8 ELEKTRIZITÄT 8.1 Elektrostatik 8.1.1 Elektrische Ladung, Coulombgesetz 8.1.2 Das elektrische Feld 8.1.3 Spannungen und Potentiale 8.1.4 Spezielle Felder und Multipole 8.1.5 Leiter im elektrischen Feld 8.1.6 Dielektrika, Felder in Materie 8.1.7 Energie des elektrischen Feldes 8.2 Der elektrische Strom 8.2.1 Gleichströme 8.2.2 Leitung in Metallen 8.2.3 Ionenleitung in Flüssigkeiten 8.2.4 Stromtransport in Gasen, Vakuum 8.2.5 Stromquellen 9 ELEKTRODYNAMIK 2 2 2 2 3 4 6 6 7 7 7 8 10 11 12 13 9.1 Stationäre Ströme und statische Magnetfelder 9.1.1 Die Lorentzkraft 9.1.2 Magnetischer Fluß, Flußdichte, Spannung, Feldstärke 9.1.3 Magnetfelder, stationäre Ströme 9.1.4 Materie im Magnetfeld 13 13 13 14 15 9.2 Zeitlich veränderliche Felder 9.2.1 Faraday’sches Induktionsgesetz 9.2.2 Die Richtung des induzieren Stromes (Lenz-Regel) 9.2.3 Induktion als Folge der Lorentz-Kraft 9.2.4 Selbstinduktion 9.2.5 Die Energie des magnetischen Feldes 9.2.6 Der Verschiebestrom 16 16 16 16 17 17 18 9.3 Wechselströme 9.3.1 Erzeugung von Wechselströmen 9.3.2 Effektivwert von Strom und Spannung 9.3.3 Wechselstromkreise 19 19 19 20 9.4 Schwingungen und Wellen 9.4.1 Elektromagnetische Schwingkreise 9.4.2 Der lineare Oszillator 9.4.3 Elektromagnetische Wellen im Vakuum 9.4.4 Elektromagnetische Wellen in Materie 21 21 22 23 24 1 8 Elektrizität Die 2 Säulen der klassischen Physik: • Mechanik => heute: Quantenmechanik • Elektrodynamik => heute: Quantenelektrodynamik Anm. : Die Quantenelektrodynamik ist trotz vieler offener Fragen die derzeit exakteste Theorie. 8.1 Elektrostatik Phänomene verursacht durch ruhende elektrische Ladungen. Ladung: => elektrisches Feld 8.1.1 Elektrische Ladung, Coulombgesetz • Es gibt zwei Arten von elektrischer Ladung: positiv und negativ. • Gleichnamige Ladungen stoßen sich ab, ungleichnamige Ladungen ziehen sich an. • Im abgeschlossenen System bleibt die Gesamtladung erhalten. • Ladung ist gequantelt, Elementarladung: e = 1.602 ⋅10 −19 C (Coulomb) • Ladung ist immer an Masse gebunden • Ladungstransport = Strom = Massentransport • Die Kräfte: • wirken auf der Verbindungslinie • sind Proportional zu den Ladungen Q1 und Q2 • sind Proportional zu 1 2 r • sind additiv => Superpositionsprinzip Coulombgesetz: in SI-Einheiten: [Q] = 1 Coulomb = 1 As 1 Q1 ⋅ Q2 ⋅ 2 ⋅r 4πε 0 r F= Dielektrizitätskonstante: ε 0 = 8.85 ⋅10 −12 A2 s4 Kg-1 m-3 = As (Vm)-1 8.1.2 Das elektrische Feld Trägt ein Körper die Ladung q und erfährt bei r die Kraft F(r ) , so gilt für das elektrische Feld E : F(r ) E(r ) = q 2 F = q⋅E , N V = C m [ E] = , V: 1 Volt φ el = ∫ E ⋅ dA , 1V = 1 Nm J =1 C C elektrischer Fluß: A : Fläche A dQ dV Ladungsdichte: ρ (r ) = Gesamtladung: Q = ∫ ρ (r ) ⋅ dV dV : Volumenelement V dQ dA Flächenladungsdichte: σ (r ) = Gesamtladung: Q = ∫ σ (r ) ⋅ dA dA : Flächenelement A Der Fluß aus beliebiger geschlossener Fläche ist proportional der Gesamtladung innerhalb dieser Fläche. 1 φ = ⋅Q ε0 1 ⋅ ρ (r ) ⋅ dV ε 0 ∫V ∫ E ⋅ dA = 1. Maxwell’sche Gleichung: A 1 ⋅ρ ε0 div E = differentielle Form: 8.1.3 Spannungen und Potentiale ∞ φ ( P) = ∫ E ⋅ dr elektrostatisches Potential: P P2 elektrische Spannung: U = φ ( p1 ) − φ ( p2 ) = ∫ E ⋅ dr Potentialgleichung: E(r ) = − grad φ (r ) = −∇φ P1 div E = aus 1 ⋅ρ ε0 folgt: 3 ρ ε0 div grad φ = − Poisson-Gleichung: ∆φ = − ρ ε0 ∆φ = 0 Laplace-Gleichung: im ladungsfreien Raum Äquipotentialflächen: Flächen mit φ (r ) = const. • senkrecht zu den Feldlinien • Coulombfeld einer Punktladung: Kugeln • homogenes Feld eines Plattenkondensators: Äquipotentialflächen sind konzentrisch Ebenen • alle Leiteroberflächen in der Elektrostatik: Äquipotentialflächen => Feldlinien stehen senkrecht auf Leiteroberflächen • Innenwand eines Metallkörpers beliebiger Form: Äquipotentialfläche • elektrostatisches Feld ist wirbelfrei 8.1.4 Spezielle Felder und Multipole (1) homogen geladene Oberfläche einer Kugel: R: Kugelradius, für r > R gilt: Q ⋅r 4π ε 0 r 2 E= ∞ φ (r ) = ∫ E(r ) ⋅ dr = Potential: r E(r ) = Q 4π ε 0 r Q r Anm.: Die Feldstärke nimmt mit abnehmendem Krümmungsradius zu => Feldemission (Spitzenentladung, Feldemissionsmikroskop...) E=0 für r < R gilt: , φ (r ) = const. Im Außenraum ist das Feld gleich den Feld einer Punktladung in der Mitte der Kugel. Im Innenraum: kein Feld. (2) elektrischer Dipol: P = Q⋅d Dipolmoment: Feld eines Dipols φ D ( R) am Punkt P mit R >> d , wobei d der Abstand der beiden Ladungen ist. P⋅ R φ D ( R) = 4π ε 0 R3 4 1 E D ( R) = 4π ε 0 ( ) 3 P⋅R ⋅R P − 3 5 R R Drehmoment: D = P×E Potentielle Energie: W pot = − P ⋅ E Kraft im inhomogenen Feld: F = P ⋅ grad E (3) Feld einer beliebigen Ladungsverteilung, Multipolentwicklung: Linearität der Poisson-Gleichung: Superpositionsprinzip φ ( R) = 1 4π ε 0 Qi ∑ R−r i ρ (r )⋅ d 3r 1 φ ( R) = 4π ε 0 V∫ R − r Taylorentwicklung des Integranten = „Multipolentwicklung“ = Monopol + Dipol + Quadrupol + ... 1 1 ∑ Qi 4π ε 0 R Monopolbeitrag: ϕ1 ( R) = Dipolbeitrag: 1 1 P⋅R ϕ 2 ( R) = 4π ε 0 R 2 R Quadrupolbeitrag: Qxx Q = Qyx Q zx symmetrischer Tensor Qxy Qyy Qzy Qxz Qyz Qzz Qxx = ∑ Qi (3 xi 2 − ri 2 ) ... Qxy = 3∑ Qi xi yi ... zweites Moment der Massenverteilung • Trägheitstensor: Quadrupoltensor: zweites Moment der Ladungsverteilung • Qxx + Qyy + Qzz = 0 : Gesamtladung • Hauptachsentransformation QA Q=Q Q Q QB Q Q Q QC mit Q A + QB + QC = 0 • mehr als einzählige Symmetrie: QA = QB 5 8.1.5 Leiter im elektrischen Feld (1) Influenz: frei bewegliche Ladungsträger im Leiter Ladungen sitzen außen: • Faraday-Becher • Faraday-Käfig • Van-de-Graaff Generator • Spiegelladungen: Methode zur Berechnung von ϕ ( R) Anm.: Punktladung, Abweichungen bei x< 10-15 cm genannt Vakuumpolarisation => Quantenelektrodynamik (2) Kondensatoren: Anordnung von zwei entgegengesetzt geladenen Leiterflächen. [C ] = 1 Coulomb = 1 F (Farad) Q U Kapazität: C= Plattenkondensator: U= Kugel mit Radius R: C = 4π ε 0 R 1 Volt 1 d A ⋅Q C = ε0 ε0 A d A: Plattenfläche, d: Abstand zwischen den Platten Parallelschaltung von Kondensatoren: C = ∑ Ci ; U0 = Ui Reihenschaltung: 1 1 =∑ C Ci ; U 0 = ∑U i 8.1.6 Dielektrika, Felder in Materie Einfluß von isolierender Materie auf elektrische Felder. Das elektrische Feld greift durch einen Isolator durch. Man nennt diese Stoffe daher auch Dielektrika (di=durch). Dielektrizitätskonstante: ε= C CVakuum Anm.: Das Dielektrikum vergrößert die Kapazität des Kondensators. Als Dielektrizitätskonstante ε bezeichnet man das Verhältnis der Kapazität des Kondensators mit einem Isolator bzw. mit Vakuum zwischen den Platten. 6 P= Dielektrische Polarisation: Anm.: P = (ε − 1)ε 0 E 1 ∑ Pi V χ e = (ε − 1)ε 0 : dielektrische Suszeptibilität, wird oft als Materialkonstante zusammengefasst. Konstruktion eines neuen Feldes (D-Feld), dessen Linien nur in „wahren“ (d.h. frei verschiebbaren) Ladungen beginnen oder enden. D = εε 0 E D = ε0E + P 8.1.7 Energie des elektrischen Feldes 1 W = C ⋅U2 Energie im Kondensator: 2 1 w = ε 0 E2 Energiedichte: 2 1 1 w = ε ε 0 E 2 = ED Energiedichte im Dielektrikum: 2 2 8.2 Der elektrische Strom Elektrostatik • Ladungen ruhen • keine Potentialdifferenz längs eines Leiters äußere Spannungsquellen: elektrischer Strom = Ladungstransport • Elektronenleiter • Ionen-Leiter • gemischte Leiter feste und flüssige Metalle Elektrolyte (Säuren, Laugen, Salzlösungen, Isolatoren mit Fehlstellen) Gasentladungen und Plasmen 8.2.1 Gleichströme Stromstärke: I= dQ = ∫ ρ ( r ) ⋅ v ⋅ dA dt A Stromdichte: j = ρ (r ) ⋅ v Kontinuitätsgleichung: div j ( r , t ) = − [ I ] = 1 Ampere = 1C s ∂ ρ(r , t ) ∂t Anm.: D.h. es werden weder Ladungen erzeugt noch vernichtet. Technische Stromrichtung: Flußrichtung positiver Ladungsträger vom Plus- zum Minuspol. 7 Netzwerke: An jedem Verzweigungspunkt (Knoten) einer Schaltung muß ebensoviel Ladung zuwie abfließen: ∑I Knotenregel: i =0 Die Gesamtspannung längs einer geschlossenen Masche einer Schaltung: ∑U Maschenregel i =0 8.2.2 Leitung in Metallen • Atome spalten bei der Vereinigung zum metallischen Festkörper Elektronen ab. • Üblicherweise steht 1 Elektron pro Atom zu Verfügung, dies entspricht 1023 pro cm3. • Elektronen gehören Gesamtsystem, bewegen sich wie Gasteilchen: „Elektronengas“ allerdings nach Gesetzen der Quantenmechanik: „Fermigas“ • Können austreten: „Austrittsarbeit“ Driftgeschwindigkeit und Leitfähigkeit vD = Driftgeschwindigkeit: Stromdichte: j= q ⋅τ S ⋅ E m τS = mittlere Stoßzeit n ⋅ q2 ⋅τ S ⋅ E = σ el E m σel= elektrische Leitfähigkeit n: µ= Beweglichkeit: σ el n⋅q Elektronendichte vD = µ ⋅ E Das Ohm’sche Gesetz Bei vielen wichtigen Leitern, z.B. Metallen oder auch Elektrolytlösungen beobachtet man eine Proportionalität zwischen dem Strom I und der angelegten Spannung U . j = σ el ⋅ E elektrischer Widerstand: Ohm’scher Leiter: Leitwert: oder R= ρ ⋅l l = σ⋅A A U = R⋅I A: Leiterfläche ρ: spezifischer Widerstand U = const. I 1 R 8 Schaltung von Widerständen Reihenschaltung: Rges = R1 + R2 + R3 +.....+ Rn Parallelschaltung: 1 1 1 1 1 = + + +.....+ Rges R1 R2 R3 Rn Temperaturabhängigkeit, veränderliche Widerstände Klassifikation: Kaltleiter (leiten um so schlechter je heißer sie werden) Heißleiter (leiten um so besser je heißer sie werden) • Metalle sind Kaltleiter. Für kleine Bereiche von T gilt: ρ = ρ 0 (1 + α ⋅ T ) • Halbleiter sind Heißleiter. Die Ladungträgerdichte n nimmt mit der Temperatur T zu. Die Träger werden mittels thermischer Energie vom Valenzband ins Leitungsband angehoben. Zwar nimmt auch in Halbleitern die Beweglichkeit mit steigendem T ab, die Temperaturabhängigkeit der Ladungträgerdichte n ist jedoch stärker. W n(T ) = n0 exp− 0 W0: Anregungsenergie kT veränderliche Widerstände: • Potentiometer • Photowiderstand • spannungsabhängige Widerstände • druckabhängige Widerstände • magnetfeldabhängige Widerstände Supraleitung: Bei manchen Metallen sinkt der Widerstand bei Abkühlung unter TC sprunghaft auf unmeßbar kleine Werte. Energie und Leistung Energie: W = Q ⋅U Umwandlung in Joule’sche Wärme: P =U ⋅I Ohm’scher Leiter: P = I2 ⋅R = Gesetz von Joule U2 R [P] = 1V⋅1A = 1 W (1 Watt) 9 Meßverfahren Strommessung: Amperemeter • Hitzedraht-Amperemeter • Drehspul-Amperemeter • Weicheiseninstrument • statische Voltmeter ( U=R I ) Amperemeter müssen niederohmig sein, Messung im Stromkreis. Spannungsmessung: Voltmeter • statisches Voltmeter: Kraft durch Aufladen zweier Kondensatorplatten • stromdurchflossene Voltmeter (Drehspul-Amperemeter) Voltmeter müssen hochohmig sein, Messung im Nebenschluß. Widerstandsmessung: Brückenschaltung / Kompensationsmethode: Rx = R3 R1 R2 8.2.3 Ionenleitung in Flüssigkeiten Elektrolyte: Elektrolyse: Ion: Ionenladung: Stoffe, deren Lösungen oder Schmelzen den elektrischen Strom leiten: Salze, Säuren, Basen Zersetzung, Abscheidung, die der Stromdurchgang mit sich bringt (galvanische Abscheidung) Atome, Moleküle, die als Ganzes nicht elektrisch neutral sind. Kationen: Na + , Cu + + (Metalle), H + , NH4+ (Nichtmetalle) Anionen: SO4−− , Cl − , NO3− Li + : z = 1 z : Wertigkeit, im allg. ungleich Z : Kernladung) Li 2 + : z = 2 Cl − : z = -1 Hydratisierung und chemische Zersetzung Dissoziation: Hydratisierung: CuSO4 → Cu ++ + SO4− − Cu ++ + nH2O → ( Cu ⋅ nH2O) ++ SO4− − + nH2 O → ( SO4 ⋅ nH2 O) Die Ionen umgeben sich mit eine Hülle von Wasserdipolmolekülen, sie werden hydratisiert. Die bei der Hydratisierung frei werdende Energie reicht zur Dissoziation. −− 10 Faraday’sche Gesetze, Faraday-Konstante m = A⋅Q = A⋅ I ⋅t 1. m: abgeschiedenen Masse ~ m A 1 = 1 ~ m2 A2 2. Grammäquivalent: [A] = Cg : elektrochem. Äquivalent ~ = 1 mol (Grammatom ) = 1 val m Wertigkeit z F = (96485,3 ± 0,6 )C Faraday-Konstante: F = NA ⋅e , val F e= NA Leitfähigkeit des Elektrolyten: σ = j = e(z + µ + n + + z − µ − n − ) E Ionenwolken, elektrochemisches Potential Wie stellen sich bewegliche geladene Teilchen, z.B. Elektronen, in einem elektrischen Feld ein? Die Elektronenverteilung ergibt sich aus dem Gleichgewicht zwischen Feldstrom und Diffusionsstrom an der Oberfläche. Gleichgewicht: j Feld = eµEn = − jdiff = eD Einstein-Beziehung: µ= eD kT elektrochem. Potential: U− kT ln n = const. e dn dx 8.2.4 Stromtransport in Gasen, Vakuum Plasma: teilweise, oder vollständig ionisierte Gase bestehend aus: • • • • Elektronengas (schnell) Ionengas (langsam) Neutralgas Photonengas 11 Erzeugung freier Ladungsträger W j = a exp − a , Wa : Austrittsarbeit kT Elektronenstoßionisation: e- + Atom → Ion + e- + ePhotoeffekt: Atom + Photon → Ion + eFeldemission: Bringt man ein Metall auf ein hohes negatives Potential, so kippt das entsprechende Feld die potentielle Energie der Elektronen so stark, das bei Austritt keine Stufe sondern nur noch eine Schwelle „durchtunnelt“ werden muß. Glühemission: Ladungsträgerkonzentration Erzeugung: dn = α dt ez , Vernichtung: dn = − β n 2 dt ver , Ionisation Rekombination n = α − β n2 Gesamt: 8.2.5 Stromquellen Stromquelle: Anordnung zur Trennung von Ladungen mit Hilfe von chemischer, mechanischer Energie, Sonnenenergie, Kernenergie, etc. • Generator • Batterie, Akkumulator => Brennstoffzelle • Solarzelle • Thermospannungen • Elektrostriktion, Piezoeffekt Innenwiderstand Ri: Stöße bei der Ladungstrennung in der Quelle Klemmenspannung: U0 bei unbelasteter Quelle (elektromagnetische Kraft EMK) Arbeitsspannung: U = U0 Ra Ri + Ra 12 9 Elektrodynamik 9.1 Stationäre Ströme und statische Magnetfelder magnetische Pole: magnetischer Nordpol: magnetischer Südpol: Häufungspunkte der Feldlinien nach Norden zeigend (geographisch) nach Süden zeigend Kraftwirkung: • gleichnamige Pole stoßen sich ab • ungleichnamige Pole ziehen sich an • es gibt keine isolierte, einzelne Pole Feldlinien: • immer geschlossen, es gibt keine Quellen • außerhalb von Magneten: von Nord- nach Südpol • konzentrische Kreise um stromdurchflossenen Leiter Richtung: rechte - Hand - Regel • Dichte: Maß für magnetische Flußdichte: B • Tangente: Richtung des Probemagneten • keine Sprünge, schneiden sich nie 9.1.1 Die Lorentzkraft ( ) F = q ⋅ (E + v × B) F = q⋅ v ×B Lorentzkraft: Allgemein: [B ] = Vs2 Einheiten von B : m = 1 Tesla , vergl. → [D ] = As Q = m2 m2 Anm.: Anwendungen sind z.B. die Fokussierung von Elektronen im Längsfeld, das Wienfilter zur Massenbestimmung von Atomkernen oder die Hall-Sonde zur Magnetfeldmessung. UH = Hall-Effekt: B⋅ I n⋅e⋅d 9.1.2 Magnetischer Fluß, Flußdichte, Spannung, Feldstärke φ = ∫ BdA Magnetischer Fluß A B= dφ dA magnetische Flußdichte Quellenfreiheit ∫ A BdA = 0 divB = 0 2. Maxwell’sche Gleichung 13 Magnetische Spannung ∫ B dr = µ 0 ⋅ I Ampere’sches Gesetz: B H= µ0 magnetische Feldstärke: 1 Vs = 1,26 ⋅10 −6 : magn. Feldkonst. 2 ε 0c Am µ0 = ε 0 = 8 ⋅10 −12 As Vm [c ] = ε 1µ 0 m2 s2 = 2 , 0 rot H = j ∫ H dr = ∫ j dA = I A Das Vektorpotential Da B eine quellenfreies Wirbelfeld ist ( div B = 0 ), kann man es als Rotation eines anderen Vektorfeldes darstellen: B = rot A A : Vektorpotential. Analog schließt man aus der Wirbelfreiheit des elektrischen Feldes E (rot E = 0 ) in der Elektrostatik, daß E der Gradient eines Skalarfeldes, des Potential φ ist: E = −grad φ Anm.: Bei der Berechnung des Magnetfeldes einer Stromverteilung ist kann die Maxwellgleichungen mittels φ und A oft praktischer als B . Man A vereinfachen. 9.1.3 Magnetfelder, stationäre Ströme µ0 ⋅ I 2π r gerader stromdurchflossener Leiter: B= stromdurchflossene Spule: B = µ0 ⋅ n ⋅I l n: Zahl der Windungen l: Länge der Spule Ids × r dH = 4π r 3 Biot-Savart’sches-Gesetz: 14 Der magnetische Dipol Es gibt keine magnetische Ladung, daher auch keine magnetische Monopole. Der Dipol ist das niedrigste Moment einer Stromverteilung. magnetisches Dipolmoment: pm = I ⋅ A Drehmoment: D = pm × B Kraft: F = pm ⋅ grad B Energie: Wdip = − pm ⋅ B 9.1.4 Materie im Magnetfeld q ⋅L 2m Atomare Dipole pm = Bohr’sches Atom: q = -e , m = me −e pm = l = µB ⋅ l 2 me , L=l . µ B : Bohrsches Magnetron Magnetisierung, Suszeptibilität BMaterie = µ ⋅ BVakuum = µ µ 0 H gebundene Ströme: freie Ströme: gebunden an Volumenelement in Materie frei im gesamten Leiter, meßbar mit Amperemeter M= Magnetisierung: magnetische Suszeptibilität χ : diamagnetisch: paramagnetisch: ferromagnetisch: Weiß’sche Bezirke: Bloch Wände: Barkhausen-Effekt: µ : relative Permeabilitat χ <0 χ >0 χ >> 0 1 ∑ pm V V M = χ ⋅H µ < 1 schwächt das Feld µ > 1 verstärkt das Feld µ >> 1 verstärkt erheblich Bereiche mit 108 - 1012 Atomen mit maximaler spontaner Magnetisierung (Sättigung: alle Elementarmagnete sind ausgerichtet) Übergangszonen zwischen Weiß’schen Bezirken bei genauem Messen „hörbares“ Knacken bei Wandverschiebungen 15 9.2 Zeitlich veränderliche Felder 9.2.1 Faraday’sches Induktionsgesetz d d B dA = − φ m ∫ dt dt Faraday’sches Induktionsgesetz: Uind = − 3. Maxwell’sche Gleichung: − oder in differentieller Form: rot E = − ∂ BdA = ∫ E dr S ∂t ∫A ∂ B ∂t ein zeitlich veränderliches Magnetfeld erzeugt ein elektrisches Wirbelfeld 9.2.2 Die Richtung des induzieren Stromes (Lenz-Regel) Der induzierte Strom ist immer so gerichtet, daß sein Magnetfeld der Induktionsursache entgegenwirkt. 9.2.3 Induktion als Folge der Lorentz-Kraft Ein gerader Draht „fliegt" mit der Geschwindigkeit v senkrecht zu seiner eigenen Richtung und zu einem homogenen Magnetfeld B . Unter Einfluß der Lorentz-Kraft F = qv × B verschieben sich die Ladungsträger längs des Drahtes, bis ihr eigenes Feld die Lorentz-Kraft kompensiert. E '' = −v × B Der mit dem Draht fliegende Beobachter sieht ein Feld: E' = v × B Eine Drahtschleife fliegt mit der Geschwindigkeit v durch ein homogenes Magnetfeld B . Die E -Felder in den beiden Zweigen kompensieren sich => Keine Induktion. Eine Drahtschleife fliegt mit der Geschwindigkeit v durch ein inhomogenes Magnetfeld B . Die E -Felder in den beiden Zweigen kompensieren sich nicht. U ind = − AB = −φ m 16 9.2.4 Selbstinduktion Durch jeden Stromkreis greift ein magnetischer Fluß, der vom Strom selbst erzeugt wird. Dieser Fluß φ m ist proportional zum Strom I. φm = L⋅ I L: Induktivität Für die induzierte Spannung gilt: [L] = U ind = − L ⋅ I 1V = 1Ωs = 1H (1 Henry) As Selbstinduktion einer Spule n2 A⋅ I = −µ0 l induzierte Spannung: Induktivität: U ind A l L = µ 0 ⋅ n2 n: Anzahl der Windungen, A: Fläche, l: Länge Ein- und Ausschalten von Gleichströmen ( Einschalten: I= U0 −t 1− e τ R Ausschalten: I= U0 − t τ ⋅e R ) τ= L R 9.2.5 Die Energie des magnetischen Feldes 1 Wmag = L ⋅ I 2 Energie 2 Energiedichte wmag = 1 1 µ0 ⋅ H2 = B⋅ H 2 2 Energiedichte des elektromagnetischen Feldes: wem = ( 1 E⋅D+ B⋅H 2 ) 17 9.2.6 Der Verschiebestrom Wir betrachten einen Kondensator, der aufgeladen wird. Überall im Kreis fließt der Ladestrom I, nur zwischen den Kondensatorplatten ist er unterbrochen. Wenn der Kondensator mit einem Dielektrikum gefüllt ist, so fließt auch dort ein nicht direkt meßbarer Strom IV, welcher durch eine Verschiebung der Ladungen im Dielektrikum zustande kommt. Die Polarisation P entspricht einer Ladung ±PA , ihre Änderung P einem Strom I1 = PA . Der gesamte Ladestrom läßt sich darstellen als: I = Q = CU = CEd = εε 0 AE = DA = ε 0 EA + PA IV = ε 0 EA + PA = εε 0 EA = DA Verschiebestrom: (fließt auch im Vakuum) Verschiebestromdichte jV = D gleichwertig der Leitungsstromdichte j Gesamtstrom: j = jV + j 4. Maxwell’sche Gleichung: rot H = D + j Die Maxwellgleichungen in der Übersicht Bedeutung: Quellenfreiheit des Magnetfeldes. differentielle Form: ∫ B dA = 0 integrale Form: div B = 0 ∫ div D = ρ A Der Fluß des elektrischen Feldes durch die Oberfläche ist gleich der eingeschlossenen Ladung. Ein sich zeitlich änderndes Magnetfeld erzeugt ein elektrisches Wirbelfeld. A DdA = Q ∂ ∫S Edr = − ∂t ∫ BdA rot E = − B Ein sich zeitlich änderndes elektrisches Feld erzeugt ein ∂ magnetische Wirbelfeld. ∫S Hdr = I + ∂t ∫ DdA rot H = D + j 18 9.3 Wechselströme 9.3.1 Erzeugung von Wechselströmen Die gesamte großtechnische Erzeugung elektrischer Energie beruht auf Induktion. Rechteckschleife im Magnetfeld Leiterschleife der Fläche A dreht sich mit der Winkelgeschwindigkeit ω im B-Feld φ mag = BA = BA cos ω t Uind = −φ mag = BAω sin ω t allgemein: U (t ) = U 0 sin (ω t + ϕ u ) I (t ) = I 0 sin (ω t + ϕ i ) , u (t ) = u0 exp{i (ω t + ϕ u )} , i (t ) = i0 exp{i (ω t + ϕ i )} T 1 x (t ) dt T ∫0 Gleichwert: x= Gleichrichtwert: 1 x = ∫ x (t ) dt T0 , x=0 , x = , xeff = T 2 x0 π T Effektivwert: xeff = 1 x(t )2 dt ∫ T0 1 x0 2 9.3.2 Effektivwert von Strom und Spannung ohm’scher Widerstand: U = U 0 sin ω t P (t ) = U (t ) ⋅ I ( t ) = I = I 0 sin ω t U eff2 R U0 ≈ 0,707 ⋅ U 0 2 I = 0 ≈ 0,707 ⋅ I 0 2 U eff = I eff Wechselstromwiderstand: 1 Pw = U 0 I 0 cos ϕ 2 1 PB = U 0 I 0 sin ϕ 2 Wirkleistung Blindleistung 19 9.3.3 Wechselstromkreise Das Ohm’sche Gesetz im Komplexen: u = z ⋅i Komplexer Widerstand z = a + ib oder z = Z ⋅ e iϕ z Re z = a Wirkwiderstand Blindwiderstand Im z = b Impedanz oder Scheinwiderstand Z = a2 + b2 ϕ z = arctan Phasenwinkel Z= U0 I0 b a ϕ z = ϕu − ϕi Allgemeine Regeln Knoten: ∑i = 0 ∑u = 0 z = ∑z 1 1 =∑ z z n Maschen: n Reihenschaltung: i Parallelschaltung: i Komplexer Widerstand Induktivität iωL Scheinwiderstand ωL Wirkwiderstand Blindwiderstand 0 ωL Phasenwinkel π 2 Kapazität −i ωC 1 ωC 0 −1 ωC −π 2 Ohm‘sch R R R 0 0 Beispiel: Parallelschaltung R, L Komplexe Leitwerte addieren sich: Scheinleitwert: Phasenwinkel: 1 = z 1 1 1 1 i = + = − z R iω L R ω L 1 1 + 2 2 R (ω L ) R ϕ 1 = arctan − ω L z Beispiel: Transformator U2 N =− 2 U1 N1 Impedanz: Z= (ω RL)2 (ω L)2 + R2 R ϕ u − ϕ i = ϕ z = arctan ω L (Leistungsfrei) 20 9.4 Schwingungen und Wellen 9.4.1 Elektromagnetische Schwingkreise Freie Schwingung (L,C Kreis ohne ohm’schen Widerstand) UC + U L = 0 1 I dt + LI = 0 C∫ ! 1 I=0 C Schwingungsgleichung: LI + Entspricht Mechanik: mx + Dx = 0 ! ! " m ↔ L : „Trägheit“ " D ↔ 1 C : „Rückstellkonstante“ Lösung: I (t ) = I 0 cos(ω t + ϕ ) Schwingungsdauer: T = 2π LC 1 LC (Thomson - Gleichung) ω = gedämpfte Schwingung (Kreis mit ohm’schen Widerstand) 1 I =0 C I (t ) = I 0 exp{− δ t}⋅ cos(ωt + ϕ ) LI + RI + # Schwingungsgleichung: Schwingfall: # # 1 R2 − 2 LC 4 L I (t ) = I 0 exp{− δ t} I (t ) = exp{− δ t}⋅ sinh(ωt) ω= aperiodischer Grenzfall: Kriechfall: δ= R 2L (Dämpfung) Erzwungene Schwingungen: Reihenschwingkreis z = R + iω L − Wirkwiderstand: 1 i = R + i ω L − ωC ω C Blindwiderstand: R ωL− 1 ωC 2 Impedanz: Phasenwinkel: Leistung: 1 U0 R + ω L − =Z= ω C I0 2 ω L − 1 ω C ϕ z = arctan R U2 (U cos ω t ) R P = UI = I R = 2 R = 0 2 Z Z 2 1 U0 R P = 2 2 R2 + ω L − 1 ωC 2 2 ( ) 21 9.4.2 Der lineare Oszillator Realisierung: ungedämpfter Schwingkreis z. B. durch induktive Kopplung an Antenne Berechnung der Felder: (prinzipielle Vorgehensweise) aus dem Vektorpotential unter Berücksichtigung der P = R − r′ wurde wegen Laufzeit des Lichtes R − r′ r von ∆t = = c c r zur Zeit t′ = t − am Ort des linearen Oszillators erzeugt. c j (r ′, t − r c) µ ⋅ dr Vektorpotential: A( R, t ) = 0 ⋅ ∫ daraus erhält man das 4π R − r′ Retardierung: Feld am Ort $ $ $ $ $ $ $ $ $ $ $ $ $ $ B( r , t ) = rotA 1 ∂Φ divA = − 2 ⋅ c ∂t ∂A E = − gradΦ − ∂t Magnetfeld: $ $ $ Potential: [Lorentzeichung] $ $ Elektr. Feld $ Abschätzung der Nahfelder: Eϑ (t ) = Elektr. Feld ER (t ) = p sin ϑ 4π ε 0 r 3 2p cos ϑ 4πε 0 r 3 Feld eines schwingenden Dipols t−v c r c mit p = q ⋅ d zur Zeit t ′ = t − $ $ $ t−v p×r 4πε 0 c 2 r 3 c % B( r , t ) = Magnetfeld $ $ $ Feld einer zeitlich oszillierenden $ r c Fernfelder: elektromagnetische Wellen, E- und B-Felder erregen sich wechselseitig • E, B ⊥ r : elektromagnetische Wellen sind transversal Stromdichte zur Zeit t ′ = t − $ $ $ $ • E, B : • v= 1 ε ε 0 µ µ0 • c= 1 m = 2.99 ⋅108 s ε 0 µ0 $ $ in Phase Geschwindigkeit in Materie Lichtgeschwindigkeit im Vakuum Anm.: Licht ist eine elektromagnetische Welle. Dies wurde 1865 von Maxwell vorhergesagt und 1890 von Hertz im Experiment bestätigt. Heute werden die Erscheinungsformen der Elektrizität, des Magnetismus und der Optik in der Elektrodynamik bzw. der Quantenelektrodynamik (QED) vereinheitlicht. 22 1 (ED + HB ) = ε ε 0 E 2 = µ µ 0 H 2 2 Energiedichte: w= Poynting-Vektor: S = E×H (Energiestromdichte: S = w ⋅ v ) & & & & abgestrahlte Leistung: p 2ω 4 P= 12π ε 0 c 3 beschleunigte Ladung: P= q2v 2 12π ε 0 c 3 ' Anm.: Jede Ladung q, die mit v beschleunigt wird, strahlt elektromagnetische Wellen aus ( 9.4.3 Elektromagnetische Wellen im Vakuum Feldgleichungen für Potentiale ' rot E = − B & aus B = rot A & & & und ∂A E = − grad ϕ − ∂t (1) & (Elektrostatik: E = −grad ϕ ) & folgt: Eichung: & (2) Die Gleichungen (1) und (2) legen die Potentiale nicht vollständig fest da z.B. : B = rot A + grad ϕ = rot A mit ϕ beliebig. ( & ) & Lorentzeichung: div A = − Coulombeichung: div A = 0 & & 1 ∂ϕ c 2 ∂t & 1 ∂ 2ϕ 1 =− ρ 2 2 ε0 c ∂t 1. Feldgleichung: ∆ϕ − 2. Feldgleichung: 1 ∂2 A ∆A − 2 2 = − µ 0 j c ∂t & & & 23 ) Wellengleichung im feldfreien Raum j = ρ =φ =0 Wellengleichung: 1 ∂2A ∆A − 2 =0 c ∂t Berechnung der Felder: ∂A E=− ∂t ) ) ) B = rot A ) Ebene Welle als Lösung ) ) ( E (r , t ) = ω E0 cos k r − ω t ) ) ) B (r , t ) = ) ) ) ) ) 1 k × E (r , t ) ω ) ) * • transversal polarisiert • B ⊥ E ⊥ k wegen B = k × E • allgemeine Lösung: Überlagerung ebener Wellen (Stoßwellen, Pulse) ) ) ) ) ) ) 9.4.4 Elektromagnetische Wellen in Materie 1 c c Aus der Wellengleichung: v = = ≈ µ µ 0ε ε 0 µε ε c = ε v Unterschiedliche Geschwindigkeit in unterschiedlichen Medien führt zu • Brechung • Reflexion • Beugung • Dispersion Maxwell-Relation: n= Atomistische Deutung: Anregung von Elektronen des Mediums zu erzwungenen, gedämpften Schwingungen der Frequenz ω Komplexe Amplitude: ~ x0 = Elektron: komplexe Zahl: Dämpfung: −ω ) 2 2 +γ ω 2 2 2 0 − ω 2 ) − iγω ] schwingender Dipol, phasenverschoben je nach ω0 strahlt elektromagnetische Welle ab Dispersionsrelation: Für (n-1)<<1: (ω [(ω e ⋅ E0 / m 2 0 n = 1+ 2 n =1+ N ⋅ e2 m ⋅ ε 0 ⋅ [(ω − ω ) +γ ω (ω − ω ) − iγω ⋅ (ω − ω ) + γ ω 2 0 N ⋅ e2 2mε 0 2 0 2 0 2 2 2 2 ] [(ω 2 0 − ω 2 ) − iγω ] 2 2 2 2 2 n = n ′ − iκ I = I 0 ⋅ exp(− α∆z ) mit α = 2 ⋅ k 0 ⋅ κ Absorptionskoeffizient 24