Psychotherapie mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien: Therapiebedarf, Wirksamkeit, Wirkfaktoren F. Mattejat Vortrag auf dem Symposium „15 Jahre Mangold Team“ Herrieden, 27. April 2016 Gliederung • Die Häufigkeit von psychischen Störungen • Braucht es immer mehr Psychotherapie für Kinder? • Wie können wir uns diese Entwicklung erklären? • Kann Psychotherapie nützen und helfen? Gliederung • Die Häufigkeit von psychischen Störungen • Braucht es immer mehr Psychotherapie für Kinder? • Wie können wir uns diese Entwicklung erklären? • Kann Psychotherapie nützen und helfen? X nach Wittchen & Jacobi 2012 X 2012 X X X Epidemiologie: RKI Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) (Ravens-Sieberer et al., 2006, 2007 und Nachfolgeuntersuchungen www.kiggs.de ) 21,9% der Kinder und Jugendlichen zeigen Hinweise auf psychische Störungen oder Suchtverhalten. Bei 13,4 % gibt es neben dem allgemeinen Hinweis auf relevante psychische Auffälligkeiten zusätzlich konkrete Hinweise auf eine spezifische psychische Störung (Versorgungsbedarf: Diagnostik, Beratungs- oder Behandlung). 9 Vorliegen von psychischen Auffälligkeiten / psychischen Störungen BELLA-Studie im Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) [Robert-Koch-Institut, 2007] Kinder u. Jug. zw. 7 und 17 J.: n=2942; SDQ-Elternbericht und zus. Verfahren Depression Angst ADHS Störungen des Sozialverhaltens Jungen 5,4% 10,1% 2,9% 7,9% Mädchen 5,3% 10,0% 1,4% 7,2% Niedriger Sozialstatus 7,3% 12,9% 3,7% 11,3% Mittlerer Sozialstatus 5,5% 10,1% 2,3% 7,1% Hoher Sozialstatus 3,8% 8,0% 0,9% 5,7% Insgesamt 5,4% 10,0% 2,2% 7,6% Insgesamt bei 13,4 % gibt es konkrete Hinweise auf eine spezifische psychische Störung. 10 Gliederung • Die Häufigkeit von psychischen Störungen • Braucht es immer mehr Psychotherapie für Kinder? • Wie können wir uns diese Entwicklung erklären? • Kann Psychotherapie nützen und helfen? Epochale Veränderungen (Rutter & Smith, 1995) • Seit dem Ende des 2. Weltkrieges bis in die 90iger Jahre lässt sich in fast allen entwickelten Ländern ein bedeutsamer Anstieg von psychischen und psychosozialen Störungen ´bei Kindern und Jugendlichen feststellen; dieser Anstieg war neu (keine Fortführung von vorherigen Trends) • Störungsbilder: Kriminalität, Substanzmissbrauch und Abhängigkeit, Depression, Eßstörungen, suizidales Verhalten. Trend zu immer jüngeren Altersgruppen; Trend zur Konvergenz von Jungen und Mädchen. • Für die Erklärung kommen viele Faktoren in Betracht: Schnelle ökonomische Entwicklung, höherer Wohlstand; Veränderung der Familienbedingungen (Scheidungen, Disharmonie); Veränderung der Jugendkultur; Wertewandel; Auflösung fester Lebensordnungen. Epochale Veränderungen • Seit etwa dem Jahr 2000 Jahren ist keine eindeutige epidemiologische Zunahme nachweisbar. • Es ist aber eine sehr starke Zunahme in der psychiatrischen und psychotherapeutischen Nachfrage und Inanspruchnahme bei Kindern ebenso wie bei Erwachsenen festzustellen. ADHS (F90) in einer Inanspruchnahmepopulation über einen Zeitraum von 23 Jahren (1983-2005) Inanspruchnahmepopulation der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Philipps-Universität Marburg 1983-2005: 34.834 Behandlungsepisoden; 19.234 Patienten n = 1.727 Patienten mit der Diagnose ADHS (=8,97%) Prozentualer Anteil der Patienten mit ADHS 14 1983 2005 Die ADHS-Kontroverse • Position 1: ADHS ist kein individuelles Problem, sondern eine Reaktion auf pathogene gesellschaftliche Bedingungen. Es läuft in unserer Gesellschaft etwas falsch. Kritik an der Medikalisierung alltäglicher Probleme. Diagnosenhäufigkeit („Modediagnose“); Kritik an der medikamentösen Behandlung. Industriekritik. • Position 2: „ADHS ist eine Krankheit, keine gesellschaftliche Fehlentwicklung … bei ADHS handelt es sich nicht um eine reaktive Fehlanpassung an pathogene äußere oder kulturelle Bedingungen, sondern um eine biologisch fundierte Beeinträchtigung psychischer Funktionen“ (BKJPP-Stellungnahme) Hinweis auf genetische und hirnorganische Verursachung. Hinweis auf dringenden Hilfebedarf. X Von 2000 bis 2010 zeigt sich ein Anstieg um 45 % Eine Stimme aus einer geschlossenen kinderund jugendpsychiatrischen Station: Stationsleiter: „Es passt für mich überhaupt nicht zusammen: Es gibt in Deutschland immer weniger Kinder und bei uns wird der Aufnahmedruck immer größer. Da steht eine 6jährige mit dem Messer vor ihrer Mutter, die kommt dann zu uns, auch noch mit der Polizei, anstatt dass man ihr das Messer abnimmt. Vor 5 Jahren hatten wir 80 Aufnahmen in einem Jahr. Heute haben wir mit dem selben Personal 300 Aufnahmen. …. Wir müssen so viele zurückweisen; wir wollen ihnen ja helfen. Wenn ich Platz hätte, dann würde ich alle nehmen.“ Gliederung • Die Häufigkeit von psychischen Störungen • Braucht es immer mehr Psychotherapie für Kinder? • Wie können wir uns diese Entwicklung erklären? • Kann Psychotherapie nützen und helfen? Erklärungsversuch Teil 1: Ursachen von psychischen Störungen Entwicklungsmodell der Schizophrenie mit ätiologischen und Verlaufsfaktoren [Modell mit über 60 verschiedenen Faktoren] (Mäki et al., Brit. Med. Bull. , 2005. [Predictors of schizophrenia]) 21 Verursachung von psychischen Störungen Psychische Störung = Genetische Anfälligkeit X Stress • Was macht Faktoren zu Stressfaktoren? • Wann führen Stressfaktoren zu psychischen Störungen? – Wenn der Stress so groß ist, dass unsere genetischen und erworbenen Ressourcen nicht mehr ausreichen. – Entscheidend ist die Relation Belastung / Ressourcen. Die Formel E = mc² war ein Nachtrag zu der 1905 veröffentlichten Speziellen Albert Einstein Relativitätstheorie. Das „E“ steht für Energie, das „m“ symbolisiert die Masse und mit „c“ ist die Lichtgeschwindigkeit gemeint. – Schwere Bedrohung des Überlebens/der Integrität (traumatische Erfahrungen) – Umweltbedingungen, die unseren Bedürfnissen nicht entsprechen / die schlecht zu unserer genetischen Ausstattung passen. Was wir wissen 1 : Interaktion Gene X Umwelt Beispiel: Dissoziales Verhalten bei Jugendlichen Aus: Psychische Krankheit und Gefährlichkeit; Vorl. Hans Schanda, 7. & 14.03. 2012 Was wir wissen 2: Häufige Risikofaktoren mit starken Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Kinder / Jugendlichen Faktor Häufigkeit Auswirkung Odds Ratio Psychiatrische Symptome / Erkrankung bei den Eltern 10,1% 4,0 Bedeutsame subjektive elterliche Stressbelastung (z.B. Haushalt, Erziehung, Arbeitsstress, finanzielle Belastungen) 9,9% 4,7 Geringe psychologische Lebensqualität (psychisches Wohlbefinden) der Eltern 10,0% 4,2 Bedeutsame Konflikte in der Familie / Unzufriedenheit mit der Partnerschaft 5,9% 4,9 RKI Bella-Studie (Wille, 2009) Was wir wissen 2: Prozentsatz der Kinder mit psychischen Problemen Kumulationseffekte Das Risiko für psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen ist abhängig von der Anzahl der Risikofaktoren (RKI, Bella, Wilke 2009) Psych. Auffäll. Psych. Stör. Anzahl der Risikofaktoren Erklärungsversuch Teil 2: Warum stieg der Therapiebedarf seit 2000 so steil an? Erklärungen für den Anstieg des Therapiebedarfs seit 2000: Antwort 1: Zunehmende soziale Ungleichheit / relative Armut • Eine steigende Zahl von Kindern lebt unter prekären Bedingungen (Relative Armut in einem weiten Sinne mit assoziierten Belastungsfaktoren). Etwa 6% (Bayern) bis 30% (Berlin) der Kinder leben von Sozialleistungen. Dieser Prozentsatz ist doppelt so hoch, wie der Prozentsatz bei Erwachsenen (4 bis 15%). • In den Familien dieser Kinder findet sich eine Kumulierung von psychosozialen Belastungsfaktoren (Geringe Bildung; geringe soziale Unterstützung; körperliche und psychische Erkrankungen, Alleinerziehung, Arbeitslosigkeit). • Die Entwicklungschancen der Kinder sind im Vergleich zu anderen Kindern deutlich eingeschränkt; psychische Störungen kommen gehäuft vor: „Abgehängte“ Kinder. Was wir wissen 2: Prozentsatz der Kinder mit psychischen Problemen Kumulationseffekte Das Risiko für psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen ist abhängig von der Anzahl der Risikofaktoren (RKI, Bella, Wilke 2009) Psych. Auffäll. Psych. Stör. Anzahl der Risikofaktoren Soziale Ungleichheit und Stress: H.R. Gunnarsdottir: Parental time pressure and financial stress – Challenges for mental health of Nordic children and adolescents. Univ. Göteborg, Dez. 2014 Zusammenhang zwischen elterlichem Finanzproblemen und psychischen Problemen der Kinder in den skandinavischen Ländern Land Prozentsatz der Eltern mit finanziellen Problemen Risikoerhöhung psychische Auffälligkeiten Island 48% 1,3-fach Finnland 34% 2,1-fach Schweden 20% 2.5-fach Norwegen 19% 2,2-fach Dänemark 18% 2,6-fach Erklärungen für den Anstieg des Therapiebedarfs seit 2000: Antwort 2: Wir setzen uns unter Druck Auch Familien, bei denen keine gravierenden / bedeutsamen soziokulturellen oder familiären Einschränkungen vorhanden sind und bei denen sich keine Kumulierung von Risikofaktoren findet , • erleben eine hohe elterliche Stressbelastung, die sich aus den eigenen hohen Ansprüchen an sich selbst ergibt. Die elterliche Stressbelastung erhöht die Anfälligkeit für psychische Auffälligkeiten bei den Kindern. • Mit dem hohen Anspruch an sich selbst ist auch ein erhöhter Anspruch an den Erfolg des eigenen Engagements verbunden: Kinder sollen „Funktionieren“. Die Schwelle der Toleranz bzw. die Interventionsschwelle bei Auffälligkeiten sinkt. Dies zeigt sich insbesondere bei den schulischen Erwartungen an die Kinder. Zeit und Stress: H.R. Gunnarsdottir: Parental time pressure and financial stress – Challenges for mental health of Nordic children and adolescents. Univ. Göteborg, Dez. 2014 Zusammenhang zwischen elterlichem Zeitstress und psychischen Problemen der Kinder in den skandinavischen Ländern Land Prozentsatz der Mütter mit Zeitstress Prozentsatz der Väter mit Zeitstress Finnland 18% 18% Schweden 22% 18% Norwegen 14% 9% Dänemark 4% 2% Risikoerhöhung für psychische Auffälligkeiten in allen Ländern: Bei Mädchen 2fach; bei Jungen 1,8fach. Hohe Ansprüche Was folgt daraus? • Es geht um Chancengleichheit für Kinder: Reduktion der gesellschaftlichen Ungleichheit (Beispiele: Mentorenprojekte, Kinder psychisch kranker Eltern etc.) • Es geht darum, dass wir unnötigen Druck herausnehmen, dass wir uns auf das Wichtige zu besinnen und dadurch Sicherheit gewinnen: Raus aus dem Hamsterrad – Überprüfung der eigenen Ansprüche / Erwartungen. – Weniger ist manchmal besser. – Was ist wirklich wichtig für mich? Weitere Erklärungsfaktoren: Der gesellschaftliche Hintergrund Wir haben einen großen individueller Entscheidungsspielraum: Individualisierung der Lebensentwürfe und Vielfältigkeit /Pluralisierung familialer Lebensformen. Dies ist mit einem Verlust von fest vorgeschriebenen sozialen Ordnungen verbunden. • Verunsicherung: Wer sagt mir was richtig ist? Dies gilt auch im Hinblick auf Kinder. Unsicherheit im Umgang mit Kindern. • Sensibilisierung: Gleichzeitig damit ist das Bewusstsein für mögliche Fehlentscheidungen und Fehlentwicklungen gestiegen. Die Sensibilität für Gewalttätigkeit, für traumatische Erfahrungen, für psychische Risiken und psychische Probleme ist stark angestiegen (z.B. KindeswohlGefährdungsmeldungen; Misshandlung, sexueller Missbrauch). Thema Verunsicherung (nach Hahlweg, 2009) • Eltern (Ja-Antworten) – Bin unsicher, ob ich meine Erziehungsaufgabe gut oder schlecht erfülle 68% – Bin kein gutes Vorbild für junge Eltern 49% • Lehrerinnen und Lehrer – Fühlen Sie sich durch das Studium auf den Umgang mit hyperaktiven und aggressiven Kindern vorbereitet? • Studierende: • Referendare: • LehrerInnen: 36% 17% 2% Thema Sensibilisierung: Anstieg der registrierten Kindeswohlgefährdung Im Jahr 2008: Steigerung in % gegenüber Vorjahr Inobhutnahmen: Elterlicher Sorgeentzug (ESE): Anträge auf ESE: % Darstellung nach Hahlweg, 2009 32.300 12.500 14.900 Thema Sensibilisierung: Kindeswohlgefährdung 2014 • Im Jahr 2014 gab es insgesamt 124.213 Verfahren zur Gefährdungseinschätzung bei Kindswohlgefährdung. Dies entspricht 1 % der unter 18-jährigen in Deutschland. • Wie in den Vorjahren wurde bei einem Drittel eine Kindeswohlgefährdung festgestellt. • In einem weiteren Drittel wurde erzieherischer Hilfebedarf gesehen und Maßnahmen angeboten. • Bei einem weiterten Drittel endete das Verfahren ohne Feststellung einer Kindeswohlgefährdung oder eines Hilfebedarfs (Kaufhold/Pothmann, 2013) Zwischenfazit: • Wir leben in einer selbst gemachten technischen, sozialen, kulturellen Umwelt, deren Komplexität schnell steigt und die immer schwerer überschaubar ist. Unsere genetische Ausstattung ist nicht dafür ausgelegt. • Diese von uns selbst gemachte Umwelt gibt uns einen großen Freiheitsspielraum und stellt dadurch hohe Anforderungen an uns, deren Bewältigung wir erst lernen müssen. Wir haben die Aufgabe, unsere Umwelt und unser Leben menschengemäß zu gestalten. • Dies führt zu stark erhöhten Anforderungen an die individuelle Fähigkeit zur Selbstregulation, an die emotionale Intelligenz, an die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, an die kommunikativen Fähigkeiten und an die soziale Kompetenz. Gliederung • Die Häufigkeit von psychischen Störungen • Braucht es immer mehr Psychotherapie für Kinder? • Wie können wir uns diese Entwicklung erklären? • Kann Psychotherapie nützen und helfen? Was kann die Psychotherapie beitragen? (1) Psychotherapie ist individuelle Hilfe und daneben auch ein kleiner und umgrenzter Beitrag zur gesellschaftlichen Veränderungen. (2) Eltern kommen zu uns und wollen raus aus dem Stress. Ihr Kind soll funktionieren. Das ist ein verständliches Anliegen. Psychotherapie, Medikation und viele andere Maßnahmen sind umgrenzte Hilfen in akuten Belastungssituationen. (3) In der Psychotherapie geht es nicht nur um akute Entlastung bei einem konkreten Problem, sondern auch um die Entwicklung eines Gefühls dafür, dass es nicht nur darum gehen kann, ein Kind wieder zum funktionieren zu bringen. Sondern auch: Dem Kind gerecht zu werden. (4) In der Psychotherapie geht es schließlich um die Entwicklung der Möglichkeiten zur Selbstregulation und um die Förderung der Bewältigungsressourcen bei Erwachsenen wie auch bei Kindern. (5) Hierfür haben wir ein großes Spektrum von Möglichkeiten, die wir sinnvoll einsetzen können. Ein praktisches Beispiel – Zugang zur Familie Wie nehmen wir das Anliegen des Kindes und der Familie auf? • Was ist für Dich das Problem? (Kontextklärung und Problemwahrnehmung) • Was wünscht Du, wo siehst Du Lösungsmöglichkeiten? (Zielvorstellungen und Lösungsideen) • Was wünscht Du Dir von mir/uns? (Klärung des Therapieauftrages) • Wie kannst Du uns dabei helfen? (Klärung der Kooperationsmöglichkeiten) 43 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive der Mutter Was ist für Sie das Problem? Was wünschen Sie sich, wo sehen Sie Lösungsmöglichkeiten? Was wünschen Sie sich von mir/von uns? Wie können Sie uns dabei helfen? 44 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive der Mutter Was ist für Sie das Problem? Der Junge ist unglücklich und ich komme nicht mehr an ihn heran. Was wünschen Sie sich, wo sehen Sie Lösungsmöglichkeiten? Was wünschen Sie sich von mir/von uns? Wie können Sie uns dabei helfen? 45 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive der Mutter Was ist für Sie das Problem? Der Junge ist unglücklich und ich komme nicht mehr an ihn heran. Was wünschen Sie sich, wo sehen Sie Lösungsmöglichkeiten? Man sollte herausfinden, woran das liegt, was ihn bedrückt. Was wünschen Sie sich von mir/von uns? Wie können Sie uns dabei helfen? 46 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive der Mutter Was ist für Sie das Problem? Der Junge ist unglücklich und ich komme nicht mehr an ihn heran. Was wünschen Sie sich, wo sehen Sie Lösungsmöglichkeiten? Man sollte herausfinden, woran das liegt, was ihn bedrückt. Was wünschen Sie sich von mir/von uns? Der Junge braucht eine Psychotherapie, damit ihn endlich jemand versteht. Wie können Sie uns dabei helfen? 47 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive der Mutter Was ist für Sie das Problem? Der Junge ist unglücklich und ich komme nicht mehr an ihn heran. Was wünschen Sie sich, wo sehen Sie Lösungsmöglichkeiten? Man sollte herausfinden, woran das liegt, was ihn bedrückt. Was wünschen Sie sich von mir/von uns? Der Junge braucht eine Psychotherapie, damit ihn endlich jemand versteht. Wie können Sie uns dabei helfen? Weiß ich nicht. 48 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive des Vaters Was ist für Sie das Problem? Was wünschen Sie sich, wo sehen Sie Lösungsmöglichkeiten? Was wünschen Sie sich von mir/von uns? Wie können Sie uns dabei helfen? 49 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive des Vaters Was ist für Sie das Problem? Meine Frau sagt das Problem und die Schule hat uns hergeschickt, weil er nicht in die Schule geht. Was wünschen Sie sich, wo sehen Sie Lösungsmöglichkeiten? Was wünschen Sie sich von mir/von uns? Wie können Sie uns dabei helfen? 50 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive des Vaters Was ist für Sie das Problem? Meine Frau sagt das Problem und die Schule hat uns hergeschickt, weil er nicht in die Schule geht. Was wünschen Sie sich, wo sehen Sie Lösungsmöglichkeiten? Er soll wieder zur Schule, keinen Unfug mehr machen und der Mutter endlich besser folgen. Was wünschen Sie sich von mir/von uns? Wie können Sie uns dabei helfen? 51 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive des Vaters Was ist für Sie das Problem? Meine Frau sagt das Problem und die Schule hat uns hergeschickt, weil er nicht in die Schule geht. Was wünschen Sie sich, wo sehen Sie Lösungsmöglichkeiten? Er soll wieder zur Schule, keinen Unfug mehr machen und der Mutter endlich besser folgen. Was wünschen Sie sich von mir/von uns? Soviel ich weiß, soll der Junge behandelt werden. Eine Behandlung in der Klinik auf der Station. Wie können Sie uns dabei helfen? 52 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive des Vaters Was ist für Sie das Problem? Meine Frau sagt das Problem und die Schule hat uns hergeschickt, weil er nicht in die Schule geht. Was wünschen Sie sich, wo sehen Sie Lösungsmöglichkeiten? Er soll wieder zur Schule, keinen Unfug mehr machen und der Mutter endlich besser folgen. Was wünschen Sie sich von mir/von uns? Soviel ich weiß, soll der Junge behandelt werden. Eine Behandlung in der Klinik auf der Station. Wie können Sie uns dabei helfen? Das weiß ich nicht, das ist ja ihre Sache. 53 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive von Noah Was ist für Dich das Problem? Was wünscht Du Dir,wo siehts Du Lösungsmöglichkeiten? Was wünscht Du Dir von mir/uns? Wie kannst Du uns dabei helfen? 54 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive von Noah Was ist für Dich das Problem? Ich wollte gar nicht kommen. Die Eltern nerven mich. Ich habe keine Probleme. Was wünscht Du Dir,wo siehts Du Lösungsmöglichkeiten? Was wünscht Du Dir von mir/uns? Wie kannst Du uns dabei helfen? 55 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive von Noah Was ist für Dich das Problem? Ich wollte gar nicht kommen. Die Eltern nerven mich. Ich habe keine Probleme. Was wünscht Du Dir,wo siehts Du Lösungsmöglichkeiten? Die sollen mit ihrer Nerverei aufhören. Was wünscht Du Dir von mir/uns? Wie kannst Du uns dabei helfen? 56 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive von Noah Was ist für Dich das Problem? Ich wollte gar nicht kommen. Die Eltern nerven mich. Ich habe keine Probleme. Was wünscht Du Dir,wo siehts Du Lösungsmöglichkeiten? Die sollen mit ihrer Nerverei aufhören. Was wünscht Du Dir von mir/uns? Ich brauche keine Therapie. Wie kannst Du uns dabei helfen? 57 Familiendiagnostisches Interview: Perspektive von Kevin Was ist für Dich das Problem? Ich wollte gar nicht kommen. Die Eltern nerven mich. Ich habe keine Probleme. Was wünscht Du Dir,wo siehts Du Lösungsmöglichkeiten? Die sollen mit ihrer Nerverei aufhören. Was wünscht Du Dir von mir/uns? Ich brauche keine Therapie. Wie kannst Du uns dabei helfen? - entfällt - 58 Methodenspektrum der Verhaltenstherapie 1. Verhaltensorientierte Techniken und Techniken auf Grundlage der sozialen Lerntheorie • Verhaltensanalyse (z. B. nach SORCK- oder BASIC-IDSchema, Problemanalyse nach Bartling, Ziel- und Plananalyse) • Kontingenzmanagement (z. B. Management positiver Verstärkung, Selbstverstärkung, Token-Systeme, Stimuluskontrolle, Veränderungen in der äußeren Umgebung/Abbau von Belastungsfaktoren) • Habit-Reversal-Training • Modelldarbietung • Löschung • Aktivierung, Aufbau positiver Aktivitäten • Tagesstrukturierung, Tagespläne • Rollenspiele • Training sozialer Kompetenz • interpersonelles Problemlösen • Kommunikationstraining Methodenspektrum der Verhaltenstherapie 2. Konfrontations-/Expositionstechniken: • • • • • • • • massierte Reizkonfrontation in vivo/in sensu graduierte Reizkonfrontation in vivo/Reaktionsmanagement graduierte Reizkonfrontation in sensu systematische Desensibilisierung Konfrontation mit körperlichen Reizen (z. B. Hyperventilationstest) Reduzierung von Schonverhalten (z. B. bei Patienten mit somatoformen Störungen) Reaktionsverhinderung (z. B. bei Patienten mit Zwangsstörungen) sonstige Konfrontationstechniken im Rahmen spezifizierter Behandlungsprogramme (z. B. Körperbildexposition, Sorgenexposition, Konfrontation mit Rückfallrisikosituationen) Methodenspektrum der Verhaltenstherapie 3. Kognitive Techniken und Selbstkontrolltechniken • Psychoedukation (z. B. Teufelskreis der Angst, Entstehung und Aufrechterhaltung von Psychosen) • Selbstbeobachtung (z. B. Essprotokolle, Erkennen eigener Risikosituationen) • Gedankenprotokolle • kognitive Umstrukturierung (Realitätstestung, Reattribuierung, Entkatastrophisierung, Reframing usw.) • Gedankenstopp • Selbstinstruktionstraining • Selbstmanagementtherapie • imaginative Techniken • Symptomverschreibung • Selbstverbalisationstraining • verdeckte Sensitivierung • Problemlösetraining • Coping-Techniken Methodenspektrum der Verhaltenstherapie 4. Entspannungs- und körperbezogene Techniken • • • • • progressive Muskelrelaxation (nach Jacobson) autogenes Training Atemtraining Entspannung-Biofeedback Neurofeedback 5. Achtsamkeitsmethoden und Methoden zur Emotionsregulation • • • • • • Methoden aus der „3. Welle“ der Verhaltenstherapie Achtsamkeitsübungen akzeptanzbasierte Übungen Üben von Fertigkeiten zu Stresstoleranz Emotionsregulationstraining Ressourcenaktivierung Die Fragen nach der Wirksamkeit Allgemeine Wirksamkeit: Hilft Psychotherapie? Welche Art der Psychotherapie ist besser? Ist die allgemeine Frage wirklich sinnvoll? Man fragt ja auch nicht: „Ist Chirurgie wirksam?“ Spezifische Wirksamkeit: Die Fragen nach der Wirksamkeit Allgemeine Wirksamkeit: Hilft Psychotherapie? Welche Art der Psychotherapie ist besser? Ist die allgemeine Frage wirklich sinnvoll? Man fragt ja auch nicht: „Ist Chirurgie wirksam?“ Spezifische Wirksamkeit: Die Fragen nach der Wirksamkeit Allgemeine Wirksamkeit: Hilft Psychotherapie? Welche Art der Psychotherapie ist besser? Ist die allgemeine Frage wirklich sinnvoll? Man fragt ja auch nicht: „Ist Chirurgie wirksam?“ Spezifische Wirksamkeit: Störungsspezifische Behandlungsmodelle: Was hilft wem? Generische Therapiekonzepte: Was macht Therapien hilfreich? Forschungsfragen Störungsspezifische Therapie: Generische (allgemeine) Therapie: What works for whom? Was nützt wem? Was macht Therapien hilfreich und wirksam? Welches Behandlungsprogramm / „Behandlungspaket“ hilft bei welcher Störung / bei welchem Problem? Nach welchen Prinzipien müssen Therapien gestaltet werden, damit sie wirksam und hilfreich sind? EST = Empirically supported treatments ESP = Empirically supported principles Ergebnisse zur spezifischen Wirksamkeit Teil 1: „Was hilft bei welchem Problem?“ / „ What works for whom?“ Bereich Kinder und Jugendliche • Es gibt international hinreichende Evidenz zu den häufigsten Gruppen von psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen • Für diese Gruppen verfügen wir über störungspezifische Behandlungsprogramme deren Wirksamkeit in kontrollierten Studien nachgewiesen wurde. • Die psychotherapeutischen Methoden, die in diesen Programmen enthalten sind, stammen zum größten Teil aus dem Spektrum der Verhaltenstherapie bzw. der kognitiv-behavioralen Ansätze. • Dieser spezielle Forschungsansatz ist mit dem Konzept der evidenzbasierten Behandlung (evidence supported treatment EST) verbunden und hat zur Entwicklung von störungsspezifischen Leitlinien geführt. HEUTIGER ERGEBNISSTAND Die wirksamsten psychosozialen Behandlungsmethoden für die häufigsten Störungen im Kindes- und Jugendalter: Systematische Auswertung von 112 Metaanalysen und systematischen Reviews (2000-2007) [Bachmann et al., 2009] Depressive Störungen 9 MA Angststörungen Kognitiv-behaviorale und interpersonale Interventionen mit/ohne Elterntraining/Familienmanagement. Nicht hinreichend geklärt, ob Elterneinbezug einer ausschließlich kindbezogenen Behandlung überlegen ist (evtl. altersabhängig) 6 MA Kognitiv-behaviorale Interventionen mit/ohne Elterntraining/Familienmanagement. Zur Wirksamkeit des Elterneinbezugs sind die Ergebnisse divergent (alters- und störungsabhängig; Beispiel Schulabsentismus) ADHS Behaviorale Elterntrainings. 9 MA Effekte auf Kernsymptomatik eher gering; Effekte auf internalisierende und oppositionelle Begleitsymptome höher. Störungen des Sozialverhaltens 6 MA Kinder: Elterntraining. Sehr gut bestätigt. Jugendliche: Mehrdimensionale/multisystemische Eltern-Kind- oder Familieninterventionen (z.B. multisystemische Therapie; Funktionale Familientherapie). Ergebnisse zur spezifischen Wirksamkeit Teil 2: „Was macht Therapien wirksam und hilfreich? Was sind die Merkmale von effektiven Therapien? Was sind evidenzbasierte Behandlungsprinzipien? Bereich Kinder und Jugendliche – Beispiel 1: Grawe et al. (1994): Psychotherapie im Wandel. Von der Konfession zur Profession. Wirkprinzipien sind: Ressourcenaktivierung, Beziehungsgestaltung, Konkrete Problemlösung, Klärung. – Beispiel 2: Castonguay & Beutler (2006): Principles of therapeutic change that work. – Beispiel 3: Pfammatter & Tschacher, 2013: Wirkfaktoren der Psychotherapie Wirkfaktoren in der Kindertherapie • Die Fähigkeit und Möglichkeit über belastende/problematische und über freudige Dinge sprechen zu können. Die Anerkennung der Wirklichkeit in der Familie und im sozialen Netz. Die Validierung der eigenen Erfahrung. • Die Chance sich selbst als stark und fähig zu erfahren, etwas zu können sich für etwas interessieren, engagieren und begeistern zu können; sich selbst intensiv und positiv zu erleben. • Das Gefühl erwünscht zu sein, von anderen gemocht, akzeptiert, anerkannt, geliebt zu werden. Das Gefühl, sich auf andere stützen zu können. Fragebogen zur Beurteilung der Behandlung (FBB) Inhaltliche Hauptergebnisse • Bei allen Beurteilern erhält die Prozessqualität bessere Einschätzungen als die Ergebnisqualität. • Die Einschätzungen der Ärzte und Psychotherapeuten sind in der Regel ungünstiger und kritischer als die der Patienten und der Eltern. • Der Erfolg hinsichtlich des Patienten wird in der Regel günstiger einschätzt als der Erfolg hinsichtlich der Eltern und der Familienbeziehungen Gruppierte FBB-Ergebnisse: Prozentuale Verteilung auf die einzelnen Gruppen bei Post-Untersuchung und bei Katamnese* Bewertung Patient Mutter Vater Therapeut 4 sehr gut / völlig zufrieden 13,1 (9,3) 45,1 (19,4) 40,9 (4,8) 1,7 3 gut / überwiegend zufrieden 62,7 (47,9) 47,1 (55,2) 52,6 (46,7) 35,5 2 mäßig - gemischt / teilweise zufrieden teilweise unzufrieden 20,0 (30,4) 6,5 (20,4) 6,3 (32,4) 50,3 1 unzureichend / überwiegend unzufrieden 2,9 (11,9) 1,1 (4,0) 0,3 (14,3) 12,0 0 schlecht / völlig unzufrieden 0,4 (0,5) 0,3 (1,0) 0,0 (1,9) 0,4 * Die Prozentwerte aus der Katemnesenerhebung sind in Klammern gesetzt. Ergebnisse der Katamnese-Studie I Psychopathologischer Status bei Katamnese (20 Monate nach Entlassung aus der stationären Behandlung) [Katamnese-Stichprobe 1] Elternrating bei Rating: Katamnese: N (Prozent) “sehr gut” (keine psychiatrische Störung) 46 (29,1%) “gut” (psychiatrische Störung verbessert) 74 (46,8%) teils/teils (psychiatrische Stör. noch vorhand.) 20 (12,7%) eher schlecht (psychiatr. Stör. verschlecht.) 12 (7,6%) 6 (3,8%) sehr schlecht (psych. Stör. stark verschlecht.) gesamt 158 (100%) Ergebnisse der Katamnese-Studie II Psychopathologischer Status bei Katamnese (20 Monate nach Entlassung aus der stationären Behandlung), aufgeschlüsselt nach diagnostischen Gruppen [Katamnese-Stichprobe 1] Eltern-Ratings: “sehr gut” “gut” keine psychiatr. Störung psychiatr. Störung verbessert Schizophrenie 35 % 53 % 12 % Posttraumatische Bel.stör. und Anpassungsstörungen 54 % 38 % 8% Anorexia nervosa 27 % 54 % 19 % Bulimia nervosa 0% 78 % 22 % Spezifische Persönl.störungen 11 % 33 % 56 % Hyperkinetische Störungen 0% 78 % 22 % Stör. des Sozverh. und komb. Stör. d. Soz.verh. u. d. Emot. 32 % 36 % 32 % Emotionale Störung des Kindesalters 72 % 14 % 14 % Andere 28 % 45 % 27 % p-Wert (Fisher’s Exakter Test) Differenz zwischen d. Diagnosen: 0.015 Diagnosegruppe: “teils/teils”, “ziemlich schlecht” und “sehr schlecht” psychiatr. Störung noch vorhand. o. verschlecht. Beispiel: KJP-Qualitätsprojekt Interview liegt vor T1–Telefonstichprobe N = 1029 „T1-Telefonstichprobe“ Interview und BADO liegen vor N = 918 „T1-Diagnosestichprobe“ T2–Telefonstichprobe N = 927 N = 847 T3–Telefonstichprobe N = 800 N = 727 „Arbeitsstichprobe“ Behandlung – Anzahl der Termine für die Kinder 50 Achsenkategorien: 40 1: 1 - 3 Termine 2: 4 - 6 Termine 3: 7 - 12 Termine 4: 13 - 24 Termine 5: mehr als 24 Termine 40 30 20 24 23 10 Prozent 10 4 0 1 2 3 4 5 Veränderung der Problematik aus Elternsicht 60 50 T2 45 T3 40 29 30 32 30 25 20 15 11 10 5 5 4 0 völlig gebessert deutlich gebessert etw as gebessert unverändert verschlechtert Zum Zeitpunkt T3 konstatieren 81% der Eltern eine Verbesserung der Probleme, die zu Vorstellung führten, bei 4% eine Verschlechterung. Changes in Child Behavior Checklist (CBCL) total score in the course of treatment in total sample and subsamples Changes in Child Behavior Checklist (CBCL) total score in the course of treatment in attentiondeficit/hyperactivity disorder (n=88) Changes in Child Behavior Checklist (CBCL) total score in the course of treatment in anxiety disorder (n=45) Kriterium Lebensqualität d. Kinder 60 57 T1 50 T2 T3 49 47 43 40 Normwerte 41 3536 40 35 34 33 31 30 27 26 23 21 22 21 18 1516 20 16 9 10 12 1111 10 8 0 Schule Familie Andere Kinder Alleine Gesundheit Nerven Gesamt Lebensqualität, Problemwahrnehmung aus Elternsicht, Vergleich der Erhebungszeitpunkte T1, T2 und T3, und der Normwerte 10-12jähriger Jungen aus der Allgemeinbevölkerung, prozentuale Häufigkeiten, N=727 Untersuchte Programmkomponenten (Kaminski et al, 2008 / 2014) Themenblöcke: Didaktische Methoden: • • • • • • • • • • • Wissen über die kindliche Entwicklung Positive Interaktion mit dem Kind Responsivität, Sensitivität im Umgang mit dem Kind Emotionale Kommunikation mit dem Kind Disziplin-Kommunikation mit dem Kind Positive Verstärkung des Kindes Time out bei Fehlverhalten Problemlösung dem Kind Konsequente Reaktionen auf Fehlverhalten Förderung sozialer Fertigkeiten des Kindes Förderung schulischer Fertigkeiten des Kindes • • • • • • • Curriculum oder Manual Modellernen Hausaufgaben Rollenspiel Praktische Übungen mit dem eigenen Kind Gesonderte Instruktion für das Kind Ergänzende bzw. zusätzliche Angebote Untersuchte Programmkomponenten (Kaminski et al, 2008 / 2014) Themenblöcke: Didaktische Methoden: • • • • • • • • • • • Wissen über die kindliche Entwicklung Positive Interaktion mit dem Kind Responsivität, Sensitivität im Umgang mit dem Kind Emotionale Kommunikation mit dem Kind Disziplin-Kommunikation mit dem Kind Positive Verstärkung des Kindes Time out bei Fehlverhalten Problemlösung dem Kind Konsequente Reaktionen auf Fehlverhalten Förderung sozialer Fertigkeiten des Kindes Förderung schulischer Fertigkeiten des Kindes • • • • • • • Curriculum oder Manual Modellernen Hausaufgaben Rollenspiel Praktische Übungen mit dem eigenen Kind Gesonderte Instruktion für das Kind Ergänzende bzw. zusätzliche Angebote Untersuchte Programmkomponenten (Kaminski et al, 2008 / 2014) Themenblöcke: Didaktische Methoden: • • • • • • • • • • • Wissen über die kindliche Entwicklung Positive Interaktion mit dem Kind Responsivität, Sensitivität im Umgang mit dem Kind Emotionale Kommunikation mit dem Kind Disziplin-Kommunikation mit dem Kind Positive Verstärkung des Kindes Time out bei Fehlverhalten Problemlösung dem Kind Konsequente Reaktionen auf Fehlverhalten Förderung sozialer Fertigkeiten des Kindes Förderung schulischer Fertigkeiten des Kindes • • • • • • • Curriculum oder Manual Modellernen Hausaufgaben Rollenspiel Praktische Übungen mit dem eigenen Kind Gesonderte Instruktion für das Kind Ergänzende bzw. zusätzliche Angebote Die „big four“ des Elterntrainings (1) Positive Interaktion mit dem Kind – Freude und positive Aufmerksamkeit zeigen bei angemessenem Verhalten – Im Spiel auf die Ebene des Kindes „einsteigen“ – Beim gemeinsamen Spielen dem Kind die Führung überlassen – Gemeinsame/getrennte Freizeitaktivitäten ermöglichen (2) Emotionale Kommunikation mit dem Kind – Aktives Zuhören, Mitteilungen des Kindes spiegeln – Dem Kind helfen, eigene Emotionen zu identifizieren und mit ihne umgzugehen – Negative Kommunikation (Kritik, Sarkasmus) mit dem Kind reduzieren – Positive Emotionen gegenüber dem Kind ausdrücken Die „big four“ des Elterntrainings (3) Konsequente Reaktionen auf Fehlverhalten – Klare Instruktionen / Anweisungen / Aufforderungen – Konsistente/Konsequente Reaktion auf Fehlverhalten immer wenn es auftritt – Ggf. Nutzung von Time-out (4) Praktische Übungen mit dem eigenen Kind Die Mutter/der Vater übt gemeinsam mit dem Kind unter Video/in-vivo-Beobachtung und Rückmeldung Grenzen von Elterntrainings: Partizipation, Drop-out und „Non-Responder“ (Scott & Dadds, 2009: When parent training doesn´t work. JCPP) • Partizipation an Elterntrainings ist häufig schwer zu erreichen, insbes. bei Familien mit hoher Problembelastung • Elterntrainings haben relativ hohe Dropout-Raten bei Familien mit Kindern mit aggressiv-ausagierenden Störungen (25 – 50% Dropouts). Dropout-Raten bei introversiven Störungen sind geringer (10-20%). • 25-30% der Teilnehmer profitieren nicht von Elterntrainings. Wann können Elterntrainings nicht funktionieren? Probleme und Lösungsideen Teil 1 (Scott & Dadds, 2009: When parent training doesn´t work. JCPP) • Elterntrainings arbeiten nach operanten Prinzipien. Bei unsicherer Bindung / Bindungsproblemen (Annäherungs-Vermeidungs-Konflikte; Nähesuche vs. Zurückweisung) kann die Wertigkeit von Konsequenzen anders sein als erwartet: Was wirkt belohnend, was bestrafend? „Paradoxe Reaktionen“. Bindungstheorie; anderer Therapieschwerpunkt (z.B: Vermittlung von Sicherheit an Kind; Adoptiv-Problematik?) • Elterntrainings konzentrieren sich auf beobachtbares Verhalten. Manchmal können Eltern dieses Verhalten nicht ändern, weil ihre festen Grundüberzeugungen („Er ist so zart und wertvoll, ich kann ich nicht so hart anfassen“), die die Umsetzung des Elterntrainings verbieten. Kognitive Fakt. und Attributionstheorie (z.B. Kognitive Therapie; Schematherapie) Wann können Elterntrainings nicht funktionieren? Probleme und Lösungsideen Teil 2 (Scott & Dadds, 2009: When parent training doesn´t work. JCPP) • Elterntrainings konzentrieren sich auf dyadische Eltern-KindInteraktion. Häufig funktionieren Elterntrainings deshalb nicht, weil das Elternpaar nicht „an einem Strang zieht“ oder weil sich andere Probleme zwischen Erwachsenen auf die Kinder auswirken. Systemtheorie, speziell Konzepte aus der strukturellen Familien therapie (Stärkung gen. Grenzen; Stärkung des elt. Subsystems) • In den Anleitungen zu Elterntrainings wird wenig über die Eltern gesagt, die einfach nicht „auftauchen“ ( Rekrutierungsprobleme, Schwellenangst, mangelnde Partizipation, Dropout/Abbruch von Elterntrainings). Elterntrainings können nicht helfen, wenn sie nicht wahrgenommen werden. „Motivational Interviewing“. Methoden der Motivations- und Verantwortungsförderung, Ressourcenaktivierung. Zum Schluss noch einmal: Kinder mit ADHS Die Evolution und Kinder mit ADHS 2 Mio. J. 5 Mio. J. 100.000 J. 7.000 J. 200 J. Kognitive Revolution: Industrielle Homo sapiens vor ca. Revolution 100.000 Jahren; vor vor 200 Jahren 70.000 Jahren über den Nahen Osten nach Europa und Landwirtschaftliche Asien Revolution vor 5 bis Vor 2 bis 3 Mio. 10tausend Jahren Jahren die ersten Abtrennung der Schimpansen von den aufrecht gehenden Hominiden vor 5 Mio. Jahren Vertreter der Gattung Homo [Quelle: http://www.geocities.com/Pipeline/8331/evolut.jpg] Quelle: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/PSYCHOLOGIEENTWICKLUNG/ 30 Digitale Revolution vor 30 Jahren Schließlich Kinder mit ADHS • Position 1: ADHS ist kein individuelles Problem, sondern eine Reaktion auf pathogene gesellschaftliche Bedingungen. Es läuft in unserer Gesellschaft etwas falsch. Kritik an der Medikalisierung alltäglicher Probleme. Diagnosehäufigkeit („Modediagnose“); Kritik an der medikamentösen Behandlung. Industriekritik. • Position 2: „ADHS ist eine Krankheit, keine gesellschaftliche Fehlentwicklung … bei ADHS handelt es sich nicht um eine reaktive Fehlanpassung an pathogene äußere oder kulturelle Bedingungen, sondern um eine biologisch fundierte Beeinträchtigung psychischer Funktionen“ (BKJPP-Stellungnahme) Hinweis auf genetische und hirnorganische Verursachung. Hinweis auf dringenden Hilfebedarf. • Ein Vorschlag: Bei Kindern mit ADHS passt das, was wir von ihnen erwarten nicht mit dem zusammen, was sie können. – Es ist wichtig, dass wir unsere Erwartungen/Anforderungen an die Möglichkeiten der Kinder anpassen. – Es ist wichtig, dass wir jedem einzelnen ermöglichen am normalen Leben teilzunehmen. Dabei können Psychotherapie aber auch Medikamente helfen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit