Ausgabe Juni 2014 - Sternwarte Bieselsberg

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Ausgabe 2/2014
Protoplanet Vesta — Raumsonde enthüllt Struktur des Gesteinsriesen
Hoppelt erfolgreich auf dem Mond — Jadehase sendet erste Aufnahmen
Im Sauseschritt — neue Montierung nimmt Formen an
99 auf einen Schlag — eine lange Beobachtungsnacht
Im Porträt: Johann Hieronymus Schroeter
Die nächsten Veranstaltungen des AAP:
Vereinsinternes Sommerfest am 13. September
Kulinarische Spezialitätenwanderung in Bieselsberg am 14. September
2
Der Vorstand informiert
Der Vorstand informiert
Liebe Vereinskollegen,
ten wir schon länger durch einen Kettenantrieb er­
setzen, nur fehlte uns die Zeit neben den anderen
Projekten. Aber auch hier hat Armin einige Arbeit
investiert und zusammen mit Jürgen die Fertigst­
ellung in Angriff genommen.
Damit möchte ich hier auch explizit einen ganz
großen Dank an Armin aussprechen, der in den
letzten Monaten mit viel Arbeit die Projekte voran
getrieben hat! Nicht zu vergessen natürlich auch
die anderen Helfer, die es möglich machen endlich
mal wieder etwas abzuschließen. DANKE!
Auch wenn das schon viel ist wollen wir auch
beim Neubau endlich loslegen. Zu lange schon
konnten wir keinen Anfang machen, aber im Som­
mer soll es auch hier losgehen. Wir werden einiges
an Eigenleistung erbringen müssen, damit wir das
Gebäude hochziehen können. Mit Spenden können
wir es beschleunigen, wer also Ansprechpartner
kennt, die bereit sind, ein paar Euro zuzuschießen
sollte es schnell dem Vorstand mitteilen.
Aber vergessen wir nicht, was wir jetzt erreicht
haben, ein wichtiger Meilenstein wird erreicht!!!
dieses Mal gibt es vieles schönes zu berichten! Zu­
nächst einmal fand unser Beobachtungsabend
schon recht früh im Jahr statt, so dass es sogar
Hoffnung gibt, dass wir es auch noch ein zweites
Mal in 2014 hinbekommen. Einen ausführlichen
Bericht bringen wir in dieser Ausgabe und das po­
sitive Fazit ist keineswegs übertrieben.
Dazu kommen auch hervorragende Neuigkeiten
über die Fortschritte bei der neuen Montierung. Da
ist nun wieder sehr viel Zug drin und wir haben
große Fortschritte erzielt! Auch dazu gibt es aus­
führliche Details und Bilder weiter hinten im Heft.
So wie es aussieht wird es auch bald den letzten
Akt in diesem „Drama“ geben. Den werden wir
auf jeden Fall gebührend feiern mit einem kleinen
Festakt und dem traditionellen „First Light“. Da­
mit steht uns dann ein sehr leistungsfähiges Tele­
skop zur Verfügung, sei es zur Beobachtung oder
zur Fotografie (wobei die fotografische Ausstat­
tung noch vom Beobachter mitgebracht werden
muss).
Gleichzeitig sind wir auch an der Überarbeitung Bis zum nächsten Mal, Euer
des Kuppelspalts. Die bisherige Seilführung woll­ Martin Tischhäuser
Editorial
Liebe Leser,
Prestiges auch wissenschaftlich ein paar Ergebnis­
se der Mission und es wird bestimmt nicht ihre
ein großer Teil dieser Ausgabe ist natürlich den letzte sein.
Fortschritten beim Bau der Montierung gewidmet. Dawn liefert auch immer mehr wissenschaftliche
Da es für uns ein wichtiger Schritt in Richtung Ergebnisse. Ein paar hat uns Bernd Vogt ja schon
neues Teleskop ist habe ich auch durch verhältnis­ in seinem Vortrag näher gebracht und von den hier
mäßig viele Bilder versucht, einen Eindruck von berichteten werden wir sicher von ihm auch hören
den Arbeiten daran zu geben. Ich hoffe, dass mir sowie einiges mehr. Da bin ich schon gespannt,
das gelungen ist. Vermutlich sind sie am besten in was er aus der Fülle von Dingen zu berichten hat.
der elektronischen Version zu sehen, die auf unse­ Nicht zuletzt gibt einen weiteren Beitrag über eine
rer Internetseite bereit liegt.
interessante Persönlichkeit, der uns einige
Im Sonnensystem gibt es nach wie vor immer wie­ Jahrhunderte zurückblicken lässt.
der neues zu berichten. Nun sind also auch die
Chinesen auf dem Mond zu Hause. Ein wichtiger Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe,
Schritt für sie war der Jadehase. Auch wenn viel­ Martin Tischhäuser
leicht nicht alles optimal läuft so gibt es neben des
Titelbild: Armin und Jürgen beim Ausrichten des neuen Sockels
(Foto: © Werner Löffler)
3
Aus Wissenschaft und Forschung
Aus Wissenschaft und Forschung
Protoplanet Vesta — Raumsonde
enthüllt Struktur des Gesteinsriesen
Es muss eine höllische Zeit für den Gesteinsriesen
Vesta gewesen sein, der die Sonne im Asteroiden­
gürtel zwischen Mars und Jupiter umkreist: Vor
rund vier Milliarden Jahren stand er unter heftigem
Beschuss. Die ungewöhnlich schnellen Geschosse
rissen große Krater in seine Oberfläche, die noch
heute Wissenschaftler faszinieren. Zur genauen Er­
kundung wurde die Raumsonde Dawn auf den
Weg geschickt, die Vesta 2011 erreichte.
Mit nun neu errechneten, besonders detailreichen
Bildern des rund 500 Kilometer großen Protopla­
neten können Astronomen dessen Zusammenset­
zung und Struktur nun besser erkunden. über ein
Jahr berechneten Forscher der Max–Planck–Insti­
tuts für Sonnensystemforschung (MPS) in Katlen­
burg mit einem Großcomputer die Aufnahmen
verschiedener Lichtspektren und fügten sie zu äs­
thetischen Porträts der Asteroiden–Oberfläche zu­
sammen.
Jedes dieser farbkodierten Bilder besteht aus min­
destens drei Farbbereichen und Dutzenden Einzel­
aufnahmen, die überlagert und aneinandergesetzt
wurden, erklärt der wissenschaftliche Leiter des
Kamerateams am MPS, Andreas Nathues. Die
Schärfe der Aufnahmen sei durch die genaue Aus­
richtung der Einzelbilder gelungen. Das sei beson­
Aelia–Krater auf Vesta: Die neuen Bilder machen
beispielsweise Fließstrukturen auf der Oberläche
gut erkennbar. Forscher vermuten, dass sie durch
flüssiges Material beim Einschlag enstanden sind.
Antonia–Krater auf Vestas Südhalbkugel: Blau
eingefärbter, feiner Staub ist über dem Krater
verteilt. Er stammt aus der unteren Kruste des
Gesteinsbrockens.
ders schwierig gewesen, da die Kamera sich in
ständiger Bewegung befand und ihre Perspektive
wechselte.
Helligkeitsunterschiede und Wischeffekte er­
schwerten der Bordkamera von Dawn die Arbeit.
Aber trotz der Bewegung der Sonde sind die ein­
zelnen Aufnahmen gegeneinander mit einer Ge­
nauigkeit kleiner als ein Bildpixel ausgerichtet,
sagt Nathues. Um dies zu erreichen, mussten die
Wissenschaftler mit komplexen Rechnungen ihre
Daten korrigieren. Ein Computer mit mehreren
hundert Prozessoren musste die Rohdaten dafür
über Wochen umrechnen.
Schlüssel für die Analyse der Gesteinszusammen­
Narbiger Protoplanet: Nach Milliarden von Jahren setzung sei das Farbfiltersystem der Kamera ge­
unter Beschuss ist Asteroid Vesta mit unzähligen
wesen. Die in der Dawn Framing Camera
Kratern übersäht, die Astronomen besonders
eingesetzten Filter haben dabei geholfen, das von
interessieren.
Vesta reflektierte Sonnenlicht in seine Bestandteile
4
Aus Wissenschaft und Forschung
Gebiet um den Sextilia–Krater: Die Farbbandbreite macht deutlich, wie viele unterschiedliche
Materialien die Oberfläche von Vesta bilden. Ohne Einfärbung und eine Analyse durch Farbfilter wäre
das Gebiet nur als graue Masse zu erkennen.
zu zerlegen. In bestimmten Wellenlängenbereichen
des Lichts treten stärkere Absorptionen auf. Diese
sind charakteristisch für die jeweiligen Minerale.
Die Krater, ihre Beschaffenheit und damit auch die
Schmelzvorgänge und Einschläge lassen sich mit
diesen Daten genauer untersuchen.
Mit den Aufnahmen ließen sich Gebiete auf dem
Asteroiden abgrenzen, die auf früheren Bildern im
Rauschen untergegangen sind. Zwei besonders
schwere Einschläge konnten Schweizer Forscher
bereits Anfang des Jahres für eine Studie simulie­
ren. Sie erklärten damit die heutige Form von Ves­
ta und erhielten so auch einen Einblick in sein
Inneres.
Die neuen in Falschfarben kodierten Bilder werden
aber nicht nur Wissenschaftler in den kommenden
Jahren Material für genaue Studien der Asteroi­
denoberfläche bescheren, sondern wirken auch auf
Laien beeindruckend. Und Interessierte können
sich in den nächsten Jahren auf noch mehr von
Dawn gesendete Schnappschüsse freuen. 2015
wird die Sonde ihr zweites Ziel erreichen: den
Zwergplaneten Ceres. Die von der NASA geleitete
Mission könnte dann noch mehr Erkenntnisse über
die Vorgänge im frühen Sonnensystem liefern.
(ms)
Hoppelt erfolgreich auf dem Mond —
Jadehase sendet erste Aufnahmen
gesteuerte Rover und die Raumsonde Chang'e–3
begannen demnach am späten Sonntagabend da­
mit, Fotos voneinander zu machen. Auf einem der
Bilder ist die rote Flagge der Volksrepublik auf
dem Mondfahrzeug zu sehen.
Chang'e­3 war tags zuvor erfolgreich auf der
Oberfläche des Erdtrabanten abgesetzt worden.
Mehrere Stunden nach der ersten chinesischen
Mondlandung überhaupt startete der Rover seine
Erkundungsfahrt. China ist das dritte Land nach
Das chinesische Mondfahrzeug Jadehase (Yutu)
hat am Sonntag, den 15. Dezember, seine ersten
Aufnahmen vom Mond zur Erde geschickt. Präsi­
dent Xi Jinping und Regierungschef Li Keqiang
verfolgten die Live–Übertragung der Bilder im Pe­
kinger Kontrollzentrum, wie die amtliche Nach­
richtenagentur Xinhua berichtete. Der fern­
5
Aus Wissenschaft und Forschung
Die Landesonde Chang'e­3 fotografierte den Rover
Yutu beim Herabfahren von der Rampe.
Umgekehrt schoss der Rover ein Foto von der
Landefähre Chang'e­3.
den USA und der früheren Sowjetunion, dem eine
Mondlandung geglückt ist. Das letzte Mal hatte die
Sowjetunion im Jahr 1976 erfolgreich eine Sonde
auf den Mond geschickt.
Jadehase ist ein goldfarbenes Fahrzeug mit sechs
Rädern und Solarflügeln, das mit einem Tempo
von bis zu 200 Metern pro Stunde über den Mond
rollen und Steigungen von bis zu 30 Prozent be­
wältigen soll. Der Rover soll rund drei Monate
lang über die Mondoberfläche fahren und unter an­
derem Bodenproben untersuchen. Die Landung des
Mondfahrzeugs war der nächste Schritt des ehrgei­
zigen chinesischen Raumfahrtprogramms, das bis
2020 den Aufbau einer dauerhaften Weltraumstati­
on vorsieht.
Die Landung in der Mondregion mit dem maleri­
schen Namen Regenbogenbucht (lateinisch: Sinus
Iridum) verlief nach den bisher bekannten Infor­
mationen ohne Probleme. Staatliche Medien be­
richteten von einer sanften Landung. Seit dem
Nikolaustag hatte Chang'e­3 den Mond umkreist
und war ihm dabei zwischenzeitlich bis auf 15 Ki­
lometer nahe gekommen. Die Europäische Welt­
raumorganisation (ESA) hatte die Landung mit
ihrem Kommunikationsnetzwerk unterstützt.
(ms)
Luftpumpe — Marsboden lässt Gase
zirkulieren
Der Boden des Planeten Mars funktioniert wie eine
globale Umwälzpumpe. Das zeigen Experimente
Duisburger Forscher unter Schwerelosigkeit im
Bremer Fallturm. Der Marsboden wälze Gas­
schichten von wenigstens einigen Zentimetern Di­
cke ober­ und unterirdisch in nur einigen Sekunden
bis Minuten effizient um, berichten die Wissen­
schaftler um Caroline de Beule von der Universität
Duisburg–Essen im britischen Fachblatt Nature
Physics.
Entscheidend für die Funktion der natürlichen
Luftpumpe ist demnach die Kombination aus ge­
ringem Atmosphärendruck des Roten Planeten und
der richtigen Korngröße des Marsstaubs. Die Koh­
lendioxidatmosphäre des Mars hat nur einen mitt­
leren Druck von 6 Millibar und ist damit rund 150 bar. Bei einer Temperatur von minus 55 Grad Cel­
Mal dünner als die Erdatmosphäre mit 1013 Milli­ sius können sich die individuellen Gasmoleküle
6
der Marsatmosphäre durchschnittlich 0,01 Milli­
meter frei bewegen, bevor sie mit dem nächsten
Molekül zusammenstoßen.
Diese mittlere freie Weglänge sei gerade vergleich­
bar mit der Korn­ und der Porengröße im Boden
des Roten Planeten, schreiben die Forscher. Ein
seit langem bekanntes Konzept besage, dass eine
Pore unter diesen Umständen als effiziente Pumpe
funktionieren könne, wenn an ihren beiden Seiten
unterschiedliche Temperaturen herrschten. Dieser
Temperaturunterschied, der nur leicht sein muss,
kann etwa durch unterschiedliche Sonneneinstrah­
lung hervorgerufen werden.
Die Wissenschaftler stellten die Bedingungen des
Mars mit gemahlenem Basalt nach, dessen Körn­
chen bis zu 0,125 Millimeter groß waren. Da die
thermische Konvektion, also der Aufstieg warmer
und das Absinken kalter Luft, einen sehr viel grö­
ßeren Einfluss hat und die Boden–Luftpumpe so
maskiert, führten die Forscher ihre Versuche im
Bremer Fallturm durch, in dem der freie Fall je­
weils rund neun Sekunden lang Experimente unter
Schwerelosigkeit ermöglicht. In der Schwerelosig­
keit gibt es kein Oben und Unten und daher auch
keine Konvektion.
Aus Wissenschaft und Forschung
Anhand von winzigen Staubpartikeln konnten die
Wissenschaftler den Gasfluss im Experiment ver­
folgen und stellten fest, dass er mindestens zwei
Zentimeter tief in den porösen Boden reicht.
Scheint die Sonne auf den Marsboden, werde so
Gas aus kühleren, tieferen Schichten an die Ober­
fläche gepumpt, schreiben die Forscher. Ebenso
werde beispielsweise Gas in schattigen Bereichen
eingesogen. Die mittlere Fließgeschwindigkeit des
Kohlendioxids auf dem Mars in dieser Pumpe be­
rechneten die Wissenschaftler auf 1,6 Zentimeter
pro Sekunde.
Die Gaspumpe könne damit auf dem Mars der do­
minante Transportprozess für unterirdischen Was­
serdampf in die Marsatmosphäre sein. Mars besitzt
Wassereis im Boden, und verdampfende Wasser­
moleküle könnten von dem Kohlendioxidstrom
durch den Boden mitgerissen werden. Die bislang
nicht beachtete Gaspumpe wäre einzigartig im
Sonnensystem, betonen de Beule und ihre Kolle­
gen. Etwas Vergleichbares sei weder von der Erde
noch von irgendeinem anderen Planeten im Son­
nensystem bekannt.
(ms)
Sternengedrängel —
Galaxie M60­UCD1
Die Zwerggalaxie M60–UCD1 ist 54 Millionen
Lichtjahre von der Erde entfernt und offenbar ein
einigermaßen überfülltes Plätzchen. Dort drängen
sich nach neuesten Untersuchungen Sterne mit ei­
ner Gesamtmasse von 100 Millionen Sonnen in ei­
ner Kugel von 160 Lichtjahren Durchmesser.
Die Sterne in M60–UCD1 stehen rund 25 Mal nä­
her beieinander als in unserer Region der Milch­
straße. Auf alle drei Raumrichtungen berechnet
ergibt das eine etwa 15.000 Mal höhere Sternen­
dichte. Die Reise von einem Stern zu einem ande­
ren wäre in M60–UCD1 viel einfacher als in
unserer Galaxie, zitiert die US­Weltraumbehörde
NASA in einer Mitteilung Jay Strader von der Mi­
chigan State University. Mit der heute verfügbaren
Technologie würde es allerdings immer noch Hun­ Galaxie M60–UCD1: Für das Bild wurden Daten
der Teleskope Chandra und Hubble
derte Jahre dauern, schränkt der Forscher ein.
zusammengefügt.
Straders Forscherteam stellt die dicht gepackte Ga­
laxie im Fachblatt The Astrophysical Journal Let­
ters vor. Bei der Analyse halfen die Weltraum­ teleskope Hubble und Chandra. Auf der Erde setz­
Aus Wissenschaft und Forschung
7
ten die Forscher unter anderem das Keck–Teleskop
in Hawaii und das Multiple Mirror Telescope in
Arizona ein. M60–UCD1 ist der zehn Milliarden
Jahre alte Begleiter der großen elliptischen Galaxie
M60, die ebenfalls 54 Millionen Lichtjahre von der
Erde entfernt im Sternbild Jungfrau (Virgo) steht.
Es ist möglich, dass sich die hohe Sterndichte mit
einer kosmischen Katastrophe erklären lässt, die
schon Milliarden von Jahren zurückliegt: Mit dem
Röntgenteleskop Chandra erspähten die Forscher
auch Hinweise auf ein Schwarzes Loch im Zen­
trum von M60–UCD1, das etwa die Masse von
zehn Millionen Sonnen vereint.
Möglicherweise ist M60–UCD1 damit der Über­
rest einer einst 50 bis 200 Mal größeren Galaxie,
die bei einer Kollision die meisten ihrer Sterne
verloren hat. Sie glaubten, dass beinahe alle Sterne
aus dem Außenbereich einer einst größeren Gala­
xie weggerissen wurden, so Co­Autor Duncan
Forbes von der australischen Swinburne Universi­
ty. Zurückgeblieben wäre dann nur der extrem
dichte Kern der ehemaligen Galaxie und ein sehr
massives Schwarzes Loch.
(ms)
Alter Kram — Neuentdeckungen
erreichen Altersrekorde für Sterne und
Galaxien
teils, schreiben die Forscher in einer Studie im
Wissenschaftsmagazin Nature. Das Fehlen jegli­
chen nachweisbaren Eisens im Lichtspektrum des
Sterns habe zu dem Altersnachweis geführt. Der
Eisenanteil gilt wie eine Uhr für das Alter eines
Sterns: er steigt mit der Zeit, so wie sich die Ster­
nengenerationen formieren und sterben. Der Stern
mit dem Namen SMSS J031300.36­670839.3 ge­
hört zu einer zweiten Sternengeneration, er ent­
stand bereits aus den Trümmerstücken eines
anderen Sterns.
Die Forscher spürten den Stern mit Hilfe des Tele­
skops SkyMapper am Siding Spring Observatori­
um im australischen Coonabarabran auf. Mit Hilfe
dieses Teleskops wollen die Astronomen die erste
digitale Karte des südlichen Himmels erstellen. Im
Herzen des Teleskops steckt eine Digitalkamera,
die mit 268 Megapixeln pro Minute eine Him­
melsfläche aufnehmen kann, die 27–mal größer ist
als der Vollmond.
Auch eine der ältesten Galaxien entdeckten For­
scher dieser Tage. Mit Hilfe von Bildern des Welt­
raumteleskops
Hubble
und
des
US­Weltraumteleskops Spitzer spürten Astrono­
men vom Instituto de Astrofisica de Canarias und
der Laguna Universität Sterne einer Galaxie auf,
die sich 650 Millionen Jahre nach dem Urknall
bildeten, also vor rund 13,15 Milliarden Jahren.
Die Galaxie mit dem Namen Abell 2744 Y1 ist et­
wa 30–mal kleiner als unsere Galaxie, die Milch­
straße. Die Studie der Forscher wurde im
Fachjournal Astronomy and Astrophysics Letters
veröffentlicht.
Mit der Erforschung der ersten Galaxien wollen
die Wissenschaftler auch das Rätsel lösen, wie sich
In den Weiten des Weltalls haben australische For­
scher einen rekordverdächtigen Stern entdeckt: Er
ist 13,6 Milliarden Jahre alt und damit der älteste
bisher bekannte. Das Universum ist wahrscheinlich
13,8 Milliarden Jahre alt.
Das Team um den Astronomen Stefan Keller er­
spähte den Stern in unserer Galaxie, der Milchstra­
ße, und damit recht nah an der Erde, nur 6000
Lichtjahre entfernt. Er ist etwa hundert Millionen
Jahre älter als jene Sterne, die zuletzt amerikani­
sche und europäische Forscher als die ältesten
identifizierten.
Sein Alter bestimmten sie anhand seines Eisenan­
8
Aus Wissenschaft und Forschung, Spezialitätenwanderung
nach dem Urknall ultraviolettes Licht im finsteren Vermutung der Astronomen: Die ersten Sternsys­
Weltraum ausbreiten konnte. Im kosmischen teme ionisierten mit ihrer Strahlung das Gas und
dunklen Zeitalter davor schluckte ein diffuser Ne­ lichteten damit den Nebel.
bel aus Wasserstoffgas nahezu jedes Licht. Die
(ms)
Kosmischer Schlamm — Interpla­
netarer Staub bringt Wasser zur Erde
Astronomen haben auf kosmischen Staubpartikeln
aus unserem Sonnensystem winzige Mengen Was­
ser entdeckt. Das Wasser entstand demnach durch
den Beschuss der Staubkörnchen mit dem Sonnen­
wind, wie die Gruppe um John Bradley vom kali­
fornischen
Lawrence
Livermore
National
Laboratory in den Proceedings of the National
Academy of Sciences berichtet. Ein Teil des irdi­
schen Wassers könnte demnach auf diese Weise
mit interplanetarem Staub vom Himmel geregnet
sein.
Der Sonnenwind ist ein beständiger Teilchenstrom.
Er besteht zum Großteil aus Protonen, das sind
Wasserstoff–Atomkerne. Treffen sie auf den inter­
planetaren Staub, können sie mit Sauerstoff aus
den Staubkörnchen Wassermoleküle bilden. Seit
mehr als vier Jahrzehnten diskutieren Forscher, ob
dieser Prozess tatsächlich stattfindet.
Nun hat die Gruppe um Bradley erstmals einen Be­
leg dafür gefunden. Sie hatte unter anderem mit
dem Elektronenmikroskop interplanetare Staub­
partikel untersucht, die in der Stratosphäre einge­
sammelt wurden. An den vom Sonnenwind
bestrahlten Rändern der Staubkörnchen stießen die
Forscher auf winzige Bläschen, in denen sie flüssi­
ges Wasser und Wasserdampf fanden.
Da jährlich etwa 30.000 bis 40.000 Tonnen inter­
planetaren Staubs auf die Erde regneten, könne so
nicht nur ein Teil des Kohlenstoffs, sondern auch
ein Teil des Wassers auf die Erde gelangt sein, ar­
gumentieren die Wissenschaftler. Auch die anderen
terrestrischen Planeten in unserem Sonnensystem
würden durch den Staub, der im jungen Sonnen­
system noch deutlich dichter gewesen sei, mit
Wasser und Kohlenstoff versorgt. Die Untersu­
chung belege außerdem, dass diese Form der Was­
serproduktion auch auf Himmelskörpern ohne
Lufthülle wie etwa dem Mond stattfinde, wo der
Sonnenwind direkt auf Gestein treffe.
(ms)
Kulinarische Spezialitätenwanderung in Bieselsberg
In diesem Jahr findet erneut die kulinarische Spe­
zialitätenwanderung in Bieselsberg statt. Wie in
den vergangenen Jahren auch werden wir wieder
mit unseren Linsen mit Spätzle und Saiten an den
Start gehen und auf gutes Wetter vertrauen. Die
meisten Stationen der Wanderung sind gleich ge­
blieben und so erwarten die Gäste weitgehend die
gleichen Köstlichkeiten wie bisher auch.
Um unser Angebot darbieten zu können brauchen
wir selbstverständlich auch in diesem Jahr wieder
zahlreiche Helfer um die Posten ausreichend abde­
cken zu können. Wir hoffen, dass wir schon im
Vorfeld genug Helfer zusammen bekommen und
nicht erst kurz vorher durch Telefonate die letzten
Reserven zusammenzukratzen. Also bitte meldet
euch rechtzeitig bei einem der Vorstände damit wir
Planungssicherheit haben. Für jeden sollte eine
passende Aufgabe vorhanden sein: Küche, Ausga­
be, Abwasch, Betreuung in der Kuppel und
„Springer“ sowie der Abbau bieten vielfältige Auf­
gaben am Sonntag.
Aber auch am Samstag beim Aufbau hoffen wir
auf zahlreiches Erscheinen. Nicht nur wegen des
Aufbaus sondern weil wir das wie in den letzten
Jahren auch mit unserem gemütlichen Sommerfest
verbinden werden. Voraussichtlich ab 14 Uhr wer­
den die Pavillions aufgebaut und die Küche ge­
richtet, so dass wir am frühen Abend mit dem
gemütlichen Teil beginnen können.
(mt)
Sternwarten
9
Sternwarte Bieselsberg
Im Sauseschritt ― Montierung nimmt
Formen an
Ihr könnt es vielleicht kaum glauben, aber ein
Langzeitprojekt des AAP nähert sich tatsächlich
dem Ende!
Nachdem Armin schon einiges an Vorarbeit geleis­
tet und noch einmal die Konstruktion verfeinert
hatte hat er auch noch einige fehlende Teile er­
stellt. Jetzt lagen sie alle bei ihm in der Werkstatt
und warteten darauf, verwendet zu werden. Keiner
wusste, ob die Einzelteile wirklich ein ganzes ge­
Bist du nicht williig, so brauche ich (ein bisschen)
ben würden (auch wenn wir uns schon recht sicher
Gewalt. Da die Teile sehr passgenau sind wird das
waren, dass die Konstruktion passt) und so trafen
Lager mit sanftem Druck nach unten befördert.
wir uns Ende März, um bei Armin das Puzzle ein
erstes Mal zusammenzusetzen.
ßerdem mussten sie auch noch einen ausgetretene
Treppe nach oben, so dass es zu viert am besten
war.
Nachdem mal alle Teile am gleichen Ort versam­
melt waren ging es daran, sie vorsichtig zusammen
zu bringen. Zum Glück hatten wir auch einen Fla­
schenzug, so dass die Präzisionsarbeit auch gelin­
gen konnte. Nach und nach wurden zuerst die
Lagerschalen, Kugellager und Co. angebracht, bis
dann am Ende auch die Schnecke und der Motor
ans Schneckenrad angebaut werden konnten. Bis
Die Achse darf keine Macken davontragen, also ist
vorsichtiges Zusammenfügen mit Seilzug angesagt
Ihr werdet euch vielleicht wundern, warum wir uns
da zu viert getroffen haben, aber wer mal versucht
hat, die Rektaszensionsachse anzuheben, der weiß,
warum man das auf keinen Fall alleine macht
wenn man nicht gerade Matthias Steiner heißt. Au­
Ganz vorsichtig säubert Armin das Schneckenrad
und entfernt kleine Verunreinigungen
10
Sternwarten
Wir fanden, dass der Probeaufbau ein Grund zum
Feiern ist.
auf letzteres passte alles hervorragend ineinander
und die Schnecke war von Armin absichtlich mit
etwas mehr Material als vorgesehen gefertigt wor­
den, so dass wir noch Spiel bei der Anpassung ha­
ben würden. Somit war alles wunderbar.
Das Auseinanderbauen war dann im Vergleich ein
Kinderspiel weil wir dort die Lager nicht mehr ver­
kanten konnten und so ging es schnell zum nächs­
ten Teil, der Deklinationsachse. Dort gab es wieder
die gleiche Prozedur: alles nacheinander vorsichtig
zusammenschieben und anbauen. Und auch hier
klappte alles wie am Schnürchen.
Nachdem wir auch hier alles wieder auseinander
genommen hatten gab es den verdienten Lohn: alle
zusammen stießen wir auf diesen erfolgreichen
Probeaufbau an, der uns so zuversichtlich macht,
dass die Montierung bald auf ihrem vorgesehenen
Platz steht und ihre Arbeit verrichten kann! Prost!
Nachdem wir also uns die Zuversicht geholt hatten
trafen sich drei von uns (Armin, Jürgen und Wer­
ner) noch einmal, um den endgültigen Zusammen­
Hier wird nichts dem Zufall überlassen!
bau von ein paar Teilen in Angriff zu nehmen.
Dadurch, dass einige der Teile verklebt werden, ist
das eine so ziemlich endgültige Verbindung zwi­
schen ihnen, die war da schaffen.
Auch hier wurde wieder viel Vorsicht walten ge­
lassen, um ja keinen Fehler zu machen, der hier ja
noch viel schlimmer ausgegangen wäre als beim
Probeaufbau. Stück für Stück wurden zusammen­
gebracht und verklebt, auf dass es eine permanente
Verbindung eingeht, die extrem stabil ist. Nach ei­
nigen Stunden Arbeit war dann auch hier endlich
das Ende erreicht: die Teile waren erfolgreich ver­
klebt und fertig für den endgültigen Zusammen­
bau.
Der Kleber wird an den Achsen angebracht für eine
dauerhaft feste Verbindung
Nun ging es an den vorletzten Schritt, den Bau des
Betonsockels für die Aufnahme der Montierung.
Auch hier hatte Armin im Vorfeld schon fleißig
konstruiert und das Skelett für den Innenaufbau
des Sockels fertig gestellt. An diesem hatte er pro­
visorisch einen Polsucher angebracht, um bei
Nacht die Nordrichtung bestimmen zu können. Es
ist wichtig, dass die Grundplatte oben exakt zu lie­
gen kommt, plan aufliegt und sehr genau in Nord­
Süd­Richtung orientiert ist, denn bei der Einnor­
dung haben wir beim Polblock nur etwa ein Grad
Spiel. Sollten wir da einen Fehler beim Betonieren
machen müssten wir alles wieder einreißen und
von vorne beginnen!
Wir konnten noch die letzte Abendführung in Bie­
selsberg abwarten bevor mit dem Abbau des Re­
fraktors, Armins alter Montierung und dem alten
Betonsockel begannen. Der alte Sockel sieht zwar
nicht unbedingt schwer aus, er ist es aber! Es kos­
tete einiges an Schweiß und Kraft um ihn aus sei­
Sternwarten
11
ner alten Position zu heben und die Treppe hinun­
ter zu bugsieren. Alle waren heilfroh, als es endlich
geschafft war. Der alte Grundsockel wurde ein
bisschen bearbeitet, so dass der neue Beton sich
besser am alten halten wird. Danach wurde Armins
Stahlgerippe angebracht, das die Grundplatte für
die Montierung am richtigen Platz halten wird
wenn der Beton gegossen wird.
Nun wird der Rest der Holzverschalung angefertigt
und demnächst um dieses Gerippe gelegt, so dass
wir mit dem Einfüllen des Betons beginnen kön­
nen. Diese Arbeiten werden wir vermutlich nach
Pfingsten in Angriff nehmen. Den Beton werden
wir selbst anrühren können, denn es sind nur ca.
0,25m3, also durchaus noch von Hand anzuferti­
gen.
Dann wird es endlich soweit sein und der Sockel
geschafft! Danach beginnt eine Zeit des Wartens
bis er vollständig ausgehärtet (trocken) ist, damit
wir gefahrlos die neue Montierung samt Teleskop
aufbringen können und ein neues Zeitalter im AAP
beginnen kann.
Bleibt am Ball und wartet auf unser Zeichen, dass
wir einweihen können!
(mt)
Endlich geschafft — Bernd blickt froh dem Sockel
hinterher und freut sich, dass er endlich unten ist
Bernd und Jürgen müssen
sich anstrengen um den
Beton mit Hilfe der Flex
etwas anzurauhen. Damit
sollte der neue Beton
deutlich besser am alten
anhaften und somit eine
stabilere Verbindung
ergeben. Zusätzlich wird er
ja aber noch über die
Gewindestangen mit dem
Grundsockel verbunden sein,
so dass wir keine Sorge
haben, dass da noch etwas
wackeln oder sich
verschieben wird.
12
Sternwarten
Führungen
Die erste Sonnenführung fand schon außerhalb der
Kuppel statt, die ja im Moment für die neue Mon­
In letzter Zeit gab es ausreichend Gelegenheit, Be­ tierung umgebaut wird (siehe extra Artikel in die­
sucher auf unserer Sternwarte den Nachthimmel zu sem Heft). Durch aufkommende Bewölkung gab
zeigen. Eine Führung war mit ca.. 30 Personen es nur ab und zu freie Sicht auf die Sonne, aber die
auch sehr gut besucht, so dass wir viel zu erzählen Besucher waren geduldig und harrten aus, bis sie
und erklären hatten.
einen Blick auf sie werfen konnten. Die Protube­
Auch zwei Schulklassen der Freien evangelischen ranzen waren nur recht klein, aber nach längerem
Schule Nordschwarzwald kamen zu je einer Son­ Schauen konnten alle die „Fransen“ an der Sonne
derführung vorbei, um sich ergänzend zu ihrem erkennen.
Schulthema mal die Sternwarte anzuschauen und Die Sonnenführungen werden voraussichtlich wei­
den Himmel zu beobachten. Leider gab es nur bei terhin draußen stattfinden und hoffentlich zum
einer klaren Himmel, aber beide Klassen waren be­ Start der neuen Führungssaison im August werden
geistert von ihrem Besuch bei uns und haben uns wir unser großes Gerät nutzen können.
schöne Dankeskarten überreicht!
(mt)
Sternwarte Keplergymnasium
Führungen
kurz vor Ende ein paar Besucher, als der Himmel
sich schon zugezogen hatte. Damit verpassten sie
Die letzten Führungen im Kepler­Gymnasium wa­ leider einige Protuberanzen von denen eine sogar
ren leider nicht so gut besucht. Selbst an der Son­ recht groß war.
nenführung, an der anfangs recht ordentliche Ab September hoffen wir wieder auf mehr Besu­
Beobachtungsbedingungen herrschten, kamen erst cher und viele klare Führungsnächte.
(mt)
Dieses schöne
Protuberanzenbild mit der
recht großen hier am
unteren rechten
Sonnenrand verpasste, wer
während der
Sonnenführung im Juni
nicht auf die Sonne geblickt
hat. Ich war zwar nicht auf
dem Kepler, aber zuhause
nutzte ich den frühen
Nachmittag um mit meinem
PST ein paar schnelle
Aufnahmen zu machen.
Zwei weitere gut sichtbare
Protuberanzen sind links
unten am Sonnenrand
sowie rechts oben zu
erkennen. Dazu waren
noch ein paar kleinere zu
sehen, die hier auf dem
Bild nicht gut
herauskommen.
Foto: © M. Tischhäuser
Beobachtergruppe
13
Beobachtergruppe
99 auf einen Schlag ― eine lange
Beobachtungsnacht
Kaum hatte ich mich darüber beklagt, dass wir bei
unseren geplanten Beobachtungsnächten nicht von
einem stabilen Wetter verfolgt wurden, wurde es
besser! Gleich unser erster Versuch am letzten
Märzwochenende war von Erfolg gekrönt.
Die Wettervorhersage sah zunächst für den Sams­
tag günstiger aus als für den Freitag. Und da es
auch terminlich bei den meisten besser in den
Kram passte (u.a. wegen des Probeaufbaus der
neues Montierung am Samstag Mittag, siehe Bei­
trag in diesen Astro­News) wählten wir den Sams­
tag Abend für unsere erste gemeinsame
Beobachtungsnacht in diesem Jahr. Das Wetter war
zwar zunächst nicht so ideal und bis in den frühen
Abend sah es so gar nicht nach Beobachtung aus.
Aber davon ließen wir uns nicht so schnell ab­
schrecken. Wie vereinbarten, uns zwischen 19.30
Uhr und 20.00 Uhr an der Sternwarte zu treffen
falls es nicht völlig zu ist. Und siehe da, bis dahin
war es schon deutlich besser geworden und die
Hoffnung keimte auf, dass es noch besser werden
würde.
Zu fünft begannen wir also, auf und an der Platt­
form unsere Instrumente in Position zu bringen.
Fünf, das waren die vier Probeaufbauer vom Nach­
mittag (Armin, Jürgen, Wolfgang und ich) sowie
Uwe Feuchtinger. Jeder hatte ein eigenes Instru­
ment dabei, so dass wir schnell ein kleines Platz­
problem hatten. Jürgen aber baute dann seinen
Großfeldstecher an seiner Selbstbau­Schwenkarm­
montierung direkt vor der Plattform auf. so dass
die Teleskope alle auf der Plattform zum Stehen
kamen. Uwe kam mit seinem 6­Zöller und platzier­
te ihn in der Südwestecke, Werner brachte seinen
10­Zöller in der Südostecke in Position, ich stellte
meinen 11­Zöller in die Nordwestecke und Armin
brachte das größte Teleskop, seinen 13­Zöller, in
der Nordostecke in Stellung.
Werner und ich hatten vor, ein ambitioniertes Pro­
jekt zu starten wenn es das Wetter zuließ: den Mes­
siermarathon! Dazu hatten wir im Vorfeld schon
zur Vorbereitung eine Liste mit den 110 Messier­
objekten ausgedruckt in etwa der Reihenfolge, die
für unseren Breitengrad am geeignetsten ist. Die
anderen wollten einfach nur die Nacht genießen
und sich an den Objekten erfreuen.
Beim Messiermarathon ist es extrem wichtig,
rechtzeitig in der Dämmerung mit den ersten Ob­
jekten zu beginnen, bevor sie im Westen unterge­
hen. Später in der Nacht wird es dann wieder
entspannter bevor es dann morgens vor der Däm­
merung wieder hektisch wird. Also bemühten wir
uns, spätestens ab 20.30 Uhr einsatzbereit zu sein
und die ersten Häkchen in unserer Liste zu ma­
chen. Da es für uns beide das erste Mal war, waren
wir auch gespannt, wie es laufen würde und wie
viele wir denn tatsächlich schaffen würden. Der
Termin war zwar fast ideal für solch einen Mara­
thon (Mitte bis Ende März ist es das in unseren
Breitengraden), aber vor allem die Horizontsicht
ist entscheidend. Da wir beide mit Goto­Montie­
rungen ausgestattet sind war die Zeit fürs Aufsu­
chen der Objekte nicht Ausschlag gebend sondern
nur die Sichtbedingungen. Das vereinfacht den
Marathon erheblich (auch wenn einige Puristen
den Marathon nur ohne Goto akzeptieren würden).
Werner brauchte eine Tick länger um sein Teleskop
zu positionieren und leider war ihm anfangs auch
ein bisschen die Sicht verdeckt, so dass er von den
frühen Objekten ein paar auslassen musste. Aber
auch ich konnte in der Dämmerung nicht alles frü­
he als Erfolg verbuchen — M74 und M77 entzo­
gen sich auch meinen Beobachtungsbemühungen.
Danach lief es für uns beide deutlich besser und
die Haken in unseren Listen wurden zahlreicher.
Nur M79 verpasste ich zum richtigen Zeitpunkt
einzustellen, denn bei meinem Versuch war der
Kugelsternhaufen schon hinter den Bäumen im
Südwesten unerreichbar geworden. Ein wichtiger
Punkt bei einer Wiederholung des Marathons.
Dazwischen kam aber jetzt auch der Austausch
unter uns Beobachtern nicht zu kurz. Es gab deut­
lich mehr Zeit und wir alle konnten uns gegensei­
tig unsere eingestellten Objekte mit verschiedenen
Öffnungen präsentieren. Und Uwe konnten auch
einige Tipps bekommen, welche Objekte sich bei
seinem Teleskop am besten eignen um diese Zeit.
Die ganz schwachen Objekte waren naturgemäß
bei Armins Teleskop am besten aufgehoben, aber
auch der Feldstecher von Jürgen war nicht arbeits­
los an diesem Abend, denn einiges läßt sich eben
mit Feldstecher am besten genießen.
So zwischen 23 Uhr und Mitternacht wurde es
14
dann leider von Osten her wieder deutlich wolki­
ger. Die einziehende Schleierbewölkung verdeckte
uns den Blick auf den Virgohaufen und drohte,
sich noch weiter unliebsam auszubreiten. Kurz da­
vor konnte ich gerade noch schnell die meisten Ga­
laxien abklappern, aber dann war erst einmal
„dunkel“ in diesem Bereich des Himmels. Zum
Glück blieb es in der Westhälfte erst einmal weit­
gehend klar, so dass wir nicht komplett aufgeben
mussten.
Nun gab es die erste Gelegenheit auch mal nach
dem Komet C/2012 K1 (PANSTARRS) Ausschau
zu halten. Er befand sich zu diesem Zeitpunkt zwi­
schen den Sternbildern Herkules und Krone und et­
was außerhalb der Wolken. Man konnte ihn schön
als nebligen Fleck ausmachen, aber durch die noch
tiefe Position und die leichten Schleier drumherum
war nicht mehr zu machen.
Armin und Jürgen beschlossen, dass es ihnen für
dieses Mal genug war und bauten ihre Himmelsgu­
cker ab. Wir anderen drei wollten aber nicht so
schnell aufgeben, harrten erst einmal aus um zu be­
obachten, was noch möglich war. Im Nordwesten
kam dann so langsam Herkules zum Vorschein,
war außerhalb der Wolkenschicht und so genossen
wir schon mal den Anblick der Kugelsternhaufen
M13 und M92. Danach baute Uwe sein Instrument
ab und wir nutzten die restlichen beiden Teleskope
für die weiteren Beobachtungen.
Zum Glück verzog sich die Wolkenschicht dann
nach und nach wieder vom Himmel. Das eröffnete
uns wieder die Möglichkeit, den Virgo­Haufen ins
Visier zu nehmen ― dieses Mal mit viel mehr Zeit
ausgestattet. Es ist einfach immer wieder ein tolles
Erlebnis, diese Vielzahl an Galaxien eine nach der
anderen abzuklappern und ihre Vielfalt zu genie­
ßen! Außer den Messier­Objekten sind noch weite­
re Galaxien gut beobachtbar die man „im
Vorübergehen“ mitnehmen kann.
Auch der Komet war nun besser beobachtbar und
offenbarte sich wesentlich deutlicher als beim ers­
ten Aufsuchen. Wenn er seine Vorhersagen bestä­
tigt wird er ab Mai sicher ein schönes
Beobachtungsobjekt, sogar für die größeren Feld­
stecher!
Uwe verließ uns dann um wenigstens noch ein
bisschen Schlaf zu tanken, aber Werner und ich ga­
ben nicht auf. Jetzt wo es wieder besser wurde gab
es für uns nur eins: weitermachen und den Mara­
thon so gut es geht zu Ende zu beobachten. Der
Beobachtergruppe
Stundensprung ging unbemerkt an uns vorüber und
so langsam näherte sich der Morgen. Bis 4.30 Uhr
(MEZ) war es aber noch ein Weilchen hin und die
fehlenden Objekte noch zahlreich. Jetzt kamen
Leier, Schwan und Pfeil an die Reihe bevor es
dann zum Schlangenträger ging. Hier mussten wir
allerdings eine ganze Weile warten, bis die Objekte
aus den horizontnahen Dunstschichten hoch genug
gelangt waren um beobachtet zu werden.
Dann war es endlich soweit und die Sternhaufen
M10, M12, M14 und Konsorten tauchten auf. Lei­
der war uns jetzt auch immer wieder mal der Baum
im Weg. Das war schon fast ein Wettbewerb zwi­
schen uns, denn manchmal konnte ich eins noch
sehen bevor es hinter dem Baum verschwand (und
für Werner schon hinter dem Baum war) und
manchmal sah es Werner zuerst weil es für ihn
vorher wieder hinter dem Baum auftauchte als für
mich.
Die Sicht zum Horizont war gar nicht gut, deshalb
konnten wir M6 und M7 auch erst relativ spät ent­
decken. Auch die Objekte des Schützen waren
echte Herausforderungen. Als die Dämmerung be­
gann war noch einiges auf unsere Liste nicht abge­
hakt.Von den weit südlich stehenden Sternhaufen
konnte ich ganz am Ende noch ganz kurz M69
schwach ausmachen, aber die benachbarten M70
und M54 entzogen sich unserer Beobachtung.
So gaben wir uns dann der Dämmerung geschla­
gen und bauten unsere Teleskope ab ― hoch zu­
frieden und mit einem guten Gefühl, sehr
erfolgreich gewesen zu sein! Ich brachte es im­
merhin auf 99 Messier­Objekte und Werner wegen
der Anfangsschwierigkeiten noch auf 90. Das war
für unser erstes Mal deutlich mehr, als wir vorher
gedacht hatten. Mit diesem Erfolgserlebnis lies es
sich auch verschmerzen, dass wir in dieser „Nacht“
nicht mehr allzu viel Schlaf fanden.
So war diese Beobachtungsnacht für alle ein voller
Erfolg, trotz des nicht ganz idealen Wetters. Aber
ich denke, dass wir uns alle einig waren, solche
gemeinsamen Beobachtungen möglichst oft zu
veranstalten und gemeinsam Spaß am Beobachten
zu haben!
(mt)
Verschiedenes
15
Verschiedenes
Johann Hieronymus Schroeter
(* 30. August 1745 in Erfurt; † 29. August 1816 in
Lilienthal nahe Bremen)
Spricht man über Lilienthal um 1800, dann meint
man das Kloster St. Marien, das große Amtshaus
und die paar Häuser einer Siedlung am Rande des
sog. Teufelsmoores. Des Moores, welches J. H.
Schroeter in seiner Korrespondenz mit Lichtenberg
in Göttingen des Öfteren die „Pontinischen Sümp­
fe“ nannte. Ein Chronist schrieb: „Bei nasser Wit­
terung, besonders im Frühling und im Herbst, von
Bremen nach Lilienthal zu fahren: Das unternahm
nicht jemand, der nicht etwas beherzt im Fahren
war oder nicht Unbequemlichkeiten missachtete.“
Im Jahre 1781 war in diesem Flecken am Moor­
flüsschen, welches den Namen Wörpe trägt, der
Posten eines Amtmannes frei geworden. Es wird
behauptet, J. H. Schroeter habe die Stelle wegen
ihrer Abgeschiedenheit angenommen, um dort in
Ruhe seiner Leidenschaft, der Astronomie, nachge­
hen zu können.
Johann Hieronymus Schroeter wurde als fünftes
Kind des Rechtsanwalts Paul Christoph Schroeter
und dessen Frau Regina Sophie am späten Abend
des 30. August 1745 in Erfurt geboren. Der Vater
starb, als Schroeter neun Jahre alt war. In den ers­
ten Lebensjahren eher von schwächlicher Statur,
besuchte er ab 1758 das Ratsgymnasium und be­
gann im Oktober 1761 an der Universität Erfurt
mit dem Studium der Theologie. Daneben interes­
sierte er sich für Musik und die Astronomie. Im
Turm der Schottenkirche war eine behelfsmäßige
Sternwarte mit einem Fernrohr eingerichtet wor­
den. Hier führte er mit Freunden Himmelsbeob­
achtungen durch.
Im März 1764 wechselte Schroeter an die Univer­
sität Göttingen, um Rechtswissenschaften zu stu­
dieren. Er hörte auch Physik und Astronomie bei
Abraham Gotthelf Kästner, der sein Gönner wurde,
und besuchte regelmäßig die Göttinger Sternwarte.
1767 schloss er das Studium der Rechtswissen­
schaften ab und begann eine Laufbahn als Beamter
– zunächst in Polle an der Oberweser, dann in
Herzberg am Harz.
1777 wurde Schroeter als Sekretär der „Königli­
chen Kammer“ nach Hannover versetzt. In Hanno­
ver lernte Schroeter die Familie Herschel kennen
und schätzen. Wilhelm Herschel, ehemals Musiker,
und nach seiner Entdeckung des Planeten Uranus
im Jahre 1781 königlicher Astronom in England,
wurde Schroeters großes Vorbild.
Durch die Berichte von Herschels Geschwistern
inspiriert, wandte sich Schroeter abermals der
Astronomie zu. Er lieh sich zuerst ein einfaches
Fernrohr von einem Optiker aus. Nach Beratung
und Vermittlung von Dietrich Herschel erwarb er
1779 ein doppellinsiges (farbreines) terrestrisches
Fernrohr, einen Achromaten von John Dollond mit
2¼ Zoll Öffnung (ca. 5,5 cm) und 3 Fuß Brenn­
weite (ca. 91 cm) dazu 5 Wechselokulare von 22­
bis 130­facher Vergrößerung. Er begann mit der
Beobachtung der Sonne, des Mondes und der Pla­
neten. Wilhelm Herschels Entdeckung des Uranus
im Jahre 1781 veranlasste Schroeter, systematische
und intensivere Himmelsbeobachtungen durchzu­
führen.
Im Mai 1782 wurde Schroeter in das abgeschiede­
ne Moordorf Lilienthal bei Bremen versetzt, wo er
eine Stelle als Oberamtmann antrat. Diese Tätig­
keit ließ ihm genügend Zeit, sich der Astronomie
zu widmen. Er konnte seinen Dienstherren davon
überzeugen, ihm die Genehmigung für den Bau ei­
ner Sternwarte im Garten vor dem Amtsgebäude
zu erteilen. Hier richtete er zunächst eine einfache
Sternwarte ein.
1784 begann Schroeter mit dem Bau von zwei
kleinen Teleskopen, 4­ und 7­ füßig, zu denen er
einige mechanische Teile sowie die Spiegel von
Wilhelm Herschel aus England kaufte. Eines der
Geräte war nach der von Herschel entwickelten
Montierungsart azimutal montiert.
16
Verschiedenes
ehemaliger Kleinbahnhof Lilienthal
(Foto: Jan Reiners)
Für dieses Gerät hat Schroeter eine sehr detaillierte
Beschreibung – quasi als Bauanleitung – hinterlas­
sen. Alle später in Lilienthal gebauten Instrumente
waren zumindest in der Feinbewegung an diese
Montierungsart angelehnt.
Anfang 1793 konnte man im Lilienthaler Amtsgar­
ten abermals eine rege Bautätigkeit beobachten. Es
entstand nach englischem Vorbild ein 6,20 m hohes
Holzgestell mit einer Grundfläche von 3,3 x 3,5 m,
auf dem ein 27 füßiges Spiegelteleskop mit 8,25 m
Brennweite und einer freien Öffnung von 51 cm
ruhte. Die gesamte Konstruktion war zudem auf ei­
nem Grundkreis von 21 m Durchmesser schwenk­
bar. Schließlich wurde ein bereits 1758 errichteter
Bau, „Urania­Tempel“ genannt, 1796 mit einem 10
füßigen Dollond, Brennweite 3,10 m, Öffnung 100
mm ausgestattet, der 1800 sogar eine parallakti­
sche Montierung erhielt. Damit konnte Schroeters
erstmals auch Tagesbeobachtungen von Merkur,
Venus, Jupiter und dem Mond durchführen. 1806
kam ein viertes Gebäude mit einem 20 füßigen
Spiegel mit 6,10 m Brennweite und 30,5 cm Öff­
nung hinzu. An Schroeters Lebensende waren 10
eigene Spiegelfernrohre entstanden. Unter ihnen
der sog. 27­Füßer, das damals größte Fernrohr auf
dem europäischen Kontinent.
Mit den 4­ und 7­füßigen Geräten beobachtete
Schroeter die Sonne und die Planeten, vor allen
Dingen aber den Mond.
Ein Großteil seiner Mondbeobachtungen, zusam­
mengefasst in dem zweibändigen Werk „Seleno­
topografische Fragmente“, wurden in den
Anfangsjahren Schroeters astronomischer Tätigkeit
mit diesen Instrumenten gemacht. Mit den „Frag­
menten“ wurde Schroeter als hervorragender
Mondforscher bekannt. Selbst Goethe schätzte die
Selenotopografischen Fragmente als unentbehrli­
ches Hilfsmittel bei der Beobachtung des Erdtra­
banten.
Die Qualität der Schroeterschen Instrumente und
27­Füßer in Lilienthal (Astronomische Vereinigung Lilienthal e.V.)
Verschiedenes, Vorträge
der damit erzielten Beobachtungen wurden alsbald
über die Grenzen Lilienthal hinweg bekannt und
lockten viele Fachastronomen in das kleine, am
Moor gelegene, 450 Seelen zählende Dorf.
Mit der neuen und verbesserten Generation von
Fernrohren entwickelte sich auch ein neuer Zweig
der Astronomie: die Erforschung der physischen
Beschaffenheit der Planeten unseres Sonnensys­
tems.
Aber wohl gerade weil sich der Amtmann aus Lili­
enthal zu sehr auf die Erforschung der Oberflächen
von Sonne, Mond und Planeten fixierte, liegt wohl
begründet, warum der „Amateurastronom von Lili­
enthal“, wie er auch genannt wird, bald nach sei­
nem Tode in Vergessenheit geriet.
Welche Objekte Schroeter mit seinen Fernrohren
außer dem Mond, den Planeten und mindestens ei­
nem Kometen beobachtet hat, lässt sich heute nur
noch schwer nachvollziehen, da viele seiner Auf­
zeichnungen verloren gegangen, verschollen oder
verbrannt sind, wie wir noch sehen werden.
Schroeter war sicher seiner Zeit voraus, auch wenn
er bei der Interpretation seiner Beobachtungen
manchmal über das Ziel hinaus schoss. Die Projek­
tion des irdischen Daseins auf andere Planeten und
deren Monde resultierte aus Schroeters festem
Glauben, dass das Sonnensystem und das Univer­
sum schlechthin einen einzigen Schöpfer – näm­
lich Gott – hat.
Der Schöpfungsakt war für Schroeter eine gezielte,
wohl geplante Tat. Warum sollten dann nicht auch
Menschen oder erdähnliche Wesen auf dem Mond
und den Planeten leben, wenn man auf diesen Ber­
ge und Täler, Krater und Wolkenformationen er­
kannte? Auch Herschel glaubte noch, dass die
Sonne bewohnt sei!
Schroeter stellte Überlegungen zum Klima und
dem Wettergeschehen auf unseren Nachbarwelten
17
an. Auf der Venus sah er hohe Berge in den Polre­
gionen, erkannte dunkle Flecken auf ihrer Oberflä­
che, respektive der Wolkenhülle, und versuchte
daran die Rotationszeit des Planeten zu ermitteln.
Darüber ging er sogar einem heftigen Disput mit
seinem einstigen Vorbild, Wilhelm Herschel, nicht
aus dem Wege. Zu seinen Lebzeiten hochverehrt
und durch Besuche namhafter Persönlichkeiten,
wie Chladni, Gauss oder Olbers, um nur einige zu
nennen, geehrt, erkannten einige seiner Zeitgenos­
sen, wer Schroeter wirklich war.
Infolge der napoleonischen Kriege kam Lilienthal
1810 unter französische Verwaltung und Schroeter
wurde zwangspensioniert. Seine Bezüge wurden
nicht mehr gezahlt, die Gelder aus England waren
seit 1806 ausgeblieben.
Am 21. April 1813 führten französische Truppen
eine Strafexpedition durch und brannten die Ort­
schaft Lilienthal nieder. Es blieb kaum ein Stein
auf dem anderen, das Amtsgebäude, die Sternwarte
und fast alle Wohnhäuser brannten bis auf die
Grundmauern nieder. Nur einige wenige Schriften
konnte Schroeter noch aus dem brennenden Beob­
achtungsturm retten, das meiste jedoch fiel den
Flammen zum Opfer.
Als 70 jähriger wurde Schroeter wieder in sein
Amt eingesetzt. Beim Wiederaufbau zog sich
Schroeter einen Schlüsselbeinbruch zu. Da sich
sein Gesundheitszustand dadurch verschlechterte,
ließ er vertragsgemäß alle Instrumente, die vor
1799 gekauft worden waren, nach Göttingen trans­
portieren.
1816 verstarb Schroeter wenige Stunden vor
Vollendung seines 71. Lebensjahres in Lilienthal.
Er wurde an der Westseite der dortigen Klosterkir­
che beigesetzt. Nach seinem Tod verfiel die Stern­
warte. Die letzten Reste wurden 1850 abgerissen.
(ws)
Vorträge
1. August: Buntes Universum ― Wo­
her kommen die vielfältigen Farben?
Farben am Himmel kann man schon mit dem
bloßen Auge erkennen: der Mars ist rötlich,
manche Sterne auch während andere wiederum
gelblich scheinen oder eher bläulich wirken. Auf
Fotografien erkennt man noch deutlich mehr
Farben, vor allem bei den Nebeln oder auch
Kometen. Aber wie kommen diese Farben
zustande? Thilo wird uns in seinem Vortrag durch
diese Wunderwelt der Farben führen und
näherbringen, wie sie entstehen.
18
Beobachtungsobjekte
Beobachtungsobjekte
Himmelsanblick am 1.Juli 2014 um 22 Uhr MESZ
Beobachtungsobjekte im Sommer
Die Zeit der hellen Planeten am Abendhimmel geht
so langsam ihrem Ende zu, auch weil die Dämme­
rung nun erst sehr spät einsetzt. Wie am Himmels­
anblick zu sehen ist Mars um 22 Uhr schon recht
weit nach Westen gekommen und Saturn hat auch
schon den Meridian überschritten. Aber gerade bei
Saturn lohnt es sich nach wie vor hinzuschauen.
Neben einem Blick auf seine weit geöffneten Rin­
ge lohnt es sich, auch mal seine Monde zu betrach­
ten. Nebem dem hellsten, Titan, lassen sich auch
Rhea, Tethys und Dione schon mit kleineren Fern­
rohren entdecken. Mit größeren Geräten kommen
weitere hinzu und noch besser wird es fotogra­
fisch. Alle (knapp über 60) sind uns Amateueren
natürlich nicht zugänglich, aber über 10 könnten
wir schon kommen.
Der Sommer bietet auch gute Gelegenheiten für
die Beobachtung von Satelliten. Da die Sonne nur
wenig unter den Horizont wandert werden die erd­
nahen Satelliten selbst dann noch gut beleuchtet
wenn sie sich schon über uns befinden oder sogar
weit in Gegenrichtung der Sonne. Im Internet gibt
es einige Seiten, die genaue Vorhersagen für selbst
gewählte Orte machen, so dass man sich gut darauf
vorbereiten kann. Natürlich sticht die ISS mit ihrer
großen Helligkeit hervor, aber bis zur Helligkeit
mittelheller Sterne (3m) gibt es eine große Anzahl
davon. Dazu kommen noch die Iridium­Blitze, die
mit bis zu ­8m zwischen der Helligkeit von Venus
und Mond liegen!
Ansonsten gibt es nun jede Menge zu sehen. Vor
allem Kugelsternhaufen wie M3, M13 und M92
sind beliebte Objekte. Aber mit den aufgehenden
Sommersternbildern tief im Süden kommen viele
interessante Objekte hinzu wie die Gasnebel Tri­
fid­Nebel (M20), Lagunennebel (M8), Schwanen­
nebel (M17) oder Adlernebel (um M16 herum).
(mt)
19
Termine
Termine
Astronomische Vorschau
8. Juni
Juni
Mond: Goldener Henkel sichtbar am Abend (Juraberge beleuchtet)
9. Juni
Neptun stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife)
15. Juni
Mond bedeckt ρ1 Sgr (3,9m), Eintritt an heller Seite (2.21 MESZ–3.31 MESZ)
17. Juni
Frühester Sonnenaufgang des Jahres (5.22 MESZ)
21. Juni
Sommersonnenwende (12.51 MESZ)
26. Juni
Spätester Sonnenuntergang des Jahres (21.32 MESZ)
4. Juli
Juli
Pluto in Opposition (Entfernung 31,7AE, Helligkeit 14,1m)
7. Juli
Mond: Goldener Henkel sichtbar am Abend (Juraberge beleuchtet)
20. Juli
Saturn stationär, wird rechtläufig (Ende der Oppositionsschleife)
22. Juli
Uranus stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife)
8. August
August
Mond bedeckt Rho1 Sgr (3,9m), Eintritt an dunkler Seite (23.09 MESZ–0.19 MESZ)
29. August
Neptun in Opposition (Entfernung 29,0AE, Helligkeit 7,8m)
31. August
Mond nahe Saturn, Abstand 0,5° (21.54 MESZ)
September
Mond: Goldener Henkel sichtbar am Abend (Juraberge beleuchtet)
4. September
18. September Mond bedeckt Lam Gem (3,6m), Eintritt an heller Seite (5.26 MESZ–6.41 MESZ)
22. September Pluto stationär, wird rechtläufig (Ende der Oppositionsschleife)
23. September Herbstbeginn (4.29 MESZ)
Veranstaltungen und Treffen
1. Juni
Juni
Sonnenbeobachtung: Nachmittag der Volkssternwarte Kepler­Gymnasium (14­17 Uhr)
6. Juni
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Fragestunde zu astronomischen Themen – Sie fragen, wir antworten (20 Uhr)
18. Juni
Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
29. Juni
Sonnenbeobachtung: ein Nachmittag auf der Sternwarte Nordschwarzwald (14­17 Uhr)
4. Juli
Juli
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – ohne Vortrag (20 Uhr)
16. Juli
Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
27. Juli
Sonnenbeobachtung: ein Nachmittag auf der Sternwarte Nordschwarzwald (14­17 Uhr)
20
Termine, Impressum
1. August
August
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – Vortrag "Buntes
Universum – Woher kommen die vielfältigen Farben?" (20 Uhr) von Dr. Thilo Kranz
13. August
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (21 Uhr)
20. August
Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
27. August
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (21 Uhr)
September
3. September
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (21 Uhr)
5. September
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Vortrag "Der Wolkensensor – Wir klar ist die Nacht?" von Max Engelsberger (20 Uhr)
10. September Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (21 Uhr)
14. September Kulinarische Spezialitätenwanderung in Bieselsberg (10­18 Uhr)
17. September Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
24. September Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (21 Uhr)
Impressum
Die Astro–News erscheinen quartalsweise in einer Auflage von 150 Exemplaren und dienen zur
Information von Mitgliedern, Freunden und Förderern des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim
1982 e. V. (AAP)
Vereinsanschrift:
Redaktion:
Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
Martin Tischhäuser
z.Hd. Sylja Sollner
Silcherstraße 7
Rotestraße 22
72218 Wildberg
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Bankverbindung: Konto 19 12 100, Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85)
Redakteure:
Martin Tischhäuser (mt), Martin Stuhlinger (ms),
Wolfgang Schatz (ws)
Auflage:
150 Exemplare
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 17. August 2014
Der AAP im Internet:
http://www.aap­pforzheim.de
http://www.sternwarte­bieselsberg.de
http://www.sternwarte­nordschwarzwald.de
© 2014 Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
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