BUDDHISMUS Der Begriff „Buddhismus“ steht für eine Vielzahl von Glaubens- und Lebensformen, die oft fast nur noch den Ursprung gemeinsam haben. Die Religionswissenschaftler sind sich uneinig, ob der Buddhismus eine Religion, eine Philosophie, ein System von Soziallehren oder eine Erlösungslehre ist. Gegenüber dieser ethischen Grundausrichtung des Buddhismus ist die Gottesfrage zweitrangig, ja fast nebensächlich. Der Weg und die regelmäßig geübte Praxis sind wichtiger als alle Theorien. Die Entstehung des Buddhismus geht auf das 6. Jh. v. Chr. zurück. In Opposition zur herrschenden Priesterklasse bilden sich in Indien mehrere Reformbewegungen, die meist von Laien begründet wurden. Eine davon ist der Buddhismus. Buddha, Gautama Siddharta Als historisch gesichert kann gelten: Siddharta Gautama wurde um 560v. Chr. als Sohn eines Fürsten aus dem Geschlechte der Schakjas geboren. Das Reich des Vaters war ein kleiner Staat, der an der heutigen indisch-nepalesischen Grenze die Vorhöhen des Himalaja umfasste. Über seine Geburt erzählt man folgende Legende: In seiner vorhergehenden Existenz im Tuschitahimmel ließ der Erleuchtete seinen Blick suchend über die Erde schweifen: Nur ein König und eine Königin waren würdig, ihn wieder zu verkörpern. Er wählte Maja, die Gattin des Königs Schuddhodana. Diese legte anlässlich eines Festes ein Keuschheitsgelübde ab; in der folgenden Nacht träumte sie, ein weißer Elefant sei in ihre Seite eingedrungen. Nach zehn Mondmonaten gebar sie im Haine des Dorfes Lumbini ihren Sohn, der nicht von seinem Vater gezeugt worden war. Kurz nach der Geburt starb Maja. Die buddhistische, stark legendäre Überlieferung erzählt weiter: Siddharta, der nach alter Sitte den Beinamen eines vedischen Sehers „Gautama" bekam, genoss eine hervorragende adelige Erziehung. Pracht und Herrlichkeit umgaben ihn Tag und Nacht: „Ich war verwöhnt, sehr verwöhnt. Ich salbte mich nur mit Benares-Sandelholzöl und kleidete mich mit BenaresTuch. Bei Tag und Nacht wurde ein weißer Sonnenschirm über mich gehalten. Ich hatte einen Palast für den Winter, einen für den Sommer und einen für die Regenzeit. In den vier Monaten der Regenzeit verließ ich den Palast überhaupt nicht und war von Musikantinnen umgeben" (buddh. Überlieferung Dschatakas). Bei einem der vielen Schürtenwettkämpfe gewann Siddharta den ersten Preis: die Hand einer schönen jungen Frau. Diese schenkte ihm bald einen Sohn. Aber aller Reichtum und Glanz befriedigten ihn nicht; er begann zu grübeln und an der Vergänglichkeit des Lebens zu verzweifeln. Die Legende erzählt: Schuddhodana war geweissagt worden, sein Sohn werde dereinst ein Weltenerleuchter oder ein Welteneroberer. Diese Weissagung erregte des Fürsten Misstrauen; er gab den Befehl, an den Mauern des königlichen Parkes Wachen aufzustellen, damit jeder leidvolle Eindruck vom Prinzen ferngehalten werde. Bei vier Ausfahrten begegnete der Kronprinz jedoch einem Greis, einem Kranken, einem Toten und einem Asketen. Die Vergänglichkeit des Irdischen und das Leiden der Menschen ließen den jungen Mann von nun an nicht mehr los. Der Prinz verließ seine Heimat, entledigte sich seiner fürstlichen Gewänder, schor sich die Haare und legte die Asketengewänder an, die ihm ein Gott brachte. Siddharta Gautama versuchte zunächst, die Erlösung nach der bewährten Methode des Hinduismus zu erreichen: er wollte durch die Übungen des Joga sein inneres Selbst (atman) mit der Weltenseele (brahman) vereinen. Das befriedigte ihn aber nicht; Leiden und Lebensgier konnte er wohl für die Dauer der Übung verdrängen. Aber nach der Jogaübung waren sie wieder da, als wäre nichts gewesen. Er zog nun allein in der Provinz Bihar (Nordostindien) umher. In Uruwela, bei der heutigen Stadt Gaja, ließ er sich nieder und versuchte, die Erkenntnis der Wahrheit zu erzwingen. Zusammen mit fünf Hindu-Heiligen kasteite er sich bis fast zum Tode; er aß und trank tagelang nichts und fügte sich Schmerzen zu. Zugleich versuchte er wieder die Joga-Übungen. Völlig entkräftet und schmerzgepeinigt wurde ihm klar, dass er auf diese Weise die Wahrheit nie würde erkennen können. Er gab die Selbstpeinigung auf. Die Legende erzählt weiter: Während Siddharta im Schatten des Feigenbaumes saß - die Erleuchtung erwartend-, fielen ihn die Heere des Versuchers Mara an: Stürme tobten, Platzregen prasselten, feurige Schwerter zuckten, Felsen stürzten. Als der Einsame sich dadurch nicht von seinem Suchen abbringen ließ, bot Mara ihm alle Reichtümer und Verlockungen dieser Welt an. Jener aber saß beharrlich unter den Baum. Da flohen die Heere des Versuchers. Siddharta Gautama aber erlangte die vier Stufen der Versenkung und damit die Erleuchtung. Er war zum Erleuchteten, zum Erwachten („Buddha") geworden. Er erkannte die weiteren Stufen der Versenkung: er erinnerte sich seiner früheren Daseinsformen, er entdeckte, wie alle Lebewesen sich wiederverkörpern mussten, er fand die vier edlen Wahrheiten. Der Weg ins Nirwana stand ihm offen. Die Frage, warum Siddharta nicht den Pfad ins Nirvana betrat, versucht die Legende so zu erklären: Wieder kam der Versucher Mara und malte Buddha die Wonnen der leidfreien und ewigen Erlösung aus; er wollte ihn überreden, ins Nirwana einzugehen. Er flüsterte Buddha ein, es habe keinen Sinn, das Volk zu unterweisen; die Menschen seien unreif für seine Lehre. Das gemeine Volk bleibe für immer der Sinneslust und dem bunten Treiben der Welt verhaftet. Aber der Gott Brahma Sahampati bat Buddha, um der wenigen fortgeschrittenen Menschen willen, „deren Augen nur wenig getrübt sind“, sein Wissen um den Weg zur Erlösung nicht für sich zu behalten, sondern „die Tore des Unvergänglichen für die, welche hören wollen" aufzustoßen. Nach einigen Tagen machte er sich auf, die Lehre zu verkünden, dies tat er 45 Jahre lang und fand dabei viele Anhänger. Er starb etwa 80jährig im Kreis seiner Mönche. Die vier edlen Wahrheiten ERSTE WAHRHEIT: Die Edle Wahrheit vom Leiden Was aber, ihr Jünger, ist die edle Wahrheit vom Leiden? Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden (Krankheit ist Leiden), Sterben ist Leiden, Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung sind Leiden; mit Unliebem vereint sein, ist Leiden; von Liebem getrennt sein, ist Leiden; nicht erlangen, was man begehrt, ist Leiden; kurz gesagt, die fünf AnhaftungsGruppen sind Leiden. Die fünf Daseinsgruppen sind die Körperlichkeits-Gruppe, die Gefühls -Gruppe, die Wahrnehmungs-Gruppe, die Geistformationen-Gruppe und die Bewusstseins-Gruppe. Samsára , wtl. ,wiederholtes Wandern', Daseinswanderung" Daseinsrunde, ist die Bezeichnung für das ewig rastlose, auf- und abwogende Meer des Daseins, das Abbild des unaufhörlichen Prozesses des immer und immer wieder Geborenwerdens, Alterns, Leidens und Sterbens. Genauer gesagt. Samsára ist die ununterbrochene Kette der von Augenblick zu Augenblick beständig wechselnden, durch unabsehbare Zeiten hindurch sich aneinander reihenden fünf Daseinsgruppen, worin eine einzelne sogenannte Lebensdauer nur einen verschwindend kleinen Bruchteil ausmacht. Um die erste Wahrheit wirklich zu verstehen, hat man also seinen Blick auf den Samsára zu richten und nicht etwa bloß auf einen kleinen Bruchteil desselben, denn dieser mag als einzelne Erscheinung in der Tat weniger leidvoll sein. ZWEITE WAHRHEIT: Die Edle Wahrheit von der Leidens -Entstehung Was aber, ihr Jünger, ist die Edle Wahrheit von der Leidens-Entstehung? Es ist dies jenes Wiederdasein erzeugende, bald hier, bald da sich ergötzende Begehren, nämlich das Sinnliche Begehren, das DaseinsBegehren und das Nichtseins-Begehren. Wo aber entsteht dieses Begehren, wo fasst es Wurzel? Bei den lieblichen und angenehmen Dingen in der Welt, da entsteht dieses Begehren, da fasst es Wurzel. Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper, Geist; Formen, Töne, Düfte, Säfte, Körpereindrücke und Geistobjekte sind etwas Liebliches und Angenehmes. Bewusstsein, Bewusstseinseindruck, aus dem Bewusstseinseindruck entstandenes Gefühl, Wahrnehmung, Wille, Begehren, Gedankenfassen und Überlegen, die durch Formen, Töne, Düfte, Körpereindrücke und Geistobjekte bedingt sind, all diese sind etwas Liebliches und Angenehmes. Da entsteht das Begehren, da fasst es Wurzel. DRITTE WAHRHEIT: Die Edle Wahrheit von der Leidens -Erlöschung Was, ihr Jünger, ist die Edle Wahrheit von der Leidens-Erlöschung? Eben jenes Begehrens restlose Abwendung und Erlöschung, Verwerfung, Fahren-lassen, Befreiung davon, Nichthaften daran: das, nennt man die Edle Wahrheit von der Leidens-Erlöschung. Wo aber gelangt jenes Begehren zum Schwinden, zum Erlöschen? Was es da in der Welt an Lieblichem und Angenehmem gibt, dort gelangt jenes Begehren zum Schwinden, zum Erlöschen. Nirvana Gleichwie die auf einem Teiche durch den Wind erzeugte Welle, die in dem unwissenden Zuschauer die Illusion einer über den Wasserspiegel dahineilenden Wassermasse erweckt, nach Eintritt von Windstille allmählich verschwindet — oder gleichwie das Feuer nach Aufzehrung des Brennstoffs erlischt —: genau so auch gelangt der durch Begehren erzeugte Werdeprozess, der dem unwissenden Weltling die Illusion einer das Dasein durcheilenden Ichheit hervorruft, nach restlosem Schwinden des Begehrens allmählich zum Erlöschen. Nirwana, d.i. das Erlöschen (Nibbána; von nir vá, aufhören zu wehen, ausgehen, erlöschen). Gleichwie ein Fels aus einem Stück Vom Sturme nicht erschüttert wird: So können weder Form noch Ton, Noch Duft, noch Saft, noch Tastgefühl, Nichts Liebliches, nichts Widriges Erschüttern je den Heiligen. Gefestigt ist sein Geist, erlöst. Vernichtung schaut er überall. Wer vor nichts in dieser Welt erzittert Und das Gute wie das Böse kennt, Stillgeworden, wutlos, leidlos, wunschlos, Der ist Alter und Geburt entflohn. Es gibt, ihr Jünger, ein Gebiet, wo weder Erde ist, noch Wasser, noch Feuer, noch Wind, weder das Raumunendlichkeitsgebiet, noch das Bewusstseinsunendlichkeitsgebiet, noch das Nichtsheitgebiet, noch das Gebiet der Weder -Wahrnehmung - noch - Nichtwahrnehmung, weder diese Welt, noch jene Welt, weder Sonne noch Mond: dies eben ist das Ende des Leidens. VIERTE WAHRHEIT: Die Edle Wahrheit von dem zur Leidens Erlöschung führenden Pfad Zwei Extreme und der Mittelpfad: Sich dem sinnlichen Genuss hingeben, dem niedrigen, gemeinen, weltlichen, unedlen, sinnlosen; und sich der Selbstkasteiung hingeben, der leidvollen, unedlen, sinnlosen: diese beiden Extreme hat der Vollendete vermieden und den mittleren Pfad erkannt, der sehend und wissend macht und zur Stillung, Durchschauung, Erleuchtung und zum Nirwana führt. ACHTFACHER PFAD: Was aber ist jener mittlere Pfad? Es ist jener edle Achtfache Pfad, nämlich: 1. rechte Erkenntnis 2. rechte Gesinnung 3. rechte Rede 4. rechtes Tun 5. rechter Lebensunterhalt 6. rechte Anstrengung 7. rechte Achtsamkeit 8. rechte Sammlung Das also, ist der mittlere Pfad, den der Vollendete aufgefunden hat, der sehend und wissend macht und zum Frieden, zur Durchschauung, Erleuchtung und zum DER ACHTFACHE PFAD 1.Rechte Erkenntnis (sammá-ditthi) Erkenntnis, was karmisch unheilsam bzw. heilsam ist: Karmisch unheilsam ist: Für das körperliche Karma 1. Das Töten von Lebewesen; 2. Das Nehmen fremden Eigentums 3. Unzulässiger Geschlechtsverkehr Für das sprachliche Karma 4. Lügen; 5. Hinterbringen; 6. Rohe Rede; 7. Leeres Geschwätz Für das geistige Karma 8. Habgier; 9. Übelwollen; 10. Üble Ansicht Die zehn Fesseln: Es gibt zehn Fesseln, die die Wesen an das Dasein ketten, nämlich: 1. Persönlichkeitsglaube 2. Zweifelsucht 3. Hang an äußeren Regeln und Riten 4. Sinnengier 5. Groll 6. Begehren nach feinkörperlichem Dasein 7. Begehren nach unkörperlichem Dasein 8. Dünkel 9. Aufgeregtheit 10.Nichtwissen 2. Rechte Gesinnung (sammá-sankappa) Wenn man nun verkehrte Gesinnung als verkehrt und rechte Gesinnung als recht erkennt, so hat man rechte Erkenntnis. 1. Entsagende Gesinnung, hasslose Gesinnung, friedfertige Gesinnung, das ist eine rechte Gesinnung, die noch den Trieben unterworfen ist, verdienstvoll ist und weltlichen Lohn bringt. 2. Was da aber bei einem, der mit heiligem, ungetrübtem Herzen auf dem heiligen Pfade verweilt und den heiligen Pfad entfaltet, an Gedanke besteht, an Gedankenfassung, Denken, Beobachtung und Gerichtet sein der Gedanken, an Zielbewusstsein des Geistes, an sprachlicher Tätigkeit (des Geistes): das ist eine rechte Gesinnung, die edel ist, triebfrei, überweltlich und zum edlen Pfade gehört. 3. Rechte Rede (sammá-vácá) Rechte Rede, sag ich, ist von zweierlei Art: es gibt eine rechte Rede, die noch den Trieben unterworfen ist, verdienstlich ist und weltlichen Lohn bringt; und es gibt eine rechte Rede, die edel ist, triebfrei, überweltlich und zum edlen Pfade gehört. 1. Das Abstehen von Lüge, Zwischenträgerei, roher Rede und leerem Geschwätz: das ist eine rechte Rede, die noch den Trieben unterworfen ist, verdienstlich ist und weltlichen Lohn bringt. 2. Was da aber bei einem, der mit heiligem, ungetrübtem Herzen auf dem heiligen Pfade verweilt und den heiligen Pfad entfaltet, Abwendung, Wegwendung, Enthaltsamkeit und Abstehen vom vierfach üblen Wandel in Worten ist: das ist eine rechte Rede, die edel ist, triebfrei, überweltlich und zum edlen Pfade gehört. 4. Rechtes Tun (sammá-kammanta) 1. Das Abstehen vom Töten lebender Wesen, vom Stehlen, von unzulässigem Geschlechtsverkehr: das ist rechtes Tun, das noch den Trieben unterworfen ist, verdienstlich ist und weltlichen Lohn bringt. 2. Was da aber bei einem, der mit heiligem, ungetrübtem Herzen auf dem heiligen Pfade verweilt und den heiligen Pfad entfaltet, Abwendung, Wegwendung, Enthaltsamkeit und Abstehen vom dreifach üblen Wandel in Werken ist: das ist rechtes Tun, das edel ist, triebfrei, überweltlich und zum edlen Pfade gehört. 5. Rechter Lebensunterhalt (samma-ájíva) 1. Wenn der edle Jünger einem verkehrten Lebensunterhalt entsagt und auf rechte Weise seinen Lebensunterhalt gewinnt, das ist ein rechter Lebensunterhalt, der noch den Trieben unterworfen ist, verdienstlich ist und weltlichen Lohn bringt. 2. Was da aber bei einem, der mit heiligem, ungetrübtem Herzen auf dem heiligen Pfade verweilt und den heiligen Pfad entfaltet, Abwendung, Wegwendung, Enthaltsamkeit und Abstehen von verkehrtem Lebensunterhalt ist: das ist rechter Lebensunterhalt, der edel ist, triebfrei, überweltlich und zum edlen Pfade gehört. 6. Rechte Anstrengung (sammá-váyáma) Vier rechte Anstrengungen gibt es: Anstrengung zur Vermeidung, Anstrengung zur Überwindung, Anstrengung zur Erweckung und Anstrengung zur Erhaltung. 7. Rechte Achtsamkeit (sammá-sati) Diese Achtsamkeit bezieht sich auf alle 5 Daseinsgruppen, nämlich: Die Betrachtung des Körpers bezieht sich auf die Körperlichkeitsgruppe, die Betrachtung der Gefühle auf die Gefühlsgruppe, die Betrachtung der Geistesobjekte auf die Wahrnehmungsgruppe und Geistformationengruppe, die Betrachtung des Geistes auf die Bewusstseinsgruppe 8. Rechte Sammlung (samma-samádhi) Was aber ist rechte Sammlung? Das Gerichtetsein des Geistes auf ein einzelnes Objekt (wtl.: Einspitzigkeit des Geistes), das ist Sammlung. Rechte Sammlung, im weitesten Sinne, ist diejenige geistige Konzentration, die mit jedem karmisch heilsamen Bewusstseinszustande verbunden ist, also auch begleitet ist von rechter Gesinnung (2. Stufe), rechter Anstrengung (6. Stufe) und rechter Achtsamkeit (7. Stufe). Verkehrte Sammlung dagegen ist anwesend in karmisch unheilsamen Bewusstseinszuständen und ist daher nur möglich in der Sinnensphäre. BUDDHISTISCHE SCHRIFTEN Buddha hat seine Lehre nicht schriftlich niedergelegt, sie wurde mündlich überliefert und erst Jahrhunderte nach seinem Tod aufgezeichnet. Mönche schrieben eine Sammlung von Schriften: Tripitaka (Drei Körbe). Diese Sammlung wurde im 1. Jh v. Chr. aufgezeichnet im mittelindischen Dialekt "Pali", es wird deswegen auch "Pali-Schriftenkanon" genannt. Inhalt: 1. Die Regeln für das mönchische Leben 2. Die Lehr-Reden des Buddha 3. Darstellung der Lehren Buddhas. Aussprüche, die direkt auf Buddha zurückgehen, nennt man "Sutra". Das Menschenbild nach Buddha GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG besteht nicht etwa aus zwei Teilen (Körper und Seele) oder drei Teilen (Körper, Geist u. Seele), sondern aus fünf Teilen, welche wären: Körperlichkeit / materielle Erscheinung Gefühle / Empfindungen Wahrnehmung / Sinneseindrücke gewohnheitsmäßige Prozesse Bewusstsein Hüter von Buddhas geistigem Erbe waren seine Mönche (Bhikkus). Zunächst zogen sie als Wandermönche umher, später lebten sie in Klöstern. Heute leben sie gewöhnlich in Klöstern. Die Mönche verpflichten sich zur völligen Keuschheit, dürfen außer ihren gelben Gewändern, der Almosenschale und anderen Gegenständen des täglichen Gebrauchs kein Eigentum besitzen. Sie sind nicht durch Gelübde gebunden, sie können jederzeit wieder in die Welt zurückziehen. Diese fünf Bestandsteile sind nicht beständig, sondern einem dauernden Wandel ausgesetzt. Im Buddhismus hat kein Lebewesen einen von anderen Lebewesen separaten unvergänglichen oder unveränderlichen Konstituenten, also keine Seele. Was ist es dann, das in der Seelenwanderung verschiedene Erfahrungen sammelt? Eben diese fünf Bestandteile. Es gehört zur Allwissenheit eines Buddhas, die Gesetze zu kennen, nach denen diese fünf Faktoren sich fortwährend verändern. Der Mittlere Weg des Buddha Buddhas Lehrrede vom Ingangsetzen des Rades der Lehre beginnt mit der Gegenüberstellung zweier Extreme. Im Wildpark von Benares wandte er sich an die fünf Mönche und sprach: „Ihr Mönche, zwei Extreme gibt es, die ein Mönch vermeiden soll. Welche zwei sind das? Zum einen soll er sich nicht sinnlichem Verlangen und dem daraus resultierenden sinnlichen Vergnügen hingeben, denn das ist eine niedrige, beschränkte, oberflächliche, unedle und unzuträgliche Lebensweise. Zum anderen soll er sich nicht der Selbstkasteiung hingeben, denn das ist eine schmerzhafte, unedle und gleichfalls unzuträgliche Lebensweise. Diese beiden Extreme hat der Buddha vermieden, denn er hat erkannt, dass es der Mittlere Weg ist, der zu Einsicht und Verstehen führt. Diese Einsicht und dieses Verstehen sind die Grundlagen für Frieden, Wissen, vollkommenes Erwachen und Nirvana. Und welches, ihr Mönche, ist dieser vom Buddha erkannte Mittlere Weg, der zu Einsicht und Verstehen führt, die die Grundlagen sind für Frieden, Wissen, vollkommenes Erwachen und Nirvana? Es ist der Edle Achtfache Pfad, nämlich Rechte Anschauung, Rechtes Denken, Rechte Rede, Rechtes Handeln, Rechter Lebenserwerb, Rechte Anstrengung, Rechte Achtsamkeit und Rechte Sammlung. Dies, ihr Mönche, ist der vom Tathagata erkannte Mittlere Weg, der zu Einsicht und Verstehen führt, die die Grundlagen sind für Frieden, Wissen, vollkommenes Erwachen und Nirvana.“ Fragen und Aufgaben 1. Welche Extreme lehnt Buddha ab? 2. Wie begründet er diese Ablehnung? 3. Hat Buddha diese Extreme selbst kennen gelernt? 4. Nehmen Sie Stellung zum empfohlenen Mittleren Weg! Um 380 v. Chr vollzog sich eine Spaltung im Buddhismus. Die „Ältesten" nahmen nur die reinen Überlieferungen der Lehren Buddhas an, die anderen ließen neuen Entwicklungen Raum, sie nannten sich "Glieder der großen Gemeinde". Der Name "Kleines Fahrzeug" war ein Spottname, den die Mehrheit den Traditionalisten gab. So gibt es das „Kleine Fahrzeug", den Theravada (Hinayana) mit dem Pali-Kanon und das „Große Fahrzeug" (Mahayana). Das Große Fahrzeug kennt neben dem "Dreikorb" noch andere Schriften. Die Mitglieder verehren Gottheiten (Buddhas und Bodhisattwas). Bodhisattwa war ein Mensch, der sich so vervollkommnet hat, dass er aus überströmender Liebe allen Lebewesen gegenüber kurz vor dem Eingehen ins Nirwana halt macht, um den Menschen zu erlösen. Das „Große Fahrzeug" hat für alle Menschen Raum, die durch die Verehrung Buddhas, durch religiöse Handlungen (Gebete, Opfer, Wallfahrt) und durch tätiges Mitleiden mit allen Lebewesen zur Erlösung gelangen. DIE DREIFACHE ZUFLUCHT Buddha, Dhamma, Sangha, gelten als die „Drei Kleinode“ (ti-ratana), vor denen sich der Buddhist in tiefster Ehrfurcht verneigt und die er als das Ehrwürdigste und Erhabenste in der Welt betrachtet. Das Bekenntnis zu diesen „Drei Kleinoden“ wird als die „Dreifache Zuflucht“ (ti-sarana) bezeichnet. Ich nehme meine Zuflucht zum Buddha. Ich nehme meine Zuflucht zum Dhamma. Ich nehme meine Zuflucht zum Sangha. Mit dem schlichten Akt des dreimaligen Aussprechens dieser Formel bekennt man sich als Anhänger der Buddha-Lehre. DIE FÜNF SITTENREGELN Auf die „Zufluchts“-formel folgt dann meistens das feierliche Ablegen der für alle Anhänger der Lehre verbindlichen fünf Gelübde oder Sittenregeln Ich gelobe abzustehen vom Töten. Ich gelobe abzustehen vom Nehmen dessen, was nicht gegeben. Ich gelobe abzustehen von unrechtem Wandel in Sinnenlüsten. Ich gelobe abzustehen vom Lügen. Ich gelobe abzustehen vom Genuss berauschender Getränke. Der buddhistische Alltag Mann und Frau Religion und Kultur bedingen und beeinflussen sich immer gegenseitig. Deshalb ist jede Aussage über die Stellung und die Aufgaben von Frau und Mann schwierig. Der Buddhismus keine feministische Religion. Dies findet auch im täglichen Leben seinen Widerhall. Der Mann ist traditionellerweise das Haupt der Familie und für den Lebensunterhalt zuständig. Die Frau ist für die Kinder und den Haushalt verantwortlich. Im häuslichen Kult hat sie aber oft eine wichtige Funktion, indem sie die Riten an den Mondtagen vollzieht. Der Hausaltar In jedem buddhistischen Haus finden wir einen Hausaltar. Wenn möglich wird sogar ein eigener Raum dafür reserviert. Es gibt keine vorgeschriebenen Formen dafür. Jede Familie richtet sich einen spirituellen Raum oder Winkel nach ihren Möglichkeiten und Neigungen ein. Der Buddhismus durchzieht das tägliche Leben. In vielen, wenn nicht sogar den meisten Geschäften, die Buddhistinnen und Buddhisten gehören, steht ein kleiner Hausaltar mit einer Buddha-Statue und Räucherstäbchen. Obwohl nach der Lehre Buddha keine göttliche Person oder Gott ist, wird er in Form einer Statue sehr verehrt. Die Statuen repräsentieren Buddha und werden deshalb mit großer Achtung behandelt. Vor dem Hausaltar beten die Buddhistinnen und Buddhisten täglich und führen an den Buddha-Tagen die erforderlichen Riten aus. Wer Zeit hat, sitzt am Boden davor, um zu meditieren. Das Gebet Nach der buddhistischen Lehre ging der Buddha ins Nirvana ein und hat deshalb zu existieren aufgehört. Gebete zu ihm sind deshalb logischerweise sinnlos, weil kein Gegenüber mehr dafür da ist. Und doch beten sehr viele Buddhistinnen und Buddhisten zu Buddha und erhalten nach ihren eigenen Aussagen Stärkung, Trost und manchmal sogar Hilfe. Ein namhafter buddhistischer Gelehrter, Lama Anagarika Govinda, erklärt das buddhistische Gebet so: Gebete im buddhistischen Sinn sind nicht Bitten an außer uns stehende Mächte zur Erlangung persönlicher Vorteile, sondern ein Anrufen der in uns wohnenden Kräfte, und dies kann nur dann erfolgreich sein, wenn wir frei sind von selbstischen Wünschen. Mit anderen Worten: Der Buddhist setzt seine Hoffnung nicht auf die Macht der Götter die in einem jenseitigen Himmel thronen, sondern er glaubt an die Macht der rechten Absichten und Motive, die Reinheil des Herzens. Die meisten Buddhistinnen und Buddhisten der sie angehören, beten vor dem Hausaltar morgens und abends zu Buddha, nachdem sie sich gewaschen haben. Eines der häufigsten Gebete, das immer dreimal gesprochen wird, ist folgendes: Namo tassa bhagavato arahato samma sambuddhasa; „Ich verehre den erhabenen Buddha“ Anschließend rezitieren („chanten") manche auswendig oder aus einem entsprechenden Buch Palitexte. Freie Gebete für Gesundheit, Wohlergehen oder ein anderes Anliegen werden in der Muttersprache gesprochen. Wer Zeit hat, sitzt für eine kürzere oder längere Zeit Heirat Der Buddhismus ist über ein großes Gebiet verbreitet. Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Kulturen und Bräuche, was immer beachtet werden muss. Dies gilt auch bei der Heirat. Während auch heute noch in Indien unabhängig von der Religionszugehörigkeit die meisten Ehen vermittelt werden, gilt dies in Thailand als rückständiges Verhalten, das höchstens noch in ländlichen Gebieten überlebt hat. Manche Buddhistinnen und Buddhisten beachten schon für die Partnerwahl, aber auf jeden Fall für den Hochzeitstermin, das Horoskop. Wenn immer möglich vollziehen neun Mönche die Zeremonie; die Zahl Neun bedeutet Fortschritt. Frühmorgens beginnt die Feier mit dem singenden Rezitieren von Palitexten. Am Abend gießen die engsten Verwandten dem Brautpaar Wasser über die gefalteten Hände und sprechen dazu ihre Segenswünsche. Kindererziehung Bald nach der Geburt werden dem Baby daheim oder im Tempel (in Anlehnung an den Buddha, der sich die Haare scherte, als er in die Hauslosigkeit zog) die ersten Haare - oder auch nur ein Teil davon - abgeschnitten. Dann wird das Kind von einem Mönch oder der ältesten Respektsperson der Familie gesegnet. Dazu wird die engste Familie zu einem Fest eingeladen und das Kind offiziell der Familie vorgestellt. Die Eltern gehen zu einem Mönch oder einem Astrologen, um den Namen bestimmen zu lassen. Dann erst wird das Kind bei der Behörde angemeldet. In der Schule werden die Kinder in die buddhistische Lehre eingeführt. Wie es der buddhistischen Toleranz entspricht, wird dem Kind größtmögliche Freiheit gelassen. Als Abschluss der Jugendzeit gehen viele Männer mit etwa 20 Jahren für eine Regenzeit, das heißt für drei Monate, als Mönche in ein Wat. Mädchen gehen eher selten, weil es keinen Nonnenorden mehr gibt. Tod und Begräbnis Wie die Hindus verbrennen Buddhistinnen und Buddhisten die Toten. Normalerweise wird kein Grabmal errichtet. Meist wird die Asche in einen Fluss oder ins Meer gestreut. Manche verteilen die Asche unter den Verwandten und bewahren sie auf dem Hausaltar auf. Manchmal wird von den Kindern ein wenig Asche der Eltern in einem kleinen Behälter am Hals getragen. Wenn hohe Würdenträger sterben, wird die Leiche nach hundert Tagen verbrannt. Die Asche wird in einer goldenen Urne in einem Stupa beigesetzt. Manchmal wird die Asche auch auf verschiedene Tempel verteilt. Für Heilige werden Stupa errichtet, die dann manchmal zu Wallfahrtsorten werden. Wenn Angehörige oder Bekannte in der fernen Heimat sterben, ist der Vollzug von Riten ein Anliegen. Thais bringen bei der Bangsakun-Zeremonie für Verstorbene den Mönchen Lotosblüten, Räucherstäbchen und ein neues Mönchsgewand. Diese Zeremonie ist ein Trost für Trauernde. Nach dem persönlichen Bedürfnis wird ein- oder mehrmals für die Verstorbenen ein Gebet gesprochen. Auf jeden Fall wird nach hundert Tagen daheim oder im Wat mit Mönchen eine Feier abgehalten. Buddhismus im Westen IM WESTEN wurde der Buddhismus besonders durch die Übersetzungen buddhistischer Schriften im 19. Jh. bekannt. Einer der ersten Deutschen war der Philosoph A. Schopenhauer. Er sah im Buddhismus die einzige vollkommene Religion. Begeisterung für den Buddhismus finden wir auch bei Schriftstellern wie Hermann Hesse, Thomas Mann, Stefan Zweig. In den 60er Jahren wurde er durch die Meditationsformen (Zen, Yoga) vor allem von jungen Leuten aufgegriffen. Heute erhält er durch die kulturelle Vermischung in Europa eine neue Attraktivität, zum Teil durch die alternative Lebensform und auffassung von Mönchen, z.T. auch durch die mediale Verbreitung der Gestalt Buddhas. Warum der Buddhismus so beliebt ist KEINE GEBOTE UND VERBOTE. Was den Buddhismus für die moderne Welt so attraktiv macht: In der Lehre Buddhas existieren keine Dogmen und Verbote wie in der christlichen oder moslemischen Religion. KEIN GOTT: Buddhismus ist keine Religion im Sinn von Anbetung eines „Oberen“, Buddhismus kennt kein Obrigkeitsdenken. Buddhisten glauben nicht an einen Gott, sondern orientieren sich an der Lehre Buddhas. Diese hat die „Erlösung aus dem Leid“ zum Ziel - was diesem Ziel dient, ist zulässig. GEWALTFREIE RELIGION. Was am Buddhismus fasziniert: Buddhisten führten keine Kriege, um ihren Glauben durchzusetzen. KEINE VERDAMMNIS. Im Gegen Satz zu den Christen und Moslems, denen bei schlechter Lebensführung die Hölle und Verdammnis drohen, gibt es im Buddhismus nur die Wiedergeburt. Dadurch gibt diese Religion den Anhängern die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen. KEINE VERBINDLICHEN ZEREMONIEN. Wird der Glaube des Katholiken nur daran gemessen wie häufig er die Sonntagsmesse besucht, so genügt es dem Buddhisten, die Lehre Buddhas Schritt für Schritt in den Alltag zu übernehmen. SELBSTVERANTWORTUNG. Sind es Christen gewöhnt, dass ihre Le bensgestaltung stark von der Kirche beeinflußt wird, obliegt es im Buddhismus jedem selbst, das Beste aus seinem Leben zu machen Es existieren nur Empfehlungen, aber keine Vorschriften AKZEPTANZ DER ANDEREN Hauptmerkmal des Buddhismus ist, dass er sich niemals in Konkurrenz mit anderen Weitreligionen sieht. Der Dalai Lama empfiehlt im Gegenteil, dass nur diejenigen zum Buddhismus konvertieren sollen, die mit anderen Religionen im reinen sind. VIELSEITIGE ANWENDUNG. Dass Buddhismus nicht nur eine Religion ist, beweisen die vielen A nwendungsgebiete der Lehre Buddhas, wie z. B. Philosophie und Psychotherapie. EINHEIT VON KÖRPER & GEIST. Buddhisten sehen den Menschen als Ganzes. Motto: Nur in einem gesunden Körper kann ein gesunder Geist wohnen. (News 1997/49/ S. 184) Seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama Kurzbiografie Der Titel Dalai Lama wurde 1578 dem damaligen Großlama Sonam Gyatso durch den Mongolen-Fürsten Altan Kahn als Dank für die erhaltenen buddhistischen Weihen verliehen. Dalai Lama bedeutet soviel wie "Ozean des Wissens". Der Dalai Lama gilt als Wiedergeburt Tschenresis, des Buddhas des Erbarmens, der gleichzeitig der Schutzpatron Tibets ist. Tschenresi hat auf seine eigene Erlösung und den Eingang ins Nirwana verzichtet und wird solange wiedergeboren, bis alle Menschen erlöst sind. Der Dalai Lama war das religiöse und politische Oberhaupt Tibets. Der aktuelle Dalai Lama jedoch strebt für Tibet und die Tibeter eine Demokratie an, in der er keine politschen Ämter mehr innehaben soll. Der heutige 14. Dalai Lama wurde am 6. Juli 1935 in Taktser, einem Dorf in der tibetischen Provinz Amdo, als Lhamo Dhondrub, Sohn von Bauern, geboren. Eine Delegation hoher Lamas, welche auf der Suche nach der Reinkarnation des Dalai Lama war, stieß 1937 anhand von Prophezeiungen und Hinweisen auf Lhamo Dhondrub und erkannte ihn als 14. Wiedergeburt des Dalai Lama wieder. Im Juli 1939 wurde der Knabe auch von der Tibetischen Regierung offiziell als der 14. Dalai Lama anerkannt und erhielt den neuen Namen Tenzin Gyatso. Am 22. Februar 1940 bestieg der 14. Dalai Lama im Alter von 4 ½ Jahren den Sengtri, den Löwenthron. Der Dalai Lama wurde von nun an von Lehrern in Klostern erzogen und ausgebildet. Erst im Alter von 25 Jahren sollte er seine intensive Ausbildung abgeschlossen haben. Als im Sommer 1949 die chinesische Volksbefreiungsarmee mit der Eroberung Tibets begann, wurde dem damals erst 15-jährigen Dalai Lama am 17. November 1950 die Herrschaft über Tibet übertragen. Am 9. September 1951 marschierten chinesische Truppen in Lhasa, der Hauptstadt Tibets ein und besetzten diese. 1954 versuchte der Dalai Lama in Peking vergeblich mit Mao Tsetung Friedensgespräche zu führen. Als sich das tibetische Volk am 10. März 1959 in einem Volksaufstand gegen die chinesischen Besatzer erhob und dieses letzte Aufbäumen bis zum Herbst 1960 rund 90000 Tibetern das Leben kostete, sah sich der Dalai Lama gezwungen, über den Himalaya nach Indien zu fliehen. Seither ist der 10. März der Nationalfeiertag der Tibeter. Für seinen unermüdlichen Einsatz mit gewaltlosen Mitteln und durch Dialog eine Lösung für das Tibetproblem zu finden, erhielt der Dalai Lama am 10. Dezember 1989 den Friedensnobelpreis, die höchste vieler von ihm erlangter Auszeichnungen.