DUSTMANN-MEYER (Marie) Louise » Divadlo

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Tschechische Theaterenzyklopädie
Deutschsprachiges Schauspiel in den böhmischen Ländern im
19. Jahrhundert
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DUSTMANN-MEYER (Marie) Louise
DUSTMANN-MEYER (Marie) Louise
* 22. 8. 1831 Aachen
† 2. 3. 1899 Charlottenburg /Berlin
Sängerin
Geb. Meyer. Tochter des Theaterinspektors Friedrich August Meyer und der Sängerin Marie, geb. Abtenger; Schwester der
Schauspielerinnen Marie (Maria Wilhelmine Adelaide) und Friederike Meyer, Tante des vor allem durch den Roman „Der
Golem“ bekannt gewordenen Schriftstellers Gustav Meyrink; ab 3. 3. 1858 mit dem aus Bielefeld stammenden Buchhändler Christian Friedrich Adalbert
Dustmann verheiratet.
D. erhielt den ersten Gesangsunterricht von ihrer Mutter, die in Breslau als Soubrette tätig war. Zur weiteren Ausbildung ging sie nach Wien, wo sie 1848 am
Theater in der Josefstadt debütierte. Nach einem Engagement in Breslau wirkte sie 1850–1851 unter Generalmusikdirektor Louis Spohr mit großem Erfolg als
erste dramatische Sängerin am Hoftheater in Kassel. Von dort führten sie Gastspiele nach Braunschweig, Hamburg und Berlin. Anschließend war D. am
Hoftheater in Dresden tätig, von wo sie 1854 als erste Sopranistin an das Prager Ständetheater wechselte. Unter der Direktion Johann August Stögers übernahm
sie in der Folge eine Reihe großer Opernpartien und avancierte rasch zum Publikumsliebling. Bereits bei ihrem ersten Gastauftritt als Linda in Donizettis Linda
di Chamounix (11. 1. 1854) war ihr Erfolg „ein so vollständiger, daß sie nach der Polacca schon stürmisch bebeifallt und nach dem 1. Acte […] mehrmals
gerufen wurde“ (Bohemia, 12. 1. 1854). Nach weiteren Gastrollen (Jessonda /Spohr: Jessonda, Valentine /Meyerbeer: Die Hugenotten, Donna Anna / Mozart:
Don Juan, Pamina /Mozart: Die Zauberflöte, Recha /Halévy: Die Jüdin) stand sie am 9. 2. 1855 erstmals als neuengagiertes Mitglied auf der Bühne. Noch im
selben Jahr übernahm sie unter anderem die Partien der Indra (/Flotow: Indra), der Susanna (/Mozart: Die Hochzeit des Figaro), Rebecca (/Marschner: Der
Templer und die Jüdin), Agathe (/Weber: Der Freischütz;), Norma (/Bellini: Norma), Leonore (/Beethoven: Fidelio) und der Lucrezia Borgia (/Donizetti:
Lucrezia Borgia). Darüber hinaus kreierte sie die Elisabeth in der Prager Erstaufführung von Wagners Tannhäuser unter Kapellmeister František Škroup (25.
11. 1854). 1855 kamen unter anderem die Titelrollen in Webers Euryanthe und Donizettis Marie, die Tochter des Regiments sowie die Partie der Venus im
Tannhäuser hinzu. Im dritten und letzten Jahr ihrer Prager Tätigkeit wirkte sie neuerlich in zwei Wagner-Erstaufführungen mit, und zwar als Elsa von Brabant
in Lohengrin (23. 2. 1856) und als Senta im Fliegenden Holländer (7. 9. 1856), wobei D. unter den Solisten durch ihre „vorzügliche“ Leistung hervorragte
(Bohemia 8. 9. 1856). Weitere wichtige Rollen waren jene der Königin der Nacht (/Mozart: Die Zauberflöte), insbesondere aber die der Valentine, die „zu den
effectvollsten ihrer Partien“ zählte und ihr „wahren Triumph“ bereitete (Bohemia 16. 5. 1856). Einen großen Verlust für das Ständetheater bedeutete D.s
Wechsel an die Wiener Hofoper 1857. Nach einer Reihe von Abschiedsvorstellungen in ihren Glanzrollen hatte sie am 30. 12. 1856 als Linda ihren letzten
Auftritt – in jener Partie, in der sie in Prag angetreten war. Nur zu Gastspielen kehrte sie später dorthin zurück.
Ihre Berufung an die Wiener Hofoper, an der sie von 1857 bis 1875 engagiert war, erfolgte auf Empfehlung von Erzherzog Franz Karl. Eduard Hanslick, der
„Bismarck der Musikkritik“ (Verdi), hatte sie dort bereits während eines Gastspiels 1855 gesehen und ihr Engagement empfohlen. In seinen Kritiken besprach
er ihre Leistungen ausführlich und zollte ihr großes Lob. So schrieb er etwa, D. sei durch „ihre Gesangsweise und Erscheinung, durch ihre bis zur Unruhe
bewegte Innigkeit und reiche blühende Empfindung [...] für die romantische Oper wie geschaffen, und als Dolmetscherin Spohr’s, Weber’s, Meyerbeer’s,
Wagner’s schwer zu übertreffen.“ (Sämtliche Schriften I/5, S. 379). Sie werde „in der Darstellung tragischer und heroischer Charaktere gegenwärtig von
wenigen deutschen Sängerinnen übertroffen“ (ebd., S. 408). Anlässlich der Wiener Erstaufführung von Gounods Faust (9. 2. 1862), bei der sie die Margarethe
sang, sprach er von dem „ihr eigenen Instinct, der, ohne grübelnde Reflexion, lebenskräftig überall das Richtige trifft.“ (ebd. I/6, S. 50).
Wie schon in Prag wirkte D. auch in den Wiener Erstaufführungen von Lohengrin (1858) und Tannhäuser (1859) mit. Richard Wagner, der insbesondere ihre
Interpretation der Elsa schätzte, hatte sie außerdem für die Partie der Isolde in der geplanten Aufführung von Tristan und Isolde vorgesehen. Diese kam jedoch,
ohne ihr Verschulden, trotz zahlreicher Proben nicht zustande. Am 25. 5. 1869 sang sie in der Eröffnungsvorstellung der neu erbauten Hofoper am Ring die
Donna Anna – jene Rolle D.s, von der Wagner erklärte, er habe nie etwas Vollendeteres auf der Bühne gesehen.
D. war auch eine geschätzte Oratorien- und Liedsängerin (Schubert, Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Brahms). Unter anderem kreierte sie die Peri in der
Wiener Erstaufführung von Robert Schumanns Oratorium Das Paradies und die Peri (1. 3. 1858) und sang 1878 in der Uraufführung von Brahms’
Liebesliederwalzer. Gastspiele führten sie an alle größeren deutschen Bühnen, nach Stockholm (1858) und London (1864). Ihren Bühnenabschied nahm sie am
29. 12. 1875 (als Elsa von Brabant).
Nach ihrer Pensionierung unterrichtete D. 1878–1893 am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Zu ihren Schülerinnen zählten unter
anderem Rosa Papier, Lola Beeth und Sarolta von Rettich-Pirk (in Prag 1885–1896 engagiert).
1860 wurde D. zur Kammersängerin ernannt, ab 1871 war sie Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.
Ihre Schwester Maria M. (1840–1908) war als Schauspielerin unter anderem am Hoftheater Ludwigs II. von Bayern, in Berlin, Hamburg, Prag und St.
Petersburg tätig. Sie war die Mutter des unehelich zur Welt gekommenen Gustav Meyrink (1868–1932, aus einer Verbindung mit Baron Friedrich Karl Gottlieb
Freiherr Varnbüler von und zu Hemmingen). D.s zweite Schwester Friederike M. debütierte am 8. 7. 1854 als Lorle in „Dorf und Stadt“ am Prager
Ständetheater Sie wirkte als Schauspielerin in Frankfurt am Main und unterhielt 1862 eine Liebesbeziehung zu Richard Wagner. Zwischen ihr und D. kam es
zum Zerwürfnis.
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Weitere Rollen: Iphigenie / Gluck: Iphigénie en Aulide, Iphigenia in Tauris, Rezia / Weber: Oberon, Anna / Marschner: Hans Heiling, Amelia /Verdi: Un ballo
in maschera, Leonore / Verdi: Der Troubadour, Genoveva / Schumann: Genoveva, Giulia /Spontini: La Vestale, Rachel /Halévy: La Juive, Mathilde /Rossini:
Wilhelm Tell, Giulietta / Bellini: I Capuleti ed I Montecchi; Gräfin / Cherubini: Der Wasserträger; Gabriele / Kreutzer: Das Nachtlager in Granada; Lady
Harriet Durham / Flotow: Martha oder Der Markt zu Richmond, Alice /Meyerbeer: Robert der Teufel, Giralda / Scribe – A. Adam: Giralda oder Die neue
Psyche; Frau Fluth /Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor, Bertha / Meyerbeer: Der Prophet, Alaide / Bellini: Die Unbekannte, Anna / Boieldieu: Die weiße
Frau, Giovanna /J. Benoni: Giovanna Daponte; Zerline / Auber: Fra Diavolo, Mairose / Halévy: Das Thal von Andorra; Armida /Gluck: Armida; Eva /
Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg.
Quellen:
Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Lehrtätigkeit am Konservatorium)
Evangelisch-Reformierte Pfarrgemeinde H.B. Wien, Trauungsbuch 1858
Nachrufe:
Neue Freie Presse 3. 3. 1899, S. 5; 5. 3. 1899, S. 18 (Parte)
Wiener Bilder 12. 3. 1899, S. 4 und 6
Prager Tagblatt, 3. 3. 1899, S. 7
Periodika:
Almanach des Königlichen ständischen Theaters (deutschen und böhmischen) zu Prag auf das Jahr 1855 – 1857. – Bohemia (Spielpläne und Kritiken der Jahre
1854–1856). – Die Presse 22. 1. 1857 (Abendausgabe), S. 1f. – Deutsche Musik-Zeitung. Organ für Theater und Kunst 16. 1. 1875, S. 1 und 3.
Literatur:
A. Ehrlich (Hrsg.): Berühmte Sängerinnen der Vergangenheit und Gegenwart. Eine Sammlung von 91 Biographien und 90 Porträts. Leipzig o. J., S. 38f.
W. Bennecke, Das Hoftheater in Kassel von 1814 bis zur Gegenwart, Kassel 1906, s. Reg.
R. v. Perger, Geschichte der k. k. Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, 1. Abteilung, Wien 1912, S. 283, 324
M. Prawy, Die Wiener Oper, Wien – München – Zürich 1969, s. Reg.
E. Hanslick: Aus meinem Leben. Mit einem Nachwort hrsg. von P. Wapnewski, Kassel – Basel, 1987, s. Reg.
F. Smit: Gustav Meyrink. Auf der Suche nach dem Übersinnlichen. München, Wien 1988 (zu Maria Meyer und Gustav Meyrink)
E. Hanslick. Sämtliche Schriften. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. I/3: Aufsätze und Rezensionen 1855–1856, hrsg. und kommentiert von D. Strauß, Wien –
Köln – Weimar 1995, s. Reg., Bd. I/4: Aufsätze und Rezensionen 1857–1858, 2002, s. Reg., I/5: Aufsätze und Rezensionen 1859–1861, 2005, s. Reg., I/6.
Aufsätze und Rezensionen 1862–1863, 2008, s. Reg.
Chronik der Wiener Staatsoper 1869–2009, 2. Teil: Künstlerregister, zusammengestellt von Andreas und Oliver Láng, Wien 2009, S. 64.
Teuber III, 1888, S. 425, 451, 458f., 460, 462, 465, 467, 468, 469, 470, 472, 474, 487, 531, 670, 874
Lexika:
Kosch, Bd. 1, 1953, S. 364f.
Eisenberg, 1903, S. 217
Wurzbach,18, 1868, S. 160f.
F. J. von Reden-Esbeck, Deutsches Bühnen-Lexikon, 1879
H.-J. Bauer: Richard-Wagner-Lexikon, Bergisch Gladbach 1988, s. Reg.
F. Czeike, Historisches Lexikon Wien, Bd. 2, Wien 1993, S. 113f.
E. Forbes: Dustmann-Meyer, (Marie) Louise, in: The New Grove Dictionary of Opera, Bd. 1, London 1997, S. 1288
K. J. Kutsch – L. Riemens: Großes Sängerlexikon, 3. erweiterte Aufl., Bern, München 1999, Bd. 2, S. 982
Zu Friederike Meyer:
Bohemia 9. 7. 1854, Gastspiele 8. 7., 29. 7., 28. 8., Almanach des Königlichen ständischen Theaters (deutschen und böhmischen) zu Prag auf das Jahr 1855, s.
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Porträts
Lithographie von Josef Kriehuber, 1860
E. Hanslick, Sämtliche Schriften I/3, 1995, S. 379 (Gemälde von Friedrich Amerling)
A. Ehrlich (Hrsg.): Berühmte Sängerinnen der Vergangenheit und Gegenwart. Eine Sammlung von 91 Biographien und 90 Porträts. Leipzig o. J., S. 38.
Deutsche Musik-Zeitung. Organ für Theater und Kunst 16. 1. 1875, S. 1
Wiener Bilder 12. 3. 1899, S. 4
Autorin: Eva Offenthaler
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Redaktion: 30.11.2012
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