~~~ --------------------------------------------- ~c Xenotransplantation aus christlichethischer Sicht Heinrich W Grosse Pastoralsoziologisches Institut der Ev. Fachhochschule Hannover, D-Hannover Zusammenfassung Summary: Xenotransplantation Bei der Xenotransplantation geht es um "Ethik zwischen Mensch und Tier". Weil die vom Thema Xenotransplantation in unterschiedlicher Weise Betroffenen (Patienten, Angehörige, Medizinerlnnen, "Laien") unterschiedliche Wahrnehmungen haben, müssen bei der ethischen Urteilsfindung neben der eigenen auch "fremde" Perspektiven bewusst einbezogen werden. Da sich die Xenotransplantation erst im Stadium präklinischer Forschung befindet, muss die besondere Chance eines frühen ethischen Diskurses unbedingt zu einer öffentlichen Diskussion genutzt werden. Der Mensch ist nach biblischer Auffassung vor Gott für seine Mitmenschen verantwortlich, deshalb wäre jede Entscheidung eines Patienten (oder eines Arztes) für eine Xenotransplantation, die ohne Rücksicht auf das soziale Umfeld bzw. die Gesamtgesellschaft getroffen wird, ethisch nicht zu rechtfertigen. Aus jüdisch-christlicher Sicht ist im Blick auf Tiere von einem "Eigenwert der Mitgeschöpfe des Menschen" auszugehen. Das, was mit den für die Transplantationsforschung eingesetzten Tieren konkret geschieht, darf nicht einfach " verschwinden" hinter der Vision einer geglückten Xenotransplantation. In der präklinischen Xenotransplantationsforschung scheint oft genau das zu passieren, was aus der Perspektive der Schöpfungsverantwortung zu vermeiden wäre: die Instrumentalisierung und Verdinglichung der Tiere für menschliche Zwecke, ihre Wahrnehmung nur unter der Perspektive des Nutzwertes. Wir Menschen - nach biblischem Verständnis Mandatare Gottes für unsere Mitgeschöpfe - müssen darauf achten, dass die unvermeidbare Güterabwägung zwischen (vermutetem) Wohl des Menschen und Wohl des Tieres nicht zu schnell zu Lasten der Tiere ausfällt. Im Bereich der Xenotransplaruation zeigen sich in besonderer Weise die Auswirkungen technologischer Möglichkeiten der Medizin auf Menschenbild und Wertebewusstsein. Sind die mit der Xenotransplantation verbundenen Hoffnungen Ausdruck eines mechanistischen Körperverständnisses und eines Menschenbildes, das die Endlichkeit und Unvollkommenheit des menschlichen Lebens ausblendet? Die Konzentration auf humanethische Aspekte führt bei manchen evangelischen Ethikern zu einer Vernachlässigung tierethischer Aspekte. Es ist jedoch notwendig, zumindest auf extrem belastende Tierversuche und damit auch auf erhofften Erkenntnisgewinn zu verzichten, d.h. die Forschungsinteressen bewusst aus ethischen Gründen zu begrenzen. Die Tendenz zur Xenotransplantation is a question of "ethics between man and animal ". Because those affected in different ways by xenotransplantation (patients, relatives, medical doctors, laypeople) have different perceptions, "foreign" perspectives must be consciously considered next to one's own perspective in the ethical judgement. As xenotransplantation is still at the stage of preclinical research, this special opportunity for an early public ethical discussion should be taken. According to biblical teaching, man is responsible for his fellows before God, therefore every decision of a patient (or a doctor) in favour of a xenotransplantation made without consideration of the social environment or the society as a whole cannot be ethically justified. From the Jewish-Christian point of view, the "innate value of man's fellow creatures" should be considered. What happens to the animals used for research into transplantation may not simply "vanish" before the vision of a successful xenotransplantation. What man's responsibility to creatures should prevent commonly happens: animals are exploited as instruments or treated as objects to reach human goals, they are perceived only as their utility value. We humans - with God's biblical mandate for our fellow creatures - must remember that the unavoidable weighing up between the (proposed) welfare of man and the welfare of animals should not be decided to the detriment of the animals too easily. The effects of medical technological possibilities on the conception of man and on our value system show themselves in a special way in xenotransplantation. Are the hopes set in xenotransplantation an expression of a mechanistic understanding of the human body and a conception of man that blends out the mortality and imperfection of human life? Focussing on human-ethical aspects leads to the neglect of the animal-ethical aspects by some Protestant ethicists. However, it is necessary to forego at least extremely severe animal experiments and so also to do without the possible gain of knowledge, i.e. to consciously limit research interests for ethical reasons. The tendency towards the reduction of animal experiments should not be reverted by research into xenotransplantation. The ethical evaluation of xenotransplantation should also consider whether economic interests are placed above the welfare of humans and animals, thus supporting questionable research processes. Das Manuskript wurde am 2. 10. 2003 eingereicht; Druck angenommen ALTEX 20. 4/03 am 8.10. 2003 wurde die revidierte from a Christian-ethical perspective Fassung zum 259 GROSSE Reduktion von Tierversuchen sollte nicht durch die Xenotransplantationsforschung umgekehrt werden. Bei einer ethischen Beurteilung der Xenotransplantation ist auch zu prüfen, ob ökonomische Interessen dem Wohl der Menschen und der Tiere übergeordnet sind und so fragwürdige Forschungsprozesse befördern. Gerechtigkeit und Parteinahme für Benachteiligte sind ein zentrales Anliegen der biblischen Tradition. Das Gerechtigkeitsproblem stellt sich im Blick auf die Xenotransplantation auf mehreren Ebenen: Wie kann eine gerechte Organallokation stattfinden, wenn einmal sowohl tierische als auch menschliche Organe zur Veifügung stehen sollten? Wie wirkt sich eine Förderung dieser Medizintechnologie auf die Verteilung der (begrenzten) Ressourcen im nationalen Gesundheitssystem aus? Und schließlich: Kann man angesichts des Mangels an gesundheitlicher Grundversorgung in den armen Regionen dieser Erde eine kostenintensive Spitzentechnologie für wenige ethisch rechtfertigen? - eine Technologie, die zudem nach Einschätzung vieler Experten das Gegenteil des von ihr angestrebten Zieles (Reduktion des Organmangels) erreichen wird. lustice and partisanship for the disadvantaged is a central aspect of biblical tradition. The problem in deciding what isfair in xenotransplantation is multifaceted: How canfair allocation of organs be ensured when both animal and human organs are available at the same time? What effects will this medical technology have on the distribution ofthe (limited) resources on the national health system? And finally: can such a costintensive technology helping only a few be justified in the light of the lack of basic medical care in the poor regions of the earth? - A technology which many experts warn will result in the opposite of the original goal, i.e. reduction of the lack of organs. Keywords: xenotransplantation, Christian ethics, fellow creatures, exploitation of animals, concept of man, problem of justice, societal risks, mortality, self-limitation of research 1 Vorüberlegungen 1.1 Wenn es um Fragen der Bioethik bzw. Medizinethik geht, wird sehr schnell deutlich: Die unterschiedlichen Rollen und Interessen der von dem jeweiligen Problem Betroffenen führen oft zu unterschiedlichen Problemwahrnehmungen und entsprechend unterschiedlichen ethischen Urteilen.' Gerade im Blick auf die ethischen Probleme der Transplantationsmedizin wurde dies dem Betrachter durch Erfahrungen im eigenen Umfeld bewusst: Zunächst wurde mit dem Begriff "Organspende" nur Positives assoziiert, so wie es auch in einer Gemeinsamen Erklärung des Rates der EKD (Evangelische Kirche Deutschland) und der Deutschen Bischofskon1 S. dazu: Wolfgang ferenz zum Ausdruck kommt: "Die Organspende kann eine Tat der Nächstenliebe über den Tod hinaus sein,'? Doch dann kam eine persönliche Konfrontation mit dem tiefen Schmerz und der Wut einer Mutter an der Beerdigung ihres bei einem Unfall umgekommenen Sohnes. Sie war auf äußerst fragwürdige Weise zur Einwilligung in eine Organspende gedrängt worden und hatte ansehen müssen, wie der Körper ihres Sohnes gleichsam "ausgeschlachtet" worden war.' Ein anderes Beispiel: Eine jüngere Frau berichtete von ihrer Tante, die im Alter von 85 Jahren auf Anraten ihres Arztes eine Herzklappe von einem Schwein erhalten hatte. Die alte Frau musste sich ein Jahr lang von der Operation erholen und sagte einmal Lienemann, Neues Herz, neues Leben? Über unterschiedliche Ebenen der ethischen Reflexion in verschiedenen mit Transplantation befaßten Gruppen (MS 2002; im Druck). 2 Gott ist ein Freund des Lebens. Gemeinsame Erklärung des Rates der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz, Trier 2000 (im Folgenden zit. als: Gott ist ein Freund des Lebens), dort S. 103. Kritisch dazu: Günter Altner, Leben in der Hand des Menschen. Die Brisanz des biotechnischen Fortschritts, Darmstadt 1998 (im Folgenden zit. als: Günter Altner, Leben), bes. S. 98. 260 resigniert: "Es war Unsinn, das machen zu lassen." Ihre Atemnot, Grund für die Operation, sei wieder da. Grundsätzlich ergibt sich aus der Tatsache unterschiedlicher Problemwahrnehmungen die Notwendigkeit (und Schwierigkeit!), bei der ethischen Urteilsfindung neben der eigenen auch "fremde" Perspektiven bewusst einzubeziehen. Im Bereich der Medizinwissenschaften gilt dies besonders für das Verhältnis von "Experten" und "Laien". Die gesellschaftliche Ausdifferenzierung hat dazu geführt, dass es zwischen diesen Gruppen nur in Ausnahmefällen zum Meinungsaustausch kommt. Dem Autor, einem in Hannover arbeitenden Theologen, ist erst bei der Vorbereitung dieses Beitrages deutlich geworden, dass die 3 Sie hat diese Erfahrung in mehreren Veröffentlichungen verarbeitet: Renate Greinert, Organspende - Nie wieder, in: dies., Gisela Wuttke, Hrsg., Organspende. Kritische Ansichten zur Transplantationsmedizin, Göttingen, 2. A. 1993, S. 76-90 sowie dies., Einbahnstrasse Nächstenliebe, in: Uwe Herrmann und Christa Dommel, Hrsg., Die Seele verpflanzen? Organtransplantation als psychische und ethische Herausforderung, Gütersloh 1996. ALTEX 20, 4/03 ____ !~---------------------------------------------------G--RO-S-S-E ~~ Medizinische Hochschule Hannover (MHH) eine Hochburg der Transplantationsmedizin und der Xenotransplantationsforschung ist und dass in der Nähe das Institut für Tierzucht und Tierverhalten (Mariensee) liegt, in dem transgene Schweine gezüchtet werden.' Es bedarf also bewusster Anstrengungen, um die "Apartheid" zwischen medizinischen Laien und Experten zu überwinden. Ähnliches gilt innerhalb der Medizinwissenschaften, z.B. zwischen Virologen, Chirurgen und Tiermedizinern aufgrund ihres jeweiligen Spezialistentums. 1.2 Um Chancen und Grenzen christlicher Stellungnahmen im Bereich der Medizin einschätzen zu können, ist es notwendig, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Nicht zufällig betonen Kritiker kirchlicher Stellungnahmen, dass die Kirchen hierzulande nur eine Organisation neben anderen sind und dass ihre Vertreter und Gremien kein Deutungs- und Entscheidungsmonopol in ethischen Fragen mehr haben.' Zudem gibt es vor allem im Protestantismus einen innerkirchlichen Pluralismus unterschiedlicher Positionen, wie die kontroverse Debatte zwischen evangelischen Bischöfen und Ethikprofessoren um den Status von Embryonen deutlich zeigt.s Das hat nicht nur soziologische, sondern auch theologische Gründe: In den reformatorischen Kirchen gibt es kein Lehramt, das dem der katholischen Kirche vergleichbar wäre. Welche Funktion können in einer solchen gesellschaftlich-kirchlichen Situation ethische Stellungnahmen von kirchlichen Gremien oder einzelnen Christinnen und Christen haben? Christlich begründete Voten könnten dazu beitragen, bestehende Zustände und Entwicklungen - z.B. in den Medizinwissenschaften oder in der Sozialpolitik - kritisch zu hinterfragen. Christliche Ethik sollte tendenziell eher eine "unterbrechende", ideologiekritische Funktion haben, statt zu einer Akzeptanzethik des Bestehenden zu werden." Dabei muss man sich bewusst sein, dass ethische Stellungnahmen aufgrund der rasanten technologischen Entwicklungen in den sog. Leitwissenschaften zunehmend der Gefahr unterliegen, der Faktizität der Entwicklungen nur zu folgen, statt sie steuernd zu beeinflussen." Für das Problem der Xenotransplantation ist die Ausgangssituation erfreulicherweise (noch) anders: "Die durch die 4 S. dazu: Axel Haverich und Omke E. Teebken, Zur Ethik der Tierversuche aus biomedizinischer Sicht, in: Tierversuche und Tierschutz, Tagung der Ev. Akademie Bad BolI, Protokolldienst 26/01, Bad Boll 2001, S. 13-31, sowie: Wilfried Kues, Muss die Genforschung über Leichen gehen? Eine ethische Kritik der Methoden, in: Andreas Dally und Christa Wewetzer, Hrsg., Die Logik der Genforschung, Loccumer Protokolle 24/01, Loccum 2001, S. 85-93. 5 Auch von Kirchenvertretern wird das wahrgenommen, wie das Votum des Vizepräsidenten der EKD, Hermann Barth, zeigt: "Einen Alleinvertretungsanspruch haben die Kirchen hier nicht. Ihre Antworten konkurrieren mit anderen Antwortangeboten, und die kirchliche Stimme behält nur Gewicht, solange und soweit sie Überzeugungskraft besitzt." (ders., Wie wollen wir leben? Beiträge zur Bioethik aus evangelischer Sicht, Hannover 2003, dort S. 13-14). 6 S. dazu: Reiner Anselm und Ulrich H. J. Körtner, Hrsg., Streitfall Biomedizin. Urteilsfindung in christlicher Verantwortung, Göttingen 2003. Dort auch: Starre Fronten überwinden. Eine Stellungnahme evangelischer Ethiker zur Debatte um die Embryonenforschung (S. 197-208). In dem vom Kirchenamt der EKD herausgegebenen Text "Im Geist der Liebe mit dem Leben umgehen. Argumentationshilfe für aktuelle medizin- und bioethische Fragen" (EKDTexte Nr. 71, Hannover 2002) heißt es: "Trotz intensiven Bemühens war es ihr (der EKD-Kammer für Öffentliche Ordnung - H.G.) nicht möglich, zu einer einmütigen, gemeinsam getragenen Position zu kommen." (S. 16). 7 Günter Altner nennt Grundsätze, die notwendig sind, "wenn die Ethik in der Auseinandersetzung mit dem biotechnischen Fort- Kompliziertheit des Forschungsprozesses gegebene Langsamkeit der Etablierung der klinischen Xenotransplantation eröffnet der Bioethik momentan eine seltene Möglichkeit. Sie kann vor der Etablierung einer Technologie, die den medizinischen Alltag revolutionieren könnte, Kriterien festlegen, ob - und wenn ja unter welchen Umständen - dieses Verfahren sittlich vertretbar ist."? Diese besondere Möglichkeit eines rechtzeitigen ethischen Diskurses nicht zu nutzen, wäre unverantwortlich angesichts der mit der Xenotransplantation verbundenen Probleme für Menschen und Tiere. 2 Ethik zwischen Mensch und Tier Das ist ja das Besondere am Problemfeld der Xenotransplantation: Hier geht es nicht nur um humanethische bzw. medizinethische Probleme, sondern ebenso um tierethische Aspekte, mit den Worten des katholischen Ethikers Dietmar Mieth um "Ethik zwischen Mensch und Tier". Wenn es zur klinischen Anwendung der Xenotransplantation kommen sollte, wird "die Therapie die Artgrenze zwischen Mensch und Tier überschreiten, die Nutzung der Tiere erweitern und schritt nicht zu einem problematischen Legitimationsinstrument verkommen soli". (ders., Leben, S. 8) 8 Vgl. Jürgen Habermas, Auf schiefer Ebene, in: Die Zeit, Nr. 5, 24.1.2002, S.33: "Bisher entfaltet die biotechnologische Entwicklung eine Dynamik, die die zeitraubenden Selbstverständigungsprozesse der Gesellschaft über ihre moralischen Ziele immer wieder überrollt. Je kürzer der zeitliche Horizont, den wir in Betracht ziehen, umso größer wird später die Macht der dann bereits geschaffenen Fakten sein." 9 Karin Blumer, Ethische Aspekte der Xenotransplantation, in: Fuat S. Oduncu, Ulrich Schroth und Wilhelm Vossenkuhl, Hrsg., Transplantation. Organgewinnung und -allokation, Göttingen 2003 (im Folgenden zit. als: Fuat Oduncu u.a., Transplantation), S. 312-332, dort S. 313. - "Dass wir heute die Möglichkeit haben, ethische Problemstellungen der Biowissenschaften im Vorfeld der Einführung neuer Techniken in die Praxis zu diskutieren, lässt sich als Indiz für die gewandelte und gestärkte Rolle der bioethischen Diskussion in unseren Gesellschaften deuten." (Eve-Marie Engels, Gisela Badura-Lotter und Silke Schicktanz, Hrsg., Neue Perspektiven der Transplantationsmedizin im interdisziplinären Dialog, Baden-Baden 2000 - im Folgenden zit. als: Neue Perspektiven, S. 3-16, dort S. 3). Geradezu euphorisch meint Claus Hammer: "Es wäre das erste Mal in der Geschichte der Medizin, daß ethisch-rechtliche Probleme geklärt wären, bevor die in Frage kommende Technik Einzug in die Klinik hält." (ders., Tierorgane für Menschen. Medizinische Möglichkeiten und ethische Fragen der Xenotransplantation, Berliner Medizinische Schriften, Heft 32, Berlin 1999, S. 23.) ALTEX 20. 4/03 261 _G_R_OS_S_E ~~---- "J~ ~ damit u.a. den über die Tiernahrung (gemeint: menschliche Ernährung von Tieren - H.G.) weit hinausreichenden Sonderfall schaffen, dass die menschliche Verantwortung sowohl das Wohl des menschlichen Empfängers als auch, aufgrund der asymmetrischen Partnerschaft, das Wohl des Tieres zu beachten hat".'? Auch der Mediziner Dietrich von Engelhardt identifiziert als "das zentrale ethische Problem der Xenotransplantation" den ,,Ausgleich der Achtung vor dem Tier und der Wahrung der Menschenwürde" .11 Wegen der bei der Xenotransplantation vorliegenden besonderen Mensch- TierBeziehung wird im Folgenden zunächst sehr knapp auf medizinethische Problemstellungen, dann aber vor allem auf die spezifischen tierethischen Probleme und das mit der Xenotransplantation verbundene Menschenbild-Problem eingegangen. Dabei sind die Überlegungen auf die Xenotransplantation von komplexen Organen beschränkt, weil diese sich - anders als die Xenotransplantation von Geweben und Zellen - noch im präklinischen Bereich befindet und weil sich hier das zentrale ethische Problem der Verantwortung für Mensch und Tier besonders deutlich stellt. 3 Den Menschen betreffende medizin ethische Aspekte Mit der Technologie der Xenotransplantation ist - das macht ein Blick in die neuesten Untersuchungen sehr deutlich - eine Vielzahl von Risiken verbunden, deren Ausmaß nach wie vor schwer abschätzbar iSt.12 Dabei handelt es sich vor allem um 1. Probleme immunologisch bedingter Abstoßung des transplantierten Organs; 2. mikrobiologische Infektionsrisiken und 3. das Problem der physiologisch-anatomischen Kompatibilität der Organe mit dem menschlichen Organismus.P Diese Probleme betreffen nicht nur die Patienten, sondern auch ihr soziales Umfeld, ja die Gesellschaft insgesamt. Aus der Perspektive christlicher Verantwortungsethik stellt sich für Medizinerlnnen damit die Frage, ob sie die mit einer Xenotransplantation verbundenen Risiken überhaupt mit ihrem Heilungsauftrag vereinbaren können. Auch wenn die behandelnden Ärztinnen diese Frage bejahen würden, entbände der nachvollziehbare Wunsch eines Patienten nach einem lebensrettenden bzw. lebensverlängernden xenogenen Organ sie nicht von der Pflicht, den Patienten und sein Umfeld verständlich, genau und nachdrücklich über individuelle wie gesellschaftliche Risiken zu informieren. Da der Mensch nach biblischer Auffassung vor Gott für seine Mitmenschen verantwortlich ist, wäre jede Entscheidung eines Patienten (und eines Arztes) für eine Xenotransplantation, die ohne Rücksicht auf das soziale Umfeld bzw. die Gesamtgesellschaft getroffen wird, ethisch nicht zu rechtfertigen. Neben der individualethischen Perspektive, die das Wohl des Patienten und seine Autonomie im Auge hat, darf die sozialethische Perspektive nicht aus dem Blick geraten. 10 Dietmar Mieth, Was wollen wir können? Ethik im Zeitalter der Biotechnik, Freiburg 2002, S. 316. 11 Dietrich von Engelhardt, Transplantationsmedizin heute, in: Hartmut Kreß und Hans-Jürgen Kaatsch, Hrsg., Menschenwürde, Medizin und Bioethik, Münster 2000, S. 157-171, dort S. 148. 12 Nur so ist zu erklären, dass fast alle jener Mediziner, die für eine Weiterführung der Xenotransplantationsforschung plädieren, die klinische Forschung in diesem Bereich (noch) ablehnen. Zu den Risiken S.: Bärbel Hüsing u.a., Technologiefolgenabschätzung Xenotransplantation, Schweizerischer Wissenschaftsrat TA 30/1998, Bern 1998; Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW), Medizinisch-ethische Grundsätze zur Xenotransplantation, Fassung vom Mai 2000, in: Schweizer Ärztezeitung, 2000:81, Nr. 31, S. 1717-1721; Silke Schicktanz, Organlieferant Tier? Medizin- und tierethische Probleme der Xenotransplantation, Frankfurt/M. 2002 (im Folgenden zit. als: Silke Schicktanz, Organlieferant Tier?); dies., Medizinische Probleme der Xenotransplantation, in: Ethik der Medizin 2002, S. 234-251 sowie die Aufsätze zur Xenotransplantation (Aufsätze Nr. X-XVII) in: Neue Perspektiven, S. 131-280. 13 S. vorige Anm. 262 Aufgrund des nicht genau abschätzbaren Infektionsrisikos für den Patienten und seine Kontaktpersonen haben Befürworter der Xenotransplantation eine Reihe von Maßnahmen zur (eventuell lebenslangen!) Überwachung von Patienten und ihres Umfeldes vorgeschlagen. Die ethischen Probleme, die sich aus dem sog. Patientenmonitoring ergeben ganz gleich, ob es auf einem .informed consent" oder auf einem .informed contracf' beruht -, werden angesichts der großen Hoffnungen, die manche auf die Xenotransplantation als Therapie setzen, oft nicht hinreichend wahrgenommen.I" Während die ethische Brisanz der mit der Xenotransplantation verbundenen medizinischen Risiken von medizinischen ExpertInnen - aufgrund der Faszination durch eine vermutete Zukunftstechnologie? - oft unterschätzt wird, scheint es, dass Geisteswissenschaftlerlnnen das Problem einer Identitätsänderung durch Transplantation eines tierischen Organs oft überschätzen. Zu Recht schreibt der Theologe Johannes Fischer: "Natürlich berührt die Implantierung eines Tierorgans eminent die eigene Selbstwahrnehmung wie auch die Fremdwahmehrnung durch andere. Doch genau dies kennzeichnet gerade die menschliche Identität und Sozialität, dass sie nicht einfach durch den Leib determiniert ist, sondern sich in der auch die Leiblichkeit umfassenden Selbst- und Fremdwahmehrnung bildet.?" Diese christlich-theologische Sicht der mit der Xenotransplantation verbunde- 14 S. die differenzierten Überlegungen von Silke Schicktanz, in: dies., Organlieferant Tier?, bes. S. 173-200 und in: dies., Medizinethische Probleme der Xenotransplantation, aaO., S. 234251. 15 Johannes Fischer, Zur ethischen Problematik der Xenotransplantation, in: ders., Handlungsfelder angewandter Ethik - eine theologische Orientierung, Stuttgart 1998, S. 117-133, dort S. 133. In der Stellungnahme des Kirchenamtes der EKD und des Sekretariats der deutschen Bischofskonferenz .Xenotransplantation - Eine Hilfe zur ethischen Urteilsbildung" , Gemeinsame Texte 13, Hannover/ Bonn 1998 (im Folgenden zit. als: Gemeinsame Texte 13) heißt es: "Die Implantierung eines Tierorgans kann den Menschen ... nicht seiner Identität als Mensch berauben, sondern sie kann im Prinzip in diese integriert werden." (S. 21) Anders: Günter Altner: "Das Tier als Mitkreatur und Gegenüber wäre hier (im Falle der Xenotransplantation - H.G.) zum Verschwinden gebracht, aber in den Tag- und Nachtträumen der Empfängerpatienten würde es eine bedrückende Wiederauferstehung feiern." (Leben, S. 120-121). Siehe zum Identitätsproblem auch die differenzierten Überlegungen von Silke Schicktanz in: Organ lieferant Tier?, S. 119-127. ALTEX 20, 4/03 ____ ~~--------------------------------------------------G-R-O-SS-E ~~,0 nen Identitätsproblematik schließt allerdings besondere seelsorgerliehe Betreuung von Menschen, die ein tierisches Organ erhalten haben, keineswegs aus so wie das ja auch bei Patientlnnen mit menschlichen Organen der Fall ist." 4 Tierethische Aspekte Anders als bei der Allotransplantation spielen tierethische Aspekte bei der Xenotransplantation eine zentrale Rolle; denn hier sollen ja tierische Organe künftig den Mangel an menschlichen Organen beheben. Die ethischen Probleme, die grundsätzlich mit Tierversuchen gegeben sind;'? stellen sich hier in zugespitzter Form, weil hier Tiere von der Phase präklinischer Forschung bis zur eventuellen klinischen Umsetzung der Therapie konsequent für das menschliche Wohl, für menschliche Gesundheitsbedürfnisse genutzt und verbraucht werden. Damit stellt sich besonders 16 So auch: Michael Quante, augenfällig die Frage nach der Sicht des Verhältnisses von Mensch und Tier, nach dem Verhältnis von Wohl des Menschen und Wohl des Tieres.P Zunächst einige grundsätzliche Bemerkungen zu dieser Frage aus christlicher Sicht: Angesichts der unterschiedlichen biblischen Aussagen zum Verhältnis von Mensch und Tier ist ein naiver Biblizismus unangemessen. Zu fragen ist nach den Grundtendenzen dieser Aussagen; dabei scheinen drei Grundtendenzen besonders wichtig: • Tiere werden in der Bibel - anders als in der späteren abendländischen Tradition - nicht als Sachen betrachtet. Sie haben eine Würde als Mitgeschöpfe des Menschen.'? • Die Beauftragung des Menschen zur Herrschaft über die Tiere (Gen. 1,26 und 28; 9,1-2) ist nicht zu trennen vom biblischen Verständnis der Gottebenbildlichkeit des Menschen.P "Die Bestimmung, den Mitgeschöpfen die Ethische Aspekte der Xenotransplantation, in: ders., Andreas Vieth, Hrsg., Xenotransplantation. Ethische und rechtliche Probleme, Paderborn 2001, S. 15- 66, dort S. 51. 17 S. dazu auch Heinrich W. Grosse: Christliche Verantwortung und Experimentelle Medizin. Versuche mit und am Menschen; Tierversuche, in: Altex 4/2002, S. 195-202. Ferner: Franz Paul Gruber, Haltung oder Experiment - der Respekt vor der Würde des Tieres geht verloren, in: Martin Liechti, Hrsg., Die Würde des Tieres, Erlangen 2002 (zit. als: Die Würde des Tieres), S. 296-303. 18 Grundsätzlich hierzu: Gotthard Teutsch, Ethische Abwägung von Tierversuchen als gesetzlicher und gesellschaftlicher Auftrag: Von der zwischenmenschlichen zur artübergreifenden Humanität, in: Franz Paul Gruber und Horst Spielmann, Hrsg., Alternativen zu Tierexperimenten, Berlin, Heidelberg, Oxford 1996, S. 15-46. 19 S. auch: Für ein Ethos der Mitgeschöpflichkeit. Wort der Kirchenleitung der Nordelbischen Ev.-Iuth. Kirche zum Welttierschutztag, 0.0. 1998, S. 4: "Tiere sind Mitgeschöpfe des Menschen. Sie sind wie wir auf Gott als den Ursprung und die Quelle allen Lebens bezogen. Tiere haben ihre eigene Würde, ihre eigene Schönheit, ihren eigenen Lebensraum. Ihr Platz in der Schöpfung verbietet es, sie nur unter Nutzungsinteressen zu sehen." (S. auch §1 des deutschen Tierschutzgesetzes, in dem die Rede ist von "der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen".)Dabei ist zu bedenken: "Das Geschöpfsein der Tiere wie des Menschen ist keine empirische Feststellung, sondern eine religionskulturelle Zuschreibung." (Ulrich Körtner, Art. Tier, in: TRE, 3.Aufl., Bd. 33, Berlin 2002, S. 527-534, dort S. 528). 20 Helena Röcklinsberg versteht die Gottebenbildlichkeit als "Fähigkeit ... , die es dem Menschen ermöglicht, seine anthropozentrische und ichbezogene Lebensanschauung zu verlassen, um dank des Dialogs mit Gott und aus Dankbarkeit ihm gegenüber zu versuchen, sich der Schöpfung gegenüber so zu ALTEX 20, 4/03 Imago Dei vor Augen zu bringen, heißt nach altorientalischem Verständnis: königliche Gerechtigkeit und Schutz der Schwachen zu üben. Gerechtigkeit und Schutz der Schwachen gegenüber den Mitgeschöpfen müssen also mit der Ausbreitung und Herrschaft der Menschen einhergehen.T" Das bedeutet: Im Umgang mit Tieren steht immer auch die Humanität des Menschen auf dem SpieI.22 • Die Gewaltaspekte im Verhältnis zwischen Mensch und Tier werden in der Bibel realistisch benannt (Gen. 3,1415; 9,1-4). Aber diese Perspektive wird aufgebrochen durch die Vision eines Schöpfungsfriedens zwischen Mensch und Tier (Jes. 11,6-9; 65,17-25; Hos. 2,20; Ez. 34,25-28; Röm. 8,18-25). Welche ethischen Konsequenzen ergeben sich aus dem biblischen Befund? Der Theologe Gerhard Liedke resümiert: "Das gesamtbiblische Zeugnis legt uns für die heutige Situation extremer Gewalt gegen die Tiere und extremen Leidens verhalten, dass sie aus Gottes Perspektive gesehen und geachtet wird .... Die Ebenbildlichkeit ist demnach primär als eine funktionale Sonderstellung zu verstehen, die in der Frage der Mensch- Tier-Beziehung darauf zielt, das Tier seiner Art gemäß und so zu behandeln, dass es vor Gott nicht klagen muss." In ihrem Entwurf einer "theozentrischen Tierethik" zieht Helena Röcklinsberg die konkrete, weitreichende Schlussfolgerung: "Menschen dürfen Tiere nur dann halten, wenn sie ihnen ein artgerechtes Leben bieten, und die Tiere nur dann töten - und zwar möglichst schonend und ohne vorhergehende Transporte -, wenn sie entweder sterbenskrank sind oder ihr biologisches Sterbealter erreicht haben. Dann hätte das Seufzen der Schweine ein Ende." ( dies., Das seufzende Schwein. Zur Theorie und Praxis in deutschen Modellen zur Tierethik, Erlangen, 2001, S. 362, 365 und 393.) 21 Michael Welker, Person. Menschenwürde und Gottebenbildlichkeit, in: Jahrbuch für Biblische Theologie, Bd. 15, 2000, S. 247-262, dort S. 259. 22 Vgl. Frank Surall, Tierschutz im Kontext der Menschenwürde, in: Hartmut Kreß u.a., Hrsg., Menschenwürde, Medizin und Bioethik, aaO., S. 157-171, bes. S. 162. - In dem Diskussionsbeitrag der EKD "Zur Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf" (EKD-Texte 41, Hannover 1991) heißt es u.a.: "Schmerzen und Leiden müssen bei Versuchstieren auf das unvermeidliche Maß eingeschränkt werden. Bei Tierversuchen werden immer noch zu viele und zu sensible Tiere eingesetzt. ... Die Zufügung von Schmerzen und Leiden gegenüber einem Mitgeschöpf führt ohnehin in eine starke Spannung zur grundsätzlichen Verpflichtung, barmherzig und human mit ihm umzugehen. So erklärt sich wohl auch die verbreitete Neigung, die Schmerzens- und Leidensfähigkeit bestimmter Tiere in Frage zu stellen oder nur eingeschränkt anzuerkennen. Doch eine bereits als wahrscheinlich anzunehmende Schmerz- und Leidensfähigkeit ist ethisch relevant." (ebd., S. 19 und 20.) 263 GROS SE ----------------------------------------------------------------------------,..J~ I~ ------ ~ der Tiere nahe, Minimierung der Gewalt gegenüber den Tieren und Linderung des Leidens der Tiere, wo immer es geht, als christliche Handlungsmaximen zu betrachtent'" Zugegebenermaßen ist die Sicht von Tieren als "Mitgeschöpfen des Menschen" erst (wieder) möglich geworden mit der Infragestellung des einseitigen Anthropozentrismus der kirchlichen Tradition." In der Gemeinsamen Erklärung des Rates der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz (aus dem Jahr 2000) "Gott ist ein Freund des Lebens" wird bewusst der "Eigenwert der Mitgeschöpfe des Menschen" betont: "Die Mitgeschöpfe des Menschen dürfen nicht nur und nicht zuerst unter dem Gesichtspunkt des für ihn gegebenen Nutzwerts betrachtet werden.?" Die Position des Theologen und Biologen Günter Altner ist einleuchtend: "Die jüdisch-christliche Schöpfungsverantwortung schließt den verändernden Eingriff in die Schöpfung und in das Leben des Menschen nicht aus. Aber der Vorbehalt gegenüber allen willkürlichen, belastenden oder zerstörenden Eingriffen ist hier besonders hoch. Und das hängt damit zusammen, dass der Mensch (aber auch jedes andere Geschöpf) ... als Zweck in sich selbst verstanden wird. Dadurch sind jeder Verdinglichung Grenzen gesetzt."26 Was bedeuten diese biblisch-christlichen (in der Geschichte der Kirchen keineswegs immer geteilten) Überzeugungen konkret für das Problem der Xenotransplantation? Silke Schicktanz nennt als tierethische Probleme vor allem: die Erzeugung transgener Tiere, die Anwendung und Weiterentwicklung des Klonverfahrens bei diesen Tieren, ihre Haltung unter spezifiziert-pathogenfreien Bedingungen und den zunehmenden Einsatz von Primaten in der präklinischen Forschung.?" Es kann hier auf diese Probleme nicht im einzelnen eingegangen werden, aber man sollte versuchen, sich möglichst konkret vorzustellen, was sich hinter diesen Stichworten verbirgt. Denn: Die Wahrheit ist konkret. Das bedeutet: Das, was mit den für die Xenotransplantationsforschung eingesetzten Tieren geschieht, darf nicht einfach "verschwinden" hinter der Vision einer geglückten Xenotransplantation. Denn dann wird deutlich: "Die Herstellung transgener Tiere geht mit einem ungeheuren Tierverschleiß einher, die typische Erfolgsrate der Transgenese liegt nur bei rund einem Prozent?" Dann wird deutlich, dass die Experimente mit Primaten für letztere Schmerzen, Leiden und den Tod bedeuten." Dann wird deutlich, "dass die irrige Annahme, Schweine für die Liedke, "Tier-Ethik" - biblische Perspektiven, in: ZEE 29 (1985), S. 160-173, dort S. 170. 24Allerdings "bleibt ein erkenntnistheoretischer Anthropozentrismus unvermeidlich". (Ulrich Körtner, Art. Tier, aaO., S. 532) . So auch: Wolfgang Lienemann, Biozentrismus oder Anthropozentrismus in der Tierethik - ein Gegensatz? (Unveröft. Ms., Bern 2000) 25 Gott ist ein Freund des Lebens, S. 37. 26Günter Altner, Leben, S. 7. 27 Vgl. dazu Silke Schicktanz, Ethische Fragen der Xenotransplantation unter besonderer Berücksichtigung von tierethischen Aspekten (Vortrag am 21.9.2003 in Linz); ausführlich dazu: dies., Organ lieferant Tier?, S. 201ft. 28 Kurd Stapenhorst, Unliebsame Betrachtungen zur Transplantationsmedizin, Göttingen 1999, S. 50. 29 Silke Schicktanz, Organlieferant Tier?, S. 284. Ferner: "Exposed: Secrets of the Animal Organ Lab", in: The Observer, Apri/20, 1998; Franz Paul Gruber, Möglichkeiten, die Zahl für Versuchszwecke gezüchteter und gehaltener Tiere zu verringern und ihr Wohlbefinden zu verbessern, in: Ev. Akademie Bad BolI, Hrsg., Tierversuche und Tierschutz, Bad Boll 2001, S. 133-150. 30 Anita Idel, Xenotransplantation und Tierschutz, in: Neue Perspektiven, S. 196-220, dort S. 212. Die folgende "Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer zur Xenotransplantation" ist deshalb abzulehnen: "Sollte sich das 23 Gerhard 264 Xenotransplantation würden sauberer und somit ,besser' gehalten, in Unkenntnis der wahren Bedürfnisse der Schweine Konjunktur hat"." Dann wird deutlich: Herzen von trans genen Schweinen werden in die Bauchhöhle von immunsupprimierten Pavianen transplantiert und der Tod der Tiere dafür in Kauf genommen. Richtig verstanden, geschieht also in der präklinischen Xenotransplantationsforschung - von der eventuellen Umsetzung in klinische Versuche einmal abgesehen - oft genau das, was aus der Perspektive christlich-jüdischer Schöpfungsverantwortung zu vermeiden wäre: die Instrumentalisierung und Verdinglichung der Tiere für menschliche Zwecke, ihre Wahrnehmung nur unter der Perspektive des Nutzwertes." "Die Xenotransplantation", so die evangelische Ethikerin Renate Knüppel von der EKD, "ist ein weiterer einschneidender Schritt in der technologischen Verfügbarmachung von Tieren. Das betrifft insbesondere den gentechnischen Eingriff in den Organismus der Tiere"32, ihre Funktion als .Drganlager" für die Menschen, aber auch die Umstände ihrer Haltung." Deshalb ist auch der Begriff "Spendertier" abzulehnen als ein Euphemismus, der die wahre Situation und Funktion der Tiere in der Xenotransplantation verschleiert. 34 Schwein als geeignetes Spendertier herausstellen, dürfte es kaum Gründe gegen eine keimfreie Zucht geben." (Deutsches Ärzteblatt 96, H. 28-29, A-1920-1926, dort A-1924) 31 Günter Altner fragt provokativ: "Kann es denn angehen, dass die uns anvertrauten Tiere nur noch Genboxen für uns sind, in die wir hineinstecken und herausholen, was uns unter dem Druck unserer Nutzungs- und Profitinteressen gerade richtig erscheint?" (Leben, S. 60). Ähnlich fragt Florianne Koechlin, "ob die Herstellung transgener Schweine als ,Organlager' für Menschen nicht eine Instrumentalisierung tierischen Lebens beinhaltet, die sich mit ... der ,Würde der Kreatur' nicht vereinbaren lässt". (F. Koechlin, Freie Fahrt für klinische Versuche?, in: Gen-ethischer Informationsdienst Nr. 135/136, S. 44-47, dort S. 47) 32 Renate Knüppel, Ein weiterer Schritt, um die Tiere technologisch verfügbar zu machen, in: Protexte. Aus der Ev. Akademie der Pfalz, 5.3.2000, Speyer 2000, o.S. 33 Zu den ethischen Aspekten der Ethologie s.: Helena Röcklinsberg, Das seufzende Schwein. Zur Theorie und Praxis in deutschen Modellen zur Tierethik, Erlangen 2001, bes. S. 55ft und S. 335ft. Franz Paul Gruber konstatiert: "Die Wissenschaft und auch die Industrie setzen sich jedoch vielfach über die gerechtfertigten Ansprüche an die Tierhaltung hinweg, weil das Experiment sonst gar nicht möglich wäre." (ders., Haltung oder Experiment - der Respekt vor der Würde des Tieres geht verloren, aaO., S. 300.) ALTEX 20, 4/03 --~~ ~~ Gerade weil die Machtbeziehung zwischen Menschen und Tieren asymmetrisch ist, weil es "Tierrechte ... nur von Gnaden der Menschen'<" gibt, müssen wir Menschen - nach biblischem Verständnis Mandatare Gottes für unsere Mitgeschöpfe - darauf achten, dass die notwendige und unvermeidbare .Abwägung zwischen artgerechtem und möglichst schmerzfreiem Leben auf Seiten der Tiere und den spezifischen Überlebens- und Heilungsinteressen der Menschen''" nicht vorschnell zu Lasten der Tiere erfolgt. Grundsätzlich gilt m. E. für eine ethische Güterabwägung: "Je geringer die Erfolgsaussichten der Xenotransplantation aufgrund der damit verbundenen Risiken sind, desto schwerer fallen die tierethischen Aspekte bei der Gesarntbeurteilung der Xenotransplantation ins Gewicht,'?" 5 Xenotransplantation und christliches Menschenbild Die nie gekannten technologischen Möglichkeiten der modemen Medizin und die damit verknüpften Heil(ung)s-Erwartungen und -Versprechen beeinflussen in zunehmendem Maße unser Menschenbild. 34 S. dazu: Eve-Marie Im Bereich der sog. Hochleistungs- oder High-Tech-Medizin stellt sich dabei die ethische Frage: Wie kann vermieden werden, dass medizinisches Forschen und Handeln ein mechanistisches und reduktionistisches Menschenbild fördert, das die Endlichkeit und wesensmäßige Unvollkommenheit menschlichen Lebens ausblendet? Die Frage nach den gewollten und ungewollten Auswirkungen auf das Menschenbild und Wertebewusstsein unserer Gesellschaft ist eine zentrale ethische Herausforderung für die Selbstreflexion der medizinischen Forschung. Das gilt u. E. in besonderer Weise für den Bereich der Xenotransplantation. Es besteht keineswegs die Absicht, die subjektiven Motive derer, die als ForscherInnen, potentielle Patientlnnen bzw. Angehörige auf die Technologie der Xenotransplantation hoffen, pauschal und grundsätzlich in Frage zu stellen. Aber es soll auf die ethische Problematik hingewiesen werden, die in der Logik einer Medizintechnik liegt, die den Mangel an menschlichen Spenderorganen durch möglichst unbegrenzt zur Verfügung stehende tierische Organe beheben will. Zugespitzt: "Generell könnte eines Tages jedes Organ des Menschen ausgetauscht und ersetzt werden. In diesem Aus- Engels, Xenotransplantation - eine neue Freisetzungsproblematik. Wissenschaftstheoretische und ethische Aspekte ihrer Risikobeurteilung, in: Neue Perspektiven, S. 170-175, dort S. 172, sowie: Silke Schicktanz, Organ lieferant Tier?, S. 201. 35 Wolfgang Lienemann, Zur Ethik der Tierversuche, in: Ev. Akademie Bad BolI, Hrsg., Tierversuche und Tierschutz, Bad Boll 2001, S. 33-43, dort S. 40. 36 Günter Altner, Leben, S. 119. 37 Stellungnahme der .Eidqen. Ethikkommission für Gentechnik im außerhumanen Bereich" (EKAH) vom Februar 2000, zit. n.: Andrea Arz de Falco, Die Würde des Tieres. Tierethische Aspekte in der ethischen Debatte um die Xenotransplantation, in: Martin Liechti, Hrsg., Die Würde des Tieres, aaO., S. 311-323, dort S. 314. - Der Verweis auf die ungleich größere Zahl an Tieren, besonders Schweinen, die für menschlichen Fleischverzehr in Europa gezüchtet und getötet werden, kann u. E. nicht als Argument für die Xenotransplantationsforschung dienen, da in der ethischen Debatte nicht von einer "Gleichheit im Unrecht" ausgegangen werden darf und sich ein Übel nicht durch den Hinweis auf ein anderes größeres Übel entschuldigen lässt. S. dazu: Andrea Arz de Falco, Die Würde des Tieres, aaO., S. 316 sowie Johannes Fischer, Zur ethischen Problematik der Xenotransplantation, aaO., S. 316. In dem "Gemeinsamen Text" des Kirchenamtes der EKD und des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz wird argumentiert: "Der Nutzen von Tieren bei der Xenotransplantation ist unvergleichlich größer - nämlich u.U. lebensrettend - als beim weithin akzeptierten Fleischverzehr." (Gemeinsame Texte 13, S. 20).Michael Quante fordert eine Umkehr der Beweislast: "Angesichts ALTEX 20, 4/03 GROSSE ---------------------------- tauschsystem wird der Mensch zum Reparaturfall und die Mitkreatur zum Ersatzteillager'<" Auch wenn man dieses Szenario aus verschiedenen Gründen für unrealistisch hält, bleibt doch die Frage, ob die in die Xenotransplantation gesetzten Hoffnungen nicht auch Ausdruck einer Weigerung sein können (- nicht: müssen -) die Endlichkeit des menschlichen Lebens anzunehmen." Zu Recht spricht die von der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz herausgegebene Stellungnahme zur Xenotransplantation vom "Konflikt zwischen der Annahme der eigenen Endlichkeit, wie sie durch die Leiblichkeit vorgezeichnet ist, und dem Hinausschieben der Grenzen um jeden Preis".4o Und Silke Schicktanz gibt zu bedenken: "Auch wenn die aktuelle Xenotransplantationsforschung vielmehr die Rettung schon fast verlorener Leben anvisiert und damit nicht mit den Träumen von ewiger Jugend zu vergleichen ist, so muss man für die Zukunft fragen dürfen, inwiefern ein (vielleicht futuristisch klingender) ,sukzessiver' Organaustausch nicht auch im hohen Alter eigentlich ein Versuch wäre, das ,Leben zu erobern' und die eigene Sterblichkeit hinauszuzögem'"" der unbestreitbaren Leiden (bei den Experimenten, der gentechnischen Veränderung, der sterilen Haltung xenogener Tiere) und der Notwendigkeit von Tötungen, die die Xenotransplantation für die Tiere mit sich bringt, ist es notwendig geworden, Argumente zugunsten der Xenotransplantation anzuführen. Eine Antwort hängt u.a. davon ab, ob die notwendigen Experimente unumgänglich, medizinisch sinnvoll und für ein Forschungsprojekt eingesetzt werden, das eine realistische Chance auf Erfolg bietet." (Michael Quante, Ethische Aspekte der Xenotransplantation, aaO., S. 39. ) 38 Günter Altner, Leben, S. 123. Günter Altner zitiert pointierte Äußerungen des Chefarztes Linus Geisler: "Der Körper der modernen Medizin ist reduziert auf die Summe seiner Organe und Funktionen. Er ist beliebig zergliederbar, in wachsendem Maße in seinen Teilen austauschbar .... Der Körper wird verstanden und gehandhabt als Ressource von Fremdkörpern für andere Körper und mit allen denkbaren Fremdkörpern bestückbar. Nicht mehr in Afrika oder Südamerika liegen die umkämpften Rohstoffe, sondern im .körperlichen wie genetischen Material von Menschen'." (ebd., S.97) 39 S. dazu: Gott ist ein Freund des Lebens, S. 105. Texte 13, S. 21. 41 Silke Schicktanz, Aus der Geschichte lernen? Die Entwicklung der Idee der Xenotransplantation und die Auswirkungen auf das heutige Verständnis, in: Neue Perspektiven, S. 239-256, dort S. 248. - Die Xenotransplantation würde dann "als eine Therapie zur Alternsbekämpfung nicht Ausnahme, sondern potentielle Regel werden können". (Anita Idel, Xenotransplantation und Tierschutz, in: Neue Perspektiven, S. 216) 40 Gemeinsame 265 _G_R_OS_S_E ~~---- ~, Bedenkenswert sind in diesem Zusammenhang auch die Thesen, die der Chirurg Kurd Stapenhorst zur Transplantationsmedizin insgesamt formuliert hat: "Die Transplantationsmedizin mit ihrem unstillbaren Verlangen nach verpflanzbaren Organen hat offenkundig zu einer Verdinglichung des Menschen und seiner Organe geführt. ... In ihrer Orientierung auf eine maximale Lebenserhaltung erweist sie sich als unfähig, den Tod in aussichtslosen Fällen zuzulassen und damit Grenzen des ärztlichen Heilauftrags anzuerkennen.v'? Dass auch ethische Anfragen an das mit der Xenotransplantation verbundene Selbstverständnis der Forschenden notwendig sind, zeigt m. E. die - natürlich nicht verallgemeinerbare - Aussage des Veterinärmediziners und Fachtierarztes für Versuchstierkunde Claus Hammer, in der Xenotransplantationsforschung gelte es, ,,180 Millionen Jahre Evolution, die zwischen Schwein und Mensch liegen, zu überlisten"." 6 Folgerungen Eine abschließende ethische Urteilsbildung zur Xenotransplantation aus christlicher Sicht ist nicht einfach. Ein wesentlicher Grund dafür sind die unterschiedlichen Perspektiven von Betroffe42 Kurd Stapenhorst, nen, die auf ein Organ warten, und ihren Angehörigen einerseits und von denen, die von diesem Problem nicht (direkt) betroffen sind, andererseits." Natürlich stimmt die Überlegung des Theologen Wolfgang Lienemann nachdenklich: "Ohne Zweifel gibt es Menschen, die für sich selbst - aus welchen Gründen und in welchen Lebenslagen auch immer - eine lebensnotwendige Organspende ablehnen würden, und zwar als Spender wie als Empfänger. Aber ich habe bisher niemanden kennen gelernt, der willens und fähig wäre, einem (potentiellen) Organempfänger gegenüberzutreten und ihm zu sagen, dass er eigentlich das Organ, das sein Leben erhalten kann, nicht bekommen sollte.?" Der Konflikt der unterschiedlichen Wahrnehmung von Betroffenen und Nicht-Betroffenen kann zweifellos Auswirkungen auf die Urteilsbildung haben: "Für eine betroffene Person können die mit einer Xenotransplantation verbundenen Hoffnungen leicht dazu führen, sowohl den größeren Problemzusammenhang außer acht zu lassen, als auch die Risiken gering zu bewerten. Demgegenüber besteht für eine nicht-betroffene Person die Gefahr, bei der Sichtung des größeren Problemzusammenhangs die existentielle Bedeutung einer Xenotransplantation für Betroffene und ihre Angehörigen nicht ausreichend zu berücksichtigen.?" Unliebsame Betrachtungen zur Transplantationsmedizin, Göttingen 1999, S. 102 bzw. 110. In der Kundgebung der EKD vom 7. Nov. 2002 lYVas ist der Mensch? " ...wenig niedriger als Gott"?) heißt es: "Jedes ,Ethos des Heilens' muss um seine Grenzen wissen, um menschlich zu bleiben. Das schließt ein, dass Krankheit, Sterblichkeit und Tod zum Menschsein gehören. Es ist ein wesentlicher Teil des dem Menschen aufgegebenen Reifungsprozesses, die eigene Endlichkeit anzunehmen." (S. 3-4) 43 Claus Hammer, Xenotransplantation in Deutschland - mögliche physiologische und anatomische Hindernisse, in: Neue Perspektiven, S. 131-141, dort S. 140. 44 Das betont Johannes Fischer, Zur ethischen Problematik der Xenotransplantation, S. 131. 45 Wolfgang Lienemann, Neues Herz, neues Leben?, S.4. 46 Gemeinsame Texte 13, S. 21. 47 Claus Hammer, Xenotransplantation in Deutschland, ihre möglichen anatomischen und physiologischen Hindernisse, in: Neue Perspektiven, S. 131-141, dort S. 139. Axel Haverich und Omke Teebken sprechen von der Xenotransplantation als "Therapie der Zukunft" (in: Zur Ethik der Tierversuche aus biomedizinischer Sicht, aaO., S.19. S. auch: "Das zweite Leben beginnt in Hannover", Hannoversche Allgemeine Zeitung, 19.9.2003. S. 15) In den "Medizinisch-ethischen Grundsätzen zur Xenotransplantation" der Schweizerischen Akademie der 266 Ein weiterer Grund für die Schwierigkeit ethischer Urteilsbildung zur Xenotransplantation sind die unterschiedlichen Einschätzungen der Realisierungschancen und Risiken unter den Experten. Es macht ja einen Unterschied, ob man davon ausgeht, "dass die Xenotransplantation ein Projekt mit zukünftigen historischen Dimensionen werden kann und ein riesiges, positives Potential in sich birgt"," oder ob man zu dem Schluss kommt, dass "die gewohnten Argumente, die für die Xenotransplantation vorgebracht werden, nämlich die Reduktion des Organmangels, die Heilung vieler Patienten und die Vermeidung ethischer Probleme der derzeitigen Transplantationsmedizin nicht tragfähig" 48 sind. "Der eigentliche Konflikt, den die Xenotransplantation aufwirft, betrifft die Lebensverbindlichkeiten gegenüber Tieren und Menschen. Auf der einen Seite steht das, was bei den gegenwärtig laufenden Forschungen zur Xenotransplantation und bei deren späterer Anwendung mit Tieren gemacht wird .... Auf der anderen Seite steht die Situation betroffener Menschen, für welche die Xenotransplantation eine mögliche Option ist."49 Wenn diese Einschätzung des Theologen Johannes Fischer zutreffend ist, dann gibt es idealtypisch drei Optionen für eine ethische Entscheidung: Medizinischen Wissenschaften (SAMW) (Fassung vom 18. Mai 2002) heißt es: "Es gibt einige unbestreitbare Vorteile der Xenotransplantation, die man nicht stillschweigend übergehen kann: - die erhöhte Anzahl verfügbarer Organe, - die Verkürzung der Wartezeiten, - die Möglichkeit, Operationen zu planen, - die Möglichkeit, Transplantate vor der Operation umfassender zu testen, - die Verringerung des Risikos der Übertragung humaner Krankheitserreger, - die geringere Gefahr des unerlaubten Handels mit menschlichen Organen." Die SAMWerklärt aber auch: "Die Xenotransplantation muss jedoch weiterhin als ,ultima ratio' betrachtet werden." (Schweizerische Ärztezeitung 2000:81: Nr. 31, S. 1719 u. 1720). 48 Silke Schicktanz, Organ lieferant Tier?, S. 302-310. S. auch die "vier zentralen Schlussfolgerungen zum Forschungsstand" , die Silke Schicktanz zieht. (ebd., S. 290) 49 Johannes Fischer, Zur ethischen Problematik der Xenotransplantation, S. 128 und 130. ALTEX 20, 4/03 -----~~ ~~ GROSSE ---------------------------------------------------------------- ~c 1. Option: ein grundsätzlicher Verzicht auf die Technologie der Xenotransplantation und alle damit verbundenen Versuche 2. Option: ein Moratorium der Xenotransplantation am Menschen bei Zulassung von Tierversuchen 3. Option: die Befürwortung der Xenotransplantation am Menschen" Überblickt man die Stellungnahmen evangelischer Ethiker zur Xenotransplantation, dann zeigt sich: Zum jetzigen Zeitpunkt wird - wie auch von der Mehrheit der medizinischen Experten - die Durchführung von klinischer Xenotransplantationsforschung am Menschen (Option 3) einhellig abgelehnt wegen der nach wie vor ungeklärten, möglicherweise weitreichenden medizinischen Risiken für die Transplantationspatienten, ihre Angehörigen und die Gesamtgesellschaft." Im Blick auf die beiden erstgenannten Optionen gibt es keine einheitliche Tendenz, sondern einen Pluralismus der Positionen unter evangelischen Ethikern und in kirchlichen Gremien. Eine Arbeitsgruppe der katholischen und der evangelischen Kirche hat 1998 im Prinzip für Forschung im Bereich der Xenotransplantation plädiert. 52 Die Theologin Renate Knüppel, die an Stellungnahmen der EKD und der deutschen Bundesärztekammer mitgewirkt hat, hat (im Jahr 2000) erklärt: "Die Kirchen geben zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Empfehlung für oder gegen die Übertragung von Tierorganen.'<' Johannes Fischer kommt zum Schluß, "dass eine ethische Beurteilung wegen der noch bestehenden erheblichen Ungewissheiten nur unter Vorbehalt möglich ist" und "dass in dieser Frage nur jeder für sich selbst urteilen kann" .54 Günter Altner meint dagegen: "Die Xenotransplantation muß nicht kommen !" 55 Diese unterschiedlichen Positionen sind in erster Linie zurückzuführen auf die unterschiedliche Gewichtung der medizinischen Chancen und Risiken, vor allem aber der tierethischen Aspekte und des Verhältnisses von Wohl des Menschen und Wohl des Tieres. Im Blick auf die medizinischen Aspekte überzeugt die Argumentation von Eve-Marie Engels: "Betrachten wir als Alternativen den Verzicht auf die Xenotransplantation und deren Einführung in die Transplantationsmedizin, so hätte der Verzicht als schlechtest mögliche Folge das Versterben von Patienten auf den Wartelisten zur Konsequenz, während 50 S. dazu: Uwe Gerber, Xenotransplantation als Testfall für den gesellschaftlichen Diskurs, in: Ethica 7 (1999), 4, S. 339-353, dort S.346. 51 So auch die gemeinsame Stellungnahme der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz: .Xenotransplantatlon" (Gemeinsame Texte 13), S. 20. 53 So das Gruppenmitglied Dietrich von Engelhardt, in: Transplantationsmedizin heute, aaO., S. 152. - Die Arbeitsgruppe ist überzeugt: "Die Transplantation tierischer Organe auf den Menschen könnte das Problem des Organmangels lösen." (Gemeinsame Texte 13, S. 7). Die kirchliche Arbeitsgruppe stimmt so mit der Deutschen Bundesärztekammer überein; diese lehnt Humanexperimente in der Xenotransplantation ab, aber sie "unterstützt ... alle Forschungsaktivitäten und Bemühungen, die geeignet sind, offene Fragen abzuklären und das Risiko von Xenotransplantationen besser abschätzen und vermindern zu können". (in: Stellungnahme des wiss. Beirates der Bundesärztekammer zur Xenotransplantation, aaO., S. 1925). 53 Renate Knüppel, Ein weiterer Schritt, aaO. 54 Johannes Fischer, Zur ethischen Problematik der Xenotransplantation, S. 128 und 131. 55 Günter Altner, Leben, S. 122. - Der Mediziner Claus Hammer sieht das ganz anders: "Wissenschaftler und Chirurgen sind von Patienten und der Gesellschaft aufgefordert, die Xenotransplantation zu einer echten Alternative zur Allotransplantation zu entwickeln." (ders., Eckart Thein, Xenotransplantation: Medizinische und ethische Fragen, in: Fuat S. Oduncu u.a., Hrsg., Transplantation, aaO., S. 293-311, dort S. 311). ALTEX 20, 4/03 die Einführung der Xenotransplantation im schlimmsten Fall zu einer tödlichen Infektion der Patienten und einer Übertragung von Krankheitserregern auf die gesamte Bevölkerung oder gar Menschheit (Epidemie oder Pandemie) führen könnte,";" Grundsätzlich ist im Blick auf die medizinischen Aspekte eine tutioristische Haltung notwendig, also eine Haltung, die angesichts ungeklärter Risiken und offener Fragen für möglichst risikoarme und vorsichtige Handlungsmöglichkeiten plädiert." Es hat den Anschein, dass viele Ethiker - weil die Xenotransplantation ja auf lebensrettende bzw. -erhaltende Maßnahmen für Menschen zielt - stark auf die humanethischen Aspekte konzentriert sind, unter Vernachlässigung tierethischer Aspekte. Natürlich kann es nicht darum gehen, "das Gut tierischen Lebens über die Hilfspfiicht gegenüber erkrankten Menschen zu setzen"." Aber aus christlicher Sicht ist die unbestreitbare Sonderstellung des Menschen nicht zu trennen von seiner Fürsorgepfiicht für die Tiere als seine Mitgeschöpfe. Im Blick auf Tierversuche - also auch auf Tierversuche im Rahmen der Xenotransplantation - ergibt sich daraus die Konsequenz, in jedem Fall auf extrem be- 56 Eve-Marie Engels, Xenotransplantation - eine neue Freisetzungsproblematik, in: Neue Perspektiven, S. 184-185. 57 S. dazu: Kirchenamt der EKD, Hrsg., Im Geist der Liebe mit dem Leben umgehen, Hannover 2002, S. 24. In der kirchlichen Erklärung "Gott ist ein Freund des Lebens" heißt es: "Generell lässt sich beobachten, dass heute auf dem Feld der Organverpflanzungen zu viel gemacht und zu viel experimentiert wird." (Gott ist ein Freund des Lebens, aaO., S. 104) 58 Karin Blumer, Ethische Aspekte der Xenotransplantation, in: Fuat S. Oduncu u.a., Hrsg., Transplantation, aaO., S. 312-336, dort S. 326: "Geht es um die Zielsetzung, durch die Organe von (gentechnisch veränderten) Tieren das Leben schwerstkranker Menschen zu erhalten oder die Lebensqualität gesundheitlich stark eingeschränkter Patienten zu verbessern, so fällt die Güterabwägung eindeutig zugunsten der Xenotransplantation aus. Auf der einen Seite der Waagschale liegt das Leben der Tiere, die nach einem Leben unter bestmöglichen Bedingungen einen schonenden, schmerzlosen Tod unter Vollnarkose sterben. Auf der anderen Seite stehen nicht nur Patienten, die ohne Transplantation entweder sterben oder massiv an nicht therapierbaren Krankheiten leiden, sondern auch der Erhalt des Solidaritätsprinzips. Ausschließlich aus Tierschutzgründen auf die Etablierung der Xenotransplantation zu verzichten, heißt letzten Endes, das Gut tierischen Lebens über die Hilfspflicht gegenüber erkrankten Menschen zu setzen." Hier wird u. E. die "eine Seite der Waagschale" zu undifferenziert, ja euphemistisch beschrieben. 267 I~---- _G_R_O_SS_E ~~ lastende Versuche und damit ggf. auch auf erhofften Erkenntnisgewinn zu verzichten." Das bedeutet bewusste Selbstbegrenzung des Menschen in seinen Handlungsmöglichkeiten und Forschungsinteressen/" Realistischerweise wird man davon ausgehen müssen, dass ein völliger Verzicht auf Tierversuche zur Xenotransplantation in der scientific community und wohl auch politisch-gesellschaftlich bei uns nicht durchsetzbar iSt.61Deshalb ist der Hinweis von Franz Paul Gruber .., wichtig: In der Xenotransplantationsforschung "kann man sehr viel Tierleid verhindern, wenn man den Zeitpunkt für das Experiment nicht zu früh ansetzt" 62. Die jüdisch-christliche Schöpfungsverantwortung lässt sich auch in der Forderung konkretisieren: "Die in den letzten Jahren beobachtbare Tendenz zur Reduktion von Tierversuchen sollte nicht zugunsten der Transplantationsmedizin umgekehrt werden."63 Mit den ethischen Anfragen an die Xenotransplantation von Organen stellt sich zugleich die Frage nach möglichen Alternativen zur Lösung des Problems des Organmangels.v' Es ist heute noch kaum möglich, Alternativen wie z.B. die Entwicklung von Kunstorganen zu beurteilen. Hingegen können verstärkte Präventionsmedizin, Umweltmedizin, Lebensstilberatung und persönliche Gesundheitsvorsorge zweifellos dazu beitragen, dass die Nachfrage nach Organtransplantationen sinkt.65 Das Nachdenken über die ethischen Aspekte der Xenotransplantation ist nicht zu trennen von der Frage einer Veränderung unseres Lebensstils.s" Bei einer ethischen Beurteilung der Xenotransplantation sind auch ökonomische Aspekte zu berücksichtigen. Börsenanalytiker, Transplantationsmediziner und Ethiker weisen darauf hin, dass bei der Förderung der Xenotransplantationsforschung erhebliche ökonomische Interessen im Spiel sind.f" Solche Interessen sind nicht per se verwerflich. Aber aus christlich-ethischer Sicht muss - im Sinne einer "Hermeneutik des Ver- 59 Anita Idel resumiert: Es "müssen erhebliche Zweifel erhoben werden, ob der aktuelle Wissensstand ausreicht, um die mit der Xenotransplantation verbundenen Tierversuche und das Leiden der Tiere zu rechtfertigen. Im Sinne des Tierschutzes ist deshalb zu fragen, durch welche tierversuchsfreie Forschung Fragen zur grundsätzlichen Machbarkeit der Xenotransplantation im Vorfeld abgeklärt werden könnten und müßten." (Xenotransplantation und Tierschutz, in: Neue Perspektiven, S. 196-220, dort S. 197). 60 S. dazu: Heinrich W. Grosse, Christliche Verantwortung und Experimentelle Medizin. Versuche mit und am Menschen; Tierversuche, in: ALTEX 2002,4, S. 195-2002 sowie: Wolfgang Lienemann, Zur Ethik der Tierversuche, in: Tierversuche und Tierschutz, Bad Boll 2001, aaO., S. 33-43. 61 Dietrich von Engelhardt vermutet: "Der ethisch nachvollziehbare Standpunkt des Verbotes oder des Verzichts wird sich nicht oder nur in Grenzen durchsetzen lassen. Wissen und Fähigkeiten werden, wenn einmal bekannt, unabhängig von ihrer Genese beurteilt und genutzt." (ders., Transplantationsmedizin heute, aaO., S.148). 62 Franz P. Gruber, Möglichkeiten, die Zahl für Versuchszwecke gezüchteter und gehaltener Tiere zu verringern und ihr Wohlbefinden zu verbessern, aao., S. 139. - Nach Andrea Arz de Falco "gilt für die jetzt durchgeführten präklinischen Versuche mit großer Sicherheit, dass sie als ,überflüssig', verfrüht und wissenschaftich ungesichert zu gelten haben". Sie folgert, dass allenfalls Grundlagenforschungsprojekte zur Abklärung der Infektionsproblematik und zum Studium der Abstoßungsvorgänge vorgenommen werden sollten, Grundlagenforschungsprojekte, die an Zell kulturen und allenfalls an Labornagetieren durchzuführen sind". (Die Würde des Tieres: Tierethische Aspekte in der ethischen Debatte um die Xenotransplantation, in: Martin Liechti, Hrsg., Die Würde des Tieres, aaO., S. 311-323, dort S. 318). 268 dachts" - geprüft werden, ob diese Interessen dem Wohl der von der Xenotransplantationsforschung betroffenen Menschen und Tiere übergeordnet sind und so fragwürdige Forschungsprozesse und -technologien fördern." Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der ethischen Beurteilung der Xenotransplantation ist der Aspekt der Gerechtigkeit. Denn Gerechtigkeit und Parteinahme für Benachteiligte sind ein zentrales Anliegen der biblischen Tradition. Das Gerechtigkeitsproblem stellt sich auf mehreren Ebenen. Wenn, wie viele Forscher vermuten, Xenotransplantate in absehbarer Zeit allenfalls zur Überbrückung eingesetzt werden können, bis dann doch ein Allotransplantat übertragen werden muss.s? stellen sich gravierende neue ethische Probleme: Der Organmangel würde sich verschärfen - obwohl es doch das erklärte Ziel der Xenotransplantationsmedizin ist, den Organmangel zu beheben! Und auch das ethische Problem einer gerechten Organallokation würde 63 Wolfgang Lienemann, Neues Herz, neues Leben?, S.16. Überblick gibt: Anja Haniel, Organe um jeden Preis? Zur Frage der Alternativen der postmortalen Organspende, in: ZEE 2000, 44, S. 264-284. S. auch Kp. 11: "Alternativen zur Xenotransplantation" in: Bärbel Hüsing u.a., Hrsg., Technologiefolgenabschätzung Xenotransplantation, aaO., S. 179-194, sowie: Thomas Reiß, Entwicklungshorizonte der Xenotransplantation und Alternativen, in: Neue Perspektiven, S.257-264. 65 S. dazu: Günter Altner, Leben, S. 154. 66 S. auch Kurd Stapenhorst, Unliebsame Betrachtungen ..., aaO., S. 106: "Dass die Bekämpfung einer ruinösen Lebensweise sinnvoller ist als eine nachträgliche Schadensbekämpfung in Form eines Organtausches, dürfte unstrittig sein." 67 S. dazu: Claus Hammer, Tierorgane für den Menschen, aaO., S. 21; Johannes Fischer, Zur ethischen Problematik der Xenotransplantation, S. 126; Günter Altner, Leben, S. 115. - "Ana!ysts predict that a market worth 6 billion pound a year awaits the first firm which can prevent the rejection of genetically modified anima! organs." (The Observer, London, 30.4.2003). 68 In der 1998 verfassten Stellungnahme des Kirchenamtes der EKD und des Deutschen Bischofsrates heißt es: "In der jetzigen Phase des Forschungsstandes und der Diskussion um die Xenotransplantation bleibt für die Bevölkerung unklar, ob in dem Geflecht von Erwartungen wirklich die Verbesserungen für die potentiellen Patientinnen und Patienten im Vordergrund stehen oder ob eventuell die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekte die menschlichen Werte in den Hintergrund drängen." (Gemeinsame Texte Nr. 13, S. 13). 69 S. Anja Haniel, Organe um jeden Preis?, aaO., S. 275. 64 Einen knappen ALTEX 20, 4/03 --~~ I~ sich zuspitzen: Es müsste entschieden werden, "welcher Patient gleich das, bessere' Allotransplantat erhält und welcher sich zunächst mit dem problematischeren Xenotransplantat begnügen muss't.?" Angesichts der mit der Xenotransplantationsmedizin verbundenen Kosten stellt sich die Frage der Gerechtigkeit auch im Blick auf die Verteilung der (zunehmend begrenzten) Ressourcen innerhalb des jeweiligen nationalen Gesundheitssystems. Auch die Gefahr einer .Zweiklassenmedizin" ist nicht von der Hand zu weisen." Unter dem - oft verdrängten - Aspekt weltweiter Gerechtigkeit ist schließlich zu fragen: "Wie lässt sich die kostenintensive Spitzentechnologie der Transplantationsmedizin in den modemen Industrienationen, die nur einer begrenzten Anzahl von Menschen zugute kommt, rechtfertigen gegenüber dem Mangel an gesundheitlicher Grundversorgung in Entwicklungsländern (mangelnde hygienische Bedingungen, mangelnde Ernährung und Impfschutz etc.)?"?' Mit der Xenotransplantation sind einerseits große Hoffnungen verbunden von Menschen, die auf ein Organ warten, und von Forschenden; und wohl auch von gewinnorientierten Firmen. Andrerseits sind mit dieser Medizintechnik eine Fülle von medizin- und tierethischen Problemen, u.U. für die ganze Gesellschaft, verbunden. Und es spricht manches dafür, dass die Xenotransplantation das Problem des Organmangels gar nicht lösen wird." Angesichts dieser Situation scheint es ethisch geboten, dass eine breite öffentliche Debatte über die Xenotransplantation geführt wird. Dabei müssen "Laien" nüchtern und ehrlich über Chancen und Risiken der geplanten Therapie, über Erfolge und Misserfolge (!) der Forschung informiert werden. Alle DiskussionsteilnehmerInnen müssen sich über die spezifischen ethischen Probleme, aber auch über ihre Menschenbilder und ihr Medizinverständnis verständigen.?" In Psalm 36 steht das Wort: "Herr, du hilfst Menschen und Tieren" (Ps. 36,7). Bärbel Hüsing und Silke Schicktanz, Überblick und Bewertung: Derzeitige Trends in der Erforschung der Xenotransplantation von komplexen Organen, in: Neue Perspektiven, S. 221-223, dort S. 235. Auch Michael Quante hält es für wahrscheinlich, dass die Xenotransplantation "bestehende Verteilungsprobleme noch verschärft oder zusätzliche neue Verteilungsprobleme schafft". (M. Quante, Ethische Aspekte der Xenotransplantation, aaO., S. 60.) 71 Martin Luther King konstatierte 1968 im Blick auf die Situation in den USA: "Ärztliche Versorgung zählt im Grunde nicht zu den Möglichkeiten der schwarzen und weißen Armen. Sie wissen von den großen Erfolgen der medizinischen Wissenschaft Herzverpflanzungen, Wunderdrogen -, aber ihre Kinder sterben immer noch an vermeidbaren Krankheiten und leiden sogar an Gehirnschäden, verursacht durch Proteinmangel." (ders., Gewaltlosigkeit in der Entscheidung, in: Heinrich W. Grosse, Hrsg., Martin Luther King, Testament der Hoffnung, Gütersloh 1974, S. 63-74, dort S. 73). 70 ALTEX 20. 4/03 GROSSE ----------------------------- In der jüdisch-christlichen Tradition wird der Mensch als Mandatar Gottes verstanden, dem die Mitgeschöpfe - Menschen wie Tiere - anvertraut sind. Bedeutet das nicht, dass auch wir angesprochen sind, wenn es heißt: "Du hilfst Menschen und Tieren."? Korrespondenzadresse Prof. Dr. Heinrich W. Grosse Pastoralsoziologisches Institut Ev. Fachhochschule Hannover Blumhardtstr. 2a D-30625 Hannover Tel. +49-511-5301421 Fax +49-511-5301444 E-Mail: [email protected] 72 Kurt W. Schmidt, Ethische Probleme der Organtransplantation, in: Neue Perspektiven, S. 35-55, dort S. 41. S. auch: Wolfgang Lienemann, Neues Herz, neues Leben?, S. 15 und: Kirchenamt der EKD, Hrsg., Im Geist der Liebe mit dem Leben umgehen: "Die Einseitigkeit, mit der die medizinische Forschung auf die Bedürfnisse der reichen Gesellschaften orientiert ist, ist ethisch problematisch." (S. 19) N. - Auf einer Tagung der Akademie Loccum zum Thema "Organtransplantation und kulturelle Unterschiede" erklärte ein Vertreter der Native Americans lakonisch: "We cannot afford transplants". (George E. Tinker, Native American Cuitures and the Problem of Organ Transplantation, in: Loccumer Protokolle 61,96, Loccum 1997, S. 46-52, dort S. 52.) 73 S. Silke Schicktanz, Organlieferant Tier?, S. 301ff. 74 Zu den Inhalten einer solchen öffentlichen Diskussion s.: Silke Schicktanz, Organlieferant Tier?, S. 313, und: Günter Altner, Leben, S. 122. Die Verfasserinnen der .Technoloqietolqenabschätzung Xenotransplantation" schlagen das Instrument einer Konsensuskonferenz vor. (aaO., S. 208); s. auch: Stellungnahme der SAMW, aaO., S. 1721. 269