4 Lote 4.1 Rechte Winkel 4.1.1 Def.: Ein Winkel heißt rechter Winkel, kurz: Rechter, wenn er kongruent ist zu einem Nebenwinkel. 4.1.2 Bem.: Nach 2.3.16 (beide Nebenwinkel zu einem Winkel sind kongruent) ist 4.1.1 unabhängig von dem gewählten Nebenwinkel. 4.1.3 Satz: Je zwei rechte Winkel sind kongruent. Bew.: Seien ∠ASB und ∠A0S 0B 0 zwei Rechte. Nach dem Flaggensatz gibt es genau eine Bewegung σ mit σ(S 0) = S, σ(S 0A0+) = SA+ und σ(H 0) = H, wobei H 0 Halbebene von A0S 0, in der B 0 liegt, und H Halbebene von AS, in der B liegt. Sei D0 ∈ S 0A0− und σ(D0) =: D (∈ SA−). 1. Fall: σ(S 0B 0+) = SB +. Fertig. 2. Fall: σ(S 0B 0+) liegt im Inneren von ∠ASB. Dann ist ∠σ(A0)σ(S 0)σ(B 0) < ∠ASB = ∠DSB < ∠σ(D0)σ(S 0)σ(B 0) im Widerspruch zu ∠σ(A0)σ(S 0)σ(B 0) = ∠σ(D0)σ(S 0)σ(B 0) 3. Fall: SB + liegt ∠ASσ(B 0). Analog. im Inneren von 4.1.4 Def.: Ein Winkel heißt ( spitz stumpf ) ( , wenn er kleiner größer ) als ein Rechter ist. 4.1.5 Bem.: Die Nebenwinkel eines spitzen Winkels sind stumpf (und umgekehrt). 4.1.6 Def.: Ist ∠ASB ein Rechter, so heißt BS ein Lot zu AS mit dem Lotfußpunkt S. 4.1.7 Satz: Ist g eine Gerade in E, P ∈ g, so gibt es genau ein Lot l zu g mit P ∈ l. Bew.: Wegen 4.1.3 (Je zwei rechte Winkel sind kongruent) und dem Fahnensatz genügt es, die Existenz zu zeigen. Sei g =: P A+ und C ∈ / g. Sei σ die Bewegung, mit σ(P ) = P , σ(P A+) = P A− und C 0 := σ(C) auf derselben Seite von g wie C. Dann ist σ ◦ σ die Identität (Fahnensatz!). Da σ(C) = C 0 und σ(C 0) = C ist / σ(CC 0) = CC 0. Für den Mittelpunkt M (∈ g) von CC 0 gilt also: σ(M ) = M . Folglich ist ∠AP M einem Nebenwinkel kongruent, also ein Rechter. 4.1.8 Satz: Ist g eine Gerade in E, P ∈ / g, so gibt es genau ein Lot l zu g mit P ∈ l. Bew.: Seien A, D ∈ g mit A 6= D. Sei σ die Bewegung, mit σ(A) = A, σ(AD+) = AD+, σ(P ) und P auf verschiedenen Seiten von g. Dann ist σ ◦ σ die Identität und ∆σ(P )AP gleichschenklig und P σ(P ) ∩ g =: M der Mittelpunkt von P σ(P ). Da ∼ σ(∠AM P ) = ∠AM σ(P ), ist l := ∠AM P = P σ(P ) ein Lot zu g mit Lotfußpunkt M . Fehler: Was ist, wenn A ∈ P σ(P )? Dann vertauscht man A und D. Falls h 3 P ein weiteres Lot zu g mit Lotfußpunkt B, so wäre einer der rechten Winkel bei B als Außenwinkel von ∆P M B größer als der rechte Winkel bei M , der Innenwinkel von ∆P M B ist. ⇒ Eindeutigkeit. 4.1.9 Bem.: Seien g eine Gerade, A, S, B ∈ g, S zwischen A und B, C ∈ / g. Sei l ein Lot zu g durch S. Dann gibt es D ∈ l \ g auf derselben Seite von g wie C. Dann ist ∠BSC + ∠ASC = ∠BSD + ∠ASD die Summe von zwei rechten Winkeln. 4.1.10 Bem.: Winkel + Nebenwinkel = 2 Rechte. 4.1.11 Satz: In jedem Dreieck ist die Summe zweier Innenwinkel kleiner als zwei Rechte. Bew.: Im ∆ABC ist ein Außenwinkel bei A größer als jeder nicht anliegende Innenwinkel (3.3.2). Mit dem Innenwinkel bei A summiert er sich zu zwei Rechten. 4.1.12 Korollar: In einem rechtwinkligen Dreieck ist der rechte Winkel der größte Innenwinkel. 4.1.13 Satz: Ist g eine Gerade, P ∈ / g, so ist der kürzeste Abstand von P zu einem Punkt in g der Abstand zum Lotfußpunkt F ∈ g des Lotes aus P auf g. Bew.: Folgt aus 4.1.12. 4.1.14 Def.: Sei g eine Gerade in E, P ∈ E. Der Abstand von P zum Fußpunkt des Lotes zu g durch P heißt der Abstand von P zu g. 4.1.15 Def.: Sei ABC ein ∆ in E. Der Abstand von A zu BC heißt die Höhe von ∆ABC zur Grundlinie BC (oder durch die Ecke A). 4.1.16 Bem.: Der Höhenfußpunkt der Höhe durch A liegt nicht notwendig auf der Strecke BC. 4.1.17 Bem.: Nach 3.2.2 (Mittelpunkt) und 4.1.7 (Lot) besitzt jede Strecke AB genau eine Mittelsenkrechte oder ein Mittellot. 4.1.18 Satz: Genau die Punkte des Mittellotes m einer Strecke AB besitzen von den Punkten A und B gleichen Abstand. Bew.: Sei P ∈ m, M ∈ m ∩ AB. Dann sind ∆P M A und ∆P M B nach sws kongruent, also d(P, A) = d(P, B). ∼ Sei d(P, A) = d(P, B). Dann ist ∆P M A = ∼ ∠P M B ∆P M B nach sss, also ∠P M A = ein Rechter.