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Hatten die beiden Weibchen miteinander abgelaicht, weil sie durch ,Laichnot« zum
Ausstoßen der Geschlechtsprodukte gezwungen waren (wobei es m E. ein sehr
großer Zufall gewesen wäre, daß beide Weibchen zum gleichen Zeitpunkt in
,Laichnotu geraten waren), oder weil sie beide in ihrem Artgenossen ,irrtümlicherweiseu einen geeigneten Geschlechtspartner,erkannt,, hatten? Wie dem auch sein
mag, diese vier L. brichardl leben auch heute noch äußerst friedlich gemeinsam in
ihrem Revier, das sie weiterhin gegen die übrigen Fische dieses Aquariums
verteidigen
Haplochromis borleyi:
Ein Edelstein mit Flossen - oder: Keine Rose ohne Dornen
!
Text: Walter Adler (D 50 0385)
Die Tiere erhielt ich deshalb, weil ein Freund wegen Platzmangels mir zwei
Zuchten ysn l-t. »Qrandsru5,, (wie der damalige Händlername war) zum Verkauf
übergab. Da ich sie nun mal da hatte, langte ich mit einem Keschereinmal zu. Den
lnhalt an Borleyi's setzte ich in mein Schaubecken, da ich sehen wollte, wie die
Tiere wuchsen. Sofort bekam ich meinen ersten Schrecken: Die ,Edelsteineu sahen
nach dem Fangen vielleicht aus! Mir sträubten sich vor Entsetzen sämtliche
Haare: Total blind, die Flossen eingerissen, der ganze Körper wie von einem
Schimmelpilz bedeckt - Schlimm! - Wenn ich nicht gewußt hätte, daß die Tiere
gesund waren, als ich sie bekam, dann hätte ich geglaubt, sämtliche Krankheiten
der Fische wären auf einmal bei mir ausgebrochen. Dem war zum Glück nicht so.
Denn schon am nächsten Tag sahen sie wieder ganz manierlich aus lch hatte mit
diesen Tieren noch keine Erfahrung gesammelt und wußte noch nicht, daß dergleichen bei ihnen ,zum guten Ton« gehört. Später, als die Tiere ausgewachsen
waren, kam ein Bekanntervorbei und meinte nach einem Blick ins Aquarium:,Die
hast du auch, die sind einsame Klasse, denen brauchst du nurdas Netzzu zeigen,
dann sind die schon blind!. Nun ja, - ich sollte auch noch so einige andere amüsante Seiten dieser Tiere kennenlernen.
ja nach nicht allzuviel aus: Silbergrau mit drei
schwarzen Punkten. Nachdem sie so ungefähr neun Monate bei mir waren,
bekannte das Männchen Farbe. Es bekam einen blauen Kopf, die Lippen wurden
So als Jungfische sahen sie
grün,derübrigeKörperwarockerfarbenbisfahlgelb DieFlossenwarenbreitweiß
gesäumt und die Afterflosse gelbweiß mit dicken Eiflecken. Außerdem waren die
Bauchflossen ziemlich lang ausgezogen. Das Männchen war zu dieser Zeit etwa
15 cm groß. Die Weibchen, ich hatte drei, boten wie bei fast allen Haplochromis-
DCG-lnfo 10(5) 1979: 93-95
o?
Frisch erbeutetes Wildfangmännchen im Fotobecken
Foto: Dr. W Staeck (D 10 0005)
Arten nicht sehr viel Sie behielten die Jungfischfärbung. Nachdem sich das
Männchen so ziemlich ausgefärbt hatte und bei unseren Gästen (auch Nichtaquarianern) des öfteren mehrere A's und O's zu hören waren, dachte ich, daß nun
eigentlich Nachwuchs kommen müßte! Schließlich waren es ja drei Weibchen.
Das hatte ich mir aber auch nur so gedacht. Jetzt sollte ich eine weitere interessante Seite dreser liebenswerten ,Rosenu kennenlernen Ein Weibchen wurde
mit vollem Maul herausgefangen und separat gesetzt Ergebnis, - 0 -! Das nächste
spuckte die Eier schon beim Fangen in der Gegend umher Das dritte Tier fraß die
Eier nach ein paar Tagen einfach auf . Die Mißerfolge wiederholten sich in schöner
Regelmäßigkeit. Jeder mir mögliche Versuch wurde gemacht, eventuell doch noch
zum Zuchterfolg zu kommen. Es half alles nichts! Nachdem ich schon jede Hoffnung aufgegeben hatte, hielt plötzlich das kleinste Weibchen die Eier 25 Jungfische waren das stolze Ergebnis. Das zweite Weibchen sprang mir beim Fangen
aus dem Netz, landete auf dem Fußboden und spuckte mir jede Menge Eier vor die
Füße. Trotzdem hielt es noch ein paar fest, die auch durchkamen Es waren
immerhin noch 18 Stück Das dritte fraß die Eier wieder auf Wahrscheinlich ein
»eingefahrenesu Verhalten. Eines morgens lag es dann als ,Trockenfischu auf dem
Teppich Bei den Weibchen habe ich allerdings bemerkt, daß man die Brütenden
zremlich lange im Gesellschaftsbecken belassen muß, damit die Brut durchkommt
Nachdem die Bruten dann regelmäßig kamen, meinte ich schon, einen relativ
DCG-Info 10(5) 1979 93 95
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problemlosen Haplochromis zu haben Aber das Männchen begann aus heiterem
Himmel, sich als Rüpel erster Güte zu entpuppen. fs »prügelte« sich anhaltend mit
seinen Mitbewohnern. Dadurch war es bald der Herrscher, was ich gar nicht so
gerne habe. Solche Tiere werden nämlich meist zu Tyrannen Um dann das Maß
noch voller zu machen, fiel es auch noch über seine Weibchen her. Nachdem es
das beste fast umgebraht hatte, machte es das andere auch noch »zur Schneckeu.
Beide Tiere erholten sich zwar wieder, allerdings büßte ein Weibchen ein Auge ein
Als die Weibchen nicht mehr im Becken.waren, nahmen die »Schlägereienu zwar
etwas ab, aber rüpelhaft blieb das Männchen noch immer. Damit nicht noch mehr
passierte, gab ich die Tiere an einen Freund ab. Dieser besitzt ein sehr großes
Becken (ca. 600 Liter) Dort beeindruckten die Tiere wieder durch Gestalt und Farbe
und nicht durch Schlägereien. Mein Aquarium war ihnen wohl etwas klein (250
Liter) und zu stark besetzt Folglich versuchte das Männchen, sich den Platz, den
es brauchte, zu schaffen, indem es die Mitinsassen tyrannisierte und sogar umbrachte.
Mein Fazit daraus: Bei einem großen Becken sollte man es unbedingt mil Haplochromis borleyi versuchen, denn eine Schönheit ist erzweifellos Es sollte mit ihm
nicht so gehen, wie es mit einigen anderen Cichliden passierte, daß er nämlich
nicht mehr in unseren Aquarien zu f inden ist.
Cichliden im Schrifttum
l. Cichliden in anderen
Fachzeitschrilten:
1. Das Aquarium
rezensiert von Peter Schoenen (D 51 0420)
Helt 112 / Oktober 1978
Fortpllanzung und Zucht höhlenbrütender Cichliden aus Ostaf rika (ll)
a) Zur
ln diesem zweiten Teil beschäftigt sich Dr W Staeck mit der Zuchl von Julidochromis-Atten und gibt Haltungshinweise Das SW-Foto zeigt ein Paar Julidochromis dickfeldi, und die Farfauf nahmen zeigen ein Jungtier von J transcriptus
und J. marlieri.
b) Beobachtungen an Haplochromis borleyi
teilt Rainer Stawikowski mit. Er schreibt über die Haltung und leider nicht erfolgreichen Zuchtversuche mit dieser Art. Auch diese, farblich ansprechende Art wird
in 3 Farbabbildungen und in zwei SW-Fotos, die aber leider f ast keine Aussagekraft
haben, abgebildet Trotzdem ist dem Autor zu wünschen, daß die Nachzucht bald
gelingt und in den DCG-lnfo ausführlich darüber berichtet wird
DCG-lnfo l0(5) 1979: 95-100
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