02. September 2016 Sonderband "Myokarditis bei Kindern" der Herzstiftung Kaum eine Herzerkrankung hat so viele Gesichter wie die Myokarditis. Gerade bei Kindern verläuft die Krankheit nach einem Infekt oft mild oder bleibt sogar unentdeckt. Schwere Verläufe können allerdings schnell lebensbedrohlich werden. Umso wichtiger ist es für Ärzte, die verschiedenen Formen der Erkrankung sowie deren Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zu kennen. Ausführliche Informationen dazu bietet der Sonderband "Herzmuskelentzündung - eine oft unterschätzte Erkrankung des Herzens". Symptome einer Myokarditis sind anfangs oft unspezifisch Klagt ein Kind oder Jugendlicher nach einem Infekt weiter über Beschwerden oder treten bei einem sonst herzgesunden Kind kardiale Symptome auf, sollten Ärzte hellhörig werden. "Bei etwa 5-10% aller viralen Infekte ist eine Herzmuskelbeteiligung anzunehmen“ , erklärt der Kinderkardiologe Prof. Dr. med. Herbert E. Ulmer vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Dabei sind die Symptome einer Myokarditis zu Beginn oft unspezifisch. Vor allem jüngere Kinder klagen beispielsweise über Abgeschlagenheit, Schwindel, Bauch- oder Muskelschmerzen, während sich noch keine Herz- oder Kreislaufbeschwerden zeigen. Wichtig ist eine zeitige Diagnose auch deshalb, weil die Krankheit bei einem fulminanten Verlauf schnell lebensbedrohlich werden kann. Rund 3.500 Kinder und Jugendliche müssen jährlich mit einer Myokarditis mit schwerem Verlauf klinisch behandelt werden. Image found or type unknown Abb. not 1: Phasen Abb. 1: Phasen Bei Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung stehen zunächst gängige Diagnoseverfahren wie EKG, Röntgenbild und Echokardiographie an erster Stelle. Sie können erste Hinweise auf Veränderungen des Herzmuskels sowie der Herzfunktion geben. Für eine eindeutige Diagnose sind jedoch oft weitere Verfahren nötig, wie die MRT oder eine Biopsie des Herzmuskels. Dabei steht weniger die Identifikation des Erregers im Vordergrund als vielmehr die Art der Schädigung des Herzmuskels und die weitere Behandlung. Eine einheitliche Therapie der Myokarditis gibt es aufgrund der unterschiedlichen Verlaufsformen nicht. Bei der Behandlung steht in der akuten Phase die Stabilisierung des Herz-Kreislauf-Systems im Vordergrund. Die Bandbreite der Therapien reicht von Medikamenten gegen Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz bis hin zum vorübergehenden Einsatz einer künstlichen Herzpumpe und - in besonders schweren Fällen - einer Herztransplantation. Ärzte, die sich über den aktuellen Stand der verschiedenen Diagnose- und Therapieverfahren informieren möchten, finden im Sonderband der Herzstiftung aktuelle und ausführliche Fakten. Daneben werden in der Expertenschrift auch die einzelnen Phasen der Erkrankung beschrieben und mit Grafiken erläutert. Hinweis für Kliniken und Praxen: Der Sonderband "Herzmuskelentzündung (Myokarditis) - eine oft unterschätzte Erkrankung des Herzens" (18 Seiten), verfasst von Prof. Dr. Herbert E. Ulmer, kann kostenfrei telefonisch unter 069 955128400 und per E-Mail unter [email protected] bei der Herzstiftung angefordert werden. Register zur Myokarditis bei Kindern und Jugendlichen – gefördert von der Herzstiftung Die Deutsche Herzstiftung fördert mit 100.000 Euro ein Register zur systematischen Diagnostik und Therapie der Myokarditis bei Kindern und Jugendlichen (Mykke). Das Mykke-Register ist ein Zusammenschluss von aktuell 17 Zentren (darunter Kinderherzzentren und Universitätskliniken) in Deutschland und wird vom Deutschen Herzzentrum Berlin koordiniert. Ziel ist es, mehr Aufschluss über die Häufigkeit der Myokarditis im Kindes- und Jugendalter pro Jahr zu erhalten. Dazu werden alle Patienten mit Verdacht auf Myokarditis in das Register aufgenommen. Auch sollen die Maßnahmen in Diagnostik (EKG, Echo, MRT, Herzkatheter/Biopsie) und Therapie erhoben werden. Da vor allem bei Kindern die Erkrankung häufig schwerer verläuft, soll untersucht werden, wie viele von ihnen dadurch im Verlaufe ihres Lebens eine Einschränkung ihrer Herzleistung erleiden oder sogar ein Herzunterstützungssystem bzw. eine Herztransplantation benötigen. Um eine möglichst vollständige Datensammlung auch im Verlauf der Erkrankung zu erreichen, werden neben Kinderherzzentren/Kinderkliniken auch niedergelassene Kinderkardiologen aus dem gesamten Bundesgebiet mit einbezogen. 190 Patienten hat das Register seit dem Start 2013 erfasst. Eine Publikation über die ersten Ergebnisse wurde eingereicht. Ansprechpartner: PD Dr. S. Schubert: [email protected]; PD Dr. D. Messroghli: [email protected]; www.mykke.de. Quelle: Deutsche Herzstiftung e.V.