Herbert Blomstedt - Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

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15 / 16
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
Donnerstag 12.5.2016
Freitag 13.5.2016
7. Abo A
Philharmonie
20.00 – ca. 22.00 Uhr
Samstag 14.5.2016
4. Abo S
Philharmonie
19.00 – ca. 21.00 Uhr
15 / 16
HERBERT BLOMSTEDT
Dirigent
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
KONZERTEINFÜHRUNG
Do./Fr., 12./13.5.2016
18.45 Uhr
Sa., 14.5.2016
17.45 Uhr
Moderation: Agnieszka Schneider
LIVE-ÜBERTRAGUNG in Surround auf BR-KLASSIK
Donnerstag, 12.5.2016
PausenZeichen:
Elgin Heuerding im Gespräch mit Herbert Blomstedt
Konzert zum Nachhören (on demand):
Eine Woche abrufbar auf br-klassik.de
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Programm
Richard Wagner
Vorspiel und Liebestod aus »Tristan und Isolde«
•
Langsam und schmachtend –
•
Sehr mäßig beginnend – Etwas bewegter
Ingvar Lidholm
»Poesis« für Orchester
Klavier: Lukas Maria Kuen
Pause
Ludwig van Beethoven
Symphonie Nr. 5 c-Moll, op. 67
•
Allegro con brio
•
Andante con moto
•
Allegro –
•
Allegro – Presto
5
Programm
Sich sehnen und sterben
Zu Vorspiel und Liebestod aus Wagners Tristan und Isolde
Jörg Handstein
Eine junge Frau öffnet die
Augen, langsam, wie gelähmt von der Depression, die ihr ins Gesicht
geschrieben steht. Dazu erklingt der berühmte
Tristan-Akkord, und während der Schmerzensklang vergeblich nach Auflösung tastet, fallen,
noch immer ganz langsam, tote Vögel vom Himmel. Eine riesige Sonnenuhr wirft zwei Schatten, ebenso die Bäume eines gezirkelten Schlossparks. Als wäre das nicht rätselhaft genug, öffnet
sich plötzlich der Blick ins nachtschwarze All,
beherrscht von einem riesigen, fremdartigen Planeten, der sich der Erde nähert. Mit inniger Wärme singen die Violoncelli das Liebesthema …
So beginnt Lars von Trier seinen Film Melancholia (2011). Richard Wagners Vorspiel zu Tristan
und Isolde dient als Soundtrack, nein, sogar als
akustisches Trägermedium der traumgleichen
Bilder. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut die
Musik in den völlig anderen Kontext passt!
Wagner hätte wohl nichts gegen die Verwendung gehabt, handelt doch Melancholia von
nichts Geringerem als dem Weltende …
Entstehungszeit
Konzeption der Oper im
Herbst 1854, Komposition
von 1857 bis August 1859
Uraufführung
Das Vorspiel allein am
25. Januar 1860 in Paris,
gekoppelt mit dem orchestralen Liebestod am
26. Februar 1863 in
St. Petersburg, beides
unter der Leitung des
Komponisten
Das komplette Werk am
10. Juni 1865 in München
unter der Leitung von Hans
von Bülow
Lebensdaten des
Komponisten
22. Mai 1813 im Leipzig –
13. Februar 1883 in Venedig
Wenn sich Wagner an ein Bühnenwerk macht,
geht er immer aufs Ganze. Was der Stoff an Gefühlen, Gedanken und Bezügen bietet, wird in
einen weltumspannenden und philosophisch
fundierten Zusammenhang gestellt, bis in feinste Verästelungen ausgearbeitet und emotional
ausgereizt ins Extrem. Das ist für die Zuhörer,
die dazu vier Stunden still sitzen müssen, recht
anstrengend – aber auch eine tiefgreifende Erfahrung, die über einen normalen Opernbesuch hinausgeht. So begnügt sich Wagner nicht,
einfach die mittelalterliche Liebesgeschichte von
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Richard Wagner
Richard Wagner (1860)
Tristan und Isolde zu vertonen. Um die Liebe an sich, die absolute, ideale
und metaphysisch begründete Liebe geht es, gegen den Rest der Welt
und bis in die letzte Konsequenz. »Da ich nun aber doch im Leben nie
das eigentliche Glück der Liebe genossen habe, so will ich diesem schönsten aller Träume noch ein Denkmal setzen, in dem vom Anfang bis zum
Ende diese Liebe sich einmal so recht sättigen soll: ich habe im Kopfe
einen Tristan und Isolte entworfen, die einfachste, aber vollblutigste musikalische Conception; mit der ›schwarzen Flagge‹, die am Ende weht,
will ich mich dann zudecken um – zu sterben.« Gewohnt theatralisch
weihte Wagner im Dezember 1854 Franz Liszt in seinen Plan ein. Die Vollendung des Rings des Nibelungen stand in weiter Ferne, und mit einer
dazwischen geschobenen Oper hoffte Wagner, derzeit Asylant in Zürich,
Geld in seine chronisch leere Kasse zu bekommen. Unbefriedigend war
auch seine eigene Liebesgeschichte mit der jungen Kaufmannsgattin
Mathilde Wesendonck. Dabei hatte es so vielversprechend begonnen: »Ein
feuchtglänzendes Frauenauge durchdringt mich oft wieder mit neuer Hoffnung.« Aber wie bei Tristan und Isolde standen die ehelich-gesellschaft7
Richard Wagner
Mathilde Wesendonck,
Gemälde von Karl Ferdinand
Sohn (1850)
lichen Verhältnisse der Beziehung entgegen. Erst als im Frühjahr 1857
die Wagners in das Gartenhäuschen neben der Villa Wesendonck zogen,
kam es zu einer heißen Phase. Seine Frau Minna glaubte Wagner abgelenkt: »Namentlich nimmt ein Gemüsegarten ihre Sorge in Beschlag.«
Wagner begann mit der Arbeit am Tristan.
»Nun weiß ich, wenn der letzte Morgen seyn wird – wenn das Licht nicht
mehr die Nacht und die Liebe scheucht – wenn der Schlummer ewig
und nur ein unerschöpflicher Traum seyn wird.« Die Hymnen an die
Nacht von Novalis (1800) gehören zu den Gründungsdokumenten der
deutschen Romantik, und Wagner dienten sie dazu, der Handlung eine
mystische Tiefe zu geben: Tristan und Isolde weihen sich dem »Wunderreich der Nacht« als einer dem »öden Tag« entrückten Gegenwelt. Eine
etwas weniger romantische, aber entscheidende Inspirationsquelle war
Arthur Schopenhauers Welt als Wille und Vorstellung (1819). Den »Brennpunkt des Willens« sah Schopenhauer in der Geschlechtsliebe, dem unstillbaren und deshalb ewig leidvollen Drang des Lebens nach sich selbst.
Als einziges Heilmittel empfahl der Philosoph die Askese. Da aber musste
ihn Wagner korrigieren: Für ihn führt der wahre »Heilsweg zur vollkommenen Beruhigung des Willens durch die Liebe«! Und so können Tristan
und Isolde dann auch singen, die »Nacht der Liebe« lösche »des Wähnens
Graus / welterlösend aus«.
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Richard Wagner
Es sind nur wenige Töne, ein Akkord, eine chromatisch steigende Linie.
Aber sie haben Musikgeschichte geschrieben: Harmonisch ist der TristanAkkord, jener süß und sehrend ins Ohr fallende Klang, kaum zu enträtseln. Er will seine Auflösung in einen anderen Klang, doch die Richtung
ist unklar; nur der Wille teilt sich fühlsam mit. Diesen Tönen entspringt
nun eine völlig neuartige Musik, »eine Art chromatischen Stöhnens, aber
voll dissonierender Akkorde, deren grausame Wirkung durch lange, an
die Stelle der wirklichen Harmonienote tretende Vorhalte noch verstärkt
wird«. Hector Berlioz, selbst ein großer Neuerer, war darüber gar nicht
begeistert. Wie viele andere Kritiker vermisste er Melodie und klare Tonalität. Die grausamen Vorhalte haben jedoch ihren Sinn: Denn diese Art
der Liebe ist nicht Harmonie. Sie ist unstillbares Begehren, ein unentwirrbares Geflecht aus Lust und Schmerz, der stete Wechsel von fieberhafter
Erregung und nur zeitweilig erfüllter Ruhe. In wenigen Tönen, in der musikalischen Struktur selbst, kristallisiert sich die ganze Idee der Handlung.
Leitmotivische Bedeutung kommt ihnen erstmals zu, wo vom magischen
Liebestrank die Rede ist. Ausführlich erklingt die Musik des Vorspiels,
wo Tristan und Isolde ihn trinken und sich damit gegenseitig verfallen.
Das geheimnisvolle harmonische Gebräu symbolisiert damit das metaphysische, rational nicht zu ergründende Wesen der Liebe. Es ist aber auch
das Motiv der ewigen, unauflöslichen Sehnsucht. Dazu gesellt sich der
warme und innige Gesang der Celli. Er klingt erstmals an, wo Isolde berichtet, wie sie Tristan töten wollte und es nicht vermochte: »Er sah mir
Die Villa Wesendonck (links) am Zürichsee, heute Museum Rietberg, Aquarell von 1857
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Richard Wagner
in die Augen.« Allerdings weiß zu diesem Zeitpunkt nur das psychologisch informierte Orchester von der entscheidenden Bedeutung dieses
Blickes, bei Isolde schlummert die Liebe noch im Unbewussten. Die aus
süßem Dunkel aufsteigende Melodie, auch »Blick-Motiv« genannt, bezeichnet die erwachende und wachsende Liebe. Das ganze Vorspiel entfaltet sich aus diesen beiden Motiven, die sich zunehmend durchdringen,
verschlingen und einem ekstatischen Höhepunkt zustreben. Aber der sich
aufgipfelnde Bogen bricht vorher zusammen, und die Reprise verebbt in
melancholischem Dunkel.
Wie keine Ouvertüre zuvor enthält das Tristan-Vorspiel die emotionale
Essenz der Oper, in konzentrierter Form, aber auch schon in reichen
Nuancen entwickelt. Symphonische Techniken generieren einen kohärenten Prozess der Gefühle. Auch während Tristan und Isolde singen,
verläuft die psychische Handlung im Orchester. Es ist ein fortwährendes
Spiel von Steigerung und Verzögerung, ein ruheloses Modulieren, eine
Polyphonie schmachtender und jubelnder Stimmen, ein Fließen und Stocken in feinsten Übergängen. Über drei lange Akte geht es fast ausschließlich durch die Innenwelt zweier Personen. Aber man kann auch die Abkürzung nehmen. Wagner selbst hat das Vorspiel mit Isoldes Schlussgesang gekoppelt, um dem Publikum einen Vorgeschmack auf das Werk zu
bieten, dessen komplette Aufführung sich jahrelang verzögerte. Aufgrund
des symphonischen Orchesterparts konnte er sogar die Singstimme weglassen, ohne die Substanz der Musik zu schmälern. Der Titel Liebestod
stammt allerdings aus der Klavierbearbeitung von Franz Liszt, Wagner
selbst nannte die Szene »Isoldes Verklärung«. Dramaturgisch steht sie in
der Tradition der Wahnsinnsarien (wie etwa Lucia di Lammermoors »Il
dolce suono«). Gebeugt über die Leiche Tristans wähnt ihn Isolde im
blühenden Leben und gerät in einen Zustand völliger Entrückung. Die
Melodie greift eine Stelle im großen Duett des zweiten Aktes auf: »So
stürben wir, um ungetrennt, ewig einig, ohne End’«. Ob Isolde nun wirklich stirbt, ist sekundär. Es geht eher um die Auflösung des Individuums,
in der Verschmelzung mit dem Geliebten, nach Schopenhauer aber auch
im »Schoß der Natur«. Dann erst erlischt die ewig brennende Sehnsucht.
Noch einmal gipfelt sich die Musik ekstatisch auf. Jetzt aber, »in des WeltAtems wehendem All«, findet sie ihr Ziel und entlädt sich, unendlich
befreiend, mit einem gleißenden und jubelnden E-Dur-Akkord. Schließlich
wird sogar dem Tristan-Akkord seine Auflösung zuteil. Das Orchester
verharrt, die Tonart gleichsam transzendierend, im fernen Licht des finalen
H-Dur. So tragisch die Geschichte ausgeht (mit drei bis vier Leichen) –
musikalisch ist es ein Happy End.
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Richard Wagner
BEETHOVEN
FREIHEIT ÜBER ALLES
Eine Hörbiografie
4 CD 900907
Revolution und Krieg, Ängste und Hoffnungen wühlen Europa auf.
Währenddessen revolutioniert Ludwig van Beethoven die Musikgeschichte …
„Herausragende Qualität von Jörg Handsteins Komponisten-Hörbiografien ist die
ausgeklügelte Verzahnung von erzähltem Text, Musik und Originalzitaten.
Daraus meißelt der Autor in der fünften Folge seiner Reihe kein Heldendenkmal für Beethoven,
sondern er zeichnet ihn mit feinem Pinsel – als Mensch in seiner Zeit und Lebenswelt
sowie als freischaffenden Musiker im Kontext seines Werkes und seiner Arbeitsweise.
Voll Tiefgang und Liebe zum Detail, aber stets den großen Bogen wahrend.“
Crescendo Dezember 2015
Aufnahmen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter
Mariss Jansons (Symphonie Nr. 5) und mit Alexej Gorlatch (Klaviersonate f-Moll op. 2 Nr. 1)
ergänzen die zehnteilige Hörbiografie.
www.br-klassik.de/label
Erhältlich im Handel und im BRshop / www.br-shop.de
Absolute Musik von
hochdramatischer Spannung
Zu Ingvar Lidholms Orchesterstück Poesis
Monika Lichtenfeld
Man hat Ingvar Lidholm,
der gern als »Klassiker der
schwedischen Avantgarde« apostrophiert wird,
bisweilen – und nicht zu Unrecht – mit dem fünf
Jahre älteren Henri Dutilleux verglichen. Wie
sein französischer Kollege war der vielseitig begabte Künstler, der erst kürzlich seinen 95. Geburtstag feierte, nahezu sieben Jahrzehnte lang
unermüdlich in Sachen Neuer Musik aktiv – als
Dirigent und Instrumentalist, als Pädagoge, Publizist und Rundfunkredakteur wie als Mitglied
zahlreicher Jurys, Akademien und Musikgesellschaften. Ähnlich wie Dutilleux hat er sich freilich nie von einer bestimmten Richtung oder
Schule vereinnahmen lassen, vielmehr so behutsam wie konsequent seinen eigenen Weg verfolgt und im Lauf der Jahrzehnte eine ganz persönliche kompositorische Sprache entwickelt.
Und noch eine Parallele drängt sich auf: Wie
Dutilleux ist Lidholm ein sehr selbstkritischer
Autor, ein Metierperfektionist, der oft minutiös
an seinen Partituren feilt und demgemäß, trotz
jahrzehntelanger beharrlicher Arbeit, nur ein relativ schmales Œuvre hervorgebracht hat, das
neben zwei Opern (nach Strindberg) vor allem
Orchester-, Kammermusik- und Vokalwerke aufweist, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf
der Chormusik.
Lidholm, 1921 im südschwedischen Jönköping
geboren, studierte an der Stockholmer Musikakademie Violine, Kammermusik und Dirigieren, war von 1943 bis 1945 Kompositionsschüler
von Hilding Rosenberg und konnte anschließend, dank eines Stipendiums, seine musikalische
Entstehungszeit
1963 als Auftragswerk des
Stockholm Philharmonic
Orchestra anlässlich der
Feier seines 50-jährigen
Bestehens 1964
Revidierte Fassung: 2011
Widmung
Dem Stockholm Philharmonic Orchestra, die
revidierte Fassung von
2011 widmete Ingvar
Lidholm zudem auch
Herbert Blomstedt, »dem
großen Dirigenten und
wunderbaren Freund«
Uraufführung
14. Januar 1964 durch das
Stockholm Philharmonic
Orchestra unter der Leitung
von Herbert Blomstedt
Geburtsdatum des
Komponisten
24. Februar 1921 in
Jönköping
12
Ingvar Lidholm
Ingvar Lidholm
Ausbildung auf Studienreisen in Frankreich, der Schweiz und Italien vervollkommnen. Seine beruflichen Stationen sind rasch resümiert: Schon
während der Studienzeit war er als Bratscher im Stockholmer Opernorchester aktiv, 1947 übernahm er den Posten des Städtischen Kapellmeisters in Örebro, 1956 folgte ein Engagement als Kammermusikchef beim
Schwedischen Rundfunk, ein Jahr später wurde er zugleich Redakteur
der renommierten Zeitschrift Nutida Musik und ab 1965 schließlich Professor für Komposition an der Stockholmer Musikakademie, wobei er auch
in späteren Jahren noch dem Schwedischen Rundfunk als Planungsdirektor verbunden blieb.
Eine Mischung aus nordischer Spätromantik mit folkloristischen Untertönen, aus barocker Polyphonie und neoklassischem Idiom à la Bartók
oder Strawinsky prägen Lidholms Frühwerk der 1940er Jahre, darunter
das Orchesterstück Toccata e canto, mit dem ihm 1944 der kompositorische Durchbruch gelang. Entscheidende Impulse für seine künstlerische
Entwicklung aber verdankte er zumal den legendären »Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik«, die er, als erster Schwede, ab 1949 besuchte. Begierig sog Lidholm die Innovationen von serieller Technik und Aleatorik,
der elektronischen Musik wie des Instrumentalen Theaters in sich auf
und integrierte sie nach und nach in seine kompositorische Sprache,
ohne sklavisch irgendeiner Doktrin zu folgen. Seine Kompositionen wiesen von nun an eine neue Radikalität, Stringenz und expressive Tiefen13
Ingvar Lidholm
schärfe auf, und sie trugen ihm zunehmend internationale Beachtung
ein. Manche seiner gewichtigsten Kompositionen dieser Phase sind im
Auftrag renommierter Institutionen im In- und Ausland entstanden und
wurden mit großem Erfolg im Rahmen internationaler Festivals präsentiert – so Ritornell (beim IGNM-Fest 1958 in Straßburg), Motus Colores
(Auftragswerk des SWR, uraufgeführt von Hans Rosbaud beim IGNMFest 1960 in Köln) oder Greetings from an Old World (Auftragswerk der
Clarion Music Society New York zur 200-Jahr-Feier der USA 1976). Ein
Schlüsselwerk in Lidholms Œuvre, geprägt vom turbulenten Zeitgeist dieser
experimentierfreudigen Aufbruchsjahre der Neuen Musik, markiert das
Orchesterstück Poesis, das als Auftragskomposition zum 50-jährigen Bestehen der Stockholmer Philharmoniker im Herbst 1963 entstanden ist.
Man kann sich gut vorstellen, wie verblüfft und ratlos die Musiker bei den
Proben zur Uraufführung am 14. Januar 1964 zunächst auf diese Geburtstagsgabe reagierten. Denn die Partitur (für je vier Holzbläser, Blechbläser,
Schlagzeuger und große Streicherbesetzung) erfordert höchst ungewöhnliche Spieltechniken, ist zudem über weite Strecken unorthodox notiert,
oft ohne präzise Angaben von Tonhöhen und Dauer in »optischer« oder
»aktionistischer« Symbolnotation und lässt zumal in den solistischen
Partien von Klavier und Kontrabass viel Freiraum für Improvisation. Dank
der umsichtigen Leitung seines Dirigenten Herbert Blomstedt konnte das
Orchester jedoch alle Schwierigkeiten souverän meistern, und die SchallIngvar Lidholm: Partiturausschnitt aus Poesis
14
Ingvar Lidholm
Herbert Blomstedt und
Ingvar Lidholm
platteneinspielung der Premiere wurde 1965 mit dem Internationalen
Kussewitzky-Preis ausgezeichnet. Herbert Blomstedt, dem »großen Dirigenten und wunderbaren Freund«, der das Stück in den folgenden Jahrzehnten häufig aufführte, ist auch die Neuausgabe der revidierten Partitur von 2011 gewidmet.
Aus geheimnisvollem Beginn, mit geriebenen Sandblöcken in irregulärer
Rhythmik und diffusen Streicherklängen im Pianissimo, erwachsen rasch
weiträumige Crescendi, heftige Sforzato-Attacken und gewaltig aufgetürmte Cluster, die in kunstvollen Instrumentalkombinationen farbenreich changieren. Explosive Bewegungszüge und spukhafte Glissandi wechseln mit Oasen lyrischer Entspannung, bruitistische Klangblöcke mit weiträumig entfalteten Texturen in zarten Webmustern, die in Struktur und
Charakter mitunter an Werke von György Ligeti oder Krzysztof Penderecki
aus derselben Zeit erinnern. Etwa in der Mitte des Stücks wird der Hörer
durch eine extensive Solokadenz des Pianisten überrascht – eine »exzentrische theatralische Szene« voll gestischer und instrumentaler Capricen,
die der Komponist seinerzeit zusammen mit dem Uraufführungsinterpreten Karl-Erik Welin erarbeitet hatte. In der revidierten Fassung von
2011 hat Lidholm dieser Kadenz, die ihm – nach fast fünf Jahrzehnten –
»schon etwas passé« erschien, als Alternative eine »stille klangliche Insel«,
eine Art »Notturno« beigefügt, wobei es dem Solisten freigestellt ist, welche
der beiden Kadenzen er bevorzugt. Gleichwohl bleibt Poesis von hochdramatischer Spannung erfüllt – bis hin zur Schlusspassage, wo sich aus
einem bizarren Kontrabass-Solo ein behutsam aufgebautes OrchesterCrescendo im Unisono entwickelt, das am Ende »wie ein stürzender
Meteor« in sich zusammenfällt. Zwar hat Lidholm inspirierende Impulse
durch das zeitgenössische absurde Theater (etwa Samuel Becketts Words
and Music) nie geleugnet, stets aber betont, dass Poesis keiner programmatischen Idee folge, vielmehr »nichts als Musik, absolute Musik« sei.
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Ingvar Lidholm
Drängen und Pochen
Zu Ludwig van Beethovens Fünfter Symphonie c-Moll, op. 67
Renate Ulm
Kein Motiv Beethovens ist
weltweit derart bekannt,
keines hat so viele Verballhornungen erfahren,
zu so vielen Anekdoten angeregt, keines ist mit
mehr Symbolkraft aufgeladen als diese Gruppe
von vier einfachen Tönen, die jeder nachsingen
kann. Aus diesem simplen musikalischen Element baute Beethoven seine ganze Symphonie
auf. Dabei fällt man – ohne Einleitung, ohne
Vorbereitung – mit diesem Klopfmotiv im Fortissimo fast schon mit der Tür ins Haus. Das Motiv, von Streichern und Klarinette vorgestellt,
wirkt monolithisch: Drei pochende Achtel auf
dem Ton ›g‹, die eine Terz zu einer halben Note
absteigen. Dieser ausgehaltene Ton ›es‹ wird durch
eine Fermate noch um die Hälfte seines Wertes
verlängert. Die Grundtonart c-Moll ist noch nicht
klar herausgearbeitet (es könnte also noch nach
Es-Dur gehen), und schon gerät der Fortgang
wieder ins Stocken. Dann wird das Motiv erneut
gespielt, um einen Ton nach unten versetzt mit
noch länger gehaltener Note. Anlaufen und Innehalten sind die auffallenden Bewegungs- und
Ruheimpulse des ersten Satzes Allegro con brio,
dessen Kern dieses allgegenwärtige Klopfmotiv
ist. Als würde ein Statement verkündet, finden
sich die Orchesterstimmen immer wieder im
Unisono zu diesem Motiv zusammen, zu dem
jeder (der Orchestermitglieder) bereitwillig und
in unterschiedlicher Ausprägung etwas beiträgt.
Laut Anton Schindler, Adlatus von Beethoven,
habe der Komponist gesagt: »So pocht das Schicksal an die Pforte.« Daher mag man das energische Klopfen dieser Töne Schicksal, Unglück oder
Tod nennen, es als gewichtiges Postulat auffassen, als Chiffre für ein brennendes Gesellschafts-
Entstehungszeit
1804–1808
Beiname
»Schicksalssymphonie«
laut Anton Schindler
Widmung
Franz Joseph Maximilian
Fürst von Lobkowitz und
Andrej Kyrillowitsch Graf
Rasumowsky
Uraufführung
22. Dezember 1808 in
Beethovens Akademie im
Theater an der Wien, zuvor
bereits in einer privaten
»Probe« bei Fürst von
Lobkowitz, der auch das
Exklusivrecht besaß
Lebensdaten des
Komponisten
Vermutlich 16. Dezember
1770 (getauft am
17. Dezember 1770) in
Bonn – 26. März 1827 in
Wien
16
Ludwig van Beethoven
Ludwig van Beethoven, Ölgemälde von Isidor Neugass (um 1806)
thema empfinden oder schlicht als Morsezeichen für den Buchstaben V
erkennen, der als Symbol für »Victory« im Zweiten Weltkrieg die Nachrichten der BBC ankündigte.
Die politische Entwicklung um 1800
Das neue Jahrhundert, in dem sich Beethoven über vier Jahre mit der
Arbeit an seiner Fünften und Sechsten Symphonie beschäftigte, brachte
nicht nur eine militärische Aufrüstung und eine neuartige Form der Kriegsführung mit sich, sondern auch eine Adelstitelaufrüstung in einem Europa
der ständig wechselnden Bündnisse: Nachdem sich Napoleon 1804 selbst
zum Kaiser der Franzosen gekrönt hatte und auch noch – mit der Eisernen
Krone der Langobarden – König von Italien geworden war, musste Erzherzog Franz von Österreich nachziehen und trumpfte sogar noch auf,
indem er nun als Doppelkaiser Franz II., Kaiser des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation und Kaiser von Österreich, in die Geschichte
einging. Zar Alexander I. als Kaiser von Russland, König von Polen und
Großfürst von Finnland sah sich von Napoleon gedrängt, mit Friedrich
Wilhelm III., König von Preußen, Markgraf von Brandenburg und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches, ebenfalls gegen Frankreich eine
17
Ludwig van Beethoven
Napoléon, Gemälde von Jacques-Louis David (1800)
Allianz einzugehen. Napoleons Vormachtstreben und die wechselhafte
europäische Politik mündeten in die so genannten Koalitionskriege oder
Napoleonischen Kriege, die von 1800 bis 1814 Europa überzogen. Im Jahr
1809, kurz nach der Uraufführung der beiden Symphonien, marschierte
Napoleon in Wien ein – ein Ereignis, das sich auch in Beethovens Werk, so
zum Beispiel in den marschartigen Partien seines Fünften Klavierkonzerts,
niederschlug.
Der Rentenvertrag
Als sich Beethoven in seinen Skizzenbüchern mit ersten Ideen zur Fünften
beschäftigte, brannte noch ein anderes Thema auf seinen Nägeln: die finanzielle Absicherung seiner Zukunft. Es war noch nicht so lange her, dass
die Komponisten bei Hofe angestellt waren und ganz den Wünschen ihrer
Dienstherren entsprechen mussten, wie der Kapellmeister Joseph Haydn
bei den Fürsten Esterházy. Mozart fiel beim Salzburger Fürsterzbischof
bald in Ungnade und musste, weil er nirgends in Europa eine geeignete
Stelle am Hofe erlangte, als einer der ersten Komponisten von Rang allein
von Aufträgen leben. Beethoven hatte zwar bis 1809 viele Gönner im
finanzstarken Adel, aber auch keine regelmäßigen Einkünfte. Diese Unsicherheit machte ihm – gerade in der Entstehungszeit der Fünften Sym18
Ludwig van Beethoven
phonie – zunehmend zu schaffen. Daher plante
er Konzertreisen als Pianist und wollte schließlich
in Kassel die ihm 1808 angebotene Kapellmeisterstelle bei Jérôme Bonaparte, dem jüngsten
Bruder Napoleons, annehmen. Selbst als er schon
an der Missa solemnis (1819–1823) arbeitete, hegte
er immer noch den (nie erfüllten) Traum einer
Kapellmeisterposition in Olmütz bei seinem
früheren Schüler Erzherzog Rudolph, der dort
Kardinal und Erzbischof war. Man muss sich
nochmals klarmachen: Beethoven litt bereits an
zunehmender Schwerhörigkeit. Seine öffentlichen Auftritte als Pianist, solistisch wie konzertant, waren kaum mehr problemlos durchzuführen. Schon ab 1804 hörte Beethoven bei der
Einstudierung seiner symphonischen Werke
nicht mehr die Bläserstimmen. Dennoch war er
überzeugt, öffentliche Auftritte noch absolvieren
zu können. Seine ernsthaften Absichten also,
Wien wegen einer festen Anstellung zu verlassen, ließen den musikverständigen und kunstfördernden Adel zu einer Art Krisensitzung zusammenfinden: Fürst Kinsky, Fürst Lobkowitz
und Erzherzog Rudolph vereinbarten daraufhin,
Beethoven eine Leibrente auszusetzen, wenn dieser in Wien bleiben und mit seinen Kompositionen weiterhin zum kulturellen Glanz der
Kaiserstadt beitragen würde. Dieser Rentenvertrag wurde am 1. März 1809 unterzeichnet und
sicherte Beethoven zunächst ein Jahresgehalt
von 4000 Gulden zu. Außerdem unterstützte der
Hochadel seine Akademien, die neben den Erstaufführungen dem Komponisten weitere Einkünfte einbrachten. Mit den Konzerteinnahmen
und der Leibrente war für Beethoven ein wichtiger Schritt in die künstlerische Autonomie geschafft.
Jérôme Bonaparte, Fürst Kinsky, Fürst Lobkowitz,
Erzherzog Rudolph
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Ludwig van Beethoven
Das fehlende private Glück
Neben dem rapiden Verlust des Gehörs durchlebte Beethoven in den
ersten Jahren des 19. Jahrhunderts verschiedene Liebesbeziehungen, die
allerdings wieder im Sande verliefen. Er musste auf die erhoffte Ehe verzichten. Zu einer seiner intensivsten Verbindungen zählte die musikalische
Familie Brunsvik aus altem ungarischen Adel. Beethoven begann als Klavierlehrer der Töchter Therese und Josephine. Wie sich die ältere Therese
erinnerte, blieb der Lehrer statt einer oft vier bis fünf Stunden und wurde
nicht müde, die hohe Handstellung der Schwestern zu korrigieren und
ihre Finger »niedrig zu halten und zu biegen«. Die zweitälteste Tochter
Josephine wird in der neueren Beethoven-Literatur sogar als dessen Geliebte
bezeichnet. Die enge Freundschaft zu Josephine, verheiratete Gräfin Deym,
entwickelte sich, als diese 1804 Witwe geworden war: »Mein Herz haben
Sie schon längst, lieber Beethoven, wenn Ihnen diese Versicherung Freude
machen kann, so empfangen Sie sie – Aus dem reinsten Herzen.« Beethoven schrieb ihr im selben Jahr: »Lange – lange – Dauer – möge unsrer
Liebe werden – sie ist so edel – so sehr auf wechselseitige Achtung und
Freundschaft gegründet [...] O laßen sie mich hoffen, daß ihr Herz lange –
für mich schlagen werde. Das meinige kann nur aufhören, für Sie zu schlagen – wenn es gar nicht mehr schlägt, geliebte J.«
Über diese neue Freundschaft informierte sogleich die dritte Tochter
Charlotte die Eltern, die eine Beziehung zwischen der Adeligen und dem
Bürgerlichen, weil nicht standesgemäß, unbedingt verhindern wollten.
Josephine hätte nämlich als Konsequenz den Adelstitel verloren, aber –
was noch schlimmer gewesen wäre: Man hätte ihr die Vormundschaft für
die Kinder entzogen. »Dieser Vorzug, den Sie mir gewährten, das Vergnügen Ihres Umgangs«, schrieb Josephine an Beethoven, »hätte der schönste
Schmuck meines Lebens seyn können[,] liebten Sie mich minder sinnlich –
daß ich diese Sinnliche Liebe, nicht befriedigen kann – zürnen Sie auf
mich – Ich müßte heilige Bande verletzen, gäbe ich Ihrem Verlangen Gehör – Glauben Sie – daß ich, durch Erfüllung meiner Pflichten, am meisten
leide – und daß gewiß, edle Beweggründe meine Handlungen leiteten.«
1950 kam ein Konvolut von 14 Briefen ans Licht, in denen Beethoven in
höchst leidenschaftlichem Ton an die »einzige Geliebte« schrieb, der dem
des berühmten Briefes aus dem Jahr 1812 an die bis heute unbekannte
»Unsterbliche Geliebte« sehr ähnlich ist. Möglicherweise war Josephine
diese Angebetete, sie zählt auf alle Fälle zum engen Kreis der mutmaßlichen Freundinnen. Wegen dieser schwerwiegenden familiären Folgen
dürfte sich das anfangs stürmische Verhältnis stetig abgekühlt haben,
Beethoven wurde plötzlich nicht mehr vorgelassen, dann nicht einmal
mehr eingelassen. Ab 1808 war die Liaison zunächst beendet, sehr zum
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Ludwig van Beethoven
Ludwig van Beethoven, Ölgemälde von Joseph Willibrord
Mähler (um 1804)
Leidwesen Beethovens. Am 3. Juli 1812 soll es in Prag noch einmal zu
einem Treffen gekommen sein. Viel ist bereits spekuliert und gerechnet
worden, so auch, dass Josephines am 8. April 1813 geborenes Kind Minona
nach dem Treffen in Prag eine Tochter Beethovens hätte sein können, auch
weil der Name rückwärts gelesen »Anonym« bedeutet … Oder dass die
vier Silben des Namens Josephine in manch zart intonierter Melodie Gestalt angenommen haben. Was auch immer wahr gewesen sein mag und
man selbst als wahr annehmen möchte: Die große Verliebtheit Beethovens,
seine Enttäuschung und sein Verzicht prägten all die Jahre, in denen die
Fünfte und Sechste Symphonie entstanden.
Das Pochen
Das Motiv zu Beginn der Fünften Symphonie birgt in sich ein kompositionstechnisches Problem, es ist in sich geschlossen, ohne zu schließen.
Dieses Paradoxon muss man erklären: Die vier berühmten Töne tragen
in sich zunächst keinen weiterführenden Bewegungsimpuls, sie verhallen
unbeantwortet auf einer Fermate, und die absteigende Terz hat keine
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Ludwig van Beethoven
Die ersten Takte der Fünften Symphonie mit dem berühmten Viertonmotiv
in Beethovens Handschrift
Schlusswirkung wie ein Dominante-Tonika-Kadenzschritt, der einen Abschluss klar definiert. Es müssen daher mehrere Ansätze unternommen
werden, um die Symphonie richtig in Schwung zu bringen. Das Motiv
wird pulsierend aneinandergereiht oder übereinandergeschichtet. Das
Entscheidende für den Fortgang aber sind die kleinen, anfangs kaum bemerkbaren Veränderungen, mit denen nicht mehr auf den Tonrepetitionen beharrt wird, sondern neue Bewegungsrichtungen erschlossen werden.
Dazu finden sich Phrasierungsarten, die eine unruhige Phasenverschiebung einleiten und auf diese Weise den musikalischen Fluss fördern und
in ihrer neuen Rhythmisierung für Spannung sorgen. So bekommt das
viertönige Motiv den nötigen Impuls, das anfangs statisch wirkende Gebilde nun kraftvoll anzutreiben. Sforzati bringen die metrischen Verschiebungen wieder ins Lot, und das auf nur zwei Tonrepetitionen verkürzte
Motiv (begonnen in Pauke und Trompeten) wirkt nun noch stürmischer
und drängender. Dennoch bleibt das Klopfmotiv in seiner Grundform
unverändert präsent, selbst wenn es das lyrische Seitenthema nur unterschwellig in den tiefen Streichern grundiert. Jeder Versuch, das musikalische Geschehen in Bewegung zu halten, und jeder orchestrale Schlagabtausch, wie zwischen Bläsern und Streichern, mündet doch wieder in
22
Ludwig van Beethoven
das im Unisono vorgetragene Motiv. Harmonisch wird die Grundtonart
c-Moll angestrebt und zugleich dynamisch forciert, aber sie ist im Verlauf
des ersten Satzes kaum von längerer Dauer und wird, sobald sie erreicht
ist, sogleich wieder verlassen.
Zwei Passagen im Allegro con brio sind besonders auffallend und berührend: einmal das von den Hörnern im Fortissimo herausgestellte Motiv,
an das sich das »dolce« zu spielende Seitenthema anschließt – ein zarter
Gedanke, der über dem leise pochenden Hauptmotiv aufblüht. Dann die
kleine Melodie der Oboe zu Beginn der Reprise, die wie ein zarter Gedanke über allem schwebt und die – mit der Tempobezeichnung Adagio –
inmitten des schnellen, lauten Allegro für einen kurzen Moment in eine
ganz andere, sehnsuchtsvolle Welt eintauchen lässt. Doch dieser Moment
vergeht viel zu schnell, schon drängen die Tonrepetitionen weiter und
immer deutlicher auf das abschließende c-Moll zu. Die Motivwiederholungen bekommen eine fast manische Komponente, die an das Klavierstück Die Wut über den verlorenen Groschen erinnert: Denn wie eine
fixe Idee, die sich nicht vertreiben lässt, taucht das Motiv auch zwischen
all den neuen Gedanken unverändert, unbezwingbar wieder auf. Erstaunlich ist, dass der Kopfsatz, der von seinen Ausmaßen fast immer der längste
und gewichtigste einer Symphonie bei Beethoven ist, in der Fünften deutlich weniger Zeit beansprucht als etwa der langsame Satz oder das Finale.
Die Fünfte Symphonie in c-Moll ist neben der Neunten die wohl bekannteste Komposition
Ludwig van Beethovens und damit auch das Werk, das am häufigsten zitiert wird, sich
aber auch – gerade wegen seines Bekanntheitsgrades – am besten für Karikaturen und
Verballhornungen eignet, so gesehen in dem Band Munzlingers Musikschule.
23
Ludwig van Beethoven
Das Theater an der Wien,
kolorierter Stich nach
Jakob Alt (um 1815)
Hier wurde Beethovens
Fünfte Symphonie am
22. Dezember 1808 zum
ersten Mal öffentlich
gespielt
Das zarte As-Dur-Motiv
Größer könnte der Kontrast nicht sein: Nach den letzten wie gemeißelten
Akkorden des ersten Satzes in c-Moll entströmt den tiefen Streichern (Violen und Celli) eine zarte As-Dur-Kantilene zum Pizzicato der Bässe, aus
der ein Motiv hervorgeht, das durch seine dreimalige Wiederholung sogleich auffällt, den gesamten Satz prägt und oft in Seufzern absteigt. Als
Meister der Instrumentation und der thematischen Veränderung stellt
Beethoven im Andante con moto dieses lyrische, viertönige Motiv mit
seinen Varianten in immer neuen Klangfarben dar, als würde hier ein
Charakterbild aus vielen, ganz unterschiedlichen Facetten geschaffen: sanft
wie zu Beginn, heiter mit Klarinetten zur Pizzicato-Begleitung, majestätisch
im Auftreten mit Hörnern, Trompeten und Pauken, geheimnisvoll-leise,
sehr empfindsam, sehnsuchtsvoll-hoffend, bevor es von der nächsten grandiosen Auftrittsmusik abgelöst wird. Aber es erscheint auch ängstlich bebend, tänzerisch kreisend, schwebend und grotesk überzeichnet. Nach
einer Fermate, einem gedanklichen Innehalten, wird über einem verminderten Akkord ein zweites Thema – ebenfalls »dolce« – von den solistischen Bläserstimmen eingeführt und von Flöte, Oboe und Klarinetten in
seltsam gegenläufigen Terzgängen eng miteinander verflochten. Das glanzvolle Auftrittsmotiv des Anfangs wird nun mit dem zweiten Thema derart
kombiniert, dass die Charakteristika beider miteinander zu verschmelzen
scheinen. Mit zahlreichen Piano- und Dolce-Vorschriften versehen, erhält
diese Variante in einer Art bewegter Schluss-Stretta »più moto« sogar einen
kurzen dithyrambischen, euphorischen Abschnitt. Abschließend klingt
das zweite Thema ganz naturverbunden in Hornquinten aus, und an das
erste Motiv wird noch zweimal im Fortissimo erinnert. Übrigens glaubt
man, im Andante manchmal das »Schicksalsmotiv« aus dem ersten Satz
zu hören, das aber noch markanter im Scherzo wiederkehrt.
24
Ludwig van Beethoven
Die Flucht vor der Manie
Im Scherzo macht sich Beethoven geradezu lustig über das Klopfmotiv,
das zwar nicht identisch aus dem ersten Satz übernommen, aber doch
klar aus ihm abgeleitet ist und sich hier als Tonrepetition auf vier gleichen Noten zeigt. Wenn der Komponist das Trio dann ungewöhnlicherweise noch als Fuge aufbaut, könnte man auf die Idee kommen, er
wolle diesem (inzwischen) penetranten Motiv – ganz dem Sujet des
Scherzos entsprechend – humorvoll entkommen. Mehrfach müssen die
tiefen Streicher das Fugen-Thema ansetzen, als strauchelten sie auf der
überhasteten »Flucht«. Dabei werden sie immer wieder von den pochenden Tonrepetitionen eingeholt, die zuletzt von Oboen und Fagotten im
näselnden Tonfall karikiert werden und in den letzten 50 Takten der
Paukenstimme zum Dauerton ›c‹ werden, der auch gegen die Dominante
›G‹ in den anderen Stimmen stur durchgehalten wird.
Ein fast gewalttätiger Schluss
Beethoven lässt das Scherzo fließend ins Finale übergehen, das nach
dem Prinzip »Per aspera ad astra« nun in strahlend-überwältigendem
C-Dur zur Apotheose wird. Verstärkt wird das Orchester mit drei Posaunen, Piccoloflöte und Kontrafagott. Nur in diesem Satz spielen diese
drei Instrumente mit, die für die damalige Zeit gar keine typischen Orchesterinstrumente waren. Sie tragen enorm zum triumphalen Glanz
bei und fächern den Klangraum entscheidend auf. Beethoven schrieb
dazu: »Das lezte Stück der Sinfonie ist mit 3 Posaunen und flautino –
zwar nicht 3 Pauken, wird aber mehr Lärm als 6 Pauken und zwar bessern
Lärm machen.« Auch hier spielen die pochenden Tonrepetitionen weiterhin eine zentrale Rolle, und es ist nur konsequent zu Ende gedacht,
dass der Schluss der Symphonie im rasenden Presto geradezu eine Verdichtung des Klopfens und Pochens vorführt, das sich schier in die Unendlichkeit fortsetzt. So behäbig sich die musikalische Bewegung zu
Beginn der Symphonie einstellte, am Ende ist sie kaum mehr zu bremsen: Nicht einmal nach sechs Kadenzvorgängen (Dominante-Tonika) ist
der Strom der Musik aufzuhalten, im Gegenteil, er drängt weiter. Erst
im zweiten Anlauf hat der Schlussakkord nach sieben vorausgehenden
machtvoll herausgestanzten C-Dur-Akkorden im Fortissimo Bestand.
Wenn man dieses Werk als Beethovens »Schicksalsymphonie« sehen möchte,
dann könnte ein Ausspruch Beethovens das Wesen der gesamten Symphonie mit ihrem apotheotischen Schluss auf den Punkt bringen: »Ich
will dem Schicksal in den rachen greifen, ganz niederbeugen soll es
mich gewiss nicht.«
25
Ludwig van Beethoven
»Der einzig Geliebten«
Briefe Beethovens an Josephine Gräfin Deym
zwischen 1805 und 1807
Anfang 1805
»Von ihr – der einzig Geliebten – warum giebt es keine Sprache die das
Ausdrücken kann was noch weit über Achtung – weit über alles ist – was
wir noch nennen können – o, wer kann Sie ansprechen, und nicht fühlen daß so viel er auch über Sie sprechen möchte – das alles nicht Sie –
erreicht – – nur in Tönen – Ach bin ich nicht zu stolz, wenn ich glaube,
die Töne wären mir williger als die Worte – Sie – Sie – mein Alles meine
Glückseligkeit – Ach nein – auch nicht in meinen Tönen kann ich es,
obschon die Natur mich hierin nicht karg beschenktest, so ist doch zu
wenig für Sie. Stille, schlage nur, armes Herz – weiter kannst du nichts – –
Für Sie – immer für Sie – nur Sie – ewig Sie – bis ins Grab nur Sie – Meine
Erquickung – mein Alles o Schöpfer wache über Sie – Seegne ihre Tage –
eher über mich alles ungemach – nur Sie – stärke seegne tröste Sie – in
dem armseeligen, und doch oft glückseeligen Daseyn der sterblichen
Menschen – – Wäre auch Sie nicht – die mich wieder an das Leben
angekettet auch ohne dieses wäre sie mir alles –
Wien, April/Mai 1805
Es darf wohl keines Beweises – wie gern ich heute heute zu ihnen gekommen – aber – nur überhaüfung Von Arbeiten – und noch dazu erst diese
Nacht um halb 3 – nach hause gekommen – Sie waren so Traurig gestern
liebe J. – kann ich denn gar nichts auf Sie wirken – da Sie ja doch so sehr
auf mich wircken – mich so glücklich machen – überlassen Sie sich doch
ja so sehr nicht ihrem Hange zur Traurigkeit, wie wehe thut mirs Sie so
zu sehen – und um so mehr, wenn man nicht weiß, wie oder wo mann
helfen kann – […] leben sie Wohl Engel meines Herzens.
Wien, ca. 1807
Liebe gute liebe, – – – J. – […] ich versuche es diesen Abend ob ich Sie
geliebte liebe, liebe, J. finde, ist es nicht, nun so fluche ich ihren Verwandten alle Übel an den Hals –
leben Sie wohl liebe ich habe Sie so lieb, als sie mich nicht liebhaben.
Ihr treuer Beethoven
26
Briefe an Josephine
Josephine Brunsvik,
Gräfin Deym
Unbezeichnete Bleistiftminiatur von 1804
Wien, nach dem 20. September 1807
Liebe J. da ich beynahe fürchten muß, daß Sie sich von mir gar nicht
mehr finden laßen – und ich mich den Abweisungen ihres Bedienten
nicht mehr unterziehen mag – so kann ich wohl nicht anders mehr zu
ihnen kommen – als Wenn Sie mir hierüber ihre Meynung offenbaren – ist
es wircklich an dem – daß Sie mich nicht mehr sehen wollen – so – gebrauchen sie Offenherzigkeit – ich verdiene sie gewiß um Sie – als ich mich
von ihnen entfernte, glaubte ich dieses zu müßen, da es mir vorkam, als
wünschten Sie dieses – obschon ich nicht wenig gelitten hierdurch – so
bemeisterte ich mich meiner doch – doch kamm es mir später wieder vor
als – irrte ich mich in ihnen – das übrige enthält alles mein ihnen vor
kurzem überschikter Brief – sagen sie liebe J. – mir ihre Meynung nichts
soll Sie binden – ich kann und darf wohl in diesen Verhältnissen nichts
mehr zu ihnen sagen – leben sie wohl liebe liebe J –
27
Briefe an Josephine
BR-KLASSIK
HIGHLIGHTS IM FERNSEHEN
BAYERISCHES FERNSEHEN
Sonntag, 15. Mai 2016 | 10.10 Uhr
Mariss Jansons dirigiert
Jean Sibelius: Symphonie Nr. 2 D-Dur, op. 43
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Konzertaufzeichnung vom 13. November 2015
aus dem Münchner Herkulessaal (Erstausstrahlung)
Sonntag, 22. Mai 2016 | 10.15 Uhr
Mariss Jansons dirigiert
Johannes Brahms: Symphonie Nr. 2 D-Dur, op. 73
Konzertaufzeichnung aus dem Münchner Herkulessaal
von 2006
Montag, 23. Mai 2016 | 23.15 Uhr
KlickKlack
Das Musikmagazin
Moderation: Martin Grubinger
Montag, 23. Mai 2016 | 23.45 Uhr
Festkonzert aus der Alten Kapelle Regensburg
W. A. Mozart: Symphonie C-Dur, KV 425 (»Linzer«)
L’Orfeo Barockorchester
Konzertmeisterin: Michi Gaigg
Konzertaufzeichnung von 2009
ARD-ALPHA
Montag, 16. Mai 2016 | 11.00 Uhr
Jonas Kaufmann singt
Mozart, Beethoven, Weber und Wagner
Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Michael Güttler
Konzertaufzeichnung aus der Münchner Philharmonie im Gasteig
(2010)
br-klassik.de
Mariss Jansons
BR-KLASSIK
HIGHLIGHTS IM RADIO
Sonntag, 15. Mai 2016 | 8.05 Uhr
Die Bach-Kantate
»Wer mich liebet, der wird mein Wort halten«, Kantate zum ersten Pfingstfesttag,
BWV 74 (Bach Collegium Japan: Masaaki Suzuki)
Sonntag, 15. Mai 2016 | 10.05 Uhr
Symphonische Matinée
Mit Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Mariss Jansons
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 4 B-Dur
Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert für Flöte, Harfe und Orchester C-Dur, KV 299
Joseph Haydn: Messe B-Dur, Hob. XXII:14 (»Harmoniemesse«)
Montag, 16. Mai 2016 | 16.00 Uhr
Live aus dem Münchner Nationaltheater – Surround
Richard Wagner: »Die Meistersinger von Nürnberg«
Hans Sachs – Wolfgang Koch
Walther von Stolzing – Jonas Kaufmann
Chor der Bayerischen Staatsoper
Bayerisches Staatsorchester
Leitung: Kirill Petrenko
Dienstag, 17. Mai 2016 | 19.05 Uhr
KlassikPlus
»Mit Schirm, Charme und Melone«
Ein Komponist zwischen Mystik und Moderne
Erik Satie zum 150. Geburtstag
Von Susanne Schmerda
Dienstag, 17. Mai 2016 | 20.03 Uhr
Interpretationen im Vergleich
Felix Mendelssohn Bartholdy: Klaviertrio Nr. 1 d-Moll, op. 49
Aufnahmen mit Artur Rubinstein / Jascha Heifetz / Gregor Piatigorsky,
Martha Argerich / Renaud Capuçon / Gautier Capuçon,
André Previn / Anne-Sophie Mutter / Lynn Harrell,
dem Beaux Arts Trio u. a.
Von Christine Lemke-Matwey
br-klassik.de
Kirill Petrenko
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WERDEN!
Freunde sind wichtig im Leben eines jeden von uns.
Diese Überlegung machten sich musikbegeisterte
und engagierte Menschen zu eigen und gründeten
den gemeinnützigen Verein »Freunde des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks e. V.«.
Seine heute ca. 1000 Mitglieder fördern die herausragende künstlerische Arbeit des Symphonieorchesters und seiner Akademie nach Kräften. Der Verein
trägt dazu bei, den Ruf dieses weltweit berühmten
Orchesters weiterhin zu mehren. Mit der finanziellen
Unterstützung der »Freunde« werden Instrumente
finanziert, Kompositionsaufträge erteilt, Kammermusikkurse abgehalten und jungen Talenten in der Akademie eine erstklassige Ausbildung an ihren Instrumenten ermöglicht. Den »Freunde«-Mitgliedern werden
zahlreiche attraktive Vergünstigungen angeboten, von
exklusiven Besuchen ausgewählter Proben über bevorzugte Kartenbestellungen bis hin zu Reisen des
Orchesters zu Sonderkonditionen.*
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Welt der klassischen Musik entführen!
Kontakt:
Freunde des Symphonieorchesters
des Bayerischen Rundfunks e. V.
Geschäftsstelle: Ingrid Demel, Sabine Hauser
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Telefon: (089) 49 34 31
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* Rechtsverbindliche Ansprüche bestehen jeweils nicht
Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks
Schon bald nach seiner Gründung 1949 durch Eugen Jochum entwickelte
sich das Symphonieorchester zu einem international renommierten Klangkörper, dessen Ruf die auf Jochum folgenden Chefdirigenten Rafael Kubelík,
Sir Colin Davis und Lorin Maazel stetig weiter ausbauten. Neben den Interpretationen des klassisch-romantischen Repertoires gehörte im Rahmen
der 1945 von Karl Amadeus Hartmann gegründeten musica viva von Beginn an auch die Pflege der zeitgenössischen Musik zu den zentralen Aufgaben des Orchesters. Seit 2003 setzt Mariss Jansons als Chefdirigent neue
Maßstäbe. Von den Anfängen an haben viele namhafte Gastdirigenten wie
Erich und Carlos Kleiber, Otto Klemperer, Leonard Bernstein, Günter
Wand, Sir Georg Solti, Carlo Maria Giulini, Kurt Sanderling und Wolfgang
Sawallisch das Symphonieorchester geprägt. Heute sind Bernard Haitink,
Riccardo Muti, Esa-Pekka Salonen, Herbert Blomstedt, Franz Welser-Möst,
Daniel Harding, Yannick Nézet-Séguin, Sir Simon Rattle und Andris Nelsons
wichtige Partner. Tourneen führen das Orchester durch Europa, nach Asien
sowie nach Nord- und Südamerika. Als »Orchestra in Residence« tritt das
Orchester seit 2004 jährlich beim Lucerne Festival zu Ostern auf, 2006 wurde
es für seine Einspielung der 13. Symphonie von Schostakowitsch mit dem
Grammy geehrt. Bei einem Orchesterranking der Zeitschrift Gramophone,
für das international renommierte Musikkritiker nach »The world’s greatest
orchestras« befragt wurden, kam das Symphonieorchester auf Platz sechs.
www.br-so.de
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Twitter: @BRSO
31
Biographien
32
Biographien
Herbert Blomstedt
Herbert Blomstedt, in den USA als Sohn schwedischer Eltern geboren,
studierte Dirigieren an der Juilliard School of Music in New York, zeitgenössische Musik in Darmstadt sowie Renaissance- und Barockmusik
an der Schola Cantorum in Basel und arbeitete mit Igor Markevitch in
Salzburg und Leonard Bernstein in Tanglewood zusammen. 1954 debütierte er beim Philharmonischen Orchester Stockholm, es folgten Chefpositionen beim Oslo Philharmonic Orchestra sowie beim Dänischen und
Schwedischen Radio-Sinfonieorchester. Von 1975 bis 1985 war Herbert
Blomstedt Chefdirigent der Staatskapelle Dresden, bei der er weiterhin
regelmäßig zu Gast ist. 1985 wurde Herbert Blomstedt zum Music Director
des San Francisco Symphony Orchestra berufen – ein Amt, das er zehn
Jahre innehatte. Bis heute kehrt er als Ehrendirigent alljährlich dorthin
zurück. Nach zwei Jahren als Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters
in Hamburg leitete er von 1998 bis 2005 das Gewandhausorchester Leipzig,
dem er ebenfalls als Ehrendirigent weiterhin verbunden bleibt. Dieselbe
Auszeichnung verliehen ihm das Dänische und das Schwedische RadioSinfonieorchester, das NHK Symphony Orchestra, die Bamberger Symphoniker sowie erst letzte Woche die Staatskapelle Dresden, die ihn bereits
2007 mit der Goldenen Ehrennadel gewürdigt hatte. Viele der Aufnahmen
seiner umfangreichen, mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Diskographie, insbesondere mit der Staatskapelle Dresden, dem Gewandhausorchester Leipzig und dem San Francisco Symphony Orchestra, haben
Referenzcharakter, so die Gesamteinspielungen der Symphonien von Carl
Nielsen, Jean Sibelius und Anton Bruckner. Zu seinem 90. Geburtstag im
kommenden Jahr wird eine Einspielung aller Beethoven-Symphonien
mit dem Gewandhausorchester erscheinen. Als Gastdirigent steht Herbert
Blomstedt am Pult vieler Spitzenorchester weltweit, darunter die Berliner
und Wiener Philharmoniker, das Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam, das Orchestre de Paris sowie die führenden nordamerikanischen
Klangkörper. Auch beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
ist Herbert Blomstedt seit vielen Jahren ein gerngesehener Gast. Zuletzt
war er hier im Juni 2015 mit der Vierten Symphonie von Beethoven und
der Fünften Symphonie von Nielsen zu erleben. Anlässlich der Probenarbeit für dieses Konzert entstand das Filmporträt Blomstedt probt Beethoven. Herbert Blomstedt ist ein gewähltes Mitglied der Königlich-Schwedischen Musikakademie, 2003 erhielt er das »Große Verdienstkreuz des
Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland«. Im April 2016 wurde
er für sein künstlerisches Lebenswerk mit dem renommierten dänischen
Léonie-Sonning-Musikpreis ausgezeichnet.
33
Biographien
9. und 10.6. 20 Uhr Herkulessaal
E
Informationen: br-so.de, Tickets: br-klassikticket.de € 13 / 18 / 30 / 38 / 46 / 56 / 65 Einführung: 18.45 Uhr
E
E
E
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
HEINZ HOLLIGER Dirigent, SARAH MARIA SUN Sopran, CHRISTIAN GERHAHER Barition – CLAUDE
DEBUSSY »Clair de lune«; »Prélude à l’après-midi d’un faune«; »Khamma« (Légende dansée); HEINZ
HOLLIGER »Dämmerlicht« für Sopran und Orchester; CLAUDE DEBUSSY »Trois ballades de François
Villon«; »Trois chansons de France«; »Trois poèmes de Mallarmé« für Bariton und Orchester
KAMMERKONZERT
MUSICA VIVA
SA. 28.5.2016
Max-Joseph-Saal der
Münchner Residenz
20.00 Uhr
SO. 29.5.2016
Evangelische Akademie Tutzing
18.00 Uhr
5. Konzert mit Solisten des
Symphonieorchesters
des Bayerischen Rundfunks
SA. 4.6.2016
Herkulessaal
20.00 Uhr
Konzerteinführung 18.45 Uhr
5. Abo
CARSTEN CAREY DUFFIN Horn
HEATHER COTTRELL Violine
BENEDICT HAMES Viola
VÉRONIQUE BASTIAN Viola
FREDERIKE JEHKUL-SADLER
Violoncello
LUKAS MARIA KUEN Klavier
DAVID ROBERTSON
Leitung
MORITZ EGGERT
Stimme
SYNERGY VOCALS
NORBERT OMMER
Klangregie
SYMPHONIEORCHESTER DES
BAYERISCHEN RUNDFUNKS
MORITZ EGGERT
»Muzak« für Stimme und großes
Orchester (2016, UA)
STEVE REICH
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Quintett für Horn, Violine, zwei Violen »The Desert Music« für zehn
elektronisch verstärkte Stimmen
und Violoncello Es-Dur, KV 407
und Orchester (1983)
ASTOR PIAZZOLLA
»La calle 92« für Viola und Violoncello
GYÖRGY LIGETI
€ 12 / 25 / 38
Trio für Violine, Horn und Klavier
GABRIEL FAURÉ
Klavierquartett Nr. 1 c-Moll, op. 15
München: € 15 / 19 / 23
Tutzing: € 25 / 30 / 35 Studenten € 15
(inklusive Eintritt in den Schlosspark und
Schlossführung), Vorverkauf über die
Buchhandlung Held, Hauptstraße 70, 82327
Tutzing Tel.: (08158) 83 88
35
Vorschau
BR-KLASSIK-STUDIOKONZERTE
ABONNEMENT 2016 / 2017
Di. 18. Oktober 2016, Studio 2, 20 Uhr
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ANNA LUCIA RICHTER SOPRAN
MICHAEL GEES KLAVIER
Schumann, Britten, Brahms
Di. 4. April 2017, Studio 2, 20 Uhr
ANDREAS BRANTELID VIOLONCELLO
CHRISTIAN IHLE HADLAND KLAVIER
Beethoven, Janáček, Mjaskowski
Di. 15. November 2016, Studio 2, 20 Uhr
KLAVIERABEND
INGRID JACOBY
Mozart, Ponce, Fauré, Debussy u. a.
Di. 9. Mai 2017, Studio 2, 20 Uhr
AUGUSTIN HADELICH VIOLINE
CHARLES OWEN KLAVIER
Beethoven, Schnittke, Mozart,
Strawinsky, Tschaikowsky
Di. 7. Februar 2017, Studio 2, 20 Uhr
LIEDERABEND
BENJAMIN APPL BARITON
GRAHAM JOHNSON KLAVIER
Beethoven, Schumann, Schubert, Wolf
Di./Mi. 30./31. Mai 2017
Studio 2, 20 Uhr
FESTIVAL DER ARD-PREISTRÄGER
Pierné, Mozart, Bax, Jongen, Caplet,
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RUNDFUNKORCHESTER
SYMPHONIEORCHESTER
FR. 10.6.2016
Herz-Jesu-Kirche, Neuhausen
20.00 Uhr
Konzerteinführung 19.00 Uhr
4. Paradisi gloria
DO. 16.6.2016
FR. 17.6.2016
Philharmonie
20.00 Uhr
Konzerteinführung 18.45 Uhr
8. Abo A
PAUL DANIEL
Leitung
FLORIAN ADAM
Englischhorn
DUNCAN ROCK
Bariton
LINA HABICHT
Rezitation
MÜNCHNER
RUNDFUNKORCHESTER
JAMES MACMILLAN
»The World’s Ransoming«
für Englischhorn und Orchester
PĒTERIS VASKS
»Viatore« für Streichorchester
RALPH VAUGHAN WILLIAMS
»Five Mystical Songs« für Bariton
und Orchester
Präludium und Fuge c-Moll für
Orchester
BERNARD HAITINK
Leitung
GERHILD ROMBERGER
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CHOR DES BAYERISCHEN
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Symphonie Nr. 3 d-Moll
€ 25 / 35 / 49 / 58 / 69 / 82
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DANIEL HARDING
DIRIGENT
ANNET TE DASCH SOPR AN
ELISABETH KUL M AN MEZ ZOSOPR AN
ANDREW STAPLES TENOR
GER ALD FINLEY BARITON
SYMPHONIEORCHESTER UND CHOR
DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
LUDWIG VAN BEETHOVEN:
LEONOREN - OUVERTÜRE NR. 3 C- DUR OP. 72B
ROBERT SCHUMANN:
NACHTLIED OP. 108 FÜR CHOR UND ORCHESTER
LUDWIG VAN BEETHOVEN:
SYMPHONIE NR. 9 D - MOLL OP. 125
SONNTAG
17. JULI 2016
20.00 UHR
KARTEN:
WWW.KLASSIK-AM-ODEONSPLATZ.DE
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SYMPHONIEORCHESTER
KARTENVORVERKAUF
DO. 30.6.2016
FR. 1.7.2016
Herkulessaal
20.00 Uhr
Konzerteinführung 18.45 Uhr
4. Abo D
BRticket
Foyer des BR-Hochhauses
Arnulfstr. 42, 80335 München
Mo.–Fr. 9.00–17.30 Uhr
Telefon: 0800 / 5900 594
(kostenfrei im Inland),
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Postfach 20 14 13
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Telefon: 089 / 54 81 81 81
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Umland über alle an München Ticket
angeschlossenen Vorverkaufsstellen
SIR JOHN ELIOT GARDINER
Leitung
PIOTR ANDERSZEWSKI
Klavier
SYMPHONIEORCHESTER DES
BAYERISCHEN RUNDFUNKS
GIOACHINO ROSSINI
Ouvertüre zu »Le siège de
Corinthe«
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Klavierkonzert G-Dur, KV 453
JOHANNES BRAHMS
Symphonie Nr. 4 e-Moll, op. 98
Schüler- und Studentenkarten
zu € 8,– bereits im Vorverkauf
€ 13 / 18 / 30 / 38 / 46 / 56 / 65
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Vorschau / Karten
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Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks
MARISS JANSONS
Chefdirigent
NIKOLAUS PONT
Orchestermanager
Bayerischer Rundfunk
Rundfunkplatz 1
80335 München
Telefon: (089) 59 00 34 111
IMPRESSUM
Herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk
Programmbereich BR-KLASSIK
Publikationen Symphonieorchester
und Chor des Bayerischen Rundfunks
REDAKTION
Dr. Renate Ulm (verantwortlich)
Dr. Vera Baur
GRAPHISCHES GESAMTKONZEPT
Bureau Mirko Borsche
UMSETZUNG
Antonia Schwarz, München
DRUCK
alpha-teamDRUCK GmbH
Nachdruck nur mit Genehmigung
Das Heft wurde auf chlorfrei gebleichtem
Papier gedruckt.
TEXTNACHWEIS
Jörg Handstein, Monika Lichtenfeld und
Renate Ulm: Originalbeiträge für dieses Heft;
Beethoven-Briefe zitiert nach dem digitalen
Archiv des Beethoven-Hauses, Bonn; Biographie: Archiv des Bayerischen Rundfunks.
BILDNACHWEIS
Martin Gregor-Dellin: Richard Wagner. Eine
Biographie in Bildern, München 1982 (Wagner,
Mathilde Wesendonck, Villa Wesendonck);
Schwedische Musik einst und heute, eine
Sonderausgabe von Musikrevy, erschienen
anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Zeitschrift, 1970 (Lidholm); Copyright © Nordiska
Musikförlaget / 2007 Gehrmans Musikförlag
AB, Stockholm (Partiturausschnitt Poesis);
© Swedish Radio (Blomstedt und Lidholm
S. 13); H. C. Robbins Landon: Beethoven.
Sein Leben und seine Welt in zeitgenössischen
Bildern und Texten, Zürich 1970 (Beethoven
S. 15 und S. 19, Jérôme Bonaparte, Fürst
Kinsky, Fürst Lobkowitz, Erzherzog Rudolph,
Theater an der Wien, Josephine Brunsvik);
Wikimedia Commons (Jacques-Louis David:
Napoléon); Musikerhandschriften von Palestrina bis Beethoven, Zürich 1960 (Autograph
Fünfte Symphonie); Tony Munzlinger: Munzlingers Musikschule, Frankfurt am Main 1965
(Pauke); © Peter Meisel (Jansons); © Wilfried
Hösl (Petrenko); © Astrid Ackermann (Symphonieorchester); © J. M. Pietsch (Blomstedt);
Archiv des Bayerischen Rundfunks.
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Impressum
A
Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Sprungbrett
zu den Orchestern der Welt
Ausbildungsplätze
4 Violinen
1 Flöte
2 Violen
2 Violoncelli
1 Oboe
1 Trompete
1 Horn
2 Kontrabässe
1 Klarinette
1 Posaune
1 Fagott
1 Pauke mit Schlagzeug
Ausbildung
• Instrumentaler Einzelunterricht
• Mentales Training
• Kammermusik
• Mitwirkung bei Proben und Konzerten des Symphonieorchesters
Erfolg
Absolventen der Akademie finden Engagements in renommierten Orchestern
im In- und Ausland
Konzerttermine
• Donnerstag, 14. Juli 2016, Hubertussaal Schloss Nymphenburg
• Samstag, 16. Juli 2016, Festsaal Kloster Seeon
Förderer
Die Akademie dankt
F
R
E
U
N
D
E
S Y M P H O N I E O R C H E S T E R
B A Y E R I S C H E R R U N D F U N K
e.V.
Kontakt
Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Geschäftsführung: Christine Reif
Hanselmannstraße 20, 80809 München
Telefon: 089/3509-9756
Fax: 089/3509-9757
E-Mail: [email protected]
www.br-so.de
7. Abo A / 4 . Abo S
12./ 1 3./14.5.2016
br-so.de
br-klassik.de
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