Universität Hohenheim Fakultät für Agrarwissenschaften Institut für Pflanzenproduktion und Agrarökologie in den Tropen und Subtropen Fg. Ökophysiologie und Systematik rohstoffliefernder Pflanzen Prof. Dr. Folkard Asch Die wichtigsten stärkeliefernden Pflanzen für die Herstellung von Bioethylen im globalen Vergleich Bachelorarbeit im Rahmen des Studiums der Nachwachsenden Rohstoffe und Bioenergie vorgelegt von Steve Davies Hohenheim, September 2013 Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis.............................................................................................. I Abbildungsverzeichnis............................................................................................... III Tabellenverzeichnis................................................................................................... V 1 Einleitung..............................................................................................................3 2 Mais........................................................................................................................ 8 2.1 Herkunft und Verbreitung................................................................................9 2.2 Botanik............................................................................................................ 10 2.3 Klima und Bodenansprüche............................................................................ 13 2.4 Anbaumethoden..............................................................................................14 2.5 Krankheitserreger und Schädlinge.............................................................. 15 2.6 Düngung und Pflege.................................................................................. 16 2.7 Ernte und Erträge............................................................................................18 2.8 Verwertung......................................................................................................19 2.9 Wirtschaftliche Bedeutung.............................................................................. 19 2.10 Ökologische Bedeutung................................................................................. 21 3 Weizen................................................................................................................... 22 3.1 Herkunft und Verbreitung................................................................................ 23 3.2 Botanik............................................................................................................ 24 3.3 Klima und Bodenansprüche............................................................................ 26 3.4 Anbaumethoden..............................................................................................27 3.5 Düngung und Pflege..................................................................................... 28 3.6 Ernte und Erträge............................................................................................30 3.7 Verwertung......................................................................................................31 3.8 Wirtschaftliche Bedeutung.............................................................................. 31 3.9 Ökologische Bedeutung................................................................................... 32 1 4 Kartoffel................................................................................................................. 33 4.1 Herkunft und Verbreitung................................................................................ 34 4.2 Botanik............................................................................................................ 35 4.3 Klima und Bodenansprüche............................................................................ 37 4.4 Anbaumethoden..............................................................................................38 4.5 Krankheitserreger und Schädlinge.............................................................. 39 4.6 Düngung und Pflege.................................................................................... 40 4.7 Ernte und Erträge............................................................................................41 4.8 Verwertung......................................................................................................42 4.9 Wirtschaftliche Bedeutung.............................................................................. 42 4.10 Ökologische Bedeutung................................................................................. 44 5 Maniok................................................................................................................... 45 5.1 Herkunft und Verbreitung................................................................................ 46 5.2 Botanik............................................................................................................ 47 5.3 Klima und Bodenansprüche............................................................................ 48 5.4 Anbaumethoden..............................................................................................49 5.5 Krankheitserreger und Schädlinge............................................................... 50 5.6 Düngung und Pflege................................................................................... 51 5.7 Ernte und Erträge........................................................................................... 52 5.8 Verwertung..................................................................................................... 53 5.9 Wirtschaftliche Bedeutung.............................................................................. 53 5.10 Ökologische Bedeutung.................................................................................55 6 Diskussion.............................................................................................................56 7 Zusammenfassung............................................................................................... 62 8 Literaturverzeichnis............................................................................................. 63 2 Abkürzungsverzeichnis % Prozent ° Grad °C Grad Celsius Ø Durchschnitt Abb. Abbildung bzw. beziehungsweise ca. Zirka cm Zentimeter Cl Chlor CO2 Kohlenstoffdioxid dt Dezitonnen ec Europäische Kommission engl. englisch EU Europäische Union FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations FAOSTAT Food and Agriculture Organization Corporate Statistical Database g Gramm ha Hektar Jh. Jahrhundert N Stickstoff K Kalium K2O Kaliumoxid I TKG Tausendkorngewicht kg Kilogramm m Meter m² Quadratmeter Mio. Millionen mS Millisievert n haploider Chromosomensatz N Stickstoff P Phosphor S Schwefel t Tonnen Tab. Tabelle ugs. umgangssprachlich v. Chr. vor Christus II Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wertschöpfungskette Stärke 4 Abbildung 2: Hauptanbauländer Maniok, Mais, Kartoffel, Weizen gemessen an Produktionsleistung 5 Abbildung 3: Strukturformel Stärke 7 Abbildung 4: Maisfeld 8 Abbildung 5: Hauptanbaugebiete Mais 9 Abbildung 6: Unterschiede im Kornaufbau bei Mais 10 Abbildung 7: Querschnitt durch ein reifendes Maiskorn 10 Abbildung 8: Maiskeimling während der frühen Entwicklung 11 Abbildung 9: Männliche und weibliche Blütenstände von Mais 12 Abbildung 10: Weizenfeld 22 Abbildung 11: Hauptanbaugebiete Weizen 23 Abbildung 12: Kayopsen von Triticum-Arten im Vergleich 24 Abbildung 13: Öhrchen bei Triticum aestivum 25 Abbildung 14: Weizen (triticum aestivum) 26 Abbildung 15: Kartoffelpflanze 33 Abbildung 16: Hauptanbaugebiete Kartoffel 34 Abbildung 17:Blüte der Kartoffel 35 Abbildung 18: Blüte der Kartoffel 35 Abbildung 19: Entwicklungsstadien der Kartoffelpflanze 36 Abbildung 20: Maniokpflanze 45 Abbildung 21: Hauptanbaugebiete Maniok 46 III Abbildung 22: Maniok 47 Abbildung 23: Anzahl unterernährte Menschen nach Region 56 Abbildung 24: Anteil Pflanzen an weltweiter Stärkeproduktion 60 IV Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Weltweite Anbaufläche und Produktion stärkeliefernder pflanzen im Vergleich. 3 Tabelle 2: Potentieller Stärkeertrag ausgewählter Stärkepflanzen (Erntegut) im weltweiten Durchschnitt. 6 Tabelle 3: Verlauf der Nährstoffaufnahme bei Mais. 17 Tabelle 4: Wichtigste Anbauländer von Mais gemessen an Ertrag, Anbaufläche und Produktion im Jahr 2012. 20 Tabelle 5: Wichtigste Anbauländer von Weizen gemessen an Ertrag, Anbaufläche und Produktion im Jahr 2012. 32 Tabelle 6: Wichtigste Anbauländer von Kartoffel gemessen an Ertrag, Anbaufläche und Produktion im Jahr 2012. 43 Tabelle 7: Wichtigste Anbauländer von Maniok gemessen an Ertrag, Anbaufläche und Produktion im Jahr 2012. 54 Tabelle 8: Weltweite Erträge stärkeliefernder pflanzen im Vergleich. 57 Tabelle 9: Produktion, Anbaufläche, Erträge. 58 Tabelle 10: Verfahren zur Stärkegewinnung und Nutzung. 59 V 1 Einleitung Die Nutzung von stärkeliefernden Pflanzen zur Versorgung mit Nahrungsmitteln ist seit Jahrtausenden der Fall. Nach (Parey, 1988) ist eine systematische Nutzung von Wildpflanzen um 10.000 v. Chr. durch archäologische Funde belegt. Stärke ist in allen Zonen der Welt der wichtigste und billigste Energielieferant für die menschliche Ernährung (Rehm u. Espig, 1996). Tabelle 1 zeigt die Entwicklung in der Weltproduktion und Anbaufläche der wichtigsten stärkeliefernden Pflanzen für die menschliche Ernährung von 1992 und 2012. Die Ausweitung der Anbauflächen stagnieren und sind teilweise rückläufig. Steigerungen der Anbauflächen sind bei Reis (etwa 10,9%), Mais (etwa 29,4%), Maniok (etwa 20,3%) und Kartoffel (etwa 4,5%) zu verzeichnen. Die Produktion ist bei Reis (etwa 35,8%), Mais (etwa 64%), Maniok (etwa 58,2%) und Kartoffel (etwa 31,7%) angestiegen. Tabelle 1: Weltweite Anbaufläche und Produktion stärkeliefernder Pflanzen im Vergleich. Pflanze Anbaufläche 1992 [ha] Produktion 1992 [Mio. t] Anbaufläche 2012 [ha] Produktion 2012 [mio. t] Weizen 222.483.953 565,3 216.638.762 674,9 Reis (roh) 147.374.854 528,6 163.463.010 718,3 Mais 136.771.096 533,6 176.991.927 875,1 Maniok 16.609.739 162,1 19.990.556 256,5 Kartoffel 18.473.904 279,7 19.321.198 368,4 Gerste 73.512.974 165,6 49.310.546 132,4 Hirse 37.567.566 29,7 31.230.341 25,6 Hafer 19.516.737 34,6 9.627.546 21,0 Quelle: FAOSTAT Stärkeliefernde Pflanzen haben nicht nur für die menschliche Ernährung eine große Bedeutung, sondern die aus der Pflanze gewonnene Stärke nimmt in der 3 Industrie eine immer wichtigere Rolle ein. Für die Stärkeproduktion zur industriellen Stärkenutzung sind vor allem die Kartoffel, Mais, Maniok und Weizen von großer Bedeutung. Aufgrund wachsender Nachfrage ist die weltweite Stärkeproduktion in den letzten 20 Jahren um das Dreifache angestiegen (zuckerforschung.at). In der EU um das 2,5- Fache (zuckerforschung.at). Im Jahr 2012 lag die weltweite Stärkeproduktion bei etwa 75 Mio. t, in der EU bei ca. 10 Mio. t (zuckerforschung.at). Die Stärke findet in fast allen Bereichen der Industrie Verwendung. In der Textilindustrie wird Stärke zum Schlichten von Garnen und Appretieren von Gewebe genutzt. Anwendung findet die Stärke auch in der Kosmetik, zur Herstellung von pharmazeutischen Präparaten, als Trocknungsmittel, als Klebemittel und als Füllstoff in der Papierindustrie. Die Kunststoffindustrie setzt immer mehr auf biologisch abbaubare Produkte und hat eine immer größer werdende Nachfrage an Stärke. Ein erheblicher Teil wird durch Säurehydrolyse oder enzymatisch zu Dextrin und Zucker verarbeitet, da er billiger als Saccharose ist. In der Biokraftstoffindustrie wird Ethanol aus der Stärke gewonnen (aaf-eu.org,2013; Rehm u. Espig, 1996; Zuckerforschung.at, 2013). Abb. 1: Wertschöpfungskette Stärke Quelle: Agrosynergie 4 Stärkeliefernde Pflanzen werden überall auf der Welt angebaut. Eine Einteilung der verschiedenen Getreide in temperierte und tropische Zonen ist heute nicht mehr so stark ausgeprägt. Neue Errungenschaften der Phytogenetiker und Phytopathologen ermöglichen es, Getreide unter verschiedenen Bedingungen anzubauen. Es ist heute möglich den ursprünglich tropischen Mais auch bis über 55° nördl. Breite anzubauen. Unterschiedliche Weizensorten können unter extremen Kältebedingungen wachsen, oder lassen sich im tropischen Klima Indien, Zentralafrika und Brasilien kultivieren. China ist heutzutage der dominierende Produzent an Getreide und ist mit Indien der führende Produzent von Kartoffeln. Mais wird vor allem in den USA angebaut. Maniok wird überwiegend in Brasilien, Nigeria, Thailand und Indonesien angebaut (Aufhammer, 1996; Geisler, 1988; Rehm u. Espig, 1996). Abb. 2: Hauptanbauländer Maniok, Mais, Kartoffel, Weizen gemessen an Produktionsleistung Quelle: weltkarte.com, eigene Darstellung Die pflanzlichen Speicherorgane für Kohlenhydrate sind morphologisch sehr unterschiedlich. Einerseits dienen dazu die Nährgewebe von Samen und Früchten, andererseits liegen sie in den unterirdischen Knollen und Wurzelverdickungen vor. Die Ertragsstruktur von Wurzel- und Knollenfrüchten unterscheidet sich grundlegend von Getreide. Wurzeln und Knollen sind selbst nicht zur Assimilation befähigt, da sie sich im Boden außerhalb des Lichteinflusses entwickeln. Wurzelfrüchte bilden nur ein Ernteorgan, Knollenfrüchte entwickeln 5 mehrere Einzelknollen je Pflanze. Körnerfrüchte entwickeln zahlreiche kleine Samen. Ein wesentlicher Unterschied besteht im Stärkeanteil des Ernteguts. Körner haben einen deutlich höheren Trockensubstanzgehalt als vegetative Speicherorgane (Aufhammer, 1996; Geisler, 1988; Rehm u. Espig, 1996). Tabelle 2: Potentieller Stärkeertrag ausgewählter Stärkepflanzen (Erntegut) im weltweiten Durchschnitt. Pflanze Ø- Ertrag [t/ha] Stäkegehalt [%] Potentieller Stärkeertrag [t/ha] Mais 4,9 65-85 3,19-4,17 Weizen 3,1 65-75 2,01-2,33 Kartoffel 19,0 15-20 2,85-3,8 Maniok 12,8 25-35 3,2-4,48 Quelle: FAO, Franke, 1994, eigene Umrechnung Die in den Pflanzen gespeicherte Stärke ist ein Polymer aus Glucosemolekülen. Dieses Polymer besteht aus Amylose und Amylopektion. Amylose ist ein α-1,4glykosidischen verknüpftes Glucosemolekül das Amyloseketten aus etwa 2001000 Glucosemolekülen bildet. Amylopektin ist ein verzweigtes aus α-1,6glykosidisch und α-1,4-glykosidisch verknüpftes Glucosemolekül, das aus etwa 1000-2000 Glucosemolekülen besteht. 6 Abb. 3: Strukturformel Stärke Quelle: Lieberei u. Reisdorff, 2012 Auf den folgenden Seiten werden Kartoffel, Mais, Maniok und Weizen, die für die industrielle Stärkegewinnung bedeutenden Pflanzen, beschrieben. Es wird unter Anderem auf die Herkunft, die Botanik, Klimaansprüche, Anbaumethoden, ihre Erträge und Verwertung eingegangen. Es werden ihre wirtschaftlichen und möglichen ökologischen Aspekte herausgearbeitet. Am Ende stellt sich die Frage, ob die aktuelle Produktion an stärkeliefernden Pflanzen die Nahrungsmittelversorgung einer stetig wachsendenden Bevölkerung sicherstellt und ob bedingt durch den wachsenden Bedarf an Stärke für industrielle Zwecke zu einer Nutzungskonkurrenz kommt. Es wird eine Abschätzung der Potentiale der wichtigsten stärkeliefernden Pflanzen vorgenommen und am Beispiel der Bioethylenherstellung diskutiert, wie groß der Anteil der aus Pflanzen gewonnene Stärke zur Schonung natürlicher Ressourcen beitragen kann. 7 2 Mais Zea mays L. engl. maize, corn Mais ist eine Nutzpflanze aus der Familie der Süßgräser (Poaceae) und stammt aus der Ordnung Poales. Aufgrund seiner jahrtausendlangen Kultur verfügt Mais über einen großen Sortenreichtum. Ihre Hauptvaritäten sind Hartmais oder Hornmais (Z. mays convar. mays [=convar. vulgaris]), Zahnmais (Z. mays convar. dentiformis), Weich oder Stärkemais (Z. mays convar. amylacea), Zuckermais (Z. mays convar. saccharata), Puff-, Knall- oder Flockenmais (Z. mays convar. microsperma) und Wachsmais (Z. mays convar. ceratina). Nach Weizen ist Mais die kohlenhydratliefernde Pflanze mit der größten Anbaufläche und hat von allen Getreidepflanzen das höchste Ertragspotential (FAO, Franke, 1994; Rehm u. Espig, 1996; Lieberei u. Reisdorff, 2012). Abb. 4: Maisfeld Quelle: Wikipedia 8 2.1 Herkunft und Verbreitung Die eindeutige Entwicklung der heutigen Kulturpflanze Mais aus einer Wildform ist nicht nachvollziehbar. Es wird davon ausgegangen, dass sich Mais von der Pflanze Tripsacum (T. dactyloides) abgespalten hat. Es ist aber nicht belegbar, dass Mais eine domestizierte Form der Teosinte ist. Das Herkunftsgebiet des Maises liegt auf dem amerikanischen Kontinent. Die ältesten Funde in Mexiko reichen bis 7200 Jahre v. Chr. zurück. Die Nutzung als Kulturpflanze belegen die ersten Funde kompletter Kolben aus Peru und Bolivien, die auf 1000 bis 500 Jahre v. Chr. datiert werden. Die ersten Maiskörner kamen 1493 durch Columbus nach Europa. Zu Beginn des 16. Jh. gelangte die Maispflanze durch die Portugiesen nach Asien und Afrika. Heutzutage erstrecken sich die Anbaugebiete von etwa 60° nördl. Br. bis 42° südl. Br.. In den USA ist der sogenannte Corn Belt im mittleren Westen zwischen 37 und 43° nördl. Br. das wichtiges Anbauzentrum. In E uropa sind die Ukraine und Frankreich führende Produzenten im Maisanbau. Weitere wichtige Anbaugebiete sind die Ebenen in Nordchina, Südostbrasilien und Nordost-Argentinien sowie Indonesien, Indien und Mexiko (Brücher, 1977; FAO, Franke, 1994; Geisler, 1988; Hanus et al., 2008). Abb. 5: Hauptanbaugebiete Mais 9 2.2 Botanik Mais ist ein einjähriges, meist nicht bestockendes Gras. Nur unter extremen Bedingungen und bei bestimmten Sorten kann es zur Entwicklung eines zweiten Halms kommen. Bedingt durch die hohe Anzahl verschiedener Varitäten, richtet sich die Einteilung von Mais nach der Morphologie der Körner, der Beschaffenheit des Maisendosperms und der Nutzung und hat keine systematische Bedeutung. Abb. 6: Unterschiede im Kornaufbau bei Mais Quelle: Franke, 1994 nicht schraffiert = mehliges Endosperm; punktiert = horniges Endosperm; schräg schraffiert = wachsartiges Endorsperm; waagereht schraffiert = zuckerhaltiges Endosperm Abb. 7 Querschnitt durch ein reifes Maiskorn Quelle: Hanus et al., 2008 10 Das Wurzelsystem ist an die besonderen Anforderung des Maises angepasst und unterscheidet sich von anderen Wurzelsystemen monokotyler Pflanzen. Es muss zum einen der großen Maispflanze ausreichend Halt geben und zum anderen der hochproduktiven C4-Pflanze die nötige Nährstoffversorgung gewährleisten. Abbildung 8 zeigt einen Maiskeimling mit seinen verschiedenen Wurzeltypen. Die primäre Keimwurzel sowie die seminalen Wurzeln bilden sich am Mesokotyl und sind bereits im Keimling angelegt. Die sprossbürtigen Kronenwurzeln die aus dem bodennahen Knoten wachsen und oberirdische Luftwurzeln, die sich an höheren Nodien bilden und nicht den Erdboden durchwuchern. Der unverzweigte Stängel, der durch primäres Dickenwachstum an der Basis verkehrt Kegelförmig ist, verläuft zur Rispe hin spitz. Er ist mit einem parenchymatischen Gewebe gefüllt. In diesem Mark werden Assimialte zwischengespeichert, die für die Kornfüllphase benötigt werden. Die Anzahl der Blätter der in den gemäßigten Klimaten angebauten Sorten beträgt zwischen 8 bis 16. Die sich an den Nodien abspreizenden Blätter umschließen mit ihrer Blattscheide den Stängel und geben der Pflanze während der Wachstumsphase die nötige Stabilität. Die Blätter sind oberseitig behaart und haben eine lanzettliche Form. Abb. 8: Maiskeimling während der frühen Entwicklung Quelle: Hanus et al., 2008 11 Mais hat getrenntgeschlechtliche Blüten und ist eine monözische Pflanze. Da die männlichen Blüten vor dem Erscheinen der Griffel reifen (Protandrie), ist Mais fremdbefruchtend. Die Übertragung der Pollen erfolgt über den Wind. Die männlichen Blütenorgane sind endständig als Rispe angelegt. An jeder der paarweise ausgebildet. angeordneten Pro Blüte Ährchen werden werden drei zwei Antheren Blüten gebildet. mit Die Hüllspelzen weiblichen Blütenorgane sitzen in Ährchen, die in einer kompakten Ähre, dem Kolben, zusammengefasst sind, seitlich an den Blattachseln. Die weiblichen Blütenorgane sind ebenfalls paarweise angeordnet, jedoch bestehend aus einer fertilen und einer reduzierten Blüten, sodass sich nur ein Korn entwickelt. Meist wird nur ein Kolben pro Pflanze gebildet, jedoch ist es möglich, dass sich mehrere Kolben an einer Pflanze bilden. Die charakteristische Form (walzenförmig oder konisch) bekommt der Kolben durch den Aufbau und dem Durchmesser der Spindel. Der Kolben wird komplett von Lieschblättern umhüllt. Abb. 9 : Männliche und weibliche Blütenstände von Mais Quelle: Lieberei u. Reisdorff, 2012 a) Ausschnitt aus männlichem Blütenstand b) Männlicher Teilblütenstand c) Freigelegter weiblicher Blütenstand 12 Das Maiskorn ist eine Karyopse. Ein Maiskolben besteht aus 4 bis 9 Reihenpaaren Karyopsen. Jede Reihe enthält zwischen 30 und 50 Maiskörner. Wie in Abb. 6 schon angedeutet wurde, ist bedingt durch den hohen Sortenreichtum, nicht nur die Form sehr variabel, sondern auch das Gewicht und die Pigmentierung. Die für die landwirtschaftliche Nutzung bedeutenden Hart- und Zahnmaistypen sind in der Regel gelb gefärbt und haben ein Tausendkorngewicht zwischen 200 und 600 g. Für die menschliche Ernährung hat Hartmais oder Hornmais (Z. mays convar. mays [=convar. vulgaris]) die größte Bedeutung. Sein Endosperm enthält 83% Stärke und 8 bis 18% Eiweiß. Das Tausendkorngewicht liegt zwischen 100 bis 700g. Zahnmais (Z. mays convar. dentiformis) ist bedingt durch seine Massenwüchsigkeit der wichtigste Maistyp für Futter- und Verarbeitungszwecke. Der Stärkegehalt liegt zwischen 68% bis 76%. Der Eiweißgehalt kann bei bis zu 20% betragen(FAO, Franke, 1994; Geisler, 1988; Hanus et al., 2008; Rehm u. Espig, 1996; Lieberei u. Reisdorff, 2012). 2.3 Klima und Bodenansprüche Der aus den Tropen und Subtropen stammende Mais ist eine wärmeliebende Pflanze mit hohen Temperaturansprüchen. Mais hat ein hohes Lichtbedürfnis und reagiert bei zu wenigen Sonnenscheinstunden ertragsmindernd. Abhängig von den Entwicklungsstadien und dem Vegetationsverlauf, reagiert die Maispflanze verschieden empfindlich auf niedrige Temperaturen. Das Temperaturminimum der Keimung liegt zwischen 8 bis 10°C. Bei der Kornfüll phase, d.h. bei der Translokation der im Mark gespeicherten Assimilate werden Temperaturen von mehr als 12°C benötigt. Das Temperaturoptimum liegt bei 20-22°C. Die Pflanze gedeiht auch bei 22 bis 24°C während der Wachstumsp eriode. Fallen die Temperaturen unter 15°C bilden sich Kältechlorosen und das Pflanzenwachstum stagniert. Bei Temperaturen unter 0°C stirbt die Pf lanze ab. Je nach Sorte und Standortverhältnisse variiert der Wasserbedarf. Anspruchslose, weniger ertragreiche Sorten kommen mit 250-300 mm Niederschlag aus. Ertragreiche 13 Sorten benötigen 400-900 mm im Verlauf der Vegetationsperiode. Mais ist nicht trockenresistent, hat aber durch seine C4-Photosynthese eine hohe Wassernutzungseffizienz. Den höchsten Wasserbedarf hat Mais während der Blüte bis zum Beginn der Kornausbildung. Herrscht während dieser Zeit Wassermangel (erkennbar durch Einrollen der Blätter), wird den männlichen Blüten Wasser entzogen, was zur Sterilität führt. (Franke, 1994; Geisler, 1988; Hanus et al., 2006; Rehm u. Espig, 1996; Lieberei u. Reisdorff, 2012). Mais stellt als anspruchslose Kulturpflanze keine hohen Forderungen an die spezifischen Eigenschaften des Bodens. Gut durchlüftete, tiefgründige, nicht schwere Lehmböden bieten die Grundlage eines ertragreichen Anbaus. Auf zu leichten Böden kann es bedingt durch den erst späten maximalen Wasserbedarf des Maises zu Wasserstress kommen. Bei Staunässe kommt es zu Bildung von Chlorosen. Neutrale bis leicht saurer Böden im Bereich pH 6 bis 7 sind optimal. Mais wächst aber auch auf Böden mit eine pH- Wert < 5,5, vorausgesetzt es treten keine freien Aluminiumionen auf (Franke, 1994; Hanus et al., 2012; Rehm u. Espig, 1996). 2.4 Anbaumethoden Der Anbau von Mais erfolgt in Reihen. Da ausgewachsene Maisbestände keine ausreichende Bodendeckung erreichen, sind Reinbestände von Mais stark erosionsgefährdet. Um diesem Problem entgegenzuwirken sollten Pflanzenrückstände von mindestens 2 t TM/ha den Boden bedecken. Die Basis der Bodenbearbeitung und Saatbettvorbereitung ist die Herbstfurche. Sie ist 18 bis 24 cm tief und wird unter Einsatz von Eggen und Scheibeneggen erstellt. Sowohl in den humiden Tropen, als auch in Trockengebieten werden Anbauverfahren verwendet, die auf dem Prinzip der Mineralbodenbearbeitung basieren. Um in Trockengebieten die Winderosionen einzuschränken, ist darauf zu achten, dass die Bodenbearbeitung eine raue Oberfläche hinterlässt. Die Saattiefe richtet sich nach den Standortbedingungen. Auf leichten Böden und unter trocknen Standortbedingungen sollte die Saat in eine Tiefe von 5 bis 10 cm ausgebracht werden. Auf schweren Böden und bei feuchtem Klima sind 4 bis 5 cm ausreichend. Die Bestandesdichte ist Standort- und Sortenabhängig. Sie 14 beeinflusst den Kolbenwuchs. Bei geringer Wasserversorgung sind 2 bis 3 Pflanzen pro m² optimal. Bei ausreichender Wasserversorgung und entsprechender Sorte sind aber bis zu 10 Pflanzen pro m² möglich. Der Reihenabstand beträgt zwischen 0,7 bis 1 m und in der Reihe von 0,2 bis 0,3 m. Die Saatmenge beträgt 20-30 kg/ha. Als Sommergetreide ist der Saattermin von Mais zwischen April und Mai, variiert jedoch nach Anbauregion. In tropischen Regionen ist er vom Niederschlag abhängig und liegt zu Beginn der Regenperiode, sodass während des Fahnenschiebens und Blühen der Kolben die höchstmögliche Menge an Wasser zur Verfügung steht. Bedingt durch seinen hohen Nährstoffentzug und aufgrund der Ernterückstände hat Mais einen geringen Vorfruchtwert für Hackfrüchte, ist aber für Getreide ideal als Vorfrucht geeignet. Besonders als Vorfrucht für Wintergetreide eignet sich Mais optimal. Mais lässt sich als selbstverträgliche Pflanze auch über Jahre als Monokultur anpflanzen. Ohne Einsatz von Herbiziden führt dies aber zu erhöhter Verunkrautung der Bestandes. Eine weitere Folge des Monokulturanbaues ist das verstärke Auftreten von Krankheitserregern. Mais eignet sich auch für den Anbau in Misch- und Zwischenkulturen. Für Mischkulturen eignen sich Leguminosen wie Soja, Knollenfrüchte wie zum Beispiel Maniok und Yam, oder auch Melonen und Hirse. In jungen Kakao-, Kaffee, Ölpalmen-, Hevea-, Kokospalmenpflanzungen wird Mais als Zwischenkultur angepflanzt und hilft dadurch Erträge zu sichern (Franke, 1994; Geisler, 1988; Hanus et al., 2008). 2.5 Krankheitserreger und Schädlinge Mais hat eine langsame Jugendentwicklung und ist daher anfällig für Auflaufkrankheiten. Fusarium, Phytium-Arten und Rhizoctonia-Arten verursachen Nekrosen und Fäulnis. Wurzel, Stängel- und Kolbenfäulen werden von Fusarium-Arten, Rhizoctonia, Microdochium, Microspora, Helminthosporum und Acremonia hervorgerufen. Schadbilder sind hellbraune bis schwarze Verfärbungen an der Wurzel und unterschiedliche Verfärbungen der Lieschblätter in weiß, rot und braun. Ein 15 typischer Pilz der den Mais befällt ist der Maisbeulenbrand (Ustilago maydis). Schadbilder sind hellgrüne bis weiße Sporenbehälter (Beulen) entlang der Blattspreiten. Eine weitere schädigende Krankheit ist der Maiskopfbrand (Sphacelotheca reiliana). Sie bildet aus der Rispe und dem Kolben des Maises schwärzliche Sporenmasse. Zahlreiche tierische Schädlinge können den Maisanbau gefährden und treten abhängig vom Entwicklungsstadium und Anbaugebiet des Maises auf. Im Boden sind Drahtwürmer und Engerlinge für Schäden an der Keimpflanze verantwortlich. Sie fressen am Korn und am Keimling, sowie an der Wurzel der jungen Maispflanze. In Amerika sind vor allem Triebfliegen der Gattung Delia Hauptschädlinge der Keimpflanze. Bedeutende Schädlinge sind die Maisstängelbohrer, bzw. die Larven der Zünsler. Die Gattung Chilo (C.partellus, C. suppressalis, C. polychrysus) in Asien, Afrika und Australien. Der Maiszünsler der Gattung Ostrinia (Ostrinia nubilalis, der Europäische Maizünsler, Ostrinia furnacalis, der Asiatische Maiszünsler ) und in Amerika die Gattung Diatraea (D. grandiosella, D. lineolata). Blatt- und Kolbenschäden entstehen in den meisten Anbaugebieten hauptsächlich durch Raupen von Eulenschmetterlingen. Die Gattungen sind Helicoverpa (H. armigera, in der alten Welt, H. zea, in der neuen Welt), Spodoptera (S. frugiperda in Amerika, S. exempta und S. litura in Asien und Australien, S. littorali in Afrika), und Mythimma (M. separata in Asien, M. unipunctata in Amerika, M. loreyi in Afrika) (Franke, 1994; Geisler, 1988; Rehm u. Espig, 1996; Hanus et al., 2008). 2.6 Düngung und Pflege Wegen seiner hohen Biomasseproduktion hat Mais einen hohen Nährstoffbedarf und bei Nährstoffmangel kommt es wie bei allen Fruchtarten zu verringerten Erträgen und minderwertigen Ernteprodukten. Die Höhe der Mineraldüngergaben ist abhängig von den Standortbedingungen, Anbauverfahren, Vorfrüchten und der Sorte. Symptome die bei einer Mangelerscheinung auftreten sind vor allem an den Blättern durch Farb- und Formveränderung zu erkennen. 16 Die Stickstoffdüngung ist abhängig vom Ertragspotential der Pflanzen und kann bei sehr hohen Erträgen bei bis zu 300 kg N/ha liegen. Sie sollte in zwei Gaben erfolgen. Am effektivsten ist 50% zur Aussaat und 50% bei einer Wuchshöhe von 20cm. Phosphor und Kalium werden als Grunddüngung verabreicht. Es sollten 80110 kg/ha P2O5 und 160-230 kg/ha K2O gedüngt werden. Die langsame Jugendentwicklung und die daraus bedingte schwache Konkurrenzkraft des Maises erfordern schon vor dem Keimen eine optimale Unkrautbekämpfung. Hierfür eignen sich Netzeggen, Federzinkenstriegel und Hackstriegel. Ab dem Öffnen des ersten Blattes sollten diese Maßnahmen eingestellt werden um keine Jungpflanzen zu vernichten. Chemisch kann mit Herbiziden gegen Unkräuter vorgegangen werden. An Standorten mit Wassermangel ist darauf zu achten, dass der Mais vor allem bei der Keimung, der Bildung sprossbürtiger Wurzeln und vor und nach der Blüte mir ausreichend Wasser versorgt wird. Allerdings ist darauf zu achten, dass keine Staunässe auftritt, da sonst Wachstumsstockungen auftreten (Franke, 1994; Hanus et al., 2008). Tabelle 3: Verlauf der Nährstoffaufnahme bei Mais. Quelle: Hanus et. al 2008 17 2.7 Ernte und Erträge Der Erntetermin von Mais ist abhängig von der Nutzungsart. Anzeichen für eine Reife Maispflanze sind langsam vergilbende Blätter und die sich an der Spitze befindenden Lieschen gehen auseinander. In Tabelle 3 sind die verschiedenen Entwicklungsstadien des Maises dargestellt. Die Ernte der Ganzpflanze wird in den meisten Ländern von Feldhäckslern mit Maisschneidewerken durchgeführt. In den USA werden spezielle Maispicker verwendet. Die Ernte der Kolben erfolgt in vielen Entwicklungsländern, vor allem in den Tropen, per Hand. Für die Körnerernte werden Mähdrescher mit Pflückvorsätzen verwendet .Bei der Ganzpflanzenernte für die Frischverfütterung sollte mit Beginn der Blüte bis zur Milchreife geerntet werden. Zu diesem Zeitpunkt hat Mais den höchsten Futterwert. Eine spätere Ernte für die Futternutzung ist nicht zu empfehlen, da die Halme ab diesem Zeitpunkt rasch verholzen. Der TM-Gehalt der Ganzpflanze liegt hier bei etwa 21%. Nehmen die Maiskörner eine wachsähnliche Konsistenz an, kann der Mais für die Silierung geerntet werden. Der TM-Gehalt der Ganzpflanze liegt bei 27-28 %. Ab dem Zeitpunkt der Druschreife können die Körner geerntet werden. Der TM-Gehalt der Körner liegt bei 60-70%. Höhere TM-Gehalte wirken sich negativ auf den Anteil von Bruchkorn aus. Im Jahr 2012 lag der weltweite durchschnittliche Kornertrag bei 4,9 t/ha und hat sich in den letzten zehn Jahren um 0,5 t/ha erhöht. Im Hauptanbauland Amerika wird trotz des schlechten Jahres 2012 ein Spitzenwert von 7,7 t/ha erreicht (9,2 t/ha im Jahr 2011), der nur von Frankreich mit 9,1 t/ha übertroffen wird. In allen Hauptanbauländern ist eine Ertragssteigerung in den letzten zehn Jahren zu verzeichnen. So wurden die Kornerträge in China von 4,9 t/ha im Jahr 2002 auf 5,9 t/ha im Jahr 2012 erhöht. Brasilien konnte im Vergleich zum Jahr 2002 die Erträge um 2 t/ha im Jahr 2012 steigern und erzielt Erträge von 5 t/ha. Entwicklungsland Indonesien steigerte die Erträge auf 6,0 t/ha im Jahr 2012 im Vergleich zu 4,9 t/ha aus dem Jahr 2002. Erträge von Grün- und Silomais werden noch nicht Flächendeckend erfasst. (FAOSTAT, 2012; Franke, 1994 Hanus et al., 2008; Rehm u. Espig, 1996). 18 2.8 Verwertung Mais bietet eine breites Spektrum an Verwendungsmöglichkeiten, zusätzlich zu seiner Bedeutung als ein hochwertiges Futtermittel für Nutztiere und zur Nahrungsmittelbereitstellung für den Menschen, wird Mais zunehmend auch als wichtiger Naturrohstoff für die industrielle Weiterverarbeitung im technischindustriellen Bereich und zur Energiegewinnung genutzt. Einen großen Vorteil bei der Stärkegewinnung durch Mais, bieten anfallenden Abfallprodukte, da diese gewinnbringend vermarktet werden können. Die gewonnene Maisstärke kommt bei der Papierherstellung, in der Textil-Industrie sowie bei der Herstellung von Chemikalien und Pharmazeutika zum Einsatz. Maiskeimöl findet für technische Zwecke, zur Herstellung von Kosmetika und in der Pharmazie Verwendung. Die aus den Jahren 2005-2007 stammenden Zahlen ergeben, dass im weltweiten Durchschnitt mit 63% der höchste Anteil des angebauten Maises an Tiere verfüttert wird. 15% der globalen Ernte werden als Nahrungsmittel verwendet 11% werden weiterverarbeitet und 10% werden auf eine andere Weise genutzt. 1% findet Verwendung als Saatgut. Vor allem in Entwicklungsländern wie Indien und Lateinamerika ist Mais ein wichtiges Nahrungsmittel (Franke, 1994; Rehm u. Espig, 1996; Shiferaw et al., 2011). 2.9 Wirtschaftliche Bedeutung Weltweit gehört Mais neben Weizen und Reis zu den wichtigsten Getreidearten und ist nach Weizen die Kulturpflanze mit der größten Anbaufläche. Die weltweiten durchschnittlichen Flächenerträge sind bei Mais mit 4,9 t/ha im Vergleich zu anderen Getreidearten wie Weizen mit 3,1 t/ha oder Reis mit 4,4 t/ha deutlich höher und konnten in den letzten zehn Jahren um 0,5 t/ha gesteigert werden. Über 70% der weltweiten Körnermaisproduktion entfallen auf die USA, China, Brasilien, Argentinien, Ukraine und Indien. Der Anteil der USA beträgt über 31%. In den Hauptanbauländern wird Mais zum größten Teil verfüttert oder exportiert, lediglich in Entwicklungsländern, vor allem in Lateinamerika und Afrika ist Mais Grundnahrungsmittel. Die Nutzung von Mais als nachwachsender Rohstoff hat für die Industrie in den letzten Jahren ständig an Bedeutung gewonnen. Allerdings ist eine Massenanwendung nicht absehbar, sondern 19 orientiert sich an die spezifische Verbesserung der Qualität vorhandener Produkte. Die Weiterverarbeitung erfolgt je nach Qualität als modifiziert oder unmodifizierte Stärke. In der Papierherstellung wird Stärke bedingt durch den immer höheren Anteil an Altpapier als Füllstoff benötigt. Im Jahr 2010 waren die USA mit 50,9 Mio. t führender Exporteuer von Körnermais. Weitere Exportländer sind Argentinien (17,5 Mio. t), Brasilien (10,8 Mio. t) und Frankreich (6,6 Mio. t). Hauptabnehmerländer waren im selben Jahr Japan ( 16,2 Mio. t), Korea ( 8,5 Mio. t), Mexico (7,8 Mio. t) und China (6,2 Mio. t) (FAOSTAT, 2010 ; Franke, 1994; Hanus et al. 2008; Shiferaw et al., 2011). Tabelle 4: Wichtigste Anbauländer von Mais gemessen an Ertrag, Anbaufläche und Produktion im Jahr 2012. Land/Kontinent Ertrag [t/ha] Anbaufläche [ha] Produktion [tKörnermais] USA 7,7 35.359.790 273.832.130 China 6,0 34.969.000 208.258.000 Brasilien 5,0, 14.225.998 71.295.478 Argentinien 7,3, 3.500.000 25.700.000 Indien 2,5 8.400.000 21.060.000 Europa 5,1, 18.313.472 94.090.160 Asien 5,0 57.498.287 287.919.236 Amerika 6,3, 67.545.122 422.963.492 Welt 4,9 176.991.927 875.098.631 Quelle: Daten FAOSTAT 20 2.10 Ökologische Bedeutung Mais hat im Vergleich zu anderen Kulturpflanzen, vor allem Getreidepflanzen, einen entscheidenden Vorteil. Sie betreibt C4-Photosynthese. Dies ermöglicht ihr bei entsprechenden Standortbedingungen mehr CO2 aufzunehmen und hohe Erträge zu erzielen. Ihr effektives Transpirationssystem ermöglicht es mit wenig Wasser sehr viel Trockenmasse zu bilden. Im Vergleich zu anderen Pflanzen benötigt Mais weniger Stickstoff pro t Ertrag und kann als selbstverträgliche Pflanze über Jahre als Monokultur angebaut werden. Der intensive Anbau als Monokultur hat aber negative Auswirkungen. Mais ist sehr erosionsgefährdet. Eine starke Bodenerosion wirkt sich negativ auf die im Boden vorkommenden Bodenorganismen und Botentiere aus. Da Mais ein starker Humuszehrer ist, steht dies in Wechselwirkung mit erhöhter Bodenerosion und verändert die biologische Aktivität im Boden. In nahegelegenen Gewässern führt die Bodenerosion zu Verschlechterung der Wasserqualität und der Lebensbedingungen der im Wasser lebenden Tiere. Ebenso hat eine erhöhte Bodenerosion Einfluss auf die Flora und Fauna außerhalb der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Folgen für die Kultur sind Ertragseinbußen, Verminderung bedingt des durch Wurzelraums, Verlust an Wasserspeicherkapazität, Nährstoffverlust, Humusverlust und Verschlechterung der Bodenstruktur. Ein weiteres Problem des erhöhten Maisanbaus sind Nitratauswaschungen und die Verschmutzung des Grund- und Bodenwassers, sowie Fließgewässer mit Nitrat. Mais ist mit Soja, Baumwolle und Raps eine der Kulturpflanzen bei der transgene Sorten angebaut werden. Diese Nutzpflanzen sind genetisch modifiziert und weißen Herbizidtoleranz und Insektizidexpression auf. Ökologische Risiken bestehen hierbei in der Auskreuzung mit Wildpflanzen, Etablierung in der Umwelt, Schädigung der Flora und Fauna, Veränderung der Landnutzung, Resistenzbildung von Schädlingen und Unkräutern und einem horizontalen Gentransfer in z.B. Bakterien. Überwiegend erfolgt der Anbau solcher Sorten in Nordamerika, Südamerika und Asien. In Europa ist der Einsatz von transgenen Kulturpflanzen gesetzlich geregelt (Entrup u. Zerhusen, 1992; Martin u. Sauerborn, 2006; Netwig et al., 2011). 21 3 Weizen Triticum L. engl. wheat Weizen ist eine Nutzpflanze aus der Ordnung Süßgrasartige (Poales) und wird der Familie der Süßgräser (Poaceae) zugeordnet. Er ist bezogen auf die Anbaufläche mit weitem Abstand die wichtigste Getreideart. Bedingt durch seine niedrigen Erträge ist Weizen im Produktionsvolumen nur auf dem dritten Platz hinter Mais und Reis. Der Anbau von Weizen wird durch zwei Sorten bestimmt. Die wichtigsten Weizen-Sorten sind triticum aestivum L. (Saat- oder Brotweizen), der etwa 92% des angebauten Weizens ausmacht und triticum turgidum L. var. durum Desf. (Dururmweizen), der auf etwa 8% der Fläche angebaut wird (FAOSTAT, 2012; Franke, 1994; Hanus et al., 2008). Abb. 10: Weizenfeld Quelle: Wikipedia 22 3.1 Herkunft und Verbreitung Der erste Anbau von Weizen lässt sich auf etwa 8000 v.Chr. datieren. Zu dieser Zeit wurden Weizenkulturen im Nahen und Mittleren Osten angebaut. Ausgehend von seinem zwischen dem Euphrat-Tigris-Stromland, Ostanatolien und dem östlichen Mittelmeergebiet gelegen Entstehungszentrum verbreitete sich der Weizenanbau zunächst in Euroasien. Im Verlauf des 16. bis 17. Jh. gelangte der Weizen nach Amerika. Mitte des 17. Jh. begann der Anbau In Südafrika. In Australien und Neuseeland wird Weizen seit Ende des 18. Jahrhunderts angebaut. Weizen kann sich an verschiedene Boden und Klimaverhältnisse anpassen und wird auf fast allen Erdteilen angebaut. Das Anbaugebiet erstreckt sich von den kalten und humiden Regionen im Norden bis in das tropische Hochland. Auf der südlichen Halbkugel wird Weizen überwiegend in Argentinien zwischen 27° südl. und 40° südl. Br. angebaut. Die Hauptanbauzentren liegen aber auf der nördlichen Halbkugel. Hauptanbauländer sind China, Indien, USA und Russland (FAOSTAT, 2012; Franke, 1994; Reiner et al.,1992). Abb. 11: Hauptanbaugebiete Weizen 23 3.2 Botanik Weizen ist ein einjähriges, aufrecht wachsendes meist unbegranntes Ährengras. Weizen hat viele verschiedene Arten, die sich entsprechend seinem Chromosomenbestand (Grundzahl x=7) einteilen lassen. Die Entwicklung führte über die diploide, spindelbrüchige Form (Triticum monococcum) und die tetraploide, ebenso spindelbrüchige Form (Triticum dicoccum) zum heutigen hexaploiden Weichweizen (Triticim aestivum) mit dem Chromosomensatz 2n=42. Der heute teilweise angebaute Durumweizen (triticum turgidum L. var. durum Desf.) ist tetraploid mit dem Chromosomensatz 2n=28. Von allen Formen des Weizens gibt es Winter- und Sommertypen, wobei jedoch bei bestimmten Arten jeweils einer dieser Typen deutlich dominieren kann. Sie unterscheiden sich durch ihre unterschiedlichen Aussaattermine und den Einfluss den die Temperatur auf ihre Entwicklung hat. Winterweizen benötigt längere Kälteperioden von knapp über 0°C um zur Halm- und Ährenbildung übergehen zu können. Diese Entwicklungsphase bezeichnet man als Vernalisation. Eine weitere Einteilung richtet sich nach den Inhaltsstoffen des Endosperms. Hartweizen haben ein glasiges, hartes Endosperm mit hohem Eiweißgehalt. Die Körner von Weichweizen sind im Inneren weiß und mehlig und haben einen geringeren Eiweißgehalt. Halbharter Weizen ist eine Mischform von Hart- und Weichweizen. Abb 12: Kayopsen von Triticum-Arten im Vergleich Quelle: Lieberei u. Reisdorff, 2012 a) Saatweizen (T. aestivum subsp. aestivum) b) Dinkel (T. aestivum subsp. spelta) c) Durumweizen (T. turgidum subsp. durum) 24 Weizen bildet das für Graspflanzen charakteristische homorhize Wurzelsystem. Die Keimwurzel besteht aus einer Primärwurzel und zusätzlichen drei bis sechs Wurzeln. Während der Bestockung entwickelt sich zusätzlich das sekundäre Wurzelsystem aus Adventivwurzeln, die aus den zahlreichen basalen Knoten des Sprosstriebes entspringen. Die Wurzel reichen bis zu 30 cm in den Boden. Oberirdisch entwickeln sich im basalen Bereich aus den Seitenknospen des Haupthalms Nebentriebe, die ebenfalls zur Bestockung fähig sind. Wie stark die Bestockung ausfällt ist von vielen Einflussfaktoren abhängig. Durchschnittlich werden bei Winterweizen 2,8 bis 3 Halme pro Pflanze entwickelt. Bei Sommerweizen sind es 1,5 bis 2 Halme pro Pflanze. Durch Streckung der Internodien erreicht der sich nach oben verjüngende Halm seine Länge (Halmschossen). Die Halme erreichen eine Länge von 0,5 bis 1,6 m. An der oberen Blattscheide des Halms tritt die Ähre heraus. Die sich an den Nodien entwickelten Blätter umschließen den Halm mit einer Blattscheide, während die lazettförmige Blattspreite mehr oder weniger aufrecht steht oder überhängt. Im Vergleich zu anderen Getreidearten sind die Blattöhrchen bei Weizen mittellang und bewimpert, die Blatthäutchen sind stumpf und leicht gezähnt. Abb. 13: Öhrchen bei Triticum aestivum Quelle: Wikipedia Jeder vollentwickelte Halm trägt eine Ähre, die über das Aufstellen des Spitzenährchens in der Entwicklung ein klar definiertes Ende der Anlagenphase aufweist. Die einzelnen Ährchen sind mehrblütig und können in der Entwicklung sechs und mehr Blüten anlegen, von denen meistens nur drei Blüten Körner 25 liefern. Weizen ist ein Selbstbefruchter und es kommt vor dem Öffnen der Blüte zur Pollenausschüttung. Fremdbefruchtung kommt in trockenwarmen Bedingungen vor. Die Kornzahl pro Ähre liegt bei etwa 40 bis maximal 70. Bei einer Kornfeuchte von 13% beträgt der Kohlenhydratanteil etwa 70%, 12% Eiweiß, 2% Fett, 2% Rohfaser und 1,5% Asche (Franke, 1994; Hanus et al., 2008; Khayatnezhad et al., 2011; Reiner et al.,1992). Abb. 14: Weizen (triticum aestivum) Quelle: Lieberei u. Reisdorff, 2012 a) Blütenstände (Ähre) nach der Befruchtung b) Teilblütenstand: Ährchen aus drei Blüten bzw. jungen Früchten c) Freigelegte Einzelblüte mit einem sich bereits zur Frucht entwickelden Fruchtknoten 3.3 Klima und Bodenansprüche Je nach spezifischen Merkmalen des Weizens ist der Anbau von Weizen unter verschiedenen Temperaturklima, klimatischen sondern Bedingungen auch die möglich. Nicht nur das Wasserversorgung und die Transpirationsbedingungen beeinflussen das Ertragspotential. Im gemäßigten Klima kann Sommerweizen mit einer Wachstumsdauer von 90 bis 120 Tagen bis etwa 70° nördl. Br. und 60° südl. Br. unter Bedingungen kurzer Sommer angebaut werden. Winterweizen wird in den anderen Gebieten des gemäßigten Klimas 26 angebaut. In den Subtropen kann Sommerweizen während der kühleren Jahreszeit in subhumiden bis semiariden Gebieten angebaut werden. Winterweizen benötigt Mindestwärmesummen von 2.200°C und Sommerweizen 1.350°C. Die optimale Durchschnittstemperatur beträgt 18° bis 19°C. Bestimmte Sorten benötigen bei kühler Witterung 250 bis 300 mm Regen. Ansonsten sind 400 bis 900 mm Niederschläge während der Vegetationszeit ein guter Richtwert. Weizen ist die Getreideart mit den höchsten Bodenansprüchen. Bedingt durch seine lange Vegetationszeit, sowohl Winter- als auch Sommerweizen, ist eine optimale Nährstoff- und Wasserverfügung essentiell. Am besten eignen sich lehmige Böden der Typen Parabraunerde, Braunerde, Pelosol, Pseudogley und Auenboden. Weizen toleriert leicht saure Böden und eine Bodenversalzung bis 2 mS/cm. Der pH- Wert sollte zwischen 6,4 und 7,3 liegen (Franke, 1994; Hanus et al., 2008; Reiner et al.,1992). 3.4 Anbaumethoden Die Grundbodenbearbeitung richtet sich im Weizenanbau nach der jeweiligen Vorfrucht. Mäßig grobe Bodenteile an der Oberfläche und Stoppelrückstände der Vorfrucht sind als Schutz gegen Erosion vorteilhaft. Nach Blattfrüchten (Raps, Körnerleguminosen und Körnermais) ist eine Bestellung ohne tiefe Pflugfurche (Mulchsaat), sofern die Bodenstruktur in einem guten Zustand ist, möglich. Bei einer Bestellung ohne Pflugfurche erfolgt eine sekundäre Bodenbearbeitung nach der Stoppelbearbeitung durch kombinierte Geräte bei der Saat. Hierfür kommen vor allem Kreiseleggen zum Einsatz. Bei getrennten Arbeitsgängen ist eine Bodenbearbeitung mit Grubber oder Scheibeneggen möglich. Folgt Weizen auf Weizen, dann sollte der Pflug eingesetzt werden. Auf lockeren Böden mit geringen Rückständen genügt eine Pflugfurche von 15 cm. Bei Getreidevorfrüchten sollte sie 20 cm betragen. Die Aussaat des Weizens erfolgt üblicherweise durch Drillsaat. Andere teils gängige Verfahren sind die Breitensaat und Fräs- und Grubbersaat. Die Saattiefe kann bis zu 5 cm betragen, sollte aber auf den Sortentyp abgestimmt werden, da die Saattiefe von der Körnergröße abhängig ist. Generell hat Sommerweizen 27 kleiner Körner als Winterweizen und wird daher nicht so tief gesät wie Winterweizen. Die unterschiedlichen Saatstärke Saatzeiten ist vom abhängig jeweiligen und Sortentyp richtet sich und den nach der Wasserversorgung. Bei extremen Spätsaaten kann die Saatstärke bei über 500 Körner/m² liegen. Bei sehr frühen Saaten werden niedrige Saatstärken von 200 Körner/m² gesät. Bei manchen Hybridsorten liegt die Saatstärke bei 150 Körner/m². Die Aussaat von Winterweizen erfolgt im gemäßigten Klima im Spätherbst und von Sommerweizen im zeitigen Frühjahr. Eine vielseitige Fruchtfolge ist für einen gesunden Weizenbestand von sehr hoher Bedeutung. Da Weizen sehr anfällig für Fußkrankheiten ist, sollte Weizen als nicht so selbstverträgliche Pflanze, nicht nach Weizen und Gerste angebaut werden. Anbaupausen von bis zu drei Jahren sind zu empfehlen. Gut geeignete Vorfrüchte sind Körnerleguminosen, Mais, Kartoffeln, Raps und Zuckerrüben und Hafer. Als Vorfrucht eignet sich Weizen für Roggen, Hafer und Wintergerste (Franke, 1994; Hanus et al., 2008; Reiner et al.,1992). 3.5 Düngung und Pflege Die Höhe der Düngung ist abhängig vom Standort und den sortenspezifischen Eigenschaften. Die Grunddüngung hat vorrangig das Ziel für die nächsten Jahre ein zufriedenstellendes Nährstoffangebot an Phosphor, Kalium und Magnesium sicherzustellen. Stickstoff Trockenmassebildung. Eine ist der wichtigste einseitige hohe Nährstoff und N-Versorgung fördert die während des Jugendstadium der Pflanze führt jedoch zu übermäßigem vegetativen Wachstum, was zu Reifeverzögerungen führen kann. Folgende Zahlen können als Richtwert für den Nährstoffentzug von 1t Weizenkörner bei mittlerem Strohertrag genommen werden. Pro Tonne Körner liegt der Nährstoffentzug bei 2 bis 30 kg N, 6 bis 8 kg P und 20 bis 28 kg K. Der Gesamte N-Bedarf kann abhängig vom Ertrag zwischen 140-270 N/ha liegen und erfolgt in mehreren Gaben und wirkt sich auf die Entwicklung des Bestandes aus. Je nach Zeitpunkt der Gabe kann die Triebreduktion verringert werden, die Ährenanlage gefördert werden und der Ährchen- und Blütenreduktion kann 28 entgegengewirkt werden. Späte N-Gaben fördern die Kornausbildung und die Höhe des Rohproteingehaltes der Körner. Die erste N-Gabe liegt im Bereich von 40 - 100 kg N/ha und erfolgt zum Vegetationsbeginn. Die zweite Gabe erfolgt dann zum Ende des Schossens bis zum Ährenschieben und liegt zwischen 30 - 50 kg N/ha. Die letzten Stickstoffgaben beeinflussen die TKM Ertragserwartung zwischen 0,8 - 1,2 und den Proteingehalt. Je dt kg/ha Spät-N. Über 50 kg/ha N Gesamtmenge ist eine Aufteilung der Gaben vor und nach der Blüte sinnvoll. Schwefel sollte zu der ersten oder zweiten N- Gabe gedüngt werden, da die Aufnahme parallel zur N-Aufnahme erfolgt. Der Bedarf liegt bei 10-20 kg S/ha (Franke, 1994; Hanus et al., 2008; Reiner et al.,1992). Die durch Unkräuter und Ungräser verursachten Ertragsausfälle liegen im Weizen bei etwa 12%. Die wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen sind die Verwendung von anerkanntem Saatgut, Einhaltung der Fruchtfolge und Saattermine und die Auswahl konkurrenzstarker Sorten. Um der Unkrautkonkurrenz möglichst gering zu halten, sollte eine mehrmalige, mechanische Unkrautbekämpfung erfolgen. Die erste sollte unmittelbar nach der Saat durch Egge oder Striegel erfolgen. Ab dem zweiten Blatt kann eine weitere mechanische Maßnahme durchgeführt werden. Im Winterweizen können chemische Maßnahmen im Vorauflaufverfahren oder im Nachauflaufverfahren durchgeführt werden. Im Sommerweizen ist eine chemische Unkrautbekämpfung selten wirtschaftlich (Franke, 1994; Hanus et al., 2008; Reiner et al.,1992). 29 3.6 Ernte und Erträge Das Ernteverfahren richtet sich nach dem Reifegrad der Körner. Es werden vier verschiedene Reifegrade unterschieden, die sich vor allem nach dem Wassergehalt der Körner richten. Bei der Milchreife ist das Korn morphologisch voll ausgebildet und besteht zur Hälfte aus einem milchigen Inhalt. Bei der Gelbreife sinkt der Wassergehalt auf etwa 30%. Die Einlagerungsprozesse sind vollständig abgeschlossen. Wenn das Korn hart und kaum noch brechbar ist, ist die Vollreife erreicht. Der Wassergehalt beträgt zwischen 20 bis 25%. Bei der Totreife besteht das Korn nur noch aus 14 bis 16% Wasser. Die Pflanze ist ausgetrocknet und brüchig. Zu Beginn der Vollreife erfolgt die Ernte mit Sichel, Sense oder Mähbinder. Der Weizen bleibt zum Trocknen bis zu einer Kornfeuchte von 14 bis 16% auf dem Feld. Das Schwaddruschverfahren wird ebenfalls bei Vollreife angewendet, ist aber hauptsächlich bei ungleichmäßig reifen Beständen und starkem Besatz mit grünem Unkraut vorteilhaft. Mit Beginn der Totreife erfolgt die Ernte durch Mähdrusch mit modernen Kombines. Im Direktdruschverfahren sind Schnitt und Drusch kombiniert. Die Erträge lagen im weltweiten Durchschnitt bei 3,1 t/ha und haben sich in den letzten zehn Jahren um 0,5 t/ha erhöht. Indien ist das Land mit der größten Anbaufläche und erzielt Erträge von 3,2 t/ha, die nur leicht über dem weltweiten Durchschnitt liegen. Die höchsten Erträge erzielen Frankreich (7,5 t/ha) und China (5,0 t/ha). 30 3.7 Verwertung Weizen bietet in seiner Verwendung eine Vielzahl an Möglichkeiten. Hauptsächlich wird Weizen für Nahrungsmittelzwecke verwertet. Hauptsächlich in der Form von Brot und anderen Backwaren. In der Tierernährung ist Weizen vor allem wegen seines hohen Stärkegehaltes ein wertvolles Kraftfutter. Weizen ist auch für die Bioethanolherstellung interessant, hat aber gegenüber anderen Pflanzen eine geringere ha-Leistung. Die gewonnene Weizenstärke kommt bei der Papierherstellung, in der Textil-Industrie sowie bei der Herstellung von Chemikalien und Pharmazeutika zum Einsatz. Im Jahr 2011 wurden weltweit von den 700 Mio. t produzierten Weizen 473,5 Mio. t für die menschliche Ernährung genutzt. Das entspricht einem Anteil von über 67%. 138,9 Mio. t wurden für Futtermittel verwendet und 78,3 Mio. t für andere Zwecke genutzt. 3.8 Wirtschaftliche Bedeutung Weizen ist im weltweiten Vergleich die Kulturpflanze mit der höchsten Anbaufläche. Im Vergleich zu anderen kohlenhydratliefernden Pflanzen liegt er aber in der Produktion nur auf dem dritten Rang hinter Mais und Reis. Der Grund hierfür sind die deutlich niedrigeren Erträge von Weizen. Im Jahr 2012 lag der weltweite Durchschnittsertrag bei Weizen bei 3,1 t/ha. Mais hatte im selben Jahr durchschnittlich 4,9 t/ha. Positiv anzumerken ist aber, dass sich in den letzten zehn Jahren die Durchschnittserträge weltweit um 0,8 t/ha gesteigert haben, was die steigende Produktion bei fast gleichbleibender Anbaufläche begründet. Die wichtigsten Anbauländer sind China, Indien, Amerika, Russland und Frankeich. Im Jahr 2012 lagen 47% der weltweiten Anbaufläche von Weizen in Asien. Auf dem Weltmarkt waren im Jahr 2011 vor allem Ägypten (9.800.061 t), Algerien (7.454.603 t), Japan (6.214.220 t) und Italien ( 7.321.062 t) Hauptabnehmer des Weizens. Die Entwicklungsländer des Tropengürtels importieren ebenfalls ihren Weizenbedarf. Die wichtigsten Exportländer im Jahr 2011 waren die USA (32.789.893 t), Frankreich (20.345.934 t), Kanada (16.335.086 t), Australien (17.657.181 t) und Russland (15.185.953 t) (FAOSTAT, 2011). 31 Tabelle 5: Wichtigste Anbauländer von Weizen gemessen an Ertrag, Anbaufläche und Produktion im Jahr 2012. Land/Kontinent Ertrag [t/ha] Anbaufläche [ha] Produktion [Körner] USA 3,1 19.826.170 61.755.240 China 5,0 24.139.080 120.580.320 Indien 3,2 29.900.000 94.880.000 Frankreich ,7,6 5.303.300 40.300.800 Russland 1,8 21.277.900 37.719.640 Europa 3,6 54.016.076 195.381.871 Asien 3,1 101.861.345 314.565.008 Welt 3,1 216.638.762 674.884.372 Quelle: Daten FAOSTAT 3.9 Ökologische Bedeutung Bei der Einordnung der ökologischen Bedenklichkeit des Weizenanbaus muss bedacht werden wie wichtig Weizen für die menschliche Ernährung ist. Wird eine Pflanze intensiv als Kultur angebaut, dann gibt es in der Regel negative Einflüsse auf die Umwelt. Im Weizenanbau sind wie bei fast allen Getreidearten die intensiv genutzt werden die typischen ökologischen Probleme zu erwähnen. Hierzu gehören erhöhte Erosion, Nitratsauswaschungen, Herbizidaustrag und Biozidbelastung. In China und Indien spielt vor allem die erhöhte Nutzung von Grundwasser und die daraus folgende schlechte Wasserqualität eine bedeutende Rolle (Aufhammer, 1998; FAO, 2006). 32 4 Kartoffel Solanum tuberosum L. engl. potato Die Kartoffel gehört zu der Ordnung Nachtschattenartige (Solanales) und wird der Familie der Nachtschattengewächse zugeordnet (Solanaceae). Sie ist eine aus über 2.000 Arten der Gattung der Nachtschatten (Solanum). Weitere Kulturpflanzen aus der Solanaceae-Familie sind Tabak, Tomate und Aubergine. Hauptsächliche wird die Kartoffel als Nahrungsmittel genutzt und hat vor allem in Europa einen hohen Stellenwert. Nach Weizen ist sie in Europa die stärkeliefernde Pflanze mit der höchsten Produktion (FAOSTAT, 2012; Putz, 1989). Abb. 15: Kartoffelpflanze © Foto: Leo Michels 33 4.1 Herkunft und Verbreitung Die Kulturpflanze Kartoffel wie wir sie heute kennen stammt ursprünglich aus Südamerika. Sie stammt von der in den bolivianischen-peruanischen Anden vorkommende Solanum Andigena ab. Die ersten Kulturen wurden etwa um 6000 v. Chr. von peruanischen und bolivischen Bauern angebaut. Im 16. Jh. gelangte die Kartoffel nach Europa. Ungeklärt bleibt, ob sie erstmals durch die Engländer oder die Spanier eingeführt wurde. Die Verbreitung der Kartoffel begann in Spanien durch den spanischen König Philipp II. Er verschenkte Knollen an den Papst in Italien. Von dort gelangte sie in die Niederlande und weiter nach Belgien, Deutschland und Österreich. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde sie erstmals ausführlich von Carolus Clusius beschrieben. Ende des 18. Jh. erlangte die Kartoffel eine hohe Bedeutung in der europäischen Landwirtschaft. Heute wird die Kartoffel, bedingt durch ihre gute Anpassungsfähigkeit an Bodenund Klimaverhältnissen, auf allen Erdteilen angebaut. Die Hauptanbaugebiete erstrecken sich zwischen 40° bis 60° nördlicher Breite (Franke, 1994; Lieberei u. Reisdorff, 2012; nap.edu; Putz 1989). Abb. 16: Hauptanbaugebiete Kartoffel 34 4.2 Botanik Die Kartoffel ist eine einjährige, halb aufrecht wachsende, krautige Pflanze. Sie gehört zu den knollentragenden Solanaceae. Ihr Chromosomensatz lässt sich in eine polyploide Reihe mit n=12 einordnen. Die heute allgemein verbreitete Kulturkartoffel hat einen tetraploiden Chromosomensatz von 4n=48. Bedingt durch die Fähigkeit unter allen Tageslängenverhältnissen Knollen auszubilden ist S. Tuberosum die am stärksten verbreitet Art. Die bis zu einem Meter hoch wachsende Kartoffel bildet eine Staude. Der Hauptspross erscheint grün, teils bräunlich durch Einlagerung von Anthozyanin. An den Nodien entstehen die unterbrochen gefiederten Blätter. Sie sind hell- bis dunkelgrün und an der Unterseite stärker behaart als an der Oberseite. An ihren Achseln tragen sie Knospen, die aber zum größten Teil im Knospenstadium verbleiben. Blütenstände entstehen am Ende des jeweiligen Hauptsprosses, sind meist als Dichasium entwickelt und werden durch den vegetativen Fortsetzungstrieb zur Seite gedrängt. Blühintensität, Blühdauer und Blütenfärbung sind je nach Sorte stark variabel. Die Befruchtung der Blüten erfolgt zum Großteil durch Selbstbefruchtung, da die Blüten keinen Nektar enthalten. Die aus den Blüten entstehenden grünen bis blaugrünen Beeren enthalten bis zu 150 Samen. Die Beeren enthalten wie fast alle anderen Organe das Alkaloid Solanin und sind ungenießbar. Abb.17: Blüte der Kartoffel Quelle. Wikipedia Abb18: Blüte der Kartoffel Quelle. Wikipedia 35 Bei der Kartoffelknolle handelt es sich um Anschwellung der im Boden entwickelten Ausläufer (Stolonen). Sie entstehen durch primäres Dickenwachstum am Ende unterirdischer Seitentriebe. Das Dickenwachstum beginnt im Zentralzylinder der Stolonen. Während der Reife befindet sich die Knolle in der Keimruhe. Um einen Keimvorgang hervorzurufen muss die Keimruhe, die nach der Ernte besteht, gebrochen werden. Die junge Knolle ist von einer Epidermis umgeben, die im Verlauf der Reifung durch ein ledriges, mit Korkporen durchsetztes Periderm, ersetzt wird. Die Vermehrung erfolgt vegetativ. Wird die Knolle nach Beendigung der Keimruhe dem Licht ausgesetzt, bildet sich ein Lichtkeim. Dieser ist im Vergleich zu einem Dunkelkeim stabiler und elastischer. Aus den Augen der Knolle bilden sich Triebe an denen sich Wurzeln bilden. Nachdem sich die ersten Blätter gebildet haben, ist die Pflanze in der Lage ihre Nährstoffe aus dem Boden zu bekommen. Die große Blattmasse entwickelt sich schnell und mit dem Zeitpunkt der Blüte nimmt die Anzahl der neugebildeten Blätter ab. Zu diesem Zeitpunkt ist auch der Knollenansatz abgeschlossen und die Knollen beginnen zu wachsen. Mit dem Erreichen des Maximums der Krautentwicklung ist die Volumenvergrößerung der Knollen beendet. Ab dem Zeitpunkt der Beerenreife stellen die Blätter ihre Funktion ein und beginnen zu vergilben. Die Vegetationsdauer ist Sortenabhängig und kann zwischen 60 bis 160 Tage liegen. Mit dem Absterben des Krautes hat die Kartoffel ihre physiologische Reife erreicht. Frische Kartoffeln haben einen Stärkegehalt von durchschnittlich 17,5% (Verhältnis Amylose zu Amylopektin etwa 1:4 bis 1:5) und ein Proteingehalt von etwa 2% (Franke, 1994; Lieberei u. Reisdorff, 2012; Putz, 1989). Abb. 19: Entwicklungsstadien der Kartoffelpflanze Quelle:Putz, 1989 36 4.3 Klima und Bodenansprüche Die Kartoffel ist eine Pflanze des kühlen, gemäßigten, luftfeuchten Klimas. Sie besitzt eine hohe Anpassungsfähigkeit an das Klima. Lediglich Temperaturextreme beschränken ihre Anbaumöglichkeiten. Bei Temperaturen über 30°C ist die Bildung der Knollenanlagen stark eingeschränkt. Ab Temperaturn von -1,5°C stirbt das Kraut ab. Die Kartoffelknolle kann bereits ab Temperaturen von 8°C keimen. Ausschlaggebend für einen guten Knollenertrag sind die Wechsel zwischen Tag- und Nachttemperaturen. Sind die Nachttemperaturen zu hoch, hat es negative Einflüsse auf die Einlagerung der Assimilate in die Knolle. Für die Knollenbildung bzw. das Knollenwachstum liegen die optimalen Temperaturen zwischen 15 bis 20° C. Wachstums- und Entwicklungsvorgänge sind bei der Kartoffel nicht nur temperaturabhängig. Die Wechselbeziehung von Photoperiode und Temperatur sind ausschlaggebend für gute Erträge und den Stärkegehalt in der Knolle. Hinsichtlich ihrer generativen Phase ist die Kartoffel eine Langtag-, nach der Knollenbildung jedoch eine Kurztagpflanze. Unter Langtagbedingungen wird die Blütenbildung gefördert. Die Terminierung des Stolonenwachstums verzögert sich und kann bei einigen Sorten völlig unterbleiben. Das Knollenwachstums verläuft beschleunigt, verzögert aber die physiologische Reife. Niedrige Temperaturen schwächen diesen Effekt stark ab und die Verzögerung des Knollenansatzes tritt weniger stark in Erscheinung. Unter Kurztagbedingungen erfolgt die Terminierung des Stolonenwachstums früher, was die Knollenanlage zeitlich vorverlegt. Das Knollenwachstum ist verzögert. Oberirdisch ist ein gestauchter Wuchs zu erkennen. Der Stärkegehalt ist unter Kurztagbedingungen relativ hoch. Durch niedrige Temperaturen wird die Kurztagwirkung deutlich abgeschwächt und führt zu einer Verbesserung des Knollenansatzes. Die Kartoffelpflanze stellt keine hohen Anforderungen an die Wasserversorgung. Während der Keimung und der Jugendentwicklung ist die Kartoffel nicht auf Bodenwasser angewiesen. Sollen hohe Erträge erzielt werden ist auf eine ausreichende Wasserversorgung nach der Blüte zu achten. Staunässe sollte vermieden werden. Längere Trockenheit während des Knollenwachstums führt zur sogenannten Kindelbildung. 37 Die Kartoffel kann auf fast allen Böden angebaut werden und stellt keine hohen Anforderungen an die spezifischen Eigenschaften des Bodens. Sie wächst auf fast allen Böden, wenn diese krümelig, locker, durchlässig mit guter Wasserhaltekraft und leicht erwärmbar sind. Besonders frische, humose Sand-, lehmige Sand- und sandige Lahmböden erfüllen diese Eigenschaften. schwere Böden, Salzböden und Böden die zu Staunässe neigen, eignen sich nicht für den Anbau von Kartoffeln. Die Ansprüche an den pH-Wert (4,5-7,5) des Bodens sind wenig spezifisch. Schwachsaure bis neutrale Böden eigenen sich am besten für den Kartoffelanbau (Franke, 1994; Geisler, 1988; Putz, 1989). 4.4 Anbaumethoden Der Anbau von Kartoffeln erfolgt in der Landwirtschaft über Knollen. Ertragsbeeinflussende Faktoren sind der Befall von Viruskrankheiten, das physiologische Alter und die Größe der Knolle. Die Lagerung der Knolle hat einen großen Einfluss auf die Qualität des Pflanzguts. Kühle (3-4°C), schattige und gut durchlüftete Orte eignen sich am besten für die Lagerung. Bevor die Knolle auf das Feld ausgebracht wird erfolgt eine Auslagerung der Knolle, um sie in Keimstimmung zu bringen. Hierfür wird eine Temperatur von 10°C und Licht benötigt. Ziel der Vorkeimung ist es aus allen Augen kräftige und elastische Keime von 1,5 - 2 cm Länge hervorzubringen. Die Bodenbearbeitung hat das Ziel ein ebenes, tragfähiges und mit möglichst wenigen Spuren versehenes und lockeres Pflanzbett zu schaffen. Zuerst werden mittels Stoppelbearbeitung Pflanzenrückstände in den Boden eingearbeitet. Eine Pflugfurche im Frühjahr von 20 bis 25 cm Tiefe genügt, wenn der Durchwurzelungsraum nicht verfestigt ist und der Boden rechtzeitig abtrocknet. Es ist darauf zu achten, dass der Boden abgetrocknet ist, da es sonst zur Klutenbildung kommt, die den Wachstum der Knolle beeinträchtigen. Auf schweren Böden sollte bereits im Herbst gepflügt werden. Im Frühjahr folgt dann eine schonende Bodenbearbeitung mit Eggen. 38 Die vorgekeimten Knollen werden mit speziellen Legemaschinen in 6 bis 7 cm tiefe Löcher oder Furchen ausgelegt. Nach dem Anhäufen soll der Abstand zwischen Pflanzknolle und Kamm des Dammes in humiden Lagen 12 cm und in trockenen bis 18 cm betragen. Um eine Beschädigung durch die Legemaschinen der Dämme zu vermeiden, sind Reihenabstände von 75cm erforderlich. In der Reihe werden die Knollen in einem Abstand von 28 bis 33 cm gelegt. Die optimale Bestandsdichte richtet sich nach dem Verwendungszweck. Im Speisekartoffelanbau werden 40.000-45.000 Knollen pro Hektar ausgebracht. Um eine hohe Anzahl an Übergrößen zu erhalten (Pommen-Frites Industrie) werden etwa 35.000 Knollen pro Hektar ausgebracht. Die Pflanzung der Knollen erfolgt in den gemäßigten Breiten zwischen April und Mai, wenn die Bodentemperatur mindestens 8°C beträgt. Die Kartoffel gehört zu den selbstverträglichen Pflanzen, sollte aber in einem Zyklus von drei bis vier Jahren angebaut werden. Zu häufig hintereinander angebaute Kartoffel erhöht das Auftreten des Kartoffelkrebses (Synchytrium endobioticum), des Kartoffelnematoden (Heterosdera rostochiensis) und der in allen Böden warmer Klimalagen verbreiteten Bakterienwelke oder Schleimkrankheit (Pseudomonas solanacearum). Gute Vorfrüchte für die Kartoffel sind alle Kulturen, die den Boden in lockerem und gut durchwurzeltem Zustand hinterlassen. Besonders geeignet sind Leguminosen wie Lupinen und Luzernen. Der Vorfruchtwert von Getreide ist dagegen gering. Die Kartoffel selbst hat einen hohen Vorfruchtwert für alle Kulturen, da durch die intensive Bodenbearbeitung ein meist unkrautfreies und gut gelockertes Feld hinterlassen wird. (Franke, 1994; Geisler, 1988; Lieberei u. Reisdorff, 2012;Putz, 1989). 4.5 Krankheitserreger und Schädlinge Kartoffeln haben in ihrer Jugendentwicklung eine geringe Konkurrenzkraft gegen Unkräuter und Ungräser. Typische Vertreter sind Melde, Knöterich-Arten, Ackerholzhalm und Vogelmiere. Wirtschaftlich bedeutende Virosen sind die Blattrollkrankheit (potato leaf roll virus, PLRV), das zu Schädigung im Phloem der Pflanze führt. Die Strichelkrankheit (potato virus Y), bei der an Stängel und 39 Blattstielen braune bis schwarze Striche auftreten. Das Kartoffel X- Virus, das auf den meist gewellten Blättern mosaikartige Aufhellungen hervorruft. Das Rauhmosaik ( potato A), das Aucubamosaik (potato aucuba mosaic virus, PAMV), die Gelbzwergigkeit (potato yellow dwarf virus, PYDV), das Rollmosaik (potato virus M). Die Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) ist die wichtigste Krankheit an Kartoffeln. Sie kann zu hohen Ertragseinbußen führen. Eine erkrankte Pflanze hat zunächst dunkle Flecken auf den Blättern, die sich mit der Zeit auf der ganzen Pflanze ausbreiten. Weitere Krankheiten die an der Kartoffel auftreten sind die Dörrfleckenkrankheit (Alternaria solani), die Wurzeltöterkrankheit (Rhizoctonia solani) und der Kartoffelkrebs (Synchytrium endobioticum). Wichtige tierische Schädlinge sind die Kartoffelmotte (Phythorimaea operculella) und der Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata). Sie verursachen Fraßschäden und schaffen dadurch Eintrittspforten für Sekundärkrankheiten. Die Verluste durch Schaderreger werden auf 32% des potentiellen Ertrages geschätzt. Den höchsten Anteil mit etwa 22% nehmen die Krankheiten ein (Franke, 1994; Geisler, 1988; Putz, 1989). 4.6 Düngung und Pflege Ohne eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen ist ein erfolgreicher Anbau der Kartoffel nicht möglich. Stickstoff ist der wichtigste Nährstoff für alle Pflanzen, benötigt aber um in der Kartoffel seine volle Wirksamkeit zu entfalten sehr hohe Phosphorsäure- und Kaligaben. Wichtig ist ein ausgewogenes Verhältnis von Stickstoff, Phosphorsäure und Kalium. Eine besondere Bedeutung im Kartoffelanbau hat der organische Dünger. Er wirkt sich positiv auf die physikalischen Eigenschaften des Bodens aus und verbessert dadurch die Wasserführung und Bodenbearbeitbarkeit. Die Ausbringung sollte allerdings im Herbst erfolgen, da die Mineralisation einige Zeit in Anspruch nimmt. Die Stickstoffdüngung richtet sich nach dem Bedürfnis der Sorte und kann bis zu 200 kg N/ha betragen. Auf phosphor- und kaliumarmen Böden können 100 bis 150 40 kg P/ha und 180 bis 250 kg K/ha erforderlich sein. Für phosphorarme Böden wird ein Nährstoffverhältnis von 1: 1,5 bis 2:0,5 empfohlen. Bei Sorten mit einer Vegetationszeit über 3 Monate empfiehlt sich eine geteilte N-Gabe zur Pflanzung und zum Zeitpunkt des Knollenansatzes. Durch eine langsame Jugendentwicklung ist die Kartoffel anfangs nicht in der Lage Unkraut zu unterdrücken. Es ist wichtig den Bestand bis nach Reihenschluss möglichst unkrautfrei zu halten. Ab diesem Zeitpunkt kann sich die Kartoffel selbst gegen Unkraut wehren. Die Kartoffel ist ein Flachwurzler und reagiert auf Wurzelbeschädigungen sehr empfindlich, deshalb sollte bei der mechanischen Unkrautbekämpfung auf hackende Maßnahmen verzichtet werden.. Bei starker Verunkrautung können die Reihen vor dem Auflaufen durchgehäufelt werden, dadurch werden Unkräuter herausgerissen und mit Erde bedeckt. Danach erfolgt ein erneutes Einebnen der Dämme. Beim Einebnen kommen leichte Geräte wie Gliedereggen zum Einsatz. Nach dem Auflaufen erfolgen üblicherweise noch zwei Pflegegänge bei denen Häufler und Häufelstriegel eingesetzt werden. Chemisch können Herbizide vor dem Auflaufen zur Unkrautbekämpfung eingesetzt werden (Franke, 1994; Geisler, 1988; Putz, 1989). 4.7 Ernte und Erträge Sobald die Knolle ihre physiologische Reife erreicht hat, kann die Kartoffel geerntet werden. Die Knollen lassen sich von den Stolonen ablösen und ihre Schale sind feste. Der Stärkegehalt ist maximal. Zu diesem Zeitpunkt ist das oberirdische Kraut fast vollständig abgestorben. Bei Temperaturen von 15 bis 18°C kann die Schalenfestigkeit schon vor dem Absterben des Krautes eintreten. Durch die Anwendung chemischer Mittel oder dem Herausziehen des Krautes wird es entfernt. Die Kartoffelernte erfolgt maschinell durch Roder. Ziel ist es die Knolle während der Rodung möglichst kaum zu beschädigen. Bei unsachgemäßer Rodung können bis zu 50% der Knollen beschädigt werden. Gerade Reihen mit gleichmäßigem Abstand sind Voraussetzung für eine hochwertige Ernte. 41 Der durchschnittliche Knollenertrag von Kartoffeln betrug im Jahr 2012 19 t/ha. Der im Hauptanbauland China erbrachte Ertrag liegt mit 15,8 t/ha unter dem im weltweiten Durschnitt. Niedrigere Erträge (13,4 t/ha) werden nur in Russland erreicht. In Deutschland wird der Spitzenwert von 44,7 t/ha erreicht (FAOSTAT, 2012; Franke, 1994; Geisler, 1988; Putz, 1989). 4.8 Verwertung Die Kartoffel bietet eine Vielzahl an Verwendungsmöglichkeiten. Vorwiegend wird sie als Nahrungsmittel verwendet. Sie kann frisch gegessen werden oder wird industriell zu Chips, Pommes frites oder anderen Kartoffelprodukten weiterverarbeitet. Weltweit wurden im Jahr 2009 etwa 65% der produzierten Kartoffeln als Nahrungsmittel verwendet. Die Kartoffel wird zunehmend für die industriellen Bereich und zur Energiegewinnung genutzt. Sie wird zur Herstellung von Ethanol als Treibstoff eingesetzt. Die aus der Kartoffel gewonnene Stärke wird zu Dickungsmittel, Puddingpulver, Klebstoff, Füllstoffe für Papier und Pappe und Verpackungen verarbeitet. In Waschpulver und Kosmetika findet die aus der Kartoffel gewonnene Stärke auch Verwendung. Geringe Anteile werden in Brennereien weiterverarbeitet oder als Trockenfuttermittel in der Schweinemast eingesetzt (FAOSTAT, 2012; International Potato Center, 2013; Lieberei u. Reisdorff, 2012). 4.9 Wirtschaftliche Bedeutung Die Kartoffel ist nach Maniok die am häufigsten angebaute Wurzel- und Knollenfrucht und nimmt nach Mais, Reis und Weizen den vierten Rang der kohlenhydratliefernden Pflanzen ein. Die weltweite Anbaufläche hat sich in den letzten zehn Jahren nur unwesentlich verändert ( 19.160.310 ha im Jahr 2002, 19.321.198 ha im Jahr 2012). Allerdings wurde die weltweite Produktion in den letzten zehn Jahren um mehr als 15% gesteigert. Diese Steigerung ist vor allem durch neue Sorten und verbesserte Anbauverfahren zu begründen. 42 Während die Anbauflächen für Kartoffel in den USA und Europa leicht rückläufig sind, werden in Asien und Indien auf immer mehr Flächen die stärkehaltigen Knollen angebaut. Der Anteil der produzierten Kartoffel der für die Nahrung verwendet wird lag im weltweiten Durchschnitt im Jahr 2009 bei etwa 65%. Vor allem in weniger entwickelten Ländern wird die Kartoffel als Nahrungsmittel verwendet. Im Jahr 2009 lag der für Nahrungsmittelzwecken verwendet Anteil in Indien bei über 70%. In Europa dagegen bei etwa 51%. Die aus der Kartoffel industriell gewonnene native und modifizierte Stärken, finden in fast allen Branchen der Lebensmittelindustrie, der chemisch-technischen und pharmazeutischen Industrie sowie in der Futtermittelindustrie eine umfangreiche und vielseitige Verwendung. Die Kartoffel wird überwiegend in den Erzeugerländern verwertet. Im Vergleich zu anderen Kulturpflanzen nimmt der Import und Export von Kartoffeln nur eine sehr geringe Rolle ein. Tabelle 6: Wichtigste Anbauländer von Kartoffel gemessen an Ertrag, Anbaufläche und Produktion im Jahr 2012. Land/Kontinent Ertrag [t/ha] Anbaufläche [ha] Produktion [tKnollen] China 15,8 5.431.700 85.920.000 Indien 23,6 1.900.000 45.000.000 USA 41,8 458.388 19.165.865 Russland 13,4 2.197.200 29.532.530 Deutschland 44,7 238.200 10.665.600 Europa 19,4 5.982.139 116.580.431 Asien 18,2 9.753.113 177.612.264 Amerika 25,7 1.608.071 41.359.106 Welt 19,0 19.321.198 368.374.112 Quelle: Daten FAOSTAT 43 4.10 Ökologische Bedeutung Eine schwerwiegende ökologische Bedenklichkeit liegt beim Anbau von Kartoffel nicht vor. 44 5 Maniok Manihot esculenta engl.: Cassava Maniok ist eine Nutzpflanze aus der Ordnung der Malpigenartigen (Malpighiales) und wird der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) zugeordnet. Maniok ist die wichtigste Pflanze aus den etwa 100 bis 200 Arten der Gattung Manihot. Je nach Region ist er unter dem Namen Maniok, Kassava, Topika oder Yuca (nicht zu verwechseln mit der Yuccapalme) bekannt. In über 100 Ländern der humiden Tropen und Subtropen gehört Maniok zu den wichtigsten Nahrungsmitteln und liefert bedingt durch seinen hohen Stärkegehalt mehr Energie pro Flächeneinheit als jedes andere Knollengewächs (FAOSTAT, 2012; Franke, 1994; Pace, 2012). Abb. 20: Maniokpflanze Quelle: tienchiu.com 45 5.1 Herkunft und Verbreitung Es gibt kaum eine Pflanze bei der die Literatur so viele verschiedene Möglichkeiten als Ursprungsgebiet einer Pflanze diskutiert wie bei Maniok. Sicher ist, dass sich die Domestikation im tropischen südamerikanischen Raum vollzogen hat. Archäologische Funde aus dem Amazonas lassen daraus schließen, dass dort schon 5000-7000 v. Chr. Maniok angebaut wurde. Da es in den südamerikanischen Anbaugebieten verschiedene Bezeichnung für die Maniokpflanze gibt, liegt die Vermutung nahe, dass es eine getrennte Domestikation und Entstehung der Kultur gab. Neben der weitverbreiteten Annahme, dass Brasilien das Ursprungsland ist, kommen noch Mexiko, Guatemala, Honduras, Venezuela, Kolumbien und Peru als mögliche Ursprungsländer in Frage. Die Verbreitung von Maniok in andere Regionen erfolgte durch die Portugiesen die um 1500 in ihren Kolonien Maniok kultivierten. Von dort aus wurde Maniok durch Sklavenhändler nach Guinea, in die Kongogebiete und später auch nach Indonesien verbreitet. Im 17. Jh. gelangte der Maniok nach Indien (Balagopalan et al., 1988; Brücher, 1977; Hillocks et al., 2002; Lieberei u. Reisdorff, 2012). Heute wird Maniok in fast allen tropischen Gebieten mit den entsprechenden klimatischen Voraussetzungen angebaut. Hauptanbauländer sind Nigeria, Indonesien, Thailand, Kongo, Angola, Ghana und Brasilien (FAOSTAT, 2012). Abb. 21: Hauptanbaugebiete Maniok 46 5.2 Botanik Maniok ist ein mehrjähriger Strauch. Die Photosynthese verläuft bei Maniok nach dem C3-Weg. Ihr Chromosomensatz ist vermutlich allotetraploid (2n=36). Innerhalb der Gattung Manihot kommt es zu unterschiedlichen morphologischen Merkmalen der verschiedenen Arten. Es gibt Bäume, die bis zu 15 m hoch werden, Schlingpflanzen, aber auch niedrige Büsche. Maniok wächst als bis zu 4 m hochwerdender Strauch und hat einen oder mehrere kräftige, 2 bis 3 cm dicke, verholzende rot-braun bis graue Stängel, die sich früh, spät oder überhaupt nicht verzweigen. An ihm wachsen die drei- bis neunfach tiefgelappten, langstieligen Blätter mit unterschiedlicher Lebensdauer. Nachdem der Primärspross das Längenwachstum abgeschlossen hat, bilden sich terminal und seitlich aus dem Vegetationspunkt die Blütenstände. Die Blütenstände sind endständig und getrenntgeschlechtlich. Die weiblichen Blüten sitzen tiefer als die männlichen Blüten. Die Fortpflanzung des heterozygoten Manioks erfolgt allogam, da sich die männlichen Blüten zwei bis drei Wochen später öffnen als die weiblichen Blüten. Die aus den Blüten entstehenden Früchte reifen in drei bis fünf Monaten nach der Befruchtung, sind aber nur für die Züchtung neuer Sorten von Bedeutung, da die Vermehrung im Ackerbau vegetativ und nicht generativ erfolgt. Alle Pflanzenteile enthalten das bitterschmeckende Glucosid Linamarin, aus dem bei Hydrolyse durch das Enzym Linamarase Blausäure freigesetzt wird. Abb. 22: Maniok Quelle: Wikipedia © 2005 David Monniaux 47 Die Knollen entstehen etwa ab dem dritten Monate durch sekundäres Dickenwachstum der Wurzeln. Je nach Standortverhältnisse und Standorteigenschaften bildet jede Pflanze etwa fünf bis zehn solcher Knollen. Die langgestreckten, zylinderförmigen Knollen werden etwa 30 bis 50 cm groß und haben einen Durchmesser von 5 bis 10 cm. Im Gegensatz zur Kartoffel haben sie keine Augen und können nicht als Pflanzgut verwendet werden. Ihr Gewicht beträgt zwischen 2 und 4 kg. Selten können Knollen bis 20 kg ausgebildet werden. Die Knolle ist aus drei verschiedenen Schichten aufgebaut. Die äußere Schale (Periderm), das weiß, braun oder rot ist. Das weiß oder braun bemaserte Rindengewebe (Cortex) mit dem Phloem und dem Speichergewebe (Parenchym), in dem die Stärke gespeichert wird. Der Stärkeanteil beträgt zwischen 25-35%. Der Proteingehalt liegt zwischen 0,5-11,5% (Balagopalan et al.,1988; Franke, 1994; Lieberei u. Reisdorff, 2012; Rehm u. Espig, 1996). 5.3 Klima und Bodenansprüche Maniok ist eine Pflanze, die warmes und feuchtes Klima bevorzugt. Sie kann sich aber an verschiedene klimatische Bedingungen anpassen und kann zwischen 30° nördlicher und südlicher Breite angebaut werden. Maniok hat hohe Temperaturansprüche. Eine Jahresmitteltemperatur von über 20°C sind optimal. Frost führt zum Absterben der Blätter. Temperaturen unter 10°C führen zum Wachstumsstillstand. Maniok ist an trockene Gebebiete angepasst und gedeiht noch bei jährlichen Niederschlägen von 500 mm. Die Transpirationsrate wird verringert in dem alte Blätter abgeworfen werden und durch verringerte Verzweigung weniger neue Blätter gebildet werden. Bei zu viel Niederschlag tritt das Gegenteil ein. Die Blattentwicklung ist stark erhöht, was eine Abnahme der Knollengröße zur Folge hat. Optimale Verhältnisse für den Anbau von Maniok sind 1.000 bis 1.500 mm Niederschlag jährlich. Ein Anbau bei bis zu 5.000 mm jährlichen Niederschlag ist aber noch möglich. Maniok kann auf fast allen Böden angebaut werden. Für gute Erträge sind tiefgründige, lockere Böden mit hohen Gehalt an Nährstoffen und organischer 48 Substanz erforderlich. Besonders geeignet sind sandige Lehmböden mit gutem Nährstoffgehalt. Auf schweren Lehmböden, steinigen Böden oder Böden mit Staunässe sollte kein Anbau von Maniok erfolgen. Salzkonzentrationen ab einer Leitfähigkeit von 0,5 S/cm führen zu Wachstumsverringerungen. Der optimale pHWert liegt bei 6-7,5. In Malaysia wird Maniok aber auch auf sehr sauren Böden mit einem pH-Wert von 3,2 angebaut (Balagopalan et al.,1988; Franke, 1994; Rehm u. Espig, 1996). 5.4 Anbaumethoden Maniok wird weitgehend in Handarbeit angepflanzt. Gebräuchlich ist das Auspflanzen auf ebenen Böden. Gelegentlich erfolgt der Anbau auch in Dammoder Hügelkulturen. Vorteile der Damm- und Hügelkulturen sind erleichterte Ernte der Knollen und erhöhte Erträge. Pflügende Bodenbearbeitung oder Bearbeitung mit Spaten und Hacken eignen sich am besten um die gewünschte Bodenstruktur zu erhalten. Um eine bessere Durchwurzelung zu erzielen sollte der Boden 20 bis 25 cm tief bearbeitet und gelockert werden. Maniok wird nicht wie die Kartoffel durch Knollen vermehrt, sondern durch Sprossstecklinge, Sprossen oder Meristemkulturen. Die Stecklinge sollten eine Länge von 20 bis 25 cm haben, mindestens vier Augen aufweisen und aus dem Haupttrieb stammen. Um eine höhere Vermehrungsrate zu erzielen können Stecklingssprosse Vermehrungskästen ausgespflanzt mit werden. hoher Temperatur Hierfür werden und Luftfeuchte Stecklinge in ausgepflanzt. Ausgetriebene Augen werden bei einer Größe von etwa 10cm so geschnitten, dass die unterste Axialknospe am Steckling verbleibt. Anschließend lässt man so gewonnenen Sprossen im Wasser bewurzeln und pflanzt sie auf das Feld. Die höchste Vermehrungsrate wird über Meristemkultur erreicht. Vorteil hierbei ist auch die Gewinnung eines Virusfreien Pflanzmaterials. Werden Stecklinge ausgepflanzt, so muss die geotropischen Polarität beachtet werden. Die Auspflanzung der Stecklinge erfolgt schräg, senkrecht oder waagerecht. Schräg oder senkrecht gepflanzte Stecklinge werden zur Hälfte bis zwei Drittel ihrer Länge in den Boden gesteckt. 49 Bei waagerechter Ausrichtung müssen die Stecklinge 5 bis 7 cm tief in den Boden kommen. Die Wurzelbildung findet nach 5 Tagen an den Nodien statt. Knospenbildung nach etwa 10 Tagen. Die optimale Bestandsdichte richtet sich nach den Standorteigenschaften und Sorteneigenschaften. Für den Anbau frühverzweigender Pflanzen mit gutem Wuchs werden etwa 8.000 bis 10.000 Pflanzen pro Hektar empfohlen. Bei spätverzweigenden Pflanzen mit schwächerem Wuchs bis zu 15.000 Pflanzen pro Hektar. Die Standweiten sollten zwischen 80x80 cm und 180x180 cm liegen. In Regionen mit starken Niederschlägen ist die beste Pflanzzeit zwischen April und Mai. Gängig ist auch eine Pflanzung zwischen August und September. Maniok stellt keine hohen Ansprüche an seine Vorfrucht und liefert auch als abtragende Kultur termingebundenen ausreichende Erträge. Erntezeitpunkt wird Bedingt Maniok durch vor seinen allem in nicht der Waldwechselwirtschaft an das Ende einer Fruchtfolge gestellt. Am Anfang oder in der Mitte einer Fruchtfolge ist eine Ernte zu einem bestimmten Zeitpunkt erforderlich. Häufig erfolgt der Anbau von Maniok in Mischkulturen. Er wird in den ersten ertragslosen Jahren von Baum- oder Strauchkulturen, wie beispielsweise Kokospalmen, Kakao oder Kaffee, als Zwischenkultur gepflanzt. Vorteilhaft sind sowohl die Erzeugung von Nahrungsmittel als auch teilweise die Schattenspendung für die jungen Dauerkulturen. Sehr positive wirkt sich der Anbau von Maniok mit Kulturen wie Bohnen oder anderen Leguminosen, Kenaf, Batate und Mais aus. Hier sorgt Maniok für eine rasche Bodenbedeckung (Balagopalan et al.,1988; Franke, 1994; Rehm u. Espig, 1996). 5.5 Krankheitserreger und Schädlinge Die Bedeutung von Krankheitserregern und Schädlingen hat im Maniokanbau in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Die wichtigsten Erkrankungen sind Virosen. Das Afrikanische Mosaikvirus (African cassava mosaic virus, ACMV) ist das mit der größten Bedeutung. Schadbilder sind gekräuselte Blätter mit Mosaikscheckung und führ zu kleinen, stärkearmen Knollen. Virusvektoren sind Mottenschildläuse der Gattung Bemisia (B. tabaci, B. tuberculata). Andere Virosen 50 sind das in Lateinamerika verbreitete Gemeine Mosaikvirus (cassava common mosaic virus, CCMV), das Mosaikvirus in Indien (cassava mosaic virus, CMV), das Blattadermosaikvirus (cassava leaf vein mosaic virus, CLVMV) und das Manioklatentvirus (cassava latent virus, CLV). Erreger von Wurzelerkrankungen, die zu Knollenfäule führen können, sind Phytophthora drechsleri und Phytophthora erythroseptica. Pilzkrankheiten sind Cercospora caribea, Oidium manihotis und Diplodia manihotis. Zu den tierischen Schädlingen gehören Stängelbohrer wie die Raupen des Zünslers Chilomina clarkei, Syllepte gordialis. Larven der Bockkäfer Lagocheirus araneiformis und L. rogersi, sowie die Rüsselkäfer Coelosternus manihot und colelosternus grnicollis. Blattschädlinge sind Schmierläuse der Gattung Phenacoccus, Milben der Gattung Mononychellus und Tetranychus und vor allem in Afrika die Heuschrecken Zonocerus variegatud und Zornocerus elegans. In Süd- und Mittelamerika ist die Maniokraupe Erinnyis ello ein bedeutender Blattfresser (Brücher, 1977; Franke, 1994). 5.6 Düngung und Pflege Maniok benötigt wie jede Kulturpflanze eine bedarfsgerechte Düngung um optimale Erträge zu erzielen. Im Gegensatz zu den meisten Pflanzen besitzt Maniok die Eigenschaft Nährstoffe weitgehend zu erschließen und liefert auch auf nährstoffarmen Böden noch Erträge, reagiert aber bei Nährstoffmangel mit erhöhter Verzweigung und dem Absterben oberirdischer Pflanzenteile. Um die physikalischen Bodeneigenschaft zu verbessern eignen sich im Maniokanbau besonders Stallmistgaben von 12,5 t/ha. Die N-Düngung sollte zwischen 60 und 100 kg N/ha in zwei gleichmäßig aufgeteilten Gaben betragen. Die erste Gabe erfolgt als Grunddüngung, die zweite etwa 1 bis 2 Monate nach dem Pflanzen. Eine überhöhte N-Düngung fördert das Wachstum, verringert aber die Knollenmasse und Stärkeeinlagerung. Der Kaliumbedarf des Manioks ist genauso hoch wie der Bedarf an Stickstoff und sollte im Verhältnis 1:1 gedüngt werden. Kalium mindert die HCN-Konzentration in den Knollen. Für die Phosphor-Düngung werden 45 kg/ha empfohlen. Hohe Schwefelgaben von 50 kg/ha erhöhen den Knollenertrag und sinken den Stärke- und HCN-Gehalt. 51 Folgende Zahlen können als Richtwerte für den Nährstoffentzug von Maniok im Boden genommen werden: Pro Tonne Knollen werden etwa 2,3kg N; 0,5kg P; 4,1kg K; 0,6kg Ca und 0,3kg Mg entzogen- Sofern keine Erntereste zurückbleiben und alle oberirdischen Pflanzenteile einbezogen werden, erhöht sich der Entzug auf 4,9kg N; 1,1kg P; 5,8kg K; 1,8kg Ca und 0,8kg Mg. Maniok ist erosionsgefährdet. In Mischbeständen ist die Erosionsgefahr verringert. Zusätzliche Bodenbedeckung und eine raue Bodenoberfläche mindern die Erosionsgefahr erheblich. Die Methoden zur Unkrautbekämpfung richten sich nach dem Klima, der Bodenfruchtbarkeit, dem Anbauverfahren und den vorkommenden Unkrautarten. In jungen Beständen ist darauf zu achten, dass die jungen Triebe nicht beschädigt werden. Um den Unkrautdruck möglichst gering zu halten sollte etwa zwei Wochen nach dem Auspflanzen der Stecklinge die erste mechanische Unkrautbekämpfung erfolgen. Drei weitere Arbeitsgänge sollten in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. Ab dem dritten bis vierten Monat ist Maniok in der Lage das Unkraut selbst zu unterdrücken. Chemisch können Herbizide vor dem Auflaufen zur Unkrautbekämpfung eingesetzt werden (Balagopalan et al.,1988; Franke, 1994). 5.7 Ernte und Erträge Im Vergleich zu anderen Kulturpflanzen unterscheidet sich Maniok durch seine lange Vegetationsperiode und ist an keine bestimmte Erntezeit gebunden. Je kühler die Durchschnittstemperaturen sind, desto länger ist die Vegetationsperiode. Frühe Sorten können nach sieben bis acht Monaten, späte nach zehn bis vierzehn Monaten geerntet werden. Erkennbar ist die Knollenreife am Vergilben und Abfallen der Blätter. Zu diesem Zeitpunkt ist der Stärkegehalt der Knollen besonders hoch. Werden die Knollen nicht geerntet, treiben die Pflanzen erneut aus. Gewicht und Stärkegehalt erhöhen sich im Laufe der Jahre, jedoch nimmt die Verholzung zu. Die Maniokernte erfolgt je nach Verfügbarkeit der Technik entweder von Hand, durch Auspflügen oder durch den Einsatz von Rodemaschinen. 52 Der durchschnittliche Knollenertrag von Maniok betrug im Jahr 2012 12,8 t/ha. Der im Hauptanbauland Nigeria erzielte Ertrag lag mit 14 t/ha leicht über dem weltweiten Durschnitt. In Indonesien wurde der Spitzenwert von 21,3 t/ha erreicht (FAOSTAT, 2012; Franke, 1994). 5.8 Verwertung Der Großteil des geernteten Manioks wird für die Nahrungsmittelproduktion verwendet. Meist werden Maniokknollen in gekochtem Zustand direkt oder zu Brei verarbeitet, da roher Maniok giftig ist. Getrocknete Maniokknollen werden zu Mehl weiterverarbeitet oder als Futtermittel für Tiere verwendet. Die durch das Feuchtverfahren gewonnene Stärke kann vielseitig verwendet werden. Sie wird zur Herstellung von Alkohol, Zitronensäure, Milchsäure und durch Hydrolyse zu Glukose und Dextrose weiterverarbeitet. Weitere Verwendung findet die Stärke in der Herstellung von Klebstoff, in der Kunststoffindustrie und zur Herstellung von Sirup. Tapioka ist ein leicht verdauliches, veredeltes Produkt. Durch erhitzen der feuchten Stärke entsteht ein Kleister der in Kugeln oder Flocken in den Handel kommt. Die Flüssigkeit die bei der Stärkezubereitung anfällt wird in Lateinamerika gekocht und für Soßen gebraucht (Balagopalan et al.,1988; Hillocks et al., 2002). 5.9 Wirtschaftliche Bedeutung Maniok ist das Knollengewächs mit der weltweit größten Anbaufläche und kann andere stärkelieferende Pflanzen in der Stärkeproduktion pro Fläche übertreffen. Laut erfassten Daten der FAO ist Maniok weltweit die fünftwichtigste kohlenhydratliefernde Pflanze in der Versorgung mit Nahrungsmitteln. Allerdings lässt sich der tatsächliche Maniokanbau schwer abschätzen, da viele Kleinbauern, vor allem in Afrika, Maniok anbauen ohne dass die Daten erfasst werden. Die weltweite Anbaufläche hat sich in den letzten zehn Jahren um etwa mehr als 11% erhöht (17.191.964 ha im Jahr 2002, 19.990.556 ha im Jahr 2012). Der weltweite Ertrag hat sich in den letzten zehn Jahren um etwa 14% gesteigert, was darauf 53 hindeutet, dass neue Sorten und verbesserte Anbaumethoden die Erträge steigern. Überwiegend wird Maniok getrocknet oder in Form von Stärke gehandelt. In den letzen Jahren hat vor allem hat die Bedeutung der aus Maniok gewonnen Stärke zugenommen. Der Preis der aus Maniok gewonnenen Stärke ist im Vergleich zu anderen Stärkequelle niedriger. Die erhöhte Nachfrage hat aber zu einer Preissteigerung geführt. Hauptimportländer im Jahr 2011 waren China (0,86 Mio. t), Indonesien (0,43 Mio. t) und Taiwan (0,34 Mio. t). Mit einem Markanteil von fast 90% (1,85. Mio. t) ist Thailand der Hauptexporteur im Jahr 2011 (Brücher, 1977; FAOSTAT, 2012; Pace, 2012). Tabelle 7: Wichtigste Anbauländer von Maniok gemessen an Ertrag, Anbaufläche und Produktion im Jahr 2012. Land/Kontinent Ertrag [t/ha] Anbaufläche [ha] Produktion [tKnollen] Nigeria 14,0 3.850.000 54.000.000 Indonesien 21,4 1.119.784 23.922.075 Thailand 18,0 1.250.000 22.500.000 Kongo 7,3 2.200.000 16.000.000 Angola 10,0 1.062.865 10.636.400 Ghana 16,7 868.550 14.547.279 Brasilien 13,7 1.703.733 23.414.267 Amerika 12,4 2.620.697 32.503.225 Afrika 10,9 13.379.178 146.217.319 Welt 12,8 19.990.556 256.529.314 Quelle: Daten FAOSTAT 54 2.10 Ökologische Bedeutung Der Maniok-Anbau durchläuft in den letzten 30-50 Jahren eine Transformation. Ursprünglich wurde Maniok in kleinem Umfang in Familienbetrieben angebaut und wurde direkt verzehrt. Mittlerweile wird Maniok aber in größerem Umfang angebaut. Wie groß der Anteil des erhöhten Anbaus des Manioks an der Rodung von Waldflächen beteiligt ist, ist nicht abzuschätzen. Als ökologisch unbedenklich sind die Anbaumethoden vor allem im Hauptanbaugebiet Afrika zu bewerten. Dort werden nämlich viele Maniokkulturen in Mischkulturen angebaut um einer Bodendegradierung entgegenzuwirken. Überall wo Maniok intensiv angebaut wird, führen Bodenerosion und Verschüttungen zu Bodendegradierung (FAO, 2005; Hillocks et al., 2002). 55 6 Diskussion In den letzten Jahrzenten wurden bemerkenswerte Erfolge in der Nahrungssicherung in Entwicklungsländern erzielt. In den Jahren 1964-1966 lag der Anteil an Menschen die in Entwicklungsländern leben und eine tägliche Nahrungszufuhr unter 2200 kcal haben noch bei 57%. In den Jahren 1997-1999 waren es noch 10%. Prognosen der FAO gehen davon aus, dass im Jahr 2030 noch etwa 6% der in Entwicklungsländer lebenden Menschen zu wenig Nahrung haben werden. Global werden nach Schätzungen der FAO 2,4% der Weltbevölkerung im Jahr 2030 unterernährt sein. Abb. 23: Anzahl unt erernährt e M enschen nach Region Quelle: FAO Um abschätzen zu können, wie groß der Anteil der wichtigsten stärkeliefernden Pflanzen an der verfügbaren Anbaufläche ist, muss zunächst die global verfügbare Anbaufläche betrachtet werden. Nach Zahlen der FAO beträgt die Landfläche ohne Binnengewässer etwa 13 Mrd. ha. Davon sind 4,9 Mrd. ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Davon können 1,53 Mrd. ha landwirtschaftlich für den Anbau von Kulturen genutzt werden. 56 Die Anbaufläche von Weizen lag im Jahr 2012 bei 216,6 Mio. ha (14,1%). Mais wurde auf 177 Mio. ha (11,6%), Maniok auf 20 Mio. ha (1,3%) und Kartoffel auf 19,3 Mio. ha (1,2%) angebaut. Bei Betrachtung der Entwicklung der weltweiten Anbauflächen von 1992 und 2012 ist zu erkennen, dass die Ausweitung der Anbauflächen stagnieren und teilweise rückläufig sind. Weizen hat einen Rückgang der Anbaufläche von etwa 2,7% in den letzten 20 Jahren zu verzeichnen. Steigerungen der Anbauflächen sind bei Reis (etwa 10,9%), Mais (etwa 29,4%), Maniok (etwa 20,3%) und Kartoffel (etwa 4,5%) zu verzeichnen. Die Produktion ist bei Weizen (etwa 19,4%), Reis (etwa 35,8%), Mais (etwa 64%), Maniok (etwa 58,2%) und Kartoffel (etwa 31,7%) angestiegen. Die überproportional gesteigerte Produktion ist durch steigende Hektarerträge erzielt worden. In den letzten 20 Jahren wurden die Erträge bei Weizen (etwa 24%), Reis (etwa 22%), Mais ( etwa 26%), Maniok ( etwa 31%) und Kartoffel (etwa 26%) gesteigert (FAOSTAT, 2012). Tabelle 8 : Weltweite Erträge stärkeliefernder pflanzen im Vergleich. Pflanze Weizen Ertrag 1992 [t/ha] 2,5 Ertrag 2007 [t/ha] 2,8 Ertrag 2012 [t/ha] 3,1 Reis (roh) 3,6 4,2 4,4 Mais 3,9 5,0 4,9 Maniok 9,8 12,0 12,8 Kartoffel 15,1 17,4 19,1 Gerste 2,3 2,4 2,7 Hafer 1,8 2,2 2,2 Quelle: FAOSTAT Offensichtlich ist, dass sich in den vergangenen Jahren die weltweite Wachstumsrate der Anbaufläche, Produktion und Erträge verlangsamt. Nach der Einschätzung von (Bruinsma, 2009) ist eine zukünftige Steigerung der Produktion 57 zu 77% von der Ertragssteigerung, zu 14% durch die Erhöhung der Anbauintensität und zu 9% durch Ausweitung der Anbaufläche anhängig. Die FAO gibt an, dass in den nächsten 30 Jahren die Nachfrage an langwirtschaftlichen Erzeugnissen jedes Jahr um etwa 1,5 % steigen wird. In den vergangenen Jahren lag der durchschnittliche Anstieg bei 2,2%. Eine Ursache für den Rückgang an der Nachfrage ist nicht der Mangel an landwirtschaftlicher nutzbarer Fläche, sondern ist durch den Rückgang des Bevölkerungswachstums zu erklären. Vor allem in den Entwicklungsländern stellt die Erschließung neuer für die landwirtschaftlich genutzte Flächen ein Problem dar. Im Nahen Osten und Afrika sind bereits etwa 90% der geeigneten Fläche genutzt. Im Süden Asiens 94%. In den nächsten 30 Jahren wird vor allem in Getreideproduktion der Anstieg des Flächenertrags eine bedeutende Rolle spielen. Für Weizen ist eine Ertragssteigerung von 1,2 % jährlich erforderlich. Für andere Getreide sind ähnliche Ertragssteigerungen notwendig. Die Abhängigkeit von Importen wird in diesen Ländern ansteigen. Sollten die Schätzungen aus einer Studie von (Bruinsma, 2009) eintreffen, dann werden die erforderlichen jährlichen Ertragssteigerungen bei Mais und Weizen nicht erreicht (Bruinsma, 2009; ec.europa.eu, 2010; FAO). Tabelle 9: Produktion, Anbaufläche, Erträge. Quelle: Bruisma, 2009 58 Bei der Produktion stärkeliefernder Pflanzen wird der größte Anteil für die menschliche Ernährung genutzt. Die energiereichen Pflanzen bieten aber auch andere Nutzungsmöglichkeiten. In den letzten 20 Jahren ist die weltweite Stärkeproduktion um das Dreifache angestiegen (zuckerforschung.at). Im Jahr 2012 betrug die weltweite Stärkeproduktion etwa 75 Mio. t. In der EU etwa 10 Mio. t. Je nach Rohstoff wird die Stärke in verschiedenen Verfahren gewonnen und findet in unterschiedlichen Bereichen Verwendung. In der Textilindustrie wird Stärke zum Schlichten von Garnen und Appretieren von Gewebe genutzt. Anwendung findet die Stärke auch in der Kosmetik, zur Herstellung von pharmazeutischen Präparaten, als Trocknungsmittel, als Klebemittel und als Füllstoff in der Papierindustrie. Die Kunststoffindustrie setzt immer mehr auf biologisch abbaubare Produkte und hat eine immer größer werdende Nachfrage an Stärke. Ein erheblicher Teil wird durch Säurehydrolyse oder enzymatisch zu Dextrin und Zucker verarbeitet, da er billiger als Saccharose ist. In der Biokraftstoffindustrie wird Ethanol aus der Stärke gewonnen (ec.europa.eu, 2010; FAO). Tabelle 10: Verfahren zur Stärkegewinnung und Nutzung. Quelle: Agrosynergie 59 Bei der Verwendung nachwachsender Rohstoffe für andere Zwecke als für die Nahrungsmittelproduktion gibt es Kritiker und Befürworter. Der Hauptkritikpunkt besteht darin, dass eine vermehrte Nutzung der Pflanzen für andere Zwecke als für die Nahrungsproduktion, zu einer Erhöhung der Nahrungsmittelpreise führt. Als Gegenargument wird aufgeführt, dass steigende Nahrungspreise in engem Zusammenhang mit dem Anstieg des Rohölpreises stehen. Missernten in wichtigen Anbaugebieten haben größere kurzfristige Auswirkungen auf die Nahrungsmittelpreise als eine erhöhte Verwendung für industrielle Zwecke. Ein weiterer Pluspunkt (je nach Verwendung) kann die Schonung fossiler Energieträger darstellen. In der EU werden ca. 14% der Stärke aus Kartoffeln, ca. 48% aus Mais und ca. 38% aus Weizen gewonnen. In den USA wird über 98% der Stärke aus Mais gewonnen. Nach Daten des Fachverband der Stärke-Industrie e.V. aus dem Jahr 2010 wurde in der EU 62% der Stärke für die Herstellung von Lebensmitteln benutzt. 28% zur Papierherstellung, 10% in der chemischen, Fermentation- und übrigen technischen Industrie. Im Jahr 1998 lag der Anteil zur Papierherstellung bei 27% und bei 20% in der chemischen, Fermentations- und übrigen technischen Industrie (staerkeverband.de, 2013). Abb. 24: Anteil Pflanzen an w eltw eiter Stärkeproduktion Quelle: Agrosynergie Weltweite Daten liegen mir zum Verbrauch von Stärke in den unterschiedlichen Sektoren nicht vor, aber bedingt durch den hohen Maisanteil zur Stärkegewinnung lässt sich annehmen, dass die Verwendung zur Ethanol- und Nahrungsherstellung 60 überwiegen. Wie groß der weltweite Anteil zur Herstellung von Bioethylen aus Stärke ist, lässt sich durch das Fehlen von Daten schwer abschätzen. Vorteile der biologisch abbaubaren Polymere sind geringere Sauerstoffdurchlässigkeit, höhere Fettbeständigkeit und Gasdichte. Ihr antistatisches Verhalten, Lösungsmittelbeständigkeit und die UV-Beständigkeit sind besser als bei herkömmlichen Polymeren. Aufgrund des noch geringen Anteils ist die Schonung fossiler Ressourcen, die Einsparung an CO2 von noch sehr geringer Bedeutung (FAO, fnr.de). Abschließend lässt sich zu Produktion stärkeliefernder Pflanzen Folgendes sagen: Um eine gesicherte Versorgung durch stärkeliefernde Pflanzen zu gewährleisten ist vor allem bei Getreide ein jährlicher Anstieg des Ertrages von 1,2% notwendig. In den vergangen Jahren wurde diese Quote von den meisten Getreidesorten erreicht. Allerdings ist festzuhalten, dass in den letzten fünf Jahren bei einigen Pflanzen geringere Ertragssteigerungen erzielt wurden. Einige Studien gehen davon aus, dass sich die Erträge in den nächsten 50 Jahren weiterhin langsamer erhöhen werden als es in den letzten 20 Jahren der Fall war. In manchen Entwicklungsländern ist man schon an die Grenzen der verfügbaren Anbauflächen gestoßen. Dort kann eine erhöhte Produktion nur durch verbesserte Anbaumethoden und Sorten erzielt werden. Die Gesamtsituation stellt sich aber weniger problematisch dar. Nach Schätzungen der FAO wird bis zum Jahr 2030 einen Rückgang der unterernährten Menschen in Entwicklungsländern auf 6% geben. Die Problematik der Nutzungskonkurrenz ist dagegen ein geringeres Risiko. Die aus den Pflanzen gewonnene Stärke wird weltweit über 50% zur Herstellung von Nahrung verwendet. Ökologisch ist vor allem der erhöhte intensive Anbau bedenklich, da immer mehr Monokulturen angebaut werden. Dies führt zum Rückgang der Biodiversität, erhöhter Bodenerosion und Verbrauch natürlicher Ressourcen. 61 7 Zusammenfassung Stärkeliefernde Pflanzen sind in allen Zonen der Welt der wichtigste und billigste Energielieferant für die menschlichen Ernährung. In dieser Arbeit werden die wichtigsten Vertreter für die Stärkegewinnung vorgestellt. Hierfür wurden Steckbriefe für Weizen, Mais, Kartoffel und Maniok erstellt. Der Steckbrief beinhaltet wichtige Informationen über die Herkunft, die Botanik, die Anbaumethoden und die Erträge der verschiedenen Anbauregionen im globalen Vergleich. Es werden wirtschaftliche Daten der einzelnen Pflanzen und deren Entwicklung dargestellt. Dadurch lässt sich die enorme Bedeutung der stärkeliefernden Pflanzen in einen verständlichen Zusammenhang bringen. Obwohl die Nachfrage nach Stärkeprodukten extrem angestiegen ist, und sich die weltweite Stärkeproduktion um das Dreifache erhöht hat, verzeichnet der Anbau von Stärkepflanzen immer langsamer ansteigende Produktionsleistungen. Gründe hierfür sind vor allem eine langsamer wachsende Bevölkerung und das Erreichen einer sehr hohen Nahrungsmittelversorgung der industriellen Länder. Vor allem in den Entwicklungsländern wird es eine Herausforderung werden, den erhöhten Bedarf an Nahrungsmitteln zu decken. In vielen Ländern sind die Anbauflächen begrenzt und Produktionssteigerungen nur durch bessere Anbaumethoden und Sorten erreichen. Prognosen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen und Experten sehen eine Produktionssteigerung vor allem durch erhöhte Erträge und nicht in der Ausweitung der Anbauflächen. 56 8 Literaturverzeichnis Ad Hoc Panel of the Advisory Committee on Technology Innovation, Board on Science and Technology for International Development, National Research Council (1989): Lost Crops of the Incas: Little-Known Plants of the Andes with Promise for Worldwide Cultivation. National Academy Press. URL: http://www.nap.edu/openbook.php?record_id=1398&page=93 (Aufruf am: 01.09.2013) AGROSYNERGIE (2010): Evaluation of Common Agricultural Policy Measures applied to the Starch Sector. Final Report. URL: http://ec.europa.eu/agriculture/eval/reports/starch/chapter2_en.pdf (Aufruf am: 01.09.2013) Aufhammer, W. 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