PEDELEC – RADFAHREN MIT RÜCKENWIND TOURENVORSCHLAG Nr. 1: GEO-NATURPARK BERGSTRASSE-ODENWALD Hirschhorn Pedelec Höchster Baum (6) Treidler-Skulptur in Eberbach PEDELEC – RADFAHREN MIT RÜCKENWIND TOURENVORSCHLAG Nr. 1: GEO-NATURPARK BERGSTRASSE-ODENWALD Hirschhorn – Beerfelden - Eberbach – Ersheim / Hirschhorn – Neckarsteinach Schwierigkeitsgrad: mittel (Teil 1) bis leicht (Teil 2) Distanz: ca. 40 km bis Eberbach (Teil 1) und ca. 60 km bis Neckarsteinach (Teil 1 + 2) Karte: Freizeitkarte 513, Mannheim Heidelberg, Landesvermessungsamt Baden-Württemberg Erhältlich beim ADFC Rhein-Neckar/Heidelberg Adresse: Kurfürsten-Anlage 62, 69115 Heidelberg, gegenüber dem Hauptbahnhof im Gebäude der BGR Chemie Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag u. Samstag von 9:30 - 13:30 Dienstag, Mittwoch und Freitag von 14:30 - 18:00 Sehenswürdigkeiten: Altstadt von Hirschhorn mit Karmeliterkloster und Schlossanlage; mittelalterliche Altstadt von Eberbach mit historischer Stadtmauer, Pulverturm und Skulpturen-Denkmälern; Ersheimer Kapelle St. Nazarius und Celsus Umweltaspekte: Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald mit Baum- und Waldlehrpfaden, der Hirschhorner Höhe, Windwurfflächen und Sukzessionsflächen sowie dem höchsten Baum Deutschlands. Der Naturpark Neckartal-Odenwald mit seinen Streuobstwiesen, seiner Bärlauch- und Auelandschaft und Mäanderschlingen. Einkehrmöglichkeiten: Hirschhorn: Schlosshotel Hirschhorn Öffnungszeiten: tägl. von 11:30 bis 23:00; Montag Ruhetag Kontakt: Schlossstraße 39 - 45, 69434 Hirschhorn; Tel.: 06272/92090 Rothenberg: Romantik - Land - gut - Hotel Hirsch Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 12:00 - 14:00 und von 18:00 - 20:00, Montag u. Dienstag Ruhetag Kontakt: Schulstraße 3-7, 64757 Rothenberg; Tel.: 06275/91300 Eberbach: Hotel Karpfen Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag von 12:00 - 14:00 und von 18:00 - 21:00, Dienstag Ruhetag Kontakt: Am Alten Markt 1, 69412 Eberbach; Tel.: 06271/806600 Besonderheiten: Vom Neckarufer in Hirschhorn bis Rothenberg im Odenwald befindet sich einer von aktuell neun deutschen Stoppomaten. Trainierte Radler und Elektro-Radler können auf diesen Strecken ihre Zeit für den Gipfelsturm über zwei funksynchronisierte Stempeluhren messen lassen. Tourenskizze Die Radtour führt durch den südwestlichen Teil des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald im Grenzbereich zwischen Baden-Württemberg und Hessen. Im Raum Eberbach und entlang des Neckars wird zudem der Naturpark Neckartal-Odenwald durchfahren. Der Ausgangspunkt der Radtour, die hessische Neckarstadt Hirschhorn, ist mit der S1 und S2 von Heidelberg und Mannheim aus bequem zu erreichen. Der erste Teil der Tour führt nach einem Anstieg, vorbei am Hirschhorner Schloss, entlang dem Bergkamm Hirschhorner Höhe ca. 15 km nach Norden in den Odenwald hinein. Südlich von Beerfelden führt die Route nach Osten, um über die Sensbacher Höhe, einem parallelen Höhenzug, die mittelalterliche Neckarstadt Eberbach zu erreichen. Von hier aus kann die Tour, dem Neckarlauf flussabwärts folgend, in einem zweiten Teil variabel zurück nach Hirschhorn oder weiter bis Neckarsteinach verlängert werden. Im Folgenden erhalten Sie eine detaillierte Routenbeschreibung und einen Tourenplan. Im Text und in der Karte verweisen Ziffern (1) auf Besonderheiten im Streckenverlauf, die entweder im Text eingebunden oder im Anschluss an die Karte abgebildet sind. Mit einem Sternchen (*) versehene Begriffe werden unter der Rubrik „zusätzliche Informationen“ in alphabetischer Reihenfolge näher beschrieben. Routenbeschreibung Teil 1: Durch den Odenwald von Hirschhorn über Beerfelden nach Eberbach Am Bahnhof Hirschhorn führt unser Weg nach links hinunter in Richtung Altstadt, die über eine Kreuzung in wenigen Minuten zu erreichen ist. Aufgrund seiner Lage und Schönheit gilt Hirschhorn auch als „Perle des Neckartals“ (vgl. Foto auf Deckblatt, oben links). Nach einem Besuch der Altstadt mit seinem Karmeliterkloster (*) führt unser Weg zur Kreuzung zurück. Der Neckar bildet in diesem Teilstück den Südrand des Geo-Naturparks BergstraßeOdenwald (*), in den wir nun ca. 15 km hineinfahren wollen. Wir folgen der Landstraße nach rechts und biegen nach wenigen Metern erneut schräg nach rechts in die Schlossstraße ein. Von der bewirteten Schlossterrasse (siehe Einkehrmöglichkeiten) des Schlosses Hirschhorn (*) eröffnet sich ein Panoramablick nach Hirschhorn und nach Süden ins untere Neckartal (1). Wir verlassen den Schlossplatz durch das obere Tor und folgen ab jetzt und bis Beerfelden den Hinweisschildern des Dreiländerradwegs und des Hessischen Radfernwegs R4 (vgl. Foto 1). Foto 1: Hinweisschild des Hessischen Radfernwegs R4 Die rund 300 Höhenmeter, die sich der Neckar an dieser Stelle in den Odenwald eingegraben hat, sind mit mittlerer bis starker Unterstützung unseres Pedelecs gut zu bewältigen. Noch vor Erreichen der Hochebene kommen wir an ausgedehnten Windwurfflächen (2,*) vorbei. Aus ökologischer Sicht bedeuten diese eine natürliche Verjüngung des Waldbestandes. Die unterschiedlichen Sukzessionsstadien (vgl. * Windwurfflächen) führen zu einer deutlichen 2 Zunahme der Biodiversität und sind durch eine ausgeprägte Artenvielfalt gekennzeichnet. Bald stoßen wir an eine rechtwinklige Kreuzung, an der wir, unserer Signatur R4 sowie einem blauen Quadrat auf weißem Grund folgend, nach links abbiegen (vgl. Foto auf Deckblatt, oben rechts). Vorbei an der Kortelshütte erreichen wir die Hirschhorner Höhe (vgl. Foto 2). Eine Schautafel weist auf die hohe Fruchtbarkeit dieser ausgedehnten Hochfläche hin. Während der Buntsandstein, der im Odenwald meist die oberste Gesteinsschicht bildet (vgl. * GeoNaturpark Odenwald-Bergstraße), selbst nur saure, nährstoffarme Böden entstehen lässt, die von Misch- und Nadelwald bestanden sind, wurden am Anstieg zum Odenwald (und vor allem weiter südlich im Kraichgau) verbreitet eiszeitliche Lössauswehungen aus der Rheinebene abgelagert. Dank der fruchtbaren Staubdüngung bieten diese Standorte nach Jahrtausenden der Sediment- und Bodenbildung im kühl-gemäßigten Klima günstige Bedingungen für eine intensive Landwirtschaft. Die landwirtschaftlichen Gunsträume sind im Odenwald als Rodungsinseln vielerorts sichtbar. Foto 2: Blick von der Hirschhorner Höhe auf Rothenberg An einem Segelfluggelände (3) vorbei umfahren wir Rothenberg, unserem Radweg folgend, oberhalb oder begeben uns zu einer Rast ins Romantik-Land-gut-Hotel Hirsch (siehe Einkehrmöglichkeiten). Hierzu verlassen wir unsere Markierung und fahren, den Berg wenige hundert Meter hinab, nach Rothenberg hinein. Wir folgen der Hauptstraße bis ins Stadtzentrum, wo wir die Landstraße geradeaus in unsere Zielstraße überqueren. Neben der Bewirtung bietet der Gasthof Pedelec-Radlern das Wiederaufladen ihrer Räder an. Zurück auf unserem Radweg oberhalb Rothenbergs, können wir unsere Fahrt für einen fünfminütigen Baumlehrpfad unterbrechen. Anschießend führt unser Radweg nun bis Beerfelden durch dichten Mischwald, wobei das leicht hügelige Gelände bei mittlerer Stufe unseres E-Bikes ein zügiges Vorankommen erlaubt. Nach einigen Kilometern nähert sich unser Weg wiederholt einer Landstraße. Wir bleiben rechts der Straße auf einem Waldweg und biegen nach einer Weile nach rechts in einen Waldlehrpfad (4) ein. Eingangs Beerfelden biegt unser Radweg erneut nach rechts ab, so dass wir den Ort südlich umfahren. Im Südosten Beerfeldens überqueren wir auf einer Brücke die B45. Wir folgen nun nicht mehr dem Dreiländerradweg sondern fahren geradeaus weiter. Mit einer höheren Unterstützung unseres Elektrorads gelangen wir über Serpentinen nach wenigen Minuten zum Parkplatz Sensbacher Höhe (5). Hier verlassen wir die stärker befahrene Foto 3: Wegweiser am Parkplatz Landstraße vorbei an einem Friedhof nach rechts. Sensbacher Höhe (5) 3 Unser Symbol ist nun ein rotes Dreieck (vgl. Foto 3). Es wird uns über die Sensbacher Höhe parallel zu unserem ersten Höhenzug bis kurz vor Eberbach führen. Nach gut der Hälfte der Strecke passieren wir die Naturparkgrenze und radeln nun bis Eberbach durch den Naturpark Neckartal-Odenwald (*). Beim Rastpunkt „An der Ruhe“ biegen wir links ab und fahren auf Serpentinen steil den Berghang hinab (vgl. Foto 4). Mit einer mittleren bis hohen Stufe der StromRückgewinnung müssen wir dennoch kaum bremsen und laden zudem unseren Akku wieder auf. Die stillgelegten Steinbrüche des Buntsandsteins bieten Lebensraum für seltene Tiere wie dem Wanderfalken und der Äskulapnatter (* Seltene Tier- und Pflanzenarten). Letztere ist auch oberhalb von Hirschhorn an trocken-warmen Standorten noch heimisch. Kurz vor Eberbach steigen wir am Hinweisschild „Höchster Baum Deutschlands“ ab und folgen dem Pfad in den Wald. Eine Schautafel Foto 4: Rastplatz „An der Ruhe“ informiert über die Gunstfaktoren, welche die bis zu 60 m hohen Douglasien an diesem Standort ermöglichten (vgl. Foto auf Deckblatt, unten links sowie 6). Nun fahren wir nach Eberbach hinein bis zum Neckarufer. Entlang der Uferpromenade stehen zahlreiche Skulpturen-Denkmäler, die über frühere Berufsstände informieren (z.B. Treidler, vgl. Foto auf Deckblatt, unten rechts). Weitere Schautafeln informieren über die mittelalterliche Stadtmauer der Stauferstadt mit ihrem Pulverturm (vgl. Foto 5). In Eberbach informiert zudem das Naturparkzentrum im „Thalheim’schen Haus“, dem älteseten Steingebäude der Stadt, über Geologie, Landschaft, Arten und Nutzung des Naturraums. Anschließend laden am Alten Markt das historische HotelRestaurant „Karpfen“ und zahlreiche Kaffees zu einer Stärkung ein (siehe Einkehrmöglichkeiten sowie 7). Foto 5: Stadtmauer und Pulverturm in Eberbach Teil 2: Entlang dem Neckar von Eberbach über Ersheim nach Neckarsteinach Je nach Tageszeit, Kondition und Witterung kann die Tour nun flussabwärts variabel verlängert werden. Hierfür überqueren wir zunächst die Brücke am oberen Stadtausgang nach Neckarwimmerbach. Im Gegensatz zum Nordufer mit der stark befahrenen B37 und der Bahnlinie ist das Südufer weitgehende den Radlern vorbehalten. Gleich sechs verzeichnete Radwege führen durch dieses idyllische Teilstück, welches die „Romantischen vier an der Burgenstraße“, Eberbach, Hirschhorn, Foto 6: Wegweiser am Neckartal-Radweg Neckarsteinach und Neckargmünd, miteinander 4 verbindet (vgl. Foto 6). Zwischen Eberbach und Hirschhorn durchqueren wir eine Auenlandschaft mit Streuobstwiesen und Laubwald. Kurz nach dem Blattaustrieb entwickelt sich unter diesem im April an fruchtbaren, leicht feuchten Standorten und auf lockeren Böden ein würzig duftender Bärlauchteppich. Hinweistafeln informieren hingegen ganzjährig über „Allium ursinum“, wie sein wissenschaftlicher Name lautet (8). Kurz vor Hirschhorn befindet sich linkerhand das Naturschutzgebiet „Neckarufer Seitelsgrund – Moosklinge“. Eine Hinweistafel informiert an dieser Stelle über einen weiteren Frühjahrsblüher, die hohe Schlüsselblume (Primula elatior) (vgl. Foto 7). Insgesamt nehmen die Naturschutzgebiete (NSG) des Naturparks Neckartal-Odenwald nehmen eine Fläche von insgesamt 1180 ha oder knapp einem Prozent der Naturparkfläche ein. Ziel der Foto 7: Info-Tafel des NSG 37 Naturschutzgebiete ist es, eine naturnahe Landschaft als „Neckarufer Seitelsgrund – Moosklinge“ Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und vor Eingriffen zu schützen. Gegenüber Hirschhorn befindet sich auf einer Landzunge Ersheim, welches wir, der Neckarschlinge folgend, umfahren. Die charakteristischen Talmäander im Unterlauf des Neckars sind durch das geringe Gefälle und die dadurch abnehmende Fließgeschwindigkeit bedingt. Schreitet diese Entwicklung fort, wird die Landzunge, der so genannte Sporn, an seiner dünnsten Stelle durchbrochen und ein Altwasser und ein Umlaufberg bleiben zurück. Die Ersheimer Friedhofskapelle St. Nazarius und Celsus gilt übrigens als die älteste Kirche des Neckartals (vgl. Foto 8 sowie 9). Vor Neckarsteinach überqueren wir den Neckar an der Staustufe und beenden unsere Radtour am Bahnhof Neckarsteinach. Eine Schautafel weist auf das Informationszentrum GeoparkEingangstor Neckarsteinach hin, welches für den Publikumsverkehr täglich von 11 bis 18 Uhr und auf zwei Etagen geöffnet ist. Foto 8: Die Ersheimer Friedhofskapelle St. Nazarius und Celsus 5 Zusätzliche Informationen Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald erstreckt sich auf 3500 km² zwischen dem Main im Norden, dem Rhein im Westen und dem Neckar im Süden. Unsere Tour führt durch den Buntsandstein-Odenwald und somit durch die flächengrößte Landschaftseinheit des GeoNaturparks. Der Gegensatz von schroffen Kerbtälern und weiten Hochflächen ist dabei nicht nur auf unserer Strecke sondern für den gesamten Teilraum charakteristisch. Aufgrund der geringen Fruchtbarkeit der Buntsandstein-Böden wurde der Buntsandstein-Odenwald erst spät besiedelt und weist einen dichten Waldbestand auf. Die Sand-, Schluff- und Tonsteine wurden in trocken-heißem Klima vor rund 250 Mio. Jahren im Erdzeitalter der Trias abgelagert. Umliegende Flüsse transportierten damals Geröll, Kies und Sand in ein abflussloses Becken des Urkontinents Pangäa. Während die Sandsteine am Westrand des Odenwalds aufgrund der stärkeren Heraushebung bereits weitgehend abgetragen sind, stehen sie im zentralen Bereich weiterhin als oberste Gesteinsschicht an und werden vielerorts in Steinbrüchen abgebaut. Noch weiter im Osten wird der Sandstein von marinen Sedimentgesteinen aus jüngeren Erdzeitaltern bedeckt. Durch Lösung dieser kalkhaltigen Sedimente konnte sich beispielsweise die Eberstädter Tropfsteinhöhle entwickeln. Damit dies möglich war, musste die bislang noch flache Landschaft jedoch zunächst gehoben werden. Dies geschah im Zuge der Alpenauffaltung sowie der Herausbildung des Oberrheingrabens vor ca. 50 Mio. Jahren. Während dieser tektonisch äußerst aktiven Zeit kam es im Odenwald sogar zu Vulkanausbrüchen. Mit der Grube Messel im Norden hat der Geo-Naturpark diesem Sachverhalt seit 1995 sogar ein UNESCO Weltnaturerbe zu verdanken. Der fortan angelegte Reliefunterschied ermöglichte nun das Einschneiden von Flüssen ins kompakte Sedimentgestein. Aber erst die extremen Klimaschwankungen seit dem Beginn der Eiszeiten vor rund 2 Mio. Jahren beschleunigten den Prozess der Talentwicklung und führten zur Herausbildung der heutigen Mittelgebirgslandschaft. Der Odenwald bildet in diesem Kontext den nördlichen Teil der Südwestdeutschen Schichtstufenlandschaft. Informationen zum Geo-Naturpark, aktuellen Veranstaltungen, Angebote und Service finden Sie entweder im Internet oder in einem der vier GeoparkEingangstore in Buchen, Messel, Neckarsteinach und Stockstadt. Adressen und Übersichtsplan Der Geonaturpark im Internet: http://www.geo-naturpark.net/ Infozentrum Neckarsteinach – Geopark-Eingangstor Süd: Neckarstraße 47 69239 Neckarsteinac 6 Karmeliterkloster Hirschhorn Das Karmeliterkloster in Hirschhorn mit der spätgotischen Klosterkirche Mariä Verkündung wurde im Jahr 1406 von den Herren von Hirschhorn gestiftet. Nachdem Hans IX von Hirschhorn im Jahr 1543 das Kloster aufgelöst und die Mönche vertrieben hatte, erfolgte im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) unter dem Mainzer Bischof eine Rekatholisierung der umliegenden Gemeinden und die Karmeliter erhielten das Kloster im Jahr 1629 zurück. Im 17. Jahrhundert diente die Klosterkirche nun als katholische Pfarrkirche. Im Jahr 1803 wurde das Kloster abermals aufgelöst und die Kirche geschlossen. Im 19. Jahrhundert setzte sich der Niedergang mit Versteigerungen des Klosterinventars bis hin zu Abrissplänen fort. Im Jahr 1886 erfolgte die Schenkung des Klosters und der Kirche an die katholische Kirchengemeinde. Damit war die Voraussetzung für eine umfassende Renovierung geschaffen, die im 20. Jahrhundert in mehreren Phasen und bis in die Gegenwart hinein erfolgt ist. Naturpark Neckartal-Odenwald Der Naturpark Neckartal-Odenwald ist einer von sieben Naturparks in BadenWürttemberg, welche sich den Erhalt der vielgestaltigen Natur- und Kulturlandschaften zum Ziel gesetzt haben. Südlich des Neckars setzt sich der Buntsandstein-Odenwald mit seinen markanten Tälern und Hochflächen im „Kleinen Odenwald“ fort. Der Neckar und seine meist in Nord-Süd-Richtung angelegten Zuflüsse sind seit ca. 50 Millionen von Jahren die Baumeister dieser Landschaft. Seinen ursprünglichen Wildflusscharakter hat der Neckar durch Flussbegradigungen, Eindeichungen und der Anlage von Staustufen zur Flussregulierung und Energiegewinnung heute weitgehend eingebüßt. Von seiner Mündung in den Rhein bis Plochingen bei Stuttgart ist der Neckar heute als Bundeswasserstraße ausgebaut. In den letzten Jahrzehnten wurden einige Altwasserabschnitte jedoch renaturiert und als Naturschutzgebiete und Biotope wieder der Auendynamik überlassen. Die Flussschlingen, Streuobstwiesen und die Bärlauchlandschaft auf unserem Teilstück sind Ausdruck eines naturnahen Flusses. Adressen Der Naturpark im Internet: http://www.naturpark-neckartal-odenwald.de/ Infozentrum Eberbach: Kellereistraße 36 69412 Eberbach Schloss Hirschhorn Die gut erhaltene Burganlage Hirschhorn wurde im 13. Jahrhundert auf dem Stöckberg oberhalb Hirschhorns errichtet. Der Buntsandstein des Odenwalds lieferte das Baumaterial. Die exponierte Lage der Burg diente der Kontrolle des Neckartals und seiner Seitentäler und bot für Jahrhunderte einen bestmöglichen Schutz vor Angreifern. Ende des 16. Jahrhunderts 7 erhielt die Anlage ihre schlossähnliche Erweiterung im Stil der Renaissance. Im 18. Jahrhundert diente die Anlage dann als Amtssitz der Kurmainzer Kurfürsten. Führungen Von Juni bis September werden Samstags um 10 Uhr und im wöchentlichen Wechsel Führungen durch die Hirschhorner Altstadt und die Burganlage angeboten. Tel.: 06272/1742, Fax: 06272/912351 oder per E-Mail: [email protected] Seltene Tier- und Pflanzenarten Die vielgestaltige Mittelgebirgs- und Flusslandschaft bietet Raum für eine ebenso vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Mit etwas Glück kann man im Raum Hirschhorn-Eberbach der Äskulapnatter begegnen. Die bis zu zwei Meter lange, aber völlig ungiftige Schlange hat ihren natürlichen Lebensraum weiter südlich in Südfrankreich, Italien und Südosteuropa (vgl. Foto 9). Nur sonnige und warme Standorte wie der südliche Odenwald, das Foto 9: Äskulapnatter Rheingau oder das Donautal bei Passau genügen deshalb den Anforderungen an ihren Lebensraum. Die Nahrung der tagaktiven Schlange bilden Mäuse, Eidechsen, Vögel und deren Gelege. Die kalte Jahreshälfte überdauert die Schlange in einer fünf bis sechs Monate anhaltenden Winterruhe. Die sich um einen Stab windende Äskulapnatter ist das Symbol der Ärzte, Apotheker und Pharmazeuten, was auf Äskulap, den griechischen Gott der Heilkunst, zurückzuführen ist. An Felswänden und ehemaligen Steinbrüchen des Buntsandsteins findet auch der Wanderfalke (vgl. Foto 10). günstige Bedingungen für die Aufzucht seiner Jungen. Der Greifvogel mit dem markanten Gesicht ist mit Ausnahme der Antarktis auf allen Kontinenten heimisch und hat neben Steilküsten auch Industriebrachen und Kirchtürme für sich erobert. So hat ein Wanderfalkenpaar seinen Horst zum Beispiel im Glockenturm der Mannheimer Konkordienkirche errichtet. Über eine Kamera kann das Geschehen im Horst zur Brutzeit im Frühling von der benachbarten Mozartschule aus beobachtet werden. Die Nahrung der Wanderfalken besteht aus kleinen bis mittelgroßen Vögeln und Fledermäusen. Nachdem sein Bestand, bedingt durch den verbreiteten Einsatzes des Pflanzenschutzmittels DDT, in den 1970er Foto 10: Wanderfalke ©Foto: Georges Lignier Jahren auf 50 Brutpaare eingebrochen war, 8 werden in Deutschland inzwischen wieder rund 1000 Brutpaare gezählt. Adresse zur Beobachtung der Wanderfalken im Frühjahr in Mannheim: CityKirche Konkordien R3, 3 68161 Mannheim Windwurf- und Sukzessionsflächen Bei Herbst- und Winterstürmen mit Windgeschwindigkeiten und Orkanböen von mehr als 120 km/h werden in deutschen Mittelgebirgen immer wieder Bäume und ganze Waldhänge entwurzelt. Die Stürme Wiebke (1990), Lothar (1999) und Kyrill (2007) zählen zu den schwersten Stürmen der jüngeren Vergangenheit. Zum Teil sind diese Kamalitäten, wie Förster die Sturmholzbestände nennen, auch vom Menschen selbst verschuldet. Die eintönigen Fichtenbestände liefern zwar schnelles Holz, ihre flachen Wurzeln können Starkwinden jedoch kaum Widerstand leisten. In einem gesunden Mischwaldbestand aus Buche, Eiche, Kastanie, Tanne und Fichte wechseln sich Flach- und Tiefwurzler hingegen ab, was die Stabilität erhöht. Außerdem werden Nährstoffe und Wasser im Mischwald aus unterschiedlichen Tiefen gewonnen, was die Gesundheit des Waldes fördert. Diese erhöht sich auch deshalb, weil sich Schädlinge in einem Mischwald weit weniger verbreiten können wie in eintönigen Monokulturen der Fall. Eine Windwurffläche bietet jedoch auch eine Chance zur Verjüngung des Bestandes und einer Zunahme der Artenvielfalt. Im lichtdurchfluteten Bereich finden viele Pflanzen und Tiere einen Lebensraum, wie er im dichten Wald nicht existiert. Ein gesunder Wildbestand hält diese Lichtungen für Jahrzehnte offen und die Artenvielfalt bleibt erhalten. 9 Tourenplan Legende: Start Route Fahrtrichtung Sehenswürdigkeit (siehe Text und Fotos) weiter nach Neckarsteinach 10 Sehenswürdigkeiten 1 2 Windwurffläche in einer Frühphase der Blick von der Schlossterrasse Hirschhorn Sukzession 3 Segelfluggelände auf der Hirschhorner 4 Schautafel am Waldlehrpfad Höhe 7 Hotel-Restaurant Karpfen am Markt in 8 Streuobstwiese und Bärlauch- Eberbach Landschaft am Neckartal 11