Skriptum unter www.familielindner.net/Physik_WiFi_WMS_ET.pdf 1 Die Physik als Wissenschaft Die Physik befasst sich mit der Erforschung der Naturgesetze und der Beschreibung der Naturerscheinungen mit Hilfe dieser Gesetze. Die Physik bildet die Grundlage für alle Naturwissenschaften und deren Anwendungen. Unterteilung der Physik in zwei Unterdisziplinen aufgeteilt: • Experimentalphysik • Theoretische Physik Experimente Messungen Messfehler Vergleich mit theoretischen Vorhersagen Simulationen (Modelle) • Experiment: Planmäßige Beobachtung von Vorgängen, die vom Beobachter gezielt eingeleitet werden • Messung: Objektive Bestimmung von Größen durch Vergleich mit Standardgrößen oder Zählen; Ergebnis der Messung sind „Physikalische Größen“ 2 1. Messungen und Maßeinheiten Die Physik beruht auf Messungen von physikalischen Größen • Basisgrößen (z. B. Länge, Zeit, Masse): Zuordnung einer Einheit (z. B. Meter, Sekunde, Kilogramm). Definition anderer physikalischer Größen anhand dieser Basisgrößen. 7 Basisgrößen: SI-System (teilweise definiert durch Basiseinheiten; Bsp.: 1 W = 1 kgm²/s³). 3 • Potenzschreibweise: 10-12: Piko 10-9: Nano 10-6: Mikro 10-3: Milli 10-2: Zenti 103: Kilo 106: Mega 109: Giga 1012: Terra • Länge: Pariser Urmeter (Platin-Iridium-Stab bei 0°C); Länge der Strecke, die Licht im Vakuum in 1/299792458 s durchläuft. Bsp.: Radius Proton: 1·10-15 m Länge typisches Virusmolekül: 1·10-8 m Dicke Blatt Papier: 1·10-4 m Erdradius: 6·106 m Entfernung Pluto: 6·1012 m Entfernung älteste Galaxien: 2·1026 m 4 • Zeit t: 1 s ist der 86400ste Teil eines mittleren Sonnentages; 1 s ist die Dauer von 9192631770 Schwingungen des Lichtes, das ein Cäsium-133-Atom aussendet. Bsp.: Lebensdauer des instabilsten Teilchens: 1·10-23 s Zeit zwischen zwei menschlichen Herzschlägen: 8·10-1 s Menschliche Lebenserwartung: 2·109 s Alter des Universums: 5·1017 s • Masse m: Pariser Ur-Kilogramm (Platin-Iridium-Zylinder); C12-Atom: 12 atomare Masseneinheiten (12 u), 1 u = 1,6605402·10-27 kg. Bsp.: Elektron: 9·10-31 kg Staubkorn: 7·10-10 kg Ozeandampfer: 7·107 kg Mond: 7·1022 kg Sonne: 2·1030 kg Bekanntes Universum: 1·1053 kg 5 2. Geradlinige Bewegung • Kinematik: Klassifizierung und Vergleich von Bewegungen. Ort: x : Position des Teilchens (1-dimensional); 3-dimensional: Vektor: Betrag ( x 2 − x1 ), Richtung (positiv / negativ); Vergleich Skalar, z. B. Temperatur. Verschiebung: ∆x = x 2 − x1 : Änderung der Position. Zeitintervall: ∆t = t 2 − t1 • (Durchschnitts)geschwindigkeit: Für v v ∆x v= ∆t ∆t → 0 : Momentangeschwindigkeit: 5 Bsp.: Gürteltier: v = = 1,67 m/s 3 , v x [v ] = m / s v d x v v= dt 6 • (Durchschnitts)beschleunigung: v v ∆v a= ∆t , [a] = m / s 2 Bsp.: Erdbeschleunigung: a = g = 9,81 m/s²; Achterbahn: bis zu 3 g x v a t x=x t x = vt a 2 x= t 2 t 7 8 3. Bewegung in zwei- und drei Dimensionen y • Bsp.: Horizontaler Wurf: Horizontale und vertikale Bewegung sind unabhängig von einander keine gegenseitige Beeinflussung. x • Schiefer Wurf: Reichweite: v02 R = sin 2θ g d. h., maximale Reichweite bei , θ = 45° . ϕ 9 4. Kraft und Bewegung • Newtonsche Mechanik: Geschwindigkeit eines Teilchens kann sich ändern (= Beschleunigung), wenn eine oder mehrere Kräfte auf das Teilchen wirken Verbindung von Beschleunigung und Kraft. • 1. Newtonsches Gesetz (Trägheitsprinzip): Falls Kraft F auf Körper = 0 Geschwindigkeit v von Teilchen ändert sich nicht. v v F = ma • 2. Newtonsches Gesetz (Aktionsprinzip): , [F ] = 1 kg mit 1 m/s² beschleunigt). Bei mehreren Kräften: Überlagerung zur resultierenden Kraft. F1 N (1 N entspricht F=F1+F2 F2 10 • 3. Newtonsches Gesetz (Wechselwirkungsgesetz): Jede Kraft hat eine Gegenkraft („actio“ = „reactio“); F12 = − F12 , Gleichgewichtsbedingung: F =0. ∑ • Inertialsystem: System, in dem die Newtonschen Gesetze gelten. • Beispiele für Kräfte: Gravitationskraft (für Erde: Fg = mg ) Gewichtskraft („Gewicht“): wie Gravitationskraft, nur aufwärts gerichtet FN=-(Fg+Fx) Normalkraft: m Fg+Fx 11 • Reibung: Reibungskraft parallel zur Oberfläche und der Verschiebung entgegen gerichtet. Vor der Bewegung: Haftreibungskraft f s , ab Bewegung: Gleitreibungskraft f k . Ursache für Reibung: Wechselwirkung zwischen Oberflächenatome von Körpern. Bsp.: Kaltverschweißen, Reifenquietschen Maximalwert von f s : f s ,max = µ s N , µ s : Haftreibungskoeffizient Beim Gleiten: f k = µ k N , µ k : Gleitreibungskoeffizient Bsp.: Bremsspur (Kaltverschweißen): längste Bremsspur auf öffentlicher Straße: 1960 von Jaguar in England – 290 m (entspricht Geschwindigkeit von etwa 210 km/h). 12 • Strömungswiderstand: Bewegung Fluid (z. B. Luft) und Körper relativ zueinander. D= 1 CρAv 2 , C : Experimentell bestimmter Widerstandskoeffizient 2 (Wirbelbildung, etc.) Bsp.: Leistung P ∝ v3 Freier Fall: Wenn Treibstoffverbrauch beim PKW! Fg = D : konstante Endgeschwindigkeit Bsp.: Fallschirmspringer, Katze (= „Beschleunigungsmesser“). 13 • Gleichförmige Kreisbewegung: Teilchen bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit auf Kreisbahn zum Kreismittelpunkt gerichtete Zentripedalbeschleunigung: v2 a= , R : Radius der Kreisbahn. R Zentripedalkraft: v2 F =m R : Beschleunigt den Körper, da sie die Richtung der Geschwindigkeit ändert! Gegenkraft: Zentrifugalkraft (Fliehkraft) 14 5. Arbeit und Energie • Arbeit: Energie, die durch eine auf ein Objekt wirkende Kraft auf dieses Objekt übertragen bzw. von diesem Objekt abgeführt wird (positive bzw. negative Arbeit). vv W = Fs W = Fs cosθ [W ] = J = kgm 2 / s 2 = Nm F W s • Energie: Gespeicherte Arbeit besitzt die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. 15 • Konservative Kraft: Kraft bewegt Teilchen entlang eines geschlossenen Weges W ges = 0 Weg 1 Weg 2 • Kinetische Energie: E kin mv 2 = 2 , W ges = 0 F = konservativ [ E kin ] = J = kgm 2 / s 2 Energie, die mit dem Bewegungszustand eines Objektes zusammenhängt (Energie der Bewegung). Bsp.: Feder (Hooksches Gesetz): F = −kx v v F = − kd kx 2 WF = − 2 X=0, F=0 x x F F 16 • Potentielle Energie: Energie in einem System, in dem eine konservative Kraft wirkt Energie der Lage. W pot = mg∆y = mgh Potentielle Energie hängt nur von der Höhendifferenz ab. Bsp.: Bergwanderung: B W pot _ Weg _ A = W pot _ Weg _ B A 17 • Energieerhaltung I: Gesamtenergie (= mechanische Energie): E ges = E kin + E pot Abgeschlossenes System: Keine äußere Kraft verursacht Energieänderung in diesem System, nur konservative Kräfte verursachen Energieänderungen innerhalb des Systems: ∆E (Wechsel zwischen E kin ges = ∆E kin + ∆E pot = 0 und E pot ). Bsp.: Pendel: 18 • Gleichgewichtspunkte: Epot 1: neutrales / indifferentes Gleichgewicht 2: stabiles Gleichgewicht: E pot = min . 3: instabiles / labiles Gleichgewicht: E pot 1 = max . 3 2 Potentialtopf • Energieerhaltung II: Von einer äußeren Kraft auf das System verrichtete Arbeit: Wpos System Wneg 19 Bsp.: Reibung: W Energie : ∆Eth . = ∆E ges + f k s , f k s : Reibung Wärme thermische W = ∆E ges + ∆E th Gesamtenergie eines Systems kann sich nur ändern, wenn Energie auf das System übertragen bzw. vom System abgeführt wird: W = ∆E ges + ∆E th + ∆Eint : jede Art von innere Energie. Abgeschlossenes System ( ∆E int W = 0 ): ∆E ges + ∆E th + ∆E int = 0 • Leistung: Rate, mit der eine Kraft Arbeit bzw. Energie überträgt: W ∆E , F∆s = P= P= = Fv , [ P ] = W = J / s ∆t ∆ t ∆t Bsp.: 1 PS = 735 W = 0,735 kW; elektrische Geräte: 1 kWh = 3,60 MJ 20 6. Systeme von Teilchen, Stoßprozesse • Schwerpunkt: Punkt, der sich bewegt, als ob die gesamte Masse eines Systems (Körpers) dort konzentriert wäre und alle äußeren Kräfte ausschließlich dort y angriffen. x2 x1 m1 • Impuls ,Kraftstoß: xs x m1 x1 + m2 x 2 xs = m1 + m2 m2 v v v ∆pv p = mv , F = ∆t ; für Teilchensystem: p ges = m ges v s. Impulserhaltung: In einem isolierten System ist der Gesamtimpuls konstant: p ges = const . Bsp.: Elastischer Stoß: Anfangs- und Endzustand pi = p f . 21 • Stoß: Zwei Körper üben kurzzeitig starke Kräfte aufeinander aus. Bsp.: Meteorkrater, Tennisball – Schläger (etwa 4 ms Kontaktzeit). • Elastischer Stoß: Kinetische Energie des Systems der Stoßpartner bleibt erhalten: E kin _ i = E kin _ f Bsp.: Billardkugel: m1 = m2 Geschwindigkeiten werden beim Stoß ausgetauscht; Kugelpendel; Basilisk-Leguan, der über das Wasser läuft: 22 • Inelastischer Stoß: Kinetische Energie bleibt nicht erhalten (Umwandlung in andere Energieformen). Impulserhaltung gilt: p i = p f bzw. p i1 + p i 2 = p f 1 + p f 2 . Bsp.: Verkehrsunfall mit zwei PKW’s, Pistolenschuss auf Körper. Nach dem Stoß: Körper bewegen sich mit gemeinsamer Geschwindigkeit weiter: m1 v= vi1 m1 + m2 bei vi 2 = 0 . 23 7. Die Rotation • Winkelgeschwindigkeit: des Drehwinkels. Rechte-Hand-Regel: ∆θ ω= ∆t , [ω ] = rad / s , U / s . ∆θ : Änderung Bsp.: Motordrehzahl: rpm (revolutions per minute) • Winkelbeschleunigung: ∆ω , [α ] = rad / s 2 , U / s 2 α= ∆t • Teilchen auf Kreisbahn: Bahngeschwindigkeit: v = ωr Bahnbeschleunigung (tangentiale Komponente): v, at ar a t = αr r ω 24 Bahnbeschleunigung (radiale Komponente): v2 ar = v = ω 2 r r bei r = 100 m Periodendauer (Zeit für einen Umlauf): • Rotationsenergie (kinetische Energie): 1 U in 20 s für ar = g! 2πr 2π T= = v ω E rot = 1 2 Iω 2 • Trägheitsmoment I : Gibt an, wie die Masse des rotierenden Körpers um die Drehachse verteilt ist. I = ∑ mi ri 2 (Drehachse durch Körperschwerpunkt) i 25 • Drehmoment: Eine Kraft erzeugt eine Drehbewegung um eine Achse („Hebel“). N = rF sin θ ; bei θ = 90° N = rF = Iα Hebelgesetz: Kraft x Kraftarm = Last x Lastarm, d. h.: Bsp.: Drehmomentschlüssel; Wagenheber: r1 F1 = r2 F2 . 0,5m ⋅ 9,81m / s 2 ⋅ 1000kg = 2,5m ⋅ F → F = 1962 N → m = 200kg F=? 2,5 m 1t 0,5 m 26 8. Rollen und Drehimpuls • Rollbewegung: Mischung aus Translation und Rotation. 1 1 2 2 • Kinetische Energie: E kin = I sω + mv s 2 2 Bsp.: Jo-Jo: Rollt es eine Strecke h abwärts, verliert es potentielle Energie mgh gewinnt dafür aber kinetische Energie 1 1 mv s2 + I sω 2 2 2 Rollt das Jo-Jo wieder aufwärts, so verliert es kinetische und gewinnt potentielle Energie ( Energieerhaltung). 27 , • Drehimpuls: Verknüpft den linearen Impuls mit der Drehbewegung: v vv vv v L = r p = mr v = Iω Ableitung des Drehmoments: v v ∆L N= ∆t • Erhaltung des Drehimpulses: Der Drehimpuls eines Systems bleibt konstant, wenn das v vonvaußen wirkende Drehmoment null ist. v resultierende, L = const. , Li = L f (abgeschlossenes System) Bsp.: Salto, Person auf Drehstuhl: 28 • Drehimpulserhaltung im nicht-abgeschlossenen System: Präzessionsbewegung: Der Drehimpulsvektor versucht sich, zum angreifenden Drehmoment parallel zu stellen. Bsp.: Kreisel, Erde (26000 Jahre Umlaufzeit des Pols). • Statische Gleichgewichtsbedingungen: ∑ F = 0 , ∑ N = 0 , Impuls = 0. • Scheinkräfte: Zentrifugalkraft: Betrachtet man von außen ein rotierendes System, in dem z. B. ein Körper mit einem Seil mit dem Kreismittelpunkt verbunden ist und so eine Kreisbewegung ausführt, so stellt man fest, dass der Körper sich mit einer Geschwindigkeit v dreht und zum Kreismittelpunkt hin beschleunigt wird. Die Zentripetalbeschleunigung v² / r wird dabei von der Zugkraft des Seils verursacht. Für einen Beobachter auf der Scheibe ist der Körper dagegen in Ruhe und wird nicht beschleunigt. Statt F=ma muss dieser Beobachter eine Scheinkraft vom Betrag mv² / r einführen, die auf den Körper radial nach außen wirkt und die Zugkraft der Schnur ausgleicht. Diese fiktive nach außen gerichtete Kraft nennt man Zentrifugalkraft und erscheint dem Beobachter auf der Scheibe durchaus real. Wenn der Beobachter auf der Scheibe stehen bleiben will und nicht nach außen gedrückt werden will, muss eine nach innen gerichtete Kraft vom Boden auf den Beobachter übertragen werden, die die nach außen gerichtete Zentrifugalkraft „ausgleicht“. Die Zentrifugalkraft ist eine Scheinkraft, die nur in rotierenden Systemen vorkommt. 29 Corioliskraft: Hängt von der Geschwindigkeit des Teilchens ab. Diese Kraft wirkt senkrecht zur Geschwindigkeitsrichtung des Teilchens und führt zu einer seitlichen Ablenkung. Die Corioliskraft lässt sich anhand eines Beispiels veranschaulichen: Ein Junge steht in der Mitte einer rotierenden Scheibe und wirft seinem Freund am Rand der Scheibe einen Ball zu. Von außen betrachtet, bewegt sich der Ball geradlinig und verpasst den zweiten Jungen, weil sich dieser mit der Scheibe weitergedreht hat. Für einen Beobachter auf der Scheibe ist der zweite Junge in Ruhe, und der Ball wird nach rechts abgelenkt. Die Scheinkraft, die den Ball von seiner geradlinigen Bahn abbringt, ist die Corioliskraft. Die beiden Scheinkräfte in rotierenden Systemen treten aufgrund der Erddrehung in allen Systemen auf, die mit der Erde verbunden sind. Corioliskräfte sind vor allem für das Verständnis des Wetters von großer Bedeutung. Diese Kräfte sind beispielsweise dafür verantwortlich, dass sich Wirbelstürme auf der Nordhalbkugel rechtsherum und auf der Südhalbkugel linksherum drehen, wenn man sie von oben betrachtet. 30 9. Elastizität Beschreibung des elastischen Verhaltens (Verformungen) von Gegenständen auf Grund einwirkender Kräfte. • Modell Atomgitter: Die Dehnung (relative Längenänderung) steht im linearen Zusammenhang der wirkenden Spannung (Kraft pro Fläche): F σ = Eε (Hooksches Gesetz), σ : Spannung, [σ ] = , A ∆L , E : E-Modul, Youngscher Modul (Materialε : Dehnung (Verformung), ε = L parameter) N [ E ] = 2 = Pa m 31 Zugversuch Spannungs-Dehnungs-Diagramm: • Scherung: Kraftrichtung der Scherspannung liegt in der Flächenebene: σ = Gµ µ : Querdehnung, ∆x µ= , G : Schubmodul, L N [G ] = 2 = Pa m • Hydraulische Spannung: Flüssigkeitsdruck wirkt von allen Seiten auf den Gegenstand: ∆V ∆V , : Verformung, relative Volumenänderung, p=K V K: Kompressionsmodul, VN [ K ] = 2 = Pa m 32 33 10. Gravitation • Newtonsches Gravitationsgesetz: Jedes Teilchen im Universum zieht jedes andere Teilchen mit einer Gravitationskraft m1 m2 F =G an. r r : Abstand zwischen den Teilchen, G : Gravitationskonstante, G = 6,67 ⋅ 10 −11 Nm 2 / kg 2 Kugelschalentheorem I: Eine gleichförmige Kugelschale zieht ein Teilchen außerhalb dieser Schale mit derselben Kraft an, die auch wirken würde, wenn die gesamte Materie der Schale sich in ihrem Zentrum befände. 34 • Erdbeschleunigung: GM g= 2 r Mm F =G 2 r ( M : Masse der Erde), F = mg , d. h., g ist unabhängig von der Teilchenmasse, aber abhängig vom Abstand (Höhe). Bsp.: Höhe 0 km: g = 9,81 m/s² Höhe 8,8 km (Mount Everest): g = 9,80 m/s² Höhe 400 km (Spaceshuttle): g = 8,70 m/s² Höhe 35700 km (Satellit): g = 0,225 m/s² ist nicht überall gleich auf der Erdoberfläche Gewicht eines Körpers ist nicht überall gleich! Kugelschalentheorem II: Befindet sich ein Teilchen innerhalb einer Vollkugel im Abstand r vom Mittelpunkt, so wirkt auf dieses Teilchen nur der Massenanteil, der sich innerhalb einer Kugel vom Radius r befindet. Bsp.: „Vom Nordpol zum Südpol“ Vermutung: Kraft nimmt zum Erdmittelpunkt hin zu und hört am Mittelpunkt plötzlich auf Weiterflug zum anderen Pol. Realität: Kraft nimmt mit abnehmenden Abstand zum Mittelpunkt hin ab und wird am Mittelpunkt Null (vgl. Feder). g 35 • Fluchtgeschwindigkeit: Ein Teilchen kann der Anziehungskraft eines Körpers mit Masse M und Radius R nur ab einer bestimmten Geschwindigkeit entkommen: v= 2GM R Bsp.: Erde – Rakete • Bewegung der Planeten um die Sonne - die Keplerschen Gesetze: 1. Gesetz der Planetenbewegung: Alle Planeten bewegen sich auf elliptischen Bahnen um die Sonne, welche sich in deren gemeinsamen Brennpunkt befindet. Planet 1 Sonne Planet 2 36 2. Das Flächengesetz: Die Verbindungslinie zwischen den Planeten und der Sonne überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen. A1 A2 A1 = A2 3. Das Gesetz der Umlaufzeiten: Das Quadrat der Umlaufzeit T von einem Planeten um die Sonne ist proportional zur dritten Potenz der großen Halbachse a der Planetenbahn: T 2 ∝ a 3 a a 37 • Allgemeine Relativitätstheorie (Albert Einstein): „Eine Person im Freien Fall spürt ihr eigenes Gewicht nicht.“ Äquivalenzprinzip: Gravitation & Beschleunigung sind zueinander äquivalent. Gravitation lässt sich auch als durch eine Masse verursachte Krümmung des Raumes auffassen: 38 11. Fluide (Flüssigkeiten) Ein Fluid ist eine Substanz, die fließen kann. Fluide passen sich den Berandungen eines jeden Behälters an, in die wir sie einfüllen. m 3 • Dichte und Druck: Dichte = Masse / Volumen: ρ = , [σ ] = kg / m . V F Wirkt eine Kraft senkrecht auf eine Oberfläche Druck: p = , A [ p ] = N / m 2 = Pa Technische Einheiten für Druck: 1 atm = 1,013 bar = 1,013·105 Pa = 760 Torr. Bsp.: Die Abmessungen eines Wohnzimmers seien 3,5 m x 4,2 m, die Höhe sei 2,4 m. Wie viel wiegt die Luft im Raum, wenn der Luftdruck gleich dem Atmosphärendruck (1,013 bar) ist? Welche Kraft (Betrag) übt die Luft auf den Fußboden des Raumes aus? • Ruhende Fluide: Der Druck an einem Punkt in einem Fluid hängt nur von der Tiefe dieses Punktes ab, nicht von der Form des Behälters (hydrostatisches Paradoxon): p = p 0 + ρgh , p 0 : Druck an der Oberfläche. 39 • Pascalsches Prinzip: Eine Druckänderung in einer inkompressiblen Flüssigkeit wird unvermindert auf jeden Teil der Flüssigkeit sowie auf die Behälterwände übertragen. Bsp.: Zahnpastatube, Heimlich-Handgriff, Suizidversuch mit wassergefülltem Mund, hydraulische Presse: Fe Fa pe = pa → = Ae Aa → Fa d a = Fe d e Mit der hydraulischen Presse wird eine bestimmte Kraft, die über eine gegebene Strecke wirkt, in eine größere Kraft umgewandelt, die über eine kleinere Strecke wirkt. 40 • Flüssigkeitsoberfläche / Oberflächenspannung: Oberflächenspannung: ∆W , ∆W : Arbeit zur Vergrößerung der Oberfläche σ= ∆A ∆A : Oberflächenänderung [σ ] = N / m Adhäsionskraft FA: z. B. fest – flüssig Kohäsionskraft FK: z. B. flüssig – flüssig FK>FA: Tropfenbildung FK<FA: Benetzung 41 • Das archimedische Prinzip:v Taucht ein Körper ganz oder teilweise in ein Fluid ein, wirkt eine Auftriebskraft FA von dem umgebenden Fluid auf diesen Körper. Die Kraft ist nach oben gerichtet und hat den Betrag: FA = m F g. m F : die vom Körper verdrängte Flüssigkeitsmasse, d. h., FA ist gleich dem Gewicht der vom Körper verdrängten Flüssigkeitsmenge. FA > Gewicht des Körpers: Körper schwimmt FA < Gewicht des Körpers: Körper sinkt FA = Gewicht des Körpers: Körper schwebt • Fluide in Bewegung (Strömung): Gleichmäßige Strömung (= laminare Strömung, Geschwindigkeit des Fluids ändert sich nicht), turbulente Strömung (= nicht-laminare Strömung, Geschwindigkeit des Fluids wächst zu einer kritischen Geschwindigkeit Wirbelbildung). Bsp.: aufsteigende Zigarettenrauch: 42 Wirbelfreie Strömung (laminare Strömung): Ein Teilchen in einer Strömung dreht sich nicht um die eigene Achse. Strömungsversuche: Stromlinie: der von einem einzelnen Fluidteilchen durchlaufene Weg. v • Fluss durch Rohr: Kontinuitätsgleichung (Beziehung zwischen Strömungsgeschwindigkeit und Querschnittsfläche): A1v1 = A2 v2 , Bsp.: Daumen auf Öffnung Gartenschlauch, Verengung Wasserstrahl, welcher aus Wasserhahn nach unten fällt. • Bernoulli-Gleichung: Erhaltung der mechanischen Energie bei Strömungen. Nimmt die Geschwindigkeit einer Strömung zu, verringert sich der Druck des Fluids (hydrodynamisches Paradoxon). 1 2 p + ρv + ρgh = const. Bsp.: Zwei passierende Schiffe, 2 43 Windstoß zwischen zwei Papierblättern, Tragfläche. 12. Schwingungen • Harmonische Schwingung: Bewegung, die sich in regelmäßigen Zeitabständen wiederholt (periodische Bewegung). Frequenz f : Anzahl der pro Sekunde ausgeführten Schwingungen: [ f ] = 1 Hz = 1 Schwingung / s = 1 s-1. 1 Periodendauer (Dauer für eine vollständige Schwingung): T = f Bewegung des Teilchens (Projektion einer Kreisbewegung): x(t ) = x m cos(ωt + φ ) , x m : Amplitude (maximale Auslenkung), φ : Phasenkonstante, ω : Kreisfrequenz oder Winkelgeschwindigkeit mit 2π ω = 2πf = T 44 • Linearer harmonischer Oszillator: Eine Masse führt eine harmonische Schwingung aus, die auf die Masse wirkende Kraft ist proportional zur Auslenkung. k , m T = 2π ω= m k l einfaches Pendel (kleine Auslenkungen): T = 2π g der Erdbeschleunigung. Bsp.: Feder – Masse – System: l Messung m • Energie: Bei einer harmonischen Schwingung hat ein Teilchen zu jedem Augenblick die kinetische Energie mv 2 und die potentielle Energie E pot d. h., die mechanische Energie E ges = E kin + E pot E kin = 2 2 kx (Feder) bzw. E pot = mgh = 2 (Pendel), ist konstant. 45 • Gedämpfte harmonische Schwingung: Bei wirklichen schwingenden Systemen nimmt die mechanische Energie im Verlauf der Bewegung ab, weil äußere Kräfte (z. B. Luftwiderstand, Reibung) die Schwingungen dämpfen und mechanische Energie invthermische Energie umwandeln. Die dämpfende Kraft ist durch v Fd = −bv gegeben, v : Geschwindigkeit des Oszillators, b : Dämpfungskoeffzient. • Erzwungene Schwingung, Resonanz: Greift an einem oszillierenden System mit der natürlichen Kreisfrequenz ω (Eigenfrequenz) eine äußere periodische Kraft mit Kreisfrequenz ω (Erregerfrequenz) an, so schwingt dieses System mit der e Kreisfrequenz ω . Die Amplitude des Systems ist am größten, wenn die so e genannte Resonanzbedingung ω = ω erfüllt ist. e Bsp.: Kind auf Schaukel, Erdbeben, einstürzende Brücken, Resonanzkatastrophe, 46 „singendes Glas“. 13. Wellen Wellen sind fortlaufende Schwingungen: y m : Amplitude, k : Wellenzahl. y ( x, t ) = y m sin(kx − ωt ) • Wellenarten: Mechanische Wellen (Wasserwellen, Schallwellen, seismische Wellen; an ein materielles Medium gebunden), Elektromagnetische Wellen (Licht, Radio-, Fernsehwellen, Mikrowellen, Röntgenstrahlung, Radarwellen; nicht an ein materielles Medium gebunden, Ausbreitung im Vakuum mit Lichtgeschwindigkeit c = 299792458 m/s), Materiewellen (Beschreibung von Elektronen, Protonen, Elementarteilchen, Atome, 47 Moleküle; sind Bestandteil der Materie). • Transversale Wellen: Auslenkung der Schwingungen erfolgt senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. Bsp.: gespanntes Seil, Lichtwellen • Longitudinalwellen: Auslenkung der Schwingungen erfolgt parallel zur Ausbreitungsrichtung. Bsp.: Schallwellen (Druckwellen) • Theoretische Beschreibung einer Welle: y ( x, t ) = y m sin( kx − ωt ) y m : Amplitude, k : Wellenzahl, ω : Winkelgeschwindigkeit. Wellenzahl: Maß für die Wellenlänge λ:k = 2π λ Wellengeschwindigkeit (elektromagnetische Wellen, Vakuum): v= ω k = λf 48 Im Nicht-Vakuum und vor allem bei mechanischen Wellen bestimmen letztendlich die Eigenschaften des Mediums die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Wellen, da die Teilchen des Mediums zum Schwingen angeregt werden. Bsp.: gespanntes Seil (gespannte Saite): τ v= τ µ : Spannkraft, µ : Massendichte (Ausbreitungsgeschwindigkeit hängt nicht von der Frequenz ab). Durch das Wechselspiel zwischen potentieller und kinetischer Energie transportiert die Welle Energie entlang des Mediums. • Überlagerung (Superposition) von Wellen: Bei der Überlagerung zweier Wellen addieren sich die Auslenkungen zu einer resultierenden Welle (Gesamtwelle). Überlappende Wellen beeinflussen sich bei Ihrer Ausbreitung gegenseitig nicht. 49 • Interferenz von Wellen: Überlagerung von sinusförmigen Wellen, die sich in dieselbe Richtung ausbreiten, unter Berücksichtigung des Phasenunterschiedes konstruktive Interferenz (maximale Amplitude), destruktive Interferenz (Auslöschung). • Stehende Wellen: Interferenz zweier gleichartiger, sinusförmiger Wellen, die sich in entgegengesetzte Richtung ausbreiten. 50 • Feste Punkte ohne Auslenkung (Bewegung): Schwingungsknoten, feste Punkte maximaler Auslenkung: Schwingungsbäuche. Bsp.: Reflexion am Seilende. Auf einer beidseitig eingespannten Seite entstehen stehende Wellen nur bei bestimmten Frequenzen (Resonanz) Schwingungsmoden (Grundschwingung, Oberschwingungen) musikalische Töne von Saiteninstrumenten. 2L v λ= → f =n n 2L n … Schwingungsmoden 51 • Schallwellen (z. B. Ultraschall, Sonar): Longitudinale mechanische Wellen, die sich durch Festkörper, Flüssigkeiten und Gase ausbreiten können (kein Schall im Vakuum). K Schallgeschwindigkeit: v = , K : Kompressionsmodul, z. B.: In Luft bei ρ 20°C beträgt die Schallgeschwindigkeit 343 m/s, in Wasser (20°C) 1482 m/s. • Interferenz bei Schallwellen (gleicher Wellenlängen): Hängt w. o. von der Phasenverschiebung ab. Anwendung: z. B. Schalldämmung (Gegenschall). • Schallintensität: Übertragungsrate an Schallenergie auf eine Fläche, d. h., die Schallleistung pro Fläche: P P (Kugelwellen) I= = A Bsp.: Gläser „zersingen“. 4πr 2 52 • Schallpegel („Lautstärke“): Der Mensch kann Geräusche über einen riesigen Intensitätsbereich wahrnehmen logarithmische Darstellung des Schallpegels: I β = 10dB ⋅ log I0 I 0 : Standardisierter Referenzwert (= 10-12 W/m², untere Wahrnehmungsgrenze des menschlichen Gehörs), [ β ] = dB = Dezibel. Bsp.: Blätterrauschen: 10 dB, Unterhaltung: 60 dB, Rock-Konzert: 110 dB (Rekord 1976 von „The Who“: 630 dB), Schmerzgrenze: 120 dB, Düsentriebwerk: 130 dB. • Musikalische Töne bei Blasinstrumenten: Stehende Wellen in Rohren Entstehung von Schwingungsmoden (Unterscheidung zwischen an beiden Enden offene und an einem Ende geschlossene Rohre). Tonhöhe (Frequenz) hängt von der Länge des Instrumentes ab. • Schwebung: Tritt auf, wenn sich die Frequenzen f1 und f 2 zweier Wellen, die sich überlagern, nur sehr wenig unterscheiden. Die Schwebungsfrequenz ist f 1 − f 2 . Zu hören ist diese Schwebung als gleichmäßige, periodische Veränderung der Intensität des Tones. 53 • Doppler-Effekt (bewegungsabhängige Frequenzänderung): Bewegt sich ein Beobachter B auf eine Schallquelle Q zu, so stellt er eine höhere Frequenz fest als im Zustand der Ruhe. Bewegt er sich von der Schallquelle weg, so ist das Gegenteil der Fall. vB f B = f Q (1 + ) , c : Schallgeschwindigkeit c Bewegt sich eine Schallquelle auf einen Beobachter zu, so stellt er eine höhere Frequenz fest, als bei ruhender Quelle. Bewegt sie sich vom Beobachter weg, so ist das Gegenteil der Fall. 1 f B = fQ ⋅ Bsp.: Vorbeifahrendes Einsatzfahrzeug, Radar-Pistole, Fledermaus. 1− vQ c 54 Der Doppler-Effekt tritt auch bei elektromagnetischen Wellen (Licht) auf (relativistischer Doppler-Effekt). • Überschallgeschwindigkeit, Schockwelle: Überschreitet eine Schallquelle die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Schallwellen, entsteht eine Schockwelle (kegelförmige Welle, „machscher Kegel“). In dieser Schockwelle addieren sich die Druckerhöhungen Knall (Überschallknall). Bsp.: Überschallflugzeug, Projektil, Schnalzen einer Peitsche. Mach-Zahl: Eine Geschwindigkeit von z. B. 2,3 Mach entspricht 2,3-fache Schallgeschwindigkeit. 55 14. Thermodynamik Studium der Wärmeenergie (thermische Energie, innere Energie). Temperatursinn subjektiv (Bsp.: Eisengeländer, Holzzaun). • Temperatur : Eine der sieben SI-Basisgrößen, [T ] = K (Kelvin). Kelvin-Skala: 0 K entspricht dem absoluten Nullpunkt (-273,15°C), Raumtemperatur: ca. 300 K. Messung der Temperatur: Thermoskop nach Kalibrierung und Skalierung Thermometer. Die Temperatur eines Körpers ist ein Maß für die (ungeordnete) thermische Bewegung seiner Atome und Moleküle. • Nullter Hauptsatz der Thermodynamik: Jeder Körper besitzt eine Eigenschaft, die wir Temperatur nennen. Stehen ein Thermometer und ein anderer Gegenstand in engem Kontakt zueinander, erreichen sie schließlich ein thermisches Gleichgewicht. Die Anzeige des Thermometers entspricht dann der Temperatur des anderen Gegenstandes. 56 • Temperaturmessung: Standardisierter Fixpunkt Tripelpunkt des Wassers (flüssiger, fester, gasförmiger Zustand bei bestimmten Druck und Temperatur im Gleichgewicht) T = 273,16 K (internationale Übereinkunft) Kelvin-Skala (in der Naturwissenschaft verwendet). Celsius-Skala: Für den täglichen und wirtschaftlichen Gebrauch: Fahrenheit-Skala: Verwendung in den USA: TC = T − 273,15° 9 TF = TC + 32° 5 Bsp.: Siedepunkt des Wassers: 100°C, 212°F, Gefrierpunkt des Wassers: 0°C, 32°F. • Wärmeausdehnung: Alle Körper verändern bei Temperaturänderung auch ihre Ausdehnung (die Atome können sich weiter von einander entfernen). Längenausdehnung: ∆L = Lα∆T , L : Ausgangslänge, α : linearer Ausdehnungskoeffizient. 57 Bsp.: Ausdehnung von Eisenbahnschienen im Sommer Lösung: Dehnungsfugen (auch im Straßenbau), Zahnfüllungen (müssen dem Ausdehnungskoeffizienten des Zahnschmelzes angepasst sein). Thermometer oder Thermostat aus Bimetallstreifen Ausnützen der unterschiedlichen Längenausdehnung der beiden Metallkomponenten. Volumenausdehnung: ∆V = V 3α∆T Anomalie des Wassers: Oberhalb von 4°C dehnt sich Wasser bei Temperaturerhöhung aus, zwischen 0°C und 4°C zieht sich Wasser mit zunehmender Temperatur zusammen Wasser hat bei 4°C die größte Dichte und das kleinste Volumen Ein See friert von oben nach unten zu, am Grund herrschen (bei entsprechender Tiefe) immer 4°C Überleben der Tierwelt unter Wasser! • Wärme: Ist die zwischen einem System und seiner Umgebung aufgrund eines Temperaturunterschiedes ausgetauschte Energie. Bsp.: Kalte Cola-Dose oder heißer Kaffee auf dem Tisch. Wärmeenergie Q : Q = cm∆T , c : spezifische Wärmekapazität, ∆T : Temperaturdifferenz, [Q ] = Kalorie (cal), Joule (J). 1 cal = 4,1860 J. Frage: Eine bestimmte Wärmemenge Q erwärmt 1 g eines Materials A um 3°C und 1 g eines Materials B um 4°C. Welches Material hat die größere spezifische Wärmekapazität? 58 • Umwandlungswärme: Die von einem Material aufgenommene Wärme kann auch die Phase (fest, flüssig, gasförmig) des Materials ändern. Während der Phasenumwandlung bleibt die Temperatur des Materials konstant, bis dieser Phasenübergang abgeschlossen ist. Bsp.: Eis Schmelzwärme 333 kJ/kg flüssiges Wasser Verdampfungswärme 2256 kJ/kg Wasserdampf. 59 • Volumenarbeit: Ein Gas kann mit seiner Umgebung Energie in Form von Arbeit austauschen. Dies geschieht bei einer Volumenänderung (Expansion, Kompression). Bsp.: Gaskolben, der erwärmt bzw. abgekühlt wird: W = p∆V . Erster Hauptsatz der Thermodynamik: Die innere Energie eines Systems kann verändert werden, in dem Wärme zu- bzw. abgeführt wird oder in dem Arbeit am bzw. vom System verrichtet wird: ∆E int = ±Q ± W • Wärmeübertragung: Wärmeleitung: Übertragung der Schwingungsenergie der Atome und Elektronen eines Materials von Atom zu Atom Wärmestrom: TH − TK Q , λ : Wärmeleitfähigkeit, Wärmeleitzahl ( λ groß PL = = λA t L guter Wärmeleiter), TH , TK : hohe, niedrige Temperatur, A , L : Querschnittsfläche, Länge des Materials. Bsp.: Metallstange im Feuer. Wärmeisolation (R-Wert): Thermischer Widerstand: L R= L : Dicke der Isolierungsplatte. R groß schlechter λ Wärmeleiter (guter Wärmeisolator). 1 „k-Wert“: k= R 60 Konvektion (Wärmeströmung): Tritt auf, wenn Wärmeenergie durch die Bewegung eines Fluids mittransportiert wird, beispielsweise wenn ein Temperaturunterschied innerhalb eines Fluids zu einer Strömung führt. Bsp.: Atmosphäre, Segelflieger (aufsteigende Thermik), Ozeane, Kerzenflamme. Wärmestrahlung (thermische Strahlung): Übertragung der Energie durch die Abstrahlung elektromagnetischer Wellen (infrarote Stahlung). Bsp.: Sonne, Heizstrahler, IR-Lampe. • Bsp.: Bienen – Hornisse: Bienen erhöhen Körpertemperatur von 35°C auf 48°C tödlich für die Hornisse! 61 15. Die kinetische Gastheorie Thermodynamik: Beschreibung durch makroskopische Eigenschaften (Druck, Volumen, Temperatur). Kinetische Gastheorie: Beschreibt die Thermodynamik durch die Bewegung (Geschwindigkeit) und kinetischer Energie der Atome und Moleküle. • Ideale Gase: Gase mit geringer Dichte, d. h., die Moleküle sind so weit voneinander entfernt, dass sie keine Wechselwirkung zeigen ideales Gasgesetz: pV = NkT , N : Anzahl der Moleküle, k : Boltzmann-Konstante, k = 1,38 ⋅ 10 −23 J / K , oder: pV T = const. Bsp.: Luftballon im Vakuum, Plastikflasche unter Wasser, Gasflasche, etc. 62 • Geschwindigkeit von Gasmolekülen: Geschwindigkeit nimmt mit steigender Temperatur zu und mit steigender Molekülmasse ab. Schallgeschwindigkeit hängt von der Geschwindigkeit der Gasmoleküle ab, da bei einer Schallwelle die Druckänderung durch Stoßprozesse zwischen den Molekülen übertragen wird. D. h. eine Schallwelle kann sich niemals schneller bewegen als die Geschwindigkeit der Moleküle. Frage: Wenn sich Moleküle so schnell bewegen, weshalb dauert es dann so lange, bis man ein Parfum riecht, nachdem in einer anderen Zimmerecke ein Flakon geöffnet wurde? Antwort: Die Parfummoleküle stoßen ständig mit anderen Molekülen in der Luft zusammen und können sich daher nur langsam zu unserer Nase vorarbeiten. 3 = kT 2 • Die kinetische Energie eines Gasmoleküls: E kin hängt nicht von der Molekülmasse ab! D. h., die Temperatur eines Gases ist seine Energie! Unterschied Sieden (Verdampfen) und Verdunsten (am Bsp. Wasser): Wasser beginnt zu sieden, wenn der Dampfdruck des Wassers den Luftdruck übersteigt Phasenumwandlung (bei 100°C auf Meeresniveau, d. h., die Siedetemperatur ist höhenabhängig, z. B. 71°C auf dem Mt. Everest, „Kelomat“). Verdunsten ist ein statistischer („zufälliger“) Prozess, der bei jeder Temperatur auftritt. Für eine kleine Anzahl an Wassermolekülen ist ihre Energie groß genug, um der Wasseroberfläche zu entkommen Bildung von Wolken, Regen etc. 63 Bsp.: Öffnen einer Sektflasche Im oberen Teil des Halses befindet sich ein Gasgemisch aus Kohlendioxid und Wasserdampf. Beim Öffnen rasche Druckabnahme Volumenvergrößerung gegen die Atmosphäre (schneller Prozess!) Energie dafür stammt aus der kinetischen Energie des Gases Temperatur nimmt ab Kondensation des Wasserdampfes. 64 16. Entropie und der zweite Hauptsatz der Thermodynamik • Reversible Prozesse: In der Mechanik kann ein Vorgang ebenso gut in der einen wie in der anderen Richtung ablaufen umkehrbarer oder reversibler Vorgang. • Irreversible (gerichtete Prozesse): Bsp.: Sie legen Ihre kalten Hände um eine warme Tasse Tee die Hände werden wärmer, der Tee kälter. Niemals werden die Hände noch kälter und der Tee noch wärmer. Warum? Ein Gegenstand fällt zu Boden, doch ein bewegungsloser Gegenstand am Boden springt nicht von sich aus in die Luft. Wenn Sie in einem geschlossenen Raum einen mit Helium gefüllten Ballon zerplatzen, verteilen sich die Heliumatome im ganzen Raum. Doch die Atome werden niemals von sich aus wieder zusammenkommen und die Form des Ballons einnehmen. 65 Bsp.: Crashtest Irreversible Prozesse laufen nur in eine Richtung ab, können nicht (unbeeinflusst) rückgängig gemacht werden. Keine Verletzung des Energiesatzes Energiesatz liefert in einem abgeschlossenen System keine Aussage über die Richtung eines Prozesses. • Änderung der Entropie ∆S eines Systems: Findet in einem abgeschlossenen System ein irreversibler Prozess statt, so nimmt die Entropie S dieses Systems immer zu; sie nimmt niemals ab! Die Entropie ist ein Maß für die Unordnung in einem System. Die Energie des Systems bleibt konstant, die Entropie nimmt zu. ∆Q ∆S = T [S ] = J / K Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik: Die Entropie in einem abgeschlossenen System nimmt für irreversible Prozesse zu und bleibt für reversible Prozesse konstant. Sie nimmt niemals ab: ∆S ≥ 0. Oder: Wärme fließt nur von selbst vom heißeren zum kälteren Körper. 66 67 68 • Wärmemaschinen: Ein Gerät, das einem warmen Wärmereservoir QH die Energie in Form von Wärme entzieht und dabei eine bestimmte Menge an Arbeit W leistet. W Wirkungsgrad: η= QH Ideale Maschine (keine Reibung, keine Turbolenzen): Carnot-Maschine: TN η = 1− TH erzielt den höchsten (theoretischen) Wirkungsgrad, reale Maschinen haben immer einen kleineren Wirkungsgrad. Bsp.: benzinbetriebener Viertaktmotor (Otto-Motor): η = 25% , Dieselmotor: η = 40% , Dampfturbine: η = 35% , Kernkraftwerk: η = 30% . Perfekte Wärmemaschine (Perpetuum mobile zweiter Art): Eine Maschine, die Wärme vollständig in Arbeit umsetzt. Widerspricht dem zweiten Hauptsatz der Wärmelehre und kann daher nicht existieren. 69 Bsp.: Könnte man das Meer um 1°C abkühlen, so stünden 1018 kWh zur Verfügung (würde den Energiebedarf der Menschheit für 10.000 Jahre decken). Zum Vergleich: Perpetuum Mobile 1. Art: Ein Gerät, welches Energie aus dem Nichts erzeugt widerspricht dem Energiesatz und kann daher nicht existieren! • Kältemaschine: Ein Gerät, an dem Arbeit verrichtet wird, um einem kalten Wärmereservoir die Wärmeenergie Q N zu entziehen. Wirkungsgrad Leistungszahl: QN ε= W Bsp.: Wärmepumpe, Raumklimaanlage: ε = 2,5 , Kühlschrank: ε = 5 . 70 Perfekte Kältemaschine: Transportiert ohne Arbeit Energie aus einem kalten Wärmereservoir in ein warmes Reservoir existiert nicht! Frage: Kann man im Sommer ein Zimmer kühlen, indem man die Kühlschranktür offen lässt? 71 17. Elektrische Ladungen • Beobachtungen: Ein Stück trockenes Baumharz, das man reibt, zieht kleine Strohhalme an, läuft man über einen Teppich, kann man oft einen Funkenüberschlag beobachten, wenn man einen Türgriff aus Metall berühren will, ein benutzter Kamm, der einen Wasserstrahl ablenkt etc. Ursache: • Elektrische Ladung: Begriff stammt vom griechischen Wort für Bernstein (Baumharz) – „Elektron“. Eigenschaft, die mit den elementaren Bausteinen aller Gegenstände verbunden ist, die elektrische Ladung begleitet diese elementaren Teilchen immer und überall. Es gibt positive und negative Ladungen. Sind die Mengen positiver und negativer Ladungen in einem Körper gleich, so ist dieser elektrisch neutral, ansonsten spricht man von einem elektrisch geladenen Körper. Geladene Körper wechselwirken miteinander: Ladungen mit gleichen Vorzeichen stoßen einander ab, Ladungen mit unterschiedlichen Vorzeichen ziehen einander an. Bsp.: Wechselwirkung zweier Glasstäbe (Reiben mit Seidentuch), Wechselwirkung zwischen Glas- und Plastikstab (Reiben mit Fell). Das Reiben bewirkt einen erhöhten Ladungsübergang (Ladungsaustausch) an den 72 Berührungspunkten zwischen Stab und Tuch. • Reibungselektrizität: 73 • Elektrostatik: Beschreibt die Wechselwirkung (Kräfte) zwischen (ruhenden) elektrischen Ladungen. Anwendungen: Elektrostatisches Farbsprühen, Pulverbeschichtung, Sammlung von Flugasche in Kaminen (Staubabscheider), Tintenstrahldrucker, Fotokopierprozess. • Elektrischer Leiter: Material, in dem sich ein Teil der enthaltenen negativen Ladungen frei bewegen kann (z. B. Leitungselektronen in Metallen, Regenwasser, menschlicher Körper). Nichtleiter (Isolator): Enthält keine frei beweglichen negativen Ladungen (z. B. Glas, chemisch reines Wasser, Plastik). Bewegen sich freie Ladungen durch einen Körper, spricht man vom elektrischen Strom. • Ursache der elektrischen Eigenschaften von Leitern und Nichtleitern Atome: positiv geladene Protonen, negativ geladenen Elektronen, elektrisch neutrale Neutronen. Protonen und Neutronen bilden den Atomkern. Proton und Elektron haben gleichen Betrag der Ladung aber mit entgegengesetzte Vorzeichen. Ein neutrales Atom enthält gleich viele Protonen und Elektronen. Bsp.: Versuch mit elektrisch neutralem Kupferstab und geladenem Plastikstab (Ladungstrennung, induzierte Ladung): Sonderfälle: Halbleiter, Supraleiter 74 • Das Coulombsche Gesetz: Beschreibt die elektrostatische Kraft zwischen zwei elektrischen Ladungen Q1 und Q2, die sich in einem Abstand r befinden: Q1Q2 F= 4πε 0 r 2 1 ε 0: Dielektrizitätskonstante, ε 0 = 8,85 ⋅ 10 −12 C 2 / N ⋅ m 2. Coulomb C : SI-Einheit der Ladung: Ein Coulomb ist die Ladungsmenge, die durch den Querschnitt eines Drahts, in dem ein elektrischer Strom der Stärke 1 A fließt, innerhalb einer Sekunde transportiert wird. Elektrischer Strom ∆Q I= ∆t • Kugelschalentheorem: Eine homogen (gleichmäßig) über eine Kugelschale verteilte Ladung wirkt auf ein geladenes Teilchen außerhalb der Schale genau so, als sei die gesamte Ladung der Schale in deren Zentrum vereinigt. Die resultierende elektrostatische Kraft auf ein geladenes Teilchen, das sich im Inneren einer homogen geladenen Kugelschale befindet, ist null. 75 • Die Elementarladung: Die elektrische Ladung ist quantisiert, d. h., man kann jede beliebige Ladung nur in ganzzahligen Vielfachen der Elementarladung e das darstellen. ist eine Naturkonstante vom Betrag . Sowohl −19 Elektron alseauch das Proton tragen eine Ladung vom 1,60Betrag ⋅ 10 der C Elementarladung . e Durch eine 100 W Glühlampe fließen pro Sekunde etwa 1019 Bsp.: Elementarladungen. Ladungserhaltung: Elektrische Ladungen können nicht erzeugt oder vernichtet werden, sondern innerhalb eines abgeschlossenen Systems von einem Körper auf einen anderen übertragen werden. 18. Elektrische Felder Ein Ansatz zur Erklärung der elektrostatischen Kraft zwischen Ladungen ist die Annahme, dass jede Ladung ein elektrostatisches Feld im sie umgebenden Raum aufbaut. In diesem Bild wird die auf eine Ladung wirkende elektrostatische Kraft verursacht durch das am Ort der Ladung wirkende elektrische Feld der jeweils anderen Ladung. Bsp.: Temperatur: Jeder Punkt im Raum hat einen bestimmten Wert räumliche Verteilung der Temperaturwerte Temperaturfeld. Elektrisches Feld: Vektorfeld: Jedem Punkt des Raums um einen geladenen Körper ist ein Vektor, d. h. ein bestimmter Betrag und eine Richtung (Feldlinien) 76 zugeordnet. v • Definition des elektrischen Feldes: Das elektrische Feld E in v einem Raumpunkt ist definiert durch die elektrostatische Kraft F, die auf eine (positive) Probeladung q in diesem Punkt wirken v würde: v F [E] = N / C E= q Bsp.: In der Anschlussleitung eines Haushaltsgeräts: 10-2 N/C, in der Nähe eines statisch geladenen Kamms: 103 N/C, elektrischer Durchbruch in der Luft: 3·106 N/C. Mit Coulombschem Gesetz elektrisches Feld einer Punktladung: v 1 Q E= 4πε 0 r 2 • Elektrische Feldlinien: Sind ein grafisches Mittel zur Veranschaulichung der räumlichen Verteilung von Richtung und Betrag eines elektrischen Feldes. In jedem Punkt ist der Vektor des elektrischen Feldes tangential zur Feldlinie durch diesen Punkt. Die Dichte der Feldlinien in einem Raumbereich ist proportional zum Betrag des elektrischen Feldes in diesem Bereich. Feldlinien beginnen bei positiven Ladungen und enden bei negativen Ladungen. 77 Bsp.: Zwei elektrisch geladene Platten (homogenes elektrisches Feld): + + + + - Elektrischer Dipol: Zwei Ladungen mit gleichem Betrag aber unterschiedlichen Vorzeichen: 78 v v v q im elektrischen Feld E: F = qE , die Kraft hat dieselbe • Kraft auf eine Ladung Richtung wie das elektrische Feld, wenn die Ladung positiv ist. Bsp.: Messung der Elementarladung (Millikan-Versuch) elektrische Ladung ist quantisiert ( q = ne ), Tintenstrahldrucker: 79 • Der Gaußsche Satz: Man konstruiere eine Fläche, die eine Ladungsverteilung umschließt. Der Gaußsche Satz stellt einen Zusammenhang her zwischen dem elektrischen Feld, welches durch diese Fläche geht und der Ladung, die von dieser Fläche umschlossen wird. Mithilfe des Gaußschen Satzes lassen sich wichtige Aussagen der Elektrostatik herleiten bzw. elektrische Felder komplizierter Ladungsverteilungen berechnen. Bsp.: In einem geladenen leitenden Körper sammeln sich die Überschussladungen an der Oberfläche (Abstoßung!); das elektrische Feld unmittelbar außerhalb eines leitenden Körpers hat den Betrag E = σ / ε 0 ( σ : Flächenladungsdichte, d. h., Ladung / Fläche); das elektrische Feld innerhalb eines eines leitenden Körpers ist Null. Das Coulombsche Gesetz lässt sich mit dem Gaußschen Satz herleiten. 80 19. Elektrisches Potential • Elektrische potentielle Energie: Die Änderung der elektrischen potentiellen Energie beschreibt die Arbeit W, die notwendig ist, um eine Ladung im elektrischen Feld zu verschieben. Die notwendige Arbeit hängt nicht von der Gestalt des Weges, sondern vom Anfangs- und Endpunkt ab. [W ] = J W • Elektrisches Potential: Elektrische potentielle Energie pro Ladung: U = Q [U ] = J / C = V . Das elektrische Potential ist eine Eigenschaft des elektrischen Feldes, unabhängig davon, ob eine Probeladung in das Feld gebracht wurde oder nicht (vgl. Analogie zum Gravitationsfeld, Batteriespannung). Die Verschiebung einer Ladung Q im elektrischen Feld erfordert die Arbeit W = QU • Äquipotentialflächen: Die Gesamtheit von Punkten in einem elektrischen Feld mit gleichem elektrischen Potential bilden eine Äquipotentialfläche. Ein elektrisches Feld verrichtet auf eine Ladung, welche sich auf einer Äquipotentialfläche bewegt keine Arbeit. Ein elektrische Feld ist in jedem Punkt senkrecht zu seinen Äquipotentialflächen, die Dichte dieser Flächen gibt Auskunft über die stärke des elektrischen Feldes. 81 1 Q ∆U = E∆s, U = 4πε 0 r ∆U Berechnung des elektrischen Feldes aus dem Potential: E = , [E] = V / m ∆s Berechnung des Potentials aus dem elektrischen Feld: 82 • Potential eines geladenen, isolierten leitenden Körpers: Für alle Punkte innerhalb v eines isolierten Leiters gilt E = 0. Das trifft auch zu, wenn der leitende Körper einen Hohlraum in seinem Inneren enthält. Für das Potential gilt: Eine Überschussladung verteilt sich in solcher Weise über die Oberfläche des Leiters, dass sämtliche Punkte des Leiters – seien sie auf der Oberfläche des Körpers oder auch im in seinem Inneren gelegen – auf das gleiche elektrische Potential gebracht werden. Diese Aussage gilt auch dann, wenn der Körper einen Hohlraum enthält. Bsp.: Geladene Kugelschale mit Radius 1 m. Anwendung: Faraday-Käfig (Mobiltelefon im Fahrstuhl, Blitzeinschlag im PKW) 83 Koronarentladung (Spitzenwirkung): Auf kugelsymmetrischen, leitenden Körpern verteilt sich die Ladung gleichmäßig über die Oberfläche. An scharfen Ecken und Kanten allerdings kann die Ladungsdichte (und deshalb auch das elektrische Feld) sehr hohe Werte erreichen. Bsp.: Haare, die zu Berge stehen, Blitzableiter, Elmsfeuer. 84 20. Kapazität • Kondensator: Ein Kondensator besteht aus zwei voneinander isolierten, leitenden Platten, die betragsgleiche, ungleichnamige Ladungen + q und − q tragen. Die Kapazität C des Kondensators ist definiert durch q = CU, U: Potentialdifferenz zwischen den Platten, [C ] = F = C / V. Kapazität: Maß dafür, wie viel Ladung auf den Kondensator gebracht werden muss, um eine bestimmte Potentialdifferenz zwischen seinen Platten zu erzeugen. • Laden eines Kondensators: Verbinden des Kondensators mit einer Batterie (Batterie: Ein System, das zwischen seinen Klemmen oder Polen eine bestimmte Potentialdifferenz aufrecht erhalten kann) das elektrische Feld treibt die Elektronen von der einen Kondensatorplatte zum positiven Pol der Batterie, die Batterie schiebt ebenso viel Ladung von ihrem negativen Pol zur anderen Platte Potentialdifferenz zwischen den Platten ist gleich der Potentialdifferenz zwischen den Polen (die Potentiale der Pole und der entsprechenden Platten sind gleich) Strom hört auf zu fließen. 85 • Bestimmung der Kapazität: Plattenkondensator: C (Koaxialkabel): L C = 2πε 0 , L: Länge, ln(b / a ) A = ε 0 , Zylinderkondensator d a , b : Radien n • Parallelschaltung von Kondensatoren: C ges = ∑ Ci i =1 • Reihenschaltung von Kondensatoren: n 1 1 =∑ C ges i =1 Ci 86 q 2 CU 2 Wel = = 2C 2 • Potentielle Energie: Die elektrische potentielle Energie ist gleich der Arbeit, die erforderlich ist, um den Kondensator zu laden. Bsp.: Defibrillator: Eine Batterie lädt einen Kondensator auf eine hohe Spannung auf, sodass nach weniger als einer Minute eine größere Menge an elektrischer Energie zur Verfügung steht. C = 70 µF, U = 5000V Wel = 875 J. Während eines Entladungspulses von etwa 2 ms Dauer wird eine Energie von 200 J in der Brust des Patienten deponiert. Das entspricht einer elektrischen Leistung von 100 kW. Bsp.: Blitz, Stroboskop. • Kondensator mit Dielektrikum: Wird der Plattenzwischenraum eines Kondensators vollständig mit einem Dielektrikum (einem elektrisch isolierenden Material) ausgefüllt, so erhöht sich seine Kapazität um einen Faktor ε, die Dielektrizitätszahl, welche für das dielektrische Material charakteristisch ist: ε 0 → εε 0 Bsp.: Kunststoffe: ε um 2, Papier: ε = 3,5, Wasser: ε = 80 87 Einfluss des Dielektrikums: Elektrisches Feld Polarisation des Materials Bildung von induzierten Ladungen auf der Oberfläche des Dielektrikums, deren elektrisches Feld dem äußeren Feld entgegengesetzt gerichtet ist das Feld im Inneren des Dielektrikums wird geringer. 88 21. Elektrischer Strom und Widerstand • Elektrischer Strom: Jeder elektrischer Strom ist bewegte Ladung. Er ist definiert durch ∆q I= , die Menge an Ladung, die sich im Zeitintervall ∆t durch ∆t die Querschnittsfläche eines Leiters bewegt. [ I ] = A = C / s Stromrichtung: Richtung, in die sich positive Ladungsträger bewegen. Stromdichte: Beschreibung des Ladungsflusses durch den Querschnitt eines Leiters an einem bestimmten Punkt: I J= Darstellung durch Stromlinien. A • Driftgeschwindigkeit der Ladungsträger: Ohne äußeres elektrisches Feld: Leitungselektronen bewegen sich mit zufällig im Raum orientierten Geschwindigkeiten (thermische Bewegung) kein Ladungstransport in eine bestimmte Raumrichtung. Mit äußerem elektrischen Feld: Überlagerung mit einer Driftgeschwindigkeit, die dem äußeren Feld entgegengerichtet ist. Typische Driftgeschwindigkeit von Elektronen in Anschlussleitungen: 10-4 m/s. 89 Frage: Wenn sich die Elektronen so langsam bewegen, warum leuchten dann die Lichter im Raum so rasch auf, wenn man den Schalter drückt? Antwort: Die Änderung des elektrischen Feldes beim Einschalten breitete sich entlang des Drahtes mit Lichtgeschwindigkeit aus die Driftbewegung der Elektronen im Draht und in der Glühbirne beginnt beim Einschalten praktisch gleichzeitig. U • Widerstand R eines Leiters (Ohmsches Gesetz): R = , [ R] = Ω = V / A I E Allgemeine Beschreibung (elektrisches Feld, Materialeigenschaft) Spezifischer Widerstand ρ: ρ = , [ ρ ] = Ωm J (Tabellenwerte). 1 1 Leitfähigkeit σ : σ = , [σ ] = 1 / Ωm (Vergleich: Leitwert G = , R [G ] = 1 / Ω = S ). ρ l Allgemeines Ohmsches Gesetz: J = σE , R = ρ , l : Leiterlänge, A: A Leiterquerschnitt Widerstand ist die Eigenschaft eines bestimmten Gegenstandes, spezifischer Widerstand ist eine Materialeigenschaft. Bsp.: Leitfähigkeit von Wasser die Hindenburg 90 • Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstandes bei Metallen: Ist nahezu linear über einen recht großen Temperaturbereich. Bsp.: Kupfer 91 • Der Widerstand als Bauelement: 92 • Elektrische Leistung (Rate, mit welcher Energie von der Batterie in das Bauelement übertragen wird): P = UI , [ P ] = VA = W . Energiedissipation: In einem ohmschen Widerstand wird elektrische potentielle Energie der Ladungsträger durch Stöße zwischen den bewegten Ladungsträgern und den Atomen in Wärmeenergie umgesetzt: U2 Anwendung: Toaster: Die Heizdrähte besitzen einen hohen elektrischen Widerstand Energie wird in Wärmeenergie umgewandelt. P = I 2R = R die zugeführte elektrische • Halbleiter: Halbleiter sind Stoffe, die nur wenig freie Ladungsträger enthalten, deren Ladungsträgerdichte jedoch durch Erhöhen der Temperatur oder durch gezieltes „Verunreinigen“ (Dotieren) mit bestimmten Fremdatomen sehr stark erhöht werden kann, so dass sie effektiv zu Leitern werden. Der spezifische Widerstand sinkt mit zunehmender Temperatur. • Supraleiter: Supraleiter sind Stoffe, deren elektrischer Widerstand bei hinreichend niedrigen Temperaturen null wird. 93 22. Das Magnetfeld und der Magnetismus 12. Jhdt.: Verwendung von Magneteisensteinen als Kompass zur Orientierung auf dem Meer, 19. Jhdt.: Suche nach dem Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus (Christian Oersted: Eine Magnetnadel, die neben einem stromführenden Draht steht, wird abgelenkt). • Ströme im Magnetfeld: Versuch von Oersted zeigt: Ströme üben Kräfte auf Magneten aus Magnetfelder wirken auf Ströme. Bsp.: Leiterschaukel zwischen den Polen eines Hufeisenmagneten. Das Magnetfeld wird durch Feldlinien dargestellt (Richtung von Nordpol nach Südpol). Magnetische Feldlinien bilden immer einen geschlossenen Ring (auch im Inneren eines Magneten) Zerteilung eines Magneten liefert nie einen isolierten Nord- oder Südpol sondern einen magnetischen Dipol (es gibt keine magnetischen Monopole!). 94 Ungleichnamige Magnetpole v ziehenv einander an, gleichnamige stoßen sich ab. Magnetische Feldstärke B: v F v F ,ist die Kraft auf einen Leiter der Länge s B= Is welcher vom Strom I durchflossen wird und senkrecht zu den Feldlinien steht. N J VAs Vs [ B] = T = = = = 2 2 2 Am Am Am m Bsp.: Magnetfeld der Erde (außen): 2·10-5 T An der Erdoberfläche: 10-4 T Starker Permanentmagnet: 1,4 T Starker Elektromagnet: 20 T Neutronensterne: 108 T Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter Lorentzkraft: F = IsB . Richtung von Kraft, Strom und Magnetfeld „Rechte-Hand“-Regel. Anwendung: Drehspulmessgerät 95 Unterschied elektrisches Feld – Magnetfeld: Elektrische Felder wirken auf alle Ladungen, Magnetfelder wirken nur auf bewegte Ladungen. Lorentzkraft auf eine bewegte Ladung: F = qvB, v : Geschwindigkeit der Ladung. Bsp.: Geladenes Teilchen im homogenen Magnetfeld (Teilchen bewegt sich senkrecht zu den Feldlinien auf einer Kreisbahn, die Lorentzkraft ist stets zum Kreismittelpunkt hin gerichtet), Magnetische Speicherringe (Elementarteilchen werden in einer luftleeren Röhre mit starken Magnetfeldern tagelang auf einer Kreisbahn gehalten), Zyklotron (geladene Teilchen werden durch Magnetfelder auf Kreisbahnen gelenkt und durch elektrische Felder beschleunigt), Massenspektrograph (geladene Teilchen werden durch ein elektrisches Feld beschleunigt und dann durch ein Magnetfeld abgelenkt), Strahlungsgürtel der Erde (Sonnenwind geladene Teilchen kreisen um die Feldlinien des Erdmagnetfeldes erhöhte Dichte geladener Teilchen in den Polargegenden (van Allen Gürtel) Kollision mit Molekülen der Erdatmosphäre Leuchterscheinungen (Nordlichter)) 96 • Die Erzeugung magnetischer Felder: Versuch von Oersted zeigt: Ströme erzeugen Magnetfelder alle Ladungen erzeugen elektrische Felder, bewegte Ladungen erzeugen auch Magnetfelder. Zwischen Strömen (parallele Leiter) wirken magnetische Kräfte: Parallele Ströme ziehen einander an, antiparallele Ströme stoßen einander ab. Magnetfeld in der Umgebung eines stromdurchflossenen Leiters: µ0 I − 7 Vs , r : Abstand vom Leiter, µ 0 = 4π ⋅ 10 B= Am 2πr Feldkonstante). (magnetische Richtungssinn gemäß Schraubenregel. Bsp.: Magnetfeld eines Kreisstromes (entspricht dem Magnetfeld einer kleinen Magnetnadel) Magnetfeld einer Spule (entspricht ein Hintereinanderschalten vieler Kreisströme: NI B = µ0 l , N : Windungszahl, l : Spulenlänge), Spule mit Eisenkern (atomare Kreisströme richten sich parallel zum Spulenstrom aus Verstärkung des Magnetfeldes der Spule). 97 Permanentmagnet (z. B. Stahl): Ausrichten der Kreisströme durch ein starkes Magnetfeld (Arbeit!) Beibehalten der Orientierung auch ohne äußeres Magnetfeld. Erwärmung des Magneten über die Curie-Temperatur zerstört die Ordnung der atomaren Kreisströme. • Das Induktionsgesetz (Faraday): Bewegt sich eine Leiterschaukel im Magnetfeld, so beobachtet man das Auftreten einer Spannung (Induktionsspannung). Die Lorentzkraft verschiebt die Elektronen im Draht Ändert sich die Zahl der Feldlinien, die durch eine Leiterschleife hindurchtreten, so wird eine Spannung induziert: U ind = − ∆φ , φ = BA: Magnetische Fluss (= Anzahl der Feldlinien) durch eine ∆t Fläche A . Auch wenn der Leiter ruht und der Magnet bewegt wird, tritt eine induzierte Spannung auf. Anwendung: Elektrische Gitarre 98 • Die Lenzsche Regel: Der Induktionsstrom ist stets so gerichtet, dass er seiner Ursache entgegenwirkt. Bsp.: Leiterschaukel: Bewegt sich die Leiterschaukel im Feld des Magneten, so wird ein Strom induziert. Die Lorentzkraft auf den Strom wirkt der Bewegung entgegen und hemmt sie dadurch die kinetische Energie wird in elektrische Energie umgewandelt. Bsp.: Wirbelströme: Bewegung eines Metallpendels im Magnetfeld Auftreten von Wirbelströmen (Metallpendel entspricht einer Vielzahl geschlossener Leiterkreise). Diese wirken der Ursache, d. h. der Bewegung entgegen Metallpendel wird gebremst (Anwendung: Wirbelstrombremse). 99 • Selbstinduktion: Ändert sich der Strom, der durch eine Spule fließt, so verändert sich auch der magnetische Fluss in der Spule. Die induzierte Spannung U ind wirkt der Stromänderung entgegen: ∆I U ind = − L , L : Induktivität, ∆t Vs [ L] = =H A Eine Spule hat eine Induktivität L = 1H , wenn eine gleichmäßige Änderung des Stromes von 1 A / s eine Induktionsspannung von 1 V an ihren Enden hervorruft. Enthält ein Stromkreis eine Spule, so beginnt der Strom nach dem Schließen des Schalters nur allmählich zu fließen. Besonders hohe Selbstinduktionsspannungen treten beim plötzlichen Ausschalten eines Stromes auf Funkenbildung (Anwendung bei Zündanlagen eines Autos). 100 • Energie des Magnetfeldes: Beim Einschalten des Stromes muss zunächst das Magnetfeld aufgebaut werden magnetische Feldenergie: LI 2 2 CU (Vergleich elektrische Feldenergie: E = e 2 ). Em = 2 Bsp.: Gesamtenergie des Magnetfeldes der Erde: rund 100 kWh. • Arten des Magnetismus: Diamagnetismus: Diamagnetische Substanzen zeigen keinen Magnetismus, bis sie in ein externes Magnetfeld gebracht werden, wo sie ein magnetisches Dipolmoment entwickeln, das dem externen Magnetfeld entgegengesetzt ist. Paramagnetismus: Eine paramagnetische Substanz, die in ein externes Magnetfeld gebracht wird entwickelt ein temporäres magnetisches Dipolmoment in Richtung des externen Magnetfeldes. Ferromagnetismus: In einer ferromagnetischen Substanz (z. B. Eisen, Nickel) existieren auch in Abwesenheit eines äußeren Magnetfeldes Bereiche mit einer starken permanenten Magnetisierung. 101 23. Elektromagnetische Wellen Die elektrischen und magnetischen Felder sind mit Ladungen und Strömen eng verbunden. Aus den Maxwellschen Gleichungen folgt, dass beschleunigte elektrische Ladungen Wellen im elektrischen Feld hervorrufen. Diese elektromagnetischen Wellen lösen sich von den Ladungen los und wandern mit Lichtgeschwindigkeit durch den Raum. • Der Schwingkreis: Stromkreis mit einem Kondensator einer Kapazität C und einer Spule mit der Induktivität L Elektronen schwingen in diesem System hin und her. Die Energie pendelt zwischen der elektrischen Energie des Kondensators und der magnetischen Energie der Spule hin und her (Vergleich: Bewegung eines Federpendels). Thompsonsche Formel Frequenz der Ladungsschwingung im Schwingkreis: 1 ω = 2πf = LC Ohmscher Widerstand Ladungsbewegung kommt allmählich zur Ruhe Anregung des Schwingkreises durch Rückkopplung oder durch Resonanz. 102 • Der offene Schwingkreis: „Aufbiegen“ und „Dehnen“ des geschlossenen Schwingkreises offener Schwingkreis, Dipolantenne (Dipol) Ladungen schwingen von einem Ende zum anderen, es fließt ein hochfrequenter Wechselstrom. Die Stromstärke ist in der Antennenmitte am größten und verschwindet am Ende Stromstärke häng von der Zeit und vom Ort ab. Analogie zu stehenden Wellen: An den Antennenenden liegt jeweils ein Schwingungsknoten des Stromes, in der Mitte ein Schwingungsbauch Wellenlänge λ ist gleich der doppelten Antennenlänge Bezeichnung λ / 2 -Dipol. Elektrische und magnetische Felder in der Nähe der λ / 2 Antenne treten abwechselnd auf. Ebenso wechseln Spannung und Strom in der Antenne ab. 103 Das elektrische Feld in der Umgebung eines λ / 2 -Dipols führt linear polarisierte Schwingungen aus. Die Schwingungsebene ist eine durch den Dipol gelegte Ebene. Die Schwingungen des elektrischen Feldes lösen Ladungsschwingungen in der Empfangsantenne aus. Das elektrische Feld ist umgekehrt proportional zur Entfernung vom Sendedipol (vgl. Unterschied zum Coulombschen Gesetz: Die elektrische Feldstärke nimmt mit dem Quadrat der Entfernung ab). 104 • Elektromagnetische Wellen: Nachweis, dass der schwingende Dipol elektromagnetische Wellen aussendet: Erscheinungen, die für Wellen typisch sind Interferenz und Beugung. Ein λ / 2 -Dipol sendet elektromagnetische Wellen mit der Wellenlänge λ aus, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet. Licht ist eine elektromagnetische Welle. Spektrum elektromagnetischer Wellen: 105 • Die Maxwellschen Feldgleichungen: Erklärung für das Auftreten elektromagnetischer Wellen. Erstes Feldgesetz: Während sich ein Magnetfeld ändert, ist es von ringförmig geschlossenen elektrischen Feldlinien umgeben Veränderliche Magnetfelder erzeugen elektrische Wirbelfelder. Zweites Feldgesetz: Während sich ein elektrisches Feld ändert, ist es von ringförmig geschlossenen magnetischen Feldlinien umgeben Veränderliche elektrische Felder erzeugen magnetische Wirbelfelder. Elektromagnetische Wellen bestehen aus einer Kette elektrischer und magnetischer Felder, die sich wechselseitig erzeugen und mit Lichtgeschwindigkeit im Raum ausbreiten. Elektromagnetische Wellen sind stets Transversalwellen. 106 • Beschleunigte Ladungen: Beschleunigte Ladungen erzeugen auf Grund einer Verzerrung des elektrischen Feldes elektromagnetische Wellen. Die elektrische Feldstärke nimmt mit 1 / r ab. Anwendung: Röntgenstrahlen (entstehen beim Aufprall von Elektronen, die mit 30.000 V auf 100.000 km/s beschleunigt werden, auf eine Anode, dabei wird Bremsstrahlung ausgesendet). Bsp.: Der Metallglanz: Fällt Licht auf eine Metalloberfläche, so setzt die elektrische Feldstärke der Lichtwelle die frei beweglichen Metallelektronen in Bewegung. Wegen ihrer Trägheit schwingen die Elektronen im Gegentakt und senden dabei ihrerseits eine elektromagnetische Welle aus. Das Metall spiegelt daher und zeigt den typischen Metallglanz. 107 24. Physik der Elementarteilchen Zu Beginn des 20. Jhdts. Atome sind die letzten, unteilbaren Bestandteile der Materie. Entdeckung des Atomkerns und der Elektronenhülle Atome sind teilbar Elektronen, Protonen, Neutronen Aufbau aller chemischen Elemente durch diese 3 Elementarteilchen. Heute sind mehrere hundert verschiedene Arten von Elementarteilchen bekannt Frage: Sind diese Elementarteilchen aus einfacheren Bausteinen aufgebaut? Elementarteilchenphysik: Mit großen Beschleunigern versucht man, diese Teilchen zu zerlegen, indem man sie aufeinander schießt Erforschung des Aufbaus der Materie und der Wechselwirkungskräfte zwischen den Teilchen. Energie von Elementarteilchen Elektronvolt (eV): Durchläuft ein Teilchen, das die Elementarladung e trägt, die Spannung 1 V, so verrichtet das elektrische Feld an diesem Teilchen die Arbeit 1 eV = 1,6·10-19 J. 108 • Beschleuniger: Elektrisch geladene Teilchen (z. B. Elektronen, Protonen) werden durch elektrische Felder beschleunigt. Linearbeschleuniger: Elektronen werden durch hintereinander geschaltete Hochspannungsanlagen beschleunigt. Bsp.: SLAC (Stanford, USA): Länge 3,2 km, Energie der Elektronen 20 GeV, am Ende der Strecke ist die Masse der Elektronen auf das 40.000fache angestiegen. Synchrotron: Beschleunigungsstrecke bildet einen Kreis Teilchen können das System mehrmals durchlaufen. Magnetfeld hält Teilchen auf Kreisbahn, die Stärke des Magnetfeldes muss mit zunehmender Teilchenenergie synchron erhöht werden. Bsp.: Kernforschungszentrum CERN (Genf, Schweiz): Länge des Beschleunigungsringes 7 km, Energie der Protonen 400 GeV. • Detektoren: Die aus dem Beschleuniger kommenden Teilchen werden auf ein Target gerichtet Zusammenstoß mit anderen Teilchen Beobachtung der Spuren. Blasenkammer: Mit Flüssigkeit gefüllt, diese wird unmittelbar vor dem Durchgang der Teilchen zum sieden gebracht Blasenbildung an den Stellen, an denen die elektrisch geladenen Teilchen die Flüssigkeit durchqueren und dabei ionisieren. Funkenkammer: Geladene Teilchen erzeugen Entladungsblitze zwischen geladenen Platten. 109 • Die Vielfalt der Teilchen: Unterscheidung der Elementarteilchen nach Masse, elektrischer Ladung, Drehimpuls (= Spin: Eigendrehimpuls), Lebensdauer. Antiteilchen: Teilchen und Antiteilchen haben jeweils gleiche Masse, gleiche Lebensdauer und gleichen Spin. Ihre elektrische Ladung und andere Eigenschaften sind aber genau entgegengesetzt zueinander. Treffen Teilchen und Antiteilchen zusammen, so können sie sich gegenseitig vernichten (Annihilation). Ihre Ruhemasse wird dabei in Energie umgewandelt ( E = mc 2). Zu jedem Teilchen gibt es ein entsprechendes Antiteilchen (Bsp.: Elektron – Positron). Eine Anhäufung von Antiteilchen bezeichnet man als Antimaterie (nur für sehr kurze Zeit im Labor beobachtet). • Fermionen: Teilchen mit halbzahligen Spin, d. h., der Spin kann entweder den Wert 1 + 2 oder 1 − 2 annehmen. Bsp.: Elektronen, Protonen, Neutronen. Ein Quantenzustand kann nur von maximal einem einzelnen Teilchen besetzt sein. 110 • Bosonen: Teilchen mit Spin null oder einer ganzen Zahl. Bsp.: Photonen. Jeder beliebiger Quantenzustand kann mit einer beliebigen Anzahl von Bosonen besetzt sein. • Wechselwirkung zwischen den Teilchen: Gravitationskraft (wirkt auf alle Teilchen, doch ihr Einfluss auf subatomare Teilchen ist verschwindend klein), elektromagnetische Kraft (wirkt zwischen allen elektrisch geladenen Teilchen), starke Kraft (hält die Nukleonen im Kern zusammen), schwache Kraft (spielt bei Zerfallsprozessen eine Rolle). • Klassifizierung der Teilchen: Hadronen: Teilchen, auf die die starke Kraft wirkt (Bsp.: Protonen, Neutronen, Pionen), Leptonen: Teilchen, auf die die schwache Kraft wirkt (neben der elektromagnetischen Kraft; Bsp.: Elektronen, Neutrinos). Hadronen, die gleichzeitig Bosonen sind Mesonen, Hadronen, die gleichzeitig Fermionen sind Baryonen. • Leptonen: Elektronen, Neutrinos (treten zusammen mit einem Elektron oder Positron beim β −Zerfall auf), Myonen, Tau. Alle Leptonen sind Fermionen. 111 • Hadronen (Baryonen, Mesonen): Strangeness: Zuordnung einer theoretischen Teilcheneigenschaft, um bestimmte Teilchenprozesse verstehen zu können Erhaltung der Strangeness: Die Strangeness ist bei Prozessen, die auf der starken Wechselwirkung beruhen erhalten. 112 • Quarks: Hadronen (Baryonen, Mesonen) sind aus einfachen Subteilchen aufgebaut Quarks (sechs Arten). Quarks sind Baryonen. Jedes Baryon ist eine Kombination aus drei Quarks (Bsp.: Proton (uud), Neutron (udd)). Mesonen bestehen aus ein Quark-Antiquark-Paar. Nach unserem heutigen Wissensstand besteht alle Materie aus sechs Arten von Leptonen (+ sechs Antiteilchen) und 6 Arten von Quarks (+ sechs Antiteilchen). Alle diese Teilchen haben einen halbzahligen Spin und sind daher Fermionen. • Die elektromagnetische Kraft: Einfache Beschreibung der elektromagnetischen Kräfte zwischen Elektronen durch das Coulomb-Gesetz. Quantenphysik Quantenelektrodynamik (QED): Elektrisch geladene Teilchen wechselwirken über die elektromagnetische Kraft durch den Austausch virtueller Photonen (masselose Vermittlerteilchen, die nicht nachgewiesen werden 113 können). • Die schwache Kraft: Vermittlerteilchen W und Z (nicht masselos, konnten experimentell nachgewiesen werden). W-Teilchen tragen die Ladung ± e, ZTeilchen sind elektrisch neutral. • Die starke Kraft: Kraft, die zwischen Quarks wirkt und die Hadronen zusammenhält Vermittlerteilchen sind Gluonen (masselos). Theorie (Quantenchromodynamik, QCD): Jedes Quark gibt es in drei Ausführungen: rot, gelb, blau (Antiquarks: antirot, antigelb, antiblau) starke Kraft zwischen den Quarks = Farb-Kraft. Kombination von 3 bzw. 2 Quarks (Baryonen, Mesonen) muss die Farbe weiß ergeben. Traum der Forscher: Alle existierenden Kräfte zu einer einheitlichen Theorie zu vereinen „Theory of everything“ (TOE). Wären wir nur an der Struktur der heutigen Welt interessiert, könnten wir problemlos mit den bekanntesten Elementarteilchen auskommen (Elektron, Neutron, Proton). Die Erzeugung der exotischen Teilchen erfordert mehr Energie als selbst im Inneren der Sonne vorherrscht. Aber: Es gab eine Zeit, als die Temperatur noch weitaus höheren Energien entsprach kurz nach dem Urknall („Big Bang“), dem Beginn des Universums Grund für die Erforschung der Elementarteilchen: Verständnis für die Vorgänge in unserem Universum unmittelbar nach seiner Entstehung. 114 • Ausdehnung des Universums: Die Ausdehnung des gesamten Raums des Universums war anfangs sehr klein, die Temperaturen der Teilchen unvorstellbar hoch. Im Verlauf der Zeit hat sich das Universum ausgedehnt und abgekühlt. Heute: Alle Galaxien bewegen sich von uns weg Hubble-Gesetz: Beziehung zwischen Fluchtgeschwindigkeit v von Galaxien und ihrem Abstand r von uns: v = Hr , H : Hubble-Konstante (= 63km / s ⋅ Mpc ), 1Mpc = 3,084 ⋅ 1010 km = 3,260 ⋅ 10 6 Lj . Vergleich.: Rosinen in einem Teig, der sich beim Backen ausdehnt. Alter des Universums: 15·109 Jahre. • Der Urknall („Big Bang“): Der Urknall war der Anfang der Raumzeit, es gab kein „vor dem Urknall“. Vorgänge nach dem Urknall: t ≈ 10 −43 s : Begriffe von Raum und Zeit bekommen Bedeutung, physikalische Gesetze beginnen zu gelten. T = 1032 K. t ≈ 10 −34 s : Ausdehnung des Universums um einen Faktor von rund 1030. Entstehung von Photonen, Quarks, Leptonen. T = 1027 K. t ≈ 10 −4 s : Quarks verbinden sich zu Protonen und Neutronen (+ Antiteilchen), Bildung der uns heute bekannten Materiewelt. t ≈ 1min : Bildung leichter Atomkerne, das Universum ist nach wie vor lichtundurchlässig. t ≈ 300000Jahre : T = 104 K, Bildung von Atomen, elektromagnetische Strahlung kann sich ausbreiten, unter Einfluss der Gravitation bilden sich 115 dichte Gaswolken Entstehung der ersten Galaxien und Sterne. • Rückblick auf die Erkenntnisse unsrer Existenz: Unsere Erde ist nicht der Mittelpunkt des Sonnensystems. Unsere Sonne ist nur einer von vielen Sternen in unserer Galaxie. Unsere Galaxie ist nur eine von vielen Galaxien, und unsere Sonne ist nur ein unbedeutender Stern in dieser Galaxie. Unsere Erde existiert seit rund einem Drittel des Alters des Universums, und sie wird mit Sicherheit auch wieder verschwinden, wenn unsere Sonne ihren Brennstoff aufgebraucht hat und zu einem Roten Riesen wird. Menschen bewohnen die Erde seit weiniger als einer Million Jahren – kaum mehr als ein kurzer Augenblick in kosmologischer Zeitrechnung. „Das Universum steckt voller Geheimnisse, die darauf warten, von uns gelüftet zu werden.“ 116 25. Die Erforschung der Planetenbewegung • Das geozentrische oder ptolemäische Weltbild (Ptolemaios, 90-160 n. Chr.): Die kugelförmige Erde steht im Mittelpunkt des Universums, das kugelförmige Himmelsgewölbe dreht sich mit den daran befestigten Sternen von Osten nach Westen täglich einmal um die Erde. Sonne, Mond und Planeten machen diese Bewegung mit; die Sonne umkreist in einem Jahr die Erde, der Mond läuft auf einer Kreisbahn um die Erde; rückläufige Bewegung des Mars Schwierigkeiten Lösung: Die Planeten bewegen sich auf kleinen Kreisen, deren Mittelpunkte wiederum auf Kreisen um die Erde laufen. 117 • Das heliozentrische oder kopernikanische Weltbild (Nikolaus Kopernikus, 1473-1543): Die Sonne steht im Mittelpunkt des Universums, die Sterne bewegen sich nicht, sondern ruhen in großen Entfernungen im Raum; der Planet Erde läuft auf einer Kreisbahn in einem Jahr um die Sonne und dreht sich dabei von Westen nach Osten täglich einmal um ihre Achse; der Mond läuft auf einer Kreisbahn um die Erde, die Planeten bewegen sich auf Kreisbahnen um die Sonne; Beschreibung der Planetenbewegung vereinfacht (Rückläufigkeit: schnellere Erde überholt langsameren Mars). Aber: keine vollständige Übereinstimmung zwischen Beobachtung und Rechnung Problem: Kreisbewegung der Himmelskörper Lösung (Johannes Kepler (1571-1630) gemeinsam mit Tycho Brahe): Elliptische Bahnformen Keplersche Gesetze (Kapitel 10). Galileo Galilei (Zeitgenosse Keplers) unterstützte das heliozentrische Weltbild und Keplers Theorien. • 1665: Newtonsches Gravitationsgesetz (Kapitel 10). 118 26. Vermessung und Beschreibung des Sonnensystems • Erde: Umfang = 40.000 km, Radius = 6.370 km, Masse = 6·1024 kg • Mond: Entfernung = 384.000 km (= 60 Erdradien), Durchmesser = 3.476 km (= ¼ Erddurchmesser), Masse = 1/81 Erdmasse • Sonne: Entfernung = 150 Mio. km (= 1 Astronomische Einheit), Durchmesser = 1,4 Mio. km (= 100 Erddurchmesser), Masse = 2·1030 kg (= 333.000 Erdmassen); Hauptbestandteile: Wasserstoff, Helium; Oberflächentemperatur: 6.000°C; Kerntemperatur: 15 Mio. °C; Energie aus Umwandlung von Wasserstoff in Helium (Kernfusion); Sonnenoberfläche (Photosphäre) Sonnenflecken: Gebiete mit um 1.000°C niedrigerer Temperatur, sie treten im 11-Jahreszyklus besonders häufig auf; über der Photosphäre Chromosphäre: Gasausbrüche (Protuberanzen), können bis über 300.000 km in den Weltraum hinein reichen; ständiger Teilchenstrom von der Sonne in den Weltraum (Sonnenwind); äußere Sonnenatmosphäre Korona: heiße Gase, keine scharfen Grenzen. 119 • Merkur: Sonnennächster Planet; doppelt so groß wie der Mond; auf der Tagesseite über 400°C, Nachtseite -170°C; wegen der geringen Masse keine Atmosphäre; mondähnliche Kraterlandschaft. • Venus: „Abendstern“, „Morgenstern“; rotiert in entgegengesetztem Sinn wie die Erde, eine Umdrehung dauert 243 Tage; fast gleich groß wie die Erde; dichte Atmosphäre aus Kohlendioxid (90 bar Druck); einheitliche Temperatur von etwa 500°C; größtenteils flacher Gesteinsboden; heftige Gewitter. • Erde • Mars: Viel kleiner als die Erde; dünne Atmosphäre aus Kohlendioxid; Temperaturen zwischen -80°C und 0°C; Wassereis existiert; zahllose Krater, Berge, Täler und inaktive Vulkane (bis 25 km hoch); wüstenartige Oberfläche mit rötlichem Sand und Geröll; heftige Sandstürme; Rotationsdauer: 24 h; 2 Monde: Phobos (innerer Mond, Durchmesser 20 km), Deimos (etwa 15 km Durchmesser). 120 • Planetoidengürtel: Etwa 80.000 Planetoiden (= Asteroiden, Durchmesser < 1000 km); größter: Ceres (700 km Durchmesser); Gesamtmasse aller Planetoiden = Mondmasse. • Jupiter: Massenreichster Planet; große Helligkeit; rasche Rotation (10 h) Abplattung + gebänderte Struktur; Atmosphäre aus Wasserstoff, Methan, Ammoniak; heftige Gewitter, roter Fleck auf der Südhalbkugel Wirbelsturm (Länge 40.000 km, Breite 15.000 km); geringe Dichte besteht aus Wasserstoff und Helium; mind. 15 Monde bekanntester Mond: Io (9 tätige Vulkane); März 1979 Raumsonde Voyager 1 passiert Jupiter. • Saturn: Zweiter Riesenplanet; ähnlicher Aufbau wie Jupiter (schnelle Rotation, geringe Dichte, gleiche Atmosphäre); starke Stürme (bis 1.600 km/h); mind. 17 Monde; Ringsystem: Vielzahl von Teilchen, die den Planeten umkreisen, Ringe sind durch Zwischenräume getrennt Ursache in der Anziehung der umlaufenden Monde komplexe Ringstruktur. 121 • Uranus: 5 Monde, 9 dunkle Ringe (Breite 10.000 km); Atmosphäre wie Jupiter und Saturn. • Neptun: Ähnliche Atmosphäre wie Uranus; 2 Monde; Entdeckung auf Grund rätselhafter Bahnstörungen des Uranus. • Pluto: Kaum halb so groß wie die Erde; keine Atmosphäre; 1 Mond Charon (20.000 km Bahnradius); Umlaufzeit um die Sonne 248 Jahre; Pluto wird oft als entlaufener Neptunmond interpretiert; heute Pluto = Zwergplanet. • Kometen: Materiestücke (höchstens einige km Durchmesser); laufen auf langgestreckten Ellipsen um die Sonne (Umlaufzeiten Tausende oder Millionen Jahre); in der Nähe der Sonne Komet wird aufgeheizt Materie verdampft Kometenschweif (bis zu 300 Mio. km lang) 2 Komponenten: Plasmaschweif (Wirkung des Sonnenwindes), Staubschweif (Druck der Sonnenstrahlung); Bsp.: Halleyscher Komet (erscheint alle 76 Jahre). • Meteorite: Materiestücke aus dem Weltraum, die auf die Erde fallen; große Meteorite sind glücklicherweise selten; kleine Materiestücke verglühen beim Eintritt in die Erdatmosphäre Meteore (Sternschnuppen). 122 • Einteilung von Sternen: Nach Leuchtkraft (Helligkeit in Abhängigkeit der Entfernung) und Temperatur (Emissionsspektrum) im Hertzsprung-RusselDiagramm Großteil aller Sterne liegt auf der Hauptreihe (Radien der Hauptreihensterne sind ähnlich dem Sonnenradius), oberhalb der Hauptreihe Rote Riesen (100mal größer als die Sonne), unterhalb der Hauptreihe Weiße Zwerge (100mal kleiner als die Sonne); aus Leuchtkraft und Temperatur Berechnung der Sternradien. 123 • 3. Keplersches Gesetz Masse von Sternen Dichte; Dichte der Hauptreihensterne: 1.000 kg/m³; Dichte der Roten Riesen: millionenmal geringer; Dichte der Weißen Zwerge: millionenmal größer. • Entstehung eines Sternes: Gaswolke zieht sich zusammen (Massenanziehung) Temperatur steigt an Kernreaktionen (Kernfusion). • Altersphase der Sterne: Wenn 10% des Wasserstoffes verbraucht sind Helium sammelt sich im Sterninneren Kernfusion findet in der Hülle statt Stern bläht sich auf Roter Riese (Sonne in etwa 4 Mrd. Jahren Erde wird zerstört). • Zusammenbruch eines Sternes: Gleichgewicht des Roten Riesen instabil Supernovae. Novae, • Novae: Sterne mit explosionsartigen Helligkeitsausbrüchen Stern bläht sich auf das 100fach seines urspr. Radius auf Leuchtkraft steigt um einen Faktor 1.000 bis 100.000 langsame Abnahme. • Supernovae: Explosion von Sternen (Helligkeit steigt auf das 100.000.000fache an). 124 • Ende eines Sternes: Stern bricht unter der Wirkung seines eigenen Gravitationsfeldes zusammen (Gravitationskollaps); drei Arten von Himmelskörpern können entstehen: Bei einer Masse bis zu 2 Sonnenmassen Weißer Zwerg (Dichte 109 kg/m³); zwischen 2 und 10 Sonnenmassen Supernovae Neutronenstern (10 km Radius; Dichte 1017 kg/m³; hoher Druck gesamte Sternmaterie verwandelt sich in Neutronen; starkes Magnetfeld Synchrotronstrahlung pulsierende Strahlung wegen hoher Rotationsgeschwindigkeit Pulsar); größer als 10 Sonnenmassen Stern stürzt immer weiter in sich zusammen Schwarzes Loch (Radius wird so klein, dass die Fluchtgeschwindigkeit die Lichtgeschwindigkeit erreicht Licht kann die Sternenoberfläche nicht verlassen). • Nachweis eines Schwarzen Loches: Nur möglich bei Doppelstern-System, wenn ein Partner zum Schwarzen Loch wird. Es saugt Gas von der Sternenoberfläche ab, das in einem großen Wirbel in das Schwarze Loch stürzt und sich dabei auf Millionen Grad aufheizt intensive Röntgenstrahlung. 125 27. Der atomare Aufbau der Materie • Die Entdeckung des Atoms: Demokrit (5. Jhdt. v. Chr.): Die gesamte Natur ist aus kleinsten, unteilbaren Einheiten, den Atomen, zusammengesetzt. Jedes dieser Atome muss fest und massiv, aber nicht gleich sein. Alchemie (300 v. Chr. bis 1650 n. Chr.): Ein vorrangiges Interesse der Alchemisten war die Stoffumwandlung von unedlen Metallen in Gold. Sie glaubten an die Existenz eines geheimnisvollen Umwandlungsmittel, später Stein der Weisen genannt, das in kleinsten Mengen die Veränderung in Gang setzen könnte. Moderne Chemie (seit 1790): Antoine Lavoisier wird als erster Chemiker angesehen, er benutzte als erster eine Waage um chemische Erscheinungen zu erklären. Er formulierte als erster das Gesetz der Erhaltung der Massen, welches besagt, das während einer chemischen Reaktion weder ein Verlust noch ein Gewinn an Masse zu beobachten ist (1. Grundgesetz der Chemie). 126 Dalton (19. Jhdt. n. Chr.): Studium chemischer Reaktionen Elemente bestehen aus extrem kleinen Teilchen, den Atomen. Alle Atome eines Elementes sind gleich und die Atome verschiedener Elemente sind verschieden. Bei chemischen Reaktionen werden Atome miteinander verbunden oder voneinander getrennt. Dabei werden nie Atome zerstört oder neu gebildet und kein Atom eines Elementes wird in das eines anderen Elementes verwandelt. Eine chemische Verbindung resultiert aus der Verknüpfung der Atome von zwei oder mehr Elementen. Eine gegebene Verbindung enthält immer die gleichen Atomsorten, die in einem festen Mengenverhältnis verknüpft sind. 1895: Wilhelm Conrad Röntgen experimentierte mit Kathodenstrahlen in Vakuumröhren. Am 8. November 1895 entdeckt er eine unsichtbare Strahlung (die später nach ihm benannten Röntgenstrahlen) erstes Röntgenbild der Geschichte das Handskelett einer Frau. Röntgen erhielt 1901 den ersten Nobelpreis für Physik. 1896: Henri Becquerel entdeckte die „Radioaktivität“. Ein uranhältiger Stein hatte die Fotoplatte durch die Verpackung hindurch belichtet. Becquerel erkannte dass die Strahlung aus dem Zerfall von Atomkernen stammte. Henri Becquerel erhielt 127 1903 den Nobelpreis für Physik. 1898: Das Ehepaar Pierre und Marie Curie untersuchte alle bekannten chemischen Elemente auf diese neue Eigenschaft hin, die sie „Radioaktivität“ nannten. Sie entdeckte dabei zwei strahlungsfähige Elemente, das Polonium (Marie war Polin) und das Radium, das „Strahlende“. Marie und Pierre erhielten 1903 den Nobelpreis für Physik. Marie Curie erhielt 1911 den Nobelpreis für Chemie. Pierre Curie wurde 1906 von einer Kutsche überfahren und Marie Curie starb 1934 an Leukämie. Rutherford (20. Jhdt. n. Chr.): Das Atom besteht aus einem winzigen positiv geladenen Kern und einer negativ geladenen Hülle. Im Kern ist fast die ganze Masse des Atoms vereint. Die Atomhülle besteht aus negativ geladenen Elektronen und bestimmt die Größe und die chemischen Eigenschaften des Atoms. Durchmesser Atomhülle ≈ 10-10 m, Durchmesser Atomkern ≈ 10-15 m 128 28. Kernphysik • Atomkerne (= Nuklide) bestehen aus Protonen und Neutronen (= Nukleonen). Protonenanzahl Ordnungszahl oder Kernladungszahl Z, Neutronenzahl N, Massenzahl A = Z + N. • Atome mit derselben Ordnungszahl aber verschiedenen Neutronenzahlen bezeichnet man als Isotope. Viele Isotope sind radioaktiv Radionuklide: wandeln sich unter Emission von einem oder mehreren Teilchen in andere Nuklide um Radioaktiver Zerfall. • Man kennt Elemente bis zu einer Ordnungszahl von Z=118 (davon 92 natürlich vorkommende Elemente). • Die Kernkraft: Kerne werden durch eine anziehende Kraft zwischen den Nukleonen zusammengehalten. Diese kurzreichweitige Kraft interpretiert man als Sekundäreffekt der „Starken Kraft“, die zwischen den Bestandteilen der Nukleonen, den Quarks, wirkt. 129 • Radioaktiver Zerfall: Radioaktive Nuklide zerfallen spontan mit einer Zerfallsrate R, die proportional zur Anzahl N der noch vorhandenen radioaktiven Atome ist. Die Proportionalitätskonstante bezeichnet man als die Zerfallskonstante λ − λt Zerfallsgesetz: N = N 0 e R = λN Die Halbwertszeit T1/ 2 = ln 2 / λ eines radioaktiven Nuklids ist die Zeitdauer, nach der die Zerfallsrate R oder die Anzahl N einer Probe auf die Hälfte ihres Anfangswerts gesunken ist. • Der α-Zerfall: Umwandlung eines Atomkerns in einen anderen Atomkern unter spontaner Emission eines α-Teilchens (eines Heliumkerns, 4He). 234Th + 4He, Zerfallsenergie Q = 4,25 MeV. T 9 Bsp.: 238U 1/2 = 4,5·10 Jahre Warum so lange? Das α-Teilchen ist auf Grund der starken Kernkraft im Kern gefangen und müsste eine enorme Energie aufwenden, um eine bestimmte Energiebarriere (sog. Potentialbarriere) zu überwinden. Diese Energie steht dem α-Teilchen nicht zur Verfügung Quantenphysik schafft Abhilfe Tunneleffekt. Die Halbwertszeit hängt sehr empfindlich von der Energie des emittierenden α-Teilchens ab. Bsp.: T1/2 von 228U = 9,1 min. (Q = 6,81 MeV) 130 • Der β-Zerfall: Spontaner Zerfall unter Emission eines Elektrons oder Positrons (positiv geladenes Teilchen mit der Masse eines Elektrons) β--Zerfall: Ein Neutron wandelt sich unter Emission eines Elektrons und eines − Antineutrinos in ein Proton um: n → p + e + ν Bsp.: 32 P→32S + e − +ν T1/2 = 14,3 d β+-Zerfall: Ein Proton wandelt sich unter Emission eines Positrons und eines Neutrinos in ein Neutron um: p → n + e + +ν Bsp.: 64 Cu → 64Ni + e + + ν T1/2 = 12,7 h Neutrino: Neutrales, masseloses Teilchen; Existenz von Neutrinos wurde 1930 von Wolfgang Pauli vermutet und 1953 im Labor nachgewiesen. Neutrinos sind die häufigsten Teilchen im Kosmos, in jeder Sekunde fliegen mehrere Milliarden von ihnen ungehindert durch unsere Körper. 131 • Die γ-Strahlung: Kurzwellige, elektromagnetische Strahlung, die durch elektrische oder magnetische Felder nicht abgelenkt wird. Sie entsteht als Folge eines vorhergehenden radioaktiven Zerfalls eines Atomkerns. Der nach dem Zerfall zurückbleibende Kern, der Tochterkern, befindet sich in der Regel in einem angeregten Zustand (anschaulich gesagt schwingt oder rotiert er beispielsweise). Diese Anregungsenergie kann in Form von γ-Strahlung abgegeben werden. • Abschirmung: α-Strahlung (Reichweite in der Luft 5 – 7 cm): Blatt Papier β-Strahlung (Reichweite in der Luft einige Meter): Dünnes Alu-Blech γ-Strahlung: Dicke Bleiplatten 132 • Radiometrische Altersbestimmung: Mithilfe natürlich vorkommender radioaktiver Nuklide lassen sich geschichtliche und vorgeschichtliche Ereignisse näherungsweise bestimmen. Alter von Gesteinsproben Kalium-Argon-Methode: 40K zerfällt in 40Ar, T1/2 = 1,25·109 Jahre; aus der Messung des Verhältnisses von 40K zu 40Ar kann man das 235U in 206Pb, Alter der Probe zurückrechnen. Vergleichbar: Uran-Blei-Methode T1/2 = 1,3·109 Jahre. Alter organischer Substanzen Radiokarbonmethode (C-14-Methode): 14C (T1/2 = 5730 Jahre) entsteht in der Atmosphäre Anreicherung in Organismen konstantes Verhältnis zwischen 14C und stabilem 12C Organismus stirbt Anteil von 14C nimmt mit T1/2 ab Verhältnis sinkt Alter des toten Organismus lässt sich aus dem Zerfallsgesetz bestimmen. Bsp.: Holzkohlereste urgeschichtlicher Lagerfeuer, Schriftrollen der Qumran-Höhlen am Toten Meer, Turiner Grabtuch (wurde 1200 n. Chr. erzeugt!) 133 • Maße für Strahlungsdosen Strahlung: Quantifizierung der Eigenschaften und Wirkung von Aktivität: Entspricht der Zerfallsrate R, Einheit 1 Becquerel = 1 Bq = 1 Zerfall / Sekunde, alte Einheit 1 Curie = 1 Ci = 3,7·1010 Bq Energiedosis: Die von einem Gegenstand pro Masseeinheit absorbierte Energiemenge, Einheit 1 Gray = 1 Gy = 1 J / kg, alte Einheit 1 rad = 10-2 Gy Äquivalenzdosis: Vermutete biologische Auswirkung der absorbierten Energie Multiplikation der Energiedosis mit RBE (relative biological effectiveness, Bsp.: Röntgenstrahlen RBE = 1, α-Teilchen RBE = 10), Einheit 1 Sievert = 1 Sv, alte Einheit 1 rem = 10-2 Sv, Strahlungsplaketten registrieren Äquivalenzdosis, max. Äquivalenzdosis / Jahr 5 mSv 134 29. Kernenergie • Bei nuklearen Prozessen wird pro Masseneinheit rund eine Million Mal mehr Masse in andere Energieformen umgewandelt als bei chemischen Prozessen. Zusammenhang Energie – Masse: E = mc² Bsp.: Verbrennung von 1 kg Kohle Bindungsenergie von Elektronen im Atom 100 W Glühbirne könnte 8 h leuchten; Kernspaltung von 1 kg Uran Bindungsenergie von Nukleonen 100 W Glühbirne könnte 690 Jahre leuchten • Bindungsenergie: Die Masse M eines Atomkerns ist kleiner als die Gesamtmasse ∑m seiner einzelner Protonen und Neutronen Bindungsenergie ( ) ∆E B = ∑ mc 2 − Mc 2 Bei der Fusion leichter Kerne und bei der Spaltung schwerer Kerne wird Bindungsenergie freigesetzt. 135 • Kernspaltung (Kernfission): Beschuss bestimmter Elemente mit Neutronen Elemente (Spaltprodukte). neue Bsp.: Spaltung von 236U durch den Einfang thermischer Neutronen von 235U: 235U + n 236U (hochangeregt + instabil) 140Xe + 94Sr + 2n Kettenreaktion Die bei dieser Spaltung freigesetzte Energie beträgt pro Ereignis etwa 200 MeV (= Differenz aus gesamter Bindungsenergie der Endprodukte und anfänglicher Bindungsenergie) Atombombe: Unkontrollierte Kettenreaktion (238U & 239Pu) Bruchstücke 140Xe und 94Sr sind instabil 140Cs 140Ba Endprodukte: 140Xe 94Sr 94Y 94Zr mehrere β-Zerfälle 140La 140 Ce stabile 136 • Der Kernreaktor (Kontrollierte Kettenreaktion): Natürliches 238U wird mit künstlichem 235U angereichert (3%); die bei der Spaltung erzeugten energiereichen Neutronen werden durch einen Moderator abgebremst (Graphit, Wasser). Reaktorkern: Brennstäbe (hohle Metallrohre gefüllt mit kleinen Kügelchen aus Uranoxid) + Moderator Multiplikationsfaktor k: Vermehrung der Neutronen pro Zyklus k = 1: Kritischer Zustand (konstante Zahl der Neutronen und Spaltungen, kontrollierte Kettenreaktion konstante Leistung Kernreaktor) k > 1: Überkritischer Zustand (Anzahl der Spaltungen wächst rapide an Atombombe) k < 1: Unterkritischer Zustand (Anzahl der Spaltungen nimmt ab Kettenreaktion kommt zum Stillstand) Regelstäbe: Absorbieren Neutronen (Cadmium, Bohr) werden in den Reaktorkern geschoben, um Kettenreaktion zu steuern (k = 1). Bsp.: Druckwasserreaktor Wirkungsgrad 32% 137 • Thermonukleare Fusion: Eine spontane Kernfusion zweier leichter Atomkerne wird durch ihre gegenseitige Coulomb-Abstoßung verhindert Temperaturerhöhung für ausreichende thermische Bewegungsenergie + Tunneleffekt. Sonnenenergie: Thermonukleare Verbrennung von Wasserstoff zu Helium Proton-Proton-Zyklus: Energiebilanz: (4 1H + 4e-) (4He + 2e-) + 2ν + 6γ Q = 26,7 MeV Wärmeenergie wird in Form von elektromagnetischen Wellen abgestrahlt In etwa 5 Mrd. Jahren: Wasserstoff ist verbrannt Sonne besteht zum größten Teil aus Helium Abkühlung + Kollaps unter eigener Schwerkraft Kerntemperatur steigt wieder an Sonne bläht sich auf Roter Riese 138 • 1. thermonukleare Fusion: 1952 Wasserstoffbombe (benötigt Atombombe, um die hohen Temperaturen und Dichten für die Reaktion zu erreichen) • Kontrollierte Fusion zur Energiegewinnung („Energiequelle der Zukunft“) 3 Anforderungen: Die Dichte n der Fusions-Teilchen muss hoch sein, hohe Temperaturen sind notwendig (Plasma = ionisiertes Gas), Plasmazustand muss lange aufrecht erhalten werden (Zeit T) Erfolgreicher Betrieb eines Fusionsreaktors gehorcht dem Lawson-Kriterium nT > 1020 s/m³. 2 Methoden zur Kernfusion: Tokamak (ein starkes Magnetfeld hält das Plasma zusammen), Laserfusion (Sandkorn-große Brennstoffpellets werden mittels Laserimpulsen zur Explosion gebracht Miniatur-Wasserstoffbomben) Fazit: Eine kontrollierte thermonukleare Fusion zur Energiegewinnung konnte bisher noch nicht erreicht werden. 139 30. Ökologie – Energieversorgung & Klimawandel • Klimawandel: Geht großenteils auf die ungeheuren Mengen von CO2 zurück, die die Energieerzeugung mittels fossiler Brennstoffe freisetzt. • Modellrechnungen für verlässliche und detaillierte Klimaprognosen • Brisanz liegt in den regionalen klimatischen und ökologischen Ausformungen des Klimawandels: Verschiebung der Klimazonen, Schwund des arktischen Meereises, Auftauen von Permafrostböden (CO2 Emission!), Artenschwund, extreme Wetterereignisse (Hitzewellen in Mitteleuropa, kurze und intensive Niederschlagsereignisse), Meeresspiegelanstieg (wird in diesem Jhdt. von der thermischen Ausdehnung des Meerwassers bestimmt sein und beherrschbar bleiben) • Ausdehnung der Trockengebiete: Subtropische Trockengebiete dehnen sich aufgrund der zukünftigen Erwärmung aus, stark verminderte Niederschläge zu Warmzeiten (also auch jetzt), Binnenseen zeigen gegenläufige Größenänderung mit der Temperatur; im Vergleich zu früheren Warmzeiten ist das Klima unserer gegenwärtigen Warmzeit ungewöhnlich stabil 140 • Vorgeschlagen technische Maßnahmen zur Kompensation des Treibhauseffekts: Im Weltraum angebrachte Schattenspender: Könnten die Erde zwar gezielt abkühlen, allerdings Umschichtung des Wetter- und Klimageschehens; Stratosphärischer Sulfatschirm: Vergleich mit Ausbruch des Pinatubo 1991 jedes Jahr wären viele Millionen Tonnen Schwefel in der Stratosphäre notwendig, um die Erde um 0,5°C abzukühlen; Düngung des Ozeans zur Erhöhung seiner CO2-Aufnahme durch Algenwuchs: Würde die oberflächlichen Schichten des Ozeans versäuern; • Reduktion der CO2-Emissionen in Kohlekraftwerken: Mehrere technische Verfahren zur Abspaltung des CO2 (z. B. „Oxyfuel“-Prozess) verschlingen 20 bis 25% der erzeugten Energie Einlagerung des CO2 in unterirdischen Gesteinsformationen Sicherheit der Einlagerung unvorhersehbar • CO2-Entzug aus der Umgebungsluft: CO2-Absorption durch ein spezielles Polymer auch für verteilte CO2-Quellen geeignet (z. B. Verkehr) Einlagerung in unterirdischen Lagerstätten • Zukunft der solarthermischen Kraftwerke: Zurzeit werden drei 50 MW-ParabolrinnenKraftwerke in Südspanien errichtet; tagsüber Erwärmung eines Salzspeichers Dampfturbine läuft noch 7 h nach Sonnenuntergang weiter erster Schritt für Sonnenenergie aus den Wüstengebieten Nordafrikas 141 • Stromerzeugung aus dem Wind: 5 MW-Windkonverter, Errichtung großer Windparks auf See (kritische Punkte sind die Fundamente auf See, der Transport und Aufbau vor Ort), zurzeit haben Windkraftanlagen eine Kapazität von ca. 100 GW (ein Viertel in Deutschland) • Eines Tages Fahrzeuge können die Menge an Elektrizität speichern, welche eine Füllung von 40 l Benzin entspricht: Heutige Bleiakkus 30 Wh / kg Energiedichte, Li-Ionen-Akkus in Notebooks / Mobiltelefonen 200 Wh / kg, möglicherweise Steigerung um Faktor 4 100 kg Akku würde der Benzinmenge entsprechen weitere Forschung notwendig • Nutzung neuer landwirtschaftlicher Anbauflächen für Nahrungsmittel als technische Bioenergie, es darf nicht mehr Wald gerodet werden als nachwächst, Umwandlung von Stickstoffdünger für Raps- und Getreideanbau zur Herstellung von BioTreibstoffen (Ethanol) richtet mehr Schaden für das Klima an, als durch die Verwendung von Bio-Kraftstoffen verbessert wird • Neue Generation von Kernspaltungs-Kraftwerken Reduktion des radioaktiven Abfalls Europäisches Projekt für einen Demonstrationsreaktor im Gange • Vielleicht ab Mitte des Jahrhunderts Kernfusion 142 • Wasserstoff als Energieträger: Technische Ausgestaltung eines Wasserstoffspeichers schwierig Energieaufwand, Sicherheitsprobleme, Hoffnung richtet sich auf chemische Speicher (chemische Verbindungen als Wasserstoffträger) • Passivhäuser: Energiebedarf lässt sich um einen Faktor 10 senken Fazit: Die Klima-Gefahren sind real, die technischen Möglichkeiten, um diesen Gefahren entgegenzuwirken sind ebenfalls real, erfordern allerdings noch umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten bzw. weltweite Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft … oder die Erschaffung einer künstlichen Welt? 143