Baumartensteckbrief www.holz-von-hier.de Kastanie . Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) Kurzportrait Die Rosskastanie wird ein stattlicher bis zu 30 m hoher Baum mit Durchmessern von 0,5 bis 1 m (max. 4 m). Sie erreicht ein Alter von 150 bis 200 Jahren (max. 300 Jahre). Die Krone ist dicht, rund und mit überhängenden Zweigen. Die Rinde ist graubraun mit einer im Alter schuppig abplatzend Borke. Die Stämme besitzen häufig einen starken Drehwuchs. Die jungen Triebe sind mit bis zu 2 cm relativ dick und besitzen viele Korkwarzen. Die Winterknospen sind charakteristisch klebrig, eiförmig und rotbraun. Die Laubblätter sind handförmig gefiedert mit 5 bis 7 Einzelblättchen. Die im April und Mai erscheinenden Blüten stehen in aufrechten großen Rispen. Die Einzelblüten sind bis zu 2 cm groß, weiß bis rötlich-weiß mit fünf Blütenblättern. Sie werden von Bienen und Hummeln bestäubt. Die stachelige Frucht enthält zwei bis drei rotbraun („kastanienbraun„) glänzende kugelige Samen. Standortpräferenzen Verwendung Die ursprünglich aus kleinen Gebirgsregionen des Balkan (Bulgarien und Nordgriechenland) stammende Art hat eine weite Verbreitung über Mitteleuropa erfahren. Die ersten Exemplare kamen 1576 nach Wien. Im 17. Jahrhundert gelangte sie dann nach England, Frankreich und die Niederlande. Wegen der ansehnlichen Blüten wurde sie überall ein beliebter Park- und Gartenbaum. Inzwischen kommt sie in ganz Mitteleuropa vor. Die Rosskastanie kommt mit einer breiten Palette an Klimatypen zurecht, bevorzugt jedoch die feuchteren und regenreicheren, warmen und ausgeglichenen Regionen der kollinen Höhenlagen. Sie ist relativ früh austreibend und daher frostempfindlich im Frühjahr, meidet daher Kaltluftsenken und Mulden. Gegenüber dem Boden ist sie anspruchslos und relativ unempfindlich gegen Immissionen (Stadt- und Alleebaum). Das Holz der Rosskastanie ist weich und feinfaserig mit mittlerer Dichte, niedriger Elastizität und Festigkeit (vergleichbar mit dem der Pappel). Es lässt sich gut bearbeiten und schwindet nur mäßig. Jedoch ist es anfällig gegen holzzerstörende Pilze und wegen seiner geringen Dauerhaftigkeit nicht im Außenbereich einsetzbar. Auch wegen des häufig auftretenden Drehwuchses ist es nur begrenzt nutzbar und nicht als Bauholz geeignet. Die Samen sind reich an Pflanzenstärke (bis zu 30% Gewichtsanteil) und an Saponin (3% bis 5%), welches früher als Seifenersatz genutzt wurde. Die Verwendung des hohen Stärkeanteils scheiterte früher an den Bitter- und Gerbstoffen in den Samen. Waldbauliche Behandlung Neben ihrer Verwendung als Straßen-, Allee- und Parkbaum wird sie bisher forstwirtschaftlich kaum genutzt. Rosskastanien sind meist einzeln angepflanzt, manchmal auch längs von Waldwegen oder Waldschneisen, da ihre Samen ein begehrtes Wildfutter sind. Beliebt sind sie vor allem als Schattenbäume von Dorfgaststätten, in Biergärten und in Parkanlagen. Eine gravierende Gefährdung für die Rosskastanie ist die RosskastanienMiniermotte (Cameraria ohridella), welche Anfang der 90er Jahre vermutlich aus Südosteuropa nach Mitteleuropa eingeschleppt wurde. Die Larven dieses Kleinschmetterlings fressen zwischen der Ober- und Unterhaut des Blattes und verzehren dabei das innere Gewebe des Blattes. Der dabei entstehendes Schaden äußert sich in einer Braunfärbung des Laubes und – bei starkem Befall – in einem Vorzeitigen Abwurf der befallenen Blätter (oft schon im Juli und August).