Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << Vorwort >> (2) Über den Umgang mit wissenschaftlichen Modellen 1 Brauchen wir ein neues physikalisches Weltbild? Noch immer steckt die Natur voller grundlegender Geheimnisse, obwohl manche Naturwissenschaftler und Autoren bereits so tun, als seien wir gegenwärtig nur noch damit beschäftigt, die allerletzten Rätsel unserer Welt zu lösen. Seit etwa zweitausend Jahren ist eine systematische Naturbeobachtung und -erforschung durch den Menschen erkennbar, und besonders in den letzten Jahrhunderten zeigt sich das Bemühen, sämtliche Erscheinungen der physikalischen Welt und deren Ursachen in ein einheitliches Gedankengebäude mit logischer Struktur einzuordnen. Doch bis heute müht man sich vergeblich um diese Vereinheitlichung, sucht man nach der "Urkraft", nach einer "Weltformel", nach dem einigenden Band, das allen bekannten physikalischen Wechselwirkungen die innere Geschlossenheit geben könnte. Das moderne physikalische Weltbild entstand um die Jahrhundertwende. Es wurde wesentlich geprägt durch Albert Einstein, der den zu dieser Zeit vorherrschenden Naturanschauungen mit seiner Antwort auf eine experimentelle "Frage an die Natur" eine qualitativ neue Denkrichtung gewiesen hat. Mit einigen daraus abgeleiteten kühnen, theoretisch beeindruckenden und praktisch nützlichen Schlußfolgerungen verlieh er seinem Weltbild einen gewissen Heiligenschein und eine scheinbare Unumstößlichkeit. Einstein selbst gehörte auch zu den Zweiflern: "Die moderne Physik hat alle Fragen von neuem aufgerollt und auch gelöst. Allerdings sind uns aus dem Ringen um diese Lösungen wieder neue, noch tiefgründigere Probleme erwachsen. Unser Wissen erscheint im Vergleich zu dem der Physiker des neunzehnten Jahrhunderts beträchtlich erweitert und vertieft, doch gilt für unsere Zweifel und Schwierigkeiten das gleiche." Es ist beachtenswert, wie die moderne Physik die offenen Fragen des alten Weltbildes "gelöst" hat. Die moderne Physik, d.h. das moderne physikalische Denken, entstand und entwickelte sich aus dem sogenannten "mechanistischen" Denken. Die "Mechanisten" hätten ihre Denkart vielleicht so charakterisiert: <Jede physikalische Erscheinung (Wirkung) hat eine eindeutige Ursache, die mit dem gesunden Menschenverstand anschaulich als direkte stoffliche Wechselwirkung der verschiedenen Zustands- und Bewegungsformen der Materie erklärbar ist.> Zu den aktivsten Vertretern dieser Denkrichtung zählen auch namhafte Wegbereiter unseres heutigen physikalischen Wissens: Michael Faraday (17911867), James Clerk Maxwell (1831-1879), Heinrich Hertz (1857-1894) und Hendrik Antoon Lorentz (1853-1928). Vor Zeiten war die Arbeit der Naturforscher, die sich auch Naturphilosophen nannten, zunächst wenig anwendungsorientiert. Obwohl die sich entwickelnde Großproduktion zunehmend nach anwendungsbereiten Lösungen verlangte, hatten die "Mechanisten" vorrangig eine erkenntnistheoretische Zielstellung: Sie suchten nach inneren Ursachen und Zusammenhängen, um zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Das moderne physikalische Denken ist dagegen hochgradig zweckorientiert, obwohl seine Fürsprecher besonders den theoretischen, verallgemeinernden Wert hervorheben. Die moderne Theorie vergeudet weder Zeit noch Mühe zur anschaulichen Erklärung "unerklärbarer" Erscheinungen; sie ist schon hundert Jahre voll beansprucht, sich selbst zu beweisen. Und dies sind die methodischen Stützen des modernen Weltbildes: Einstein erklärt das Vakuum zum stofflich leeren Raum, in dem es nun definitiv keine stofflichen Wechselwirkungen mehr zu suchen und zu erforschen gibt. Die möglicherweise daraus resultierenden undurchschaubaren Erscheinungen werden als "unerklärbare" Erscheinungen definiert, erhalten klangvolle Namen und werden in den Rang eines Naturgesetzes, zu einer selbständigen physikalischen Realität, erklärt. Die moderne Theorie erfaßt, abstrahiert, modelliert und verknüpft nur die äußeren Erscheinungen (Wirkungen), die dann an mathematischen Modellen vorzüglich mehrdimensional berechnet werden. Und was aus dieser Modellvorstellung nicht ableitbar ist, hat im physikalischen Weltbild keine echte Daseinsberechtigung. Die Frage nach möglichen inneren Ursachen einer physikalischen Erscheinung wird als "mechanistisch" abgewertet und gehört, wie man vernimmt, längst auf den Müllhaufen der Wissenschaftsgeschichte. Wagt es noch jemand, wissenschaftlich querzudenken? Unter einer physikalischen "Erklärung" wird gewöhnlich nur die Verknüpfung und Anwendung experimentell ermittelter und als Gesetzmäßigkeit formulierter Fakten verstanden. Zur "Ursache" einer "unerklärbaren" Erscheinung wird somit ein Wort, eine Formel oder eine den Feldlinien "zugeordnete" Eigenschaft. Es wird betont, daß Ursache-Wirkungs- Beziehungen und der gesunde Menschenverstand in der modernen Physik nur begrenzt anwendbar seien. Ein nicht zu erklärendes Gesetz, weil grundsätzlich "nicht erklärbar", gilt eben, wie man oft hört und liest, "weil die Welt so eingerichtet ist". Auch die Chemie ist trotz ihrer inneren Geschlossenheit eine Experimentalwissenschaft geblieben. Man hat sich daran gewöhnt, mit nützlichen Fakten und Begriffen zu operieren. Doch welche ursächlichen Zusammenhänge verbergen sich z.B. hinter dem "Periodensystem", dem "Atomzerfall" und der "Wertigkeit"? Woran liegt es, daß einige Atome stabile Bindungen miteinander eingehen und andere gar nichts voneinander wissen wollen? So leben wir nun mit einem physikalischen Weltbild voller abstrakter Gesetze, Regeln, Rezepte, Modell-, Ersatz- und Hilfsvorstellungen. Man deutet die Gravitation als "Massenanziehungskraft", aber niemand vermag deren Wesen zu erklären, und überall sucht man mühsam nach den Massen, die die Welt zusammen und in Bewegung halten sollen. Zahllose Entstehungs-, Existenz- und Bewegungsformen von Himmelsgebilden sind durch "Massenanziehungskraft" überhaupt nicht erklärbar. Der "tiefere Sinn" des hypothetischen "Urknalls", nach dem, mathematisch zurückgerechnet, das jetzt expandierende Weltall ursprünglich in einem Punt konzentriert gewesen sein soll, ist wohl, (nur leicht hinkend) einer "Milchmädchenrechnung" vergleichbar: Wenn 10 Bauarbeiter ein Haus in 100 Tagen erbauen, dann bauen 1000 Arbeiter ein Haus in einem Tag. (!?) Derzeitige physikalische Auffassungen lassen es theoretisch zu, daß die Expansion irgendwann durch Massenanziehungskräfte aufgehalten und in einen erneuten Verdichtungsprozeß umgelenkt werden kann. Fast alle elektromagnetischen Erscheinungen werden heute dem gehobenen Nachwuchs aus den Maxwell'schen Gleichungen abgeleitet oder in umschriebener Form als Fakt dargestellt, wobei man sich schlicht auf das Experiment beruft. Man hantiert mit beeindruckenden Begriffen, Experimenten und Berechnungsmethoden und beherrscht alles bestens. Aber: Vom Professor der theoretischen Physik bis zum Lehrling der praktischen Elektrotechnik vermag bis heute niemand zu sagen, was sich da eigentlich wie bewegt und gegenseitig beeinflußt. Unser modernes physikalisches Wissen ist gut geeignet, die natürliche Welt auszunutzen und zu beherrschen, was wir täglich in allen Bereichen von Wissenschaft und Technik praktizieren. Wir können (fast) alles, wir beherrschen die Mittel zum Zweck. Aber über innere Ursachen und Hintergründe der äußeren Erscheinungen wissen wir nichts. Das physikalische Weltbild ist ungeeignet zum Erkennen innerer physikalischer Wahrheiten, weil es den Weg dahin grundsätzlich versperrt. Es bleibt damit Raum für Spekulationen jeglicher Art. Die wissenschaftliche Theorie steht sprach- und ratlos daneben und kann nicht mal ahnen, in welcher Richtung eine Lösung für die "großen Rätsel unserer Welt" zu suchen ist. Immer mehr Physiker glauben, die Naturgesetze seien übernatürlich, von Gott geschaffen und durch Menschen überhaupt nicht erklärbar. Die Ohnmacht der Theorie, die hier nur leicht angedeutet wurde, bietet hinreichend Anlaß und verlangt, dem Entwicklungsweg des physikalischen Weltbildes aus neuer Sicht offen, sachlich und kritisch nachzuspüren. Inhalt << Vorwort >> (2) Über den Umgang mit wissenschaftlichen Modellen Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (1) Brauchen wir ein neues physikalisches Weltbild >> (3.1) Materie im "herkömmlichen" und "erweiterten" Sinne 2 Über den Umgang mit wissenschaftlichen Modellen Das wissenschaftliche Modell ist heute den Fachleuten aller Bereiche von Wissenschaft und Technik ein unentbehrliches Arbeitsund Hilfsmittel. Um eine exakte Definition des Modellbegriffes haben Fachexperten und Philosophen lange gerungen und gestritten. Daher findet man in der Literatur Definitionen, die sich in Nuancen unterscheiden. In ihrer wesentlichen Aussage stimmen aber alle Modelldefinitionen sinngemäß überein. Einige charakteristische Grundaussagen sind z.B.: Unter einem Modell versteht man eine materielle oder ideelle Struktur, die nur einen bestimmten Bereich der Wirklichkeit in schematischer oder idealisierter Form proportional oder ähnlich nachbildet. Nur für die nachgebildeten Eigenschaften tritt das Modell an die Stelle des Originals, ein Modell hat stets Ausschnittscharakter. Ein Modell ist dadurch bestimmt, wovon und wofür es Modell ist. Man schafft sich also ein Modell, um die für den beabsichtigten Zweck unwichtigen Eigenschaften vorsätzlich zu unterschlagen. Die für den Zweck bedeutsamen Eigenschaften werden dadurch überschaubarer, mathematisch formulierbar und experimentellen Untersuchungen zugängig. Von Erkenntnistheoretikern wird oft ein besonderer Anspruch an die Modellfunktion hervorgehoben: "Ein Modell erfüllt dann und deshalb eine Erkenntnisfunktion, wenn und weil es objektiv immanent solche Informationen enthält, die über die bekannten, zu seiner Projektierung und Herstellung notwendigen Anfangserkenntnisse hinausgehen. Das Subjekt gewinnt am Modell echte neue Informationen und schließt erst daraus auf entsprechende Eigenschaften des Originals." Diese Definition ist gewagt, weil sie voraussetzt, daß ein Modell mehr Information enthält, als hineinmodelliert wurde. In gewissen Grenzen mag das für Einzeleigenschaften zutreffen. Doch prinzipiell kommt es bei den Modellen, die zur Erkenntnisgewinnung dienen sollen, darauf an, die Grenzen der Aussagefähigkkeit des Modells sehr genau einzuschätzen, sonst könnten sich die auf das Original rückwirkend übertragenen, (vermuteten!), "echten neuen Informationen" in Wirklichkeit als verhängnisvolle Trugschlüsse erweisen. Man modelliert heute fast alles in Wissenschaft und Technik. Und man könnte z.B. auch einen Menschen modellieren, als Wachsfigur, als gläserne Nachbildung des Körperbaus für medizinische Zwecke, oder auch als hochelektronisch funktionierenden Roboter in Menschengestalt. Es wird aber niemandem einfallen, an diesen Modellen das tiefgründige innere Wesen eines Menschen studieren und mit mathematisch vollendeten Mitteln berechnen zu wollen, oder gar zu behaupten, daß ein Mensch in Wirklichkeit auch nur so beschaffen sein kann und darf, wie es aus dem Modell erkennbar und mathematisch ableitbar ist. Das wäre unwissenschaftliche Nichtbeachtung der Grenzen der Erenntnisfunktion eines Modells! Ein Modell kann viele Eigenschaften annehmen, - wenn wir sie ihm geben. Doch ein Modell kann nie zum Original werden und auch nicht dazu erklärt werden, denn dann verliert es seinen Modellcharakter, und es wird dabei der Bereich von Informationen negiert, durch den sich das Modell vom Original unterscheidet. Folglich ist es unsinnig und unwissenschaftlich, eine ideelle Struktur, auch wenn sie ihren Zweck hervorragend erfüllt, zur physikalischen Wirklichkeit zu erklären. Auch das physikalische Weltbild ist in seiner Gesamtheit eine ideelle Struktur, eine Kombination aus verschiedenen, sich teils sogar widersprechenden UntermodeIlen. Max Planck über das physikalische Weltbild: "Zu diesen beiden Welten, der Sinnenwelt und der realen Welt, kommt nun auch noch eine dritte Welt hinzu, die wohl von ihnen zu unterscheiden ist: die Welt der physikalischen Wissenschaft oder das physikalische Weltbild. Diese Welt ist, im Gegensatz zu jeder der beiden vorigen, eine bewußte, einem bestimmten Zweck dienende Schöpfung des menschlichen Geistes und als solche wandelbar und einer gewissen Entwicklung unterworfen. Die Aufgabe des physikalischen Weltbildes kann man in doppelter Weise formulieren, je nachdem man das Weltbild mit der realen Welt oder mit der Sinnenwelt in Zusammenhang bringt. Im ersten Falle besteht die Aufgabe darin, die reale Welt möglichst vollständig zu erkennen, im zweiten darin, die Sinnenwelt möglichst einfach zu beschreiben." <47> Die Nutzfunktion unseres Weltbildes beherrschen wir, die Erkenntnisfunktion wurde der Nutzfunktion geopfert. Beide Funktionen, obwohl sie sich im Erkenntnisprozeß bedingen, möchte man unterscheiden, denn die physikalische Wirklichkeit und ihre im Modell erfaßten Einzelerscheinungen oder auch manche zweckdienliche hineinkonstruierten Behauptungen andererseits sind zwei grundsätzlich verschiedene Dinge. Die vollständige physikalische Wahrheit muß nicht immer nützlich sein! Die nützlichste Modellvorstellung kann nie in vollem Umfang wahr sein! Die gängige Deutung der Gravitation als "Massenanziehungskraft" im leeren Raum ist, da man nur über Jahrhunderte den Himmelskörpern, den realen wie den vermuteten, die ihnen gebührenden Massen "zugeordnet" hat, zu einer nützlichen Modellvorstellung geworden. Ist aber durch die Nützlicheit dieser Auffassung bewiesen, daß da wirklich eine Massen-AnziehungsKraft zwischen den Körpern im leeren Raum wirksam ist? Dennoch wird diese Auffassung im modernen physialischen Weltbild und unumstößliches Naturgesetz angesehen. Der Feldbegriff wurde zu einer "eigenständigen physialischen Realität" erhoben, zu einem nicht weiter erklärbaren Naturgeschehen, obwohl die Wegbereiter des Feldbegriffs (Faraday, Maxwell, Hertz) das "Feld" stets als Modell- bzw. Hilfsvorstellung aufgefaßt hatten. Es ist ganz normal, daß sich die Untermodelle des physikalischen Weltmodells teils widersprechen oder gar völlig ausschließen; das liegt an der Haupteigenschaft eines Modells. Man nutzt eben das Modell, das dem jeweiligen Zweck am dienlichsten ist. Besonders deutlich wird dies bei der Welle-Teilchen-Erscheinung. Doch auch hier ist man bemüht, diese peinlichen "Teilchen mit Wellencharater" bzw. "Wellen mit Teilchencharakter" als "Welle-Teilchen-Dualismus" in den Rang der physialischen Wirklichkeit zu erheben, zu einer "dialektischen Einheit der Natur", zum "unerklärbaren Schöpfungsakt". Es ist eben die Tragik des modernen physikalischen Weltbildes, daß "es" einem Modell nicht seinen Modellcharakter läßt. Der äußeren Erscheinung wird damit von vornherein das (noch unerkannte) innere Wesen aberkannt. Für grundlegende physikalische Ursachen und Zusammenhänge, die sich unter der äußeren Erscheinung abspielen mögen, die uns verborgen sind, hat man keine Erklärung und darf auch keine finden, weil durch geschaffene Tabuzonen und Dogmen der Erkenntnispfad verbaut und verboten wurde. Lassen wir also dem Modell seinen Modellcharakter! Modelldenken ist stets Nützlichkeitsdenken mit eingeschränktem Anspruch auf Übereinstimmung mit der Wirklichkeit. Man muß sich aber strikt dagegen wenden, die Nützlicheit eines Modells als Beweis für die Deutungen anzusehen, die mit diesem Denkmodell insgesamt vernüpft worden sind, denn das ist unwissenschaftlicher Umgang mit wissenschaftlichen Modellen. Wir wagen eine Schlußfolgerung, die noch ausführlicher untersucht und belegt wird: Der unwissenschaftliche Umgang mit wissenschaftlichen Modellen behindert das Erkennen der physikalischen Wahrheit. Inhalt << (1) Brauchen wir ein neues physikalisches Weltbild >> (3.1) Materie im "herkömmlichen" und "erweiterten" Sinne Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (2) Über den Umgang mit wissenschaftlichen Modellen >> (3.2) Die geheimnisumwobene "latente Materie" 3 Um einen eindeutigen Materiebegriff 3.1 Materie im "herkömmlichen" und im "erweiterten" Sinne 3.2 Die geheimnisumwobene "latente Materie" 3.3 Das Wirbelprinzip der latenten Materie 3.1 Materie im "herkömmlichen" und im "erweiterten" Sinne Kaum ein anderer Begriff ist in der Wissenschaftsentwicklung so umstritten wie der Materiebegriff. Dennoch einigte man sich schließlich trotz philosophischer Nuancen auf eine scheinbar eindeutige Definition: Materie ist die objektive Realität, die außerhalb des menschlichen Bewußtseins existiert und von ihm unabhängig ist. Im ursprünglichen Sinne bedeutet "Materie" die "stoffliche Substanz". So waren bis etwa um die Jahrhundertwende die Begriffe "Materie" und "Stoff" identisch, wobei man unter dem "Stoff" die Atome bzw. Moleküle der chemischen Elemente verstand, die als die kleinsten Bausteine der Materie angesehen wurden. Die Gleichheit von "Stoff" und "Materie" war so selbstverständlich, daß es im Sprachgebrauch nicht extra betont werden mußte, denn es gab keine "nichtstoffliche" Materie. In der Physik und in den technischen Wissenschaften, wo materielles Denken und Tun unerläßlich sind, erfuhr der Materiebegriff eine Präzisierung, die mit berechtigter Selbstverständlichkeit gehandhabt wurde: "Materiell ist alles objektiv Existierende, das wiederholbare Wirkung zeigt und meßtechnisch nachweisbar ist." Mit der Berufung auf das Experiment, als dem höchsten Kriterium der Wahrheit, scheint also in der Physik die Objektivität grundsätzlich gesichert zu sein. Was aber existiert da objektiv und unabhängig von der menschlichen Vorstellungswelt? Wie ist die Materie strukturiert? Wo liegen die Grenzen ihrer Strukturen? Bei der Suche nach Antwort auf diese Fragen unterscheiden sich die eigentlich materialistisch orientierten Naturwissenschaftler in ihrer philosophischen Grundhaltung und Konsequenz. Da zeigt es sich, daß der (objektive) Materiebegriff gar nicht so eindeutig ist wie es zunächst erscheint. Mit der Entdeckung der Radioaktivität und des Atomzerfalls geriet die bis dahin anerkannte Grenze der (stofflichen) Materie ins Wanken, und Vertreter der idealistischen Weltanschauungen frohlockten über das "Verschwinden der Materie". Um die Deutung des Atomzerfalls lieferten sich Philosophen aller Weltanschauungen erbitterte Gefechte. Philosophie ist als weltanschauliche Grundhaltung zunächst Ansichtssache des Einzelnen. Er muß prüfen und erfahren, wie ihn seine Grundauffassung befähigt, das Mögliche vom Unmöglichen, das Sinnvolle vom Sinnlosen und den rechten Weg vom Irrweg zu unterscheiden. Dabei prallten uralte Gegensätze, die seit langem unter der Oberfläche schwelten, erneut mit voller Wucht aufeinander: Die Materie "verschwindet", aber wohin verschwindet sie? Löst sie sich in ein stoffliches "Nichts" auf oder in andere, noch unerkannte stoffliche Strukturen? Ist ein Bereich stoffloser Materie überhaupt sinnvoll und denkbar? Ist der Raum denn leer, wie es einst Newton annahm? Oder ist er mit einem feinen stofflichen Medium, dem Äther, ausgefüllt? Sollen die beachtlichen Energien, die bei der Auflösung der Materie frei werden, etwa als stofflose Kräfte und Wirkungen deutbar sein? Ist die Welt überhaupt noch erkennbar? Gibt es eine Dialektik in der Natur oder vollziehen sich die Naturvorgänge zusammenhanglos und für den Menschen unerfaßbar nach dem Willen eines Schöpfers? Vielleicht verschwindet die Materie gar nicht? Möglicherweise geht sie nur in einen anderen Zustand über, der den menschlichen Sinnen nicht direkt zugängig ist? Vielleicht verschwindet nur die Grenze, bis zu der wir die Materie bisher erkannt haben? Der beschrittene "Ausweg" war kein Weg zur physikalischen Wahrheit, es war ein Weg der begrenzten Nützlichkeit, eine aus Not gemachte Tugend. Seit Michael Faraday (1791-1867) bediente man sich des Feldbegriffes als Modell- und Hilfsvorstellung zur Veranschaulichung der elektromagnetischen Erscheinungen. Aber in der modernen Physik wurde der Feldbegriff "verselbständigt", man erklärte ihn zu einer "eigenständigen physikalischen Realität", zu einer "nicht weiter reduzierbaren Erscheinungsform der Materie". "Nicht weiter reduzierbar", d.h. nicht weiter zerlegbar, auf nichts zurückführbar, durch nichts erklärbar. Dem Erkenntnisprozeß wird eine willkürliche Schranke gesetzt, und ein Bereich der noch unerkannten Materie wird zu einer "Tabuzone" erklärt. Durch diese wissenschaftliche Unart wurde eine Modell- und Hilfsvorstellung zu einer "physikalischen Wahrheit" "gemacht". Folglich gilt nun das "Feld" als "nichtstoffliche" Strukturform der Materie. Am objektiven Charakter der Felderscheinungen gibt es keinen Zweifel. Die Wirkungen der Felder sind meßtechnisch nachweisbar und wurden zur Grundlage vielfältiger technischer Anwendungen. Felder sind also im Sinne der Materiedefinition in jedem Falle eine objektive Realität. Es steht nur die Frage, ob das Feld als äußere Erscheinung einer noch unerkannten materiellen Ursache angesehen wird oder ob man durch die Verselbständigung des Feldbegriffes die äußere Erscheinung von ihrer Ursache loslöst und die Ursache verleugnet. Die Not wird zur Tugend, weil für die Feldwirkungen keine ursächliche Erklärung "nötig" ist. Man hat sich mit den Tatsachen abzufinden, und jeder macht das auf seine Weise. Der Idealist motiviert sein "Sichabfinden" notgedrungen damit, daß das Feld ein Teil der Schöpfung sei. Der Materialist bekundet seine Verlegenheit oft mit dem Hinweis auf die Tatsache, daß das Feld eine nachweisbare objektive Realität und damit Materie ist. Dieser unnötige Hinweis, den ohnehin niemand bezweifelt, macht weder das Wesen des Feldes noch seine Wirkung erklärbar. Aus einer neuzeitlichen Darstellung des Materiebegriffs, (Brockhaus): "Die eigentlichen Träger der Materie (>Teilchen<) sind dynamische Zentren, die nur einen verschwindend geringen Raum einnehmen. Der räumliche Hauptanteil der makro-physikalisch repräsentierten Materie >leer< im Sinne einer naiven Anschauung, jedoch erfüllt von intensiven Kraftwirkungen. Sie bilden das Feld, das die eigentlichen Materieträger umgibt und als dessen Erzeugnis man umgekehrt auch diese eigentliche Materie zu verstehen bemüht ist, da seit Entdeckung des Dualismus eine scharfe Trennung zwischen den Begriffen Teilchen und Feld nicht möglich ist. Vielmehr können Teilchen mit Ruhemasse in solche ohne Ruhemasse umgewandelt werden und umgekehrt. Beide können als 2 verschiedene Erscheinungsformen von Energie aufgefaßt werden. Eine der Grundeigenschaften der Materie, oft fälschlich mit ihr gleichgesetzt, ist die Masse. Die Antimaterie ist im obigen Sinn als eine andere Form von Materie aufzufassen, nicht aber als etwas von normaler Materie Wesensverschiedenes." Nun leben wir in einer zauberhaft verrückten Welt. Nach moderner physikalischer Ansicht muß wohl der Schöpfer durch die einheitliche Natur eine unnatürliche Scheidewand gezogen haben, wodurch die Welt in einen stofflichen und einen nichtstofflichen Bereich getrennt wird. In jedem dieser beiden Bereiche sollen Naturgesetze auf gesonderte Art und Weise wirken. Die eine Seite dieser Welten ist begreifbar, die andere entzieht sich unserem Vorstellungsvermögen. Beide Welten verbindet die abstrakte Formel. Nach moderner Deutung E = mc2 erzeugen wir Energie (nichtstoffliche Materie) aus Masse (stoffliche Materie), wissen aber nicht, was da geschieht. Umgekehrt wird auch die Entstehung von Masse aus (stoffloser) Energie gedeutet. Eine exakte Definition des Stoff Begriffs wird vermieden, obwohl nun zwei Strukturformen der Materie anerkannt sind. Aus der Literatur spricht die Unvollkommenheit derzeitiger Begriffsbildungen. Man liest von der Materie im "herkömmlichen", im "physikalischen", im "philosophischen", im "direkten", im "gewöhnlichen", im "üblichen", im "eigentlichen", im "normalen" und im "erweiterten" Sinne. Doch die "Spaltung der Natur" ist kein Schöpferakt. Der "Gott", der sie vollzog, war Albert Einstein. Er erklärte letztendlich das Vakuum zum stofflich leeren Raum, verselbständigte den Feldbegriff und verlieh ihm seine "Unantastbarkeit". Durch die Relativitätstheorie "mußten" die Wirkungen einer verkannten und verleugneten Materie auf höherer Ebene abstrakt berechenbar gemacht werden (ausführlich in Teil II). Inhalt << (2) Über den Umgang mit wissenschaftlichen Modellen >> (3.2) Die geheimnisumwobene "latente Materie" Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (3.1) Materie im "herkömmlichen" und "erweiterten" Sinne >> (3.3) Das Wirbelprinzip der latenten Materie 3.2 Die geheimnisumwobene "latente Materie" Ob die Welt mit einem "Urknall" oder als "Schöpfungsakt" begann, ist Glaubenssache und kann nur bedingt Gegenstand wissenschaftlicher Erörterung sein. Aber: Könnte man noch heute von einem etwaigen "Erstbeweger" erwarten, daß er nach so langer Zeit noch immer alle Fäden in der Hand hält und den Ablauf seiner wichtigsten Naturgesetze, die dem menschlichen Geiste unerklärbar sein sollen, eigenwillig lenkt? Ob das nicht auch für einen Allmächtigen auf die Dauer eine unzumutbare Überforderung wäre? Aber sind die angeblich unerklärbaren Feldwirkungen einer angeblich stofflosen Materie nicht ein Zugeständnis an eine mögliche mystische Komponente eines göttlichen Schöpfungsaktes? Sind sie nicht, sofern man sie zur physikalischen Wahrheit erklärt und ernsthaft als solche ansieht, ein naturwissenschaftlicher Selbstbetrug? Trotz einiger Widersprüche entwickelte sich das naturwissenschaftliche Denken bis zur Jahrhundertwende in sich logisch und hoffnungsvoll. Man beachte dazu die Aussagen von Heinrich Hertz (4.12.2). Die Einstein'sche Deutung des Michelson-Versuches mit dem nun stofflich leeren Raum entzog den elektromagnetischen Vorgängen das tragende Medium. Um auch die Gravitation, für die Heinrich Hertz noch eine Ursache ahnt, wurde in das Reich unerlärbarer Zauberkräfte verbannt. Seitdem "dürfen" einige Naturvorgänge, z.B. die Gesetze der Wellenausbreitung, prinzipiell nicht miteinander vergleichbar und durch den gesunden Menschenverstand erfaßbar sein. Die entstandenen Lücken "mußten" mit abstrakten Begriffen und mystisch anmutenden pseudowissenschaftlichen Denweisen ausgefüllt bzw. überbrückt werden. Wurde hierbei eine verkannte Not zur falschen Tugend gemacht? Was war das für eine "Not"? Irrten bereits die Klassiker der vergangenen Jahrhunderte in ihrem fundamentalen Auffassungen oder haben erst die neuen "Tugenden" auf den Irrweg des Jahrhunderts geführt? Wenn die Natur materialistisch ist, was wir annehmen, dann muß man, um die Natur zu erkennen, auch materialistisch vorgehen. Nutzen wir also die ungetrübte Weisheit der klassischen Naturphilosophen, und scheuen wir auch die "naive" Logik nicht; die intelligente ließ uns den gelobten Pfad der Erkenntnis verlassen und begreift sich selbst nicht mehr. Gleich welcher Art der erste "Anstoß" gewesen sein mag: Sieht man die Welt materialistisch (im klassischen Sinne), so muß man annehmen: Die Welt ist ein sich selbst regulierendes System, in dem sich die Naturvorgänge durch materielle Wechselwirkungen gegenseitig bedingen. Materie ist stoffliche objektive Realität. Es gibt keine stofflose Materie. Alles, was objektiv Wirkung zeigt, muß auch objektiv aus "irgendwas" bestehen, das sich vom stofflichen Nichts abhebt. Es gibt keinen stofflich leeren Raum. Die Naturvorgänge vollziehen sich nach vergleichbaren Naturgesetzen. Die Struktur- und Bewegungsformen der Materie sind grundsätzlich erkennbar. Die willkürliche und ohnehin undefinierbare Grenze zwischen stofflicher und nichtstofflicher Materie ist gegenstandslos. Es gibt nur die Grenze, bis zu der wir die Materie bisher erkannt haben. Die Bewegung ist die Daseinsweise der Materie. Wer die Natur erkennen will, muß ihre Geheimnisse in der materiellen Bewegung suchen. Der Feldbegriff, als Modell- und Hilfsvorstellung, eignet sich weiterhin vorzüglich zur abstrakten Erfassung äußerer Erscheinungen und Wirkungen der noch unerkannten Materie. Definiert als "eigenständige physikalische Realität" verdeckt er Existenz und zu erwartende Vielfalt einer "latenten Materie". Zur Begriffsbildung "latente Materie": Mit diesem Begriff sei die stoffliche Materie bezeichnet, die durch den Feldbegriff bisher verdeckt und verboten ist, deren Strukturen und Bewegungsformen zu erforschen sind, um die äußeren Erscheinungen der Materie in ihrem inneren ursächlichen Zusammenhang zu erkennen. Latent: unerkannt, verborgen, scheinbar ruhend, aufgespeichert. Folgerichtig ist: Feste, flüssige, gasförmige, latente Materie. Eine präzisere Namensgebung wird absichtlich vermieden, um die strukturelle und Wirkungsvielfalt der "latenten Materie" nicht bereits von vornherein begrifflich einzuengen. Die "latente Materie" anzuerkennen und zu erforschen, ergibt sich aus prinzipiellen philosophischen Erwägungen und aus der erkenntnistheoretischen Unfähigkeit des modernen physikalischen Weltbildes. Wir vermuten die Lösung aller Geheimnisse der Natur in der dynamischen Wechselwirkung der "latenten Materie" mit allen anderen materiellen Strukturformen. Existenz und Wirkungsvielfalt der "latenten Materie" zu beweisen, ist weiteres Arbeitsprogramm. Inhalt << (3.1) Materie im "herkömmlichen" und "erweiterten" Sinne >> (3.3) Das Wirbelprinzip der latenten Materie Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (3.2) Die geheimnisumwobene "latente Materie" >> (4) Zur Entwicklung des physikalischen Weltbildes 3.3 Das Wirbelprinzip der latenten Materie Wir erlauben uns zunächst eine Kurzfassung von Grundaussagen der modernen Physik: Der Raum ist stofflich leer. Entstehung, Zusammenhalt, Bewegungsabläufe und Auflösung materieller Systeme werden durch "Massenanziehungskraft" bewirkt. Die Kraft zwischen den "Massen", gewöhnlich verstanden als die Kraft zwischen kompakten stofflichen Gebilden, wirkt unerklärt mystisch im "leeren" Raum. Das Wort "Gravitationsfeld" ändert nichts an der Mystik dieser Kraftwirkung. Das Wirken von Naturgesetzen wird auf undefinierbare Bewegungen freiwählbarer Bezugssysteme zurückgeführt. Die Rotation materieller Systeme um die eigene Achse oder um ein Zentrum ist durch Massenanziehung gar nicht oder nur bedingt erklärbar. Zur Erklärung der Rotation eines angeblich durch Massen-Anziehungs-Kraft entstandenen Himmelssystems "mußte bereits der Urmasse ein Drehimpuls in die Wiege gelegt worden sein". Die Grundaussage des Wirbelprinzips der latenten Materie: Es gibt keinen stofflich leeren Raum; der Raum ist lückenlos aufgefüllt mit der (stofflichen) latenten Materie. Die Rotation der latenten Materie in Wirbelform ist Ursache für Entstehung, Zusammenhalt, Bewegungsabläufe und Auflösung materieller Systeme. Alles, was entsteht und zusammenhält, rotiert. Ein Wirbel der latenten Materie wirkt auf die Bestandteile des Systems zusammenhaltend. Ein Materiewirbel ist eine Energiekonzentration. Alle Körper sind Wirbelkombinationen der latenten Materie. Der Wirkungsbereich der "Wirbel der latenten Materie" erstreckt sich von den unermeßlichen galaktischen Wirbeln über die Unterwirbel Sonnensystem, Planet, Einzelkörper, Atom, Elektron bis hin zu den kurzlebigen Elementarteilchen. Es ist zu erwarten, daß aus der Dynamik der latenten Materie und ihrer direkten stofflichen Wechselwirkung mit anderen Strukturen das wahre innere Wesen der Gravitation, der Trägheit und aller elektromagnetischen Vorgänge erklärbar wird. Wir vermuten in den Wirbeln der latenten Materie die Aufklärung vieler "sensationeller" Geheimnisse der Natur (Kugelblitz, UFOs, Bermudadreieck, "Kornfeldkreise" und andere mysteriöse Dinge). Diese energiegeladenen Wirbel entstehen und bestehen aus latenter Materie, hinterlassen eindrucksvolle Spuren und Verwüstungen und lösen sich wieder "friedlich" und "spurlos" in latente Materie auf. Unser Prinzip "Wirbel in Wirbeln", eine beachtenswerte Spur, soll im weiteren auf seine durchgängige Daseinsberechtigung geprüft werden. Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (3.3) Das Wirbelprinzip der latenten Materie >> (4.2) Kepler's eindeutige Wahrheit 4 Zur Entwicklung des physikalischen Weltbildes 4.1 Schleichende Irrtümer? An der Schwelle des 20. Jahrhunderts mußten die Naturforscher erkennen, daß sich die Naturwissenschaft möglicherweise auf einem Irrweg befand. Wann, wo und wodurch entstanden welche Irrtümer? Kamen sie schleichend, wurden sie gar gezüchtet? Sind sie heute als Irrtümer erkannt und anerkannt, oder welchen Platz nehmen sie noch immer im modernen physikalischen Weltbild ein? Begeben wir uns zurück in die Vergangenheit, zu den Quellen heutiger Weisheiten, zu den Naturerforschern, deren Denkmethoden und -ergebnisse, Experimente, Feststellungen und Deutungen zu Tragsäulen oder wesentlichen Stützen des modernen physikalischen Weltbildes geworden sind und in ihm eine nachhaltige Spur hinterlassen haben. Im Verlaufe der Wissenschaftsentwicklung wurden nahezu alle möglichen praktischen und auch gedanklichen Experimente zur Erforschung der physikalischen Wahrheit ersonnen und ausgeführt. Darüber hinaus liefert das Naturgeschehen selbst ein reichhaltiges Angebot an natürlichen Experimenten. Es kommt darauf an, alle Tatsachen und Indizien zur Kenntnis zu nehmen und die Wahrheiten von ihren Deutungen zu unterscheiden. Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (4.9) Der zweiseitige Ruhm des Michael Faraday >> (4.11) Neue Interpretation einiger "Mitführungsversuche" 4.10 Erste Vorstellungen über die Natur des Lichtes 4.10.1 4.10.2 4.10.3 4.10.4 4.10.5 Wellen- oder Undulationstheorie von Huygens Newtons Emissionstheorie und ein duales Erbe Fresnels verhängnisvoller elastischer Äther Mitführungshypothese eine dehnbare Zauberformel Stokes formuliert eine kaum beachtete Kompromißhypothese 4.10.1 Wellen- oder Undulationstheorie von Huygens Christian Huygens (1629-1695) gilt als Begründer der Wellentheorie des Lichtes. Diese Theorie beruht im wesentlichen auf einer weitgehenden Analogie des Lichtes mit den Schallwellen. Bereits Descartes (1596-1650) hatte angenommen, das Licht sei eine Druckübertragung von der Strahlungsquelle aus über ein feines Medium, den Äther, das allen Raum ausfüllt. Er hatte auch die Eigenschaften dieses Mediums beschrieben, das imstande sein sollte, den "Lichtdruck" mit hoher Geschwindigkeit über beliebige Entfernungen zu übertragen. Descartes ging noch davon aus, daß die Lichtgeschwindigkeit unendlich groß sei. Huygens dagegen geht von einer endlichen Lichtgeschwindigkeit aus, die der dänische Astronom Ole Römer, (1644-1710), aus astronomischen Beobachtungen ermittelt hatte. Die Lichtwellen sollten nun also, analog der Schallausbreitung in Luft, "Schallwellen im Äther" sein. Huygens: "Wenn nun, wie wir bald untersuchen werden, das Licht zu seinem Wege Zeit braucht, so folgt daraus, daß diese dem Stoff mitgeteilte Bewegung eine allmähliche ist und darum sich ebenso wie diejenige des Schalles in kugelförmigen Flächen oder Wellen ausbreitet; ich nenne es nämlich Wellen, wegen der Ähnlichkeit mit jenen, welche man im Wasser beim Hineinwerfen eines Steines sich bilden sieht." Mit der Wellen- oder Undulationstheorie konnten die optischen Erscheinungen der Interferenz, Beugung, Reflexion und Brechung anschaulich gedeutet werden. Die Farben ließen sich durch die verschiedenen Frequenzen der Schwingungen erklären. Dennoch war diese Theorie von vornherein unvollkommen. Huygens hing viel zu starr an der Analogie der optischen Erscheinungen mit den akustischen. Es wurde seinerzeit angenommen, (wie im Prinzip noch heute), daß die Luftpartikeln nur longitudinal, d.h. in der Schallausbreitungsrichtung, schwingen, und bei der Lichtausbreitung sollte nun für die Ätherpartikeln dasselbe gelten. Mit dieser Annahme konnten manche Erscheinungen, z.B. die Polarisation des Lichtes, nicht erklärt werden. Christian Huygens hat sich in Schlingen verfangen, die er sich mit den Vorraussetzungen zu seiner Theorie selbst gelegt hat. Man beachte in diesem Zusammenhang auch die neuen Gedanken über die bisher ignorierte oder verkannte Art der Schwingungsanregung und -ausbreitung in (4.14.1). Das Für und Wider um die geheimnisvolle longitudinale Schwingungskomponente der Teilchen geistert bis heute durch die gesamte Wellenlehre. Mit welcher Berechtigung wird eigentlich noch heute behauptet, daß die Partikeln der Luft bei der Schallausbreitung nur longitudinal schwingen? Andererseits wurde und wird noch immer idealisiert angenommen, daß bei der Wellenausbreitung in festen und flüssigen Körpern die Partikeln nur transversal, d.h. quer zur Ausbreitungsrichtung der Welle, schwingen. Hier ist jedes Teilchen (Pendel) buchstäblich an seinen Ausgangsort "gebunden", und alle Pendel sind elastisch aneinander gekoppelt. Wird nun z.B. das line Pendel dieser Kette in oder quer zur Ausbreitungsrichtung angestoßen, so führt es Schwingungen um seine Ruhelage aus, die durch die elastische Kopplung auf die benachbarten Pendel übertragen werden, der Schwingungsvorgang wandert von links nach rechts. Das sind wohl gut demonstrierbare Modellvorstellungen und Schulweisheiten, die aber mit der Wirlichkeit nicht übereinstimmen. In Gasen und Flüssigkeiten hängt kein Teilchen elastisch an seinem Nachbarn, bei einem longitudinalen Anstoß wird kein Teilchen brav in der Reihe bleiben, sondern zur Seite ausweichen, kein Teilchen schwingt um seine Ruhelage, und nach beendeter Schwingung befindet sich ein Teilchen an seinem Ausgangsort. Genügt nicht bereits ein nachdenklicher Blick auf eine sich ausbreitende Wasserwelle, um wenigstens eine Denkanregung für eine weitere, kombinierte Schwingungsart der Teilchen zu erhalten? Wie sollte ein Tröpfchen Wasser nur auf der Stelle senkrecht schwingen können, wenn das Wasser unter ihm nicht zusammendrückbar (inkompressibel) ist? (Siehe 4.14.1) 4.10.2 Newtons Emissionstheorie und ein duales Erbe Für Isaac Newton (1643-1727) war, wie bereits gesagt, der Raum leer. Diesem Grundgedanken entsprach auch seine 1675 veröffentlichte Emissionstheorie des Lichtes. Danach wird das Licht als ein sehr feiner, von der Lichtquelle emittierter Stoff aufgefaßt, der sich durch den sonst leeren Raum mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet. Mit dieser Theorie konnten geradlinige Lichtausbreitung und Reflexion ohne weiteres erklärt werden. Die verschiedenen Farben des Lichtes wurden durch die Annahme verschiedener Größe der "Lichtteilchen" erklärbar gemacht. Andere Erscheinungen, z.B. die teilweise Reflexion und Brechung an Grenzflächen sowie die Beugung des Lichtes, konnten nicht ohne weiteres erklärt werden. Als Ausweg erweiterte Newton seine Lichttheorie, indem er den Korpuskeln auch Welleneigenschaften "zuschrieb". Eine seltsame, beachtenswerte "Methode", die noch in der modernen Physik weiterlebt: Einer unerklärbaren Erscheinung wird als Ergänzung eine zweite unerklärbare Erscheinung "zugeschrieben". Die Vorstellung von der Doppelnatur des Lichtes bewegt seit Newton die Naturwissenschaftler und Philosophen und hat sich in vollendeter Deutung bis heute erhalten und als "notwendig" erwiesen. Sie wird insbesondere zur Erklärung einer Kraft benötigt, die in Ausbreitungsrichtung des Lichtes nachweisbar auftritt (Lichtdruck). Mit der Annahme, daß bei Ausbreitung einer Lichtwelle die Teilchen nur transversal schwingen, dürfte in der Längsrichtung einer Welle keine Kraft auftreten. Zwei Modellvorstellungen, Korpuskel und Welle, existieren nun schon einige Jahrhunderte nebeneinander, nicht immer friedlich, aber tugendhaft. Dabei ist es beachtenswert, wie die Not, oft mit Hinweis auf unanfechtbare Experimente und Argumente, zur Tugend "gemacht" wird. In Deutungen zum Wesen des Lichtes werden oft leichtfertig (oder absichtlich?) zwei Dinge miteinander vermischt: Einerseits wäre die Frage nach dem Wesen des Lichtes zu beantworten, und andererseits wäre einzugestehen, daß z.Zt. nichts anderes möglich ist, als die Erscheinungen durch zwei gegensätzliche Modellvorstellungen auszunutzen. "Das Wesen des Lichtes wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Entwicklung der Quantenphysik erkannt. Seine Beschreibung erfordert die Benutzung beider Begriffe "Welle" und "Teilchen". Zur Bezeichnung dieses vom Standpunkt der klassischen Physik unverständlichen Verhaltens von Mikroobjekten wurde der Begriff Welle-Teilchen-Dualismus geprägt." <7> "So müssen wir notgedrungen beide als richtig anerkennen und, ohne Rücksicht darauf, ob wir uns darunter etwas vorstellen können oder nicht, sagen: Das Licht ist sowohl korpuskularer Natur als auch gleichzeitig eine Wellenerscheinung." <42> Ein nicht genannt sein sollender Autor erklärt "anschaulich", und so weiß man es nun ganz genau: "Das Licht hat eine Doppelnatur, die freilich nur schwer vorstellbar ist: Teilchen mit Wellencharakter und Wellen mit Teilchencharakter''. An solchen und vielen ähnlichen "wissenschaftlichen'' Äußerungenüber die Natur des Lichtes wird besonders deutlich, auf welches fragwürdige Niveau ein Teilgebiet der Wissenschaft abgesunken ist. Man fragt sich besorgt, ob manche Physiker sich selbst oder andere "verulken" wollen? Das Wesen des Lichtes ist bisher nicht erkannt, und der Welle-Teilchen-Dualismus ist nicht nur vom Standpunkt der klassischen Physik unverständlich. Das Wesen eines Vorganges ist im philosophischen Sinne "das tragende, gründende Sein des Seienden, das ihm sein bestimmtes Sosein gibt im Unterschied zum Dasein". Doch oben erfährt man, daß das Wesen des Lichtes in zwei gegensätzlichen (man sagt "sich ergänzenden") Erscheinungen besteht. Was ist das für eine Philosophie? Das Licht kann nur ein wahres Wesen haben! Also müßte es doch möglich sein, mal nach dem Zusammenhang dieser beiden Erscheinungen zu fragen und beide Modelle zu einer Gesamtaussage über das Wesen des Lichtes zu vereinen. Solange beide Modelle "benötigt" werden, um sie getrennt als Wesen des Lichtes darzustellen, kann wohl von einer Erkenntnis der wahren Natur des Lichtes keine Rede sein. Woher kommen eigentlich die Lichtkorpuskeln, und wohin verschwinden sie dann wieder? Ob auch das Photon letztendlich als ein Elementarwirbel der latenten Materie aufzufassen sein wird? (4.14.5 und 4.14.6). 4.10.3 Fresnels verhängnisvoller elastischer Äther Augustin-Jean Fresnel (1788-1827) vervollkommnete die durch Huygens begründete Wellentheorie des Lichts. Fast alle Erscheinungen der klassischen Optik wurden von ihm nicht nur qualitativ, sondern erstmals auch quantitativ erfaßt. Fresnel erkannte, daß einige optische Erscheinungen nicht erklärbar sind, wenn man von einer zu strengen Analogie des Lichtes und des Schalles ausging. Bei der Untersuchung der Polarisationserscheinungen kam er zu der Annahme, das Licht bestehe nicht aus Longitudinalwellen des Athers, wie es Huygens vermutet hatte, sondern aus Transversalwellen. So ersetzte er die von Huygens angenommenen reinen Longitudinalwellen durch reine Transversalwellen. Damit fiel er von einem Extrem ins andere und bereitete seiner Theorie bereits im Augenblick des Entstehens den späteren Untergang. Transversalwellen konnten nach Fresnel's Auffassung nur in Festkörpern auftreten. Also ,,mußte" der Äther die Eigenschaften eines festen, stischen, zähen Mediums haben. ,,Elastisch" bedeutet in diesem Sinn: die Teilchen schwingen örtlich um ihre Ruhelage und übertragen, aneinander elastisch gebunden, ihre Bewegung auf die benachbarten Teilchen. Demnach müßte sich, strenggenommen, nach beendeter Schwingung jedes Teilchen wieder an seinem Platz (Ausgangsort) befinden. Hinsichtlich der hohen Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes mußte mit dieser Auffassung der elastische Äther eine viel größere Elastizität und Harte haben als Stahl. Diese vom Äther geforderte Eigenschaft machte ihn später zum ,,Schmerzenskind" der Physik. Fresnel geht davon aus, daß der Äther alle Körper durchdringt, daß also dessen Dichte in jedem Körper verschieden sein muß, wodurch auch die mechanischen Eigenschaften des Äthers verändert werden. Daraus ergibt sich die Abhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit in durchsichtigen Körpern von deren stofflichen Eigenschaften. Fresnel nimmt an, daß die Lichtgeschwindigkeit im freien Äther am größten ist und sich mit zunehmender Dichte eines Körpers verringert. Damit ist auch die Lichtbrechung anschaulich erklärbar. Eine Lichtwelle, die aus dem freien Äther in einen dichteren Stoff übergeht, wird zum Teil reflektiert und dringt zu einem anderen Teil gebrochen in den Stoff ein. Durch Fresnel's einseitige Orientierung auf reineTransversalwellen blieb in seiner Modellvorstellung die in Ausbreitungsrichtung einer Lichtwelle auftretende Kraft (Lichtdruck) von vornherein unerklärbar. Belastet mit seiner embryonalen Krankheit konnte Fresnel's Äther den Anforderungen, die ihm gestellt wurden, nicht gerecht werden. Die latente Materie, wie sie sich in unseren Vorstellungen abzeichnet, könnte nur einer idealen Flüssigkeit vergleichbar sein. In der Flüssigkeit sind die Teilchen nicht fest und elastisch miteinander verbunden, und dennoch zieht jede Bewegung eines Teilchens nach bestimmtem Wirkungsprinzip (eine Lücke kann es nicht geben) die Bewegung der anderen Teile nach sich. Bei der Wellenbildung und -ausbreitung schwingen die Teilchen kreisförmig und haben dabei eine longitudinale und eine transversale Komponente. Das gilt übrigens für die Medien Luft und Wasser genauso wie für das noch nicht (an)erkannte Medium, das wir aber in der Hoch- und Höchstfrequenztechnik täglich zum Schwingen anregen. Letzteres sei an einem einfachen, leicht überschaubaren Beispiel verdeutlicht. Frequenz f und Wellenlänge der in einem Rechteckhohlleiter (Resonator) anregbaren hochfrequenten Schwingungen werden von den inneren Abmessungen des Hohlleiters bestimmt. Im dargestellten Fall entstehen bei entsprechender Anregung, (f= *c[L]), walzenförmige Wirbel. Wenn die Resonatorlänge c ein Vielfaches der halben Hohlleiterwellenlänge /2, (des Wirbeldurchmessers!), ist, so liegt ein schwingungsfähiges Gebilde vor. Man könnte in einem Resonator mit den gleichen Abmessungen auch eine andere Frequenz und viel kompliziertere Schwingungsgebilde anregen. Voraussetzung ist nur, daß die obige Formelbedingung erfüllt ist. Anschaulich besagt diese Formel, daß nur solche ,,Feldgebilde" (Wirbelkombinationen) schwingungsfähig sind, die aus ganzzahligen Wirbeln bestehen, welche sich gegenseitig nicht behindern, sondern unterstützen. Das weiß jeder Fachmann, aber man denkt vorrangig in Formeln; und kaum einer, weil ohnehin unzweckmäßig und "unerklärbar", denkt noch darüber nach, was hier eigentlich geschieht. 4.10.4 Mitführungshypothese eine dehnbare Zauberformel Fresnel's Wellentheone, die den ruhenden Äther zur Grundlage hatte, mußte auch die Frage einer möglichen Mitführung des Äthers durch bewegte Körper beantworten. Nach der Theorie des elastischen Äthers ist die Lichtgeschwindigkeit durch die Massendichte und die Elastizität des Äthers bestimmt. Sie hat im Äther des "freien" Raumes einen festen Wert, in jedem Körper aber einen anderen, der davon abhängt, wie der Körper den Äther in seinem Innern beeinflußt und bei seiner Bewegung mitführt. Mit diesen Voraussetzungen folgerte Fresnel, daß alle Körper, die gegenüber dem Äther bewegt werden, den Äther mitführen, aber nicht vollständig, sondern nur teilweise. Vergleichbar ist das z. B. mit einem weitmaschigen Sieb oder einem Fischernetz, das durch ein "ruhendes" Gewässer bewegt wird. Fresnel konnte mit dieser Hypothese die damals bekannten optischen Erscheinungen, die mit der Bewegung von Körpern verbunden waren, erklären. Die von Fresnel aufgestellte "Mitführungsformel" für die Lichtgeschwindigkeit c' im "bewegten" Körper lautet: Darin ist c die Lichtgeschwindigkeit im freien Äther, n der Brechungsindex, cm die Lichtgeschwindigkeit im betrachteten Körper, wenn er sich gegenüber dem Äther in Ruhe befindet und v die Geschwindigkeit des Körpers gegenüber dem ringsherum ruhend gedachten Äther in oder entgegen der Ausbreitungsrichtung des Lichtes. Würde der Körper den Äther vollständig mitführen, so ergäbe sich aus der Sicht eines außenstehenden Beobachters n Bewegungsrichtung des Lichtes eine Lichtgeschwindigkeit c'=c/n + v und entgegen der Bewegungsrichtung c' = c/n - v. Da aber nur teilweise Mitführung stattfindet, muß der Einfluß der Geschwindigkeit v durch einen Faktor F abgeschwächt werden. Durch welche konkreten Überlegungen Fresnel zu seiner Formel gelangte, ist nicht eindeutig nachvollziehbar. Fest steht, daß 1851 durch ein Experiment von Fizeau der Mitnahmeeffekt und die Fresnel'sche Formel bestätigt wurden. Der Versuch von Fizeau ist in (4.11.3) ausführlich dargestellt und erläutert. Man vergleiche auch diese Aussagen mit unseren Erläuterungen zum ,,Faserkreisel" in (5.7). Anderen Experimentatoren gelang ein beabsichtigter ,,Mitführungsnachweis" nur durch gezielte Interpretation mehrdeutiger und in fast allen Fällen wider Erwarten ausgebliebener Versuchsergebnisse oder gar nicht. Dabei war es stets Ansichtssache der Experimentatoren und Interpreten, was denn konkret unter der Geschwindigkeit v in der Fresnel'schen Mitführungsformel zu verstehen sei. Nach Fresnel soll v die Geschwindigkeit eines Körpers gegenüber dem Äther sein. Doch wann bewegt sich ein Körper gegenüber dem Äther? Bewegt sich ein Körper, der in einem erdfesten Versuchsapparat ruht, mit der Erdumlaufgeschwindigkeit v gegenüber dem ,,ruhenden" Weltäther? Oder ist die Geschwindigkeit v, die ein Körper bezüglich der erdfesten Versuchsanordnung hat, als die von Fresnel geforderte Bewegung gegenüber dem Äther anzusehen? Dazu müßte aber der Äther relativ zur Erde ruhen, und das wäre nach damaliger Auffassung eine vollständige Mitführung des Äthers durch die Erde. Man könnte ja auch noch in Erwägung ziehen, daß die in der Mitführungsformel benötigten Lichtgeschwindigkeiten für "unbewegte" Körper und die dazugehörigen Brechzahlen ebenfalls mit erdfesten Versuchsanordnungen ermittelt worden sind. Hatte die Erdumlaufgeschwindigkeit auf diese Messungen keinen Einfluß? Man beachte die ausführlich erläuterten Mitführungsversuche in (4.11) und (5). Der aufmerksame Leser und Mitdenker ahnt bzw. weiß bereits die Auflösung dieses nur scheinbar so undurchsichtigen "Verwirrspiels". Und diesen "Wirrwarr" gilt es zu überblicken und zu durchschauen: Für Fresnel ist die Änderung der Lichtgeschwindigkeit im "bewegten" Körper ein Äthereffekt mit teilweiser Mitführung; v ist nicht eindeutig definiert. Im Versuch von Arago (4.11.1) ist v die Erdumlaufgeschwindigkeit; das Ergebnis ist als vollständige Mitführung des Äthers zu deuten. Der Versuch von Hoek (4.11.2) betrachtet ebenfalls v als die Erdumlaufgeschwindigkeit. Es wird vollständige Mitführung "nachgewiesen", aber "seltsamerweise" ist aus dem Versuchsergebnis die Fresnel'sche Mitführungsformel für teilweise Mitführung ableitbar. Im Versuch von Fizeau (4.11.3) ist v erstmals die Geschwindigkeit eines Körpers gegenüber der erdfesten Versuchsanordnung. Die Versuchsergebnisse sind als Beweis für die Fresnel'sche Hypothese der teilweisen Mitführung des Äthers deutbar. Bei Lorentz (4.12.3) ist die Veränderung der Lichtgeschwindigkeit in "bewegten" Körpern ebenfalls ein Äthereffekt, aber sie ergibt sich aus der Kontraktionshypothese, d. h. aus der Annahme, daß ein Körper bei seiner Bewegung gegenüber dem Äther seine Abmessungen verändere. Die moderne Physik betont, daß es sich bei dem Mitführungskoeffizienten nicht um eine "teilweise Mitführung eines angenommenen ,,Äthers" handelt, sondern um eine Änderung der Phasengeschwindigkeit, d. h. also um eine Änderung der Brechungszahl des Mediums. Die Bewegung hat den Einfluß, als ob das Medium seine Dichte ändert, so daß mehr oder weniger Moleküle je Zeiteinheit von der Lichtbewegung erfaßt werden als beim ruhenden Medium. Das bewirkt aber eine Änderung der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Phasen entsprechend der Brechungszahl." <4> Fresnel's Hypothese von der teilweisen Mitführung des Äthers durch bewegte Körper bereitete Vorstellungsschwierigkeiten, wenn man sie auf die Bewegung der Himmelskörper im Weltraum übertragen wollte. Demnach müßte jeder Himmelskörper, der durch den "absolut ruhenden" Äther hindurch bewegt wird, mit einem "Ätherschweif" versehen sein. Und das bei einem Ätherwerkstoff, der härter als Stahl sein sollte! Auch diese Äthervorstellung mußte scheitern, weil sie von der Annahme eines ruhenden Weltäthers und seiner unerklärlichen Elastizität ausging. Eine mögliche und notwendige Wechselwirkung, wonach ein sich in Bewegung befindlicher Äther auch Ursache der Bewegung von Himmelskörpern sein könnte und müßte, war auch in den nachfolgenden Jahrhunderten nie Gegenstand einer ernsthaften wissenschaftlichen Erwägung. 4.10.5 Stokes formuliert eine kaum beachtete Kompromißhypothese Stokes formulierte 1845 eine wenig beachtete Kompromißhypothese. Er nahm an, daß die Erde den Äther im Innern vollständig mitführt, und daß die Ätherbewegung allmählich nach außen, bis zur Ruhe des Weltäthers abnimmt. Damit könnte, nach Stokes, erklärt werden, daß alle Lichterscheinungen auf der Erde genau so ablaufen, als wenn die Erde ruht. Ein bemerkenswerter und leider verkannter Gedankenansatz; das wäre bereits eine Art differentieller Bewegung des Äthers. Ihm fehlt noch der Gedankensprung zur differentiellen Rotation der Materie. Auch der Stokes'schen Hypothese haftet der Grundgedanke vom insgesamt "ruhenden" Weltäther an, durch den sich die Erde mit einem riesigen Schweif hindurchbewegt. Es wird ebenfalls nicht in Erwägung gezogen, daß die Erdbewegung nicht nur Ursache, sondern auch Ergebnis einer Ätherbewegung sein könnte. Deshalb mußte auch diese Hypothese an ihrer Widersprüchlichkeit zu anderen Naturerscheinungen scheitern. Inhalt << (4.9) Der zweiseitige Ruhm des Michael Faraday >> (4.11) Neue Interpretation einiger "Mitführungsversuche" Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (4.10) Erste Vorstellungen über die Natur des Lichtes >> (4.12) Licht als elektromagnetische Schwingung 4.11 Neue Interpretation einiger ,,Mitführungsversuche" 4.11.1 Zum Versuch von Arago 4.11.2 Das Experiment von Hoek und ein eigenartiger Trick 4.11.3 Der Versuchsapparat von Fizeau schweigt nicht 4.11.1 Zum Versuch von Arago Der französische Physiker und Astronom Arago (1786-1853) wollte mit diesem Experiment feststellen, ob bewegte Körper bei ihrer Bewegung durch das "ruhende Äthermeer" den Äther "mitführen". Dabei wurde vorausgesetzt: Der Äther ruht im absoluten, durch die Fixsterne markierten Raum. Die Lichtgeschwindigkeit gegenüber dem Äther ist konstant. Die Erde bewegt sich mit v = 30 km/s um die Sonne, das ist folglich zugleich ihre Relativgeschwindigkeit zum Äther. Es wurde erwartet: Richtet man von der Erde ein Fernrohr auf einen Stern, auf den sich die Erde bei ihrem Umlauf um die Sonne gerade zubewegt, so müßte, voraussetzungsgemäß, die Lichtgeschwindigkeit gegenüber dem Fernrohr den Wert c + v haben. Betrachtet man denselben Stern ein halbes Jahr später durch das Fernrohr, dann müßte die Lichtgeschwindigkeit gegenüber dem Fernrohr den Wert c - v haben. Da die Größe der Lichtbrechung in einer optischen Linse von der Lichtgeschwindigkeit abhängt, wäre zu erwarten, daß der Brennpunkt der Linse in beiden Fällen eine andere Lage hat. Versuchsdurchführung und -ergebnis: Veranschaulichung des Versuchs von Arago Bild 4.11.1-1: Veranschaulichung des Versuchs von Arago Es konnte jedoch in diesem Versuch kein Unterschied in der Lage des Brennpunktes beobachtet werden. Aus diesem Ergebnis folgerte Arago, "daß ein bewegter Körper den Ather vollständig mitführt". Man beachte diese verallgemeinerte und vieldeutige Formulierung. Wogegen muß ein Körper "bewegt" werden, damit eine Mitführung stattfindet? Eine neue Deutung: Die obigen Voraussetzungen sind nicht unsere. Wir fragen nicht, ob die Erde den Äther mitführt. Wir gehen davon aus, daß sich die Erde im Zentrum eines differentiell rotierenden Wirbels der latenten Materie befindet und von diesem mitgeführt wird, so daß dicht über der Erdoberfläche keine Relativgeschwindigkeit zur latenten Materie zu erwarten ist. Die von dem fernen Stern kommenden Lichtstrahlen werden, wenn sie den Sonnenwirbel und danach den Erdwirbel der latenten Materie durchlaufen, wegen der Rotation des Mediums geringfügig abgelenkt. Wegen der hohen Lichtgeschwindigkeit, im Vergleich zur Winkelgeschwindigkeit der Wirbel, können aber der Sonnenwirbel und der Erdwirbel in guter Näherung als ruhend angesehen werden. Das im Versuch von Arago mit der Erde verbundene Fernrohr war ringsherum von zu ihm ruhender latenter Materie umgeben. Folglich hatte die Lichtgeschwindigkeit gegenüber dem Fernrohr immer den gleichen Wert c. Man nahm an, es sei v = 30 km/s, aber in diesem Versuch war v = 0 (!), was in unserem Sinne auch erwartungsgemäß bestätigt wurde. Wir sehen in diesem Versuchsergebnis eine Bestätigung, daß der Wirbel der latenten Materie in seinem Zentrum die Erde vollständig mitführt. Dazu ein anschaulicher Vergleich: Man stelle sich einen großen See mit einem darin langsam rotierenden Wasserwirbel vor. Ein Schwimmkörper rotiert im Wirbelzentrum mit. Nun bewegt sich aus größerer Entfernung eine Welle auf den Wirbel zu. Die Wellenfront dieser Welle wird, wenn sie den Wirbel durchläuft, geringfügig aus ihrer ursprünglichen Richtung abgelenkt; die Geschwindigkeit, mit der sie am Schwimmkörper eintrifft, wird konstant und unabhängig davon sein, ob sich der Wirbel zusätzlich auf die Welle zu oder von ihr fortbewegt. Man beachte hierzu die "Konstanz der Lichtgeschwindigkeit" in (4.14.2). Albert Einstein würde mit seinem "Gesetz von der Konstanz der Vakuumlichtgeschwindigkeit" unerklärbar behaupten: Die Lichtgeschwindigkeit, die ein Beobachter (hier das Fernrohr) wahrnimmt, unabhängig davon, ob er sich auf die Lichtquelle zuoder von ihr fortbewegt, ist immer gleich c. Aber dieses ,,Gesetz" wird sich wohl als das ,,wissenschaftliche" Kuriosum des Jahrhunderts erweisen. Ausführlich dazu in II(1.5). 4.11.2 Das Experiment von Hoek und ein eigenartiger Trick Auch mit diesem Versuch sollte festgestellt werden, ob bewegte Körper bei ihrer Bewegung durch das ,,ruhende Äthermeer" den Äther ,,mitführen". Vorausgesetzte Annahmen: Der Äther ruht im absoluten, durch die Fixsterne markierten Raum. Die Lichtgeschwindigkeit c gegenüber dem Äther ist konstant. Lichtgeschwindigkeit im ruhenden Wasser: ci, Brechungsindex: n = c/ci. Die Erde bewegt sich mit v = 30 kmls um die Sonne; das soll auch ihre Relativ-geschwindigkeit gegenüber dem ,,ruhenden" Äther sein. Versuchsaufbau, Versuchsdurchführung und Ergebnis: Das Wasser ruht in der Versuchsanordnung, und laut Voraussetzung wird angenommen, daß es sich mit v 30 km/s durch den "ruhenden" Äther bewegt. Von der Lichtquelle L fällt ein Lichtstrahl auf die um 45° geneigte Glasplatte, an der er geteilt wird. Ein reflektierter Strahl 1 durchläuft die Strecke P - 51 - - S3 - P, der durchgehende Strahl 2 durchläuft denselben Weg in entgegengesetzter Richtung und gelangt in der Optik mit dem ersten zur Interferenz. Die ganze Anordnung kann horizontal in verschiedene Richtungen zur Erdbewegung gedreht werden. So wurde das Versuchsanliegen sinngemäß interpretiert: Würde der Äther vom Wasser nicht mitgeführt, dann wäre die Lichtgeschwindigkeit im Wasser relativ zum ruhenden Äther unverändert c1 und für einen in Richtung der Erdbewegung laufenden Lichtstrahl relativ zur Erde c1-v. Würde der Äther vom Wasser vollständig mitgeführt, vergleichbar mit Luft in einem geschlossenen Behälter, wäre die Lichtgeschwindigkeit relativ zum ruhenden Äther c1+v und relativ zur Erde c1. Da man aber seit Fresnel teilweise Mitführung vermutet und auch durch dieses Experiment nachzuweisen hofft, muß die erwartete Änderung der Lichtgeschwindigkeit, ausgedrückt durch die Mitführungszahl , zwischen 0 und v liegen. Bei =0 fände keine, bei =v vollständige Mitführung statt. Die Geschwindigkeit des Lichtstrahls 1 in Bewegungsrichtung der Erde relativ zum Äther wird also als c1+ erwartet, relativ zur Erde c1+ -v. Für den entgegenlaufenden Strahl 2 wird eine Lichtgeschwindigkeit relativ zum Weltäther von c1- und relativ zur Erde von c1- +v erwartet. Ist l die Länge des Wasserrohres, so benötigt Strahl 1 zum Durchlaufen des Rohres die Zeit l/(c1+ -v), wenn die Erde sich in Richtung von S1 nach S2 bewegt; er benötigt zum Durchlaufen der Luftstrecke zwischen S3 und P die Zeit I/(v+c). Der Strahl 1 braucht also zum Durchlaufen der gleichlangen Wege die Zeit t1 = l/(c1+ -v) + I/(c+v). Der Strahl 2 durchläuft die Luftstrecke in der Zeit I/(c-v) und danach die Wasserstrecke in der Zeit I/(c1- +v). Insgesamt braucht also der Strahl 2 auf den beiden gleichlangen Wegen in Luft und Wasser die Zeit t2 = I/(c-v) + l/(c1- +v). Der erwartete Mitführungseffekt müßte zu einem auswertbaren Laufzeitunterschied der beiden Lichtstrahlen führen. Das Experiment zeigt aber, daß die Interferenzen sich nicht im geringsten ändern, wenn die Versuchsanordnung in die entgegengesetzte oder in eine beliebige Richtung zur Erdgeschwindigkeit gedreht wird. Daraus folgt, daß die Lichtstrahlen 1 und 2 unabhängig von der Richtung der Versuchsanordnung zur Erdbahn gleiche Zeiten brauchen, daß also t1=t2, d.h.: Dieses unerwartete Ergebnis bereitete Verwunderung: An der Exaktheit der in der Gleichung auftretenden Lichtgeschwindigkeiten c und c1 gab es keinen Zweifel, und v war die vorausgesetzte Primärgröße, an der man nicht zweifeln wollte . Folglich kommt auch = 0 nicht in Frage, weil dadurch, wie man sieht, die Gleichung auch nicht erfüllt wird. So blieb nur eine Fragestellung: Wie groß muß, bei Anerkennung aller anderen Gleichungsgrößen, die Mitführung der Laufzeitunterschied der beiden Lichtstrahlen gerade Null ist? Mit geringer Mühe erhält man durch Umstellen: sein, damit Dividiert man zielgerichtet durch c(2;1) und vernachlässigt zugleich die Terme 1 und 3, ergibt sich: Daraus folgt die Fresnel'sche Mitführungsformel: Dieses "Ergebnis" kann nur als zufällige Übereinstimmung gewertet werden. Im Sinne damaliger Deutungen häffe ja auch eine vollständige Mifführung des Äthers durch die Erde, also v=0, angenommen werden können. Demnach ist es verwunderlich, wie aus einer vermutbaren vollständigen Mitführung eine Formel zur Berechnung der teilweisen Mifführung abgeleitet werden kann. Die Verwunderung wird vollständig, wenn man diesen Versuch mit dem Versuch von Fizeau vergleicht (4.11.3). Fizeau bestätigt durch konkrete Meßergebnisse, die nicht aus dem "Schweigen" des Versuchsapparates heraus-gedeutet werden, die Fresnel'sche Mitführungsformel. Aber bei ihm ist v die sehr, sehr viel kleinere Geschwindigkeit einer strömenden Flüssigkeit bezüglich der Versuchsanordnung!! Das ist ein gewaltiger und prinzipieller Unterschied! Das Experiment von Hoek, das theoretisch die Bedingung v = 30 km/s voraussetzt, ist aber praktisch nicht unter dieser Bedingung durchgeführt worden. Der Erdwirbel der latenten Materie führt die Erde vollständig mit. Und weil das Versuchsobjekt keine Geschwindigkeit v gegenüber der Erdoberfläche und gegenüber der latenten Materie haffe, gab es in diesem Versuch auch keine Mifführung. In vorstehender Formel (S.65) wurde praktisch mit v = 0 und = 0 ,,bewiesen", daß . Der "eigenartige Trick" bei der Deutung dieses Versuchsergebnisses besteht darin, daß hier mehrdeutige Versuchsbedingungen und -ergebnisse, die gar nicht zueinander gehören, miteinander verknüpft worden sind. Auch dieser Versuch bestätigt unsere Auffassung vom Wirbelprinzip der latenten Materie. 4.11.3 Der Versuchsapparat von Fizeau schweigt nicht Der französische Physiker Armand Louis Hippolyte Fizeau (1819-1896) hat die Formel zur Fresnel'schen Mitführungs-Hypothese, die ursprünglich mehr spekulativen Charakter hatte, erstmals experimentell bestätigt. Der Aufbau seiner Versuchsanordnung ähnelt der von Hoek (4.11.2), es sind aber beide Lichtwege mit wassergefüllten Röhren versehen. Der Versuch von Fizeau hat bereits hinsichtlich seiner Voraussetzungen eine einmalige Besonderheit gegenüber allen anderen "Äthernachweis-Versuchen": Durch die Röhren strömt das Wasser, und zwar so, daß der Lichtstrahl 1 in Richtung des strömenden Wassers, der Lichtstrahl 2 gegen das strömende Wasser verläuft. In Ermangelung konkreter überlieferter Aussagen seien die für diesen Versuch gemachten Vorausannahmen kurz nachempfunden: Fizeau dürfte vorausgesetzt haben, daß die Erde den Äther vollständig mitführt, daß also an der Erdoberfläche eine gewisse "Ätherwindstille" herrscht; denn nur so hat es Sinn, den Einfluß des hier gegenüber der Erde strömenden Wassers zu überprüfen. Das entspricht auch unserer Auffassung, nur mit dem "kleinen" Unterschied, daß die Erde von der rotierenden latenten Materie mitgeführt wird. Die Lichtgeschwindigkeit c gegenüber dem Äther ist konstant. Lichtgeschwindigkeit im ruhenden Wasser: c1=c/n; n: Brechungsindex. v ist hier die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers gegenüber der erdfesten Versuchsanordnung, also gegenüber dem bezüglich der Erde ruhenden Äther und nicht , wie in anderen Versuchen, die Erdumlaufgeschwindigkeit um die Sonne. So ist zu erwarten, daß ein Laufzeitunterschied beider Lichtstrahlen nur durch die Strömung des Wassers, nicht aber durch die Drehung der Versuchsanordnung gegenüber der Erde verursacht wird. Wir formulieren in Anlehnung an (4.11.2): Würde der Äther vom Wasser nicht mitgeführt, dann wäre die Lichtgeschwindigkeit im strömenden Wasser gegenüber der erdfesten Versuchsanordnung unverändert c1. Würde der Äther vom Wasser vollständig mitgeführt, dann wäre die Lichtgeschwindigkeit im strömenden Wasser gegenüber der erdfesten Versuchsanordnung c1+v bzw. c1-v. Die Geschwindigkeit des Lichtstrahls 1 bezüglich der Versuchsanordnung in Bewegungsrichtung des Wassers wird also als c1+ erwartet, für den entgegenlaufenden Strahl 2 als c1- . Ist l die Länge der Wasserstrecke, dann benötigt Strahl 1 zum Durchlaufen dieser Strecke die Zeit t1 = l/(c1+ ), der Strahl 2 benötigt zum Durchlaufen derselben Strecke die Zeit t2 = l/(c1- ). Kurz also: t < t2. Der erwartete Mitführungseffekt müßte zu einem auswertbaren Laufzeitunterschied der beiden Lichtstrahlen führen. Fizeau prüfte, ob durch das strömende Wasser das Licht "mitgeführt" wird, indem er beobachtete, ob sich die Interferenzen in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit des Wassers verschoben. Und es trat ein, was unter diesen Versuchsbedingungen erwartet werden muß: Der Versuchsapparat antwortete, er zeigte eine deutliche Verschiebung der Interferenzen, einen Laufzeitunterschied der beiden Lichtstrahlen und somit eine Bestätigung der Fresnel'schen Mitführungsformel. Bei allen anderen "Ätherversuchen" ruht das Versuchsobjekt gegenüber der Erdoberfläche, und man geht davon aus, daß sich Erde und Versuchsobjekt mit v = 30 km/s durch den "ruhenden" Weltäther bewegen. Infolge dieses schwerwiegenden Irrtums, der bereits in den Versuchsvoraussetzungen steckt, schweigen alle anderen Ätherversuche. Die Auswertung dieser "Versuchsergebnisse" war und ist immer nur eine "Deutung des Schweigens". Das gilt auch für den Michelson-Versuch, der experimentellen Grundlage der Relativitätstheorie, einschließlich seiner verfeinerten Varianten und für den oft zitierten Versuch von Trouton und Noble, die in (5.1 bis 5.6) ausführlich dargestellt sind. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Erde durch das Weltall bewegt, bleibt im Versuch von Fizeau völlig unberücksichtigt. Hier wird festgestellt, welche Bewegung der Versuchskörper gegenüber seiner "hautnahen" Umgebung hat und welche direkte stoffliche Wechselwirkung damit verbunden ist. Siehe auch (4.7). Der "Faserkreisel" zur Messung kleinster Drehzahlen, siehe in (5.7), ist dem Versuch von Fizeau direkt vergleichbar. Die Rolle des strömenden Wassers übernimmt ein langes Glasfaserkabel, das auf eine Trommel gewickelt ist, die gegenüber dem lichttragenden Medium bewegt wird. Inhalt << (4.10) Erste Vorstellungen über die Natur des Lichtes >> (4.12) Licht als elektromagnetische Schwingung Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (4.11) Neue Interpretation einiger "Mitführungsversuche" >> (4.13) "Ätherwidersprüche" ? 4.12 Licht als elektromagnetische Schwingung 4.12.1 Elektromagnetische Lichttheorie von Maxwell 4.12.2 Heinrich Hertz vervollkommnet die Maxwell'sche Theorie 4.12.3 Elektronentheorie von Lorentz 4.12.1 Elektromagnetische Lichttheorie von Maxwell James Clerk Maxwell (1831-1879) erfaßte und ergänzte die Erkenntnisse Faraday's über die Erscheinungen des elektromagnetischen Feldes zu den berühmten ,,Maxwell'schen Gleichungen". Diese Gleichungen verbinden die Elektrizität, den Magnetismus und die Optik zu einem einheitlichen Gan-zen; daher spricht man auch von Maxwell's elektromagnetischer Lichttheorie, oder von der Faraday-Maxwell'schen Theorie. Maxwell's bedeut-same Schlußfolgerung 1864: ,,Wenn sich ein elektromagnetisches Feld wie eine Lichtwelle ausbreitet, dann ist das Licht nichts anderes als eine elektromagnetische Welle, dann ist das Licht elektromagnetischer Natur und folgt elektromagnetischen Gesetzen." Über seinen Anteil an der daraus erwachsenen Theorie der Elektrodynamik äußerte sich Maxwell: ,,Ich habe dieses Werk speziell mit der Hoffnung unternommen, daß es mir gelingen könnte, seinen (d.h.Faraday's) Ideen und Methoden mathematischen Ausdruck zu verleihen." <59> Die Maxwell'schen Gleichungen werden durch viele Autoren als so vollkommen und allgemeingültig hingestellt, als ob aus ihnen die tatsächliche Beschaffenheit der Welt abzuleiten sei. Ihre Rechtfertigung beruht jedoch wie bei allen Modellvorstellungen und empirisch gewonnenen Gesetzen darin, daß sie die Erscheinungen nur in einem begrenzten Geltungsbereich erfassen und vorhersagen können. Insbesondere wird Maxwell unterstellt, daß er die Trennung der stofflichen von der nichtstofflichen Materie in die Wissenschaft eingeführt habe. Maxwell wird heute als Geburtshelfer der ,,Verselbständigung" des Feldbegriffs bezeichnet. Es wird behauptet, die Maxwell'schen Gleichungen würden beweisen, daß die elektromagnetischen Wellen?selbständig existieren können, in ihnen gäbe es keine stofflichen Merkmale, keine Spur von einem Träger der elektromagnetischen Wellen, der ,,Äther" sei ,,vor der Tür der Maxwell'schen Gleichungen stehengeblieben". Eine eigenartige Logik wird zur ,,wissenschaftlichen Tugend": Mit der mathematischen Modellierung eines materiellen Vorganges wird die Materie überflüssig, das Modell selbst wird zur unerklärbaren Materie. Manche Theoretiker sehen sich durch Maxwell vom ,,Erklärungsnotstand" befreit. ,,Die Vorgänge werden", wie man hört, ,,durch die Maxwell'schen Gleichungen gut verstanden und erfordern keine nähere Erklärung." Sind Maxwell's Gleichungen und Aussagen wirklich nicht näher erklärbar oder wurde ihnen ihre wahre Natur nur nachträglich ,,abgesprochen"? Was Maxwell selbst gewollt hat, muß man deutlich trennen von dem, was seine Nachfolger aus unterschiedlichen Motiven daraus gemacht haben. Für Maxwell waren die durch das elektromagnetische Feld beschriebenen Erscheinungen, die er durch sein abstraktmathematisches Modell erfaßt hatte, besondere Zustände des stofflichen Äthers. Er verstand den Feldbegriff als Modell- und Hilfsvorstellung zur Veranschaulichung der äußeren, meßbaren Erscheinungen. Maxwell selbst hat mechanische Modelle für denkbare Bewegungsvorgänge im Äther angegeben und angewendet. In einem seiner Modelle werden z. B. sechseckige ,,Molekularwirbel" durch ,,Leiträdchen" in Bewegung gesetzt. Noch sieben Jahre nach Ausarbeitung seiner Theorie schrieb Maxwell: ,,Ich werde alles daran setzen, um die Wechselbeziehungen zwischen der mathematischen Form dieser Theorie und der mathematischen Form der fundamentalen Wissenschaft von der Dynamik so klar wie nur möglich darzustellen, damit wir uns einigermaßen für die Auswahl jener dynamischen Modelle vorbereiten, mit deren Hilfe wir die elektromagnetischen Erscheinungen illustrieren und zu erklären suchen." <49> Weil sich Maxwell (so primitiv!) als Erfinder von mechanischen Modellen des elektromagnetischen Feldes betätigte, wird auch behauptet, er habe seinen Beitrag zur Entwicklung einer neuen wissenschaftlichen Methode selbst gar nicht als solchen begriffen. Doch die Verselbständigung des Feldbegriffs, d. h. dessen Loslösung von der stofflichen Materie, war nie Maxwell's Absicht. Das ,,Verdienst" der Verselbständigung des Feldbegriffs wird allein Albert Einstein vorbehalten sein. Maxwell wirkte zu einer Zeit, in der sich die Wissenschaften und die Produktionsweisen stürmisch entwickelten. Die Theorie strebte nach vereinheitlichenden Erkenntnissen, und die Praxis verlangte nach anwendbaren Ergebnissen. Die Frage nach der wirklichen Beschaffenheit der Natur wurde zunehmend verdrängt von der viel ,,ökonomischeren" Frage: Wie kann man die Gesetze der Natur auf einfachste Weise zu höchstem Nutzen anwenden? Aus dieser ,,Not" erklärt sich auch die zunehmende Bereitschaft zur Anerkennung von Modellen jeglicher Art. Dieser Umgang mit der Natur ist allgemein üblich und nützlich, und prinzipiell ist dagegen nichts einzuwenden, solange man das Modell nicht nachträglich und rückwirkend zur physikalischen Wirklichkeit erklärt. Was ist nun eigentlich neu an der ,,elektromagnetischen Lichttheorie" Maxwell's gegenüber der Theorie des ,,elastischen" Äthers? Dazu Max Born: ,,Was nun die mehr geometrischen Gesetze der Optik anbelangt, Reflexion und Brechung, Doppelbrechung und Polarisation in Kristallen usw., so verschwinden in der elektromagnetischen Lichttheorie alle die Schwierigkeiten, die für die Theorien vom elastischen Äther schier unüberwindlich waren. Dort war es vor allem die Existenz longitudinaler Wellen, die beim Durchgang des Lichts durch die Grenzfläche zwischen zwei Medien zum Vorschein kamen und nur durch ganz unwahrscheinliche Hypothesen über die Konstitution des Äthers beseitigt werden konnten. Die elektromagnetischen Wellen sind immer streng transversal. Damit fällt diese Schwierigkeit fort." <12> Einspruch! Bei Ausbreitung einer elektromagnetischen Welle schwingen die ,,Teilchen" in Wirklichkeit nicht streng transversal, aber in den Maxwell'schen Gleichungen werden sie zugunsten einer eleganten mathe-matischen Erfassung als streng transversal angenommen. Gemäß der in (4.10.3) und (4.14.1) vorgestellten Anregungsart haben die ,,Teilchen" eine transversale und eine longitudinale Komponente. Die Theorie des ,,elastischen" Äthers (4.10.3) kann die transversale Komponente nicht erklären, und in den Maxwell'schen Gleichungen wird die longitudinale Schwingungskomponente unterschlagen. Poynting machte dieses ,,Versäumnis" später wieder gut. Mit Hilfe eines von ihm 1884 zuerst formulierten Satzes folgt aus den Maxwell'schen Gleichungen die zusätzliche Aussage, daß eine Lichtwelle, die auf einen absorbierenden Körper auftrifft, auf diesen einen Druck (Strahlungsdruck) ausübt. Weiter Max Born: ,,Maxwell hat seinen Betrachtungen den Begriff der Verschiebung zugrunde gelegt. Er wurde anschaulich so gedeutet, daß in den kleinsten Teilchen der Molekeln des Äthers geradeso wie in den Molekeln der Materie eine wirkliche Verschiebung und Scheidung der elektrischen (oder magnetischen) Fluida eintritt. Diese Vorstellung ist, soweit sie den Vorgang der elektrischen Polarisation der Materie betrifft, sehr gut begründet; denn daß die Materie molekular konstituiert ist und daß jede Molekel verschiebbare Ladungen trägt, ist durch zahllose Erfahrungen sichergestellt. Aber für den freien Ather ist das keineswegs so; hier ist der Maxwellsche Begriff der Verschiebung rein hypothetisch und hat nur den Wert, die abstrakten Gesetze des Feldes zu veranschaulichen. Diese Gesetze besagen, daß mit jeder zeitlich veränderlichen Verschiebung die Entstehung eines elektromagnetischen Kraftfeldes ringsum verknüpft ist." ,,Kann man sich von diesem Zusammenhang ein mechanisches Bild machen? Besonders erfinderisch in dieser Richtung war William Thomson (Lord Kelvin), der unablässig bemüht war, die elektromagnetischen Erscheinungen als Wirkungen verborgener mechanischer Bewegungen und Kräfte zu verstehen. Der rotatorische Charakter des Zusammenhangs zwischen elektrischem Strom und magnetischem Feld und umgekehrt legt es nahe, den elektrischen Zustand des Äthers als lineare Verschiebung, den magnetischen als Drehung um eine Achse aufzufassen, oder umgekehrt." (Max Born: Die Relativitätstheorie Einsteins). <12> Was möge sich Maxwell wohl gedacht haben, als er für den ,,freien Äther" den Begriff der ,,Verschiebung" einführte? Sollte er es nicht für möglich gehalten haben, daß dort wirkliche Verschiebungen von Materie-zuständen ablaufen? Was möge sich Max Born wohl gedacht haben, wenn er so überzeugt formuliert ,,für den freien Äther ist das keineswegs so"? Vom Wesen der ,,elektrischen und magnetischen Fluida" haben wir keine Ahnung. Weshalb sollten sich die kleinsten Molekeln einer lichttragenden latenten Materie nicht zueinander verschieben können und Druckunterschiede und Strömungen und Wirbel erzeugen? Vielleicht liegt gerade darin das Geheimnis der ,,elektrischen und magnetischen Fluida"? Zur Aussage der Maxwell'schen Gleichungen: Integralform 1) 2) 3) 4) Differentialform zu Jede zeitliche Änderung der Magnetflußdichte (magnetische Verschiebung) bewirkt in der Umrandung der durchsetzten 1): Fläche eine dem Sinn der Rechtsschraube entgegengerichtete elektrische Spannung. Der Vektorpfeil B/ t ist Achse eines Wirbels der elektrischen Feldlinien. (lnduktionsgesetz). zu Jeder elektrische Strom, ( Leitungs- oder Verschiebungsstrom), verursacht in der Umrandung der von ihm durchsetzten 2): Fläche eine in Rechtsschraubenrichtung wirkende magnetische Ringspannung. Der Vektorpfeil C ist Achse eines Wirbeis magnetischer Feldlinien. (Durchflutungssatz). zu Der Gesamtmagnetfluß durch eine geschlossene Fläche ist Null. D. h.: Durch jede geschlossene Fläche tritt ebensoviel 3): magnetische Verschiebung ein wie aus; das magnetische Feld ist quellenfrei, die magnetischen Feldlinien sind in sich geschlossen, es gibt keine freien magnetischen Pole. zu Der Verschiebungsfluß, der zu einem gegebenen Zeitpunkt eine geschlos-sene Fläche durchsetzt, ist gleich der zu diesem 4): Zeitpunkt von der Fläche eingeschlossenen Ladung. Die D-Linien beginnen und enden auf Ladungen. Manche Beziehungen zwischen den elektromagnetischen Erscheinungen können zweckmäßig durch den ,,Stokes'schen Satz" bzw. ,,Gauß'schen Satz" mathematisch erfaßt werden. Stokes'scher Satz: Das Linienintegral eines Vektors über eine geschlossene Kurve ist gleich dem Fluß des Vektors durch alle in diese Kurve eingespannten Teilflächen. Mathematisch bedeutet der Stokes'sche Satz: Umwandlung eines Flächenintegrals in ein Linienintegral und umgekehrt. Für die magnetische Feldstärke gilt z. B.: Physikalisch kann man sich darunter z.B. das Magnetfeld um parallele stromdurchflossene Leiter vorstellen, (Wirbelkombination aus Einzelwirbeln). Gauß'scher Satz: Der Fluß eines Vektors durch eine geschlossene Fläche ist gleich dem Integral der Divergenz des Vektors über das ganze von dieser Fläche umhüllte Volumen. Mathematisch bedeutet der Gauß'sche Satz: Umwandlung eines Raumintegrals in ein Flächenintegral und umgekehrt. Für die Verschiebungsdichte gilt z. B.: Hier bedeuten: div D die ,,Quelldichte" (differentielle Ladungsdichte), die linke Gleichungsseite die Gesamtladung des betrachteten Volumens, die rechte Seite der aus dem Volumen austretende Verschiebungsfluß. Materialeigenschaften: Die 5 Feldvektoren E, D, G, B und H sind durch drei Materialkenngrößen verknüpft. Die Leitfähigkeit kennzeichnet den Zusammenhang zwischen der ohmschen Leitungsstromdichte und der elektrischen Feldstärke: . Die Dielektrizitätskonstante kennzeichnet den Zusammenhang zwischen der dielektrischen Verschiebung und der elektrischen Feldstärke: . Die magnetische Leitfähigkeit µ kennzeichnet die Abhängigkeit der Magnetfluß-dichte B von der magnetischen Feldstärke H: Das Vakuum, der als ,,stoffuch leer" angenommene Raum, (nicht bei Maxwell!), hat die ,,Materialeigenschaft" und Man bezeichnet tugendhaft µ0 und o auch als Feldkonstanten des ,,leeren" oder ,,freien" Raumes. Es sei noch erwähnt, daß auch der Feldwellenwiderstand des ,,freien" Raumes Z und die ,,Vakuumlichtgeschwindigkeit" c aus µo und 0 bestimmbar sind: Es ist bemerkenswert, daß die dielektrische ,,Verschiebung" der Materie und die ,,Materialkonstanten" direkt oder verborgen in der Aussage jeder Gleichung enthalten sind. Aber heute befinden wir uns in der mißlichen Lage, nicht angeben zu können (und zu dürfen!), was sich hierbei eigentlich verschiebt. ,,Wir wissen es nicht", sagen in gewohnter, leicht peinlicher Verlegenheit die einen; ,,ein Zustand verschiebt sich", sagen andere; ,,es ändern sich die Kenngrößen des nichtstofflichen, selbständigen, nicht weiter reduzierbaren elektromagnetischen Feldes", sagen die Erhabenen. Wir finden bestätigt, daß die Maxwell'schen Gleichungen in dem ihnen als Modell zugeordneten Geltungsbereich nur äußere Erscheinungen bzw. sekundäre Wirkungen der latenten Materie mathematisch erfassen und beschreiben. Die ,,Naturkonstanten" µo und 0 sind stoffliche Merkmale der latenten Materie. Nicht die stoffliche Welt oder der ,,Äther" sind ,,vor der Tür" der Maxwell'schen Gleichungen stehengeblieben, sondern es blieben zunächst die noch nicht erkannten physikalischen Hintergründe der in den Gleichungen erfaßten Erscheinungen unberücksichtigt. Diejenigen, die heute eine elektromagnetische Erscheinung allein dadurch hinreichend ,,begründet" sehen, daß sie aus einem nützlichen Formelsystem ableitbar ist, möchten dennoch nicht verkennen, durch welche Motive, Erkenntnisse und Vermutungen Maxwell und andere Denker seiner Zeit zu diesem idealisierten Formelsystem gelangt sind. 4.12.2 Heinrich Hertz vervollkommnet die Maxwell'sche Theorie Heinrich Hertz (1857-1894) hat die durch Maxwell vorausgesagten elektromagnetischen Wellen 1887 experimentell nachgewiesen. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen entsprach der Lichtgeschwindigkeit. Hertz konnte auch die geradlinige Wellenausbreitung, die Reflexion, die Brechung und die Polarisation nachweisen. Er gab der Maxwell'schen Theorie die endgültige mathematische Form, weshalb diese gelegentlich auch als Theorie von Maxwell und Hertz bezeichnet wird. Faraday (1791-1867), Maxwell (1831-1879) und Hertz (1857-1894) stellen eine gewisse ,,Dreieinigkeit" dar: Faraday, der bahnbrechende Experimentator, der zur Formulierung seiner Erkenntnisse nie eine mathematische Formel benutzte; Maxwell, ein mathematisches Genie, der die Erkenntnisse Faradays in Formeln kleidete und dabei zu einigen verallgemeinernden Schlußfolgerungen gelangte und schließlich Heinrich Hertz, der dieses Gemeinschaftswerk weiter experimentell bestätigte und theoretisch vervollkommnete. In ihrem Denken und Tun waren Faraday, Maxwell und Hertz durch einen Grundgedanken verbunden: Sie waren Anhänger der damals anerkannten und verbreiteten Ätherauffassungen und bedienten sich des Feldbegriffs als Hilfsvorstellung zur Veranschaulichung der äußeren Erscheinungen noch zu erkennender Ätherwirkungen. In neuzeitlichen Verlautbarungen wird diese Wahrheit entweder völlig unterschlagen, weil sie nicht in das moderne Weltbild paßt, oder man gesteht Faraday, Maxwell und Hertz nachsichtig zu, daß sie sich selbst und ihre wissenschaftliche Großleistung gar nicht begriffen haben. Max Born zur Hertz'schen Theorie: ,,Heinrich Hertz hat die Hypothese von der vollständigen Mitführung des Äthers auf die Maxwellschen Gleichungen übertragen. Seine Theorie kennt nur relative Bewegungen der Körper, wobei der Äther ebenfalls ein Körper ist. In einem translatorisch bewegten System laufen nach Hertz alle Vorgänge genau so ab, als wenn es ruhte." <12> Das sind wieder unzutreffende Verallgemeinerungen, mit denen die Widersprüche vorprogrammiert sind. Heinrich Hertz meint natürlich, daß die Erde den Äther vollständig mitführt. Und diese irrige Annahme wird dann sogleich allgemein auf ,,ein translatorisch bewegtes System" über-tragen; wodurch die Versuche mit erwiesener teilweiser Mitführung, bei denen sich das Versuchsobjekt an der Erdoberfläche gegenüber einer erdfesten Versuchsapparatur bewegt, wieder nicht erklärbar wären. Wir können konkreter und widerspruchsfrei formulieren: Nach der Wirbelauffassung wird die Erde im Zentrum eines differentiell rotierenden Wirbels vollständig mitgeführt. Eine an der Erdoberfläche ruhende Versuchsanordnung mit dem in ihr ruhenden Versuchskörper wird von der latenten Materie vollständig mitgeführt; der an der Erdoberfläche gegenüber der Erde bewegte Versuchskörper führt die latente Materie teilweise mit. Auch die Hertz'sche Theorie mußte scheitern, weil Heinrich Hertz mit der Ruhe und Bewegung ,,seines" Äthers konkret nichts anzufangen wußte. Es wurde ,,vollständige Mitführung" des Äthers angenommen, ohne genau zu wissen und zu definieren, unter welchen konkreten Umweltbedingungen diese ,,Mitführung" auftreten sollte. So konnte auch diese Theorie die scheinbaren Widersprüche zwischen vollständiger und teilweiser Mitführung nicht erklären oder überbrücken. Dennoch war Heinrich Hertz der vermeintlichen physikalischen Wahrheit sehr nahe, zumindest befand er sich wohl auf der richtigen Spur, weil er die Lösung der Widersprüche in ihren inneren, materiellen Ursachen suchte. Einige Gedanken aus einem Vortrag, den Heinrich Hertz vor der 62. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte 1889 in Heidelberg gehalten hat, verdeutlichen das Hertz'sche Denken und die damalige Situation in der Physik in besonders eindrucksvoller Weise und seien in Teilen vorgestellt: ,,Die Wellentheone des Lichts ist, menschlich gesprochen, Gewißheit; was aus derselben mit Notwendigkeit folgt, ist ebenfalls Gewißheit. Es ist also auch gewiß, daß aller Raum, von dem wir Kunde haben, nicht leer ist, sondern erfüllt von einem Stoffe, welcher fähig ist, Wellen zu schlagen, dem Äther." ,,Aber so bestimmt auch unsere Kenntnisse von den geometrischen Verhältnissen der Vorgänge in diesem Stoffe sind, so unklar sind noch unsere Vorstellungen von der physikalischen Natur dieser Vorgänge, so widerspruchsvoll zum Teil unsere Annahmen über die Eigenschaften des Stoffes selbst." ,,Naiv und unbefangen hatte man von vornherein die Wellen des Lichtes, sie mit denen des Schalles vergleichend, als elastische Wellen angesehen und behandelt. Nun sind aber elastische Wellen in Flüssigkeiten nur in der Form von Longitudinalwellen bekannt. Elastische Transversalwellen in Flüssigkeiten sind nicht bekannt; die sind nicht einmal möglich; sie widersprechen der Natur des flüssigen Zustandes." ,,Also war man zu der Behauptung gezwungen, der raumerfüllende Äther verhalte sich wie ein fester Körper. Betrachtete man dann aber den ungestörten Lauf der Gestirne und suchte sich Rechenschaft von der Möglichkeit desselben zu geben, so war wiederum die Behauptung nicht zu umgehen, der Äther verhalte sich wie eine vollkommene Flüssigkeit. Nebeneinander bildeten beide Behauptungen einen für den Verstand schmerzhaften Widerspruch, welcher die schön entwickelte Optik entstellte." Heinrich Hertz sucht und ahnt den inneren Zusammenhang; ,,Da liegt nahe vor uns die Frage nach den unvermittelten Femwirkungen überhaupt. Gibt es solche? Von vielen, welche wir zu besitzen glaubten, bleibt uns nur noch eine, die Gravitation. Täuscht uns auch diese? Das Gesetz, nach welchem sie wirkt, macht sie schon verdächtig. In anderer Richtung liegt nicht ferne die Frage nach dem Wesen der Elektrizität. Von hier gesehen, verbirgt sie sich hinter der bestimmteren Frage nach dem Wesen der elektrischen und magnetischen Kräfte im Raume. Und unmittelbar an diese anschließend erhebt sich die gewaltige Hauptfrage nach dem Wesen, nach den Eigenschaften des raumerfüllenden Mittels, des Äthers, nach seiner Struktur, seiner Ruhe oder Bewegung, seiner Unendlichkeit oder Begrenztheit. Immer mehr gewinnt es den Anschein, als überrage diese Frage alle übrigen, als müsse die Kenntnis des Äthers uns nicht allein das Wesen der ehemaligen Imponderabilien offenbaren, sondern auch das Wesen der alten Materie selbst und ihrer innersten Eigenschaften, der Schwere und der Trägheit. Der heutigen Physik liegt die Frage nicht mehr ferne, ob nicht etwa alles, was ist, aus dem Äther geschaffen sei." ,,Nehmt aus der Welt die Elektrizität, und das Licht verschwindet; nehmt aus der Welt den lichttragenden Äther, und die elektrischen und magnetischen Kräfte können nicht mehr den Raum überschreiten. Dies ist unsere Behauptung." (Heinrich Hertz: Über die Beziehungen zwischen Licht und Elektrizität; Alfred Körner Verlag, Leipzig 1923). 4.12.3 Elektronentheorie von Lorentz Hendrik Antoon Lorentz (1853-1928) vereinigte die elektromagnetische Lichttheorie Maxwell's mit den damaligen Auffassungen über die Elektronen. Nach der Elektronentheorie bestehen alle elektromagnetischen Vorgänge aus der Wechselwirkung von Elektronen mit dem Äther. Dabei rufen die elektromagnetischen Wellen die Bewegungen der Elektronen hervor, andererseits werden die elektromagnetischen Wellen durch die Bewegungen der Elektronen verursacht. Auch für Lorentz sind also die elektromagnetischen Wellen ein Schwingungsvorgang in einem stofflichen Medium, dem Ather. Er nahm an, daß der Äther an der Bewegung der Körper nicht teilnimmt und daß die Teile des Äthers auch keine (großräumige) Relativbewegung zueinander haben. Der Äther erscheint somit als Verkörperung eines absolut ruhenden Raumes. Das ist wieder ein Rückschritt gegenüber den Auffassungen von Heinrich Hertz, der die Vermutung aussprach, die Lösung der Geheimnisse der Welt in den Bewegungseigenschaften des Äthers zu finden. Bei Fresnel wird der Äther im Innern bewegter Körper teilweise mitgeführt, was durch Fizeau bestätigt wurde (4.11.3); Heinrich Hertz nimmt vollständige Mitführung an, weil auch einige Tatsachen dafür sprechen; bei Lorentz gibt es gar keine Mitführung des Äthers. Aber jeder kann auf seine Weise, Unpassendes wird ignoriert, ausgewählte elektromagnetische Erscheinungen beschreiben, weil ja, wie wir nun wissen, in Abhängigkeit von den konkreten Versuchsbedingungen, alle drei Varianten auftreten können; man darf sie nur nicht bedingungslos verallgemeinern. Lorentz zeigte, daß die Elektronentheorie in Einklang mit den Maxwell'schen Gesetzen steht und darüber hinaus die Erklärung weiterer Erscheinungen ermöglichte. Dazu gehören u.a. die Farbenzerstreuung, die magnetische Drehung der Polarisationsebene, die Bestimmung der Brechungsindizes transparenter Körper und die Aufspaltung der Spektrallinien unter Einwirkung magnetischer Felder (Zeemann-Effekt). Das Experiment von Fizeau, wonach eine strömende Flüssigkeit den Äther teilweise mitführt, erklärte Lorentz als eine Rückwirkung der Elektronen des bewegten Wassers auf die Lichtgeschwindigkeit. Die Elektronentheorie trägt von vornherein den prinzipiellen Widerspruch in sich, daß sie einerseits die Wechselwirkung zwischen dem Äther und den Körpern (Elektronen) grundsätzlich als ihr Fundament voraussetzt, andererseits aber jegliche Mitführung ausschließt. Lorentz untersuchte die Kraftwirkung auf bewegte Ladungen im Magnetfeld. Er erkannte und formulierte einen bedeutsamen Zusammenhang, die später nach ihm benannte "Lorentzkraft": Auch die Formel E = mc2 wurde bereits von Lorentz abgeleitet, der sie jedoch als beiderseitige stoffliche Umwandlung verstand und darin einen "Beweis" für die Existenz "seines" Äthers sah. II(1.6.7). Die Lorentz'sche Elektronentheorie fand am Ende des 19. Jahrhunderts wegen ihrer außergewöhnlichen Erfolge allgemeine Anerkennung. Sie bestach durch ihr scheinbar vollkommenes Weltbild. "Als die Elektronentheorie um die Wende des Jahrhunderts ihren Höchststand erreicht hatte, schien die Möglichkeit eines einheitlichen physikalischen Weltbildes nahegerückt, das alle Formen der Energie einschließlich der mechanischen Trägheit auf dieselbe Wurzel zurückführt: das elektromagnetische Feld im Äther. Eine einzige Energie stand noch außerhalb des Systems, die Gravitation; doch durfte man hoffen, daß auch diese sich werde als Atherwirkung verstehen lassen." <12> Die "Elektronentheorie" und die zauberhafte "Lorentzkraft", ohne die in der Elektrotechnik und Elektronik nichts funktionieren würde, haben sich bei aller Nützlichkeit noch immer hartnäckig ein paar Geheimnisse bewahrt. Bis heute weiß niemand, was das ist: ein Elektron. Die mystische Kraftwirkung "erklären" wir mit der Zauberformel "Lorentzkraft", die allerdings auch nur, mathematisch idealisiert, die äußere Erscheinung zum Ausdruck bringt. Und wenn wir eines Tages erklären können, weshalb das bewegte "Ding", das wir "negative Ladung" nennen, in dem gewissen "Etwas", das wir "Magnetfeld" nennen, seitwärts abgelenkt wird und die "positive Ladung" in entgegengesetzter Richtung und weshalb die seitliche Ablenkkraft von der Geschwindigkeit der Ladung abhängt, wird man der wahren Natur elektromagnetischer Wirkungen wesentlich näher sein. Doch bis dahin (und so weit ausreichend und nützlich auch darüber hinaus), bedienen wir uns der abstrakten "Lorentzkraft". Inhalt << (4.11) Neue Interpretation einiger "Mitführungsversuche" >> (4.13) "Ätherwidersprüche" ? Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (4.12) Licht als elektromagnetische Schwingung >> (4.14) "Verqueres" über Schwingungserzeugung und -ausbreitung 4.13 "Ätherwidersprüche"? Man gewinnt den Eindruck, daß alle bisherigen Theorien zum physikalischen Weltbild am ,,Äther" und seinen ,,unerklärbaren" Eigenschaften gescheitert sind. Auch an den Beteuerungen zum modernen physikalischen Weltbild ist mitunter peinlich spürbar, daß da etwas sein müßte oder mal gewesen sein sollte, das aber nicht sein kann, weil es nicht sein darf. Sollte im Laufe der Wissenschaftsgeschichte noch niemand ernsthaft dem Gedanken nachgegangen sein, dem vermuteten stofflichen Medium auch eine aktive Rolle zuzugestehen und die vielen brauchbaren Mosaiksteinchen sinnvoll zu einem unverklemmten Weltbild zusammenzufügen? ,,Der Äther war eine überaus brauchbare Hypothese, mit der sich mühelos alle optischen Erscheinungen klären ließen. Bis in unser Jahrhundert hinein wurde sie von den meisten Physikern rückhaltlos akzeptiert. Andererseits war es aber in keiner Weise möglich, diese geheimnisvolle Substanz irgendwie nachzuweisen. Es entstand die heikle Frage, durch welchen Mechanismus die in den Lichtwellen enthaltene Energie weitergegeben wird, wenn das übertragende Medium selbst fehlt. Ganz offensichtlich haben wir hier ein sehr ernst zu nehmendes Grundproblem der Physik vor uns, das wir nicht aus dem Auge verlieren dürfen. Wenn es den Äther wirklich gäbe und seine Teilchen das Licht in einer ähnlichen Art verbreiten würden wie die Luft die Wellen des Schalls, . .wäre es möglich, das physikalische Weltbild gewaltig zu vereinfachen." <41> Einstein über die Lorentzsche Elektronentheorie: ,,Trotz aller dieser schönen Erfolge war der Stand der Theorie doch nicht voll befriedigend. Die klassische Mechanik lehrt die Gleichwertigkeit aller Inertialsysteme (bzw. lnertialräume) für die Formulierung der Naturgesetze. Die elektromagnetischen und optischen Experimente lehrten dasselbe mit erheblicher Genauigkeit. Aber das Fundament der elektromagnetischen Theorie lehrte die Bevorzugung eines besonderen lnertialsystems, nämlich das des ruhenden Lichtäthers. Diese Auffassung des theoretischen Fundaments war gar zu unbefriedigend." <20> ,,Ein Einwand gegen die elastische Lichttheorie ist der, daß ein den Weltenraum erfüllender Äther von der großen Steifigkeit, die er als Träger der Lichtschwingungen haben muß, der Bewegung der Himmelskörper, besonders der Planeten, einen Widerstand entgegensetzen müßte. Bei elastischen Festkörpern tritt neben zwei transversalen Wellen immer auch eine longitudinale auf. Diese wirkte seinerzeit störend, man mühte sich, sie wegzudiskutieren." <12> 1907 schrieb der französische Physiker Poincare in ,,Moderne Physik": ,,Dieser Lichtäther müßte natürlich, da er auch im sogenannten leeren Raum vorhanden ist, als unwägbar angesehen werden; man könnte ihn mit einer Flüssigkeit vergleichen, deren Masse vernachlässigt werden darf, weil sie der Bewegung der Gestirne keinen merkbaren Widerstand entgegensetzt, die aber außerordentlich elastisch ist, weil sie das Licht sehr schnell fortbewegt, die ferner alle durchsichtigen Körper durchdringen kann und dabei unverändert elastisch bleibt, sich aber zugleich verdichtet, weil ja die Lichtgeschwindigkeit in den Körpern geringer ist als im leeren Raum." <9> ,,Der Äther, den man sich als ein feines, unwägbares Gas dachte, sollte alle Körper durchdringen, ohne an ihrer Bewegung teilzunehmen. Wenn er eine Ausbreitung des Lichtes in Form von Querwellen ermöglichen sollte, so muß-te der Äther zugleich die Eigenschaften eines festelastischen Körpers haben. Bei äußerst geringer Dichte mußte er härter sein als Stahl und Diamant. Außerdem mußte er über eine ideale Durchdringlichkeit verfügen, damit sich die Himmelskörper so reibungslos und verzögerungsfrei durch ihn bewegen konnten, wie sie es offensichtlich taten. Dem Äther mußte eine träge Masse zugeschrieben werden, aber er durfte keine schwere Masse haben." <27> ,,Niemand konnte die Longitudinalwellen im Äther entdecken oder auch beweisen, daß es sie nicht gab. M.an mußte daher auf Treu und Glauben hinnehmen, daß solche Wellen im Ather überhaupt existieren. Falls sie existierten, traten sie mit gewöhnlichen Körpern nicht in Wechselwirkung. Man konnte sie deshalb also nicht beobachten. Die große Lichtgeschwindigkeit zwang zu der Annahme, der Äther müsse außerordentlich elastisch sein. Seine Teilchen mußten ja mit sehr hoher Frequenz im Takt mit der Lichtgeschwindigkeit schwingen. Deshalb mußte angenommen werden, der Äther sei fast hunderttausendmal elastischer als Stahl. Der Äther mußte gleichzeitig Körperlosigkeit wie ein Spukgebilde besitzen. Man konnte ja ungehindert durch ihn hindurchgehen, und auch er mußte alle festen Körper, ja die unterschiedlichsten Stoffe, ohne eine Spur zu hinterlassen, passieren." <49> Der Absolutheit der folgenden Aussagen und Behauptungen muß man in jedem Punkte widersprechen: 1. ,,Der Äther müßte masselos sein (unwägbar). Im entgegengesetzten Falle würde er, der ja den Weltraum ausfüllen müßte, auch Gravitationswirkungen ausüben, die sich in der Bewegung der Planeten und Monde bemerkbar machen müßte. Solche Wirkungen wurden niemals festgestellt. 2. Der Äther darf die Bewegungen der Himmelskörper nicht beeinflussen, etwa infolge eines Reibungswiderstandes. Es wären sonst Veränderungen in der Bewegung der kosmischen Objekte die Folge, was aber nicht festgestellt werden konnte. 3. 3. Der Äther müßte ein fester Körper sein (Widerspruch zu 1.). Die Lichtwellen, die z. B. aus dem Kosmos auf die Erde gelangen, sind transversale Wellen, solche gibt es nur in festen Stoffen." <43> Zart anklingende Töne über eine mögliche Dynamik des Äthers: ,,Man kommt so auf Vorstellungen, die Mac Cullagh's Athertheone verwandt sind. Bei dieser sollte der Äther nicht elastische Widerstände gegen Verzerrungen im gewöhnlichen Sinne entwickeln, sondern Widerstand gegen die absolute Rotation seiner Volumenelemente." (!). ,,Es würde viel zu weit führen, die zahlreichen, oft sehr phantastischen Hypothesen über die Konstitution des Äthers aufzuzählen. Wollte man sie wörtlich nehmen, so wäre der Äther eine fürchterliche Maschinerie von unsichtbaren Zahnrädern, kreiseln und Getrieben, die in der verwickeltsten Weise ineinandergreifen, und von all dem Wust wäre nichts zu bemerken als einige relativ einfache Kräfte, die als elektromagnetisches Feld in Erscheinung treten." ,,Es gibt auch feinere, oft sehr geistreiche Theorien, bei denen der Äther eine Flüssigkeit ist, deren Strömungsgeschwindigkeit etwa das elektrische, deren Wirbel das magnetische Feld darstellen. Bjerknes hat eine Theorie entworfen, bei der die elektrischen Ladungen als pulsierende Kugeln in der Ätherflüssigkeit vorgestellt werden, und er hat gezeigt, daß solche Kugeln Kräfte aufeinander ausüben, die mit den elektromagnetischen eine große Ähnlichkeit zeigen." <12> Und das ist unser grundsätzlicher Standpunkt: Gemäß unseren Ausführungen in (4.6) und (4.7) ist ein Inertialsystem ein Wechselwirkungssystem, das gegenüber der latenten Materie, von der es unmittelbar umgeben ist, ruht oder eine so geringe gleichförmige Geschwindigkeit hat, daß sich der Strömungswiderstand noch nicht bemerkbar macht. Lehren die elektromagnetischen und optischen Experimente die Gleichheit der Inertialsysteme? Woran liegt es, daß sie dafür unter bestimmten Bedingungen den Anschein erwecken? Alle elektromagnetischen und optischen Experimente lehren widerspruchsfrei, daß die Erde ein Inertialsystem im Sinne von (4.6) und (4.7) ist. Sie beweisen, daß es auf der Erdoberfläche keine Relativgeschwindigkeit zwischen der Erde und dem (differential rotierenden) Wirbel der latenten Materie gibt. Das ist, unter Beachtung der konkreten Bedingungen, eine örtlich vollständige Mitführung. Jede tatsächliche Bewegung eines Körpers gegenüber der latenten Materie, (nicht die irrtümlich angenommene!), ist mit einer teilweisen Mitführung verbunden. Der Doppler-Effekt, sofern er keine Sonderdefinition für das Licht erfährt, bestätigt widerspruchsfrei die Anwesenheit eines lichttragenden Mediums. Man beachte dazu (4.14.3). Der Äther erscheint deshalb als masselos und unwägbar, weil die Eigenschaft der Körper, die man als Masse bzw. Schwere bezeichnet, aus der Wechselwirkung der Körper mit der latenten Materie entsteht. Diese Art der Wechselwirkung haben die Teile der latenten Materie nicht untereinander. Vergleich: Der Auftrieb eines Körpers in einer Flüssigkeit ist Wechselwirkung zwischen den Flüssigkeitsteilchen und dem betreffenden Körper. Eine solche Art der Wechselwirkung haben die Flüssigkeitsteilchen nicht untereinander. Ein Wassertröpfchen erfährt im Wasser keinen Auftrieb. (!) Die Bewegung der Himmelskörper wird nicht durch Massenwirkung des ,,Äthers" im Sinne einer Massenanziehungskraft, die er auf die Körper ausüben soll, beeinflußt, sondern durch die Druck- und Strömungsverhältnisse in den Wirbeln der latenten Materie. Der geringe Reibungswiderstand, den die Himmelskörper bei ihrer Bewegung erfahren, wird dadurch verständlich, daß die latente Materie einer idealen Flüssigkeit vergleichbar ist (4.6) und die Himmelskörper innerhalb des Materiewirbels in der Regel nur eine sehr kleine oder gar keine Relativgeschwindigkeit gegenüber der latenten Materie haben. Konnten wirklich noch keine Veränderungen in der Bewegung der kosmischen Objekte festgestellt werden? Gibt es sie etwa nicht, die Expansion des Weltalls, die Perihelverschiebungen, die Veränderung der Umlaufzeiten von Planeten sowie recht- und rückläufiger Satelliten? Vielleicht sucht man die Ursachen für diese Tatsachen nur mit der falschen Brille, am falschen Ort, in falschen Wirkprinzipien und in der unzutreffenden Formel? Das Kernproblem konzentriert sich offenbar auf die dem ,,Äther" zuzuschreibenden Ausbreitungseigenschaften der elektromagnetischen Wellen, und hier sind die Aussagen offensichtlich widersprüchlich. Hat nun die elektromagnetische Welle im ,,Äther" eine Longitudinalkomponente, die man gern übersehen und unterschlagen möchte, oder ist man (angeblich) ergebnislos bemüht, eine solche zu entdecken und nachzuweisen? Die Längskomponente einer elektromagnetischen Schwingung ist längst erwiesene Tatsache. Praktisch kann sie spätestens seit der Entdeckung des Compton-Effekts (Strahlungsdruck) als experimentell gesichert angesehen werden, und theoretisch folgt sie nun, da Poynting den praktischen Sachverhalt mathematisch erfaßte, mit Hilfe des ,,Poynting'schen Vektors" aus den Maxwell'schen Gleichungen. Das ,,Problem" der elastischen Transversalschwingungen, die angeblich nur in Festkörpern möglich sein sollen, und der daraus gefolgerten Superhärte des Äthers klärt sich auf, wenn man die ,,Elastizität" nicht als Zugkraft zwischen benachbarten Teilchen des Mediums sieht, sondern als Volumenverformbarkeit eines idealen Mediums und den Teilchen eine kreisende Bewegung zugesteht (siehe 4.14.1). Vielleicht sollte man in diesem Zusammenhang das Wort ,,Elastizität" ganz vermeiden, denn es suggeriert den Gedanken, daß ein schwingendes Teilchen an seinen Ausgangsort zurückgezogen wird. Das ist aber weder in schwingenden Gasen noch in schwingenden Flüssigkeiten der Fall. In diesem Sinne folgen wir einem Grundgedanken aus Mac Cullagh's Äthertheone: Elastischer Widerstand des Äthers gegen die Rotation seiner Volumenelemente. Auch den Hinweis Max Borns auf die ,,fürchterliche Maschinerie" sollten wir nicht mit einem Lächeln abtun, sondern voll unterstützen und in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit rücken. Zahllose Erscheinungen, experimentelle Tatsachen und technische Anwendungen zeugen davon, daß jedes Atom, auch der Atomkern und alles, was da ist, aus vielfältigen Wirbelanordnungen und Wirbelkombinationen besteht. Alles rotiert um sich selbst und umeinander! So liegt der Gedanke nahe, daß sich im Sinne des Stokes'schen Satzes (4.12.1) Einzelwirbel zu flächenhaften oder auch räumlichen Wirbelgebilden zusammenschließen. Es ist denkbar, daß sich in den Lücken zwischen größeren Wirbeln auch Kleinoder Kleinstwirbel ausbilden, von denen be-kannt ist, daß sie nicht selbständig existieren können. Die kurzlebigen Elementarteilchen leben bei Zertrümmerung ihres Großwirbels als selbständige Miniwirbel nur Bruchteile von Sekunden. Der feste Zusammenhalt einer Wirbelkombination, von den Galaxien bis zum Atom, liegt anscheinend darin begründet, daß einzelne Wirbel ihren Rotationsfluß zu einem sie umgebenden Gesamtfluß vereinigen. Es ist zu vermuten, daß damit auch das Wesen der Kernkräfte erklärbar ist. Sind wir uns immer bewußt, daß uns die Funk- und Fernsehwellen, als ,,Wellensalat im Äther", täglich umschwirren und daß die elektromagnetischen Vorgänge durch die ,,doppelte Wirbelverkopplung" zwischen dem elektrischen und dem magnetischen Feld miteinander verknüpft sind? So müssen wir wohl oder übel eingestehen: Wir befinden uns inmitten einer ,,fürchterlichen Maschinerie von unsichtbaren Zahnrädern, Kreiseln und Getrieben, die in der verwickeltsten Weise ineinandergreifen", und auch wir selbst stellen hinsichtlich Körperbau und Lebensfunktionen eine solche ,,Maschinerie" dar. Doch man muß ja nicht in jedem Falle in alle Details dieser ,,Maschinerie" eindringen, man kann sich auch mit ihren äußeren Erscheinungen, mit einer nützlichen Modellvorstellung, begnügen. Man möchte dabei nur beachten, daß durch die vereinfachte Vorstellung, die man sich von einem verwickelten Vorgang macht, die Innerei nicht überflüssig wird. Was kümmert den lmker die Psyche einer einzelnen Biene, wenn er es nur auf den Honig abgesehen hat? Bestimmt läßt sich statistisch ermitteln, wie viele Bienen an welchen Tagen welche Blüten besuchen und wieviel Honig sie heimbringen und welche Art Blütenfelder für den Erfolg benötigt werden. Garantiert befindet sich auch jede einzelne Biene zu einer ganz bestimmten Zeit an einem ganz bestimmten Ort. Aber muß man unbedingt wissen, welche Biene sich wann an welchem Ort befindet und was sie psychisch zu ihrem Tun bewegt? Das ist übrigens ein kleines bißchen Quantenmechanik. Doch die Quantenmechanik behauptet in moderner Denk- und Redensart von sich und über die ,,Bienchen": Unterhalb des ,,Netzes" der statistisch erfaßten äußeren Erscheinungen ist nichts erklärbar, dort gibt es keine Ursache-Wirkungs-Beziehung mehr. Wozu braucht der Imker eigentlich noch die Bienen, wenn er den Honig aus einer Formel berechnen kann? Ob wir dieses oder jenes tun bzw. wissen wollen oder müssen, hängt immer davon ab, ob wir unsere Welt erkennen oder sie auf einfache Art beschreiben oder sie auf ökonomischste Weise ausnutzen wollen. Die scheinbaren ,,Ätherwidersprüche" löst man nicht, indem man das verzwickte Forschungsobjekt aus der Welt schafft. Diese ,,Widersprüche" sind lösbar! Die latente Materie hat diese ,,Widersprüche" nicht. Inhalt << (4.12) Licht als elektromagnetische Schwingung >> (4.14) "Verqueres" über Schwingungserzeugung und -ausbreitung Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (4.13) "Ätherwidersprüche" ? >> (5) Die große "Frage an die Natur": Michelson-Experiment 4.14 ,,Verqueres" über Schwingungserzeugung und - ausbreitung 4.14.1 4.14.2 4.14.3 4.14.4 4.14.5 4.14.6 Eine ,,verkannte" Art der Schwingungsanregung? Zur Konstanz der Ausbreitungsgeschwindigkeit Zweierlei Doppler-Effekt? Stoffliche und nichtstoffliche Wärme? Was verbirgt sich hinter dem ,,Strahlungsquant"? Materiewellen Wellen welcher Materie? 4.14.1 Eine ,,verkannte" Art der Schwingungsanregung? Schwingungen und Wellen gehören zu unseren täglichen Selbstverständlichkeiten. Ohne sie würde uns Hören und Sehen vergehen, und wir bekämen nichts von den wärmenden Strahlen der Sonne zu spüren. Aber was schwingt da? Woraus bestehen die Schwingungen, wie entstehen sie, und wodurch pflanzen sie sich wellenartig fort? An den derzeitigen Auffassungen über Schwingungen und Wellen werden die Zerrissenheit des physikalischen Weltbildes und die willkürliche Zerteilung der Natur in eine stoffliche und eine nichtstoffliche Materie sehr deutlich. Wellen werden als Ausbreitung einmaliger oder sich periodisch wiederholender Störungen der Teilchen eines Mediums oder der Feldgrößen physikalischer Felder innerhalb eines Mediums oder des Vakuums angesehen. Es wird hervorgehoben, daß sich auch ohne Beteiligung eines Stoffes, z. B. im Vakuum, Wellenfelder ausbilden können. In der Fachliteratur geht man zur anschaulichen Erklärung der Wellenausbreitung oft in Analogie zu einer aufgehängten Pendelreihe davon aus, daß die Teilchen entweder längs (longitudinal) oder quer (transversal) zur Ausbreitungsrichtung der Welle örtlich um ihre Ruhelage schwingen und ihre Bewegung durch Stoß, Reibung oder Elastizitätskräfte auf die benachbarten Teilchen übertragen, die dadurch zu ebensolchen lokalen Schwingungen angeregt werden. Es wird betont, obwohl es unlogisch ist: Die Teilchen selbst bewegen sich nicht mit der Welle fort, sondern übertragen nur die Energie an das jeweils benachbarte Teilchen; und das sei bei allen Wellen so, die wir in stofflichen Medien beobachten. Schon ein Blick auf eine Wasserwelle läßt uns jedoch das Gegenteil erkennen. Die Ansichten und Aussagen darüber, ob sich in einem bestimmten Medium eine Schwingung transversal oder longitudinal ausbreitet, wurden zu einem ,,entscheidenden Argument" in der Wissenschaftsentwicklung und sind oft bedarfsgerecht idealisiert und zweckorientiert dargestellt. Zur Erklärung der Erscheinungen, die mit der Schallausbreitung verbunden sind, kommt man mit der Annahme reiner Longitudinaiwellen gut zurecht. Anderswo läßt man sie völlig unberücksichtigt. Für die Entstehung mechanischer Transversalwellen wird die Möglichkeit quer zur Ausbreitungsrichtung wirkender Kräfte vorausgesetzt. Man nimmt deshalb an, daß reine Transversalwellen nur in Festkörpern auftreten können. Eine kombinierte Bewegungsart, bei der die Teilchen längs und quer zur Ausbreitungsrichtung der Welle schwingen, wird lediglich den Oberflächenwellen von Flüssigkeiten (z. B. Wasserwellen) zugestanden, bei denen die Teilohenbahnen kreis- oder ellipsenähnlich sind. Die elektromagnetischen Wellen, (Funk- und Radiowellen, Lichtwellen, Wärmestrahlen, ,,Materiewellen"), sind auf diese Weise nicht erklärbar. Sie sind definitionsgemäß ,,nichtstoffliche" Materie und ,,dürfen" somit nicht als Schwingung der Teilchen oder Zustandsgrößen eines ,,Mediums" aufgefaßt werden. Derartige Wellen haben aber, praktisch nachweisbar, eine transversale und eine longitudinale Schwingungskomponente. So hat nun die moderne Physik überhaupt keine Erklärung für die Entstehung und Ausbreitung ihrer ,,nichtstofflichen" Wellenerscheinungen. Einziges ,,Argument" sind die meßbaren Wirkungen und die abstrakte Formel. Die Unfähigkeit der modernen Physik, das gesamte Wellengeschehen nach einheitlichen Wirkungsprinzipien zu erklären, macht deutlich, wie weit wir noch davon entfernt sind, die natürliche Welt als ein in sich geschlossenes Ganzes zu sehen und zu verstehen. Wir bleiben dabei: Für uns ist die latente Materie ein stoffliches Medium, und bis jetzt wurde in allen betrachteten Versuchen ihre angenommene Existenz voll bestätigt. Diese latente Materie, verglichen mit einer idealen Flüssigkeit, müßte nahezu inkompressibel sein und eine sehr geringe innere Reibung aufweisen. Man beachte, daß eine Flüssigkeit inkompressibel und dennoch höchst verformbar sein kann. Ein Gedankenexperiment soll das verdeutlichen: In einem großen Gefäß mit inkompressibler Flüssigkeit soll eine Kugel langsam vom Flüssigkeitsspiegel zum Gefäßboden hinabsinken. Man stelle sich dabei einmal in Zeitlupe die Bewegung der einzelnen Flüssigkeitsteilchen vor. Davon, daß die herabsinkende Kugel ihre Bewegung durch Reibung, Stoß oder Elastizitätskräfte auf benachbarte Teilchen gleichsinnig überträgt, kann wohl keine Rede sein. Die der herabsinkenden Kugel benachbarten Teilchen steigen, der Bewegung der Kugel entgegengesetzt, nach oben. An der dabei auftretenden inneren ,,Verformung" des Mediums ist der gesamte Gefäßinhalt beteiligt. Die Bewegung der Flüssigkeit insgesamt ist dadurch gekennzeichnet, den Raum auszufüllen, den die Kugel gerade verlassen hat; denn einen leeren Raum kann es nicht geben. Zum Schluß entsprechen Dichte und Druck in jedem Volumenelement wieder dem Ausgangszustand, aber kein Teilchen befindet sich an seinem Ausgangsort. An unserem Gedankenexperiment, das man mit wenig Mühe auch praktisch ausführen kann, ist leicht vorstellbar, daß bei schneller Auf- und Abwärtsbewegung der Kugel und geeigneten Abmessungen des ,,Gefäßes" das Medium zu wirbelförmigen Schwingungen angeregt wird, die sich nach dem gleichen Wirkungsmechanismus wellenartig fortpflanzen. Ein einzelnes Flüssigkeitsteilchen wird dabei eine longitudinale und eine transversale Schwingungskomponente haben. Durch dieses ,,Experiment" möge anschaulich werden, daß die innere Verformbarkeit eines Mediums und eine mögliche Schwingungsanregung nicht durch elastische Zugkräfte zwischen benachbarten Teilchen, (die örtlich auf der Stelle schwingen sollen), bestimmt wird, sondern von den Zustandsbedingungen und der inneren Dynamik des gesamten Mediums. Die Behauptungen, daß in flüssigen und gasförmigen Medien nur Longitudinalwellen möglich seien und daß bei einer Schwingung die beteiligten Teilchen ortsfest um ihre Ruhelage schwingen, erscheinen fragwürdig und sollten nicht, wie bisher, verallgemeinert werden. Wir neigen zu der Auffassung, daß allgemein jede Schwingung in jedem Medium durch kreis- oder ellipsenähnliche Teilchenbahnen gekennzeichnet ist. In unserem, sicher naturgemäßen, Analogiebestreben erachten wir es als gerechtfertigt und zwingend geboten, den angedeuteten Mechanismus der Schwingungsanregung und -ausbreitung auch für die latente Materie anzuerkennen. Daß er stattfindet, ist wohl eindeutig bewiesen. Er ist seit Jahrzehnten durch die Gestaltung der Antennen und Hohlraumresonatoren der Hoch- und Höchstfrequenztechnik praktisch erprobt und angewendet und in geeigneten Modellvorstellungen und Formelsystemen mathematisch erfaßt. Die erprobte Theorie hat nur einen Schönheitsfehler: obwohl sie nicht ohne die ,,Materialkonstanten" auskommt, die später in ,,Feldkonstanten" umbenannt wurden (4.12.1), weiß niemand zu sagen, wessen Material das ist und was sich da bewegt. Das Anregungsprinzip, von dem angenommen werden muß, daß es bisher in seiner Bedeutung verkannt oder ignoriert wurde, lautet kurz gefaßt: Schwingungsanregung durch Wirbelbildung in einem Medium, das durch die innere Verformbarkeit seines Volumens bestrebt ist, den Raum lückenlos auszufüllen, wobei die Teilchen eine kreisende Bewegung ausführen, die deshalb grundsätzlich eine Längs- und eine Querkomponente zur Ausbreitungsrichtung der Welle hat. Können also transversale Wellen nur in festen Körpern auftreten? Ein lichttragendes Medium ,,mußte" nicht an dieser Forderung ,,sterben". 4.14.2 Zur Konstanz der Ausbreitungsgeschwindigkeit Die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle in einem Medium ist von inneren und äußeren Bedingungen abhängig. Dazu gehören: Art und Zusammensetzung des Mediums, Materialeigenschaften, Druck, Temperatur, Dichte. Unter konstanten Bedingungen ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle gegenüber dem Stoff, in dem sie sich ausbreitet, konstant. Mit anderen Worten: Die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle ist in jedem Medium unabhängig von Richtung und Geschwindigkeit der Quelle, die diese Schwingung ausgelöst (angeregt) hat. Das sei noch an einigen selbstverständlichen Weisheiten verdeutlicht: Der Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Wasserwelle ist nicht anzu-merken, ob die Schwingung durch einen senkrecht herabgefallenen Stein (ruhende Quelle) oder durch einen dahinfahrenden Kahn (bewegte Quelle) angeregt wurde. Die Welle breitet sich in beiden Fällen in alle Richtungen mit der gleichen Geschwindigkeit aus. Ein Schiff mit der Geschwindigkeit v, (ruhendes Gewässer), und eine Wasserwelle mit der Geschwindigkeit c, die sich aufeinander zubewegen, haben die Relativgeschwindigkeit v +c. Eilt das Schiff einer ihm hinterherlaufenden Welle davon, besteht zwischen beiden die Relativgeschwindigkeit v - c. Zwei Wasserwellen, die sich aufeinander zu- oder voneinander fortbewegen, haben die Relativgeschwindigkeit 2c. Wegen der Konstanz der Schallgeschwindigkeit in Luft, unabhängig von der Bewegung der Quelle, ist ein Uberschallflugzeug in der Lage, die Schallwellen, die es selbst erzeugt, hinter sich zu lassen. Ein Flugzeug mit der Geschwindigkeit v (in ruhend angenommener Luft) und eine Schallwelle mit der Geschwindigkeit c, die sich aufeinander zu- oder voneinander fortbewegen, haben die Relativgeschwindigkeit v+c. Eilt das Flugzeug der hinter ihm herlaufenden Welle davon, dann besteht zwischen beiden die Relativgeschwindigkeit v-c. Zwei Schallwellen, die sich aufeinander zu- oder voneinander fortbewegen, haben die Relativgeschwindigkeit 2c. Wir setzen fort, obwohl dies noch ,,streng verboten" ist: Eine Lichtwelle mit der Geschwindigkeit c (in ruhender latenter Materie) und ein ,,Beobachter" mit der Geschwindigkeit v, die sich aufeinander zubewegen, sollten eigentlich ebenfalls zueinander die Relativgeschwindigkeit v+c haben ,,dürfen". Zwei Lichtwellen, die sich aufeinander zubewegen, sollten eigentlich auch die Relativgeschwindigkeit 2c haben dürfen. Ausführlich darüber in II(1.5 und 1.6.5). Wie einfach und einheitlich wäre doch die Natur zu deuten und zu handhaben, wenn sich auch ein lichttragendes Medium finden und nachweisen und anerkennen ließe! Wir erkennen dieses Medium, die latente Materie, das sich stets erneut als existenznotwendig erweist, grundsätzlich an und übertragen in wissentlich ,,verquerer" Denkweise das dargestellte Wirkungsprinzip auch auf Entstehung und Ausbreitung der Lichtwellen. Doch nach modernen physikalischen Auffassungen soll für die Lichtausbreitung alles ganz anders sein. Die moderne Physik ist zu eigenartigen Verrenkungen gezwungen, weil für die Lichtausbreitung nicht gelten ,,darf", was für die Schallausbreitung in Luft und für die Ausbreitung der Wasserwellen selbstverständlich ist. Das Kurioseste an den modernen Vorstellungen vom Licht ist das ,,Gesetz von der Konstanz der Vakuumlichtgeschwindigkeit". Man muß hier zwei ähnlich klingende Formulierungen mit völlig unterschiedlichem Hintergrund gut auseinanderhalten: Bereits in klassischen Vorstellungen ging man in Analogie zur Schallausbreitung in Luft davon aus, daß auch die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes in einem lichttragenden Medium konstant und unabhängig von der Bewegung der Lichtquelle ist. So war schon seit jeher nicht zu erwarten, daß die Geschwindigkeit des Lichtes, das von einem Stern zu uns gelangt, davon abhängt, ob sich diese Lichtquelle auf uns zubewegt oder sich von uns entfernt. Das zu betonen ist notwendig, weil man diese Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nicht mit der Einstein'schen ,,Konstanz der Vakuumlichtgeschwindigkeit" verwechseln oder gar als deren Bestätigung auffassen darf. Nach Einstein gibt es kein lichttragendes Medium, und die Lichtgeschwindigkeit ist, unabhängig von der Relativgeschwindigkeit der Bezugssysteme zueinander, immer konstant. Also: Ein Raumschiff mit der Geschwindigkeit v und eine Lichtwelle mit der Geschwindigkeit c, die sich aufeinander zu- oder voneinander fortbewegen, haben zueinander die Relativgeschwindigkeit c (!). Bewegen sich Raumschiff und Lichtwelle in gleicher Richtung, haben sie zueinander die Geschwindigkeit c (!). Zwei Lichtwellen, die sich aufeinander zu- oder voneinander fortbewegen, haben zueinander die Relativgeschwindigkeit c (!). Man beruft sich dabei auf ,,objektive Beobachtungstatsachen". Uber Ursprung, Motive und Konsequenzen dieses wissenschaftlichen Scherzes ausführlich in II(1.1 bis 1.9). Wir bleiben bei der natürlichen, naheliegenden Grundauffassung: Die Konstanz der Ausbreitungsgeschwindigkeit ist für Wasser-, Schall- und Lichtwellen einheitlich nach vergleichbaren Wirkprinzipien erklärbar. 4.14.3 Zweierlei Doppler-Effekt? 1842 entdeckte der österreichische Physiker Christian Doppler den später nach ihm benannten ,,Doppler-Effekt", den er so verstand: Scheinbare Frequenzänderung einer Wellenstrahlung bei einer Relativbewegung der Strahlungsquelle oder des Empfängers (Beobachters) gegenüber dem Medium, in dem sich die Welle ausbreitet. Der akustische Doppler-Effekt äußert sich z. B. dadurch, daß der Ton einer Schallquelle bei~ihrer Annäherung an den Beobachter höher beim Entfernen vom Beobachter tiefer erscheint, als es der tatsächlichen Schallfrequenz der Quelle entspricht. Das plötzliche Umschlagen der Tonfrequenz vernimmt der Beobachter sehr deutlich beim Herannahen und Davonsausen eines Rennautos. Der optische Doppler-Effekt spielt vor allem in der Astronomie eine Rolle. Bei Annäherung einer Lichtquelle an einen Beobachter erscheint die ausgestrahlte Frequenz höher, was einer Verschiebung des Spektrums nach der violetten Seite entspricht. Entfernt sich die Lichtquelle, so beobachtet man niedrigere Frequenzen als ausgestrahlt werden, was sich im Spektrum als sogenannte Rotverschiebung äußert. Ursprünglich sah man keinen prinzipiellen Unterschied zwischen dem akustischen und dem optischen Doppler-Effekt; es wurde in beiden Fällen ein tragendes Medium, für die Schallausbreitung die Luft, für die Lichtausbreitung der Äther, vorausgesetzt. Erst die moderne Physik, die kein lichttragendes Medium erkennt und anerkennt, mußte für den optischen Doppler-Effekt neue ,,Begründungen" finden. Das ist faktisch ein Ausweichen in unklare Worte und abstrakte Formelgebilde, die es wie üblich ermöglichen, die Erscheinung mathematisch zu erfassen, die aber das Wesen der Erscheinung nicht erklärbar machen. Durch einen Blick in die einschlägige Literatur kann man sich leicht davon überzeugen, wie kompliziert und unverständlich sich doch der moderne optische Dopplereffekt darstellen läßt. Dabei ist der Doppler-Effekt ein sehr anschaulicher, vergleichbarer und verständlicher Naturvorgang, der prinzipiell nicht in einen akustischen und einen optischen Doppler-Effekt getrennt werden muß. Sollte der ,,Schöpfer" etwa zwei Naturgesetze, deren Erscheinungen sich so auffallend ähneln, mit völlig unterschiedlichen und unvergleichbaren Wirkungsprinzipien ausgestattet haben? Wer die Dialektik der Natur anerkennt und erkennen will, sollte zuerst die Sperrzäune beseitigen, die durch Menschenhirn errichtet worden sind. Verdeutlichen wir uns den Doppler-Effekt am Beispiel der Schallausbreitung in Luft. Voraussetzung: Der Schall breitet sich gegenüber der als ruhend angenommenen Luft, unabhängig von der Bewegung der Quelle und des Beobachters (!), mit der konstanten Schallgeschwindigkeit c aus. Die Schallquelle nähere sich dem ruhenden Beobachter mit der Geschwindigkeit v: Laut Voraussetzung ist v die Geschwindigkeit der Quelle gegenüber der Luft. Periodendauer einer einzelnen Schwingung: T=1/f. In dieser Zeit bewegt sich die Welle um das Wegstück =c/f = cT auf den Beobachter zu, die Schallquelle um das Wegstück vT. Da die Schallquelle den Wellen, die sie angeregt hat, hinterherläuft, liegen in Bewegungsrichtung der Quelle die Wellen dichter beieinander, in entgegengesetzter Richtung sind sie weiter auseinandergerückt. Der Empfänger (Beobachter) registriert die Wellenlänge: Die Wellenlänge in der Luft ist kleiner, die Frequenz der Quelle erscheint dem Beobachter größer, der Ton also höher. Der Beobachter registriert f' = c/ ' Schwingungen pro Zeiteinheit: Für eine sich vom Beobachter entfernende Schallquelle ist +v durch -v zu ersetzen, also d. h. die vom Beobachter wahrgenommene Frequenz ist kleiner. Die Schallquelle ruht, der Beobachter nähere sich ihr mit der Geschwindigkeit v: In diesem Falle haben die Schallwellen in der Luft in jeder Richtung die gleiche Wellenlänge. Der sich auf die Schallquelle zubewegende Beobachter registriert eine größere Anzahl von Schwingungen pro Zeiteinheit: Entfernt sich der Beobachter von der Schallquelle, so registriert er eine geringere Anzahl von Schwingungen je Zeiteinheit; in umseitiger Formel ist wieder +v durch -v zu ersetzen: Es sei hervorgehoben, daß die Bewegung des Beobachters nicht den geringsten Einfluß auf die sich in der Luft vollziehende Wellenausbreitung hat. In den betrachteten Einzelfällen ist v die Geschwindigkeit der Schallquelle bzw. des Beobachters gegenüber der Luft. Bewegen sich Quelle und Beobachter aufeinander zu, dann addieren sich die beiden, hier einzeln betrachteten, Frequenzanteile. Man könnte dann zur Vereinfachung auch nur eine Formel benutzen und als v die Geschwindigkeit einsetzen, die Quelle und Beobachter zueinander haben. Um die Betrachtung weiter zu vereinfachen, könnte man sich sogar noch die Luft wegdenken und im Sinne einer Modellvorstellung annehmen, der akustische Doppler-Effekt hinge nur so, ohne erklärbaren Wirkungsmechanismus, von der Relativgeschwindigkeit zwischen Schallquelle und Beobachter ab. Das berechnete und experimentell nachweisbare Ergebnis wäre in jedem Falle dasselbe. Ein (un)möglicher ,,Beweis", daß der Schall auch ohne Luft auskommt? Bis jetzt gibt es keine Veranlassung, an dem einheitlichen Wirkungs-prinzip des Doppler-Effekts zu zweifeln. Wir beabsichtigen grundsätzlich, die für die Schallausbreitung und den akustischen Doppler-Effekt gültigen Gesetzmäßigkeiten ohne Einschränkung auch auf den optischen Doppler-Effekt zu übertragen. Aus dieser Auffassung ergeben sich keine Schwierigkeiten, im Gegenteil: bestehende werden beseitigt. Die Annahme ,,ruhender" Luft und ,,ruhender" latenter Materie ist gerechtfertigt, weil sowohl die Schall- als auch die Lichtgeschwindigkeit sehr viel größer sind als die großräumige Bewegungsgeschwindigkeit der betreffenden Medien. Im Sinne einer vereinfachten Modellvorstellung ist es wohl erlaubt, auch das lichttragende Medium als nichtexistent anzunehmen ; das ändert, wie oben gezeigt, nichts am Ergebnis und beweist gar nichts. Die moderne Physik erklärt aber die Nichtexistenz eines lichttragenden Mediums zur physikalischen Wirklichkeit und hat andererseits für ihren optischen Doppler-Effekt keine anschauliche physikalische Erklärung. Der optische Doppler-Effekt wirkt trotzdem. Ihm schadet das kaum, wohl aber dem Erkennen der physikalischen Wirklichkeit. 4.14.4 Stoffliche und nichtstoffliche Wärme? Wärme als Bewegung der Moleküle: Durch Erfahrung und Experiment seit Jahrhunderten sicher erprobt und bestätigt, gilt als Ausgangspunkt der heutigen allgemeinen kinetischen Wärmetheone noch immer der Grundsatz: <Wärme ist Bewegungsenergie der Moleküle>. Diese Wärmeenergie ist zweifellos an einen stofflichen Träger gebunden, denn Moleküle sind Bausteine der Stoffe. Man nennt zwei Arten der stofflichen Wärmeausbreitung: Wärmeströmung: Stoffliche Teilchen verändern ihre Lage und führen dabei die Wärme in Form ihrer Bewegungsenergie mit sich fort. (Mischung verschieden erwärmter Flüssigkeiten, Luftmischung, Meeresströmungen). Wärmeleitung: Die örtlich beweglichen Teilchen eines sich in Ruhe befindlichen Körpers übertragen Energie durch Stoß oder Reibung an benachbarte Teilchen. (Wärmeleitung in Metallen). Die Formulierung ,,Bewegungsenergie der Moleküle" hat sich erhalten, obwohl sie nicht dem modernen Kenntnisstand entspricht. Moleküle sind aus Atomen zusammengesetzt; diese wieder bestehen aus dem Atomkern und den Elektronen, die ihn in großem Abstand umkreisen. Man müßte sich somit bei der Definition des Wärmebegriffs auch auf die Bewegung jener ~Teilchen orientieren, die vermutlich zwischen Atomkern und Elektronenhülle existieren. Dabei gerät man aber wieder an die ,,nichtstoffliche" Materie und ihre undefinierbare Grenze zur stofflichen Materie oder in das Niemandsland zwischen diesen beiden Begriffen. Wärmestrahlung ("nichtstoffliche" Wärmeübertragung): Die Deutung der Wärme als ,,Bewegungsenergie der Moleküle" würde in dem als stofflich leer aufgefaßten Raum, dem Vakuum, in dem es keine Moleküle geben kann, eine Wärmeübertragung unmöglich machen. Nun gelangt aber die Sonnenwärme über den ,,leeren Raum" zur Erde. Wie geht das vor sich? Wodurch und wie sollte die Bewegung der Sonnenmoleküle ohne Vermittler auf die (stofflichen) Moleküle der Erde übertragen werden? Zur ,,Erklärung" dieses unerklärbaren Vorgangs bedient man sich der Zauberwörter ,,Strahlung" bzw. ,,Wärmestrahlung". Durch technische Anwendungen und unmittelbare Alltagserfahrung ist hinreichend bewiesen, daß diese Wärmeübertragung über den als leer gedeuteten Raum hinweg stattfindet. Wie das jedoch vor sich gehen soll, ist Deutung und Glaubenssache. Die ,,Wärmestrahlung" und die ,,Strahlung" überhaupt wie auch all die anderen Begriffe, mit denen der ,,leere Raum" überbrückt werden ,,muß", sind nicht eindeutig definiert und ungeeignet, das mögliche natürliche Wesen dieses übertragungsvorganges anschaulich zu erklären. Allgemein versteht man ,,Strahlung" als allseitige Energieausbreitung (Strömung) aus einer ,,Strahlungsquelle". Die Sonne ,,strahlt", eine Anten-ne, der Ofen, eine Kerze oder das radioaktive Material. Ein ,,Strahl" wird dagegen gewöhnlich als konzentrierter, gerichteter Energiestrom verstan-den (Wasser-, Luft-, Wärme-, Radar-, Laserstrahl). Es wäre ,,nur" exakt zu klären, was ,,Energie" überhaupt ist und ob sie in jedem Falle an einen stofflichen Träger gebunden ist und wie der Mechanismus der (stofflosen) Energieübertragung von Molekül zu Molekül funktionieren soll. Modern definiert als ,,elektromagnetischer Vorgang", benötigt die Wärme-strahlung keinen stofflichen Träger. Doch wie übertragen die stofflichen Moleküle (der Sonne) ihre Bewegungsenergie an die ,,stofflose" Strahlung und was bewegt sich wie bei der Energieübertragung im ,,stofflosen" Raum und w i e wird die ,,stofflose" Strahlungsenergie dann wieder zur Bewegungsenergie der stofflichen Moleküle der Erde? Fliegen da irgendwelche ,,Teilchen" durch den Raum, die durch ihre Anfangsenergie andere Teilchen vor sich herschieben oder ihnen nur ihre Energie übertragen? Oder regen die ,,Teilchen" einen dynamischen Vorgang in einem (nichtvorhandenen) Medium an? Und löst sich bei einer Strahlung etwas Stoffliches auf, in etwas, das keine stoffliche Materie ist? Möglicherweise stehen die Moleküle beim Energieaustausch doch in Wechselwirkung mit einer stofflichen latenten Materie, die man bisher nicht zur Kenntnis nehmen möchte? Aus moderner Sicht gehört die elektromagnetische Strahlung, wie alle elektromagnetischen Vorgänge, zu den Felderscheinungen. Und das ,,Feld" bedarf als ,,eigenständige physikalische Realität" keiner weiteren Erläuterung. Damit ist der Kreis geschlossen und die ,,Beweislage" wieder ,,eindeutig": Ich trinke gern Bier, weil ich gern Bier trinke. Die Wärmestrahlung ist unumstritten ein Schwingungsvorgang. Hinsichtlich der Wellenlänge ( =cf) wird der Bereich von 10-3 m bis 10-6 m als Bereich der Wärmewellen bzw. der Wärmestrahlung angesehen. Naheliegend und verlockend wäre da schon der Gedanke von einem energietragenden Medium, das die Vorgänge und Erscheinungen verbindet, das die Körper durchsetzt und mit ihnen schwingt. Und lediglich von der Frequenz hinge es ab, ob wir mit unseren ,,Sensoren" die Schwingung dieses Mediums als Seekrankheit, Schall, Wärme oder Licht wahrnehmen. 4.14.5 Was verbirgt sich hinter dem ,,Strahlungsquant"? Meßbare Tatsache ist: Jeder Körper strahlt in Abhängigkeit von seiner Temperatur, d. h. also in Abhängigkeit von der Bewegungsenergie seiner Teilchen, ein Spektrum verschiedenster Wellenlängen aus. Meßtechnisch läßt sich eindeutig nachweisen, mit welcher Intensität eine bestimmte Frequenz in diesem Spektrum enthalten ist. Die Gesamtenergie der Strahlung einer bestimmten Frequenz bzw. Wellenlänge setzt sich aus einer ganzzahligen Anzahl kleinster, unteilbarer Energiequanten (Strahlungsquanten) zusammen. Das gilt für alle Strahlungsarten, von der relativ langweIligen Wärmestrahlung über das sichtbare Licht mit dem Photon als Strahlungsquant, bis hin zu der äußerst kurzwelligen Röntgenstrahlung. An der Tatsache selbst gibt es keinen Zweifel, die ist durch unzählige Experimente und technische Anwendungen bewiesen. Man hat nur keinerlei Vorstellung davon, was sich hier eigentlich unter der Oberfläche der äußeren Erscheinungen und Wirkungen abspielt. Max Planck bot zur Erklärung dieser Erscheinungen eine Modellvorstellung an, nach der die Strahlung durch kleinste Oszillatoren, d. h. atomare schwingende Gebilde, erzeugt werden soll. Jeder dieser Oszillatoren soll mit einer ganz bestimmten Frequenz schwingen. Die kleinste Energiemenge, die ein solcher Oszillator abgeben kann, die also für eine Strahlungsart bestimmter Frequenz bzw. Wellenlänge möglich ist, nennt man ein Elementarquantum oder ein Quant. Max Planck erkannte und formulierte den Zusammenhang: Elementares Energiequantum: W' = hf = h/T Planck'sches Wirkungsquantum: h = 6,626 * 10-34 Ws2 Die Gesamtenergie einer Strahlung ergibt sich demnach als ganzzahliges Vielfaches des von der Frequenz kontinuierlich abhängigen elementaren Energiequantums, also: W = n W' = n h f = n h/T; (n = 1, 2,3...). Welcher physikalische Vorgang verbirgt sich hinter den hierfür auch verwendeten Bezeichnungen ,,frequenzabhängiges Wellenpaket" oder ,,Energiepaket"? Kann man sich von den Planck'schen ,,Minioszillatoren" eine physikalisch reale Vorstellung machen? Betont sei nochmals die Tatsache, daß das elementare Energiequantum frequenzabhängig ist. Die Frequenz einer Schwingung ist bekanntlich stetig veränderlich, sie kann also beliebige, (nicht nur ganzzahlige), Werte annehmen. Folglich sind auch die frequenzabhängigen Elementarquanten kontinuierlich auf jeden Energiewert einstellbar. Gelegentlich, weil zweckmäßig, schreibt man: Das heißt: Das elementare Energiequantum ist von einer Winkelgeschwindigkeit abhängig. Wessen Winkelgeschwindigkeit ist das? Unsere Deutung: Durch das Planck'sche Wirkungsquantum und das elementare Energiequantum wird das Wirbelprinzip der latenten Materie vorzüglich bestätigt. Nach der Wirbelauffassung sind die Planck'schen Oszillatoren Elementarwirbel der latenten Materie. Das elementare Energiequant ist vorstellbar als die Rotationsenergie eines Elementarwirbels. Die im Elementarwirbel enthaltene Rotationsenergie ist kontinuierlich frequenz- bzw. winkelgeschwindigkeitsabhängig. Mit Zunahme der Winkelgeschwindigkeit (Rotationsfrequenz) des Wirbels vergrößert sich selbstverständlich die in einem Wirbel enthaltene Rotationsenergie. Diese Aussage folgt auch aus dem so hingeschriebenen Wirkungsquantum: h = W'T = W'/f = konstant. Das Wirkungsquantum ist keine allgemeine Naturkonstante, sondern eine spezifische, die latente Materie charakterisierende Materialkonstante. Ein Materiewirbel ist konzentrierte Energie und wirkt zusammenhaltend. Das elementare Energiequant des Wirbels einer bestimmten Frequenz ist nicht mehr teilbar, weil ein Wirbel entweder ganz oder nicht existieren kann. Ein halber Wirbel ist nicht existenzfähig. 4.14.6 Materiewellen Wellen welcher Materie? Die Mikroobjekte (Photonen, Elektronen, Protonen, Neutronen, Atome, kurzlebige Elementarteilchen, u. a.) zeigen experimentelle Erscheinungen, die sich nicht mit einem einzigen Modell beschreiben lassen. Das liegt gewiß an unserem unzureichenden Wissen über das wahre physikalische Wesen der Mikroobjekte und ihrer Wechselwirkungen mit anderen Strukturformen der Materie. Man verlagert aber die subjektiven Schwierigkeiten auf das Objekt und umschreibt einen unerkannten Sachverhalt mit der wohlklingenden Bezeichnung ,,Welle-Teilchen-Dualismus". Der ,,Welle-Teilchen-Dualismus" bezeichnet die Tatsache, daß die Mikroobjekte experimentell unter bestimmten Bedingungen eine Wellenerscheinung zeigen (hervorrufen), unter anderen Bedingungen aber wie ein konzentriertes Teilchen wirken. Ein Teil dieser Erscheinungen ist nur im Wellenmodell, der andere nur im Teilohenmodell zu beschreiben. Die Benutzung beider Modelle für das gleiche Objekt erlaubt getrennte Aussagen zu ,,seinen" insgesamt unerklärbaren Eigenschaften. Die Verwirrung entsteht dadurch, daß man einem Mikroobjekt die Erscheinungen, die es in seiner Umwelt hervorruft, ihm selbst als ihm innewohnende Eigenschaften ,,zuschreiben" möchte oder ,,muß". Und das mangels ersichtlicher Umwelt; denn in welchem Medium sollte denn ein Mikroobjekt eine Welle hervorrufen? Daraus erwuchs eine nahezu peinliche, groteske Situation, die ahnen läßt, daß dringend etwas geschehen muß, mit unserem physikalischen Weltbild. Offiziell, z. B. in der physikalisch-pädagogischen Fachliteratur, in der man gewöhnlich die Darstellung eines ,,runden" Weltbildes anstrebt, wird stets von ,,Eigenschaften des Mikroobjektes" gesprochen, die es ,,hat", oder die man ihm ,,zuschreibt" oder ,,zuordnet", z. B. in <8>: ,,Mikroobjekte weisen bei Wechselwirkungen mit anderen Körpern oder Meßanordnungen widersprüchliche, scheinbar einander ausschließende Eigenschaften auf. Welche Eigenschaften ein Mikroobjekt aufweist und auf welche Weise diese in Erscheinung treten, hängt sowohl von der eigenen spezifischen Beschaffenheit der Mikroobjekte als auch von der Art der Wechselwirkung mit Meßanordnungen und von der Beschaffenheit derselben ab. Das Elektron z. B. scheint, je nach der Untersuchungsmethode, einmal Teilohencharakter und ein anderes Mal Wellencharakter zu besitzen, obwohl sich beide Eigenschaften nach den klassischen Vorstellungen gegenseitig ausschließen. Auf diesem Welle-Teilohen-Dualis-mus beruht die prinzipielle Unanschaulichkeit mikrophysikalischer Objekte, die sich nur mathematisch umfassend beschreiben lassen." Auch den im Atom an den Kern gebundenen Elektronen ,,ordnet" man Materiewellen zu: ,,Der Umfang der n-ten Bahn muß ein ganzzahliges Vielfaches der Materiewellenlänge des Elektrons betragen. Dann kommt die Welle mit sich selbst zur Interferenz und bildet eine stehende Materiewelle aus. Würde diese Bedingung nicht eingehalten, müßte Auslöschung eintreten. Dies käme einem Verschwinden des Elektrons gleich." Materiewellen sind die nach der Theorie von de Broglie (1924) jedem Teilchenstrom ,,zugeordneten" Wellen der Wellenlänge . Diese ist mit der Impulsmasse m des Teilchens, dessen Geschwindigkeit v und dem Wirkungsquantum h durch die Relation verknüpft: Oft wird ausdrücklich betont: Das Teilchen hat diese Wellenlänge, es erzeugt sie nicht, wie etwa ein ins Wasser geworfener Stein eine Welle erzeugt. Die Erklärung dafür liege in der ,,dem Teilchen innewohnenden" Eigenschaft ,,Welle-Teilchen-Dualismus" begründet. Solche überzeugt klingenden Äußerungen sollen offensichtlich den beruhigenden Eindruck erwecken, es wüßte jemand, was sich hier abspielt. Was wissen wir eigentlich wirklich über das Wesen der Mikroobjekte und ihrer Wechselwirkungen mit anderen Strukturformen der Materie? Die folgenden Auszüge aus Äußerungen kompetenter Personen sollen verbreitete Grundhaltungen und Zweifel andeuten und verdeutlichen, daß es noch sehr viel Veranlassung gibt, über unser Weltbild nachzudenken. Was ist ein Atom?: ,,Aus der Gesamtheit von Tatsachen, Begriffen und Formeln hat man sich ein gewisses Bild vom Atom geschaffen. Da jedoch keinerlei unabhängiges Verfahren zur Prüfung dieses Bildes existiert, entsteht die natürliche Frage: Könnte man vielleicht ein anderes Bild des Atoms ausdenken, das trotzdem zu den gleichen beobachtbaren Folgen führt?" ,,Kein einziger Anhänger des Atommodells, das dem Planetensystem ähnelt, vermochte das Grundproblem zu lösen, nämlich die Stabilität eines Systems zu erklären, das aus einem positiven Kern sowie aus negativ geladenen Elektronen besteht, die den Kern umkreisen. Entsprechend den Gesetzen der klassischen Elektrodynamik strahlt ein Elektron, das sich auf einer Kreisbahn bewegt, Energie ab. Bei der auftretenden Beschleunigung muß die Strahlung so intensiv sein, daß das Elektron schon nach Bruchteilen von Sekunden in den positiven Kern hineinstürzt. Das Planetensystem des Atoms hört damit zu existieren auf." Der Durchmesser eines Atomkerns ist dem eines einzelnen Protons oder Neutrons sehr nahe. Man sagt, daß im Kern des Atoms Uran-238 92 Protonen und 146 Neutronen enthalten sind. Können sie tatsächlich darin enthalten sein, wenn das Volumen des Kerns zweihundert mal kleiner ist als die Größe, die sich beim einfachen Addieren der Ausdehnungen der Teilchen ergibt? Ist es nicht richtiger, anzunehmen, daß im Kern keine individuellen Teilchen vorhanden sind und daß der Kern nur einer der Zustände der starke Wechselwirkungen eingehenden Materie ist?" ,,Welche Kräfte sind es, die den Zusammenhalt eines Atoms bewirken? Mit Hilfe der Gravitationskräfte könnte man die Protonen und Neutronen nicht in den Kernen festhalten, dafür sind ihre Massen zu klein. Auch mit den elektromagnetischen Kräften läßt sich diese ,,Rolle" nicht besetzen. Die gleichnamig geladenen Protonen würden nach allen Himmelsrichtungen auseinanderfliegen. Aber was hält dann die Neutronen an ihrem Platz? Versuche ergaben: Der Raum in einer Entfernung von 10-15 m um den Atomkern wird von den Kernkräften kontrolliert, die weder mit der elektrostatischen noch mit anderen bekannten Kräften zusammenhängen. Die Kernkräfte sind 1OOO-fach intensiver als die elektromagnetischen Kräfte. Man bezeichnete die neuentdeckten Kräfte als Kernkräfte. Die physikalische Natur der Kernkräfte ist bis heute unbekannt" ,,Wäre es vielleicht wenigstens möglich, sich eine Vorstellung vom Wirkungsmechanismus der Kernkräfte zu machen? Doch wie wollte man versuchen, eine neue Erscheinung innerhalb der Mikrowelt zu beschreiben, solange es weder eine Theorie noch experimentelle Ergebnisse gibt?" ,,Welche Größe besitzt ein Elektron? Bis heute können wir diese Frage nicht beantworten. Wir wissen nicht einmal, ob diese Fragestellung überhaupt einen klaren Sinn besitzt. Die Eigenschaften des Elektrons erkennen wir aus dem Studium seiner Wechselwirkungen mit anderen Partikeln und Feldern. Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß die Elektronen die Eigenschaft ,,Größe" überhaupt nicht besitzen." Zur Materiewellengleichung von de Broglie: ,,Wie soll die Gleichung zu verstehen sein? Seit wann sind Elektronen und Protonen mit Wellen zu vergleichen? Sind zumal Protonen als Bestandteile der Atomkerne nicht noch viel kompakter als die Atome selbst? Wenn es irgend etwas in der Welt gibt, was als fest und massiv gelten kann, sind sie es!" ,,So zeigen sowohl das Teilchen- als auch das Wellenbild jeweils einen bestimmten Teilkomplex von Tatsachen auf. Die Frage, wie ein einzelnes Atom ,,aussieht", läßt sich demnach gar nicht beantworten. Man kann nur ein kombiniertes Teilchen - Wellen Modell konstruieren, das beiden Gesichtspunkten recht und schlecht Rechnung trägt." ,,Die Alternative ,,Welle oder Teilchen" gibt es nicht, denn ein atomares Objekt ist Welle und Teilchen zugleich." ,,Das ,,atomare Objekt" ist weder ein Teilchen noch eine Welle und auch nicht Welle und Teilchen zugleich; es ist etwas anderes als die Summe der Wellen- und Teilcheneigenschaften. Dieses atomare ,,Etwas" ist der Wahr nehmung durch unsere Sinne unzugänglich und dennoch existiert es. Die Physiker sind ganz und gar nicht davon überzeugt, daß das heutige Abbild vom Atom der Wirklichkeit entspricht." ,,Als das wellenmechanische Bild neu war, hat es viele Erörterungen gegeben, was die geheimnisvolle Psi-Funktion wohl für einen physikalischen Sinn haben könnte. Schrödinger sprach noch von ,,verschmierten Elektronen", deren Ladung .... pulverisiert und in den Schwingungsbäuchen verteilt ist. Selbst noch in jüngster Zeit kann man von ,,Ladungswolken" lesen oder gar, daß ,,wir noch nicht wissen, was da schwingt in den Wellen". Aber schon von Anfang an wurde gezeigt, daß diese Wellen statistisch gedeutet werden müssen. Sie bestehen selbst nicht aus irgendwelcher Materie, sondern sind mathematische Ausdrücke, nach denen sich die Verteilung der Elektronen im Raum richtet." ,,Die Quantenmechanik ist ein mathematisches Schema, das uns gestattet, die physikalisch meßbaren Charakteristika atornarer Erscheinungen (statistisch) zu berechnen. Wenn die Aufgabe der Physik allein darin bestünde, könnte man die Mechanik des Atoms als abgeschlossen ansehen. Die Physik ist jedoch dazu berufen, uns mehr zu geben: ein rationales Weltbild. Dieses Programm läßt sich nicht allein mit Formeln und Zahlen verwirklichen; darüber hinaus ist es notwendig, Abbilder zu finden und Begriffe zu formulieren, die diesen Abbildern entsprechen." ,,Liegt nicht im Innern der Mikrowelt, unter dem quantenmechanischen Niveau der Teilchenbewegung, ein noch tieferes jind subtileres Niveau des Materiedaseins? Und finden nicht dort, in der noch unerforschten Tiefe, eindeutig kausale Ereignisse staft, die die Wahrscheinlichkeitsgesetze der Mikrowelt bestimmen?" Was ist ein Elementarteilchen?: ,,Man kann als längst noch nicht gelöste Hauptaufgabe der Mikrophysik die Schaffung einer Theorie ansehen, die es zumindest im Prinzip erlauben würde, die Massen und alle anderen Parameter der existierenden Teilchen zu berechnen. Der Einfachheit halber nennt man dieses Problem häufig auch die Aufgabe der Bestimmung des Massenspektrums. Zur Zeit hat das Problem des Massenspektrums zumindest schon ein empirisches Fundament. Aber in der Theorie kann man nicht über irgend einen echten Erfolg sprechen, weil Errungenschaften vom Typ der Systematik und Klassifikation der Teilchen, wie wichtig sie auch sein mögen, noch keinen fundamentalen Charakter haben." ,,Immer mehr Angaben zeugen davon, daß es unmöglich ist, sich mit Hilfe der existierenden Theorien im Bereich der Elementarteilchen zurechtzufinden. Eine neue Revolution in der Physik ist notwendig, neues Gedankengut ist erforderlich." ,,Die Physiker waren auf die Begegnung mit der Welt der Elementarteilchen so wenig vorbereitet, daß sie sich anfangs der Anerkennung jeder neuen Partikel verzweifelt widersetzten." ,,Nun werden immer neue Partikeln in großer Zahl angeboten. Die Leute ver öffentlichen mit größter Bereitschaft Beweise für die Existenz eines neuen Teil chens, unabhängig davon, ob diese Beweise experimentell gewonnen wurden oder einer noch mangelhaft begründeten theoretischen Idee entstammen." ,,Eine derartige Situation ist einfach deshalb möglich, weil die gegenwärtige Theorie nicht vorhersagen kann, wann man endlich einen Schlußstrich unter die Liste der Elementarteilchen zu ziehen hat. Es gibt einige hundert verschiedene Arten! Das klingt nicht gut. Darum versuchen die Physiker schon seit langem zu erkennen, welche davon wirklich elementar sind und welche nur so tun, als ob. Von der Theorie ist keinerlei Hilfe zu erwarten. Woher sollte sie auch kommen, wenn selbst die Theoretiker nicht wissen, was das Wort ,,elementar" in der Mikrowelt eigentlich bedeutet." ,,Die Physiker haben das Gefühl, daß alle Unklarheiten in der Mikrowelt irgendwann einmal zu einer Revolution der theoretischen Grundlagen und zu einer einschneidenden Revision aller Vorstellungen und Begriffe führen werden." ,,Jahrzehnte bemühen sich die Physiker schon, hinter die besondere ,,Begabung" des µ-Mesons zu kommen, doch alle Anstrengungen waren vor läufig vergebens. Bekannt ist nur, daß es in der ,,Rolle" eines Elektrons mit etwa 200-facher Elektronenmasse auftritt. Sein Rätsel ist bis heute ungelöst." ,,Rätselhaft ist der Zerfall der K-Mesonen. Die Frage, warum langlebige K-Mesonen in zwei -Mesonen zerfallen, bleibt die Kardinalfrage der modernen Physik. Das Wesen dieser Erscheinung ist unverständlich. Doch diese Erscheinung beinhaltet eine so radikale Änderung unserer An sichten, daß ich glaube, hieraus werden sich irgendwann einmal weit reichende Folgen für das Gesamtgebäude der Physik ergeben." ,,Meine Ansicht besteht darin, daß wir vom Verständnis der Natur der Elementarteilchen ebensoweit entfernt sind, wie Newtons Nachfolger von der Quantentheorie entfernt waren. Es könnte durchaus geschehen, daß eines Tages alle Versuche gemacht sein werden, die an Beschleunigern durch Zusammenstoß verschiedener Partikeln möglich sind, alle derartigen Versuche, die man sich nur denken kann; alle Ergebnisse werden sorgfältig protokolliert und gesammelt sein, und trotzdem werden wir keinerlei Begriff davon haben, was eigentlich geschieht." ,,Unter uns gesagt, unter uns theoretischen Physikern, wie benutzen wir denn eigentlich die Ergebnisse dieser Untersuchungen? Überhaupt nicht. Dabei kann es sein, daß uns die Versuchsergebnisse einige idiotische Überraschungen servieren, die dann irgendein Einfaltspinsel aus einer ganz elementaren Regel abzuleiten imstande ist." ,,Vorläufig geben ganze Berge von experimentellem Material tatsächlich keinerlei ernstzunehmenden Hinweis darauf, in welcher Richtung die zukünftige Theorie zu suchen wäre." Zur Frage, was eigentlich der Entwicklung einer neuen Theorie der Elementarteilchen im Wege stünde: ,,Uns fällt es heute schwer zu entscheiden, wo der eigentliche Grund liegt: Fehlt es unserem Verständnis der Erscheinungen an Tiefe, fehlt jene Idee, die Licht in diesen ganzen ungeheuren Komplex von Tatsachen bringen könnte, oder fehlen uns die Tatsachen selbst? Wenn irgendwelche tiefgreifenden Widersprüche zur Relativitätstheorie oder zur Quantenmechanik entdeckt werden würden, dann könnte dieses Ereignis ein Anstoß von ungeheurer Kraft zu neuen Ideen sein." ,,Noch bemüht man sich vergeblich um eine einheitliche Erklärung der vier Typen von Wechselwirkungen. Wir wissen noch nicht einmal, ob ein derartiges universelles Naturgesetz überhaupt existiert. So zieht sich im mer noch ein gewaltiger Riß quer durch das Gesamtgebiet der Physik, die dadurch in zwei getrennte Bereiche auseinanderfällt. Denn von der anderen Seite her gesehen, weiß man ebenfalls noch nicht, welche Rolle man der Gravitation in der Welt der Mikroteilchen zuweisen soll." In jüngerer Zeit wird versucht, die ,,Vereinigung" der Gravitationskraft, der elektromagnetischen Kraft, der schwachen Kernkraft und der starken Kernkraft durch die Annahme spezieller Bindeteilchen zu ,,verwirklichen". Die Kraftwirkungen werden als Folge eines Energieaustausches, des ständigen Hin- und Herfliegens der Bindeteilchen, beschrieben. Mit riesigem Aufwand bemüht man sich in Großversuchen darum, die Existenz solcher äußerst kurzlebiger Bindeteilchen, die etwa 100 mal so schwer wie das Proton sein sollen, nachzuweisen. Ein sehr aufwendiges: aber vermutlich aussichtsloses Unterfangen. ,,Zur Erklärung der Diskrepanz zwischen der Leere und der in Sternen konzentrierten Materie erfand man die Hypothese von der Existenz der Neutrinos. Von der Theorie in die Wissenschaft eingeführt, erwies es sich zur Klärung vieler Prozesse als notwendig. Die Neutrinohypothese ist eine der schönsten und verrücktesten Ideen der modernen Physik. Und kommt uns etwa die Idee, daß wir in einer Welt leben, die von einem unsichtbaren Medium erfüllt ist, nicht tatsächlich unsinnig vor?" ,,Die dem Anschein nach nebensächlichsten aller Teilchen sind die Neutrinos. Wir haben sie bis jetzt als eine Art Abfallprodukt kennengelernt, das bei den verschiedensten Zerfallsprozessen auftritt. Weder im Atomkern noch sonstwo spielen sie eine aktive Rolle. Und dennoch ist da einiges, was sie ebenso rätselhaft wie unheimlich macht. Der Umgang mit Neutrinos ist deswegen so schwierig, weil die Wahrscheinlichkeit einer Wechselwirkung mit anderen Teilchen verschwindend gering ist. Mehrere Milliarden Neutrinos könnten völlig ungehindert den gesamten Erdball, das sind an die 13000 km fester Substanz, durchfliegen, ehe ein einziges davon absorbiert wird. Von der Sonne kommend, triftt ein gewaltiger Strom von mehr als 1 Million Neutrinos in der Sekunde auf einen Quadratzentimeter Erdoberfläche. Um wegen des geringen Wirkungsquerschnitts wenigstens einige davon nachzuweisen, müssen die übrigen Teilchen der kosmischen Strahlung abgeschirmt werden. Daher wurden riesige Strahlendetektoren in tiefen Bergwerken aufgebaut und viele Monate lang beobachtet. Lediglich einige in der Erdatmosphäre gebildete Neutrinos konnten bis jetzt registriert werden." ,,Sobald wir in die Welt atomarer Erscheinungen eintreten, ergeht es uns wie den Blinden. Uns geht ,,atomares Sehen" völlig ab; so sind wir gezwungen, uns tastend in einer ungewohnten Welt vorwärtszubewegen. Die Zahl derartiger Analogien kann leicht vervielfacht werden und jede von ihnen lehrt die Physiker größere Bescheidenheit. Im 19. Jahrhundert träumte man noch davon, die Natur vollständig zu erklären. Im 20. Jahrhundert bereitet es große Mühe, sie zu beschreiben." Der ausführlichen Darstellung kurzgefaßter Sinn: Man weiß nicht, was das ist: ein Mikroobjekt. Man weiß nicht, was eine Materiewelle ist und welcher ursächliche Zusammenhang zwischen beiden Begriffen besteht. Aber jedes bewegte Mikroobjekt ,,hat", wie es heißt, seine Materiewellenlänge, die, ohne spezielle Wirkungsbedingungen zu beachten, also scheinbar allgemeingültig, konkret aus der de Broglie'schen Gleichung = h/mv berechnet werden kann. Es ist völlig unklar, woraus die Mikroobjekte entstehen und bestehen und wohin sie wieder verschwinden. Dazu ist zu beachten, daß die kurzlebigen Elementarteilchen, die so voller Rätsel sind, nur eine Lebensdauer in der Größenordnung 10-6 bis 10-16 s (!) haben. Die möglicherweise von einem Mikroobjekt hervorgerufenen Wirkungen, (Sekundärwirbel, Wellenerzeug ung, Schwingungsanregung), werden dem Mikroobjekt als immanente Eigenschaft ,,zugeschlagen". Das ,,muß" so sein, weil gemäß der Theorie kein Medium existieren darf, in dem das Mikroobjekt eine Welle anregen oder eine andere Wirkung auslösen könnte. Oft werden bestimmte Erscheinungen, die nur unter speziellen Versuchsbedingungen feststellbar sind, unzulässig verallgemeinert und auf Geltungsbereiche übertragen, mit denen sie überhaupt nichts zu tun haben. Ob die rätselhaften Neutrinos nur benötigt werden, um den undefinierbaren Äther und seine Wirkungen durch ein anderes undefinierbares ,,Etwas" zu ersetzen? Man sieht keinen Ausweg und weiß auch nicht, wo man ihn suchen soll. Ist wirklich kein Ausweg denkbar? Weshalb zwingt man sich den Gedanken und die Formulierungen auf, daß die Mikroobjekte Teilchen und Welle zugleich sein sollen bzw, Teilchen- und Wellencharakter haben sollen? Wer soll denn nun konkret die Eigenschaft ,,Welle" haben : das Teilchen oder der Teilchenstrom ? Zu der im Experiment nachweisbaren sogenannten ,,Elektronenbeugung", die oft als Beispiel für den Doppelcharakter des Elektrons genannt wird, ist immer ein ,,Beugungsgitter", ein Hindernis, erforderlich. Nehmen wir dieses Wort mal wörtlich. Was wird bei der ,,Elektronenbeugung" eigentlich gebeugt? Sind es die Elektronen selbst? Oder ihre Bahn? Oder ist es die Ausbreitungsrichtung einer Welle, die von den Elektronen angeregt wird? Warum sollte man nicht den Gedanken zulassen, daß ein Elektron unmittelbar oder an einem ,,Hindernis" eine Schwingung anregt, die sich in einem Medium wellenförmig ausbreitet? Vielleicht kann ein Gedankenexperiment einen Ausweg andeuten?: Stellen Sie sich bitte (gedanklich) in Wurfweite vor einen großen ,,Klangkörper", etwa eine ruhig hängende Glocke. Sie nehmen nun einen Stein und werfen den aus geraumer Entfernung gegen die Glocke. Haben Sie alles hellhörig ,,belauscht"? In der Flugphase des Balles hören wir die Schallwellen, die das ,,Geschoß" in der Luft erzeugt. Die Wellenlänge des Schalls in und entgegen der Bewegungsrichtung des Flugkörpers ist durch den Dopplereffekt (4.14.3) erklärbar. In der Bewegungsrichtung entspricht die Wellenlänge außerdem der Aussage der Materiewellengleichung von de Broglie: ~ 1/v. Frequenz und Lautstärke der wahrnehmbaren Schallwellen werden von vielen Faktoren beeinflußt; z. B. von der Geschwindigkeit, Größe und Oberflächenbeschaffenheit des Geschosses, von der Richtung, aus der wir das fliegende Geschoß belauschen und davon, ob es auch noch mit gewissem Drall um sich selbst rotiert, oder ob ein weitmaschiges Geschoß von der Luft durchströmt wird; ein Federball ,,rauscht" durch die Luft. Beim Aufprall des Geschosses auf die Glocke klirrt ,,es" zunächst. Das sind Oberwellen, ,,Tonspritzer". Nach vollzogenem Einschwingvorgang wird der Klang nur von den systembedingten Eigenschaften der Glocke, des ,,Beugungsgitters", bestimmt. Durch die kinetische Energie des Geschos ses wurde die Glocke zu ,,Eigenschwingungen" angeregt, die jetzt ihrer seits die Luft zum Erzittern bringen. Nun hören wir das ,,Gitter" schwingen, vom Geschoß hören wir nichts mehr. (!) So verstehen wir prinzipiell den ,,Dualismus von Welle und Teilchen". Nun stellen Sie sich vor, es kommt jemand und behauptet: ,,Es gibt dort gar keine Luft; der Schall, den wir hören, ist immanente Eigenschaft des Geschosses. Dieses Geschoß selbst ist Teilchen und Schallwelle zu gleich, es hat Teilchen- und Welleneigenschaften, denn das ist, als Naturgesetz, der Dualismus von Welle und Teilchen." Was sagen Sie nun? Was sagen Sie dem, der solchen Unsinn behauptet? Selbstverständlich übertragen wir alle obigen Gedankengänge und Formulierungen auch auf die Wellenlänge der Wellen, die in der latenten Materie direkt durch die Bewegung der Mikroobjekte oder indirekt durch die sekundär in Schwingung versetzten Oszillatoren (Resonatoren) angeregt werden. Demnach sind die Mikroobjekte Elementarwirbel oder Wirbelkombinationen der latenten Materie. Sie rotieren (schwingen) um sich selbst bzw. um ein Wirbelzentrum. Sie werden von der latenten Materie angeregt und regen umgekehrt diese zu Schwingungen an, die sich wellenartig ausbreiten. Ein Körper, (Gitter, Wirbelkombination, Oszillator, Resonator), oszilliert bei entsprechender Anregung mit seiner systembedingten Eigenfrequenz. Die Schwingungsanregung kann durch Bestrahlung (Beschuß) mit Mikroobjekten erfolgen. Die Farben des Lichtes sind folglich Schwingungen unterschiedlicher Frequenz der latenten Materie. Die rote Rose erhält ihr Rot nicht aus der Ferne. Bei entsprechender Anregung schwingen die Oszillatoren der Rose mit ihrer Eigenfrequenz ,,Rot". Zur Anregung eines Oszillators genügt, wie man weiß, eine im Spektrum enthaltene Resonanzfrequenz. Eigentlich ist das alles sehr logisch, natürlich und wahrheitsverdächtig. Zudem war man bereits vor hundert Jahren einer solchen Lösung sehr nahe. Es erhebt sich daraus nur eine Problemfrage: Warum muß man nach 100 Jahren erneut auf diese trivialen ,,Weisheiten" verweisen? Wer oder was hat das wissenschaftliche Denken aus dieser Richtung gelenkt? Inhalt << (4.13) "Ätherwidersprüche" ? >> (5) Die große "Frage an die Natur": Michelson-Experiment Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (4.1) Schleichende Irrtümer? >> (4.3) Newton's Gravitationsgesetz mit folgenschweren Deutungen 4.2 Keplers eindeutige Wahrheiten Johannes Kepler (1571-1630) wertete Beobachtungen von Tycho Brahe über die Planetenbewegung aus und formulierte die drei Kepler'schen Gesetze: Diese Gesetze sind "nur" Feststellungen und mathematische Formulierungen von Beobachtungstatsachen. Sie enthalten keinerlei Hinweis auf die Ursache der Planetenbewegung oder auf das Wesen wirkender Kräfte. Kepler begnügte sich mit der Feststellung, wie sich die Planeten bewegen. Aber man stößt in der Literatur auf Bemühungen, den Kepler'schen Gesetzen nachträgliche Deutungen zu unterstellen, z.B. Kepler begründete mit diesen Gesetzen die Himmelsphysik und führte die Bewegung der Planeten auf die Schwerkraft und die Trägheitskraft zurück. Nein, eine solche Deutung gab Kepler seinen Gesetzen nicht! Und Newton lebte etwa einhundert Jahre später! Die Anwendung von Kepler's Gesetzen ist also keine Erklärung der Ursache eines physikalischen Geschehens, sondern zunächst schlicht die Nutzung einer noch unerklärten, mathematisch erfaßten Beobachtungstatsache (Erscheinung). Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (4.2) Kepler's eindeutige Wahrheit >> (4.4) Kant verstrickt sich in den "Newton'schen Grundsätzen" 4.3 Newtons Gravitationsgesetz mit folgenschweren Deutungen Isaac Newton (1643-1727) hinterließ uns das scheinbar "selbstverständlichste", aber wohl folgenschwerste "Naturgesetz": Gesetz der "Massen-Anziehungs-Kraft". Die Schwere eines Gegenstandes nehmen wir direkt mit dem Gefühl wahr, und seit jeher fragt der Mensch nach der Ursache dieser Kraftwirkung. Die Legende berichtet, Newton habe, auf einer Wiese ruhend, einen fallenden Apfel beobachtet und sei dadurch zum Nachdenken angeregt worden: "Warum fällt der Apfel zu Erde? Zieht nur die Erde den Apfel an, oder hat auch dieser, vielleicht gar jeder Körper eine solche Anziehungskraft?" Ist diese Frage bereits ein verhängnisvoller Trugschluß? Zum Gravitationsgesetz gelangte Newton durch Anwendung und Deutung der Kepler'schen Aussagen über die Planetenbewegung. Zur Vereinfachung kann man davon ausgehen, daß alle Planetenbahnen nahezu kreisförmig sind, d.h. die Bahngeschwindigkeit eines Planeten ist konstant. Bei der Kreisbewegung wirkt auf einen Körper, der vom Rotationszentrum den Abstand r hat, eine Beschleunigung rechtwinklig zur Bewegungsrichtung, also zum Mittelpunkt hin, und sie hat den Wert: Angewendet auf das Sonnensystem, ist die Bahngeschwindigkeit eines Planeten, r sein Abstand von der Sonnenmitte, T die Umlaufzeit des Planeten um die Sonne. Die Konstante hat nach dem 3. Keplerschen Gesetz für alle Planeten den gleichen Wert und ist zunächst nur eine unerklärte Beobachtungstatsache. So ist festzustellen, daß die im Abstand r wirksame Beschleunigung völlig unabhängig von den Eigenschaften eines dort vorhandenen Planeten ist, und es bleibt vorerst auch unerklärt, ob diese Beschleunigung durch die Sonnenmasse oder eine andere himmlische Größe verursacht wird. Erst mit der willkürlichen, aber zielgerichteten Setzung , was mathematisch durchaus korrekt ist, wird die Masse M der Sonne in Verbindung mit der Gravitationskonstanten G für die wirkende Beschleunigung verantwortlich "gemacht". Auf den Planeten mit der Masse m wirkt nun eine "Anziehungskraft": Die Verallgemeinerung dieses Formelausdrucks auf die Kraftwirkung zwischen zwei beliebigen Körpern überhaupt, unabhängig von ihren Umweltbedingungen, erhebt ihn zum "Gesetz der allgemeinen Gravitation". Auch die Gravitationskonstante , durch irdische Laborexperimente ermittelt, wird mit dem gleichen "Recht" zu einer allgemeingültigen Naturgröße. Durch diese festgelegte Allgemeingültigkeit ist man "berechtigt", mit Hilfe des Gravitationsgesetzes die Massen der anderen Himmelskörper zu berechnen. So wurde im Laufe der Zeit die Gravitationskonstante immer genauer bestimmt, und die Massen der Himmelskörper wurden systematisch der Theorie immer besser angepaßt. Man schreibt den Himmelskörpern die Massen zu, die sie haben "müssen", damit sich mit dem Gravitationsgesetz die Bewegungsabläufe so berechnen lassen, wie wir sie aus den Beobachtungsergebnissen kennen. Dabei ist es möglich, daß einem masselosen oder massearmen Himmelsgebilde eine Masse "zugeordnet" werden "muß", die es in Wirklichkeit gar nicht hat. Und nun sucht man nach den Massen, die es vielleicht nicht gibt, und man muß erklären, wodurch es ihnen gelingt, sich so hartnäckig zu verstecken. Der Himmel hängt voller Denkanregungen und Beweise. In "Philosophiae naturalis principia mathematica" nennt Newton seine Absicht mit den Worten: "Alle Schwierigkeit der Physik besteht nämlich dem Anschein nach darin, aus den Erscheinungen der Bewegung die Kräfte der Natur zu erforschen und hieraus durch diese Kräfte die übrigen Erscheinungen zu erklären... möchte es gestattet sein, die übrigen Erscheinungen der Natur auf dieselbe Weise aus mathematischen Prinzipien abzuleiten!" Die Absicht klingt gut, doch was ist letztendlich daraus geworden?: Man schafft sich ein Modell, macht es zum allgemeinen Leitbild und leitet daraus mathematisch ab, wie der Rest der Welt beschaffen sein darf. Diesen Umgang mit einem Modell lehnen wir entschieden ab, siehe (2)! An anderer Stelle im gleichen Werk sagt Newton: "lch habe nicht dahin gelangen können, aus den Erscheinungen die Ursache dieser Erscheinungen der Schwerkraft abzuleiten, und Hypothesen erdenke ich nicht. Alles nämlich, was nicht aus den Erscheinungen selbst folgt, ist eine Hypothese; und Hypothesen, seien sie nun metaphysische oder physische, mechanische oder diejenigen der verborgenen Eigenschaften, dürfen nicht in die Experimentalphysik aufgenommen werden." Dem ist zuzustimmen! Stellt aber die Behauptung, die an den Körpern wirkende Kraft ist eine Massen-Anziehungs-Kraft, keine Hypothese dar? Schaltet sie nicht sogar durch ihren überbetonten Wahrheitsanspruch die Möglichkeit anderer Ursachen aus? Auf den betonten Grundsätzlichkeits- und Wahrheitsanspruch des Gravitationsgesetzes stößt man häufig in der Fachliteratur: "Das Gravitationsgesetz läßt sich nicht aus anderen Gesetzen reduzieren und könnte als das vierte Newtonsche Axiom bezeichnet werden." Oder: "Das Gravitationsgesetz existiert, weil die Welt so eingerichtet ist, und nur wenn man es akzeptiert, lassen sich mit seiner Hilfe auch andere Naturerscheinungen erklären." Für Newton ist das Weltall ein stofflich leerer Raum, durch den sich die kompakten Himmelskörper bewegen. Unter dieser Voraussetzung muß die Kraftwirkung zwischen zwei Körpern irgendwie aus sich selbst oder aus himmlischen, mystischen Ursachen erklärbar gemacht werden. So war und ist die Newton'sche "Massen-Anziehungs-Kraft" eine durch ein stoffliches Nichts vermittelte Fernwirkungskraft zwischen zwei Körpern. Doch der leidige "gesunde Menschenverstand" verlangt, trotz aller Demütigung, hin und wieder mal nach einer anschaulichen Darstellung dieser so geheimnisvoll wirkenden Kräfte. Die Kraft, die z.B. nach üblichen Auffassungen als "Zugkraft" zwischen Sonne und Erde wirken müßte, läßt sich in Näherung mühelos berechnen: Damit errechnet man als Zugkraft: Wollte man (gedanklich!) diese "Zugkraft" durch ein aus handelsüblichem Stahl bestehendes Seil mit einer Zugfestigkeit von 850 N/mm2 übertragen, so müßte dieses "Seil", wenn es nicht zerreißen soll, einen Radius von 3677 km haben. Das ist etwa der 0,6fache Erdradius! Vergleichsweise wäre das die Erde in Fußballgröße an einem stählernen Laternenmast. (!) Deutet man die Gravitation als Massenanziehung, so müßte die wirkende Kraft zum Mittelpunkt der Massen gerichtet sein. Der Himmel ist jedoch voller Beweise, daß sich die "angezogenen" Körper nicht in gerader Linie auf den "anziehenden" Körper hinbewegen, sondern diesen umkreisen, oder zumindest eine Ablenkung erfahren. Auch ein aus großer Höhe auf die Erde fallender Körper wird in Rotationsrichtung der Erde abgelenkt. Die Eigenrotation der beiden Massen, die vermutlich in irgendeinem Zusammenhang mit diesem Bahnverlauf steht, findet im Gravitationsgesetz keine Beachtung. Die Rotation der Materie um ein Rotationszentrum und um sich selbst scheint aber ein Wesensmerkmal der Natur zu sein, gültig für die Galaxien über die Sonnensysteme bis hin zum Atom und dem Elektronenspin. Aber für das Gravitationsgesetz, dem vermeintlichen Quell weiterer Naturgesetzgebung und -weisheit, ist jegliche Rotation der Materie eine überflüssige, nicht zu beachtende Begleiterscheinung. Anlaß und Grund genug, die Allgemeingültigkeit dieses Gesetzes und die Deutung der Gravitation als "Massen-Anziehungs-Kraft" zu bezweifeln. Dieses "Naturgesetz" möge als bewährtes Denkmodell bei Beachtung der Grenzen seiner Anwendbarkeit weiterhin gut geeignet sein. Als physikalische Wahrheit und als Modell zum Erkennen weiterer physikalischer Wahrheiten kann man die Prämissen des "Gesetzes" nicht anerkennen. So, wie es das Gravitationsgesetz aussagt und vorschreibt, kann unsere Welt wohl doch nicht eingerichtet sein, und durch Festhalten an Dogmen werden wir nicht erfahren, wie sie in Wirklichkeit beschaffen ist. Was aber ist die "Wahrheit", in welcher Richtung könnte sie zu suchen sein? Vielleicht kann eine simple, kleine Denkanregung weiterhelfen, erkennbar am rotierenden Inhalt einer Kaffeetasse oder Waschschüssel: Die Flüssigkeit rotiert differentiell, d.h. sie wird von außen nach innen abgebremst, innere Teilchen bewegen sich schneller als äußere. Für zwei, das Rotationszentrum umlaufende, Teilchen gilt wie für die Planeten des Sonnensystems das 3. Keplersche Gesetz: = const. Etwas Pulver, Schaum oder farbige Tusche in die rotierende FLüssigkeit gebracht, führt zu spiralförmigen Gebilden, die sich optisch nicht von den zauberhaften Himmelsspiralen unterscheiden lassen. Im Rotationszentrum konzentrieren sich die Stoffe, (wenn vorhanden). Es ist bekannt, daß in Luft- und Wasserwirbeln, besonders in Nähe des Zentrums, beachtliche Kraftwirkungen zum Mittelpunkt hin wirksam sind. Sollte sich ein Teilchen, aus beliebigem Anlaß, vom Rand in Richtung Zentrum bewegen wollen, wird es in Rotationsrichtung abgelenkt. Obwohl man weiß, daß im Zentrum dieses Materiewirbels kein Massekern vorhanden ist könnte man z.B. auch hier errechnen, welche "Masse" im Rotationszentrum erforderlich wäre, damit für einen Körper, der im Abstand r das Zentrum umläuft, das Gravitationsgesetz erfüllt ist. Zufällige Übereinstimmungen? Ob auch die Planeten des Sonnensystems und die Bestandteile der Galaxien in einer rotierenden Materie "schwimmen"? Ob sich vielleicht der Schlüssel für das Wesen der Gravitation aus dem rotierenden Inhalt einer Kaffeetasse erkennen und ableiten läßt? Damit ergeben sich fundamentale Fragen: Gibt es im Kosmos ebenfalls ein vergleichbares rotierendes Medium? Sollte man die allgemein bekannte Weisheit, daß in jedem rotierenden Medium (Wirbel) ein zum Wirbelzentrum gerichteter Druckradient auftritt, nicht auch auf den Kosmos übertragen können? Mit welchem Recht wird behauptet, das Vakuum sei ein stofflich leerer Raum? Mit welchem Recht darf man der Natur und ihrer Erkennbarkeit eine willkürliche Schranke setzen, hinter der es nichts mehr zu suchen und zu erforschen geben soll? Wir sehen hier einen berechtigten Hinweis auf die vermutete Existenz der "latenten Materie"und gehen nun im weiteren davon aus, daß unser Sonnensystem und darüber hinaus der überschaubare Kosmos ein riesiges Wirbelsystem der "latenten Materie" ist, in dem sich die Himmelssysteme bewegen wie Unterwirbel in einer rotierenden idealen Flüssigkeit? Am "Äther" alter Prägung blieb unbegreiflich, weshalb er für die Bewegung der Himmelskörper kein Hindernis darstellt. Wir gehen aber grundsätzlich davon aus, daß die "latente Materie" an der Bewegung der Himmelskörper ursächlich beteiligt ist. Bild 4.3-1: Galaxie? Waschschüssel? Hurrikan? Kaffeetasse? Inhalt << (4.2) Kepler's eindeutige Wahrheit >> (4.4) Kant verstrickt sich in den "Newton'schen Grundsätzen" Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (4.3) Newton's Gravitationsgesetz mit folgenschweren Deutungen >> (4.5) Was steckt da in dem Raume drin? 4.4 Kant verstrickt sich in den "Newton'schen Grundsätzen" Von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts galt in der Naturanschauung die Welt als absolut unveränderlich: einmal zustande gekommen, wodurch auch immer, sie blieb, wie sie war, solange sie bestand. Für Immanuel Kant (1724-1804) war dagegen das Sonnensystem nicht schlagartig gemacht worden, sondern es hatte sich in der Zeit entwickelt. Doch mit seiner progressiven Absicht, die Entwicklung des Weltgebäudes nach Newton'schen Grundsätzen zu erklären, legte Kant sich und seiner Nachwelt zugleich dauerhafte Fesseln an. 1755 erschien Kants Frühwerk: "Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels, oder Versuch von der Verfassung und dem mechanischen Ursprünge des ganzen Weltgebäudes, nach Newtonischen Grundsätzen abgehandelt." Kant geht also, wie Newton, davon aus, daß der Raum zwischen der Sonne und den Planeten leer ist. Er sieht "keine materialische Ursache, die durch ihre Erstreckung in dem Raume des Planetengebäudes die Gemeinschaft der Bewegungen unterhalten sollte". "Dieser Raum ist vollkommen leer...; also muß er ehemals anders beschaffen und mit genügsam vermögender Materie erfüllet gewesen sein." Trugschluß und progressives Entwicklungsdenken in einem Satz? Die einfachste der möglichen Vorstellungen ist nach Kant das als Ausgangszustand angenommene Chaos. Aus zufälligen Dichteschwankungen im insgesamt homogenen, in kleinen Raumbezirken jedoch inhomogenen Chaos wird ein sich entwickelnder Verdichtungsprozeß gefolgert. Als wesentlich sieht Kant ein Wechselspiel von Attraktion und Repulsion, welches "die zu ihren Anziehungspunkten sinkende Elemente durcheinander und von ihrer geradlinichten Bewegung seitwärts gelenket" hat, wobei Wirbel und schließlich die Kreisbewegung um das sich herausbildende Schwerezentrum entstanden sein sollen. Nach Kants Darstellung versucht man im Prinzip bis heute, die Entstehung der Galaxien, Sonnensysteme und Einzelsterne zu erklären. Bei aller Würdigung des inzwischen angehäuften Tatsachenmaterials ist noch immer nüchtern festzustellen, daß die Stern- und Planetenforschung in ihren anfänglichen, unvollkommenen Grundsätzen steckengeblieben ist: Allein durch Massenanziehungskräfte lassen sich die extrem hohe Verdichtung der Materie und die in den Sternen und Planetensystemen gespeicherte Energie in Form von Wärme und Drehimpuls nicht erklären. Zur Erklärung der Rotationsenergie, die in einem System steckt, ist man genötigt, dem kosmischen Urnebel einen Anfangsdrehimpuls zuzuordnen, aber es bleibt offen, wodurch der Urnebel im stofflich leeren Raum den erforderlichen Drehimpuls erhalten hat und wodurch dieser auf die Bestandteile des Systems übertragen und verteilt wird. Eine umfassende und in sich geschlossene Theorie über den Ursprung der Planeten gibt es noch nicht. Alle diesbezüglichen theoretischen Konzeptionen der vergangenen 300 Jahre scheiterten letztlich an der Tatsache, daß die Summe der Bahndrehimpulse aller Planeten etwa 200 mal so groß wie der Drehimpuls der Sonne ist. Wer hat wem wodurch welche Energie übertragen? Geheimnisvoll bleiben die Ursachen für die Stabilität der Himmelssysteme, für die Gesetzmäßigkeit von Bewegungsabläufen und die Formenvielfalt der Gebilde bei zugleich gestochen scharfer Abgrenzung zauberhafter Erscheinungen, wie z.B. der Saturnringe. Einschlägige wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Darstellungen erzeugen oft ein Gefühl peinlicher Gerührtheit und künden von der inneren "Not" ihrer Autoren. Alle Himmelssysteme rotieren. Welche ursächliche, fundamentale Bedeutung kommt der Rotation in den kosmologischen Erklärungen zu? Nach Kant ist es prinzipiell möglich, daß der Urnebel, aus dem das Sonnensystem entstanden sein soll, entweder bereits vorher rotierte oder daß die Rotation erst im Verlaufe der Kontraktion entstanden ist. Rotation und Wirbelbildung, sowie deren mögliche Ursachen und Auswirkungen, werden auch in neuzeitlichen Erklärungen über die Entstehung kosmischer Systeme oft als sekundäre, überflüssige, fast lästige Erscheinungen behandelt, die man nach Belieben und Bedarf erwähnt oder unterschlägt. Bei der allgemeinen Erklärung der Sternentstehung wird in der einschlägigen Fachliteratur die Rotation gar nicht erwähnt. Weshalb sollte man sie auch erwähnen? Die Newton'schen Grundsätze erfordern das nicht. Ihnen zufolge ist die Sternentstehung nur ein durch "Massenanziehung" verursachter Verdichtungsprozeß. Theoretisch wäre es danach möglich, daß aus einer nichtrotierenden Urwolke ein nichtrotierender Stern entsteht. Die Entstehung eines rotierenden Sterns aus einer nichtrotierenden Urwolke wäre möglich, seine Rotation aber nur als zufällige Nebenwirkung erklärbar. Zur Anwendung der Newton'schen Grundsätze kann der Urnebel rotieren, er muß es aber nicht. Man erkennt auch hier: Die Rotation der Materie, eine auffällige und bemerkenswerte physikalische Realität, bleibt vom Gravitationsgesetz unberührt und unbeachtet. Die Rotation aller Stern- und Nebelsysteme gilt als Tatsache. An der Exaktheit der Meßmethoden und -ergebnisse ist nicht zu zweifeln. Für die Oberfläche von Sternen wurden Rotationsgeschwindigkeiten von 200 bis 400 km/s gemessen. Die kosmischen Nebelgebilde tragen entweder bereits äußere Merkmale von Rotationserscheinungen, oder sie zeigen in Spezialaufnahmen Spuren großräumiger oder örtlicher Wirbelvorgänge. Die Pulsare werden aufgrund ihrer meßbaren Erscheinungen als außerordentlich rasch rotierende Sterne aufgefaßt, deren Rotationsperioden nur einige Sekunden bis zu Bruchteilen von Sekunden betragen. Bei diesen hohen Rotationsgeschwindigkeiten ist man allerdings "gezwungen", den Pulsaren eine sehr hohe Masse "zuzuschreiben", und so bezeichnet man sie auch als massereiche Neutronensterne. Es darf aber bezweifelt werden, daß die Neutronensterne die Masse, die man ihnen theoretisch zuschreibt, tatsächlich haben. Fast unbezweifelt gilt noch immer die verallgemeinerte Auffassung: Jede Rotation erzeugt Fliehkräfte, durch die die Bestandteile des rotierenden Systems nach außen getrieben werden, wenn sie nicht durch eine nach innen gerichtete Kraft an das Rotationszentrum gebunden werden. Nach innen gerichtet, d.h. zusammenhaltend, ist nach Newton die Massenanziehungskraft. Also, so folgert man, muß "selbstverständlich" ein schnell rotierendes System in seinem Innern eine sehr hohe Masse enthalten und im Extremfall total verbergen. Das ist die Tragik der Newton'schen Grundsätze! Schnell rotierende Luft- und Wasserwirbel verdeutlichen das Gegenteil: Je größer die Rotationsgeschwindigkeit, (je größer die Rotationsenergie des Wirbels), desto größer ist die Kraftwirkung nach innen. In diesen Wirbeln besteht durch ein starkes Druckgefälle eine große "Sogwirkung", und durch die differentielle Rotation des Mediums werden alle vom Wirbel erfaßten Gegenstände förmlich zum Mittelpunkt des Wirbels "hingeschraubt". Von innen her "zieht" keine konzentrierte Masse die Körper zu sich an. Ein schnell rotierender Wasserwirbel bildet einen Trichter, und ein Korken, der gewöhnlich auf dem Wasser schwimmt, wird dabei nicht durch eine Fliehkraft nach außen gedrängt, sondern er verschwindet im Trichter. Ein "schwarzes Loch"? Das wird man noch sehr gründlich bedenken müssen. Die "großen" Dinge dieser Welt erkennt man gewöhnlich an den "kleinen" Dingen dieser Welt: Ein Materiewirbel ist eine "Energiekonzentration" und wirkt zusammenhaltend auf die Bestandteile des Wirbelsystems! Ist das "verrückt" genug, um wahr sein zu "dürfen"? Das "Wirbelprinzip" deutet bereits hier eine weit größere Aussagekraft und einen höheren Wahrheitsgehalt an als die "Massenanziehungskraft": Nach diesem Prinzip ist die Rotation der latenten Materie Voraussetzung jeglichen Zusammenhalts. Ein Stern muß rotieren und Zentrum eines Wirbels der latenten Materie sein, und er kann nur durch einen wirbelartig rotierenden Urnebel entstehen bzw. entstanden sein. Es können auch Wirbel der latenten Materie entstehen, existieren und wirken, ohne daß in ihnen kompakte "Massen" vorhanden sind. Die Suche nach den "Massen" der "Schwarzen Löcher" könnte überflüssig werden. Das Problem der Energieübertragung und -verteilung innerhalb eines rotierenden Planetensystems reduziert sich darauf, daß die Bestandteile des Systems bei seiner Entstehung eine gemeinsame Ursache hatten . Die Ursache für die Entstehung der Großwirbel ist in der kosmosweiten Dynamik der latenten Materie zu suchen. Die Expansion des Weltalls wäre als eine kosmosweite Wirbelauflösung zu deuten, die durch Massenanziehung niemals wieder aufzuhalten und rückgängig zu machen ist. Diese Schlußfolgerungen sind besonders beachtenswert, weil sie in völligem Gegensatz zu bisher gültigen Auffassungen stehen, aber doch sehr wahrheitsverdächtig sind. Sie verdeutlichen andererseits erneut die begrenzte und verklemmte Aussagefähigkeit des derzeitigen physikalischen Weltbildes. Eine fundamentale theoretische Grundauffassung mit so weitreichender Bedeutung wie das "Gesetz der Massenanziehung", die zu dem allgemeingültigen Naturgesetz und zur tragenden Säule der "Allgemeinen Relativitätstheorie'' wurde, sollte uns doch zumindest und als erstes dazu befähigen, das Mögliche vom Unmöglichen zu unterscheiden. Frühe Zeichnung der Spiralgalaxie M51 Bild 4.4-3: Galaxie - "Schwarzes Loch" -rotierendes "Nichts"? Inhalt << (4.3) Newton's Gravitationsgesetz mit folgenschweren Deutungen >> (4.5) Was steckt da in dem Raume drin? Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (4.4) Kant verstrickt sich in den "Newton'schen Grundsätzen" >> (4.6) Das undefinierbare "lnertialsystem" und die Ursache der Trägheit 4.5 Was steckt da in dem Raume drin? Wir erkennen, daß jegliches physikalische Geschehen untrennbar mit dem Raum, seinem Inhalt und "seinen" Wirkungen verbunden ist. Die Fragen nach der Beschaffenheit des Raumes bewegten seit alter Zeit die Philosophen und Naturwissenschaftler: Ist der Raum nun stofferfüllt oder stofflich leer? Ist ein leerer Raum überhaupt denkbar und physikalisch möglich? Wirkt der Raum allein durch seine bloße Existenz oder durch seinen Inhalt? Wirkt er durch die Ruhe oder die Bewegung seines Inhalts? Kann die Übertragung von Kräften nur auf Nahwirkung beruhen, oder sind Fernwirkungen zwischen den räumlich fernen Körpern denkbar und physikalisch sinnvoll? Wodurch könnten Fernwirkungen, so es sie gibt, zwischen den Körpern übertragen werden? Wirken ferne Körper augenblicklich aufeinander ein, oder hat die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wirkungen einen endlichen Wert? Viele Fragen, viele Meinungen. Viele Antworten, viele Irrungen?: "Es ist schon eine harte Zumutung", schreibt Albert Einstein, "daß man dem Raum überhaupt physikalische Realität zuschreiben soll, insbesondere dem leeren Raume. Die Philosophen haben seit den ältesten Zeiten immer wieder gegen eine solche Zumutung sich gesträubt." Renè Descartes (1596-1650) glaubte, wie viele Forscher des Altertums, nur an eine Kraftübertragung durch unmittelbaren Kontakt. Er negierte die Möglichkeit jeglicher Fernwirkung und ging davon aus, daß alle Wirkung direkt durch Druck oder Stoß übertragen wird. Descartes hatte der Materie "seIbstschöpferische" Kraft verliehen, mit anderen Worten: er suchte die Wirkungen in der Bewegung der Materie. Ein Vakuum, ein stofflich leerer Weltraum, war für Descartes unvorstellbar. Um die Wissenschaft von der mystischen Fernwirkung zu befreien, bediente er sich des Äthers, eines fiktiven feinsten Stoffes, der den Raum ausfüllen sollte. Otto von Guericke (1602-1686) befaßte sich ebenfalls mit der Frage, ob der Weltraum von feinstem Stoff angefüllt sei, oder ob es dort das umstrittene Vakuum doch gäbe. In seinem berühmten Experiment hatte er mit Hilfe einer Luftpumpe ein Vakuum hergestellt. Er schrieb über seine Versuche und Erkenntnisse 1672 ein Buch: "Die neuen Magdeburger Experimente mit dem leeren Raum." Die Begriffe "Vakuum" und "leerer Raum" sollte man überlegter wählen. Guericke hatte einen " luftverdünnten" Raum hergestellt. Er hatte keinen luftleeren und schon gar nicht einen "leeren" Raum erzeugt. Ist denn ein luftleerer Raum bereits ein leerer Raum? Zumindest wäre eine solche Behauptung voreilig und unwissenschaftlich. Der Gedanke mit einer Luftpumpe einen stofflich leeren Raum erzeugen zu können, dürfte ein fundamentaler wissenschaftlicher Irrtum sein; er hat sich, durch Einstein "geheiligt", bis heute erhalten. Hier steht man wieder vor der durch Menschen definierten und errichteten Tabuzone: Im luftleeren Raum sind keine stofflichen Vorgänge mehr zu erforschen. Auch Torricelli (1608-1647) war überzeugt, daß er in seiner berühmten Versuchsanordnung, dem Vorgänger des Barometers, einen leeren Raum, die sogenannte "Torricellische Leere", erzeugt hatte. Blaise Pascal (1623-1662) äußerte zum Versuch von Torricelli: "Eher erträgt die Natur ihren Untergang, als den kleinsten leeren Raum." Isaac Newton (1643-1727) setzte sich über die Sorgen seiner Vorgänger und Zeitgenossen hinweg. Mit ihm verschwand vorerst die Frage nach dem möglichen feinsten Stoff, dem Äther, der alle Körper durchdringen sollte. Für Newton war der absolute, ruhende, stofflich leere Raum der Hintergrund, gewissermaßen der Rahmen allen physikalischen Geschehens. Die Schwerkraft war für ihn eine sich unendlich schnell übertragende Fernwirkung. Dabei blieb unverständlich und unerklärt, wie die durch den leeren Raum getrennten Körper ohne jeglichen Vermittler aufeinander einwirken sollen. Zu Zeiten Newtons drängte sich die Frage nach den gleichberechtigten und bevorzugten Bezugssystemen verstärkt in die Deutung der Naturvorgänge. Newton sah "seinen" "absoluten Raum" als das bevorzugte Bezugssystem an. Und dieser Gedanke hat durchaus eine gewisse Daseinsberechtigung. Die in einem beschleunigten System auftretenden Trägheitskräfte beweisen uns täglich, daß es keine Ansichtssache ist, welches System man gegenüber welchem anderen als beschleunigt betrachten darf. Wenn sich ein Fahrzeug mit zunehmender Geschwindigkeit auf ein stillstehendes Fahrzeug zubewegt, haben beide die gleiche Beschleunigung zueinander, und jedes Fahrzeug könnte theoretisch gleichberechtigt als Bezugssystem betrachtet werden, obwohl die Insassen des stillstehenden Fahrzeuges von "ihrer" Beschleunigung nichts verspüren. Eine plausible Ursache für das Auftreten der Trägheitskräfte konnte Newton im "leeren" Raum nicht entdecken. Folglich "mußte" die Ursache der Trägheit der Körper dem absoluten Raum selbst "zugeschrieben" werden oder aber mit der Bewegung der Körper gegenüber dem absoluten Raum in Verbindung gebracht werden. Damit ist nach Newtons Auffassung der absolute Raum als bevorzugtes Bezugssystem "bewiesen". Besonders deutlich treten die Trägheitskräfte in rotierenden Bezugssystemen in Form der Fliehkräfte auf. Verwiesen sei auf den von Newton beschriebenen "Eimerversuch": Ein mit Wasser gefüllter Eimer wird, an einem Seil hängend, in Rotation versetzt. Dabei rotiert das Wasser zunächst nicht mit dem Eimer mit. Unverkennbar besteht zwischen Gefäß und Flüssigkeit eine Relativgeschwindigkeit, auf die das Wasser nicht reagiert. Der Eimer, als ein seine Gleichberechtigung beanspruchendes Bezugssystem, könnte beleidigt sein. Erst wenn die Flüssigkeit mit dem Eimer rotiert, ist die Wirkung einer Fliehkraft erkennbar, indem das Wasser an der Gefäßwand emporsteigt. Das Beispiel zeigt, daß die Relativbewegung des Wassers gegenüber dem Gefäß keine Ursache der Fliehkraft sein kann. Für Newton gilt das als Beweis der Existenz des absoluten Raumes und seiner Wirkung als bevorzugtes Bezugssystem. Später (um 1850) wurde auch der "Foucault'sche Pendelversuch" im Newton'schen Sinne gedeutet: Ein schwingendes Pendel muß nach Newtons Auffassung seine Schwingungsebene im absoluten Raum beibehalten, wenn alle Störeinflüsse ausgeschlossen werden. Wenn man das Pendel am Nordpol aufstellt, bewegt sich die Erdkugel unter ihm fort, und der Beobachter auf der Erde stellt eine Drehung der Schwingungsebene des Pendels entgegen der Erdrotation fest. Wäre die Erde ein gleichberechtigtes Bezugssystem, dürfte sich die Schwingungsebene des Pendels nicht gegen die Erde drehen. Da sie sich aber dreht, und das ist auch in unseren Breitengraden nachweisbar, "beweist" sie die absolute Rotation der Erde gegenüber dem absoluten Raum als dem bevorzugten Bezugssystem. 1675 veröffentlichte Newton seine "Emissionstheorie des Lichtes". Danach ist das Licht ein Strom sehr kleiner, von der Lichtquelle emittierter Teilchen. Newton sah keinen Zusammenhang zwischen den Lichtteilchen und der Gravitation. So war sein Raum, ganz nach Bedarf, mit stofflichen Lichtteilchen angefüllt oder stofflich leer. Wegen der Autorität Newtons waren seine Vorstellungen über den absoluten Raum und die Emissionstheorie im 18. Jahrhundert vorherrschend, wurden aber um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Frage gestellt. Augustin Jean Fresnel (1788-1827) führte zur Erklärung der Welleneigenschaften des Lichtes wieder den Äther ein. Er erklärt das Licht als eine wellenförmige Schwingung des elastischen Äthers (4.10.3). Ernst Mach (1838-1916) geht davon aus, daß angesichts der allgemeinen Dynamik des Weltalls nur relative Orte und Bewegungen physikalisch feststellbar und wirklich sein können. Darum könnten Newton's angebliche Beweise für die Existenz des absoluten Raumes nur "Scheinbeweise" sein. Die Ursache der Fliehkräfte ist nach Newton der absolute Raum, nach Mach sind es die "fernen Massen", die sich zwar zueinander bewegen, die aber in einer "Momentaufnahme" als markante Punkte des Weltalls aufzufassen sind und durch ihre "Massenanziehungskraft" im stofflich leeren Raum bei gleichfalls mystischer Fernwirkung ein großräumiges Wirkungsfeld "aufspannen". Ernst Mach ist mit diesem Gedankengang ein Wegbereiter der allgemeinen Relativitätstheorie, die lediglich mit dem Feldbegriff die Fernwirkung der Massen zu einer Nahwirkung macht. "Was tritt an die Stelle der Begriffe vom absoluten Raum und von der absoluten Zeit, ohne die nach den Newtonschen Prinzipien schon die einfachsten Tatsachen, wie das Verhalten des Foucaultschen Pendels, die Trägheits- und Fliehkräfte und dergleichen nicht erklärt werden können? An die Stelle des absoluten Raumes als fiktiver Ursache von physikalischen Vorgängen haben jetzt ferne Massen als wirkliche Ursachen zu treten. Der Kosmos als ganzer, das Heer der Gestirne, erzeugt an jeder Stelle und zu jeder Zeit ein bestimmtes metrisches Feld oder Gravitationsfeld. Wie dieses im Großen beschaffen ist, kann nur eine Spekulation kosmologischer Art lehren. Im Kleinen aber muß bei geeigneter Wahl des Bezugssystems das metrische Feld "euklidisch" sein, d.h. die Trägheitsbahnen und Lichtstrahlen sind gerade Weltlinien. Man muß immer daran denken, daß die Schwingungsebene des Foucaultschen Pendels nicht gegen den absoluten Raum, sondern gegen das System der fernen Massen feststeht, daß die Fliehkräfte nicht bei absoluten Rotationen, sondern bei Rotationen gegen die fernen Massen auftreten." <12> Zu Machs Zeiten, als das "Feld" noch nicht seine heutige Deutung und Selbständigkeit erlangt hatte, faßte man den Einfluß der fernen Massen noch als unvermittelte Fernwirkung auf. Doch die als Massenanziehung gedeutete Fernwirkung der fernen Massen ist nicht weniger mystisch als die Wirkung des Newton'schen leeren Raumes. Wo liegt da eigentlich ein Unterschied? Gegenüber der Newton'schen Behauptung vom absoluten Raum haben wir qualitativ nicht mehr "gewonnen", als daß sich nun die "Eckpunkte" des Raumes fast unmerklich im Weltall bewegen. So lebten zwei prinzipiell unversöhnliche Grundauffassungen über einen längeren Zeitraum relativ friedlich nebeneinander und fanden doch nicht zueinander: Die Äthertheorie, die den Raum als stofferfüllt annahm und die Gravitationstheorie, für die der Raum stofflich leer war. Der diesbezügliche Meinungsstreit mancher Wissenschaftler war dadurch gekennzeichnet, daß jeder die Welt nach seiner Modellvorstellung, die er aber nicht als solche ansah, eingerichtet wissen wollte. Die Anhänger der Äthertheorie schritten von Erfolg zu Erfolg bei der Deutung und Nutzung der elektromagnetischen Erscheinungen. Zur Erklärung der Gravitation wußten sie jedoch mit ihrem ruhenden, passiven, widersprüchlichen Medium (4.13) nichts anzufangen, so daß am Ende des 19. Jahrhunderts Heinrich Hertz nur die Hoffnung aussprechen konnte, daß der Äther auch "das Wesen der Materie selbst und ihrer innersten Eigenschaften, der Schwere und Trägheit", offenbaren werde (4.12.2). Es sei an dieser Stelle nochmals bemerkt: Die "latente Materie" unterscheided sich vom "Äther" prinzipiell dadurch, daß der "Äther" im absoluten Raum ruhen sollte, die "latente Materie" aber durch ihre Dynamik und Wechselwirkungen ursächlich und sekundär an jeglichem Naturgeschehen beteiligt ist. Einstein "beseitigt" zu Beginn des 20. Jahrhunderts den "Äther" und verwendet später die Mach'sche Idee von der Wirkung der fernen Massen als wesentliche Grundlage der Allgemeinen Relativitätstheorie. Mit der Verselbständigung des Feldbegriffes wurde aus der unvermittelten Fernwirkung der fernen Massen nun eine durch das Feld vermittelte Nahwirkung. Das "Feld" ist damit nur ein anderes Wort zur unerklärbaren Umschreibung bisher und weiterhin unerklärbarer Erscheinungen. Einstein beruft sich auf Descartes: "Descartes argumentierte etwa so: Raum ist wesensgleich mit Ausdehnung. Ausdehnung aber ist an Körper gebunden. Also kein Raum ohne Körper, d.h. kein leerer Raum. Wir werden sehen, daß die Allgemeine Relativitätstheorie Descartes' Auffassung auf einem Umwege bestätigt. Einen leeren Raum, d.h. einen Raum ohne Feld gibt es nicht. Descartes hatte demnach nicht so unrecht, wenn er die Existenz eines leeren Raumes ausschließen zu müssen glaubte. Erst die Idee des Feldes... in Verbindung mit dem allgemeinen Relativitätsprinzip zeigt den wahren Kern von Descartes Idee: es gibt keinen "feldleeren" Raum." <20> Das ist verfälschender und verwischender Mißbrauch von Autoritäten! So hatte Descartes es nicht gemeint! Descartes meinte, daß es keinen stofflich leeren Raum geben kann. Im Einsteinschen Sinne ist das Feld aber eine stofflose Materie. Das ist ein gewaltiger Unterschied! Trotz "Allgemeiner Relativitätstheorie'' ist das wahre Wesen der Gravitation, der elektromagnetischen Erscheinungen, der Trägheit weiterhin ungeklärt. Es bleibt unverständlich, was die "fernen Massen" damit zu tun haben sollen, wenn in einem Omnibus während einer scharf gefahrenen Kurve die Insassen durcheinanderpurzeln. Um dies als "Wirkung der fernen Massen" zu berechnen, könnte man allerdings noch Generationen von Mathematikern intensiv, aber kaum sinnvoll, beschäftigen. Bis zum heutigen Tage ist man gezwungen, diese Not zur Tugend zu machen. Daß die unerklärten Geheimnisse des Raumes das gesamte Naturgeschehen grundlegend bestimmen, ist eine unbestreitbare Tatsache. Man begnügt sich oft mit der Feststellung, die Naturgesetze sind durch den "Zustand des Raumes" begründet. Vorrangig sind es immer wieder die Erscheinungen der Trägheit, die uns veranlassen, einem "bestimmten" Raum dennoch eine gewisse Vorrangstellung einzuräumen. Woran liegt das? Inhalt << (4.4) Kant verstrickt sich in den "Newton'schen Grundsätzen" >> (4.6) Das undefinierbare "lnertialsystem" und die Ursache der Trägheit Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (4.5) Was steckt da in dem Raume drin? >> (4.7) "Wechselwirkungsprinzip" und "Wechselwirkungssystem" 4.6 Das undefinierbare "Inertialsystem" und die Ursache der Trägheit Mit dem Begriff "Inertialsystem" verbindet sich die Absicht, die Trägheit und ihre vermeintliche Ursache allgemein zu definieren und zu erfassen. Doch dieser Begriff ist so wirklichkeitsfern und in sich so widersprüchlich und selbsttötend, daß er gar nicht allgemein anwendbar ist und faktisch nur durch irreführendes Wortspiel das Wesen der Trägheit verschleiert. Die Eigenschaft "Trägheit" zeigt ein Körper erfahrungsgemäß bei einer sogenannten "beschleunigten" Bewegung. Was aber ist eine beschleunigte Bewegung? Gegen welches Bezugssystem muß ein Körper beschleunigt werden, damit er "träge" wirkt? Worin besteht das wahre physikalische Wesen der Trägheit eines Körpers? Kurzdefiniert sagt man: Ein Inertialsystem ist ein gleichförmig geradlinig bewegtes Bezugssystem, in dem das Trägheitsgesetz so wirkt, als ob das System ruht, (als sei es der ruhende Mittelpunkt der Welt). Und so kann man sich das "Inertialsystem" idealisiert vorstellen: Setzen wir uns gedanklich in das Abteil eines mit "gleichförmiger, geradliniger Geschwindigkeit" (bezüglich der Erde) dahinfahrenden Eisenbahnwagens. Eine herumsummende Fliege, der aufsteigende Zigarrenrauch, das aus dem Gepäcknetz herabhängende Pendel, der im Becher rotierende Kaffee, der innere Mechanismus einer empfindlichen Uhr und selbst die Fahrgäste bewegen sich, als stünde der Eisenbahnwagen still. Der Wagen ist das Bezugssystem, dessen Geschwindigkeit keinen Einfluß auf sich darin abspielende Vorgänge haben soll. Dieses Bezugssystem heißt Trägheits- oder Inertialsystem, weil hier das Trägheitsgesetz, wie man so sagt, uneingeschränkte Gültigkeit hat. Unsere Erfahrungen bestätigen, daß auf der Erde und sicher auch auf anderen Himmelskörpern unendlich viele derartige Inertialsysteme denkbar und praktisch wirksam sind. Als unhaltbar betrachten wir die allgemein übliche Behauptung, daß die Geschwindigkeit des "Inertialsystems" keinen Einfluß auf die sich in ihm abspielenden Vorgänge hat. Möglicherweise sind die Einflüsse so klein, daß man sie nicht zur Kenntnis nehmen kann, muß oder möchte. Es ist in diesem Zusammenhang bereits hier darauf verwiesen, daß auch die "Abhängigkeit der Masse von der (gleichförmig geradlinigen) Geschwindigkeit" als "Trägheitseigenschaft" erklärbar sein wird, II(1.6.6) "Brockhaus abc Astronomie" definiert und erläutert den Begriff "lnertialsystem" ausführlich so: "Inertialsystem, ein Koordinatensystem, in dem das Trägheitsgesetz gilt, nach dem jeder Körper, der keinen äußeren Kräften unterworfen ist, in Bezug auf das Inertialsystem im Zustand der Ruhe verharrt oder sich in geradliniger, gleichförmiger Bewegung befindet. Jedes andere Koordinatensystem, das gegen ein Inertialsystem eine geradlinige, gleichförmige Bewegung ausführt, ist ebenfalls ein Inertialsystem, hingegen sind gegen die Inertialsysteme rotierende Systeme selbst keine Inertialsysteme. Eine recht gute Annäherung an ein Inertialsystem stellt das System der Fundamentalsterne dar. Im strengen Sinne ist es aber kein Inertialsystem, da die Fundamentalsterne an der Rotation des Milchstraßensystems teilnehmen und damit auch das von ihnen gebildete Koordinatensystem eine Rotation besitzt. In neuerer Zeit versucht man, durch Anschluß der Fundamentalsterne an extragalaktische Sternsysteme ein Inertialsystem festzulegen, in dem man die Gesamtheit der extragalaktischen Sternsysteme als im Raum ruhend ansieht und relativ zu ihnen die Positionen der Fundamentalsterne bestimmt." Aus dieser Definition spricht das Bemühen um ein übergeordnetes Koordinatensystem mit grundlegender Raumorientierung. Ein solches "bevorzugtes" Bezugssystem ist "erforderlich", weil ja die fernen Massen für die Trägheit der Körper verantwortlich sein sollen. Somit "muß" auch aus dieser Sicht beurteilt werden, welche Bewegungsart ein anderes System hat und ob es also ebenfalls ein Inertialsystem ist oder nicht. Doch die Natur hält sich nicht einmal näherungsweise an diese Definition. Alles rotiert im System der Fixsterne, sogar das System selbst. Die laut Definition für ein Inertialsystem geforderte geradlinige, gleichförmige Bewegung findet in der Natur nicht statt. Das Sonnensystem z.B., als Bestandteil der Galaxis, umläuft das galaktische Zentrum mit einer Geschwindigkeit von 250 km/s. Die Erde bewegt sich dabei zusätzlich mit einer Bahngeschwindigkeit von 30 km/s um die Sonne und dreht sich außerdem täglich einmal um sich selbst. Gesteht man nun einem Eisenbahnwagen, gegenüber der Erde als Bezugssystem, eine geradlinige, gleichförmige Bewegung zu, so führt dennoch das Bezugssystem Eisenbahnwagen im Bezugssystem des "erhöhten" Beobachters eine sehr krummlinige und ungleichförmige Bewegung aus. Strenggenommen wird laut Definition nur einem einzigen Inertialsystem ein Daseinsrecht zuerkannt, theoretisch dürfte es kein zweites geben. Einige Trägheitserscheinungen lassen sich durch die Annahme eines quasi absoluten Inertialsystems erklären. Dazu gehören z.B der Newton'sche Eimerversuch und das Foucaultsche Pendel, die räumliche Stabilität schnell rotierender Kreisel und die scheinbare Trägheitskraft auf bewegte Körper in rotierenden Bezugssystemen (Corioliskraft). Doch gegenüber welchem Bezugssystem bleibt die Raumorientierung dieser Körper erhalten? Man weiß, daß sie gegenüber der rotierenden Erde eine Abweichung erfährt. Aber die Lage eines vollkardanischen Kreisels ist auch nicht gegenüber dem System der Fixsterne stabil. So nimmt man, durch die Umstände genötigt, das "lnertialsystem" so großzügig wie man es braucht und interpretiert nach Belieben <7>: "Die Experimente zeigen, daß ein System, in dem die Sonne ruht, zumindest in ausgezeichneter Näherung ein Inertialsystem darstellt. Ein mit der Erde fest verbundenes Bezugssystem ist vor allem wegen der Rotation der Erde um ihre eigene Achse kein Inertialsystem; jedoch kann man häufìg auch von den dadurch bewirkten Effekten absehen. Die Erfahrung zeigt, daß alle gleichförmig, d.h. mit konstanter Relativgeschwindigkeit der Bezugskörper, gegeneinander bewegten Bezugssysteme völlig gleichwertig sind. Ist eins von ihnen ein Inertialsystem, so sind daher alle Inertialsysteme. Inertialsysteme sind Bezugssysteme, in denen alle Orte, Richtungen und Zeiten physikalisch gleichwertig sind. Man sagt dann, der Raum sei homogen und isotrop, die Zeit homogen. Die Existenz solcher Systeme ist eine Erfahrungstatsache und keine Selbstverständlichkeit." Es ergeben sich grundsätzliche Fragen: Wo liegen die Ursachen dafür, daß manche Trägheitserscheinungen durch die Annahme eines absoluten Raumes erklärbar sind? Wodurch wird ein Kreisel aus seiner "stabilen" Raumorientierung abgelenkt? Wodurch ist erklärbar, daß unendlich viele Bezugssysteme wie ein Inertialsystem wirken, obwohl sie laut Definition gar kein Inertialsystem sind? Liegt die Ursache der Trägheit überhaupt in der Bewegungsart der Körper gegenüber dem absoluten Raum, oder den Fixsternen, oder den fernen Massen, oder einem sich irgendwie bewegenden undefinierbaren Inertialsystem? Soll die Trägheit tatsächlich als eine durch das "Feld" vermittelte nichtstoffliche Wirkung zwischen dem Körper und den fernen Massen verstanden werden? Vielleicht ist das Wesen der Trägheit durch die Bewegung der Körper gegenüber der latenten Materie, die ebenfalls bewegt ist, als direkte stoffliche Wechselwirkung (Nahwirkung) erklärbar? Wir wollen nun versuchen, das "lnertialsystem" und seine undefinierbaren Wirkungen mit dem "Wirbelprinzip" (3.3) erklärbar zu machen. Vielleicht ist dazu zunächst ein kleines Gedankenexperiment nützlich: Man stelle sich ein sehr weitmaschiges Sieb vor und bewege es durch eine Flüssigkeit. Oder umgekehrt, weil es sich technisch besser auswerten läßt: wir befestigen dieses Sieb in einem Strömungskanal und messen die Kraft, die infolge der stofflichen Wechselwirkung zwischen Flüssigkeit und Sieb in Abhängigkeit von der gleichförmigen (!) Bewegung auftritt. Wir formulieren die mit Sicherheit zu erwartenden Erkenntnisse: Das weitmaschige Sieb wird von der Flüssigkeit durch- und umströmt. Die Kraftwirkung (Strömungswiderstand) ist vom Quadrat der Relativgeschwindigkeit des strömenden Mediums gegenüber dem Sieb abhängig. Bei geringer Geschwindigkeit ist der Strömungswiderstand unmerklich klein, mit zunehmender Geschwindigkeit wird er beachtlich ansteigen. Jede Relativgeschwindigkeit hat ihren Durch- und Umströmungszustand. Der größere Anstieg der Kraftwirkung bei höherer Strömungsgeschwindigkeit läßt sich als Folge eines vergrößerten Strömungswiderstandes durch entstehende Wirbel oder andere Turbulenzen anschaulich deuten. Während der Geschwindigkeitsänderungen (Beschleunigungen) werden wesentlich größere Kraftwirkungen meßbar sein als bei gleichförmiger, konstanter Relativgeschwindigkeit. (Kraft = Masse x Beschleunigung). Mögliche Erklärung: Beim Übergang zu einer anderen Geschwindigkeit muß sich der Durch- und Umströmungszustand neu formieren, auftretende Turbulenzen vergrößern nur zeitweilig den Strömungswiderstand. Diese simplen Alltagserkenntnisse sind hier nicht ganz ohne Absicht so ausführlich dargestellt worden, denn es ergibt sich die Frage: Lassen sich diese Erkenntnisse auch auf die Wechselwirkung der Körper mit der latenten Materie anwenden? Für die Wechselwirkung mit der latenten Materie ist der atomare Aufbau der Körper mit einem außerordentlich weitmaschigen Sieb vergleichbar. Die Ausmaße eines Atomkerns betragen 10-13 bis 10-12 cm, die Elektronen umkreisen den Kern in einer Entfernung von etwa 10-8 cm. Wählt man zum Vergleich den Kernradius 5 mm, dann hätte das Elektron einen Durchmesser von 1 mm und die Elektronenbahn den Durchmesser 100 m (!). Zwischen dem Atomkern und den Elektronen, die ihn umkreisen, gibt es so unvorstellbar viel Platz, daß z.B. die Lichtwellen den kristallinen Aufbau des Glases und die kurzwelligeren Röntgenstrahlen alle anderen Körper fast ungehindert durchdringen können. Die latente Materie ist mit einer idealen Flüssigkeit vergleichbar. Die Strömungstheorie für ideale Flüssigkeiten besagt, daß ein Körper, der sich gleichförmig durch eine unendlich ausgedehnte Flüssigkeit bewegt, keinen Widerstand erfährt. (d' Alembertsches Paradoxon). Nun stellen wir uns nach dem Prinzip "Wirbel in Wirbeln" (3.3) die Erde im Zentrum eines differentiell rotierenden Wirbels der latenten Materie vor. Dieser Wirbel wird allseitig von außen nach innen gebremst, so daß die Erde schneller rotiert als die äußeren Bestandteile des Wirbels. Die nördliche Hälfte des latenten Wirbels wird dadurch gegenüber der Erdoberfläche rechtsherum verdrillt, die südliche linksherum. An der Erdoberfläche dürfte nur eine sehr geringe oder gar keine Relativbewegung der latenten Materie gegenüber der Erde nachweisbar sein; die Erde wird im Zentrum des Wirbels "mitgeführt", weil sich die Erdrotation im Laufe der Zeit der rotierenden Materie angeglichen hat. Aus unserem Analogiebestreben ergeben sich grundsätzliche Folgerungen: Das Wesen der Trägheit besteht in der direkten, hautnahen, stofflichen Wechselwirkung der Körper mit der sie umgebenden und durchdringenden latenten Materie. Das "Inertialsystem" ist ein Bezugssystem, in dem das Trägheitsgesetz so wirkt, als ob das System gegenüber der (bewegten) latenten Materie (annähernd) ruht oder sich ihr gegenüber (annähernd) gleichförmig und geradlinig mit einer Geschwindigkeit bewegt, bei welcher der verursachte Strömungswiderstand noch nicht spürbar wird. Die mysteriöse "Abhängigkeit der Masse von der (gleichförmigen) Geschwindigkeit" wird sich als Strömungswiderstand erweisen II(1.6.6). Wegen der großräumigen differentiellen Rotation der latenten Materie ist das "Inertialsystem" grundsätzlich an einen begrenzten Wirkungsraum und an spezielle örtliche Wirkungsbedingungen gebunden. Auch die Trägheitserscheinungen in rotierenden Bezugssystemen sind von der Bewegungsart der Körper gegenüber der sie unmittelbar umgebenden und durchsetzenden latenten Materie abhängig. Die fernen Massen haben mit den irdischen Trägheitserscheinungen direkt nichts zu tun. Sie sind nur indirekt daran "mitbeteiligt", weil sie ebenfalls Bestandteil des ineinandergreifenden gesamtkosmischen Wirbelsystems und sicher selbst Zentrum eines Materiewirbels sind. Speziell auf irdische Erscheinungen angewendet, bedeutet das z.B.: Für einen aus großer Höhe auf die Erde herabfallenden Körper ist die Erde wegen der differentiellen Rotation der latenten Materie kein Inertialsystem; denn der Körper wird in Rotationsrichtung der Erde und des Wirbels abgelenkt. Aus irdischer Sicht wirkt im Bezugssystem "rotierende Erde" das Trägheitsgesetz in größerer Höhe nicht so, als ob das System ruht. Für einen aus geringer Höhe herabfallenden Körper kann die Erde in guter Näherung als Inertialsystem angesehen werden; denn die dabei ebenfalls auftretende Ostablenkung ist vernachlässigbar klein. Jedes gegenüber der Erde ruhende Bezugssystem mit erdnahem Wirkungsraum ist Inertialsystem; denn dieser Raum hat keine Bewegung gegenüber der latenten Materie. Für ein erdfestes, aber erhöhtes Bezugssystem, (z.B. Labor auf sehr hoher Gebirgsspitze), könnte der Wirkungsraum bereits einer Bewegung der latenten Materie ausgesetzt und eine Relativbewegung, ein leichter "Ätherwind" spürbar sein. Ein zur Erdoberfläche gleichförmig, geradlinig und horizontalbewegtes System ist bei entsprechend kleinem Wirkungsraumes ein Inertialsystem; denn bei gleichförmiger Bewegung und kleiner Geschwindigkeit ist der verursachte Strömungswiderstand noch nicht bemerkbar. Für das am Nordpol oder auf der Nordhalbkugel aufgestellte Foucault'sche Pendel ist die Erde kein Inertialsystem. Die Erde dreht sich unter der Schwingungsebene des Pendels hinweg. Würde die Schwingungsebene ihre Lage raumbezogen beibehalten, müßte sie sich, da der Sonnentag run 4 min länger, als der Sterntag ist, in 24 Stunden um 361deg. entgegen der Erddrehung "bewegt" haben. Die tatsächliche Drehung würde jedoch < 361deg. sein, weil das Pendel durch die rotierende latente Materie eine geringere Mitführung in Drehrichtung des Erdwirbels erfährt. Für ein am Erdäquator aufgestelltes Pendel wirkt die Erde dagegen wie ein Inertialsystem; die Schwingungsebene erfährt keine Drehung. Ein offenes (weitmaschiges) rotierendes Bezugssystem ist auf kleinem Wirkungsraum faktisch von ruhender latenter Materie umgeben; denn es hat nur eine sehr kleine Wechselwirung mit der latenten Materie. Bei sehr schnell rotierenden geschlossenen (engmaschigen) Bezugssystemem (massereiche Kreisel und Flüssigkeiten) sind Mitnahmeeffekte und damit ein Einfluß auf die umgebende Materie nicht auszuschließen. Alle Körper, die sich im Erdwirbel der latenten Materie großräumig bewegen, z.B. Geschosse, ballistische Flugkörper, Luftund Meeresströmungen, werden, infolge der unterschiedlichen Verdrillung beider Wirbelhälften, auf der Nordhalbkugel nach rechts, auf der Südhalbkugel nach links abgelenkt. Diese Erscheinung, längst erkannt aber bisher gedeutet als eine durch den Raum oder die fernen Massen bewirkte Trägheitskraft, wurde nach ihrem Entdecker benannt: Corioliskraft. Ausführlich in II(3.5) Fazit: Der Begriff "lnertialsystem" entstand aus dem Zwang, Beobachtungstatsachen und vermeintliche Ursachen der Trägheit auf einen allgemeinen Nenner zu bringen. Dabei war man "gezwungen", weil keine anderen Ursachen im Weltgebäude ersichtlich waren, allein die Bewegung beliebiger Bezugssysteme untereinander für die Trägheit verantwortlich zu machen. Weil unter diesen Voraussetzungen das "Inertialsystem" undefinierbar ist, sind bisherige "Erklärungen" nur Aufzählung zusammenhangloser Fakten. Die Ursache der Trägheit ist nicht durch die Bewegung beliebiger Bezugssysteme unter sich definierbar, sondern nur als stoffliche Wechselwirkung der gegenüber der latenten Materie bewegten Körper bei Beachtung aller konkreten örtlichen Wechselwirkungsbedingungen. 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Wenn es nur um den relativen Bewegungsablauf geht, steht jedem Beobachter in jedem beliebigen Bezugssystem die uneingeschränkte Behauptung zu, daß sich das andere Bezugssystem ihm gegenüber bewegt. Das ist reine Ansichtssache. Aus der Sicht der Erdbewohner dreht sich die Sonne um die Erde. Wenn wir sagen "die Sonne geht unter", so ist diese Ansicht einfach zweckmäßiger, als wenn wir sagen "die Erde hat sich bezüglich der Fixsterne so weit um die eigene Achse und um die Sonne bewegt, daß wir nun hinter dem Horizont verschwinden". Zu anderen Zwecken begeben wir uns gedanklich auf einen Standpunkt außerhalb des Sonnensystems und beobachten die Rotation der Erde und der anderen Planeten um sich selbst und um die Sonne. Doch durch diese oder jene Betrachtungsweise ändern wir nicht das geringste an den Vorgängen, die sich auf der Sonne abspielen. Von der Ansicht eines Beobachters hängt das physikalische Geschehen in dem beobachteten Bezugssystem nicht ab. Verhängnisvoll wird der Umgang mit den Bezugssystemen erst, wenn das Wirken "der Naturgesetze" im beobachteten Bezugssystem von der Bewegung abhängig gemacht wird, die zwei beliebig wählbare Bezugssysteme zueinander haben. Dadurch wird der Eindruck erweckt, es hinge das Wirken "der Naturgesetze" vom Standpunkt des Beobachters ab und sei eine manipulierbare Ansichtssache. "Wechselwirkungsprinzip": Das Wirken jedes Naturvorganges bzw. Naturgesetzes ist an sehr konkrete örtliche Wirkungsbedingungen gebunden. Es ist direkte materielle (stoffliche) Wechselwirkung eines Körpers oder Teilchens mit seiner hautnahen Umgebung. Folglich läßt sich das Wirken der Naturgesetze besonders anschaulich und einfach erfassen und formulieren, wenn die stofflichen Strukturen, die im jeweiligen Naturgesetz vorrangig miteinander wechselwirken, auch als Bezugssystem betrachtet werden. Dieses System verdient dann die Bezeichnung "bevorzugtes Bezugssystem" oder "Wechselwirkungssystem". Man beachte den Unterschied: Als bevorzugtes System betrachtete Newton den absoluten Raum im Sinne übergeordneter Orientierung und Wirkung. Als bevorzugte Bezugssysteme werden mitunter die "Inertialsysteme" angesehen im Sinne von "durch die Natur mit bevorzugten Eigenschaften versehen". Das Inertialsystem zeigt das "bevorzugte" Verhalten. Es zeigt dieses Verhalten aber nicht durch die ihm zudefinierten Bewegungseigenschaften, die hat es nämlich gar nicht, sondern durch ein bisher unerkanntes Wirkungsprinzip. Bevorzugt in unserem Sinne bedeutet: vorteilhaft anwendbar zur Erfassung der jeweiligen Wechselwirkung. Zwei Aspekte sind grundsätzlich beim Umgang mit den Bezugssystemen zu unterscheiden: Wie können die Bewegungsvorgänge, die an beliebigem Ort in einem beliebigen System ablaufen, aus der Sicht eines anderen Systems zweckmäßig erkannt, beschrieben und mathematisch erfaßt werden? Wodurch wird das Wirken der Naturgesetze und Naturvorgänge als Wechselwirkung bestimmt oder beeinflußt, und in bzw. aus welchem Bezugssystem (Wechselwirkungssystem) kann es vorteilhaft beschrieben und mathematisch erfaßt werden? Verdeutlichen wir uns eine ernsthafte "Scherzaufgabe": Unser Sonnensystem bewegt sich mit der Geschwindigkeit 250 km/s um das Zentrum der Galaxis (aus der Sicht der fernen Massen). Die Bahngeschwindigkeit der Erde um die Sonne aus der Sicht eines Bezugsystems, das im (rotierenden) Sonnenmittelpunkt ruhend gedacht ist, beträgt 30 km/s. Die Erde rotiert außerdem um sich selbst und hat dabei am Äquator eine Umfangsgeschwindigkeit von etwa 0,5 km/s. In einer Höhe von 2000 m über der Erdoberfläche und 30deg. nördlicher Breite bewege sich eine Luftströmung mit einer Geschwindigkeit von 30 m/s von West nach Ost (aus der Sicht eines erdfesten Beobachters). In gleicher Höhe (2000 m) bewege sich ein Flugzeug auf Westkurs mit einer Geschwindigkeit von 1300 km/h (aus der Sicht eines Ballons, der in der Luftströmung "schwimmt"). Hieraus ließen sich gewiß sehr interessante und komplizierte mathematische Aufgaben zur Aufstellung der Bewegungsgleichung des Flugzeuges aus der Sicht der Beobachter in den einzelnen Bezugssystemen formulieren, um daraus (un)möglicherweise die Flugeigenschaften des Flugzeuges zu erkennen und zu berechnen. Aber hängen die Flugeigenschaften eines irdischen Flugzeuges von dessen Bewegungsart gegenüber einem weit entfernten Stern ab? Wir wollen es kurzfassen: Unabhängig von allen denkbaren Betrachtungsweisen werden die Flugeigenschaften des Flugzeuges von seiner Relativgeschwindigkeit gegenüber der Luft, der Luftdichte und seinen aerodynamischen Merkmalen bestimmt. Zur Erzeugung der Auftriebskräfte an den Tragflächen und der Steuerkräfte an den Ruderorganen ist die Luft das bevorzugte Bezugsystem, das Wechselwirkungssystem. Für diese Wechselwirkung ist es völlig unbedeutend, welche Bewegungsart das Flugzeug gegenüber den anderen Bezugssystemen ausführt. Bei plötzlichen Erschütterungen des Flugzeuges wird eine zusätzliche Wechselwirkung mit der örtlichen latenten Materie wirksam, (Trägheit). Jedes physikalische Wirkungsprinzip hat sein eigenes bevorzugtes Bezugssystem, sein Wechselwirkungssystem. Einstein benutzte, um die "Gleichwertigkeit der Bezugssysteme" für das Wirken der Naturgesetze zu erläutern, einen Eisenbahnwagen, der gegenüber dem Bahndamm bewegt wird: "lm Falle der Bevorzugung eines Bezugssystems müßten für das Wirken der Naturgesetze Größe und Richtung der Fahrgeschwindigkeit des Wagens eine Rolle spielen." Und ohne Angabe konkreter Versuchs- und Umweltbedingungen, z.B. ob hier ein offener oder geschlossener Wagen betrachtet wird, heißt es weiter: "Es wäre z.B. zu erwarten, daß der Ton einer Orgelpfeife ein anderer wäre, wenn diese mit ihrer Achse parallel zur Fahrtrichtung gestellt wird, als wenn sie mit ihrer Achse senkrecht zu dieser Richtung gestellt wird. Nun ist aber unsere Erde wegen ihrer Bahnbewegung um die Sonne einem mit etwa 30 km in der Sekunde Geschwindigkeit fahrenden Wagen vergleichbar. Es wäre daher im Falle der Ungültigkeit des Relativitätsprinzips zu erwarten, daß die momentane Bewegungsrichtung der Erde in die Naturgesetze eingehe, daß also die physikalischen Systeme in ihrem Verhalten von der räumlichen Orientierung gegen die Erde abhängen sollten." <20> Für das Wirken des Schallgesetzes, das den Ton einer Orgelpfeife bestimmt, ist eine Relativgeschwindigkeit zwischen den beiden stofflichen Strukturen Luft und Orgelpfeife erforderlich. Dabei ist es wohl völlig belanglos, welche Geschwindigkeit der Wagen gegen den Bahndamm oder die Fixsterne hat. Die Orgelpfeife gibt, wie jeder weiß, auch einen Ton von sich, wenn z.B. der Wagen steht und sich die Luft gegenüber dem Bahndamm bewegt. Dieses Beispiel mit der Orgelpfeife mag durch Einstein nicht sehr glücklich gewählt worden sein. Es zeigt aber sehr typisch das Bestreben, das Wirken von Naturgesetzen, ohne Beachtung der konkreten örtlichen Wirkungsbedingungen, mit der Bewegung inkompetenter Bezugssysteme in Verbindung zu bringen. Inhalt << (4.6) Das undefinierbare "lnertialsystem" und die Ursache der Trägheit >> (4.8) Sie bauen am Fundament - und wissen nicht, was sie tun Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (4.7) "Wechselwirkungsprinzip" und "Wechselwirkungssystem" >> (4.9) Der zweiseitige Ruhm des Michael Faraday 4.8 Sie bauen am Fundament - und wissen nicht, was sie tun Den eigentlichen Beginn des "elektromagnetischen" Denkens vermag heute niemand genau anzugeben. Es steht nur fest, daß wir, die Modernen, trotz allen Wissens und Könnens, die Anfangshürden zwar übersprungen, aber noch nicht beiseite geräumt haben. Obwohl elektrische und magnetische Erscheinungen schon seit der Antike bekannt sind, so z.B. die Kraftwirkung zwischen geriebenen Körpern (statische Aufladungen), die Nutzung der magnetischen Kraftwirkung (Kompaßnadel) u.a., begannen systematische Untersuchungen erst im 16. Jahrhundert. Man empfinde die Situation: Die elektromagnetischen Erscheinungen haben äußerlich nichts Greifbares. Meßgeräte gab es nicht, deren Prinzipien mußten erst noch erkannt werden. Der Begriff " Elektron" wurde erst ganz am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts geprägt. Was verbirgt sich hinter den Erscheinungen, und wie sind sie nutzbar? William Gilbert (1544-1603) hielt die elektrische Ladung der Körper für ein "Fluidum", etwas Einfließendes. Die magnetische Wirkung eines Dauermagneten und der Erde betrachtete er als ausströmendes Fluidum. Otto von Guericke (1603-1684) folgerte, daß die elektrische Anziehung bzw. Abstoßung von den gleichen Kräften komme, welche die Erdanziehung bewirken und den Lauf der Planeten bestimmen; es müsse also eine einzige, überall wirksame "tragende Kraft" geben. Robert Boyle (1627-1691), Isaac Newton (1643-1727) und der englische Physiker Stephan Gray (1670-1736) hielten die Elektrizität für ein Fluidum. Der Franzose Charles Dufay (1698-1737) sprach als erster von zwei Arten der Elektrizität. Es müsse zwei verschiedene Elektrizitäten geben, die sich wie Pole eines Magneten verhielten: gleiche stoßen einander ab, verschiedene ziehen einander an. Er nannte seine zwei verschiedenen Arten von Fluidum "Glaselektrizität" und "Harzelektrizität". Benjamin Franklin (1706-1790), Erfinder des Blitzableiters, war ein Vertreter des Einfluidumdenkens. Er meinte, ein Körper, der mit dem elektrischen Fluidum gerade ausgefüllt sei, wirke elektrisch neutral. Ein Überschuß an Fluidum mache ihn "plus", ein Mangel "minus" elektrisch. Eine Gewitterwolke sei plus und die Erde minus elektrisch; die Wolke sei also geladen und bereit, ihren Überschuß an die Erde abzugeben. Die elektrische Materie bestehe aus äußerst feinen Partikeln, denn sie könne die gewöhnliche Materie durchdringen, sogar die dichtesten Metalle, und zwar so leicht und ungehindert, daß man keinen fühlbaren Widerstand nachweisen kann. Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) entdeckte die nach ihm benannten Figuren. Bei seinen Versuchen mit elektrischen Ladungen fand er strahlenförmige "Sonnen" aus positiver und ringförmige "Möndchen" aus negativer Ladung. Darin sah er einen Beweis für das Vorhandensein zweier verschiedener Fluida und nannte die pluselektrischen positiv, die anderen negativ. Charles-Augustin Coulomb (1736-1806) baute das erste Elektrometer. Er fand mit seiner Drehwaage das nach ihm benannte Coulomb'sche Gesetz: Der Betrag der Kraft zwischen zwei Punktladungen Q1 und Q2 ist den Ladungen direkt, dem Quadrat ihres Abstandes umgeehrt proportional: Luigi Galvani (1737-1798) entdeckte im Froschschenkelversuch Erscheinungen, die er auf elektrische Vorgänge im tierischen Körper zurückführte und stand mit anderen Forschern zu der Verallgemeinerung: Alle Muskelbewegungen zeigen elektrische Erscheinungen, und alle Lebewesen haben eine spezielle Art der festgestellten "tierischen Elektrizität". Er vertrat sogar die Meinung, die Elektrizität sei die Ursache aller Lebenserscheinungen. Verschiedene Gelehrte, darunter auch Alexander von Humboldt, stimmten ihm zu. Es gab weiteren Anlaß, elektrische und biologische Erscheinungen in Verbindung zu bringen. 1773 fand Walsh bei der Zerlegung eines Zitterrochens ein elektrisches Organ aus über tausend winzigen, organischen galvanischen Elementen. John Hunter entdeckte im selben Jahr eine noch stärkere "Batterie" in einem Zitteraal, die etwa ein Drittel von dessen Körpergewicht ausmachte. Alessandro Volta (1745-1827) drückte Galvanis Theorie etwa so aus: Nerven und Muskeln enthalten stets Elektrizität, befinden sich aber im Gleichgewicht. Dieses Gleichgewicht würde durch Berühren mit Metall gestört und danach durch eine Entladung wieder hergestellt. Volta glaubte ebenfalls an den besonderen Stoff, das strömende elektrische Fluidum. Mit seinen Entdeckungen und Experimenten legte er einen bedeutenden Grundstein für die Elektrodynamik. Ihm verdanken wir die "Volta'sche Spannungsreihe" und das Galvanische Element. Er prägte die Begriffe Spannung, Strom und Kapazität. Hans Christian Oersted (1777-1851) wies die magnetische Wirkung des elektrischen Stromes durch die abgelenkte Magnetnadel um einen stromdurchflossenen Leiter nach. Georg Simon Ohm (1787-1854) and 1826 das nach ihm benannte Gesetz, den Zusammenhang zwischen Spannung, Strom und Widerstand. André Marie Ampère, (1775-1836), führte die Arbeiten Oersteds erfolgreich weiter. Seine wichtigste Entdeckung war das Magnetfeld einer stromdurchflossenen Spule, der Elektromagnet. Den Erdmagnetismus führte Ampère auf viele in sich geschlossene elektrische Ströme im Innern der Erde zurück, die so zusammenwirkten wie ein großer, von Ost nach West um die ganze Erde fließender Strom. Verallgemeinernd faßte Ampère grundsätzlich den elektrischen Strom, einschließlich der Molekularströme, als Ursache aller magnetischen Erscheinungen auf. Jean Baptiste Biot (1774-1862) und Felix Savart (1791-1841) entdeckten und formulierten das nach ihnen benannte "Gesetz von Biot-Savart", mit dem man exakt berechnen kann, welchen Anteil an magnetischer Feldstärke eine bewegte Ladung in jedem Punkte ihrer Umgebung bewirkt. (!) Bemerkenswert ist die auffallende Übereinstimmung mit einem ebenfalls von Biot und Savart gefundenen Wirbelgesetz für die Strömungslehre, das den Zusammenhang zwischen einem Wirbelfaden und seinem induzierten Geschwindigkeitsfeld ausdrückt. Siehe auch II(3.8). Franz Maria Ulrich Theodor Äpinus (1724-1802) äußerte den beachtenswerten Standpunkt: "Wir sehen, daß die Ähnlichkeit der elektrischen mit den magnetischen Erscheinungen so groß ist, daß sie fast nicht größer sein kann. Was hindert uns also, nicht auch ähnliche Ursachen beider Kräfte anzunehmen, da es doch wahrscheinlich ist, daß die Natur ähnliche Erscheinungen auf ähnliche Weise hervorbringt?" <14> Wichtige Stützen heutigen Wissens wurden also schon früh erkannt und haben noch immer ihre volle Gültigkeit. Und dennoch: Obwohl man heute mit den Begriffen erfolgreich operiert, haben wir keine eindeutige Vorstellung vom physikalischen Hintergrund der Begriffe Ladung, Strom, Spannung, elektrische und magnetische Feldstärke. Gelegentlich sucht man Analogien zu strömenden Flüssigkeiten, aber das ist ja eigentlich gar nicht erlaubt. Niemand kann erklären, wodurch eine bewegte elektrische Ladung um sich eine gerichtete magnetische Wirkung erzeugt. Eine Denkrichtung zu den Hintergründen der elektromagnetischen der Erscheinungen ist in II (3.8) zusammenhängend dargestellt Man möchte an dieser Stelle auch auf die herausragenden, grundlegenden Forschungsergebnisse eines Michael Faraday (17911867) verweisen. An ihm scheiden sich die Geister zweier physikalischer Grundhaltungen, deshalb soll sein Beitrag zum physikalischen Weltbild anschließend in einen größeren Zusammenhang gestellt werden. Inhalt << (4.7) "Wechselwirkungsprinzip" und "Wechselwirkungssystem" >> (4.9) Der zweiseitige Ruhm des Michael Faraday Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (4.8) Sie bauen am Fundament - und wissen nicht, was sie tun >> (4.10) Erste Vorstellungen über die Natur des Lichtes 4.9 Der zweiseitige Ruhm des Michael Faraday Michael Faraday (1791-1867) gilt als der hervorragende Experimentator seiner Zeit. Durch seine Experimente hat er bedeutsame Beziehungen zwischen den elektrischen und magnetischen Erscheinungen praktisch erkannt und formuliert. Faraday wird gelegentlich in etwas überschwenglicher Art als Totengräber der klassischen Elektrizitätslehre und Begründer der modernen physikalischen Auffassungen bezeichnet. Was hat Faraday eigentlich selbst gewollt, und was haben seine Nachfolger daraus gemacht? Für die Zeit, in der Faraday lebte und wirkte, ist charakteristisch: Viele elektrische und magnetische Erscheinungen sind bereits entdeckt; zu deren möglichen Ursachen und Zusammenhängen gibt es sehr wirre und widersprüchliche naturphilosophische Deutungen. Es gibt zwei Lichttheorien, die sich grundlegend widersprechen: Newtons Emissionstheorie, die den Raum als leer und das Licht als Strom kleinster Teilchen ansieht und die Äthertheorie, die den Raum als mit feinstem Stoff erfüllt betrachtet. Die sich entwickelnde Industrie erwartet von den Naturforschern anwendbare Lösungen. Die Frage nach der praktischen Anwendbarkeit von theoretischen Auffassungen drängt sich zunehmend in den Vordergrund. Faradays Forschungsergebnisse sind unumstritten, sie fanden und finden stets höchste Anerkennung und praktische Anwendung. Seine größten Entdeckungen waren die elektromagnetische Induktion und die gegenseitige Wirbelverkopplung der elektrischen und magnetischen Vorgänge. Und Faraday hat einen sehr nützlichen, methodischen Schritt getan: Er hat den Begriff des elektrischen und magnetischen Feldes als Modellvorstellung in die Wissenschaft eingeführt und durch Kraftlinien veranschaulicht. Hier scheiden sich bereits die Geister. Ein anderer Geist hätte an dieser Stelle z.B. formuliert: Faraday hat mit der Einführung des Feldbegriffs einen höchst wissenschaftstheoretischen Beitrag zur Herausbildung einer neuen, stofflosen Kategorie der Materie und zur Entwicklung des modernen physikalischen Denkens geleistet. Zwei prinzipiell gegensätzliche Grundhaltungen zum Feldbegriff lassen sich seit Faraday erkennen: 1. Das Feld als Modellvorstellung (Hilfsvorstellung) zur effektiven, zweckmäßigen Erklärung, Beschreibung und Ausnutzung der physikalischen Erscheinungen. 2. Das Feld als eigenständige, nicht weiter reduzierbare physikalische Realität. Zwischen beiden Grundhaltungen besteht ein gewaltiger Unterschied: Die Vertreter der ersten Gruppe sind der Meinung, daß es hinter den äußeren Erscheinungen noch unerkannte Ursachen gibt, während die Vertreter der zweiten Gruppe definitiv behaupten, hinter den äußeren Erscheinungen, die nun einen neuen Namen (Feld) erhalten haben, gäbe es nichts mehr zu suchen, zu erforschen und zu erklären. Wir sagten schon an anderer Stelle und wiederholen: Letzteres ist unwissenschaftlicher Umgang mit wissenschaftlichen Modellen, und der behindert das Erkennen der physikalischen Wahrheit (2). Faraday selbst war ein Vertreter der Äthertheoríe und verstand seine Kraftlinien, entgegen allen anders klingenden Behauptungen, stets als Hilfsvorstellung. Er räumte die Möglichkeit ein, daß die von ihm gedachten Kraftlinien besondere Zustände des Äthers seien. Er hat also mit der Einführung seines Feldbegriffs nicht auf eine latente Materie verzichtet, sondern diese in Form des Äthers anerkannt. Im Gegensatz zu der damals noch verbreiteten Ansicht, daß die elektrischen und magnetischen Kräfte zwischen den beteiligten Körpern unmittelbar durch den stofflich leeren Raum hindurch als Fernkräfte wirkten, hat Faraday dem stofferfüllten Raum eine entscheidende Rolle zugesprochen und die Kräfte als Wechselwirkung der Körper mit den Kraftlinien des Äthers auf mittelbare Nahwirkung zurückgeführt. Deutlicher und überzeugender als Heinrich Hertz kann man Faradays Denken und Anliegen kaum ausdrücken: "Faraday wurde gelehrt, daß die Kräfte den Raum einfach übersprängen; aber er sah, daß es von größtem Einflüsse auf die Kräfte war, mit welchem Stoff der angeblich übersprungene Raum erfüllt war... Die Kraftlinien, wie er die selbständig gedachten Kräfte nannte, standen vor seinem geistigen Auge im Raume als Zustand desselben, als Spannungen, als Wirbel, als Strömungen, als was auch immer -das vermochte er selbst nicht anzugeben- aber da standen sie, beeinflußten einander, schoben und drängten die Körper hin und her und breiteten sich aus, von Punkt zu Punkt einander die Erregung mitteilend. Auf den Einwand, wie denn im leeren Raume andere Zustände als vollkommene Ruhe möglich seien, konnte er antworten: Ist denn der Raum leer? Zwingt uns nicht schon das Licht, ihn als erfüllt zu denken? Könnte nicht der Äther, welcher die Wellen des Lichtes leitet, auch fähig sein, Änderungen aufzunehmen, welche wir als elektrische und magnetische Kräfte bezeichnen? Wäre nicht sogar ein Zusammenhang zwischen diesen Änderungen und jenen Wellen denkbar? Könnten nicht die Wellen des Lichtes etwas wie Erzitterung solcher Kraftlinien sein?" <29> Darf man diese durch Heinrich Hertz am Ende des 19. Jahrhunderts geäußerten Gedanken achtlos überhören und verwerfen? Im Lager der anderen Grundhaltung gibt es solche Logik nicht. Dort beruft man sich meist sachlich leise auf das Experiment, auf die objektive Realität dieser Erscheinungen, die noch immer als höchstes Kriterium der Wahrheit gilt, und die ohnehin niemand bezweifelt (3.1). Oder man überspielt seine inneren Zweifel durch lautstarke Darstellungen mit unverkennbar euphorischem Einschlag: "Der Newtonsche Raum war der passive Aufenthaltsraum von Körpern und Ladungen. Der Raum Faradays dagegen war das Zentrum der Erscheinungen, die Quelle und der Überträger von Kräften, die auf Körper und Ladungen wirken. Und nun folgte der für die Erforschung und Unterwerfung des Lichtes in der ganzen bisherigen Wissenschaftsgeschichte wichtigste Schritt: ein von Kraftlinien durchzogener Raum macht den Begriff des Äthers überflüssig. Überflüssig! Man kann sich vorstellen, daß das Licht nichts anderes ist als ein Vibrieren von Kraftlinien." (Ein namhafter Verfasser; es geht hier aber nur um die exemplarische Grundaussage). In den Strömungskanälen für Luft- und Wasserprofile und in der Wetterkunde bedient man sich z.B. auch erfolgreich des Feldbegriffs sowie der Strömungs- und Kraftlinien. Könnte man dort nicht auch gleich auf das Medium verzichten? Im Sinne des Umgangs mit einem wissenschaftlichen Modell (2) sei an dieser Stelle nochmals hervorgehoben: Es geht in der Naturwissenschaft entweder darum, die reale Welt möglichst vollständig zu erkennen oder ihr Abbild möglichst einfach zu beschreiben und die physikalischen Erscheinungen und Gesetze unkompliziert auszunutzen und anzuwenden. Will man ersteres, dann darf dem Erkenntnisprozeß keine Grenze gesetzt werden, dann darf der Weg zur vermeintlichen Wahrheit nicht durch starre Definitionen verbaut und verboten werden. Will man letzteres, dann kann man sich mit der Erscheinung begnügen und zweckmäßig so tun, als hätte die Erscheinung gar keine tiefere Ursache. In diesem Falle heißt das, man könnte zweckmäßig so tun, als ob es keine latente Materie, keinen Äther, gäbe. So wollen wir Michael Faraday verstehen. Das Motiv für die unwissenschaftliche Verselbständigung des Feldbegriffes, für die Loslösung der Erscheinung von ihrer Ursache, werden wir woanders suchen - und finden. Michael Faraday ist an der "Verselbständigung des Feldbegriffs" völlig unschuldig. Inhalt << (4.8) Sie bauen am Fundament - und wissen nicht, was sie tun >> (4.10) Erste Vorstellungen über die Natur des Lichtes Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (4.14) "Verqueres" über Schwingungserzeugung und -ausbreitung >> (5.2) Herkömmliche Deutungen des Versuchsergebnisses 5 Die große "Frage an die Natur": Michelson - Experiment 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 Versuchsanliegen, -aufbau und -durchführung Herkömmliche Deutungen des Versuchsergebnisses Ursprung und "Nützlichkeit" der Kontraktions-Hypothese Neue Deutung des Michelsonversuchs Nachträglich durchgeführte Versuchsvarianten Wie man den Michelson-Versuch durchführen muß Der "Faserkreisel" ersetzt den Michelson-Versuch 5.1 Versuchsanliegen, -aufbau und -durchführung Das Michelson-Experiment, (genauer: dessen Deutung), war der Zusammenbruch eines alten und Fundament des neuen Weltbildes. Dieser Versuch, das berühmteste und folgenschwerste Experiment in der Geschichte der Physik, wurde zum Fundamental-Versuch für die Relativitätstheorie. Von Einstein und anderen Persönlichkeiten wurde dies Experiment als "Frage an die Natur" bezeichnet. Das Michelson-Experiment gilt als Beweis für das ,,Gesetz von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit im leeren Raum", das die Menschen seit fast einem Jahrhundert je nach beruflicher und charakterlicher Veranlagung entzückt oder zur Verzweiflung bringt. Schauen wir uns das Experiment und sein Ergebnis, das nach geläufiger moderner Sprechart "als experimentelle Erfahrungstatsache" "keiner Interpretation bedarf", doch nochmals etwas genauer an. Zur Problemstellung des Versuches: In der Lorentz'schen Elektronentheorie galt der Äther als unbeweglich (4.12.3). Demnach müßte sich die Bewegung der Himmelskörper (auch der Erde) gegenüber dem als ruhend gedachten Äther in Form eines mögli chen Einflusses auf Mitführung und Lichtgeschwindigkeit nachweisen las sen. Den Vorstellungen über den Äther fehlte noch der direkte Nachweis seiner Existenz durch das entscheidende große Experiment. "Der direkte Nachweis der Existenz des Äthers wäre in der Tat die Krönung des Werkes gewesen, das die besten Köpfe der Physik in 200 jähriger Arbeit geschaffen hatten." <41> Auf welchen Annahmen und Erwartungen beruht nun dieses Experiment?: Man geht grundsätzlich davon aus, daß für die Ausbreitung der Lichtwellen im Äther prinzipiell dasselbe gilt wie für die Schallwellen in der Luft. Zur Erinnerung: Die Schallgeschwindigkeit gegenüber Luft ist konstant c, d. h. unabhängig von der Bewegung der Schallquelle (4.14.2). Gegenüber einem Flugkörper, der sich relativ zur Luft in Ausbreitungsrichtung des Schalls mit der Geschwindigkeit v bewegt, hat die Schallwelle die Geschwindigkeit c-v. Gegenüber dem Flugkörper, der sich mit v (relativ zur Luft) auf eine Schallwelle zubewegt, ist die Schallgeschwindigkeit c+v. Analog wurde für die Lichtausbreitung angenommen: Die Lichtgeschwindigkeit ist gegenüber dem Äther konstant und unabhängig von der Bewegung der anregenden Lichtquelle und des Beobachters. Diese Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ist nicht Ergebnis des Michelson Versuches; sie war eine Vorausannahme, deren Bestätigung vom Ausgang des Experiments erwartet wurde. Einsteins "Konstanz der Lichtgeschwindig keit im Vakuum" ist da etwas grundsätzlich anderes. Von zahlreichen Autoren wird dieser Unterschied fahrlässig oder irreführend verwischt II(1.5). Unter den angenommenen Voraussetzungen müßte sich die Erde, wenn die Fixsterne als Markierungen des absoluten Raumes angesehen werden, mit mindestens ihrer Umlaufgeschwindigkeit um die Sonne v 30 km/s gegen über dem ruhend angenommenen Äther bewegen. Ein von der Erde in ihrer Bewegungsrichtung ausgesandter Lichtstrahl sollte demnach eine Geschwindigkeit c-v (gegenüber der Erde) und ein entgegengesetzt gerichteter Licht strahl die Geschwindigkeit c+v (gegenüber der Erde) haben. Versuchsanordnung: Die gesamte Versuchsanordnung ruht gegenüber der Erdoberfläche, und es wird angenommen, daß sie sich mit der Geschwindigkeit v 30 km/s mit der Erde relativ zum ,,ruhenden" Weltäther bewegt. Von der Lichtquelle kommend, gelangt der Lichtstrahl zur halbdurchlässigen Glasplatte, die den Teilstrahl (1) zum Spiegel 1 durchläßt und einen an deren Teilstrahl (2) zum Spiegel 2 reflektiert. Nach der Spiegelung an S1 bzw. S2 interferieren beide Teilstrahlen. Die Interferenz kann in einer Anzeigeoptik beobachtet oder auf einem Bildschirm sichtbar gemacht werden. Gefragt ist nach dem Laufzeitunterschied, den die beiden Teilstrahlen bei ihrer Vereinigung haben ( t = t1 - t2 ). Teilstrahl 1: Die Zeit, in der sich der Teilstrahl 1 von der halbdurchlässigen Platte zum Spiegel Si und zurück bewegt: t1 = t1H +t1R . Hinlauf: Der Strahl bewegt sich im Äther mit der konstanten Geschwindig keit c auf sein Ziel (Spiegel 1) zu, das ihm mit der Geschwindigkeit v ,,davonläuft". Er hat bis zum Erreichen seines Zieles den zusätzlichen Weg l = v t1H zurückzulegen. Dauer des Hinlaufes: Daraus erhält man: Das heißt: Der Lichtstrahl hat gegenüber dem Äther die Geschwindigkeit c und legt durch die Bewegung der Versuchsanordnung die Strecke l + l zurück. Zur einfacheren Berechnung kann man das auch so auffassen, als ob der Lichtstrahl lediglich die Strecke l1 , aber mit kleinerer Geschwindigkeit c-v durchläuft. Beide Betrachtungsweisen, die auf zwei völlig unterschiedlichen Sachverhalten beruhen, führen, wie es im Modelldenken nicht ungewöhnlich ist, zum gleichen Ergebnis. Rücklauf: Der Teilstrahl bewegt sich auf sein Ziel (die halbdurchlässige Platte) zu, das ihm mit der Geschwindigkeit v entgegenkommt. Er hat also bis zum Erreichen dieses Zieles nur die Strecke l1 - l zurückzulegen. Dauer des Rücklaufes: Durch einfaches Umstellen erhält man: Das heißt: Der Lichtstrahl hat in Wirklichkeit gegenüber seinem Medium die Geschwindigkeit c und hat im Äther, infolge der Bewegung der Versuchsanordnung, die Strecke l1- I zurückzulegen. Die gleiche Zeit errechnet man auch, wenn man so tut, als ob der Lichtstrahl die volle Strecke l1 mit der größeren Geschwindigkeit c + v durchläuft. Somit ergibt sich die Gesamtlaufzeit für den Teilstrahl 1: Teilstrahl 2: t2 ist die Zeit, in der der Teilstrahl 2 von der halbdurchlässigen Platte zum Spiegel 2 und zurück läuft. Dabei ist zu beachten, daß sich die Versuchsanordnung in der Zeit t2 um die Strecke vt2 weiterbewegt hat und der Teilstrahl 2 infolge dieser Bewegung, ,,absolut" gesehen, den dargestellten Weg nimmt. Bild 5.1.-2:Weg des Teilstrahles 2 infolge der Bewegung der Versuchsanordnung Voraussetzungsgemäß benötigt der Teilstrahl 2 für den zurückzulegenden Weg (2lx) die Zeit t2 = 2lx/c. Damit und aus der Darstellung 5.1.-2 ergibt sich: daraus Für den Laufzeitunterschied der beiden Teilstrahlen, der für die Interferenz entscheidend ist, folgt mit l1 = l2 : Wegen v « c entfallen die höheren Glieder der entsprechenden Taylorreihe, und es gilt die Näherung: Für v ungleich 0, und es wurde ja vorausgesetzt, daß sich die Erde mit der Geschwindigkeit v durch den ruhenden Äther bewegt, müßte auch t ungleich 0 sein. Bei v = 30 km/s und c = 300000 km/s war aber der erwartete sehr kleine Laufzeitunterschied mit damaligen Mitteln kaum direkt meßbar; er hätte jedoch bei Drehung der Versuchsapparatur zu einer sichtbaren Verschiebung der lnterferenzstreifen führen müssen. Bei Drehung der Versuchsanordnung um 90° wären beide Lichtwege vertauscht, und die Interferenzstreifen müßten um den gleichen Betrag nach der entgegengesetzten Seite verschoben sein. Die maximale Verschiebung der Interferenzstreifen zu einander müßte somit insgesamt dem doppelten Laufzeitunterschied <2 t) entsprechen. Außerdem hängt, wie nachweisbar und einzusehen ist, die Verschiebung der lnterferenzstreifen, also die Empfindlichkeit der Versuchseinrichtung, von der Periodendauer bzw. der Wellenlänge des verwendeten Lichtes ab. Es gilt also: D. h.: Die bei Drehung der Anordnung zu erwartende Verschiebung der lnterferenzstreifen ist durch die konstruktive Größe l und durch die Wellenlänge beeinflußbar. Versuchsdurchführung: Der erste Versuch, den Michelson 1880 in Berlin im Physikalischen Institut der Universität durchführte, scheiterte, wie berichtet wird, an den Erschütterungen durch den Straßenverkehr. Das zeugt zumindest davon, wie empfindlich die Versuchseinrichtung auf äußere Einwirkungen reagierte. Michelson wiederholte daher 1881 seine Versuche in Potsdam. Er konnte dabei keinen Laufzeitunterschied feststellen. Das führte man darauf zurück, daß der Lichtweg l in diesem Versuchsapparat nur etwa 1 m betrug, die Anordnung also relativ unempfindlich war. 1887 führte Michelson zusammen mit Morley den Versuch mit einem wesentlich präzisierten Versuchsaufbau in Cleveland (USA) erneut durch. Der Lichtweg war durch umlenkende Spiegel auf die Länge von 11 m vergrößert worden. Die ganze Anordnung war, um sie möglichst erschütterungsfrei drehen zu können, auf einer Stemplatte montiert, die in Quecksilber schwamm. An der technischen Eignung und Leistungsfähigkeit dieser Versuchsanordnung gibt es also nicht den geringsten Zweifel. Aber auch diesmal entsprach das Resultat keinesfalls den Erwartungen. Die lnterferenzstreifen zeigten nur ganz geringfügige, apparativ bedingte Schwankungen. Den Berichten zufolge ergab sich manchmal ein als Ätherwind deutbarer Meßwert, manchmal nicht. In keinem Falle aber stimmten die gemessenen Werte auch nur annähernd mit den nach der Theorie erwarteten überein. Der Versuch erfolgte mehrmals zu verschiedenen Jahreszeiten, also an verschiedenen Orten der Erde auf ihrer Bahn um die Sonne. Er wurde später mit zunehmender Genauigkeit wiederholt. Durch eine verbesserte Variante von Joos (1930 in Jena) hätte, wie man berichtett, ein Effekt gemessen werden können, der einer Relativgeschwindigkeit von v = 2 km/h (!) entspricht. Das erwartete und vorausberechnete Ergebnis war nie nachweisbar. Keiner der Versuche ergab eine ausreichende Verschiebung der Interferenzstreifen und damit die beabsichtigte Bestätigung der Existenz des (ruhenden) Lichtäthers. Der aufmerksame Leser und Mitdenker weiß inzwischen längst, daß der Michelson-Versuch, genauso wie auch die bereits in (4.11) besprochenen ,,Mitführungsversuche', unter diesen gedachten Versuchsbedingungen einer Schildbürgerei ähnelt und das erhoffte Ergebnis überhaupt nicht erbringen konnte. Inhalt << (4.14) "Verqueres" über Schwingungserzeugung und -ausbreitung >> (5.2) Herkömmliche Deutungen des Versuchsergebnisses Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (5.1) Versuchsanliegen, -aufbau und -durchführung >> (5.3) Ursprung und "Nützlichkeit" der Kontraktions-Hypothese 5.2 Herkömmliche Deutungen des Versuchsergebnisses Folgen wir zunächst einigen herkömmlichen Deutungen, die exemplarisch die Problemvielfalt und das verbreitete Meinungsspektrum verdeutlichen. ,,Das Versuchsergebnis t = 0 wäre erklärbar, wenn die Erde im absolut ruhenden Äther ruhte; dann wäre v = 0 und folglich t = 0. Das aber ist ein sehr eigentümlicher Sachverhalt; denn es ist nicht zu verstehen, wieso ausgerechnet das willkürlich gewählte Koordinatensystem mit der Erde als Bezugspunkt, die sich einerseits um die Sonne dreht und sich andererseits mit der Sonne im galaktischen System der Fixsterne bewegt, eine so fundamentale Bedeutung haben soll, daß der Äther der elektromagnetischen Wellen gerade in diesem System ruht. Die Erklärung, daß der Äther im Erdsystem ruhen solt, ist daher unbefriedigend." <67> ,,Es ist eine allgemein erwiesene Tatsache, daß die Erde nicht ruht und daß somit bei Annahme eines ruhenden Äthers v ungleich 0 sein muß. Das Ergebnis t = 0 erfordert also andere Deutungen. Eine andere Deutung bestand in der Abkehr von der absoluten Ruhe des Äthers. Mit der Annahme, daß die sich bewegenden Körper den Äther in ihrer Umgebung mitführen, war es schon nicht mehr möglich, die Geschwindigkeit des Körpers relativ zum Äther zu messen. Michelson und Morley nahmen an, daß der Äther von der bewegten Erde vollständig mitgeführt werde, wie es auch der elastischen Theorie von Stokes und der elektromagnetischen Theorie von Hertz entspricht. Michelson untersuchte, ob sich ein Unterschied der Lichtgeschwindigkeit in verschiedenen Höhen über dem Erdboden feststellen lasse, aber ohne positives Ergebnis. Er folgerte daraus, daß sich die Bewegung des von der Erde mitgenommenen Äthers in sehr große Höhen über der Erdoberfläche erstrecken müsse. Dann würde also der Äther von einem bewegten Körper auf beträchtliche Entfernungen beeinflußt." <12> Als weiteres Argument gegen die vollständige Mitführung wurden die Experimente benutzt, deren Ergebnis als Beweis für eine teilweise Mitführung gedeutet werden kann. Hierzu gehören z. B. der Mitführungsversuch von Fizeau (4.11.3) wie überhaupt alle Experimente mit bewegten (!) Versuchskörpem der Elektrodynamik und Optik. An einer Aussage von Max Born wird das entstandene ,,Dilemma" besonders deutlich: ,,Alle diese Bemühungen", (zur Erklärung der vollständigen Mitführung), ,,erscheinen fast überflüssig, denn hätten sie selbst zu einer einwandfreien Erklärung des Michelson-Versuches geführt, so bliebe die ganze übrige Elektrodynamik und Optik bewegter Körper unerklärbar, die durchweg für teilweise M itführung spricht." <12> Max Born spricht hier allgemein von der Elektrodynamik bewegter Körper ohne aber zu wissen und zu beachten, auf welche Bewegung es in diesem Falle ankommt. Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (5.2) Herkömmliche Deutungen des Versuchsergebnisses >> (5.4) Neue Deutung des Michelsonversuchs 5.3 Ursprung und ,,Nützlichkeit" der Kontraktionshypothese Der irische Physiker Fitzgerald veröffentlichte 1892 eine Hypothese, die Lorentz, um "seinen" ruhenden Äther zu retten, sofort annahm und ausbaute. Lorentz ,,erklärte" das unerwartete Ergebnis des Michelson-Versuches durch einen mysteriösen bis heute unerklärlichen Vorgang: Der in Bewegungsrichtung der Erde liegende Arm der Michelson1schen Versuchsapparatur soll sich verkürzen, wodurch der erwartete Laufzeitunterschied der beiden Lichtstrahlen gerade kompensiert wird. Für die erwartete Zeitdifterenz muß für t = 0 erfüllt sein: Daraus folgt durch elementare Umstellung: Da ursprünglich l1 = l2 angenommen war, stimmt diese Gleichung nur, wenn sich l1 gegenüber der angenommenen "Ruhelänge" verkürzt hat. Und Lorentz verallgemeinert: Alle Körper und Maßstäbe verkürzen sich in einem gegenüber dem ruhenden Äther mit der Geschwindigkeit v bewegten Koordinatensystem um den Verkürzungsfaktor . Damit soll nun verallgemeinert gelten: Darin ist l0 die Länge des ruhend gedachten Stabes, l' die durch die Bewegung verkürzte Länge. Durch die nun angenommene Verkürzung des Armes ergeben sich wunschgemäß gleiche Laufzeiten der beiden Teustrahlen, t1 = t2 . Lorentz erklärt die Kontraktion als Wirkung des ruhenden Äthers auf den bewegten Körper. Das mag etwa mit der Deformierung eines Schwammes vergleichbar sein, der durch eine ,,ruhende" Flüssigkeit bewegt wird. Ein derartiger ,,Schwamm" dürfte aber nur wenn er geschoben wird, eine Kontraktion erfahren; wenn er gezogen wird, müßte er gedehnt werden. Nach der Lorentz'schen Kontraktionshypothese sind alle Körper, unabhängig von ihrer Beschaffenheit, im selben Maße verkürzt , wenn sie sich mit gleicher Geschwindigkeit gegenüber dem Äther bewegen. Trotz aller Ungereimtheiten: Der Lorentz´sche absolut ruhende Äther und damit die Elektronentheorie waren zunächst gerettet. Mit der Kontraktionshypothese "beweist" Lorentz die Existenz des Äthers. Einstein "beweist" mit dieser Hypothese die Nichtexistenz des Äthers II(1.6). Entgegen irreführenden Formulierungen, denen man begegnet, sei betont, daß die Kontraktionshypothese nicht aus den Lorentz'schen Transfor mationsgleichungen sondern aus einem speziellen Versuchsaufbau zur Erklärung eines erwarteten, aber nicht eingetretenen Ergebnisses hervorgegangen ist. Andere Versuchsaufbauten, die mit gleicher Absicht verwendet wurden, führen nicht zu der "Erkenntnis", daß sich Längen in Bewegungsrichtung des Systems verkürzen müßten; wohl aber zur Er kenntnis v = 0, die aus allen anderen Versuchen zum beabsichtigten Äthernachweis hervorgeht und die auch unserer Auffassung entspricht. Die Lorentz'sche Lorentztransformation Die seltsame Überschrift soll darauf aufmerksam machen, daß man heute unter dem Begriff ,,Lorentztransformation" etwas anderes versteht, als es Lorentz seinerzeit gemeint hat. Die Lorentz'schen Gedanken zur Entstehung seiner Transformationsgleichungen lassen sich leicht nachvoll ziehen. Man möchte diese Gedanken und Absichten verstehen, um sie nicht mit der späteren Nutzung und Deutung der "Lorentztransformation" durch Einstein zu verwechseln, II(1.6). Einstein nutzt die gleiche Formel, was im Modelldenken durchaus üblich ist. Wenn aber das Modell die physikalische Wahrheit zu repräsentieren beansprucht, möchte man sehr hell hörig auf die dem Formelsystem unterschobenen Deutungen lauschen. Nach der Galilei-Transformation lassen sich die Koordinaten eines ruhenden Systems (S) in die eines bewegten Systems (S') umrechnen und umgekehrt. Dies sei einleitend gezeigt, wobei zur Anschaulichkeit die Betrachtung nur für die x-Koordinate durchgeführt werden soll: Bild 5.3.-1: Galilei-Transformation Lorentz ergänzte mit seinen Auffassungen die Galilei-Transformation so, daß im System S' eine Verkürzung der Maßstäbe gegenüber dem gedachten Ruhezustand zum Ausdruck kommt: Bild 5.3-2: Lorentztransformation Im System S' ist der Abstand x'0 , mit den Maßstäben des ,,unverkürzten" Systems S gemessen, auf den Wert x' verkürzt worden, was in S' wegen der gleichzeitig verkürzten Maßstäbe nicht verspürt wird. Mit den Maßstäben des Systems S wird der Abstand x' als gemessen, also: bzw. Ein in x = 0 zur Zeit t = 0 ausgelöster Lichtblitz hat zur Zeit t in S den Weg x ct und in S' den Weg zurückgelegt. An den geschrumpften Maßstäben in S' ist folglich ein größerer Meßwert, ablesbar. Nach Lorentz ist die Lichtgeschwindigkeit c gegenüber dem lichttragenden Äther (S) konstant und unabhängig von der Bewegung der Quelle. Deshalb hat das Licht in S nach der Zeit t die Strecke x = ct zurückgelegt, und deshalb hat es gegenüber dem bewegten System S' die Relativgeschwindigkeit c-v bzw. c+v. Hier wird die Lichtausbreitung im Äther noch analog zur Schallausbreitung in Luft aufgefaßt und behandelt. Lorentz kann folglich keinesfalls als Wegbereiter der Relativitätstheorie angesehen und verdächtigt werden. Er ,,benötigte" den ruhenden Äther als Fundament seiner anerkannten Elektronentheorie. Ihm genügte es, eine Möglichkeit gefunden zu haben, mit der sich das Ergebnis des Michelson Versuches und der ruhende Äther in Einklang bringen ließen. Lorentz verteidigte bis zuletzt, (gegen die Auffassungen Einsteins), die hypothetische Möglichkeit des absolut ruhenden Äthers und einer absoluten Zeit. Noch 1913 äußerte er: "Wie dem auch sei, aber diese Theorie - (die Theorie des unbeweglichen Äthers) - ist in ausreichendem Grade hoffnungsvoll und befriedigt mich völlig, denn sie zwingt nicht zu einer radikalen Überprüfung unserer Vorstellungen." <17> Trotz ihrer inneren Widersprüche und Halbheiten zeichnet sich die Kontraktionshypothese durch einige bemerkenswerte Besonderheiten aus, die diese Hypothese und den in ihr enthaltenen Verkürzungsfaktor nahezu in den Rang einer ,,Zauberformel" erheben. Fassen wir die ,,zauberhaften" Eigenschaften der Kontraktionshypothese abschließend kurz zusammen: 1. Die Kontraktionshypothese "erklärt" das Ergebnis des Michelson-Versuches und ,,beweist" damit (für Lorentz) die Existenz des ruhenden Äthers. 2. Die Kontraktionshypothese mit ihren ,,neuen" Umrechnungsbeziehungen zwischen den Systemkoordinaten ändert an der Galilei-Transformation bei üblichen Geschwindigkeiten überhaupt nichts. Beträgt v ,,nur" 10 % der Lichtgeschwindigkeit, das sind 30000 km/s oder 108 Mill. km/h, so erhält man den Verkürzungsfaktor von 0,995. Beim heutigen Stand der Technik und seinen kühnsten Entwicklungsprognosen dürften Fahrzeuge mit derartigen Geschwindigkeiten, ja selbst Geschosse, ins Reich der Utopie gehören. Für einen Raumflugkörper, der z. B. mit v = 10 km/s die Erde umkreist, ist die errechenbare Verkürzung praktisch nicht bemerkbar und nicht bemerkenswert. Bei 50 % der Lichtgeschwindigkeit wäre der Verkürzungsfaktor 0,866. Man kann daher mit Berechtigung sagen, daß die Kontraktionshypothese faktisch nicht störend wirkt und keiner Berücksichtigung bedarf. 3. Die hypothetische Längenkontraktion muß als nicht nachweisbar angesehen werden. Da sich in einem bewegten System die mitbewegten Maßstäbe ebenfalls verkürzen sollen, ist die Verkürzung in einfacher Form nicht feststellbar, so daß kaum Widersprüche mit der Erfahrung zu erwarten sind. Die Hypothese wurde zur Rechtfertigung der Ergebnisse des MichelsonVersuches geschaffen, sie kann durch ähnliche Versuche nicht widerlegt, sondern nur bestätigt und bei entsprechen der Deutung ,,bewiesen" werden. 4. Mit der Kontraktionshypothese läßt sich vieles behaupten und deuten, aber nichts beweisen. Sie bietet sich somit als Ausgangspunkt für neue unbeweisbare Theorien an. Dabei gab es beim Michelson-Versuch, dem Ursprung dieser Hypothese, sicherlich gar keine Relativgeschwindigkeit v und folglich überhaupt keine Kontraktion. Inhalt << (5.2) Herkömmliche Deutungen des Versuchsergebnisses >> (5.4) Neue Deutung des Michelsonversuchs Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (5.3) Ursprung und "Nützlichkeit" der Kontraktions-Hypothese >> (5.5) Nachträglich durchgeführte Versuchsvarianten 5.4 Neue Deutung des Michelson-Versuches Es zeigt sich erneut, daß das Problem der vollständigen oder teilweisen Mitführung des Athers durch bewegte Körper eine Schlüsselstellung für das Erkennen der physikalischen Wahrheit einnimmt. An dieser Frage, die sich wie ein roter Faden durch die Entwicklungsgeschichte der Natur wissenschaft zieht, scheiterten, wie wir schon verfolgen konnten, zahlreiche entwicklungsträchtige Gedankengänge und Theorien. Die scheinbaren Widersprüche der ,,teilweisen bzw. vollständigen Mitführung" können nicht erkannt und gelöst werden, solange man nur von ,,bewegten Körpern" schlechthin spricht, das jeweils spezifische Wechselwirkungsprinzip mißachtet (4.7) und dabei stillschweigend voraussetzt, daß jede Bewegung eines Körpers Bewegung gegenüber dem Äther ist. Man nahm irrtümlich an, daß alle bewegten Körper unter allen Bedingungen, unbeachtet der konkreten Umwelt in der sie sich bewegen, das selbe tun: den Ather teilweise oder vollständig mitführen. Es waren immer nur die Körper, die den Äther mitführen sollen; von der Möglichkeit, daß die Körper vom bewegten Äther mitgeführt werden, ist nie die Rede. Der Äther war allzeit nur dazu da, etwas mit sich machen zu lassen. Wir haben dagegen der latenten Materie auch eine aktive Rolle zugestanden, wodurch sich viele ,,unerklärbare" Dinge wie von selbst auflösen. Auch die Lösung des ,,Problems" der teilweisen und vollständigen Mitführung wird dadurch so unglaublich einfach: Jede Bewegung eines Kör pers gegenüber der ihn umgebenden und durchsetzenden latenten Materie ist mit einer teilweisen Mitführung der latenten Materie verbunden. Bewegte latente Materie kann den Körper, den sie durchsetzt, vollständig oder nahezu vollständig mitführen. Zum Beispiel: Es kann eine (mit einem groben Sieb vergleichbare) Körperanordnung, die in bewegter Flüssigkeit schwimmt oder schwebt, vollständig von der Flüssigkeit mitgeführt werden; der Körper hat dabei keine Relativgeschwindigkeit zu der ihn umgebenden und durchsetzenden Flüssigkeit. Bewegt man aber den Körper gegenüber der Flüssigkeit, so wird er auf die Flüssigkeit eine (teilweise) mitführende Wirkung ausüben. Ein weitmaschiger Körper, der sich im Rotationszentrum einer (differenziell) rotierenden Flüssigkeit befindet und mitroüert, wird u. U. von der Flüssigkeit vollständig mitgeführt, d. h. es gibt keine Relativgeschwindigkeit zwischen seiner Oberfläche und der ihn ,,hautnah" umgebenden Flüssigkeit. ,,Die Vorstellung von der vollständigen Mitführung des Äthers schien aber vielen eine allzu gekünstelte Hypothese zu sein. Der Äther verwandelte sich auf diese Weise aus einem festen Körper in eine seltsame Sülze, die eine ungeheure Elastizität und eine unbegrenzte Zähigkeit in sich vereinen mußte. Sterne und Planeten müßten Ätherschweife hinter sich ziehen. Auch alle anderen bewegten Körper hätten entsprechend ihrer Größe Ätherschweife besitzen müssen. Man hätte ja nun auch noch erklären müssen, wie die Ätherströmungen, die durch die Bewegung verschiedener Körper verursacht werden, in Wechselwirkung treten, wie sich die Lichtwellen im sich bewegenden Äther und in den Zonen ausbreiten, wo die Ätherströmungen allmählich abflauend in das unbewegliche Äthermeer übergehen." <49> Zur ,,seltsamen Sülze" ist zu bemerken, daß die Weltmeere mit ihren un ermeßlichen Wassermassen und die Luftmassen der Atmosphäre auch so eine ,,seltsame Sülze" darstellen. Diese Massen befinden sich, wie alle wissen, und was niemand als unerklärbar und folglich als abschaffungs würdig hinstellt, in unaufhörlicher Bewegung und Wechselwirkung, wobei seit ewigen Zeiten Strömungen, Wirbel und Gebiete relativer Ruhe turbulent oder allmählich abflauend ineinander übergehen. Und die Schallund Wasserwellen breiten sich dennoch aus. Wir werden uns wohl auch noch an rotierend abflauende Schweife gewöhnen und diese mit Selbstverständlichkeit jedem Medium zugestehen müssen. Stellen wir nun den Michelson-Versuch in seinen größeren Zusammenhang: Unsere Galaxis, ein ,,winziger" Bestandteil des gesamten Weltalls, ist ein diskusförmiger, differentiell rotierender Wirbel der latenten Materie. Die Sonne umläuft das Galaxiszentrum ein Mal in 250 Millionen (!) Jahren. Scheinbar leben wir im "Stillstand", denn in den 2000 Jahren, in denen der Mensch bewußt das Weltall verfolgt, hat sich die Sonne um etwa 20 Winkelsekunden (!) weiterbewegt. Aber dennoch, wegen seiner riesigen Entfernung vom galaktischen Zentrum, (10000 pc), (1 pc = 3,0856.1013 km 3,2615 Lichtjahre), bewegt sich das Sonnensystem mit einer Bahngeschwindigkeit (absolut?) von 250 km/s im galaktischen Wirbel. Angesichts dieser Tatsache erhebt sich die Frage, weshalb die Projektanten des Michelson-Versuches und die Fürsprecher des absoluten Raumes nicht diese Geschwindigkeit als mutmaßliche Geschwindigkeit der Erde gegenüber dem als absolut ruhend angenommenen Ather voraussetzten. Für unsere Deutung, das sei betont, hat diese Geschwindigkeit keinerlei Einfluß auf den Ausgang des Michelson-Versuches. Der differentiell rotierende Sonnenwirbel der latenten Materie, mit etwa den räumlichen Abmessungen des Sonnensystems, in dessen Rotationszentrum sich die Sonne befindet, hat die Bahngeschwindigkeit 250 km/s und macht die Vorgänge, die sich innerhalb des Wirbels abspielen, von bestimmten direkten äußeren Einwirkungen unabhängig. Die Sonne selbst, da sie kein fester Körper ist, rotiert differentiell und hat, zumindest in ihren äußeren Bereichen, eine Relativbewegung gegenüber der latenten Materie. Der Erdwirbel, als Unterwirbel des Sonnenwirbels, umläuft die Sonne im Sonnenwirbel mit der Geschwindigkeit v = 30 km/s. Die Erde befindet sich im Rotationszentrum des differentiell rotieren den Erdwirbels der latenten Materie und hat, da sie ein hochverdichteter fester Körper ist, vermutlich gar keine oder nur eine sehr geringe Relativgeschwindigkeit gegenüber der sie ,,hautnah" umgebenden latenten Materie. Der Michelson'sche Versuchsapparat war stets von ,,ruhender" latenter Materie umgeben. Das bedeutet: v = 0 und 8 t = 0 Die Frage nach vollständiger oder teilweiser Mitführung des Äthers durch schlechthin gesagt ,,bewegte Körper" konnte unter den falschen Voraussetzungen (5.1) bei der gewählten Meßmethode auch durch diesen hochpräzisen Versuchsapparat nicht beantwortet werden, denn es gab keine Bewegung gegenüber der latenten Materie. Die Erde mit dem Versuchsapparat wurde im Mittelpunkt des Erdwirbels der latenten Materie vollständig mitgeführt. Die Berichte und Informationen über Ergebnisse auch der nachträglich durchgeführten Versuchsvarianten sind deshalb äußerst kritisch und aufmerksam zu prüfen. Man erwartete stets ein Versuchsergebnis, das etwa als v = 30 km/s gedeutet werden konnte. Die tatsächlichen Ergebnisse wurden möglicherweise oft als apparativ bedingte oder durch die Umwelt verursachte Schwankungen verworfen, denn "niemals aber stimmten die gemessenen Werte auch nur annähernd mit den nach der Theorie zu erwartenden überein". Wir erwarten ein Meßergebnis, das etwa als v = 0 und folglich t = 0 gedeutet werden kann, denn nach unserer Auffassung, die nun bereits zur Überzeugung gereift ist, gibt es an der Erdoberfläche keinen "Ätherwind", sondern bestenfalls ein leichtes ,,Athersäuseln" Man beachte die nachträglich durchgeführten Versuchsvarianten (5.5). Inhalt << (5.3) Ursprung und "Nützlichkeit" der Kontraktions-Hypothese >> (5.5) Nachträglich durchgeführte Versuchsvarianten Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (5.4) Neue Deutung des Michelsonversuchs >> (5.6) Wie man den Michelson-Versuch durchführen muß 5.5 Nachträglich durchgeführte Versuchsvarianten 5.5.1 Versuche in "größeren" Höhen 5.5.2 Versuch von Trouton und Noble 5.5.3 Versuch von Champeney 5.5.1 Versuche in "größeren" Höhen Das Ergebnis des Michelson-Versuches erweckte den Anschein, daß die Erde den Äther vollständig mitführt. Man nahm nun an, daß vielleicht von der durch den Weltraum rasenden Erdkugel eine mehr oder weniger dicke Ätherschicht mitgerissen wird, so daß sich ein ,,Ätherwind" erst in größeren Höhen bemerkbar macht. Genannt werden in dem Zusammenhang ein 1925 durchgeführter Versuch im 1742 m ,,hoch" gelegenen Mount-Wilson- Observatorium und ein 1927 in ,,großen" Höhen durchgeführter Ballonversuch. Was kann von solchen Versuchen in unserem Sinne eigentlich erwartet werden? Was sind in diesem Zusammenhang ,,größere" Höhen? Die Frage lautet auch: Welche quantitativen Bewegungen führt die latente Materie im Innern des Erdwirbels aus, und in welchen Höhen sind überhaupt meßbare Unterschiede dieser Bewegung zu erwarten? Das ist allgemein die grundsätzliche Frage nach der Bewegung der Materie im Innern eines diskusförmigen Materiewirbels, der allseitig von außen nach innen abgebremst wird und folglich differentiell rotiert. Exakte Aussagen zu dieser Wirbelbewegung, die auch für die Luft- und Wasserwirbel noch zu erforschen sind, werden erst nach umfassenden Untersuchungen und Messungen möglich sein. Eine exakte mathematische Erfassung derartiger Bewegungsvorgänge wird einen ungerechtfertigt hohen Aufwand erfordern, folglich wird man sich auf zweckgerichtete Näherungen einzustellen haben (6). Wir begnügen uns deshalb zunächst im folgenden mit groben Näherungen und legen vorrangig Wert auf eine qualitative Aussage. Verwendete Zahlenwerte sollen nur die qualitative Aussage verdeutlichen helfen. Der Wirkungsradius der Erde, in dem noch ,,Erdanziehungskräfte" nachweisbar sein sollen, wird mit etwa 900000 km angegeben. Diesen Radius wollen wir auch als Wirkungsradius des Erdwirbels der latenten Materie ansehen. Die genannten ,,größeren" Höhen liegen so gesehen noch immer ganz in der ,,Nähe" der Erdoberfläche. Über die Bewegung der latenten Materie im Innern des Erdwirbels lassen sich zunächst nur grobe Vermutungen anstellen. Die Natur beschert uns aber eine große Anzahl beachtenswerter natürlicher Experimente. So bewegen sich z.B. alle Körper unseres Sonnensystems, mit wenigen Ausnahmen, in einer flachen Ebene, (Wirbel-ÄquatorEbene), um die Sonne. Es ist denkbar, daß die Bahnen der Himmelskörper bereits seit ihrer Entstehung in dieser Ebene liegen, aber auch, daß sie erst im Verlaufe von Milliarden Jahren in diese Ebene hineingedreht worden sind. Es scheint so, daß alles, was im Bereich dieser einheitlichen Ebene geschieht, relativ beständig und gesetzmäßig abläuft. Nach unserer Auffassung ist, wie schon mehrmals betont, die latente Materie an Entstehung und Bewegung der Himmelskörper und auch an der Aufrechterhaltung einer ihnen erteilten Bewegung aktiv und ursächlich beteiligt. Deshalb muß zwischen der Bewegung der Planeten und der latenten Materie um die Sonne ebenso ein gesetzmäßiger Zusammenhang bestehen wie zwischen der Bewegung der Satelliten und der latenten Materie um die Erde. Aus dem Gravitationsparameter µ = Gm, wobei G die Gravitationskon stante und m die Masse der Sonne bzw. der Erde ist (4.3), ergibt sich die erforderliche Kreisbahngeschwindigkeit für einen Planeten bzw. Satelliten zu . Dann ist r die Entfernung vom Rotationszentrum des Wirbels. Der Gravitationsparameter µ wird seit Newton als eine Größe aufgefaßt, die die ,,Massenanziehungskraft" eines Himmelskörpers charakterisiert. In unserem Sinne ist µ eine Zustandsgröße des Wirbels der latenten Materie, die unabhängig davon ist, ob sich im Wirbelzentrurn eine kompakte Masse befindet oder nicht. Man hat dem Wirbelzentrum eine Masse der Größe "zugeschrieben", die zur Übereinstimmung der berechneten Bewegungsabläufe mit den Beobachtungstatsachen erforderlich ist (4.3). Für die Erde bzw. für den Erdwirbel der latenten Materie errechnet man den Gravitationsparameter: Damit lassen sich die erforderlichen Bahngeschwindigkeiten für einen Körper, der die Erde umläuft, in Abhängigkeit von seiner Entfernung r zum Erdmittelpunkt bzw. zum Wirbelzentrum berechnen. Folgende Tabelle und die Darstellung 5.5.1-1 sollen auf die orientieren, die in ,,Nähe" der Erdoberfläche zu erwarten sind. r in km v in km/s r in km v in km/s h in km 800 000 0,706 6978 7,558 600 700 000 0,755 6878 7,613 500 600 000 0,815 6778 7,669 400 500 000 0,893 6678 7,726 300 400 000 0,998 6578 7,784 200 300 000 1,153 6478 7,844 100 200 000 1,412 6388 7,89926 10 100 000 1,996 6387 7,89988 9 90 000 2,104 6386 7,90050 8 80 000 2,232 6385 7,90111 7 70 000 2,386 6384 7,90173 6 60 000 2,577 6383 7,90235 5 50 000 2,823 6382 7,90297 4 40 000 3,157 6381 7,90359 3 30 000 3,654 6380 7,90421 2 20 000 4,464 6379 7,90483 1 10 000 6,313 6378 7,90545 0 9 000 6,655 6000 8,151 8 000 7,059 5000 8,929 Tabelle 5.5.1-1: Die für einen Erd-Satelliten (theoretisch) erforderliche Kreisbahngeschwindigkeit. Für die Berechnung des theoretischen Kurvenverlaufes wird die Masse der Erde als punktförmig angenommen, was für große Entfernungen unbedeutend ist. Aber auch für die ,,Erdnähe" wird der theoretische Kurvenverlauf durch die tatsächliche Bewegung künstlicher Himmelskörper noch gut bestätigt. Ein Beispiel aus dem umfangreichen Tatsachenmaterial: Für einen Flugkörper auf nahezu kreisförmiger Bahn in einer Höhe von 500 km wird bei einem Neigungswinkel von 2,99" eine Umlaufpenode von 94,49 min angegeben. Die Bahnebene des Satelliten liegt also nahe der Äquatorebene, und seine ,,Flughöhe" über der Erdoberfläche beträgt bei dem in der Darstellung 5.5.1-1 verwendeten Maßstab nur einen Millimeter. Für diese Höhe errechnet sich mit dem Radius r = 6878 km eine theoretische Bahngeschwindigkeit VK = 7,613 km/s. Für die wirkliche Bahngeschwindigkeit erhält man: . Dadurch wird der theoretische Kurvenverlauf vorzüglich bestätigt (!). Mit h ist in der Tabelle zusätzlich die Höhe über dem Erdäquator angegeben. (Erdradius am Äquator: 6378 km). In der Raumfahrt wird meistens die Höhe über dem mittleren Erdradius (6371km) genannt. Damit ergäbe sich z. B. in ,,Höhe" der Erdoberfläche eine Geschwindigkeit v 7,91 km/s und für eine Parkbahn in etwa 200 km Höhe v = 7,79 km/s. Die Darstellung 5.5.1-1 enthält nur einen winzigen Ausschnitt1 knapp ein Hundertstel, der Ausdehnung des Erdwirbels. Um nur noch den Mond in der Darstellung unterzubringen, müßte die r - Achse bei dem gewählten Maßstab etwa 50-fach verlängert werden. Wir befinden uns also mit unserem Ausschnitt ganz in Erdnähe. Erstaunlich nur, wie das Krümchen Erde seinen "Massenanziehungsbereich" beherrscht. Man beachte in die sem Zusammenhang auch das erstaunliche Rechenexempel in (4.3). Bild 5.5.1-1: Darstellung vK f(r) und vL f(r) für den Erdwirbel Wir stellen fest: Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, ändert sich vK in Erdnähe auf 1 km Höhenunterschied um 62 cm/s. Die Umfangsgeschwindigkeit der Erde am Äquator beträgt bei der Rotationsperiode von 23 h, 56 min, 4s: vE = rE = 2 nrE = 0,4648 km/s. Die Erdoberfläche hat keine bemerkbare oder bemerkenswerte Relativgeschwindigkeit zu der sie umgebenden latenten Materie, das hat der Michelson-Versuch bewiesen. Für einen bestimmten Radius r ist folglich die Geschwindigkeit der latenten Materie bekannt: an der Erdoberfläche, bei h = 0, r= 6378 km, ist vE=vL . Damit ergibt sich ein Verhältnis: Läßt sich daraus auf die Bewegung der latenten Materie schließen?: Zunächst wären drei grundsätzliche Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen: Die latente Materie im Abstand r vom Wirbelzentrum bewegt sich entweder mit größerer oder mit gleich großer oder mit kleinerer Geschwindigkeit als die durch sie ,,angetriebenen" Himmeiskörper. Bei den zwei erstgenannten Möglichkeiten müßte die Geschwindigkeit der latenten Materie sprunghaft vom Wert VE = VL = 0,4648 km/s auf mindestens VK = 7,9 km/s ansteigen. Das ist aber unwahrscheinlich. So liegt der Gedanke nahe, daß die latente Wirbelmatene langsamer rotiert als die durch sie ,,angetriebenen" Körper. Dies kann zunächst als ungewöhnlich empfunden werden, aber es gibt keine Veranlassung, daran zu zweifeln. Die Kraftwirkungen des Wirbels auf kompakte Körper sind nicht nur als ,,Strömungswiderstand" deutbar; sonst könnte es keine gegenläufige Bewegung geben. Erklärbar ist die Kraftwirkung im Wirbelinnern als Folge der Entstehung eines tangentialen und radialen Druckgefälles durch die differentielle Rotation des Wirbels. Man möge diese Erscheinung mit dem Auftrieb in Flüssigkeiten und in Luft vergleichen: Sogar im ruhenden (!) Medium erfährt ein Körper durch das vorhandene Druckgefälle eine Kraftwirkung (Auftrieb). Wir gehen also davon aus, daß der Geschwindigkeitsverlauf vL = f(r) der latenten Materie über der Erdoberfläche qualitativ dem Geschwindigkeitsverlauf der umkreisenden Himmelskörper vK = f(r) vergleichbar ist. Dividiert man alle Werte der Kurve vK = f(r) durch 17, wobei hier dennoch nur die qualitative Aussage betont sei, erhält man die in Bild 5.5.1-1 ebenfalls dargestellte Kurve vL = f(r). Demnach ändert sich in Erdnähe am Äquator die Geschwindigkeit der latenten Materie auf 1 km Höhenunterschied um etwa 3,6 cm/s (!). So gesehen waren die eingangs erwähnten Versuche in einer ,,Höhe" von 1742 m und in Ballonhöhe, (10-20) km, bei denen man bestrebt war, eine Relativgeschwindigkeit von 30 km/s nachzuweisen, völlig aussichtslos. Bemerkenswert ist ein von Miller 1925 auf dem Mount Wilson durchgeführter Versuch. Im Gegensatz zu den üblichen Mitteilungen, daß keiner der Ätherversuche eine Relativgeschwindigkeit zum Äther nachgewiesen habe, berichtet Delokarow, daß bei einer Wiederholung des MichelsonVersuches auf dem Mount Wilson eine lnterferenzverschiebung gemessen wurde, die einer Relativgeschwindigkeit der Erde zum Äther von etwa 10 km/s entspricht. Die Gegner Millers hätten ihn jedoch verhöhnt und die wissenschaftliche Bedeutung seiner Versuche in Frage gestellt. Vavilow soll dazu geäußert haben: ,,In den Versuchen Millers muß man die Beobachtung von ihrer Interpretation unterscheiden. Miller interpretierte den Effekt als Resultat der Bewegung des ganzen Sonnensysterns. Das rief Zweifel hervor." <17> Sicherlich ist bei derartigen Versuchen die Möglichkeit örtlicher Anomalien in der Bewegung der latenten Materie nicht auszuschließen. Diese wären als Ergebnis verschiedenster materieller Wechselwirkungen, vergleichbar mit Luft- und Meeresströmungen, durchaus erklärbar. Zweifeln muß man an der wissenschaftlichen Lauterkeit derjenigen, die solche gemessenen Tatsachen negieren, weil diese nicht der Erwartung entsprechen oder nicht in eine vorherrschende Theorie einzuordnen sind. 5.5.2 Versuch von Trouton und Noble Versuchsanliegen: In der Elektronentheorie (4.12.3) deutet Lorentz, gestützt auf experimentelle Tatsachen, alle grundlegenden Erscheinungen der Elektrodynamik als Ätherwirkung. Wenn es den absolut ruhenden Ather gibt, wie es Lorentz annahm, und wenn die elektromagnetischen Erscheinungen Ätherwirkungen sind, müßte ein elektrischer Dipol (geladener Kondensator), wenn er sich mit konstanter Geschwindigkeit und geradlinig gegenüber dem Äther bewegt, auf sich selbst ein Drehmoment ausüben. Somit sollte zugleich die Bewegung der Erde gegenüber dem ruhend angenommenen Äther nachgewiesen werden. Der Versuch ist im Grundanliegen dem Michelson-Versuch vergleichbar und wird ebenfalls als Fundamentalversuch der Relativitätstheorie bezeichnet, der speziell die Gültigkeit des Relativitätsprinzips für die Kombination Mechanik/Elektrodynamik nachweist. Versuchsanordnung (Draufsicht): Bild 5.5.2-1: Trouton-Noble-Versuch Versuchsprinzip: Die Versuchsanordnung ist im Aufhängepunkt drehbar, aber ruhend gegenüber der Erde, aufgehangen. Sie bewegt sich, wie (irrtümlich) angenommen wurde, gemeinsam mit der Erde und v=30 km/s durch das ruhende ,,Äthermeer'. Die Versuchsanordnung ist um den Winkel ß gegenüber der (vermeintlichen) Bewegungsrichtung gedreht. Gemäß dem Gesetz von Biot-Savart erzeugt die ,,bewegte" positive Punktladung, (sofern sie sich tatsächlich in ihrem Wechselwirkungssystem bewegt), am Ort der negativen Ladung die magnetische Feldstärke . Die Richtung der erzeugten magnetischen Feldstärke entspricht für die bewegte positive Ladung dem Bewegungssinn der Rechtsschraube. Gleichermaßen bewirkt die bewegte negative Punktladung am Ort der positiven Ladung eine magnetische Feldstärke von gleichem Betrag. Für die bewegte negative Ladung ist die erzeugte magnetische Feldstärke dem Rechtsschraubensinn entgegengerichtet. An beiden Orten durchsetzen also die magnetischen Feldlinien in der Darstellung 5.5.2-1 die Ebene gleichsinnig (von oben nach unten). Auf eine im Magnetfeld bewegte Ladung wirkt die Lorentzkraft: ; Betragsform: F = Q v B sin . Diese Kraft wirkt, wie in der Formel erfaßt und im Bild dargestellt, recht winklig zur Bewegungsrichtung der Anordnung. Da v und B stets senkrecht aufeinanderstehen, ( = 90° und sin = 1), gilt folglich F =Q v B = Q v µ0 H. Somit ergibt sich für die beiden gleich großen Kräfte: Jede der beiden Kräfte bewirkt, von oben gesehen, ein linksdrehendes Drehmoment um den Punkt P: Gesamtdrehmoment: Mges = 2 M = F l cosß = Mit a = 180° -ß , sin(180°- ß) = sin ß und sinß cosß = ½sin(2ß) folgt: Versuchsergebnis: Es konnte mit dieser Versuchsanordnung unter den genannten Annahmen und Versuchsbedingungen kein Drehmoment nachgewiesen werden, obwohl das"Gesetz von Biot-Savart" und die "Lorentzkraft" durch andere Versuche der Elektrodynamik vorzüglich bestätigt werden und in Anwendung sind. Das war ein Duell Lorentz gegen Lorentz! Entweder sind die elektrornagnetischen Vorgänge keine Atherwirkung, oder es gibt gar keinen Ather, oder es gibt keinen absolut ruhenden Äther. Das Versuchsergebnis ist nicht verwunderlich! In anderen elektrodynamischen Versuchen und Anwendungen bewegen sich elektrische Ladungen tatsächlich in ihrer unmittelbaren stofflichen Umwelt. Bei diesem Versuch aber, wie bei den anderen Äthernachweis-Versuchen, hatte die Versuchseinrichtung keine Bewegung gegenüber dem Äther bzw. der latenten Materie. Es war v = 0 ! Damit ergibt sich praktisch und in obiger Formel kein Drehmoment. In moderner Deutung sieht man in diesem Versuchsergebnis eine Bestätigung des "lnertialsystems" und des ,,Speziellen Relativitätsprinzips" (Gleichwertigkeit der Bezugssysteme), bei denen die Ursache einer Erscheinung nicht in der stofflichen Wechselwirkung, sondern "schlechthin' in einer beliebig wählbaren Relativbewegung gesehen wird. 5.5.3 Versuch von Champeney Dieses Experiment ist eine 1963 durchgeführte Variante des Michelson Versuches. Versuchsanordnung: Bild 5.5.3-1: Versuchsaufbau von Champeney Versuchsprinzip: Laufzeitunterschiede der Signale des Senders von 5 nach A, die bei der Bewegung der Anordnung gegen den Äther auftreten würden, führen zu Frequenzänderungen fA und wären in D registrierbar. Laufzeit der Signale von S nach A: Mit den Voraussetzungen zum Michelson-Versuch (5.1, S.108) ergibt sich: ; (Näherung für v/c « 1). Die Laufzeit der Signale hätte demnach, statisch betrachtet, für jede Winkeleinstellung Rotieren S, A und D mit konstanter Winkelgeschwindigkeit einen anderen Wert. , ergibt sich eine zeitabhängige Laufzeit der Signale: Bei Rotation der Anlage müßte sich folglich die Laufzeit der Signale, d. h. ihr zeitlicher Signalabstand, ändern, und die in A durch D beobachtbare Frequenzänderung wäre der Laufzeit proportional. Laufzeitänderung: Frequenz der in A eintreffenden Impulse: Damit ergibt eich ein zu erwartendes Frequenzverhältnis: Diese Frequenzänderung wird in der Versuchsanordnung durch Ausnutzung des Mößbauereffektes im Detektor zur Anzeige gebracht. Der Mößbauereffekt hat für das Prinzip des Versuches keine Bedeutung. Er dient hier lediglich als Mittel zum Zweck der Anzeige des erwarteten Ergebnisses, weil er insbesondere zur Messung sehr kleiner Frequenzänderungen vorzüglich geeignet ist. Für diese Versuchsanordnung wurde ein Verhältnis v/c = 10-10 noch als nachweisbar angesehen. Versuchsergebnis: Es konnte in diesem Versuch keine Frequenzänderung und folglich auch kein Laufzeitunterschied festgestellt werden. Durch die Längenkontraktion allein ist das Ergebnis nicht erklärbar. Das Versuchsergebnis gilt heute neben dem Michelson-Versuch als Bestätigung der Einstein'schen Hypothese von der ,,Konstanz der Vakuumlichtgeschwindigkeit". In unserer Deutung besagt auch dieses Versuchsergebnis, daß es am Ver suchsort keine Relativgeschwindigkeit zwischen der Versuchseinrichtung und der latenten Materie gegeben hat. In obiger Formel war in Wirklichkeit v = 0! Das ist ausführlich erläutert in (4.11) u. (5.4). In diesem Versuch wurde nur ,,bewiesen", daß bei v=0 auch fA=fS ist. Damit sei die Betrachtung der Versuche beendet, deren vielfältige Deutung stets nur Interpretation ihres ,,Schweigens" war und ist. Ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, diese stummen, hochpräzisierten Versuchsapparaturen zu einer aktiven Antwort auf die durch sie an die Natur gerichteten Anfragen zu bewegen ? Inhalt << (5.4) Neue Deutung des Michelsonversuchs >> (5.6) Wie man den Michelson-Versuch durchführen muß Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (5.5) Nachträglich durchgeführte Versuchsvarianten >> (5.7) Der "Faserkreisel" ersetzt den Michelson-Versuch 5.6 Wie man den Michelson- Versuch durchführen muß Der Michelson - Versuch ist die experimentelle Hauptstütze der Relativitätstheorie. In ihm sieht man den Beweis dafür, daß es kein lichftragendes Medium gibt und der Raum folglich stoffiich leer ist, daß alle Bezugssysteme gleichberechtigt sind (spezielles Relativitatsprinzip) und das Wirken der Naturgesetze durch die Relativbewegung der Bezugssysteme zueinander bestimmt wird, daß die Lichtgeschwindigkeit im nun leeren Raum, unabhängig von der Relativgeschwindigkeit der Bezugssysterne zueinander, immer konstant ist und daß alle daraus abgeleiteten Folgerungen ebenfalls bewiesen sind. Ausführlich in II(1.3 bis 1.6). Wir stellen die Prämissen der Relativitätstheorie in Frage und behaupten das Gegenteil: Das Existenzprinzip einer latenten Materie (3.2), das Wirbelprinzip der latenten Materie (3.3), das Wechselwirkungsprinzip (4.7) und das Prinzip der Konstanz der Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle im jeweils tragenden Medium (4.14.2). Beide Auffassungen schließen sich völlig einander aus. Nur eine dieser beiden kann der Wirklichkeit entsprechen. Da liegt es nahe, den Michelson-Versuch oder eine seiner nachträglichen Varianten erneut als ,,Schiedsrichter" zwischen beiden unversöhnlichen Grundauffassungen anzurufen. Nach unserer Auffassung wird das Wirken eines Naturgesetzes nicht dadurch bestimmt, welche Bewegung ein Bezugssystem (Versuchsobjekt) gegenüber dem absoluten Raum, oder den Fixsternen, oder den fernen Massen, oder irgendeinem sich irgendwie bewegenden Inertialsystem hat. Man beachte hierzu die ausführlichen Darlegungen in (4.6) und (4.7). Nach dem Wechselwirkungsprinzip ist das Wirken eines Naturgesetzes direkte Wechselwirkung materieller Strukturen. Das Naturgesetz, das Entstehung, Ausbreitung und den Empfang der Lichtwellen bewirkt, beruht auf direkter stofflicher Wechselwirkung des "Senders" bzw. des "Empfängers" mit der latenten Materie. Alle Äther-Nachweisversuche, die von der Annahme ausgehen, daß sich die Erde mit der Geschwindigkeit v = 30 km/s durch den absolut ruhenden Äther hindurchbewegt, sie sind in diesem Sinne alle als Varianten des Michelson-Versuches anzusehen, haben ergeben, daß die Erdoberfläche keine Relativbewegung zum "Äther" bzw. der latenten Materie hat. So ergibt sich wohl eine sehr triviale Lösung: Will man die Relativgeschwindigkeit einer Versuchsanordnung gegenüber dem "Äther" messen, dann muß diese Versuchsanordnung entweder schon eine Relativgeschwindigkeit gegenüber dem "Äther" haben,oder man muß ihr eine geben.(!) Bei Beachtung aller bisherigen "Versuchsergebnisse" heißt das: Eine Versuchsanordnung, mit der an der Erdoberfläche eine Wechselwirkung mit der latenten Materie nachgewiesen werden soll, muß eine meßbare Bewegung gegenüber der Erdoberfläche haben. Ein einziger klassischer Versuch hat das bereits früher gezeigt: der Mitführungsversuch von Fizeau. In diesem Versuch hafte das Versuchsobjekt, das Wasser, eine Bewegung gegenüber der Erdoberfläche (4.11.3). Die elektrodynamischen Vorgänge beweisen es täglich! Die Auflösung des ,Problems" klingt scherzhaft einfach. Doch sie ist wohl die schlichte Wahrheit zur Klarstellung eines ernsthaften "Scherzes", den sich die Wissenschaft schon über 100 Jahre geleistet hat. Wie könnte der praktische Beweis im Prinzip ausgeführt werden?: Für den Versuchsaufbau von Champeney wird ein Verhältnis v/c = 10-10 als noch nachweisbar genannt. Das entspricht einer Geschwindigkeit der Versuchsanordnung gegenüber der Erdoberfläche von 3 cm/s (!). Das ist ,,Schleichbewegung", die sich bereits mit einem langsam fahrenden Spezialfahrzeug oder auf dem Rand eines langsam rotierenden Spezialkarussels, allerdings nicht erschüfterungsfrei, realisieren ließe. Für die ,,klassische" Variante des Michelson-Apparates wurde ein Verhältnis v/c = 10-7,5 als noch nachweisbar genannt; das entspricht einer erforderlichen Geschwindigkeit von etwa 10 mis (36 krn/h) gegenüber der Erdoberfläche. Moderne Geräte, die gelegentlich in physikalischen Laboratorien vorrangig noch zu Lehr- und Ausstellungszwecken gefertigt werden, stehen ihren Vorgängern in der Empfindlichkeit nicht nach und sind zudem wesentlich kleiner und leichter. Die erforderliche Geschwindigkeit wäre aber nicht erschüllerungsfrei zu verwirklichen. Möglicherweise dürfte schon mit Luftschiffen, die wieder zunehmend unseren Himmel beleben, eine Geschwindigkeit v = 40 km/h erschütterungsarm realisierbar sein. Auf diese Weise wären allerdings nur örtliche Untersuchungen und Messungen möglich. Unser Vorschlag: Durchführung des Michelson-Versuches als erneuerte ,,Anfrage an die Natur" in einer Raumstation als Weltraumexperiment. In diesem Falle kann der Versuch mit einer hochempfindlichen Apparatur und erschütterungsfrei ausgeführt werden, und er ermöglicht großräumige, globale Meßergebnisse und qualitative Aussagen. Nach der Wirbelauffassung wird der Erdwirbel der latenten Materie allseitig von außen nach innen abgebremst, und er rotiert differentiell. Aufgrund der in (5.5.1) dargestellten Erkenntnisse und Schlußfolgerungen kann davon ausgegangen werden, daß die Kreisbahn-Geschwindigkeit eines Raumflugkörpers schon in Nähe der Äquatorebene der Erde beachtlich größer ist als die Geschwindigkeit der latenten Materie des Erdwirbels im Abstand r. Dieser Sachverhalt müßte sich meßtechnisch eindeutig und überzeugend nachweisen lassen. Schon für ein Raumschiff mit geringer Bahnneigung, das die Erde von West nach Ost umrundet, dürften in (500-600) km Höhe bei einer Bahngeschwindigkeit von (8-10) km/s etwa 90% dieser Geschwindigkeit als Relativgeschwindigkeit gegenüber der latenten Materie meßbar sein. Diese quantitative Aussage sei zunächst, wie bereits in (5.5.1) betont, nur als grober Richtwert aufgefaßt. Diese Unsicherheit entfällt, wenn für die Versuchsdurchführung eine Flugbahn mit möglichst großem Bahnneigungswinkel gewählt wird. Mit zunehmen dem Bahnneigungswinkel dürfte sich die meßbare Relativgeschwindigkeit der Bahngeschwindigkeit der Raumstation annähern. Derzeitige bemannte Raumstationen haben bei etwa 50° bis 60° Bahnneigung eine Bahngeschwindigkeit von (8-10) km/s. Bei dieser Bahnneigung bzw. -geschwindigkeit dürfte die Relativgeschwindigkeit zur latenten Materie sogar so groß sein, daß es möglich sein wird, eine Versuchsapparatur geringerer Empfindlichkeit einzusetzen. Die wegen der differentiellen Rotation unterschiedliche Horizontalgeschwindigkeit der latenten Materie im Erdwirbel, (längs der Breitenkreise), die nach Bild 5.5.1-1 für die Äquatorebene bei etwa 450 m/s liegt, die eine breitenkreisabhängige Querkomponente zur Bahn der Raumstation hat, dürfte die Messung nicht beeinflussen, weil sie sehr viel kleiner als die Lichtgeschwindigkeit ist. Der wissenschaftliche Wert dieses Versuches ist unbestreitbar: Er wäre, wenn er das erwartete Ergebnis beweist, schlicht gesagt, der Zusammenbruch des bisherigen und der Beginn eines neuen physikalischen Weltbildes, die Bestätigung der Existenz der latenten Materie, ihres Wirbel- und Wechselwirkungsprinzips und des Prinzips einer "allgemeingültigen" Konstanz der Wellenausbreitungsgeschwindigkeit. Der ökonomische Aufwand für den Versuch ist nicht genau abschätzbar. Er wird aber sehr viel kleiner sein als der Aufwand, den man bisher zum erhofften Nachweis der Schwarzen Löcher, der Neutrinos, der Antimaterie, der Braunen Zwerge, bestimmter Elementar- und Bindeteilchen und anderer Stützen des derzeitigen physikalischen Weltbildes betrieben hat. Inhalt << (5.5) Nachträglich durchgeführte Versuchsvarianten >> (5.7) Der "Faserkreisel" ersetzt den Michelson-Versuch Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (5.6) Wie man den Michelson-Versuch durchführen muß >> (6) Um eine qualitativ neue Deutung der "Gravitation" 5.7 Der Faserkreisel ersetzt den Michelson-Versuch Den riesigen Aufwand zur Wiederholung des Michelson-Versuches kann man sich ersparen, wenn man den "Faserkreisel", ein präzises Meßverfahren, als ausreichenden Beweis gegen die Hauptstütze der Relativitätstheorie erkennt und anerkennt. Der ,,Faserkreisel" offenbart meßbare Tatsachen. Andererseits ist aber festzustellen, daß man über das Funktionsprinzip dieses Gerätes keine eindeutige Erklärung findet. Spärliche Funktionshinweise sind dehnbare Worthülsen und Phrasen, in denen das Prinzip des "Faserkreisels" gar allgemein als "Effekt der Relativitätstheorie" bezeichnet wird. Von der Industrie und in der einschlägigen Literatur wird der ,,Faserkreisel" als Präzisionsverfahren zur Messung extrem langsamer Drehzahlen angeboten: Bild 5.7-1: Versuchsaufbau des Faserkreises Beim Faserkreisel nutzt man ein langes Glasfaserkabel, (100-2000) m, das auf eine Trommel aufgewickelt ist. Licht von einer Laserdiode wird in zwei Teilstrahlen aufgespalten und in beide Enden des Kabels eingespeist. Nach dem Durchlauf werden die Teilstrahlen wieder zusammengeführt. Bei Stillstand der Trommel sind die Laufzeiten in beiden Richtungen gleich. Rotiert die Trommel jedoch um ihre Achse, dann braucht die LichtwelIe zum Durchlaufen des Glasfaserkabels in Rotationsrichtung etwas mehr Zeit als in der entgegengesetzten Richtung. Die Laufzeitdifferenz wird gemessen und zur Anzeige gebracht. An der technischen Exaktheit dieser Meßanordnung besteht kein Zweifel. Das Gerät funktioniert einwandfrei in allen Lagen der Trommel bezüglich der Erdoberfläche. Mit ihm sollen kleinste Winkelgeschwindigkeiten bis zu etwa 15°/h gemessen werden können, was der Rotation der Erde um ihre Achse entspricht. Im Vergleich dazu dreht sich der kleine Zeiger einer Uhr mit 30°/h. Nun hört und liest man: "Dieses Verfahren ist so empfindlich, daß sich damit sogar die Erdrotation nachweisen läßt". (Eine unüberlegte, mehr auf Werbewirksamkeit bedachte Formulierung?) Wir behaupten: Mit dem "Faserkreisel', der sogar kleinere Winkelgeschwindigkeiten als die der Erde anzeigen kann, wird man dennoch die Rotation der Erde nicht nachweisen können. Zur obigen Vermutung kann nur gelangen, wer das wahre Wirkprinzip dieses Meßvorganges und die dazu notwendigen Umweltbedingungen nicht erkennen kann und "darf". Man kontrolliere sich selbst: 1. Worin besteht das echte physikalische Prinzip des ,,Faserkreisels"? 2. Weshalb zeigt dieses Gerät kleinste Drehbewegungen gegenüber der Erdoberfläche an, und warum hat die (u. U. größere) Erdrotation darauf keinen Einfluß? 3. Weshalb reagiert das Gerät nicht, wenn die Trommel beispielsweise am Nordpol senkrecht aufgestellt wird, oder auch waagerecht quer zum Erdäquator, wobei sie doch in beiden Fällen in 24 Stunden eine volle Drehung um ihre Längsachse ausführt? 4. 4) Man könnte auch in die Enden eines zur Trommel gewickelten Kabels einen Schallimpuls einspeisen. Die beiden Impulse haben garantiert keinen Laufzeitunterschied durch das Kabel, unabhängig davon, ob sich die Trommel dreht oder nicht. Wo liegt da der Unterschied? In unserem Sinne ist der Faserkreisel direkt vergleichbar mit dem Versuch von Fizeau (4.11.3). Das (bei Fizeau) gegenüber der Erdoberfläche strömende Wasser ist hier durch das gegenüber der Erdoberfläche (gegenüber der lichttragenden Materie) rotierende Glasfaserkabel ersetzt In beiden Fällen erfolgt durch das bewegte Versuchsobjekt (Wasser, Glas) eine teilweise Mifführung der lichftragenden latenten Materie. Der erdfeste Faserkreisel wird weder die "absolute" Bewegung der Erde gegenüber den Fixstemen noch eine beliebige relative Bewegung der Erde (z. B. gegenüber dem Mond) anzeigen. Und auch dem Michelson-Versuch wird die Natur auf die an sie gerichtete Frage antworten, wenn der Versuchsaufbau gegenüber dem lichttragenden Medium bewegt wird. Inhalt << (5.6) Wie man den Michelson-Versuch durchführen muß >> (6) Um eine qualitativ neue Deutung der "Gravitation" Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (5.7) Der "Faserkreisel" ersetzt den Michelson-Versuch >> Nachwort: Irrungen eines "Ballonfahrers" 6 Um eine qualitativ neue Deutung der ,,Gravitation" Das Wort "Gravitation" aus dem Lateinischen heißt ,,Schwere" und enthält, wörtlich genommen, zunächst keinerlei Hinweis auf eine mögliche Ursache der Erscheinung, die wir täglich zu spüren bekommen. Doch heute ist es selbstverständlich, man liest es in jedem Lexikon, daß die ,,Gravitation" als ,,Massen-Anziehungs-Kraft" zu verstehen ist. Der Ursprung dieser Begriffsverschmelzung wurde in (4.3) dargestellt. Die Wirbelauffassung sieht die "Gravitation" nicht als Massenanziehungskraft". Und so ist es naheliegend und verlockend, die Druck- und Kraftwirkungen in differentiell rotierenden Wirbeln der latenten Materie, die nach dem Wirbelprinzip Ursache der Gravitation sind, auch mathematisch zu erfassen. Mit der Vielfalt von Wirbeln und der Berechnungsmöglichkeiten ihrer Erscheinungsformen und Wirkungen befaßt man sich seit einigen hundert Jahren. Eine allgemeingültige Wirbeltheone wäre ein undurchschaubares Gewirr partieller Differentialgleichungen mit vielen Zusatzbedingungen und praktisch nicht zu gebrauchen, so daß man von vornherein nach vereinfachten und anwendbaren Modellen fragt. Zudem verbindet sich mit dem Begriff ,,Wirbel", vielfach berechtigt, ein scheinbar chaotisches, unerfaßbares Durcheinander, in dem ohnehin Theorie und Wirklichkeit nicht in Übereinstimmung zu bringen sind. Wer berechnet schon das Wettergeschehen oder die im Innern eines Tornados oder Wasserstrudels auftretenden Wirkungen? So entstanden spezielle Wirbeltheorien, die unter ganz bestimmten Prämissen gelten und für den Einzelfall zurecht gemacht sind. Für unseren diskusförmigen Wirbel, der rings von Materie umgeben ist und der zudem als Wirbel in Wirbeln dem Einfluß eines übergeordneten Wirbelsystems unterliegt, gibt es keine vorgefertigte Lösung. In der Ebene des Wirbeläquators unseres Sonnensystems geht es jedoch auffallend gesetzmäßig zu. Deshalb seien an diesem Beispiel wenigstens unsere gute Absicht und die Unzulänglichkeit derartiger Bemühungen und Ergebnisse als Denkanregung angedeutet. Das hier verfolgte Grundanliegen sei an einer vereinfachten, noch überschaubaren Betrachtungsweise dargestellt, die unserem Spezialfall zumindest prinzipiell nahekommt. Es wurde bereits betont, daß ein Wirbel der latenten Materie, der rings um von "ruhender" Materie umgeben ist, allseitig von außen nach innen abgebremst werden muß. Der Wirbel ist in dem Sinne vergleichbar mit der in der Literatur definierten "Drehströmung über festem Grund". Zur Drehströmung über festem Grund: "Bei den in großen Abständen von der Wand (vom festen Grund) umlaufenden Teilchen besteht Gleichgewicht zwischen der Zentrifugalkraft und dem radialen Druckgradienten. Die in Wandnähe in ihrer Geschwindigkeit abgebremsten Teilchen stehen unter dem gleichen nach innen gerichteten radialen Druckgrad ienten, während ihre Zentrifugalkraft wesentlich abgemindert ist. Auf diese Weise ergibt sich also in Bodennähe eine radiale Einwärtsströmung und aus Kontinuitätsgründen in axialer Richtung eine aufsteigende Strömung. Eine solche in der Grenzschicht entstehende Strömung, deren Richtung von derjenigen der Außenströmung abweicht, wird allgemein als Sekundärströmung bezeichnet. Die geschilderte Sekundärströmung bei der Strömung über festem Grund kann man sehr deutlich in jeder Teetasse beobachten: nachdem man die Drehströmung durch star kes Rühren erzeugt hat und dann die Strömung sich selbst überläßt, bildet sich nach kurzer Zeit in Bodennähe eine radiale Einwärtsströmung aus. Dieses erkennt man aus dem Ansammeln der Teeblättchen in der Mitte des Bodens der Teetasse." <58> Bei der mathematischen Behandlung wird in <58> davon ausgegangen, daß die Flüssigkeit in großem Abstand von der Wand (von festem Grund) wie ein starrer (1) Körper mit der Winkelgeschwindigkeit Wirbel zunächst eine wesentliche Eigenschaft unterschlagen wird. rotiert, womit unserem differentiell rotierenden Durch Ableitung aus den Navier-Stokes'schen Gleichungen erhält man den radialen Druckgradienten für die in großem Abstand vorhandene reibungslose Strömung: "Im Rahmen der Grenzschichttheorie nimmt man an , daß dieser Druckgradient auch in der von der Reibung beeinflußten Schicht in Wandnähe vorhanden ist." <58> Bezogen auf den latenten Materiewirbel ist der ,,feste Grund" der Außenbereich der nördlichen bzw. südlichen Wirbelhälfte, in dem die rotierende in die relativ ruhende latente Materie übergeht; als ,,großer Abstand von der Wand" ist die Ebene des Wirbeläquators anzusehen. Dazu steile man sich den Wirbel am Äquator ·aufgeschnitten" und die Wirbelhälfte gewissermaßen als Gefäß vor, in dem die Materie rotiert. v ist in unserem Falle die Kreisbahngeschwindigkeit der latenten Materie im Abstand r vom Wirbelzentrum, die wir mit vk,L bezeichnen möchten. In der Ebene des Wirbeläquators bewegen sich die Planeten und andere Himmelskörper differentiell mit einer theoretischen Kreisbahngeschwindigkeit vk gemäß der Beziehung G - Gravitationskonstante M - Masse der Sonne r - Bahnradius Die "Sonnenmasse" M ist für die Wirbelauffassung nur eine Rechengröße, die im Newton'schen Denksystem der Sonne "zweckmäßig" zugeschrieben wurde und praktisch durch die Himmelsmechanik erwiesen ist. Bisherige Erkenntnisse führten zu der Annahme, daß die Umlaufgeschwindigkeit der latenten Materie vk,L kleiner ist als die der durch sie beeinflußten Körper. Es ist anzunehmen, daß F1 keine Konstante ist; bisher gibt es keine sichere Aussage über die Geschwindigkeit der Wirbelmatene in der Entfernung r vom Wirbelzentrum sowie über deren Einfluß auf einen tangentialen Druckgradienten in Rotationsrichtung. Somiterhält man: Nur zur besseren Übersichtlichkeit in der weiteren Darstellung wurde hier gesetzt: F3 = F2 G M und F2 = F1 2 . ist, formell übertragen, die Dichte der latenten Materie. Es wäre zu er gründen, ob es physikalisch sinnvoll ist, eine solche Größe zu definieren oder ob erst die Kombination verschiedener Faktoren zu einer physikalisch sinnvollen Aussage führt. Die zum Wirbelzentrum gerichtete Radialbeschleunigung a der Himmelskörper ist folglich proportional dem ebenfalls zum Zentrum gerichteten radialen Druckgradienten dp/dr: Integration ergibt qualitativ den Verlauf des Druckes im Wirbel der latenten Materie als Funktion der Entfernung vom Wirbelzentrum: K ist deutbar als Druck der relativ ruhenden latenten Materie, der außerhalb des Wirbels vorhanden ist. Die folgende Darstellung zeigt vk = f(r) des Sonnenwirbels (auszugsweise), den Verlauf der Radialbeschleunigung a, der qualitativ auch dem des radialen Druckgradienten dp/dr entspricht und qualitativ den Verlauf des Druckes, der mit dem Radius ansteigt und schließlich in einen Wert des Umgebungsdruckes übergehen muß. Man beachte, daß der Wirkungsradius des diskusförmigen Sonnenwirbels in der Ebene des Wirbeläquators mit mindestens 50 AE angenommen werden kann. In Richtung der Pole werden seine Wirkungen oder eine behauptete ,,Massenanziehungskraft" der Sonne schon in sehr viel geringerer Entfernung vom Zentrum nicht mehr wahrgenommen. Bild 6-1: kenngrößen des Sonnenwirbeis zur Erklärung der Gravitation Nun verfügen wir über drei Modellvorstellungen zur ,,Gravitation": 1. 1. Der zum Wirbelzentrum gerichtete Druckgradient bewirkt auf einen im Wirbel befindlichen Körper eine zum Wirbelzentrum gerichtete Kraft. In dieser Denkweise ist nur die Ebene des Wirbeläquators ein stabiler Wirkungsbereich. Allgemein werden Kraftwirkungen auf den Körper nicht nur durch seinen Abstand vom Wirbelzentrum bestimmt, sondern auch durch seine Richtung zum Wirbelzentrum. Pluto umkreist in der Ebene des Wirbeläquators das Zentrum mit dem Bahnradius 35 AE; in einer Bahnebene mit 900 Neigung wird kein Himmelskörper aus dieser Entfernung dem Einfluß des Sonnenwirbels unterliegen. Nur in der "Nähe" des Wirbelzentrums werden die Wirkungen aus lokalen "Kontinuitätsgründen" annähernd richtungsunabhängig sein. Eine Kontinuität der Wirkungen über den gesamten Innenbereich des Wir bels ist gar nicht zu erwarten. Gesteht man dem Außenbereich des flachen Wirbels ringsum etwa den gleichen Umgebungsdruck zu, so ist leicht einzusehen, daß der Ubergang in den Umgebungsdruck in Nord- Süd-Richtung auf sehr viel kürzerem Wege stattfindet und somit hier der radiale Druckgradient größer sein muß als in der Äquatorebene. Dann ist noch zu beachten, daß real keine punktförmigen ,,Massen" untereinander in Wechselwirkung stehen. Hier wechselwirken Wirbel noch unbekannter Ausmaße innerhalb übergeordneter Wirbel. Eine exakte mathematische Erfassung dieser Wirbelwirkungen wäre, obwohl diese Denkart der Wirklichkeit vermutlich am weitesten nahekommt, sehr aufwendig bis unmöglich, das dazu erforderliche Formelwerk praktisch nicht zu gebrauchen, also ungerechtfertigt. Das bedeutsamste Merkmal dieser Denkweise: Die Gravitation wird von der physikalischen Ursache her gesehen und erfaßt. Die Kraftwirkung hat ihre Ursache in der Wirbelrotation, sie benötigt keinen Zentralkörper des Wirbels, keine Masse, von der eine andere Masse zum Mittelpunkt des Wirbels ,,hingezogen" werden müßte. 2. Die zweite Vorstellung, eine Zwischenlösung, sieht die Gravitation durch eine ihrer Erscheinungen. In F = ma = m 4 2 C/r2 , siehe (4.3), ist die Radialbeschleunigung a, die sich mit dem 3. Kepler'schen Gesetz nur als ,,Beobachtungstatsache" ergibt, noch unabhängig von den Eigenschaften der Sonne oder eines Planeten. Die Ursache dieser Erscheinung blieb zunächst ungeklärt. Erst Newton ,,macht" für die Radialbeschleunigung die Sonne verantwortlich. So hat man die Ursache der Erscheinung ,,Radialbeschleunigung" der Sonne ,,zugeordnet", weil weit und breit im leeren Raum keine andere Ursache zu erkennen war. 3. Die geläufigste Modellvorstellung über die Gravitation als "Massen- Anziehungs-Kraft" ist Über Entstehung, Besonderheiten und Unzulänglichkeiten dieses "allgemeinen Gravitationsgesetzes" siehe (4.3)! Das ,,Gesetz der Massenanziehungskraft" im leeren Raum ist Fundament der Allgemeinen Relativitätstheorie und des modernen physikalischen Weltbildes. Seine folgenschwere Besonderheit liegt noch darin, daß man die "Massenanziehungskraft" nicht als Modell, sondern als physikalische Realität ansieht. Die irreführenden Illusionen, die sich so ergeben und an deren vermeintlicher Erkenntnisfunktion sich viele berauschen, muß man zertrümmern: Die Welt wird nicht durch sich anziehende Massen zusammengehalten und reguliert, sondern durch Wirbel der latenten Materie. Die ,,Massenanziehungskraft" mag als Modellvorstellung, da man nun über Jahrhunderte den himmlischen Wirbelzentren die ,,zweckerfüllenden" Massen zugeordnet hat, weiter die nützlichste sein und bleiben. Als Modell muß diese Auffassung jedoch von vielen Theoretikern erst noch anerkannt und gehandhabt werden, denn erster und wichtigster Grundsatz des Modelldenkens und des wissenschaft lichen Umgangs mit wissenschaftlichen Modellen ist: Obwohl und weil wir wissen, daß die Wirklichkeit ganz anders und viel komplizierter ist, tun wir zweckmäßigso , als ob ... und beachten dabei aber die Grenzen der Aussagefähigkeit des Modells. Womit wir wieder am Ausgangspunkt der "Spur ..." angelangt wären, aber um eine wesentliche Erkenntnis reicher sind. Inhalt << (5.7) Der "Faserkreisel" ersetzt den Michelson-Versuch >> Nachwort: Irrungen eines "Ballonfahrers" SPUR eines JAHRHUNDERTIRRTUMS Die folgenden Seiten sind die HTML-Version eines Buches, das im Spur-Verlag Dresden erschienen ist: "Spur eines Jahrhundertirrtums" (ISBN 3-9803360-4-2). Der Autor befaßt sich mit dem Fundament unseres heutigen physikalischen Weltbildes und zeigt dessen Widersprüche zur Einstein'schen Relativitätstheorie auf. Dabei "reist" er durch 500 Jahre europäische Physik und bietet eine beweisbare Alternative an. Kurze Vorbemerkung Vorwort zur Erstausgabe Vorwort zur 3. Auflage 1 Brauchen wir ein neues physikalisches Weltbild? 2 Über den Umgang mit wissenschaftlichen Modellen 3 Um einen eindeutigen Materiebegriff 3.1 Materie im "herkömmlichen" und "erweiterten" Sinne 3.2 Die geheimnisumwobene "latente Materie" 3.3 Das Wirbelprinzip der latenten Materie 4 Zur Entwicklung des physikalischen Weltbildes 4.1 Schleichende Irrtümer? 4.2 Kepler's eindeutige Wahrheit 4.3 Newton's Gravitationsgesetz mit folgenschweren Deutungen 4.4 Kant verstrickt sich in den "Newton'schen Grundsätzen" 4.5 Was steckt da in dem Raume drin? 4.6 Das undefinierbare "lnertialsystem" und die Ursache der Trägheit 4.7 "Wechselwirkungsprinzip" und "Wechselwirkungssystem" 4.8 Sie bauen am Fundament - und wissen nicht, was sie tun 4.9 Der zweiseitige Ruhm des Michael Faraday 4.10 Erste Vorstellungen über die Natur des Lichtes 4.10.1 Wellen- oder Undulationstheorie von Huygens 4.10.2 Newton's Emissionstheorie und ein duales Erbe 4.10.3 Fresnel's verhängnisvoller "elastischer" Äther 4.10.4 Mitführungshypothese - eine dehnbare Zauberformel 4.10.5 Stokes formuliert eine kaum beachtete Kompromißhypothese 4.11 Neue Interpretation einiger "Mitführungsversuche" 4.11.1 Zum Versuch von Arago 4.11.2 Das Experiment von Hoek und ein eigenartiger Trick 4.11.3 Der Versuchsapparat von Fizeau schweigt nicht 4.12 Licht als elektromagnetische Schwingung 4.12.1 Elektromagnetische Lichttheorie von Maxwell 4.12.2 Heinrich Hertz vervollkommnet die Maxwell'sche Theorie 4.12.3 Elektronentheorie von Lorentz 4.13 "Ätherwidersprüche" ? 4.14 "Verqueres" über Schwingungserzeugung und -ausbreitung 4.14.1 Eine "verkannte" Art der Schwingungsanregung? 4.14.2 Zur Konstanz der Ausbreitungsgeschwindigkeit 4.14.3 Zweierlei Doppler-Effekt? 4.14.4 Stoffliche und nichtstoffliche Wärme? 4.14.5 Was verbirgt sich hinter dem "Strahlungsquant"? 4.14.6 Materiewellen - Wellen w e l c h e r Materie? 5 Die große "Frage an die Natur": Michelson-Experiment 5.1 Versuchsanliegen, -aufbau und -durchführung 5.2 Herkömmliche Deutungen des Versuchsergebnisses 5.3 Ursprung und "Nützlichkeit" der Kontraktions-Hypothese 5.4 Neue Deutung des Michelsonversuchs 5.5 Nachträglich durchgeführte Versuchsvarianten 5.5.1 Versuche in "größeren" Höhen 5.5.2 Versuch von Trouton und Noble 5.5.3 Versuch von Champeney 5.6 Wie man den Michelson-Versuch durchführen muß 5.7 Der "Faserkreisel" ersetzt den Michelson-Versuch 6 Um eine qualitativ neue Deutung der "Gravitation" Nachwort: Irrungen eines "Ballonfahrers" Literatur Home Spur eines Jahrhundertirrtums Literatur 1. H.-E. Albrecht Zur Funktion der Modellmethode bei der Hypothesenbildung; Rostocker Philosophische Manuskripte 7/70 2. Werner Albring Elementarvorgänge fluider Wirbelbewegungen; Akademie-Verlag Berlin 1981 3. Isaac Asimov Die exakten Geheimnisse unserer Welt; Droemersche Verlagsanstalt München 1988 4. Autorenkollektiv Brockhaus abc Physik; F. A. Brockhaus Verlag Leipzig 1972 5. Autorenkollektiv Führer durch das Zentralinstitut für Astrophysik 1979 6. Autorenkollektiv Der Halleysche Komet im Jahre 1910 Zentralantiquariat der DDR, Leipzig 1985 7. Autorenkollektiv Kleine Enzyklopädie der Struktur der Materie; Bibliographisches Institut Leipzig 1982 8. Autorenkollektiv Wissensspeicher Physik; Verlag Volk und Wissen Berlin 1982 9. Hans Backe Rund um die Physik; Kinderbuchverlag Berlin 1973 10. Charles Berlitz Die ungelösten Geheimnisse dieser Welt Paul Zsolnay Verlag Wien/Hamburg 1975 11. Willi Bohl Technische Strömungslehre; Vogel-Buchverlag Würzburg 1984 12. Max Born Die Relativitätstheorie Einsteins; Springerverlag Berlin Göttingen Heidelberg 1964 13. W. Braginski/A. Polnarjow Der Schwerkraft auf der Spur; BSB B.G. Teubner Verlagsgesellschaft Leipzig 1989 14. Walter Conrad Physiker im Kreuzverhör; VEB Fachbuchverlag Leipzig 1977 15. Danin Blick ins Unsichtbare; Verlag Kultur und Fortschritt Berlin 1963 16. Georg Dautcourt Was sind Pulsare? BSB Teubner Verlagsgesellschaft 1981 17. K. Ch. Delokarow Relativitätstheorie und Materialismus; Akademieverlag Berlin 1977 18. Johann Dorschner: Planeten - Geschwister der Erde? Urania-Verlag Leipzig Jena Berlin 1977 19. Albert Einstein: Grundzüge der Relativitätstheorie; Akkademieverlag Berlin 1977 20. Albert Einstein: Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie; Akademieverlag Berlin 1977 21. Albert Einstein/Leopold Infeld: Die Evolution der Physik; Weltbildverlag Augsburg 1991 22. Friedrich Engels: Dialektik der Natur; Dietz Verlag Berlin 1976 23. Harald Fritzsch: Eine Formel verändert die Welt; Serie Piper, Band 1325, München Zürich 1990 24. W. L. Ginsburg: Über Physik und Astrophysik; Akademieverlag Berlin 1977 25. Nina Hager: Modelle in der Physik; WTB Akademieverlag Berlin 1982 26. Bernard Hauck: Das Genfer photometrische System; Wissenschaft und Menschheit 1983 27. Friedrich Herneck: Einstein und sein Weltbild; Buchverlag Der Morgen Berlin 1976 28. Freidrich Herneck: 29. Heinrich Hertz: 30. Immunuel Kant: Einige Bemerkungen zu Einsteis Gutachten über das Menuskript "Dialektik der Natur"; Humbold-Universität zu Berlin Heft 2/1, 1978 Über die Beziehung zwischen Licht und Elektrizität; Alfred Körner Verlag Leipzig 1923 Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels (1755); "Frühschriften" 1. Band; Akademieverlag Berlin 1961 31. S. Karamamolis: Albert Einstein; Karamanolis Verlag München 1984 32. Doris Kiekeben: Mit der Trägheit durch Raum und Zeit; Urania-Verlag Leipzig Jena Berlin 1990 33. Viktor Komarow: Rätselhaftes Weltall; Verlag neues Leben Berlin 1985 34. Georg Klaus/ Manfred Buhr: Philosophisches Wörterbuch; Bibliographisches Institut Leipzig 1974y Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt << (6) Um eine qualitativ neue Deutung der "Gravitation" Nachwort: Irrungen eines "Ballonfahrers" Verfolgen wir abschließend einen ,,wundersamen" Erkenntnisweg in eine fiktive Traumwelt: Versetzen wir uns in die Gedankenwelt eines von Wissensdrang beseelten Naturforschers. Durch hinreichend bestätigte Messungen ist ihm bekannt, daß die Schallgeschwindigkeit gegenüber ruhend angenommener Luft einen konstanten Wert c hat. Er will nun die Existenz der Luft nachweisen, indem er folgerichtig annimmt, daß er, wenn er sich mit der Geschwindigkeit v auf eine Schallwelle zubewegt, ihr gegenüber die Geschwindigkeit c + v und wenn er sich von ihr fortbewegt, zu ihr die Geschwindigkeit c - v haben müsse. Ihm steht zu dem Zweck ein über jeden Zweifel erhabenes Meßgerät zur Verfügung, das jede Bewegung gegen über der Luft korrekt anzeigen würde. Mit diesem Meßgerät besteigt er die Gondel eines Luftballons. Er verkennt oder negiert dabei die Tatsache, daß der Luftballon, obwohl er sich zweifellos "bewegt", keine Relativgeschwindigkeit gegenüber der ebenfalls bewegten Luft hat. Für ihn ist die Bewegung des Luftballons eine Relativbewegung gegenüber der vermeintlich ruhenden Luft. Diese Bewegung hofft er nun dadurch nachzu weisen, daß das Meßgerät auf die Relativgeschwindigkeit c + v bzw. c - v reagiert. Er wird natürlich nicht das erwartete Ergebnis feststellen, weil der Luftballon in Wirklichkeit mit der Luft dahinschwebt und es gar keine Relativgeschwindigkeit des objektiven Meßgerätes zur umgebenden Luft gibt. Er zieht daraus irrtümlich den kühnen Schluß, daß die Schallgeschwindigkeit, unabhängig davon, ob sich das Meßsystem auf eine Schallwelle zubewegt oder von ihr fortbewegt, ihm gegenüber immer konstant sei. Ein Zeitgenosse des Ballonforschers, der auch annimmt, daß sich der Ballon durch ruhende Luft hindurchbewegte, erklärt das unerwartete Ergebnis durch eine Kontraktionshypothese, wonach durch die Relativbewegung des Meßgerätes gegenüber der Luft das Gerät zusammenschrumpft. Demnach soll der Schall mit der konstanten Geschwindigkeit c (gegenüber ruhend angenommener Luft) und mit der vermeintlichen Relativgeschwindigkeit zum Ballon (c + v) bzw. (c - v) in der Zeit t die nun verkürzte Strecke des Meßgerätes x' (c + v)t bzw. x' = (c - v)t durchlaufen. Auch unser Ballonforscher bedient sich aus zweifelbehaftetem Motiv der Kontraktions-Hypothese. Da für ihn aber die Schallgeschwindigkeit, unabhängig von der Bewegung gegenüber der Schallwelle, immer konstant ist, bleibt ihm nichts anderes übrig, als im "bewegten" System einen veränderten Zeitablauf für den nichtgemessenen Sachverhalt verantwortlich zu machen. Nach seiner Auffassung durchläuft also der Schall im bewegten Ballonsystem mit der konstanten Geschwindigkeit c in der Zeit t' die verkürzte Strecke x' = c t'. Und um dem ganzen Ärger zu entgehen, den man schon immer mit dieser Luft hatte, schafft er auch gleich noch die Luft ab und behauptet, der Schall könne auch ohne Luft existieren, man brauche überhaupt nicht danach zu fragen, welche Bewegung ein Bezugssystem gegenüber der Luft hat, denn die Relativgeschwindigkeit des Schalls zu einem bewegten System hänge ja ohnehin, nun experimentell bewiesen(!), nicht von der Bewegung gegenüber der Luft ab. Kurz: Die Schallgeschwindigkeit ist also immer konstant, und verantwortlich für die Naturerscheinungen in den gleichberechtigten bewegten Bezugssystemen sind damit die Kontraktion und ein veränderter Zeitablauf. Es läßt sich nun sogar exakt "nachweisen", daß die Schallgeschwindigkeit eine Naturkonstante und die höchste in der Natur erreichbare Geschwindigkeit ist. Zu unserem Glück hat der Versuch mit diesen Deutungen nie stattgefunden; es gäbe keine Luft mehr. Doch für die Lichtausbreitung hat es im direkt übertragenen Sinn genau den Versuch mit genau diesen Deutungen gegeben. Das ,,Ergebnis" hat sich seit 1905 zur gediegenen Wissenschaft entwickelt. Spur eines Jahrhundertirrtums? Über weitere Erkenntnisse dieser wundersamen Irrtahrt und ihre Folgen berichten wir im Teil II: "Logik eines Jahrhundertirrtums". Inhalt << (6) Um eine qualitativ neue Deutung der "Gravitation" Spur eines Jahrhundertirrtums Inhalt >> (1) Brauchen wir ein neues physikalisches Weltbild? Vorwort zur Erstausgabe Ein Motiv: Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor. Und sehe, daß wir nichts wissen können! Das will mir schier das Herz verbrennen. Ein Ziel: Daß ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält, schau alle Wirkungskraft und Samen und tu nicht mehr in Worten kramen. Das Hauptmotiv dieses Buch zu schreiben, ist die nüchterne Tatsache, daß wir, die naturwissenschaftlich Tätigen, mit Hilfe erkannter Naturgesetze recht gut in der Lage sind, die Natur auszunutzen, aber oft im Grunde gar nicht wissen, worüber wir eigentlich reden, was wir berechnen, womit wir dennoch so erfolgreich hantieren, und wie es doch immer wieder gelingt, unsere Schüler herauf, herab und quer und krumm schon viele Jahrzehnte an der Nase herumzuziehen. Dieses Buch ist ein Erfahrungsbericht über die Suche nach der physikalischen Wahrheit. Der Autor hatte ursprünglich gar nicht die Absicht, sich "bewährten" Theorien zu widersetzen. Ihm widerstrebte es aber, so viele elementare "Gesetze" und "Selbstverständlichkeiten" nur rezeptiv anwenden zu können; er wollte deren tieferen Sinn und inneren Zusammenhang verstehen. So hatte er bereits in seinem jugendlichen Leichtsinn die Absicht, die Relativitätstheorie zu begreifen und mußte später zu der bedrückenden Erkenntnis gelangen, daß diese Theorie niemals zu den inneren Zusammenhängen und auf den tiefen Grund der äußeren Erscheinungen führen kann, sondern durch ihre Prämissen und Folgerungen den Weg dahin versperrt. Muß jemand nicht "verrückt" sein, eine so "bewährte" Theorie anzuzweifeln? Und ist es "verrückt" genug, sogar die allgemein als selbstverständlich angesehene "Massenanziehungskraft" in Frage zu stellen? Die Grundaussagen dieses Buches können deshalb nicht nur ein bißchen wahr oder falsch sein, sie sind entweder grundsätzlich zutreffend oder völlig verwerflich. Über Details läßt sich bestimmt eine vollkommenere Aussage erreichen. Der einzige Kompromiß zwischen diesen Grundaussagen und denen der Relativitätstheorie ist die Modellvorstellung. Darum begleitet das Modelldenken unser Anliegen als durchgehender Leitfaden. Die wohl bedeutsamste Kernfrage des Buches ist, wie lange wir es uns noch leisten wollen und können, das Vakuum als stofflich leeren Raum aufzufassen. Ein berühmtes Experiment, das als Fundamentalversuch der Relativitätstheorie gilt und dessen Wiederholung unter neuen Bedingungen in (5.6) vorgeschlagen ist, wird darüber letztendlich entscheiden. Viele Wissenschaftler beugen sich zweifelnd aber gefügig den zauberhaften Auffassungen der modernen Physik, und viele Autoren wetteifern phantasievoll und überschwenglich um die medienwirksamste Darstellung von "Kaisers neuen Kleidern". Man muß heute erkennen und eingestehen, daß unser derzeitiges physikalisches Weltbild "klemmt" und nicht einmal anzugeben vermag, in welcher Richtung eine Lösung für viele angehäufte Probleme zu suchen ist. Die pseudowissenschaftlichen Phantasien aller Art blühen und gedeihen, und die offizielle Wissenschaft steht rat- und sprachlos daneben. Mit diesem Buch ist beabsichtigt, eine neue Denkrichtung zur Lösung anstehender naturwissenschaftlicher Fragen anzudeuten. Umstandsbedingt habe ich mich zu einer zweiteiligen Erstausgabe für einen erweiterten Freundes- Kritiker- und Sympathisantenkreis entschlossen. Der Teil II ist in Vorbereitung und wird unter dem Titel "Logik eines Jahrhundertirrtums'' erscheinen. Das Gesamtanliegen wurde so gegliedert und zusammengefügt, daß ein harmonisches Ganzes entstand. Einzelne Überschneidungen sind beabsichtigt, um zu ermöglichen, daß jeder der beiden Teile und auch ein einzelner Abschnitt für sich verstanden und in einen größeren Zusammenhang eingeordnet werden können. Dieses Buch ist kein Lehrbuch und kein Geschichtsbuch, es möchte den Fachmann nachdenklich stimmen, den interessierten Laien populärwissenschaftlich unterhalten und die Experten zur Durchführung des in (5.6) vorgeschlagenen Experimentes anregen. Im laufenden Text finden sich Angaben in Klammern, z.B. (4.7), diese verweisen auf Gliederungspunkte, in denen Inhalte ausführlicher dargestellt sind. Angaben in spitzen Klammern, z.B. <19> sind Quellenhinweise und beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Anhang. Mein Dank gilt all meinen verehrten ehemaligen und jetzigen Fachkollegen und Freunden zwischen Rostock und Dresden, die in so zahlreichen verständnisvollen Debatten zu vermutlich tragfähigen Standpunkten und Argumenten beigetragen, mich in der Berechtigung der Auffassungen bestärkt und zu diesem Vorhaben inspiriert und ermuntert haben. Ein inniges Dankeschön meiner lieben Frau und meinen lieben Kindern, die mich lange Zeit auf individuelle Art verständnisvoll unterstützten und beflügelten. Alle geneigten Leser und Kritiker bitte ich, durch konstruktive Hinweise zu einer möglichst vollkommeneren Nachauflage beizutragen. Dresden, im März 1993 Günther Baer Vorwort zur 3. Auflage In Vorbereitung der Nachauflage eines Buches mit außergewöhnlichen Grundaussagen, die gar "nicht so recht in die derzeitige wissenschaftliche Landschaft passen", nutzt man die Gelegenheit zu einer Zwischenbilanz. Fakt ist zunächst, daß bisher Tausende die "Spur" und "Logik" erworben haben und daß die darin enthaltenen "verqueren" Grundaussagen, zu denen sich die Wissenschaft offiziell wohl erst in weiter Ferne bekennen "darf", privat von Wissenschaftlern und interessierten "Laien" zunehmend anerkannt und in die Fachwelt getragen werden. Es wächst die Erkenntnis, daß die Prämissen der Relativitätstheorie ein grundlegender Irrtum sind und wir unaufhaltsam einer naturwissenschaftlichen Wende zustreben, "gegen die die kopernikanische Revolution des Weltbildes vergleichsweise harmlos war." Es zeigt sich aber auch, daß gar hoch gebildete Menschen nach bestem Wissen und Gewissen nicht bereit und fähig sind, aus den tiefen Furchen eingeschliffener "erlaubter", "altehrwürdiger" Denkweisen auszubrechen. So manche Naturauffassung, die bereits dem Säugling als Selbstverständlichkeit in die Wiege gelegt wird, erhält durch ein Bildungssystem, das viele vorgegebene Dogmen als unantastbar hinstellt, einen "geheiligten" wissenschaftlichen Anstrich. Und wo die "Unerklärbarkeit der Schöpfung" zu einer wissenschaftlichen Tugend deklariert wird, ist es unsittlich, nach irdischen Ursachen und Zusammenhängen himmlischer" Erscheinungen zu fragen. Derzeit deuten sich gravierende Entwicklungen an: Man kommt in einschlägigen Veröffentlichungen nicht mehr umhin, Einsteins Theorie in Details, die weder dem Irrtum an die Wurzel gehen noch einen Ausweg zeigen, ein bißchen zu bezweifeln oder gar zu "zerreißen". Und wir werden gegenwärtig gesegnet mit "Erfolgsberichten" milliardenschwerer Forschungsvorhaben, die da verkünden, nun endlich Materie aus dem stofflichen Nichts erzeugen zu können. Angesichts erkennbarer Irrwege entsteht die Frage, ob hier stets das redliche Streben nach Wahrheit und Erkenntnisgewinn im Vordergrund steht. Der geradlinige "Querdenker", der das nützliche Modelldenken mit dem Streben nach physikalischer Wahrheit verknüpft, wird erkennen, daß wir zurückkehren müssen an die Jahrhundertwende, zu den hoffnungsvollen Auffassungen unserer berühmten Vordenker (4.12.2) und unbeschönigt die Frage zu beantworten haben: Durch welche scheinbaren Schwierigkeiten, vor denen sich die Wissenschaft um die Jahrhundertwende gestellt sah, wurde die Relativitätstheorie tatsächlich notwendig, wie hat sie diese Schwierigkeiten gelöst, welche neuen hat sie uns damit bereitet und welchen Ausweg hätte es eigentlich noch gegeben? Der wissenschaftliche Neuwert der "Spur ..." und 'Logik ..." besteht darin, daß hier, basierend auf einer logischen Naturphilosophie, zunächst die angehäuften natürlichen Beobachtungstatsschen und meßbaren Fakten streng von ihren bisherigen Deutungen getrennt wurden. Aus vielen "Mosaiksteinchen", eindeutigen und objektiv meßbaren Tatsachen, wurde dann ein neues, logisches, widerspruchsfreies Weltbild zusammengefügt. Gegenwärtig könnte ein Entwicklungssprung im physikalischen Denken davon abhängen, ob wir endlich danach fragen werden und "dürfen", was eigentlich in einem Hohlraumresonator und Hohlleiter vor sich geht und worin das tiefe Geheimnis des "Tunneleffekts" besteht. Vermutlich wird da manches "Licht" erblassen, aber es dürfte dann ein Mehrfaches der Lichtgeschwindigkeit, experimentell bereits nachgewiesen, auch "erlaubt" sein. Und sicher klärt sich damit auch das seit 1931 gehütete Geheimnis der "Tesla'schen Energie-Maschine", die nachweislich praktisch funktionierte, die Tesla selbst als mögliche "Energiegewinnung aus der Dynamik des Äthers" verstand und die heute mit großem Aufwand als "Tachyonen- Generator" nacherfunden oder aktiv ignoriert wird. Und wer der Gravitation begegnen will, der sollte nicht an vieldeutigen Formeln herumrechnen; der möchte zunächst das Wesen der Gravitation erkennen und wahrhaben wollen und dürfen. Auch nach der Überarbeitung der Erstausgabe haben alle bisherigen Grundaussagen ihre volle Gültigkeit. Trotz gestrafften Inhalts wurde eine gewisse Redundanz vorsätzlich beibehalten, denn erfahrungsgemäß ist die Entflechtung des Knäuels bisheriger Denkweisen so komplex, daß man das Gesamtproblem nicht sofort überblickt und versteht und hin und wieder eine Wiederholung oder Querverbindung dankbar als angenehm empfindet. Die einschlägig Vorgebildeten, die das Buch auf Anhieb durchlesen und begreifen und die häufige Redundanz als Iästig empfinden, mögen mir mit Rücksicht auf andere Leser verzeihen. Mit (3) und (4.7) ist die eigentliche Lösung des Problems in gekürzter Kurzfassung schon vorweggenommen. Das wurde beibehalten, um dem Leser in diesem naturwissenschaftlichen "Krimi" das bewußte, kritische Mitdenken zu ermöglichen. Neu sind die Abschnitte 5.7 und 6. Dresden, im Dezember 1997 Günther Baer Inhalt >> (1) Brauchen wir ein neues physikalisches Weltbild? Kurze Vorbemerkung Albert Einstein gilt als der Vater unseres modernen physikalischen Weltbildes. Jedes Kind kennt heutzutage seinen Namen, mit seinen Theorien regte er die Phantasie der Menschen an, wie kaum ein anderer Physiker unseres Jahrhunderts. Zeitreisen, schwarze Löscher, Gravitationslinsen - jeder physikalisch Interessierte kennt sie, die "relativistischen" Phänomene. Und nun liest man in der Presse: Einsteins Relativitätstheorie ist falsch. Auch das hier veröffentlichte Buch widmet sich diesem Thema und ist Ergebnis von Untersuchungen, die der Autor vor über 20 Jahren begonnen hat. Seine Hypothese stellt die Relativitätstheorie in Frage und entwickelt das Weltbild weiter, das vor 1905 allgemein anerkannt war. Dieser Text entspricht inhaltlich dem gleichnamigen Buch. Da das Buch eingescannt und texterkannt wurde, kann es allerdings sein, daß sich kleinere Fehler eingeschlichen haben, die wir bis jetzt noch nicht bemerkt haben. Sollten Sie solche Fehler entdecken, wären wir Ihnen für einen kleinen Hinweis dankbar. Das Buch bezieht sich gelegentlich auf die Fortsetzung "Logik eines Jahrhundertirrtums", die aus Zeitgründen bis jetzt noch nicht als HTML-Version vorliegt. Inhalt >> Vorwort