über BODENARCHITEKTUR

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VORWERK TEPPICH
DIALOG #8 People Projects Culture
Januar 2014
DIALOG
über BODENARCHITEKTUR
Eco Cities – Vertical Village. Ein Gespräch mit MVRDV
ECO CITIES – VERTICAL VILLAGE. AN INTERVIEW WITH THE ARCHITECTURAL BUREAU MVRDV
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PARTS –
eine neue
RE/COVER green
Kollektion
PARTS – A NEW RE/COVER GREEN COLLECTION
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01 NEW COLLECTION
S. 04 PARTS – Teile der Natur
P. 04 PARTS – PARTS OF NATURE
02 ART COLLECTION
S. 08 Die Ausstellung „Paper Weight“
im Haus der Kunst
P. 08 THE EXHIBITION “PAPER WEIGHT” AT HAUS DER KUNST
03 INTERVIEW
S. 10 Eco Cities – Vertical Village.
Ein Gespräch mit MVRDV
P. 10 ECO CITIES – VERTICAL VILLAGE. AN INTERVIEW WITH MVRDV
04 REFERENZ
S. 14 Die Seniorenresidenz Augustinum
P. 14 THE AUGUSTINUM SENIOR CITIZENS’ RESIDENCE
05 MESSE
S. 16 Vorwerk auf der EuroShop 2014
032c und Roy Lichtenstein im Haus der Kunst / 032c and Roy Lichtenstein in “Haus der Kunst”
P. 16 VORWERK AT EUROSHOP 2014
EDITORIAL
VORWERK TEPPICH
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Extrem nachhaltig, extrem sozial, konsequent: MVRDVs
„The Pushed Slab“ in Paris ist kein ganz normales Bürogebäude /
Extremely sustainable, extremely social-minded, consistent:
MVRDV’s “Pushed Slab” in Paris is no normal office building.
Parkettierungen der Nachhaltigkeit
SUSTAINABILITY TILINGS
Vor einem Jahr haben wir an dieser Stelle RE/COVER green vorgestellt, unsere
neue Generation elastischer Bodenbeläge, die überwiegend aus nachwachsenden
Rohstoffen besteht. Mit dieser Vorwerk Innovation, die ökologische mit ästhetischen und funktionalen Ansprüchen optimal verbindet, lagen wir genau richtig.
Die erste RE/COVER green Kollektion UNI/PRINT kam so gut an, dass wir nun, mit
dieser 8. Ausgabe der Dialog die zweite Kollektion erstmals präsentieren. Sie nennt
sich PARTS (Seite 04). Wieder hat der renommierte Architekt Hadi Teherani sein
Wissen eingebracht, um mit PARTS eine Parkettierung zu schaffen, mit der Architekten und Designer bestens gestalten können. Aus Natur und Umwelt abstrahierte Strukturen und Oberflächen sind hier das ästhetische Thema, um im Interior
den Boden in eine natürlich anmutende Welt zu verwandeln.
Einen anderen und gleichzeitig ähnlichen Blick auf Bodenarchitektur wirft die
niederländische Architektin Nathalie de Vries in einem Interview (Seite 10). Wir
freuen uns ganz besonders, dass die Mitbegründerin von MVRDV, einem der derzeit wohl international angesagtesten, radikalsten Architekturbüros und Vorreiter
im Green Building, Einblicke in ihre Denk- und Arbeitsweisen gibt. Sie sagt:
„Ökonomie ist auch Ökologie“ – ein spannender Standpunkt. Nicht nur Technik und
Ressourceneffizienz, auch die Einbeziehung von Kontext und Mensch in urbane
Planungen sind ein weiterer Aspekt der Nachhaltigkeitsphilosophie von MVRDV:
nämlich Räume und Orte so zu gestalten, dass sie bedeutsam für Menschen
werden, damit sie sich dauerhaft wohlfühlen können, egal, wie sich ihr Leben
verändert. Nur so vermeiden wir langfristig unnötigen Architekturmüll.
Und genau darum geht es Vorwerk ja auch, in einem anderen Maßstab natürlich,
wenn wir Konzepte für Bodenbeläge entwickeln. Und wozu das führen kann,
präsentieren wir in einem weiteren Beitrag über die Bodenarchitektur in der
Seniorenresidenz Augustinum in Freiburg (Seite 14). Hier hat sich nämlich gezeigt, wie allein eine gute Bodenarchitektur zum Wohlbefinden der Menschen beitragen kann. Eine besondere Auswahl an Mustern und Farben schafft nicht nur
Orientierung, sondern macht lange Wege auf Fluren gefühlt kürzer, was für Menschen mit Gehbehinderungen eine Wohltat ist.
„Idealismus ist ein Schlüsselbegriff“, sagt Felix Burrichter, Herausgeber und
Creative Director des in New York ansässigen Architektur-Magazins „PIN-UP“,
zwar über das Herausgeben und Machen von Zeitschriften (Seite 08). Wenn man
sich aber die Beiträge der Dialog 8 durchliest, stellt man fest, dass dieser Satz
genau das ist, was alle hier vorgestellten, noch so unterschiedlichen Projekte miteinander verbindet. Ohne Idealismus ließen sich großartige Dinge nicht bewegen.
Lassen auch Sie sich inspirieren! Viel Freude beim Lesen wünscht
A year ago we took the occasion to introduce RE/COVER green here, our new
generation of elastic floorings comprised predominantly of renewable raw materials.
We were ‘spot on’ with this Vorwerk innovation that optimally combines ecological, aesthetic and functional demands. The RE/COVER green collection UNI/PRINT
was received so well that we are now presenting the second collection, PARTS,
in this issue of DIALOG 8 (page 04). Renowned architect Hadi Teherani has once
again brought his expertise to bear to create a tiling with which architects and designers can design at their best; we’ve termed it PARTS. Structures and surfaces
abstracted from nature form the aesthetic theme here to transform the floor in an
interior into a world with a natural look.
A simultaneously similar look at floor architecture from a different angle is taken
by Dutch architect Nathalie de Vries in an interview (page 10). We are particularly
pleased that the co-founder of MVRDV, one of the currently and internationally
most sought-after, most radical architectural bureaus and a pioneer in the field of
Green Building, offers insights into her ways of thinking and working. She says
“economy is ecology, too” – an intriguing standpoint. Not based solely on technology and resource efficiency, the inclusion of context and the human being in
urban planning poses another aspect of the sustainability philosophy held by
MVRDV: to design spaces and sites in such a way that they become meaningful
to people, so that they can feel good on a lasting basis, regardless of how their
lives change. The only way for us to prevent unnecessary architectural ‘trash’ in
the long run.
Though naturally on a different scale, that’s exactly what it’s all about at Vorwerk
too when we develop concepts for floor coverings. And we are presenting where
that can lead to in another feature about the floor architecture at the Augustinum
in Freiburg, Germany, a home for senior citizens (page 14). What has been demonstrated here is how a good floor architecture alone can contribute to people’s
well-being. A special selection of patterns and colours not only creates a sense
of orientation: long walkways along corridors are felt to be shorter, a ‘blessing’ for
people with handicapped mobility.
“Idealism is a key concept,” says Felix Burrichter, publisher and creative director
of the New York-based architectural magazine “PIN-UP”, when referring to the publication and making of periodicals (page 08). Yet in the course of reading through
the articles in DIALOG 8 one realises that this phrase is precisely what links all the
projects presented here with one another, as different as they are. Without idealism,
great things just couldn’t get going. Let yourself be equally inspired! Wishing you
lots of reading pleasure,
Ihr Johannes Schulte,
Geschäftsführer Vorwerk Teppichwerke
Johannes Schulte
President & CEO Vorwerk Teppichwerke
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VORWERK TEPPICH
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Mit RE/COVER green – the new organic
flooring – präsentierte Vorwerk erstmals
eine neue Generation elastischer Bodenbeläge für den Objektbereich. Für das
Design der ersten Kollektion, UNI/
PRINT, zeichnete das renommierte
Architekturbüro Hadi Teherani verantwortlich.
Die neue Kollektion PARTS führt den
ökologischen und designorientierten
Ansatz von RE/COVER green konsequent fort. PARTS ist in drei verschiedenen Dimensionen erhältlich, welche
eine Kombination verschiedener Farben
und Dekore ermöglichen. Die Texturen
interpretieren Materialien aus Natur
und Umwelt in verschiedenen Abstraktionsgraden. Eine strukturierte Oberfläche überlagert die jeweiligen Dekore
und verleiht dem Produkt Natürlichkeit
und Tiefe. Der Bodenbelag wird so zu
einem lebendigen Teil der Architektur.
Alle Holzdekore sind als Dielenformat
erhältlich, das wie Parkett in verschiedenen Verbänden verlegt werden kann.
In größeren Platten-Formaten sind
die von Naturstein und Sichtbeton inspirierten Dekore wie MOON und POUR
verfügbar. Die Farbgebung der neuen
PARTS knüpft an die vorhandenen,
TEILE DER NATUR
Nach UNI/PRINT kommt nun die PARTS –
die zweite RE/COVER green Kollektion, die überwiegend
aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird.
VORWERK TEPPICH
NEW COLLECTION
sanften und vielseitig einsetzbaren
Paletten in Grau und Beige an, stellt
jedoch auch neue, kräftigere Farben vor,
wie Cognac-, Blau- und Violetttöne.
Die PARTS-Planken werden mit dem
Untergrund verklebt. Die herausragende Belastbarkeit und Langlebigkeit
macht PARTS zu einem idealen Produkt
für die verschiedenen Einsatzzwecke
im Objektbereich, wie etwa Hotels,
Shops, Messestände und Restaurants.
Aber auch im gehobenen Wohnbereich
verwandeln die PARTS den Boden
in eine beeindruckend natürliche Welt.
PARTS OF NATURE
AFTER UNI/PRINT, NOW PARTS ARE
COMING – THE SECOND RE/COVER
GREEN COLLECTION PREDOMINANTLY
MANUFACTURED FROM RENEWABLE
RAW MATERIALS.
RE/COVER green – the new organic
flooring – was the first time that
Vorwerk presented a new generation
of elastic floorings for the businesssite sector. The renowned architectural
bureau Hadi Teherani was in charge
of designing the first collection,
UNI/PRINT.
The new PARTS collection consistently
sets forth the ecological and designoriented approach displayed in
RE/COVER green. PARTS is available
in three different sizes and allows
colours and decors to be combined.
The textures interpret materials from
nature and the environment in differ-
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NEW COLLECTION
VORWERK TEPPICH
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USED greyish brown
P 020
USED dark brown
P 021
USED dark shade
P 022
MARK light nature
P 026
MARK cognac blond
P 027
MARK dark brown
P 028
PEARL light nature
P 034
PEARL silver
P 035
PEARL dark brown
P 033
ROUGH dark brown
P 024
ROUGH dark shade
P 025
LINE whitewash
P 030
LINE greyish brown
P 031
LINE dark shade
P 032
FINE whitewash
P 036
FINE light nature
P 037
MOON dark brown
P 049
MOON silver
P 050
MOON sand
P 048
POUR arctic night
P 044
POUR warm grey
P 046
POUR sand
P 045
POUR whitewash
P 047
ROPE black
P 043
ROPE blue night
P 039
ROPE violet
P 040
ROPE warm grey
P 041
USED warm grey
P 019
ROUGH light nature
P 023
PARTS –
A collection
overview
You can find more information
about PARTS on the internet at
www.vorwerk-carpet.com
ent degrees of abstraction. A structured
surface overlays the respective decors
and lends the product naturalness and
depth. As a result the flooring becomes
a lifelike part of the architecture itself.
All of the wood decors are purchasable
as a floorboard format that can be laid
like parquet in different joining patterns.
Decors such as MOON and POUR inspired by natural stone and ornamental
concrete are available in larger slab
formats. The colour scheme of the new
PARTS collection takes up the existing
soft and diversely deployable ranges
MARK blue night
P 029
FINE cognac blond
P 038
ROPE whitewash
P 042
in grey and beige, yet it also introduces
new and more striking hues in shades
of cognac, blue and violet.
The PARTS planks are glued to the
subflooring. Outstanding, durable resilience and longevity make PARTS
an ideal product for the widest variety
of areas of use in the business-site
sector, for instance hotels, shops, tradefair booths and restaurants. Although,
in the upmarket home-living sector
PARTS equally transform the floor into
an impressively natural world, too.
ART COLLECTION
VORWERK TEPPICH
Die Ausstellung „Paper Weight. Stilbildende Magazine von 2000 bis heute“
ermöglichte vom 12. Juli – 27. Oktober
2013 einen frischen Blick auf unabhängiges Publizieren im 21. Jahrhundert.
Kernstück der Präsentation im Haus
der Kunst in München
waren 15 Magazine,
die seit dem Jahr 2000
gegründet wurden –
jedes von ihnen stilbildend und unabhängig, d. h. keines gehört
einer großen Verlagsgruppe an.
Vorwerk unterstützte
die Ausstellung mit
einer Spezialanfertigung
des Roy-LichtensteinTeppichs aus der Art
Collection. Das auffällig
gemusterte Modell inszeniert den
Schattenwurf einer überdimensional
großen, aufgeschlagenen Ausgabe des
zeitgenössischen Kulturmagazins 032c.
Herausgeber und Chefredakteur Jörg
Koch wählte den Teppich des Pop-ArtKünstlers, da sein unverwechselbarer
Stil das progressive Konzept von 032c
untermalt. Zudem bringt die Installation den avantgardistischen Anspruch
des Magazins mit dem innovativen,
künstlerischen Geist von Vorwerk
Teppich zusammen.
PAPER WEIGHT
– 032C AND ROY LICHTENSTEIN AT
HAUS DER KUNST
From July 12th – October 27th 2013
the exhibition “Paper Weight. Genredefining Magazines 2000 to Now”
made it possible to take a fresh look
at independent publishing in the
21st century. The centrepiece of the
8
presentation at the Haus der Kunst
museum in Munich was formed by
15 magazines that had been founded
since 2000 – each of them genredefining and independent, i. e. none
belongs to a major publishing group.
Vorwerk supported the exhibition with
a specially produced version of the
Roy Lichtenstein carpet from its Art Collection. The remarkably patterned model
stages a shadowed version of an oversized, flipped-open issue of the contemporary culture magazine “032c”.
Jörg Koch, publisher and editor-in-chief,
chose the carpet by the Pop Art artist
because its unmistakeable style underscores the progressive concept behind
“032c”. In addition, the installation
merges the avant-garde standard the
magazine sets for itself with the innovative and artistically creative approach
taken by Vorwerk Carpets.
PAPER WEIGHT
– 032C
UND ROY
LICHTENSTEIN
IM HAUS
DER KUNST
ART COLLECTION
VORWERK TEPPICH
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INTERVIEW
VORWERK TEPPICH
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ECO CITIES
– VERTICAL
VILLAGE
MVRDV: Architektur für ein.
besseres, individuelles und.
kollektives Leben in der Stadt.
Seit Ihrem niederländischen Pavillon
auf der Expo 2000 Hannover, einem
Laborhaus aus gestapelten Landschaften
und Nutzgärten, gehört MVRDV zu
den Vordenkern nachhaltiger Architektur.
Gefällt Ihnen dieses Image?
Nathalie de Vries: Ja, aber ich sehe es
eher als temporäres Prädikat. In naher
Zukunft sollte es ganz normal für Architekten sein, sich damit zu beschäftigen.
MVRDV hat mit diesem Pavillon ein
Statement gesetzt und Lösungen für
einen besseren Umgang mit der Ressource Raum und Platz geschaffen. Wir
leben in einem Zeitalter, wo es immer
mehr Menschen gibt, die in Städten leben werden. Diese Menschen möchten
alle ein gutes Leben haben, sie müssen
ernährt werden. Der Pavillon zeigte,
dass nicht nur Wohnungen und Büros
gestapelt werden können, sondern
eben auch Landschaften und Gärten. Er
zeigte, dass man anders mit Dichte umgehen kann.
Verdichtung durch Mischung von Funktionen, effektiver Aufbau von Städten,
um Raum zu sparen, die Landwirtschaft
in die Stadt hineinzubringen, Ökosysteme zu bauen, Nachbarschaften als
Energieproduzenten zu sehen, diese
Themen haben wir mit dem Pavillon angestoßen. Sie sind in vielen unserer
Projekte auch aktuell zu sehen. Dinge,
mit denen sich jeder beschäftigen sollte.
MVRDV ist bekannt für radikale Recherchemethoden: Oft werden für Designprozesse riesige Mengen komplexer
Daten untersucht und verarbeitet, um
zu einem progressiven Idealbild einer
urbanen Zukunft zu gelangen. Können
Sie das anhand eines Beispiels erklären?
NdV: Für uns ist Kontext mehr als Einbeziehung des Ortes, an dem wir bauen.
Deshalb ist es wichtig, Informationen
über Benutzung und Verhaltensweisen
zu integrieren. Wie bringen wir Nahrung/
Landwirtschaft dichter an die Leute heran und bilden daraus eine Stadt der
Zukunft, die eher wie eine Landschaft
aussieht als eine Ansammlung von Gebäuden? Stichwort interaktiver Städtebau, Vertical Village: Mittlerweile sind
wir so weit, dass wir die Daten umsetzen können in Software, mit der die
Bewohner selbst eigene Städte zusammenstellen. So kann man Vielschichtigkeit schaffen und Raum für individuelle
Wünsche gestalten. Oft entwerfen wir
lediglich einen architektonischen
Rahmen, in den Individuen sich einfügen
können. Ein Beispiel: Vor dem Bau der
Sendezentrale des niederländischen
Fernsehsenders VPRO haben wir ausgiebig mit den zukünftigen Nutzern über die
Qualitäten ihrer Arbeitsplätze gesprochen. Manche wollten an offenen Türen
zum Garten arbeiten, andere im Dunkeln,
andere unter einer Dachbodenschräge.
Der niederländische Pavillon für die Expo 2000 in Hannover / Landscape and garden thought
differently: Things are stacked at the Netherlands pavilion for Expo 2000 in Hanover
Wir haben alle Wünsche dann zusammengebracht in einem Gebäude.
Lösungen für Social Housing sind ein
großes Thema Ihrer Arbeit. Was sind dabei die größten Herausforderungen für
die Zukunft?
NdV: Das Wegkommen von Uniformisierung, von Massenbauten. Wie ist mit
geringen Budgets individuelle Gestaltung möglich, so dass sich Häuser und
Wohnungen leichter an Veränderungen
im Leben der Bewohner anpassen lassen? Eine weitere Herausforderung:
das gleichzeitige Schaffen von Öffent-
lichkeit und Individualisierung. Egal wo,
die Menschen haben letztendlich dieselben Bedürfnisse nur unter anderen
Konditionen.
Eins Ihrer aktuellen Projekte ist das Bürogebäude „The Pushed Slab“. Es soll ¼
der Energie vergleichbarer Gebäude
verbrauchen. Was macht es so energieeffizient?
NdV: Es gibt viele Elemente, die hier
komplex zusammenwirken: spezielle
Materialien wie z. B. FSC zertifiziertes
Holz aus Frankreich als Fassadenverkleidung, natürliche Belüftung, kluge
RUBRIK
INTERVIEW
VORWERK TEPPICH
11
Ungewohntes Wohnen in „The Balancing Barn“:
schwebender Hausbalken mit Bodenfenster statt Teppich /
Out-of-the-ordinary living in the “Balancing Barn”:
Floating house beams with a floor window instead of a carpet
keit zu tun, sondern mit Kontext, mit
Städtebau. Und damit wird das Gebäude
auch besser akzeptiert. Interessant ist
natürlich, dass diese Aktivität des
„Pushens“ auch innen wie außen wieder
spannende Raumsituationen schafft.
In der Basis haben viele unserer Gebäude eine einfache Typologie, aber durch
die Bearbeitung, die Intensivierung und
Zusammenlegung von gewissen Nutzungen entsteht etwas völlig Neues:
Räume, die sowohl mit der Stadt kommunizieren als auch im Gebäude für
die Menschen Orte der Kommunikation
bilden. Das Gebäude wird zum Bindeglied zwischen Stadt und Mensch.
Gebäudesysteme, Solarpanels, außenliegende Dämmung sowie die Einbindung eines Grauwasser-Recyclingsystems.
Wie kam es zur ungewöhnlichen Form?
NdV: Die Anwohner, die hinter diesem
Gebäude wohnen, wollten gerne einen
Ausblick haben und nicht nur auf ein
Bürogebäude schauen. So kamen wir
auf die Idee, das Gebäude in der Mitte
förmlich durchzudrücken. Es ist eine
Öffnung entstanden. Jetzt können Anwohner durch das Bürohaus hindurchgucken. Das hat nichts mit Nachhaltig-
In Ihrer Designphilosophie sprechen Sie
von „wahrer Nachhaltigkeit“ bezogen
auf ein soziales, philosophisches Level.
Was bedeutet das?
NdV: Um gute Gebäude, Orte, Städte
zu schaffen, sind nicht nur Technik oder
perfekte Konstruktion wichtig. Es geht
auch um die Wirkung aus der Perspektive der Anwohner. Wie nutzen oder
möchten die Leute eine Stadt nutzen?
Wie kann man eine Bereicherung für
das städtische Leben und gleichzeitig
das Individualleben schaffen? Man
braucht kollektive Gebäude und Räume,
die mehr sind als pure Funktion. Überall auf der Welt wurden zu viele Häuser
gebaut, die nun als eine Art architektonischer Müll leer stehen, weil sie eine
gewisse Lieblosigkeit haben, zwecklos
und öde geworden sind. Keiner möchte
mehr darin leben oder arbeiten. Sie
sind vielleicht technisch phantastisch
konstruiert, aber wenn keiner sie mag,
ist das nicht nachhaltig.
Sie haben einmal gesagt, dass es bei
Nachhaltigkeit nicht immer darum geht,
sich einzuschränken. Was meinen Sie
damit?
NdV: Ökonomie ist auch Ökologie. Wir
können natürlich die Dinge so machen,
dass wir wenig Material, Energie usw.
benutzen. Aber wenn man zum Beispiel
seine eigene Energie erzeugt, bekommt
man eine ganz andere Bilanz: Es geht
eher darum, wie Kreisläufe wieder geschlossen werden. Man kann das Licht
ausmachen, man kann aber auch sein
mit eigener Energie erzeugtes Licht
brennen lassen. Anders gesagt: Anstatt
immer dickere Dämmungsschichten
auf Gebäude anzubringen, also immer
mehr Material hinzuzufügen, könnte
man Alternativen entwickeln. Es geht
um Bilanzen. Wir werden immer schlauer
im Recyclen. Für die Zukunft könnte
ich mir vorstellen, dass wir Gebäude,
Teile abbrechen und wieder neu aufbauen oder ständig ändern können.
Anstatt zu sagen: Alles muss für die
Ewigkeit drei Meter dick sein. Da müssen
wir andere Lösungen finden und unsere
Erwartungshaltung ändern. In Holland
gibt es jetzt eine Firma, die Teppiche
least. Möchte der Kunde den Teppich
nach ein paar Jahren nicht mehr, nimmt
die Firma den Teppich wieder zurück.
Und recyclet ihn. Normalerweise werden
Teppiche alle zehn Jahre weggeschmissen. Es müsste auch Möbelsysteme
geben, die man unendlich wiederverwenden kann. Das sind doch die interessanten Gedanken! Entweder man
gestaltet die Dinge flexibler oder man
bietet durch innovativen Service mehr
Spielraum zur Nutzung. Wir merken,
dass alles, was in einem starren, standardisierten Format endet, nicht gut ist.
Egal ob Büro oder Wohnung.
Gibt es einen ästhetischen Code in der
Architektur, der Nachhaltigkeit kommuniziert?
NdV: Nein. Wir haben gerade den Auftrag erhalten, ein extrem nachhaltiges
Gebäude zu bauen. Wir haben gesagt,
die große Herausforderung wäre, es
so zu bauen, dass man seine Nachhaltigkeit gar nicht sieht. Man kann nur
messen, dass es nachhaltig ist. Unser
Auftraggeber sagte, ok, es wäre doch
lustig, wenn man dann irgendwo einfach
nur ein Messgerät aufhängen würde.
Die Konstruktion der „Balancing Barn“,
eines länglichen Hauses in Großbritannien, das auf einen Hügel gebaut ist,
mutet sehr waghalsig an: denn eine
Seite schwebt in der Luft. Dort ist das
INTERVIEW
Wohnzimmer untergebracht mit einem
großen Bodenfenster. Welche Rolle spielt
Bodenarchitektur in Ihren Arbeiten?
NdV: In unserer Architektur ist der Boden
eine weitere Dimension, genauso wichtig wie Wände und andere Flächen.
Wenn man anfängt, Räume unter dem
Boden zu schaffen und Ebenen übereinander zu lagern, dann ist der Boden
für MVRDV eher eine Schicht, ein Raumtrenner. Es gibt aber keine Hierarchie.
Er ist genauso Fassade, Hülle wie alles
andere. Im Fall der „Balancing Barn“
ist der Boden ein Fenster geworden.
Verstehen Sie die Gestaltung von Interior also als logische Konsequenz Ihrer
Architektur?
NdV: Ja, ich denke, dass wir immer mit
Raumgestaltung beschäftigt sind. Bei
MVRDV sind Boden, Wand und Dach oft
in derselben Farbe, ja sogar aus dem
selben Material. Wir sehen den Boden
innen als Fortsetzung des Bodens außen.
Teppiche haben wir als Architekturelement in einem unserer ersten Projekte
eingesetzt, der Villa VPRO. Dort haben
wir Teppiche benutzt, um das Wohnen
ins Arbeiten überfließen zu lassen –
damals war das noch neu. Vielleicht
ist es auch ganz interessant, dass wir
öfter Materialien, die eigentlich für den
Boden gemacht sind, für Wände oder
Dach benutzen. Weil wir Materialien
eher als Hülle oder als Oberfläche sehen,
die eine gewisse Funktion haben. Wir
lassen die Unterschiede gerne los. Also,
wenn Sie mal einen Teppich finden,
den man auch als Fassade benutzen
kann ...? Mit Grasteppichen geht das.
Wir müssen vielleicht dahin, Materialien
entsprechend ihrer Eigenschaften
zu benutzen, dann ist es egal, wofür.
VORWERK TEPPICH
MVRDV made a statement with that
pavilion and created solutions for
dealing better with space and room
as a resource. We live in an age where
there are more and more people who
are going to be living in cities.
All of these people want to have a good
life; they have to be fed. The pavilion
showed that not only flats and offices
can be stacked: the same can be done
with landscapes and gardens, too. It
showed that density can be dealt with
differently.
Compacting by mixing functions, the
effective build-up of cities in order to
save space, bringing agriculture into
the city, building ecosystems, viewing
themselves can use to put together
their own cities. This way multifacetedness can be created and space for
individual wishes can be designed.
We often merely draft an architectural
framework where individuals can fit
themselves in.
One example: Before construction work
began on the broadcasting headquarters for the Dutch VPRO television network we talked extensively with the
future users about the qualities of their
workplaces. Some wanted to work near
open doors to the garden, some in the
dark, others underneath an attic slant.
We proceeded to bring all those wishes
together in one building.
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Solutions for social housing are a major
theme in your work. What are the biggest
challenges for the future thereby?
NdV: To get away from the uniformity
process, from mass-produced buildings. How is individualised design
possible on low budgets so that houses
and flats can be more easily adapted
to changes in the residents’ lives?
A further challenge: to create a sense of
publicness and individualisation simultaneously. No matter where, human beings ultimately share the same needs,
merely under different conditions.
One of your current projects is the
“Pushed Slab” office building. It’s
supposed to consume ¼ of the energy
used by comparable buildings. What
makes it so energy-efficient?
NdV: There are many elements that
interact in a complex way here: special
materials such as FSC-certified wood
from France as the façade facing, natural
ventilation, smart building systems,
solar panels and exterior-mounted
insulation, along with the integration
of a greywater recycling system.
How did the unusual shape happen?
NdV: The neighbours living behind
the building were eager to have a view,
not just the sight of an office building.
That’s how we came up with the idea to
literally ‘push through’ the building’s
shape in the middle. An opening arose.
Now the neighbours can look through
the office building. That has nothing
neighbourhoods as energy producers:
Those are the topics we touched on
with the pavilion. They can still be seen
today in a lot of our projects. Things
that everyone ought to be concerning
themselves with.
ECO CITIES – VERTICAL VILLAGE
MVRDV: ARCHITECTURE FOR A
BETTER INDIVIDUAL AND COLLECTIVE
LIFE IN THE CITY.
MVRDV has belonged to the progressive thinkers in sustainable architecture
ever since your pavilion for the Netherlands at the Expo 2000 in Hanover, a
laboratory house comprised of stacked
landscapes and kitchen gardens. Do
you like that image?
Nathalie de Vries:
Yes, but I see it as more of a temporary
title. In the near future it should be
completely normal for architects to
concern themselves with such things.
MVRDV is known for radical research
methods: When it comes to design processes, huge amounts of complex data
are examined and processed in order
to attain a progressive ideal image
of an urban future. Could you use an
example to illustrate this?
NdV: To us, context means more than
an inclusion of the site where we’re
building. That’s why it’s important to
integrate information about usage and
types of behaviour. How do we bring
food/farming closer to people and use
this to form a city of the future that
looks more like a landscape than an
aggregation of buildings? The key term
is interactive urban construction, the
vertical village: In the meantime we’ve
gotten so far that we can convert the
data into software that the residents
Sendezentrale des niederländischen Fernsehsenders VPRO, Villa VPRO /
Broadcasting headquarters of the Dutch VPRO television network, Villa VPRO
to do with sustainability: it has to do
with context, with urban construction.
And as a result the building is accepted
better, too. What’s interesting, of
course, is that the activity of ‘pushing’
creates intriguing spatial situations
once again, both inside and out.
Many of our buildings share a simple
typology in their basis, but due to the
way they are worked on, the intensification and the merging of certain
usages, the ‘zonings’, something completely new comes about: spaces that
communicate with the city and form
communication sites for the people
within the building. The building becomes a connecting link between city
and human being.
„Gangnam Hills“ in Seoul: effektiv, ökologisch,
innovativ. Wohnungsbau, der die Landschaft
Südkoreas rekonstruiert /“Gangham Hills” in Seoul:
effective, ecological, innovative. Residential construction that reconstructs the South Korean landscape
INTERVIEW
VORWERK TEPPICH
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„Pushed Slab“, Paris: Bürogebäude mit
Durchblick / Pushed Slab”, Paris:
office building with look-through view
In your design philosophy you talk
about “true sustainability” in relation
to a social and philosophical level.
What does that mean?
NdV: To create good buildings, towns
and cities, not only technology or perfect construction is important. It also
deals with the impact from the residents’ perspective. How do people use
a city or how do they want to use it?
How can one create an enrichment for
urban life and individualised life at
the same time? You need collective
buildings and spaces that are more
than pure function.
All over the world too many houses
were built that now stand empty as a
kind of architectural ‘trash’ because
they share a certain coldness, have no
purpose and have become barren. No
one wants to live or work inside them.
They may be fantastically constructed
in a technical sense, but when no one
likes them, then it’s not sustainable.
You once said that with sustainability
it’s not always about limiting oneself.
What do you mean by that?
NdV: Economy is ecology, too. Naturally we can do things in a way that allows
us to use little material, energy and so
on. But when you generate your own
energy, for example, then you get a
completely different balance-sheet: It’s
more about how cycles become closed
again. You can switch off the light, but
with light generated using your own
energy you can leave it on, too. To put it
differently: Instead of attaching thicker
and thicker layers of insulation to buildings, in other words always adding
more material, alternatives could be
developed. It’s about balances.
With recycling we’re getting cleverer all
the time. For the future I could picture
us breaking off sections or taking whole
buildings and rebuilding them, or
that we could constantly change them.
Instead of saying: Everything has to
be three metres thick for the sake of
“How can one create an
enrichment for urban life
and individualised life at
the same time?”
posterity. We have to find other solutions
and change our expectations.
These days there is a company in Holland
that leases carpets. If the customer
doesn’t want the carpet anymore after
a few years, the firm takes the carpet
back. And recycles it. Normally carpets
are thrown away every ten years. There
ought to be furniture systems that people
can re-use infinitely, too. Thoughts like
that are the ones that are interesting!
Either things are designed more flexibly
or more leeway for usage is provided
through innovative service. We notice
that everything that ends in a rigid,
standardised format isn’t good. Regardless of whether an office or a flat.
Is there an aesthetic code in architecture that communicates sustainability?
NdV: No. We’ve just received a com-
mission to build an extremely sustainable building. We said that the major
challenge would be to build it in such a
way that its sustainability isn’t seen at
all. You can only measure the fact that
it’s sustainable. Our client said, okay,
that would be pretty funny if some kind
of gauging device was just mounted
somewhere afterwards.
The construction design of the “Balancing Barn”, an elongated house built on a
hill in Great Britain, has a very daring
look to it: because one side floats in the
air. That side accommodates the living
room with a large floor window. What
role does floor architecture play in your
work?
NdV: The floor represents one more dimension in our architecture, just as important as the walls and other areas.
When you begin to create spaces beneath the floor and lay levels on top of
each other, then for MVRDV the floor is
more of a layer, a space partitioner. But
there isn’t any hierarchy. It’s just as
much a façade, a hull like everything
else. In the case of the “Balancing Barn”,
the floor became a window.
Does this mean that you view designing interiors as a logical consequence
in your architecture?
NdV: Yes, I think we’re always involved
with interior design. At MVRDV the
floor, wall and roof frequently have the
same colour; they’re even made from
the same material. We view the floor
inside as a continuation of the ground
outside. We employed carpets as an architectural element at Villa VPRO, one of
our first projects. We used carpets there
to allow ‘living’ to flow over into ‘working’. That was still new at the time. It
might also be quite interesting that we
often make use of materials for walls or
the roof that are actually ‘made’ for the
floor. Because we view materials as
more of a hull or surface, they have a
certain function. We enjoy letting the
differences run free. So if you ever find
a carpet that can be used as a façade,
too...? It works with grass carpets. Maybe we have to get to the point where
materials are used in accordance with
their attributes. Then it won’t matter
what they’re used for.
REFERENZ
VORWERK TEPPICH
14
„BODENARCHITEKT
SOLLTE JEDE ALTER
ANSPRECHEN.“
Seniorenresidenz Augustinum in Freiburg / Augustinum senior citizens’ residence in Freiburg
Ein Gespräch mit Stefanie Fuhrmann,
Dipl.-Ing. (FH), Innenarchitektur, und
Nikolaus Herzog, Prokurist Augustinum
Wohnstifte gemeinnützige GmbH.
Frau Fuhrmann, was zeichnet eine
„altersgerechte“ Bodenarchitektur aus?
SF: Bodenarchitektur sollte jede Altersklasse ansprechen. Bei Senioren sollte
jedoch zusätzlich darauf geachtet werden,
Stolperstellen zu vermeiden und optisch
keine Barrieren zu schaffen. Ein textiler
Bodenbelag in Fluren und öffentlichen
Bereichen schluckt viel von dem auftretenden Schall; das bedeutet, wenn
die bestehende Architektur aus „harten“
Wänden, Decken und Fensterflächen
besteht, sollte der Boden eingesetzt
werden, um Schall zu schlucken. Auch
für die Gelenke und den Rücken der Bewohner ist ein weiches Gehen auf textilem Bodenbelag natürlich schonender.
Herr Herzog, die Augustinum Seniorenresidenzen setzen anspruchsvolle Standards für das altersgerechte Wohnen.
Inwiefern spiegelt sich dieser Anspruch
in der Innenarchitektur wider?
NH: Die Innenarchitektur in den öffentlichen Bereichen des Augustinum, d. h.
Empfang, Restaurant, Café, Flure, Theatersaal, sind zeitlos elegant und doch
modern. Alle Materialien sind hochwertig und edel, und mit Dekorelementen
wie z. B. Tapete und Beleuchtung werden
in den Räumen Akzente gesetzt. Sowohl
die Bewohner als auch ihre Gäste und
Angehörige sollen sich wohl und angesprochen fühlen.
Im Gegensatz zu anderen Formen des
betreuten Wohnens im Alter können die
Bewohner im Augustinum ihre Räume
nach individuellen Vorstellungen einrichten. Schließt das den Boden ein?
NH: Ja, die Bewohner leben mit ihren
eigenen Möbeln. Sie können ihre gewohnten und lieb gewonnenen Einrichtungsgegenstände ins Augustinum
mitbringen. Dies zeichnet das Augustinum aus.
SF: Der Bodenbelag ist vom Bewohner
in einer breit gefächerten Auswahl verschiedenster Teppichbeläge, die eigens
für das Augustinum in einer Klappkarte
zusammengefasst sind, frei wählbar.
Die Auswahl ist so gestaltet, dass der
Boden perfekt mit den individuellen
Stilen der Einrichtungen der Bewohner
harmoniert.
Stellte das Augustinum Freiburg spezielle Anforderungen an die Beschaffenheit des Bodens? Gab es besondere
Herausforderungen?
SF: Die außergewöhnliche Architektur
des Wohnstifts in Freiburg mit langen,
verzweigten Gängen, weiten Sichtachsen, verschiedenen Knotenpunkten,
großen Schwankungen in der Flurbreite,
Versprüngen an der Fensterfront, die
extreme UV-Einstrahlung von verschiedenen Seiten (oben, rechts, links) sowie die starke Beanspruchung durch
Essenswägen, Rollstühle usw. stellen
hohe Anforderungen an Lichtechtheit
und Materialqualität. Zudem sollte
der Teppich gut zu reinigen, langlebig,
einfach austauschbar und die Farbgebung passend zum Bestand des Hauses
gestaltet sein.
Was war Ihnen persönlich wichtig bei
der Gestaltung und der Wahl von Materialien/Farben/Formen?
SF: Die Stimmigkeit des Gebäudes in
sich. Der neu zu gestaltende Bereich
sollte sich in das bestehende Ambiente
einpassen und trotzdem innovativ und
anspruchsvoll werden. Der Flur sollte
weder langweilig noch „zu aufregend“
werden.
Für welche Vorwerk-Produkte haben Sie
sich entschieden? Und warum?
SF: Eingesetzt wurden die Teppichfliesen
SCALE Crystal in fünf Farben. Wegen
der hohen Sonneneinstrahlung hauptsächlich in Solution-Dyed-Qualität.
Die Teppichfliesen SCALE Crystal in fünf Farben / The carpet tile SCALE Crystal in five colours
REFERENZ
UR
SKLASSE
VORWERK TEPPICH
Durch die neuartige Form der Fliesen
ist man vom Grundriss des Gebäudes
nahezu unabhängig. Es muss keine
„Verlegung in Laufrichtung“ eingehalten werden. Auch Versprünge in der
Flurbreite bedeuten nicht zusätzlichen
Teppichverschnitt. Ein fließender Übergang verschiedener Farbzusammenstellungen ist genauso einfach möglich
wie das Auswechseln einzelner Fliesen.
Erzählen Sie uns bitte etwas über die
Bodenmuster der Flure. Welche Hilfsmittel haben Sie beispielsweise im Entwurfsprozess verwendet?
SF: Die Knotenpunkte der Flure sind
jeweils durch einen Farbwechsel der
Spielfarben hervorgehoben. Zwei Beigetöne wechseln sich mit zwei Blautönen ab. Die Grundfarbe der Flure ist
ein unempfindlicher, warmer Braunton.
Durch die spezielle Form der Fliesen
entsteht auch bei unifarbenen Flächen
ein interessantes Wechselspiel der
Teppichfarbe durch den Lichteinfall und
die Produktionsrichtung des Teppichs.
Bei einer Musterverlegung (Langzeitversuch über ca. 9 Monate) eines Teilbereichs des Flures (ca. 280 m2) ist
die Praktikabilität des Entwurfes, des
Teppichs und dessen Verlegeart (vollflächiges Fixieren) ausgiebig getestet
worden.
Welche Rolle spielt Orientierung bei der
Bodenarchitektur einer Seniorenresidenz? Kann der Weg gleichzeitig Wegweiser sein?
SF: Ich denke, das kann er sein. In diesem Fall unterteilt die Bodenarchitektur
den Weg jedenfalls in kürzere Teilabschnitte. Mir wurde von der Stiftsdirektorin Frau Kiefer berichtet, dass einige
nicht mehr so mobile Bewohner ihren
Weg so besser finden, indem sie sich
von Knotenpunkt zu Knotenpunkt bewegen. Diese kürzeren Abschnitte
sind „gefühlt“ leichter zu bewältigen –
und damit auch die gesamte Strecke.
“FLOOR ARCHITECTURE SHOULD
ADDRESS EVERY AGE GROUP.”
AN INTERVIEW WITH STEFANIE
FUHRMANN, CERTIFIED ENGINEER
FOR INTERIOR ARCHITECTURE, AND
NIKOLAUS HERZOG, AUTHORISED
SIGNATORY AT THE FIRM AUGUSTINUM
WOHNSTIFTE GEMEINNÜTZIGE GMBH.
Ms Fuhrmann, what sets “age-appropriate” floor architecture apart?
SF: Floor architecture should address
every age group. With senior citizens,
however, additional attention ought to
be paid that stumble spots are avoided
and that no optical barriers are created.
A textile flooring in corridors and publicly accessible areas absorbs a lot of
the sound incurred; which means that
when the architecture in place consists
of ‘hard’ walls, ceilings and window
areas, the floor ought to be utilised to
absorb sound. And naturally ‘softer’
walking on a textile flooring places less
strain on the residents’ joints and backs.
Mr Herzog, the Augustinum residences
for senior citizens set demanding standards for age-appropriate living. To what
extent are they reflected in the interior
architecture?
NH: The interior architecture in the
Augustinum’s publicly accessible areas,
in other words reception, restaurant,
café, hallways and theatre auditorium,
is timelessly elegant yet modern, too.
All of the materials are high quality and
well crafted, and decor elements such
as wallpaper and lighting fixtures
are used to set accents in the rooms.
The residents, their guests, friends and
relatives are all supposed to feel good
and find the architecture appealing.
Unlike other forms of ambient assisted
living in old age, residents at the
Augustinum can furnish their rooms
according to individual ideas. Does
that include the floor?
NH: Yes, the residents live with their
own furniture. They can bring the
furnishings they are accustomed to
that are dear to them with them to
the Augustinum. That’s one factor that
sets the Augustinum apart.
SF: The floor covering can be freely
chosen by the resident from a wideranging selection of the widest variety
of carpetings. The selection has been
assembled especially for the Augustinum on a folding card, and has been
designed in such a way that the floor
harmonises perfectly with the individual styles displayed in the residents’
furnishings.
Did the Augustinum in Freiburg place
special demands on the nature of
the floor? Were there any particular
challenges?
SF: The out-of-the-ordinary architecture
at the residential home in Freiburg with
its long, branching hallways,
broad sightlines, various junctions, large fluctuations in
corridor width, windowfront
offsets, extreme UV insolation
from different sides (above,
right and left) and the heavyduty wear & tear due to food
trolleys, wheelchairs etc.
places major demands on light
fastness and material quality.
In addition, the carpet ought
to be easy to clean, durable,
easy to replace, and its colouring should match the existing
colour scheme in the house.
What was personally important to you
in designing and selecting the materials/
colours/shapes?
SF: The building’s coherency unto
itself. The area to be newly designed
was supposed to fit in with the existing
ambience, but still be innovative and
sophisticated. The corridor wasn’t
supposed to be boring, but not ‘too
exciting’, either.
You decided to choose Vorwerk
products. Which ones? And why?
SF: The carpet tile SCALE Crystal was
15
utilised in five colours. Mainly as a
solution-dyed product due to the large
degree of incoming sunlight. The tiles’
innovative shape leaves you almost
not dependent at all on the building’s
floor plan. There is no ‘installation in
alignment’ that has to be complied
with. Even offsets in corridor width
don’t involve additional carpet trim.
A flowing transition of different colour
constellations is possible just as easily
as replacing individual tiles.
Please tell us about the floor pattern
in the corridors. What kind of auxiliary
aids did you use, for instance during
the drafting process?
SF: The corridor junctions are respectively accented by a change of colours
in the colours used. Two shades of
beige alternate with two shades of
blue. The basic colour for the corridors
is a warm, non-sensitive shade of
brown. As a result of the tiles’ special
shape, an interesting interplay in the
carpet colour occurs with the plain-hued
areas, too. This is due to the way
incident light falls and the direction of
the carpet’s production alignment.
The practicability of the draft design,
the carpet and method of installation
(full-area fixation) were all tested
extensively in the course of a sample
laying (long-term test over approx.
9 months) of a corridor subsegment
(approx. 200 m²).
What role does orientation play in the
floor architecture at a residence for
senior citizens? Can the walkway act as
a guide at the same time?
SF: I think it can. In this case the floor
architecture subdivides the walkway
into shorter subsegments. Ms Kiefer,
the directress at the home, reported to
me that some residents who don’t
have the mobility they once had can
find their way better by moving from
junction to junction. These shorter segments are ‘felt’ to be easier to manage
– and as a result, the whole route.
VORWERK TEPPICH
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16
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February 2014 at EuroShop in Düsseldorf,
Hall 10 / G56. We look forward to
your visit and to the dialogue with you.
PREVIEW
DIALOG #8
IMPRESSUM
Die nächste Ausgabe der DIALOG erscheint im Sommer 2014 und berichtet
unter anderem über aktuelle Referenzprojekte der Vorwerk Teppichwerke.
Vorwerk & Co.
Teppichwerke GmbH & Co. KG
Kuhlmannstrasse 11
D – 31785 Hameln
Telefon +49 5151 103-0
Telefax +49 5151 103-377
www.vorwerk-teppich.de
Vorwerk & Co. Teppichwerke
GmbH & Co. KG
c/o Walter Auer
Römerwiese 11
CH – 8645 Jona
Telefon +41 55 2118278
Telefax +41 55 2118279
Fotografie:
(Cover, Seite 2, Seite 8 –9)
Maximilian Geuter
Vorwerk & Co. Teppichwerke
GmbH & Co. KG
c/o Thomas Aichholzer
Zyklamengasse 32
A – 1140 Wien
Telefon +43 5574 82598
Telefax +43 5574 82599
Konzept und Art Direction:
Meiré und Meiré, Köln
www.meireundmeire.de
Fotografie:
(Portrait Seite 13, Seite 14–15)
David von Becker
Fotografie Architektur:
(Cover, Seite 11)
Edmund Sumner
Produktion: Produktionsbüro
Romey von Malottky GmbH
The next issue of DIALOG will come
out in the summer of 2014. Among
other topics, it is going to report
on current reference projects from
Vorwerk Carpets.
Fotografie:
(Seite 10, Seite 12)
Rob ‘t Hart
VKF-Nr. 900184 01/2014
MESSE
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