virtus post nummos - Das Deutschland

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VIRTUS POST NUMMOS
(DIE TUGEND KOMMT NACH DEN TALERN)
Große Geschäfte in der Zeit des zweiten Dreißigjährigen Krieges (1914 bis 1945)
Konrad Pingel
Aus Anlaß des fünfzigsten Jahrestages
der Kapitulation der Deutschen
Wehrmacht hatte der Bundespräsident
Roman Herzog die Staatsoberhäupter
der vier Siegermächte aus dem
Zweiten Weltkrieg zu einem Staatsakt
in die Krolloper nach Berlin
eingeladen.
Es erschienen: Aus Amerika der
Vizepräsident Al Gore, aus Frankreich
der Staatspräsident Mitterand, aus
Rußland
der
stellvertretende
Ministerpräsident Tschernomyrdin und
aus Großbritannien der Premierminister
John
Major.
Der
französische
Staatspräsident äußerte sich in seiner
Rede mit hohem Respekt über die Soldaten der Deutschen Wehrmacht.
John Major erklärte in seiner Ansprache u.a. folgendes: »Heute, vor fünfzig
Jahren, erlebte Europa das Ende des Dreißigjährigen Krieges, der von 1914 bis
1945 gegen Deutschland geführt worden ist. «
Dreißig Jahre Krieg gegen Deutschland! Wenn dem so war, dann gab es nach
dem Diktat von Versailles für unser Land keinen Frieden, dann konnte
Deutschland 1939 keinen »Krieg vom Zaune gebrochen« haben, wie behauptet
wird, dann gab es den Krieg schon - so darf gefolgert werden. Was auffiel war,
daß sich keiner der anwesenden Politiker und Medienleute zu dieser Aussage
äußerte. Da vom Ende des Ersten Weltkrieges bis 1939 in Europa kriegerische
Auseinandersetzungen großen Stils nicht stattfanden, mußte der zweite
Dreißigjährige Krieg mit anderen als militärischen Mitteln geführt worden sein und das waren wirtschaftliche, finanzielle und andere Mittel. Das darzulegen, ist
1
der Sinn dieser Ausführungen. Es ist offenkundig, daß führende Engländer, und
wie diese Untersuchung zeigen wird, auch Amerikaner eine breitere Vorstellung
von dem Begriff des Krieges haben. Der Kriegs-Premier Englands, Sir Winston
Churchill, hatte in einem Brief an Josef Stalin während des Krieges auch von
einem »Dreißigjährigen Krieg« gegen Deutschland gesprochen.
Ein weiteres Ereignis in der Zeit des zweiten Dreißigjährigen Krieges ist das
Diktat von Versailles mit all seinen Folgeerscheinungen. Bei einem Aufenthalt
in London zum Zwecke zeitgeschichtlicher Forschungen äußerte sich bei den
vielen Gesprächen ein englischer Wissenschaftler folgendermaßen: »Wer nicht
die mehr als 800 Artikel des Versailler Vertrages1 genau verstanden hat, der ist
nicht in der Lage, sich ein Urteil zu bilden über das Aufkommen des
1
„Das Versailler Diktat“ von Dr. Franz Uhle-Wettler Arndt Verlag 1999
2
Nationalsozialismus und auch nicht über die Entstehungsgeschichte des Zweiten
Weltkrieges.« Das Studium des Vertragstextes macht klar, wie recht der
betreffende Engländer hatte.
Ein anderer Engländer sagte: »Hört Ihr Deutschen doch endlich damit auf, euren
Adolf Hitler mit einer Omnipotenz auszustatten, die ein Mensch so nie haben
kann. Der letzte Krieg war ein Weltkrieg und nicht ein Krieg, bei dem es nur um
Deutschland ging. Hitler hatte z.B. nichts zu tun mit den gewaltigen Schlachten,
die im Fernen Osten und im Pazifik geschlagen wurden. Es gab ganz andere
Leute und Mächte, die den Kriegsbeginn und Kriegsverlauf bestimmten. «
Englische Historiker beschäftigten sich eingehend mit der Frage, wer nach dem
Diktat von Versailles, nach der Ausplünderung durch die hohen Reparationen
usw. den Deutschen half, die Autobahnen zu bauen, so schnell eine gewaltige
Rüstungsindustrie zu errichten und eine Wehrmacht aufzustellen, die in kurzer
Zeit in der Lage war, fast ganz Europa zu besetzen. In Deutschland stellt man
diese Frage kaum. Noch gilt die einfache Formel aus der Feindpropaganda, die
da feststellt, daß an allem Elend des Krieges die Deutschen die Schuld tragen.2
Nach Jahrzehnten von Fremdbestimmung müßte unser Volk gelernt haben,
gewisse Denkformen unserer Kriegsgegner zu erkennen und, wo nützlich,
umzusetzen. Zwei der wichtigsten Siegernationen - England und die Vereinigten
Staaten - sind Handelsnationen. Sie sind durch ihren Kaufmannsgeist groß
geworden. Sie planen und führen ihre Kriege nicht nur aus militärischen
Überlegungen, sondern sie schließen ökonomische Überlegungen wegen großer
Geschäfte immer mit ein.
Diese Untersuchung soll Anregung sein, den zweiten Dreißigjährigen Krieg aus
der Sicht des kaufmännischen Denkens zu verstehen in der Hoffnung, daß sich
kompetente Fachleute dieses Themas annehmen.
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZPROBLEME NACH
DEM ERSTEN WELTKRIEG.
2
Es muß doch zu denken geben, warum nach dem II. Weltkrieg das große britische Empire
untergegangen war. Ist das auch ein Verbrechen der Deutschen? Heute gibt es nur noch das
Commonwealth of Nations. Auch die meisten Kolonien sind verschwunden – ist es womöglich ein
Verdienst Hitlers, daß sie nun selbständige Staaten sind? Ist das etwa auch eine Schuld der Deutschen?
3
Die Kosten des Deutschen Reiches für den Ersten Weltkrieg werden auf 164
Milliarden RM (inflationsbereinigt, d.h. in Goldmark) angegeben.3 Die gegen
die Mittelmächte durchgeführten Friedensvertragsverhandlungen veränderten
die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Europa tiefgreifend und
schufen weitreichende finanzielle und psychologische Probleme. Ging es bei
früheren Friedensvertragsverhandlungen primär um Schadensersatzforderungen
an die Verlierernation, so spielten z.B. in Versailles Antriebe aus
Rachegefühlen, ein gewisser „Hunnenkomplex“ und die Sucht, einen
“Schurkenstaat“ der “gerechten“ Strafe zuzuführen, eine verhängnisvolle Rolle.4
Hatte der britische Premierminister Lloyd George noch nach Frankreichs
Katastrophe vom Juni 1940 mit den Worten kommentiert: “Hitler sei die
Persönlichkeit in Europa seit Napoleon5, verkündete er im Winter 1918 vor einer
johlenden Menge, “die Deutschen wie eine Zitrone auszuquetschen“. Der
amerikanische Präsident Wilson, Vertreter des Selbstbestimmungsrechts der
Völker, stimmte durchaus zu, daß neuneinhalb Millionen Deutsche nach dem
Ende des Ersten Weitkrieges außerhalb Deutschlands leben mußten.
Der Presbyter Wilson war es, der 1917 den Krieg gegen Deutschland und damit
“gegen den natürlichen Feind der Freiheit“ aufnahm. 6 Die von ihm vertretenen
Postulate werden von den Amerikanern bis heute als religiös fundiert aufgefaßt,
sodaß die USA für sich eine höhere Moralität in Anspruch nehmen mit all ihren
Auswirkungen z.B. auf die Politik, das Rechtswesen, in der kulturellen
Auseinandersetzung usw..
Eine entscheidende Rolle bei den Pariser Vertragsverhandlungen spielten die 14
Punkte des amerikanischen Präsidenten Wilson vom 14. Januar 1918. Deren
Umsetzung in die Praxis zeigte, wie schwierig es ist, Wendungen, die mit Geist,
Willen und Absicht zu tun haben, auf eine befriedigende Vertragsgrundlage zu
bringen. John Maynard Keynes, Cambridge Professor und britischer
Finanzvertreter und Vertreter des englischen Schatzkanzlers beim obersten
„Der wirtschaftliche Hader“ von: Gerd Schulze-Rhonhof in:“Deutschland in Geschichte und
Gegenwart“, Heft 3/2005
3
Antony Lentin „Lloyd George and the lost peace. From Versailles to Hitler; 1919-1940. New York
2001, S.126
4
5
und womöglich sogar größer als er“
„Krieg und Frieden - Die wirtschaftlichen Folgen des Vertrags von Versailles“ von: John. Maynard
Keynes. S.32 ff Berenberg Verlag
6
4
Wirtschaftsrat an der Pariser Konferenz7 schreibt zu dem Vertrag von Versailles
folgendes: “Das weise und großherzige Weltprogramm (von Wilsons 14
Punkten) war am 5.November 1918 aus dem Gebiet des idealistischen Sehnens
herausgetreten und zum Teil eines feierlichen Abkommens geworden, das alle
Großmächte der Welt unterzeichnet hatten.
Trotzdem war es im Sumpf von Paris verloren gegangen; sein Geist
vollkommen, sein Buchstabe zum Teil aufgegeben, zum Teil verdreht“. Er fährt
fort: “Jedermann muß selbst beurteilen, wie sehr dabei Täuschung und
Heuchelei verübt wurden“.
In Versailles8, wurden Heuchelei und Lüge zum Prinzip politischen Handelns
erhoben. Es wird auch heute noch - teils raffinierter - angewendet, wie das im
„Krieg und Frieden - Die wirtschaftlichen Folgen des Vertrags von Versailles“ von John Maynard
Keynes. Erschienen in London 1971, S. 170 ff unter dem Titel: The collected writings of John
Maynard Keynes, Vol. 2. The economic Consequences of the Peace
7
„Legacy of Ashes. The History of the C I A“ Verlag Doubleday, New York In Deutsch: „CIA MSDie ganze Geschichte“ in Deutsch im S Fischer Verlag
8
5
Februar 2008 erschienene Werk über die CIA des Amerikaners Tim Weiner an
vielen Beispielen beweist.
Es war dann dieser Geist, aus dem die Feinde Deutschlands ihren Umgang mit
den Besiegten nährten. Die Folge waren die im Pariser Vertragstext
aufgezwungenen Gebietsabtretungen, Zerstören der deutschen Wirtschaftkraft,
unverhältnismäßig hohe Reparationsforderungen usw. Das Reich wurde
gezwungen9, bis 1921 331 Milliarden Reparationen zu zahlen. Diese gingen
primär an England und Frankreich. Die Folge davon war, daß Deutschland
zahlungsunfähig wurde und im Jahr 1923 eine Inflation erlebte, die dazu führte,
daß u.a. Reparationszahlungen weitgehend eingestellt werden mußten. Das
wirkte sich auf die finanziellen Verpflichtungen besonders Englands und
Frankreichs gegenüber den USA aus, denn beide Länder hatten den Ersten
Weltkrieg nur durchstehen können mit Hilfe von Krediten aus Übersee.
Insgesamt10 haben die Ententemächte in der Zeit vom 1.August 1914 bis zum
1.März 1917 in den USA Anleihen im Wert von 2,5 Milliarden Dollar
aufgenommen. Die beiden Mächte England und Frankreich konnten ihre
Schulden bei den USA nur zurückzahlen, wenn Deutschland seinen
Reparationsverpflichtungen nachkam. Um dieses zu ermöglichen pumpten die
Vereinigten Staaten Kredite nach Deutschland11. Auf diese Weise entstand eine
Art finanziellen Kreisverkehrs, oder, wie es auch hieß: “eine deutschamerikanische Kreditrecyclingmaschinerie wurde damit in Gang gebracht“.
Deutschland wurde durch die amerikanischen Kredite befähigt, Reparationen an
England und Frankreich zu zahlen12, und beide Länder konnten dadurch ihre
Kriegsschulden an Amerika bezahlen. Auf diese Weise entwickelten sich die
Jahre 1924 bis 1929 in Deutschland zu einer Phase des Wiederaufbaus13, ja,
eines gewissen bescheidenen Wohlstandes, der allerdings hauptsächlich auf
9
"Der wirtschaftliche Hader" von: Gerd Schulze Rhonhof in: Deutschland in Geschichte und
Gegenwart" Heft 3/2005
10
"Der deutsche U-Bootkrieg und der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten von Amerika 1917" von:
Dr. Walter Post
11
"Deutsche Geschichte von Bismarck zu Hitler" von: Sebastian Haffner Knauer Taschenbuchausgabe
2001 S. 192ff; "Krieg und Frieden von John Maynard Keynes S,27
12
"Der wirtschaftliche Hader" von: Schulze-Rhonhof siehe oben.
13
siehe Haffner oben
6
amerikanischen Kreditzahlungen beruhte. Sebastian Haffner schreibt dazu
folgendes:
“Man hat ausgerechnet, daß die Deutschen in diesen Jahren im Ganzen - sehr
rund gerechnet - etwa 10 Milliarden Reparationen zahlten und etwa 25
Milliarden amerikanische Kredithilfe bekamen. Die Dollarkredite der
Wallstreet14 trugen zur Erholung der deutschen Wirtschaft bei und förderten das
Wachstum des deutschen Exportgeschäfts“.
Die Amerikaner sind dabei vom größten Vorkriegsschuldner zum größten
Nachkriegsgläubiger geworden. Mit Begeisterung beschreibt das ein
amerikanischer Banker so: nie zuvor gab es eine Nation, die als einzige zur
selben Zeit auf der Welt der größte Produzent an Waren, der größte Exporteur,
das mächtigste Reservoir von Kapital und der einflußreichste Verteiler von
Krediten war. Unser Platz ist der einer dominierenden Macht“.
Der amerikanische Wissenschaftler Ludwell Denny läßt in seinem Werk
“Amerika erobert Britannien“ (“America conquers Britain“) den Schluß zu, daß
durch die amerikanischen Kredite den Engländern ihr Ziel versperrt blieb, das da
hieß: Die deutsche Konkurrenz ein für alle mal auszuschalten. Spätestens zu
dieser Zeit wurde der Machtkampf der USA gegen das Britische Empire
sichtbar. Ludwell Denny drückt das so aus:
“… the Americans reached „monocratic power‟ over international “moneytary
affairs‟...”
GRUNDSÄTZE AMERIKANISCHER POLITIK
Die Amerikaner sind das Handelsvolk sui generis. »make money« - »Geld zu
machen« - das ist ein wichtiger Antrieb für ihr Denken und Handeln. Deshalb
sehen sie z.B. in jedem Krieg und allen damit verbundenen Aktivitäten die
Möglichkeit, »große Geschäfte«15 zu machen. Eine dabei verfolgte Strategie ist
die der finanziellen Durchdringung (financial penetration). Als die erdrückenden
Bestimmungen des Friedensvertrages von Versailles vom 28.Juni 1919 in
Mitteleuropa ein gewaltiges Vakuum wirtschaftlicher, finanzieller, politischer
und militärischer Natur hervorriefen, sahen sie Möglichkeiten16, sich eine starke
14
"America conquers Britain" by: Ludwell Denny 1930 Pages 33/34
15
"The Dollar-Wall Street Regime" by: Peter Gowan in: "The Globale Gamble" Verso – London 1989
16
"Das Versailler Diktat" Vorgeschichte Vollständiger Vertragstext Dr. Franz Uhle-Wettler ArndtVerlag 1999
7
Position gegenüber anderen Völkern zu verschaffen, indem sie daran gingen,
dieses Vakuum aufzufüllen.
Während die Franzosen, Engländer und andere Völker ihr Streben auf nationale
Ziele in Denkkategorien voriger Jahrhunderte richteten, sahen die Amerikaner in
der Nachkriegszeit für sich die Chance zu großen Geschäften und zum Aufbau
eines unsichtbaren, amerikanischen Wirtschaftsweltreiches im Sinne ihres
ehemaligen Präsidenten Herbert Hoover (1929 - 1933). Hoover erlangte den Ruf
eines ökonomischen Eroberers« (economic conquerer). »Er sah die Zukunft
Amerikas in einem neuen Empire-Typ, eines ökonomischen Weltreichs, das er=
richtet wird auf Geschäftstüchtigkeit, zusammengehalten durch Handels- und
Kreditverbindungen, welche alle Nationen durchdringt und alle Länder und
Reiche unter wandert17.« (Hoover, the economic quonquerer saw the future
America as a new type empire, an economic world empire, built on business
efficiency held together by lines of trade and credit, penetrating all nations,
cutting under other empires.)
Ganz im Sinne von Herbert Hoover handelten in der Zeit des zweiten
Dreißigjährigen Krieges (1914 bis 1945) die amerikanischen Politiker,
Geschäftsleute und Banker. Amerika hatte es geschafft, aus dem Ersten
Weltkrieg als stärkste Finanzkraft hervorzugehen. Es erwartete
Schuldenrückzahlungen von den Alliierten und investierte erneut in Europa und
den Fernen Osten. Angesichts der engen außenwirtschaftlichen Beziehungen
beteiligten sich die Vereinigten Staaten an dem Verfahren der
Reparationszahlungen18, und zwar bei dem 1924 unter dem Vorsitz des
amerikanischen Bankers Charles G. Dawes erstellten Dawes-Plan und 1928
angenommenen «Young-Plan«, ebenfalls Wall-Street Banker wie Dawes.
Der amerikanische Historiker Sutton19 erklärt die damaligen Ereignisse in der
amerikanischen Finanzwelt folgendermaßen: Der Vertrag von Versailles bürdete
dem besiegten Deutschland durch die harten Reparationen eine schwere Last
auf. Die finanziellen Lasten führten bei den Menschen in Deutschland zu starker
17
"America conquers Britain" "A Record of Economic War" by. Ludwell Denny in: Alfred A. Knopf
London-New York 1930 Pages 63 ff
18
"Wall Street and the Rise of Hitler" Pages 23 ff by: Antony C. Sutton '76 PRESS Seal Beach,
California
19
Gabriel Kolko, "American Business and Germany, 1930-1941" in: "The Western Political Quarterly,
Volume XV, 1962
8
Unzufriedenheit, so daß es zur Akzeptanz des Hitlerismus kam - und das
wiederum wurde durch die internationalen Banker für eigenen Nutzen
gebraucht20. Die Gelegenheit, um profitable Anleihen nach Deutschland fließen
zu lassen, wurde in den USA besonders durch den Dawes-Plan und später
durch den Young Plan genutzt. Beide Pläne wurden ausgerechnet durch jene
Banker organisiert, die dann in der Kommission für deren Verwirklichung
20
Im ULMER TAGBLATT vom Dienstag, 10. Mai 1932 steht in einem Bericht über die Finanzlage
des Deutschen Reiches, daß noch 1932 die Reparationsschulden des Reiches durch die Dawes = und
Younganleihe 2205 Mio. Mark betrugen.
9
saßen, was sie zu ihrem pekuniären Vorteil nutzten. Diese Pläne, obwohl von
Privatleuten erstellt, wurden in praxi durch die US- Regierung genehmigt und
gefördert. Bei dem Kriegsfolgegerangel der Finanziers und Politiker wurden die
deutschen jährlichen Reparationen mit 132 Milliarden Goldmark fest gelegt 21.
Das war ungefähr ein Viertel von Deutschlands Exportgeschäft. Die Folge
dieser niederschmetternden Zahlungsverpflichtungen war, daß Deutschland
zahlungsunfähig wurde. Damit brach der »Zahlungskreisverkehr« zusammen d.h. Rückzahlung der Kriegsschulden Englands, Frankreichs an die USA war
nur möglich, wenn Deutschland seine Reparationen an die beiden Länder
bezahlte.
Um nun die Reparationszahlungen zu erzwingen, besetzten Frankreich und
Belgien das Ruhrgebiet. Um Deutschland gegenüber den Empfängern der
Reparationen zahlungsfähig zu machen, sprangen die Amerikaner mit Krediten
ein - wobei sie ein großes Zinsgeschäft machten. Mit Hilfe des Dawes- und des
Young Plans konnte Deutschland von 1924 bis 1931 an die alliierten
Siegermächte rund gerechnet 36 Milliarden Goldmark zahlen. Während dieser
Zeit lieh sich Deutschland 33 Milliarden Reichsmark, hauptsächlich von den
USA. Auf diese Weise betrugen die deutschen Zahlungsverpflichtungen für
Reparationen nur netto drei Milliarden Reichsmark.22
Demnach wurde die Last der deutschen Reparationen an die alliierten
Siegermächte tatsächlich von den Auslandsschuldverschreiben, den- von den
Wall-Street-Banken ausgegebenen deutschen Schuldverschreibungen getragen selbstverständlich zu einem großen Gewinn für diese.
Interessant ist23, wer 1924 als Experte in der Dawes-Plan-Kommission saß:
Charles Dawes und der Vertreter der Morgan Bank Owen Young, der
gleichzeitig Präsident der General Electric Company war. Dawes war
Vorsitzender der Alliierten Experten-Kommission im Jahr 1924.
Owen Young wurde 1929 Vorsitzender des Experten-Komitees24, dieser wurde
von J.P Morgan persönlich unterstützt. TW Lamont, Partner von Morgan, und
21
John Maynard Keynes "Krieg und Frieden.." S.22 Berenberg Verlag.
22
"Tragedy and Hope" by: Caroll Quigley The Macmillan Comp, New York 1966
23
"Wall Street and the Rise of Hitler" Pages: 23 ff by: Antony G.Sutton "76 Press" Seal Beach, Cal.
1976
24
"United States Congress. Senate Hearings before a Subcommittee of the Committee on Military
Affairs" "Elimination of German resources of War". Government Printing Office, 1945
10
T.N. Perkins, einem Banker mit Verbindungen zu Morgan. Es wird deutlich, daß
die U.S.-Delegation sich aus Leuten der J.P Morgan Bank zusammensetzte. Wie
Quigley es ausdrückt, benutzten sie die Autorität und das Siegel der Vereinigten
Staaten, um ihre eigenen Finanzpläne zu unterstützen und um daraus
finanziellen Vorteil zu ziehen25.
Das Studium von Dawes- und Young-Plan läßt die Folgerung zu, daß es eine
Strategie war, Deutschland mit amerikanischem Kapital zu überschwemmen und
das deutsche Realvermögen für eine gigantische Schuldverschreibung zu
verpfänden, die von den Vereinigten Staaten gehalten wurde. Durch
Geldgeschäfte entstand ein System von Abhängigkeiten, die auf verschiedene
Weise direkten Einfluß ausüben können, z.B. durch die Unterstützung
politischer Fonds oder durch den Entzug der Unterstützung für Politiker oder
politische Parteien. In den USA z.B. erlitt 1932 Herbert Hoover eine Niederlage,
weil die Wall Street ihm die Unterstützung aufkündigte und sie auf Franklin D.
Roosevelt übertrug. In diesem Zusammenhang werden Beispiele der
amerikanischen Machtpolitik deutlich die den Unterschied zu früheren
machtpolitischen Bestrebungen aufzeigen:
1. Die alten europäischen Mächte betrieben Machtpolitik hauptsächlich
durch Anwendung von militärischem Zwang. Für die Amerikaner ist dies
nur eine Form unter anderen Formen der Kriegsführung.
2. Durch die Einbindung (Containment) von Staaten in eine von den USA
geführte Allianz versuchen die USA die Kontrolle über die Produktionsund Machtzentren dieser Länder zu erhalten26.
3. Amerika startet einen allumfassenden Wirtschaftskrieg gegen jene
Region, die sich nicht gefügig zeigt. (Beispiel Nixons Öl-Krieg gegen die
europäischen Verbündeten im Jahr 1970, dann die Öl-Kriege im Nahen
Osten27.
4. Ökonomische und politische Konvergenz zwischen den Vereinigten
Staaten und den »Zielstaaten« zu erreichen, ist eine der imperialistischen
Methoden Amerikas, mit anderen Worten, es soll die »Transformation«
der Wirtschaft und Politik anderer Länder erreicht werden, um dadurch
25
QUIGLEY; Caroll, Geschichts-Prof, Georgetown UNI "Traedy and Hope" in: "The creature from
Jekyll Island" by: G. Edward Griffin P. 245, 306
26
"The Global Gamble" -Washington's Fausttian Bid for World Dominance by: Peter Gowan Page 80
ff London-New York
27
"Beyond Manic Mercantilism" by: David J. Rothkopf in: "Council an Foreign Affairs" 1998
11
eine Art »Gleichschaltung« zwischen diesen und dem US-kapitalistischen
System zu erreichen.
5. Die großen Geldgeschäfte bewirkten die Bildung von multilateralen
Organisationen in denen sich für die Amerikaner aktive strategische
Wirkungsmöglichkeiten boten, z.B. in der Weltbank und dem Inter=
nationalen Währungsfonds. Für das Dollar Wall Street Regime (DWSR)
ergeben sich in den beiden Organisationen große und ungehinderte
Wirkungsmöglichkeiten.
6. Das amerikanische Eindringen in die Wirtschaft anderer Länder schafft
die Möglichkeit, die sozialen Strukturen und den Medienmarkt zu
beeinflussen. (cultural warfare)
7. Die Amerikaner28 bemühen sich darum, ihre Kriege durch andere mit
Teilen oder ganz bezahlen zu lassen. Ein Beispiel ist der erste Golf-Krieg
zur Befreiung Kuweits von Saddam Husseins Truppen im Jahr 1991. Die
Kriegskosten betrugen 88 Milliarden Dollar wovon der amerikanische
Steuerzahler nichts merkte, weil 90 Prozent davon von den Verbündeten
der Kriegskoalition getragen wurden. Vor dem Irak-Krieg hatten die
Amerikaner die Kosten mit 50 bis 60 Milliarden veranschlagt die sie aus
den zu erwartenden Einnahmen aus dem Ölexport von den unterworfenen
Irakern bestreiten wollten. Diese Rechnung ist nicht aufgegangen.
DIE DREIERBEZIEHUNG DEUTSCHLAND ENGLAND USA
ZWISCHEN DEN BEIDEN WELTKRIEGEN.
Vor dem Ersten Weltkrieg spielten die USA im Wettlauf um den
transatlantischen Schiffsverkehr eine unbedeutende Rolle. Britannien
beherrschte die Meere - »Britain ruled the waves«. Die Deutschen drohten zu
der Zeit eine ernst zu nehmende Konkurrenz in der Handelsschiffahrt zu werden.
Deshalb nutzten die Engländer die Verhandlungen in Versailles, um dieser
Gefahr zu begegnen, indem sie durchsetzten, daß die gesamte deutsche
Hochseeflotte an Großbritannien übergeben wurde. Deutschland durfte nur noch
Schiffe mit einem Fassungsvermögen von 1600 Tonnen haben - praktisch eine
Fischereiflotte, die nur in Küstennähe operieren konnte. Mit der Wegnahme der
28
Quelle: FAZ, 31.10.07. "Weniger als ein halbes Prozent" Matthias Rüb
12
deutschen Hochseeflotte hatte England eines seiner wichtigsten Kriegsziele
erreicht.
Hier die Namen einiger deutscher Hochseeschiffe29, die nun unter fremder
Flagge führen: S.S. Bismarck, jetzt britisch als S.S. Majestic, S.S. Imperator
jetzt britisch S.S. Berengaria, S.S. Columbus jetzt britisch S.S. Homeric. ect,
Durch diesen Zuwachs erhielt Albion unangefochten die größte Handelsmarine
29
"America conquers Britain" "A Record of Econnomic War" by: Ludwell Denny Pages: 363 ff in:
Alfred A. Knopf London-New York 1930
13
der Welt. In dieser für die Handelskonkurrenten Britanniens unerträglichen
Situation gingen die Amerikaner daran, die deutsche Schiffsbauindustrie vor der
Zerstörung auf Grund des Vertrags von Versailles nicht nur zu bewahren,
sondern für eigene Zwecke zu nutzen30. Sie pumpten Geld in die deutschen
Werften. Das ergab eine Kombination aus amerikanischem Kapital und
deutscher Wertarbeit - ähnlich verfuhren die Amerikaner im Umgang mit der
deutschen chemischen, Automobil-, Flugzeug-, Elektro- und anderen Industrie.
Dadurch wurden dem deutschen Volk nicht nur Fabriken, Werften usw.
erhalten, sondern das für den Wirtschaftskonkurrenzkampf notwendige Wissen
und Können bewahrt31.
Als die Wiederaufrüstung Deutschlands in den dreißiger Jahren begann, konnte
man auf gerettete Werften, Fabriken, Versuchsanstalten, qualifiziertes Personal
und vorhandene Rohstoffbeschaffungssysteme usw. zurückgreifen. Dadurch war
es beim Aufbau der Wehrmacht möglich, in verhältnismäßig kurzer Zeit z.B.
deutsche Schlachtschiffe, Kreuzer, Zerstörer, Kampfpanzer, Flugzeuge und
andere Waffensysteme zu bauen. Im zivilen Bereich waren die Amerikaner
schon früh in den zwanziger Jahren aktiv geworden. So hatten sie 1925 an die
HAPAG (Hamburg-Amerika) 7,5 Millionen Dollar Aktien eingebracht. Dadurch
konnte HAPAG seine Flotte auf 182 Schiffe32 mit mehr als einer Million
Tonnage steigern. 1927 handelten die Amerikaner mit dem Norddeutschen
Lloyd eine zusätzliche Anleihe von 20 Mio. Dollar aus, die für 20 Jahre laufen
sollte - man beachte: Diese Anleihe wurde bis 1947 gewährt, d.h. über die Zeit
des Nationalsozialismus, den Krieg und den Zusammenbruch hinaus. Alles in
allem betrug der amerikanische Anteil am Norddeutschen Lloyd in den dreißiger
Jahren, d.h. in der Zeit des Nationalsozialismus, dreiviertel des Firmenbesitzes.
In den dreißiger Jahren hatten die neuen deutschen Schiffe im Atlantikverkehr
eine führende Rolle übernommen. 1929 holte sich das unter deutscher Flagge
fahrende Passagierschiff »M.S. Bremen« (46.000 BRT) das blaue Band für die
Atlantiküberquerung. Amerika jubelte, denn dort wußte man, daß das Schiff - so
wie alle neuen deutschen Schiffe - mit amerikanischem Geld gebaut wurden.
Das stolze Albion hatte seine Vormachtposition verloren. Dort fragte man:
»Who won the war?« - Wer hat den Krieg gewonnen? Außerdem: In Britannien
galt lange die Überzeugung: »Britannien lebt durch Schiffe. England kann nicht
30
"Fighting Ships" in: "America conquers Britain" Pages 351 ff and 363 "Germany comes back"
31
ebd., S.366 “..combination of American capital and German skill".
ebd., S.365 "America conquers Britain" "German ships are American"
32
14
länger als einige Wochen existieren, weder im Krieg noch in Friedenszeiten,
ohne Lebensmittel- und ohne Rohstoffnachschub von Übersee. «
In jener Zeit wird einer der Konflikte zwischen Großbritannien und den USA
offenkundig. Nun geraten die Wasserstraßen auf den Weltmeeren unter die
Kontrolle einer anderen Macht - nämlich der USA - und das unter Mithilfe
durch die besiegten Deutschen. Das ergab Munition für die britische
Feindpropaganda gegen die Deutschen. Eine ideologiefreie Untersuchung zeigt
jedoch, daß während des Zweiten Weltkrieges Britannien mehr in direkte
Konflikte mit amerikanischen Interessen geraten ist als mit deutschen. Und nun
liefen die Amerikaner den Briten mit Hilfe von neuen, in dem ehemals
feindlichen Deutschland gebauten, nun für den ehemaligen Bündnispartner
fahrenden Schiffen den Rang ab.
CHEMISCHE INDUSTRIE ALS WIRTSCHAFTSMACHT
Ein weiteres Gebiet der Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und
Deutschland in der Zeit des zweiten Dreißigjährigen Krieges war die chemische
Industrie. Vor dem Zweiten Weltkrieg war der deutsche Chemiekonzern der I.G.
Farben das größte chemische Fertigungsunternehmen auf der Welt - mit
ziemlicher politischer Macht und großem Einfluß.
Das Farbenkartell33 stammte aus dem Jahr 1925. Dieses gigantische
Industrieunternehmen entstand aus dem Zusammenschluß folgender bereits
bestehenden acht Chemiefirmen: Badische Anilin, Bayer, Agfa, Farbwerke
Höchst, Walter Meer und Griesheim Elektron. Um diesem Unternehmen Kraft
und weltweit beste Wirkungsmöglichkeiten zu verschaffen, wurden an der Wall
Street Anleihen aufgenommen. Im Jahr 1929 brachte die America I.G. 30 Mio.
Dollar in die Firma ein. Die Bedingung für das Einbringen amerikanischen
Geldes in die I.G. Farben war, daß amerikanische Direktoren in den Vorstand
des Konzerns aufgenommen wurden. 1929 waren das folgende Manager: Edsel
Ford, Präsident von Ford Motor, Walter Teagle, Präsident von Standard Oil of
New Jersey, Charles E. Mitchell, Chairman der National City Bank, und Paul M.
Warburg, Chairman of International Acceptance Bank.
Diese Herren vertraten die Zusammenfassung von Kapital, das mehr war als die
deutsche I.G. Farben besaß. Dadurch entstand eine Finanzkonzentration von
33
"Wall Street and the Rise of Hitler" by: Prof. Anthony C. Sutton From: "The Hoover-Institut, USA
Pages 34 ff "America conquers Britain" by: Ludwell Denny. "A record of Economic war" in: Alfred
A. Knopf London-New York 1930 Pages 332 ff
15
bisher ungekannten Ausmaßen. Zeitzeugen haben bekundet, daß Deutschland
ohne die I.G. Farben und ohne die Leistungen amerikanischer Direktoren den
Krieg ab 1939 nicht hätte führen können.
Zwischen 1927 und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges verdoppelte die I.G.
Farben ihre Größe - mit amerikanischer Hilfe auf technischem Gebiet und durch
Anleihen.
Damals, in den dreißiger Jahren, als die Nationalsozialisten in Deutschland an
der Macht waren, gewährte die National City Bank aus New York einen Kredit
von 30 Mio. Dollar. Im Jahr 1939 besaß die I.G. Farben die Teilhaberschaft und
einen geschäftsführenden Einfluß bei ca. 380 anderen deutschen Firmen und bei
über 500 Auslands- unternehmen. Interessant ist, daß bei Kriegseintritt der USA
im Dez. 1941 Wall-Street-Direktoren in der Leitung der I.G. Farben saßen.
Vor dem Zweiten Weltkrieg war die I.G. Farben der größte Verdiener am
Devisenhandel, und dieser Handel ermöglichte dem Reich den Erwerb von
strategischen Rohstoffen, von militärischer Ausrüstung (zB Beschaffung der
8,8cm Örlikon Flak-Geschütze aus der Schweiz), und technischen Verfahren
sowie die Finanzierung seines Übersee-Spionagesystems.
Die internationale Verflechtung von IG. Farben brachte durch
Vertragsabschlüsse die Auswertung und Nutzung hochmoderner technischer
ausländischer Entwicklungen zu Gunsten der deutschen Wirtschaft und Rüstung
mit sich. Ein Beispiel ist die Übertragung von Patentrechten bezüglich der
Ethyltechnologie34 von amerikanischen Firmen auf die I.G. Farben. Es ist keine
Frage, daß die Möglichkeiten der Deutschen Wehrmacht, im Zweiten Weltkrieg
zu kämpfen, von synthetischem Gummi und vom Öl abhingen.
Deutschland besaß kein eigenes Naturgummi 35. Ein Krieg ohne die Produktion
von synthetischem Gummi durch die I.G. Farben wäre unmöglich gewesen. Es
war besonders die amerikanische Firma »Standard Oil of New Jersey«, die auf
dem Gebiet der Ethyltechnologie eng mit I.G. Farben zusammenarbeitete.
Zwischen beiden Firmen gab es schon seit den frühen zwanziger Jahren
Kartellabsprachen. Die Hilfe der Standard Oil of New Jersey für Deutschland
war nicht nur auf die »Öl-aus-Kohle-Produktion« begrenzt, obwohl dies die
34
"Ethyl Lead for the Wehrmacht" In: Wall street and the rise of Hitler". by: Antony C. Sutton Pages
73 ff
35
zu Gummi siehe: "Standard Oil of New Hersey and Synthetic Rubber" S. 74 ff bei: Antony 0.
16
wichtigste Lizenzvergabe der Amerikaner an Deutschland war. Die Standard Oil
gründete eine Tochter in Deutschland, die »Deutsch-Amerikanische Petroleum
AG« (DAPG)36 welche die Amerikaner mit bis zu 94 Prozent des Kapitals
ausstatteten. Diese Tochter hatte überall in Deutschland Niederlassungen. Sie
belieferte die Deutsche Wehrmacht und viele Zweige der Wirtschaft. Für die
Kriegsführung war sie ein wichtiger Faktor.
Rohstoffe, auch künstlich produzierte, spielen allgemein und auch als
Herrschaftsinstrument eine wirkungsvolle Rolle. Im Jahr 1946 erließ der
Kontrollrat37 am 10. April das Kontrollratsgesetz Nr. 23, in dem es u.a. heißt: ...
»In Deutschland sind verboten und werden für ungesetzmäßig erklärt: („)
Anlagen für strategische Großversorgung mit Treibstoff, Öl und Schmiermitteln
Diese Einrichtungen oder Bauten sind vor oder am Zeitpunkt der Beendigung
der Besatzung zu schleifen oder zu entfernen. « Das zeigt, daß auch nach der
Kapitulation der deutschen Wehrmacht der Krieg gegen unser Land
weitergeführt wurde - mit anderen, nämlich wirtschaftlichen Mitteln.
36
"The Deutsche-Amerikanische Petroleum A.G. (DAPAG) in: "Wall street and the rise of Hitler" by:
Antony C. Sutton Pages 75 ff
37
Kontrollratsgesetz Nr. 23 Berlin, den 10. April 1946, Artikel II und Artikel V. UN-Unabhängige
Nachrichten, Februar 2007 "Benzin aus Kohle" S.3
17
ELEKTRIFIZIERUNG
Ganz im Sinne ihres Präsidenten Hoover nutzten die Amerikaner ihren Einfluß
auf die Volkswirtschaften anderer Länder auf dem Gebiet der Elektrifizierung.
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Elektrofirma
»General Electric«. Sie sollte bald eine außergewöhnliche Rolle in der
wachsenden Wirtschaftskraft der USA bilden. Sie elektrifizierte die Sowjetunion
in den 1920er bis 1930er Jahren und erfüllte Lenins Leitsatz: »Fortschritt ist
gleich Sozialismus plus Elektrifizierung«.
In jener Zeit entwickelte sich eine vertrauliche Beziehung zwischen den beiden
General Electric Direktoren Swope und Young mit der Familie Roosevelt, sowie
zwischen der General Electric Company und der Sowjetunion, was sich dann im
Zweiten Weltkrieg politisch auswirkte.38 Es erwies sich, daß Roosevelt unter
starkem Einfluß durch die Wall Street stand, so daß es bisweilen hieß, die
Familie Roosevelt sei »eines der größten Aktienpakete der General Electric
Company«. Owen D. Young, nach dem der Young-Plan für die deutschen
Reparationen benannt wurde, war nicht nur Vorstandsvorsitzender der G.E. in
New York, sondern auch Vorsitzender des Vorstandes der Radio Corporation of
America (R.C.A.), und er war gleichzeitig Direktor der Allgemeinen
Elektricitäts- Gesellschaft, d.h. der deutschen AEG, sowie von OSRAM in
Deutschland. Young saß ebenso in den Vorständen von anderen USGesellschaften einschließlich General Motors, NBC und RKO; er war
beratendes Mitglied der Nationalen Amerikanischen Industrie Konferenz, er war
Direktor in der Internationalen Handelskammer und stellvertretender
Vorsitzender im Vorstand der Federal Reserve Bank of New York.
Gerard Swope war Präsident und
sowohl der französischen wie
Gesellschaften, einschließlich AEG
und Swope, waren gleichzeitig die
eben genannten Gesellschaften.
Direktor der General Electric Company,
auch der dazugehörenden deutschen
und Osram in Deutschland. Beide, Young
Vertreter der Morgan Bank innerhalb der
Beide erlangten starkes Mitspracherecht in den internen Vorgängen von AEG
und Osram. Im Juli 1929 wurde zwischen General Electric und den drei
deutschen Firmen AEG, Siemens & Halske und Koppel und Co. ein
Kooperationsvertrag abgeschlossen39. General Electric kaufte damals 16 2/3%
38
"Wall Street and the rise of Hitler" by. Antony C. Sutton from: Hoover Institut USA Page 47 ff
39
"Wall Street and the rise of Hitler” Page 50 ff by: Antony C. Sutton 76-Press, USA
18
des Osram-Aktienpakets. Gerard Swope und Clark Minor, also zwei
Amerikaner, wurden Direktoren bei Osram. 1929 liest man in der deutschen
Presse, daß die amerikanische Firma General Electric bei der deutschen AEG
einen Anteil von 25% erworben habe. In jener Zeit berichtet die deutsche
Finanzpresse, daß die AEG kein Mitspracherecht im Vorstand der G.E. in
Amerika hatte, daß jedoch fünf Amerikaner im Vorstand der AEG säßen.
Die Berliner »Vossische Zeitung«40 schrieb damals: »Die amerikanische
Elektroindustrie hat die Welt erobert, und nur einige der übriggebliebenen
Widerstandsbastionen sind in der Lage, dem Angriff standzuhalten«.
Im Februar 1930 erwarb G.E. ein großes Paket Schuldscheine von Siemens &
Halske über die amerikanische Bank Dillon Read in New York41, Trotz
intensiver Bemühungen gelang es G.E. nicht, einen Direktor im
Siemensvorstand zu plazieren. Dagegen enthüllen Unterlagen des
Internationalen Militärtribunals Nürnberg, daß fast alle Direktoren der AEG auch die amerikanischen - mit Überweisungen an die deutschen Banken
Delbrück, Schickler Bank, Berlin, und an die »Nationale Treuhand« - verwaltet
von Hjalmar Schacht und Rudolf Heß - die NSDAP unterstützt haben.
Diese Ausführungen machen klar, daß die weiten internationalen finanziellen
und wirtschaftlichen Verflechtungen, vorangetrieben durch amerikanische
Geschäftstüchtigkeit, gefestigt waren durch langfristige Verträge, die bei Hitlers
Machtübernahme nicht einfach gelöst werden konnten, so daß sie lange in die
Zeit des Nationalsozialismus hineinwirkten, was den Schluß zu läßt, daß die
Nationalsozialisten in diesem System einfach getrieben wurden und
funktionierten. Bei einem Kongreßhearing vor der »Kilgore-Kommission42« im
Jahr 1946 kam heraus, daß »die Nationalsozialisten, als sie 1933 an die Macht
kamen, herausfanden, daß Verbindungen zurückreichten bis 1918, die erkennen
ließen, daß Deutschland, vom wirtschaftlichen und industriellen Standpunkt aus
gesehen, auf einen weiteren Krieg vorbereitet wurde43.«
40
"Vossische Zeitung" - Berlin 1929
41
“Wall Street and the Rise of Hitler" Pages 54/55 ff
42
United States Congress, Senate, Hearings before a Subcommittee of the Committee an Military
Affairs: "Elimination of German Resources for War".
43
"American Business and Germany 1930-1941" by: Gabriel Kolko in: "political Quartery" Volum
XV, 1962
19
DIE MOTORISIERUNG
In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Ausweitung der
Motorisierung ein entscheidender Wirtschaftsfaktor; damit begann der
Konkurrenzkampf der auf diesem Gebiet tätigen Unternehmen. Besonders in
den USA gab es einen harten Wettbewerb. 1928 hatten die General Motors 44 in
den Vereinigten Staaten einen Marktanteil von 40 Prozent. Die Gewinne, die der
Konzern mit dem Absatz von 1,8 Mio. Personen- und Lastkraftwagen erzielte,
summierten sich auf über eine viertel Milliarde Dollar.
Um Perspektiven für den Weltmarkt zu eröffnen, unternahm 1928 Mr. Alfred P
Sloan, der Präsident der General Motors Corporation, eine Weltreise, um
günstige außeramerikanische Produktionsstandorte und Absatzmärkte für seine
Produkte zu suchen. Er entschied sich für Deutschland wegen seiner zentraleuropäischen Lage und günstigen Vertriebsaussichten. Auch waren genügend
Arbeitskräfte verfügbar. Für die Kundschaft in Europa konnten die teuren
Seetransportkosten gespart werden. Das Land hatte sich von den Ausbeutungen
durch den Vertrag von Versailles einigermaßen erholt - es flossen reichlich
ausländische Investitionen, hauptsächlich aus den USA. Der GMC-Präsident
besuchte auch den Familienbetrieb Adam Opel in Rüsselsheim. Die
Überprüfung der Übernahmebedingungen hatte ein günstiges Ergebnis.
1931 erwarb G.M.C. 80 Prozent der Eigentumsrechte an Adam Opel. Der
Gesamtkaufpreis lag bei 33,3. Mio. Dollar. Das war ein äußerst günstiger Preis.
Damit wurde dieses deutsche Unternehmen zur größten GM
Auslandsbeteiligung und damit zum wichtigsten Standbein des
Überseegeschäfts, das etwa zwei Dutzend Montagefabriken und Verkaufsstellen
in aller Welt umfaßte.
Das Unternehmen Adam Opel wurde als hundertprozentige Tochter der
amerikanischen Firma General Motors geführt. Diese Firmentochter kam
dadurch in den Genuß von Exportvorteilen auf Grund seiner neuen
Verbindungen mit dem weltweiten GM-Vertriebssystem. Deutschland kam auf
diese Weise an Devisen, um dringend benötigte Lebensmittel, Rohstoffe und
andere Güter einführen zu können. Die Übernahme erfolgte zu der Zeit
44
"General Motors and the Nazis". The Struggle for Control of Opel, Europe's biggest Carmaker" by:
Henry Asghy Turner Yale University Press. New Haven and London. Pages 20 ff
20
weltweiter Depressionen, wodurch die Opelwerke in Schulden geraten waren.45
Um zunächst die Tochtergesellschaft über Wasser zu halten, mußte General
45
1. "General Motors Investment Report on Germany"
2. "Adam Opel AG. Dividend Declaration and Remittances covering Period 1929-1948"
Zusammengestellt von der GM Overseas Operations Tax Section 19.3.1948
3.Zu den indirekten Gewinnen aus den Exporten der Opel AG siehe: "History of Opel Operations" von
1940
4. "Opel Binder General Motors Management" GM 002680
21
Motors in den Vereinigten Staaten Kredite aufnehmen, um ein 4,25 Mio. USDollar umfassendes Darlehen für das Unternehmen zu finanzieren, sowie 3,85
Mio. US-Dollar bei deutschen Banken hinterlegen, um die Kreditwürdigkeit von
Opel zu stützen. Die starken Finanzspritzen durch die Muttergesellschaft, die
Nutzung
ihres
weltweiten
Vertriebssystems
und
dadurch
die
Rohstoffbeschaffung unter amerikanischer Flagge gaben der bisherigen OpelFirma einen gewaltigen Auftrieb und dem Deutschen Reich Devisengewinne.
1934 stieg der Marktanteil von PKWs und LKWs aus dem Hause Opel auf fast
40 Prozent, der Exportanteil erreichte 64,8 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten,
die vor 1931 auf die Hälfte gesunken war und 1930 mit weniger als 6.000
Mitarbeitern ihren Tiefpunkt erreichte, wuchs bis Sommer 1933 auf über 10.000
und erreichte 1934 17.000.
In den Friedensjahren des Dritten Reichs wuchs die Opel AG stetig. Mit straffen
Managementmethoden, fortschrittlicher Fließbandtechnik, durch Nutzung von
Technologien aus dem Mutterkonzern konnte die Produktivität ständig
gesteigert werden. Mit 118.850 Stück erreichte der Absatz von PKW„s 1938
seinen Höhepunkt. Die Opel AG lag mit deutlichem Abstand vor allen
deutschen Autoherstellern. Für den amerikanischen Mutterkonzern GMC wurde
dadurch ein gewaltiger Profit erwirtschaftet.
Bald nachdem die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kamen,
begannen sie mit den Vorbereitungen für die Wiederaufrüstung. Einer der
Gründe war die Tatsache, daß die wichtigsten Siegermächte des Ersten
Weltkrieges, nämlich Frankreich, England und die USA, vor dem Völkerbund
den Antrag des Deutschen Reiches, den Bombenkrieg zu verbieten, ablehnten.
Die deutsche Regierung begründete den Antrag damit, daß Deutschland gegen
eine Kriegsführung aus der Luft völlig ungeschützt sei. Eine
verantwortungsbewußte Regierung dürfe das nicht zulassen. Nach der
Ablehnung des deutschen Antrages wurde mit dem Aufbau der Wehrmacht
begonnen.
Im Jahr 1936 schickte der Reichskanzler Adolf Hitler seinen Kriegsminister
General von Blomberg zum wichtigsten Kraftfahrzeughersteller46, zu den
Opelwerken nach Rüsselsheim, um dort die Ausstattung der Wehrmacht mit
Kraftfahrzeugen zu besprechen. Die neu aufzustellende Deutsche Wehrmacht
46
"General Motors and the Nazis". by: Henry Ashby Turner Yale University Press New Haven
London 2005 Page 126
22
wurde mit Millionen Fahrzeugen aus der Produktion der amerikanischen Firma
General Motors Corporation-Opel AG ausgestattet. Die später entstandenen
Waffen-SS-Divisionen erhielten zum großen Teil Fahrzeuge von der
amerikanischen Firma Henry Ford aus Köln. Bei den Opelwerken stieg durch
Rüstungsaufträge die Beschäftigungszahl von 17.000 (1935) auf 27.000 (1938)
Der Opel »Blitz LKW entpuppte sich als der beliebteste Lastkraftwagen der
Wehrmacht.
Die Opel-Werke übernahmen außerdem wesentliche Produktionsteile47, welche
die Junckers Flugzeug-Werke, besonders für den Bau des bekannten
Kampfflugzeuges Ju 88, dringend benötigten, Ende 1940 arbeitete das gesamte
LKW- Opelwerk von Brandenburg für die Wehrmacht, Rüsselsheim mußte
10.000 Werksangehörige für die Ju 88 Produktion abstellen. Weitere
Beschäftigte wurden für den Bau von Torpedos für die Kriegsmarine gebraucht.
Anfang 1941 war offenkundig, daß mehr als 98 Prozent der GMC-OpelProduktion zur deutschen Kriegswirtschaft gehörte. Zu dieser Zeit verlor die
GM-Zentrale in Amerika die effektive Kontrolle über das, was bei ihren Werken
in Deutschland geschah, sie akzeptierte aber stillschweigend die Kriegsprofite
aus Deutschland. Später, 1951, beanspruchte die amerikanische Konzernzentrale
die gesamten eingefrorenen Dividenden aus der Vorkriegs- und aus der
Kriegszeit. Das waren 22,4 Mio. Mark.
Während des Krieges schrumpfte, bedingt durch Einberufungen zur Wehrmacht,
das Arbeitskräftepotential der Opelwerke ziemlich schnell. Zum Ausgleich dafür
wurden in wachsender Zahl ausländische Zwangsarbeiter eingesetzt. Im Herbst
1944 stellten diese an der Rüsselsheimer Belegschaft von 18.500 Arbeitern ein
Viertel, in Brandenburg sogar 44 Prozent.
Dazu gehörten auch jüdische Zwangsarbeiter. Erst nach 50 Jahren, als die
Sammelklagen von Zwangsarbeitern in den USA Erfolg hatten, beteiligte sich
GM Ope1 mit 30 Mio. Mark an der Entschädigung für noch lebende
Zwangsarbeiter. Bei den Gerichtsprozessen spielte der deutsche Politiker Otto
Graf Lambsdorff eine Rolle. Es ist wenig an die Öffentlichkeit gedrungen, in
wessen Auftrag mit welchem Ziel er dabei tätig war.
Von 1937 bis 1940 war der Amerikaner Cyrus R. Osborn Vorstandsvorsitzender
der Opel AG. Bei dem Wettlauf um Aufträge für den Aufbau der Wehrmacht
suchte er Kontakte zu höchsten Stellen im Reichswirtschaftsministerium, so z.B.
47
ebd., S.99 ff
23
zu dem Staatssekretär Karl Brinkmann48. Diesem machte er klar, daß GMC
einen wichtigen Beitrag liefern könnte bei der Überwindung der schwachen
Auftragslage bei der deutschen Industrie in der Bereitstellung von Devisen.
Außerdem, so argumentierte er: Da Opel seine Produkte mit Hilfe des
weltweiten GM-Vertriebsnetzes absetzen konnte, könnte es dem Unternehmen
gelingen, entgegen dem allgemeinen Trend in der deutschen Wirtschaft, seine
Exporte zu steigern. Die dabei erwirtschafteten wachsenden Deviseneinnahmen
der Opel AG wären ein wertvoller nationaler Aktivposten. Der Amerikaner
erklärte in einem Schreiben an den deutschen Wirtschaftsstaatssekretär die
Bereitschaft von General Motors, seinen Beitrag am Aufbau der Wehrmacht zu
leisten. Gleichzeitig erklärte er, daß der amerikanische Konzern dem
Reichsministerium für Luftfahrt alle seine Patente auf dem Gebiet der Luftfahrt
zur Verfügung gestellt habe. Zudem werde GMC für Deutschland ein modernes
Flugzeuggetriebewerk und eine Fabrik zur Entwicklung von Vergasern auf
bauen.
Bei all diesen Aktivitäten spielte die Rohstoffeinfuhr eine wichtige Rolle. Die
Siegermächte des Ersten Weltkrieges, soweit sie Kolonialmächte waren, zeigten
keine große Bereitschaft, den niedergerungenen Gegner Deutschland mit
Rohstoffen zu beliefern. In dieser Art Blockadesituation sprang Amerika als
stärkste Siegermacht ein, indem es bei der Versorgung half durch den Einsatz
neuer, mit amerikanischem Geld in deutschen Werften gebauter Schiffe - die
möglichst unter amerikanischer Flagge fuhren - nicht gerade zur Freude der
Engländer, die den amerikanischen Angriff auf die britische Seeherrschaft wohl
spürten. Da die Amerikaner dabei die bedeutendste Rolle spielten, fanden sie in
dieser Untersuchung besondere Beachtung. Nicht nur am Aufbau und am
Zusammenbruch des Dritten Reiches haben sie einen entscheidenden Anteil,
sondern auch am Zusammenbruch des Britischen Weltreichs.
Zusammenfassend läßt sich folgendes sagen:
1. Die beiden Weltkriege müssen als ein Komplex gesehen werden.
Engländer, wie z.B. der Kriegspremier Churchill und sein späterer
48
"General Motors und die Nazis" Das Ringen um Opel von: Henry Ashby Turner
S.125 bis 129
24
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Nachfolger John Major, fassen sie zusammen in dem Begriff »Zweiter
Dreißigjähriger Krieg«.
Amerika war schon aus dem Ersten Weltkrieg als Gläubiger her=
vorgegangen. Für den Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Ordnungen,
Anlagen, Fabriken, Systeme usw. stellte Amerika die meisten Mittel zur
Verfügung. Die Kraftquelle dafür war Wall Street mit ihren wichtigsten
Banken.
Was das große Geschäft mit Deutschland betraf, so flossen die Gelder aus
amerikanischen
Firmen,
sowie
aus
deren
Tochteroder
Zweiggesellschaften, wie z.B. von Henry Ford seit 1922, Investitionen
durch General Electrics ab 1933, Standard Oil of New Jersey, von I.TT mit
ihren Tochtergesellschaften, General Motors Corporation, Morgan Bank,
Chase Manhattan Bank, Warburg Bank etc.
Die beteiligten Banken nutzten ihren politischen Einfluß in den USA, um
ihre Zusammenarbeit mit dem Kriegsgegner Deutschland zu verschleiern,
indem sie die USA-Kontrollkommission für Deutschland mit eigenen
Leuten durchsetzten.
Im Sinne des Young-Planes ergoß sich nach dem Ersten Weltkrieg ein
starker Geldstrom aus Amerika nach Deutschland. Dadurch gerieten
deutsche Empfängerfirmen in Abhängigkeiten zu den Geldgebern in den
USA. Es muß aber auch gesagt werden, daß dadurch deutsche Firmen vor
Zerstörung auf Grund des Vertrags von Versailles gerettet wurden, daß
dadurch Arbeitskraft, Erfahrung, Wissen, Einrichtungen usw. erhalten
blieben, wie z.B. bei deutschen Werften, den Zeppelinwerken usw.
In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts floß viel amerikanisches
Kapital nach Deutschland, was sich dann in den dreißiger Jahren in
Wirtschaftskraft auswirkte - auch wenn diese von den USA geliehen war.
Der amerikanische Wissenschaftler Ludwell-Denny sprach 1930 von einer
»Amerikanisch-Deutschen finanziellen Allianz« und er meinte, daß diese
zu einem Konflikt zwischen Amerika und Britannien geführt habe, den man
als »ökonomischen Krieg« um die Weltherrschaft ansehen könne.
Kriege mit allen ihren Nebenerscheinungen haben sich, besonders im
Zweiten Dreißigjährigen Krieg, als das große Geschäft erwiesen, sowohl in
der Vorbereitungsphase als auch während der Kampfhandlungen und bei
den Folgeerscheinungen. Da dem so ist, warum sollten die Verdiener ein
Interesse an einem echten Frieden haben? Geschäfte machen ist ein
lohnendes Ziel, und so kommt es, daß der Lieferant gerne beide
kriegführende Seiten bedient - auch dann, wenn er selbst Kriegspartei ist.
25
8. Wie das Beispiel General Motors - Adam Opel AG zeigt, wurden von den
amerikanisch geführten Opelwerken Rüstungsgüter produziert, die gegen
amerikanische Soldaten eingesetzt wurden. Bei dem Bombenangriff auf die
Kugellagerfabrik Schweinfurt z.B. erlitt die US- Luftwaffe
außergewöhnlich hohe Verluste an Maschinen und Besatzungen - eben
durch den Einsatz der modernsten deutschen Jagdflugzeuge, der Me 262,
welche mit wichtigen Teilen aus der amerikanischen GMC/OpelProduktion kamen und an deren Herstellung noch dazu Zwangsarbeiter
beteiligt waren. So verhielt es sich auch bei den Torpedos, die aus dem
GMC/Opel-Werk kamen und die u.a. von deutschen U-Booten gegen
amerikanische Kriegsschiffe und Nachschubdampfer abgefeuert wurden.
9. Bei Kriegen der jüngeren Vergangenheit (z.B. Weltkriege, Irak- und
Irankrieg) haben die Amerikaner die Antagonisten erst für den Krieg aufund ausgerüstet, dabei viel verdient, um dann durch die Lieferungen für die
Kampfhandlungen
und
den
Wiederaufbau
gewaltige
Profite
49
einzustreichen . Hierbei wurde getreu im Sinne der Rothschildformel
gehandelt (Zitat aus Pkt. 5 dieser Formel): »Keiner Nation darf gestattet
werden, militärisch stärker als ihre Gegner zu bleiben, denn dies könnte zu
Frieden und Schuldenreduzierung führen. Um das Gleichgewicht der Macht
zu schaffen, kann es nötig sein, beide Seiten finanziell zu unterstützen,
solange nicht einer der Streitenden unseren eigenen Interessen feindlich
gegenübersteht (und deshalb zerstört werden muß), sollte man keiner Seite
einen entscheidenden Sieg gestatten. Während wir immer das Siegen des
Friedens hervorheben müssen, bleibt das unausgesprochene Ziel der
ständige Krieg. «
10.Im Zeitalter der Globalisierung ist eine Art von »Globalem NeoMerkantilismus« entstanden, welcher hinausläuft auf eine »Geoökonomie«
(»geo-economics«), auf eine gesteuerte Weltwirtschaft.
11.Der nüchterne Kaufmannsgeist hat sich im Zweiten Dreißigjährigen Krieg
gegenüber den Ideologien, dem Militarismus, dem britischen und
sowjetischen Imperialismus sowie der Propaganda und der Lüge als
siegreich erwiesen.Der Autor, Oberstleutnant a.D. Konrad Pingel war Luftwaffenoffizier in der
Wehrmacht (Schlachtgeschwader 1) und in der Bundeswehr, zuletzt im
Flugsicherungsdienst
in
hohen
nationalen
und
internationalen
49
"The Creature from Jekyll Island" by: G.Edward Griffin. Page. 263
26
Kommandobehörden. Nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst war er in
der Industrie tätig. Seine Zeitgeschichtsforschung beruht zu einem erheblichen
Teil auf der Auswertung englischer Archive vor Ort. Im Deutschland-Journal
2000 der SWG hat er einen herausragenden Artikel „Der Niedergang des
Britischen Weltreichs und der Aufstieg der USA zur Weltmacht“ veröffentlicht.
Erstveröffentlichung in „Deutsche Geschichte“ Nr.4/2007
27
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