THEMA Foto: DRK-Archiv Der Zeltlager-Ernährungscheck 12 Gut soll es schmecken, satt soll es machen und außerdem noch gesund sein: das Essen beim Zeltlager. Conny Bayer hat dem Verpflegungszug aus Tübingen in die Kochtöpfe geschaut und den Speiseplan einem Ernährungscheck unterzogen. Ei nk au fs ze tt el ec kl e, 21 Br ot e, 75 0 W el ad e, 10 Gl äs er M ar m Co rn fl ak es , 9 kg M üs li un d 48 Li te r M ilc h, 40 kg Sp ät zl e, 20 Sa la tk öp fe , 11 8 Pa pr ik a, 5 kg Pi lz e, 47 kg K ar to ff el n, 30 kg Gu la sc h, un d Ba na ne n, je 1 K is te Äp fe l 0 Jo gh ur ts . 18 0 Ei er un d 16 i n den letzten Jahren wird die Forderung nach gesunder Ernährung immer lauter. In Schulen und Kindergärten wird den Kleinsten beigebracht, was ausgewogene Ernährung heißt. Und in den JRK-Leitsätzen heißt es: „Wir passen auf unsere Gesundheit auf und lernen gemeinsam mit anderen Kindern und Jugendlichen, wie man gesund bleibt.“ So zumindest die Theorie. Und was kommt in den JRK-Zeltlagern tatsächlich auf den Teller? Erbsensuppe, natürlich! Oder? Was ist gesundes Auszug aus der Einkaufsliste für ein dreitägiges Zeltlager des JRK Tübingen. Hier wird kulinarisch mehr geboten als Erbsensuppe JRK-Magazin 4/06 Was ist gesundes Essen? Nach den Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zeichnet sich eine gesunde Kost dadurch aus, dass sie abwechslungsreich ist und Getreideprodukte und Kartoffeln enthält, die reich an Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen sind, gleichzeitig aber kaum Fett enthalten. Fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag sollten es schon sein, roh, als Saft oder kurz gegart. Auch Milch und Milchprodukte dürfen nicht zu kurz kommen. Ein- bis zweimal in der Woche sollte Fisch auf den Tisch kommen. Fleisch und Wurstwaren versorgen den Körper mit Eisen und den Vitaminen B1, B6 und B12, sollten aber genau wie Eier nur in Maßen verzehrt werden. Fett, Zucker und Salz kommen in einem gesunden Speiseplan nur in geringen Mengen vor. Gesundes Essen alleine reicht aber nicht aus. Um gesund und fit zu bleiben, muss jeder pro Tag mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen – am besten Wasser, Tee oder verdünnte Säfte – und sich ausreichend bewegen. THEMA 1. Tag Frühstück: Brot und Brötchen, Marmelade, Schokocreme, Butter, Müsli und Cornflakes, Jogurt, Obst, Tee, Kaffee und Milch Mittagessen: Mittags gibt’s das schwäbische Nationalgericht: Linsen und Spätzle mit Saitenwürstchen, zum Nachtisch Obst. Abendessen: Reispfanne mit Schinken, Brokkoli, Karotten, Pilzen, Paprika und Mais Auswertung: Das Frühstück klingt schon mal gut: Reichlich Getreideprodukte in Form von Brot, Brötchen, Müsli und Cornflakes. Obst ist dabei, ebenso Milchprodukte. Ein guter Start in den Tag also. Aber was ist mit der Schokocreme? Fett und Zucker pur! Doch Essen soll auch Genuss sein, das sehen auch die Ernährungsexperten der DGE ein. Hier kommt es einfach auf die Menge an. Ab und zu Schokocreme aufs Frühstücksbrot ist in Ordnung. Mittag- und Abendessen sind auch ausgewogen. Zieht man mal die Tagesbilanz pro Person, dann heißt das konkret: 2100 kcal, 72 g Eiweiß, 67 g Fett. Die DGE empfiehlt für Kinder und Jugendliche pro Tag etwa 2000 bis 2500 kcal, 50 g Eiweiß, 60 bis 80 g Fett. Damit ist dieser Tag zwar etwas eiweißlastig, aber nicht schlecht. Auch Spurenelemente wie Eisen, Vitamine und Mineralstoffe sind ausreichend vorhanden. 2. Tag Frühstück: siehe Vortag Mittagessen: südamerikanischer Eintopf mit Brot, zum Nachtisch selbstgemachter Schokopudding Abendessen: Bauernfrühstück und Salat Auswertung: Ernährungsexperten fordern, dass mehr als 50 Prozent der täglichen Energiezufuhr aus Kohlenhydraten und nicht mehr als 30 Prozent aus Fett kommen. Und das ist an diesem Tag gegeben, auch wenn Eintopf, Pudding und Bauernfrühstück erst mal nicht so klingen. Aber im Eintopf ist relativ viel Gemüse, dafür wenig Wurst und Hackfleisch – deshalb: Forderung erfüllt. Mit Salat und Obst kommt zwar frisches Obst und Gemüse auf den Tisch, aber die Vitaminzufuhr ist an diesem Tag am unteren Limit. Insgesamt besteht der zweite Tag den Ernährungscheck – wenn auch ziemlich knapp! 3. Tag Frühstück: siehe Vortag Mittagessen: Zum Abschluss gibt es Gulasch mit Spätzle und Salat, zum Nachtisch für jeden ein Stück Obst. Auswertung: Das Verhältnis von Fett zu Kohlenhydraten ist in Ordnung. Bislang kommen an diesem Tag aber die Vitamine zu kurz. Diesen Mangel müsste die dritte Mahlzeit zu Hause ausbügeln. Fazit Zugegeben, man kann sich vollwertiger ernähren als bei einem JRK-Zeltlager. Insgesamt haben sich die JRKler aus Tübingen mit ihrem Speiseplan allerdings viel Mühe gegeben. Lobenswert sind die vielen frischen Zutaten, die vor Ort zu organisieren ja nicht immer einfach ist. Außerdem macht es mehr Arbeit, eine Tomatensauce frisch zuzubereiten, als Fertigpulver mit Wasser anzurühren. Dafür enthalten viele Fertigprodukte so genannte „versteckte Fette“, die sich schnell über den Tag summieren. Von daher: Kompliment. Allerdings war in jedem Gericht ein – wenn auch teilweise kleiner – Fleischanteil. Ein vegetarisches Essen für alle hätte niemandem geschadet. Auch die Sache mit den fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag ist noch nicht hundertprozentig umgesetzt. Obst zum Nachtisch ist gesünder als Pudding, der kommt dafür besser an – und hebt die Stimmung unter den Teilnehmern. Alles in allem kann man sagen: Daumen hoch fürs JRK Tübingen! Der Speiseplan beweist, dass Massenverpflegung und gesunde Ernährung, eingeschränktes Budget und frische Produkte, Vitamine und Nascherei keine Gegensätze darstellen. Conny Bayer WEITERE INFOS Möchtest du deinen eigenen Speiseplan unter die Lupe nehmen? Dann gib ihn im Internet unter www.hbnweb.de/naehrwerttabelle ein und sei gespannt auf die Auswertung. JRK-Magazin 4/06 Fotos: Roland Bungartz Der Ernährungscheck Massenverpflegung und gesunde Ernährung müssen kein Gegensatz sein. Das erfordert allerdings Organisationstalent und ein glückliches Händchen für den Speiseplan