funktion SFU 2015 SFU 2015 83 • Abstinente Alkoholabhängige haben in Liquor und Urin geringere Raten von Serotoninmetaboliten • Inverse Korrelation zwischen 5-HTAA im Liquor und Rückfallshäufigkeit • Post-mortem-Studien zeigen niedrigeren Gehalt von 5-HT • Niedrige 5HT-Spiegel auch bei nichttrinkenden Kindern Alkoholkranker SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 84 Alkohol und Glutamat Alkohol und Zellmembranen • Wichtigster exzitatorischer Transmitter im Gehirn • Große Rolle bei „kindling effect (Bahnung weiterer Anfallsbereitschaft bei erfolgten Entzugsanfällen) • Fördert Einfluß von Ca-Ionen und damit Erregungsausbreitung SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 85 Alkohol und G-Proteine • Alkohol penetriert Zellmembranen, erhöht Membranfluidität • Funktion von Proteinen, die am Aufbau von Rezeptoren und Ionenkanälen beteiligt sind, werden verändert • Zusammenhang mit Ausbildung von Alkoholtoleranz und -abhängigkeit SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 86 Ladewig Suchtdreieck • G-Proteine sind an einer Vielzahl von physiologischen Prozessen beteiligt und für die Kopplung extrazellulärer Signale an intrazelluläre Funktionen von Bedeutung • In vitro und im Tierversuch findet sich bei chronischer Alkoholbelastung eine verminderte Empfindlichkeit von Rezeptoren, die zu einer biochemischen Toleranz führt SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 87 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 88 Diagnostik: CAGE-Fragebogen Alkoholismus-Selbsttests Craving/Anger/Guilt/Early morning • Münchner Alkoholismus-Test (MALT) – 29 Items – Selbst- und Fremdbeurteilung – Trinkanamnese und psychosoziale Folgen • Trierer Alkoholismusinventar (TAT) – 77 Items, 7 Skalen – Multidimensional – Prognostischer Wert fraglich • Kurzfragebogen für Alkoholgefährdete (KFA) – 22 Fragen – Eher differentialdiagnostische Bedeutung – Hohe Spezifität • Waren Sie je der Meinung, Sie sollten Ihr Trinken EINSCHRÄNKEN? • Hat man Sie durch Kritik an Ihrem Trinkverhalten VERÄRGERT? • Hatten Sie wegen Ihres Trinkens jemals ungute oder SCHULDGEFÜHLE? • Haben Sie jemals gleich frühmorgens als Erstes etwas getrunken (einen MUNTERMACHER), um Ihre Nerven zu beruhigen oder einen Kater loszuwerden? SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 89 AUDIT (Alcohol Use Disorders Identification Test): Selbsttest Alkohol SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 90 AUDIT Fragebogen !"#$%&'()*+,-*+. !/01+(2/.*0034+5) Der AUDIT-Fragebogen wurde im Auftrag der WHO entwickelt und wird auch von ihr empfohlen. Die angegebenen Punktezahlen der einzelnen Fragen werden zur Gesamtpunktezahl addiert. Die minimale Punktezahl ist 0, die maximale 40. Eine Punktezahl von 8 oder mehr weist auf einen gefährlichen und schädlichen Alkohol-konsum hin. Bei Frauen und bei über 65-jährigen Männern empfiehlt es sich, den Grenzwert bei 7 Punkten festzulegen. !"#$%&'($)&*+,+&$-#.(/0"1,.2 3455$6".-0$7"-0 3489$6".-0$:-"#$+;-0$<-*. 3438$6".-0$</"0".=+(-# '>$ :"-$+?.$.0"#*-#$<"-$)&*+,+&@ 6$$$A"- 7$$!.B'$C$D'&$/0+ $$$$$$E+#'. 8998FG$D'&$/0+ $$$$$$$E+#'. :998F5$D'&$/0+ $$$$$$:+1,- ;99G$D'&$+;-0 $$$$$H?.-0$/0+$:+1,- I>$ :-##$<"-$'#$-"#-D$J'K$)&*+,+&$.0"#*-#4$B"-$L"-&$'&*+,+&,'&."K-$%-.0M#*-$.0"#*-# <"-$;'##$.N/"(1,-0B-"(-@ 6$C$+;-0$8 7$$5$+;-0$G 8$$$9$+;-0$O 1>$:"-$+?.$,'I-#$<"-$'#$-"#-D$J'K$D-,0$'&($O '&*+,+&"(1,-$%-.0M#*-$K-.0=#*-#@ ;>$:"-$+?.$,'I-#$<"-$"D$&-.R.-#$S',0$?-(.K-(.-&&.4 ;'(($<"-$D-,0$K-.0=#*-#$,'I-#4$'&($<"-"K-#.&"1,$B+&&.-#@ ->$:"-$+?.$,'I-#$<"-$"D$&-.R.-#$S',0$"D T=('DD-#,'#K$D".$;-D$)&*+,+&.0"#*-#$-"#)=?K'I-$#"1,.$-0&-;"K.4$;"-$D'#$-"K-#.&"1,$L+# U,#-#$-0B'0.-.$,'..-@ ?>$:"-$+?.$,'I-#$<"-$"D$&-.R.-#$S',0$D+0K-#( )&*+,+&$K-.0=#*-#4$=D$"#$<1,B=#K$R=$*+DD-#@ K>$:"-$+?.$?V,&.-#$<"-$("1,$"D$&-.R.-#$S',0 (1,=&;"K$+;-0$,'..-#$-"#$(1,&-1,.-($%-B"((-# '=?K0=#;$U,0-($)&*+,+&.0"#*-#($@ ,>$:"-$+?.$"D$&-.R.-#$S',0$B'0-#$<"-$'=?K0=#; ;-($)&*+,+&.0"#*-#($#"1,.$"#$;-0$6'K-4$("1,$'# !0-"K#"((-$;-0$&-.R.-#$A'1,.$R=$-0"##-0#@ :99P$+;-0$Q ;9C3$+;-0$D-,0 <=+ >+?2+.+( )?0 +=.5)? @(A-.)2 B=.5)? =5 A-.)2 B=.5)? @(C-34+ 6 7 8 : ; 6 7 8 : ; 6 7 8 : ; 6 7 8 : ; 6 7 8 : ; 6 7 8 : ; ">$:=0;-#$<"-$+;-0$W-D'#;$'#;-0($(1,+#$-"#D'& L-0&-.R.4$B-"&$<"-$)&*+,+&$K-.0=#*-#$,'..-#@ W>$X'.$("1,$(1,+#$-"#D'&$-"#$Y-0B'#;.-04$-"# Z0-=#;4$-"#$)0R.$+;-0$W-D'#;$'#;-0($VI-0$U,0 )&*+,+&.0"#*-#$<+0K-#$K-D'1,.$+;-0$U,#-# L+0K-(1,&'K-#4$B-#"K-0$R=$.0"#*-#$@ %D*?=34 -E+( F)02 2D*?=34 <+=. G)H ),+(9.=3429=5 ?+2I2+.9G)4( 6 8 G)H =59?+2I2+.9G)4( ; 6 8 ; !/01+(2/.*J9 9)KL9M9,KL9M3KL9M9EKL9M9+KL9M9FKL9M9*KL9M94KL9M9=KL9M9NKL99O9PB>!A%>QRSB T+(E)3429)/F9)?U-4-?,+I-*+.+9>2V(/.*9,+=9+=.+59>3-(+1+(29),9W A=294V4+(+59>3-(+1+(2902+=*29C)4(034+=.?=34U+=29E+(9!,4D.*=*U+=2H9U(=2=034+(9C+(2K97X9&986 $$[$<=1,.?+0(1,=#K(L-0I=#;$7';-#:V0..-DI-0K4$\]6$Z0-"I=0K SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 91 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 92 Typologie nach Jellinek Typologie des Alkoholismus: • • • • • Trinkstil orientiert: Jellinek (1951) Psychiatrisch Symptom- orientiert: Schuckit (1995) Neurobiologisch orientiert: Cloninger (1994) Krankheitsbeginn- orientiert: Babor (1992) Therapie- orientiert: Lesch (1996) SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 93 Typologie nach Schuckit Primärer Alkoholismus Alkoholabhängigkeit VOR dem Auftreten anderer psychiatrischer Störungen SFU 2015 Alpha-Typ Beta-Typ GammaTyp Delta-Typ EpsilonTyp ProblemErleichterungsKonflikttrinker Gelegenheitstrinker Süchtiger (Rausch--) Trinker Spiegeltrinker, rauscharm Episodischer (Quartals-) Trinker Abhängigkeit nur psychisch Weder psychische noch körperliche Abhängigkeit Physische > Mehr psychische psychische, dann körperliche Abhängigkeit Abhängigkeit Psychische > physische Abhängigkeit Kein Kontrollverlust, undiszipliniertes Trinken mit Fähigkeit zur Abstinenz Kein Kontrollverlust. Körperliche Folgen Kontrollverlust mit Phasen von Abstinenz Kontrollverlust, jedoch Fähigkeit zur Abstinenz SFU 2015 Kein Kontrollverlust, keine Abstinenz Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 94 Typologie nach Cloninger Typ 1 „Milieu-limited- Type Sekundärer Alkoholismus Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit bei verschiedenen psych. Grunderkrankungen, spez. antisoziale Persönlichkeitsstörung Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 95 Typ 2 „Male- limited- Type Eher von Umweltfaktoren abhängig Eher von hereditären Faktoren abhängig Später Beginn (nach dem 25. Lj.) Früher Beginn (vor 25. Lj.) Bei beiden Geschlechtern vorkommend Auf das männliche Geschlecht begrenzt Eher milder Verlauf des Alkoholabusus Eher schwerer Verlauf des Alkoholabusus Hohe „reward dependence Niedrige „reward dependence Hohe „harm avoidance Niedrige „harm avoidance Niedriges „sensation seeking Hohes „sensation seeking SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 96 Typologie nach Lesch Typologie nach Babor Typ A (Apollo) Typ B (Bacchus) Typ 1 Später Beginn Früher Beginn (vor 21.Lj.) Wenig Risikofaktoren in der Kindheit Vermehrt Risikofaktoren in Familie und Kindheit Geringer Grad der Abhängigkeit Starke Abhängigkeit, oft multipler Substanzmissbrauch Wenig körperliche und soziale Konsequenzen Vermehrt körperliche und soziale Konsequenzen oft nach kurzer Zeit Geringe psychiatrische Komorbidität Hohe psychiatrische Komorbidität Geringe Belastungsfaktoren im familiären Hohe Belastungsfaktoren im familiären und beruflichen Umfeld und beruflichen Umfeld Gute therapeutische Prognose SFU 2015 Typ 2 Typ 3 Typ 4 Alkoholabusus aufgrund von biologischem Verlangen Alkoholabusus aufgrund von psychologischem Verlangen Alkoholabusus zur Behandlung psychiatrischer Zustandsbilder Alkoholabusus aufgrund frühkindlicher Schädigungen/ Entwicklungsstörungen Unauffällige Persönlichkeitsentwicklung,Starke Toleranzbildung Starke Entzugssymptome Selbsttherapie bei Angst und Unruhe Bewältigungsversuch bei Konflikten Alkohol als Selbstmedikation bei psychiatrischen Basisstörungen Alkohol als Selbstmedikation bei Fehlen kognitiver Kontrollmechanismen Schlechte therapeutische Prognose Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 97 Typologie nach Lesch SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 98 Abhängigkeit als Komorbidität (Kurz) Andere Begriffe: Dual-, Doppel- oder Mehrfachdiagnosen Typ 1 Typ 2 Selbsthilfegruppen stützende Psychotherapie, Anticravingsubstanzen Psychotherapie, Verbesserung der Lebensbedingungen. Lebenslange Abstinenz oft nicht erforderlich SFU 2015 Typ 3 Psychopharmaka, adjuvante Psychotherapie Prim. iR MR Dr. Harald DAVID Typ 4 • Psychopathologie von Suchtkranken könnte Strukturierung, Nootropika, niedrigpotente Neuroleptika Symptomatik einer anderen psychiatrischen Störung sein • Substanzbedingte Auffälligkeiten sind Folge einer „Selbstmedikation“ gegen vorexistierende Symptome einer anderen psychischen Störung • Genetische Gemeinsamkeit bei Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung mit anderen psychischen Störungen 99 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 100 Abhängigkeit als Komorbidität (Kurz) F 10.3 Alkoholentzugssyndrom • In Studien erhobene hohe Komorbiditätsraten entstehen durch Studienselektionen, die Patienten mit mehr als einer Störung als besonders behandlungsbedürftig identifizieren • Häufigkeit substanzbedingter Störungen liegt bei standardisiert-systatisierter Diagnostik um 50% höher als bei klinischer Diagnostik • Substanzkonsum selbst bedingt oder verschlechtert psychiatrische Symptome SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 101 SFU 2015 Entugssetting Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 102 Therapie des Alkoholentzugssyndroms 1 • Ambulant • Stationär – Erstbehandlung – Reiner alkoholentzug – Stabile oder zwanghafte Persönlichkeit – Keine Begleiterkrankung – Wohnmöglichkeit – Stützendes soziales Netzwerk – Tagesstruktur SFU 2015 • Es handelt sich um eine Gruppe von Symptomen unterschiedlicher Zusammensetzung und Schwere nach absolutem oder relativem Entzug einer psychotropen Substanz, die anhaltend konsumiert worden ist. • Beginn und Verlauf des Entzugssyndroms sind zeitlich begrenzt und abhängig von der Substanzart und der Dosis, die unmittelbar vor der Beendigung oder Reduktion des Konsums verwendet worden ist. • Das Entzugssyndrom kann durch symptomatische Krampfanfälle kompliziert werden. • Benzodiazepine – Langjährige Abhängigkeit – Kombinierter Entzug – Prämorbide Persönlichkeitsstörung – Entzugsanfälle, schlechter körperlicher Zustand – Keine Wohnmöglichkeit – Kein soziales Netzwerk – Keine Tagesstruktur Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 103 – Kurze HWZ vorzuziehen – Cave Leberzirrhose – Nicht bei Patienten mit polyvalentem Missbrauch, eingeschränkter Lungenfunktion – Bei multimorbiden Patienten Benzos mit „einfachem“ Abbau (keine aktiven Metaboliten) vorzuziehen • Dosierung/d: 2-8mg Alprazolam, 400-1000mg Meprobamat, 20-80mg Nitrazepam,... SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 104 Therapie des Alkoholentzugssyndroms 2 • Clomethiazol • Tiaprid • Beta-Blocker • Ca-antagonisten • Alcover-Sirup SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID Therapie des Alkoholentzugssyndroms 3 • Frühzeitige Behandlung mit Clomethiazol oder Benzodiazepinen, um Komplikation wie cerebrale Krampfanfälle oder Delirium tremens zu verhindern. • Eine symptomorientierte, individuelle Therapie ist einem fixen Therapieschema vorzuziehen. • Wichtige Voraussetzung für die sog. .Qualifizierte Entzugbehandlung ist ein gut geschultes und kompetentes Pflegepersonal. 105 Alkoholentzugstherapie 4 • • • • • • • Prim. iR MR Dr. Harald DAVID Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 106 F 10.4 Entzugssyndrom mit Delir Ruhige, klar strukturierte Umgebung Einfache Anweisungen Reizabschirmung Schlafrhythmus herstellen Flüssigkeit, Elektrolyte Medizinische Abklärung und Stützung Ev. Lichttherapie SFU 2015 SFU 2015 Ein Zustandsbild, bei dem das Entzugssyndrom durch ein Delir kompliziert wird. Symptomatische Krampfanfälle können ebenfalls auftreten. Wenn organische Faktoren eine beträchtliche Rolle in der Ätiologie spielen, sollte das Zustandsbild unter F05.8 klassifiziert werden. 107 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 108 Alkoholentzugsdelir 1 • • Alkoholentzugsdelir 2 In seltenen Fällen (ca. 20%) entwickelt sich nach Alkoholentzug fließend ein Delirium tremens. Zusätzlich zu den vegetativen Entgleisungen treten psychotische Symptome auf: paranoide Ideen mit Angstbesetzung, erhöhte Suggestibilität, optische Halluzinationen (lebensechte, häufig kleine bewegliche Dinge). Motorische Symptome: Wälzen, Nesteln, agitierte Unruhe bis zu Erregungsstürmen; neurologische Symptome: fein- und grobschlägiger Tremor, Ataxie, Nystagmus, Dysarthrie, selten Pseudoopisthotonus. Unbehandelt Mortalitätsrate bis 20%. • ca. 4-5x/d aufwecken für Bronchialtoilette und zur Verlaufskontrolle – Clonidin (Catapresan®) – Flüssigkeitsbilanzierung – low-dose-Heparinisierung – Glukose- und Kaliumersatz – Thiamin- sowie Multivitamin-Präparate Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 109 F 10.5 Psychotische Störung Prim. iR MR Dr. Harald DAVID SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 110 Alkoholhalluzinose Eine Gruppe psychotischer Phänomene, die während oder nach dem Substanzgebrauch auftreten, aber nicht durch eine akute Intoxikation erklärt werden können und auch nicht Teil eines Entzugssyndroms sind. Die Störung ist durch Halluzinationen (typischerweise akustische, oft aber auf mehr als einem Sinnesgebiet), Wahrnehmungsstörungen, Wahnideen (häufig paranoide Gedanken oder Verfolgungsideen), psycho-motorische Störungen (Erregung oder Stupor) sowie abnorme Affekte gekennzeichnet, die von intensiver Angst bis zur Ekstase reichen können. Das Sensorium ist üblicherweise klar, jedoch kann das Bewusstsein bis zu einem gewissen Grad eingeschränkt sein, wobei jedoch keine ausgeprägte Verwirrtheit auftritt. SFU 2015 – Clomethiazol (Distraneurin®) 1g alle 2-4h oral • per inf. wirkt vorwiegend auf die vegetative Symptomatik, nicht auf Schlafstörungen und psychotisches Erleben (ähnlich Betablockern.) Differentialdiagnose – Delir nach – Operationen – Traumen – Intoxikationen – Infektionen – Fieber – Medikamenten SFU 2015 • Therapie 111 • bei chronischem Alkoholismus jedoch relativ selten • überwiegen die Wahrnehmungsstörungen, meistens akustischer („Stimmen-Hören“), bisweilen aber auch optischer Natur. Das Bewusstsein bleibt klar. Die Stimmungslage ist sehr ängstlich und gespannt. Die Trugwahrnehmungen werden meistens als beschimpfend und bedrohlich erlebt, sie lösen Verfolgungsideen aus. Die Patienten sind daher sehr unruhig, zeigen Fluchttendenzen und lassen eine Neigung zu gewalttätigen Durchbrüchen erkennen. • Es besteht kein Tremor. Vegetative Erscheinungen sind wesentlich schwächer ausgeprägt als im Falle des Delirium Tremens. • Die Halluzinose verläuft akut, dauert aber Wochen bis Monate an. Wenn sie länger als ein halbes Jahr anhält, spricht man von einer chronischen Halluzinose. • Etwa 10% verlaufen chronisch SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 112 Alkoholischer Eifersuchtswahn F 10.6 Alkoholbedingtes amnestisches Syndrom • Geringe klinische, hohe forenische Relevanz • Schleichende Entwicklung • Potenzstörungen ätiologisch bedeutsam, oft auch Minderwertigkeitsgefühle • Aggression richtet sich zumeist gegen Partner, selten gegen vermeintlichen Rivalen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 113 Wernicke-Encephalopathie Prim. iR MR Dr. Harald DAVID SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 114 Korsakow-Syndrom • Eine Wernicke-Enzephalopathie findet sich bei etwa 15% der verstorbenen Alkoholiker. • Zu Grunde liegt ein Vitamin B1-Mangel • Störungen beim Bewegen der Augen durch Augenmuskellähmungen und Doppeltsehen, horizontaler Blickrichtungsnystagmus, Reflexstörungen, Bewusstseinstörungen, Desorientiertheit, Apathie und Somnolenz, Ataxie. Störungen der Feinmotorik, bulbäre Sprechstörung Schluckstörung Schlafstörung, vegetative Störungen • Schnellstmögliche Vitaminsubstitution durch intravenöse Gabe von Thiamin. Im Verlauf eines Jahres kann eventuell dadurch eine deutliche Leistungsanhebung eintreten. Absolute Alkoholabstinenz. Unbehandelt kann die Erkrankung tödlich verlaufen. SFU 2015 Ein Syndrom, das mit einer ausgeprägten andauernden Beeinträchtigung des Kurz- und Langzeitgedächtnisses einhergeht. Das Immediatgedächtnis ist gewöhnlich erhalten, und das Kurzzeitgedächtnis ist mehr gestört als das Langzeitgedächtnis. Die Störungen des Zeitgefühls und des Zeitgitters sind meist deutlich, ebenso wie die Lernschwierigkeiten. Konfabulationen können ausgeprägt sein, sind jedoch nicht in jedem Fall vorhanden. Andere kognitive Funktionen sind meist relativ gut erhalten, die amnestischen Störungen sind im Verhältnis zu anderen Beeinträchtigungen besonders ausgeprägt 115 • Schwerste irreversible Formen der Gehirnschädigung durch Alkohol. • Amnesien: 1. Anterograde: Dabei sind die betroffenen Menschen nicht in der Lage, neue Inhalte kognitiv zu speichern oder lautsprachlich wiederzugeben (Merkfähigkeitsstörungen). 2. Retrograde: Die betroffenen Menschen können erlebte Inhalte aus der eigenen Vergangenheit nicht verarbeiten, erkennen oder wiedergeben. • Konfabulation: Die betroffenen Menschen erzählen Geschichten, die objektiv falsch sind, aber von ihnen selbst als wahr empfunden werden. Zumeist setzen sich diese aus Bruchstücken tatsächlicher Erlebnisse zusammen. • Desorientiertheit: Die betroffenen Menschen wähnen sich in einer früheren Zeit und an einem anderen Ort; oft handeln sie auch dieser falsch empfundenen Realität entsprechend. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 116 F 10.7 Restzustand oder verzögert auftretende psychotische Störung Eine Störung, bei der alkohol- oder substanzbedingte Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten, des Affektes, der Persönlichkeit oder des Verhaltens über einen Zeitraum hinaus bestehen, in dem noch eine direkte Substanzwirkung angenommen werden kann. Der Beginn dieser Störung sollte in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Gebrauch der psychotropen Substanz stehen. Beginnt das Zustandsbild nach dem Substanzgebrauch, ist ein sicherer und genauer Nachweis notwendig, dass der Zustand auf Effekte der psychotropen Substanz zurückzuführen ist. Nachhallphänomene (Flashbacks) unterscheiden sich von einem psychotischen Zustandsbild durch ihr episodisches Auftreten, durch ihre meist kurze Dauer und das Wiederholen kürzlich erlebter alkohol- oder substanzbedingter Erlebnisse. SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 117 Therapie des Alkoholismus – Schweregrad – Patienteneigenschaften – Wünsche und Bedürfnisse der PatientInnen – In Betracht kommende Verfahren SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 118 • Existenzsicherung im weitesten Sinn – Ärztliche Maßnahmen – Psychosoziale Maßnahmen • Symptomminimierung • Ursachenbeseitigung – Entwicklung psychosozialer Kompetenzen – Entwicklung von persönlichen Kompetenzen (Problemlösung, Kontakt) – Einstellungsänderungen – Verbesserung von Affekt- und Frustrationstoleranz • Rangreihe – Sicherung des Überlebens – Schadensbegrenzung, Symptomminimierung – Heilung Prim. iR MR Dr. Harald DAVID • F 10.8 Sonstige psychische und Verhaltensstörungen • F 10.9 Nicht näher bezeichnete psychische und Verhaltensstörung Wege zur Zielerreichung • Formulierung der Therapieziele abhängig von SFU 2015 F 10.8 und F 10.9 • Freie Lebensgestaltung 119 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 120 Abstinenzprinzip Therapieansätze • Kontrolliertes Trinken bei maximal 5% möglich • Eher bei Alkoholmissbrauch, nicht bei Abhängigkeit • Als Ziel nicht sinnvoll, weil – Die meisten Alkoholfolgeschäden sich erst nach mindestens einjähriger Abstinenz zurückbilden – Es keine Kriterien für die Prognose bei kontrolliertem Trinken gibt – Die zur Aufrechterhaltung der Abstinenz wichtigen Selbsthilfegruppen auch nur Abstinente zu den Treffen zulassen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 121 Abstinenzparadigma • • • • • Totale Abstinenz Kontrolliertes Trinken Trinkmengenreduktion Harm reduction – Überlebenssicherung Selbstbestimmtes Leben SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 122 Therapie und Einstellung • Motivation Basiseinstellung meist ambivalent. Voraussetzungen sind – Unerträglichkeit der derzeitigen Situation – Einsicht in Notwendigkeit der Behandlung – Angebotene Behandlung darf nicht zu belastend sein • Widerstände Zeigen sich in Abbruchraten – Wegen verbreiteten „Willensschwächekonzepts“ Misstrauen gegen therapeutische Aktivitäten – Auseinandersetzung mit eiegner Hilflosigkeit ist kränkend – wird vermieden • Verleugnung SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 123 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 124 Behandlungsablauf Kontaktphase • Beginn oft über Krisenintervention • Herstellung eines tragfähigen Kontaktes • Motivierung • Entscheidung zur Therapie durch – Leidensdruck – äußeren Druck – Bewertung des angestrebten Abstinenzzustandes • • • • – Erstreckt sich über ganze Behandlung, ist dynamischer Prozeß Kontaktphase Entgiftungsphase Entwöhnungsphase Weiterbehandlungs- und Nachsorgephase SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID • Verstärkt durch positive Erlebnisse und Zielvorstellungen • Gehemmt durch Ängste, Vorurteile – Zu unterscheiden sind • Veränderungsmotivation • Behandlungsmotivation • Abstinenzmotivation 125 Motivationsprozess – “Persönliche Risiken des Trinkens dem Patienten rückmelden • „Responsibility“ • Eigenverantwortung für Änderungen betonen Klaren Ratschlag bezüglich Ziel erteilen So geht es nicht mehr weiter Ich schaffe es nicht allein Ich lasse mir helfen Ich bin ein Alkoholiker Ich darf/will überhaupt nichts mehr trinken Ich muss/will mein Leben anders gestalten, um nicht mehr rückfällig zu werden SFU 2015 126 • „Feedback Erste Ahnungen zu problematischen Trinkverhalten Problematisierung des Trinkverhaltens Krankheitseinsicht Therapiebereitschaft Bereitschaft zu dauerhafter und zufriedener Abstinenz • Zielvorstellungen – – – – – – Prim. iR MR Dr. Harald DAVID Motivationsbehandlung - FRAMES • 5 Stufen – – – – – SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 127 • „Advice“ • „Menu of behaviour change“ – Verhaltensalternativen aufzeigen • „Empathy“ – Nichtkonfrontative Gesprächsführung anwenden „ • Self-efficiacy“ – Selbstwirksamkeit des Patienten bekräftigen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 128 Entgiftungsphase Entwöhnungsphase • Hauptziel Unterbrechung des Alkoholkonsums • Dauer wenige Tage bis zwei Wochen • In der Regel totaler, nicht ausschleichender Alkoholentzug • Oft ambulant möglich • Entzugstherapie allein ist in der Regel nicht ausreichend für länger dauernden Erfolg, nur 11% ein Jahr abstinent, bei 70% völlig erfolglos • Setting – Ambulant – Teilstationär – Stationär • Dauer – Kurzfristige Behandlung 4-8 Wochen • Bei Männern mit mittlerer Prognose und Frauen mit günstiger Prognose • Nicht bei Männern und Frauen mit ungünstiger Prognose – Mittelfristige Behandlung 2-4 Monate • Bei Frauen mit günstiger Prognose • Nicht bei Männern mit günstiger Prognose – Langfristige Behandlung 5-6 Monate oder länger • Bei Frauen mit ungünstiger Prognose • Bei Männern mit günstiger Prügnose!!! SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 129 Entzugsverlauf SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 130 Psychotherapie • Spezifisch für Suchttherapie – – – – Abstinenzmotivation Veränderungsmotivation Suchtverlangen Rückfälle • Unspezifische Therapiemaßnahmen – Problemverarbeitung – Konfliktverarbeitung – Stressverarbeitung • Besonders in Anfangsphase suchtspezifische Therapie wichtig SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 131 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 132 Komorbidität Psychiatrische Komorbiditäten • Frauen: rund 30-60% weisen eine psychiatrische Zusatzdiagnose auf (häufig Angststörungen und depressive Syndrome, seltener Persönlichkeitsst.) • Männer: rund 20-40% psychiatrische Komorbidität (meist depressive Erkrankungen, gefolgt von Angst- und Persönlichkeitsstörungen) • geschlechtsunspezifisch 10% weitere Substanzabhängigkeit • Psychiatrische Symptome während der Zeit häufiger Intoxikation oder im Entzug dürfen nicht mit Komorbidität verwechselt werden SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 133 Basistherapie therapeutisches Gespräch – Empathie zeigen – Mangelnde Übereinstimmung zwischen Zielen, Wünschen und Verhaltenaufzeigen – Argumentieren vermeiden. Widerstand ist ein Signal, Strategie zu ändern – Mit dem Widerstand gehen – Selbstwirksamkeit unterstützen – Klient ist selbst verantwortlich für die Wahl von Zielen und deren Realisierung Prim. iR MR Dr. Harald DAVID Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 134 Verhaltenstherapeutische Konzepte (Skinner) • Konzept der motivationalen Gesprächsführung SFU 2015 SFU 2015 135 • Lernen am Modell • Operante Konditionierung (Verstärkung, „Bestrafung, Time-out,Biofeedback“, • Klassische Konditionierung (Aversivtherapie) • Verhaltensketten • Kognitivpsychologische Motivationsmodelle (Erwartungen-Erfolge) SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 136 Verhaltenstherapeutische Interventionen Verhaltenstherapeutische Interventionen • Verhaltensanalysen, Bewusstwerdung automatisierter Handlungsschemata • Umstrukturierung negativer Kognitionen • Coping und Soziales Kompetenztraining • Verschiedene Instrumente: Analyse des Trinktages. Lebenslinie, Tagebücher, Situationsanalyse • Entspannungstraining, Biofeedback • Ablehnungstraining, Rollenspiel, geleitete Vorstellungsübung, Expositionstraining SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 137 • Aversivtherapie – Emetikabehandlung: Beigabe von Emetika zu alkoholischen Getränken – Disulfiram: Alkoholprobetrunk – Elektrische Schmerzreize – Aversive Vorstellungen – Selbstkonfrontation SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 138 Konflikt- und triebpsychologischer Ansatz (Freud) • Alkoholabhängigkeit entsteht durch Störung in der oralen Phase bzw. in Verbindung mit Unlustvermeidung • Instanzenkonflikt – Rigides Über-Ich verweigert Triebbefriedigung – Aufweichen durch enthemmende Substanz notwendig – Alkohol dient dem Wunsch nach sofortiger Lösung der Diskrepanz zwischen Triebdruck und Realitätsprinzip – Ersatzobjekt – Substanz vermittelt gleichzeitig sofortigen Lustgewinn und Unlustvermeidung SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 139 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 140 Strukturpsychologischer Ansatz (Kernberg) Strukturpsychologischer Ansatz • Entwicklung von Ich-Strukturen gestört • Alkohol als stützende Funktion für defizitäre IchStrukturen wie Affektivität und Impulskontrolle, Abwehr von überwältigenden Gefühlen – verschiedene Drogen richten sich gegen unterschiedliche Affekte, Alkohol vor allem gegen Schuld, Einsamkeitsgefühle und damit verbundene Angst – Objekte werden narzisstisch überschätzt (Alkohol als Tröster) – Akute narzisstische Krisen durch befürchtete oder wirkliche Enttäuschungen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 141 Strukturbezogene Psychotherapie Prim. iR MR Dr. Harald DAVID – Ich fühle Schmerz und Wut und berausche mich, Dann fühle ich mich schuldig, und um damit fertig zu werden, berausche ich mich. Ich kann dies als Kreislauf erkennen • Psychodynamische Therapien auch bei ausgeprägte Comorbidität geeignet • In der Therapie spielt Emotionsregulierung eine wichtige Rolle SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 142 Objektpsychologischer Ansatz (Melanie Klein) • Reifungsstufen – Entwicklung eines Systems von Nähe und Beziehung • Basale Erfahrung der gelungenen Emotionsregulierung (Versorgt werden, Nähe und Distanz) durch Objekte als Voraussetzung für spätere Selbstregulierung • Alkohol als später inadäquater Versuch der Selbstregulierung – Aufbau von Gefühl der Sicherheit, Geborgenheit, Beruhigung • Beziehungserfahrung versorgt, beachtet, beruhigt werden • Alkohol als Beruhigungsmittel – Entwicklung von Autonomie • Fähigkeit zur Impulssteuerung, Selbstwertregulierung • Alkohol als Ersatz für Autonomie, Ich-Grenzen – Identitätsentwicklung • Loslösen von Objekten, Aufbau von Bindungen • Alkohol als Ersatzobjekt für bindungen SFU 2015 • Genese der defekten Ich-Strukturen durch chronische Traumatisierungen in Kindheit. Es werden nicht alle Reifungsstufen durchlaufen • Circulus vitiosus der Sucht 143 • Aufbau von Objektbeziehungen in der frühen Kindheit gestört, da Objekte (wie z.B. Mutterbrust) nicht ausreichend konstant • Alkohol wird zum Surrogat der frühkindlichen Interaktion (erst tut er gut, dann wird i schlecht). • Gute und böse Anteile können nicht integriert werden, sondern es kann immer nur die eine oder die andere Seite gesehen werden (schwarz-weiß-Malerei). • Die Therapie vermittelt das Erkennen und Akzeptieren von Abstufungen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 144 Objektpsychologischer Ansatz Humanistischer Ansatz – Gestalttherapie (Perls) • Aufbau einer „hilfreichen Beziehung“ • Kontaktkonzept – Wiederholte Absicherung des vom patienten laufend in Frage gestellten therapeutischen Settings – Immer wieder Einnahme einer stützenden Funktion – Behandlungsinteresse, Widerstand und Beziehung müssen immer wieder besprochen werden – Therapeut darf sich nicht durch primitive Abwehrmechanismen verleiten lassen, die Behandlungsregeln aus den Augen zu verlieren – Im Organismus-Umwelt-Feld finden im Verlauf der Gestaltbildung lebensnotwendige Austauschprozesse statt – Kontakt findet immer an der Grenze statt – Kontakt ist ein Prozeß und läuft phasenhaft ab – Ein idealer Kontakt führt zu einer abgeschlossenen Gestalt • Affektentwicklung • Klärung süchtiger Phantasien und Beziehungen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 145 Humanistischer Ansatz - Gestalttherapie – Organismische Selbstregulation ist ursprünglich ein physiologischer Prozeß – Es besteht ein beständiger Wechsel von Gleichgewicht und Ungleichgewicht – schöpferische Anpassung ist die Antwort von Individuen oder freiwilligen Gruppen auf Umweltbedingungen und von innen bestimmt • Traumata führen dazu, dass Menschen dysfunktionale anpassungen an sie überfordernde Situationen entwickeln, Gestalten werden nicht geschlossen Prim. iR MR Dr. Harald DAVID Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 146 Humanistischer Ansatz - Gestalttherapie • Konzept Selbstregulation SFU 2015 SFU 2015 147 • Sucht resultiert aus dem Beharren auf einer unzeitgemäßen Anpassungsweise. Süchtige versuchen, durch Konsum „offene Gestalten zu schließen • Paradoxe „Theorie der Veränderung – Wandel findet statt, wenn man wird, wie man ist und nicht, wenn man agnestrengt versucht zu werden, wie man nicht ist. • Interventionstchniken – – – – – – Einzel- und Gruppentherapie Kreative Medien Einbeziehung des Körpers Hot seat, leerer Stuhl Traumarbeit Übungen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 148 Rückfallsprophylaxe Subjektive Rückfallsprädikktoren • Allgemeine Grundstimmung • Medikamentös – Aversivtherapie: Disulfiram (Antabus®), Cyanamid (Colme®) – Anticravingsubstanzen: Acamprosat (Campral®), Naltrexon (Revia®) , Nalmifen (Selincro®) • Psychotherapeutisch – Psychoedukation: Vorbereitung auf Rückfall, Risikofaktoren, Vermeidungsstrategien – Aufarbeitung – Begleitende Kontrolle: Alkomat, CDT • Soziotherapeutisch – Selbsthilfegruppen – Angehörigenarbeit SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID – „Gute“ Stimmungslage – „schlechte“ Stimmungslage – Stimmungsverschlechterung – Stimmungsverbesserung • Belastende Lebensereignisse – Partnerkonflikte – Erkrankungen – Arbeitsprobleme 149 Subjektive Rückfallsprädiktoren • Alkoholismsusbezogenes, abstinenzgefährdendes Verhalten - Vernachlässigung von Betreuungsangeboten - Anlegen eines Alkoholvorrats - Annahme einer Einladung zu einer Feier SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID SFU 2015 64% 23% 13% 10% • Positive Lebensereignisse – Neue Arbeit – Neue Partnerschaft – Urlaub 38% 37% 23% 1% 5% 2% 2% 2% Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 150 Prädiktoren für günstigen Therapieverlauf bei Männern 52% 28% 20% 20% 151 • Zusammenleben mit Partner • Heimatstadt mit Einwohnerzahl unter 100.000 • Kein Arbeitsplatzwechsel in den letzten zwei Jahren, aufrechtes Arbeitsverhältnis • Hausbesittzer • Nicht in Heim lebend oder obdachlos • Kein alkoholbezogener Arbeitsplatzverlust • Keine Suizidversuche • Keine Vorbehandlungen in Suchtklinik SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 152 Prädiktoren für ungünstigen Therapieverlauf bei Männern • Therapieabbruch • Alkoholrückfall während Behandlung • Schlechte oder zweifelhafte klinische Prognosestellung durch Therapeuten • Geringes Engagement von Bezugspersonen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID • Zufriedenheit der Frauen mit sich selbst • Fehlen von Persönlichkeitsstörungen und Suizidversuchen in der Vorgeschichte • soziale Kompetenzen und ein positives Selbstwertgefühl • “Selbstwirksamkeitserwartung”, • Qualität vorhandener sozialer 153 Prädiktoren für ungünstigen Therapieerfolg bei Frauen • Aufrechterhaltung der Beziehung zu einem gewalttätigen oder trinkenden Partner • Wahrscheinlichkeit dauerhafter Abstinenz sinkt mit der Zahl der zusätzlich zum Alkoholismus bestehenden Lebensprobleme. • weder Trinkdauer noch die Zahl der Vorbehandlungen oder die Dauer des problematischen Alkoholkonsums haben sich als bedeutende Prädikatoren für den Therapieerfolg erwiesen haben (Winkler, 1997). SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 155 Prädiktoren für günstigen Therapieverlauf bei Frauen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 154 Co-Alkoholismus • Glauben an die Veränderungsabsichten der Kranken. Glauben an seine Versprechungen. • Wunscherfüllungen für den Abhängigen nur in der Hoffnung, dass er sich ändert. • Laufende Entschuldigungen für das Verhalten des Betroffenen. • Hilfe von Aussenstehenden wird abgelehnt, weil man glaubt, nur man selbst könne ihm helfen. • Kontrollversuche, wie viel der Betroffene trinkt. Suchen nach versteckten Alkoholvorräten etc. • Versuchen dem Alkoholkranken bestimmte Mengen Alkohol zuzuteilen. • Letztlich Frustration, Schuldzuweisungen und Abwendung SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 156 Das A.E.I.O.U. Konzept der Alkoholismustherapie • • • • • Das A.E.I.O.U. Konzept der Alkoholismustherapie SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 157 A : Alkoholismus und Abhängigkeit E : Entzug und Entwöhnung I : Individuation und Integration O : Orientierung und Organisation U : Unabhängigkeit SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 158 A. Alkoholismus und Abhängigkeit: E. Entzug und Entwöhnung: • • • • • • Versorgungsnotwendigkeit: Diagnostik Behandlungsmotivation Senkung der Alkoholpermissivität Versorgungsstrukturen: Praktische Ärzte, Schulärzte niederschwellige Angebote Öffentlichkeitsarbeit SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID Entzug: Entwöhnung: - Behandlung des - ambulante/stationäre Behandlung Entzugssyndroms - Behandlung der Begleiterkrankungen der psychosozialen Problematik mit hoher Eigenverantwortung der PatientInnen - flexible langfristige Behandlung stationärer Entzug und Begleitung ambulanter Entzug 159 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 160 E. Entzug: E. Entwöhnung: Versorgungsstrukturen: Versorgungsnotwendigkeit: • Entzugsmedikation • Diagnostik und Behandlung von Entzugskomplikationen und Begleiterkrankungen • Praktische ÄrztInnen FachärztInnen • Fachambulanzen • Allgemein-Krankenhäuser • Liaison-Dienste Versorgungsnotwendigkeit: Versorgungsstrukturen: • abgestuftes, verlaufsorientiertes • Fachabteilungen Entwöhnungsprogramm • Fachambulanzen • medizinische Abklärung und • FachärztInnen in Zusammenarbeit Verbesserung des körperlichen mit psychotherapeutisch und Zustandes sozialtherapeutisch kompetenten • Abklärung und Verbesserung der Personen/ Einrichtungen sozialen Situation SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 161 I. Individuation und Integration: 162 Versorgungsnotwendigkeit: • psychotherapeutische Begleitung zum Aufsuchen der Person, die der Patient vor der Alkoholkrankheit war oder hätte werden können • psychotherapeutische Kompetenz • Finanzierung der Psychotherapie Versorgungsstrukturen: • Fachambulanzen, Fachkliniken Integration: • Übertragen des in der Therapie Gelernten/ Erfahrenen in die aktuelle Lebenssituation Prim. iR MR Dr. Harald DAVID Prim. iR MR Dr. Harald DAVID I. Individuation: Individuation: SFU 2015 SFU 2015 163 • niedergelassene PsychotherapeutInnen • einzel – und gruppentherapeutische Angebote SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 164 I. Integration: O. Orientierung und Organisation: Versorgungsnotwendigkeit: Orientierung: • psychosoziales Lernfeld • Auffinden des neuen Platzes in der Gesellschaft • Einbeziehung des Umfeldes • Zurechtfinden an diesem neuen Ort mit veränderten Ansprüchen Versorgungsstrukturen: der eigenen Person und der Umgebung • arbeitsvorbereitende Maßnahmen/ Einrichtungen • geschützte, abgestufte Arbeitsrehabilitation Organisation: • betreute Wohnmöglichkeiten • Neustrukturierung von: • familientherapeutische Angebote - Arbeit - Freizeit - Geld - Kontakten SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 165 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 166 O. Organisation: O. Orientierung: Versorgungsnotwendigkeit: Versorgungsnotwendigkeit: • abgestufte, differenzierte Arbeits- bzw. • differenzierte und abgestufte Arbeitsangebote Beschäftigungsprogramme • differenzierte und abgestufte Kontaktangebote • alkoholfreie Freizeitangebote • finanzielle Absicherung Versorgungsstrukturen: Versorgungsstrukturen: • teilstationäre (tages-/nachtklinische) Betreuung • geschützte Arbeitsmöglichkeiten • Selbsthilfegruppen • Tagesstätten für nicht mehr arbeitsfähige PatientInnen • Beratungs-/Betreuungsangebot für Bezugspersonen • Patientenclubs • Selbsthilfeorganisationen SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 167 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 168 U. Unabhängigkeit: U. Unabhängigkeit: Versorgungsnotwendigkeit: • langfristige psychotherapeutische Behandlung (mindestens 2 Jahre) • niederschwellige Angebote zur Krisenbewältigung • Begleitung in ein selbständiges und • Psychoedukation zur Rückfallsprophylaxe selbstbewusstes Leben • Anti-Craving-Therapie Versorgungsstrukturen: • Unterstützung bei Krisen • langfristiges Psychotherapieangebot, von Versicherungsträgern finanziert • Unterstützung bei Rückfällen • niederschwelliges, differenziertes ambulantes/stationäres Therapieangebot bei Rückfällen • Öffentlichkeitsarbeit zur Reduzierung des sozialen Trinksdrucks SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 169 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 170 Ich danke für Ihr Interesse SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 171 SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 172 Literatur Weitere Informationen • Wolf-Detlef Rost: Psychoanalyse des Alkoholismus (Klett-Cotta) • Michael Soyka: Die Alkoholkrankheit – Diagnose und Therapie (Chapman & Hall) • Handbuch Alkohol 2012 - Österreich (BMfG) Ich danke der Unterstützung durch • Die Station für Alkoholkranke Männer am OWS • Blaues Kreuz • Anonyme Alkoholiker • Die SFU im Bemühen um Entstigmatisierung SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 173 • www.alk-info.com • Handbuch Alkohol-Österreich – www.api.or.at/sp/download/handbuch %20statistiken.pdf – www.api.or.at/sp/download/ handbucheinrichtungen_2011.pdf SFU 2015 Prim. iR MR Dr. Harald DAVID 174