PDF herunterladen - Deutsche Krebshilfe

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ISSN 1617-8629
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FÜR DAS
LEBEN
GEGEN DEN KREBS
Ziele und Erfolge seit 1974
Herausgeber
Deutsche Krebshilfe e.V.
Buschstraße 32
53113 Bonn
Telefon: 02 28 / 7 29 90-0
Telefax: 02 28 / 7 29 90-11
E-Mail: [email protected]
Internet: www.krebshilfe.de
Hauptgeschäftsführer
Gerd Nettekoven
Text und Redaktion
Isabell-Annett Beckmann
Nina Hohmann
Dr. Eva Kalbheim
Juliane Tiedt
Christiana Tschoepe
Stand 07 / 2011
ISSN 1617-8629
Art.-Nr. 600 0071
FÜR DAS
LEBEN
GEGEN DEN KREBS
Ziele und Erfolge seit 1974
2 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 3
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Dr. Mildred Scheel
„Es ging etwas Kühnes von ihr aus. Das zeigte sich in den Gesichtszügen, in der
Mimik, in der Gestik, im Schritt und im Blick. Als kühn bezeichnen wir Menschen,
welche bereit und in der Lage sind, Grenzen zu überschreiten, Menschen, die
sich vom Gewohnten oder Gewöhnlichen lösen können und die sich in Gestalt von
Großzügigkeit und Großherzigkeit darstellen.“ (Professor Dr. Peter Schneider, Kuratoriumsmitglied der Deutschen Krebshilfe, über die Gründerin der Deutschen Krebshilfe,
im Jahr 1985)
„Mildred“ leitet sich vom althochdeutschen Namen
Miltraud oder Miltrud ab: „mildi“ bedeutet freundlich und freigebig, „trut“ steht für Kraft und Stärke.
Mildred Scheel war eine starke Frau, die ihre Kraft
freigebig für andere einsetzte, für Menschen, die
Zuwendung ebenso brauchen wie eine nachhaltige
Vertretung ihrer Interessen: krebskranke Menschen.
Köln, 31. Dezember 1932: Am letzten Tag des Jahres
wird Mildred Anna Maria Therese Wirtz geboren. Sie
ist das dritte Kind des Röntgenarztes Hans-Hubert
Wirtz und seiner amerikanischen Frau Elsi, geborene
Braun.
Das Elternhaus prägt Mildred überaus stark, wirkt
sich Zeit ihres Lebens auf ihre persönlichen Einstellungen aus. Als wichtigstes Ergebnis dieser Prägung
bezeichnet sie später „jenes pragmatische Pflichtbewusstsein, das ... aus der überaus glücklichen
Symbiose amerikanisch-liberaler Ostküstenmentalität mütterlicherseits und deutschem aufgeklärtem Konservatismus meines Vaters zu resultieren
scheint“. Dieses Pflichtbewusstsein ist gepaart mit
einem starken Willen, der unabdingbarer Bestand-
teil ihrer Lebensgestaltung ist. „Wo ein Wille ist, ist
ein Weg, auch wenn er noch so unüberwindlich und
unbegehbar erscheint. Wer will, der kann.“
Schon als kleines Mädchen interessiert sich Mildred
brennend für Medizin: Puppen und Teddys werden
„operiert“. Noch bevor sie in die Schule kommt,
begleitet sie ihren Vater regelmäßig in dessen Praxis.
Dort beobachtet das Kind, wie der Vater „mit einer
Mischung aus Energie und menschlicher Wärme“
seine Patienten behandelt, und erlebt die Verbindung
von „menschlicher Hoffnung und ärztlicher Nüchternheit“. Der Grundstein für den späteren Beruf ist gelegt. „Gerade dieses Geheimnis, gesund machen zu
können, weckte in mir den immer stärker werdenden
Wunsch, es ihm eines Tages gleichzutun“, beschreibt
sie später ihre Berufswahl.
Mildred Wirtz wird mit sechs Jahren in die Grundschule in Köln-Bayenthal eingeschult, überspringt
die vierte Klasse und wechselt im Alter von neun
Jahren auf das Kölner Lyceum. Ihre Lieblingsfächer
kristallisieren sich schnell heraus: Englisch und
Turnen, Biologie und Chemie.
4 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 5
nem Herzinfarkt. Die Praxis in Amberg wird daraufhin
verkauft, so dass sich die angehende Röntgenärztin
neu orientieren muss.
1963 erlebt Mildred Wirtz einen weiteren wichtigen
Einschnitt in ihrem Leben: Am 28. März wird ihre
Tochter Cornelia geboren. Fortan bewältigt die Ärztin
die Doppelbelastung einer alleinerziehenden, berufstätigen Mutter.
Mildred Wirtz im Kreise ihrer Familie.
Der Zweite Weltkrieg bricht in diese heile Kinderwelt
zunächst unmerklich, später immer drastischer ein.
Köln wird verstärkt das Ziel alliierter Bombenangriffe. Nachdem die Praxis von Dr. Wirtz mehrfach
zerstört wurde, zieht die Familie 1944 nach Amberg
zur Schwester des Vaters. Ein Entschluss, der wahrscheinlich allen das Leben gerettet hat: Am 2. März
1945 wird das Wohnhaus der Familie in Köln-Marienburg in Schutt und Asche gelegt.
In Amberg besucht Mildred das Mädchen-Gymnasium. Nach Kriegsende meldet sie sich zur Krankenpflege verletzter Flüchtlinge, von denen viele
Tausend nach Bayern strömen. Mildred Wirtz ist zu
diesem Zeitpunkt vierzehn Jahre alt.
Nach dem Abitur kann Mildred endlich ihrer Berufung
folgen: Sie studiert Medizin in München, Innsbruck
und Regensburg. Sie absolviert ihr Staatsexamen in
München mit Bravour und findet dort eine Anstellung
als Medizinalassistentin. Da sie später die Praxis ihres Vaters übernehmen möchte, schlägt sie die Fachrichtung Röntgenologie ein. Aber noch bevor Mildred
ihre Facharztausbildung abschließen kann, erliegt
der Vater, ihr großes Vorbild, 1962 überraschend ei-
Um möglichst vielfältige Berufserfahrungen zu
sammeln, arbeitet die junge Ärztin in verschiedenen
Krankenhäusern und übernimmt Vertretungen in
Privatpraxen. 1967 lernt sie dabei im „Alpensanatorium“ am Tegernsee Walter Scheel kennen.
Am 18. Juli 1969 heiraten Mildred Wirtz und Walter
Scheel auf dem Standesamt in München-Schwabing.
Für die damals sechsunddreißigjährige Ärztin ist
damit nicht nur der Umzug nach Bonn verbunden,
sondern auch der Abschied von ihrem bisherigen
Leben. Aus der engagierten Medizinerin wird eine
Politikerfrau, die sich den Zwängen des Terminplans
ihres Mannes – Walter Scheel wird im Oktober
1969 Außenminister – und des Protokolls anpassen
muss. Aber sie nimmt auch diese Hürde ohne
Schwierigkeiten.
vermitteln und redete dann vor einer erstaunten
Versammlung von Männern in Nadelstreifenanzügen
über Schule, Kleidung und Halsschmerzen.“ Feste
Familientreffpunkte sind die gemeinsamen Mittagsund Abendmahlzeiten. Dann sind die Eltern als zu­
verlässige Ansprechpartner für ihre Kinder da.
Als Walter Scheel 1974 zum Bundespräsidenten
gewählt wird, gehört zu den Pflichten der „First Lady“
Mildred Scheel auch, dass sie sich für eine soziale
Aufgabe einsetzt. Nun kann sie an ihre früheren
Jahre anknüpfen: Die Röntgenfachärztin, die während
ihrer Berufstätigkeit fast täglich mit dem Leiden
von Krebskranken konfrontiert war und die auch um
das Schweigen weiß, das diese Krankheit umgibt,
gründet am 25. September 1974 die „Deutsche Krebshilfe e.V.“.
Mildred Scheels Popularität – in den Jahren 1977,
1978 und 1979 wird sie in der Bundesrepublik zur
„Frau des Jahres“ gewählt – und Impulsivität, ihre
unbekümmerte Kühnheit, die Sympathie und Anerkennung, die ihr und ihrem Mann entgegengebracht
werden, lassen die Entwicklung der Deutschen Krebshilfe zu einer Erfolgsgeschichte werden.
Neben den Repräsentationspflichten als Gattin des
Außenministers beansprucht die sich vergrößernde
Familie Mildred Scheels ganze Aufmerksamkeit: Am
21. Juli 1970 wird Andrea-Gwendolyn geboren, und
1971 adoptieren die Scheels auf einer Bolivienreise
den indianischen Waisenjungen Simon-Martin.
So wie sie es aus ihrem Elternhaus kannte, legt
Mildred Scheel großen Wert auf ein intaktes, harmonisches Familienleben. Dazu gehört, dass die Mutter
trotz aller beruflichen Verpflichtungen immer für ihre
Kinder erreichbar ist. Eine langjährige Mitarbeiterin
Mildred Scheels berichtet: „Oft ließ sie sich einen
Anruf von zu Hause direkt in eine Besprechung hinein
Mit großem persönlichen Einsatz setzt Mildred
Scheel ihre Ideen in die Tat um. Oft arbeitet sie
bis spät in die Nacht. Hat die Geschäftsstelle der
Deutschen Krebshilfe Dienstschluss, werden die
Telefongespräche zu Mildred Scheel nach Hause
weitergeleitet. Für ihre Mitarbeiter ist das oberste
Gebot: „Sagen Sie niemals: ‘Rufen Sie wieder an’,
wenn jemand verzweifelt Auskunft über Krebs verlangt.“ Im Gespräch mit Betroffenen ist sie stets eine
mitfühlende, warmherzige Zuhörerin, die Rat gibt
und Hoffnung spendet. Umso unnachgiebiger setzt
Mildred Scheel ihre Pläne gegen Bürokratismus und
Vorschriften durch.
Entschlossen sammelt sie Spenden für ihre Arbeit.
Selbst Staatsbesuche nutzt sie dafür: 1975 in
Moskau, ihrem zweiten Staatsbesuch überhaupt,
lässt sie sich von den Repräsentanten der damaligen
Sowjetunion Autogramme geben, die für den wohl­
tätigen Zweck versteigert werden.
Es ist wie ein Hohn des Schicksals, dass Mildred
Scheel knapp zehn Jahre nach Gründung der Organi­
sation selbst an Krebs erkrankt. Bis kurz vor ihrem
Tod wird diese Tatsache vor der Öffentlichkeit geheim
gehalten. Zu groß ist ihre Angst, dass ihr Lebenswerk gefährdet werden könnte, denn sie befürchtet:
„Die Leute verlieren die Hoffnung und die Zuversicht, wenn sie erfahren, dass die Präsidentin der
Krebs­hilfe selbst Krebs hat“. Aber es tritt genau das
Gegenteil ein: Die Unterstützung für die Deutsche
Krebshilfe nimmt weiter zu.
Dr. Mildred Scheel stirbt am 13. Mai 1985. Sieben
Tage später findet der Trauergottesdienst für sie im
Bonner Münster statt. Während in der Kirche die
Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur von ihr
Abschied nimmt, verfolgen Tausende von Menschen
die Zeremonie draußen über Lautsprecher. Mildred
Scheel findet ihre letzte Ruhestätte auf dem Alten
Friedhof in Bonn.
Mildred Scheel und Walter Scheel bei ihrer Trauung 1969.
6 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 7
die deutsche Krebshilfe
1974 bis heute
Krebs – ein Thema, vor dem die Menschen lange zurückschreckten, dem sie mit
Angst und Hilflosigkeit gegenüberstanden. Viele sprachen noch nicht einmal das
Wort aus. Krebs war ein Tabu. Dank der Deutschen Krebshilfe ist das heute anders.
Das Wort „Tabu“ stammt von den polynesischen
Tonga-Inseln und bedeutet „verboten“ oder wörtlich: tapu – „das stark Gezeichnete“. Es bezieht sich
auf Ge- und Verbote bei Naturvölkern. Auch unsere
moderne Zivilisation kennt Tabus. Ihre Ursprünge
liegen auf moralischem, ethischem und ­religiösem
Gebiet. So wie gesellschaftliche Werte und Normen
einem ständigen Wandel unterliegen, ändern sich
die Themen, die tabuisiert werden.
Sehr lange Zeit war Krebs in unserer Gesellschaft
ein Tabuthema, eine Krankheit, über die Betroffene
und Angehörige schwiegen. Das begann sich im
Herbst 1974 zu ändern: „Die Deutsche Krebshilfe
konstituierte sich als eingetragener Verein am
25. September 1974. Auf Initiative von Dr. Mildred
Scheel hatten sich an diesem Tage acht Gründungsmitglieder in Bonn versammelt und die Satzung
des Vereins beschlossen.“ So hieß es im ersten
Jahresbericht der Organisation.
Zwölf Jahre später resümierte der damalige Bundes­
präsident Richard von Weizsäcker: „Frau Scheel
sprach das Wort Krebs aus; sie redete nicht mehr um
den Namen und um die Sache herum, sie forderte
uns auf, vor dieser Krankheit nicht mehr die Augen zu
verschließen, sondern sie genau und klaren Blickes
anzuschauen. Ich glaube, dass Mildred Scheel und
die Deutsche Krebshilfe unser Verhältnis zur Krankheit überhaupt und zum körperlichen Leiden verändert haben.“
Diese positive Veränderung basiert auf dem Engagement vieler Menschen und ist, wie Mildred Scheel
es einmal formulierte, „eine der größten Leistungen
unserer Mitbürger auf gesundheitspolitischem
Gebiet“. Bürger ergreifen Initiative und tragen
persönlich dazu bei, den Kampf gegen den Krebs
25. September 1974: Die Deutsche Krebshilfe wird gegründet.
zu führen – so das Konzept der Deutschen Krebshilfe.
Heute ist das „Unternehmen Deutsche Krebshilfe“
eine feste Größe im deutschen Gesundheitswesen.
Nach dem Tod Mildred Scheels übernahm 1985
Gründungsmitglied Dr. Helmut Geiger als Präsident
und Vorstandsvorsitzender die Aufgabe, die Organisation weiterzuführen. In den folgenden 15 Jahren entwickelte sich die Deutsche Krebshilfe unter
seiner Leitung zur größten und wichtigsten privaten
Förderorgani­sation zur Krebsbekämpfung in Deutschland. Zum dreißigjährigen Bestehen der Organisation
schrieb Bundespräsident Horst Köhler im Jahr 2004:
„Das Lebenswerk von Mildred Scheel ist fest im
öffentlichen Bewusstsein verankert. Auch interna­
tional genießt die Arbeit der Deutschen Krebshilfe
einen guten Ruf.“
Zehn Jahre lang, von Januar 2000 bis Ende 2009,
stand dann wieder eine Frau als Präsidentin an
der Spitze der Deutschen Krebshilfe: Professor Dr.
­Dagmar Schipanski. Als Wissenschaftlerin und Politikerin brachte sie ihren Sachverstand und ihre Kontakte ein, um die Anliegen der Deutschen Krebshilfe zu
befördern. Die Aufgaben der Deutschen Krebshilfe
waren ihr eine Herzensangelegenheit, und sie legte
besonderen Wert darauf, nah an den Betroffenen zu
sein. Anfang 2010 übernahm der Krebsmediziner
und -forscher sowie Nobelpreisträger Professor Dr.
Harald zur Hausen das Präsidentenamt. Bedeut­
same wissen­schaftliche Ergebnisse veranlassten ihn
jedoch dazu, sich ab Juli 2010 wieder verstärkt der
Laborarbeit zu widmen.
Am 28. März 2011 wählte die Mitgliederversammlung
Dr. h.c. Fritz Pleitgen zum neuen Präsidenten. Der
Journalist und Rundfunkmanager wird die Deutsche
Krebshilfe die nächsten fünf Jahre repräsentieren.
„Die Krankheit Krebs trifft die Menschen meist
unvorbereitet. Eine Organisation wie die Deutsche
Krebshilfe trägt dazu bei, den Betroffenen berechtigte Hoffnung auf Heilung zu geben. Die Arbeit unter-
stütze ich gerne. Meine Vorgänger, angefangen von
Mildred Scheel, werden mir dabei Vorbilder sein“, so
Pleitgen. „Als Präsident ist es mir wichtig, die Tätigkeiten und Botschaften der Deutschen Krebshilfe in
der Öffentlichkeit darzustellen und auch Gespräche
auf gesundheitspolitischer Ebene zu führen.“
Seit März 2010 wird die Deutsche Krebshilfe zudem
von ihrer ersten Botschafterin und bekannten TVModeratorin Carmen Nebel unterstützt. Sie moderiert
seit 2008 eine ZDF-Spendengala zu Gunsten der
Organisation und wird sich zukünftig intensiv für die
Belange krebskranker Menschen einsetzen: „Die
Diagnose Krebs verändert das Leben eines Menschen
von einer Sekunde auf die andere dramatisch. Die
Betroffenen brauchen eine bestmögliche Versorgung
und umfassende Information – aber sie brauchen
auch unsere Solidarität und Fürsorge. Die Arbeit der
Deutschen Krebshilfe ist daher unverzichtbar“, so
Carmen Nebel.
„Die Bekämpfung der Krebskrankheiten ist nicht
nur eine Herausforderung an die Medizin. Sie ist
eine der großen uns allen gestellte Aufgabe dieses
Jahrhunderts. Wir sollten danach handeln.“
Mildred Scheel (1979)
„Es bedurfte wohl einer Frau und gerade dieser
Frau, um verschlossene Türen dort zu öffnen, wo es
nötig war, durch Mauern zu gehen und mit Mut und
Unbeirrbarkeit die dabei auftretenden Blessuren
zu ertragen. Nicht zu fragen, ob ein neuer Weg
machbar ist, sondern ob es notwendig ist für den
Krebskranken, war ihre Devise.“
Professor Dr. Max Eder, erster Vorsitzender des ­Medizinischen
Beirats der Deutschen Krebshilfe, über Mildred Scheel (1985)
8 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
Idealismus und
Kompetenz
Experten aus Medizin, Wissenschaft und anderen
Bereichen stellen ihr Fachwissen ehrenamtlich in den
Dienst der Deutschen Krebshilfe.
Beim Amtsgericht Bonn ist der gemeinnützige Verein
unter der Vereinsregister-Nummer 3898 als „Deutsche Krebshilfe e.V.“ mit Sitz in Bonn geführt.
„Zweck des Vereins ist es, die Krebskrankheiten in all
ihren Erscheinungsformen durch geeignete Maßnahmen, insbesondere der Information und Aufklärung,
Vorsorge, Gesundheitserziehung, Prävention, Früh­
erkennung, Diagnostik, Therapie, Nachsorge und Forschung zu bekämpfen“, heißt es in der Satzung der
Deutschen Krebshilfe. 130 ehrenamtliche Fachexperten in den Gremien der Deutschen Krebshilfe, jährlich
etwa 450 ehrenamtlich tätige externe Gutachter und
die derzeit rund 100 hauptamtlichen Mitarbeiter in
der Geschäftsstelle der Organisation setzen diese
Aufgaben in die Praxis um.
Umfassende Sachkompetenz, Idealismus und Enthusiasmus: Darüber verfügen die ehrenamtlich tätigen
Gremienmitglieder der Deutschen Krebshilfe. Zu
ihnen gehören die Mitglieder und die Vorstände des
Vereins und seiner Tochterorganisationen sowie die
Mitglieder der sechs Fachausschüsse. Experten aus
allen Bereichen der Onkologie bewerten jährlich in
zahlreichen Sitzungen Hunderte von Projektanträgen.
Eine Aufgabe, die sie zusätzlich zu ihren zeitaufwändigen beruflichen Verpflichtungen übernehmen.
Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe
waren bis 1984 Dr. Mildred Scheel, von 1984 bis
2000 Dr. Helmut Geiger, von 2000 bis 2004 Dr. HansJoachim Möhle und von 2004 bis 2010 Friedrich Carl
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 9
Janssen. Seit Juni 2010 hat Hans-Peter Krämer das
Amt des Vorstandsvorsitzenden inne.
Vielfältige Aufgaben bestimmen den Alltag des
hauptamtlichen Personals in der Geschäftsstelle der
Deutschen Krebshilfe in Bonn: Projektanträge bearbeiten, Förderprojekte überwachen, sachbezogen informieren und aufklären, Anfragen Betroffener beantworten, Anträge an den Härtefonds bearbeiten und
Spenden akquirieren. Die Organisation kommuniziert
einerseits in die Öffentlichkeit, welche Projekte durch
Spenden­gelder realisiert werden können. Andererseits zeigt sie weiteren Bedarf auf, um potentielle
Spender von der Notwendigkeit ihres Engagements
für die Deutsche Krebshilfe zu überzeugen. Seit dem
1. Januar 2007 hat die Deutsche Krebshilfe außerdem
ein Büro in Berlin als Koordinierungsstelle für Fragen
der Gesundheits- und Forschungspolitik.
Aus Verantwortung den Spendern gegenüber hält
die Deutsche Krebshilfe ihre Verwaltungskosten
­konstant niedrig: Sie liegen derzeit bei etwa 10 Pro­
zent der Gesamteinnahmen und lagen seit Gründung
nie höher. Da der Gesamtkomplex ihrer Grundsätze
und Maßnahmen weit über die Kriterien des DZISpendensiegels hinausgeht, hat die Deutsche Krebshilfe das „Spendensiegel“ beim Deutschen Zentral­
institut für Soziale Fragen (DZI) nicht beantragt –
zumal diese Zertifizierung mit nicht unerheblichen
Kosten verbunden ist. Die Deutsche Krebshilfe wird
jedoch vom DZI als „förderungswürdig“ eingestuft.
Die Deutsche Krebshilfe
und ihre
Tochterorganisationen
Unter dem Motto „Helfen. Forschen. Informieren.“
werden innovative Projekte initiiert und finanziert.
Deutsche Krebshilfe e.V.
Als „Urzelle“ der Krebsbekämpfung im Sinne einer
Bürgerbewegung gegründet, ist der gemeinnützige
Verein Ausgangspunkt und Initiator aller Aktivitäten.
Gemäß ihrem Motto „Helfen. Forschen. ­Informieren.“
finanzieren die Deutsche Krebshilfe und ihre Tochter­
organisationen klinische, wissenschaftliche und
soziale Projekte auf allen Gebieten der Krebsbekämpfung. Die Experten aus den Fachausschüssen
und Vorständen legen in diesem Sinne Förderungsschwerpunkt-Programme fest, die regelmäßig auf
ihre Aktualität hin überprüft und angepasst werden.
Denn Flexibilität ist die Voraussetzung, um neuen
Entwicklungen und Anforderungen zeitnah gerecht
werden zu können – der große Vorteil einer privaten
Initiative wie der Deutschen Krebshilfe.
Stiftung Deutsche KinderKrebshilfe
Krebskranken Kindern und Jugendlichen zu helfen,
­gehört von Beginn an zum Aktionsprogramm der
Deutschen Krebshilfe. Um die Aktivitäten auf dem
Gebiet der Kinderonkologie zu bündeln, wurde am
28. Juni 1996 die rechtsfähige Stiftung Deutsche
KinderKrebshilfe gegründet. Sie befasst sich mit der
Erforschung und allen Aspekten der Bekämpfung von
Krebserkrankungen im Kindesalter. Die Stiftung verfügt über ein Stiftungskapital von 26,5 Millionen Euro.
Dr. Mildred Scheel Stiftung für Krebsforschung
Am 16. Februar 1976 auf Initiative der Deutschen
Krebshilfe gegründet, um die Krebsforschung lang-
fristig sicherzustellen. Sie finanziert sich im Wesentlichen aus Erbschaften, die die Deutsche Krebshilfe
erhält. Die Stiftung fördert innovative, klinisch orientierte sowie experimentell-theoretische Forschungsprojekte auf allen Gebieten der Onkologie und trägt
dazu bei, die personelle und sachliche Ausstattung
in der Krebsforschung zu verbessern. Darüber hinaus
unterstützt sie die Nachwuchsförderung. Das Stiftungskapital beträgt 179,6 Millionen Euro.
Mildred-Scheel-Kreis e.V.
Der gemeinnützige Verein besteht seit dem 7. November 1977. Seine fördernden Mitglieder sind der
Deutschen Krebshilfe besonders verbunden. Mit
ihren Beiträgen von mindestens 50 Euro pro Jahr
unterstützen sie die Arbeit der Deutschen Krebshilfe
und ihrer Stiftung Deutsche KinderKrebshilfe. Der
Verein unterhält und betreibt die Dr. Mildred Scheel
Akademie für Forschung und Bildung in Köln. Mehr
als 17.000 fördernde Mitglieder gehören derzeit dem
Mildred-Scheel-Kreis an.
Dr. Mildred Scheel Akademie
für Forschung und Bildung gGmbH
Die am 30. April 1992 gegründete Akademie befindet
sich im Dr. Mildred Scheel Haus für palliative Medizin
auf dem Gelände der Universitätskliniken zu Köln.
Sie wird finanziell vom Mildred-Scheel-Kreis getragen und bietet vielseitige Fort- und Weiterbildungsprogramme für alle Berufsgruppen an, die mit dem
Thema Krebs konfrontiert sind.
10 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 11
VERTRAUEN UND TRANSPARENZ
Seit mehr als 36 Jahren hat die Bevölkerung Vertrauen in die Arbeit der Deutschen
MITTELVERWENDUNG 1974 – 2010 (in Mio.€)
9
1Klinische Maßnahmen
(u.a. klinische Forschung, Strukturförderungen)
8
Krebshilfe. Das hohe Spendenaufkommen ist dafür der beste Beweis. Für die
7
­Organisation ist Transparenz bei der Mittelverwendung höchstes Gebot.
6
2 Forschungsförderung 1
5
4
Alle Spender erhalten Jahr für Jahr von der Deutschen
Krebshilfe Zuwendungsbestätigungen. Auf jeder
steht in nüchternen Worten: „Durch Bescheinigung
des Finanzamtes Bonn-Innenstadt ist die Deutsche
Krebshilfe als gemeinnützig, mildtätig und wissenschaftliche Zwecke fördernd wegen Förderung der
öffentlichen Gesundheitspflege anerkannt worden.“
Nur 15 Monate nach ihrer Gründung konnte die
­Deutsche Krebshilfe bereits Einnahmen von mehr
als 4,6 Millionen Euro verzeichnen, beim zehnjährigen Bestehen lag die Jahres-Spendensumme bei
18,9 Millionen, die 50-Millionen-Grenze wurde 1995
überschritten. Im Jahr 2007 erhielt die Deutsche
8
Krebshilfe dank einer sehr hohen Einzelspende sogar
mehr als 100 Millionen Euro.
So geschehen zum Beispiel nach dem Wegfall der
innerdeutschen Grenze: Bereits 1990 stellte die
9
1 Einzelspenden
1
6
92,4
3 Kondolenzspenden
92,3
4 Bußgelder
17,5
6 Umsatzerlöse
7 Zins- / Wertpapier-Erträge
2
3
4
543,4
2 Veranstaltungen / Aktionen / Jubiläumsspenden
5 Erbschaften / Vermächtnisse
5
3
3 Kinderkrebsprojekte
120,5
4 Psychosoziale Maßnahmen / Krebs-Selbsthilfe
105,2
5 Härtefonds
86,6
6 Information und Aufklärung
86,3
7 Spendenakquisition
88,7
8 Verwaltung
86,6
9 Dotierung der Stiftungen (Stiftung Deutsche
KinderKrebshilfe, Dr. Mildred Scheel Stiftung
für Krebsforschung) und der Rücklagen
8 Sonstige Erträge
633,2
6,2
317,7
15,9
9 Rückflüsse aus bewilligten Förderprojekten
(nicht in Anspruch genommene Mittel für
Projekte aus Vorjahren)
Gesamtsumme
31,3
1.749,9
­ eutsche Krebshilfe erhebliche Mittel für MaßnahD
men zur Verbesserung der Versorgung krebskranker
Menschen in den neuen Bundesländern bereit.
Einzelspenden, Mitgliedsbeiträge und Spenden des
Mildred-Scheel-Kreises, Erlöse aus Veranstaltungen
und Aktionen, Sammlungen bei Jubiläen, Kondolenzspenden und Bußgelder, Verkauf von Benefiz-Produkten, Erbschaften und Vermächtnisse, Zustiftungen:
Die Einnahmen der Deutschen Krebshilfe kommen
aus unterschiedlichen Quellen. Seit Jahren sind Erb­
schaften und Vermächtnisse der größte ­Einzelposten
der jährlichen Gesamteinnahmen: Knapp 10.500
Menschen haben der Deutschen Krebshilfe im Laufe
der Jahre auf diese besondere Art ihr Vertrauen bewiesen. Soweit nichts anderes bestimmt ist, fließen
die Mittel aus Erbschaften und Vermächtnissen
grundsätzlich in Projekte der Krebsforschung. Dies
gewährleistet eine zukunftsorientierte Verwendung
der Lebensersparnisse. In den letzten Jahren hat die
Sensibilität der Bevölkerung gegenüber Spenden­
organisationen und ihrer Vertrauenswürdigkeit zugenommen. Dem trägt die Deutsche Krebshilfe Rechnung: In einer freiwilligen Selbstverpflichtung hat
sich die Organisation strenge Regeln auferlegt. Sie
betreffen den ordnungsgemäßen, treuhänderischen
502,7
(kliniknahe Grundlagenforschung)
Gesamtsumme
Die Deutsche Krebshilfe finanziert sich ausschließlich aus Spenden und freiwilligen Zuwendungen der
Bevölkerung. Öffentliche Mittel stehen ihr nicht zur
Verfügung. Dies versetzt sie allerdings auch in die
Lage, über die Vergabe der ihr anvertrauten Gelder
jederzeit unabhängig entscheiden zu können. Vor
allem kann sie bei Bedarf rasch und unbürokratisch
auf aktuelle Entwicklungen reagieren.
MITTELHERKUNFT 1974 – 2010 (in Mio.€)
7
2
467,0
206,3
1.749,9
Umgang mit den Spendengeldern ebenso wie ethische Grundsätze bei der Spendenakquisition. Jedes
Jahr prüft eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Rechnungsabschlüsse. Regelmäßige
Revisionen überprüfen die Organisationsabläufe und
den wirtschaftlichen Mitteleinsatz und stellen die
ordnungsgemäße Spendenverwendung und -verwaltung fest.
Transparenz ist für die Deutsche Krebshilfe oberstes
Gebot, wenn sie die Verwendung der Spendengelder
in der Öffentlichkeit dokumentiert. Der ­jährliche
Geschäftsbericht der Organisation, den jeder Interessierte erhalten kann, schlüsselt detailliert die
Ausgaben auf. Das „Magazin der Deutschen Krebshilfe“ informiert viermal im Jahr über den Mitteleinsatz.
Zahlreiche Pressekonferenzen und Pressemeldungen
halten die Medien und damit die Öffentlichkeit über
die Aktivitäten der Deutschen Krebshilfe auf dem Laufenden. Die obige Grafik gibt die Mittelverwendung
der vergangenen 36 Jahre wieder. Die Gesamtsumme
für klinische Maßnahmen, Forschungsförderung, für
psychosoziale Maßnahmen, Kinderkrebsprojekte,
den Härtefonds sowie für Information und Aufklärung
beläuft sich auf mehr als 1,3 Milliarden Euro.
12 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 13
ZIELGERICHTETe förderung
Kiel
Die Deutsche Krebshilfe gewährleistet, dass die ihr anvertrauten Spenden aus
der Bevölkerung zielgerichtet und im Interesse der Betroffenen nutzbringend
Schwerin
Hamburg
zum Einsatz kommen.
Bremen
Berlin
Hannover
Die Förderung von innovativen Projekten mit Modellcharakter soll Türen öffnen und Wege bereiten für
Fortschritte in der Krebsbekämpfung. In der Krebsforschung sorgt der Bezug zur klinischen Anwendung
dafür, dass krebskranke Menschen rasch von neuen
Erkenntnissen profitieren können. Haben innovative
Modellprojekte im Versorgungsbereich nachweisen
können, dass die Patienten davon profitieren, nimmt
die Deutsche Krebshilfe die Kostenträger des Gesundheitswesens in die Pflicht.
Knappe finanzielle Ressourcen der öffentlichen Hand
stellen die Bedeutung der Deutschen ­Krebshilfe als
privater Projektförderer zunehmend in den Vorder­
grund. Etwa 400 Anträge erhält die Bonner Ge­
schäfts­stelle jährlich. Ihnen widmet sich zunächst
der jeweils zuständige Fachausschuss, unterstützt
von externen Gutachtern. Anschließend entscheiden
die Vorstände der Deutschen Krebshilfe oder deren
Tochterorgani­sationen über die gutachterlichen
­Empfehlungen. So sichern medizinisch-wissenschaftliche Kompetenz auf der einen und wirtschaftlichadminis­trativer Sachverstand auf der anderen Seite
den opti­malen Mitteleinsatz.
Jedes Projekt unterliegt strengen Kontrollen hinsichtlich der Verwendung der Gelder: Obligatorisch sind
inhaltliche Abschlussberichte durch die Projektleiter,
ebenso detaillierte Nachweise über die Mittelverwendung. Stichprobenartig überprüfen unabhängige
Revisoren den Mitteleinsatz vor Ort.
Helfen. Forschen. Informieren.
Die folgenden Seiten geben Informationen über
ausgewählte Förderschwerpunkt-Programme und Förderprojekte der vergangenen Jahre. Sie sind Beispiele
für Fortschritte in der Krebsbekämpfung, die auf die
Initiative der Deutschen Krebshilfe zurückzuführen
sind. Gleich­zeitig zeigen sie Perspektiven für künftige
Aktivitäten auf.
Potsdam
Magdeburg
Düsseldorf
Erfurt
Dresden
Wiesbaden
Mainz
Die Deutsche Krebshilfe hilft
bundesweit.
„Der Spender auf der einen und
Saarbrücken
der Krebskranke auf der anderen
Seite waren für den Vorstand die
Leitfiguren, die seine Arbeit be­
Stuttgart
stimmten. Dem einen gerecht zu
werden und dem anderen zu hel­
München
fen, waren die Grundsätze
Förderstandorte
1974 –seines
2009
Handelns.“
Förderstandorte im Jahr 2010
(aus dem Jahresbericht 1976)
Förderstandorte 1974 – 2009
Förderstandorte im Jahr 2010
HelfeN.
forschen. informieren.
Tumorzentren / Onkologische Spitzenzentren • Zentren für
erbliche Tumorerkrankungen • Palliativmedizin und Schmerztherapie • Akute klinische Notstände • Medizinische Nach­
sorge • Psychosoziale Betreuung • Krebs-Selbsthilfe • Versorgung krebskranker Kinder • Informations- und Be­
ratungsdienst • Härtefonds für krebs­kranke Menschen in
finanzieller Not
16 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 17
krebsbekämpfung als
GESAMTGESELLSCHAFTLICHE
AUFGABE
Die Deutsche Krebshilfe ist seit vielen Jahren ein wichtiger Gesprächspartner der
Gesundheits- und Forschungspolitik. Ihr nachhaltiger Einsatz und die Einbindung
führender Experten geben ihr große Durchschlagskraft. Sie trägt maßgeblich dazu
bei, die Versorgung krebskranker Menschen bundesweit zu verbessern und den
Anliegen der Krebs-Patienten Gehör zu verschaffen.
Der Kampf gegen die Krebskrankheiten ist satzungsgemäßes Ziel der Deutschen Krebshilfe. Dabei steht
die Organisation nicht alleine, sondern wird von
einem gesamtgesellschaftlichen Konsens getragen:
Krebs kann jeden treffen, und jeder kann Krebskranken helfen.
Die Überlegungen, Impulse und Maßnahmen der
Deutschen Krebshilfe finden in der Gesundheits- und
Forschungspolitik Widerhall. Ein wichtiges ­Beispiel
dafür ist der Nationale Krebsplan: Er wurde vom
Bundesministerium für Gesundheit gemeinsam mit
der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher
­Tumorzentren initiiert. Im Jahr 2008 wurde der Natio­
nale Krebsplan der Öffentlichkeit vorgestellt. Er soll
zu einer verstärkten Zusammenarbeit aller Beteiligten beitragen – Gesundheitspolitik, medizinische
Fachgesellschaften, ärztliche Standesorganisationen, Kostenträger, Krebs-Selbsthilfeorganisationen,
Patienteninitiativen und andere Interessenvertretungen. Kernthemen sind zunächst die Weiterentwick-
lung der Krebs-Früherkennung sowie der qualitätsgesicherten onkologischen Versorgungsprozesse
und -strukturen, die Sicherstellung einer effizienten
Arzneimitteltherapie sowie die Stärkung der Patientenkompetenz. Die Deutsche Krebshilfe geht alle
genannten Felder bereits im Rahmen ­ihrer Förder­
aktivitäten an. Der Nationale Krebsplan stärkt der Organisation politisch auch den Rücken bei der weiteren Umsetzung ihres Förderschwerpunkt-Programms
„Onkologische Spitzenzentren“.
Im Mittelpunkt: der Mensch.
Chancengleichheit
Bei der Behandlung eines Krebs-Patienten müssen
alle beteiligten Spezialisten Hand in Hand zusam­
men­arbeiten. Nur interdisziplinäre Zusammenarbeit
kann eine optimale Therapie und Versorgung ge­
währleisten.
Diese Kooperation der Fachdisziplinen fehlte in
Deutschland lange Zeit – bis die Deutsche Krebshilfe
1976 nach dem Vorbild der amerikanischen Comprehensive Cancer Centers die ersten vier Tumorzentren
mit initiierte – in Essen, Hamburg, Köln und ­München.
Mit diesem organisatorischen Verbundsystem zwischen Universitätskliniken, den Krankenhäusern der
Region sowie den niedergelassenen Ärzten schuf sie
eine grundlegende, wesentliche Voraussetzung für
eine bessere Versorgung von Tumorpatienten. Mehr
noch: Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit leitete
in Deutschland einen ganz neuen Prozess ein. Erstmals wurden Behandlungsstrategien standardi­siert
und durch Kontrolle anhand von klinischen Krebs­
registern optimiert.
Das Modell der Tumorzentren überzeugte: Ab 1982
übernahm der Bund deren Finanzierung und etablierte
weitere vergleichbare Einrichtungen. Diese wurden
später teilweise durch die Kostenträger des Gesund­
heitswesens finanziert. Im Zuge der deutschen
Wiedervereinigung war dann erneut die Deutsche
Krebshilfe gefordert: Tumorzentren in den neuen
Bundesländern verbesserten auch dort die medizinische Versorgung von Krebs-Patienten. Im Jahr 2003
zeigte eine Evaluation der Qualität und Effizienz der
Tumorzentren – initiiert durch die Deutsche Krebs­
hilfe und gemeinsam durchgeführt mit der Deutschen
Krebsgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft
Deutscher Tumorzentren –, dass diese nach fast 30
Jahren die Ansprüche einer modernen onkologischen
Versorgung teilweise nicht mehr erfüllen. Im Auftrag
der Deutschen Krebshilfe erarbeiteten Experten daher
­Kriterien für so genannte Onkologische Spitzenzentren: Zentrale Anlaufstellen für Krebs-Patienten,
interdisziplinäre Tumorkonferenzen, interdisziplinäre Patientenbehandlung auf höchstem Niveau, ein
modernes Qualitätssicherungssystem, die Verzahnung von Grundlagen- und klinischer Forschung,
Vernetzung und enge Kooperation mit den umliegenden Krankenhäusern sowie den niedergelassenen
Ärzten der Region – die Voraus­setzungen für diese
Spitzenzentren sind anspruchsvoll. Doch sie werden
dazu beitragen, bundesweit hohe Standards auf dem
neuesten Stand des Wissens in der Versorgung von
Krebs-Patienten zu etablieren, zu optimieren und
kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Im Rahmen des Förderprogramms können sich Universitätskliniken in ganz Deutschland einer Begutachtung stellen. Zentren, die nach Ansicht des international besetzten Gutachtergremiums der Deutschen
Krebshilfe die Kriterien für ein Onkologisches Spitzenzentrum im Wettbewerb erfüllen, werden von der
Deutschen Krebshilfe für zunächst drei Jahre mit drei
Millionen Euro gefördert. Die internationale Begutachtung wird regelmäßig durchgeführt. Bereits geförderte Zentren müssen dabei beweisen, dass sie sich für
eine weitere Förderperiode qualifizieren; noch nicht
geförderte Zentren erhalten eine Chance auf die
Aufnahme in das Programm. Die Deutsche Krebshilfe
unterstützt derzeit 11 Onkologische Spitzenzentren.
Die aktuell geförderten Einrichtungen sind auf der
Homepage der Deutschen Krebshilfe aufgelistet.
Fast zeitgleich mit der Initiierung des Förderprogramms „Onkologische Spitzenzentren“ entwickelte
sich im Jahr 2007 in Heidelberg ein Projekt – ganz im
Sinne der Initiative der Deutschen Krebshilfe. Mit dem
seinerzeit gegründeten „Nationalen Centrum für
Tumorerkrankungen“ (NCT) des Universitätsklinikums
sowie des Deutschen Krebsforschungszentrums in
Heidelberg ist unabhängig vom Förderprogramm der
Deutschen Krebshilfe bereits ein Onkologisches
Spitzenzentrum etabliert worden. Auch dieses Zentrum wurde im Sinne einer Modell- / Initialförderung
maßgeblich von der Deutschen Krebshilfe unterstützt.
18 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
Entscheidungshilfen
Onkologische Leitlinien ermöglichen eine qualitäts­
gesicherte Versorgung von Tumorpatienten auf
höchstem medizinisch - wissenschaftlichem Niveau.
Ob in Flensburg oder Füssen, in Düsseldorf oder
Dresden – jeder Krebs-Betroffene soll bundesweit
optimal und nach den modernsten medizinischen und
wissenschaftlichen Erkenntnissen behandelt werden.
So der Anspruch der Deutschen Krebshilfe.
Leitlinien helfen bei der Therapieentscheidung.
Einheitliche, evidenzbasierte Leitlinien sind dabei
eine wichtige Entscheidungshilfe für Ärzte und
Betroffene und ermöglichen eine leistungsfähige,
qualitätsgesicherte Patientenversorgung. Bisher
gibt es jedoch in der Onkologie noch zu wenige
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 19
methodisch hochwertige, interdisziplinäre Leitlinien
mit entsprechender wissenschaftlicher Evidenz.
Die Erarbeitung von Leitlinien ist aufwändig und zeitintensiv: Die weltweit erhobenen wissenschaftlichen
Erkenntnisse müssen gesichtet, aufgearbeitet und
ausgewertet werden. Konsensuskonferenzen entwickeln in interdisziplinären Abstimmungen die von
allen Experten getragenen Empfehlungen und stellen
deren Aktualität regelmäßig auf den Prüfstand.
Ist eine Leitlinie verabschiedet, wird sie veröffentlicht und bei Ärzten ebenso bekannt gemacht wie bei
Patienten. Hier sieht sich die Deutsche Krebshilfe im
Rahmen ihrer Informations- und Aufklärungsarbeit
mit in der Pflicht. Die interdisziplinären Empfehlungen schaffen Klarheit und Transparenz für Ärzte
und Betroffene und ermöglichen es dem Patienten,
im Zuge der gemeinsamen Entscheidungsfindung
(„shared decision making“) als gleichberechtigter
Partner einen vertrauensbildenden Dialog mit seinen
Ärzten zu führen.
Das Leitlinienprogramm Onkologie – eine Gemein­
schaftsinitiative der Deutschen Krebshilfe, der
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und der Deutschen Krebsgesellschaft – soll dazu beitragen, dass,
wenn möglich, zu allen Krebserkrankungen onkologische Leitlinien erstellt werden und zur Umsetzung
kommen. Dieses Leitlinienprogramm ist im Fachausschuss ‘Versorgungsmaßnahmen und -forschung’ der
Deutschen Krebshilfe angesiedelt. Ein gemeinsamer
­Lenkungsausschuss prüft die Leitlinienvorhaben und
beurteilt diese fachlich.
KÖRPER UND SEELE HEILEN
An Krebs erkrankt nicht nur der Körper, auch die Seele gerät aus dem Gleichgewicht.
Eine Selbstverständlichkeit also, dass Krebs-Betroffene zur Genesung neben der
bestmöglichen medizinischen Behandlung ebenso eine psychosoziale oder psycho­
onkologische Versorgung benötigen.
Viele Krebskranke erleben, dass ihre medizinische
Behandlung zwar nach Plan abläuft, dass sie aber mit
ihren Ängsten, ihrer Hilflosigkeit und dem Gefühl von
Ohnmacht allein gelassen werden.
Mildred Scheel setzte sich schon früh für die professionelle psychoonkologische Betreuung von Betroffenen ein: 1978 unterstützte sie in Heidelberg die
Gründung der ersten psychosozialen Nachsorge-Einrichtung mit angeschlossenem Schulungszentrum.
Auch in den ersten Tumorzentren nahmen psycho­
soziale Teams ihre Arbeit auf.
Ärzte, Psychologen, Pfleger, Sozialarbeiter, Seelsorger und Physiotherapeuten: Ein ganzes Team von
Fachleuten muss in der psychosozialen Onkologie
eng zusammenarbeiten. Im stationären Bereich übernehmen psychoonkologische Dienste diese Aufgaben, im ambulanten Bereich können sich KrebsPatienten zum Beispiel an psychosoziale Krebsberatungsstellen wenden. Psychotherapie und
ergänzende Angebote wie Entspannungsmethoden,
künstlerisch-musische Therapien oder Sportprogramme senken die Belastungen durch die Krankheit.
Neben den professionellen Diensten sind Selbsthilfegruppen und Patientennetzwerke wichtige Ansprechpartner für an Krebs erkrankte Menschen.
Doch auch heute ist die psychoonkologische und
psychosoziale Versorgung der Betroffenen in
Deutschland noch lückenhaft. Verstärkte Forschung
und verbesserte Strukturen sind weiterhin notwendig.
Daher hat die Deutsche Krebshilfe zwei Förderschwerpunkt-Programme initiiert. Im Rahmen des Förderschwerpunkt-Programms „Psychosoziale Onkologie“
werden in 14 Projekten – an entsprechend erfahrenen universitären und außeruniversi­­tä­ren Einrichtungen – neue Impulse für die Patienten-Arzt-Kommunikation, die Behandlung psychischer Symptome von
Betroffenen und die Begleitung der Angehörigen
erarbeitet. Im zweiten Schwerpunkt-Programm wird
derzeit an bundesweit 26 Standorten ein Netzwerk
qualitätsgesicherter Kompetenz-Beratungsstellen
aufgebaut mit dem Ziel, weitere Verbesserungen in
der psychosozialen Patientenversorgung sowie in
den Versorgungsstrukturen zu erreichen.
Besondere Betreuung brauchen Kinder, bei denen ein
Elternteil an Krebs erkrankt ist. Oft kommen sie mit
der bedrohlichen Situation nicht zurecht und trauen
sich nicht, Fragen zu stellen. Der Förderschwerpunkt
der Deutschen Krebshilfe „Psychosoziale Hilfen für
Kinder krebskranker Eltern“ will die Voraussetzungen
für flächendeckende Versorgungsangebote schaffen
und darüber hinaus auch die Öffentlichkeit für dieses
Thema sensibilisieren.
20 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
Anwalt krebskranker
Menschen
Krebs-Selbsthilfeorganisationen ideell und finanziell
zu fördern, ist ein wichtiges Anliegen der Deutschen
Krebshilfe. Einmal im Jahr dient der „Tag der KrebsSelbsthilfe“ als politisches Forum.
Rat und Unterstützung gewähren, Problemlösungen
auf der Basis eigener Erfahrungen aufzeigen – in
Selbsthilfegruppen bekommen Patienten gemeinsam
in einer Situation wieder Halt, die meist als „Sturz
aus der Wirklichkeit“ empfunden wird. Diese „Betroffenenkompetenz“ ergänzt die Leistungen des professionellen Versorgungssystems und ist unverzichtbar
für die psychosoziale Begleitung von Patienten.
Den engagierten Frauen und Männern der KrebsSelbsthilfe ist es gelungen, das Verhältnis zwischen
Patient und Arzt in den letzten Jahren deutlich zu
verbessern. Heute treten Patienten den Medizinern
immer häufiger als selbstbewusste, aufgeklärte Partner gegenüber und beteiligen sich aktiv an der Bewältigung ihrer Krankheit. Darüber hinaus setzen sich
Selbsthilfeorganisationen auf gesundheitspolitischer
Ebene für die Anliegen krebsbetroffener Menschen
ein – unabhängig und frei von parteipolitischen oder
wirtschaftlichen Interessen.
Seit 1976 unterstützt die Deutsche Krebshilfe die
Frauenselbsthilfe nach Krebs. Weitere SelbsthilfeBundesverbände folgten: die Deutsche ILCO – Vereinigung für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs, der Arbeitskreis der Pankreatektomierten,
die Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe, der
­Bundesverband der Kehlkopfoperierten, der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe, die Deutsche
Hirntumorhilfe, der Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs
sowie die Selbsthilfeorganisation „Ohne Schild­
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 21
drüse leben“. Dem BRCA-Netzwerk für junge Frauen
mit ­hohem Brust- und Eierstockkrebsrisiko hat die
Deutsche Krebshilfe ebenfalls den Start für wichtige Aktivitäten ermöglicht. Die Krebs-Selbsthilfe ist
das einzige Feld, das seit Gründung der Deutschen
Krebshilfe ohne Unterbrechung von ihr gefördert
wird, sowohl finanziell als auch ideell. Seit Juni 2006
beherbergt das „Haus der Krebs-Selbsthilfe“ in
Bonn die geförderten Selbst­hilfeorganisationen. Die
räumliche Nähe zur Deutschen Krebshilfe ermöglicht
einen ständigen Erfahrungsaustausch und eine gute
Abstimmung gemeinsamer Aktivitäten.
Der hohe Stellenwert der Krebs-Selbsthilfe im Auf­gabenspektrum der Deutschen Krebshilfe wird in
ihrem Fachausschuss ‘Krebs-Selbsthilfe / Patientenbeirat’ deutlich. Dem Patientenbeirat gehören
Vertreter der geförderten Krebs-Selbsthilfeorganisationen, des Deutschen Paritätischen Wohlfahrts­­
verbandes, Ärzte, Sozial­wissenschaftler sowie die
Geschäftsführung der Deutschen Krebs­hilfe an. Er
erarbeitet Konzepte, um im Sinne der Betroffenen
Defizite im Gesundheits­system abzu­bauen, konzipiert
die Veranstaltungsreihe Patienten kongresse und
begleitet auch Diskussionen um Sparmaßnahmen im
Gesundheitswesen kritisch.
Den „Tag der Krebs-Selbsthilfe“, der jedes Jahr im
November stattfindet, nutzt die Deutsche Krebshilfe
als politisches Forum. Dabei diskutieren Vertreter
der Selbsthilfe gemeinsam mit Ärzten, anderen in die
Patientenversorgung involvierten Berufsgruppen,
Kostenträgern und Vertretern der Gesundheitspolitik. Gemeinsam benennen sie Defizite und erarbeiten ­Lösungen. Damit trägt die Deutsche Krebshilfe
maßgeblich dazu bei, die Akzeptanz für die wichtige
Arbeit der Selbsthilfe zu verbessern.
Wir sind für alle da
Beim Informations- und Beratungsdienst der
Deutschen Krebshilfe und durch den Härtefonds
erhalten Betroffene schnell und unbürokratisch
Unterstützung.
Härtefonds hilft bei finanzieller Not
Familien, alleinerziehende Väter oder Mütter, Rentner, Sozialhilfeempfänger: Immer wieder geraten
Menschen durch eine Krebserkrankung in finanzielle
Not. Zum Beispiel wenn ein berufstätiges Familienmitglied statt des vollen Gehaltes nur Krankengeld
erhält oder wenn durch die Krankheit Kosten ent­
stehen, die der Betroffene selbst bezahlen muss.
„Sie haben Krebs.“ Diese Mitteilung verändert schlagartig das Leben der Betroffenen, löst Unsicherheit
und Ängste aus. Die Betroffenen sehen sich mit einer
Krankheit konfrontiert, die bisher „immer nur die
anderen“ hatten. Auch bei Angehörigen und Freunden
tauchen in dieser neuen Situation zahllose Fragen
auf. Alle diese Menschen haben ein besonders
großes Bedürfnis nach Information und Hilfe.
Von Anfang an war die Deutsche Krebshilfe für Krebskranke und ihre Angehörigen eine wichtige Instanz
für alle Sorgen, Nöte und Probleme, die durch die
Erkrankung ausgelöst werden. Für viele ist sie die
erste Anlaufstelle nach der Diagnose Krebs – und der
Bedarf an Beratung und Informationen nimmt stetig
zu. Jeden Monat erreichen den Informations- und
Beratungsdienst etwa 1.000 Anfragen per Telefon,
Brief, Fax oder E-Mail.
Zunächst als reine Sozialberatungsstelle konzipiert,
erweiterte sich das Aufgabenfeld der Beraterinnen
und Berater im Laufe der Jahre: Das Team gibt allgemeine Auskünfte zum Thema Krebs und vermittelt
Adressen von onkologischen Kliniken, niedergelassenen Onkologen, Palliativstationen und Hospizen,
von Fachkliniken und Einrichtungen für Krebs-Nach­
sorgekuren, psychosozialen Krebsberatungsstellen
und Selbsthilfegruppen. Damit bietet der Informations- und Beratungsdienst der Deutschen Krebshilfe
Betroffenen Hilfe in einer Zeit der Um- und Neuorientierung und unterstützt sie mit seriösem und allgemeinverständlichem Rat.
Der Härtefonds hilft seit 1976.
Unter bestimmten Voraussetzungen gewährt die
Deutsche Krebshilfe diesen Menschen aus ihrem
­Här­­tefonds einen einmaligen Zuschuss. Dieser Härtefonds ist fast so alt wie die Deutsche Krebshilfe selbst:
Bereits 1976 – initiiert von Dr. Mildred Scheel – standen für bedürftige Krebskranke rund 51.000 Euro zur
Verfügung. Seit Einrichtung dieses Hilfsfonds hat die
Deutsche Krebshilfe mehr als 205.000 Menschen
schnell und unbürokratisch mit insgesamt mehr als
86,6 Millionen Euro helfen können.
22 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 23
GEBORGENHEIT
BIS ZULETZT
Trauer, Sterben und Tod sind selbstverständliche Teile des
menschlichen Lebens. Und doch wird gerade darüber aus
Scheu oft nicht gesprochen, und Betroffene fühlen sich
allein gelassen. Die Palliativmedizin setzt sich für unheilbar
kranke Krebs-Patienten ein und umgibt sie in ihrer letzten
Lebensphase mit Fürsorge und Zuwendung.
24 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
Fürsorge und Zuwendung
„Pallium“ kommt aus dem Lateinischen und heißt
„Mantel“. Und so, wie ein Mantel Frierende einhüllt,
umgibt die Palliativbehandlung Kranke in ihrer letzten Lebensphase mit einem Mantel der Fürsorge
und Zuwendung.
Im internationalen Vergleich lag Deutschland noch
Anfang der 1980-er Jahre bei palliativmedizinischen
Angeboten weit zurück. Seit 1983 versteht sich die
Deutsche Krebshilfe als Wegbereiterin der Palliativmedizin in der Bundesrepublik: Sie errichtete in Köln
die erste Palliativstation Deutschlands. Ein Modell,
das einen neuen, wichtigen Schwerpunkt in der
Behandlung Schwerkranker setzte, 1992 zum
„Dr. Mildred Scheel Haus für palliative Therapie“
erweitert und 2005 durch eine Stiftungsprofessur für
Palliativmedizin ergänzt wurde.
Zahlreiche weitere Förderinitiativen der ­Deutschen
Krebshilfe folgten bundesweit. Heute gibt es in
Deutschland gut 2.000 Palliativbetten – für ein
flächendeckendes Angebot werden allerdings etwa
4.000 Betten benötigt. Somit ist Deutschland bei der
Hälfte des Weges zu einer umfassenden palliativ­
medizinischen Versorgung angelangt. Schmerzambulanzen, Hausbetreuungsdienste und Hospize – ebenso an zahlreichen Standorten durch die Deutsche
Krebshilfe gefördert – ergänzen die stationären
medizinischen Einrichtungen.
Wie so oft ist allerdings die Quantität allein nicht
ausschlaggebend; palliative Pflege, Versorgung
und Betreuung müssen auch bestimmte qualitative
Anforderungen erfüllen. Im Jahr 2008 begann ein
von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin
(DGP), dem Deutschen Hospiz- und PalliativVerband
(DHPV) und der Bundesärztekammer angestoßener
Prozess zur Entwicklung einer „Charta zur Betreuung
schwerstkranker und sterbender Menschen“. Hierbei erarbeiteten gesellschaftlich und gesundheitspolitisch relevante Gruppen im Dialog Antworten
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 25
auf drängende Fragen der Palliativmedizin. Auch
die Deutsche Krebshilfe war daran aktiv beteiligt.
Kernziel der Charta: gesicherte Qualitätsstandards
bundesweit umzusetzen.
Mit ihrem aktuellen Förderungsschwerpunkt-Programm „Palliativmedizin“ setzt sich die Deutsche
Krebshilfe seit dem Jahr 2007 konsequent für die
Weiterentwicklung einer flächendeckenden qualitätsgesicherten Palliativmedizin ein. So errichtete
sie beispielsweise weitere Stiftungsprofessuren für
­Palliativmedizin an den Universitätskliniken Bonn,
Göttingen, Freiburg, Erlangen und Mainz. Mit Erfolg:
Bis 2012 soll das Lehrfach Palliativmedizin bundesweit in das universitäre Curriculum der angehenden
Ärzte aufgenommen werden. Der Förderschwerpunkt
stärkt zudem die Kooperation zwischen stationären
und ambulanten Einrichtungen – auch im außer­
universitären Bereich –, etwa durch die modellhafte
Förderung von Konsiliardiensten.
Sterbende werden nicht allein gelassen, sondern
­einfühlsam begleitet. Palliativmedizin stellt somit
eine wirkliche Alternative zur aktiven Sterbehilfe dar.
Liebevolle Zuwendung, Offenheit und Aufrichtigkeit
prägen das Verhältnis zwischen dem Kranken und
dem haupt- und ehrenamtlichen Behandlungsteam.
Trauerbegleitung ist ein wesentliches Element und
schließt sowohl den Sterbenden als auch seine Angehörigen ein. Eine Palliativstation ist jedoch keine
Sterbestation: Die Hälfte der Betroffenen wird wieder
in den häuslichen Bereich entlassen und bei Bedarf
ambulant palliativmedizinisch weiter betreut.
Darüber hinaus unterstützt die Deutsche Krebshilfe
auch Projekte zur palliativmedizinischen Versorgung
von Kindern.
Insgesamt hat die Deutsche Krebshilfe bislang 63,4
Millionen Euro in diesen wichtigen Bereich investiert.
Palliativmedizin jetzt und in Zukunft
Den Tagen Leben geben und nicht dem Leben Tage –
so lässt sich das oberste Ziel der Palliativmedizin,
unheilbar kranken Menschen die Lebensqualität bis
zuletzt zu erhalten, beschreiben.
Schmerzen bekämpfen und andere Beschwerden
wie Übelkeit, Erbrechen, Atemnot oder Verwirrtheit
lindern, dabei auch psychische, soziale und spiritu­
elle Anliegen des Betroffenen einbeziehen: Das Auf­
gabenspektrum der Palliativmedizin ist vielfältig.
Eine qualitativ hochwertige Palliativmedizin ist von
größtem Respekt vor der Würde und Selbstbestimmung des Menschen geprägt. Schwerstkranke und
Würdevoll leben bis zuletzt – das ist das oberste Ziel der Palliativmedizin.
26 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
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PERSPEKTIVE
ZUKUNFT
Krebserkrankungen bei Kindern immer besser erkennen und
behandeln zu können: Dies ist seit ihrer Gründung ein zentrales Anliegen der Deutschen Krebshilfe. Über ihre Stiftung
Deutsche KinderKrebshilfe fördert sie die Diagnostik, Therapie,
Nachsorge und Forschung in der Pädiatrischen Onkologie.
28 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
Beeindruckende Erfolge
Rund 2.000 Familien werden jedes Jahr in Deutschland mit der erschütternden Diagnose konfrontiert:
„Ihr Kind hat Krebs.“ Dieser Schicksalsschlag verändert das Leben des Kindes, seiner Eltern und
­Geschwister, aber auch des ganzen Umfeldes von
einem Tag auf den anderen. An die Stelle des unbeschwerten Alltags tritt ein mehrmonatiger Therapie­
marathon aus Operation, Chemotherapie und Be­
strahlung. Angst und Verzweiflung wechseln sich ab
mit Hoffnung und Zuversicht.
Doch die Heilungschancen sind gut: Drei von vier
krebskranken Kindern überleben heute ihre schwere
Krankheit. Vor 30 Jahren war das anders: Die betroffenen Kinder hatten kaum eine Chance. Krebs
war bei Kindern fast immer ein Todesurteil. Die be­
eindrucken­den Erfolge in der Kinderonkologie sind
auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Ein großer
Unterschied in der Behandlung krebskranker Kinder
und krebskranker Erwachsener besteht darin, dass
90 Prozent der jungen Patienten in spezialisierten
Zentren nach bundesweit einheitlichen Protokollen
untersucht und behandelt werden. Die Daten der
Krankheitsverläufe werden lückenlos erfasst und
dokumentiert. Dadurch hat sich Deutschland im
Vergleich mit anderen Ländern weltweit eine herausragende Stellung erarbeitet – sowohl in der Qualität
der Krebsbehandlung im Kindesalter als auch in der
klinischen Forschung.
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 29
Deutschen Krebshilfe gefördert. Über ihre Tochter­
organisation, die 1996 gegründete Stiftung Deutsche
KinderKrebshilfe, finanziert die Deutsche Krebshilfe
Strukturmaßnahmen und sowohl klinische Forschungsvorhaben als auch Projekte auf dem Gebiet
der Grundlagenforschung, darunter auch zahlreiche
Therapieopti­mierungsstudien. Diese Studien tragen
dazu bei, die Behandlungsmethoden immer besser
auf den Einzelfall abzustimmen und die Therapie so
intensiv wie nötig, aber gleichzeitig auch so schonend wie möglich durchzuführen. Bei gleichen oder
sogar verbesserten Heilungschancen sollen die
Nebenwirkungen der Krebsbehandlung verringert
werden.
Insgesamt investierte die Deutsche Krebshilfe bisher
mehr als 120 Millionen Euro in Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung krebskranker Kinder.
Seinen Ursprung hatte dies bereits Mitte der 1970-er
Jahre, als die Kinderonkologen eine medizinische
Fachgesellschaft gründeten, die Gesellschaft für
­Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH).
Die Pädiatrische Onkologie begann sich zu strukturieren – maßgeblich unterstützt von der Deutschen
Krebshilfe.
Heute existieren in der Bundesrepublik fast 50 Abteilungen, in denen Kinderkrebs optimal behandelt
wird. Viele von ihnen wurden und werden von der
Fast 80 Prozent aller krebskranken Kinder überleben heute
ihre schwere Krankheit.
Dank der gestiegenen Heilungschancen leben heute
mehr als 30.000 Menschen unter uns, die als Kind
eine Krebserkrankung überstanden haben. Viele von
ihnen führen ein normales Leben, haben inzwischen
selbst Familie. Andere jedoch leiden an dauerhaften
Folgen der Therapie wie hormonellen Störungen
oder Herz- und Nierenschäden. Ein bundesweites
Dokumentationssystem, dessen Aufbau von der
Deutschen Krebshilfe gefördert wurde, erfasst solche
Auswirkungen und wertet sie aus. Die Ergebnisse
sollen dazu beitragen, risikoärmere Behandlungen
zu entwickeln, mit denen geringere Spätfolgen einhergehen.
In guter Gesellschaft
Rooming-in, die räumliche und damit körperliche
Nähe der Eltern oder eines Elternteils, ist für ein
krebskrankes Kind fast genauso lebenswichtig wie
die Therapie selbst. Vor allem während der akuten Behandlungsphase nimmt der Kontakt zu den
engsten Bezugspersonen dem Kind die Angst, stärkt
seinen Lebenswillen und hilft ihm, die anstrengende
und belastende Behandlung durchzustehen.
Eine Kur für die Familie
Zurück in den Alltag – nach der Behandlung des
Kindes bedeutet das für die Familie vor allem, wieder
zueinander zu finden. Denn die Krebserkrankung und
ihre Therapie haben das bisherige Familienleben und
die inneren Familienstrukturen verändert: Das kranke
Kind rückt zwangsläufig in den Mittelpunkt. Geschwister fühlen sich oft vernachlässigt und reagieren manchmal mit Verhaltensstörungen.
In speziellen Rehabilitationskliniken mit kompetenter
ärztlicher, psychologischer und physiotherapeutischer Betreuung kümmern sich Experten daher nicht
nur um das krebskranke Kind, sondern auch um
beide Elternteile und die Geschwister. Außerdem im
Angebot: sportliche Aktivitäten, gesunde Luft und
zahlreiche Freizeitbeschäftigungen. Klinikeigene
Schulen fördern schulpflichtige Kinder individuell
und gezielt. Nachsorgekliniken für krebskranke
Kinder gibt es im Schwarzwald, auf Sylt und im
Weserbergland. Die Deutsche Krebshilfe finanzierte
den Auf- und Ausbau dieser Einrichtungen sowie die
psychosoziale Versorgung krebskranker Kinder mit
fast sechs Millionen Euro.
Aber nicht selten haben die Eltern bis zu den Kinderkrebszentren weite Anfahrtswege – zu weit, um diese
Strecken tagtäglich zurückzulegen. Viele Kliniken
verfügen daher über Elternhäuser und -wohnungen,
in denen Mutter und / oder Vater wohnen und so
stets bei ihrem Kind sein können. Ein weiterer Vorteil
dieser Unterkünfte: der Erfahrungsaustausch mit
anderen betroffenen Eltern. Die Deutsche Krebshilfe
hat mit vier Millionen Euro die Einrichtung zahlreicher
Elternwohnungen und -häuser ermöglicht.
Pädiatrische Palliativmedizin
Trotz aller Fortschritte in der Pädiatrischen Onkologie: Noch können nicht alle krebskranken Kinder
geheilt werden. Um unheilbar kranke Kinder und ihre
Familien einfühlsam und altersgerecht betreuen zu
können, fördert die Deutsche Krebshilfe innovative
und wissenschaftlich begleitete Konzepte für eine
spezielle, ganzheitliche palliativmedizinische Ver­
sorgung.
Auch helle, freundliche Räumlichkeiten, kurze Wege
zu den Diagnose- und Therapie-Einrichtungen innerhalb eines Zentrums, modernste Technik und ausreichend Personal tragen dazu bei, den Kindern die Zeit
auf der Kinderkrebsstation erträglicher zu gestalten.
Die Deutsche Krebshilfe half dabei, zahlreiche Defizite in den Kinderkrebskliniken zu beseitigen.
Dazu gehören die Mitfinanzierung – mit 1,5 Millionen
Euro – des weltweit ­ersten Zentrums für Kinderpalliativmedizin an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln sowie die Bereitstellung von ebenfalls
1,5 Millionen Euro für den Aufbau eines Kinderpallia­
tivzentrums am Klinikum der Ludwig-MaximiliansUniversität München.
30 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
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Bewährte Methoden und
neue Wege
Die Krebsbehandlung basiert auf drei Säulen: Operation, Chemotherapie und Bestrahlung. Diese bewährten Verfahren werden immer wieder durch neue Methoden
ergänzt. Hormonbehandlungen und Stammzelltransplantationen haben ihre Wirksamkeit dabei bereits bewiesen. Andere Verfahren, insbesondere die der Komplementärmedizin, sind den Effizienzbeweis bisher schuldig geblieben. Die Deutsche
Krebshilfe ist offen für eine differenzierte Auseinandersetzung auf diesem Gebiet.
Stammzelltransplantation
Kranke Zellen durch gesunde ersetzen: Dieses
Prinzip steckt hinter der Stammzelltransplantation.
Dabei werden dem Kranken die so genannten
Stammzellen übertragen, aus denen sich alle anderen Zellen der Blutbildung lebenslang entwickeln
können. Die Suche nach einem passenden Spender
gleicht jedoch der Suche nach der Stecknadel im
­Heuhaufen. Unabdingbar für den Erfolg: umfang­
reiche Datenbanken, in denen die Gewebemerkmale
von potentiellen Spendern gespeichert sind.
Die Deutsche Krebshilfe half maßgeblich beim
Auf­bau deutscher Spenderdateien für die Stammzelltransplantation. Insgesamt stellte sie dafür 7,9
Millionen Euro zur Verfügung. 39,5 Millionen Euro
hat sie anschließend in den Auf- und Ausbau von
Transplantationseinheiten investiert, in denen der
krebskranke Empfänger während der anstrengenden
und risikoreichen Behandlung Schutz vor Infektionen
findet. In Dresden, Halle / Saale, Hamburg, Hannover,
Homburg / Saar, Jena, Kiel, Münster, Nürnberg und
Rostock haben von der Deutschen Krebshilfe geför-
tumor­tragenden Körperregion. Mit rund 15 Millionen
Euro hat die Deutsche Krebshilfe bislang Forschungsprojekte auf dem Gebiet der Hyperthermie gefördert.
Bisheriges Fazit: Bei bestimmten Krebsarten verbes­
sern sich durch die regionale Tiefenhyperthermie
das Ansprechen auf die Tumortherapie sowie das
krankheitsfreie Überleben. Das Verfahren wird standardisiert an ausgewiesenen klinischen Zentren im
Rahmen umfassender Therapiekonzepte mit hoher
Qualitätssicherung durchgeführt.
Viele Betroffene wenden sich – oft als Ergänzung zu
den etablierten Therapieverfahren – unkonventio­
nellen Methoden zu. Schlagzeilen über angeblich
sensationelle Heilerfolge wecken Hoffnung bei
Kranken und Angehörigen, doch Wirksamkeit und
Sicherheit vieler Verfahren sind nicht bewiesen. Da­
her unterstützt die Deutsche Krebshilfe schon seit
den 1990-er Jahren die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den so genannten komplementären
Methoden. Sie unterstützt die Arbeitsgruppe für
Biologische Krebs-Therapie am Klinikum Nürnberg,
die umfassendes Informations- und Dokumentations­
material erfasst und bewertet sowie Betroffene berät. Außerdem hat sie aktuell ein FörderschwerpunktProgramm ­„Komplementärmedizin in der Onkologie“
initiiert, um die Transparenz und Objektivität auf
diesem Gebiet zu erhöhen. Im Rahmen dieses Programms sollen wissenschaftliche Studienergebnisse
erarbeitet, evaluiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
derte Zentren Versorgungslücken geschlossen. Damit
gehören Warte­zeiten auf eine Stammzelltransplantation nach erfolgreicher Spendersuche der Vergangenheit an.
Den therapeutischen Wert des so genannten graftversus-leukaemia-Effektes nach einer Stammzelltransplantation untersuchte ein multizentrisch
an­gelegtes Verbund-Forschungsprogramm der
­Deutschen Krebshilfe an mehreren Zentren. Die
­Organisation stellte 8,4 Millionen Euro bereit, um
zu erforschen, inwieweit die Immunzellen des Spenders im Kör­per des Empfängers bösartig veränderte
Zellen attackieren und damit zusätzliche TherapieErfolge ermöglichen.
Hyperthermie und komplementäre Verfahren
Erhöhte Temperaturen zwischen 40 und 42 Grad
Celsius versetzen Tumorzellen in Stress. Dies macht
sich die regionale Tiefenhyperthermie zu Nutze:
Sie kommt bei bestimmten Krebserkrankungen in
Kombination mit einer Chemo- oder Strahlentherapie zum Einsatz und steigert deren Wirkung in der
Die Deutsche Krebshilfe hat maßgeblich dazu beigetragen, die Behandlung Krebskranker zu verbessern.
HelfeN.
forschen.
informieren.
Verbesserung der Früherkennung, Diagnostik, Therapie und
Nachsorge • Innovative onkologische Forschungs­projekte mit
klinischem Bezug • Zell- und Molekular­biologie • Metas­ta­
senforschung • Tumorimmunologie • Therapiestudien • Nachwuchsförderung • Internationaler Wissens­austausch
34 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 35
ETAPPENSIEGE
Forschung ist die größte Hoffnung im Kampf gegen Krebs.
Sie erfordert viel Geduld, Hartnäckigkeit und einen langen
finanziellen Atem. In der Krebsforschung ist die Deutsche
Krebshilfe in Deutschland der wichtigste private Förderer.
36 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
Mit kleinen Schritten zum Erfolg
Die Entdeckung der „X-Strahlen“ durch Wilhelm Conrad Röntgen im Jahr 1895 war bahnbrechend. Solche
Sieben-Meilen-Schritte bringen die Menschheit ein
großes Stück voran, doch sie sind und bleiben eher
die Ausnahme. „Nach allem, was wir heute wissen
und was kompetente Wissenschaftler aus aller Welt
immer wieder betonen, werden wir in der Krebsforschung wohl kaum dem Wunder begegnen. Mit aller
Nüchternheit muss man sehen, dass nur viele kleine
Schritte in ihrer Summierung über die Zeit Fortschritte bewirken“, betonte der heutige Ehrenpräsident
der Deutschen Krebshilfe, Dr. Helmut Geiger, schon
Anfang der 1980-er Jahre.
Neben öffentlichen Forschungsgeldern sind Dritt­
mittel von privaten Förderorganisationen notwendiger denn je. Im Bereich der Krebsforschung sind die
Deutsche Krebshilfe und ihre Tochterorganisation,
die Dr. Mildred Scheel Stiftung für Krebsforschung,
in Deutschland die wichtigsten privaten, gemeinnützigen Institutionen, die auch sehr umfangreiche und
langfristige Projekte fördern – und zwar ohne jede
staatliche Unterstützung.
Die Förderung der Krebsforschung ist eines der Kernanliegen der Deutschen Krebshilfe – fast die Hälfte
ihrer Spendeneinnahmen fließt in Forschungsprojekte. Anträge auf Forschungsförderung bear­beitet und
prüft der Fachausschuss ‘Klinische Forschung / klinik­
nahe Grundlagenforschung’ der gemeinnützigen
Organi­sation. Projekte haben nur dann eine Chance
auf Unterstützung, wenn ein Nutzen für den Patienten
möglich oder abzusehen ist.
Welche Erfolge hat die Krebsforschung aufzuweisen?
Die Überlebenschancen krebskranker Menschen sind
in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen. Hodentumoren bei Männern und Leukämien im Kindesalter,
um nur zwei Beispiele zu nennen, sind heute kein
Todesurteil mehr. Der Krebsforschung ist es zu verdanken, dass diese beiden Erkrankungen in bis zu
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 37
Selbstmord der Krebszellen
Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk der
Natur, das viele Schäden und Defekte selbst reparieren kann. So verfügt es auch über ein kompliziertes
System, das kranke, alte oder nutzlose Zellen in
den Selbstmord treibt. In Krebszellen sind die dafür
zuständigen Gene jedoch verändert oder die entsprechenden Signalwege gestört, so dass dieser als
„Apoptose“ bezeichnete Vorgang nicht mehr funktioniert. Die Folge: Die bösartig veränderten Zellen
teilen sich ungehindert weiter.
95 beziehungsweise 80 Prozent der Fälle heilbar
sind. Auch bei Brust- und Darmkrebs sind die Heilungschancen heute viel größer als früher. Viele
Krebskrankheiten können mittlerweile als chronische
Erkrankung angesehen und behandelt werden.
Diese Erfolge sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Deutsche Krebshilfe sich für die so
genannte translationale Forschung stark macht, also
für die rasche Überführung wissenschaftlicher Ergebnisse von der Laborbank in den klinischen Alltag.
Dank der enormen Erkenntnisgewinne, die die Krebsforschung in Deutschland in den vergangenen Jahren
verzeichnen konnte, verstehen die Wissenschaftler
die wesentlichen Ursachen und Entstehungswege
von Krebserkrankungen zunehmend besser. Aber die
Heilungschancen von Krebs-Patienten lassen sich nur
weiter erhöhen, wenn dieses Wissen möglichst rasch
in die klinische Versorgung krebskranker Menschen
Eingang findet.
Rund 2.500 Forschungsprojekte hat die Deutsche
Krebshilfe seit ihrer Gründung unterstützt. Ein Teil
dieser Projekte wurde von ihr auch selbst initiiert,
denn die Deutsche Krebshilfe reagiert nicht nur auf
Anträge, sondern schreibt auch Projektvorhaben aus,
um innovative Forschung themenspezifisch gebündelt zu fördern und dabei gegebenfalls unterschied­
liche Fachdisziplinen zusammenzuführen.
Zielgerichtete Krebs-Therapie
Die Krebsforschung ist stets bestrebt, neue wirkungsvolle Therapien gegen Krebs zu entwickeln
und eta­­blierte Behandlungsansätze zu optimieren.
So konnten durch wissenschaftliche Erkenntnisse
in der Molekularbiologie und Genetik bereits einige
spezifische Medikamente entwickelt werden, die
zielgerichtet die entarteten Zellen angreifen und
deren Vermehrung hemmen. Auf diese Weise lassen
sich Nebenwirkungen reduzieren und die Effekte der
Therapie erhöhen.
Im Rahmen des von der Deutschen Krebshilfe ge­
förderten Schwerpunkt-Programms „Apoptose­
defizienz“ haben zahlreiche Wissenschaftler die
Mechanismen weiter entschlüsselt, warum der
programmierte Zelltod bei Krebs nicht mehr ausgelöst wird. Die Deutsche Krebshilfe hat dieses Forschungsprogramm mit insgesamt 15,7 Millionen Euro
unter­stützt. Die gewonnenen Erkenntnisse sind eine
wesentliche Voraussetzung, um neue therapeutische
Strategien gegen Krebs zu entwickeln.
Krebsforschung – mit kleinen Schritten zum Erfolg.
Diese so genannte „Targeted Therapy“ steckt noch in
den Anfängen, aber für ausgewählte Fälle zeichnen
sich schon Erfolge ab. Bei Brustkrebs beispielsweise wird die „Targeted Therapy“ unter bestimmten
Voraussetzungen bereits angewandt: Der Antikörper
Trastuzumab (Handelsname: Herceptin) beispiels­
weise hemmt direkt das Wachstum besonders
aggressiver Brustkrebszellen. In Zukunft werden
Tumorerkrankungen sehr wahrscheinlich entsprechend den molekularen Strukturen der bösartigen
Zellen wesentlich individueller und mit genau auf den
einzelnen Patienten abgestimmten Therapien behandelt werden können. Die Deutsche Krebshilfe fördert
zahlreiche Forschungsprojekte, um die „Targeted
Therapy“ weiter voranzubringen.
Immuntherapien gegen Krebs
Es klingt einfach und genial: Das körpereigene
Abwehrsystem wird gezielt stimuliert und vernichtet
dann selbstständig Tumorzellen. Zu diesem Thema
werden derzeit zahlreiche Forschungsprojekte und
Studien durchgeführt. Die auf dem Gebiet der tumor­
immunologischen Forschung tätigen Wissenschaftler
hoffen, dass die immunologische Krebs-Therapie in
einigen Jahren neben Operation, Chemo- und Strahlentherapie als vierte Säule der Krebsbekämpfung
etabliert sein wird. Mit der Förderung zahlreicher
Projekte, welche die Mechanismen der immunologischen Tumorabwehr erforschen, trägt die Deutsche
Krebshilfe in hohem Maße zur Weiterentwicklung
der Immuntherapie bei. So unterstützt sie beispielsweise eine Forschergruppe, die eine Impfstrategie
gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickelt – eine
Krebsart, bei der die Heilungschancen nach wie vor
sehr schlecht sind.
38 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
Tumorstammzellen
Zunehmend wird deutlich, dass nur einige wenige
Krebszellen für das Wachstum einer bösartigen
Geschwulst verantwortlich zu sein scheinen: die so
genannten Tumorstammzellen. In einem nationalen
wissenschaftlichen Verbundprojekt fördert die Deutsche Krebshilfe bundesweit mehrere Forschungsvorhaben mit dem Ziel, diese Zellen in verschiedenen
Krebs­arten nachzuweisen und gezielt zu zerstören.
Verbundprojekt Malignes Melanom
Der schwarze Hautkrebs – auch Malignes ­Melanom
genannt – bildet oft bereits zu einem frühen Zeit­
punkt Metastasen. Er ist dann in vielen Fällen un­empfindlich gegenüber einer Chemo- oder Strahlentherapie. Wissenschaftler an elf universitären
­Kliniken und Instituten entwickeln in einem natio­
nalen Forschungsverbund, den die Deutsche Krebshilfe ­fördert, die Basis für neue Therapieverfahren
gegen den schwarzen Hautkrebs. Das nationale Netz
ermöglicht gemeinsame Untersuchungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln sowie einen intensiven
­inhaltlichen und methodischen Wissens­austausch.
So lassen sich über die Leistungen von Einzelpro­
jekten hinaus entscheidende neue Erkenntnisse
gewinnen.
Krebs und Alter
Nach Expertenschätzungen wird die Zahl der Krebs­
erkrankungen bis zum Jahr 2050 um 30 Prozent zunehmen. Der Grund für diese Entwicklung: Der Anteil
der Menschen über 65 Jahre wird von derzeit etwa
15 Prozent auf bis zu 30 Prozent ansteigen. Und je
­älter ein Mensch wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er an Krebs erkrankt.
Müssen alte Menschen mit einer Tumorerkrankung
anders behandelt werden als jüngere? Im Rahmen
eines Förderschwerpunkt-Programms unterstützt die
Deutsche Krebshilfe mehrere Studien, die sich mit
den Auswirkungen der Therapie bei älteren Men-
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 39
schen beschäftigen. Dazu gehört beispielsweise ein
Projekt mit Darmkrebs-Patienten, die älter sind als
70 Jahre. Die Wissenschaftler untersuchen, welche
Auswirkungen eine Bestrahlung vor der Operation bei
diesen Patienten hat und ob sie die Heilungschancen
verbessern kann.
Eine weitere Studie untersucht, ob bei LungenkrebsPatienten, die nicht mehr operiert werden können,
eine Strahlentherapie als effektive Alternative in
Frage kommt.
Das „Krebs-Genom“
Das „International Cancer Genome Consortium“
(ICGC) ist ein biomedizinisches Großprojekt, zu dem
sich führende Krebsforscher weltweit zusammengeschlossen haben. Ziel des ICGC ist, die genetischen
Veränderungen in den wichtigsten Krebsarten zu
analysieren, um neue und verbesserte Ansätze zur
Prävention, Diagnose und Therapie für die jeweiligen
Krebserkrankungen zu finden. Die Ergebnisse wiede­
rum werden anderen Wissenschaftlern zugänglich
gemacht, um die Krebsforschung voranzubringen.
Die Deutsche Krebshilfe und das Bundesministerium
für Bildung und Forschung ermöglichen gemeinsam
die Beteiligung eines deutschen Forschungskonsortiums am „International Cancer Genome Consortium“:
Beide Partner stellen zusammen Mittel von rund
15 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren
zur Verfügung. Die an dem internationalen Netzwerk
beteiligte deutsche Arbeitsgruppe konzentriert sich
dabei auf kindliche Hirntumoren – und damit auf eine
Tumorerkrankung mit besonders hoher Sterblichkeit.
Diese Kooperation ist ein gutes Beispiel dafür, wie
die öffentliche Hand und eine private Organisation
wie die Deutsche Krebshilfe gemein­samen und partnerschaftlich abgestimmt ein Ziel verfolgen.
Die Deutsche Krebshilfe und die Dr. Milded Scheel Stiftung für Krebsforschung investieren jährlich bis zu 40 Millionen Euro in die
Forschungsförderung.
Tumorgewebebanken
Tumorgewebe ist eine wertvolle Ressource für die
Krebsforschung: Es enthält die gesamte Information
über genetische Veränderungen, die zum Krebs geführt haben und den Krankheitsverlauf bestimmen.
Dank der Fortschritte in der Genomforschung gelingt
es zunehmend, diese Informationen zu entschlüsseln
und für die Entwicklung neuer diagnostischer und
therapeutischer Methoden einzusetzen.
Die Deutsche Krebshilfe hat im Jahr 2008 das
Schwerpunkt-Programm „Tumorgewebebanken“ eingerichtet, um Grundlagen für die Etablierung größerer überregionaler Tumorgewebebanken zu schaffen.
Das Programm wird mit 2,3 Millionen Euro gefördert.
40 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
Puzzlearbeit mit System
Die Deutsche Krebshilfe ist bundesweit der
wichtigste Förderer unabhängiger onkologischer
Therapiestudien.
In der Krebsmedizin sind Heilungsraten von 80 Pro­
zent und mehr erfreulicherweise keine Seltenheit.
Solche Erfolge sind jedoch kein Zufall, sondern das
Ergebnis systematischer Puzzlearbeit. So genannte
Therapiestudien dienen dazu, optimale Behandlungskonzepte für die Kranken zu entwickeln. Und optimal
aus der Sicht des Betroffenen bedeutet: so wirksam
wie möglich und gleichzeitig so nebenwirkungsarm
wie möglich.
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 41
­ steosarkomstudiengruppe (COSS), die dafür ­sorO
­gen, dass heute zwei Drittel aller Kinder und Jugend­
lichen mit Knochenkrebs geheilt werden können.
Durch die Studien konnten auch die zum Teil beträchtlichen Nebenwirkungen und Spätfolgen der
Behandlung reduziert werden: Individuelle Behandlungsschemata, die in Art und Umfang dem individuellen Rückfall­risiko angepasst werden, halten
die Belastungen für die jungen Patienten möglichst
gering.
Im Bereich der Pädiatrischen Onkologie, der Be­
handlung von Krebserkrankungen im Kindesalter,
­werden fast alle Therapiestudien in Deutschland von
der Deutschen Krebshilfe finanziert. Dazu gehören
zum Beispiel die Therapiestudien der ­Cooperativen
Der Deutschen Krebshilfe liegen der ­internationale
Erfahrungsaustausch und die wissenschaftliche / ­
medizinische Nachwuchsförderung besonders am
Herzen.
Die Krebsforschung vereint Wissenschaftler und
Ärzte in aller Welt in ihrem ge­meinsamen Be­streben,
krebskranken Menschen zu helfen.
Der Blick über den nationalen Tellerrand war von
Anfang an ein besonderes Anliegen der Deutschen
Krebshilfe. Über ihre Dr. Mildred Scheel Stiftung für
Krebsforschung begann sie bereits in den 1970-er
Jahren, den internationalen Erfahrungsaustausch
sowie die Aus- und Fortbildung von Ärzten und Wissenschaftlern zu fördern.
In Deutschland werden pro Jahr mehr als 100 solcher
Therapiestudien begonnen – viele davon allerdings
in Abhängigkeit von wirtschaftlichen Interessen. Die
Deutsche Krebshilfe konzentriert sich, entsprechend
ihren Grundsätzen, ausschließlich auf die Unterstützung unabhängiger klinischer Studien. Anträge auf
Förderung solcher Studien zu prüfen und neue klinische Studien zu initiieren, ist Aufgabe ihres Fachausschusses ʻKrebs-Therapiestudienʼ.
Besondere Erfolge ließen sich durch Therapiestu­
dien beispielsweise in der Behandlung der Hodgkin
­Lymphome verzeichnen. Die Deutsche Krebshilfe
fördert die Arbeit der Deutschen Hodgkin Lymphom
Studiengruppe bereits seit 1993. Dank der durchgeführten Studien liegen die Heilungsraten heute bei
bei 80 bis 90 Prozent.
Kapital für die Zukunft
Therapiestudien helfen, die optimale Behandlung zu entwickeln.
Als bundesweit wichtigster Förderer unabhängiger
onkologischer Studien ist die Deutsche ­Krebshilfe
auch politisch aktiv: So fordert sie seit langem, dass
sich die Krankenkassen und der Bund an der Finanzierung von klinischen Studien beteiligen oder sich
stärker engagieren.
Internationaler Erfahrungsaustausch
Von 1977 bis 1997 rief die Stiftung alle zwei ­Jahre
renommierte Krebsforscher aus aller Welt nach Bonn,
die über aktuelle Fragen der Krebsforschung disku-­
tierten. Für die Dr. Mildred Scheel Stiftung ­dienten
die so genannten Internationalen Expertentreffen
stets der Definition neuer Forschungsfelder und
somit der Vorbereitung neuer strategischer Aktivitäten. Seit 2002 lädt die Stiftung zur „Mildred Scheel
Cancer Conference“ (MSCC) auf den Bonner Petersberg ein. Besonders junge ­Forscher erhalten hierbei
die Gelegenheit, vom Wissen international anerkannter Experten zu profitieren. 2006 standen maßgeschneiderte Therapiemethoden („Targeted Therapy“)
im Mittelpunkt; 2008 widmete sich die Konferenz
verschiedenen aktuellen Schwerpunkten der Krebsforschung. Im Mai 2010 ging es schwerpunktmäßig
um neue Therapiestrategien, Resistenz von Tumorzellen gegen die Chemotherapie und die Rolle von
Tumorstammzellen.
Nachwuchsförderung
Junge Wissenschaftler sind das Kapital für die Zu­
kunft. So auch das Credo der Deutschen Krebshilfe.
Ihr Fachausschuss ʻNachwuchsförderungʼ steuert
die vier ­verschiedenen Angebote des „Career Development Program“ und nimmt die Bewerber um die
begehrten Plätze sehr genau unter die Lupe.
Mit einem Doktorandenprogramm unterstützt die
­Deutsche Krebshilfe wissenschaftlich ­interessierte
Studierende der Medizin, die eine Doktor­­arbeit in
der Krebsforschung in einem ausgewiesenen Forschungslabor durchführen möchten (Promotionsstipendium).
Das Mildred-Scheel-Stipendien­programm entsendet
besonders ambitionierte Ärzte und Wissenschaftler,
die sich nach ihrer Promotion in der Krebsforschung
und -medizin spezialisieren möchten, an bedeutende
Krebszentren in aller Welt. Über 500 Stipendiaten hat
die Stiftung seit 1977 bereits auf die Reise geschickt
und dafür 28,9 Millionen Euro ver­geben. Nach ihrer
Rückkehr sollen die Stipendiaten ihr im Ausland
erworbenes Know-how wirkungsvoll an deutschen
Instituten oder Kliniken einsetzen.
Das Max-Eder-Nachwuchsgruppenprogramm – be­nannt nach Professor Dr. Max Eder, einem der
­Pioniere der Deutschen Krebshilfe – ermöglicht
­hochqualifizierten jungen Onkologen nach der
Rückkehr aus dem Ausland den Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe an einer deutschen
Forschungseinrichtung. Bis zu 1,4 Millionen Euro für
einen Zeitraum von maximal sieben Jahren sollen
ihnen die erforderliche finanzielle Unabhängigkeit,
aber auch ideelle Unterstützung geben.
Darüber hinaus können wissenschaftlich tätige Onkologen und ­Naturwissenschaftler auch eine Stiftungsprofessur bei der Deutschen Krebshilfe beantragen.
HelfeN. forschen.
informieren.
Prävention • Früherkennung • Informationsmaterialien für
Betroffene und Angehörige • Aufklärung der Bevölkerung •
Workshops und Symposien • Dr. Mildred Scheel Akademie für
Forschung und Bildung • Betriebliche Gesundheitsförderung
44 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
EIGENverantwortung
Mehr als 450.000 Menschen erkranken jedes Jahr neu an Krebs. Viele Erkrankungen
lassen sich durch eine gesunde Lebensweise vermeiden. Und eine beginnende
Krankheit lässt sich oft frühzeitig entdecken und mit größerer Wahrscheinlichkeit
heilen. Die Deutsche Krebshilfe informiert umfassend über Krebs-Prävention
und -Früherkennung.
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 45
46 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 47
gesund leben – gesund
bleiben: einfache tipps
Auch wenn es banal klingt – der Lebensstil trägt erheblich dazu bei, dass der
Mensch gesund bleibt. Oder anders herum: Wer riskant lebt, riskiert seine Gesundheit. Dabei gibt es im Alltag einfache Möglichkeiten zur Krebs-Prävention.
Mehr als 450.000 Menschen erkranken jedes Jahr
neu an Krebs. Experten schätzen, dass etwa zwei
Drittel der Erkrankungen auf Faktoren des Lebensstils
zurückzuführen sind.
Sich und anderen Gutes tun: So appelliert die Deut­
sche Krebshilfe an jeden Einzelnen, die Verantwortung für sein persönliches Wohlergehen ernst und
wahr zu nehmen. Ernährung, die gesund erhält,
regelmäßige Bewegung, ein rauchfreies Leben, wenig
Alkohol und ein maßvoller Umgang mit der Sonne:
Es gibt viele Möglichkeiten, das Krebsrisiko zu verringern. Eltern erinnert die Deutsche Krebshilfe besonders an ihre Vorbildfunktion für Kinder.
Achtung Sonne!
In der Freizeit, im Urlaub, bei der Arbeit sind wir
natürlicher Sonnenstrahlung ausgesetzt. Licht und
Wärme wirken wohltuend auf Körper und Seele. Aber
die UV-Strahlung kann auch eine fatale Auswirkung
auf die menschliche Haut haben: Hautkrebs. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische
Prävention hat die Deutsche Krebshilfe das „Haut
und Sonne Lebensphasenprogramm“ entwickelt –
mit Themenschwerpunkten zum Sonnenschutz beim
Baby über das Schulkind bis zum ­Erwachsenen.
Besonders wichtig ist der Schutz der Kinderhaut vor
übermäßiger UV-Belastung, denn diese kann später
Hautkrebs zur Folge haben. Außerdem im Fokus: die
Nutzung von Solarien. Schließlich geht die künstliche
Sonne mit der Haut auch nicht schonender um. Die
Deutsche Krebshilfe fordert deshalb, dass Solarien
zertifiziert werden. Ein Nutzungsverbot für Jugendliche unter 18 Jahren konnte sie zusammen mit anderen Partnern des Gesundheits­wesens bereits beim
Gesetzgeber durchsetzen.
Nichtraucher sind cool
Rauchen kann tödlich sein. In Deutschland sterben
pro Jahr etwa 110.000 Menschen an den Folgen des
Rauchens. Rund ein Drittel aller Krebserkrankungen
ist auf das Rauchen zurückzuführen. Die Deutsche
Krebshilfe hat daher dem Rauchen den Kampf angesagt. Besonders Kinder und Jugendliche will sie vom
Einstieg in eine „Raucherkarriere“ abhalten. Daher
haben Projekte, die Nichtrauchern ein positives
Image verleihen und Raucher nicht länger als „coole“
Mitmenschen darstellen, hohe Priorität. Erste Erfolge
sind zu verzeichnen: Die Zahl der jugendlichen
Zigarettenraucher ist rückläufig. Aber neue Trends
wie etwa das Rauchen von Wasserpfeifen (Shishas)
stellen die Tabakprävention vor immer neue Herausforderungen.
Als Mitglied im Aktionsbündnis Nichtrauchen,
dem zahlreiche nicht-staatliche Gesundheitsorganisationen angehören, leistet die Deutsche Krebshilfe
wichtige Lobby- und Aufklärungsarbeit. Von Bund
und Ländern erwartet sie zuverlässige Unterstützung, auch im Kampf gegen das Passivrauchen. Die
Deutsche Krebshilfe fordert, bestehende Gesetzeslücken zu schließen – besonders bei der konsequenten Umsetzung eines Rauchverbots in öffentlichen
Gebäuden und in der Gastronomie.
Gesunden Appetit!
Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen –
und die Gesundheit „bei Laune“. Wissenschaftler
haben nachgewiesen, dass auch die Ernährung bei
der Krebs-Prävention eine wesentliche Rolle spielt.
In Deutschland leiden jeder zweite Erwachsene
und jedes fünfte Kind an Übergewicht – Folge einer
ungesunden Ernährung einerseits und von zu wenig
Bewegung andererseits. Zu viele Pfunde belasten
Herz und Kreislauf, erhöhen aber auch das Risiko
für verschiedene Krebsarten. Daher informiert die
Deutsche Krebshilfe über eine abwechslungsreiche
Ernährung mit viel Obst und Gemüse, vielen Ballaststoffen, wenig Fett und Fleisch. Dazu ausreichend
Bewegung – und die Energiebilanz eines Menschen
fällt günstig aus.
ballnationalspieler, sorgt dabei für zusätzlichen
„Erinnerungswert“.
Gesundheit ab Werk
Präventionsarbeit braucht starke Partner: Die
Deutsche Krebshilfe arbeitet seit Jahren eng mit
dem Verband der Betriebs- und Werksärzte (VDBW)
zusammen. So erreicht sie Menschen, die sonst
nur selten Kontakt zum Arzt haben und gegenüber
massenmedialen Aufklärungskampagnen wenig aufgeschlossen sind. Das Verhältnis zum Betriebsarzt
ist meist von Vertrauen und ­Offenheit geprägt. Dies
nutzt die Deutsche Krebs­hilfe, um ihre Botschaften
an den „point of sale“ zu transportieren. Das speziell
auf Betriebs­ärzte und Unternehmen zugeschnittene
Informationsmaterial findet ebenso großen Anklang
wie die Seminare für Betriebs- und Werksärzte, die
zum Teil in der Fort- und Weiterbildungseinrichtung
der Deutschen Krebshilfe, der Dr. Mildred Scheel
Akademie, ange­boten werden.
„Mädchen checken das“
Auf einer DVD und im Internet informiert die Deutsche
Krebshilfe unter dem Motto „Mädchen checken das“
12- bis 17-Jährige über Krebs-Prävention und -Früh­
erkennung. Unterstützt wird sie dabei durch fünf
prominente Sängerinnen sowie die Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau (ÄGGF).
„Mach was gegen Krebs!“
Im sportlichen Umfeld – beispielsweise bei JugendFußballturnieren – bringt die Deutsche Krebshilfe
gerade Kindern spielerisch nahe, was sie tun können,
um gesund zu bleiben. Prominente Unterstützung,
unter anderem durch ehemalige Fußball- und Hand-
Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse kann
das individuelle Krebsrisiko senken.
48 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 49
Veränderungen bei Darm-, Gebärmutter-, Schilddrüsen-, Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs
identifiziert, ebenso beim Retinoblastom – einer
Krebserkrankung des Auges – und bei Brustkrebs,
dem häufigsten bösartigen Tumor bei Frauen.
Früh erkannt – heilbar?
Das Leben kann nie Sicherheit geben, sondern nur Chancen anbieten. Zum Glück
lassen sich manche Gefahren, die im Verborgenen lauern, frühzeitig entdecken.
Um welche Krebsart es sich auch handeln mag: Wer
befürchtet, eine solche „Zeitbombe“ in sich zu
tragen, braucht Hilfe und Beratung. Die Deutsche
Krebshilfe hat fast 32,5 Millionen Euro für bundesweite wissenschaftliche Verbundprojekte und
Zentren für erbliche Krebserkrankungen aufgebracht.
In zwölf Beratungszentren für „Familiären Brust- und
Eierstockkrebs“ sowie in sechs Zentren für erblich
bedingten Darmkrebs beraten und betreuen Vertreter
der jeweiligen Fachdisziplinen Mitglieder aus Risiko­
familien interdisziplinär. Engmaschige Kontrolluntersuchungen gewährleisten, dass mögliche Tumoren
frühzeitig entdeckt und entfernt werden. Eine langfristige psychologische Begleitung der Betroffenen
gehört zu diesem Früherkennungsprogramm zwingend dazu. Sie soll helfen, Angst zu bewältigen und
positive Lebensstrategien zu entwickeln.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt – das gilt zumindest für einige Krebserkrankungen.
Vorbeugung ist wichtig – aber auch wer gesund lebt,
kann an Krebs erkranken. Je früher ein Tumor erkannt
wird, desto größer sind zumeist die Heilungschancen. Früherkennungsmaßnahmen gibt es für Frauen
ab 20 Jahren, für Männer ab 35 für die so genannten
Massen-Tumoren: Brust-, Haut-, Darm-, Prostata- und
Gebärmutterhalskrebs. Für andere Krebserkrankungen zeichnen sich Ansätze ab. Das gesetzliche
Krebs-Früherkennungsprogramm hat sich seit seinem
Beginn Anfang der 1970-er Jahre kontinuierlich er­
weitert und wurde anhand von wissenschaftlichen
Erkenntnissen angepasst.
Zuletzt hat ein erfolgreiches Modellprojekt in
Schleswig-Holstein – in Zusammenarbeit der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft
­Dermatologische Prävention – dazu beigetragen,
dass die Hautkrebs-Früherkennung für Menschen
ab 35 alle zwei Jahre von den gesetzlichen Kranken­
kassen übernommen wird. Die speziell geschulten
und zertifizierten Ärzte sollen zusätzlich ihre Patienten auch über ihren Hauttyp und den richtigen
Umgang mit UV-Strahlung aufklären. Bisher nehmen
etwa 30 Prozent der Anspruchsberechtigten das
Angebot wahr.
Informieren. Nachdenken. Entscheiden.
Krebs-Früherkennungsuntersuchungen haben das
Ziel, Tumoren möglichst in frühen Stadien ihrer
Entwicklung aufzuspüren. Frühe Stadien lassen sich
zumeist schonender und erfolgreicher behandeln als
späte Stadien, in denen möglicherweise sogar schon
Metastasen entstanden sind. Dieses Prinzip leuchtet
ein – und doch werden Früherkennungsuntersuchungen durchaus kritisch betrachtet, denn sie können
auch Nachteile haben.
Dazu gehören: falsch-negative beziehungsweise
falsch-positive Ergebnisse, einhergehend mit dem
Problem der Überdiagnostik, oder eventuelle Be­
einträchtigungen durch die Früherkennungsunter­
suchung. Es ist also sinnvoll, für jedes Verfahren
günstige und möglicherweise schädliche Auswirkungen gegeneinander abzuwägen. Die Deutsche
Krebshilfe informiert umfassend über die Vor- und
Nachteile der gesetzlichen Früherkennungsunter­
suchungen und spricht dabei auch Empfehlungen
aus. Vor allem rät sie jedem, der am Früherkennungsprogramm teilnehmen kann, sich selbst ein Bild zu
machen, um – gegebenenfalls gemeinsam mit dem
Arzt – eine individuelle Entscheidung für oder gegen
die Teilnahme zu treffen.
Der Fachausschuss ʻKrebs-Früherkennungʼ der Deutschen Krebshilfe hat sich zum Ziel gesetzt, Strategien
zur Verbesserung des Krebs-Früherkennungsprogramms zu erarbeiten. Künftige Herausforderungen
hat er in einem Aktionsplan definiert: In den nächsten
Wenn in jeder Generation einer Familie Krebserkrankungen
auftreten, liegt möglicherweise ein familiäres Risiko vor. Die
Deutsche Krebshilfe bietet dazu Beratung und Hilfe an.
Jahren sollen Forschung, Modellprojekte und ent­
sprechende Informations- und Aufklärungsmaßnahmen der Deutschen Krebshilfe die Krebs-Früherkennung weiter voranbringen, gegebenenfalls begleitet
von gesundheitspolitischen Aktivitäten.
Erbliche Krebserkrankungen
Experten gehen davon aus, dass etwa fünf bis zehn
Prozent aller Betroffenen die Anlage, an Krebs zu
erkranken, von Vater oder Mutter geerbt haben.
Sie selbst können diese Veranlagung wiederum an
ihre Kinder weitergeben. Bisher wurden genetische
Die Erfolge dieser Fördermaßnahmen waren so überzeugend, dass die Krankenkassen Teile der Leistungen bereits in die Regelfinanzierung übernommen
haben.
50 helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN
Wissen, das hilft
Die vielfältigen Informationsmaterialien der Deutschen
Krebshilfe gibt es kostenlos und stets aktuell.
Wer neutrale und unabhängige Informationen über
Krebserkrankungen sucht, findet sie bei der Deutschen Krebshilfe. Selbstverständlich kostenlos.
Diagnostik, Therapie und Nachsorge einzelner
Krebsarten oder übergeordnete Themen wie Kinderwunsch, Schmerzen, Palliativmedizin oder Sozialleistungen: Die Broschürenserie „Die blauen Ratgeber“,
die stetig erweitert und aktualisiert wird, erläutert
alles in allgemeinverständlicher Sprache.
Faltblätter und Broschüren zur Krebs-Prävention zeigen, wie leicht eine gesunde Lebensweise im Alltag
umzusetzen ist. Ernährung, Bewegung, Nichtrauchen
und UV-Schutz bieten gute Ansatzpunkte, wie jeder
sein persönliches Risiko, an Krebs zu erkranken,
reduzieren kann.
Ergänzend zu den blauen Ratgebern produziert die
Deutsche Krebshilfe „Die blaue DVD“. Bei diesen
helfen | FORSCHEN | INFORMIEREN 51
Patien­ten-Informationsfilmen gehen sachlich-medi­
zinische Informationen Hand in Hand mit einfühl­
samen, sehr persönlichen Aussagen Betroffener
und Angehöriger.
Seit 2006 produziert die Deutsche Krebshilfe ein
eigenes TV-Magazin mit dem Titel „in vivo“. Die einzelnen Beiträge dieser Sendung stehen im Internet
auf den Seiten der Deutsche Krebshilfe sowie im
Video-Portal www.youtube.de. Darüber hinaus gibt
es alle Sendungen sowie thematisch sortierte Bei­
träge kostenlos auf DVD.
Das „Magazin der Deutschen Krebshilfe“ informiert
die Spenderinnen und Spender der gemeinnützigen
Organisation vierteljährlich über die Verwendung der
ihr anvertrauten Mittel.
Unter www.krebshilfe.de finden interessierte Inter­
net-User Informationen über die Leistungen und
Angebote der Deutschen Krebshilfe – entsprechend
den Aufgabengebieten „Helfen. Forschen. Informieren.“ Wer möchte, kann hier auch online spenden
oder Benefiz-Produkte kaufen.
Multiplikator
mit Atmosphäre
Die Dr. Mildred Scheel Akademie in Köln bietet Fortbildungen für Ärzte, Schwestern und Pfleger, aber
auch Seminare für Betroffene und Angehörige an.
Prävention weitergebildet – in ­enger Kooperation mit
dem Verband der Betriebs- und Werksärzte.
So unterschiedlich wie die Seminarinhalte sind die
Teilnehmer: Betroffene, Angehörige, Ärzte, Pflege­
personal oder Mitarbeiter von Krebsberatungsstellen, Leiter von Selbsthilfegruppen, Seelsorger,
Psychotherapeuten, Studenten und allgemein an den
Veranstaltungen interessierte Bürger.
Die Dr. Mildred Scheel Akademie für Forschung und
Bildung auf dem Gelände der Kölner Universitätskliniken ist ein Ort der Fortbildung. Hinter dieser
Einrichtung steht eine ganz besondere Philosophie:
die (Für-)Sorge für krebskranke Menschen und alle,
die tagtäglich mit ihnen zu tun haben.
Über 1.600 ein- oder mehrtägige Seminare und Fortbildungsveranstaltungen haben bisher ausgesprochen positive Resonanz gefunden. Die Teilnehmerzahl von mehr als 42.000 belegt dies eindrucksvoll,
zeigt aber auch, wie groß der Bedarf für die Ange­bote ist.
Gegründet wurde die Akademie im Jahr 1992 von der
Deutschen Krebshilfe. Untergebracht im Dr. ­Mildred
Scheel Haus für palliative Therapie strahlen die
Räumlichkeiten eine besondere Atmosphäre der Ruhe,
der Konzentration und (Selbst-)Besinnung aus. Der
große, grüne Innenhof ist gleichzeitig ein Symbol
der Lebensfreude.
Auf Initiative und durch Förderung der Deutschen
Krebshilfe entstanden in Deutschland weitere Akademien – gezielt für palliativmedizinische Inhalte: am
Malteser Krankenhaus in Bonn, am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München
sowie am St. Joseph Stift in Dresden. Alle drei kooperieren eng mit der Kölner Einrichtung.
Einer der Schwerpunkte der Dr. Mildred Scheel
Akademie ist, den Gedanken der Palliativmedizin in
Deutschland zu verbreiten. Unabdingbar dafür: die
palliativmedizinische Kompetenz von Ärzten, Medizinstudenten und Pflegepersonal zu steigern. Dazu
dienen zertifizierte Fortbildungen in „Palliative Care“
und Hospizpflege für Krankenschwestern, Krankenund Altenpfleger.
Aber das Seminarangebot ist weit vielfältiger: Konflikt- und Stressbewältigung für Angehörige, Verarbeitungsstrategien für den Umgang mit der Krankheit
und den Kranken, Gesundheitstraining, Trauer- und
Sterbebegleitung, Krankheit und Lebensgestaltung,
Kommunikationstraining, Ärztetagungen zu verschiedenen Krebsarten. Seit 2005 werden auch Betriebsund Werksärzte über spezielle Themen der Krebs-
Die Krankheit zusammen verarbeiten – auch das gehört zum
Seminarangebot der Dr. Mildred Scheel Akademie.
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