Ohohoho…Ostern

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Ohohoho…Ostern
oder
Osterzeit und rundumadum …
Es gibt Zeiten, die werfen unausweichlich ihre Schatten voraus. Vor allem, wenn die Sonne scheint.
Der Vollmond des Nachts vom Himmel leuchtet … logo, Ostern ist immer am Sonntag nach dem
Frühlingsvollmond. Das Wetterglück im April hold ist. Was mich zu der Frage führt: Ist das Wetter im
abnehmenden Mond meist schön? Sollte man sich mit Urlaubsbuchungen nach dem Monde richten
oder doch nach anderen Terminitäten. Obwohl, grad kam der Wetterbericht, dass es nur hierzulande
so sommerlich ist. Mallorca, selbst die Kanaren können dem nix entgegen setzen. Außer Feuchtigkeit,
die bei uns einhergeht mit Gießaktionen.
Und wer was auf sich hält, der startet die Osterzeit am Palmsonntag.
Sonntag. Tatsächlich der hohe Tag der Woche. Ich ergab mich in angemessne,
bewegungsentschleunigte und auch sonstige nichtstuerische Bewegung. Am Fenster sitzend. Gut, die
Augen, die arbeiteten noch. Und sie guckten mit großem Interesse in die große, weite Welt des
provinzlerischen Gässeleins hinaus. Manchmal bewegt sich da was. Auch am Sonntage.
Tatsächlich … aufgeschreckt von Kratzgeräuschen zuckte ich vom Hockerchen hoch, um den Blick
vogelperspektivisch zu senken. Das Geräusch kam aus Bodennähe.
Oha, was war das? Erste Bodenübungen für eine baldige Prozession? Prozessiert man in der
Osterzeit? Äh … Wallt man? Ein Mann. Er rutschte auf Knien hin und her, sich kontinuierlich von
rechts nach links bewegend. Aber woher die Kratzgeräusche? Hat er borstige Knie? Krallt er sich
seitlich ziehend mit den Fingernägeln am Boden fest? Stammen sie vom mit geschleiften Eimer, den
er linkshändig neben sich her zog? Ich presste mir sofort meine Fernsichtbrille auf die Nase. Die ohne
den Leseteil. Den brauch ich jetzt nicht! Ich brauch was fürs naus glotzen! Und so erkannte ich, dass
auf der anderen Straßenseite mit einem Scharrgerät, Schäufelchen, Ritzenkratzer, könnte auch ein
skalpelliges Wurfmesser, eine regenwalderprobte Machete sein, so genau war es nicht sofortigst zu
erkennen, heftigst gearbeitet wurde. Gekratzt.
Ui, erarbeitet er aztekische-nazcaische Scharrbilder, Landebahnen für passional Kommende? Oder
entfernt er nur, was nicht sein darf?
Es wächst doch gar kein Löwenzahn, kein Giersch, kein nix in den Ritzelchen bei ihm im Rinnstein. Im
Gegensatz zu mir. Da grünts schon mal ritzig auf, kipperlts und staniolts dazwischen, was man halt so
nebenbei und gedankenfrei fallen lässt, wenn man grad mal parkt oder so.
Gschlampert! Wie man mir schon unüberhörbar deutlichst weissagte. Umso intensiver beobachtete ich
Beispiel nehmend die gegenübrigen Machenschaften.
Aber weil’s Sonntag war, hielt ich mich mit Eigeninitiative noch zurück.
Andern Tags … grad, als ich verschämt zum Besen greifen wollte … erwischt! Vom Nachbarn
erwischt und „bei Fuß“ gestellt. „Und?!?“ die Frage an mich. Sollte ich jetzt über Goddunddieweld,
meine privatesten Dings oder was parlieren? Oder nur eine Vorlage für einen längeren Monolog
geben? Was eigentlich wahrscheinlicher war.
Und so nickte ich dem Rinnstein zu, der in blendendem Hell-Graue erstrahlte „Doll.“ Ja, so wurde mir
verklickert, so geht das nicht, wenn die Kommune schon nicht die Arbeitskräfte für so was hat, dann
muss man halt selber … alles, was sich seit Jahrzehnten zwischen den Pflastersteinen ansammelte
samt diverser Stein-Verbindungsmittel porentief bis zur Erdkerntiefe, jedoch mindestens zur innigsten,
untersten Grenze der Straßen-Seitenrand-Belagssteinigung entfernen. Mühseligst kratzend. Den
Saugereinsatz fürs allerletzte Sandkörnchen und Erdkrümelchen hab ich leider verpasst. Er schnaufte
tief. Und jetzt … mit weit ausholender Geste auf eine Schubkarre, befüllt mit Sand, deutend … wäre
alles frisch und neu betoniert. Aha, daher der helle, grelle Ritzenschein. „Und jetzt nur noch mit Sand
bestreuen, allerletzte Ritzelchen füllen … fertig.“ Boah!
Ich stand über eine halbe Stunde, unauffällig Schritt für Schrittchen versuchend, Land zu gewinnen,
um mich aus der sterilen Rinnstein-Zone zu entfernen. Zum Glück drängte ihn End-Besandung. Und
ich schaffte einen viersteppig gehüpften Seit-Abgang.
Faszinierend … diese Eigeninitiative … soweit sein Grundstück reicht, erstrahlt der Rinnstein nun in
frischer Verfugung. Perfetto. Verschrocken sogar vergessen, den Besen zu suchen, um wenigstens
ein paar Kippen, Papierchen und Gassiwürsterl zu bekehren.
Ich versteck mich am Besten und tu so, als ob hier unbewohntes Gebiet ist. Und meine Einfahrt mäh
ich auch nicht. Drei Grasstreifen, in denen der Löwenzahn grad zu überbordender Blüte sonniggelben
Teppich zaubert. Mit dem und östlichem Winde besam’ ich ihm bislang keimfreies Gebiet. Sonst hätt’
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er ja nix zu tun. Die Natur findet immer einen Weg. Könnt auch passieren, dass der gute, alte
Laubsauger falsch gepolt ihm zufällig windersatzig Pusteblümchen-Wunschsamen zubläst. Nein … ein
Scherz … aber eine Idee wär’s schon. Immer vorausgesetzt, frau zeigt sich sauberputzigst.
Ostern kann kommen.
Vor dem Karfreitag noch den Grün-Donnerstag entsprechend begehen wollen. Es blieb beim Wollen.
Zählt ja irgendwie auch.
Man isst Grün! Und so zog ich festen Willens, grüne Lebensmittel zu besorgen, los. Hin zum
Supermarkt. Um ja nix zu vergessen, mit mittelgroßer Einkaufsliste, befüllt mit mikrofeiner Schrift. Und
meinem voluminösen Wägelchen, titan-platiner Scheckkarte und einem münzprallen Geldbeutel. Auf
alles gefasst, nur nicht auf das, was kam.
Auf die Idee mit dem frühzeitigen Einkaufe kamen allerdings auch noch andere. Viele andere. Und
weil’s Ferienzeit war, ward man … abgesehen von mir, die einsame Singlerin … gruppiert, aber
mindestens zu zweit gepaart unterwegs. Sich gegenseitig beratend. Und welches Wort fiel immer
wieder? Logo … Spinat! Ich versuchte über irrgartige Umwege unauffällig in die Zone der Kühltheken
zu gelangen. Freilandspinat gab’s hierkaufzulande noch keinen. War halt Spargelzeit. Mehrfach
ausgebremst, zurück gedrängt … „Spinat! … Spinat!“ raunte es sogar zwischen den Backwaren …
aber schließlich durch den Alkobereich eine schmale Lücke erwischt. Quicknick-like bahnbrechend in
die Pole ... Dings halt. „Der Wogn is mid mir dervo grolld.“ Fest am Wagengriff rückelnd eine gewisse
Gitter-Metalica- Geräuschkulisse entwickelnd, die Unbedarfte erschrocken weichen ließ. Man muss
mit allen Tricks arbeiten. Und ran!
Doch … mein Blick zuckte auf, scannte … alle Fächer pickepacke-voll ... alles, bloß … nein! Meine
Hand zögerte, eines der Kühltürchen aufzureißen … irgendwie … registrierte ich grad noch die
Preisangabe. Häh? Seit wann kostet Spinat sooo viel? Wann hab ich das letzte Mal Spinat gekauft?
War da der Preis nicht irgendwo auf halbem Euro. Für’s kleine Packerl Noname. Hier und jetzt … öh
… nur Markenware, exklusivste Ware, exorbitanteste Preise. Sich gegenseitig hoch schraubend. Und
… als ich entgeistert Zahlen rekonstruierte … seitlich abgedrängt. Man griff zu. „Spinat!“ „Spinat!!“
„Spinat!!!“ Egal, zu welchem Preise. Die Türchen klapperten kühldunstig und ich strandete bei den
Baguettes. Tief geschnauft, Luft und Anlauf geholt und erneut ins Geschehen ums „Grüne“ gerollert.
Diesmal mit höchstkonzentriertem Blick auf die unteren Truhen. Die Beutelsackigen. Tatsächlich. Dort
lagerten, von den oben begeistert zugreifenden absolut unbeachtet Kilosackelrn mit Spinatpellets.
Kilo! Für’n Euro. Doller Preis, allerdings, wie lange esse ich an einem Kilo gefriergetrockneter,
gewürfelter Spinatbröckelchen? Damit wäre nicht nur der Gründonnerstag, der Karfreitag, sondern
auch Samstag bis Montag menümäßig abgedeckt. Spinatig. Wobei mir grad noch einfiel, dass ich
keine entsprechende Lagerkapazität habe. Bei plussigen Kühlschrankgraden weicht mir das auf. Und
wer weiß, am Ende ist es auch noch gefriergetrocknetes Blattwerk, das sich dann mit entsprechender
Blubb-Zugabe zu gewaltigen Mengen quellt. Von wegen ein Kilo. Also auch nix. Äh eher zu viel.
Enttäuscht weiter gerollert. Umdisponiert. Blöderweise schon eine rote Paprika gebunkert … die
grünen links liegen gelassen. Nix, gar nix mit Grün. Aber die roten mag ich halt mal lieber. Weiter.
Fisch … Lachs. Für den Freitag. Wenn schon der Donnerstag gemistaket ward, dann wenigstens der
Freitag esstechnisch korrekt.
Auch hier alle Fächer biggbaggvoll und eine Extratruhe nebendran auch noch. Lachs. Lachs scheint
tatsächlich der heurige In-Fisch zu sein. Kein Kabeljau, kein Hering, keine Forelle, nix
Haisfischflossensteak, kein Garnelenspieß … Lachs. Vorbei gerollert. Öh … die Exklusiv-Marke. Also
hin zum Regal, dort, wo immer tief unten meine Lieblingssorte, weil günstig, liegt. Perfekt abgestoppt,
keinen Zentimeter verschenkt, gebeugt, wobei ich elegant einen Fuß lang streckte, gibt eine
schlankere Silhouette und hält andererseits Zwischengreifer ab. Man muss mit allem rechnen und
allen Tricks arbeiten. Einkaufen ist kein Ponyhof-Besuch, das ist knallharte Arbeit und wildeste Jagd
und Beutesicherung. Jedoch … auch hier … ja wo simmer denn … meinemeinemeine Sorte … nicht
da. Dafür alles in exklusiver Bepreisung. Sofort zurück gezuckt. Überlegt. Mist! Nö, diesen Preis, den
löhne ich nicht.
Den Blick rollieren lassen. Weiter oben …jaaa … genau, da lagert unauffällig statt hauchfeinster
Scheibchen, auf Goldfolienplatte genussvoll dekoriert, Lachs in Brockenform. Halber Preis aufs Kilo
gerechnet. Gegrabscht, bevor andere auch mathematische Berechnungen anstellen und diese
Batzen, gut eher Bätzchen, schneller fachleeren, als ich denken kann.
Zweie gesichert, tief im Wagen verstaut und sofortigst das Weite gesucht. Mutterinstinkten folgend
Beute sichern. Auf dass wenigstens der Freitag keine Essfehler mit sich bringt. Oder ich die drei Pfund
Nudeln blanko essen muss. Notfalls mit etwas Tomatenmark garniert. Supereinkauf.
Zur Kasse gerollert. Schnell noch die BILD ergriffen. Mein wilder Blick ließ andre, alles blockierende,
weil zeitungslesende Gangsteher auseinander fahren. Ich bin Kaufwillig! Ich hab Vorfahrt! Und hin zur
Kasse. Mit Nudeln, Paprika, Tomatenmark, Lachs, Käse, Küchenrollen und Zeitung bestens gerüstet.
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Die österliche Hungersnot, die scheinbar alle zu wildesten Groß-Einkäufen, egal zu welchem Preise
drängte, kann kommen. Das meterlange Band reichte nicht, alle Tausend-Sachen hochgestapelt
aufzunehmen, die man unbedingt brauchte. Endlich tauchte eine Lücke im Endlosband auf, um meine
Siebensachen ab- und aufzulegen. Nur eine, eine ließ sich nicht mitreißen … hinter mir anstehend.
Und als ich mein Bandterritorium mit einem Abstandshalter absteckte sah ich, was man eigentlich
braucht. Im Grunde wenig. Eine Packung Kaugummi, zwei Piccolos und eine Schachtel Käse. In der
Beschränkung zeigt sich der Meister. Die Meisterin. Damit macht man auch an den anstehenden
Tagen keine Fehler, die Piccolos waren grünbeflascht, Käse für den Karfreitag und Kaugummi für
frischen Atem. Perfekt.
Leicht beschämt zog ich von dannen. Nächstes Mal, da jammer’ ich nicht Spinat- und Lachspreisen
hinterher, da greif ich mir auch einszweidrei Piccolos und die Welt ist mein Freund.
Der Donnerstag kam heran … eigentlich ein Sporttag und uneigentlich auch. Also los getrabt. Man will
ja seinen guten Willen zeigen. Bevor die große Schlemmerei beginnt. Ganz in Blau. Hab leider keine
grünen Sportklamotten. Nur die Schuhsohle ist mit etwas gutem Willen als gelbgrün erkennbar. Wenn
ich aus liegender Position durch die Gegend fuchtele. Ging ganz gut. Das Fuß- und Armfuchteln.
Pilates halt. Überraschenderweise.
Aber es war ja nicht nur der grüne Donnerstag …abends klärte sich alles auf. Zeichen und Omen.
Rückblickend auf den Tag. Es war Queen-Geburtstag. Nicht von denen. Von der. The one and only.
Heut. Deshalb auch ein gewisser Dancelordbeat, der in die Spinnerknöchel fuhr. „Du musst nicht den
schnellen mit treten, ich zähl Dich ein, bleib im Takt.“ Na, wenigstens eine korrekte Ansage und so
radelte ich im Spinnhep, mich Klapperschuhig wähnend, tänzelnd. Och, das ist die andre Insel? Auch
wurscht. alles irgendwie anglistisch fiedelig.
Die Anderen … waren voll dabei. Jungvolk, die haben halt noch den Grip und Drive. Einmalradler.
Testschnupperer. Drum auch längere Einweisungen und Verklickerungen ob Berg, Wave und Jump.
Mit dem gegenseitigen Auf- und Einpeitsch-Zurufen klappte es dann doch nicht. Egal. Ich versank
immer wieder jetzt und dann in herzlicher Verfinsterung. Doller Song, der mir selbstsuggestiv-inspirativ
durchs Hirn trällerte. Baut auf. Oder ab. Je nachdem, wie depri man drauf ist. Aber, als hochgelobte
Spinnerin … Allmächd, bei zwei Schnupper-Einsteigern, da ist wohl jede Anwesende ein Vorbild,
sogar ich … da hatte ich eine Rolle zu erfüllen. Vielleicht, weil ich die allereinzigst übrig gebliebene der
sonst üblichen Frauenpower-Truppe war. Restig kann man auch als Vorbild dienen. Doll. Allein das
gab mir den Schwung flotten Schrittes heim zu trudeln. Ich …die Spinnerin.
Beim Türnausdrehschwung fast noch das Türblatt eingerissen. Restresourcen einer Kondifreien …
hoppla, da sitzen noch Leute. Ich musste die Einsam-Duscherin nicht sichern. Und der Chefin, die
sport- und auch bauaufsichtig next dem rosa Häuserl saß, ein Kompliment zugeworfen. Hatte so von
oben beim Pilatessieren entdeckt, dass die Maulwurfshügel eliminiert waren. Weg. Einfach so. „Super.
Wo andre lang nach Verjagtechniken suchen, da startet man einfach ein größeres Bauvorhaben.
Schon sind sie weg.“ “Könnt’ auch der Rasenmäher gewesen sein,“ murmelte sie. Überrascht ob
meines Gedankensprunges. Jajaja, ich die Smalltalk-Parlier-Queen.
Rasierte der neben Gras auch Erdhügel … öh neinneinnein, Maulwürfe mögen keine lauten
Geräuschquellen. Wem’s an Sehvermögen mangelt, der schärft andre Sinne, hörige halt. Was bei
Menschen nicht immer zutreffend ist. Weiß ich. Aus einer Erfahrung. Zwei-drei Dioptrien contra
achtzig Dezibel. Mit anderen Worten, kein Maulwurf, sondern ein Täubchen.
Jedoch … dieser Tag brachte noch mehr an Erkenntnissen … kunstvollsten. Überraschend.
Irgendwann so weit zu Kräften gekommen, dass ich ansatzweise die übernächste Backwarenkette
ansteuerte. Vorher noch schnell ein paar Kartöffelchen gekauft. „Neue oder alte?“ Äh … ohne den
Preis zu erfragen wagemutig nach drei Handvoll neuen verlangt. Die Bauerswarenfachverkäuferin hat
kleine Händchen. War sogar noch münzig zu zahlen.
Weiter zur fleischlosen Thekeria. „Zwei Mohn, einen Käsekuchen … und die Zeitung.“ Und wie ich
mich so auf vorösterliche Tage bestens gerüstet, wandte, eine leise Stimme hinter mir. Kann auch
lauter gewesen sein, ich vernahm sie unbeearliet leis flüsternd. Aber dennoch erhörend. „Hallooo!“
Mag sein, dass mein geschlurcht-entkräftete Gang etwas Mitleid erregte Was ich auch sofort
widerlegte „Hach! Ich war grad beim Sport, Stundenlang!“ Was irgendwie absolut nicht bis wenig
interessierte. Denn es folgte eine spontane Frage „Waren Sie schon in der Sparkasse?“ Häh? „Nein.“
„Dort ist eine Ausstellung.“ Oh … und so wandte ich mich von meinem Heimwege, directly die
Sparkasse zu entern … Bilder zu betrachten. Wann kommt man schon mal dazu in Begleitung
Kunstwerke zu bekriteln. „Immer öfter!“ würde man mir spontan zurufen. Aber, das ist alles nur Zufall.
Bestimmt.
Und so wandelten wir durch die Sparkasse, erklommen die Treppe zu den Privatinvestoren … ich
nickte huldvollst grüßend zu den tresigen, terminüberwachenden Angestellten … nein, kein Kredit,
kein Überfall, nix, nur die Ausstellung … interessante Werke. Vor allem, wie die jugendliche
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Konkurrenz im Kindesalter sich produziert. Uijerla. Manches dezent als „Hommage an XYZ“ tituliert.
Jajaja, manche kochen sprich malern auch nur mit „Wasser“, Acryl., Guache, Stift und Kreide und
üben sich an etablierten Künstlern. „Der alte Mann und …“ nein, nicht das Meer, sondern „der
Ginseng“. Welcher rüstige Mann hängt sich dieses metamorphoisch-aphrodisierende Werk an die
Wand? Oder wirkt das Motiv allein durch Aufhängung? Aber doll. Auch die Kunstchifin ließ es sich
nicht nehmen, an prädestiniertester Stelle zu hängen. Zwischendrinnen, als Eye-Catcherin.
Interessant, die Ausstellung, wobei wir nebenbei etwas thematisch abdrifteten. Ich mir absolut verkniff,
„abstrakt“ titulierte Bilder als ungegenständlich zu korrigieren. Und uns dem lichthofigen Geschehen
zuwandten. So ein Loft als Wohnung wäre auch nicht schlecht. Mein Blick senkte sich magisch
angezogen an die Gerbera, Osterglocken, Tulpen, die in Drathfädendeko den freien Raum füllten.
Kleine Wasserbehältnisse entdeckend, die unauffällig umwickelt den Stiel hielten. Allmächd! Echte
Blumen! „Nein.“ wurde ich nach einem energischen Griff in eine Gerbera berichtigt. „Das sind schon
Seidenblüten.“ Aber wozu dann dieser Wasserpfropfer? Um Leut’ wie mich zu bluffen? Andererseits,
wer außer mir, gafft schon so neugierig von oben in eine Blütendeko, die der normale Kunde nur von
unten, so er überhaupt den Blick erhebe, sieht. Die Treppe, dem Aufsichtspraktikanten freundlich
zunickend, hinab gewandelt. Kurz am Storchen-Bildschirm verharrt. „Wie viele Eier hat er denn? Ach,
noch keines.“ Nein, die Störche waren noch im Verliebttaumel und noch nicht im Brütungseinsatz.
Naus. Und mit fröhlichem Winken auseinander … nicht ohne ein Samstags-Date zu treffen. Hier und
dann. Äh, nein, nicht in der Sparkasse. Die hat zu. Im Café gleich nebendran. Entspannt im VorOsterstress der andren.
Hach ja … grad noch einen leeren Tisch erwischt … öh … ein Scherz. Obwohl, außen draußen, da
war’s ziemlich belegt. Innen drinnen allerdings … gähnende Leere im Café. Sofort einen Tisch
geentert, der optimalste Blickposition zur Tür, Theke und sämtlichsten Geschehen Gerüstet mit einem
größeren Kaffeetopf. Faszinierend, wie viele Frühstücke um Zehne am Vormittag so geordert wurden.
Ich hab’s ganz genau beobachtet. Haben die nix andres zu tun? Frühstücken statt Supermärkte,
Baumärkte und sonstige Dingens zu erobern, um daheim alles auf Top zu bürsten. Aufzupflanzen und
anzugrillern. Oder erste Kräfte nachpushen. Könnte ja sein. Meinem Date wild winkend Zeichen
gegeben, dass ich hier und jetzt schon da sei. Waswaswas nehmen wir? Die Wahl fiel schließlich auf
Streußel-Rhabarber-Hefe-Schnitten. „Auf zwei Teller?“ Ja, was glaubt die nette Kuchenverteilerin?
Dass ich alles selber gabel? „Bitte eins auf jeden … jedes auf einen. Und noch eine Tasse Kaffee.“
„Darf’s auch ein Schümli sein, ich hab grad keinen. Häh? Ein ganz normaler, einfacher Filterkaffee
und nix im Automaten? Nur was Aufgeschümlites. Komisch. Aber dann ist er wenigstens frisch
gebrüht. Wahrscheinlich hab ich mit meiner Gierorderung vom Riesenpott allerletzte Bodensatzreste
bekommen. Tatsächlich wurde er uns trotz Selbstbedienung ans Tischlein serviert. Samt
Milchkännchen. Wir waren bislang auch die einzigsten Inside-Gäste. Und die Thekendamen zu dritt.
Bescheidenerweise nicht bis Ultimo und Nauskomplimentierung die Zeit ausgereizt und beizeiten
blühende Frühlingsgärten aufgesucht.
Nachmittags dann datefrei zum Supermarkte meiner Wahl und meines etwas verunsicherten
Vertrauens geschlurcht. Verlangsamten Schritts, bloß nicht zuviel Energie vergeuden. Bis … auf
halbem Wege urplötzlich ein wilder Urtierschrei hinter mir ertönte, der so nah war, dass sich meine
Nackenhärchen kräuselten. Uuuuh, ein Urzeitvieh, das durch Raum und Zeit hinter mir aus einem
Wurmloch entsprungen ist? Ein Windstoß schmiss mich beschleunigt vorwärts. Ich blieb jedoch in der
Spur, fest mein Ziel vor Augen, nur die nackigen Nervlein vibrierten noch nach. Auf der drübigen
Straßenseite winkte ein Radler. … zu dem sich ein straßenkreuzender Kumpani gesellte. Oh, war ich
einem jungen, flotten schnellläufrischen Wilden im Wege gewesen. War ich durch glückliche Fügung
einem Wildverbiss, gar einem gedanklichem Totschlag entgangen, der sich in jenem
nervenzerfetzenden, markerschütternden Brüller manifestierte? Der Weg zum Supermarkt ist
manchmal ein gefährlicher, als gedacht. Was für ein Glück, dass man hinten keine Augen hat und
unbedarft dahin trödelt.
Im Supermarkt der nächste Schock …eigentlich vorhersehbar und wiederum die absolute Bestätigung,
dass man sich antizyklisch verhalten sollte.
Grad noch einen restigen Einkaufswagen ergattert. Heut tobte der Bär! Viel los. Kaum, dass die
freitägliche Hungersnot überstanden ward, muss sich auf weitere zwei Tage absoluten Non-Shoppings
eingestellt werden.
Oh, keine Erdbeeren, wo doch vorgestern noch ganze Berge an Schälchen auf Käufer warteten. Nur
Äpfel en masse. Und Trauben. Antizyklisch halt. Vielleicht sind Erdbeeren auch das optimal-perfekte
Surviving-Vitamin, um Ostertage zu überleben. Gut, muss ich halt darben. Mit leeren Wagen weiter
geschoben.
Zufällig bei den Kühlfächern vorbei gekommen und einen Blick riskiert. Tatsächlich … zwei große
Fächer pickepackevoll mit … jajaja, es ist kein Irrtum … Billigspinat. Mein flackernder Blick erhaschte
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einen Zahlenwert von 39 Cents. Daneben der exorbitant, exclusiv bepreiste, leicht dezimierte. Kein
Wunder. Wenn durch Zufall erst nach dem Donnerstag, dem grünen die ganz große Lieferung
spottbilligen Grünzeugs befüllt wird. Wobei ich mich frage, wer kauft jetzt am Karsamstag,
Ostersamstag halt noch Spinat? Aber tief gefroren hält sich.
Grad, als ich in die Lachsgasse abbiegen wollte, um dort zu kontrollieren, ob auch hier die
wundersame Umsortierung stattgefunden habe, puffte mich ein herber Schlag stoßend vorwärts. Was
mich zu ein paar verzweifelten Stolperschritten nötigte. Eine trällernde Stimme tirilierte fröhlich
„Dschuldigung, wollt bremsen, hab’s nicht …“ Mutter mit Kind, die ungebremst gen Milchprodukte
steuerte. Was soll man da sagen? Eine gegen zweie, noch dazu eine mit Kleinkind. Da hat die
Singlerin sehr schlechte Karten. Geduckt davon geschlichen. Und auf weniger tangierten ShampoonGängen Richtung Kasse gesteuert. Blaukornsackerl gegriffen. Auch die Blümelein wollen ein
Ostergutsi. Der breite Hauptgang war mit übervollen Einkaufswägen und halb verhungerten Familien
blockiert, die sich durch und um Lebensmittel kämpften Und allerletzte Rest von Grillkohle.
Säckeweise geschultert. Boah!
Zwischen Katzenstreu und Vogelfutter einen frei erscheinenden Kassengang entdeckt und sofort
angesteuert. Tatsächlich. Die seitrandigsten, die sind kundenfreundlich. Wenig tangiert halt. Die
Masse steuert halt immer der Masse hinterher. Mittig.
Gelöhnt und die Flucht ergriffen. Nein, so ein Feiertags-Samstag, der ist nix für schwache Nerven.
Und auf dem Heimweg auf kein brüllendes Urviech gestoßen. Weder hinter, vor, nahe bei mir. Glück
gehabt. Obwohl ich ein massives Schlangengurkerl griff- und zuschlagbereit mit mir führte. Notfalls
hätt ich meinen Ostersalat geopfert. Breitmaulig quer gestopft. Der nackenkräuselnde Gröhler klang
eindeutig nach „Guuuargn!!!“. Möglicherweise hieß sein andersstraßenseitiger Kumpani auch so, als
er ihn entdeckend, freudig aufbrüllend, begrüßte. Vielleicht hatte der junge Mitmensch auch nur
Hunger. Auf Vegetarisches. Grünes.
Wahrscheinlich.
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