Lebendige Geschichte in Nettetal-Kaldenkirchen Wichtige Daten zur Geschichte Kaldenkirchens Liebe Gäste, liebe Nettetaler! 1206 Erste urkundliche Erwähnung des wohl schon rund 200 Jahre bestehenden Ortes Kaldenkirchen Sie sind eingeladen zu einem abwechselungsreichen Spaziergang durch Kaldenkirchen. Für Sie haben wir die Baudenkmäler und Sehenswürdigkeiten zusammengestellt. Sie können in aller Ruhe die steinernen Zeugnisse der Vergangenheit besichtigen und sich an Hand von Informationstafeln eine interessante Stadtgeschichte erlesen. Wir empfehlen den gekennzeichneten Weg. Verbinden können Sie den Rundgang mit Einkäufen und einer Einkehr in freundliche Gaststätten. 1230 Kaldenkirchen wird villa (Dorf) genannt 1291 Ersterwähnung der Pfarre Kaldenkirchen, die bis 1802 zum Bistum Lüttich gehört 1325 Kaldenkirchen gehört in Gänze zur Grafschaft, dem späteren Herzogtum Jülich, bei dem es bis zum Einmarsch der Franzosen 1794 verbleibt 1472/75 Große Schäden entstehen im Zusammenhang mit den burgundischen Wirren. Die Einwohner sind nach einer Brüsseler Quelle al verbrant, verjagt ende verarmt 1572 Erste ausdrückliche Nennung der reformierten Gemeinde 1596 Vorhandensein einer Bürgerwehr zur örtlichen Selbstverteidigung belegt. Beginn Ausbau zur Festung 1623 Aufzeichnung der Zunftregeln der Leinenweber 1625 Gründung des 1802 zwangsweise wieder aufgehobenen Birgittenklosters Mariafrucht Zur Geschichte gehört auch die Tatsache, dass Kaldenkirchen ein Grenzort zu den Niederlanden ist. Der Grenzwald bietet erholsame Wandermöglichkeiten mit vielen Grenzsteinen und Sehenswürdigkeiten. Ihnen allen sagen wir ein herzliches Willkommen in Nettetal-Kaldenkirchen Bürgerverein Kaldenkirchen e.V. Umschlagbild: Das Modell der Festung steht im Ausstellungsgebäude des Museum Burg Linn. Die Festung bestand als regelmäßiges Fünfeck aus Wall und Graben sowie vier Rondellen und verfügte über drei Stadttore. 1 Wichtige Daten zur Geschichte Kaldenkirchens 1628 Peter Schremkens erster namentlich bekannter Bürgermeister 1672 Bau der Kirche für die Reformierten 1682 Kaldenkirchener gehören zur Gruppe der 13 „Krefelder“ Auswandererfamilien nach Philadelphia 1897 Einweihung der bis auf den Kirchturm aus dem 15. Jahrhundert neu erbauten St. Clemens-Pfarrkirche 1903 Genehmigung Stadtwappen durch Kaiser Wilhelm II. 1914–1918 150 Kaldenkirchener fallen im Ersten Weltkrieg 1729 Erlaubnis zur handwerklichen Dachziegelproduktion 1939–1945 Der Zweite Weltkrieg kosten 358 Kaldenkirchener das Leben 1772 Zusammenlegung der Schöffengerichte von BrachtKaldenkirchen, Dülken und Waldniel zu einem in Brüggen tagenden Gericht 1947 Verheerender Brand zerstört 90 % des Waldbestandes 1961 Kaldenkirchen hat 6305 Einwohner, davon 23,1 % Heimatvertriebene 1969 40 % des schienengebundenen Warenaustausches zwischen den Niederlanden und der Bundesrepublik wird am Bahnhof Kaldenkirchen abgewickelt. Angesiedelt sind 30 Abfertigungsspediteure mit ca. 400 Beschäftigten ebenso wie 580 angemeldete Gewerbebetriebe und Einzelhändler 1970 1. Januar: Kaldenkirchen ist Teil der am selben Tag gebildeten Stadt Nettetal 1773 Ersterwähnung eines Tabakhändlers 1814 Nach dem Wiener Kongress wird Kaldenkirchen preußisch 1818–1943 Hauptzollamt Kaldenkirchen. Die Lage an der am Konferenztisch geschaffenen völlig künstlichen deutsch-niederländischen Grenze prägt Kaldenkichen für Generationen 1856 Kaldenkirchen wird Stadt 1866/68 Einweihung der Eisenbahnstrecken Venlo-Kaldenkirchen und KempenKaldenkirchen 2 3 Katholische Pfarrkirche St. Clemens Früher Männerkloster als Teil des Birgittenklosters Heute Pastorat vor 1893 Die Entstehung der Pfarre und der Bau der ersten Kirche sind für das 11./12. Jahrhundert anzunehmen. Der 59 Meter hohe Turm aus Backstein mit Tuffsteinbändern wurde im späten 15. Jahrhundert errichtet. Die Spitze des spätgotischen Turms wurde 1902 in der heutigen Form verändert. Der Bau der heutigen Kirchenhalle vollzog sich von 1893 – 1897. Es handelt sich um eine dreischiffige, neugotische Backstein-Hallenkirche mit vieleckigem Chorabschluss. Im Turm befinden sich vier Glocken: “St. Maria“ von 1425, „St. Katharina“ von 1426, „St. Clemens“ von 1938 und „St. Birgitta“ von 1967. Die Ausmalung der Kirche vollzog sich von 1906 – 1908 vom Gelderner Kirchenmaler Heinrich Brey; die Instandsetzungsarbeiten von 1994 – 1997. Zur Ausstattung der Kirche gehören wertvolle Teile aus der Vorgängerkirche: spätgotisches Kreuz um 1500, Altarbild nach Hans von Aachen aus dem frühen 17. Jahrhundert, Messing-Taufbecken von 1793, aussagekräftige Kirchenfenster im Chor und Barockfiguren des heiligen Severus und des heiligen Lambertus. Einweihung einer neuen Orgel 2001. 4 1625 wurde in Kaldenkirchen das Kloster „Mariafrucht“ gegründet. Es gehörte zum Orden der heiligen Birgitta von Schweden (Salvator-Orden). Sie lebte von 1302 – 1373. Dieses Gebäude wurde 1663 errichtet und dient heute als Pastorat der katholischen Pfarrgemeinde St. Clemens. Es war das Männerkloster, in dem Priester- und Laienmönche lebten. Der Prior war zugleich Pfarrer von Kaldenkirchen. 1802 wurde das Kloster zwangsweise von der damaligen französischen Regierung aufgehoben. Eine Mönchsbibliothek konnte unter dem Titel des Pfarrbesitzes gerettet werden. 1844/45 erfuhr das Pastoratsgebäude eine kunstgeschichtlich bedeutsame Umgestaltung - neuromanische Putzfassade mit Zinnenkranz auf der Vorderseite. - 5 Früher Hauptgebäude des Birgittenklosters Heute katholischer Kindergarten Gebäude um 1950 noch mit Vorgarten 1625 wurde in Kaldenkirchen das Kloster „Mariafrucht“ gegründet. Es gehörte zum Orden der heiligen Birgitta von Schweden (Salvator-Orden). Sie lebte von 1302 – 1373. Dieses Gebäude, in dem sich nun der katholische Kindergarten befindet, war der erste Klosterbau von 1628. Das Kloster bestand aus einem Frauen- und einem Männerkloster. In diesem Gebäude befand sich das Frauenkloster mit nicht einsehbarem Zugang zur Kirche. 1802 wurde das Kloster zwangsweise von der damaligen französischen Regierung aufgehoben. 6 Früher drittes Hauptgebäude des Birgittenklosters Heute Haus Grüters Die mittleren Gebäude wurden zwecks Verbreiterung der Klostergasse (früher Mantensträßchen) abgerissen. Das Haus in der jetzigen Form stellt einen verbliebenen Rest des dritten Hauptgebäudes des Birgittenklosters dar. Es wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts errichtet. Die französische Besatzung nutzte es ab 1801 als Gendarmeriegebäude und als Gefängnis. Danach diente es bis zum Zeitpunkt der Errichtung des inzwischen abgerissenen Volksschulgebäudes an der Grenzwaldstraße als katholische Volksschule. Im 20. Jahrhundert betrieb Heinrich Grüters hier ein Lebensmittel- und Feinkostgeschäft. Das stattliche Gebäude mit geschweiftem Giebel und Jugendstilfassade zum Kirchplatz hin und mit einer zur Klostergasse hin liegenden Längsseite prägt sehr deutlich den Kirchplatzbereich. 7 Ehemaliges Haus von der Kuhlen Heute Haus Boussellot Evangelische Kirche mit Gemeindehaus und Grabplatten Hausfassade um 1910 Dieses barocke Haus mit klassizistischer Fassade wurde wahrscheinlich von der Familie von der Kuhlen errichtet. Die von der Kuhlen betrieben eine Seifensiederei. Besondere Verdienste um Kaldenkirchen erwarb der hier wohnende Friedrich Hermann von der Kuhlen (1840 – 1913). Er wurde wegen seines „rast- und selbstlosen Arbeitens“ um das städtische Gemeinwohl 1910 70jährig zum Ehrenbürger der Stadt Kaldenkirchen ernannt. Das Haus mit seiner anspruchsvollen Fassade, seiner zweiflügeligen Haustüre und seiner einst qualitätsvollen Innenausstattung ist ein hervorragendes Beispiel bürgerlicher Wohnkultur um 1800. Das Haus war wiederholt Motiv für Gemälde des Malers August von Brandis, damals Professor an der Technischen Hochschule Aachen, der 1897 Bertha von der Kuhlen geheiratet hatte. 1910 übernahm die Familie Boussellot das Haus und unterhielt eine Restauration mit Saal und Gartenwirtschaft. Es wurde zum Vereinslokal vieler Kaldenkirchener Gemeinschaften. Ab 1970 Nutzung als Wohn- und Geschäftshaus. 8 Von 1533 datierten die ersten reformatorischen Spuren in Kaldenkirchen, von 1572 die erste Erwähnung der reformierten Gemeinde. Im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts erfuhr die Gemeinde unter dem Kreuz eine massive Unterdrückung. 1672 war der Baubeginn der Kirche unter Prediger Johann Melchior mit niederländischer Unterstützung. Durch Pfarr- und Schulhaus war sie abgeschirmt von der Straße als nicht sichtbare „Hofkirche“. Zur ersten größeren Gruppe deutscher Auswanderer nach Pennsylvanien gehören 1682 auch Angehörige der reformierten Gemeinde Kaldenkirchen. Ausdrucksstarke Grabplatten sind an der Kirchenmauer befestigt. 9 Ehemaliges Haus Poensgen Heute Herren-Mode Schouren Kaldenkirchener Rathaus von 1601- 1898 Dieses Haus war von 1601 – 1898 das Rathaus von Kaldenkirchen. Die Rathausgasse erinnert daran. Das Haus diente im Laufe der Jahrhunderte auch als Schule, zeitweise außerdem als Fleischhalle und Gefängnis. Der katholische Prior und Pfarrer Aegidius Heinssen hat in den Jahren 1668 – 1694 folgendes festgehalten: „es syn allweyl twie börjermeester gewest“. Sie wurden jährlich am Dreikönigtag von den „zwölf Aposteln“ (Wahlmänner) gewählt. Sie mussten jeden Morgen die drei Tore - Brucher-, Venloer- und Leuther Tor - öffnen und dieselben an jedem Abend wieder schließen. Die Bürgermeister sorgten zudem für die Sauberkeit der Straßen und die Reinhaltung der Brunnen. Im Jahre 1899 wurde das Haus vom Breyeller Geschäftsmann Giskes gekauft, der hier ein Kaufhaus (später Gehlen) unterhielt. An der Frontseite ist das 1903 geschaffene Stadtwappen von Kaldenkirchen aufgesetzt. 10 - Johann Hausmarke des JHP Hermann Poensgen - über Eingang dem der seit ca. Dieses klassizistische Bürgerhaus wurde von 1750 in Kaldenkirchen lebenden Familie Poensgen erbaut. Die stammte aus und Kaufmannsfamilie der Eifel gehörte der Gemeinde an. reformierten Von ihrem Wohlstand zeugt -wie Haus -auch der dieses von Johann Hermann Poensgen erbaute Rokoko-Pavillon im Familie der Friedrichstraße. Garten der Funken an Von der Nachfolgegeneration gewann Johann Bernhard Poensgen (1775 bis die Bedeutung. Er 1839) größte war Inhaber einer Siamosen -Handweberei mit ca. 250 200 Webstühlen von 1810 1825 Arbeitern und und bis Familie Zeit Bürgermeister. Die Poensgen gehörte in der von 1750 bis zu wirtschaftlich und 1850 den politisch, kulturell einflussreichsten Familien in Kaldenkirchen. Nach diversen führt die Eigentümerwechseln Familie Schouren hier seit 1966 ein Herrenbekleidungsgeschäft. 11 Ehemaliges Hauptzollamt Seit 1975 Bürgerhaus Jüdische Spuren Mahnmal Ecke Jahn- Frankstraße Nach dem Ende der französischen Besatzung 1813 erfuhr Kaldenkirchen eine starke Aufwertung wegen der dann exponierten Lage an der Westgrenze Preußens. Das preußische Finanzministerium hat aufgrund der Zollgesetzgebung von 1818 Kaldenkirchen zum Sitz eines Hauptzollamtes bestimmt. Folglich kam es zur Errichtung eines Hauptzollamtsgebäudes hier, wo früher das Venloer Tor stand. Möglicherweise ist das Bauvorhaben der preußischen Verwaltung im Entwurfsstadium in Berlin sogar durch Karl Friedrich Schinkel als Leiter der Berliner Oberbaudeputation geprüft worden. 125 Jahre nach der Eröffnung, am 1.4.1943 wurde das Hauptzollamt aufgehoben, bzw. nur noch eine Zollkasse unterhalten. Nach späterer Auflösung erwarb die Stadt Kaldenkirchen das Gebäude. 1970 ging es im Zusammenhang mit der Gemeindereform über in das Eigentum der Stadt Nettetal. 1975 wurde die Chance zur Einrichtung eines Bürgerhauses genutzt. Bei der außen und innen gelungenen Wiederherstellung ist die Noblesse der Architektur mit den sparsamen Formen des preußischen Klassizismus wieder voll erlebbar. Der große zweigeschossige Putzbau steht auch heute noch in beherrschender Position im Ortsbild. 12 Bronzetafel Synagoge Mindestens seit 1707 sind Juden in Kaldenkirchen belegt. 1856 bestand die jüdische Gemeinde aus 56 Seelen. 1872/73 errichteten sie eine Synagoge, die im November 1938 von der SA zerstört wurde. Die Juden, die während der NAZI Herrschaft nicht auswanderten, wurden nach Riga und Theresienstadt deportiert und dort größtenteils ermordet. An sie erinnert in Kaldenkirchen ein Mahnmal an der Ecke Jahn- Frankstraße. Hier war früher ein jüdischer Friedhof, der 1824 erstmals erwähnt wurde. 1924 wurde er eingeebnet und am Akazienweg jedoch ein neuer Friedhof angelegt. Auf ihm befinden sich heute 13 Grabsteine und Grabplatten. Er ist seit 1945 in städtischer Trägerschaft. Ein Granitsteinband im Straßenpflaster der Synagogengasse markiert den Grundriss der früheren Synagoge. Am Haus der gegenüberliegenden Baugesellschaft hängt heute eine aus Bronze gegossene Abbildung der Synagoge. 13 Rokoko Pavillon Privatbesitz Die Erbauung des Pavillons erfolgte in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts durch den vermögenden Wein- und Lumpenhändler Johann Hermann Poensgen. Im Oberlicht des Pavillons finden sich seine Initialen (JHP); im Gitter der Freitreppe die seines Sohnes, des Kaldenkirchener Bürgermeisters Johann Bernhard Poensgen (JBP) und der Sibilla Adelgunde Schmasen (SAS). Das eingeschossige Gebäude mit geschweiftem MansardeWalmdach ist mit einer doppelläufigen Treppe versehen. Das Mauerwerk besteht aus geschlämmten Backsteinen. In das Treppengeländer ist die Jahreszahl 1807 eingearbeitet. Kriegerdenkmal Dieses Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Kriege 1864, 1866 und 1870/71 wurde 1913 errichtet und feierlich eingeweiht. Geschaffen hat das Denkmal der Düsseldorfer Bildhauer Peter Stammen. Die hier abgebildete, ursprüngliche Form entsprach den Vorstellungen im Kaiserreich: „3,70 Meter hoher, viereckiger Brunnenpfeiler. Darauf eine 2 Meter große gepanzerte Kriegergestalt; im Volksmund „Der Siegfried von Kaldenkirchen“ genannt. Auf bloßem Haupte ein Lorbeerkranz als Siegeszeichen. Schwert an der Brust. Hintergrund 6,50 Meter hohe Giebelwand aus geschliffenen Ziegelsteinen“. Mit dem Ende des ersten Weltkrieges ging auch das Kaiserreich unter. Nachdem in den dreißiger Jahren die strahlende Heldenfigur abmontiert worden war, veranlasste man nach dem zweiten Weltkrieg die Halbierung des Brunnenbeckens und seine Anordnung an der gegenüber stehenden Mauer. Geblieben sind der Kopf des Adlers und die Kaiserkrone. 14 15 Zigarrenmacher Sehenswürdigkeiten außerhalb des gekennzeichneten Rundweges Der Bahnhofstraße folgend: Alter katholischer Friedhof Heute städtische Parkanlage In Kaldenkirchen gab es im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine bedeutende grenzüberschreitende Tabak- und Zigarrenindustrie. Schon 1773 wohnte in Kaldenkirchen ein Tabakhändler und 1804 arbeitete eine erste Tabakfabrik. 1921 beschäftigte diese Industrie 1217 Personen, die in Fabriken oder in Heimarbeit tätig waren. Dies waren ca. 65% der in Kaldenkirchen arbeitenden Bevölkerung. Zollpolitische Maßnahmen nach dem ersten Weltkrieg, Veränderungen bei Absatzmöglichkeiten, ein neues Tabaksteuergesetz von 1920, ein Banderolensteuergesetz von 1922 und die Konzentration auf kapitalstarke Firmen ließen diese Industrie gänzlich verschwinden. 16 1841 wurde der jahrhundertealte katholische Friedhof (Kirchhof nördlich und südlich der Pfarrkirche) aufgegeben und hier am Allerseelentag nach der Einweihung durch Pfarrer Sticker ein neuer Friedhof seiner Bestimmung übergeben. Der Friedhof war mit einer Mauer umgeben, in die Kapellchen mit Leidensstationen Jesu eingebaut waren. Im Keller der oben abgebildeten Kapelle befanden sich die Gräber der Priester der St. Clemens Pfarre. 1964 Umwandlung des Friedhofes in eine städtische Parkanlage und Abbruch der Kapelle. An dieser Stelle stehen seitdem drei schlichte Steinkreuze aus Anröchter Dolomit - den Toten aller Kriege zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung. Einige alte Grabsteine und mächtige Kreuze wurden an die Peripherie des Grundstücks verlegt. 2006 wurden die von Wetter- und Schadstoffeinflüssen beschädigten Grabsteine restauriert. 17 Der Straße „Zur Lärche“ folgend: Marienkapellchen Ehemaliger evangelischer Friedhof Einen eigenen Friedhof hatte die evangelische Gemeinde mindestens seit 1625. Im 19. Jahrhundert wurde diese Friedhofsmauer errichtet, in deren Innenseite wichtige Grabplatten des 17. Jahrhunderts eingelassen wurden: die des Predigers Reiner Stephani (gestorben 1663) und – besonders bemerkenswert – des Loy van Wel „in syn leven schipper van Venlo“. Laut Lagerbuch der Gemeinde lag der Friedhof 1843 zwischen den Gärten der Familie von der Kuhlen und des Cyprian Hagen an der damaligen Kirchhofstraße. 1775 erstmals in einer Flurkarte erwähnt. Im Volksmund auch Königskapellchen genannt. Die Front zeigt einen Schweifgiebel und einen Ankersplint. Hinter der vergitterten Nische befindet sich eine Pietà. Nebenstehend Gedenkstein mit Metallkreuz. Nach wie vor von der internationalen Stefan-GeorgeStiftung erhalten wird das gemeinsame Grab von Adalbert Cohrs und Bernhard Graf Uxkull – Gyllenband, die sich nach missglückter Desertion ins neutrale Holland im Juli 1918 in Kaldenkirchen erschossen haben. Sie gehörten zum engsten Kreis des Dichters Stefan George. 18 19 Rittergut Altenhof Privatbesitz, landwirtschaftlicher Betrieb Tolkemit – Gedenkstein mit Anker Unter dem Namen „Altenhoven“ ist das heutige Gut bereits 1312 quellenmäßig belegt: zunächst im Besitz gleichnamiger Ritter, von denen es um die Mitte des 14. Jahrhunderts in den Besitz der Spede oder von Spee überging. Fast 500 Jahre im Besitz der späteren Grafen von Spee. Hier am Rittergut verlief ein halbes Jahrtausend lang die Landesgrenze zwischen den Herzogtümern Geldern im Norden und Jülich im Süden. Das Rittergut Altenhof stand auf Jülicher Seite. Das Rittergut ist ein zweigeschossiger geschlämmter Backsteinbau mit Walmdächern, dessen Ecken mit Blaustein verstärkt sind. Eindrucksvoll ist das blausteingefasste Eingangstor, zu erreichen nach Durchschreiten eines Torhauses mit Allee. Oberhalb des Eingangstores befindet sich das Allianzwappen von Spee (Hahn) und von Scheidt, genannt Weschpfennig. 1833 wurde das Rittergut für 23 000 Taler an die wohlhabende Kaldenkirchener Kaufmannsfamilie Schmasen verkauft, 30 Jahre später für 43 000 Taler an den Kaufmann Hubert Underberg-Albrecht. Heute ist es im Besitz der Familie Baum-Underberg und Mittelpunkt eines landwirtschaftlichen Betriebes. Nach Ende des zweiten Weltkrieges mussten die Tolkemiter ihre 1296 durch den Deutschen Orden in Westpreußen – am Frischen Haff im Kreis Elbing gegründete Heimatstadt aufgeben. So fanden Mitte 1946 ca. 600 Tolkemiter im Bereich der heutigen Stadt Nettetal ein neues Zuhause. Ihren neuen Ankerplatz haben sie 2002 öffentlich dokumentiert. Die Straße im Neubaugebiet Moeskesweg erhielt den Namen „Tolkemiter Straße“. Außerdem wurde ein Gedenkstein mit Anker errichtet. 20 21 Der Grenzwaldstraße folgend: Dieser Wegweiser wird überreicht durch Sonsbeck Seit 40 Jahren für Sie in Kaldenkirchen! Kehrstraße 65 Tel.: 0 21 57 / 81 56 - 0 41334 Nettetal - Kaldenkirchen Fax: 0 21 57 / 81 56 - 67 Wir bedanken uns bei den Eigentümern der Baudenkmäler für ihre umfassende Unterstützung. Städtischer Friedhof mit Steintafeln für die Toten der Weltkriege und Bronzetafeln mit Schilderung des Verlaufs des zweiten Weltkrieges. Alter jüdischer Friedhof, Grenzwald, Galgenvenn, Sequoia-Farm, Towana geohydrologischer Wassergarten, Kinderspielplatz, Holzsteig und Blick über Heidemoore und Flachskuhlen, Schlucht, Grenzwege. Text und Herausgeber: Bürgerverein Kaldenkirchen e.V. www.bv-Kaldenkirchen.de Der Steyler Straße folgend: Juyser Kreuz Früherer Grenzübergang Heidenend mit Schlagbaum, Trappistenkloster auf der Ulingsheide, früherer Grenzübergang Schwanenhaus (Leuth), Grenzsteine, früheres Zollamt an der Autobahn. Geschichte der Eisenbahnstrecke sowie der Kleinbahn. Geschichte des Schmuggelns. 22 Layout: Peter Schmitz www.schmitz-nettetal.de Druck: Toni Peters Druck GmbH & Co. KG www.tp-druck.de Auflage: 1.300 Stück; November 2009 Schutzgebühr: 2,00 € 23 alter Kath. Friedhof Grenze zu den Niederlanden früher Synagoge, Granitsteinband des Grundrisses Haus Poensgen, heute Schouren früher Hauptzollamt, heute Bürgerhaus Marktplatz Bronzetafel Haus Grüters Rathaus 1601-1898 Kath. Kindergarten früher Birgittenkloster Rok Frie oko-Pa v dric hstr illon aße Pfarrgarten Haus von der Kuhlen, heute Haus Bousselot Convent A Pastorat Jü M disc ah h nm es al Gemeindehaus E Kath. Pfarrkirche Alter ev. Mari Friedhof, enka Ri Gede ttergut A pelle, lte nkste in mi nhof, t Ank er Ev. Kirche mit Grabplatten G Stä renz dt. wa Fri ld ed ho f Zigarrenmacher A = Ausgangspunkt E = Ende Kriegerdenkmal Länge des Rundgangs Ortskern ca. 2 km Dauer des Rundgangs Ortskern ca. 45-60 Minuten (reine Gehzeit)