Wittstock/Dosse - Energetisches Quartierskonzept Röbeler Vorstadt

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Integrierte energetische Quartiersentwicklung
„Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Quartierskonzept
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Inhaltsverzeichnis
Integrierte energetische Quartiersentwicklung
„Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
1.
1.1
1.2
1.3
Im Auftrag der
GWV Gebäude- und Wohnungsverwaltung GmbH
Markt 9
16909 Wittstock/Dosse
Einführung ............................................................................ 4
Anlass der Konzepterarbeitung .................................................. 4
Kurzbeschreibung der Röbeler Vorstadt .................................... 4
Zielstellung für das integrierte Quartierskonzept ...................... 5
2. Ausgangsanalyse .................................................................. 9
2.1 Einordnung des Quartiers in die Stadtentwicklungspolitik ........ 9
2.2 Städtebauliche Rahmenbedingungen ...................................... 12
2.2.1 Bauliche Strukturen ....................................................... 12
2.2.2 Wohnungsangebot und -nachfrage............................... 12
2.2.3 Soziale und demografische Struktur ............................. 17
2.2.4 Wohnumfeld und öffentlicher Raum ............................ 19
2.2.5 Verkehr .......................................................................... 21
2.2.6 Infrastruktureinrichtungen ............................................ 23
2.2.7 Technische Infrastruktur ............................................... 25
2.3 Wärmeenergieerzeugung und -verteilung ............................... 25
2.4 Bewertung der Gebäudestruktur und Ermittlung des
Sanierungspotentials ................................................................ 28
2.4.1 Analyse des energetischen Zustands des
Gebäudebestands und Ermittlung des Sanierungspotentials .. 31
2.4.2 Analyse der Energieverbräuche nach Gebäudetypen ... 41
2.5 Gesamtenergiebilanz – Ausgangszustand ................................ 44
2.5.1 Wärme ........................................................................... 44
2.5.2 Elektroenergie ............................................................... 44
2.5.3 Verkehr .......................................................................... 45
2.5.4 CO2-Bilanz ...................................................................... 45
Oktober 2013
Erstellt von
B.B.S.M. Brandenburgische Beratungsgesellschaft
für Stadterneuerung und Modernisierung mbH
Behlertstraße 3a, Haus G, 14467 Potsdam
tetra ingenieure GmbH
Rosa-Luxemburg-Straße 30, 16816 Neuruppin
Architekturbüro Abel
Röbeler Straße 1B, 16909 Wittstock/Dosse
2
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
6.2.3 Handlungsfeld C: Öffentlicher Raum, Wohnumfeld,
Mobilität und Verkehr ............................................................ 114
6.2.4 Handlungsfeld D: Gestaltung des Generationswechsels
und sozialer Zusammenhalt.................................................... 118
6.2.5 Handlungsfeld E: Öffentlichkeitsarbeit ....................... 119
6.3 Kosten- und Finanzierungsplan unter Einbeziehung von
Fördermöglichkeiten .............................................................. 124
6.3.1 Kosten- und Finanzierungsplanung zur energetischen
Ertüchtigung der Gebäude im Quartier .................................. 124
6.3.2 Kosten- und Finanzierungsplan: Wärmeversorgung und
Einbindung von regenerativen Energien ................................ 139
6.3.3 Kosten- und Finanzierungsplan: Umgestaltung der
privaten Freiflächen, öffentlicher Raum und stadttechnische
Netze ..................................................................................... 141
6.4 Fazit......................................................................................... 143
3. SWOT-Analyse zum Quartier Röbeler Vorstadt .................... 47
3.1 Energetische/technische Betrachtungsweise ........................... 47
3.2 Städtebauliche Betrachtungsweise ........................................... 48
4.
4.1
4.2
4.3
Integrierte Leitbilder und Strategien .................................... 49
Ableitung von Handlungsbedarfen und Potenzialen ................ 49
Leitbilder und Strategien für die Quartiersentwicklung ........... 50
Mögliche Umsetzungshemmnisse und deren Überwindung in
Zusammenarbeit mit den wesentlichen Akteuren ................... 52
5. Konzept für die energetische Stadtsanierung ....................... 54
5.1. Sanierung des Gebäudebestandes, energetische und Wohnwert
verbessernde Maßnahmen ....................................................... 54
5.2. Wärmeerzeugung und -verteilung in der Röbeler Vorstadt ..... 70
5.3. Straßenbeleuchtung .................................................................. 87
5.4. Aufwertung privater Freiflächen und öffentlicher Räume ....... 89
5.5 Gesamtenergiebilanz – zukünftig (Energie und CO2) ................ 96
5.6 Energieverbrauchsprognose ..................................................... 97
7.
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
6. Integriertes Handlungs- und Umsetzungskonzept ................ 98
6.1 Integrierter Umsetzungsansatz ................................................. 98
6.2 Maßnahmenkatalog mit Berücksichtigung von
Synergieeffekten, Wirkungsanalysen und Bewertung .............. 99
6.2.1 Handlungsfeld A: Steigerung der Energieeffizienz von
Wohngebäuden im Quartier ...................................................101
6.2.2 Handlungsfeld B: Wärmeversorgung und die Einbindung
von regenerativen Energien ....................................................109
3
Schlussfolgerungen und Empfehlungen .............................. 144
Ausgangspunkt und Ziele des Konzeptes ............................... 144
Entwicklungsperspektiven des Quartiers ............................... 144
Entwicklungsperspektiven für die Wärmeversorgung ........... 145
Gesamtenergiebilanz des Quartiers / CO2-Emissionen .......... 146
Umsetzungsschritte ................................................................ 146
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
1.
Einführung
1.1
Anlass der Konzepterarbeitung
Einführung
Im Sinne eines integrierten Handlungsansatzes sollen die energetischen Maßnahmen mit nachfrageorientierten Modernisierungen der
Wohnungsbestände und einer Aufwertung des Wohnumfelds verbunden werden. Das Konzept dient damit auch als teilräumliche
Planung zur Konkretisierung der Stadtumbaustrategie.
Die Röbeler Vorstadt ist eines der stabilsten Wohnquartiere in
Wittstock/Dosse. Das Quartier erfreut sich bei den Mietern großer
Beliebtheit, hat nahezu keinen Leerstand und wird in seiner städtebaulichen und sozialen Struktur als zukunftsfähiger Wohnstandort
beurteilt. Trotzdem besteht in den kommenden Jahren Handlungsbedarf, um das Quartier sowohl energetisch als auch im Hinblick auf
den Wohnwert aufzuwerten und an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen.
Das integrierte energetische Quartierskonzept orientiert auf einen
stufenweisen Umsetzungsprozess bis etwa 2020/2025.
Die Erstellung des Konzeptes wird durch die KfW im Rahmen des
Programms „Energetische Stadtsanierung“ (KfW-Programm Nr.
432) finanziell unterstützt.
1.2
Konkreter Anlass für die Konzepterstellung ist das Auslaufen der
Wärmelieferverträge mit dem bisherigen Versorgungsunternehmen
zum 31.08.2013. Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem
bisherigen Wärmeversorger wird – aufgrund der damit verbundenen
hohen Kosten – sowohl von Seiten der Stadt Wittstock als auch der
GWV, der nahezu der gesamte Wohnungsbestand in der Röbeler
Vorstadt gehört, abgelehnt. Damit besteht die Notwendigkeit bis
Ende August 2013 eine tragfähige Lösung für die Wärmeversorgung des Quartiers zu finden.
Kurzbeschreibung der Röbeler Vorstadt
Die etwa 800 Meter nordöstlich der Wittstocker Altstadt gelegene
Röbeler Vorstadt entstand in den 1940er Jahren als Offizierssiedlung mit zweigeschossigen Häusern für den nahe gelegenen Flugplatz Alt-Daber und wurde zu DDR-Zeiten am Rand des Quartiers
mit mehreren viergeschossigen Wohnblöcken ergänzt. Insgesamt
handelt es sich um ein städtebaulich homogenes Quartier mit etwa
570 Wohneinheiten in 40 Gebäuden.
Die Gebäude wurden nach 1990 in unterschiedlichem Maße teilsaniert, jedoch besteht weiterer Handlungsbedarf im Hinblick auf
energetische Maßnahmen, eine nachfragegerechte Anpassung des
Wohnungsbestandes sowie die Aufwertung des Wohnumfeldes und
der öffentlichen Straßenräume.
Im Rahmen des integrierten Konzeptes werden Lösungen erarbeitet, wie eine nachhaltige Wärmeversorgung der Röbeler Vorstadt
technisch, wirtschaftlich und organisatorisch realisiert werden kann.
Ziel ist eine selbstbestimmte Organisation der Wärmeversorgung
als Bestandteil der Daseinsvorsorge auf kommunaler Ebene. Angestrebt wird nicht nur eine ökologisch verträgliche Lösung sondern
ebenso eine für die Verbraucher vor Ort günstige und sozial gerechte Preisgestaltung.
Die Wohnungsbestände befinden sich – mit Ausnahme eines
Wohnblocks aus den 1970er Jahren an der Friedrich-Ludwig-JahnStraße – im Eigentum der GWV. Aufgrund seiner Lage, seiner städtebaulichen Qualität und der sozialen Stabilität stellt die Röbeler
4
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Einführung
Vorstadt für die GWV einen wichtigen Kernbestand des Unternehmens dar, der langfristig nachhaltig zu entwickeln ist. Die GWV hat
daher in den letzten Jahren begonnen, durch den Umbau und die
umfassende Sanierung von zwei Wohnblöcken am nördlichen Quartiersrand (Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße) sowie hochwertige Gestaltungen des angrenzenden Wohnumfeldes einen Aufwertungsprozess im Quartier einzuleiten.
Abb. 1: Bebauung aus den 1940er Jahren an der Röbeler Straße
Abb. 2: Bestände der Offizierssiedlung
aus den 1940er Jahren
Abb. 3: Sanierte Gebäude und aufgewertetes Wohnumfeld an der FriedrichLudwig-Jahn-Straße
Abb. 4: Bebauung aus den 1970er
Jahren an der Friedrich-Ludwig-JahnStraße
Nördlich der Röbeler Vorstadt entstand 2008/2009 auf dem Gelände des ehemaligen Freibades ein über das EFRE-Programm geförderter Sport-, Spiel- und Freizeitbereich mit Skateranlage.
1.3
Zielstellung für das integrierte Quartierskonzept
Ziel des integrierten Quartierskonzeptes ist eine ganzheitliche Betrachtung der künftigen Entwicklung des Wohnquartiers. Die Röbeler Vorstadt ist ein Wohngebiet im Wandel. Angesichts der Altersstruktur der Bevölkerung wird in dem Gebiet in den nächsten Jahren
ein Generationswechsel zu bewältigen sein. Die damit verbundenen
Herausforderungen im Hinblick auf eine weitere städtebauliche
Aufwertung und eine Anpassung des Wohnungsbestands an eine
veränderte Nachfrage werden im Rahmen des Konzeptes genauer
untersucht.
Weiterhin wird modellhaft untersucht, wie die von den Akteuren vor
Ort angestrebte Übernahme der Wärmeversorgung technisch, wirtschaftlich und organisatorisch realisiert werden kann. Grundgedanke des Vorhabens ist es, den Anlagenbestand und seinen Betrieb
wieder in eigene Verantwortung zu übernehmen. Ziel ist eine
selbstbestimmte Organisation der Wärmeversorgung als Bestandteil
der Daseinsvorsorge auf kommunaler Ebene. Hierfür soll die Verantwortlichkeit zukünftig direkt bei der GWV liegen.
Nachhaltigkeit als übergeordnetes Ziel bei diesem Projekt bedeutet
– unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung in der
Region – eine möglichst regionale Wertschöpfung sowie eine für die
Verbraucher vor Ort günstige Preisgestaltung sowie eine hohe
Preisstabilität zu erreichen. Zudem kommt dem Einsatz regenerativer und nachhaltiger Energien und einer langfristigen Variabilität der
5
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Einführung
Energieträger und der CO2-Minderung eine hohe Bedeutung zu.
Damit wird ein Beitrag zum kommunalen Klimaschutz geleistet.
tur, insbesondere der Offizierssiedlungen, und den Anforderungen
der Mieter an den Wohnstandort und die künftige Mietenentwicklung.
Das integrierte Konzept verbindet somit, die Neugestaltung der
Wärmeversorgung der „Röbeler Vorstadt“ mit einer umfassenden
Aufwertung als lebenswertes und zukunftsfähiges Wohnquartier in
Wittstock. Dazu sollen energetische und wohnwertverbessernde
Maßnahmen im Quartier gemeinsam betrachtet werden.
Auf der Ebene des Quartiers geht es um folgende Aspekte:
Für die Erarbeitung des integrierten Quartierskonzeptes wurde eine
Vorgehensweise gewählt, die auf drei Ebenen ansetzt und diese in
den unterschiedlichen Arbeitsphasen miteinander verbindet:
-
dem Quartier mit seinen öffentlichen und halböffentlichen
Räumen sowie Netzen,
-
dem Gebäude,
-
dem technischen System der Wärmeversorgung und Energieerzeugung.
Auf allen drei Ebenen wurden jeweils die Investitionserfordernisse
und wirtschaftlichen Folgen für die GWV und die Stadt sowie die
Auswirkungen der Maßnahmen auf die Mietenentwicklung berücksichtigt. Alle Vorschläge für die künftige Quartiersentwicklung werden vor dem Hintergrund der künftigen demographischen Entwicklung in Wittstock entwickelt.
-
Handlungsbedarf bei der Aufwertung des Wohnumfeldes
und im öffentlichen Straßenraum (Leitbild „Parkstadt Röbeler
Vorstadt – Wohnstandort für Generationen“),
-
Stadträumliche Verknüpfung des Quartiers mit dem Naturraum der Dosse-Niederung (zukünftiger Fuß- und Radweg
zur Altstadt)
-
Erneuerung der Straßenbeleuchtung (LED-Technologie),
-
Anpassung der technischen Infrastruktur an zukünftige Bedarfe.
Auf der Ebene des Gebäudes werden im Rahmen des Konzeptes
folgende Aspekte berücksichtigt:
Die Nachhaltigkeit der energetischen Sanierung der Röbeler Vorstadt kann somit nicht allein aus einer maximalen Verbesserung der
Energiebilanz abgeleitet werden. Dementsprechend ist die Erarbeitung des energetischen Quartierskonzepts gekennzeichnet durch
einen permanenten Abwägungsprozess zwischen der Wirtschaftlichkeit von Investitionen, den Zielsetzungen der energetischen Ertüchtigung von Gebäuden und Quartier, der besonderen Baustruk6
-
Maßnahmen zur energetischen Sanierung der Wohngebäude (bspw. Wärmedämmmaßnahmen, Erneuerung der Wärmeverteilung).
-
Maßnahmen zur nachfrageorientierten Modernisierung der
Wohnungsbestände (bspw. Erhöhung des Anteils barrierefreier Wohnungen).
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Einführung
In Bezug auf das System der Wärmeversorgung und Energieerzeugung sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:
-
künftige Sicherstellung der Wärmeversorgung des Quartiers,
-
nachhaltige Lösungen für die Wärme- und Energieerzeugung, bei der künftig unterschiedliche Energieträger flexibel
eingesetzt werden können und/oder eine Kombination mit
Solaranlagen und/oder Kraft-Wärme-Kälte-Lösungen möglich ist,
-
Prüfung der Möglichkeiten zur Einbindung innovativer, neuer
Lösungen der Energieerzeugung und -speicherung (Wärmepumpen, saisonale Wärmespeicher).
7
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Einführung
Abb. 5: Methodisches Vorgehen bei der Erarbeitung des Integrierten Quartierskonzeptes
8
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
2.
Ausgangsanalyse
2.1
Einordnung des Quartiers in die Stadtentwicklungspolitik
Ausgangsanalyse
Mietwohnquartier für unterschiedliche Nachfragergruppen weiterentwickelt werden.
Demgegenüber ist die benachbart zur Röbeler Vorstadt gelegene
Waldrandsiedlung ein Plattenbaugebiet im Umbruch. Ein weiterer
punktueller Abriss von Wohnungen wird in den nächsten Jahren unvermeidbar sein. Das Gebiet bietet zumeist einfache Mietwohnungen im unteren bis mittleren Preissegment.
Angesichts der zu erwartenden weiteren demographischen Entwicklung der Stadt Wittstock ist es wichtig, die Quartiersentwicklung in
der Röbeler Vorstadt im gesamtstädtischen Zusammenhang zu sehen und Zielsetzungen sowie Maßnahmenvorschläge für das Quartier in den Kontext des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes
sowie der kommunalen Stadtumbaustrategie zu stellen.
Das südlich der Altstadt gelegene zweite Plattenbaugebiet „Bohnekamp“ bildet den Schwerpunkt künftiger Rückbauaktivitäten im
Rahmen des Stadtumbaus. Das Gebiet gilt als einfache Wohnlage
mit einem preiswerten Mietwohnungsangebot aber einer begrenzten
Perspektive als Wohnstandort.
Im Integrierten Stadtentwicklungskonzept aus dem Jahr 2007 (INSEK 2007) wird die Röbeler Vorstadt als langfristig gesicherter
Stadtbereich eingeordnet.
Weiterhin gibt es westlich der Röbeler Vorstadt die so genannte Rote Mühle Siedlung, ein randstädtisches Wohngebiet des sozialen
Wohnungsbaus der Nachwendezeit, mit derzeit weitgehend unklarer Entwicklungsperspektive.
In dem vorliegenden Integrierten Stadtentwicklungskonzept (INSEK)
sowie auch in der aktuell erfolgenden Fortschreibung des INSEK
werden folgende Entwicklungsperspektiven und Wechselwirkungen
zwischen den wichtigsten Wohngebieten der Stadt beschrieben:
Die Darstellung macht deutlich, dass die Röbeler Vorstadt nach der
historischen Altstadt die höchste Priorität für die Stadtentwicklung
als Wohnstandort hat. Dementsprechend sieht die aus dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (INSEK) abgeleitete aktuelle
Stadtumbaustrategie aus dem Jahr 2009 eine Konsolidierung bzw.
weitere Aufwertung der Röbeler Vorstadt vor. Deutlich wird darin,
dass die Röbeler Vorstadt aufgrund der vorhandenen städtebaulichen Qualität über ein großes Potenzial als zukunftsfähiges Quartier mit einem attraktiven Angebot an Mietwohnungen verfügt. Die
Attraktivität der Bestände soll durch eine Konzentration von Aufwertungsmaßnahmen weiter erhöht werden. Dies betrifft sowohl die
Gebäudesanierung als auch die Neugestaltung des öffentlichen
Raums und des Wohnumfeldes. Ein Rückbau von Wohngebäuden
Die historische Altstadt bildet den urbanen Kern in dem sich sowohl
der Einzelhandel als auch wichtige öffentliche Einrichtungen konzentrieren. Dies ist der Standort für höherwertige v.a. auch eigentumsorientierte Wohnangebote. Die GWV als kommunales Wohnungsunternehmen engagiert sich seit mehreren Jahren sehr intensiv in der Sanierung von Gebäuden in der Altstadt. Eine Aufgabe,
die parallel zur Aufwertung der Röbeler Vorstadt in den kommenden
Jahren fortgeführt werden soll.
Die Röbeler Vorstadt ist nach der historischen Altstadt der zweite
wichtige Wohnstandort der Stadt und soll als langfristig attraktives
9
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
soll nur in Einzelfällen bei städtebaulich unpassend eingefügten Objekten am Siedlungsrand erfolgen.
dem randstädtischen Gebiet auf kurzen Wegen tägliche Erledigungen machen, ohne dabei auf das Auto angewiesen zu sein. Es würde sich nicht nur der Zugang der Bewohner zu den Einzelhandelsangeboten verbessern, sondern auch zu Einrichtungen der sozialen
und kulturellen Infrastruktur. Aus diesem Grund wird bereits im INSEK aus dem Jahr 2007 im Zusammenhang mit der Renaturierung
des Wasserlaufs ein Fuß- und Radweg ausgehend von den Grünanlagen am Dosse-Teich in nördlicher Richtung entlang der Dosse
mit Zugängen zur Röbeler Vorstadt vorgeschlagen.
Die Festlegung von Teilen der Röbeler Vorstadt als Bestandteil der
Förderkulisse Stadtumbau Ost sowie als „Konsolidierungsgebiet im
Sinne der Wohnraumförderung“ erfolgte in Abstimmung mit dem
Land. In den entsprechenden Gebietskulissen können damit Fördermittel aus der Städtebau- und aus der Wohnraumförderung des
Landes eingesetzt werden. Die damit einhergehende mögliche Förderung von Instandsetzung und Modernisierung sowie generationsgerechter Anpassungen von Mietwohnungen und des An- und Einbaus von Aufzügen sichert eine nachhaltige Bewirtschaftung und
Entwicklung des langfristig zu erhaltenden Wohnungsbestandes im
Quartier. Allerdings sind bisher nur Teilbereiche des Quartiers als
Konsolidierungsgebiet Wohnen ausgewiesen. Insbesondere die für
eine Ausstattung mit Aufzügen möglicherweise interessanten viergeschossigen Bestände an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße sind
bisher noch aus der Förderkulisse ausgenommen. Soll eine Aufwertung des Quartiers insgesamt erreicht werden, muss auf der Grundlage dieses integrierten Quartierskonzeptes und der darin verankerten Ziele und Maßnahmen über eine Erweiterung der Gebietskulissen diskutiert und gegenüber dem Land vertreten werden.
Die Aussagen und Ergebnisse des integrierten Quartierskonzeptes
Röbeler Vorstadt werden eingebunden in den 2013 begonnenen
Prozess der Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes.
Das INSEK empfiehlt darüber hinaus den Neubau von Gehwegen in
den Abschnitten, in denen diese bisher fehlen, als Einzelvorhaben
im Teilprogramm Aufwertung.
Zudem soll die Wohnqualität durch die Schaffung eines Rad- und
Fußwegs entlang der Dosse von der Röbeler Vorstadt zur historischen Altstadt weiter erhöht werden. Dadurch würde sich die Erreichbarkeit des historischen Stadtkerns und der dort konzentrierten
urbanen Infrastruktur verbessern. So könnten die Bewohner aus
10
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Abb. 6: Übersichtskarte Wittstock/Dosse Gebietskulissen
11
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
2.2
Städtebauliche Rahmenbedingungen
2.2.1
Bauliche Strukturen
Ausgangsanalyse
wohner der Röbeler Vorstadt nur an zwei Querrungen nördlich und
südlich des Gebietes erlebbar machen.
2.2.2
Insgesamt gibt es in der Röbeler Vorstadt 40 Mehrfamilienhäuser in
Zeilenbauweise, die in mehreren Bauphasen errichtet wurden.
Wohnungsangebot und -nachfrage
Insgesamt gibt es in der Röbeler Vorstadt heute 570 Wohneinheiten
(WE). Das Wohnungsangebot der GWV in der Röbeler Vorstadt ist
in den vergangenen Jahren punktuell durch Abriss eines Gebäudes
sowie Teilrückbau und Stilllegung von Dachgeschossen reduziert
worden. Insgesamt sind seit 2008 56 WE vom Markt genommen
worden. Das Gebiet gilt als konsolidiert.
Die ursprüngliche Siedlung entstand in den 1940er Jahren als Offizierssiedlung mit 21 zweigeschossigen Häusern mit maximal zwei
Aufgängen pro Haus für den ca. 3 km entfernten, ehemaligen, militärisch genutzten Flugplatz Alt-Daber.
Von 1954 bis 1974 entstanden an den Rändern der Röbeler Vorstadt drei- bis viergeschossige Geschoßwohnungsbauten, davon
die dreigeschossigen in Mauerwerks- und die viergeschossigen in
Plattenbauweise.
Mit Hilfe von einzelnen Objektsanierungen, bei denen beispielsweise eine Kernsanierung mit Grundrissänderungen erfolgte und eine
moderne Ausstattung ein- sowie Balkone angebaut wurden, konnte
in den vergangenen Jahren die Attraktivität der Siedlung weiter gesteigert werden. Angesichts der im Wesentlichen älteren Bevölkerung im Gebiet besteht allerdings erheblicher Handlungsbedarf zur
barrierefreien oder barrierearmen Gestaltung von Wohnungen und
Wohnumfeld.
Das städtebaulich homogene Quartier zeichnet sich durch eine
niedrige Bebauungsdichte beziehungsweise eine lockere Anordnung der Wohnungsbauten und einen hohen Freiflächenanteil aus.
Nach Norden wird das Gebiet durch einen Waldstreifen sowie einen
dahinter liegenden Sportplatz begrenzt. Im Osten grenzt die Röbeler Vorstadt an die plattenbaugeprägte Waldrandsiedlung sowie einen sanierungsbedürftigen Einzelhandelskomplex auf Höhe der
Einmündung Karl-Liebknecht-Straße. Beide Wohngebiete sind
durch einen baumbewachsenen Grünstreifen und die Röbeler Straße voneinander getrennt. Im Süden schließt sich an die Röbeler
Vorstadt eine Gemengelage aus Einfamilienhäusern, einem sanierungsbedürftigen Infrastrukturstandort (Jugendklub, GAB, Grundschule) und einem Gewerbebetrieb an. Nach Westen wird das Gebiet durch Kleingärten sowie im Nordwesten ein ungestalteten Garagenkomplex begrenzt, die die dahinterliegende Dosse für die Be-
Durchgeführte Maßnahmen 1993 – 2010
Jahr
1993 - 1999
1995
12
Maßnahme
Energetische Teilsanierung:
- alle Gebäude bis auf Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 43-51
Haustechnik (Einbau von Erdgaskesseln):
- Clara-Zetkin-Str. 1/3, 2/4, 17 u. 18
- Franz-Mehring-Str. 1, 2, u. 3
- Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 3/5, 4, 6/8, 7/9 u. 10
- Karl-Liebknecht-Str. 1/2, 3/4, 5, 6/7, 8/9, 10/11 u. 12/13
- Röbeler Str. 68 u. 70
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
2008
2008/2009
2010
Ausgangsanalyse
Die Nettokaltmiete liegt in der Röbeler Vorstadt zwischen 4,00 Euro/m² und 4,80 Euro/m².
Energetische Teilsanierung:
- Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 43-51
Anbau von Balkonen:
- Clara-Zetkin-Str. 17 u. 18
- Franz-Mehring-Str. 1, 2 u. 3
- Röbeler Str. 70
Dachdämmung:
- Karl-Liebknecht-Str.
Bisher lag für ALG II-Empfänger im Landkreis Ostprignitz-Ruppin
entsprechend den „Richtlinien zur Gewährung von Leistungen für
Unterkunft und Heizung nach § 22 Zweites Buch Sozialgesetzbuch
(SGB II)“ vom 01.01.2006 die angemessene Kaltmiete in Stadtgebieten pauschal bei maximal 4,20 Euro/m². Dieser Wert soll in einer
Fortschreibung der Richtlinie für kleine Wohnungen auf 4,27 Euro/m² und für große Wohnungen auf 4,07 Euro/m² angepasst werden. Die neuen Werte geben den finanziellen Rahmen für wohnwerterhöhende Maßnahmen innerhalb des Wohnungsbestandes
der GWV in der Röbeler Vorstadt vor.
Die Röbeler Vorstadt weist einen relativ hohen Differenzierungsgrad
beim Angebot der Wohnungsgrößen auf. Über die Hälfte der Wohnungen sind 3-Raumwohnungen mit einer Wohnfläche von rund 55
bis 79 m². Rund 40 % der Wohnungen sind 2-Raumwohnungen mit
einer Wohnfläche von ca. 47 bis 61 m². Der Rest teilt sich in etwa
gleich großen Teilen auf 1- und 4-Raumwohnungen mit einer Wohnfläche von rund 26 bis 37 m² bzw. 77 bis 103 m² auf. Wohnungen
mit fünf oder mehr Räumen sind nicht vorhanden.
Vor dem Hintergrund künftig voraussichtlich zunehmender Anteile
von Mietern die auf Leistungen des Landkreises für Unterkunft und
Heizung angewiesen sind, besteht in der Röbeler Vorstadt derzeit
nur ein sehr geringer Spielraum für Mieterhöhungen in Folge von
gebäudebezogenen Aufwertungsmaßnahmen. Dies muss bei der
Konzeption energetischer Maßnahmen berücksichtigt werden.
Der Wohnungsleerstand im Gebiet ist seit 2007 rückläufig. Von den
570 Wohnungen standen Ende 2011 12 Wohnungen oder 2,1 %
leer, davon entfielen 10 Wohnungen auf den Bestand der GWV und
2 Wohnungen auf den Bestand der WBG. Die Röbeler Vorstadt hat
damit eine sehr geringe Leerstandsquote (zum Vergleich: Gesamtstadt lt. Zensus 2011: 7,8 %).
Das Wohngebiet Röbeler Vorstadt stellt sich insgesamt als ausgesprochen stabiles Wohnquartier dar, in dem mittel- und auch langfristig kein weiterer Rückbaubedarf gesehen wird. Einzige Ausnahme bildet der zu prüfende (Teil-)Rückbau des städtebaulich unzureichend eingefügten viergeschossigen Wohnblocks an der Röbeler
Straße 72-78.
13
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Abb. 7: Lageplan
14
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Entwicklung des Wohnungsbestands und -leerstands in der Röbeler Vorstadt 2007 bis 2011
Röbeler
stadt
Bestand
GWV/WBG
Anzahl WE
davon leer
Vor-
31.12.2007
31.12.2008
586 WE
36 WE
31.12.2009
570 WE
29 WE
31.12.2010
570 WE
21 WE
31.12.2011
570 WE
21 WE
Entwicklung 2007-2011
570 WE
12 WE
-16 WE
-24 WE
Bestand gesamt
leer
in %
Haushalte
-2,73 %
-66,66 %
Wohnungsbestände, Leerstand und Haushaltsgrößen in der Röbeler Vorstadt (Stand 31.12.2011)
WE
Röbeler
Vorstadt
Bestand GWV
leer
in %
543
10
1,84 %
WE
Bestand WBG
leer
in %
27
2
Bestand privat
leer
in %
WE
7,41 %
5
0
0,00 %
WE
570
12
2,11 %
558
Einwohner
Ø HHGröße
902
1.62
Gebäudebestand in der Röbeler Vorstadt (Stand 31.12.2011)
Adresse
Eigentümer
Röbeler Str. 68
Röbeler Str. 70
F.-L.-Jahn-Str. 3-5
F.-L.-Jahn-Str. 4
F.-L.-Jahn-Str. 6-8
F.-L.-Jahn-Str. 7-9
F.-L.-Jahn-Str. 10
Clara-Zetkin-Str. 1-3
Clara-Zetkin-Str. 2-4
Clara-Zetkin-Str. 17
Clara-Zetkin-Str. 18
K.-Liebknecht-Str. 1-2
K.-Liebknecht-Str. 3-4
K.-Liebknecht-Str. 5
K.-Liebknecht-Str. 6-7
K.-Liebknecht-Str. 8-9
K.-Liebknecht-Str. 10-11
K.-Liebknecht-Str. 12-13
Franz-Mehring-Str. 1
Franz-Mehring-Str. 2
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
Anzahl WE
Wohnfläche in m²
3
4
9
5
5
9
5
7
9
5
5
8
9
5
9
9
7
8
5
4
224,33
269,00
534,03
316,34
469,55
443,68
310,80
453,83
455,90
335,21
327,84
447,93
508,72
303,53
502,81
528,74
468,85
481,89
397,54
447,18
15
Anzahl WE leer
Leerstand in %
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
33,33 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
11,11 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
Baujahr
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
1940
Sanierungsstand/
Bemerkungen
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Adresse
Eigentümer
Franz-Mehring-Str. 3
Röbeler Str. 56-60
Röbeler Str. 62-66
Röbeler Str. 72-78
F.-L.-Jahn-Str. 11-15
F.-L.-Jahn-Str. 17-21
F.-L.-Jahn-Str. 22-28
F.-L.-Jahn-Str. 23-31
F.-L.-Jahn-Str. 30-36
F.-L.-Jahn-Str. 38-44
F.-L.-Jahn-Str. 43-51
F.-L.-Jahn-Str. 46-52
F.-L.-Jahn-Str. 54-60
Clara-Zetkin-Str. 5-7
Clara-Zetkin-Str. 6-8
Clara-Zetkin-Str. 9-11
Clara-Zetkin-Str. 10-12
Clara-Zetkin-Str. 13-15
Clara-Zetkin-Str. 14-16
F.-L.-Jahn-Str. 14-20
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
GWV
WBG
Anzahl WE
Ausgangsanalyse
Wohnfläche in m²
4
27
27
32
18
18
32
40
32
32
24
32
32
7
12
10
10
12
12
27
570
328,83
1.286,55
1.296,81
1.733,28
1.024,18
1.028,10
1.697,28
2.307,60
1.697,28
1.697,28
1.340,00
1.638,88
1.638,88
419,94
594,42
579,40
494,31
576,78
545,61
1.564,91
31.718,02
16
Anzahl WE leer
Leerstand in %
0
0
0
2
1
0
0
3
2
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
2
12
0,00 %
0,00 %
0,00 %
6,25 %
5,55 %
0,00 %
0,00 %
7,50 %
6,25 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
7,41 %
2,11 %
Baujahr
1940
1962
1960
1974
1965
1965
1969
1970
1970
1971
1974
1972
1974
1958
1954
1959
1954
1960
1960
1967
Sanierungsstand/
Bemerkungen
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
teilsaniert
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
2.2.3
Ausgangsanalyse
Soziale und demografische Struktur
baugebieten der Stadt Wittstock/Dosse (insb. Bohnekampsiedlung)
weiter erhöhen wird. Problematisch ist dabei, dass nach derzeitiger
Rechtslage für die Berechnung der Wohnkosten von ALG IIEmpfängern nicht die Bruttowarm- sondern die Nettokaltmiete herangezogen wird. Der Spielraum für Mieterhöhungen bei wohnwerterhöhenden Maßnahmen ist damit sehr begrenzt, selbst wenn parallel dazu die Nebenkosten für die Mieter sinken. Rund 30 % der
Bewohner befinden sich im Rentenalter.
Ende 2011 lebten 902 Einwohner in der Röbeler Vorstadt. Seit 2007
ist ein Rückgang um 45 Einwohner oder 4,8 % bei einem gleichzeitigen Rückgang des Wohnungsleerstandes um 16 WE zu verzeichnen.
Im Hinblick auf die Altersstruktur war in den vergangenen Jahren in
allen Stadtumbaugebieten der Stadt Wittstock eine deutliche Alterung erkennbar. Die Bevölkerung im Bereich der Röbeler Vorstadt
ist im Durchschnitt allerdings deutlich älter als die der Gesamtstadt.
So waren von den 902 Einwohnern der Röbeler Vorstadt Ende 2011
beispielsweise 279 Einwohner (30,9 %) älter als 64 Jahre. Demgegenüber betrug dieser Anteil in der Gesamtstadt nur 21,9 %. Der
Anteil der Kinder unter 16 Jahren lag in der Röbeler Vorstadt Ende
2011 mit 77 Kindern nur bei 8,5 %. In der Gesamtstadt lag der Anteil der unter 16-Jährigen bei 11,4 %.
Die Wohnzufriedenheit der Bewohner ist hoch und das Quartier
weist eine hohe Mieterbindung auf. Davon zeugen unter anderem
langfristige Mietverhältnisses von teilweise mehr als 20 Jahren. Die
alteingesessenen Mieter haben oft das Rentenalter erreicht und
neigen im Vergleich zu den jüngeren Bewohnern aufgrund des erreichten Lebensabschnittes weniger zum Aus- und Fortzug. So sind
sie beispielsweise bei ihrer Wohnstandortwahl weniger von der Situation auf dem Arbeitsmarkt abhängig wie die jungen Bewohner
und Familien, die bei Jobwechsel oder -verlust eher fortziehen.
Die Zahlen machen deutlich, dass in der Röbeler Vorstadt in den
kommenden Jahren ein Generationswechsel ansteht und neue Bewohner für das Quartier gewonnen werden müssen.
Es kann eingeschätzt werden, dass die Röbeler Vorstadt nach der
Innenstadt zu den bevorzugten Wohngebieten innerhalb der Kernstadt zählt. Allerdings bietet das Quartier bisher kaum Angebote für
seine älter werdende Bevölkerung. Besonders fehlen Angebote für
ein altengerechtes Wohnen sowie sonstige Alltagshilfen für die ältere Bewohnerschaft (insb. Barrierefreiheit). Die Röbeler Vorstadt genießt bei den Bewohnern der Stadt Wittstock ein gutes Image als
Wohnstandort. Die Röbeler Vorstadt gilt als ruhig, sauber und sicher. Die Bebauungsstruktur zeichnet sich mit zwei bis vier Geschoßen im Vergleich zu Großsiedlungen in Plattenbauweise durch
ein angenehmes Maß aus. Als Vorteile der Siedlung werden u. a.
der hohe Grünanteil sowie die Nähe zum Wittstocker Umland und
dem Erholungsgebiet Wittstocker Heide empfunden.
Die durchschnittliche Haushaltsgröße betrug Ende 2011 bei 902
Einwohnern und 558 Haushalten 1,62 Personen je Haushalt.
Sozialstruktur, Wohnzufriedenheit, Image
Hinsichtlich der Sozialstruktur ist der Anteil der ALG II-Empfänger
im Quartier im Vergleich zu anderen Wittstocker Wohngebieten bisher mit ca. 11 % (Stand November 2012) eher gering. In der Bohnekampsiedlung liegt der Anteil bei 57,8 % sowie in der Waldringsiedlung bei 51,4 %. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich der
Anteil der ALG II-Empfänger langfristig durch Zuzug aus den Rück17
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Entwicklung der Einwohnerzahlen in der Röbeler Vorstadt 2007 bis 2011
Röbeler Vorstadt
Wittstock
gesamt
31.12.2007
947
31.12.2008
914
31.12.2009
929
31.12.2010
908
31.12.2011
902
-45 EW
2007 - 2011
-4,75 %
15.869
15.630
15.387
15.204
15.000
-869 EW
-5,48 %
Entwicklung der Altersstruktur in der Röbeler Vorstadt 2007 und 2011
2007
Röbeler
Vorstadt
Wittstock
gesamt
2011
Röbeler
Vorstadt
Wittstock
gesamt
0–5 Jahre
6-15 Jahre
16-24 Jahre
25-44 Jahre
45-64 Jahre
65-74 Jahre
75+ Jahre
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
654
4,12 %
1.085
6,84 %
1.908
12,02 %
3.864
24,34 %
4.968
31,30 %
2.089
13,16 %
1.301
8,20 %
0-5 Jahre
6-15 Jahre
16-24 Jahre
25-44 Jahre
45-64 Jahre
65-74 Jahre
75+ Jahre
36
3,99 %
41
4,55 %
56
6,21 %
178
19,73 %
312
34,59 %
156
17,29 %
123
13,64 %
609
4,06 %
1.100
7,33 %
1.231
8,21 %
3.315
22,10 %
5.465
36,45 %
1.689
11,26 %
1.591
10,60 %
18
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
2.2.4 Wohnumfeld und öffentlicher Raum
oder gestaltete Aufenthaltsbereiche für Menschen unterschiedlicher
Altersgruppen sind kaum vorhanden.
Wohnumfeld
Die GWV hat in den letzten Jahren damit begonnen das Wohnumfeld der Röbeler Vorstadt, darunter Grünflächen sowie Spiel- und
Trockenplätze, neu zu gestalten. Im Zusammenhang mit der Sanierung der Wohngebäude an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 43-51
wurde in mehreren Bauabschnitten ein „Wohnpark“ mit aufwändig
gestalteter Teichlandschaft mit Wasserlauf und Wasserspielplatz,
Aufenthalts- und Sitzmöglichkeiten und großzügigen Bepflanzungen
hergestellt.
Abb. 10: Kinderspielplatz
Abb. 11: Kinderspielplatz
Angesichts der in größeren Bereichen des Quartiers bestehenden
Defizite soll die Aufwertung der Freiräume in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Daher wird für das Quartier derzeit ein Konzept für die Wohnumfeldgestaltung erstellt, damit der jetzige Eindruck einiger weniger Insellösungen vermieden wird und zugleich
eine barrierefreie Zugänglichkeit der Gebäude hergestellt werden
kann.
Abb. 8: Blick auf den „Wohnpark“
Abb. 9: Teichlandschaft im „Wohnpark“
Ebenfalls sehr anspruchsvoll neu gestaltet wurde das Wohnumfeld
im Bereich der Gebäude Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 23-31 bzw.
Clara-Zetkin-Straße 14-18. Hier erfolgte eine Geländemodellierung,
der Neubau von Kinderspielplätzen und Sitzmöglichkeiten.
Daneben gibt es große Bereiche, die im Großen und Ganzen
durchaus einen gepflegten Eindruck machen, wo bisher aber einfache Rasenflächen dominieren. Es fehlt sowohl an Großgrün als
auch an sonstigen Pflanzungen, die eine räumliche Gliederung der
Freiflächen ermöglichen würden. Ausstattungselementen wie Bänke
Abb. 12: Einfache Rasenflächen I
Abb. 13: Einfache Rasenflächen II
Die Zufahrten zu den Stellplätzen als auch die Stellplätze auf den
privaten Freiflächen sind teilweise unbefestigt. Müllstandplätze sind
in der Regel befestigt und zum Teil mit Waschbeton eingehaust,
aber weder umzäunt, noch mit einer Hecke abgegrenzt.
19
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Es gibt keine Mietergärten, die eine stärkere Bindung und Identifizierung der Bewohner mit der wohnungsnahen Umgebung bewirken
könnten.
Öffentlicher Raum
Abb. 14: Müllstandplatz
Der öffentliche Raum beschränkt sich innerhalb des Quartiers auf
den Straßenraum. Der Ausbaustandard der Wohnstraßen ist durch
große Unterschiede geprägt und hat kein einheitliches Erscheinungsbild. So gibt es bspw. in der Clara-Zetkin-Straße Kopfsteinpflaster mit einem einseitigen und schmalen Gehweg, der mal gepflastert und mal asphaltiert ist. Die Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße
hat wiederum eine Asphaltdecke und beidseitige Gehwege mit
wechselnden Belägen. Dieser Zustand verstärkt den negativen Eindruck eines sanierungsbedürftigen „Flickenteppichs“ und ist dem
Image des Quartiers abträglich. Zudem fehlen in aller Regel straßenbegleitende Bepflanzungen, so dass die Straßenräume einen
eher tristen Eindruck vermitteln. Das Erscheinungsbild des öffentlichen Raums steht in einem starken Kontrast zu den bereits aufgewerteten Wohnumfeldbereichen. Werden die Maßnahmen zur Aufwertung des Wohnumfeldes in den nächsten Jahren fortgesetzt,
wird der Handlungsbedarf im öffentlichen Raum umso sichtbarer.
Abb. 15: Müllstandplatz
Fahrradabstellplätze sind nur teilweise befestigt, viele befinden sich
unbefestigt auf der Wiese vor den Hauseingängen. Bei den unbefestigten Abstellplätzen erschwert die mangelnde Stabilität das Beladen des Fahrrades beispielsweise mit Gepäck und Kindersitzen.
Bei allen vorgefundenen Anlagen lässt sich nur das Vorderrad in einer Halterung fixieren. Zwar können so platzsparend und sehr günstig viele Fahrräder abgestellt werden. In der Praxis erweisen sich
solche Konstruktionen jedoch häufig als vollkommen untauglich. Sie
entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard und sollten bei der
weiteren Aufwertung der privaten Flächen ertüchtigt werden.
Abb. 16: Befestige Fahrradabstellplätze
vor den Hauseingängen
Zur Nutzbarkeit der Gehwege gehört auch die Berücksichtigung der
Anforderungen von in ihrer Mobilität eingeschränkten Personen. Um
die Barrierefreiheit zu gewährleisten, muss das Begegnen von zwei
Rollstuhlfahrern möglich sein. Derzeit dürfte dies nicht nur wegen
der oftmals geringen Breite der Gehwege sondern auch aufgrund
ihres schlechten baulichen Zustands kaum möglich sein.
Abb. 17: Unbefestigte Fahrradabstellplätze auf der Wiese vor den Hauseingängen
20
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
nem Verbrauch von 320 kWh je Leuchtpunkt (LP). Dieser Wert liegt
ca. 40 % über dem von pwc (pricewaterhouse Coopers AG) veröffentlichen „Good-practice“-Wert von 270 kWh/LP. Dieses zeigt die
Notwendigkeit und das Potential zur Energieeinsparung bei der
Straßenbeleuchtung.
Das Regenwasserentwässerungssystem der Straßenverkehrsflächen ist ebenfalls stark sanierungsbedürftig. Zudem wird das Regenwasser bisher nahezu ungefiltert in die Dosse eingeleitet.
Abb. 18: Clara-Zetkin-Straße mit Kopfsteinpflaster
Abb. 19: Friedrich-Ludwig-JahnStraße mit Asphaltdecke
Abb. 20:Beleuchtungssysteme in der
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße
Am westlichen Rand des Quartiers befindet sich hinter einem etwa
50 m breiten Bereich mit Kleingärten der Fluss Dosse. Dieser Naturraum ist für die Bewohner des Quartiers bisher nicht erlebbar und
schwer zugänglich. Längerfristig vorgesehen ist eine stärkere Verknüpfung des Naturraumes der Dosse-Niederung mit dem Wohnquartier, was eine deutliche Steigerung der Wohnqualität bedeuten
würde.
Abb. 21: Beleuchtungssystem in der
Clara- Zetkin-Straße
2.2.5 Verkehr
Das Quartier wird über die Röbeler Straße (L14) für den Verkehr erschlossen. Die Anbindung an die Röbeler Straße erfolgt über die
zwei in Ost-West-Richtung verlaufenden Straßen Karl-LiebknechtStraße und Franz-Mehring-Straße. Die interne Erschließung erfolgt
über die Nord-Süd ausgerichten Straßen Friedrich-Ludwig-JahnStraße, Clara-Zetkin-Straße und Röbeler Straße, die zum Teil als
Einbahnstraßen ausgewiesen sind. Das Quartier ist als Tempo 30
Zone ausgewiesen.
Straßenbeleuchtung
Ebenso wie der öffentliche Raum insgesamt ist auch die Straßenbeleuchtung in der Röbeler Vorstadt in einem erneuerungsbedürftigen
Zustand. Seit Jahrzehnten sind keine Erneuerungen vorgenommen
worden, so dass sich manche der vorhandenen Straßenlaternen in
einem besorgniserregenden Zustand befinden.
Ruhender Verkehr
Im Jahr 2012 wurden für die Straßenbeleuchtung des Quartiers
19.000 kWh elektrischer Strom aufgewendet. Dieses entspricht ei-
Stellplätze sind in ausreichender Anzahl vorhanden. Es befindet
sich eine größere und typische Garagenanlage aus der Zeit der
21
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Größe des Gebietes und der Ausweisung als Tempo 30 Zone auch
nicht unbedingt notwendig.
DDR im Nordwesten des Quartiers, die städtebaulich wenig ansprechend erscheint. Daneben gibt es vereinzelt ausgewiesene Stellplätze im Straßenraum oder auf den privaten Flächen. Es wird zum
Teil wild und ungeordnet geparkt, wodurch das Erscheinungsbild
des Quartiers beeinträchtigt wird. Die Zufahrten zu den Stellplätzen
als auch die Stellplätze auf den privaten Freiflächen sind zum Teil
unbefestigt.
Abb. 22 Stellplatzsituation in der Röbeler Straße
Bisher fehlt eine attraktive Fuß- und Radwegeverbindung entlang
der Dosse zur Innenstadt. Eine solche Verbindung könnte die Anbindung der Röbeler Vorstadt an die Innenstadt deutlich verbessern
und die Attraktivität des Wohngebietes erheblich steigern.
Abb. 24: Clara-Zetkin-Straße mit einseitigem Gehweg
Abb. 23: Unbefestigte Stellplätze
Besonders störend wirken Stellplätze, die sich auf privaten Freiflächen in den straßenabgewandten Bereichen der Häuser befinden,
so dass die Grünbereiche nur mit Einschränkung für die Bewohnerinnen und Bewohner erlebbar sind.
Abb. 25: Röbeler Straße mit einseitigem Gehweg
Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
Rad- und Fußverkehr
Das Quartier ist fußläufig in 15 bis 20 Minuten von der Innenstadt
über die Röbeler Straße zu erreichen. Innerhalb des Quartiers fehlen in Teilabschnitten beidseitige Gehwege entlang der Wohnstraßen (bspw. Clara-Zetkin-Straße). Die Barrierefreiheit und der Sanierungszustand der Fußwege sind zumeist mangelhaft (s.o.). Radwege sind im Gebiet nicht vorhanden, angesichts der überschaubaren
Abb. 26 :Bushaltestelle in der Röbeler
Straße (stadteinwärts)
Abb. 27:Fahrplan der Buslinie 740
Die nächstgelegene Bushaltestelle befindet sich in der Röbeler
Straße im Kreuzungsbereich der Franz-Mehring-Straße. Von hier
22
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
aus verbindet die Buslinie 740 (Stadtlinie) der Ostprignitz-Ruppiner
Personennahverkehrsgesellschaft mbH (ORP) die Wittstocker
Kernstadt mit dem Ortsteil Alt Daber. Die Fahrtzeit von der Röbeler
Straße bis zur Haltestelle Kettenstraße in der Innenstadt beträgt ca.
6 Minuten. Der Bus verkehrt montags bis freitags zwischen 5.35 Uhr
und 17.15 Uhr nahezu im Stundentakt, an Samstagen sowie Sonnund Feiertagen zweimal, bei Bedarf (Rufbus) dreimal, täglich.
In der Röbeler Straße befindet sich eine ehemalige Kaufhalle und
Dienstleistungszentrum aus der DDR-Zeit. Heute gibt es dort noch
einen Geld- und Kontoauszugsautomat der Sparkasse OstprignitzRuppin, einen Friseur, einen Imbiss, einen Blumenladen und eine
Postfiliale. Insgesamt macht der Standort einen verwahrlosten Eindruck. Das interkommunale Einzelhandelskonzept der Städte
Wittstock und Pritzwalk sieht hier die Entwicklung eines Nahversorgungszentrums vor.
2.2.6 Infrastruktureinrichtungen
Folgende soziale Infrastruktureinrichtungen befinden sich innerhalb
bzw. am Rande des Quartiers:
-
Freie Landschule Wittstock-VHG (Grundschule), FriedrichLudwig-Jahn-Straße 1,
-
Jugendclub C 60, Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 1,
-
AWO Seniorentreff, Clara-Zetkin-Straße 7,
-
GAB Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung mbH
(Gebrauchtwarenbörse), Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 1,
-
Zahnarztpraxis, Clara-Zetkin-Straße 12,
-
Fußballklub Hansa Wittstock 1919 e. V. (Stadion des Friedens), Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 62,
Abb.28: Röbeler Straße 43/45
Abb.29: Röbeler Straße 47
Weitere Einkaufsmöglichkeiten gibt es mit einem Lebensmittelmarkt
der Marke „Netto Marken-Discount“ in der Röbeler Straße 44 sowie
einem „Aldi“ und einem Getränkemarkt („Getränkeland“) in der Röbeler Straße 1 bzw. 1a. Gaststätten finden sich in der Röbeler Straße 54a („Irish Pub“, zurzeit geschlossen) sowie in der FriedrichLudwig-Jahn-Straße 62 („Hansa Klause“). Die nächstgelegene Ärzte befinden sich in der Altstadt sowie im Krankenhaus der Stadt
(Meyenburger Chaussee 23), das zu Fuß in etwa 10 bis 15 Minuten
zu erreichen ist.
In unmittelbarer Nachbarschaft des Quartiers befinden sich weitere
Einrichtungen der sozialen Infrastruktur, des Einzelhandels und der
ärztlichen Versorgung.
Die Versorgung des Quartiers mit sozialer Infrastruktur, Einzelhandelseinrichtungen und ärztlicher Versorgung erscheint angemessen,
müsste aber im Rahmen einer Entwicklung der Siedlung hin zu einem generationsgerechten Quartier weiter qualifiziert werden.
Am Waldring 25 befindet sich die Kita Waldring und Am Waldring 27
ist die Waldring-Grundschule untergebracht.
23
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Abb. 30: Übersichtskarte Daseinsvorsorge
24
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
2.2.7
Ausgangsanalyse
Technische Infrastruktur
2.3
Die Stromversorgung erfolgt durch die E.ON edis AG, die Gasversorgung durch die Erdgas Mark Brandenburg GmbH.
Wärmeenergieerzeugung und -verteilung
Im Jahr 2009 wurde für die Stadt Wittstock/Dosse bereits ein gesamtstädtisches Wärmeversorgungskonzept erarbeitet, in dem in
Varianten technische Lösungen für die zukünftige Energieversorgung v. a. in den Quartieren Bohnekampsiedlung, Waldrandsiedlung und Röbeler Vorstadt untersucht wurden.
Für die Wasserver- und Abwasserentsorgung ist der Anfang der
1990er Jahre gegründete Wasser- und Abwasserzweckverband
Wittstock zuständig. Die Röbeler Vorstadt ist an das Wasserwerk
Wittstock angeschlossen. Die Abwasserbehandlung erfolgt im Klärwerk Wittstock. Die Trinkwasser- und Abwasserleitungen bestehen
seit den 1940er Jahren und sind zu Zeiten der DDR ergänzt worden. Bei einer angenommen durchschnittlichen Lebensdauer der
Wasser- und Abwasserleitungen bzw. Erneuerungszyklen von 30
bis 60 Jahren besteht akuter Sanierungsbedarf. Bisher ist von Seiten der Stadt vorgesehen, für 2014 Planungskosten für eine Erneuerung der Regenwasserentwässerung in den kommunalen Haushalt
einzustellen.
Das Konzept sieht im Ergebnis den Erhalt und die Erneuerung der
Netze in den langfristig zu erhaltenden Quartieren, eine Umstellung
der Heizzentralen auf regenerative Energieträger sowie gegebenenfalls einen Zusammenschluss der Teilnetze vor.
Ausgangslage
Die Wärmeenergie für die nahwärmeversorgten Bereiche des
Wohnquartiers „Röbeler Vorstadt“ wird derzeit an einem Standort
außerhalb der Wohnsiedlung erzeugt („Heizhaus Waldring“). Teile
dieser Wohnsiedlung sind nicht an das vorhandene Nahwärmenetz
sondern an das Erdgasnetz angeschlossen und werden über Erdgasetagenheizungen bzw. gebäudezentrale Erdgaskessel mit Wärme versorgt.
Ein Problem stellt zudem dar, dass die Leitungen im Zuge der verschiedenen Bauphasen des Quartiers z.T. weitgehend ungeordnet
in den Wohnhöfen verlegt wurden und nicht wie heute üblich im öffentlichen Straßenraum.
Die Röbeler Vorstadt ist Teil des örtlichen Fernwärmenetzes der
Stadt Wittstock/Dosse. Stadt, Wohnungsunternehmen und private
Nutzer sind bis zum 31.08.2013 an den bestehenden Versorgungsvertrag mit der RWE Innogy GmbH gebunden. Im Kapitel 2.3 Wärmeenergieerzeugung und -verteilung wird ausführlich auf die Fernwärmeversorgung eingegangen.
Die dezentrale Wärmeerzeugung in den Wohngebäuden erfolgt in
Eigenregie der GWV. Die Nahwärmeversorgung erfolgt durch RWE.
Der örtliche Betriebsführer ist nach eigener Auskunft die energicos
GmbH. Die Wärmelieferverträge sind zum Beginn der Heizperiode
2013 gekündigt. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer Neuorganisation der Wärmeversorgung zum 01.09.2013.
25
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Abb. 31: Ist-Zustand der Wärmeversorgung in der Röbeler Vorstadt in Wittstock
Analyse des vorhandenen Anlagenbestandes Nahwärmeversorgung
Das Wärmenetz „Röbeler Vorstadt“ wurde nach 1990 errichtet. Es
liegt zum Bearbeitungszeitpunkt lediglich eine Skizze zum Leitungsverlauf, der Dimensionierung der Rohrleitungen und der Anschlusswerte der Gebäude vor, die mindestens in Einzelheiten (Anschlüsse Clara-Zetkin-Str. 17,18 und Röbeler Str. 68,70) von der
tatsächlichen Realisierung des Wärmenetzes abweicht.
Am 29.11.2012 wurde eine Bestandsaufnahme1 der Hausanschlussstationen durch tetra ingenieure durchgeführt. Dabei wurde
festgestellt, dass alle vorhanden Anlagen funktionstüchtig waren.
Der technische Zustand der Anlagen war in Einzelheiten verbesserungswürdig.
Hauszentrale Brauchwarmwasserbereitung
Die Nahwärmeerzeugeranlage „Heizhaus Waldring“ wird mit dem
Primärenergieträger Erdgas versorgt. Die Erdgasversorgung wird
durch die NBB (Netzbetrieb Berlin Brandenburg GmbH) als Netzbetreiber durchgeführt. Die installierte Leistung im bestehenden Heizhaus beträgt derzeit 5,25 MW (Erdgaskessel 1 x 1,53 MW und 2 x
1,86 MW) und ist für die Wärmeversorgung des Wohngebietes
„Waldring“ und „Röbeler Vorstadt“ ausgelegt.
Brauchwarmwassererzeugung Sonderform (Gasdurchlauferhitzer)
Wolff und Jagnow haben in „Untersuchungen von Nah- und Fernwärmenetzen 2 umfangreiche Überlegungen zu Einsatzgrenzen und
Hausanschlussstation Nahwärme konventionell/vorhanden
Erdgaskessel/ Gasetagenheizungen
1
Wärmenetz
Protokoll „Bestandsaufnahme Röbeler Vorstadt“, tetra ingenieure GmbH,
29.11.2012
2 Endbericht, Überlegungen zu Einsatzgrenzen und zur Gestaltung
Erdgasnetz
26
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
zur Gestaltung einer zukünftigen Nah- und Fernwärmeversorgung
angestellt.
Richtwerte aus der Literatur
Richtwert für die Wirtschaftlichkeit von FW-Netzen ist nach Prof.
Dr.-Ing. Matthias Koziol eine Wärmebezugsdichte von 500
MWh/haSiedlungsfläche *a. Grenzwerte für die Wärmeleistungsliniendichte liegen bei 1,5 MW/kmTrassenlänge (Wolff/Jagnow), für die Wärmeabnahmeliniendichte sollten 1,2 MWh/mTrassenlänge*a überschritten werden. Die Daten des vorliegenden Projektes werden mit den diesbezüglichen Empfehlungen verglichen.
Eine erste Einschätzung für die Wirtschaftlichkeit von Wärmenetzen
basiert auf der Ermittlung von Kennzahlen für den Wärmebedarf in
den versorgten Gebieten. In der Literatur wird mit drei wesentlichen
Kennzahlen gearbeitet, die auch hier als Basis für eine erste Einschätzung der Wirtschaftlichkeit dienen sollen.
Definitionen:
Kennwerte für Wärmenetze
Die Wärmeabnahmeliniendichte (Anschlussdichte) ist der auf die
Trassenlänge bezogene jährliche Wärmeverbrauch der angeschlossenen Gebäude in MWh/(a*mTrasse). Dieser Wert ist nur bei
vorhandenen bzw. geplanten Wärmenetzen ermittelbar.
empfohlener
Mindestwert
Die Wärmeleistungsliniendichte ist der auf die Trassenlänge bezogene Anschlusswert der Gebäude in MW/mTrasse. Dieser Wert
ist ähnlich wie die Wärmeabnahmeliniendicht nur bei vorhandenen
bzw. geplanten Wärmenetzen ermittelbar und in der Aussagekraft
insofern begrenzt, dass Nutzungen mit untypischen Vollbenutzungsstunden nicht berücksichtigt werden.
1
2
3
Wärmeabnahmeliniendichte
Wärmeleistungsliniendichte
Wärmebezugsdichte
1,2 MWh/m*a
1,5 MW/km
400 MWh/m²a3
Röbeler
Vorstadt (Bestand
Wärmenetz
2012)
1,9 MWh/m*a
1,6 MW/km
350 MWh/m²
Die aussagekräftigen Kennwerte 1 und 2 werden aufgrund der effizient durchgeführten Erschließung erreicht. Der Kennwert Nr. 3, die
Wärmebezugsdichte hingegen unterschreitet den empfohlenen
Wert um 12,5%.
Die Wärmebezugsdichte ist der auf die Siedlungsfläche bezogene
Wärmeverbrauch der Gebäude in MWh/(a*ha). Dieser Wert kann
unabhängig vom Vorhandensein eines Wärmenetzes ermittelt werden. Er ist allerdings in seiner Aussagekraft als etwas geringer als
die Wärmeabnahmeliniendichte einzuschätzen, da Spezifika möglicher Trassenverläufe nicht erfasst werden.
Die Auswertung der Kennzahlen führt grundsätzlich zu einer positiven Bewertung für das Nahwärmenetz im Bestand. Die Effizienz
des Wärmenetzes ist zu sichern.
3 gemäß Rücksprache mit Prof. Koziol ist der empfohlene Mindestwert auf 80% zu
reduzieren, wenn mit gemessenen Verbrauchsdaten gearbeitet wird.
einer zukünftigen Fern- und Nahwärmeversorgung, Untersuchung von Nah- und
Fernwärmenetzen, Prof. Dr.-Ing. Dieter Wolff, Dr.-Ing. Kati Jagnow,15. Mai 2011
27
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
2.4
Ausgangsanalyse
Bewertung der Gebäudestruktur und Ermittlung des
Sanierungspotentials
Die Gebäude des Quartiers wurden gemäß der folgenden Übersicht
in vier Gebäudetypen unterteilt.
Typ 1: Mauerwerksbau aus den 1930er Jahren
Typ 2: Mauerwerksbau aus den 1950er/60er Jahren
Typ 3: Geschossbau aus den 1960er Jahren
Typ 4: Plattenbau aus den 1970er Jahren
Abb. 32: Unterteilung des Quartiers in Gebäudetypen
28
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Typ II:
Die vier Gebäudetypen unterscheiden sich wie folgt:
Typ I:
Abb. 34: Blick von der Clara-Zetkin-Str.
zweigeschossiger Mauerwerksbau mit Steildach mit Ziegeleindeckung als Kaltdach,
Abb. 33: Karl-Liebknecht-Str. 5
zweigeschossiger Mauerwerksbau mit Steildach mit Ziegeleindeckung als Kaltdach,
Geschossdecken als Holzbalkendecke,
Geschossdecken als Holzbalkendecke voll unterkellert,
die Kellerdecke ist eine Steindecke,
die Kellerdecke ist eine Steindecke
nicht ausgebautes Dachgeschoss,
das Dachgeschoss ist teilweise ausgebaut
je Objekt zwischen 5 und 8 Wohnungen,
je Objekt zwischen 4 und 7 Wohnungen
die Beheizung einschließlich der Warmwassererzeugung mittels Fernwärme.
voll unterkellert,
die Beheizung einschließlich der Warmwassererzeugung erfolgt wohnungsweise überwiegend mit Gas – Etagenheizungen.
29
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Typ III:
Typ IV:
Abb. 35: Blick von der Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.
Abb. 36: Blick von der Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.
4 -geschossiger Montagebau mit Flachdach als Kaltdach,
dreigeschossiger Mauerwerksbau mit Steildach mit Ziegeleindeckung als Kaltdach,
Geschossdecken als Handmontagedecken aus Betonelementen,
Geschossdecken sind Handmontagedecken aus Betonelementen,
voll unterkellert,
voll unterkellert,
die Innenwände sind teilweise Montagewände
nicht ausgebautes Dachgeschoss,
nicht ausgebautes Dachgeschoss
Drempels zur Belüftung,
je Objekt zwischen 24 und 36 Wohnungen,
dient in Form eines
die Gebäude 32 Wohnungen,
die Beheizung einschließlich der Warmwassererzeugung erfolgt mittels Fernwärme.
die Beheizung einschließlich der Warmwassererzeugung erfolgt mittels Fernwärme.
30
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
2.4.1
Ausgangsanalyse
Analyse des energetischen Zustands des Gebäudebestands und Ermittlung des Sanierungspotentials
erreicht wurde. An sämtlichen mit Ziegeldächern versehenen Gebäuden wurde auf die Anbringung einer Unterspannbahn verzichtet.
Das Ziel der folgenden Betrachtung ist es, den Wohngebäudebestand im Quartier Röbeler Vorstadt unter Berücksichtigung der bereits umgesetzten Sanierungsmaßnahmen genauer zu bewerten
und dessen Optimierungspotenziale aufzuzeigen. Dazu werden die
möglichen baulichen und technischen Maßnahmen dargestellt und
bewertet.
An einigen der in den 1990er Jahren sanierten Gebäude sind bereits wieder bauerhaltende und energetische Maßnahmen erforderlich.
Die Wohnbebauung im Quartier, bestehend aus den vorgenannten
Gebäudetypen, wurde bereits teilsaniert. Die Sanierungsmaßnahmen liegen jedoch größtenteils bereits mehr als 15 Jahre zurück
und betrafen vor allem den Austausch der Fenster, die Ertüchtigung
der Außenfassaden mit den damals oft zur Anwendung kommenden
Dämmsystemen aus Polystyrol sowie die Erneuerung der Bäder/Leitungen und der Elektroinstallation.
Die damals verbauten Baustoffe und Dämmstärken entsprechen oft
nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Der wärmetechnische
Standard geht mit der ENEV 1994 konform. Die Schwachstellen der
Kunststofffenster liegen im Wärmeschutz (überwiegend k-Wert 1,8
W/m²K) und in der mangelhaften Bauausführung. Es existieren
zahlreiche Undichtheiten im Bereich Anschluss Fenster/Wand oder
Tür/Wand.
Zudem fällt auf, dass oft auf die Ertüchtigung der Gebäudesockel
verzichtet wurde und die Heizleitungen unzureichend gedämmt
sind. Des Weiteren weisen alle zusätzlich gedämmten Gebäude
zahlreiche Wärmebrücken auf. Die bereits erfolgten Maßnahmen
haben zwar schon zu einer Verbesserung geführt, aber nicht alle
Schwachpunkte beseitigt. So sind einige Fassaden nur mit einem
Wärmedämmputz bekleidet, mit dem aber keine Energieeinsparung
Abb. 3737: Betrachtete Gebäude
Im ersten Schritt wurden ausgewählte Gebäude detailliert erfasst.
Neben der augenscheinlichen Betrachtung und der Dokumentation
offensichtlicher Auffälligkeiten an der Gebäudehülle dienten uns
vorliegende Verbrauchsdaten als Grundlage für die Bewertung.
31
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Zur Ermittlung der Energieeinsparpotenziale des Wohngebäudebestandes wurden die in vorstehender Abbildung aufgeführten Referenzgebäude ausgewählt, die beispielhaft für die im Quartier vorkommenden vier Gebäudetypen sind:
Die Sanierung der Wohnungen erfolgte nicht in einem Zuge sondern jeweils bei Mieterwechsel. Hierbei werden auch die Wünsche
der künftigen Mieter z.B. bei der Farbwahl der Fliesen berücksichtigt.
Typ I Gebäude
Im unbeheizten Keller sind einfachverglaste Fenster verbaut und
weder der Gebäudesockel noch die Kellerdecke gedämmt. Zudem
befindet sich hier das Gasbrennwertgerät und der Warmwasserspeicher aus dem Jahr 1995.
Röbeler Str. 68
Abb. 38: Eingangssituation Röbeler Straße 68
Abb. 39: Aufsteigende Feuchtigkeit im Keller
Das Gebäude in der Röbeler Str. 68 befindet sich am östlichen
Rand des Betrachtungsgebiets und wurde um 1940 als eines der
ersten Gebäude im Quartier erbaut. Das Gebäude wurde 1999 mit
einer 6 cm starken Außendämmung aus Polystyrol und Zweikammerprofil-Kunststofffenstern mit einem k-Wert von 1,3 W/m²K versehen. Zudem wurde das Dach erneuert und der Hausflur saniert
und die oberste Geschossdecke im Jahr 2010 mittels einer 14 cm
starken Mineralwolle ertüchtigt.
Die Belüftung der Räume erfolgt ausschließlich über die Fenster.
Dadurch ergibt sich in den Räumen ein Widerspruch zwischen dem
gewünschten und benötigten Mindestluftwechsel und einem behaglichen Raumklima, das häufig zu Gunsten des Nichtlüftens entschieden wird. Zeichen dafür ist Schimmelpilzbildung in Gebäudeecken.
32
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Energetische Kennwerte der Bauteile
Fenster
Dach/oberste
Kellerdecke
Geschossdecke
0,437
0,228
k-Wert in W/m²K
1,3
Typ II Gebäude
Fassade
Clara Zetkin-Str. 5,7
U-Wert in W/m²K
0,9010
Karl-Liebknecht-Str. 12
Die Ziegelaußenwände des Gebäudes in der Karl-Liebknecht Str.
12 wurden mit einer 6cm starken Dämmschicht versehen. Im Zuge
dieser Maßnahmen wurde der Gebäudesockel mit einer Außendämmung versehen. Eine Kellerdeckendämmung ist auch hier nicht
vorhanden.
Im Unterschied zu dem vorgenannten baugleichen Gebäude in der
Röbeler Str. existiert hier ein teilweise zu Wohnzwecken ausgebautes Dachgeschoss. Die Dämmung des Dachausbaus wurde mittels
Steinwolle (200mm Stärke) vorgenommen. Beim nicht ausgebauten
Teil des Dachgeschosses wurde die Geschossdecke zu den darunter liegenden Wohnräumen mit ca. 140mm starken Dämmplatten ertüchtigt.
Abb. 380: Ansicht von der Clara-Zetkin-Straße
Das aus den 1950er Jahren stammende Wohngebäude stellt einen
Vertreter der Typ 2 Gebäude dar. Bei diesem Gebäude wurden im
Zuge von Gebäudeaufwertungsmaßnahmen Mitte der 1990er Jahre
die Fenster ausgetauscht und lediglich die Giebelflächen mit einer
80 mm starken Dämmung versehen. Der überwiegende Teil der
Fassade blieb von den Dämmmaßnahmen unberücksichtigt.
Die Beheizung der Wohnungen in diesem Objekt erfolgt über gasbetriebene Etagenheizungen. Der Vorteil dieser Anlagen gegenüber
einer Zentralheizung liegt in der guten Abrechenbarkeit. Nachteile
sind die hohen Aufwendungen für Anschaffung, Betrieb und Wartungen.
Der Keller bildet wie bei den vorgenannten Gebäuden einen der
Schwachpunkte in puncto Wärmeverluste. Zwar sind die außerhalb
der Dämmebene geführten Heizleitungen ausreichend gedämmt,
doch geht die Heizenergie über die ungedämmte Kellerdecke und
die lediglich einfachverglasten Fenster verloren. Zudem fehlt auch
hier eine wirksame Abdichtung gegen eindringende und aufsteigende Feuchtigkeit am Gebäudesockel sowie eine Sockeldämmung.
Zudem fördern die gegenüber einer Zentralheizung mehrfach notwendigen vorhandenen Schornsteine den Eintrag von Kaltluft in das
Gebäudeinnere.
33
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Typ III Gebäude
Somit ist die Wirkung der an den Giebeln angebrachten Wärmedämmung reduziert, da ein Kälteeintrag über die ungedämmten
Bauteile möglich ist.
Röbeler Str. 56-60
Abb. 391: einfachverglastes Fenster im Kellerbereich
Abb. 40: Ansicht von der Röbeler Straße
Auf der obersten Geschossdecke wurden 100 mm starke Dämmplatten aus Polystyrol verlegt. Die zur Beheizung des Gebäudes
notwendige Wärmeenergie liefert die örtlich anliegende Fernwärme.
Dieses Gebäude fand im vorliegenden Konzept Berücksichtigung,
weil es eine Ausnahme im Quartier darstellt. Bisher blieben die
Fassaden des Gebäudes ungedämmt und wurden lediglich aufgewertet bzw. instandgesetzt.
Energetische Kennwerte der Bauteile
Fenster
Fassade Giebel Dach/oberste
Kellerdecke
Geschossdecke
k-Wert in
W/m²K
1,80
Die Kunststofffenster weisen das Produktionsdatum 1997 auf. Der
K-Wert dieser Zweikammerprofilfenster beträgt 1,7W/m²K. Mitte der
1990er Jahre wurden zudem die oberste Geschossdecke sowie der
Zugang zum Dachgeschoss energetisch ertüchtigt. Einen
Schwachpunkt bildet die Tür zum Dachboden. Diese weist einen
ungenügenden Wärmeschutz auf (Klimaklasse). Im Keller finden
sich lediglich einfachverglaste und nicht dichtschließende Fenster
und ungedämmte Decken. Angesichts der hier befindlichen Nahwärme-Hausanschlussstation sind Wärmeverluste zu erwarten. Die
U-Wert in W/m²K
1,074
0,289
0,296
1,118
34
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
stillgelegten Schornsteine führen vom unbeheizten Dachgeschoss
bis in den unbeheizten Keller und stellen eine Wärmebrücke dar.
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 17-21
Abb. 4341: Türanschluss
Abb. 424: Ansicht von der Hofseite
Die bauzeitlichen Hauseingangstüren wurden gegen Holztüren mit
Zweischeibenisolierverglasung getauscht. Ein Einspareffekt kann
durch diese Investition nicht erzielt werden, da die Türanschlüsse
nicht fachgerecht ausgeführt wurden.
Das Gebäude wurde Mitte der 1990er Jahre mit einer Fassadendämmung und Kunststofffenstern (1997 k-Wert 1,7 W/m²) ausgestattet. Die Dämmstärke beträgt 60 mm. Somit ergibt sich für die
Außenwand ein U-Wert in Höhe von 0,446 W/m²K. Die Dämmstärken entsprachen den damals gültigen Bestimmungen der ENEV
1994, sind jedoch nach heutigen Maßstäben als zu gering einzuschätzen. Um den Dämmwert auf den Stand ENEV 2009 zu bringen, sind Kosten von etwa 95,00 EUR/m² notwendig. Insgesamt
bedeutet dieses einen finanziellen Aufwand in Höhe von ca. 92.100
EUR (netto). Im Zuge der Mitte der 1990er Jahre durchgeführten
Dämmmaßnahmen hätte die Montage eines stärkeren Dämmstoffs
einen Mehraufwand von lediglich ca. 5.000 EUR bedeutet und sich
mittlerweile schon amortisiert.
Das Gebäude bietet aufgrund der bisher zurückhaltenden Investitionen in die Bausubstanz umfängliche Möglichkeiten, neue Ansätze
in der energetischen Gebäudesanierung, über den Anspruch der
bisherigen energetischen Ertüchtigungen hinaus, umzusetzen.
Energetische Kennwerte der Bauteile
Fenster
Fassade Giebel Dach/oberste
Kellerdecke
Geschossdecke
k-Wert in
W/m²K
1,60
U-Wert in W/m²K
0,446
0,446
0,296
1,118
35
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Typ IV Gebäude
Dies zeigt auf, wie wichtig eine zukunftsweisende Sanierung ist und
wie mit den sowieso notwendigen Kosten geplant werden sollte.
Röbeler Str. 72 – 78
Die oberste Geschossdecke wurde im Zuge der Sanierungsarbeiten
ebenfalls ertüchtigt. Unberücksichtigt blieben auch hier die Kellerdecke, Sockelgeschoss sowie der Zugang zum Dachgeschoss. Das
Gebäude weist zahlreiche Wärmebrücken an Balkonen sowie im
Traufbereich auf. Im Dachbereich wurde keine Unterspannbahn
montiert.
Abb. 46:44 Ansicht von der Röbeler Straße
Das in industrieller Bauweise in den 1970er Jahren errichtete
Wohngebäude liegt am nordöstlichen Rand des Betrachtungsgebiets und wurde als eines der ersten Gebäude des Quartiers Anfang
der 1990er Jahre teilsaniert. Das Gebäude erhielt eine mit 6cm
starken Polystyrol-Platten wärmegedämmte Vorhangfassade. Im
ursprünglichen Zustand wurden Thermofenster in Holzkonstruktion
mit Dreh-Kippflügel-Beschlag eingebaut. Diese wurden inzwischen
durch Kunststofffenster mit Wärmeschutzverglasung ersetzt.
Abb. 435: Dach ohne Unterspannbahnen
Die Beheizung erfolgt über Fernwärme. Die Warmwasserversorgung wird über Gasdurchlauferhitzer gewährleistet.
Energetische Kennwerte der Bauteile
Fenster
Fassade
Dach/oberste
Geschossdecke
k-Wert in W/m²K
1,7
Im Zuge dieser Sanierungsarbeiten wurde die oberste Geschossdecke mit einer zusätzlichen wärmedämmenden Schicht, bestehend
aus ca. 20cm Zellulose-Einblasdämmung, eingebracht. Die Kellerdecke und der Gebäudesockel wurden bisher nicht gedämmt. Weitere Schwachpunkte bilden zudem die zahlreichen Wärmebrücken,
bestehend aus Eingangstüranlagen und Balkonen, sowie die unzu-
Kellerdecke
U-Wert in W/m²K
0,488
0,240
1,118
36
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
reichend gedämmten Heizleitungen, die im unbeheizten Keller außerhalb der Dämmebene geführt wurden, sowie die lediglich einfachverglasten Fenster im Kellerbereich.
Friedrich-Ludwig-Jahn Str. 23-31 und 30-36
Abb. 48:45 Südseite
Die Gebäude liegen am westlichen Rand des Betrachtungsgebiets
und stellen ebenfalls Vertreter der Typ IV-Gebäude aus den 1970er
Jahren dar. Die Sanierung in der Mitte der 1990er Jahren umfasste
ähnlich wie beim vorgenannten Gebäude in der Röbeler Str. 72 – 78
vor allem die Ertüchtigung der äußeren Gebäudehülle. Die Außenwände wurden mit einer 6 cm starken verputzten Polystyroldämmung versehen und die bauzeitlichen Fenster gegen Kunststofffenster mit einem U-Wert von ca. 1,8 W/m²K getauscht. Derzeit
werden die bisher noch ungedämmten Drempelgeschosse mit einer
Einblasdämmung versehen.
Abb.47: Unzureichend gedämmte Leitungen
Die Versorgung mit Wärme für Heizung und Warmwasser erfolgt
über die anliegende Fernwärme und eine Anfang der 1990er Jahre
spezialangefertigte Übergabestation.
Energetische Kennwerte der Bauteile
Fenster
Fassade
Dach/oberste
Geschossdecke
k-Wert in W/m²K
1,8
Kellerdecke
Die größte Schwachstelle in der Gebäudehülle stellen die ungedämmten Kellerdecken, Gebäudesockel und einfachverglasten Kellerfenster dar. Die im Treppenaufgang befindlichen ungedämmten
Dachausstiege und die Balkone und Eingangsbereiche stellen nicht
unerhebliche Wärmebrücken dar.
U-Wert in W/m²K
0,488
0,240
1,118
37
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Die zusätzlich gedämmte Fassade weist an einigen Stellen schwarze Flecken auf. Hierbei handelt es sich um einen mikrobiellen Befall, der durch die deutlich verlängerten Nasszeiten der Fassaden
begünstigt wird.
Je mehr die Fassaden gedämmt werden, desto mehr wird die Oberflächentemperatur reduziert. Daraus resultierend wird den Fassaden in den Übergangsjahreszeiten weniger Wärmeenergie zugeführt und die Nasszeiten somit verlängert. Dies führt zwangsläufig
zur Unterkühlung der Fassaden und zum Tauwasserausfall.
So kann z.B. an Spätherbsttagen an gedämmten Fassaden
Reifnässe beobachtet werden, während diese an monolithischen
Fassaden wegtrocknet. So ergaben Untersuchungen des Fraunhofer Instituts für Bauphysik, dass ein monolithisches Ziegelmauerwerk
eine jährliche Taupunktunterschreitungsdauer von ca. 120 h aufweist, während sich bei einer mit einem WDVS gedämmte Fassade
ca. doppelt so viele Taupunktunterschreitungsstunden aufsummieren.
Abb. 49: Stockflecken an der Decke zur Drempelgeschoss
Die Beheizung der Gebäude erfolgt über die örtliche Fernwärme.
Die Warmwassererzeugung erfolgt über Fernwärme und die Speicherung in einen zentralen Warmwasserspeicher. Die Verteilung
wird über ein zentrales Rohrsystem gewährt.
Im vorliegenden Fall zeigt sich an einigen Fensterstürzen ein mikrobieller Befall. Dieser wird durch die Dauerkipplüftung von Fenstern
in der kühleren Jahreszeit und daraus resultierendem andauerndem
Tauwasserausfall im Sturzbereich begünstigt.
Energetische Kennwerte der Bauteile
Fenster
Fassade
Dach/oberste
Geschossdecke
k-Wert in W/m²K
Abb. 460: mikrobieller Befall der gedämmten Fassaden
1,8
Für die Lüftung gibt es keine Einrichtung. Das gesamte Gebäude
einschließlich der WC- Bereiche wird durch Fenster gelüftet.
38
Kellerdecke
in W/m²K
0,488
0,444
1,118
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Zwischenfazit
Bauteilen vorgenommen, die sowieso einer Sanierung unterzogen
wurden. Darüber hinausgehende, aber kein Neuland mehr darstellende Bauteile bzw. Technik, wie Luftkollektoren, Erdwärmetauscher, kontrollierte Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sind
im Quartier quasi nicht vorhanden.
Insgesamt befinden sich die Gebäude in einem guten energetischen
Zustand auf dem Stand der 1990er Jahre. Die Verbrauchsdaten
zeigen, dass energetische Maßnahmen nicht akut erforderlich sind.
Jedoch bieten alle betrachteten Gebäude trotz eines hohen Sanierungsstandes immer noch zahlreiche Möglichkeiten zur Optimierung
des Energieverbrauchs.
Mit einem herkömmlich sanierten Gebäude ohne weitergehendes
Konzept werden die Möglichkeiten für weitere Energieeinsparungen
nach Umsetzung der geringinvestiven Maßnahmen ausgeschöpft
sein. Zukünftigen Preissteigerungen bei den Brennstoffen kann
dann nichts mehr entgegengestellt werden. Als Folge daraus steigen die Gesamtmieten.
Hervorzuheben sind neben den geringinvestiven Maßnahmen wie
die Anpassung der Heizungsparameter, dem Beseitigen der Undichtigkeiten und der Wärmebrücken an der Gebäudehülle sowie
dem Schließen der Dämmlücken von Leitungen und Kellerräumen
auch die mittelfristig bis langfristig notwendigen Maßnahmen für die
anstehende zweite Sanierungswelle.
Hinzu kommt, dass ausgelaufene Förderprogramme nicht mehr
aufgelegt werden und Förderungen insgesamt rückläufig sind. Tendenziell wird es für die Wohnungsunternehmen nicht einfacher, Darlehen oder gar Zuschüsse für Bauvorhaben zu generieren.
Das Nutzerverhalten hat großen Einfluss auf den Energieverbrauch.
So stellen z.B. dauerhaft angekippte Fenster bei gleichzeitigem Betrieb der Heizung erhebliche vermeidbare Energieverluste dar, die
sich durch Änderung des Nutzerverhaltens abstellen lassen. Die
beste Außendämmung bringt keine Wirkung, wenn die Wärme
durch offenstehende Außenbauteile entweichen kann. Zudem kühlen die Wandflächen stark aus und es besteht die Gefahr der
Schimmelbildung.
Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, bestehende Förderprogramme dafür zu nutzen, den verstärkt notwendigen Planungsbedarf für künftige Bauvorhaben voranzutreiben und übertragbare
zukunftsweisende Konzepte zu entwickeln, die helfen, Energie im
großen Umfang einzusparen. Im Klartext heißt dies, umso zeitnaher
in Konzepte und Umsetzungen investiert wird, desto früher werden
Finanzmittel durch die Energieeinsparungen frei. Wie in anderen
Branchen bereits üblich, sind eigene Innovationen und Anstrengungen gefordert, um im Wettbewerb mithalten zu können.
Im Hinblick auf die stetig steigenden Anforderungen der kommenden Energieeinsparverordnungen und die steigenden Energiekosten werden umfassendere Gesamtkonzepte notwendig.
Die bisher umgesetzten Sanierungsmaßnahmen betrafen vor allem
die Instandhaltung der Gebäude und dienten hauptsächlich dem
Zweck der Verschönerung der Immobilie. Verbrauchsverbessernde
Maßnahmen standen nicht im Vordergrund und wurden lediglich an
39
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Zusammenfassung der Bestandsanalyse
IST-Zustand
Bauteile
Außenlängswände
Außengiebelwände
Fenster
Außentüren
Kellerdecke
Oberste Geschossdecke
Sockeldämmung
Gebäudetyp I
Karl-Liebknecht-Str. 113
Clara-Zetkin-Str. 1-4,
17-18
Franz-Mehring-Str. 1-3
Röbeler Str. 68, 70
Gebäudetyp II
Clara-Zetkin-Str. 5-16
Gebäudetyp III
Röbeler Str. 56,
58, 60, 62, 64,
66
Ziegelmauerwerk mit 6
cm Styropor WLG 040
Ziegelmauerwerk mit 6
cm Styropor WLG 040
FriedrichLudwig-JahnStr.
11, 13, 15, 17,
19, 21
Gebäudetyp IV
Röbeler Str.
FriedrichFriedrich72, 74, 76,
Ludwig-JahnLudwig78
Str.
Jahn-Str. 43,
22- 32, 34, 36,
45, 49, 51
38, 40, 42, 44,
46, 48, 50, 52,
54, 56, 58, 60
Betonaußenwände mit 6cm Polystyrol WLG
040
Ziegelmauerwerk
ohne Dämmung
ZiegelmauerZiegelmauerwerk
ohne
werk
mit 6cm
Ziegelmauerwerk mit
Betonaußenwände mit 6cm Polystyrol WLG
Dämmung
Polystyrol
8 cm Styropor WLG
040
040
Kunststofffenster Mitte der 90-ziger Jahre erneuert
Kunststofftür Mitte der 90-ziger Jahre erneuert
Kellerdecke aus Ziegelsteindecke ungedämmt
Kellerdecke
aus Fertigbeton mit
8cm Polystyrol
Auf Bestandsdecke 14 cm
10cm Mineralwolle
20 cm Zellu10 cm bauzeit- 12 cm PolyDämmung im Jahre 2010
loseeinblasliche Glaswolle styroldämmung
Dämmplatten
nicht vorhanden
40
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
2.4.2
Ausgangsanalyse
Analyse der Energieverbräuche nach Gebäudetypen
1995 errichteten bzw. vollsanierten Objekten. Musterhaustyp 2 zeigt
die statistisch höchsten Abweichungen mit +33 %. Die Gebäude
Typ 4 liegen dagegen mit 4 % unter dem als vollsaniert bezeichneten Gebäudestandard.
Die Analyse des Energieverbrauchs basiert auf den Fernwärmeverbrauchsabrechnungen der Jahre 2004-2009 und im Bereich der
gasversorgten Gebäude auf den Verbrauchsangaben 2005-2007.
Die Verbrauchswerte wurden mit Hilfe der Klimakorrekturfaktoren
des Deutschen Wetterdienstes normiert. Die jeweiligen Verbrauchsanteile für die Warmwasserbereitung wurden mit Hilfe spezifischer Pauschalwerte, bezogen auf die Wohnfläche, berücksichtigt. Die Energiekennzahlen liegen zwischen ca. 50 bis 120
kWh/m²a. Es zeigt sich, dass die Energiekennzahlen der Gebäudeklasse 2 tendenziell am höchsten liegen.
Statistische Heizenergieverbräuche der Musterhaustypen im Vergleich zu
Werten von vollsanierten Gebäuden
Gebäudetyp
Typ 1
Typ 2
Typ 3
Typ 4
Gesamt
Energiekennziffern nach Mustergebäudeklassen
140,0
Energiekennwert nur Heizung in kWh/m²a
120,0
100,0
Energiekennzahl
(Median)
kWh/m²a
80
100
88
72
80
Abweichung zum
Gebäudestandard
„vollsaniert“
kWh/m²a
5
25
13
-3
5
Abweichung
zum Gebäudestandard
„vollsaniert“
%
Standardabweichung
kWh/m²a
6
33
17
-4
6
14
15
13
15
16
Für die einzelnen Wohngebäude in der Röbeler Vorstadt sowie differenziert nach Wohnflächen ergeben sich die folgenden Bilder:
80,0
60,0
40,0
20,0
0,0
0
1
2
3
4
5
Mustergebäudeklasse
Abb. 51 Energiekennzahlen nach Mustergebäudetypen (rot: Medianwerte)
Die spezifischen Heizenergieverbräuche insgesamt liegen nur geringfügig über den durchschnittlichen Wärmeverbräuchen von seit
41
Clara-Zetkin-Str.17
Clara-Zetkin-Str.18
Franz-Mehring-Str.1
Franz-Mehring-Str.2
Franz-Mehring-Str.3
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.4
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.3-5
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.6-8
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.7-9
Karl-Liebknecht-Str.5
Karl-Liebknecht-Str.1-2
Karl-Liebknecht-Str.3-4
Karl-Liebknecht-Str.6-7
Karl-Liebknecht-Str.8-9
Karl-Liebknecht-Str.10-11
Karl-Liebknecht-Str.12-13
Röbeler Str.68
42
Röbeler Str.70
Clara-Zetkin-Str.1-3
Clara-Zetkin-Str.2-4
Clara-Zetkin-Str.5-7
Clara-Zetkin-Str.6-8
Clara-Zetkin-Str.9-11
Clara-Zetkin-Str.10-12
Clara-Zetkin-Str.13-15
Clara-Zetkin-Str.14-16
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.11-15
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.17-21
Energiekennzahlen Röbeler Vorstadt
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.10
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
140,0
120,0
100,0
80,0
60,0
40,0
20,0
0,0
Abb. 52: Energiekennzahlen Röbeler Vorstadt (blau: Fernwärme, rot: Erdgas)
kWh/(m²a)
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.22-28
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.23-31
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.30-36
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.38-44
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.43-51
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.46-52
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.54-60
Röbeler Str.56-60
Röbeler Str.62-66
Ausgangsanalyse
Röbeler Str.72-78
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Energiekennzahlen Röbeler Vorstadt
120,0
100,0
80,0
60,0
40,0
2500
2400
2300
2200
2100
2000
1900
1800
1700
1600
1500
1400
1300
1200
1100
1000
900
800
700
600
500
400
300
200
0,0
100
20,0
0
Energiekennzahl nur Heizung
kWh/(m²a)
140,0
Wohnfläche in m²
A
Abb.53: Energiekennzahlen nach Wohnfläche im Gebäude
43
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
2.5.2
Mit zunehmender Gebäudegröße zeigt sich eine leicht sinkende
Tendenz bei den Energiekennzahlen.
Straßenbeleuchtung
Für die Straßenbeleuchtung wurden 2012 19.000 kWh Elektroenergie aufgewendet.
Energiekennzahlenverteilung
Anzahl
Elektroenergie
16
14
Gemeinstromverbrauch Wohnungsbaugesellschaft
12
10
8
6
Der jährliche Gemeinstromverbrauch für die Gebäude der GWV beträgt pro Jahr ca. 55.000 kWh. Darin ist zum überwiegenden Anteil
der Hilfsstrom für Pumpen etc. für die Heizungs- und Warmwasserverteilung sowie die Beleuchtung der Hausflure und Hauseingänge
enthalten.
4
2
0
Stromverbrauch private Haushalte (Kennziffernbasis)
0
20
40
60
Der Stromverbrauch der privaten Haushalte wurde mit dem Bundesdurchschnitt von 36,4 kWh/m² Wohnfläche angenommen. In der
Röbeler Vorstadt sind 31.718 m² Wohnfläche vermietet. Damit
ergibt sich ein jährlicher Stromverbrauch von 1.154.000 kWh für die
privaten Haushalte.
80 100 120 140 160 180 200
Energiekennzahl nur Heizung (kWh/m²a)
alle Gebäude
Gasversorgte Gebäude
Fernwärmeversorgte Gebäude
Abb. 54: statistische Energiekennzahlenverteilung
2.5
Gesamtenergiebilanz – Ausgangszustand
2.5.1
Wärme
Wärmeenergie wird für die Gebäudeheizung und die Brauchwarmwasserbereitung genutzt. Es werden klimabereinigt pro Jahr ca.
1.260 MWh Erdgas und 2.294 MWh Fernwärme aufgewendet.
Abb. 47 Aufteilung des Elektroenergieverbrauchs in der Röbeler Vorstadt
44
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
2.5.3 Verkehr
Des Weiteren kann die Bilanzierung territorial erfolgen.
Der verkehrsbedingte Energieverbrauch wird anhand der Erhebung
Mobilität in Deutschland 2008 des Bundesministeriums für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung kennzahlenbasiert ermittelt. Für größere
Gemeinden mit bis zu 20.000 Einwohnern wurde in der Erhebung
ein Wert von 1.585,6 Litern Kraftstoff pro Haushalt ermittelt. Auf der
Basis der aktuell vorhandenen 570 Haushalte im Quartier ergibt
sich ein Kraftstoffverbrauch von ca. 8.850 MWh/a.
Bei der territorialen Bilanzierung werden nur Emissionen, die im betrachteten Quartier entstehen, betrachtet.
Oder die Bilanzierung erfolgt übergreifend, dann werden alle Emissionen, die die Einwohner des Quartiers verursachen, bilanziert.
Ein Beispiel: Territorial werden nur die Fahrzeugleistungen innerhalb des Innenstadtquartiers betrachtet, übergreifend werden alle
Fahrzeugleistungen der Einwohner des Quartiers betrachtet, d.h.
auch Pendlerverkehr in andere Orte wird bilanziert.
Der Verkehrssektor stellt somit den energieintensivsten Bereich dar,
wobei zu beachten ist, dass der Verbrauch im weitaus überwiegenden Maße außerhalb des Quartiers stattfindet.
Die territoriale Bilanzierung sollte nur in Verbindung mit dem Bilanzkreis Endenergie erfolgen, die übergreifende Bilanzierung dagegen
mit dem LCA-Bilanzkreis.
2.5.4 CO2-Bilanz
Die CO2-Emissionen wurden anhand von Kennzahlen ermittelt. Dabei wurde das LCA Modell in Kombination mit der quartiersübergreifenden Bilanzierung verwendet.
Es gibt verschiedene Bilanzierungsmethoden für die KohlendioxidEmissionen, deren Auswahl maßgeblich die Höhe der ausgewiesenen CO2-Emissionen beeinflusst.
Für die Bewertung des elektrischen Stroms wurde der bundesweite
Strommix zugrunde gelegt. Die regionale Stromproduktion aus
Wind- und Solarenergie (25 Windanlagen-Anlagen mit einer installierten Leistung von 22.950 kW und 124 Fotovoltaik-Anlagen mit einer installierten Leistung von 74.107 kW) sowie Biomasse (4 Anlagen mit einer installierten Leistung von 2.151 kW) wird gemäß EEGGesetz in das Netz der öffentlichen Versorgung eingespeist oder direkt an Dritte vermarktet. Sie fließt daher in die Bewertung des bundesweiten Strommix ein und kann daher, um Doppelzählungen zu
vermeiden, nicht als regionaler Mix in die Bilanz einfließen.
Diese Bilanzierungsmethoden unterscheiden sich hautsächlich in
den gewählten Bilanzkreisen. Es gibt folgende Varianten:
Bilanzkreis Endenergie – nur die durch die Umwandlung der Endenergie in Nutzenergie entstehenden Emissionen werden betrachtet, d.h. die Verbrennung von Erdgas zur Wärmeerzeugung wird bilanziert, der Verbrauch von Elektroenergie dagegen wird CO2bilanztechnisch nicht erfasst, da dabei kein CO2 freigesetzt wird.
Bilanzkreis LCA – die gesamte Lebensdauer (Life-CycleAssessment) des Energieträgers wird betrachtet, d.h. alle vorgelagerten Prozessketten der Energiegewinnung und Umwandlung fließen ein.
45
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Ausgangsanalyse
Beim Vergleich dieses spezifischen Wertes mit Werten aus anderen
Konzepten ist zu beachten, dass in diese Bilanz durch die Kleinräumigkeit des Quartiers keine CO2-Emissionen aus Gewerbe und
Industrie eingeflossen sind und somit die spezifischen CO2Emissionen weit unter den Emissionen im Bundesdurchschnitt liegen.
Abb. 48: CO2-Emissionen nach Endenergie
Abb. 49: spezifische CO2-Emissionen pro Einwohner nach Endenergie
46
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
3.
SWOT-Analyse
SWOT-Analyse zum Quartier Röbeler Vorstadt
Die Ergebnisse der Ausgangsanalyse für die Röbeler Vorstadt werden im Folgenden in einer Stärken-/Schwächen-Analyse (SWOT) zusammengefasst.
3.1
Energetische/technische Betrachtungsweise
Stärken (S)
Schwächen (W)
Chancen (O)
Risiken (T)
-
-
-
-
-
-
-
vorhandenes
Fernwärmenetz
künftig als Nahwärmenetz umbaubar
teilweise bereits erfolgte energetische Sanierung von Gebäuden
Flächenpotentiale für Einsatz
von Solarthermie (Dachflächen,
Grünflächen, Garagenstandort)
Umsetzung des energetischen
Quartierskonzepts durch einen
zentralen Eigentümer möglich
Innovationsbereitschaft des Eigentümers (GWV)
-
-
-
-
unterschiedliche Arten der Wärmeerzeugung und -versorgung
strittige Eigentumsverhältnisse
Wärmenetz und Erzeugungsanlagen
bisher nicht alle Gebäude an
Fernwärme angeschlossen
homogene Bevölkerungsstruktur
(ältere Bewohner) führt zu homogenen Verbrauchsstrukturen
(Wasser, Energie, Wärme)
Bewohnerstruktur und Mietniveau begrenzen Investitionsspielräume
bestehender
Handlungsbedarf
bei der energetischen Aufwertung (u.a. Kellerdecken, oberste
Geschossdecken,
technische
Anlagen)
-
-
-
-
47
durch Nutzung des vorhandenen
Leitungsnetzes Möglichkeit des
Aufbaus eines Nahwärmenetzes
für die Röbeler Vorstadt mit neuer Wärmeenergieerzeugung
stufenweiser Ausbau und Erweiterung des Netzes möglich
innovativer Ansatz zur energetischen Aufwertung – Chance
modellhafter Erprobung und
Förderung neuer Verfahren zum
Einsatz und zur Speicherung regenerativer Energien
durch Einsparungen beim Ressourcenverbrauch Chancen zur
Reduzierung der Mietnebenkosten
Beitrag zur CO2-Reduzierung
und zum kommunalen Klimaschutz
Investitionspotenzial der GWV
-
-
Anhaltende Unklarheit zu Möglichkeiten und Konditionen der
Wärmenetzübernahme durch die
GWV
fehlende/unzureichende Förderinstrumente zur Umsetzung des
energetischen Quartierskonzepts
notwendige Abstriche bei der
Umsetzung von aus energetischer Sicht optimalen Lösungen
wegen fehlender Finanzierbarkeit
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
3.2
SWOT-Analyse
Städtebauliche Betrachtungsweise
Stärken (S)
Schwächen (W)
Chancen (O)
Risiken (T)
-
-
-
-
-
-
-
städtebaulich weitgehend homogenes Stadtquartier mit
überwiegend kleinen Mietwohnungen
Einbettung in einen ländlichen,
naturnahen Kulturraum
sozial stabile Mieterschaft
gutes Angebote an Einrichtungen der sozialen Infrastruktur
für alle Generationen im näheren Umfeld (u. a. zwei Kitas,
Grundschule, Jugendclub, Seniorentreff)
gutes Quartiersimage
bevorzugte Wohnlage im Rahmen des stadtumbaubedingten
Umzugsmanagements
nahezu kein Wohnungsleerstand
punktuell bereits hochwertige
Neugestaltung des Wohnumfelds
-
-
-
-
-
größeres randstädtisches Quartier mit Geschosswohnungsbauten, das bisher städtebaulich nur
mäßig in die Kernstadt integriert
ist
Mängel in der Wohnumfeldqualität – bisher nur Insellösungen bei
der Aufwertung (u.a. fehlende
Gehwege, teilweise unbefestigte
Stellplätze für Pkw und Fahrräder)
Mängel im öffentlichen Verkehrsraum (z. B. Straßenbelag, fehlende Gehwege, fehlende Barrierefreiheit)
Erneuerungsbedarf der technische Infrastruktur (u. a. veraltete
Wasser- und Abwasserleitungen)
naturräumliche Qualitäten der
Dosse bisher nicht erlebbar
gestalterisch defizitäre Nutzungen am Quartiersrand (u.a. produzierendes Gewerbe, sanierungsbedürftige Infrastruktureinrichtungen, ungestalteter Garagenkomplex)
hoher Altersdurchschnitt der
Wohnbevölkerung
fehlendes generationsgerechtes
Wohnungsangebot / Wohnumfeld
-
-
-
-
-
48
funktionale Stärkung und bauliche Aufwertung
attraktive Wohnungen in ruhiger
Lage tw. bereits mit ansprechendem Wohnumfeld
bei Gestaltung der Fußwegeverbindung entlang der Dosse gute
fußläufige Anbindung an die Innenstadt
Etablierung als Wohnstandort für
alle Generationen
weitere Aufwertung sowie zielgruppengerechter Ausbau vorhandener Potenziale zur langfristigen Erhaltung der Mieterbindung sowie Gewinnung neuer
Nachfragergruppen (junge Familien)
Etablierung eines zukunftsfähigen,
ressourcenschonenden
Wohnquartiers
Senkung von Betriebskosten
durch energetische Sanierung –
Erhöhung der Attraktivität als
Wohnstandort
-
-
-
-
Anstehender Generationswechsel angesichts überalterter Bevölkerung
bei fehlender Aufwertung Verlust
an Attraktivität durch städtebauliche Missstände (Gefahr steigender Leerstände / Imageverschlechterung)
soziale Entmischung, Zunahme
der ALG II-Empfänger
ohne Zuzug junger Haushalte
weitere Überalterung der Bewohnerschaft (natürliche Bevölkerungsverluste und Leerstand
als Folge)
geringes Mietsteigerungspotential begrenzt auch das mögliche
Investitionsvolumen, zusätzliche
Risiken durch Gefahr des Mietdumpings auf dem gesamtstädtischen Wohnungsmarkt
bisher fehlende Förderpriorität in
Städtebauund
(teilweise)
Wohnraumförderung
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
4.
Integrierte Leitbilder und Strategien
4.1
Ableitung von Handlungsbedarfen und Potenzialen
Integrierte Leitbilder und Strategien
Die Analyse der Ausgangssituation zeigt, dass das Quartier Röbeler
Vorstadt für die Stadt Wittstock – auch vor dem Hintergrund der
weiteren demografischen Entwicklung in der Region – ein langfristig
erhaltenswertes Wohngebiet ist. Angesichts eines entspannten
Wohnungsmarktes und künftig voraussichtlich wieder ansteigender
Wohnungsleerstände in der Stadt Wittstock wird dies allerdings nur
gelingen, wenn das Quartier langfristig als Wohnstandort für verschiedene Mietergruppen und insbesondere auch für junge Familien
attraktiv ist. Dazu sind in den nächsten Jahren Maßnahmen notwendig, die gebäudebezogene wohnwertverbessernde Schritte sowie Aufwertungen des Wohnumfeldes und Verbesserungen im
energetischen Bereich miteinander verknüpfen.
-
Innerhalb der Siedlung gibt es Flächenpotenziale, die für regenerative Energieanlagen genutzt werden können (Dachflächen,
vorhandener Garagenstandort).
-
Der Wohnungsbestand innerhalb der Siedlung ist bereits teilweise saniert. Es können jedoch durch relativ einfache bautechnische Maßnahmen (insbesondere Dämmung von oberen
Geschoss- und Kellerdecken) noch weitere Energieeinsparpotenziale erschlossen werden.
-
Aufgrund der bereits erfolgten Teilsanierungen können sich
Maßnahmen im energetischen Bereich vor allem auf verbesserte technische Lösungen der Wärmeenergieerzeugung und versorgung sowie der Anpassung der bestehenden Anlagen fokussieren, wo auch die größten Einsparpotenziale gesehen
werden.
Im städtebaulichen Bereich:
Dabei kann an vielfältige Potenziale der Siedlung angeknüpft werden:
-
Die Siedlung weist eine besondere städtebauliche und architektonische Qualität auf und verfügt über einen hohen Freiflächenanteil, dadurch ist sie bei den Bewohnern beliebt und gesamtstädtisch ein anerkannter Wohnstandort.
-
Erste Vorhaben einer nachfrageorientierten Modernisierung der
Wohnungsbestände sind bereits erfolgt und werden von den
Mietern angenommen und nachgefragt.
-
Die Aufwertung des Wohnumfelds – insbesondere die Gestaltung von Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten – wurde punktuell
bereits begonnen. Zur Fortsetzung wird derzeit eine Freiraumplanung für das Gebiet erstellt.
Im energetischen Bereich
-
-
Die Siedlung verfügt bereits über ein Fernwärmenetz, dass
künftig weiter genutzt werden soll. Da bisher nicht alle Wohngebäude an dieses Netz angeschlossen sind, bestehen Potenziale des Netzausbaus.
Die Nutzung des vorhandenen Netzes ermöglicht eine nahwärmebasierte Neuorganisation der Wärmeversorgung mit der
Chance Leitungsverluste in den Wärmenetzen zu verringern
und perspektivisch einen flexiblen Einsatz regenerativer Energien zu erreichen.
49
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
-
Integrierte Leitbilder und Strategien
4.2
Das Quartier weist eine direkte Nähe zur Dosse auf und könnte
von einer Renaturierung und der Neuanlage einer Wegeverbindung entlang der Dosse besonders profitieren.
Ziel ist es ein Leitbild für die Röbeler Vorstadt zu definieren, das die
vorhandenen Potenziale aufgreift, sich an der energetischen Sanierung orientiert, sowie künftige Zielgruppen, die für die Röbeler Vorstadt gewonnen werden sollen, in den Blick nimmt. Vor diesem Hintergrund wird vorgeschlagen, die Röbeler Vorstadt entsprechend
dem Leitbild
Im wohnungswirtschaftlichen Bereich:
-
Die vorhandene Wohnungs- und Gebäudestruktur bietet einen
relativ hohen Differenzierungsgrad beim Angebot von Wohnungsgrößen und Wohnungszuschnitten. Damit können sehr
unterschiedliche Nachfragegruppen angesprochen werden.
-
Die vorhandenen Wohnungen sind relativ klein, so dass sie
auch für Haushalte mit geringer Mietzahlungsfähigkeit sowie
ALG II-Empfänger attraktiv sind.
-
Neben der Innenstadt ist die Röbeler Vorstadt der einzige
Mietwohnungsstandort, der gesamtstädtisch nicht in Frage zu
stellen ist und auch im Stadtentwicklungskonzept zum großen
Teil als Konsolidierungsgebiet Wohnen ausgewiesen ist.
-
Die GWV als zentraler Wohnungseigentümer im Gebiet ist wirtschaftlich in der Lage, Maßnahmen zur energetischen und zur
baulichen Aufwertung des Quartiers umzusetzen und dabei
auch in beträchtlicher Höhe Eigenkapital einzusetzen.
-
Auch wenn derzeit nur geringe Mietsteigerungspotenziale im
Zuge von Modernisierungen in der Siedlung gesehen werden,
ist die Ertragssituation angesichts des guten Vermietungsstandes positiv.
Leitbilder und Strategien für die Quartiersentwicklung
„Parkstadt Röbeler Vorstadt – Wohnstandort für alle Generationen“
weiterzuentwickeln. Es ist darauf ausgerichtet, die Angebote für das
Wohnen, soziale Kontakte, die Freizeitgestaltung und die Organisation gegenseitiger Hilfe zu verbessern. Trotz der Umsetzung umfangreicher Aufwertungsmaßnahmen sollen die Mieten weiterhin
sozialverträglich gestaltet werden und insbesondere die Wohnnebenkosten durch Einsparungen im energetischen Bereich stabilisiert
werden.
Das Leitbild orientiert auf die Umsetzung von Maßnahmen einer
familienfreundlichen, generationsgerechten Anpassung von Gebäuden und Freiflächen zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität für Familien, Kinder und Senioren. Dazu gehört u.a. die barrierearme Erreichbarkeit möglichst vieler Wohnungen. Die Wohnungsgrundrisse
sind bereits heute zweckmäßig, weisen abgeschlossene Räume
angemessener Größe auf und tragen insgesamt den heutigen
Wohnansprüchen Rechnung. Jeder Raum (ausgenommen Flure) ist
natürlich belichtet und belüftet. Ziel ist es nach und nach alle Wohnungen mit Balkonen auszustatten.
Die Außenanlagen werden generationsgerecht mit Wegen und
Sitzmöglichkeiten gestaltet und begrünt. Bei Bedarf werden
50
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Integrierte Leitbilder und Strategien
Spielmöglichkeiten, Wäschetrocken- und Müllplätze sowie wohnungsgebundene Kfz-Stellplätze und Fahrradabstellmöglichkeiten
angeboten. Erste Maßnahmen in diese Richtung sind von der GWV
bereits durch die Einrichtung eines Wohnparks sowie barrierefreier
Zugänge aber auch die Schaffung neuer attraktiver Kinderspielplätze initiiert worden.
len Wärmeversorgungssystems unter Nutzung der KraftWärme-Kopplung
Ziel ist weiterhin, dass alle Gebäude soweit energetisch aufgewertet
werden, dass jeweils ein Optimum zwischen erzielbarer Energieeinsparung und den dafür notwendigen Investitionen gefunden wird.
Das Quartier soll künftig über ein eigenes Nahwärmenetz verfügen,
bei dem die thermische Energie in einem Blockheizkraftwerk und
durch Thermosolarmodule erzeugt wird. Angestrebt wird die Speicherung von Wärmeüberschüssen in einem in das Nahwärmenetz
integrierten saisonalen Speicher. Die Wärmeversorgung der einzelnen Gebäude soll mit einer modernen und energiesparenden Sammelheizung (mit möglichst geringer Vorlauftemperatur) sowie einer
Warmwasserbereitungsanlage mit fortschrittlicher Regelungstechnik
erfolgen.
Zudem wird angestrebt, den stadträumlichen Bezug zum historischen Stadtkern und den dortigen Infrastrukturangeboten zu verbessern. Dazu kann insbesondere eine neue Fuß- und Radwegeverbindung entlang der Dosse beitragen.
-
Wohnwertverbesserung, Gebäudesanierung u.a. zur Herstellung von Barrierefreiheit, Schaffung von Balkonen und Freisitzen
-
energetische Aufwertung der Gebäude, u.a. zusätzliche Dämmung dort wo notwendig und sinnvoll (insb. Kellerdecken, obere Geschossdecken), Verbesserung der Haustechnik
-
Aufwertung des Freiraums, u.a. Aufwertung der privaten Freiflächen, Ertüchtigung der öffentlichen Flächen (u. a. Straßen,
Gehwege, Straßenbeleuchtung) Verbesserung der Durchgrünung der Siedlung (bspw. Anpflanzungen, Fassadenbegrünung), Förderung des Rad- und Fußverkehrs
-
Verbesserung der infrastrukturellen Angebote, insb. qualitative
Verbesserung vorhandener Angebote im Quartier und im unmittelbaren Umfeld
-
Verbesserung der Anbindung zur Altstadt und der Erlebbarkeit
der Dosse u.a. Fuß- und Radwegeverbindung entlang der Dosse
-
Herstellung von Barrierefreiheit im Quartier, um den Anforderungen einer älter werdenden Mieterschaft aber auch neu zu
gewinnenden jungen Familien gerecht zu werden
-
Erneuerung und Neuordnung der stadttechnischen Netze, u.a.
Wasser, Abwasser, Regenwasser im Zusammenhang mit der
Aufwertung des Freiraums.
Im Einzelnen ergeben sich daraus folgende Strategien für die Quartiersentwicklung:
-
Weiterentwicklung der Wärmeversorgung, u.a. Nutzung vorhandener Fernwärmeleitungen, Etablierung eines Nahwärmesystems, Integration regenerativer Energien zur Wärmebereitstellung (hier thermische Solaranlagen), Ausbau eines zentra-
51
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
4.3
Integrierte Leitbilder und Strategien
vorliegenden energetischen Quartierskonzept – die weitere
Aufwertung des Gebäudebestands und des Wohnumfeldes und
eine energetische Ertüchtigung der Gebäude in der Röbeler
Vorstadt. Allerdings sind die Investitionsmittel, die das Unternehmen dafür einsetzen kann, begrenzt. Dies hängt vor allem
damit zusammen, dass das Wohnungsunternehmen auch weiterhin den Sanierungsprozess in der Innenstadt unterstützen
will. Sanierungen im historischen Bestand erfordern jedoch
häufig Investitionen von mehr als 2.000 Euro pro qm Wohnfläche. Dies sind Investitionen, die sich allein aus den Mieterlösen
nicht refinanzieren lassen und den hohen Einsatz von Eigenmitteln des Unternehmens erfordern. Dies sind Mittel die z.T. auch
in der Röbeler Vorstadt erwirtschaftet werden müssen. D.h.,
das für die Stadt sehr wichtige Engagement des Unternehmens
in der historischen Altstadt begrenzt die Investitionsmöglichkeiten in der Röbeler Vorstadt. Der Investitionsrahmen in der Röbeler Vorstadt wird mit etwa 500-600 Euro je qm Wohnfläche
angesetzt. Dies bedeutet, dass Maßnahmen im energetischen
Bereich jeweils in Bezug auf die entstehenden Kosten und die
Amortisationszeiträume abgewogen werden müssen und nicht
das maximal Machbare umgesetzt werden kann. Dem vorliegenden Konzept wurde diese Prämisse zugrunde gelegt.
Mögliche Umsetzungshemmnisse und deren Überwindung in Zusammenarbeit mit den wesentlichen
Akteuren
Folgende Hemmnisse könnten eine Umsetzung des Konzeptes erschweren:
-
Juristische Auseinandersetzungen zur Übernahme der Wärmenetze:
Die juristischen Auseinandersetzungen mit dem bisherigen
Wärmeversorger sind auch nach dem Auslaufen der Wärmelieferverträge Ende August 2013 nicht abgeschlossen. Offen ist
insbesondere die Frage zu welchen Konditionen die Stadt bzw.
die GWV die Wärmeleitungen und technischen Anlagen übernehmen kann.
-
Wirtschaftlichkeit energetischer Maßnahmen:
Vorgesehen ist in der Röbeler Vorstadt ein Nahwärmenetz aufzubauen, dass die Einbindung regenerativer Energien und auch
die saisonale Speicherung von Wärme ermöglicht. Die dafür
benötigten technischen Anlagen befinden sich derzeit noch in
der Entwicklungsphase und sind dementsprechend teuer. Die
GWV könnte zu einem Vorreiter für die Umsetzung einer innovativen Form der Wärmeerzeugung, Speicherung und Verteilung werden. Allerdings sind die Investitionskosten derzeit noch
so hoch, dass eine kurz- und mittelfristige Umsetzung der entwickelten Vision ohne den Einsatz von Fördermitteln nicht möglich ist.
-
Der begrenzte Investitionsrahmen ergibt sich auch aus einem
kaum vorhandenen Mietsteigerungspotential in der Röbeler
Vorstadt. Für die Zukunft muss sogar mit eher sinkenden Mieterlösen gerechnet werden, wenn im Zuge des Generationswechsels im Gebiet der Anteil von Mietern steigt, die auf finanzielle Unterstützung des Landkreises für die Unterkunft angewiesen sind. Negativ wirkt sich dabei aus, dass für die Berechnung der Kosten der Unterkunft nicht die Warmmiete angesetzt
Begrenzte Investitionsmöglichkeiten der GWV, um weiteres
Engagement in der Altstadtsanierung nicht zu gefährden:
Die GWV plant in den kommenden Jahren – ausgehend von
52
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Integrierte Leitbilder und Strategien
wird sondern die Kaltmiete. Aufgrund der Investitionen der
GWV werden so zwar die Wohnnebenkosten sinken, jedoch
kann das Unternehmen für seine Investitionen durch die bestehenden KdU-Obergrenzen keine Mietaufschläge erlangen. Diese Praxis wirkt für energetische Maßnahmen durchaus investitionshemmend.
-
Übernahme der Wärmeenergieerzeugung in Eigenregie durch
die GWV:
Das Wohnungsunternehmen plant, die Wärmeversorgung in
der Röbeler Vorstadt in Eigenregie zu übernehmen. Für eine
hohe Netzeffizienz des Nahwärmenetzes wäre es günstig,
punktuell weitere Nutzer an die Nahwärmeversorgung anzuschließen (bspw. Vereinsgebäude am Sportplatz, Wohnblock
der Wohnungsgenossenschaft oder Gewerbebetrieb am Gebietsrand). Aufgrund bestehender steuerlicher Regelungen ist
dies mit dem Status der GWV jedoch nicht vereinbar. Ähnlich
verhält es sich mit der direkten Weitergabe des im BHKW künftig erzeugten Stroms an die Mieter der GWV. In beiden Fällen
führen die vorhandenen rechtlichen Regelungen zu für ein
Wohnungsunternehmen unattraktiven Rahmenbedingungen
und stellen Investitionen daher in Frage. Eine Veränderung der
gesetzlichen Regelungen für die Stromsteuer und die EEGUmlage könnte die Wirtschaftlichkeit des BHKW verbessern
und eine preiswerte Stromversorgung der Mieter der GWV ermöglichen.
53
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
5.
5.1.
Konzept energetische Stadtsanierung
Konzept für die energetische Stadtsanierung
Typ 3
Typ 4
Sanierung des Gebäudebestandes, energetische
und Wohnwert verbessernde Maßnahmen
Die Ergebnisse zur Wirtschaftlichkeit energetischer Sanierungsmaßnahmen sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
Typ 1
Typ 2
Ausgangszustand
Endenergieverbrauch
Heizung
[kWh/a]
50.800
57.800
Sanierungszustand
Endenergieverbrauch
Heizung
[kWh/a]
Berechnete
prozentuale
Energieeinsparung
Heizung
Wirtschaftliche
Amortisationszeit
(Nutzungsdauer
30
Jahre,
jährliche
Energiepreissteigerung 5%)
34.500
29.600
32%
49%
Keine Amortisation
32.000
38.800
70%
47%
Keine Amortisation
Keine Amortisation
Trotz hoher Energieeinsparungen konnte auf Grundlage der ermittelten Baukosten und der Energiekosten auf der Basis von Erdgaseinzelheizungen in keinem Fall eine Amortisation der Gesamtmaßnahme „Wärmedämmung“ innerhalb von 30 Jahren festgestellt
werden. Das heißt, dass eine klassische Wärmedämmung – pauschal angewandt – kaum den erhofften energetischen und wirtschaftlichen Effekt hat. Einzelmaßnahmen – wie z.B. die Dämmung
von Kellerdecken – können im Zuge ohnehin anfallender Sanierungsarbeiten jedoch wirtschaftlich sein. Die Erhöhung des Wohnkomforts durch wärmegedämmte Bauteile ist ein ebenfalls wichtiger
Bestandteil der Überlegungen. Es ist möglich, dass der erhöhte
Wohnkomfort zu einer Erhöhung der durchschnittlichen Innenraumtemperatur führt (siehe nachfolgende Untersuchungen) und damit
die tatsächlichen Energieeinsparungen in der Praxis nochmals deutlich geringer sind, als die theoretischen, auf bauphysikalischen
Grundlagen durchgeführten Simulationsrechnungen erwarten lassen. Damit würden sich wirtschaftliche Amortisationszeiten noch
weiter verlängern.
Für jeden Musterhaustyp wurden energetische Simulationsrechnungen für mögliche energetische Sanierungen durchgeführt. Dabei
wurden lediglich Maßnahmen berücksichtigt die notwendig sind, um
den Wärmedurchgang der Außenhülle (U-Wert) auf den Stand der
aktuell gültigen gesetzlichen Anforderungen zu reduzieren. Dies
entspricht einer vollständigen Ertüchtigung der Außenhülle über den
bisherigen Ansatz hinaus. Grundlage für die Berechnung waren die
Klimadaten für die Station Potsdam. Die berechneten Energieverbräuche lagen deutlich über den tatsächlichen Verbräuchen. Um die
Wirtschaftlichkeitsberechnungen auf einer möglichst realistischen
Basis ausführen zu können, wurden die Nutzungsprofile so angepasst, dass der für den Ausgangszustand berechnete Energieverbrauch zu den tatsächlich abgerechneten klimabereinigten Verbrauchsmengen passt. Diese Nutzungsprofile wurden für die Berechnung des Sanierungszustandes übernommen.
Gebäudetyp
113.600
72.800
Im HLH-Magazin Bd. 61 (2010) Nr. 11 veröffentlichten Dr. F.
Schröder, H.J. Engler, T. Boegelein und Ch. Ohlwärter ihre Untersuchungen zur Rückwirkung des Sanierungszustandes auf das
Nutzerverhalten: „Durch die neueren Erkenntnisse aus der Analyse
spezifischer Energieverbrauchskennzahlen und Wohnungstemperaturen entwickelt sich möglicherweise eine veränderte Gewichtung
der Bedeutung bestimmter Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung im Wohnungsbestand. So ist festzuhalten, dass sich die Bedeutung bauphysikalisch wärmetechnischer Sanierungsmaßnah-
Keine Amortisation
54
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept energetische Stadtsanierung
men im Hinblick auf tatsächlich realisierbare Einsparpotentiale wohl
zunehmend relativiert. Dies ist auch zu sehen vor dem Hintergrund
aufwendiger Energiebedarfsrechnungen und kontinuierlich forcierter
Baustoffpreise bei Wärmedämmungsmaterialien: Eine Entwicklung,
die durchaus infrage zu stellen ist, wenn es um erreichbare integrale Einspareffekte und Amortisierung von Sanierungsinvestitionen im
Wohnungsbestand insgesamt geht. … An Bedeutung gewinnen
könnten künftig Techniken zur regenerativen Energiegewinnung
sowie angeschlossene Techniken und Verfahren zur Optimierung
von Betriebsführung und Energiespeicherung von Heizungsanlagen.“
rücksichtigt, die zur Verbesserung der Verbrauchssituation nur einen geringen Beitrag leisten, aber bei der laufenden Bauwerkserhaltung in 10 – 15 Jahren berücksichtigt werden müssen. So sollten
in jedem Fall bei Austausch/Optimierung der Fenster und Türen
diese den jeweils neusten Standards entsprechen.
Die Planung und Umsetzung von energetischen Ertüchtigungen
sowie wohnwertverbessernden Maßnahmen der Gebäude wird aufgrund der unterschiedlichen Sanierungsstände und Gebäudebeschaffenheiten in folgende Kategorien unterteilt.
Kategorie I: Geringinvestive Maßnahmen
Diese Untersuchungen und auch eigene Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit von energetischen Sanierungsmaßnahmen an Mustergebäuden zeigen, dass wirtschaftlich erschließbare Einsparpotentiale durch Wärmedämmmaßnahmen nur in sehr begrenztem
Umfang vorhanden sind. Der Schwerpunkt der weiteren energetischen Betrachtungen wird daher auf der Steigerung der Effizienz
der Wärmeerzeugung und -verteilung sowie auf der Beseitigung von
Schwachstellen liegen. Des Weiteren werden energetische Maßnahmen dann vorgeschlagen, wenn bauerhaltende Maßnahmen
oder wohnwertverbessernde Maßnahmen notwendig sind. Ziel ist
von einem quantitativen Handeln durch die Erhöhung von Dämmstärken zu einem qualitativen Handeln durch eine situationsgerechte energetische Ertüchtigung zu kommen.
Kategorie II: Energetische Maßnahmen im Zuge von sowieso notwendigen bauerhaltenden und wohnwertverbessernden Maßnahmen
Kategorie III: Energetische Ertüchtigungen mit mittlerem Mitteleinsatz
Kategorie IV: Energetische Maßnahmen nach ENEV 2009 und zur
Reduzierung der Lüftungswärmeverluste
Kategorie V: Zukunftsweisendes Wohngebäude bzw. Demonstrationsbauvorhaben
Baukastenprinzip
Die genannten Kategorien stellen ein Baukastenprinzip dar. Von
Kategorie I beginnend, können die Gebäude nach und nach aufgewertet werden, bis mit Kategorie V der Endzustand erreicht ist.
Kategorisierung von energetischen Maßnahmen
Zur weiteren Untersuchung der Gebäudetypen wurden die Maßnahmen zur Verbrauchsoptimierung zusammengefasst und in Kategorien unterteilt. Dabei wurden auch diejenigen Maßnahmen be55
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept energetische Stadtsanierung
IST-Zustand
Luftkollektor
zusätzliche
Dämmung
Luftkollektor
zusätzliche
Dämmung
Kategorie I
Geringinvestive
Maßnahmen
Kategorie II Kategorie III
im Zuge von
Gebäudeerhaltenden
Maßnahmen
Maßnahmen
mit mittlerem
Mitteleinsatz
Kategorie IV
Energetische Maßnahmen zur Ertüchtigung bereits sanierter Gebäudeteile und zur Reduzierung
von Lüftungswärmeverlusten
Bereits sanierter Gebäudebestand auf dem Stand der ENEV 1994
Abb. 50: Schematischer Umsetzungsplan
56
Modellprojekt
Luftkollektor
zusätzliche
Dämmung
Luftkollektor
zusätzliche
Dämmung
Einbau von Lüftungsanlagen fortlaufend bei Leerrstand
Kellerdeckendämmung –
Austausch 1-fach verglaster Fenster
Dämmung bisher ungedämmter Fassaden, Gebäudesockel und im Zuge von
Balkonanbauten
3.Bauabschnitt
2.Bauabschnitt
1.Bauabschnitt
15 Jahre
Sollten im Zuge von Mieterwechseln Wohnungen leer stehen, so
sind die Maßnahmen der höheren Kategorien (bspw. Einbau einer
Lüftungsanlage, Umbau der Heizflächen) bevorzugt bereits in Teilen
umzusetzen, da ein Leerzug des Gesamtgebäudes für Sanierungsarbeiten seitens des Wohnungsunternehmens GWV nicht vorgesehen ist.
Umsetzungsphase
4.Bauabschnitt
Folgendes Schaubild zeigt die Reihenfolge der umzusetzenden
Maßnahmen auf. Diese Reihenfolge ist nicht zwingend einzuhalten
und stellt lediglich den Idealfall dar.
Nutzerschulung, Optimierung
der Heizung, Beseitgigung der
Dämmlücken
Kategorie V - zukunftsweisende Sanierung
Ziel
Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, eines der Wohngebäude
kurzfristig als Pilotprojekt, wie in Kategorie V beschrieben, umzusetzen.
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept energetische Stadtsanierung
Kategorie I: Geringinvestive Maßnahmen
nach Energieträger von Einsparungen von bis zu 40 EUR/m ausgegangen.
Die unter der Kategorie I zusammengefassten Maßnahmen betreffen vor allem die Optimierung der bestehenden Heizungsanlagen,
sowie die Nutzerschulung und die Beseitigung von Wärmebrücken
bzw. Dämmlücken bei Leitungsführungen. Oft reichen schon einfache Maßnahmen aus, wie z. B. die Anpassung von Zeitprogrammen
für den Anlagenbetrieb, die korrekte Einstellung von Heizkurven oder die Anpassung von Pumpenleistungen und ein hydraulischer
Abgleich der Anlagen.
Heizkostenersparnis auf 1m Rohr pro Jahr4
Bei Begehungen wurde beobachtet, dass sich die Fenster trotz
Heizperiode häufig in Kippstellung befanden. Durch dieses falsche
Nutzerverhalten geht nicht nur Heizwärme verloren, sondern wird
auch der Algenbewuchs auf den gedämmten Fassaden und die
Schimmelbildung an sich auskühlenden Gebäudeecken gefördert.
Eine kurzfristige Energiesparmaßnahme ist die Umstellung auf
Stoßlüftung.
Dämmung
Keine
Schlecht
Nach Vorgabe
EnEV
Dämmschichtdicke
0 mm
19 mm
38 mm
Längenbezogener
Wärmestrom
100 W/m
16,3 W/m
11,1 W/m
Ersparnis Öl pro Jahr
-
78,34 l
83,57 l
27,42 Euro
Ersparnis Gas pro Jahr -
92,16 m
3
36,86 Euro
29,25 Euro
98,32 m
3
39,33 Euro
Des Weiteren sollte eine Kontrolle der Fenster und Türen erfolgen.
Eine stichprobenartige Kontrolle der Eingangstüren und Kellerfenster ergab, dass an diesen Bauteilen zahlreiche Undichtigkeiten vorhanden sind.
Langfristig kann für die Be- und Entlüftung, wie unter Kategorie IV
aufgeführt, eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung installiert werden. Die Sensibilisierung der Nutzer kann hier kurzfristig
zu messbaren Erfolgen führen. Erfahrungsgemäß verpufft dieser Effekt jedoch innerhalb weniger Monate wieder.
Kategorie I | Kurzfristige und geringinvestive Maßnahmen
Schulung
OptimieLeitungsdämmung
Beseitigung von
Nutzerrung der
Dämmlücken oberste
Verhalten
HeizungsGeschossdecke/
anlage
Treppenaufgang
Typ IV Gebäude
Alle Gebäude
Röbeler-Str. 72-78
Fr.-L.-Jahn-Str. 17-21
Bei der Ertüchtigung der obersten Geschossdecken wurde oftmals
versäumt, die Dachausstiege oder Rohrdurchführungen zu dämmen. Unzureichend gedämmte Heizleitungen wie in der Röbeler Str.
72 – 78 können ebenfalls erhebliche Energieverlustquellen darstellen.
Die Investitionskosten für die Dämmung von Heizungsrohren liegen
je nach Aufwand zwischen 10 und 30 Euro pro Meter Rohr. In einer
in der Zeitschrift IKZ-Praxis veröffentlichen Beispielrechnung wird je
4
57
Mediumtemperatur über die gesamte Heizperiode 70°C
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept energetische Stadtsanierung
Kategorie II: Energetische Maßnahmen im Zuge von sowieso
notwendigen bauerhaltenden und wohnwertverbessernden
Maßnahmen
angenehmeres Wohnklima und reduzieren zum anderen den Wärmeverbrauch. Im Zuge dieser Maßnahme ist anzuraten, bereits Teile des Luftkollektors (siehe Kategorie IV) umzusetzen.
Bei der Betrachtung von Sanierungsmaßnahmen müssen auch die
Bereiche der Gebäudehülle berücksichtigt werden, die nicht
zwangsläufig eine Reduzierung der Energieverbräuche zur Folge
haben, aber dennoch für den Erhalt des Bauwerks von Bedeutung
sind. So ist festzustellen, dass an fast allen Gebäuden die Feuchtigkeitssperre am Gebäudesockel verschlissen ist und somit ertüchtigt werden muss. Es bietet sich an, im Zuge dieser bauerhaltenden
Maßnahmen das jeweilige Gebäude ebenfalls energetisch zu ertüchtigen und den Gebäudesockel auch unterhalb der Geländeebene zu dämmen. Im Rahmen der Schaffung barrierefreier Zugängen
zu den Gebäuden soll das Niveau einzelner Hofbereiche erhöht
werden. Damit verbunden ist ebenso die Anbringung von Sockeldämmungen sinnvoll.
19,50
XPS
23,50
EPS 30
17,50
EPS 20
13,00
EPS 15
17,50
PUR
4,00
Mineralw olle
14,00
St einw olle
17,50
Holzw olle
35,00
Bläht on
25,00
Schaumglas
3,00
Kokusf asern
25,00
Holzf asern
5,00
Blähperlit
35,00
Korkplat t e
23,00
Korkschrot
Die sowieso notwendigen Instandsetzungsarbeiten oder wohnwertverbessernden Maßnahmen mit einer energetischen Aufwertung zu
verbinden, bezeichnet man auch als Kopplungsprinzip.
Zellulose - Plat t en
2,50
Zellulose - Flocken
2,50
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Abbildung 59: Energetische Amortisationszeit der Dämmstoffe5 in Monaten
Als Folge des Kopplungsprinzips teilen sich die Vollkosten der
Maßnahmen der energetischen Gebäudesanierung in ohnehin entstehende Kosten der Instandsetzung und energiebedingte Mehrkosten auf. Somit reduziert sich der finanzielle Aufwand für die energetische Ertüchtigung und die Amortisationszeit verkürzt sich.
Da bei der Umsetzung von Dämmmaßnahmen mit einem hohen
Mitteleinsatz von ca. 90 EUR pro Quadratmeter zu dämmender
Fassade zu rechnen ist, könnte die Ertüchtigung dieser Fassaden
auch im Zuge von gebäudeerhaltenden Maßnahmen erfolgen, also
wenn beispielsweise eine Fassadenerneuerung oder Dacharbeiten
Zusätzlich bietet es sich an, beim geplanten Anbau der Balkone die
betreffenden Fassaden energetisch zu ertüchtigen, da z.B. Gerüstarbeiten sowieso erforderlich sind.
5
Dem Energieaufwand zur Herstellung eines Dämmmaterials steht dessen Dämmfähigkeit
im Laufe der Nutzungszeit gegenüber. In Anlehnung an "Wärmedämmstoffe im Vergleich",
2000, S. 79
Die Ertüchtigung der bisher nicht gedämmten Fassaden zählt ebenfalls zur Kategorie II. Diese Maßnahmen bewirken zum einen ein
58
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept energetische Stadtsanierung
eine Gerüststellung notwendig machen. Somit kann die Restlebensdauer der Bestandsfassaden ausgenutzt werden. Bei der Anbringung der Dämmung ist zu beachten, dass die Fensteranschlüsse in die Dämmung integriert werden.
Kategorie III: Energetische Ertüchtigungen mit mittlerem Mitteleinsatz
Bei den hier aufgeführten Maßnahmen handelt es sich um Energieeinsparpotentiale, die teilweise aufgrund bisheriger Versäumnisse
bei den schon vorgenommenen Sanierungen nicht zum Tragen kamen. Die Kellerdecken blieben bisher meist ohne Wärmedämmung.
Die Dämmung der Kellerdecken stellt eine Maßnahme dar, die sowohl Wärmeenergie einspart als auch wohnwertverbessernde Effekte aufweist. In einigen Bereichen der Kellerdecken wird die Anbringung der Dämmebene jedoch aufgrund der zahlreich geführten
Leitungen aufwendig und stellte bisher ein Hemmnis für die Durchführung dar.
Bei der Wahl der Dämmmaterialien sollte zukünftig auf den Primärenergieinhalt (PEI) geachtet werden. Für die Herstellung eines Kilogramms Polystyrol werden ungefähr fünf Kilogramm Erdöl benötigt.
Die ökologisch bessere Wahl stellen Zellulose-Dämmstoffe oder
Mineralwolle dar.
Kategorie II | energetische Maßnahmen im Zuge von sowieso kurzfristig notwendigen bauerhaltenden und wohnwertverbessernden
Maßnahmen
Dämmung GebäuFassadendämmung
Fassadendämmung
desockel im Zuge von im Zuge von Balkonvon bisher ungeAbdichtungsarbeiten
anbauten
dämmten Fassaden
Clara-Zetkin-Str. 5-16
K.-Liebknecht-Str. 1Clara-Zetkin-Str. 5-16
13
Röbeler-Str. 56-58,
Clara-Zetkin-Str. 1-18
Friedrich- Ludwig62-66
Jahn-Str. 11, 13, 15,
17, 19, 21
Fr.-L.-Jahn-Str.
Fr.-L-Jahn-Str. 1-10,
Röbeler-Str. 56, 58,
11/13/15, 17/19/21
11/13/15, 17/19/21
60, 62, 64, 66
Röbeler-Str. 56, 58,
60, 62, 64, 66
Doch gibt es auch hier Möglichkeiten für die preiswerte Anbringung
von Dämmmaterialien. Je nach Situation können entweder Dämmstreifen als Abstandshalter an der Decke befestigt und darauf dann
die Dämmplatte geklebt werden. Noch einfacher ist es, die Dämmplatten bis an die gedämmten Rohrleitungen heranzuführen und in
die verbleibenden Zwischenräume sowie zwischen Rohr und Decke
Mineralwolle einzubringen. Die Kellerdeckendämmung wirkt sich
auch auf die Luftfeuchtigkeit im Keller aus. Eine indirekte Beheizung
der Kellerräume vom Wohnraum her findet nicht mehr statt.
Dadurch sinkt die mittlere Temperatur des Kellers. Sind im Keller
bereits Feuchtebelastungen vorhanden, so werden diese jetzt verstärkt und es kommt zu Schimmelbildungen. Um diesem vorzubeugen, sollten vor der Anbringung der Deckendämmung unbedingt die
Abdichtungs- und Dämmarbeiten am Gebäudesockel (Kategorie II)
abgeschlossen sein.
Weitere optimierbare Bauteile stellen die einfachverglasten Fenster
im Kellerbereich sowie die Zugänge zu den unbeheizten Kaltdä59
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept energetische Stadtsanierung
chern dar. So verfügen die Zugangstüren zu den unbeheizten
Dachgeschossen oftmals nur über unzureichende Wärmedämmeigenschaften.
Kategorie IV: Energetische Maßnahmen zur Ertüchtigung bereits sanierter Gebäudeteile und zur Reduzierung von Lüftungswärmeverlusten
Die Kategorie IV umschreibt Maßnahmen an bereits ertüchtigten
Bauteilen, die notwendig wären, um diese Bauteile an die heutigen
Anforderungen der Energieeinsparverordnung ENEV 2009 anzupassen und zum Stand der Technik zählende Gebäudetechnik.
Hierzu zählen die zusätzliche Ertüchtigung der bestehenden Gebäudeaußenhüllen, sowie der Einbau von Zu- und Abluftanlagen mit
Wärmerückgewinnung.
Kategorie III | Energetische Ertüchtigungen mit mittlerem Mittelein6
satz
Einbau von Kellerdeckendämmung
K.-Liebknecht-Str. 113
Clara-Zetkin-Str. 1-12,
14, 16-18
Fr.-Mehring-Str. 1-3
Röbeler Str. 56, 58,
60, 62, 64, 66, 68, 70,
72, 74 ,76, 78
Fr.-L.-Jahn-Str. 11,
13, 15, 17, 19, 21-29,
30-32, 32, 34, 36, 38,
40, 42 ,44, 46, 48, 50,
52, 54, 56, 58, 60
Austausch von einfachverglasten Fenstern im Keller
Clara-Zetkin-Str. 5,7
K.-Liebknecht-Str. 12
Austausch der Dachbodentüren
Fr.-L.-Jahn-Str. 17,
19, 21
Röbeler Str. 58
Die bereits erfolgten Ertüchtigungen der Gebäudeaußenhüllen, so
ergaben die vorgenannten Untersuchungen, entsprachen zumeist
der ENEV 1994 Ertüchtigungsmaßnahmen sollten möglichst zukunftsweisend erfolgen, damit weitere Energiepreissteigerungen
den Gebäudeeigentümer nicht zu erneuten Maßnahmen zwingen.
Fr.-L.-Jahn-Str. 23,
25, 27, 29, 31
Wichtige Bestandteile zukünftiger Planungen sind die Berücksichtigung der Gesamtkosten (Lebenszykluskosten wie Unterhaltungsund Rückbaukosten) sowie der Nachhaltigkeitsaspekt, da zukünftige Förderungen voraussichtlich verstärkt darauf abzielen werden.
Röbeler Str. 68, 72,
74, 76, 78
Eine Lösung zur Optimierung bereits veralteter/undichter Fenster ist
die Aufdoppelung der bestehenden Fenster mittels preiswerten
neuen Fenstern. Das somit geschaffene Kastenfenster hat mehrere
Vorteile:
•
•
6
Ergebnisse der Inaugenscheinnahme | Zeitraum Oktober 2012 - Juli 2013 – ggf.
weisen weitere Gebäude gleiche Mängel auf
•
•
60
zwei „schlechte“ Fenster ergeben ein „gutes“
geringere Anschaffungskosten als z.B. dreifachverglaste Fenster
besserer Schallschutz
Vermeidung von Wärmebrücken
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept energetische Stadtsanierung
Ein Luftkollektor ist eine Art von Solarkollektor, bei dem jedoch Luft
das zu erhitzende Medium darstellt. Die in den Luftkollektor einströmende Außenluft wird über die von der Sonne eingestrahlte
Wärmeenergie erwärmt und am obersten Punkt abgesaugt. Somit
lassen sich in den Übergangsjahreszeiten ca. 10 K Wärmezugewinn
erzeugen. In den Sommermonaten kann die erzeugte Wärme auch
über Wärmetauscher zur Warmwasserproduktion verwendet werden und die benötigte Frischluft über einen Bypass (Außenluftturm)
bezogen werden.
Blech
Abb. 510: Beispiel eines aufgedoppelten Fensters | Kunststoff Fenster + Holz-Alu-Fenster
Luftschicht
Sind die Außenbauteile optimiert und die Transmissionswärmeverluste reduziert, dann stellt der Einbau einer kontrollierten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eine weitere Möglichkeit zur
Energieeinsparung dar.
Kunststoffwelle
Nachträglich gedämmte Gebäude haben sehr geringe Wärmeverluste über die Gebäudehülle, dadurch vergrößert sich der prozentuale Anteil der Lüftungswärmeverluste auf bis zu 45 %.
In Wohnräumen wird ein Mindestluftwechsel von 0,5/h (DIN 4108-2
von 2011) gefordert. Oftmals ist es aber den Bewohnern praktisch
gar nicht möglich bzw. zuzumuten, die Räume ausreichend stoßzulüften, um das hygienisch und bauphysikalisch notwendige Minimum an Lüftung zu gewährleisten. Die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung senkt die Energiekosten um bis zu
20 %.
7
Abb. 52: Luftkollektor an der Kindertagesstätte „Sonnenschein“ Wismar
Als Nebeneffekt lässt sich hierdurch der mikrobielle Befall der Fassaden eindämmen. Der Wirkungsgrad einer Lüftungsanlage lässt
sich durch die Hinzunahme eines Luftkollektors, Erdkollektors oder
eines Zwischenklimahofs erhöhen.
7
Quelle: http://www.dbu.de/media/261010021024sop0.pdf | abgerufen am
12.08.2013
61
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept energetische Stadtsanierung
Eine Vorkonditionierung mittels Erdkollektors bietet zudem die Möglichkeit der Klimatisierung der Innenräume im Sommer. Die durch
einen Erdkollektor strömende Zuluft wird im Winter vorgewärmt und
im Sommer gekühlt.
Kategorie IV | Energetische Maßnahmen zur Ertüchtigung bereits
sanierter Gebäudeteile und zur Reduzierung von Lüftungswärme8
verlusten
Aufdoppelung der
bestehenden
Fenster
Einbau von
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
Betrifft sämtliche Gebäude,
Bei Verzicht auf eine kontrollierte Abluftanlage lassen sich das Nutzerverhalten und die damit verbunden Lüftungswärmeverluste auch
über Fensterkontakte regeln. Diese stoppen bei geöffnetem bzw.
gekipptem Fenster den Heizwasserdurchfluss durch die Heizkörper.
Bei den bereits vorhandenen Balkonen stellt die Balkonplatte, die
die Dämmschicht durchstößt, eine extreme Wärmebrücke dar. Die
große Oberfläche und der sehr gut wärmeleitende Stahlbeton des
Balkons führen die Wärme aus dem Innenraum wie eine Kühlrippe
an die Außenluft ab. Es folgt eine starke lokale Abkühlung der Geschossdecke. Die Gefahr von Feuchteschäden ist nicht zu vernachlässigen. Ideal sind in diesem Fall der Abbruch der vorhandenen
Balkone und die ungestörte Verlegung der Dämmung. In diesem
Fall wären dann neue Balkone als vorgestellte und selbsttragende
Konstruktionen erforderlich.
da die Kunststofffenster Fenster
einen k-Wert von
ø 1,7 W/m²K aufweisen.
Zusätzliche
Dämmung bereits gedämmter Fassaden
da bisher nur
mit 6-8cm Polystyrol ertüchtigt
da nach Optimierung der
Fassaden die
Lüftungswärmeverluste eine der größten
Verlustquellen
darstellt
Reduzierung der
Wärmebrücken
z.B. durch Balkonerneuerung
bzw. Dämmung
sämtliche Typ IV
Gebäude
Fr.-Mehring-Str.
1-3
Röbeler Str. 68,
70
Kategorie V: Zukunftsweisende energetische Sanierungen mit
Förderschwerpunkt (bspw. Demonstrationsbauvorhaben)
Ist es aus baukonstruktiven oder wirtschaftlichen Gründen nicht
möglich, die Balkone abzubrechen, besteht eine weitere Möglichkeit
den Wärmebrückeneffekt zu reduzieren, indem die Balkonplatte von
oben und unten mit Dämmstoff eingepackt wird. Wegen des schon
beschriebenen Kühlrippeneffekts einer auskragenden Balkonplatte
wird sich die Wärmebrückenreduzierung durch diese Maßnahme
nur begrenzt umsetzen lassen.
Die Möglichkeiten der zukunftsweisenden Modernisierungen der
Wohngebäude im Quartier sollen unter Kategorie V aufgeführt werden.
Keines der bisher betrachteten Gebäude wurde zukunftsweisend
saniert. Einige bieten aber aufgrund Ihrer Beschaffenheit erhebliches Potential, dahingehend betrachtet zu werden und als De8
Ergebnisse der Inaugenscheinnahme | Zeitraum Oktober 2012 - Juli 2013 – ggf.
weisen weitere Gebäude gleiche Mängel auf
62
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept energetische Stadtsanierung
•
monstrationsbauvorhaben Umsetzung zu finden. Zu nennen sind
hier vor allem die DDR-Typenbauten der Gebäudetypen III und IV,
da diese im östlichen Teil der Bundesrepublik meist hundertfach
gebaut wurden und modellhafte Sanierungen auch auf andere vergleichbare Gebäude übertragen werden können.
•
•
•
•
An diesen Gebäuden gibt es unter anderem Optimierungsbedarf
beim A/V-Verhältnis oder bei der energetischen Ertüchtigung der
Außenbauteile und es bedarf einer intelligenten Symbiose von Hightech mit Lösungen, die schon seit Jahrhunderten bekannt sind. Wie
z.B. die Fassadenbegrünung, deren Verdunstungskälte das Gebäude im Sommerfall kühlt.
Die Sanierung dieser Typenbauten sollte die Grundlage für Sanierungen weiterer Wohngebäude dieses Typs schaffen, da viele dieser Gebäude mittelfristig bis langfristig einer erneuten energetischen Sanierung bedürfen.
Die Ziele einer umfassenden Sanierung sollten einem ganzheitlichen Planungsansatz folgen:
Wird diese Begrünung durch gesammelte Niederschläge bewässert,
ergeben sich Synergieeffekte bei Energieeinsparung, Verbesserung
des Mikroklimas und beim Schutz der Wasserressourcen. Jede
Pflanze, jeder Baum transpiriert und stellt eine natürliche Klimaanlage dar.
•
•
•
•
Weitere Aspekte der energetischen Sanierung sollten die Nutzung
erneuerbarer Energien, die Erstellung von ganzheitlichen Energiekonzepten und die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus des
Gebäudes sein.
•
•
•
Beispiele hierfür sind:
•
•
•
•
•
•
•
Nachtkühlung
Tageslichtlenkung
Fassadenbegrünung
Upcycling statt Downcycling (Form des Recyclings bei der es
zu einer stofflichen Aufwertung kommt)
usw.
Verbesserung des A/V Verhältnisses durch die Schaffung einer
vorgelagerten Klimazone mit barrierefreier Erschließung
Verbesserung der Wärmedämmung
Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten
Schaffung von neuen interessanten halböffentlichen Räumen
Absenkung des Primärenergiebedarfs und der Betriebskosten
Wärmerückgewinnung und passive/aktive Sonnennutzung
Optimierung der Technik und Einbau einer kontrollieren Lüftungsanlage.
Im Folgenden wird eine Möglichkeit zur Umsetzung eines ganzheitlichen Sanierungsansatzes von der architektonischen Aufwertung,
Umnutzung und energetischen Ertüchtigung des Gebäudes skizziert. Der Zugang zum Gebäude erfolgt mittels eines einzigen mittig
angeordneten Aufzuges.
Nutzung eines Lufterdwärmetauschers zur Vorkonditionierung
von Luft per Erdwärmesonde oder Brunnen
Geothermienutzung
passive Solarenergienutzung
Ausnutzung der Speicherfähigkeit von Materialien
Flächenheizsysteme, wie Betonkerntemperierung
adiabate Kühlung
freie Lüftung
Die Zuwegung zu den einzelnen Wohneinheiten erfolgt über Laubengänge, die zudem als Vorgärten/Erweiterungsflächen und halb63
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept energetische Stadtsanierung
öffentliche Räumen dienen können. Der energetische Mehrwert liegt
darin, dass dieser neugeschaffene transparente Anbau als unbeheizter Klimahof dient. Hier werden solare Energiegewinne erzeugt
und dem Gebäude bei Bedarf zur Belüftung zugeführt. Unterstützend zum Klimahof könnten Luftkollektoren und Erdwärmetauscher
zum Einsatz kommen sowie die Abwärme des Gebäudes genutzt
werden.
Abb. 54 Energieflüsse im Gebäude
am Sommertag
Abb. 55 Energieflüsse im Gebäude
am Wintertag
Fazit: Sanierung des Gebäudebestands
Die vorgenannten Maßnahmenkategorien stellen einen möglichen
Weg dar, die Gebäude weitergehend zu ertüchtigen. Sollten zukünftig Dämmmaßnahmen und energetische Ertüchtigungen an den
Gebäuden notwendig sein, so sollten diese nicht nur den bestehenden Normen und Vorschriften entsprechend, sondern darüber hinaus und zukunftsweisend ausgeführt werden. Die bisher erfolgten
Sanierungen entsprachen den zum Umsetzungszeitpunkt gültigen
Vorschriften. Doch bereits zum jetzigen Zeitpunkt zeigen sich Notwendigkeiten, Nachbesserungen vorzunehmen.
Abb. 53 Assoziation – Mietergärten auf den Geschossen als Zuwegung
Um dies zu verdeutlichen, sind in der folgenden Tabelle die zur Erfüllung der EnEV 2009 notwendigen Ertüchtigungen am Bauwerk
aufgezeigt.
64
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept energetische Stadtsanierung
Notwendige Maßnahmen zur Verbesserung der thermischen Hülle nach EnEV 2009
Zusammenfassung Ertüchtigung der Thermischen Hülle
um mindestens
die Anforderungen
der EnEV 2009 zu
erfüllen
Gebäudetyp I
Gebäudetyp II
Gebäudetyp III
Karl-Liebknecht-Str. 113
Clara-Zetkin-Str. 1-4,
17-18
Franz-Mehring-Str. 13
Röbeler Str. 68, 70
Clara-Zetkin-Str. 5-16
Röbeler Str. 56,
58, 60, 62, 64,
66
Außenlängswände
Außengiebelwände
Fenster
Außentüren
Kellerdecke
Oberste Geschossdecke
Sockeldämmung
Zusätzliche Dämmung
mindestens 6 cm
WLG 040
Zusätzliche Dämmung
mindestens 12 cm
WLG 040
keine
FriedrichLudwig-JahnStr.
11, 13, 15, 17,
19, 21
Zusätzliche
Dämmung mit
8 cm WLG
040
Röbeler Str.
72, 74, 76,
78
keine
FriedrichLudwig-JahnStr.
22- 32, 34, 36,
38, 40, 42, 44,
46, 48, 50, 52,
54, 56, 58, 60
Zusätzliche
Dämmung mit 8
cm WLG 040
keine
keine
Mindestens 8cm Mineralwolleplatten
Mindestens 6cm Mineralwolleplatten
keine
Zusätzliche
Dämmung mit
14 cm WLG 040
Gebäudetyp IV
keine
Mindestens 8 cm Dämmung bis ca. 20 cm unter Geländeniveau
keine
10 cm Mineralwolle
Mindestens 10cm Dämmung bis ca. 20 cm unter Geländeniveau
65
FriedrichLudwigJahn-Str. 43,
45, 49, 51
keine
Kellerdecke
aus Fertigbeton mit
8cm Polystyrol
keine
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Konzept energetische Stadtsanierung
Umsetzungsmaßnahmen 1. Bauabschnitt
Die im Quartier vorkommenden Gebäude sind trotz ihrer verschiedenen Typologien, ihres unterschiedlichen Baualters und der unterschiedlichen Gebäudeausrichtungen nicht unterschiedlich behandelt
worden. Die vorgenommenen Maßnahmen ähneln sich sehr.
Die bisher durchgeführten Maßnahmen trugen sicher zu erheblichen Energieeinsparungen bei, jedoch wird es mit jeder gedämmten
Fassade und jedem neuen Fenster schwieriger, weitere große Einspareffekte zu erzielen.
Umso wichtiger ist es, bei der zweiten anstehenden Sanierungswelle neben den vorgenannten Maßnahmen auch jedes Gebäude separat zu betrachten und dem Standort und der Situation angepasste
Konzepte zu entwickeln. Ein in Nord-Süd-Richtung ausgerichteter
Bau bedarf einer anderen Herangehensweise als ein Ost-West
ausgerichteter. Demnach sind die unter den Kategorien I-V genannten Maßnahmen richtungsweisend, aber bedürfen einer weitergehenden individuellen Planung.
Es liegt im Sinne der Wohnungsunternehmen, Sanierungsvorhaben
weiter als bisher zu denken. In der Gebäudesanierung und Gebäudeplanung stellen Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die Erstellung
von Energiekonzepten und Lebenszyklusanalysen sowie diverse
energetische Simulationen immer wichtiger werdende Instrumente
dar, da das noch nicht ausgeschöpfte Energieeinsparpotential nicht
ohne diesen Aufwand zu ermitteln bzw. vollumfänglich zu erschließen ist.
Abb. 56: 1.Bauabschnitt
Der Umsetzungsplan für das Gesamtquartier sieht eine Umsetzung
innerhalb der nächsten 10- 15 Jahre vor. Die Umsetzung erfolgt in
Bauabschnitten. Der 1. Bauabschnitt ist für die Jahre 2013/14 geplant. In folgender Übersicht wird aufgezeigt, wie sich die Maßnahmenkategorien im 1. Bauabschnitt umsetzen ließen. Demnach sind
zahlreiche energetische Maßnahmen der Kategorien I-IV im Zuge
der demnächst anstehenden Arbeiten möglich.
Nicht zuletzt spielt auch die Akzeptanz beim Nutzer eine nicht unbedeutende Rolle bei der Umsetzung von Maßnahmen, denn oftmals hilft die Identifikation mit dem Bauwerk das Nutzerverhalten
positiv zu beeinflussen.
66
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept energetische Stadtsanierung
Da das Wohnungsunternehmen GWV einen vollständigen Leerzug
der Gebäude für Baumaßnahmen nicht vorgesehen hat, ist es unumgänglich eine Sanierung anzustreben, die den Bewohner mög-
lichst wenig einschränkt. Demnach ist es sinnvoll, bei einem anstehenden Mieterwechsel die Wohnung neben der normalen Instandsetzung auch energetisch zu ertüchtigen.
Kategorie I
Zuordnung von
Maßnahmen im
1.BA zu Kate- Nutzer
gorien
schulung
KarlLiebknecht-Str.
12-13
2014
Kategorie II
Fassadendämmung unBeseitigung
gedämmvon Dämm- Heizungs- ter Faslücken
anpassung saden
2014
Kategorie III
Dämmung
im Zuge von Dämmung der KellerBalkonGebäudedeckenanbauten
sockel
dämmung
2014
Ertüchtigung
der Kellerfenster
Kategorie IV
Kategorie V
Einbau
Teilmaßnah- Luftkollektor einer kontrolme Erdkollek- im Zuge der lierten Lüftung
tor im Zuge
Fassaden- - bei Leerder Erdarbei- dämmarbei- stand einer
ten
ten
Wohnung
2015
Testanlage
2016
2014
2015
Testanlage
2016
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Testanlage
2016
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Fördermöglichkeiten von Umsetzungsmaßnahmen im Rahmen
der energetischen Gebäudesanierung im Wohnungsbau
richten wird. Der zuvor unter Kategorie V genannte Klimahof stellt
einen solchen innovativen Ansatz zur Heizungsunterstützung dar
und kann ebenfalls als Tragkonstruktion für Solarthermie und Photovoltaik dienen. Als zusätzliches Plus beherbergt der neu geschaffene überdachte Hof einen Aufzug dessen Schacht auch als Solarkamin (Klimatisierung) fungiert und eine barrierefreie Erschließung
sowie halböffentliche Räume schafft. Diese Kopplung von wohnwertverbessernden mit energetischen bzw. technischen Maßnahmen ist zukunftsweisend und könnte sich als Modellprojekt im
Rahmen der BMU- oder EU-Förderung anbieten.
Die aufgeführten Maßnahmen können über die Investitionsbank des
Landes Brandenburg (ILB) gefördert werden, wenn sie der Modernisierung und Instandsetzung zur generationengerechten Anpassung von Gebäuden mit mindestens drei Mietwohnungen dienen.
Die ILB fördert die Maßnahmen mit zinsverbilligten Darlehen. Die
Darlehen betragen 40 Prozent der anerkannten Baukosten bei maximal 650 EUR pro Quadratmeter Wohnfläche und je Wohnung
höchstens 100 Quadratmeter. Die Fördersumme erhöht sich um 70
EUR pro qm-Wohnfläche, wenn die Maßnahmen einen Beitrag zur
Stadterneuerung und Imageverbesserung von Wohnquartieren leisten (besonders energieeffizient, barrierefrei, familiengerecht usw.).
Energiespar -Contracting ESC
Um die Energiesparziele der Bundesregierung zu erreichen, sind
umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an Bestandsgebäuden notwendig. Jedoch stehen den Kommunen und Wohnungsunternehmen hierfür immer weniger Mittel zur Verfügung.
Zudem fördert die ILB die Herstellung des barrierefreien und generationsgerechten Zugangs zu Wohnungen und Mietwohngebäuden
mit zinsfreien Darlehen. Die KfW bietet ebenfalls zinsgünstige Darlehen zur Umsetzung der vorgenannten Maßnahmen. Die Programme hierfür lauten 151 Energieeffizient Sanieren und 271 Erneuerbare Energien Premium. Eine Zuschussförderung gewährt die
Kreditanstalt für Wiederaufbau für die Baubegleitung.
Umfangreiche und zukunftsweisende Sanierungen werden aufgrund
klammer Kassen oft gar nicht erst in Erwägung gezogen und eine
anstehende Sanierung lediglich nach geltenden Bestimmungen
umgesetzt. Umso wichtiger ist die Suche nach geeigneten Instrumenten zur Finanzierung der notwendigen zukunftsweisenden
energetischen Sanierungen. Ein Ansatzpunkt kann das Energiespar- Contracting sein.
Von der Städtebauförderung abgesehen, bieten in der aktuellen
Förderlandschaft eigentlich nur noch Innovations-, Demonstrativ-,
oder Modellvorhaben die Möglichkeit, Zuschüsse zu generieren. Ein
mögliches
Förderprogramm
hierfür
stellt
das
BMUUmweltinnovationsprogramm dar.
Wie funktioniert Energiespar-Contracting (ESC)? Der EnergiesparContractor erstellt zunächst ein Angebot, in dem er eine prozentuale
Energieeinsparung bzw. eine jährliche Kostenersparnis garantiert.
Nimmt der Contractingnehmer das Angebot an, plant, baut, finanziert und betreibt der Energiespar-Contractor alle Maßnahmen, die
zur Erreichung der Energieeinsparung erforderlich sind. Als Gegen-
Möglicherweise ergeben sich in der kommenden Förderperiode
EFRE zusätzliche Möglichkeiten der Zuschussförderung, da der
Punkt Energieeffiziente Stadt auch weiterhin ein Förderschwerpunkt
sein wird. Wobei sich der Fokus auf innovative Gebäudetechnik
68
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
leistung erhält das Contracting-Unternehmen einen Teil der eingesparten Energiekosten, bis seine Aufwendungen für Finanzierung,
Planung, Controlling und Risiko bei Vertragsende abgegolten sind.
Dabei kann die Finanzierung sowohl durch den EnergiesparContractor erfolgen, als auch durch den Auftraggeber mit Hilfe eines
Baukostenzuschusses in beliebiger Höhe.
Einsatzbereiche in denen Contracting-Modelle bereits verbreitet
sind, sind bspw. die Straßenbeleuchtung oder aber auch die energetische Ertüchtigung von Gebäuden.
Der Bund, die Länder und Kommunen können die Energiekosten in
ihren Liegenschaften durch die Nutzung des ESC um bis zu 30%
senken9, haben den Vorteil keine eigenen Finanzmittel einsetzen zu
müssen und sind von den Planungs- und Betriebsaufgaben entbunden.
Diese klassischen Energie-Contracting-Modelle reichen in der Regel nicht dafür aus, um umfangreiche energetische Ertüchtigungen
zu refinanzieren. Die Ausweitung des klassischen ESC zu einem
Modell inklusive einer umfangreichen baulichen Sanierung von Gebäuden nennt man ESC plus. Ziel ist die Erreichung größerer Einsparungen und der Abbau des Sanierungsstaus bei kommunalen
Gebäuden.
Beim Modell ESC light werden Energieeinsparungen lediglich über
die vorgenannten gering- oder nichtinvestiven Maßnahmen (Nutzerverhalten, Anlagenoptimierung etc.) generiert. Sollte die Kommune
über keine Mittel oder freies Personal verfügen, ein eigenes Energiemanagement zu stellen, so kann dieses über externes Personal
erfolgen. Die Vergütung erfolgt hier erfolgsabhängig.
9
Energiespar-Contracting Leitfaden, Hessisches Umweltministerium 2012
69
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
5.2.
Konzept für die energetische Sanierung
Wärmeerzeugung und -verteilung in der Röbeler
Vorstadt
Das Konzept für den zukunftsorientierten Umbau der Wärmeversorgung im Quartier gliedert sich in mehrere Phasen, deren Realisierung jeweils nach einer Monitoringphase bei Eintreten der erforderlichen Randbedingungen erfolgt.
Abbildung 66: Energiezukunftsstrategie für die Röbeler Vorstadt
70
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Zielkonzept
Die Zukunftsvision für die Röbeler Vorstadt sieht wie folgt aus: Das
Nahwärmenetz wird erhalten und schrittweise ausgebaut. Ziel ist es,
langfristig ca. 80% des Gesamtwärmebedarfes im Quartier durch
solarthermische Wärmeerzeugung zu decken. Auf den Dachflächen
der Wohngebäude und den neu errichteten Carports am bisherigen
Garagenstandort werden solarthermische Anlagen installiert, die die
erzeugte Wärme in das Wärmenetz einspeisen. Sommerliche Überschusswärme wird mittels eines saisonalen Speichers für die Nutzung in den Übergangs- und Wintermonate bereitgestellt. Bis zur
Erreichung dieses Ziels wird die solarthermische Erzeugung durch
Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen oder Biomasseanlagen.(z.B. Biogasnutzung oder Kleinstanlage zur Nutzung der lokalen Biomasseabfälle aus Haushalten und Pflege der Grünflächen)10 ergänzt. Dazu wird das Nahwärmenetz modernisiert.
Brauchwarmwasserbereitung (hauszentral bzw.
Pufferspeicher mit Frischwasserstationen in den
Wohnungen)
Energieeffiziente Hausanschlussstation
Solarthermische Anlage
EE-Erzeuger (Biomasse)
KWK-Anlage
saisonaler Wärmespeicher
Wärmenetz
Erdgasnetz
Solarnetz
Abb. 57: Zukunftsvision der Wärmeversorgung in der Röbeler Vorstadt in Wittstock
10
Eine entsprechende Machbarkeitsstudie wurde durch die GWV beauftragt.
71
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Wärmenetze sind für die Energiewende eine wesentliche Voraussetzung. Sie fungieren als Sammelbecken für Energieeinträge aus
den verschiedensten Quellen. Erst durch diese neue Sammelfunktion der Wärmenetze können zeitlich schwankende bzw. periodisch
auftretende Energieangebote effizient genutzt werden.
des saisonalen Speichers wird durch Be- und Entladetemperaturen
bestimmt.
Eine Absenkung der Nahwärmenetztemperaturen setzt Anpassungen in der Gebäudetechnik voraus. Die in den Gebäuden heute
vorhandenen Systeme zur Heizung und Brauchwarmwasserbereitung wurden für Nahwärmenetztemperaturen von 90 °C im Vorlauf
und ca. 70-65 °C im Rücklauf (Winterbetrieb) ausgelegt. Geringere
Heizungsvorlauftemperaturen erfordern größere Heizflächen, um an
kalten Tagen (Auslegungstemperatur -14 °C) ausreichend Wärme in
den Wohnungen bereitstellen zu können. Durch die bei der bauzeitlichen Planung der Heizkörper eingerechneten Sicherheitszuschläge ergibt sich bereits zum Zeitpunkt der Konzepterstellung in vielen
Gebäuden die auch praktisch umgesetzte Möglichkeit, das Gebäudeheiznetz mit geringeren Temperaturen zu betreiben. Durch Maßnahmen zur Verringerung des Heizenergiebedarfs (Wärmedämmung – siehe Kapitel zur Gebäudesanierung) sind weitere Potenziale zur Temperaturabsenkung vorhanden. Zur Untersuchung dieser komplexen Zusammenhänge wurden umfangreiche Gebäudesimulationen durchgeführt, deren Ergebnisse nachfolgend erläutert werden11.
Eine technische Grundvoraussetzung ist es, Möglichkeiten der Regelung zu entwickeln, die das komplexe hydraulische Zusammenwirken von mehreren Wärmeerzeugern an verschiedenen Standorten (z.B. Solaranlagen auf unterschiedlichen Gebäuden) und den
Wärmeabnehmern in den Wärmenetzen koordinieren. Ein erster
Schritt ist hierbei der Einsatz intelligenter hauseigener Regelungen,
die die Wärmeverteilung im Gebäude optimieren. Solche Stationen
werden bereits am Markt angeboten und sind vor allem für die Einbindung von Solarenergie konzipiert worden. Zur Einbindung der
Solarenergie in Nahwärmenetze wurde im Rahmen der Konzeptbearbeitung eine Modifizierung dieser Stationen entwickelt, deren Aufbau und Funktionsweise nachfolgend erläutert wird. Im speziellen
Fall dieses Quartieres kann ein Teil der vorhandenen Nahwärmeleitung zu einem separaten Solarnetz umfunktioniert werden. Durch
dieses Solarnetz kann die Wärme aus fünf zunächst prädestinierten
Wohnblöcken (gelbe Punkte in der vorangegangenen Übersicht) direkt zur Erzeugerzentrale geführt und dort in das Nahwärmenetz
eingebunden werden. Dadurch verringern sich die Anforderungen
an eine übergeordnete Regelung signifikant. Für die Erweiterung
der Solaranlagen in Bereichen ohne Solarnetz steigen die Regelungsanforderungen.
Die Simulation der Gebäudeheiznetze wurde mit Hilfe des Programms mh-software, Softwarestand 04.04.2013, (mh-software
GmbH) ausgeführt. mh-software ist ein Rechentool, das Heizlastberechnungen, Rohrnetzauslegungen und Heizkörperauslegungen
ermöglicht.
11 Gebäudesanierungsvarianten zur Rücklauftemperatursenkung, Zusammenhänge
zwischen baulicher und anlagentechnischer Gebäudesanierung mit dem Ziel der
Senkung der Rücklauftemperaturen im Gebäudeheiznetz, Projekt 13-17, 09/2013
tetra ingenieure GmbH
Die Temperaturen im Nahwärmenetz sind so weit wie möglich zu
senken, um die Wärmeverluste zu minimieren und erneuerbare
Energien, die mit unterschiedlichen bzw. schwankenden Temperaturen dargeboten werden, effizient einzubinden. Auch die Effizienz
72
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Die Berechnungen wurden zunächst für die vier Mustergebäudetypen durchgeführt. Für ein angestrebtes Temperaturniveau im Gebäudeheiznetz von 55 °C im Vorlauf und 40 °C im Rücklauf reichen
die Reserven der vorhandenen Heizflächen in den meisten Räumen
aus, vorausgesetzt, es erfolgt eine energetische Sanierung der
Fassaden, Kellerdecken und obersten Geschossdecken auf das Niveau der heutigen Energieeinsparverordnung (EnEV2009). Lediglich Heizkörper in Räumen, die aufgrund ihrer Lage und Nutzung eine erhöhte Heizlast haben, unterschreiten die Auslegungswerte.
Dazu gehören insbesondere Heizkörper in den Bädern im Erdgeschoss und in der obersten Etage.
zentral bereitet, ist sicherzustellen, dass das Wasser mindestens
zeitweise auf 60 °C erhitzt wird und sich im Rohrleitungssystem
maximal um 5 K abkühlt. Durch den Einsatz von Speicherladesystemen statt einfacher Speicher, kann das Temperaturregime des
Nahwärmenetzes optimiert werden. Eine Alternative sind Wohnungsfrischwasserstationen. In diesen Stationen wird das Wasser
erst in der Wohnung auf 45° C erwärmt. Die Gefahr der Legionellenbildung besteht aufgrund des Durchflusssystems nicht. Die Vorlauftemperatur im Gebäudeheiznetz kann auf ca. 53 °C gesenkt
werden. Für die Einrichtung dieser Stationen sind umfangreiche Arbeiten am Gebäudenetz erforderlich.
Werden alle Heizkörper, die rechnerisch unterhalb der Normleistung
liegen ausgetauscht, ergeben sich für die verschiedenen Musterhaustypen folgende überschlägig ermittelte Kosten:
Nach Abschluss der Umstellungen aller Gebäude auf das geringere
Temperaturniveau können die Temperaturen im Nahwärmenetz abgesenkt werden, so dass die optimale Nutzung von Solarthermie
ggf. auch unter Nutzung von Wärmepumpen möglich wird.
Musterhaustyp
1
2
3
4
Kostenschätzung für Maßnahmen zur Erreichung des Zieltemperaturniveaus pro Gebäude
(Anpassung Heizflächen)
13.000 €brutto
6.700 €brutto
480 €brutto
52.000 €brutto
Technischer Lösungsansatz zur Einbindung von Solarenergie
Das nachfolgende Schaltbild zeigt eine für den hier in Rede stehenden Anwendungsfall technisch machbare Lösung, die durch die Fa.
tetra Ingenieure GmbH entwickelt wurde.
Alternativ zum einfachen Austausch von Heizkörpern ist der Einbau
von Fußbodenheizungen zu sehen. Diese Möglichkeit wurde im
Rahmen der Steuerungsrunden von der Wohnungsgesellschaft als
unerwünscht eingestuft.
Neben den Heizflächen sind die Temperaturanforderungen für die
Brauchwarmwasserbereitung ein limitierender Faktor für das Temperaturregime im Nahwärmenetz. Wird das Brauchwarmwasser
73
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Abb. 58: Technisches Wärmeversorgungskonzept in der Röbeler Vorstadt
74
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Es wird der Grundsatz „Verbrauch vor Speicherung und Kurzzeitpufferung vor saisonaler Speicherung“ technisch umgesetzt. Die
Brauchwarmwasserbereitung im Gebäude, auf dem eine Solaranlage installiert ist, wird vorrangig direkt mit Solarenergie (in der Zeichnung mit der Ziffer 2 bezeichnet) gespeist. Ergänzend wird Wärme
für die Brauchwarmwasserbereitung aus dem Nahwärmenetz bezogen, wenn die solarthermischen Erträge nicht zur Deckung des Bedarfs ausreichen. Die Beheizung des Gebäudes erfolgt über das
Nahwärmenetz.
die Wohnblöcke in der Friedrich- Ludwig-Jahn-Straße Nr. 22 - 28,
30 - 36, 38 - 44, 46 - 52 und 54 - 60. Am nordwestlichen Rand der
Siedlung bietet sich dazu eine derzeit unbebaute Fläche zur Errichtung einer neuen Heizzentrale an.
Folgende Grundsätze an die Versorgung des Standortes mit Wärmeenergie wurden entwickelt:
•
•
Überschüssige Solarwärme wird über einen Wärmetauscher (3) in
das Solarnetz und in das Nahwärmenetz übertragen.
•
Im Speicher erfolgt eine Kurzzeit-Speicherung von Solarenergie.
Diese Wärme reicht bilanziell im Sommer nahezu aus, um die
Wärme für die gesamte Brauchwarmwasserbereitung im Nahwärmenetz zu decken. Ergänzend wird über die Wärmeerzeugungszentrale Wärme bereitgestellt. Nach Erweiterung der Solaranlagen
über die 5 benannten Gebäude hinaus, wird die über den zeitlichen
Bedarf hinaus verfügbare Solarwärme saisonal gespeichert.
•
•
•
Bei unzureichender Solardeckung wird der Wärmebedarf vorrangig
z.B. mittels Wärmepumpe dem Saisonal- Speicher entnommen und
in die Solartrasse eingespeist. Dies sichert eine anteilmäßige Deckung des Wärmebedarfs durch Solarenergie.
•
Das Umsetzen dieser Zielstellung wird unter Berücksichtigung der
erforderlichen Investitionen mittel- und langfristig bezahlbare und
von der allgemeinen Energiekostenentwicklung abgekoppelte Energiepreise ermöglichen Fünf der Gebäude im Quartier, eignen sich
aufgrund ihrer Lage und die Konstruktion der Dächer (Flachdächer
mit einer näherungsweisen Ost-West-Ausrichtung) für die Installation von Thermosolaranlagen besonders eignen. Es handelt sich um
75
Herstellung eines eigenständigen Nahwärmenetzes in der
Röbeler Vorstadt für die Wärmeversorgung;
Errichtung eines gasbefeuerten Heizkessels zur Sicherung
der Mittel- und Spitzenlast;
Anschluss aller Wohngebäude der Röbeler Vorstadt an das
Nahwärmenetz;
Wärmeerzeugung durch Solarthermie, schrittweise steigende
solarthermische Wärmeerzeugung und Einspeisung von solarthermisch erzeugter Wärme in das Nahwärmenetz Verbrauch von Solarwärme hat Vorrang vor einer Speicherung;
Absenkung der Wärmenetztemperaturen durch geeignete
gebäudetechnische Maßnahmen;
Saisonale Speicherung von Solarenergie in einem Wärmespeicher und Wärmenutzung mittels Wärmepumpe;
Schrittweise Realisierung des Vorhabens in Abhängigkeit
von den Rahmenbedingungen.
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Zur Einschätzung der Machbarkeit dieses Konzeptes wurden folgende vorbereitende Untersuchungen durchgeführt:
1.
2.
3.
Markt verfügbarer Techniken (Solarkollektoren, Hausstationen, saisonale Speicher, Fotovoltaik-Module)
Durchführung einer thermohydraulischer Netzsimulationen12:
Es lagen zum Untersuchungszeitpunkt Skizzen über den
Trassenverlauf, die Nennweiten der Rohrleitungen und die
Lage der Hausanschlüsse vor. Die auf dieser Basis durchgeführten Berechnungen führten zu dem Ergebnis, dass das
vorhandene Nahwärmenetz für eine Verlegung des Erzeugerstandortes und den Anschluss weiterer Wärmeabnehmer
grundsätzlich technisch und hydraulisch geeignet ist. Es wurden notwendige Verstärkungen und Änderungen der Trasse
und die daraus resultierenden Kosten ermittelt.
Ergebnisse der thermohydraulischen Netzsimulation
Die Verlagerung des Erzeugerstandortes und die geplante Nahwärmenetzerweiterung und -verdichtung stellen einen wesentlichen
und komplexen Eingriff in das bestehende Wärmeversorgungssystem dar. Das erfordert die Untersuchung und Simulation der veränderten hydraulischen Bedingungen im Nahwärmenetz, die wie folgt
durchgeführt wurden:
Variante 1:
Betrachtung des Bestandsnetzes mit den bisher angeschlossenen
Verbrauchern
Prüfung statischer Voraussetzungen zur Errichtung von Solarkollektoranlagen: Im Ergebnis dieser Untersuchung wurde
festgestellt, dass die Dächer der o.g. fünf Wohnblöcke in der
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 22-28, 30-36, 38-44, 46-52 und
54-60 für die Installation von Solaranlagen geeignet sind.
Nach dieser Untersuchung können unter Beachtung der jeweiligen Randbedingungen auf jedem Block ca. 200 m2 Solarflächen installiert werden.13
Variante 2:
zusätzliche Einbindung aller bisher nicht angeschlossenen Gebäude im Quartier, insbesondere Erschließung der Unteroffizierssiedlung, bei unverändertem Standort der Wärmeerzeugungsanlage
Variante 3:
wie Variante 2, aber mit neuem Standort der Wärmeerzeugungsanlage in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. Dabei werden zwei Varianten der Netzeinbindung betrachtet:
Projektierung einer technischen Gesamtlösung für das Zielkonzept unter Nutzung der zum Bearbeitungszeitpunkt am
Variante 3.1:
einfache Netzeinbindung zwischen Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße
17 – 21 und 23 – 31
12
Bericht sisHYD-Untersuchung zum Nahwärmenetz in der Röbeler Vorstadt,
Wittstock, 12-44, 2012, tetra ingenieure GmbH
13 Prüfung statischer Voraussetzungen zur Errichtung von Solarkollektoranlagen;
Dipl.-Ing. Andreas Pöschk, Ingenieurbüro für Bau- und Tragwerksplanung,
22.02.2013
Variante 3.2:
Vermaschung des Netzes durch eine zusätzliche Netzeinbindung zu
3.1 an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 43 – 51.
76
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
und 65 °C Rücklauftemperatur sowie einem Gleichzeitigkeitsfaktor
von 80 %.
Ergebnisse der thermohydraulischen Netzsimulation
Variante
Einspeiseleistung
kW
Abnahmeleistung kW
Wärmeverlustleistung
bezogen auf die
Einspeiseleistung %
Netzschlechtpunkt
1
1.055
999
5,3
2
1.662
1.576
5,2
F.-L.-Jahn-Str.
54 - 60
F.-L.-Jahn-Str. 10
3.1
1.659
1.576
5,1
F.-L.-Jahn-Str. 10
3.2
1.661
1.576
5,2
F.-L.-Jahn-Str. 10
Aus den vorliegenden Berechnungen lassen sich folgende Ergebnisse ableiten:
Abb. 69: Variante 3.1.
Variante 1:
Das vorhandene Bestandsnetz, ein erdverlegtes Kunststoffmantelrohrsystem, ist großzügig dimensioniert und weist unter den hier
getroffenen Annahmen keine besonderen Schwachstellen auf.
Abb. 59: Variante 3.2.
Die Betriebsparameter des Bestandsnetzes (insbesondere Temperaturen, Temperaturdifferenzen, Drücke, Druckdifferenzen, Gleichzeitigkeitsfaktor) mussten auf Grund nicht verfügbarer Informationen
aus den verfügbaren technischen Informationen zum Netz und allgemeinen Grundsätzen der Nahwärmenetzdimensionierung für die
Berechnung festgelegt werden.
Variante 2:
Die Wärmeabnahme steigt durch die zusätzlichen Abnehmer von
ca. 1.000 kW auf ca. 1.600 kW. Das Nahwärmenetz weist an zwei
Stellen eine leichte Unterdimensionierung auf. Aufgrund der insgesamt großzügigen Netzdimensionierung sind jedoch keine Verstärkungsmaßnahmen erforderlich.
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
Sie gelten für ein Temperaturregime mit 90 °C Vorlauftemperatur
Variante 3.1:
Es wird eine zusätzliche Versorgungstrasse vom Erzeugerstandort
bis zu dem möglichen Einbindepunkt in Nennweite DN 100 gelegt.
77
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Variante 3.2:
Es wird zusätzlich eine zweite Verbindung in Nennweite DN 65 zum
Netz am Gebäude F.-L.-J.-Str. 43 - 51 hergestellt. Dadurch kann
der Anschluss der Hauptversorgungstrasse DN 125 an einem Netzteil mit Nennweite DN 80 erfolgen und so ca. 25 m kürzer gebaut
werden. Ein weiterer Vorteil liegt in der Vermaschung des Netzes,
wodurch die Versorgungssicherheit erhöht werden kann. Nachteilig
sind damit verbundene höheren Kosten.
Ergebnisse der Prüfung statischer Voraussetzungen zur Errichtung
von Solarkollektoranlagen
Fazit
Es handelt sich um vollunterkellerte 4-geschossige Wohnungsbauten vom Typ IW 75 P. Bei diesen 5 Blöcken gibt es zwei Arten der
Dachausbildung. Während die drei Blöcke Nr. 22 - 44 ein Satteldach mit geringer Neigung haben, besitzen die beiden Blöcke Nr.
46 – 60 ein leicht nach innen geneigtes Flachdach mit einem Neigungswinkel von 5°.
Für geplante Errichtung von Solarmodulen zur solarthermischen
Energiegewinnung auf den Gebäudedächern der 5 Wohnblöcke in
der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 22 – 60 wurden Bauobjektbegutachtungen in statisch-konstruktiver Hinsicht für die Anordnung einer
Solarkollektoranlage durch das Ingenieurbüro iap durchgeführt. Ziel
dieser Begutachtungen war die Eignungsprüfung der Gebäude für
die entstehende Lastaufnahme.
Das vorhandene Nahwärmenetz ist für eine Verlegung des Erzeugerstandortes und den Anschluss weiterer Wärmeabnehmer technisch und hydraulisch geeignet. Trotz der höheren Kosten ist die
Variante 3.2 wegen ihrer technischen Vorteile die Vorzugsvariante.
Die Auslegung der Dächer erfolgte für eine gleichmäßig verteilte
Nutzlast von 75 kg/m2, es sind keine Lastreserven vorhanden.
Ziel ist die Nutzung möglichst der gesamten Dachfläche für die solarthermische Energiegewinnung. Als Produkt der Planung werden
Thermosolarmodule der Firma Junkers vom Typ FKT-1 verwendet.
Es können zwei Reihen mit je 41 Kollektoren und einer Kollektorbruttofläche von insgesamt 196,8 m2 bei einem Neigungswinkel von
30° aufgestellt werden. Der Platzbedarf einer Kollektorreihe beträgt
A = 47,97 x 1,75 = 83,95 m2.
Die geringe Höhe der Drempel (0,90 m bzw. 1,30 m) erschwert die
Begehbarkeit dieses Dachbereiches und damit die Montage der
Stützkonstruktion.
78
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Zur Aufstellung der Solarkollektoren ist eine gesonderte Stahlunterkonstruktion mit 16 Aufständerungspunkten erforderlich. Der erforderliche Stahlbedarf wurde mit ca. 6.500 kg (grob geschätzt) angegeben.
Einsatz von Thermosolarfeldern und erzielbarer Energiegewinn
Es wird vorgesehen, je Block zwei Reihen mit je 40 Flachkollektoren, insgesamt je 192 m2 Kollektorfläche (Brutto), zu installieren.
Für fünf Blöcke ergibt das eine Kollektorfläche von 960 m2.
Die im Rahmen der Statik-Prüfung genannten 41 Solarkollektoren je
Reihe sind rechnerisch möglich, jedoch mit dem hier betrachteten
Produkt (Flachkollektoren des Typs FKC-2S der Fa. Junkers) technisch nur als Kombination verschiedener Modulverschaltungen
möglich. Eine solche Lösung ist im Rahmen der Planung zu betrachten.
Abb. 601: Beispielausführung von Dachsolarkollektoranlagen auf Wohnhäusern
(Fotos Fa. Bosch-Junkers)
79
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
In Mitteleuropa ist zur Erzielung des maximalen über das Jahr betrachteten Energieertrages eine Ausrichtung der Module nach Süden mit einem Anstellwinkel zur Horizontalen von 30° bis 35° ideal
Vorgesehen ist die Aufstellung der Kollektoren mit einem Anstellwinkel von 30°. Die Gebäude haben eine Abweichung von der idealen Südrichtung von ca. Azimut 14°. Diese geringe Abweichung von
der idealen Südausrichtung hat keine Auswirkung auf den solaren
Energieertrag, es wird der jährlich mögliche maximale Energieertrag
gewonnen. Unter vergleichbaren Bedingungen liegt dieser Wert etwas über 400 kWh/m2a. Für die zu installierende Kollektorfläche ist
damit ein jährlicher Energieertrag von ca. 77 MWh/a pro Block, bzw.
von ca. 384 MWh/a für alle fünf Wohnblöcke zu erwarten.
Solarwärmestationen
Die Übertragung der mit Hilfe der Kollektoren gewonnenen Solarenergie zu den Verbrauchern (Brauchwarmwasserbereitung BWW
und die Solartrasse bzw. das Nahwärmenetz) erfordert speziell dafür konzipierte Hausanschlussstationen und ein dazugehöriges Regelsystem.
Das hier in der konzeptionellen Betrachtung verwendete Produkt
„Juri SolarWärmemanager“ ist eine Neuentwicklung der Fa. Parabel Energiesysteme GmbH aus Potsdam. Dieses Konzept verbindet
die fossil betriebene Heizung (bzw. Fernwärme) mit erneuerbaren
Energiequellen. Der Juri SolarwärmeManager übernimmt dabei das
komplette Wärmeenergiemanagement im Gebäude und ist Solar-,
Hausanschluss- und Regelungsstation in einem. Er stimmt die Bereitstellung von Energie auf den Verbrauch ab. Dabei wird die zur
Verfügung stehende Solarwärme immer vorrangig genutzt.
Stromversorgung von Pumpen der Solarwärmestationen mittels
Photovoltaik
Vorangehend wurde dargestellt, dass der je Dach verfügbare Platz
für die Aufstellung von Thermosolarmodulen nicht vollständig ausgenutzt wird. Alternativ zur angesprochenen Sonderlösung für die
Modulverschaltung können auf der je Zeile noch freien Stellfläche
jeweils zwei Photovoltaikmodule mit den Abmessungen 0,99 x 1,66
m (z.B. Fa. Aleo Solar) installiert werden. Pro Wohnblock erhält
man damit 6,56 m2 Photovoltaik-Fläche und kann damit ca. 600
kWh/a zur Deckung des Strombedarfes der Pumpen in der jeweiligen Solarwärmestation beitragen. Um eine vollständige und anforderungsgerechte Deckung des Strombedarfes der Pumpen sicherzustellen, ist eine netzgekoppelte Ausführung der PhotovoltaikAnlage zu konzipieren.
Durch eine kaskadenförmige Schaltung wird sichergestellt, dass die
anfallende Solarwärme in der Reihenfolge: Brauchwarmwassererzeugung (BWW) und Einspeisung in das Solarnetz mit Kurzzeitspeicherung genutzt wird. Das nachfolgende R&I-Schaltbild zeigt
eine auf den hier in Rede stehenden Anwendungsfall technisch
machbare Lösung, die durch die Fa. Parabel Energiesysteme
GmbH entwickelt wurde und die die vorstehend genannten Grundsätze realisiert werden. Die im Schaltbild grau hinterlegten Teile, darunter „Schichten-Puffer-Speicher“, „Wärmepumpe“ und „Netztrennung“, sind optionale Bestandteile, über deren Realisierung im
Rahmen der Ausführungsplanung zu entscheiden ist. Die Festlegung des tatsächlich einzusetzenden Produktes zur Erfüllung der
oben beschriebenen Anforderungen obliegt der Planung.
80
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Abb. 612: JuriSolarwärmeManager von Parabel Energiesysteme GmbH
81
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Saisonale Speicherung von Solarenergie
6°C und 23°C. Es ist damit wesentlich höher als im Eisspeicher,
dessen Temperatur im Bereich um 0°C liegt. Durch diese hohe
Quelltemperatur des eTanks arbeitet die Wärmepumpe (WP)
wesentlich effizienter als beim Eisspeicher. So erreicht die WP
überdurchschnittlich gute Systemjahresarbeitszahlen (SJAZ)
von 6 bis 8. Die SJAZ ist das Verhältnis der gewonnenen Nutzenergie Q Nutz zu dem für den Betrieb der WP und weiterer im
„System“ liegender Verbraucher erforderlichen Energieaufwand
E a innerhalb eines Jahres. SJAZ = Q Nutz / E a.
Die Nutzung und saisonale Speicherung der Solarenergie ist ein
Beitrag zum Klimaschutz, da der CO2-Ausstoß nachhaltig gesenkt
wird. In Deutschland wurde bisher eine Anzahl von Pilotanlagen
saisonaler Speicher errichtet. Es handelt sich um die Bauarten:
•
•
•
•
Heißwasser-Wärme-Speicher
Kies-Wasser-Wärmespeicher
Erdsonden-Wärmespeicher
Aquifer-Wärmespeicher
Das Gesamtsystem in der Zielvision besteht aus Solar-Kollektoren
als Wärmequelle, dem eTank als saisonalem Wärme-Speicher, einem Schichtenspeicher zur Kurzeitspeicherung und einer Wärmepumpe zur Entladung des eTanks (siehe nachfolgende Abbildung).
Hohe Temperaturen werden direkt dem Heizsystem zugeführt oder
im Schichtenspeicher (Kurzzeitspeicher) gepuffert. Bei ausreichender Beladung des Schichtenspeichers wird die Solarwärme im eTank (Langzeitspeicher) gespeichert, bzw. über die Wärmepumpe
dem Heizsystem zugeführt.
Bei diesen vier Speicherarten mit geschlossener Bauart wird die
sensible (fühlbare) Wärme des Speichermaterials zur Wärmespeicherung ausgenutzt. Der Heißwasser-Wärmespeicher besitzt unter
den genannten Bauarten mit 60 – 80 kW/m3 die höchste Energiedichte. Die Speicherkapazität hängt von der Speichergröße, der
Energiedichte des Speichermaterials und der Bauausführung ab.
Größe und Bauausführung bestimmen auch primär die Investitionskosten. Die bisher realisierten Pilotanlagen sind individuell angepasste Einzelstücke, die ohne Förderung nicht wirtschaftlich zu errichten und zu betreiben sind. Neben den vier o.g. Bauarten gibt es
weitere Bauarten, darunter die
•
Phasenwechsel-Speicher (z.B. Eisspeicher, Paraffinspeicher)
bei denen die Latentwärme beim Phasenwechsel zur Energiespeicherung ausgenutzt wird und
•
eTanks, deren Kapazität durch das dynamische Potential der
Energieeinlagerung und -entnahme in, bzw. aus dem Erdreich
bestimmt wird (offene Bauart). Die Entnahme der gespeicherten
Wärmeenergie aus dem Speicher erfolgt mittels einer Wärmepumpe. Das Temperaturniveau im eTank schwankt zwischen
Speichermedium des eTanks ist Erdreich. In einer Grube mit ca. 1,5
m Tiefe werden beständige Polyethylen-Leitungen schichtweise verlegt und mit Erdreich überdeckt. Der gesamte Speicher ist seitlich
und nach oben hin wärmeisoliert, nach unten hin ist er offen. Ab einem bestimmten Temperaturniveau nimmt auch die unter dem eTank befindliche Erde Wärme auf und erweitert so die SpeicherKapazität.
Der eTank kann nach oben hin begeh- und befahrbar ausgeführt
werden. Nachfolgende Grafik veranschaulicht das Prinzip des eTanks bei der Nachrüstung im Gebäudebestand.
82
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Wärmepumpen
Um saisonale Wärmespeicher effizient zu nutzen, ist der Einsatz
von Wärmepumpen sinnvoll. Eine Wärmepumpe ist eine Maschine,
die Wärmenergie aus einer Quelle mit niedrigerer Temperatur (hier
der saisonale Speicher mit 6…23°C) aufnimmt und als Nutzwärme
mit höherer Temperatur dem Wärmenetz (40…50°C) bereitstellt.
Der verwendete Prozess ist im Prinzip die Umkehrung eines Wärme-Kraft-Prozesses.
Wärmepumpen unterscheidet man hinsichtlich ihres Antriebsprozesses in Kompressionsmaschinen (elektrisch oder erdgasbetrieben), Adsorptions- und Absorptionsmaschinen (Nutzung chemischphysikalischer Vorgänge) und Sonderformen (Peltier- oder Magnetokalorische Maschinen).
Bei Annahme einer mittleren Quelltemperatur von 15 °C im eTank
und einer Vorlaufwärme von 50 °C im Heizkreis könnte rechnerisch
der Betriebspunkt W15W50 bei der Auswahl der Wärmepumpe zugrunde gelegt werden.
Abb. 623: eTank neben dem Gebäude bei der Sanierung von Wohngebäuden
Die Speicherkapazität eines eTanks beträgt ca. 0,57 kWh/m3K (abhängig von der Bodenklasse). Das beschriebene Gesamtsystem
kann deutlich über 70 % (bis 80 %) des solarthermischen Ertrages
nutzbar machen11. Das sind ca. 730 (bis zu 830) kWh/a m2. Auf
Grund der o. g. Vorteile wird im Konzept der Wärmeerzeugung und
-verteilung der Röbeler Vorstadt der Einsatz eines eTanks vorgeschlagen. Die Entscheidung über Realisierung und Typ des Saisonalspeichers ist jedoch erst im Rahmen der Ausführungsplanung
zu fällen. Die Realisierung ist jedoch erst im letzten Schritt, in der
Zielphase, vorgesehen. Bis dahin wird erwartet, dass mehr Erfahrungen und vor allem wirtschaftlich optimierte Konzepte vorliegen
werden.
Neben einer hohen Quelltemperatur ist eine niedrige Temperatur
der Wärmesenke wichtig. Daher sollte die Vorlauftemperatur der
Heizung möglichst niedrig gehalten werden und 50°C nicht überschreiten.
Die Auswahl und Auslegung der Wärmepumpen kann erst im Rahmen der Planung erfolgen.
Wärmeerzeugung
Grundlage für die zu treffenden Auswahl und Dimensionierung der
Wärmeerzeugungsanlage ist der Wärmebedarf und dessen wirt83
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
schaftliche Erzeugung für die Röbeler Vorstadt bei Anschluss aller
Gebäude.
Es lagen Verbrauchsdaten für alle Gebäude des Quartiers vor, jedoch gab es in der Regel keine Angaben zur Heizlast der Gebäude.
Die Heizlast ist unter Berücksichtigung der für die Brauchwarmwasserbereitung erforderlichen Leistung maßgebend für die Auslegung
der Wärmeerzeugungsanlage. Sie wird durch Berechnung nach der
DIN Norm 12831 bestimmt. Für die fernwärmeseitig bereits angebundenen Gebäude liegen Anschlusswerte aus den bisherigen
Wärmelieferverträgen vor. Diese erscheinen jedoch, gemessen an
den gemessenen Verbrauchswerten, hoch angesetzt zu sein. Alternativ wurden Erfahrungswerte der tetra ingenieure, Werte in Anlehnung an die VDI 2067, überschlägige Berechnungen nach DIN
12831 und Ergebnisse aus Gebäudesimulationsrechnungen mit
dem Programm EPASS Helena (für die Mustergebäude) gegenüber
gestellt.
Abb. 634: Anschlusswerte Wärme Röbeler Vorstadt nach Ausbaustand und Berechnungsmethodik
Je nach dem Nahwärmeerschließungsgrad und der energetischen
Sanierung ergeben sich unterschiedliche Anschlussleistungen für
das Quartier. Die Berechnungsergebnisse sind in der nachfolgenden Grafik zusammengefasst.
Für die Musterhaustypen im Quartier wurden diese Berechnungen
auf der Basis der vom Architekturbüro Abel ermittelten Bauteileigenschaften und –flächen durchgeführt14. Die Berechnungsergebnisse ordnen sich in den Bereich der überschlägig ermittelten Werte
ein. Mit der beabsichtigten Sanierung der Gebäude, die auch teilweise energetische Verbesserungsmaßnahmen enthält, verändern
sich die Werte je nach Sanierungsumfang – wie in der letzten Säulengruppe dargestellt.
Die Schwankungsbreite zwischen den einzelnen Berechnungsmethoden ist erheblich, wobei die Werte aus den Wärmelieferverträgen
die höchsten Ergebnisse zeigen. Es ist jedoch zu beachten, dass
das Verbrauchsverhalten der Nutzer auf alle angewandt Berechnungsmethoden Einfluss hat und damit bei sehr sparsamem Nutzerverhalten die Anschlussleistungen zu klein gewählt werden
könnten. Berechnungen als Planungsgrundlage sind nach DIN
12831 auszuführen.
14
Gebäudesanierungsvarianten zur Rücklauftemperatursenkung, Zusammenhänge
zwischen baulicher und anlagentechnischer Gebäudesanierung mit dem Ziel der
Senkung der Rücklauftemperaturen im Gebäudeheiznetz, tetra ingenieure,
09/2013
84
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
In der Konzeptphase wird (im Gegensatz zur Planung) von der
höchsten ermittelten Leistung ausgegangen. Dieser konservative
Ansatz führt in dieser Phase dazu, dass die Anlagen eher zu groß
dimensioniert werden. Damit wird die Wirtschaftlichkeit der Anlagen
möglichst nicht überschätzt.
Es ist ersichtlich, dass die für den aktuellen Bestand ermittelte Anschlussleistung von 1.880 kW für nahezu alle Erschließungsvorhaben und Berechnungsmethoden ausreichend ist.
Aus den Jahresverbrauchsdaten für Wärme und Erdgas wurden
monatliche Wärmeverbräuche ermittelt. Basis ist die Abschätzung
des Energiebedarfs für die Warmwasserbereitung und die Klimakorrektur der Heizenergieverbräuche anhand der monatlichen Gradtagszahlen15, die über einen langjährigen Zeitraum ermittelt wurden16.
Abb. 645: Prinzipdarstellung des jahreszeitlich unterschiedlichen Wärmeverbrauchs
In der nachstehenden Grafik ist die jahreszeitliche Schwankung des
Wärmebedarfs ersichtlich. In den Sommermonaten Juli und August
wird die niedrigste Wärmelast im Nahwärmenetz benötigt. Sie entspricht dem Bedarf der Brauchwarmwasserbereitung und den Netzverlusten. Die höchste, bereitzustellende Wärmelast wird im Winter
bei Auslegungstemperaturen (- 14 °C) der Gebäudeheizungen benötigt.
15
Für die Dimensionierung und Auswahl von Wärmeerzeugungsanlagen wird daraus die geordnete Jahresdauerlinie erzeugt. Die Monatsdurchschnittswerte der Wärmeleistung werden der Größe nach
sortiert aufgetragen.
Gradtagszahl: Zusammenhang zwischen der Raumtemperatur und der Außen-
lufttemperatur
16
Gradtagszahlen herausgegeben vom Institut Wohnen und Umwelt GmbH, Darmstadt , www.iwu.de/datei/Gradtagszahlen_Deutschland.xls,
85
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Tabelle enthält eine zusammenfassende Darstellung der Wärmemengen.
Wärmebedarf, Wärmeerzeugung
MWh 4.100
davon anteiliger Verbrauch für BWW
MWh
500
Nutzwärmeerzeugung durch Solarthermie
MWh
385
Erforderliche Bedarfsabdeckung durch Zusatzheizung MWh 3.715
Unter der Prämisse „Zentrale Wärmeversorgung mit Nahwärmenetz“ wird folgender Lösungsvorschlag unterbreitet:
Abb. 656: Geordnete Jahresdauerlinie Wärme für die Röbeler Vorstadt (mit Netzerweiterung)
Die ganzjährig benötigte Wärmeleistung beträgt ca. 175 kW einschließlich der Netzverluste. Es ist zu beachten, dass es sich hierbei um einen Durchschnittswert handelt. Die reale Leistungsanforderung schwankt gerade im Sommer durch den unregelmäßigen
Warmwasserbedarf.
Diese immer benötigte Leistung wird in den Sommermonaten von
den Solaranlagen auf den ersten 5 Gebäuden nahezu abgedeckt.
Ein darüber hinaus zu erzeugender Anteil von Solarwärme, der saisonal gespeichert werden könnte, würde die Installation weiterer
Thermosolarfelder voraussetzen. So könnten Absorber (preisgünstiger, aber mit geringerem Wirkungsgrad als Kollektoren) auf
Wohnblöcken, die keine Südausrichtung besitzen, installiert werden. Denkbar wäre es auch, die Freiflächen zwischen dem nordwestlichen Rand der Röbeler Vorstadt und der Dosse oder die Dächer der dort vorhandenen Garagen zu nutzen. Dabei ist jedoch zu
prüfen, inwieweit dies mit dem integrierten Stadtentwicklungskonzept INSEK der Stadt Wittstock zusammenpasst. Die nachfolgende
86
•
Errichtung einer Erdgas-Heizkesselanlage, (Wärmegrundlasterzeugung, Stromfremdbezug) als Zweikesselanlage mit einer installierten Gesamtleistung von 2,5 MW;
•
Kombination der Heizkesselanlage mit einer Kraft-WärmeKopplungsanlage (KWK) im wärmegeführten Betriebsregime,
sofern die solarthermische Anlage aus Finanzierungsgründen
zu einem späteren Zeitpunkt (in 8 bis 10 Jahren) errichtet
werden soll/muss und noch kein saisonaler Speicher vorgesehen wird. Die KWK-Anlage wird wärmegeführt auf ca. 400
kW th ausgelegt. Daraus ergeben sich ca. 6.300 Vollbenutzungsstunden für das Blockheizkraftwerk;
•
Errichtung einer solarthermischen Anlage auf den Dächern
der Wohnblöcke Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 22 bis 60 mit
separatem Solarnetz (Umwidmung eines Trassenabschnittes
des jetzigen Nahwärmenetzes im Rahmen der Standortsverlegung der Heizzentrale.
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Dabei ist zu beachten, dass Wärmeerzeugungen aus einer KWKAnlage und die solarthermische Nutzungen in den Sommermonaten in der Grundlast konkurrieren, solange keine saisonale Speicherung erfolgt. Daher kann eine KWK-Anlage oder die Solarthermie
erst bei Vorhandensein eines saisonalen Speichers energetisch
wirtschaftlich betrieben werden.
5.3.
Straßenbeleuchtung
Der Vergleich des tatsächlichen Energieverbrauchs mit dem im Kapitel 2.2.4 benannten „Good-practice“-Wert impliziert die Annahme,
dass mindestens 15 % Energieeinsparung möglich sind.
Energieeinsparungen können durch organisatorische oder investive
Maßnahmen erzielt werden. Zu den organisatorischen Maßnahmen
gehören z.B. die Veränderung der Beleuchtungszeiten und der Beleuchtungsstärke, ggf. ist auch die zeitweise Anschaltung einzelner
Leuchten möglich.
Investive Maßnahmen bestehen im einfachsten Fall aus dem Austausch ineffizienter Leuchtmittel (Quecksilber-Hochdrucklampen
HQL 250). Die noch vorhandenen ineffizienten Lampen sollten gegen Natriumdampflampen getauscht werden. Dieses Leuchtmittel
ist aufgrund seiner hohen Systemlichtausbeute (lm/W) optimal und
zurzeit konkurrenzlos. Hervorzuheben ist hier vor allem die tubulare
Bauform (HST) mit dem klaren Glaskolben. Die Ersparnis läge dann
jährlich bei etwa 18 EUR/Lampe. In der Röbeler Vorstadt wurde
dieser Austausch schon an der überwiegenden Zahl der Leuchtpunkte vorgenommen.
Die Erschließung weiterer Einsparpotenziale ist durch die Erneuerung der Straßenbeleuchtung, verbunden mit dem Einsatz moderner LED-Technik, möglich. Je nach Ausgangszustand können ca.
50 % der Energie eingespart werden. Bei Einsatz neuer Leuchten
ist eine Berechnung zur Absicherung der Beleuchtungsanforderungen, verbunden mit wirtschaftlichen Mastabständen, Masthöhen
und Lichtpunktanzahlen unbedingt zu empfehlen. Bei notwendigen
Veränderungen der Maststandorte und der damit erforderlichen
neuen elektrotechnischen Anbindung reduzieren sich die Investitionskosten, wenn gleichzeitig eine ohnehin geplante Tief- oder Stra87
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
ßenbaumaßnahme durchgeführt wird. Die absolute Höhe der Energieeinsparung relativiert sich, sofern die derzeitige Beleuchtung
nicht normgerecht ausgeführt ist. Z.B. sollten fehlende Lichtpunkte
ergänzt werden.
Die Steuerung der Beleuchtung lässt sich mittels ansteuerbaren
Controllern und dort hinterlegten Zeitprogrammen oder auch manuell sowie helligkeitsgeführt regeln. So bietet gerade eine Stadt wie
Wittstock großes Einsparpotential, da hier mitternachts mit geringerem Verkehrsaufkommen zu rechnen ist, als zu normalen Verkehrszeiten.
Betrachtet man die Sanierung der Straßenbeleuchtung als eine
Maßnahme, die aufgrund des Verschleißes der Anlagen zum gewählten Zeitpunkt ohnehin erforderlich ist, amortisieren sich die höheren Investitionskosten für LED-Leuchten schon nach etwa 8 Jahren alleine durch den geringeren Stromverbrauch bei höherer Lichtqualität.
In Pilotprojekten, die zusammen mit dem Fraunhofer Institut FEP
durchgeführt wurden, wurden Einsparungen von bis zu 67% realisiert. Bei einer durchschnittlichen Kleinstadt ließen sich ca. 50%
Einsparungen gegenüber einer nicht reduzierten Anlage erzielen.
Eine weitere Möglichkeit, um mit bestehenden Anlagen Strom zu
sparen, bietet die Firma KD-Elektronik aus Zerbst in SachsenAnhalt an. Bestehende Gasentladungslampen wie z.B. Natriumdampf- oder Leuchtstofflampen werden durch Erhöhung der Frequenz der Versorgungsspannung gedimmt. Hier wird die vorhandene Netzspannung gleichgerichtet, in einem Zwischenkreis gepuffert
und mittels eines Wechselrichters in Wechselspannung umgewandelt.
Der Hersteller bietet seinen Kunden ein Mietkaufmodell an. Das bedeutet, dass lediglich die aus der Verbrauchsreduzierung frei werdenden finanziellen Mittel zur Abzahlung der Anlagen herangezogen werden (siehe Energiespar-Contracting ESC).
Die Ausgangsfrequenz dieser so erzeugten Wechselspannung kann
variiert werden. Sind die Leuchten mit konventionellen Vorschaltgeräten im Leuchtenkopf ausgestattet, erhöht sich mit steigender Frequenz deren Impedanz und es sinken die Strom- und die Leistungsaufnahme der Straßenbeleuchtung. Die Straßenbeleuchtung
wird also durch Frequenzerhöhung gedimmt und nicht durch Spannungsabsenkung. Im Gegenteil: Aufgrund dieses Verfahrens kann
die Spannung sogar leicht erhöht werden, weil sie geregelt ist. So
kann in gewissem Maß den Verlusten langer Kabeltrassen entgegengewirkt werden.
88
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
5.4.
Konzept für die energetische Sanierung
Straße und Röbeler Straße sollen über Terrassen ebenerdige
Zugänge von der Hofseite erhalten. Die Freiflächen der Höfe sind
dafür auf ungefähr das Niveau der Erdgeschossfußböden der
Wohngebäude anzuheben. Die Geländemodellierung dient auch der
räumlichen Gliederung des Wohnumfeldes und der gestalterischen
Verbesserung. Die Terrassen werden durch einen hausbezogenen
Weg erschlossen und durch eine Bepflanzung vom Rest der Höfe
abgegrenzt. Zur Durchwegung der Höfe wird ein jeweils von den
Häusern und Terrassen wegschwingender Weg mit einer neuen
Durchgrünung und kleineren Sitz- und Spielbereichen angelegt.
Aufwertung privater Freiflächen und öffentlicher
Räume
Wohnhofgestaltung
Die Wohnhöfe der Röbeler Vorstadt sind durch einen weitgehend
öffentlichen Charakter gekennzeichnet. Durch Hecken und Zäune
abgeschlossene Bereiche stellen die Ausnahme dar. Ein Großteil
der Gebäude verfügt zudem nur über einen Vordereingang. Eine
direkte Erreichbarkeit der Höfe ist somit nicht aus allen Gebäude
gewährleistet. Folgende Karte zeigt die Vision für das
Betrachtungsgebiet
mit
den
neun
dafür
vorgesehenen
Bauabschnitten. In den ersten zwei Bauabschnitten wurden bereits
auf zwei der nördlichen Wohnhöfe aufwendige Maßnahmen für die
Verbesserung des Wohnumfeldes durchgeführt. Die weiteren Höfe
werden bislang vorrangig als PKW-Stellplatz und Wäscheplatz aber
kaum als Wohnumfeld genutzt.
In den weiteren Bauabschnitten sollen, soweit möglich, ebenfalls
ebenerdige Terrassen an den Erdgeschosswohnungen bzw. wenn
nicht möglich alternativ Balkone angebracht werden. Zur besseren
Trennung der öffentlichen und privaten Bereichen sollen die Höfe
jeweils mit einer Bepflanzung von den Straßen abgetrennt werden.
Jeder Hof erhält Spiel- und Sitzbereiche sowie eine Durchgrünung.
Die Neugestaltung der Wohnhöfe soll in vier weiteren
Bauabschnitten erfolgen. Der Bauabschnitt 3 umfasst die Höfe
zwischen Clara-Zetkin-Straße und Röbeler Straße. Der
Bauabschnitt 4 umfasst die Höfe zwischen Clara-Zetkin-Straße und
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. Die Bauabschnitte 5a und 5b
umfassen die Höfe südlich der Karl-Liebknecht-Straße und im
südlichen Bereich westlich der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. Der
Bauabschnitt 6 umfasst die Höfe im nördlichen Bereich westlich der
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße.
Die Umsetzung für den Bauabschnitt 3 ist ab 2014 geplant. Alle
Erdgeschosswohnungen in den Höfen zwischen Clara-Zetkin-
89
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Abb. 66: Übersicht über die geplanten Aufwertungsmaßnahmen unterteilt in Bauabschnitte
90
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Abb. 678: Neugestaltung des Hofbereichs Röbeler Str. Clara-Zetkin-Str.
91
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Abb. 7968: Schnitt | Neugestaltung des Hofbereichs Röbeler Str. / Clara-Zetkin-Str.
92
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Naherholungspark an der Dosse
Franz-Mehring-Straße entwickeln. Durch diese beidseitige
Wegeanbindung entsteht ein Rundweg der durch das Wohnquartier
und entlang der Dosse führen wird.
Westlich wird die Röbeler Vorstadt durch die Dosse begrenzt. Der
Fluss ist bisher für die Bewohner des Quartiers aber nicht erlebbar,
da der Zugang durch eine Kleingartenanlage versperrt ist. Die
Parzellen reichen vom rückwärtigen Erschließungsweg westlich der
Friedrich-Ludwig-Jahn Straße bis fast an das Flußufer.
Insbesondere an den Randbereichen wurde bei einer Vielzahl der
Gärten die Nutzung bereits vor Jahren aufgeben. In einem ersten
Schritt beginnt die GWV in Zusammenarbeit mit der Stadt Wittstock
diese brachgefallenen Flächen zu erwerben. Die noch
bewirtschafteten Gärten werden in Abhängigkeit von ihrer
Verfügbarkeit in Zukunft ebenfalls erworben. Dazu will die Stadt in
Zukunft für ungenutzte Gärten von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch
machen.
Nach dem Erwerb der restlichen Flächen der Kleingartenanlage
sollen in der zweiten Phase die komplette Fläche der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht und in einem naturnahem parkähnlichen
Charakter mit Durchwegungen, Sitz- und Spielbereichen wird ein
Naherholungsraum gestaltet werden. Durch die Anlage von zwei
Retentionsbecken soll das in der Röbeler Vorstadt und in Teilen der
angrenzenden Quartiere anfallende Regenwasser aus dem
Straßenraum gesammelt und gereinigt werden.
In Abhängigkeit von der Flächenverfügbarkeit ist langfristig die
Erweiterung des Naherholungsparkes nach Norden und nach
Süden angestrebt. Dies kann aber nur in enger Abstimmung mit den
Eigentümern erfolgen. Dies betrifft im Norden den Rückbau des
Garagenkomplexes. Im Süden ist aus städtebaulicher Sicht die
innerstädtische Verlegung des Gewerbebetriebes langfristig
sinnvoll.
Als langfristiges Ziel wird so eine freie und öffentliche
Zugänglichkeit von dem Wohngebiet an die Dosse geschaffen.
Durch die Neugestaltung der Flächen in einem naturnahem
parkähnlichen Charakter mit Durchwegungen, Sitz- und
Spielbereichen wird ein Naherholungsraum für die Bewohner der
Röbeler Vorstadt im direkten Wohnumfeld entstehen. Aufgrund der
nicht sofort zur Verfügung stehenden Gesamtfläche muss die
Umsetzung stufenweise erfolgen. Nach dem Erwerb der
brachliegenden Gärten auf der Nord- und Südseite der
Kleingartenanlage sollen in der ersten Phase zwei aus dem Quartier
kommende Grünachsen bis an die Dosse parkartig neu gestaltet
werden. Über einen Weg entlang des Ufers sollen diese
miteinander verbunden werden.
Fuß- und Radweg entlang der Dosse bis in Altstadt
Für den Bereich der Dosse vom an der Altstadt gelegenen
Dosseteich bis zum Stadtwald nördlich der Röbeler Vorstadt wird
zur ökologischen Aufwertung des Flusses vom Wasser- und
Bodenverband Dosse-Jäglitz eine Renaturierung vorbereitet.
Derzeit findet das Planfeststellungsverfahren statt. Durch die
Renaturierung sollen die Gewässerqualität verbessert und einzelne
Altarme wieder an den Fluss angebunden werden. Im Zuge der
Maßnahmen wird der vorhandene die Dosse begleitende breite
Grünzug
aufgewertet.
Im
Bereich
des
geplanten
Die südliche Achse wird sich aus dem parallel zur Karl-LiebknechtStraße vorhandenem Fuß- und Radweg und die nördliche aus der
93
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Straßensanierung
Naherholungsparkes an der Röbeler Vorstadt sind vor allem
uferbegleitende Pflanzmaßnahmen geplant.
Als Maßnahme der GWV und der Stadt Wittstock soll als Ergänzung
der Renaturierungsmaßnahmen die Verlängerung des Uferweges
vom geplanten Naherholungspark an der Röbeler Vorstadt bis in die
Altstadt erfolgen. Nach Norden soll der Weg bis in das städtische
Naherholungsgebiet Stadtwald weiter geführt werden. Durch diesen
neuen durchgehenden Dosseweg können bislang nicht nutzbare
innerstädtische Erholungspotentiale erschlossen werden. Die Fußund Radwegverbindung wird mehrere Quartiere untereinander
sowie mit der Altstadt und dem städtischen Naherholungsgebiet
Stadtwald besser verbinden.
Die Straßen sowie die nur teilweise vorhandenen Fußwege weisen
einen überwiegend sanierungsbedürftigen baulichen Zustand auf.
Stellplätze finden sich in allen Straßenräumen verhältnismäßig
wenige. In der Karl-Liebknecht-Straße beispielsweise sind
überhaupt keine Stellplätze vorhanden. Diese befinden sich bislang
größtenteils auf den Wohnhöfen. Gleiches trifft aus historischen
Gründen für einen Großteil der Medientrassen zu. Diese liegen nur
vereinzelt in den Straßenräumen. Gehwege sind ebenfalls nur
teilweise vorhanden. Sie weisen einen ähnlichen baulichen
Zustand, wie die Straßen auf. Die ehemals straßenbegleitenden
Baumreihen bzw. Alleen sind nur noch rudimentär vorhanden.
Insbesondere die Röbeler Vorstadt wird von dieser attraktiven
neuen Fuß- und Radwegverbindung in die Altstadt profitieren. Dazu
ist ergänzend zum geplanten Dosseweg eine neue Brücke über den
Fluss geplant. Diese wird als Endpunkt der südlichen Grünachse
die einzelnen Wohnhöfe an den Dosseweg anbinden. Durch diese
neue Verbindung wird ein Erreichen der Altstadt auf kurzem Weg
und ohne die Querung einer Straße möglich sein.
Fast
das komplette Straßensystem
ist aufgrund des
Sanierungsstaues zu erneuern. Das Erschließungssystem soll
dabei in seiner Grundstruktur bestehen bleiben. Für die Stellplätze
und die Medientrassen ist abschnittsweise eine Verlegung von den
Höfen in die Straßenräume geplant. Die straßenbegleitenden
Fußwege und Bäume sind ebenfalls zu erneuern bzw. neu
anzulegen.
Die Umsetzung der Maßnahme ist vom Erwerb von weiteren
Flächen entlang der Dosse durch die Stadt Wittstock abhängig. Die
vom Wasser- und Bodenverband Dosse-Jäglitz beanspruchten
Flächen für die geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der
Gewässergüte können nicht für den Dosseweg herangezogen
werden. Die Vereinbarkeit beider Maßnahmen wurde vom Wasserund Bodenverband Dosse-Jäglitz bestätigt.
Die vorhandenen Straßenflurstücke befinden sich im Eigentum der
Stadt Wittstock. Bestandteil der Straßenflurstücke sind neben den
Straßen mit den integrierten Stellplätzen auch die Gehwege und die
straßenbegleitenden Bäume. Durch die geplante Verlegung der
Stellplätze in den Straßenraum erfolgt eine Verbreiterung des
öffentlichen Raumes. Zur Umsetzung der Maßnahme sind die
städtischen Flurstücke an die Neuplanung der Straßen anzupassen.
Für die Karl-Liebknecht-Straße und die Franz-Mehring-Straße ist
jeweils der Ausbau als Sammelstraße vorgesehen. Der
Straßenquerschnitt ist in einer Breite von 5,50 m bis 6,00 m mit
94
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
beidseitigen Stellplätzen in Senkrechtaufstellung und begleitenden
Bürgersteigen geplant.
Abb. 71: Variante 2 Umgestaltung des Straßenraums zwischen Karl-LiebknechtStr. und Clara-Zetkin-Str., Parken in Längsaufstellung
Der Clara-Zetkin-Straße kommt als zentraler historischer Achse des
Quartiers eine besondere Rolle im städtebaulichen Gefüge zu. Für
die Straße ist der Ausbau als Wohnstraße vorgesehen. Aufgrund
ihrer besonderen städtebaulichen Bedeutung ist für die Straße ein
Querschnitt in einer Breite von 6,00 m, beidseitigen Stellplätzen in
Senkrechtaufstellung und begleitenden Bürgersteigen geplant.
Abb. 690: Bestandsituation Straßenraum zwischen Karl-Liebknecht-Str. und ClaraZetkin-Str.
Für die Friedrich-Ludwig-Jahn Straße ist jeweils der Ausbau als
Wohnstraße vorgesehen. Der Straßenquerschnitt ist in einer Breite
von 4,75 m, beidseitigen Stellplätzen in Längsaufstellung und
begleitenden Bürgersteigen geplant.
Für die „kleine“ Röbeler Straße ist der Ausbau als Wohnstraße
vorgesehen. Der Straßenquerschnitt ist in einer Breite von 4,75 m,
einseitigen Stellplätzen in Senkrechtaufstellung und einseitigem
Bürgersteig geplant.
Abb. 701: Variante 1 Umgestaltung des Straßenraums zwischen Karl-Liebknecht-Str.
und Clara-Zetkin-Str., Parken in Queraufstellung
95
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
Stellplätze
5.5
Der Gebäudebestand der GWV in der Röbeler Vorstadt umfasst 40
Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 540 Wohneinheiten. Insgesamt
gibt es auf den öffentlichen Flächen und den privaten Flächen der
GWV ein Angebot von ca. 470 Stellplätzen. Zusätzlich gibt es ca. 30
Stellplätze am Stadion und ca. 230 Garagen. Die Belegungszahl
der Garagen ist nicht bekannt. Im Eigentum der Stadt Wittstock
befindet sich ca. die Hälfte des Garagenbestandes. Für den
gesamten Garagenkomplex ist langfristig ein Rückbau geplant.
Diese Garagenstellplätze sind somit in der langfristigen Bilanz nicht
zu berücksichtigen.
In der zukünftigen Energiebilanz für das Quartier spielt nach dem
heutigen Stand der Technik der Verkehr weiterhin die entscheidende Rolle.
Gesamtenergiebilanz – zukünftig (Energie und CO2)
Der Wärmeverbrauch der Gebäude wird mittelfristig durch Optimierungsmaßnahmen um 10 % gesenkt. Der Elektroenergieverbrauch
der Straßenbeleuchtung und der Gemeinstromverbrauch werden
durch Einsatz effizienter Techniken um ca. 50 % gemindert, gegenüber dem heutigen Ausgangszustand. Im Bereich der Wärmeversorgung wird zukünftig der Hauptteil der benötigten Wärme durch
Solarenergie gedeckt.
Beim Stellplatzbedarf wird von der GWV von einem
Stellplatzschlüssel von einem Stellplatz je Wohneinheit
ausgegangen. Demzufolge wird mit einem Bedarf von 540
Stellplätzen gerechnet. Diese sollen sich nach der Sanierung der
Straßen weitestgehend im öffentlichen Raum befinden. Im Bereich
der Karl-Liebknecht-Straße, der Franz-Mehring-Straße, der ClaraZetkin-Straße und der Röbeler Straße können wohnungsnah in den
Straßen ausreichend Stellplätze in Senkrechtaufstellung angeboten
werden. Im Bereich der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße können
hingegen auch nach der Sanierung nicht ausreichend Stellplätze im
öffentlichen Raum geschaffen werden, da hier aufgrund der
beengten Platzverhältnisse die Stellplätze nur in Längsaufstellung
errichtet werden können. Um die Höfe westlich der FriedrichLudwig-Jahn-Straße von Stellplätzen frei zu halten soll der
Parkplatz am Stadion auf ca. 60 Stellplätze erweitert werden. Die
Errichtung weiterer Stellplätze in ausreichender Zahl ist erst nach
einem Erwerb von Teilen der westlich der Friedrich-Ludwig-JahnStraße angrenzenden Kleingärten möglich.
Die CO2-Emissionen werden um ca. 21 % gegenüber dem Ausgangszustand gemindert.
Abb. 723: Gesamtenergiebilanz Vision
96
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Konzept für die energetische Sanierung
5.6
Energieverbrauchsprognose
Der Wärmeverbrauch der Gebäude wird mittelfristig durch Optimierungsmaßnahmen um 10% gesenkt. Die bisher erdgasversorgten
Gebäude werden an das Nahwärmenetz angeschlossen und mit
hocheffizienten Hausstationen ausgerüstet. Schrittweise erfolgt der
Ausbau der Solarthermie, die in der Optimierungsphase II durch
saisonale Speicherung ergänzt wird. Dadurch gelingt es, dass zukünftig der Hauptteil (80 %) der benötigten Wärme durch Solarenergie gedeckt wird.
Abb. 734: CO2-Bilanz Vision- absolut
Abb. 86: Energieverbrauchsprognose Bereich Wärmeversorgung
Abb. 745: CO2-Bilanz Vision- spezifisch
97
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
6.
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Gebäudeausrüstung / Infrastruktur, Freiraumplanung und Stadtplanung, bei Planung und Betrieb der Gebäude, die zukünftigen Anforderungen nicht mehr zu erfüllen sein werden.
Integriertes Handlungs- und Umsetzungskonzept
Wesentlicher Inhalt des Quartierskonzeptes für die Röbeler Vorstadt
und Ergebnis des Kooperationsprozesses der kommunalen Akteure
ist die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen bezüglich der
energetischen Sanierung der Gebäudebestände sowie zur Wärmeversorgung und die Identifikation von konkreten Schlüsselprojekten
und Maßnahmen.
6.1
Erkennbare, messbare und langfristige Erfolge beim Klimaschutz
und bei der Energieeinsparung im Gebäudesektor beruhen auf einem ganzheitlichen Ansatz. Vorbildliche Sanierungskonzepte und
Pilotprojekte können nur optimal umgesetzt werden, wenn dies die
Bebauungspläne, Gestaltungsatzungen und städtebauliche Verträge zulassen.
Die Aufgabenstellung des klimagerechten Umbaus ist höchst komplex und bedingt ökologische, ökonomische und soziale Anforderungen mit einem Gestaltungsanspruch zu verbinden.
Integrierter Umsetzungsansatz
Es besteht aufgrund des Umsetzungswillens und der Einigkeit unter
den örtlichen Akteuren die Möglichkeit, die Röbeler Vorstadt als
modellhaftes Projekt zu entwickeln, das eine Vorbildrolle im Land
Brandenburg übernehmen kann. Es werden Wege des zukünftigen
Umgangs mit bereits teilsanierten Gebäudebeständen in strukturschwächeren Gegenden aufgezeigt, die derzeit einen sehr geringen
Leerstand aufweisen. Dies zeigt auch den Willen der Akteure, sich
nicht mit dem zufrieden zu geben, was bisher gut läuft, sondern
auch das Bemühen, den Bewohnern - derzeit und zukünftig - das
Wohnen in diesem Quartier so angenehm wie möglich zu gestalten,
den Wohnwert zu steigern und den künftigen Energiepreisentwicklungen etwas entgegen zu setzen. Ziel ist der langfristige Erhalt des
Quartiers. Die Entscheidung für Investitionen in der Röbeler Vorstadt hat direkten Einfluss auf den Fortbestand anderer Gebäudebestände in der Stadt Wittstock, die aus städtebaulichen Gründen in
ihrer Nachhaltigkeit weniger positiv zu bewerten sind.
Die scheinbar einfache Antwort, den Energieverbrauch des einzelnen Gebäudes durch Dämmen, eine neue Heizungsanlage und auf
dem Dach gewonnene Solarenergie zu reduzieren, wird der bestehenden Herausforderung nicht gerecht. Nur durch die Berücksichtigung des Gesamtquartiers können nachhaltige Ergebnisse erzielt
werden. Es können hierbei Synergieeffekte und lokale Energieressourcen genutzt werden, die bei der Betrachtung eines einzelnen
Gebäudes keine Berücksichtigung fänden.
Die vorgehende Betrachtung zeigt auf, dass ohne ein synergetisches Zusammenspiel von Architektur, Bautechnik, technischer
98
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Folgende Handlungsfelder lassen sich aus dem vorliegenden Quartierskonzept ableiten:
6.2
Handlungsfelder Röbeler Vorstadt in Wittstock
A
B
C
D
E
Maßnahmenkatalog mit Berücksichtigung von Synergieeffekten, Wirkungsanalysen und Bewertung
Den oben formulierten Handlungsfeldern wurden Maßnahmen zugeordnet, die der quartiersbezogenen energiepolitischen Zielstellung Rechnung tragen. Ausschlaggebend für die Auswahl war es,
solche Maßnahmen zu identifizieren, die in der nächsten Zeit Mittelpunkt des Interesses werden oder bereits sind. Sei es durch die
aufgeworfene Frage nach der zukünftigen Ausrichtung der Wärmeversorgung oder zeitnah geplanten Aufwertungsmaßnahmen am
Gebäudebestand bzw. die Verbrauchsoptimierung von bereits sanierten Gebäuden. Das bedeutet auch, dass es sich bei den Maßnahmen um ein ausgewogenes Verhältnis von investiven und geringinvestiven Maßnahmen handelt.
Energieeffizienz von Wohngebäuden im Quartier
Wärmeversorgung und die Einbindung von regenerativen Energien
Öffentlicher Raum, Wohnumfeld, Mobilität und Verkehr
Gestaltung des Generationswechsels und sozialer Zusammenhalt
Öffentlichkeitsarbeit
Es geht vornehmlich nicht um eine isolierte Betrachtung der einzelnen Handlungsfelder, sondern vielmehr darum, wie sich die aus
diesen Handlungsfeldern ergebenden Maßnahmen in tragfähige
Umsetzungsstrategien für ein langfristig wirksames Quartierskonzept überführen lassen.
Da die Umsetzung des energetischen Quartierskonzepts einen
langjährigen Prozess darstellt, werden zukünftig erneute inhaltliche,
verwaltungsinterne und politische Abstimmungs- und Anpassungsprozesse erforderlich sein, die eventuell zu einer anderen Gewichtung der aufgeführten Maßnahmen führen. Dieser Prozess sollte im
Rahmen eines Monitorings begleitet werden.
Zudem lassen sich durch die Anwendung geeigneter Maßnahmen
auch weitere Engagements im Hinblick auf eine zunehmende Sanierungstätigkeit und den Einsatz von erneuerbaren Energien stimulieren sowie infrastrukturelle Rahmenbedingungen schaffen, die
überregionale Vorzeigewirkungen haben.
Im Vordergrund des Maßnahmenkataloges stehen die prioritären
Maßnahmen. Sie werden tabellarisch ausführlich in Maßnahmeblättern dargestellt und nach den folgenden Aspekten und Kriterien
schlaglichtartig beleuchtet und bewertet. Dabei spiegelt die Reihenfolge nicht die Priorität wider.
Kurzbeschreibung
Hier werden stichpunktartig die wesentlichen Inhalte der Maßnahmen sowie teilweise verschiedene Beispiele zur Umsetzung aufgeführt.
99
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
quantifizierbare Aussagen jedoch nicht möglich. Bei anderen Maßnahmen z.B. Modellprojekte der energetischen Gebäudesanierung
ist erst bei einer konkreteren Ausgestaltung der Maßnahme ein Einsparpotenzial zu benennen. Die Gewichtung der Maßnahmen erfolgt daher mittels einer qualitativen Einschätzung niedrig, mittel und
hoch. Investive Maßnahmen besitzen in der Regel ein hohes Energieeinsparpotenzial.
Wirkung
Die Wirkung umschreibt die inhaltliche Kernbotschaft der jeweiligen
Maßnahme. Die Maßnahmen lassen sich allgemein in solche untergliedern, die der Erschließung direkter Energieeinsparpotenziale
dienen und solche, die eine Wissens- und Bewusstseinsbildung fördern und motivierenden Charakter haben. Als dritte Gruppe sind
solche Maßnahmen zu nennen, die (infra-)strukturellen bzw. organisatorischen Charakter besitzen und teilweise grundlegende Voraussetzung für die Umsetzung des Konzeptes bilden.
Aufwand
Die Ausführungen hierzu beziehen sich allgemein auf den finanziellen, personellen sowie zeitlichen und organisatorischen Aufwand
der Maßnahmen für das Wohnungsunternehmen bzw. den Hauptverantwortlichen. Es handelt sich dabei um grobe Ersteinschätzungen. Für konkrete Aussagen sind weitergehende Untersuchungen
bzw. eine Konkretisierung der Maßnahmen notwendig. Zur Finanzierung für einige Maßnahmen im Bereich Energieeinsparung und
Klimaschutz stehen öffentliche Förderprogramme zur Verfügung.
Zielgruppe
Mit der Zielgruppe werden diejenigen Personengruppen und Institutionen benannt, an die sich die Maßnahme richtet und die von der
Umsetzung profitieren. In einigen Fällen entspricht die Zielgruppe
den Akteuren.
Unterstützende Maßnahmen
Viele Maßnahmen können ihre volle Wirkung erst im koordinierten
Zusammenspiel mit anderen Aktivitäten entfalten. Zum Beispiel
hängt der Energieverbrauch eines Gebäudes nicht nur von den baulichen Voraussetzungen, sondern wesentlich auch vom Verbrauchsverhalten der Nutzer ab. Die energetische Sanierung von
Wohngebäuden sollte daher möglichst auch mit einer Schulung der
Bewohner und Hausmeister einhergehen.
Hemmnisse
Je größer der personelle und finanzielle Aufwand für die Umsetzung
einer Maßnahme ist, desto größer sind natürlicherweise auch die
Hemmnisse. Darüber hinaus gibt es aber auch gesellschaftliche oder psychologische Aspekte bzw. Vorbehalte, die die Durchführung
von Maßnahmen erschweren können.
Hauptverantwortliche/Akteure
Energieeinsparpotenzial
Wichtig für die Realisierung von Maßnahmen ist die Benennung von
Hauptverantwortlichen. Ihnen obliegt die Initiierung und Koordinierung der jeweiligen Maßnahmen. Die den einzelnen Maßnahmen
zugeordneten Hauptverantwortlichen besitzen in der Regel bereits
spezifische Erfahrungen, von denen alle Beteiligten profitieren kön-
Besondere Priorität insbesondere im Hinblick auf die im Leitbild der
Bundesregierung formulierten quantitativen Energiesparziele für die
Kommunen kommt dem Energieeinsparpotenzial der Maßnahmen
zu. Für etliche Maßnahmen wie z.B. Schulungen und pädagogische
Angebote, strukturelle Maßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit sind
100
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
nen. Neben der Kommune werden weitere spezifische Akteure benannt, die maßgeblich an der Umsetzung beteiligt sind.
Oft belastet eine hohe "zweite Miete" das Budget der Bewohner und
beeinträchtigt die Vermietbarkeit des Bestandes der Wohnungsunternehmen. Stark gestiegene Betriebskosten sind zum sozialen, betriebswirtschaftlichen und wohnungswirtschaftlichen Problem geworden. Um dem Trend der immer höher werdenden Nebenkosten
entgegenzuwirken, stehen den Wohnungsunternehmen folgende
Möglichkeiten zur Verfügung:
Erforderliche Handlungsschritte
Die Darstellung erforderlicher Handlungsschritte soll als Anregung
für die spätere Projektsteuerung dienen und das Kriterium Aufwand
weiterführend ergänzen.
Priorität
Verbesserung der energetischen Qualität der Gebäude
Die Einstufung der Priorität erfolgt mittels der Skalierung niedrig,
mittel und hoch. Maßnahmen mit hohem Energieeinsparpotenzial
werden in der Regel mit hoher Priorität eingestuft. Dies gilt auch für
solche Maßnahmen, die die strukturelle und organisatorische
Grundlage für die Umsetzung der Maßnahmen bilden bzw. einen
gewissen Motivationseffekt haben wie z.B. der Aufbau gemeinsamer Strukturen und die Etablierung eines koordinierenden Energiemanagers.
Sanierung und Modernisierung
technische Gebäudeausrüstung
Vertragsmanagement zur Optimierung von Aufwand und Kosten
Maßnahmen zur Beeinflussung des Nutzungs- und Verbrauchsverhaltens der Bewohner
verbrauchsabhängige Messung und Abrechnung, Information,
aktive Belegungspolitik.
Umsetzungszeitraum
Benannt wird der Zeitraum der Maßnahmenumsetzung. Unterteilt in
kurzfristig, mittelfristig und langfristig.
Folgende Maßnahmen können eine Stärkung der Akzeptanz von
Betriebskosten beim Mieter bewirken:
Information und Service
6.2.1
Handlungsfeld A: Steigerung der Energieeffizienz von
Wohngebäuden im Quartier
integriertes Betriebskosten-Controlling
Betriebskosten-Management
Benchmarking.
Das Handlungsfeld A thematisiert jene Bereiche, die im direkten
Einflussbereich des Wohnungsunternehmens GWV liegen, da sich
im Betrachtungsgebiet hauptsächlich Wohngebäude der GWV befinden. Hierdurch ist die Möglichkeit zur direkten kommunalen Einflussnahme eingeschränkt.
und
Betriebskosten-
In diesem Handlungsfeld werden solche Maßnahmen vorgeschlagen, die sich mit gezielter Information, Beratung und Kooperation
101
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
verschiedener Akteursgruppen befassen und auf finanzielle Anreize
und Qualitätssicherung abzielen.
lung sowie dem Anstoß von Energieeffizienzmaßnahmen auch über
heute aktuelle Anforderungen hinausgehend.
Im Vordergrund steht dabei die effiziente Energienutzung in Privathaushalten sowie die energetische Modernisierung von Wohngebäuden mit geringem finanziellem Aufwand oder als Modellbauvorhaben.
Maßnahmen Handlungsfeld A
In einem ersten Schritt sollte der Fokus zunächst auf die Beeinflussung des Verbraucherverhaltens sowie auf geringinvestive Maßnahmen gelegt werden. Große Effizienzsteigerungspotenziale liegen vor allen Dingen in der Anlagentechnik von Gebäuden, die häufig durch kleine Investitionen und ohne bauliche Änderungen zu erreichen sind.
A4
A1
A2
A3
A5
A6
A7
Diese geringinvestiven Maßnahmen eignen sich daher besonders
für das Wohnungsunternehmen. Sie erhöhen die Effizienz von
haustechnischen Anlagen trotz des bereits hohen Sanierungsstandes der Wohnungsbestände und stellen ein noch zu erschließendes
Energieeinsparpotenzial dar. Um effiziente und nachhaltige Technologien fachgerecht umsetzen und die Verbraucher adäquat beraten
zu können, ist eine regelmäßige Qualifizierung im Handwerk notwendig. Vielen handwerklichen Betrieben und ausführenden Baufirmen fehlt bisher das notwendige technische Know-How, so dass
die errechneten Energiebedarfswerte teilweise nicht erreicht werden.
Verbraucherberatung Energieeinsparung
Energiemanager
Geringinvestive Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz
Energetische Maßnahmen in Kombination mit wohnwertverbessernden und bauerhaltenden Maßnahmen
Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz bei teilsanierten Gebäuden
Qualifizierung der Handwerker
zukunftsweisende Sanierung oder Umsetzung von Modellund Demonstrationsbauvorhaben
Die Maßnahmen A1, A2, A3, A4, A5 und A7 werden als prioritär
eingestuft.
Bei den Typ IV- Gebäuden in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. empfiehlt sich die Umsetzung als Modellbauvorhaben über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen dienen vor allem der Sensibilisierung der Akteure, der zielgruppenspezifischen Wissensvermitt-
102
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungsfeld A
Energieeffizienz im
Wohngebäudebestand
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Niedrig bis mittel, je nach Änderung des Nutzerverhaltens und der Investitionstätigkeit z.B. in energiesparsamere Haushaltsgeräte
Aufwand
geringer Aufwand
Öffentlichkeitsarbeit
Finanzierung
Wohnungsunternehmen evtl. Kommune,
Aktion „Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte“ im
Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums
Vor-Ort-Beratung, Förderprogramm des BMWi
KfW "Sonderfonds Energieeffizienz in KMU"
Energieberatungen der Verbraucherzentralen werden gefördert
durch das BMWI
Hemmnisse
Finanzieller Aufwand
Hauptverantwortliche/Akteure
Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen
Akteure: Kommune, Wohnungsunternehmen, Energieversorger,
Verbraucher
Erforderliche Handlungsschritte
Entwicklung organisatorischer Grundlagen und Zuständigkeiten
Vor-Ort-Besuche, Informationsveranstaltungen, Energiesprechstunde
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum
(kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
mittel-hoch
Mittelfristig fortlaufend
Verbraucherberatung Energieeinsparung
A1
Kurzbeschreibung
Die Beeinflussung des Nutzerverhaltens ist eine wesentliche Stellschraube zur Energieeinsparung in Mietwohnungen. Das Nutzerverhalten hat einen erheblichen Einfluss auf den Energieverbrauch eines Gebäudes. Bis zu 15% des Stromverbrauchs und bis zu 25% des Wärmeenergieverbrauchs können selbst bei sanierten Wohngebäuden durch
Änderung des Nutzerverhaltens eingespart werden. Hierzu ist es notwendig, den Bürgern dieses Potential anhand von Beispielen aufzuzeigen oder mittels Wettbewerben bzw. Präsenten nahezubringen.
So bietet das Wohnungsunternehmen WBC Calau seinen Mietern z.B.
eine kostenlose Energiesparberatung mit Monitoring, eine Energiesparbox mit LED-Leuchte, Bewegungsmelder, 2 Wassersparern, einem
Wohnklima Messgerät (Luftfeuchte- und Temperaturmesser) mit optischer und akustischer Alarmfunktion und Energiesparlampen im Wert
von 50 EUR an. Ziel dieser Maßnahme ist die Sensibilisierung der Mieter
im Umgang mit Strom, Wasser und Wärmeenergie.
Wirkung
Öffentlichkeitsarbeit: Information und Motivation zu nachhaltigen
Konsum- und Nutzerverhalten
Energieeinsparung und Energieeffizienz
Zielgruppe
Bürger, Wohnungsunternehmen
Unterstützende Maßnahmen
Energiemanager
Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit
Regionaler Energieförderpreis/Stromsparwettbewerb
103
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Finanzierung
Haushaltsmittel und Fördergelder
Hemmnisse
Finanzierung der neuen Personalstelle
Hauptverantwortliche/Akteure
Hauptverantwortliche: Stadt Wittstock
Akteure: siehe Zielgruppe
Erforderliche Handlungsschritte
Abstimmung der Aufgabengebiete bzw. der Stellenbeschreibung
Ausschreibung und Bewerbungsverfahren
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
hoch
kurzfristig
Handlungsfeld A
Energiemanager
CO2-Einsparung bei
kommunalen Gebäuden, Straßenbeleuchtung, Ampeln
A2
Kurzbeschreibung
Der regionale Energiemanager berät die Kommune und die Gebäudeeigentümer in Fragen der Energieeinsparung und Energieeffizienz insbesondere im Gebäudemanagement sowie bei der technischen und förderrechtlichen Umsetzung. Er setzt die Maßnahmen des Energiekonzeptes
in Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren um.
Er koordiniert alle energierelevanten Aktivitäten, die auch außerhalb des
Handlungsfeldes der kommunalen Liegenschaften liegen können, z.B.
Energiesprechstunde, Erstberatungen für private Haushalte und Wohnungsunternehmen, Thermografie-Aktionen etc.
Wirkung
Energiemanagement
Energieeinsparung und Energieeffizienz
Öffentlichkeitsarbeit
Zielgruppe
Wohnungsunternehmen, private Eigentümer, Kommune
Unterstützende Maßnahmen
Einbeziehung der Hausmeister
Bildung eines Kompetenzteams
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
hoch, da der Energiemanager direkten Einfluss auf die Ausführung der
einzelnen Maßnahmen ausübt und darüber hinaus eigenständig weitere
Projekte zur Energieeinsparung und Energieeffizienz vorschlägt und
umsetzt.
Aufwand
zunächst hoher Koordinationsaufwand
Sicherung der Finanzierung der neuen Personalstelle
104
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungsfeld A
Energieeffizienz im
Wohngebäudebestand
A3
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Hemmnisse
es gibt keine Förderprogramme für gering investive Maßnahmen
Hauptverantwortliche/Akteure
Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen
Akteure: Wohnungsunternehmen, Stadtwerke, Fachplaner, Handwerker
Erforderliche Handlungsschritte
Bestandsaufnahme
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
hoch
Kurzfristig - fortlaufend
Umsetzung geringinvestiver Maßnahmen am Bauwerk zur Steigerung
der Energieeffizienz
Kurzbeschreibung
Erhebliches Einsparpotential lässt sich in den Wohngebäuden auch über
geringe Investitionen in das Bauwerk generieren.
Zu den prioritären Maßnahmen zählt die Anpassung der Heiztechnik mittels Einstellung von Heizkurven und anderen Einstellgrößen, die Anpassung der Anschlusswerte der Heizzentrale an den tatsächlichen Bedarf,
den hydraulischen Abgleich der Anlage, die Voreinstellung der Thermostatventile, den Einbau von Hocheffizienzpumpen, den Einbau automatischer Zirkulationsventile, den Einbau frei programmierbarer Regelungen
mit Fernüberwachung und die Verbesserung der Dämmung von Armaturen und Leitungen.
Zudem kann durch die Abdichtung undichter Fenster und Türen Energie
eingespart werden.
Wirkung
Energieeinsparung und Energieeffizienz (Kostenersparnis)
Zielgruppe
Wohnungsunternehmen
Unterstützende Maßnahmen
Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit
Verbraucherberatung Energieeinsparung
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Mittel-hoch, 70% des Energiebedarfs bezieht sich auf den Wärmebedarf
– hier bieten sich daher hohe Einsparpotenziale
Aufwand
geringer Personal- und Kostenaufwand
Finanzierung
Gebäudeeigentümer
105
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungsfeld A
Energieeffizienz im
Wohngebäudebestand
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Hemmnisse
Finanzierung
Hauptverantwortliche/Akteure
Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen
Akteure: Wohnungsunternehmen, Fachplaner, Handwerker
Erforderliche Handlungsschritte
Öffentlichkeitsarbeit
Bestandsaufnahme
Konzept
Wirtschaftlichkeitsberechnung
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
hoch
mittelfristig - fortlaufend
Energetische Maßnahmen in Kombination mit wohnwertverbessernden und
bauerhaltenden Maßnahmen
A4
Kurzbeschreibung
Um das Quartier auch langfristig für Mieter attraktiv zu gestalten, sind
wohnwertverbessernde Maßnahmen vorgesehen. Diese umfassen den
Anbau von Balkonen, die Schaffung von hofseitigen, ebenerdigen Zugängen für einen Teil der Wohnungen sowie die Verbesserung der
Dämmeigenschaften von bisher ungedämmt gebliebenen Außenwänden. Zudem sind aufgrund verschlissener Gebäudeabdichtungen Abdichtungsarbeiten am Gebäudesockel notwendig. Im Zuge dieser Arbeiten bieten sich energetische Ertüchtigungen wie die Dämmung des Gebäudesockels sowie die Aufdoppelung der vom Balkonanbau betroffenen Fassaden an.
Wirkung
Energieeinsparung und Energieeffizienz (Kostenersparnis)
Kosteneffizientes Bauen
Zielgruppe
Wohnungsunternehmen
Unterstützende Maßnahmen
Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit
Beratung Energieeinsparung
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Mittel, da bei den bereits teilsanierten Gebäuden große Teile der Außenhülle bereits ertüchtigt wurden
Aufwand
geringer Personal- und Kostenaufwand
Finanzierung
Gebäudeeigentümer, über das KfW Programm 151 Energieeffizient Sanieren
106
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungsfeld A
Energieeffizienz im
Wohngebäudebestand
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Finanzierung
Gebäudeeigentümer, über das KfW Programm 151 Energieeffizient Sanieren
Hemmnisse
Finanzierung
Hauptverantwortliche/Akteure
Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen
Akteure: Wohnungsunternehmen, Fachplaner, Handwerker
Erforderliche Handlungsschritte
Öffentlichkeitsarbeit
Bestandsaufnahme
Konzept
Wirtschaftlichkeitsberechnung
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
hoch
mittelfristig - fortlaufend
Maßnahmen am Bauwerk zur Steigerung der Energieeffizienz bei teilsanierten Gebäuden
A5
Kurzbeschreibung
Bei den bisher vorgenommenen Sanierungen handelt es sich oft um
Maßnahmen, die mehr als 15 Jahre zurück liegen und nicht die allumfassende Sanierung als Ziel hatten. So wurden Baumaterialien eingesetzt, die heute keinen ausreichenden Dämmwert bzw. U-Wert aufweisen oder es blieben entscheidende Bauteile wie z.B. oberste Geschossdecken, Kellerdecken, Sockelbereiche unberücksichtigt. Hier empfiehlt
sich, aufgrund der nicht unerheblichen Restnutzungsdauer der verbauten Materialien und auch hinsichtlich der bereits investierten Summen,
keine Vollsanierung vorzunehmen, sondern lediglich Wärmeverlustquellen aufzudecken und zu ertüchtigen. Hierzu zählen Maßnahmen wie der
Austausch von einfachverglasten Fenstern sowie den in der HeinrichHeine-Str. 33-43 vorzufindenden Verbundfenstern, die Reduzierung von
Wärmebrücken durch z.B. die Anbringung von Dämmkeilen, die Dämmung von Kellerdecken, Hausfluren, Sockelbereichen u.ä.
Wirkung
Energieeinsparung und Energieeffizienz (Kostenersparnis)
Zielgruppe
Wohnungsunternehmen
Unterstützende Maßnahmen
Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit
Beratung Energieeinsparung
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Mittel, da bei den bereits teilsanierten Gebäuden große Teile der Außenhülle bereits ertüchtigt wurden
Aufwand
geringer Personal- und Kostenaufwand
107
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungsfeld A
Energieeffizienz im
Wohngebäudebestand
A7
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Zielgruppe
Wohnungsunternehmen
Unterstützende Maßnahmen
Bildung eines Energiebeirates
Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
hoch
Aufwand
Erhöhter Planungsaufwand
Hohe Anfangsinvestition
Finanzierung
Eigenmittel der Wohnungsunternehmen
KfW-Darlehen
DBU Zuschussförderung (max. 330.000,00EUR)
BMU-Umweltinnovationsprogramm
Hemmnisse
finanzieller Aufwand
Hauptverantwortliche/Akteure
Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen
Akteure: Wohnungsunternehmen, evtl. Energieversorger, Fachplaner und Handwerker
Erforderliche Handlungsschritte
Auswahl geeigneter Liegenschaften
Erstellung eines Sanierungskonzeptes
Monitoring
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
hoch
Mittelfristig – langfristig
Modell- und Demonstrationsprojekte
der energetischen Gebäudesanierung
Kurzbeschreibung
Modell- und Demonstrationsprojekte bei Wohngebäuden aus DDRProduktion oder anderweitige Typenbauten haben Vorbildwirkung für
andere Wohnungsunternehmen. Oftmals finden Sanierungen von Typenbauten aufgrund fehlender Beispiele für zukunftsweisende Sanierungen nach dem Ansatz einer herkömmlichen Sanierung statt. Das große
Potential der meisten Typenbauten ist der gute Zustand der Grundsubstanz, da die Bauteile bei der industriellen Fertigung vor dem Einbau intensiv geprüft wurden, die Typenbauten aufgrund ihrer wirtschaftlichen
Zuschnitte preiswert zu sanieren sind und zweckmäßige Grundrisse bieten. Im Rahmen eines Modellbauvorhabens lässt sich aufzeigen, wie
leicht sich ein solches Typengebäude mit den heutigen Ansprüchen an
ein energiesparendes Gebäude verknüpfen lässt. Jedoch wird sich die
Erstellung des Prototyps aufgrund des hohen Planungsaufwands ohne
Fördergeldakquise nicht wirtschaftlich darstellen lassen. Daraus folgende weitere Umsetzungen auch im eigenen Bestand sind aufgrund der
bereits getätigten Investitionen in kostenintensive Planungen/Gutachten
und der zu erwartenden Energieeinsparungen als ökonomisch sinnvoll
zu erachten. In der Röbeler Vorstadt bieten sich vor allem die Gebäude
des Typs IV zur Umsetzung als Modellbauvorhaben an. Die Umsetzung
eines solchen Projekts hat, so zeigen bereits gebaute Beispiele, auch
weitere positive Begleiteffekte wie einen Architekturtourismus und Architekturpreise zur Folge.
Wirkung
Erschließung großer energetischer Einsparpotenziale
Öffentlichkeitsarbeit: Wohnungsbauunternehmen übernimmt Vorreiterrolle
108
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
6.2.2
Die Maßnahme A6 ist als nicht prioritär eingestuft worden. Sie wird
im Folgenden kurz umrissen.
A6
Handlungsfeld B: Wärmeversorgung und die Einbindung von regenerativen Energien
Maßnahmen Handlungsfeld B
B1 Grundsicherung der Wärmeversorgung
Qualifizierung der Handwerker
Durch die Einführung der Energieeinsparverordnung, die eine
nachweisliche Abstimmung zwischen den Gewerken fordert, besteht ein hoher Bedarf an zusätzlicher Qualifikation im Bausektor.
Um effiziente und nachhaltige Technologien fachgerecht umsetzen
und die Verbraucher adäquat beraten zu können, ist daher eine regelmäßige Qualifizierung im Handwerk notwendig. Untersuchungen
haben ergeben, dass in vielen Fällen die errechneten Energiebedarfswerte aufgrund von Bau- und Ausführungsmängeln nicht erreicht werden. In Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer sowie mit der Handwerkskammer sollten daher Schulungskurse
für bauausführende Firmen zu den erhöhten Anforderungen an die
Ausführungsqualität entsprechend der Energieeinsparverordnung
(EnEV Neubau und Sanierung) angeboten werden.
109
B2
Optimierung der Wärmeversorgung
B3
Umsetzung Zielkonzept Wärmeversorgung
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Hemmnisse
rechtlich zu klärende Situation
finanzieller Aufwand
Hauptverantwortliche/Akteure
Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen, Stadt Wittstock
Erforderliche Handlungsschritte
Absicherung der aktuellen Situation
Festlegung der Organisationsform der zukünftigen Wärmeversorgung
Unternehmensgründung
Beauftragung der Planung
Grundstückserwerb für die neue Heizzentrale
Verstärkung Wärmenetz
Errichtung Heizzentrale
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
hoch
kurzfristig
Handlungsfeld B
Grundsicherung der Wärmeversorgung
Wärmeversorgung
und die Einbindung
von regenerativen
Energien B1
Kurzbeschreibung
Die Wärmeversorgung erfolgt zum Zeitpunkt der Konzeptbearbeitung
über einzelne Erdgasanlagen und interimsweise über eine Heizzentrale
„Am Waldring“. Diese Interimslösung ist rechtlich abzusichern, die Organisationsform der Wärmeversorgung ist zu klären.
Die Planung und die Errichtung einer neuen Heizzentrale sowie der notwendigen wärmenetzverstärkenden Maßnahmen sind durchzuführen.
Wirkung
Sicherung der Wärmeversorgung
Öffentlichkeitsarbeit: Wohnungsbauunternehmen übernimmt Vorreiterrolle
Zielgruppe
Wohnungsunternehmen bzw. Wärmeversorger
Unterstützende Maßnahmen
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Aufwand
Rechtsberatung
Unternehmensgründung
Planung der technischen Anlagen
Investitionen in die technischen Anlagen
Finanzierung
Eigenmittel der Wohnungsunternehmen/ Wärmeversorgungsgesellschaft
KfW-Darlehen
Zuschuss nach KWK-Gesetz
110
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungsfeld B
Wärmeversorgung
und die Einbindung
von regenerativen
Energien
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Hemmnisse
Nachweis der Wirtschaftlichkeit für Solaranlagen nur mit einer zusätzlichen Förderung möglich
finanzieller Aufwand
Hauptverantwortliche/Akteure
Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen, Stadt Wittstock
Erforderliche Handlungsschritte
Beauftragung Planung Wärmenetzumbau, Wärmeerzeugerzentrale,
BHKW und Solaranlagen
Beauftragung der Planung Umrüstung der Gebäude auf Fernwärme
mit niedrigen Systemtemperaturen (Veränderungen Heizungstechnik: Heizkörpertausch, Verteilnetzanpassungen, Speicherladesysteme, Umstellung Warmwasserbereitung))
Durchführung der Erschließungs-, Errichtungs- und Umrüstungsmaßnahmen
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
hoch
mittelfristig
Optimierung der Wärmeversorgung I
B2
Kurzbeschreibung
Errichtung der neuen Erzeugerzentrale F.-L.-Jahn-Straße
Umbau und Verdichtung Wärmenetz
Senkung der Systemtemperaturen
Errichtung 5 Solaranlagen, alternativ: Errichtung BHKW und Demonstrationssolaranlage mit Messprogramm
Wirkung
Verringerung der Wärmegestehungskosten
Senkung der Wärmenetzverluste
Öffentlichkeitsarbeit: Wohnungsbauunternehmen übernimmt Vorreiterrolle
Zielgruppe
Wohnungsunternehmen bzw. Wärmeversorger
Unterstützende Maßnahmen
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Mittel
Aufwand
Planung der technischen Anlagen
Investitionen
Finanzierung
Eigenmittel der Wohnungsunternehmen/ Wärmeversorgungsgesellschaft
KfW-Darlehen
Zuschüsse nach KWK-Gesetz
111
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungsfeld B
Wärmeversorgung
und die Einbindung
von regenerativen
Energien
Handlungs- und Umsetzungskonzept
finanzieller Aufwand
Hauptverantwortliche/Akteure
Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen, Stadt Wittstock
Erforderliche Handlungsschritte
Beauftragung der Planung Netzerweiterung und Erschließung Unteroffizierssiedlung
Beauftragung Planung Solaranlagen und saisonale Speicher
Durchführung der Erschließungs-, Errichtungs- und Umrüstungsmaßnahmen
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
hoch
mittelfristig
Optimierung der Wärmeversorgung II
B3
Kurzbeschreibung
Erweiterung Wärmenetz – Erschließung Unteroffizierssiedlung
Senkung der Systemtemperaturen
Ausbau Solaranlagen
Wirkung
Verringerung der Wärmegestehungskosten
Senkung der Wärmenetzverluste
Öffentlichkeitsarbeit: Wohnungsbauunternehmen übernimmt Vorreiterrolle
Zielgruppe
Wohnungsunternehmen bzw. Wärmeversorger
Unterstützende Maßnahmen
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Mittel
Aufwand
Planung der technischen Anlagen
Investitionen
Finanzierung
Eigenmittel der Wohnungsunternehmen/ Wärmeversorgungsgesellschaft
KfW-Darlehen
Zuschüsse nach KWK-Gesetz
Hemmnisse
Nachweis der Wirtschaftlichkeit für Solaranlagen nur mit einer zusätzlichen Förderung möglich
112
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Hauptverantwortliche/Akteure
Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen, Stadt Wittstock
Erforderliche Handlungsschritte
Beauftragung der Planung Solaranlagen, Wärmepumpen und Speicher
Durchführung der Investitionen
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
hoch
langfristig
Handlungsfeld B
Umsetzung Zielkonzept Wärmeversorgung
Wärmeversorgung
und die Einbindung
von regenerativen
Energien B4
Kurzbeschreibung
Erweiterung Solaranlagen
weitere Senkung der Systemtemperaturen
Errichtung weiterer saisonaler Wärmespeicher
Einbindung von Wärmepumpen
Wirkung
Verringerung der Wärmegestehungskosten
Senkung der Wärmenetzverluste
Öffentlichkeitsarbeit: Wohnungsbauunternehmen übernimmt Vorreiterrolle
Zielgruppe
Wohnungsunternehmen bzw. Wärmeversorger
Unterstützende Maßnahmen
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Hoch
Aufwand
Planung der technischen Anlagen
Investitionen
Finanzierung
Eigenmittel der Wohnungsunternehmen/ Wärmeversorgungsgesellschaft
KfW-Darlehen
sonstige Zuschussprogramme
Hemmnisse
Nachweis der Wirtschaftlichkeit für Solaranlagen und saisonale
Speicherung nur mit einer zusätzlichen Förderung möglich
finanzieller Aufwand
113
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
6.2.3
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Handlungsfeld C: Öffentlicher Raum, Wohnumfeld, Mobilität und Verkehr
In diesem Handlungsfeld werden solche Maßnahmen vorgeschlagen, die die Nutzbarkeit und Aufenthaltsqualität der Freiräume in
der Röbeler Vorstadt erhöhen.
Maßnahmen Handlungsfeld C
C1
Aufwertung öffentlicher Räume
C2
Neugestaltung der privaten Freiflächen
C3
Verbindung der Altstadt mit dem Quartier über einen Weg
an der Dosse
114
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungsfeld C
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Hauptverantwortliche/Akteure
Hauptverantwortlich: GWV
Erforderliche Handlungsschritte
Beantragung Wohnraumförderung
Konkretisierung der Planung
Durchführung der Investitionen
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
hoch
Kurzfristig, mittelfristig
Wohnumfeldgestaltung
Öffentlicher Raum,
Wohnumfeld, Mobilität und Verkehr
C1
Kurzbeschreibung
Die Außenanlagen werden generationsgerecht mit Wegen und Sitzmöglichkeiten gestaltet und begrünt. Bei Bedarf werden Spielmöglichkeiten,
Wäschetrocken- und Müllplätze sowie wohnungsgebundene KfzStellplätze und Fahrradabstellmöglichkeiten angeboten. Erste Maßnahmen in diese Richtung sind von der GWV bereits durch die Einrichtung
eines Wohnparks sowie barrierefreier Zugänge aber auch die Schaffung
neuer attraktiver Kinderspielplätze initiiert worden.
Wirkung
Erhöhung der Attraktivität und Nutzbarkeit der Freiräume für unterschiedliche Altersgruppen
Schaffung barrierefreier Zugänge zu Wohngebäuden
Zielgruppe
Mieter
Unterstützende Maßnahmen
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Niedrig
Aufwand
Planung
Investitionen
Finanzierung
Eigenmittel der GWV
Wohnraumförderung des Landes
Hemmnisse
Neuordnung der stadttechnischen Netze muss zeitgleich erfolgen
finanzieller Aufwand
115
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungsfeld C
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Abstimmung der geplanten Maßnahmen mit den Medienträgern
Konkretisierung der Planung
Durchführung der Investitionen
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
hoch
Kurzfristig, mittelfristig
Neugestaltung öffentlicher Raum
Öffentlicher Raum,
Wohnumfeld, Mobilität und Verkehr
C2
Kurzbeschreibung
Sanierung und Aufwertung der Straßen, Gehwege und Straßenbeleuchtung sowie Neuordnung des ruhenden Verkehrs
Wirkung
Erhöhung der Attraktivität der Räume für Bewohner und Besucher
Verbesserung des Mikroklimas durch Neupflanzung von Großgrün
Ordnung des ruhenden Verkehr
Zielgruppe
Mieter
Unterstützende Maßnahmen
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Mittel (Straßenbeleuchtung)
Aufwand
Planung
Investitionen
Finanzierung
Eigenmittel der GWV
Städtebauförderung
Hemmnisse
Neuordnung der stadttechnischen Netze muss zeitgleich erfolgen
finanzieller Aufwand
Hauptverantwortliche/Akteure
Hauptverantwortliche: GWV, Stadt
Erforderliche Handlungsschritte
Klärung der Bereitstellung von Städtebaufördermitteln
116
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Investitionen
Handlungsfeld C
Verbindung des Quartiers mit der Altstadt
Öffentlicher Raum, über einen Weg an der Dosse
Wohnumfeld, Mobilität und Verkehr
Finanzierung
Eigenmittel der GWV
Wohnraumförderung des Landes
Hemmnisse
finanzieller Aufwand
Verfügbarbarkeit der Flächen
Hauptverantwortliche/Akteure
Hauptverantwortlich: Stadt
Erforderliche Handlungsschritte
Erwerb aufgegebener Gartenparzellen und Garagen
Konkretisierung der Planung
Generierung von Fördermittel
Durchführung der Investitionen
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
mittel
Mittelfristig bis langfristig
C3
Kurzbeschreibung
Die Dosse ist für die Bewohner des Quartiers bisher nicht erlebbar, da
der Zugang durch eine Kleingartenanlage versperrt ist. Angestrebt wird
eine öffentliche Zugänglichkeit der Dosse und die Schaffung einer
Fußwegeverbindung von der Röbeler Vorstadt zur historischen Altstadt.
Durch die Neugestaltung der Flächen in einem naturnahem
parkähnlichen Charakter mit Sitz- und Spielbereichen entsteht ein
Naherholungsraum der die Attraktivität des Wohngebietes deutlich
erhöht.
Der Garagenstandort soll langfristig umgestaltet werden, dort neu zu errichtende Carports könnten als Trägerkonstruktion für Solarpanele dienen.
Wirkung
Erhöhung der Attraktivität des Wohngebiets
Beitrag zu einer Stadt der kurzen Wege und zur Steigerung des
Fuß- und Radverkehrs
Beseitigung eines städtebaulichen Missstandes am jetzigen Garagenstandort
Zielgruppe
Mieter und Besucher
Unterstützende Maßnahmen
Einbindung in das Projekt „Schaugarten ländlicher Raum“
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Niedrig – weniger Autoverkehr, Generierung von Flächen für eine Einordnung von Solaranlagen (jetziger Garagenstandort)
Aufwand
Planung
117
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
6.2.4
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Handlungsfeld D: Gestaltung des Generationswechsels
und sozialer Zusammenhalt
Wichtig ist weiterhin im Rahmen der Umsetzung des Quartierskonzeptes eine offensive Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Dafür sollte
das o.g. Leitbild stärker vermarktet und für die Etablierung eines
positiven Bilds von der Röbeler Vorstadt genutzt werden. Das Leitbild orientiert auf ein familienfreundliches, generationsgerechtes
Quartier mit hoher Aufenthaltsqualität für Familien, Kinder und Senioren.
Das Handlungsfeld D stellt einen Querschnittbereich dar, der bei allen Maßnahmen mit zu berücksichtigen ist. Aufgrund der besonderen Bedeutung für die nachhaltige Quartiersentwicklung wird er hier
besonders hervorgehoben.
So müssen bei allen geplanten Umsetzungsschritten des energetischen Quartierskonzeptes immer die künftigen Zielgruppen, die für
die Röbeler Vorstadt gewonnen werden sollen, in den Blick genommen werden. Entsprechend dem Leitbild „Parkstadt Röbeler
Vorstadt – Wohnstandort für alle Generationen“ sind die Vorschläge
zur Weiterentwicklung des Wohnungsangebotes und zur Aufwertung des Wohnumfeldes bereits darauf ausgerichtet sowohl für ältere Menschen als auch für junge Familien günstige Rahmenbedingungen zu schaffen (insb. Barrierefreiheit, attraktivere Gestaltung
des Wohnumfeldes). Trotz der Umsetzung umfangreicher Aufwertungsmaßnahmen sollen die Mieten weiterhin sozialverträglich gestaltet werden und insbesondere die Wohnnebenkosten durch Einsparungen im energetischen Bereich gesenkt werden.
Sinnvoll kann es sein, im Rahmen einer Befragung der Bewohner,
deren Wohnwünschen und -zufriedenheit von Zeit zu Zeit genauer
zu erfassen. Dies kann auch ein wichtiger Baustein für das weitere
Monitoring der Entwicklung der Siedlung sein. Befragungen haben
aber immer auch einen aktivierenden Part. Indem sie die Bewohner
dazu anregen sich mit ihrem Quartier auseinanderzusetzen leisten
sie auch einen Beitrag zur Stärkung des Quartiersimages.
Da davon auszugehen ist, dass zuziehende Haushalte in die Röbeler Vorstadt eher jung und sozial schwächer aufgestellt sein werden
(vgl. Kap. 2.1 und 2.2), könnten mit einem fortschreitenden Generationswechsel soziale Spannungen zwischen älteren, seit vielen Jahren ansässigen Mietern und jungen, neu zuziehenden Haushalten
entstehen. Es wird daher empfohlen diesen Prozess eng zu begleiten und dafür auch personelle Ressourcen zur Verfügung zu stellen,
um bspw. soziale Kontakte im Quartier zu stärken und die Organisation gegenseitiger Hilfen zu verbessern.
118
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
6.2.5
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Handlungsfeld E: Öffentlichkeitsarbeit
können in der weiteren Umsetzung Berücksichtigung finden und Teil
des Monitorings sein.
Für die Konzeptentwicklung und die Umsetzung innovativer Lösungen ist die Akzeptanz und die Mitwirkungsbereitschaft der wohnungswirtschaftlichen Akteure, der Energieversorger und weiterer
quartiersbezogener Akteure ebenso entscheidend wie die Einbindung der Bevölkerung. Nur mit einer stetigen Einbindung der Öffentlichkeit lässt sich Akzeptanz für energetische Maßnahmen und ihre
finanziellen Folgen schaffen.
Die Umsetzung des Quartierskonzeptes ist durch weitere öffentliche
Informationsveranstaltungen zu begleiten. Begleitend dazu können
Plakataktionen, ein Erlebnispfad oder ein Quartiers-Stammtisch einen wichtigen Beitrag zur Identifikation mit dem Wohngebiet leisten.
Maßnahmen Handlungsfeld E
E1 Aufbau gemeinsamer Strukturen zur Ausführung des Konzeptes
E2 Plakatkampagne „Ziele und Maßnahmen des Energiekonzepts“
E3 Bewohner-Stammtisch
E4 Energieerlebnispfad
Es gilt, die Bevölkerung darauf aufmerksam zu machen, auf die
Vorteile, die sich durch eine energetische Erneuerung für das Quartier „Röbeler Vorstadt“ und auch darüber hinaus ergeben und
gleichzeitig die Bedenken und Unklarheiten bezüglich der zukünftigen Wärmeversorgung und der Preisentwicklung auszuräumen.
Zudem bietet sich hierdurch die Möglichkeit, den Nutzern der
Wohngebäude aufzuzeigen, welche Maßnahmen bisher schon an
den Gebäuden vorgenommen wurden bzw. welche Resultate hierdurch erzielt wurden und welche aus dem Energiekonzept resultierenden Maßnahmen demnächst umgesetzt werden.
Nach Fertigstellung des energetischen Quartierskonzeptes ist daher
die Einbindung der Öffentlichkeit in den Prozess der energetischen
Stadtsanierung weiter fortzusetzen. Dazu ist das Konzept jedermann zugänglich zu machen. Es empfiehlt sich das energetische
Quartierskonzept auf der Homepage der Stadt Wittstock zum Download zur Verfügung zu stellen. Zudem sollten die zentralen Ergebnisse der Untersuchungen den interessierten Bürgern der Röbeler
Vorstadt vorgestellt und mit ihnen diskutiert werden. Es sollte den
Bewohnern die Möglichkeit eingeräumt werden sich aktiv mit eigenen Ideen und Anregungen in den Prozess der energetischen
Stadtsanierung einzubringen. Die Anmerkungen und Informationen
119
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungsfeld E
Öffentlichkeitsarbeit
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Erforderliche Handlungsschritte
Definition der Aufgabenbereiche
Aufbau gemeinsamer Strukturen zur Ausführung des Konzeptes
E1
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
hoch
Kurzbeschreibung
Die Zusammenarbeit der Akteure ist auch nach Abschluss des Erarbeitungsprozesses des energetischen Quartierskonzeptes „Röbeler Vorstadt“ wünschenswert und notwendig, um beschlossene Maßnahmen erfolgreich umzusetzen und auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Die
Aufgaben liegen z.B. in der Mitwirkung an Entscheidungen bei Planung
und Umsetzung von Maßnahmen und zusätzlich um Beratung und Öffentlichkeitsarbeit bei der Ausführung.
Wirkung
Begleitung und Umsetzung
Initiierung weiterer energiepolitischer Aktivitäten
Zielgruppe
Siehe Akteure
Unterstützende Maßnahmen
Energiemanager
Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Niedrig - kein direktes Energieeinsparpotenzial
Aufwand
Tagungsturnus ¾ jährlich
Finanzierung
Nicht notwendig
Hemmnisse
Bereitschaft zur Mitarbeit
Hauptverantwortliche/Akteure
Stadt Wittstock, Wohnungsunternehmen, Energieversorger
120
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
mittelfristig/Daueraufgabe
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungsfeld E
Öffentlichkeitsarbeit
E2
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Denkbar ist, die Plakataktion auf weitere Druckerzeugnisse, wie Postkarten oder Handzettel auszuweiten.
Plakataktion „Welche Veränderungen
bringt die Umsetzung des Quartierskonzepts für die Mieter“
Wirkung
Sensibilisierung für das Thema Energieeinsparung und Investitionen in die Gebäude
Information und Aufklärung
Zielgruppe
Einwohner, Touristen
Unterstützende Maßnahmen
Begleitende Öffentlichkeitsarbeit in der Presse, auf der städtischen Internetseite u.a.
Informationsveranstaltungen
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Niedrig - kein direktes Energieeinsparpotenzial
Kurzbeschreibung
Mit der Plakataktion wird die Wahrnehmung der bisher umgesetzten und
der geplanten energetischen Maßnahmen im Quartier gefördert. Ziel ist
es, dass sich die Bewohner/Mieter mit ihrem Quartier als zukunftsfähigen und wohnwerten Stadtteil identifizieren.
Unter dem Motto „Wir reduzieren unseren Energieverbrauch durch…“
werden z.B. die verschiedenen energetischen Maßnahmen an den Gebäuden, den Netzen und zur Reduzierung des motorisierten Verkehrsaufkommens dargestellt. An prominenten Stellen im Quartier werden die
aus dem Konzept resultierenden Maßnahmen und bereits umgesetzte
Maßnahmen beschrieben. Aufmerksamkeit erwecken vor allem die angeführten Zahlen. Wer weiß schon wie hoch die zu erreichenden Einsparungen durch die Anbringung einer Wärmedämmung sind und welche
Erträge eine Solarthermieanlage generiert.
Aufwand
mittlerer personeller und finanzieller Aufwand
Finanzierung
Eigenmittel
Hemmnisse
Kostenaufwand
Hauptverantwortliche/Akteure
Wohnungsunternehmen
Erforderliche Handlungsschritte
Druck der Plakate und Flyer
geeignete Flächen zum Anbringen der Plakate auswählen
Plakate anbringen
Verteilung der Flyer
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
hoch
mittelfristig/Daueraufgabe
Begleitend zu den Plakaten sorgt ein Flyer für die notwendigen Informationen zum Konzept.
121
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungsfeld E
Öffentlichkeitsarbeit
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Finanzierung
Haushaltsmittel
Quartiers-Stammtisch
E3
im Rahmen der KfW-Förderung des Sanierungsmanagers
Kurzbeschreibung
Einrichtung eines Quartiers-Stammtisches. Der Stammtisch soll die
Möglichkeit geben, in regelmäßigen Abständen Informationen zum Thema Umsetzung des Quartierskonzepts, Energieeinsparung und kommende Sanierungsmaßnahmen an Interessierte weiterzugeben und sich
unter einander auszutauschen. Dabei sollen möglichst viele Akteure erreicht aber auch einbezogen werden (Mieter, Wohnungsunternehmen,
Stadt etc.).
Ziel ist es, Mieter und Wohnungsunternehmen zu vernetzen und über
künftige Umsetzungen und daraus resultierenden Vorteilen zu informieren
Hemmnisse
Funktioniert nur, wenn es langfristig nicht von der Verwaltung getragen und organisiert wird
Hauptverantwortliche/Akteure
Sanierungsmanager, Stadtverwaltung in der Anlaufphase, engagierte Bürger, Vereine
Erforderliche Handlungsschritte
Kommunikation der Idee und Aktivierung von Mitwirkenden/Organisatoren
Wirkung
Vernetzung
Aufstellung eines Aktivitätenplanes (wie oft, wo, Ideen zu Themen)
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
niedrig
Information, Aufklärung
Sensibilisierung
Zielgruppe
Mieter, Stadtverwaltung, Stadt, Unternehmen, etc.
Unterstützende Maßnahmen
Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit
Verbrauchsberatung, Energieeinsparung
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Niedrig bis mittel - das Energieeinsparpotenzial ist nicht direkt quantifizierbar, allerdings ist davon auszugehen, dass viele wesentliche Maßnahmen bspw. im Haushaltssektor erst durch Information und die Empfehlungen von einer vertrauenswürdigen Beratung umgesetzt werden.
Aufwand
geringer personeller und finanzieller Aufwand
122
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
mittelfristig/Daueraufgabe
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungsfeld E
Öffentlichkeitsarbeit
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Finanzierung
Haushaltsmittel, Wohnungsunternehmen
Energieerlebnispfad
E4
Sponsoring durch Unternehmen
Hemmnisse
Finanzierung und Zuständigkeiten
Kurzbeschreibung
Begleitend zur Plakataktion „Wir reduzieren unseren Energieverbrauch
durch…“ bietet es sich an, die im Quartier bereits umgesetzten energetischen Maßnahmen erlebbar zu machen. Ein Energielehrpfad kann das
Thema Energieeinsparung bzw. energetische Quartiersentwicklung visuell verdeutlichen und Einwohner sowie Ausflügler gleichermaßen anregen, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Dieser Pfad könnte z.B. dem Regenwasser (bis zur Dosse) oder der Wärmeleitung folgen
und sich den Bogen zum Thema Energieeinsparen sowie Klimaschutz
spannen.
Hauptverantwortliche/Akteure
Wohnungsunternehmen, Stadt
Erforderliche Handlungsschritte
Entwicklung eines Ausstellungskonzeptes
Erstellen eines Finanzierungskonzeptes
Beauftragung eines Fachbüros
Wirkung
Bildung
Priorität (niedrig-mittel-hoch)
mittel
Aufklärung
Qualifikation
Erhöhung der Akzeptanz für die Umsetzung
Zielgruppe
Bürger, Mieter
Unterstützende Maßnahmen
Plakataktion
Energieeinsparpotenzial (niedrig-mittel-hoch)
Die Maßnahme besitzt kein direktes Einsparpotential.
Aufwand
Investiver Aufwand für die Einrichtung des Erlebnispfads sowie für
die Wartung.
123
Umsetzungszeitraum (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
mittelfristig/ Daueraufgabe
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
6.3
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Maßnahmen der Kategorie I – zeitnah umsetzbare geringinvestive Maßnahmen
Kosten- und Finanzierungsplan unter Einbeziehung
von Fördermöglichkeiten
1. Nutzerschulung
6.3.1
In Einzelfällen ist das mögliche Einsparpotential, wie unter den vorgenannten Punkten beschrieben, erheblich. Jedoch bleibt der Wärmeverbrauch zumeist, trotz der vorgefundenen Kipplüftung, unter
den Durchschnittswerten. Prioritäres Ziel ist es, die Schädigung des
Bauwerks durch Fehlnutzung zu verhindern. Die aufzuwendenden
Kosten sind im Einzelnen überschaubar, aber wiederkehrend, da
der Lerneffekt meist nicht lange anhält. Die Beratungsleistung zur
Umsetzung dieser Maßnahme kann entweder durch einen Mitarbeiter der Wohnungsunternehmen, über eine neu zu schaffende Stelle
eines Energiemanagers oder durch einen externen EnergiesparContractor erfolgen.
Kosten- und Finanzierungsplanung zur energetischen
Ertüchtigung der Gebäude im Quartier
In der vorherigen Betrachtung der vor Ort begutachteten Wohngebäude in der Röbeler Vorstadt wurden verschiedene energetische
Maßnahmen aufgezeigt. Diese variieren im Hinblick auf den Kostenaufwand je nach Gebäudezustand zum Teil sehr stark.
Um dennoch Aussagen über eine mögliche Investitionssumme für
die jeweilige Maßnahme treffen zu können, werden im Folgenden
die als prioritär und beispielhaft eingestuften Maßnahmen genannt
und eine Kostenschätzung basierend auf Erfahrungswerten und
Kosten bereits abgerechneter Bauvorhaben (nach BKI 2013) vorgenommen. Die erzielten Einsparungen durch die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen wurden jeweils vom gleichen Ausgangszustand gerechnet. Die aufgeführten Kosten sind Bruttosummen.
Nutzerschulung - Anzusetzende Kosten
Die Einteilung der Kosten- und Finanzierungsplanung erfolgt nach
den oben genannten Kategorien I-V (geringinvestive Maßnahmen –
Modellbauvorhaben).
124
Eigene Kosten
Möglichkeit der
Förderung
Ausschreibung
Vertragserstellung
Bis zu 80.000
EUR
Contracting
Geringer Aufwand
Wohnungsunternehmen
Eigenes Personal
Wird über
Einsparungen
refinanziert
k.A.
Maximal 3 Jahre
Förderhöchstbetrag auf 150.000
EUR/Quartier
Zuschuss in Höhe
von 65 % der förderfähigen Kosten
keine
Verantwortlicher
Aufwand
Energiemanager
keine
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Um durch diese Maßnahme Einsparungen zu generieren ist eine
rege Teilnahme der Mieter erforderlich. Jedoch kann im Vorfeld keine Aussage darüber getroffen werden wie groß das Interesse an Informationen und Schulungen ist und in welchem Umfang die Vorschläge Umsetzung finden. Aus diesem Grund lässt sich eine Wirtschaftlichkeit der Maßnahme zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar darstellen.
Die Maßnahme ist aufgrund der möglichen Einsparungen bei einem
geringen Mitteleinsatz wirtschaftlich darstellbar und rechnet sich wie
bei den nachfolgend beispielhaft aufgeführten Gebäuden schätzungsweise innerhalb von 4-8 Jahren (ohne Verzinsung, konstante
Energiepreise).
Kosten und Einsparungen – Schätzung auf Grundlage der uns vorliegenden Verbrauchsdaten und Angaben
VerObjekte
brauch Geschätzte
Finanzieller Auf17
1.Bauabschnitt
sreduk- Amortisation
wand
tion
(ø 6 EUR/m²WF)
in EUR
Ø 10%
in Jahren
In kWh
Karl-Liebknecht-Str.
2.900
5.900
6
12-13
Clara-Zetkin-Str. 1-3
2.700
4.200
8
2. Anpassung der Heizungsanlage (Heizkurven, Anschlusswerte, Verbesserung der Dämmung etc.)
Potential 6% - 20%
Diese Maßnahme betrifft vor allem die zentralbeheizten Gebäude
und umfasst die Anpassung der Heizungsanlage und vor allem die
Korrektur von Heizkurven und anderen Einstellgrößen, den hydraulischen Abgleich der Anlage, den Einbau von Hocheffizienzpumpen,
und die Verbesserung der Dämmung von Armaturen und Leitungen.
Diese Maßnahmen sind aufgrund der geringen Investition nicht förderfähig. Die Kosten hierfür sind entweder durch den Gebäudeeigentümer selbst zu tragen oder über ein Contracting-Modell finanzierbar.
Anpassung der Heizungsanlage - Anzusetzende Kosten
Eigene KosMöglichkeit der
Aufwand
Verantwortlicher
ten
Förderung
GebäudeeigenErmittlung der
5,00 –
tümer
Möglichkeiten,
7,00EUR pro
Beauftragung von
qm Nutzfläche
Fachfirmen
Contracting
Geringer Aufwand Wird über die
Einsparungen
refinanziert
Clara-Zetkin-Str. 5-7
3.100
8.000
4
Clara-Zetkin-Str. 9-11
3.500
6.000
5
Clara-Zetkin-Str. 13-15
3.500
7.300
5
Clara-Zetkin-Str. 17
2.000
4.200
6
Röbeler Str. 56 - 60
Röbeler Str. 62 - 66
Röbeler Str. 68
7.700
7.800
1.400
16.500
16.400
3.000
4
4
6
Betrachtet man lediglich die notwendigen Kosten zur Verbesserung
der Leitungsdämmung, so rechnen sich diese meist schon im ersten
17
125
Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Kategorie II –Maßnahmen im Zuge von sowieso notwendigen
Gebäude erhaltenden- und wohnwertverbessernden Maßnahmen
Jahr. Jeder Meter ungedämmter Heizleitung bedeutet einen Verlust
von bis zu 40,00 EUR im Jahr. Dem gegenüber steht eine Investition in die Dämmung von 10,00-30,00 EUR/m.
Prioritäre bauerhaltende Maßnahme nach Kategorie II ist laut vorhergehenden Untersuchungen die Abdichtung und Trockenlegung
der Gebäudesockel, da hierdurch Langzeitschäden am Gebäude
vermieden werden.. Als Sowieso-Maßnahme wird hier die Dämmung der Gebäudesockel empfohlen. Im Rahmen der hofseitigen
Geländemodellierung ist die Anbringung einer Perimeterdämmung
ebenfalls kostengünstig möglich.
3. Beseitigung von Undichtigkeiten an Außentüren und Fenstern
Einsparpotential 1-2%
Offen stehende Türen, schlecht schließende bzw. abdichtende
Fenster und Türen zu beheizten Räumen stellen eine vermeidbare
und leicht zu behebende Wärmeverlustquelle dar. In den Wohngebäuden sind die Flure zumeist unbeheizt. Über die unzureichend die
Wärme abhaltenden Wohnungstüren kann jedoch Wärmeenergie
verloren gehen. Zudem verlieren Dichtungen oft bereits nach 7-10
Jahren ihre Elastizität und dichten das Fenster und die Tür nicht
mehr vollständig gegen eindringende Feuchtigkeit und kalte Luft ab.
Zudem können im Zuge der geplanten Balkonanbauten die betreffenden Fassaden zusätzlich ertüchtigt werden. Eine weitere wohnwertverbessernde Maßnahme ist die Dämmung von bisher ungedämmt gebliebenen Fassaden.
Abdichtungs- und Dränarbeiten im Bereich der Gebäudegründung incl. Sockeldämmung
Einsparpotential bis zu 2%
Die Kelleraußenwände in den unbeheizten Kellerräumen der im
Quartier befindlichen Wohngebäude sind zumeist ungedämmt. Das
mögliche Einsparpotential kann durch die Anbringung einer Dämmschicht jedoch nicht vollumfänglich ausgeschöpft werden, da die in
den Kellerräumen befindlichen Fenster aus Mitte der 1990er Jahre
meist undicht oder lediglich einfachverglast sind.
Beseitigung von Undichtigkeiten - Anzusetzende Kosten bei
Fremdvergabe
Bauteile
Erneuerung Fensterdichtungen
Einbau einer Bodendichtung Außentür
Einbau von Dichtungen in Vollholztüren
Aufwand
Ausschreibung von
Handwerksleistungen
Ausschreibung von
Handwerksleistungen
Ausschreibung von
Handwerksleistungen
Kostenschätzung
Fördermöglichkeit
100-150
EUR/ Fenster
keine
200-500
EUR/ Tür
500
EUR/Tür
keine
keine
126
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Ähnlich stellt es sich auch bei einer gesonderten Betrachtung der
übrigen Gebäude dar.
Abdichtungs- und Dränarbeiten incl. Sockeldämmung - Anzusetzende Kosten bei Fremdvergabe – brutto nach BKI 2013
Möglichkeit
KostenschätPositionen
Aufwand
der Fördezung
rung
Baugrubenherstellung
40 EUR/ m³
Energieef(Aushub + Wiederverfülfizient Salung)
nieren
KFW
MengenerfasDränleitung aus Sicker75 EUR/ lfm
keine
sung, Ausschicht mit Noppenbahschreibung
nen, Filtervlies, Sickervon Handpackung um PVC Dränwerksleistunleitung mit Geotextil und
gen
Kontrollschacht
Bitumenanstrich incl.
20,00 EUR/
EnergieefPutzausbesserung
m²
fizient Sanieren
Perimeterdämmung vor
55 EUR/ m²
KFW
Kellerwand incl. Putz
und Anstrich
Kosten und Einsparungen bei Fremdvergabe – Schätzung auf Grundlage der vorliegenden Verbrauchsdaten und Angaben - Abdichtungsund Dränarbeiten incl. Sockeldämmung
Objekte des
1.Bauab-schnitts
127
Geschätzte
18
Amortisation
in Jahren
GesamtNur
samtmaß Dämmaßmung
nahme
nur
Dämmung
K.-Liebknecht
Str. 12-13
24.165
8.910
1.170
(260)
(96)
Clara-ZetkinStr. 1-3
24.165
8.910
850
(360)
(132)
26.855
9.948
1.580
(158)
(59)
30.207
11.242
1.200
(235)
(87)
30.207
11.242
1.450
(195)
(72)
17.667
6.402
840
(266)
(96)
39.270
14.740
3.300
(111)
(42)
39.270
14.740
3.280
112
42
15.615
5.610
595
(330)
(119)
18
Betrachtet man dann lediglich die Dämmmaßnahme, so rechnet
sich diese Investition an den Typ 3- Gebäuden nach ca. 42 Jahren.
Verbrauchsreduktion
2%
In kWh
Gesamtmaßnahme
Clara-ZetkinStr. 5-7
Clara-ZetkinStr. 9-11
Clara-ZetkinStr. 13-15
Clara-ZetkinStr. 17
Röbeler Str. 56
- 60
Röbeler Str. 62
- 66
Röbeler Str. 68
Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass sich die Gesamtmaßnahme
inklusive Grabenaushub, bituminöser Abdichtung, Dränarbeiten etc.
nicht wirtschaftlich darstellen lässt und sich beispielsweise bei dem
Wohngebäude in der Clara-Zetkin Straße 5-7 erst in 158 Jahren
amortisiert. Diese Maßnahmen sind nur zu empfehlen, wenn Feuchtigkeitsschäden am Sockel den Eigentümer zwingen, Abdichtungsarbeiten vorzunehmen oder sowieso Arbeiten am Gebäudesockel
(z.B. im Rahmen der Geländemodellierung oder der Balkonanbauten) geplant sind.
Finanzieller Aufwand
in Euro
Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
ßenordnung von 40 bis 60 Jahren. Eine Finanzierung ist über Mittel
der KfW aus dem Programm „Energieeffizient Sanieren“ möglich.
Dämmarbeiten im Zuge von Balkonanbauten
Einsparpotential bis zu 18%
Es ist geplant, alle Gebäude mit Balkonen auszustatten. Für die
Umsetzung dieser Maßnahme sind Arbeiten an den jeweils dafür
vorgesehenen Fassaden notwendig (Fenster demontieren, Fensteröffnungen vergrößern usw.). Als Sowieso-Maßnahme ist die zusätzliche Dämmung der bisher nur unzureichend gedämmten Fassaden
vorgesehen. Die Kosten hierfür betragen je nach Beschaffenheit
des Untergrundes und Dämmstärke ca. 80 EUR pro QmDämmstoff19. Als Einzelmaßnahme incl. Gerüststellung, so zeigt die
folgende Berechnung, ist diese Maßnahme nicht wirtschaftlich umsetzbar.
Kosten und Einsparungen bei Fremdvergabe – Schätzung auf Grundlage der vorliegenden Verbrauchsdaten und Angaben – Dämmung der
Fassaden an denen Balkone montiert werden
Objekte des
1. Bauabschnitts
KarlLiebknechtStr. 12-13
Jedoch ist die Dämmung der bisher nicht gedämmten Fassaden
unbedingt sinnvoll, da die Verbrauchsdaten der betreffenden Gebäude (Typ II und Typ III) im Schnitt bei ca. 130kWh/m²NF liegen.
Der Spitzenverbrauch liegt sogar bei ca. 153kWh/m² (Clara-ZetkinStr. 5/7).
Finanzieller Aufwand in Euro
Verbrauchsreduktion
In kWh
Potential 5%
19.040,00
82
2.930
Clara-Zetkin18.424,00
Str. 1-3
Potential 5%
Clara-Zetkin18.320,00
Str. 5-7
Clara-Zetkin20.060,00
Str. 9-11
Potential 12%
9.500
Potential 12%
7.200
Potential 12%
8.700
2.120
Clara-Zetkin20.060,00
Str. 13-15
Clara-ZetkinVerfügt bereits über Balkone
Str. 17
Potential 18%
Röbeler Str. 39.040,00
56 - 60
29.760
Potential 18%
Röbeler Str. 39.040,00
62 - 66
29540
Potential 5%
Röbeler Str. 8.320,00
68
1.490
Sollte der Zustand der Fassaden oder der Balkonanbau sowieso eine Gerüststellung notwendig machen, so ist die Anbringung der
Dämmung als zusätzliche Leistung meist wirtschaftlich. Bei sorgfältiger Planung und fachgerechter Ausführung wird das Wärmedämmverbundsystem unter dem Strich nicht mehr Wartung erfordern als eine verputzte einschalige Wand. Das Fraunhofer-Institut
für Bauphysik (IBP) veranschlagt die Lebensdauer von Wärmedämmverbundsystemen nach neuesten Forschungen in einer Grö-
19
20
Preise sind abhängig vom Ist-Zustand des Gebäudes, jeweils inklusive
Arbeitskosten | Quelle: Baukostenindex 2013
128
Geschätzte
20
Amortisation
In Jahren
110
18
26
22
12
12
70
Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
geführten Kosten blieb die Anpassung der Fensterbänke unberücksichtigt. Auch bei dieser Maßnahme gilt: Sollten Gerüststellungen
an den Fassaden zur Instandhaltung notwendig sein, so könnten
die Dämmmaßnahmen als Kopplungsmaßnahmen durchgeführt
werden.
Dämmung bisher ungedämmter Fassaden
Einsparpotential bis zu 43%
Einige Außenfassaden der Gebäude im Betrachtungsgebiet erhielten bisher keine zusätzliche Dämmschicht. Dies betrifft zumeist die
Gebäudekategorie II und die Gebäudekategorie III. Um den Dämmstandard und den Wärmedurchgang sowie die damit verbundene
Wohnwertverbesserung zu erreichen, sind Dämmstärken von mindestens 140mm besser aber 180mm aufzubringen. Die Kosten hierfür liegen in Abhängigkeit des Zustands der Fassaden bei 80-100
EUR/m²21.
Kosten und Einsparungen bei Fremdvergabe – Schätzung auf Grundlage der vorliegenden Verbrauchsdaten und Angaben – Dämmung von
bisher ungedämmten Fassaden
Objekte des 1.
Bauabschnitts
K.
Liebknecht
Str. 12-13
Clara-Zetkin-Str.
1-3
Dämmarbeiten an bisher ungedämmten Fassaden - anzusetzende
Kosten bei Fremdvergabe – brutto nach BKI 2013
Möglichkeit
KostenschätPositionen
Aufwand
der Fördezung
rung
Baugerüst
10 EUR/ m²
WärmedämmverMengenerfassung,
Energieefbundsystem MW
Ausschreibung
50 EUR/m²
fizient Sa160mm WLG 035
von Handwerksnieren
leistungen
KFW
Putz incl. Malerar30 EUR/m²
beiten
Clara-Zetkin-Str.
5-7
Clara-Zetkin-Str.
9-11
Clara-Zetkin-Str.
13-15
Clara-Zetkin-Str.
17
Röbeler Str. 56 60
In der folgenden Berechnung ist dargestellt, dass sich diese Maßnahme bei allen Gebäuden schon vor Ablauf der für das Wärmedämmverbundsystem angegebenen Lebensdauer von 40-60 Jahren
durch die zu generierenden Einsparungen refinanziert. Bei den auf21
129
Verbrauchsreduktion
In kWh
Geschätzte
22
Amortisation
In Jahren
Bereits gedämmt
41.220
45.000
45.000
Potential 35%
27.700
Potential 35%
21.000
Potential 35%
25.400
14
20
17
Bereits gedämmt
103.140
Röbeler Str. 62 66
103.140
Röbeler Str. 68
Bereits gedämmt
22
Preise sind abhängig vom Ist-Zustand des Gebäudes, jeweils inklusive
Arbeitskosten | Quelle: Baukostenindex 2013
Finanzieller Aufwand
In Euro
Potential 43%
71.100
Potential 43%
70.600
14
14
Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Kategorie III – Maßnahmen mit mittlerem Mitteleinsatz
Kosten und Einsparungen bei Fremdvergabe – Schätzung auf Grundlage der vorliegenden Verbrauchsdaten und Angaben – Kellerdeckendämmung
Kellerdeckendämmung
Einsparpotential bis zu 10%
Wie oben beschrieben, blieben die Kellerdecken der im Quartier
befindlichen Wohngebäude bisher größtenteils von Dämmmaßnahmen unberücksichtigt. Über den Erdgeschossfußboden können
zu einem unbeheizten Kellerraum mehr als 10% der Heizenergie
verloren gehen. Zudem leiden viele Bewohner der Erdgeschosswohnungen wegen der fehlenden Kellerdeckendämmung unter einer fehlenden Behaglichkeit und beklagen Fußkälte. Für die Dämmung von Kellerdecken sind laut BKI 2013 Kosten in Höhe von ca.
54,00 EUR/m²23 brutto anzusetzen. Ist eine Anbringung unterseitig
nicht möglich, so ist von deutlich höheren Kosten auszugehen. Wie
in der folgenden Auflistung ersichtlich, stellt sich diese Maßnahme
als wirtschaftlich dar.
Karl-LiebknechtStr. 12-13
14.769
Clara-Zetkin-Str.
1-3
14.769
Clara-Zetkin-Str.
5-7
19.494
Clara-Zetkin-Str.
9-11
20.520
Clara-Zetkin-Str.
13-15
20.520
Die Maßnahmen können aus dem Programm „Energieeffizient Sanieren“ der KFW per Darlehen gefördert werden.
Clara-Zetkin-Str.
17
9.774
Röbeler Str. 56 60
30.510
Röbeler Str. 62 66
30.510
Röbeler Str. 68
8.208
Objekte des 1.
Bauabschnitts
23
24
Preise sind abhängig vom Ist-Zustand des Hauses, jeweils inklusive
Arbeitskosten | Quelle: Baukostenindex 2013
130
Finanzieller Aufwand
In Euro
Verbrauchsreduktion
in kWh
10%
Geschätzte
24
Amortisation
In Jahren
32
5.850
10%
4.230
9%
7.130
9%
5.410
9%
6.530
10%
4.180
7%
11.570
7%
11.490
10%
2.980
44
26
35
29
29
25
25
35
Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Kategorie IV – Energetische Maßnahmen zur Ertüchtigung bereits sanierter Gebäudeteile und zur Reduzierung von Lüftungswärmeverlusten
Austausch einfachverglaster Fenster im Kellerbereich
Einsparpotential bis zu 3%
Diese Maßnahme ist ergänzend zur Ertüchtigung des Kellers und
des Gebäudesockels notwendig, um den Wärmeverlust über die
Kellerräume insgesamt zu reduzieren. Zudem befinden sich in den
Kellerräumen auch die Wärmeübergabestationen und zahlreiche
Leitungen. Um die Leitungsverluste insgesamt zu senken, ist es
notwendig, den Kaltlufteintrag über die Fenster zu reduzieren. Der
Austausch von 1-Scheiben-Fenstern lohnt sich innerhalb der Lebensdauer eines Fensters von 15 bis 20 Jahren.
Ziel der nachfolgend aufgeführten Maßnahmen ist die energetische
Sanierung der Wohngebäude über den bisherigen Ansatz hinausgehend. Zudem sollen noch vorhandene Schwachstellen weitestgehend erkannt und behoben werden, um das Optimum an Einsparungen zu generieren. Dieses betrifft Maßnahmen wie die weitere
Dämmung bereits gedämmter Fassaden, die Optimierung bereits
vorhandener Fenster und die Reduzierung vorhandener Wärmebrücken. Ziel ist es, die Wohngebäude im Quartier langfristig energetisch zu ertüchtigen und kommende Energiepreissteigerungen
schon jetzt abzudämpfen. Je früher eine solche Maßnahme umgesetzt wird, umso früher amortisiert sich diese.
Einbau einer kontrollierten Lüftung mit Wärmerückgewinnung
Einsparpotential bis zu 20%
Als eine Maßnahme der Kategorie IV wird der Einbau einer kontrollierten Lüftung angeführt. Der Einbau einer kontrollierten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung stellt eine Möglichkeit zur Energieeinsparung dar, wenn die Transmissionswärmeverluste reduziert
bzw. die Außenbauteile bereits optimiert wurden. Die kontrollierte
Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung senkt die Energiekosten um bis zu 20 Prozent. Diese Maßnahme ist im Rahmen des
KFW- Programms „Energieeffizient Sanieren“ förderfähig.
131
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
giepreisniveau nicht innerhalb der für solche Anlagen vorgesehenen
Lebensdauer von 15 Jahren durch daraus resultierende Einsparungen refinanzieren lassen. Zudem wurde in der Berechnung von einem Bau der Anlage in einem Zuge ausgegangen. Die Etappenweise Umsetzung wird sicherlich mit erhöhten Kosten verbunden sein.
Die benannten Einsparpotenziale beziehen sich auf den heutigen
Zustand der Gebäude. In Kombination mit weiteren Maßnahmen
könnten die der kontrollierten Wohnraumlüftung zuzuschreibenden
Energieeinsparungen geringer ausfallen. Aufgrund des bisherigen
Nutzerverhaltens, bei dem augenscheinlich die Mindestluftwechselraten nicht eingehalten werden, kann es durch den Einbau der Anlagen auch zu einer Erhöhung des Energieverbrauchs kommen.
Spätestens wenn die Luftdichtheit der Gebäude erhöht wird, z.B.
durch Einsatz verbesserter Fenster, ist ein Lüftungskonzept zu erstellen. Um Bauschäden wie z.B. Schimmelpilzbefall zu vermeiden,
muss ein Mindestluftwechsel garantiert werden, es gibt Gerichtsurteile, die für Mieter unzumutbar erachten, mehrmals täglich Stoßlüftungen durchzuführen. Es bleibt zu prüfen, inwieweit eine Umsetzung in einem Zuge den Mietern zuzumuten ist. Im Gegensatz dazu
kann die Energieeffizienz unter Zuhilfenahme eines an die Zuluft
gekoppelten Luftkollektors oder Erdregisters erheblich gesteigert
werden.
Kosten und Einsparungen bei Fremdvergabe – Schätzung auf Grundlage der vorliegenden Verbrauchsdaten und Angaben – Einbau einer
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Objekte des
1. Bauabschnitts
Finanzieller Aufwand
Verbrauchsreduktion in kWh
Potential 20%
Geschätzte
25
Amortisation
In Jahren
67.000
11.700
(71)
Clara-Zetkin69.000
Str. 1-3
8.500
(102)
Clara-Zetkin80.000
Str. 5-7
15.800
(47)
Clara-Zetkin80.000
Str. 9-11
12.000
(62)
14.500
(52)
8.400
(72)
KarlLiebknechtStr. 12-13
Clara-Zetkin81.000
Str. 13-15
Clara-Zetkin48.000
Str. 17
Röbeler Str.
56 - 60
131.000
33.100
(37)
Röbeler Str.
62 - 66
131.000
32.800
(37)
Röbeler Str.
68
45.000
6.000
(95)
Dämmung bereits gedämmter Fassaden
Einsparpotential bis zu 5%
Die bisher verbaute Wärmedämmung weist Materialstärken von 60
– 80 mm auf. Diese Dämmstärken entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen und müssten zur Erfüllung der aktuellen Energieeinsparverordnung mindestens verdoppelt werden. Die hierfür
laut Baukostenindex von 2013 anzusetzenden Kosten in Höhe von
Wie in der Berechnung aufgeführt, wird sich die Installation einer
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung bei dem heutigen Ener25
Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012
132
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
ca. 80EUR/m² 26 zzgl. Gerüstkosten lassen sich als Einzelmaßnahme nicht wirtschaftlich darstellen und verhält sich ähnlich wie unter
Kategorie II dargestellt.
Kosten und Einsparungen bei Fremdvergabe – Schätzung auf Grundlage der vorliegenden Verbrauchsdaten und Angaben – Aufdoppelung
der Fenster
Objekte des 1.
Bauabschnitts
Aufdoppelung der Fenster
Einsparpotential bis zu 7%
Da die vorhandenen Fenster einen U-Wert aufweisen, der nicht
mehr den heutigen Anforderungen entspricht, ist eine zusätzliche
Ertüchtigung mittel- bis langfristig sinnvoll, da die Fensterflächen bei
den Wohngebäuden im Quartier einen nicht unbedeutenden Anteil
an den Fassaden ausmachen (bis zu 17%) und neben den Lüftungswärmeverlusten mit die größten Wärmeverlustquellen darstellen. In die Erstellung der bestehenden Fenster ist bereits Energie
zur Herstellung geflossen und das Ende der Lebensdauer ist noch
nicht erreicht, daher empfiehlt sich der Einbau eines zusätzlichen
Fensters vor das bestehende. Das somit entstehende Kastenfenster
bildet eine Zwischenklimazone, in der sich die darin befindliche Luft
durch die einstrahlende Sonneinstrahlung erwärmt. Diese Luft kann
durch gezieltes Öffnen des innenliegenden Fensters zur Temperierung der Innenräume genutzt werden und dient somit der Heizungsunterstützung.
Finanzieller Aufwand
in Euro 450
Eur/m² Fensterfläche
Verbrauchsreduktion in kWh
Potential ø 7%
Geschätzte
27
Amortisation
In Jahren
29.250
4.100
90
29.250
3.000
123
Clara-ZetkinStr. 5-7
42.750
5.500
73
Clara-ZetkinStr. 9-11
44.550
4.200
99
45.900
5.100
84
23.400
2.900
101
Röbeler Str. 56
- 60
89.100
11.600
72
Röbeler Str. 62
- 66
89.100
11.500
72
Röbeler Str. 68
13.050
2.100
78
K.-Liebknecht
Str. 12-13
Clara-ZetkinStr. 1-3
Clara-ZetkinStr. 13-15
Clara-ZetkinStr. 17
26
27
Preise sind abhängig vom Ist-Zustand des Gebäudes, jeweils inklusive
Arbeitskosten | Quelle: Baukostenindex 2013
133
Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Kategorie V – Zukunftsweisende energetische Sanierungen im
Rahmen eines Modellbauvorhabens
Die Umsetzung der unter dem vorgenannten Punkt 5.1 skizzierten
Demonstrationsvorhaben auf Grundlage der Typ IV-Gebäude bieten
dem Wohnungsunternehmen die Möglichkeit, zukunftsweisende
Sanierungen mit Vorbildcharakter im eigenen Stadtgebiet umzusetzen. So lässt sich anhand eines Beispiels die Wirkung von technisch und baulich anspruchsvollen Lösungen anhand von Verbrauchsdaten und Nutzererfahrungen messen bzw. aufzeigen.
Im Folgenden einige Bespiele von erfolgreich umgesetzten zukunftsweisenden Sanierungen von DDR-Typenbauten.
Abb. 768: Blick ins Innere | Bildquelle: www.eternit.de/referenzen/mehrfamilienhauserfurt.html
Energetische Sanierung und Umbau des ehem. Bettenhauses der
Erfurter Frauenklinik zum Wohngebäude
Der in den 1970er Jahren erbaute DDR-Typenbau wurde vollständig entkernt, um 3 Geschosse zurückgebaut und es entstanden 30
großzügige barrierefreie Wohnungen im KfW 40-Standard. Die bestehenden Außenwände wurden vollständig zurückgebaut. Die
neuen Außenwände, die großen, einladenden Loggien und ein neues zurückgesetztes Staffelgeschoss wurden ökologisch, schnell und
wirtschaftlich in moderner Holzrahmenbauweise errichtet.
Somit entstand eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle in Holztafelbauweise. Mit dem Einsatz von Erdwärme durch Wasser-WasserWärmepumpen wurde eine ressourcenschonende, ökologische und
ökonomische Wärmeerzeugung gewählt. Jede Wohnung erhielt zudem eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Die Baukosten lagen aufgrund der hochwertigen Ausstattung, des schlechten Ursprungszustands (langer Leerstand) und des hohen Rückbauanteils bei rund 1.250EUR/m².
Abb. 757: Energetische Sanierung und Umbau des ehem. Bettenhauses der Erfurter Frauenklinik zum Wohngebäude
Bildquelle: www.eternit.de/referenzen/mehrfamilienhaus-erfurt.html
134
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Modellhafter Umbau eines in industrieller Bauweise gefertigten
Wohngebäudes in Halle-Neustadt
Abb. 770: Straßenansicht | Quelle: http://www.heinze.de/architekturobjekt/
Abb. 89: Bestand | Quelle: http://www.heinze.de/architekturobjekt/
Die ursprünglich immer gleichen Wohnungsgrundrisse des 1971 erbauten 5-geschossigen Wohngebäudes wurden in 18 verschiedene
Wohnungstypen verwandelt. Die ehemals 125 Wohnungen wurden
auf 71 reduziert. Hinzu kommen 10 sogenannte Town-Häuser mit
separaten Eingängen. Dies wurde durch einen Teilabriss der oberen beiden Geschosse des Gebäudes und durch das Hinzufügen
eines großzügigen, durchlaufenden Balkons sowie umfangreichen
Umbauten innerhalb des Plattenbausystems erreicht. Die ursprünglichen elf Treppenhäuser wurden auf sechs Kerne mit Aufzügen reduziert, indem Wohnungen vergrößert und aus den ursprünglichen
Zweispännern Dreispänner gemacht wurden. Durch den Teilrückbau der oberen beiden Geschosse entstand ein abgetreppter Baukörper, der große Dachterrassen ermöglicht Die Baukosten lagen
bei 711EUR/m².
Abb. 781: Rückansicht | Quelle: http://www.heinze.de/architekturobjekt
135
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Kita „Plappersnut“ Wismar
armen Lärchenschalung versehen. Die Südfassade mit den bauseits vorhandenen großen Fensteröffnungen erhielt eine Verschattungsanlage die gleichzeitig auch eine der Sonne nachgeführte PVAnlage ist.
Abb. 792: Typ KK/KG vor der Sanierung | Bildquelle: IGEL-Planung
Bereits im Jahr 2004 wurde im Rahmen eines Modellbauvorhabens
eine Kindertagesstätte in Wismar saniert. Es handelt sich im Ursprung um einen Kindergarten des Typs KK/KG 80/180 der mehr
als 300mal in den neuen Bundesländern gebaut wurde.
Die bestehenden Verbindungsbauten wurden zurückgebaut und der
neu geschaffene etwa 1000qm große Hof mit einer Folienmembran
überdacht. Der neue Hof (Klimahof) selbst ist unbeheizt, wirkt allerdings als thermische Pufferzone und trägt somit dazu bei, die
Transmissions- und Lüftungswärmeverluste zu reduzieren.
Abb. 803: Südfassade KiTa „Plappersnut“ in Wismar | Bildquelle: IGEL-Planung
An kalten Tagen genügt zur Temperierung die Solareinstrahlung
durch das Foliendach und die verglasten Stirnseiten völlig. Diese
kostenlos eingetragene Wärme wird auch zur Heizungsunterstützung genutzt und den Gruppenräumen über hygrisch gesteuerte
Membranen zugeführt. Um Überhitzung zu vermeiden, wurden in
den Außenfassaden Oberlichtöffner angeordnet, die sich bei Bedarf
öffnen.
Zudem bietet der Hof den Kindern einen neuen Spiel- und Erlebnisbereich der unabhängig der Witterungsverhältnisse vor allem in der
Übergangsjahreszeit und im Winter genutzt werden kann. Die Außenfassaden wurden zusätzlich gedämmt und mit einer wartungs-
Abb. 94: Klimahof der KiTa „Plappersnut“ in Wismar | Bildquelle: IGEL-Planung
136
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Neben den Energieeinsparungen und dem Nutzungsgewinn hat es
sich gezeigt, dass bei bereits umgesetzten Sanierungen von Kindertagesstätten im Rahmen von Demonstrationsbauvorhaben aufgrund
der angenehmeren Arbeitsatmosphäre der Krankenstand bei Beschäftigten und Kindern zurückgegangen ist.
Die Spanne von 540,00 -1.250,00 EUR/m² zwischen den genannten
Sanierungskosten ergibt sich aus dem Umfang der durchgeführten
Maßnahmen und dem zu betreibenden Aufwand und den verschiedenen Ausgangszuständen. So sind die KiTa in Wismar und das
Wohngebäude in Halle wie auch die im Quartier Röbeler Vorstadt
vorzufindenden Gebäude bereits in den 1990er Jahren teilsaniert
worden während das ehemalige Bettenhaus in Erfurt mehrere Jahre
leer stand und sich in einem schlechten Zustand befand.
Die Baukosten lagen bei 539 EUR/m² und der Endenergieverbrauch
ist nach der Sanierung um ca. 70% gesunken.
Weitere umgesetzte oder in Umsetzung befindliche Modellbauvorhaben auf Basis von DDR-Typenbauten
Objekt
Finanzieller
Aufwand für
KG 300/400
in EUR/m²
Verbrauchsreduktion
Gesamtbausumme
Endenergie
In %
Wendet man die Erkenntnisse aus den vorgenannten Zahlen auf eines der Wohngebäude des Typ III oder Typ IV an so ergibt sich folgendes Bild:
Förderung
Prognose Umsetzung Modellbauvorhaben in Wittstock
VerbrauchsGesamtbauObjekt
Finanzieller
reduktion
summe
Aufwand für
KG 300/400
in EUR
in EUR
KiTa „Plappersnut“ Wismar
Umbau Bettenhaus Frauenklinik zu Wohnungen Erfurt
Plattenbautransformation | Halle/Saale
539,00
1.256,00
711,00
70,00
80,00
58
2,0 Mio.
-
7,70Mio
EFRE Mittel
Endenergie
keine
Typ III
Beispiel:
Röbeler Str.
56-60
Typ IV
Beispiel:
FriedrichLudwigJahn- Str. 46
/ 48 / 50 / 52
1,35 Mio. „Soziale
Stadt“
650.000EUR
„Stadtumbau Ost“
Die vorgestellte Auflistung zeigt auf, dass Demonstrationsbauvorhaben meist mit Fördergeldern umgesetzt wurden, aber in der Ausführung nicht unbedingt teurer sind als Standard-Sanierungen. Jedoch sind die erreichten Einsparungen mit 60-80% erheblich. Die
aus den Einsparungen frei werdenden finanziellen Mittel können zur
Finanzierung von Krediten herangezogen werden.
in
EUR/m²BGF
750,00 –
850,00
750,00850,00
Einsparungen
Wärmeenergie
in %
in EUR
in kWh
70,00
1,45 Mio. –
1,64 Mio.
115.700
1,85 Mio. –
2,09 Mio.
125.700
70,00
Die Senkung des Wärmeenergieverbrauchs ist jedoch nur eine der
positiven Folgen aus der Umsetzung eines Modellprojekts. Weitere
137
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Nicht erneuert werden demgegenüber die in den 1990er Jahren bereits sanierten Fenster oder Sanitär- und Küchenbereiche.
Aspekte sind die Einsparung von Wasser durch Nutzung von Regenwasser, die Nutzung von selbsterzeugtem Strom und die Verbesserung des Gebäudeklimas sowie der Mehrgewinn für das
Quartier durch die Nutzung zusätzlich gewonnener Flächen (Klimahof) z.B. als Quartierszentrum.
Für die Umsetzung dieser Maßnahmen wird noch im Jahr 2013 ein
Förderantrag bei der ILB zur Förderung im Rahmen der Wohnraumförderung des Landes Brandenburg eingereicht. Die Kosten für diesen ersten Bauabschnitt – energetische Maßnahmen und Gebäudesanierung / Wohnwertverbessrung – sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
Nach der erfolgreichen Umsetzung der Bauvorhaben sollte ein Monitoringprozess erfolgen, denn oft zeigen sich nach Umsetzung der
Maßnahmen nicht vollumfänglich die erhofften Einsparungen. Mit
einer anschließenden Auswertung von relevanten Gebäudedaten
ließen sich noch höhere Einsparungen realisieren. Einer der Hauptgründe für höhere Verbrauchsdaten als in den vorherigen Berechnungen simuliert ist der sogenannte „Rebound-Effekt“.
Kostenschätzung Realisierungsphase 1 - Wohngebäudemodernisierung von 123 Wohnungen im Bereich Röbeler Straße / Clara-
Zetkin-Straße
Kosten (brutto)
In EUR
Maßnahme
Das bedeutet das technische Effizienzsteigerungen das Konsumverhalten verändern. So steigt mit zunehmenden Dämmstandards
auch die Innentemperatur von Gebäuden. Veröffentlichungen geben
diesem mit Effekt 5-30 % zuvor eingesparten Energie an.
Sanierung / Dämmung Fassaden
Kostenschätzung für die 1. Realisierungsphase der Wohngebäudemodernisierung
Ausgehend von der detaillierten Untersuchung energetischer möglicher Maßnahmen wurden für einen ersten Bauabschnitt mit 123
Wohnungen im Bereich der Röbeler Straße / Clara-Zetkin-Straße
konkrete Sanierungsmaßnahmen geplant. Vorgesehen sind die
Herstellung barrierefreier Zugänge und Terrassen im Erdgeschoss
durch Geländeanschüttungen, der Anbau von Balkonen und die
Neugestaltung des Wohnumfeldes im Blockinnenbereich. Darüber
sind – soweit erforderlich – wärmetechnische Sanierungen, insbesondere zusätzliche Dämmungen an bisher nicht gedämmten Fassadenseiten, im Dachbereich und an Kellerdecken vorgesehen.
Kellerdeckendämmung etc.
312.250
Sanierung Fenster / Türen
367.100
Erneuerung Heizungsanlagen
85.000
Erneuerung Elektroinstallation
65.700
Erneuerung Sanitärinstallation
61.200
Sanierungsmaßnahmen am Dach
Sanierung Decken/Fußböden
Sonstiges (Baustelleneinrichtung, Nebenkosten etc.)
Summe (ohne Wohnumfeld)
138
1.454.000
122.500
77.600
806.460
3.351.810
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
6.3.2
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Kosten- und Finanzierungsplan: Wärmeversorgung und
Einbindung von regenerativen Energien
Die Optimierungsphase II besteht in der Erweiterung des Wärmenetzes auf den Bereich der Unteroffizierssiedlung (Karl-LiebknechtStraße) bei Nachweis der Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahme. Weiterhin soll, entsprechend den Ergebnissen aus dem Monitoringprogramm der Optimierungsphase I, mit der Anpassung der sekundärseitigen Gebäudewärmenetze zur Minimierung der Rücklauftemperaturen im Wärmenetze fortgefahren werden. Dazu gehören die Optimierung der Warmwasserbereitung und der Einsatz hocheffizienter
Hausstationen. Der weitere Ausbau der thermosolaren Erzeugung
auf geeigneten Flächen (weitere Dachflächen, Carports) erfolgt
nach entsprechenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen mit geeigneten Techniken (z.B. Absorbern) in Verbindung mit saisonalen Wärmespeichern (z.B. eTanks).
Das Konzept basiert auf einer stufenweisen Umsetzung im Bereich
der Wärmeversorgung. Die vier grundsätzlichen Phasen sind die
Grundsicherung (Realisierungsphase 0), die Optimierungsphasen I
und II (Realisierungsphasen 1 und 2) und die Zielphase (Vision).
Die Grundsicherung umfasst die Errichtung einer temporär genutzten Containerheizzentrale am Standort Waldring zur Absicherung
der Wärmeversorgung ab September 2013.
Die Optimierungsphase I besteht in der Errichtung der Wärmeerzeugerzentrale am Standort Fr.-L.-Jahn-Straße und der Anpassung
des Wärmenetzes an die veränderten hydraulischen Bedingungen.
Weiterhin erfolgen die Verdichtung des Netzes durch Anschluss der
Gebäude Franz-Mehring-Str. 1-3, Clara-Zetkin-Str. 17 und 18 sowie
Kleine Röbeler Str. 68 und 70. Es sollen solarthermische Anlagen
zunächst auf 5 Wohnblöcken errichtet werden, deren Beitrag zur
Wärmeversorgung allen an das Wärmenetz angeschlossenen Gebäuden zu Gute kommt. Dazu wird ein Teil des vorhandenen Wärmenetzes, der durch die notwendigen Anpassungsmaßnahmen entfallen würde, zu einem Solarnetz umgewandelt. Dieses Solarnetz
überträgt die Solarwärme, die nicht direkt in den einzelnen Wohnblöcken genutzt wird (Verbrauch vor Speicherung), in das Nahwärmenetz. Die Verteilung der Solarwärme in den Wohnblöcken und
die Überschusseinspeisung erfolgen mittels spezieller Hausstationen
(z.B.
LLS
Solar
–
eine
Entwicklung
von
Bosch/Junkers/Parabel). Die Heizungssysteme in den Wohngebäuden werden einem hydraulischen Abgleich unterzogen. In dieser
Phase wird außerdem ein Monitoringprogramm etabliert, um die
Energieflüsse und die eintretenden Effekte zu eruieren.
In der Zielphase werden die solarthermischen Anlagen auf ihre
endgültige Größe erweitert und weitere saisonale Wärmespeicher
errichtet. Die Nahwärmenetztemperaturen werden abgesenkt
(Rücklauftemperatur kleiner 40 °C). Die Gebäude werden mit Wärmepumpen ausgerüstet, die die weitgehend abgesenkten Wärmenetztemperaturen auf die benötigten Temperaturen im Gebäude
anheben. Damit kann die Solarenergie optimal genutzt werden.
Die Kosten bis einschließlich Realisierungsphase 2 sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst.
139
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Kostenschätzung Realisierungsphase 1 - Optimierung – Teilbereich
Erzeugerzentrale und Wärmenetz
Kosten
ZwischenBezeichnung Maßnahme
(brutto)
summe
Kostschätzung Realisierungsphase 0 – Grundsicherung
Bezeichnung
Befristeter Anschluss
Heizcontainer
am Heizhaus
Waldring
Maßnahme
Kosten
(brutto)
gastechnische Einbindung (ohne
Herstellung Gasneuanschluss)
11.000 €
Hydraulische Einbindung und Inbetriebnahme
11.000 €
Nutzung Heizcontainer - Miete
Zwischen
schensumme
Errichtung 10 m3 Speicher incl. Planung
BHKW (optional)
Kostenansatz 550.000 €(incl. Planung)
Miete - keine Investition
Wärmenetzanpassung und erweiterung –Standort 1 incl. Planung und Genehmigung
Planung/Bauüberwachung
4.000 €
Standortverlegung Wärmeerzeugerzentrale
970.200 €
Kostenschätzung Realisierungsphase 2 – Optimierung – Teilbereich
Einbindung Solarenergie
Kosten
ZwischenBezeichnung Maßnahme
(brutto)
summe
66.000 €
33.000 €
Errichtung Solarfeld Friedrich-LudwigJahn-Straße
26.400 €
Lieferung von 80 Stück Solarmodule
incl. Zubehör (5 Wohnblöcke)
495.000 €
Installation von 80 Stück Solarmodulen
110.000 €
Lieferung und Montage der Stahlunterkonstruktion incl. Dachdurchörterung und Kraneinsatz
Solarwärmestation (5 Wohnblöcke)
incl. Planung
Übergeordnete Regelungstechnik (5
Wohnblöcke) incl. Planung
Photovoltaik-Module (Ausnutzung
restlicher freier Dachflächen zur
Stromversorgung der Pumpentechnik)
Erdgasanschluss
66.000 €
Erdgaskesselanlage 2,5 MW mit Peripherie incl. Planung und Genehmigung
231.000 €
26.000 €
Kostenschätzung Realisierungsphase 1 - Optimierung – Teilbereich
Erzeugerzentrale und Wärmenetz
Kosten
ZwischenBezeichnung Maßnahme
(brutto)
summe
Bauwerk Kessel incl. Planung und
Genehmigung (einfache Variante)
Bauwerk BHKW (optional) incl. Planung und Genehmigung (einfache
Variante)
Herstellung Infrastruktur (Wasser,
Abwasser, Elektroenergie, Umverlegung von Leitungen, Baufeldvorbereitung) incl. Planung und Genehmigung
33.000 €
514.800 €
140
247.500 €
489.720 €
151.800 €
12.650 €
1.506.670
€
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
6.3.3
Kostenschätzung Realisierungsphase 2 – Optimierung Teilbereich
Gebäudetechnik
Kosten
ZwischenBezeichnung Maßnahme
(brutto)
summe
Für den ersten Bauabschnitt der Wohngebäudesanierung mit 123
Wohnungen im Bereich der Röbeler Straße / Clara-Zetkin-Straße
wurden die Kosten für die Wohnumfeldgestaltung sowie die Erneuerung der öffentlichen Straßenräume ermittelt. Vorgesehen sind die
barrierefreie Gestaltung des Wohnumfeldes und Geländeanschüttungen, um die Erdgeschossbereiche ebenerdig zu erreichen. Zudem soll das Wohnumfeld im Blockinnenbereich durch Pflanzungen
und neue Ausstattungselemente attraktiv gestaltet werden.
hydraulischer
Abgleich/ Sanierung Heizungssystem
hydraulischer
Abgleich
Erneuerung Heizkörperventile
Sanierung Heizungssystem
Austausch Heizkreis- und Zirkulationspumpen
effiziente HAStationen
(bei SowiesoBlocksanierung)
Austausch der Hausanschlussstation 74.000 € je
gegen eine hocheffiziente Station zur
Block
Einbindung von Solarenergie und
Wärmepumpen geeignet
Einbau Strangregulierventile
Im Straßenraum sind die Erneuerung der Fahr- und Fußwege sowie
die Neugestaltung von Parkplätzen und die Erneuerung der Straßenbeleuchtung vorgesehen. Verbunden mit der Neugestaltung des
Wohnumfeldes und der Erneuerung des Straßenraumes ist eine Erneuerung und Neuordnung der stadttechnischen Netze (Wasser,
Abwasser, Regenentwässerung etc.) vorgesehen.
Kostenschätzung Realisierungsphase 3 – Vision Endausbau
Kosten
ZwischenBezeichnung Maßnahme
(brutto)
summe
Errichtung saisonaler Wärmespeicher
Endausbau
Kosten- und Finanzierungsplan: Umgestaltung der privaten Freiflächen, öffentlicher Raum und stadttechnische Netze
Die Umsetzung zur barrierefreien Gestaltung des Wohnumfeldes ist
Bestandteil des Förderantrags bei der ILB im Rahmen der Wohnraumförderung des Landes Brandenburg. Für die Erneuerung der
Straßenräume ist eine Unterstützung durch Fördermittel aus dem
Programm Stadtumbau Ost Aufwertung vorgesehen. Anstehende
Erneuerungen von Hauptleitungen (Wasser, Abwasser) sind von
den Medienträgern zu tragen.
Kosten derzeit noch nicht
quantifizierbar
Umstellung Wärme- auf „Kaltnetz“
Installation Wärmepumpentechnologie
Ausbau Solarerzeugung durch Installation von Absorbern
Die Kosten für den ersten Bauabschnitt sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Die folgende Tabelle listet die voraussichtlichen Investitionskosten für notwendige Infrastrukturmaßnahmen in
der Röbeler Vorstadt insgesamt auf.
141
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Kostenschätzung Realisierungsphase 1 – Wohnumfeldgestaltung / öffentlicher Raum / stadttechnische Netze im Bereich Röbeler Straße
Kostenschätzung Infrastrukturmaßnahmen Röbeler Vorstadt (gesamt)
Investitionsträ- Kosten (brutto)
Maßnahme
ger
in EUR
/ Clara-Zetkin-Straße
Kosten (brutto)
in EUR
Maßnahme
Wohnumfeldgestaltung
1.037.890
Erneuerung Straßen / Gehwege / Regenentwässerung / Straßenbeleuchtung (LED)
Röbeler Straße / C.-Zetkin-Straße
Erneuerung / Neuordnung Hausanschlüsse
Regenentwässerung
Erneuerung / Neuordnung Trinkwasser
(Hausanschlüsse und Hauptleitungen)
Erneuerung / Neuordnung Schmutzwasser
(Hausanschlüsse und Hauptleitungen)
Summe
653.395
Zwischensumme (brutto)
in EUR
1.037.890
653.395
373.530
245.900
2.064.815
Kostenschätzung Infrastrukturmaßnahmen Röbeler Vorstadt (gesamt)
Investitionsträ- Kosten (brutto)
Maßnahme
ger
in EUR
Stadt Wittstock
Regenwasser Hausanschlussleitungen
GWV
Trinkwasser Hauptleitung
WAV Wittstock
125.000
Schmutzwasser Hauptkanal
WAV Wittstock
436.000
Energieversorgungskabel
E.ON edis AG
Gasleitungen
NBB
Summe (ohne Wohnumfeld)
Die folgende Tabelle listet die voraussichtlichen Investitionskosten
für notwendige Infrastrukturmaßnahmen in der Röbeler Vorstadt
insgesamt auf. Die Kostenschätzungen wurden vorgenommen
durch das SK-Ingenieurbüro Stephan aus Wittstock.
Straßen und Regenentwässerung
GWV
Schmutzwasser HausanschlussleiGWV
tungen
Deutsche TeleKommunikationskabel
kom AG
80.450
47.180
Trinkwasser Hausanschlussleitungen
2.649.000
208.000
47.000
142
194.000
80.000
0,00
110.000
3.849.000
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
6.4
Handlungs- und Umsetzungskonzept
Die Errichtung einer solarthermischen Anlage im Bereich der Typ
IV-Gebäude sollte laut vorhergehenden Untersuchungen bereits
nach 2-5 Jahren zur Umsetzung kommen und langfristig die Hauptlast der Wärmeversorgung tragen. Nach den Erkenntnissen der
Wirtschaftlichkeitsberechnung ist die Umsetzung dieser Maßnahmen nur mit einer Zuschussförderung oder über eine modellhafte
Umsetzung einer solarthermischen Anlage inklusive eines Wärmespeichers als Bestandteil einer zukunftsweisenden Gebäudesanierung oder eines Modellvorhabens in diesem Zeitrahmen denkbar.
Fazit
Aus der zuvor erstellten Wirtschaftlichkeitsuntersuchung geht hervor, dass derzeit eine vollumfängliche Umsetzung der Maßnahmen
wie unter Punkt 5.1 ff dargestellt nicht zu leisten ist. Demnach sind
gebäudeseitig aufgrund des vorgegebenen Kostenrahmens im
1.Bauabschnitt lediglich Aufwertungs- bzw. wohnwertverbessernde
Maßnahmen (Balkone, ebenerdige Zugänge) laut der Kategorien II
und III sowie die damit verbundenen Kopplungsmaßnahmen vorgesehen. Zudem erfolgen nach der Inbetriebnahme einer Containerlösung für die Wärmeversorgung des Quartiers am 01.09.2013 im
Rahmen des 1.Bauabschnitts, die Errichtung einer neuen Heizzentrale (ggf. BHKW) am Standort Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. sowie die
Verdichtung des Wärmenetzes durch den Anschluss weiterer Gebäude an das Fernwärmenetz und die Verlegung neuer Leitungen
unterhalb der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. Im Zuge dieser Leitungsverlegung ist es sinnvoll, über eine Neugestaltung der Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. in diesem Bereich nachzudenken. Des Weiteren erfolgt aufgrund der Anhebung des Erdniveaus im Hofbereich
der Gebäude des 1.Bauabschnitts die Umverlegung der im betreffenden Erdreich befindlichen Leitungen.
Sollte keine dieser Förderungen zum Tragen kommen, ist eine Umsetzung der Solarthermie, die Anpassung der Heizflächen sowie die
Absenkung des Temperaturniveaus auf 40°C eher später im 3. oder
4. Bauabschnitt umsetzbar. Die Integration einer Lüftungsanlage mit
Wärmerückgewinnung ist, wie zuvor aufgezeigt, als Einzelmaßnahme ebenfalls nicht wirtschaftlich umsetzbar und mit erheblichen
Anschaffungskosten verbunden. Zudem ist die Installation einer solchen Anlage aufgrund der damit verbundenen Lärmemissionen und
Verunreinigungen nur schwer im vermieteten Zustand umsetzbar.
Es bietet sich an, die tiefgreifenderen Maßnahmen mit erhöhtem
Mittelaufwand zu Testzwecken vereinzelt umzusetzen und aus den
Erfahrungen zu lernen. Zu prüfen wäre hierbei, ob die Umsetzung in
Etappen (bei Wohnungsleerstand oder Mieterwechsel) machbar ist
oder ob der dafür notwendige Zeitraum als zu lang zu erachten ist
und inwiefern die Anlagen auch in Teilen in Betrieb genommen
werden können.
An der Durchführung der Kategorie I Maßnahmen, so zeigt die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, sollte trotz begrenzter finanzieller Mittel
seitens des Wohnungsunternehmens fest gehalten werden. Des
Weiteren ergibt sich daraus, dass Maßnahmen der Kategorien II-IV
erst in den folgenden Bauabschnitten zur Umsetzung gebracht werden können. Zudem erlauben die begrenzt zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel keine Anwendung der zukunftsweisenden Ertüchtigungen bei allen der im Quartier befindlichen Gebäude.
143
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
7.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
7.1
Ausgangspunkt und Ziele des Konzeptes
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Die Bundesregierung und auch das Land Brandenburg haben sich
ambitionierte Ziele zum Klimaschutz gesetzt. Danach sollen bspw.
die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 40% und bis
2030 um 55% gegenüber dem Jahr 1990 sinken. Der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch soll im Jahr 2020 18%
erreichen und bis zum Jahr 2030 auf 30% steigen. Um diese Ziele
zu erreichen, ist die kommunale Ebene in besonderem Maße gefragt. Zugleich wird die Umsetzung durch eine ganze Reihe von gesetzlichen Regelungen und Verordnungen flankiert (u.a. das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) und die Energieeinsparverordnung
(EnEV)).
die Entwicklung von Vorschlägen für eine weitere Aufwertung
des Quartiers und der Gebäude, um die Röbeler Vorstadt als
zukunftsfähiges und lebenswertes Wohnquartier in Wittstock zu
sichern,
•
die Beschreibung von Maßnahmen, um die Gesamtenergiebilanz des Quartiers zu verbessern und CO2-Emissionen zu verringern.
7.2
Entwicklungsperspektiven des Quartiers
Die in den 1940er Jahren entstandene und bis in die 1970er Jahre
erweiterte Röbeler Vorstadt ist ein städtebaulich homogenes Quartier mit etwa 570 Wohneinheiten in 40 Gebäuden. Die Gebäudeund Wohnungsverwaltung GmbH Wittstock (GWV) ist Eigentümerin
von ca. 510 Wohnungen in der Röbeler Vorstadt.
Das Vorliegen einer kommunalen Energiestrategie ist ab 2014 zudem Voraussetzung, um weiter an der Städtebauförderung sowie
künftig auch an den KfW-Förderungen partizipieren zu können. Im
Rahmen der nächsten EU-Strukturfondsperiode von 2014-2019 ist
die energieeffiziente Stadt ein wichtiges Leitthema.
Entsprechend der Stadtumbaustrategie der Stadt Wittstock/D. soll
die Röbeler Vorstadt als langfristig stabiler und attraktiver Wohnstandort für Familien und ältere Menschen entwickelt werden. Die
Stadtumbaustrategie definiert die Röbeler Vorstadt – neben der historischen Altstadt – als zweiten wichtigen Wohnstandort der Stadt.
Diese Bewertung spiegelt nicht nur die städtebauliche Qualität der
Siedlung wider sondern auch die Akzeptanz und Beliebtheit des
Wohnstandortes bei den Bewohnern. Das Wohnquartier ist annähernd voll vermietet und sozial sehr stabil, weist aber einen hohen
Anteil älterer Mieter auf, so dass in den nächsten Jahren mit Veränderungsprozessen gerechnet werden muss. Damit verbunden, hat
die Röbeler Vorstadt langfristig die Aufgabe, Haushalte aus den
Rückbauquartieren (Waldring und Bohnekamp) aufzunehmen. Diesen Haushalten einen zukunftsfähigen, neuen Wohnstandort anbie-
Vor diesem Hintergrund hat das energetische Quartierskonzept für
die Röbeler Vorstadt in Wittstock/D. das Ziel, umsetzungsorientierte
Maßnahmen der energetischen Quartierssanierung zu entwickeln
und mit den beteiligten Akteuren abzustimmen. Konkret heißt dies:
•
•
die Entwicklung einer Entscheidungsgrundlage für die Neugestaltung der Wärmeversorgung und zur Sicherung langfristig akzeptabler Kosten für die Wärmeversorgung im Quartier unter
Berücksichtigung regenerativer Energien und einer langfristige
Variabilität der Energieträger,
144
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
7.3
ten zu können, ist eine wesentliche Voraussetzung für die weitere
Umsetzung des Stadtumbaus in Wittstock/D.
Entwicklungsperspektiven für die Wärmeversorgung
Die Röbeler Vorstadt wird aktuell zu einem erheblichen Teil durch
Fernwärme versorgt. Weitere Gebäude haben Gaseinzel- oder auch
Gasetagenheizungen. Das Gebiet wurde bis zum 31.08.2013 durch
RWE bzw. als örtlichen Betriebsführer die energicos GmbH von einem Heizhaus außerhalb des Gebiets mit Fernwärme versorgt.
Aufgrund der deutlich über dem Durchschnitt des Landes liegenden
Fernwärmepreise in Wittstock haben sowohl die Stadt als auch die
GWV die zum 30.09.2013 ausgelaufenen Lieferverträge gekündigt,
mit dem Ziel die Wärmeversorgung selbst zu übernehmen. Die
Auseinandersetzung mit dem bisherigen Betreiber über die Übergabe der Netze und technischen Anlagen gestaltete sich jedoch in
höchstem Maße kompliziert und konnte trotz intensiven Bemühens
über einen Zeitraum von deutlich mehr als einem Jahr bis heute
nicht abschließend geklärt werden. Die Bearbeitung des Quartierskonzeptes war damit über den gesamten Zeitraum mit der Aufgabe
verknüpft eine Versorgungssicherheit für die Mieter ab 1.09.2013
sicherzustellen. Dies ist durch die Installation einer mobilen Containerlösung am bisherigen Standort des Heizhauses gelungen.
Für die Röbeler Vorstadt bedeutet dies, dass eine weitere Aufwertung des Wohnungsbestandes und des Wohnumfeldes, insbesondere die Anpassung an die Bedürfnisse älterer Menschen aber auch
an Familien mit Kindern notwendig ist. Zudem sind – trotz in den
1990er Jahren erfolgten ersten Sanierungen – weitere energetische
Anpassungen im Gebäudebestand erforderlich. Die Aufwertungen
müssen allerdings maßvoll erfolgen, da der Spielraum für Mietsteigerungen äußerst begrenzt ist. Die in der Röbeler Vorstadt zu erzielenden Miethöhen liegen nach aktueller Einschätzung der die GWV
bei max. 4,80 Euro/qm Nettokaltmiete (im Vergleich dazu können
für hochwertig sanierte Objekte in der Innenstadt 5,50-6,00 Euro/qm
erzielt werden). Allerdings wird die Röbeler Vorstadt in den nächsten Jahren zunehmend Mieter aus den Rückbaugebieten aufnehmen müssen. In diesen Gebieten liegt der Anteil von Mietern, die
Unterstützung bei den Kosten der Unterkunft erhalten, im GWVBestand aber bereits heute bei über 50% (in der Röbeler Vorstadt
derzeit 11%). D.h. bei vielen neu in das Gebiet zuziehenden Mietern
werden lediglich Nettokaltmieten nach SGB II von 4,06 - 4,27 Euro/qm erzielbar sein. Dies schränkt den Spielraum für besonders
aufwändige Sanierungen ein, zumal die GWV auch weiterhin das
Ziel verfolgt, die kostenintensive Sanierung von Altbauten in der Innenstadt fortzuführen.
Aufgabe des Quartierskonzeptes war es eine neue Lösung für die
Wärmeversorgung in der Röbeler Vorstadt zu entwickeln, die zukunftsfähig ist, eine hohe Flexibilität bei der Wahl der Energieträger
aufweist und die Einbindung regenerativer Energien ermöglicht, bei
für die Mieter akzeptablen Preisen.
Die Röbeler Vorstadt grenzt unmittelbar an die Dosse-Niederung
an. Im Rahmen der Renaturierung der Dosse ist in den nächsten
Jahren geplant, diesen Bereich deutlich aufzuwerten und auch eine
neue Fußwegeverbindung entlang der Dosse zur historischen Altstadt zu schaffen. Dies bedeutet für die Röbeler Vorstadt eine zusätzliche Stärkung, die die Attraktivität des Quartiers weiter erhöht.
Grundgedanke des entwickelten Konzeptes ist es, das Wärmenetz
in der Röbeler Vorstadt zu erhalten und durch Anschluss weiterer
Gebäude zu verdichten und zu erweitern. Dazu wurden folgende
Ziele für die Wärmeversorgung in der Röbeler Vorstadt entwickelt:
145
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
•
•
•
•
•
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Um künftig den CO2 Ausstoß weiter zu reduzieren sieht das Quartierskonzept einen Stufenplan vor. Allein durch die Addition von
zeitnah umsetzbaren geringinvestiven Maßnahmen und die geplanten Sanierungen im Gebäudebestand kann bereits ein großer Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase erreicht werden.
Herstellung eines eigenständigen Nahwärmenetzes und Anschluss aller Wohngebäude in der Röbeler Vorstadt;
Schaffung eines neuen Standortes für ein Blockheizkraftwerk
innerhalb des Gebietes zur Sicherung der Mittel- und Spitzenlast;
größtmögliche Einspeisung von solarthermisch erzeugter
Wärme in das Nahwärmenetz;
Absenkung der Rücklauftemperatur durch geeignete gebäudetechnische Maßnahmen;
Saisonale Speicherung von Solarenergie in einem Wärmespeicher und Wärmenutzung mittels Wärmepumpe.
Für eine weitere Reduzierung der Treibhausemissionen sind Investitionen in die Wärmeerzeugung und die Erhöhung des Anteils an
regenerativen Energien notwendig.
Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen bis zum Jahr 2020 ließen
sich die CO2 – Emissionen in der Röbeler Vorstadt um ca. 21 %
gegenüber dem Stand 2013 reduzieren. Dies entspricht einem
CO2-Ausstoß pro Einwohner im Quartier von ca. 3,5 t. Sollten besonders zukunftsweisende Gebäudesanierungen vorgenommen
werden, so lassen sich die Emissionen im Gebiet noch weiter absenken.
Vorgesehen ist eine schrittweise Realisierung des Vorhabens in
Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen.
7.4
Gesamtenergiebilanz
Emissionen
des
Quartiers
/
CO2-
7.5
Das Ziel der Bundesregierung bis zum Jahr 2020 die CO2 Emissionen gegenüber 1990 um 40% zu reduzieren bedeutet für die Bundesrepublik insgesamt die CO2 Emissionen pro Einwohner und
Jahr von 13,06 t im Jahr 1990 auf 7,83 t im Jahr 2020 zu senken.
Im Jahr 2012 lag der durchschnittliche Wert in der Bundesrepublik
bei 10,05 t/Jahr.
Umsetzungsschritte
Der Umsetzungsprozess für eine ganzheitliche Aufwertung de Röbeler Vorstadt ist sehr komplex, da Maßnahmen der Gebäudesanierung und der Wohnumfeldgestaltung verbunden werden mit einer
Neuorganisation der Wärmeversorgung und einer Einbindung energetischer Maßnahmen bspw. zur Speicherung von Wärme. Um eine
nachhaltige Umsetzung zu erreichen und um auf vorhandenen Sanierungsstau zu reagieren, sind zudem Neuordnungen der technischen Infrastrukturen (Wasser, Abwasser, Regenwasser etc.) und
eine Sanierung der Straßen im Gebiet erforderlich. Weiterhin sind
eine Neugestaltung der Dosse-Niederung und der Wegeverbindung
zur Innenstadt geplant.
Eine Analyse der CO2 Emissionen in der Röbeler Vorstadt zeigt,
dass der heutige Wert mit weniger als 4,5 t/Jahr pro Einwohner bereits deutlich unter diesem Durchschnitt liegt, was aber auch ganz
wesentlich auf die Funktion als reines Wohnquartier zurückzuführen
ist.
146
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Ausgehend von den Zielsetzungen werden im energetischen Quartierskonzept drei wesentliche Umsetzungszeiträume definiert:
•
kurzfristig in den Jahren 2014 und 2015 umsetzbare Maßnahmen
•
mittelfristig in den Jahren 2016 bis etwa 2018 umsetzbare Maßnahmen
•
nach 2018 umsetzbare Maßnahmen
die Nahwärmetrasse im erforderlichen Maße verstärkt werden, um
das Wohngebiet vom Standort der neuen Heizzentrale versorgen zu
können. Die nicht mehr benötigte Nahwärmetrasse in diesem Bereich wird gesichert und später als Solartrasse genutzt.
Weiterhin wird eine Absenkung des Temperaturniveaus im Vor- und
Rücklauf der Gebäudeheiznetze durch die Verbesserung des hydraulischen Abgleichs innerhalb der vorhandenen Gebäudeinstallation sowie die Modernisierung der Gebäudeinstallation, dabei insbesondere die Sicherstellung der Rücklauftemperaturbegrenzung vorgeschlagen.
Allerdings ist das Konzept modular aufgebaut, so dass in Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen Maßnahmen auch vorgezogen
oder zeitlich gestreckt werden können. Dies betrifft insbesondere
sehr kostenintensive Maßnahmen wie die Einbindung von Wärmespeichern, die Errichtung von Thermosolaranlagen oder auch die
modellhafte energetische Sanierung von Gebäuden. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist in erheblichem Maße von der Kostenentwicklung (bspw. bei derzeit noch wenig verbreiteten Wärmespeichern) sowie der Bereitstellung von Fördermitteln abhängig.
Für die Finanzierung dieser Maßnahmen können die KfWFörderprogramme genutzt werden, darüber hinaus sollten Möglichkeiten der Förderung aus EU-Mittel im Rahmen der EUStrukturfondsperiode 2014-2020 geprüft werden.
Ergänzend dazu wird empfohlen, die Installation von Thermosolarkollektoren auf den Blöcken der F.-L.-Jahn-Straße zu prüfen (eventuell in Verbindung mit einer modellhaften energetischen Sanierung
der Objekte, siehe unten). Wirtschaftlich ist diese Maßnahme aber
nur darstellbar, wenn dafür in größerem Umfang Fördermittel eingeworben werden können.
Kurzfristig, in den Jahren 2014 und 2015 umsetzbare Maßnahmen
In einer ersten Umsetzungsphase in den Jahren 2014 und 2015
wird im Ergebnis der Erarbeitung des Quartierskonzeptes die Umsetzung folgender Maßnahmen in der Röbeler Vorstadt empfohlen:
Gebäudebestand:
In einem ersten Bauabschnitt ist die Sanierung von 123 Wohnungen
im Bereich der Röbeler Straße / Clara-Zetkin-Straße geplant. Vorgesehen sind die Herstellung barrierefreier Zugänge und Terrassen
im Erdgeschoss durch Geländeanschüttungen, der Anbau von Balkonen und die Neugestaltung des Wohnumfeldes im Blockinnenbereich. Darüber sind – soweit erforderlich – wärmetechnische Sanie-
Wärmeversorgung:
Vorgeschlagen wird die Errichtung einer neuen Heizzentrale am
nordwestlichen Rand des Quartiers als Erdgaskessel bzw. alternativ
Blockheizkraftwerk. Dazu muss im Bereich der F.-L.-Jahn-Straße
147
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
rungen, insbesondere zusätzliche Dämmungen an bisher nicht gedämmten Fassendenseiten, im Dachbereich und an Kellerdecken
sowie punktuelle Erneuerung von Heizkörpern vorgesehen. Nicht
erneuert werden demgegenüber die in den 1990er Jahren bereits
sanierten Fenster oder Sanitär- und Küchenbereiche.
nahme wäre aber nur bei Bereitstellung von Fördermitteln wirtschaftlich vertretbar.
Für die Umsetzung dieser Maßnahmen wird noch im Jahr 2013 ein
Förderantrag bei der ILB zur Förderung im Rahmen der Wohnraumförderung des Landes Brandenburg eingereicht.
Die Umgestaltung des Wohnhofes im Bereich der Röbeler Straße /
Clara-Zetkin-Straße mit dem Ziel der gestalterischen Aufwertung
und der Verbesserung der Barrierefreiheit macht die Umverlegung
und Neuordnung von Wasser- und Abwasser- sowie Regenentwässerungsleitungen erforderlich. Vorgeschlagen wird, die Leitungen in
den Bereich der Straßen (Röbeler Straße / Clara-Zetkin-Straße) zu
verlegen und in diesem Zusammenhang auch die ohnehin stark sanierungsbedürftigen Straßenräume mit zu gestalten.
Weitere Maßnahmen:
Darüber hinaus werden im Rahmen des Quartierskonzeptes vielfältige kleinteilige, geringinvestive Maßnahmen vorgeschlagen, die bei
geringem Kosteneinsatz einen hohen energetischen Effekt erzielen.
Dazu gehören bspw. Anpassungen von Heizungsparametern, die
Beseitigung von Undichtigkeiten und Kältebrücken in der Gebäudehülle, das Schließen von Dämmlücken und die regelmäßige Wartung von Steuerungstechnik aber auch Nutzerschulungen. Bei den
Wohngebäuden bedeutet dies einen finanziellen Aufwand von 5,00
– 7,00 EUR/qm Wohnfläche, der zu Einsparungen von 6-20% der
Wärmeenergie führen kann. Zudem lassen sich durch Nutzerschulungen und Anreizsysteme für Gebäudenutzer weitere bis zu 15%
Wärmenergie einsparen.
Für die Umsetzung dieser Maßnahmen wurden bereits intensive
Gespräche mit den Medienträgern (Wasser-, Abwasserverband
etc.) geführt, damit die Maßnahmen dort in der Investitionsplanung
Berücksichtigung finden. Die Neugestaltung des Straßenraumes
(einschließlich Straßenbeleuchtung) soll möglichst durch Städtebaufördermittel unterstützt werden. Im Förderantrag der Kommune für
das Programm Stadtumbau Ost Programmjahr 2014 wurden diese
Maßnahmen berücksichtigt.
Sofern entsprechende Rahmenbedingungen gegeben sind, sollte
ergänzend zu den beschriebenen Maßnahmen die Umsetzung einer
modellhaften Sanierung in der L.-Jahn-Straße geprüft werden. Hier
könnte anhand eines Modellvorhabens aufgezeigt werden, wie sich
bei einem viergeschossigen Plattenbau innovative Maßnahmen der
energetischen Sanierung verbinden lassen mit regenerativen Energiegewinnen und Wohnwertverbesserungen am Gebäude (einschließlich barrierefreien Zugängen). Eine Umsetzung dieser Maß-
Mittelfristig, in den Jahren 2016 und 2018 umsetzbare Maßnahmen
In der zweiten Umsetzungsphase ab 2016 sollten weitere Gebäude
an das Nahwärmenetz angeschlossen werden. Ausgehend von einer erneuten Kosten- und Wirtschaftlichkeitsanalyse wird ein weiterer Ausbau der thermosolaren Energiezeugung vorgeschlagen, der
dann allerdings zwingend die Möglichkeit der saisonalen Speiche148
Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
rung von Wärme voraussetzt. Darüber hinaus ist eine gebäudeseitige Anpassung der Wärmenetze in Form von neuen Hausanschlussstationen zur Minimierung der Rücklauftemperaturen im
Wärmenetz vorgesehen.
Parallel zum Anschluss weiterer Gebäude an das Nahwärmenetz
werden gebäudebezogene Aufwertungsmaßnahmen im selben Bereich vorgeschlagen, die wiederum energetische Maßnahmen und
Maßnahmen zur Wohnwertverbesserung (bspw. Schaffung barrierefreier Wohnungszugänge) verbinden.
Langfristig, nach 2018 umsetzbare Maßnahmen
Im Zeitraum nach 2018 soll die Vision zur energetischen Sanierung
der Röbeler Vorstadt abgeschlossen werden. Das Wärmenetz soll
dann soweit umgebaut sein, dass ein Betrieb im Niedrigtemperaturbereich (< 40°C) möglich wird. Sämtliche Gebäude der Röbeler
Vorstadt sind dann an das Nahwärmenetz angeschlossen. Es wird
eine thermosolare Energieversorgung im Quartier von mehr als
80% erreicht, die im Quartier saisonal gespeichert wird.
Sofern nicht bereits in einer früheren Umsetzungsphase erfolgt, sind
in dieser Phase die Wohngebäude in der Jahnstraße in die Sanierung einzubeziehen.
149
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