Das richtige Geschäftsmodell? - Heidelberger Druckmaschinen AG

Werbung
 Web-to-Print
Fokus
Leitfaden für Ihren persönlichen
W2P-Einstieg im Bereich Closed Shops
Start?
Berechnung
der Dienstleistung?
Projektmanagement?
Vertrieb
Das richtige
Geschäftsmodell?
und Marketing?
Chancen und Risiken?
Betrachtung interner und externer Faktoren?
Zielgruppe?
Sensibilisierung der Mitarbeiter?
Veränderungen im Unternehmen?
Ideales Produktportfolio?
Inhaltsverzeichnis
1.
Einführung ....................................................................................................................... 3

Druckbranche im Wandel ................................................................................................ 3

Was ist Web-to-Print? ..................................................................................................... 3

Chancen für Ihre Druckerei .............................................................................................. 4

Nutzen für Ihre Geschäftskunden ................................................................................... 5

Warum mit Closed Shops einsteigen (B-to-B)? ................................................................. 5
2. Ihr Einstieg in Web-to-Print ............................................................................................... 6

Konkrete Vorgehensweise ................................................................................................ 6

Die wichtigsten Voraussetzungen in Ihrer Druckerei ......................................................... 7

Notwendige Veränderungen in Ihrer Druckerei ................................................................ 8

Risiken für Ihre Druckerei................................................................................................ 9
3. Geschäftsmodelle ........................................................................................................... 10

Strategische Ansätze ...................................................................................................... 10
4. Produkte und Dienstleistungen ........................................................................................ 12
5. Kosten und Einsparungen ................................................................................................ 14
6. Abrechnungsmodelle ...................................................................................................... 15
7. Vertragsgestaltung .......................................................................................................... 16
8. Kunden und Wettbewerber ...............................................................................................17

Kunden .......................................................................................................................... 17

Wettbewerber ................................................................................................................ 18
9. Web-to-Print Umsetzung ................................................................................................. 19
10. Marketing und Vertrieb .................................................................................................. 20

Empfohlene Kommunikationsmaßnahmen ....................................................................... 21

Maßnahmen zur Mitarbeiterakzeptanz intern .................................................................. 21

Verkaufsgespräche ......................................................................................................... 22
11. Software .........................................................................................................................23
12. Wachstum und Trends ....................................................................................................25
13. Fazit ...............................................................................................................................26
14. Quellen- und Literaturverzeichnis ...................................................................................28

Sonstige Quellen ........................................................................................................... 29

Hinweis ...............................................................................................................29
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1. Einführung
Druckbranche im Wandel
Die Druck- und Medienindustrie befindet sich im Umbruch. Angesichts der zunehmenden
Vernetzung und Automatisierung und der enormen Nachfrage nach IT-unterstützten
Prozessen zur Werbemittelproduktion sind Bereiche der IT-Branche eine enge Partnerschaft
mit Druckdienstleistern eingegangen.1 Druckprodukte, die online wesentlich einfacher und
effizienter zu handhaben sind, werden zukünftig über das Internet abgewickelt.2 Bereits im
Jahr 2012 ist der Gesamtumsatz der deutschen Druckbranche um fast 2,5% auf 20,5
Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr gesunken.3 Für den Onlinedruck hingegen war in
den vergangenen Jahren eine konstante Umsatzsteigerung von mehr als 20% zu
verzeichnen.
Es ist davon auszugehen, dass in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Region)
der Printumsatz von Druckunternehmen ohne E-Business zukünftig stagniert oder sogar
weiter sinkt, wohingegen der Umsatz der Druckunternehmen mit einem Internetangebot
weiter steigen wird.4 Betrachtet man nun die Entwicklung der Onlineshops in der DACHRegion, ist vor allem im Bereich der sogenannten Closed Shops (B-to-B) ein rasantes
Wachstum erkennbar.5
Somit wird deutlich, dass selbst Druckunternehmen, die sich noch in einem sicheren Umfeld
bewegen, Onlineangebote in ihr Portfolio aufnehmen müssen um die Zukunftschancen ihres
Unternehmens abzusichern.4
Dabei ist zu beachten, dass insbesondere der Mehrwert für den Kunden und die Bedürfnisse
des Marktes bei der Entwicklung neuer Geschäftsfelder an erster Stelle stehen.6
Was ist Web-to-Print (W2P)?
Web-to-Print bezeichnet die internetbasierte Auftragserteilung und -abwicklung mit online
erzeugten oder online angelieferten Druckvorlagen in einem automatisierten Ablauf bis hin
zur Druckausgabe.
Web-to-Print verfügt über das Potenzial Neukunden zu generieren, bestehende Kunden
stärker an sich zu binden, die Reichweite zu erhöhen und die Maschinenauslastung zu
verbessern.7
1vgl.
Bundesverband Druck und Medien 2009
Calmbach 2014, S.5
3vgl. Statistisches Bundesamt; Bundesverband Druck und Medien 2013
4vgl. Bregel 2013, S.32
5vgl. Zipper, Vortrag zum Thema Trends in der Online Print Industrie 2014b
6vgl. Treichel 2009, S.7f
7vgl. Zipper 2010, S.2
2vgl.
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Einige Druckdienstleister nutzen bereits Web-to-Print Lösungen um ihren Kunden
standardisierte Produkte kostengünstig und ohne große Aufwände anbieten zu können.
Neben den industriellen Druckereien, haben zum Teil auch kleinere Druckereien das neue
Geschäftsfeld erschließen können und bieten ihren Kunden damit beispielsweise die
Möglichkeit online Druckprodukte zu individualisieren, zu personalisieren und zu bestellen.
Besonders im Bereich Business to Business (B-to-B) etabliert sich der Onlineeinkauf. Er
erspart es den Kunden Termine zu vereinbaren und ihren Ansprechpartner oder
Sachbearbeiter erreichen zu müssen. 8 Die Prozesse selbst laufen sehr transparent ab,
Lieferzeiten werden genannt und eingehalten und der Kunde ist jederzeit über den Status
seines Auftrages informiert. Aber auch der zunehmende Konkurrenzdruck sowie Trends in
der Mediennutzung und nicht zuletzt Nachfragen von Seiten des Kunden bewegen immer
mehr Druckereien dazu, in dieses Geschäftsfeld zu investieren.9
Diese Entwicklung zeigt, dass Web-to-Print auch Druckereien, die nicht das Geschäftsmodell
einer
klassischen
Onlinedruckerei
verfolgen,
zahlreiche
Chancen
bietet
Geschäftsbeziehungen zu ihren Kunden zu sichern und zu vertiefen.
Dieser Leitfaden soll Ihnen bei Ihrem Einstieg in Web-to-Print, insbesondere im Bereich
Business to Business (B-to-B), helfen und Ihre Fragen, mit denen Sie sich insbesondere zu
Beginn beschäftigen sollten, weitgehend beantworten.
Chancen für Ihre Druckerei
Der Einstieg in das Web-to-Print Business (B-to-B) bietet für Sie als Druckerei oder
Mediendienstleister zahlreiche Möglichkeiten Ihr Business zu optimieren:














Erhöhte Kundenbindung durch individualisierte Systeme
Gewinnung von Neukunden
Erhöhung der Reichweite für Ihre Kunden
Optimierung der Prozesse in Ihrem Unternehmen und bei Ihren Kunden
Profilierung als Impulsgeber und innovativer Partner Ihrer Kunden
Einhaltung des Corporate Designs Ihrer Kunden12
Erweitertes Angebot mit eigenständiger IT-Dienstleistung
Effizienzsteigerung im Vertrieb mit Web-to-Print als neuem Zugpferd
Generierung von Mehrwert als Schlüssel für den Geschäftserfolg
Differenzierung vom Wettbewerb
Umsatzsteigerung und Geschäftswachstum
Prozesskostensenkung durch Automatisierung in Ihrem Unternehmen
Preispremium durch Mehrwert für den Kunden
Enorme Verbesserung des Produktions-Controllings10
8vgl.
o.V. 2013a, S.14
o.V. 2012, S.20
10vgl. auch Zipper 2009, S.24
9vgl.
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Allerdings gibt es auch Hürden zu überwinden:



Hohe Anfangsinvestition und enorme Arbeitsleistung zur Erstellung eines Onlinekonzepts
Dauerhafter Aufwand zur Fortentwicklung des Onlineangebots
Aufwände im Vertrieb (Know-how, Schulungen)
Es sollte Ihnen bewusst sein, dass die von Ihnen gesetzten Ziele häufig nur langfristig zu
erreichen sind. Beispielsweise kann das Ziel, eine höhere Kundenbindung zu erzeugen,
interne Kosten zu senken, den Umsatz zu steigern oder auch die Reichweite Ihres Kunden
zu erhöhen, nicht kurzfristig erreicht werden. Teilweise bedarf es Monate oder sogar Jahre
bis solche Erwartungen erfüllt werden. Dies hängt selbstverständlich von der Art und dem
Umfang der von Ihnen gesetzten Ziele ab.
Nutzen für Ihre Geschäftskunden
Auch wenn der Einstieg in das Web-to-Print (W2P) Business viele Vorteile und Chancen für
Ihr Unternehmen bietet, ist es der Nutzen für Ihre Geschäftskunden, der darüber
entscheidet, ob diese Geschäftsidee erfolgsversprechend für Ihr Unternehmen ist. Ihre
Kunden sind am Nutzen des Portals für das eigene Unternehmen interessiert. Im Fokus steht
der Mehrwert, den ein Web-to-Print Portal Ihren Kunden bietet.
Diesen Mehrwert sollten Sie gegenüber Ihren Kunden klar kommunizieren:








Optimierung der Prozesse
Verbesserung des Produktionscontrollings
Kostentransparenz
Informationen zum Status der Bestellung
Exakte Befolgung des Corporate Designs11
Onlinezugriff auf den jeweiligen Content
Schnellere Durchführung von Marketing-Projekten13
Verkürzung von Time-to-Market um bis zu 80%13
Warum mit Closed Shops einsteigen (B-to-B)?
Der Einstieg in das Web-to-Print Business mit einer Closed Shop Konzeption ist deshalb zu
empfehlen, da das Einstiegsrisiko für Druckereien um einiges geringer ist als bei Open
Shops. Die Projekte bzw. Portale sind individuell auf den Kunden zugeschnitten und werden
als Dienstleistung berechnet wohingegen bei einem Open Shop der Anbieter die Kosten für
Erstellung und Betreiben des Shops trägt und deshalb einem höheren Erfolgsrisiko
ausgesetzt ist. Er geht in Vorleistung und muss über die Anzahl der Bestellungen die Kosten
11vgl.
auch Zipper 2009, S.22
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decken. Ein weiterer Vorteil von Closed Shops ist, dass die Nutzer schon im Vorfeld
bekannt und definiert sind,12 während bei einem Open Shop (Business to Consumer, B-to-C)
jeder beliebige Kunde bestellen kann und der Fokus auf dem Online Marketing hierfür liegt.
Mit einem Closed Shop bieten Druckereien ihren B-to-B-Kunden, individuelle Lösungen,
die speziell auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sind. In Open Shops werden vor allem
Standardprodukte angeboten, aber viel wichtiger ist die Benutzerfreundlichkeit des Systems
um den anonymen Kunden bis zur Bestellung zu halten. Des Weiteren sind die Kosten für
Marketingaktivitäten im Bereich Closed Shop nicht annähernd so hoch wie bei einem
Open Shop, da man sich hier zunächst an Bestandskunden wendet. Zwar ist der B-to-C
Markt keineswegs gesättigt, allerdings gibt es in diesem Segment deutlich mehr
Wettbewerb, einen höheren Preiskampf und man muss sich gezielt Nischen suchen um in
diesem Markt erfolgreich zu sein. Für einige Druckereien wird es sehr schwierig dort
mithalten zu können. Der Mehrwert, den der Closed Shop und alle damit in Zusammenhang
stehenden Dienstleistungen dem Kunden bieten, erlaubt es der Druckerei sich vom
Preiskampf am Markt zu lösen, da individuelle geschlossene Kundenportale nicht
miteinander vergleichbar sind ganz im Gegensatz zum typischen Produkt-Angebot der B-to-C
Webshops. Zu guter Letzt wird mit einem Closed Shop System eine viel höhere
Kundenbindung erreicht. Die Barriere für den Kunden, das bekannte und bewährte System,
das in die eigenen Prozesse integriert ist, zu wechseln, ist hoch.
2. Ihr Einstieg in Web-to-Print (W2P)
Konkrete Vorgehensweise
Bevor Sie eine Entscheidung treffen in welche Web-to-Print Software Sie investieren wollen,
sollten Sie sich zunächst eingehend mit Ihrem Kundenstamm auseinandersetzen. Richtet
sich ihr Angebot eher an kleine und mittlere Betriebe, an Konzerne oder evtl. sogar eine
Mischung aus beidem? Sie sollten die Bedürfnisse und Anforderungen Ihrer Kunden im
Detail analysieren, um anhand dessen Ihr Geschäftsmodell und Ihre Software auszuwählen.
Eine ausführliche Kundenanalyse bildet also die Basis Ihres Einstiegs in Web-to-Print.
Schritt zwei sollte eine ausführliche Prüfung der internen Ressourcen in Ihrem
Druckunternehmen sein. Sie ist ein zentraler Bestandteil dieses Prozesses:






Welches Wissen wird benötigt?
Beschäftigen Sie bereits geeignete Mitarbeiter, die als zukünftige Projektmanager,
E-Commerce-Spezialisten, Softwareentwickler oder Programmierer agieren könnten?
Müssen Sie geeignete Mitarbeiter neu einstellen?
Müssen Ihre Mitarbeiter weitergebildet werden?
Soll die Leistung eventuell zugekauft werden?
Welche Kosten werden entstehen?
12vgl.
Melaschuk, Telefoninterview zum Thema W2P 2014
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

Reicht Ihr Budget aus um das Projekt umzusetzen?
Ist eine Maschinenparkerweiterung notwendig?
Neben den Bedürfnissen Ihrer Kunden, die zweifellos an erster Stelle stehen, sollten weitere
externe Faktoren bei einem Einstieg betrachtet werden:




Trends
Marktpotential
Technische Entwicklungen
Branche
Erst wenn all diese Fragen geklärt sind, können Sie mit der Entwicklung des dazu passenden
Geschäftsmodells beginnen und eine geeignete, den Bedürfnissen Ihrer Kunden
entsprechende Software auswählen.
Betrachtung
externerFaktoren
Auswahldes
Geschäftsmodells
Analyseder
Kunden
Betrachtungund
Prüfunginterner
Ressourcen
Auswahlder
Software
Umsetzungdes
BusinessModells
Im Durchschnitt dauert die Entscheidungsphase 4-24 Monate, die Realisierung zwischen
1-12 Monate. Die Entscheidungsphase dauert häufig länger, da im Vorfeld viele Aspekte zu
berücksichtigen sind, um sich für ein Geschäftsmodell und die passende Software
entscheiden zu können.
Die wichtigsten Voraussetzungen in Ihrem Unternehmen
Wie bereits erwähnt, sollte Ihre Druckerei bzw. Ihr Unternehmen die vorhandenen internen
Ressourcen ausführlich prüfen. Im Folgenden werden die wichtigsten internen
Voraussetzungen aufgelistet, die für einen Einstieg in das Web-to-Print Business notwendig
sind:


Passendes Geschäftsmodell
Bereitschaft der verantwortlichen Führungskräfte
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








Zielgruppenorientiertes Denken
Personelle Ressourcen (Experten in Technik und MIS)
Know-how der Mitarbeiter
Schulung des Vertriebs
Umstellung der Produktion von Einzelfertigung auf Serienfertigung
Umdenken in der Jobabwicklung
Organisation im Unternehmen: Bereitschaft Prozesse zu optimieren
Bereitstellung der entsprechenden Software/Hardware
Mitarbeiterakzeptanz herstellen
Notwendige Veränderungen in Ihrem Unternehmen
Die Entscheidung für eine Erweiterung Ihres Unternehmens um das Geschäftsfeld Web-toPrint, kann einige Veränderungen innerhalb Ihres Unternehmens notwendig machen:





Anpassung von Prozessabläufen von Auftragseingang bis Logistik
Beschäftigung neuer Mitarbeiter z.B. im Bereich Softwareentwicklung und
Projektmanagement (Programmierer sind nicht zwingend notwendig)
Vertrieb verkauft Dienstleistung
Erweiterungen im Bereich Software zusätzlich zum Shop-System
(z.B. im Bereich Produktionssteuerung und Logistik)
Anpassung der Drucksysteme je nach Produktangebot im Portal
Wie viele Mitarbeiter im Bereich Web-to-Print arbeiten, ist unter anderem
abhängig davon wie viele Kunden und Portale in diesem Bereich bedient
werden und ob man das System selbst hostet. Auswertungen zeigen, die
Mitarbeiteranzahl liegt im Bereich Web-to-Print zwischen 2% und 10% der
gesamten Mitarbeiteranzahl einer Druckerei. Außerdem kann es durchaus
sinnvoll sein, eine komplett neue Abteilung für Web-to-Print zu eröffnen
oder auch eine eigene kleine Tochterfirma zu gründen, die ausschließlich
diese Dienstleistung bietet.
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Risiken für Ihre Druckerei
Viele Druckereien haben hauptsächlich Nutzen und Mehrwert im Blick, wenn sie sich
intensiver mit dem Thema Web-to-Print beschäftigen. Zwar ist einigen durchaus bewusst,
dass es anfänglich Schwierigkeiten geben kann, dennoch werden immer wieder wichtige
Faktoren unterschätzt. Sie sollten sich deshalb über die folgenden am häufigsten
unterschätzten Faktoren im Klaren sein:









Know-how der vorhandenen und ggf. benötigten neuen Mitarbeiter
Anforderungen an die Mitarbeiter in der gesamten Druckerei durch veränderte
Arbeitsprozesse
Ausrichtung des Vertriebs auf neue Verkaufsstrategien (Dienstleistung nicht Druck)
Technologie
Komplexität der Systeme
Notwendige Investitionen in Software
Zeitrahmen für die Umsetzung des Projekts
Umfangreiche Anpassungen der Shopsysteme für Kunden
Eigene Programmierleistungen
Aus den oben genannten Faktoren ergeben sich folgende mögliche Hürden:








Kostenanstieg und gegebenenfalls Budgetüberschreitung
Absatzprobleme insbesondere zu Beginn (wie verkaufen?)
Anforderungen des Kunden steigen im Laufe des Projekts und sind am Ende
erheblich größer als ursprünglich vereinbart
Abwicklung von Produktion bis Versand
Fehlende interne Ressourcen
Falsche Qualifikation der vorhandenen bzw. neu eingestellten Belegschaft
System funktioniert nicht wie angenommen
(z.B. Freigabeprozesse, Usability, Rechtevergabe, Einschränkungen in der Gestaltung)
Softwarelösung reicht nicht mehr aus und muss ersetzt werden
Oftmals sind es Kleinigkeiten an denen Projekte scheitern. Wenn man diese jedoch im
Vorfeld beachtet, die richtigen Investitionen in Soft- und Hardware tätigt, geeignetes und den
Anforderungen entsprechendes Personal einstellt oder ausbildet, kann das Risiko erheblich
minimiert werden. Wichtig sind Ausdauer und Geduld. Möglicherweise wird nicht alles von
Beginn an reibungslos funktionieren, doch die Erfahrungen die man im Laufe eines Projektes
macht, sind für Web-to-Print die beste Weiterentwicklung.
Seien Sie sich bewusst, dass Web-to-Print kein Druckthema, sondern ein ITThema ist. Dementsprechend benötigen Sie auch Fachkräfte. Außerdem
sollten Sie einen hauptverantwortlichen Mitarbeiter im Unternehmen haben,
der sich mit diesem Thema beschäftigt und es voranbringt.
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3. Geschäftsmodelle
Strategische Ansätze
Web-to-Print Geschäftsmodelle im Bereich Closed Shops lassen sich im Wesentlichen auf
zwei strategische Ansätze reduzieren:
1. Sie verkaufen die Web-to-Print Lösung zusammen mit der Druckdienstleistung
Hier wird das W2P-Portal als Akquisetool genutzt, um Druckaufträge zu generieren. Das
Portal wird den Kunden in den meisten Fällen kostenlos bereitgestellt und nur die
Druckerzeugnisse müssen von der Druckerei gegen Entgelt bezogen werden.
Spontan sind Kunden nicht bereit für die Bereitstellung eines Portals zu bezahlen, da sie den
Mehrwert nicht erkennen und die Druckprodukte bereits bei der Druckerei beziehen. Sie
vergleichen einen Closed Shop mit einem Open Shop (wie beispielsweise Flyeralarm oder
VistaPrint) bei dem man nichts für die Bereitstellung des Portals zahlen muss. Dabei
vergessen die Kunden jedoch, dass ein Closed Shop einen erheblichen Mehrwert für sie
bietet, da Closed Shops individuell auf den Kunden, dessen Corporate Design, interne
Unternehmensabläufe und Prozesse angepasst werden.13 Das zeigt wiederum, wie wichtig
die Verkaufsstrategie des Vertriebs ist, da dieser die Dienstleistung verkaufen und den
Mehrwert für den Kunden deutlich machen muss.
Zwar kann ein solches Modell in einigen Fällen trotzdem sinnvoll sein und funktionieren,
dennoch birgt es viele Risiken. Häufig versprechen Kunden zunächst monatlich eine gewisse
Anzahl an Druckprodukten zu bestellen, halten dies jedoch nicht dauerhaft ein. In der Folge
kann die Druckerei ihre Investitions- und Betreuungskosten nicht decken oder an ihre
Kunden weiterreichen.
Bieten Sie einem Kunden das Portal einmal kostenlos an, ist es sehr schwierig später Geld
dafür zu verlangen, wenn Sie merken, dass ihr Geschäftsmodell nicht so funktioniert wie Sie
es zu Beginn kalkuliert haben.
2. Sie treten als Medien- bzw. IT-Dienstleister unabhängig vom Druck auf
Hier wird die IT-Dienstleistung separat von der Druckdienstleistung angeboten. Der Kunde
zahlt für die Bereitstellung und Nutzung des W2P-Portals zwar einen bestimmten Betrag,
kann aber selbst entscheiden, von welchem Druckdienstleister er seine Druckerzeugnisse
beziehen möchte.
Die Dienstleistung Web-to-Print und das Drucken sind damit getrennt und der Kunde fühlt
sich nicht an die Druckerei gebunden. Bei diesem Modell kann die Druckerei beispielsweise
eine Vermittlungsgebühr für alle Aufträge, die an einen anderen Druckdienstleister
weitergegeben werden, verlangen.
13vgl.
Melaschuk, Telefoninterview zum Thema W2P 2014
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Wie bereits erwähnt, ist es hier sinnvoll die Gründung einer Tochterfirma Mediendienstleister
zu erwägen, die an die Druckerei gekoppelt ist, mit dem Ziel der Druckerei zuzuarbeiten
aber auch um durch den unabhängigen Auftritt eigenständig agieren zu können.16 Der
Bereich Web-to-Print wird hier als eigenes Kosten-Center betrachtet.
Im Verkaufsgespräch wird die Bereitstellung des Portals, also die IT-Dienstleistung oft nicht
klar abgegrenzt von der Druckdienstleistung. Aus diesem Grund wird vom Kunden häufig
nicht verstanden, dass das W2P-Portal völlig unabhängig von der Druckdienstleistung ist und
man praktisch für jedes Druckprodukt einen anderen Druckdienstleister auswählen kann. Es
ist wichtig, das Angebot verständlich und transparent zu kommunizieren.
Ein weiterer Vorteil dieses Modells ist, dass Sie als unabhängiger Dienstleister Ihre Kosten
berechnen. Der Vertrieb muss entsprechend aufgebaut und geschult werden, wie diese
Dienstleistung zu verkaufen ist.
Dieser zweite Ansatz zeichnet sich durch folgende Erfolgsmerkmale aus:






Auftritt als E-Business Spezialist im B-to-B Bereich
Wandel zu einem eigenständigen IT-Dienstleister unabhängig von der Druckerei
Nutzung Ihres vorhandenen Branchenwissens in Kombination mit IT-Know-how
(Prozesse, Daten und Branchenkenntnisse)
Know-how in Beratung und Prozessen bis hin zur Prozess- und
Unternehmensberatung
Expertise sowohl in Druck als auch in IT
Qualitätsstrategie zugunsten von Individualisierung und Beratung statt
Preisführerschaft
Welcher der beiden Ansätze nun geeigneter für Sie als W2P-Einsteiger ist, hängt
unter anderem auch von Ihren Kunden ab. Sie sollten in Ihren Verkaufsgesprächen
genau darauf achten, wo Sie Ihre Kunden einordnen, denn viele Geschäftskunden
möchten sich nicht langfristig an eine Druckerei binden. Daher erscheint für den
Einstieg in B-to-B der zweite Ansatz empfehlenswert, also der Vertrieb der
Dienstleistung im Fokus des Angebots.
Einen weiteren Ansatz würde die Kooperation mit einem externen IT-Dienstleister darstellen,
der die volle Verantwortung übernimmt und diesen Bereich im Outsourcing betreibt. Hier
besteht jedoch die Gefahr, dass Ihre Kunden sich direkt an diesen Anbieter wenden.
Es wurden hier zwei unterschiedliche strategische Ansätze vorgestellt, wie Sie im Bereich
Web-to-Print im Markt auftreten können. Dennoch sollte Ihnen klar sein, dass es nicht das
eine richtige Geschäftsmodell gibt. Die Basis für Ihre Entscheidung zugunsten eines
Geschäftsmodells ist Ihr Kundenstamm. Erst wenn Sie die Bedürfnisse Ihrer Kunden
ausreichend analysiert haben, können Sie daraus Ihr Geschäftsmodell entwickeln.
Grundsätzlich müssen gerade im Bereich Web-to-Print Geschäftsmodelle immer
weiterentwickelt werden und den Bedürfnissen und Wünschen der Kunden angepasst
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werden um dauerhaft einen Mehrwert für die Kunden zu generieren. Auch die
Anforderungen am Markt ändern sich ständig. So kann es durchaus möglich sein, dass man
mit einem Closed Shop beginnt und diesen später um einen Open Shop erweitert. Oder man
nutzt ein W2P-Portal intern für die eigenen Arbeitsabläufe.
Verkaufen Sie Ihre W2P- Portale nicht nur um Druckprodukte abzuwickeln,
sondern auch als Tool für Kampagnenmanagement und Kommunikation
(Web-to-Communicate bzw. Web-to-Publish)!
4. Produkte und Dienstleistungen
Die Voraussetzung für den Einsatz von W2P-Portalen ist ein gewisser
Standardisierungsgrad. Für Kunden die im Jahr zwei Flyer über ein Portal abwickeln
möchten, lohnt sich ein entsprechendes System kaum.16 Typischerweise werden über W2PPortale Drucksachen oder Marketingmaterialien mit einem gewissen Wiederholungsgrad und
einer relativen Bestellhäufigkeit abgewickelt, damit sich die Kosten für das System und die
Druckvorlagen amortisieren. Oftmals werden über solche Portale auch eher kleinere
Auflagen, bis hin zur Auflage 1 bestellt.
Zwar werden im Normalfall eher standardisierte Produkte über ein W2P-Portal abgewickelt,
aber auch komplexere Produkte, oder Aktionen wie z.B. Marketingkampagnen können damit
durchgeführt werden. Andererseits ist es wenig sinnvoll eine 32-seitige Broschüre komplett
neu aufzubauen und zu gestalten oder aber auch Einmalobjekte wie beispielsweise eine
Kundenzeitschrift, die nur einmal im Jahr veröffentlicht wird, über ein W2P-Portal
abzuwickeln. Hier ist die klassische Abwicklung die wesentlich günstigere Alternative.
Sie sollten sich bewusst sein, dass der Aufwand für die Vorlagenerstellung und die gesamte
Systemeinrichtung umso höher ist, je komplexer die einzelnen Produkte und die Erstellung
der Templates sind. Diesem Aufwand sollte die geplante Kosteneinsparung durch
Standardisierung und Automatisierung gegenüberstehen.
Empfehlenswert ist es, einen Standardshop bzw. Mustershop zu bauen, den man dann
individuell den Bedürfnissen der Kunden anpassen kann. Seien Sie sich jedoch darüber im
Klaren, dass es selten der Fall sein wird, dass ein Portal 1:1 für einen anderen Kunden
übernommen werden kann.
Es kann sinnvoll sein Kooperationen mit anderen Druckdienstleistern einzugehen, um
Produkte, die man nicht im eigenen Hause produzieren kann, über andere Druckereien oder
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Dienstleister zu beziehen (z.B. im Bereich Großformatproduktion). Für viele Kunden gilt das
Motto „Alles aus einer Hand“ (aus einem Portal).
Wie bereits in Kapitel 3 erwähnt, sollte man als Druckunternehmen dem Kunden auch die
erbrachte Dienstleistung berechnen. Im Folgenden werden einige Dienstleistungen
aufgelistet, die häufig im Rahmen eines Closed Shop angeboten werden:








Template-Erstellung für personalisierbare Produkte
Aufsetzen neuer Produkte
Wartung (Updates) und Support
Sonderprogrammierung
Weiterentwicklung des Shops, z.B. Aufnahme von Werbeprodukten auch
individualisiert
Warehousing - Lagerung und Versand
Versand der Druckprodukte und/oder der Werbeprodukte an Kunden des Kunden
Vertriebscontrolling / Marketingcontrolling
(z. B. monatliche Reports „wer hat wann was und wie viel bestellt, wo sind
Mindestbestände, welche Produkte werden am häufigsten bestellt“ etc.)
Beschäftigt man sich mit den konkreten Produkten, die über geschlossene W2P-Portale
bereitgestellt werden, stellt die Visitenkarte das ideale Einstiegsprodukt dar. Sie ist in
Bezug auf die Herstellungs- und Abstimmprozesse am aufwendigsten im Verhältnis zur
geringen Komplexität des eigentlichen Produkts. Außerdem ist die Visitenkarte ein
standardisiertes Produkt, das häufig bestellt und von B-to-B Kunden immer wieder benötigt
wird.
Weitere typische Produkte, die über ein geschlossenes W2P-Portal abgewickelt werden:








Marketingmaterialien (Flyer, Plakate, Broschüren, Beilagen, Anzeigen, Prospekte,
Internetbanner etc.)
Geschäftsausstattung (Visitenkarten, Briefpapier, Folder, Briefbogen, Empfehlungskarten, Einladungen etc.)
Werbeartikel (USB-Sticks, Textilien etc.)
Vertriebsmaterialien (Angebote, Präsentationen, etc.)
Produkte zur Kampagnenabwicklung
Schulungsunterlagen
Mailings
Kataloge
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5. Kosten und Einsparungen
Um Ihnen einen groben Überblick zu geben welche Kosten auf Sie zukommen, wenn Sie sich
für den Einstieg in das W2P-Business entscheiden, werden zunächst die verschiedenen
Kostenarten aufgelistet:






Investitionskosten
Interne Kosten (Schulungen, Personal, Hardware, Customizing etc.)
Marketingkosten
Beratungskosten
Vertriebskosten
Laufende Kosten zur Systempflege
Bei den Investitionskosten sind die Kosten abhängig von der bezogenen Lösung: Kaufmodell,
Mietmodell oder eine selbstprogrammierte Lösung sowie deren Funktionsumfang. Die
Preisspannen sind im Markt der Web-to-Print Systeme extrem. Man bekommt KaufLösungen für weniger als 10.000 Euro, aber auch umfangreiche komplexere Lösungen im
Bereich 200.000 Euro. Bei einem Mietmodell haben Sie zwar geringe Startkosten, aber
anschließend monatliche Gebühren, die sich mit der Zeit summieren.
Neben den Investitionskosten für Software sind vor allem die internen Kosten zu nennen, die
einen Großteil der Gesamtkosten ausmachen. Die Beratungskosten der Web-to-Print
Softwareanbieter sind oftmals in den Investitionskosten enthalten. Marketingkosten können
im Bereich der Closed Shops vernachlässigt werden, dafür müssen aber Vertriebskosten zur
Schulung der Mitarbeiter berücksichtigt werden.
Die Ergebnisse unserer Kundeninterviews haben gezeigt, dass dort ca. 50-80% Aufwand für
interne Ressourcen, 15-45% für Software und nur 5-10% für Marketing anfallen.
Einsparungen gibt es bei einem Einstieg in dieses neue Geschäftsfeld zunächst nicht, da es
sich um ein Zusatzgeschäft handelt und meist andersartige Aufträge als zuvor abgewickelt
werden. Anders liegt der Fall, wenn vorher genau dieselben Aufträge bearbeitet wurden,
jedoch ohne Web-to-Print. Erst wenn die nachgelagerten Prozesse optimiert und
automatisiert werden, spart Ihr Druckunternehmen an Prozesskosten wie beispielsweise im
Bereich MIS, Prepress und Projektmanagement. Automatisierung der nachgelagerten
Prozesse ist damit ein bedeutender Erfolgsfaktor, der zum Umsatzziel beiträgt.
Laut unserer Analysen der Interviews kann es bis zu 4 oder 5 Jahren dauern, bis sich die
Investition in Web-to-Print amortisiert.
Bei den befragten kleineren und mittleren Druckereien, die bereits seit ein paar Jahren in
diesem Business tätig sind, liegt der Anteil von Web-to-Print am Gesamtumsatz mittlerweile
zwischen 5% und 20%, Tendenz steigend.
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6. Abrechnungsmodelle
Es gibt viele Arten Ihren Kunden die Dienstleistung Web-to-Print zu berechnen. Denn wie
bereits in Kapitel 3 erwähnt, sollte man auf eine kostenlose Bereitstellung des Portals mit
ausschließlicher Berechnung des Druckerzeugnisses verzichten.
Im Folgenden werden einige Abrechnungsmodelle aufgelistet, die aufzeigen wie man Kunden
die Dienstleistung sinnvoll berechnen kann.14

Abrechnung pro bestelltem Produkt: Hier wird dem Kunden pro bestelltem
Produkt ein zusätzlicher Betrag berechnet. Auf die Druckpreise wird also eine
Pauschale aufgeschlagen, die zur Deckung der Kosten für das System dient. Der
Betrag ist abhängig von der Komplexität des Templates. Allerdings besteht hier ein
hohes Risiko, falls der Kunde nicht so viel bestellt wie zuvor vereinbart. Um dieses
Risiko zu minimieren, kann man einen jährlichen Mindestbetrag mit dem Kunden
vereinbaren.
 Pay per Use - Abrechnung nach registrierter Nutzung.
 Stundenpreis - Abrechnung nach zeitlicher Nutzung.
 Miete/Flatrate - Monatlich fixer Mietpreis, abhängig von der Anzahl der Anwender
bzw. der Anzahl der Anwender, die das System gleichzeitig nutzen.
 Produkt-Template-Nutzung - Der Kunde zahlt für jedes benutzte Produkt-Template
eine entsprechende Gebühr.
 Pauschalpreis für das Einrichten und die Nutzung eines Shop
 Servicegebühr (zusätzlich) für Wartung, fallweise Supportpauschale oder
Gebühren, um den Shop auf dem neusten Stand zu halten
 System wird an den Kunden verkauft/vermittelt - Der Kunde bezahlt für System
und Support, nicht für das Hosting
Empfehlenswert ist es, dem Kunden einen einmaligen Pauschalpreis für das Einrichten und
die Nutzung des Shops als „Software as a Service“/SaaS-Lösung und zusätzlich eine
monatliche, quartalsweise oder jährliche Gebühr für Hosting, Support und Wartung (BackUps und Updates) zu berechnen. In diesem Fixbetrag können die Bereitstellung sowie
Anpassung des Shops, das Einrichten aller vom Kunden gewünschten Produkte, und
zusätzliche Workshops für den Kunden enthalten sein. Unsere Analyse ergab als guten
Richtwert für die jährliche Pauschale für Hosting, Support und Wartung 40% des
Fixbetrages. Dieser Betrag kann dann je nach Konzept monatlich oder quartalsweise
berechnet werden. Die Neuanlage von Artikeln sollte in der Regel extra berechnet werden.
Der Betrag hierfür hängt zum Beispiel von der Komplexität des Artikels ab.
Die Höhe der Preise ist abhängig von der Anzahl der Portal-Benutzer, des Datenstroms, der
Anzahl der im System eingepflegten Produkte und natürlich von der Komplexität der
Templates. Wie viel ein Template kostet, sollten Sie idealerweise bei der Einrichtung fix
hinterlegen. Bei den von uns analysierten Druckereien in Europa lag die Preisspanne für die
Einrichtung des Shops zwischen 1.500 und 250.000 Euro, je nachdem was der Kunde
14vgl.
Zipper 2009, S.72f
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wünscht, welcher Aufwand dafür betrieben werden muss und wie hoch der
Individualisierungsgrad ist. Die monatliche Pauschale an ihre Kunden liegt bei den von uns
befragten Druckereien je nach Komplexität und Aufwand zwischen 50 und 500 Euro.
Dieses Modell ist deshalb sinnvoll, da durch den Fixpreis und die zusätzliche Pauschale alle
Kosten gedeckt werden können. Des Weiteren stellt es für den Kunden ein leicht
verständliches und transparentes Preismodell dar.
Sie sollten also Ihr Preismodell auf alle Fälle im Vorfeld kalkulieren und hierbei folgende
Positionen berücksichtigen:







Investitionskosten des Web-to-Print Systems
Monatliche Kosten
a. was sind Ihre internen Kosten
b. wie viele Mitarbeiter sind (ggf. auch anteilig) damit beschäftigt
c. was ist Ihr Aufwand beim Kunden
d. was müssen Sie selbst an Hosting, Back-Up und IT-Struktur bezahlen
Wie hoch soll Ihre Marge sein?
Wie sehen die Marktpreise, die Preise Ihrer Wettbewerber aus?
Wann stößt die Performance der Systemlandschaft an ihre Grenze?
Kalkulatorische Wagnisse einplanen - evtl. müssen Sie neu investieren oder
Hardware muss ausgetauscht werden.
Interne Schulungen der Mitarbeiter und Weiterbildung
Außerdem sollten Sie durch die Projektplanung wissen, wie lange Sie für ein Projekt
benötigen. Am wichtigsten ist, dass Sie alle internen Kosten berücksichtigen. Sie sollten ca.
30% zusätzlich für versteckte Kosten einkalkulieren, an die Sie zunächst nicht denken, die
aber trotzdem im Laufe der Projekte anfallen (Erfahrungswerte der analysierten
Druckereien).
7. Vertragsgestaltung
Um Unstimmigkeiten bezüglich Kosten und Leistungen zu vermeiden, sollten Sie mit Ihren
Kunden möglichst alles vertraglich regeln. Im Idealfall entwickeln Sie einen Standardvertrag
(Dienstleistungs- und Supportvertrag), den Sie in der Folge individuell mit Ihren Kunden
anpassen.
In einem solchen Standardvertrag sollten folgende Aspekte geregelt werden:




Vertragslaufzeit
Kündigung/Verlängerung des Vertrags
Preise, aufgeschlüsselt in einmalige Gebühren und monatliche Gebühren
Leistungen im Detail
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


Hosting-Dienstleistung
Datenschutz
Service und Support
Weitere Tipps zur Vertragsgestaltung




Je höher der Aufwand für das Web-Portal, desto länger sollte die Vertragslaufzeit sein
(z.B. zwei bis vier Jahre)
Typisch ist eine Vertragslaufzeit von einem Jahr, die Verlängerung - häufig um ein
weiteres Jahr - ermöglicht Flexibilität auf beiden Seiten
Der Vertrag sollte transparent sein
Der Vertrag sollte detailliert, aber nicht komplex gestaltet sein
8. Kunden und Wettbewerber
Kunden
Im Bereich Closed Shops gibt es eine bestimmte Zielgruppe die Sie ansprechen sollten, wie
zum Beispiel:



Konzerne
Große mittelständische und Industriebetriebe
Unternehmen mit Filialstruktur und dezentralen Strukturen, also Firmen mit vielen
Niederlassungen oder Filialen, Händler und Vermittler, die alle auf eine zentrale
Vorlage zugreifen und diese anschließend individualisieren können15
 Zentral organisierte Organisationen
 Unternehmen, die standardisierte Druckprodukte benötigen
 Unternehmen mit regelmäßigem Bedarf an Druckprodukten
Wie bereits ausgeführt, ist es wichtig, die jeweilige Zielgruppe genau zu analysieren. Nicht
zu jedem Kunden passen geschlossene Shops. Für Sie als Druckerei liegt der Vorteil bei
einem Closed Shop darin, dass Sie sich zunächst an Ihre Bestandskunden wenden können
und nicht sofort Neukunden akquirieren müssen.
Im Folgenden werden einige Aspekte aufgezählt, die zur Kundenakzeptanz beitragen.16

Künftige Anwender frühzeitig einbinden, um sicherzustellen, dass man die
Anforderungen der Zielgruppe erfüllt.
15vgl.
16vgl.
Melaschuk, Telefoninterview zum Thema W2P 2014
auch Melaschuk 2013, S.28
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




Einführung des Systems als laufenden Prozess betrachten, der Schulungen sowie die
Weiterentwicklung des Systems beinhaltet.
Organisatorische Rahmenbedingungen in Form von Bestellanreizen über das Portal
und attraktive Portalangeboten schaffen und das Portal aktiv bewerben.
Topmanagement beim Kunden überzeugen
System benutzerfreundlich gestalten
Mehrwert für den Kunden schnell realisieren, z.B. durch weniger Aufwand oder
Kostensenkung im Prozessablauf
Für den Kunden liegt der Vorteil hauptsächlich in der Einsparung bei seinen Prozessen
(weniger Ressourcen, Reduzierung des Kommunikationsaufwandes, Integration von
Einkaufsplattformen, optimierte Abrechnung etc.). Allerdings sind die Prozesskosten auch
die Kosten, die der Kunde am wenigsten kennt und daher am schwierigsten zu vermitteln
sind, d.h. eine transparente Darstellung ist notwendig.
Wettbewerber
Im Bereich Wettbewerb lassen sich folgende drei Gruppen identifizieren:



W2P Systemintegratoren: IT-Unternehmen
Druckunternehmen, die bereits ein zusätzliches W2P-Geschäftsfeld aufgebaut haben
Kunden, die die Software selbst betreiben
Es sind also bereits Mitbewerber aktiv, wenn auch nicht annähernd so viele wie im Bereich
Open-Shops. Somit stellt sich die Frage, wie man sich am besten von diesen Wettbewerbern
differenziert. Der Vorteil gegenüber reinen IT-Dienstleistern oder Kunden, die die Software
selbst betreiben, ist, dass Ihre Druckerei nicht nur über das aufgebaute IT-Wissen verfügt,
sondern zusätzlich über Branchenwissen im Bereich Druck und Medien. Somit kann eine
Beratung auf Basis eines breiteren Wissens erfolgen. Für den Kunden ist es von Vorteil, Ihre
Druckerei zu beauftragen statt das Portal selbst zu hosten. Auch dass er beraten wird, kein
IT-Know-how benötigt und immer einen Ansprechpartner hat, wenn er Probleme mit dem
System hat.
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9. Web-to-Print Umsetzung
Bei der Umsetzung von W2P-Projekten ist es vor allem wichtig, Schritt für Schritt
vorzugehen.
Im Folgenden wird der Ablauf der Projektarbeit mit dem Kunden schrittweise dargestellt:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Kontaktaufnahme / Erstgespräch
Analyse der Anforderungen und Erstellung eines Lasten- und Pflichtenhefts
Konzept, Präsentation, Änderungen
Angebot
Umsetzung intern
Testphase (erst intern, dann beim Kunden)
Einführung beim Kunden
Betrieb und Weiterentwicklung (Support)
Es handelt sich hierbei um das sogenannte iterative Projektmanagement: Analyse,
Konzeption, Umsetzung, Testphase, Einführung, Weiterentwicklung. Die Prozessschritte
werden so lange wiederholt, bis es zu einem Ergebnis kommt. Diese Art von
Projektmanagement kann optimal in Form einer Spirale visualisiert werden.
Weiterentwicklung
Analyse
Einführung
Konzeption
Testphase
Umsetzung
Ein Web-to-Print Projekt ist somit ein fortlaufender Prozess. Im Laufe des Projektes
erfolgen immer weitere Anpassungen, bis das Projekt freigegeben wird.
Der Ablauf des Projektes intern gestaltet sich sehr ähnlich. Auch hier sollten
Prozessanalysen mit dem Kunden stattfinden. Anschießend wird der Projektplan erstellt,
Aufgaben verteilt, Meilensteine festgelegt und eine Kapazitäten- und Ressourcenplanung
durchgeführt. Wöchentliche Meetings mit dem gesamten Projektteam und regelmäßige
Updates können sehr hilfreich sein. Bei komplexen Shops ist es empfehlenswert, das
Konzept intern dem Vertrieb und dem Projektmanagement zu präsentieren. Den Abschluss
des internen Ablaufes bildet die interne Testphase.
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10. Marketing und Vertrieb
Marketing und Vertrieb im Bereich Closed Shops funktionieren völlig anders als im Bereich
Business to Consumer (B-to-C). So wird nicht versucht, über Werbung möglichst viele
Benutzer zu erreichen, stattdessen werden mit gezielten Aktionen die definierten Nutzer
bzw. Entscheider in den jeweiligen Firmen angesprochen.
Dies sind für den Verkauf einer W2P-Lösung im B-to-B Bereich im Wesentlichen
 Geschäftsführung
 Vorstand
 Marketing
 Einkauf
Wenn Kunden der Meinung sind, dass sie, da sie bereits die Druckprodukte bei der
Druckerei beziehen, nicht mehr für die Bereitstellung des Portals zahlen möchten, kommt es
darauf an, ihnen den Mehrwert des Portals für ihr Unternehmen zu verdeutlichen. Hier
sollten Sie als Druckerei argumentieren, dass es sich um zwei separate Dienstleistungen
handelt, die angeboten werden. Kommunizieren Sie offen und transparent, dass ein Closed
Shop individuell auf das Corporate Design und die Unternehmensabläufe angepasst und
abgestimmt wird, so dass am Ende Prozesskosten bei Ihren Kunden reduziert werden.17
Seien Sie sich im Klaren darüber, dass man den Verkauf eines Produkts nicht mit dem
Verkauf einer Dienstleistung vergleichen kann. Web-to-Print beinhaltet Software und
Prozesse die erklärungsbedürftig sind und ein gewisses Know-how voraussetzen. Im
Unterschied zum klassischen Produktmarketing, lassen sich außerdem, zumindest am
Anfang, die Kosten für eine W2P-Lösung nicht exakt beziffern, da diese von Kunde zu Kunde
unterschiedlich ist und abhängig vom jeweiligen Aufwand und Individualisierungsgrad.
Es ist also eine völlig neue Vertriebsstrategie im Vergleich zum klassischen
Druckereigeschäft gefragt, die in jedem Fall Schulungen des Vertriebs notwendig macht. Sie
sollten keinesfalls riskieren, dass ihr Geschäftsmodell scheitert, weil der Vertrieb die
Dienstleistung falsch verkauft hat.
Bei Vertriebsmitarbeitern herrscht oft das Missverständnis, dass W2P-Portale
den klassischen Vertrieb ersetzen sollen. Machen Sie deutlich, dass ein
solcher Shop kein Ersatz für den Vertriebsaußendienst ist, sondern ein
Instrument zur Unterstützung des Vertriebs. Binden Sie Ihre
Vertriebsmitarbeiter frühzeitig in alle Prozesse ein, um die neue
Dienstleistung zu verkaufen.
17vgl.
Melaschuk, Telefoninterview zum Thema W2P 2014
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Empfohlene Kommunikationsmaßnahmen
Für ein so erklärungsbedürftiges Produkt wie Web-to-Print sind Marketingmaterialien, die
das Geschäftsfeld und die entsprechende Software so einfach wie möglich erklären,
unverzichtbar.18
Da im Business-to-Business Bereich die Beziehung zum Kunden von zentraler Bedeutung ist,
werden hier zunächst Bestandkunden angesprochen. Dementsprechend ist eine wichtige
und häufig angewendete Kommunikationsmaßnahme in diesem Bereich der aktive
Kundendialog mit bestehenden Kundenkontakten. Außerdem funktioniert dieser Bereich
häufig über Empfehlungen und Mund zu Mund Propaganda.
Weitere Kommunikationsmaßnahmen in diesem Zusammenhang:






Newsletter
Veranstaltungen und Messen
Printmedien wie beispielsweise Flyer
Eigene Website
Referenzprojekte und Anwenderberichte
Internet als Vertriebskanal (Demoshop)
Online-Marketing-Maßnahmen wie beispielsweise die Nutzung Sozialer Netzwerke oder auch
Suchmaschinenoptimierung sind im Bereich Closed Shops weniger relevant. Bei Open Shops
hingegen sind solche Maßnahmen essentiell und notwendig.
Maßnahmen zur Mitarbeiterakzeptanz intern
Von zentraler Bedeutung ist, dass die Mitarbeiter im eigenen Unternehmen hinter dem
Projekt stehen. Die wichtigste Voraussetzung ist, dass das Management geschlossen hinter
dem Projekt steht, da es andernfalls auch den Mitarbeitern nicht vermittelt werden kann.
Um Ihre Mitarbeiter für dieses neue Geschäftsfeld zu sensibilisieren und ihre Akzeptanz
sicherzustellen, sollten Sie folgende Maßnahmen intern durchführen:



Erklären Sie Ihren Mitarbeitern was Web to Print ist, was Sie sich mit diesem neuen
Geschäftsfeld für Ihr Unternehmen erhoffen und welcher Mehrwert Ihren Kunden
geboten wird
Kommunizieren Sie, dass durch den gebotenen Mehrwert, Kunden eher bereit sind
höhere Preise zu akzeptieren. Machen Sie deutlich, dass durch die Online-Aufträge
Arbeitsplätze erhalten und neue Arbeitsplätze geschaffen werden
Kommunizieren Sie Ihre Strategie
18vgl.
Liedermann 2013, S.19
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



Schulen Sie Ihre Mitarbeiter und Ihren Vertrieb
Binden Sie Ihre Mitarbeiter frühzeitig in die Prozesse und Entscheidungsfindung ein
und bieten Sie ihnen die Möglichkeit Wünsche und Kritik zu äußern
Versuchen Sie nicht ausschließlich neue Mitarbeiter einzustellen, sondern nutzen Sie
auch das Know-how der vorhandenen Mitarbeiter
Beziehen Sie alle Mitarbeiter in die interne Testphase ein, auch die, die wenig oder
gar nichts mit dem Projekt zu tun hatten
Folgende Themen sollten bei einer Vertriebsschulung angesprochen werden:






Web to Print ist kein Akquisetool für Druckaufträge ohne Berechnung.
Was kann das System?
Was hat der Kunde für einen Mehrwert?
Verkauf von Dienstleistungen und Software.
Argumentation beim Kunden.
Welche Kunden kommen in Frage?
Verkaufsgespräche
Für Sie als Druckerei ist es besonders wichtig dem Kunden zuzuhören, seine Probleme,
Anforderungen und Bedürfnisse zu analysieren und viele Fragen zu stellen. Entscheidend ist,
möglichst genau herauszufinden, was der Kunde sucht und in welchen Strukturen er
arbeitet. Bringen Sie Ihre Ideen ein und treten Sie als ganzheitlicher Berater auf.
Darauf sollte eine individuelle Kundendemo folgen. Der Demoshop sollte mehrere W2PFunktionen beinhalten, damit der Kunde das komplette Leistungsspektrum testen kann.
Gleichzeitig können Sie die Nutzbarkeit und Benutzerfreundlichkeit des Systems
demonstrieren. Es empfiehlt sich, den Demoshop im Vorfeld kundenspezifisch anzupassen
beispielsweise durch Einpflegen des Firmenlogos oder Umschalten der Benutzerfläche auf
eine andere Sprache. Je mehr sich der Kunde im System wiederfindet, desto höher sind die
Erfolgschancen.
Ihr Hauptfokus sollte auf der Kundenanalyse und der Online-Demo liegen. Nach Erfahrung
der von uns befragten Druckereien sind Musterkalkulationen eher schwierig zu verwenden,
da jedes Unternehmen unterschiedliche Prozesse aufweist, die man bei einem ersten
Verkaufsgespräch noch nicht kennt. Einige Kunden betrachten dieses Tool häufig auch als
„Marketing-Trick“ und sind entsprechend eher negativ gestimmt.
Die wichtigsten Aspekte für Ihr Verkaufsgespräch:

Drucksachen als solche stehen nicht im Fokus, sondern die Prozessoptimierung beim
Kunden
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




Prozesswissen für Beschaffungsprozesse und Marketingprozesse bei den Kunden
gemeinsam erarbeiten
Mehrwert und Vorteile der Lösung für den Kunden aufzeigen
Erklärungsbedürftiges Thema einfach kommunizieren
Auf Kundenbedürfnisse individuell eingehen
Konzept und Angebot folgen im nächsten Termin
Beim Erstgespräch sollten seitens der Druckerei sowohl der Vertrieb, als auch ein W2PSpezialist vor Ort sein. Der W2P-Spezialist ist für das Fachgespräch zuständig, denn oftmals
sind auf Kundenseite auch IT-Spezialisten mit technischen Fragen vertreten.
11. Software
Bevor man eine Software auswählt, sollte man sich genau überlegen, was man mit dem
System umsetzen möchte und was das System leisten muss. Auch hierfür müssen die
Kundenbedürfnisse und Anforderungen im Detail analysiert werden und im Idealfall in einem
Lasten- und Pflichtenheft niedergeschrieben werden. Es gibt viele unterschiedliche
Softwarehersteller und Dienstleister im Markt. Manche sind eher auf B-to-C-Shops
spezialisiert, andere mehr auf Shops im B-to-B-Bereich. Eine ausführliche Prüfung der
Anbieter ist daher notwendig.
Fragen Sie befreundete Betriebe um Rat, die bereits erfolgreich im W2PBusiness tätig sind! In manchen Fällen kann es auch sinnvoll sein, sich mit
anderen Betrieben zusammenzuschließen und eine Softwarelösung
gemeinsam zu verwenden!
Folgende Lizenzmodelle sind erhältlich:



Kaufmodell
Mietmodell
Selbstprogrammierte Lösung
Die Mietlösung und das Kaufmodell werden am häufigsten von den Druckereien genutzt.
Entscheidet man sich für das Kaufmodell, hat man zwar zu Beginn hohe Investitionskosten,
dies lohnt sich aber, wenn man mehrere Shops über die Zeit aktiviert. Dagegen können sich
die monatlichen Gebühren beim Mietmodell schnell summieren wenn man mehrere
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Projekte betreut. Beim Kaufmodell fallen abgesehen vom Kaufpreis eine jährliche
Wartungspauschale von ca. 20% und zusätzliche Supportgebühren an. Beim Mietmodell
sind monatliche Lizenzgebühren und eine zusätzliche Pauschale für Hosting, Wartung und
Support zu zahlen. In manchen Fällen werden Mietmodelle angeboten, bei denen die
monatliche Gebühr relativ niedrig ist und die Druckerei für jede eingehende Bestellung eine
zusätzliche Gebühr bezahlt. Diese Variante ist gerade für Einsteiger sehr zu empfehlen, da
sie zu Beginn häufig noch nicht viele Kunden haben. Um die Software komplett selbst zu
programmieren, werden geeignete Programmierer benötigt, über die viele Druckereien
jedoch nicht verfügen.
Sie sollten sich darüber im Klaren sein, ob Sie mit einer Einstiegslösung oder einer
komplexeren Workflowlösung in das W2P-Business einsteigen möchten. Die Einstiegslösung
ist zwar günstiger und geeignet, erste Erfahrungen in diesem Business zu sammeln,
allerdings wird diese Lösung die Bedürfnisse Ihrer Kunden auf lange Sicht möglicherweise
nicht abdecken können.
Die Bedienung der komplexeren Variante erfordert wiederum viel Know-how. Auch sind die
anfänglichen Kosten deutlich höher als bei einer Einstiegslösung.
Aus diesem Grund wird eine modulare Lösung, wie sie von vielen Systemanbietern bereits
angeboten wird, empfohlen. Man kann mit einer kleineren Lösung starten und sich je nach
Bedarf verschiedene Module freischalten lassen. So halten sich die anfänglichen Kosten in
Grenzen und man ist nicht gezwungen, später auf eine andere Software umsteigen zu
müssen.
Nicht alle Bedürfnisse lassen sich mit einer einzigen Software oder einem
einzigen Shop-System abdecken und Komplettlösungen sind zudem sehr
teuer. Obwohl selbst programmierte Lösungen bei Software Updates zu
Problemen führen können, gibt es gerade im Bereich Produktionssteuerung
und Logistik einige Druckdienstleister, die zusätzlich zum Shop-System
eigene Software entwickelt haben. Durch die Automatisierung der
nachgelagerten Prozesse werden dort Einsparungen durch Web-to-Print
erzielt.
Die wichtigsten Kriterien für die Auswahl der Software:
 Modulare Lösung
 B2B oder B2C oder beides möglich
 Skalierbarkeit
 Customizing / Individualisierungsgrad pro Shop
 Editor – Formular getrieben oder WYSIWYG
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















Bestellprozess vollständig vorhanden
Nachbestellung möglich
Rechte- und Rollenvergabe möglich
Reporting möglich und z.B. in Excel exportierbar
Lagerabruf möglich
Unterschiedliche Rechnungs- und Lieferadressen
Benutzerpflege durch Kunden möglich
Anpassbares Skinning (Gestaltung des Front-Ends)
Mandantenfähigkeit (eigener Shop pro Kunde)
Mehrsprachig
Anbindung an den Workflow der Druckerei
Erweiterbarkeit per Schnittstelle
Eigenprogrammierung möglich
Updates
Sicherheit des Systems
Support des Systemanbieters
12. Wachstum und Trends
Mit Web-to-Print kann Ihre Druckerei folgende Wachstumseffekte erzielen:




Steigerung der Kundenbindung zwischen allen Distributionsstufen
Erweiterung des Geschäfts um neue Produkte (Werbeartikel), Dienstleistungen und
Lösungen
Wachstum durch größere Reichweite (Internet)19
Wachstum durch Qualitätsführerschaft bei Einzelprodukten22
Im Trend sind vor allem Shops, auf die man mit mobilen Geräten (Tablet, Smartphone)
zugreift. Für Sie als W2P-Einsteiger wird dies aufgrund der Komplexität und Kosten zunächst
nicht relevant sein. Dennoch sollten Sie diesen Trend bei der Auswahl Ihrer Software für die
Weiterentwicklung Ihres Shops berücksichtigen.
19vgl.
König 2013, S.10
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13. Fazit
Ihren Einstieg in Web-to-Print sollten Sie gut vorbereiten. Wichtig ist die Erkenntnis, dass
Web-to-Print primär eine IT-Dienstleistung ist. Ihr Unternehmen erfährt mit dem Einstieg in
Web-to-Print einen Wandel. Die klassische Druckdienstleistung wird ergänzt durch eine
Reihe von neuen Dienstleistungen, die sich in erster Linie an den Bedürfnissen Ihrer Kunden
ausrichten. Ihre Kunden müssen ein Interesse an der Nutzung des W2P-Portals haben und
den Mehrwert erkennen, den es für sie bietet. Das bedeutet, dass Ihr Unternehmen sich von
einem Lieferanten für Druckprodukte zu einem Dienstleistungsunternehmen entwickelt. Sie
sollten die Anforderungen und Bedürfnisse Ihrer Kunden im Vorfeld gründlich analysieren
bevor Sie Ihr Geschäftsmodell definieren und die entsprechende Software auswählen.
Folgende Faktoren entscheiden über einen erfolgreichen Einstieg in Web-to-Print:
 Strategie und Geschäftsmodell
 Know-how im Unternehmen
 Nutzerakzeptanz (Kunden frühzeitig einbinden)
 Servicebereitschaft, Flexibilität und Automatisierung20
 Pull Strategie statt Push-Strategie. Ein W2P-System sollte vom Kunden definiert
werden und nicht von der Druckerei21
 Optimierung der nachgelagerten Prozesse in der Druckerei
Um Ihren Erfolg langfristig zu sichern, müssen Sie den Einstieg in Web-to-Print als laufenden
Prozess betrachten. Gemeinsam mit und für Ihre Kunden werden Sie Ihr Geschäftsmodell
kontinuierlich weiter entwickeln.
Empfehlenswert ist deshalb ein modulares System zu wählen. Häufig steigt man mit einer
Lösung ein und baut die Dienstleistung und das Angebot nach und nach aus. Auch der
Zukauf weiterer Software oder Eigenentwicklungen sind möglich.
Einsparungen mit Web-to-Print werden durch Optimierung und Automatisierung von
Prozessen sowohl in Ihrer Druckerei wie auch im Unternehmen Ihrer Kunden erreicht. Dies
bedeutet, dass Sie nur gemeinsam mit Ihren Kunden in dem neuen Geschäftsfeld Erfolg
haben werden.
Der Erfolg eines Closed-Shops bei Ihren Kunden ist abhängig von folgenden Faktoren:22



Kostentransparenz
Ansprechende und nutzerfreundliche Benutzeroberfläche / GUI
Dienstleistung im Mittelpunkt
20vgl.
auch o.V. 2013b
auch Störch 2009, S.49
22vgl. Zipper, Telefoninterview zum Thema W2P 2014a
21vgl.
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Der Einstieg in Web-to-Print erfordert gegebenenfalls umfangreiche Anpassungen in Ihrem
Unternehmen. Von zentraler Bedeutung ist die Neuausrichtung und damit verbunden
Schulungen Ihres Vertriebs um ihr neues Produkt – die Dienstleistung Web-to-Print - richtig
zu verkaufen.
Nutzen Sie die Chancen, die das neue Geschäftsfeld Ihrer Druckerei bietet. Mit einem
Einstieg in den B-to-B Bereich können Sie zunächst mit Ihren Bestandskunden starten und
das vorhandene Marktpotential ausloten. Gerade im Bereich Closed-Shops sehen Experten
ein enormes Potential.
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14. Quellen- und Literaturverzeichnis
Bregel, G. (2013): Onlinedruck – Herausforderung und Chance. In: Druck & Medien,
September 2013, S.32-34.
Bundesverband Druck und Medien e.V. [Hrsg.] (2009): Jahreskonjunkturanalyse Deutsche
Druckindustrie, Wiesbaden.
Calmbach, J. (2014): Wirtschaft im Wandel – darüber nur zu klagen, bringt nichts. In:
Deutscher Drucker, Februar 2014, Heft 3, S.5.
König, A. (2013): Online gehen oder nonline bleiben? Strategische Optionen für Druckereien,
Nr.24, S.10.
Liedermann, M. (2013b): Web-to-Print als Mission. In: Deutscher Drucker, November 2013,
Nr. 23, S.19.
Lurz, C. (2011): Web-to-Print Geschäftsmodellierung – Planung eines Geschäftsmodells in
Verbindung mit Web-to-Print, 1. Aufl., Saarbrücken 2011.
Luther, C. (2013): Noch Nischen frei?. In: Deutscher Drucker, Oktober 2013, Nr. 21, S.24.
Melaschuk, I. (2013): Wie setzt man Web-to-Print- Projekte erfolgreich um? In: Deutscher
Drucker, 2013, Nr.22, S.28.
o.V. (2012): Der Online-Service für den Kunden. In: World of Print, 21. Jg. (2012), Nr.5, S.20.
o.V. (2013a): Web-to-Print – Schlüssel zur Automation. In: World of Print, 22. Jg. (2013), Nr.
5, S.14.
o.V. (2013b): Praktisch jedes Druckerzeugnis lässt sich online verkaufen. In: Deutscher
Drucker, November 2013, Nr. 23, S.16.
Statistisches Bundesamt; Bundesverband Druck und Medien (2013): Nominaler Umsatz der
Druckindustrie in Deutschland in den Jahren von 2008 bis 2012, Fassung vom 17.Juni 2013,
in: http://de.statista.com.ezproxy.dhbw-mannheim.de/statistik/daten/studie/191474/
umfrage/umsatz-der-druckindustrie-in-deutschland/ (Stand: 09. April 2014).
Störch, B. (2009): Von Web-to-Print zu Web-to-Business. In: Druck & Medien, November
2009, S.49.
Treichel, H. R., Rose M., Bachem K. (2009): Kurzstudie: Druck und Medien 2015.
Zipper, B. (2009): Strategie: Web-to-Print – Grundlagen, Strategien, Anwendungen, 1. Aufl.,
Zürich 2009
Zipper, B. (2010): Darf man Web-to-Print ignorieren?. In: alphagraph Newsletter, Juni 2010,
Ausgabe 19, S.2.
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Sonstige Quellen
Melaschuk, I. (2014): Telefoninterview zum Thema W2P, 2014.
Zipper, B. (2014a): Telefoninterview zum Thema W2P, 2014.
Zipper, B. (2014b): Vortrag des E-Business Print Experten zum Thema Trends in der Online
Print Industrie, in einem Vortrag auf dem Online-Print Symposium am 15.05.2014 in
München, München 2014.
Hinweis
Alle anderen Informationen stammen aus:


Vorträge auf dem Online Print Symposium in München, das vom 15.-16.05.2014 statt
gefunden hat.
Interviews mit 4 Druckereien und Mediendienstleister, die bereits erfolgreich im
W2P-Business tätig sind und im Zeitraum von April bis Juni 2014 zum Thema
Web-to-Print-Einstieg und mögliche Geschäftsmodelle befragt wurden. Aus
Anonymitätsgründen können diese jedoch im Rahmen des Leitfadens nicht
namentlich genannt werden.
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