Anlage 2 zum Umweltbericht Bestandsanalyse der Tagfalterfauna im Plangebiet des Solarparks Dirmingen Bearbeiter: Dipl.-Geogr. Holger Miedreich Methodik Im Jahr 2016 wurde das Plangebiet auf Vorkommen von Tagfaltern, Widderchen und der tagaktiven Nachtfalterart „Spanische Flagge“ (Euplagia quadripunctaria) untersucht. Die Erfassung der Imagines erfolgte durch sechs Begehungen am 9. Mai, am 10. Juni, 20. Juni, 8. Juli, 1. August und 23. August. Sie wurde jeweils bei geeigneten Wetterverhältnissen durchgeführt: Mind. 20 ° C Lufttemperatur, zumindest zeitweise sonnig, max. schwacher Wind (2 Beaufort)) zwischen 10:00 und 18:00 Uhr. Dabei wurde das gesamte Gelände schleifenförmig abgelaufen (Abstand ca. 20 m) und die Falter durch Sichtbeobachtung halbquantitativ erfasst. Randliche Saumstrukturen und blütenreiche Bereiche wurden intensiver untersucht (dichtere Schleifenabstände). Zweifelhafte Arten wurden zur genauen Bestimmung mit dem Netz eingefangen. Zum Nachweise des Großen Feuerfalters erfolgte eine Suche nach den Eiern an zwei Terminen am 22. Juni und am 23. August. Dabei wurden gezielt alle Exemplare nicht saurer Ampferarten abgesucht. An beiden Terminen war die Suche erfolgreich. An zwei Terminen (8. August und 23. August) wurde durch Abgehen der randlichen Saumstrukturen gezielt nach der Spanischen Flagge (Euplagia quadripunctaria) gesucht, allerdings ohne Erfolg. Ergebnisse Insgesamt konnten 35 verschiedene Falterarten festgestellt werden, was etwa 27 % aller im Saarland vorkommenden Spezies entspricht. Dieser für ein Gebiet dieser Größe leicht überdurchschnittliche Artenreichtum ist auf den hohen Struktur- und Blütenreichtum des Biotopkomplexes zurückzuführen. Neben 6 „Allerweltsarten“ mit geringen spezifischen Habitatansprüchen kommen 12 Windschattenfalter, die an reich strukturiertes Offenland mit Saumstrukturen angewiesen sind, 5 typische Offenlandfalter, 7 Arten der Wälder und Gebüsche, 3 feuchtigkeitsliebende und 2 wärmeliebende Arten vor. Überwiegend handelt es sich um im Saarland weit verbreitete Arten. Mit dem Großen Feuerfalter (Lycaena dispar) ist eine Art jedoch nach Bundesartenschutzverordnung streng geschützt und in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie aufgeführt. 14 weitere Arten sind nach Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt und/oder in den Roten Listen des Saarlandes oder Deutschlands als gefährdet eingestuft oder werden in der Vorwarnliste geführt. Anmerkung Aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse muss das Jahr 2016 als besonders schlechtes Falterjahr eingestuft werden. Wegen des milden, feuchten Winters und des extrem nassen Frühjahrs und Frühsommers war die Individuendichte bei vielen Arten ungewöhnlich gering. Es ist daher möglich, dass die ein oder andere im Gebiet vorkommende Art übersehen wurde, insbesondere Arten, die nur eine recht früh im Jahr fliegende Generation besitzen, wie z.B. Grüner Zipfelfalter (Callophrys rubi), Baldrian-Scheckenfalter (Melitaea diamina) oder Gelbwürfeliger Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon). Vor diesem Hintergrund ist das Untersuchungsergebnis noch höher zu bewerten. Insbesondere die hohe Anzahl an vorgefundenen Eiern des großen Feuerfalters und dessen Imaginal-Nachweis in beiden Generationen ist bemerkenswert und unterstreicht die hohe Bedeutung, die das Illtal westlich von Dirmingen offenbar für die Art besitzt. Gesamtartenliste Deutscher Artname Wissenschaftlicher Artname RL SL RL D FFH BAV HabitatVorkommen Präferenz W W S N G S G N V Gewöhnliches Grünwidderchen Adscita statices - V - bg Feuchtgebiete Kleiner Fuchs Aglais urticae - - - - Allerweltsart Aurorafalter Anthocharis cardamines - - - - Windschatten Dunkler Waldvogel Aphantopus hyperanthus - - - - Windschatten Landkärtchen Araschnia levana - - - - Wald/ Gebüsch Kaisermantel Argynnis paphia 3 - - bg Wald/ Gebüsch MädesüßPerlmutterfalte Brenthis ino - V - - Feuchtgebiete Garten-Bläuling Celastrina argiolus - - - - Wald/ Gebüsch Kleines Wiesenvögelchen Coenonympha pamphilus - - - bg Offenland Kurzschwänziger Bläuling Cupido argiades G 2 - - Windschatten Zitronenfalter Gonepteryx rhamni - - - - Wald/ Gebüsch Tagpfauenauge Inachis io - - - - Allerweltsart - Wärmeliebend Mauerfuchs Lasiommata megera Real's SchmalflügelWeißling Leptidea reali (sinapis) Großer Feuerfalter Lycaena dispar ! 2 II,IV sg Feuchtgebiete Kleiner Feuerfalter Lycaena phlaeas - - - bg Wärmeliebend Brauner Feuerfalter Lycaena tityrus - - - bg Feuchtgebiete Großes Ochsenauge Maniola jurtina Offenland Schachbrett Melanargia galathea Offenland - - - Windschatten V zerstreut auf blütenreichen Wiesenflächen xx der nördlichen Teilfläche offene Bereiche, x x vereinzelt Gehölzsäume u. angrenzendes x Grünland im Norden zerstreut entlang der Gehölze und Säume zerstreut entlang x x der Säume Einzelfund am Waldsaum im äußersten Süden Einzelfund in blütenreicher x Hochstaudenflur im Norden zerstreut entlang der Gehölze und Wegsäume offene Bereiche, xx XX häufig zerstreut im östl. Bereich der nördl. x Teilfläche vereinzelt bis zerstreut entlang x der Gehölze und Säume überall vereinzelt Einzelfund am Rand einer Wiesenbrache im Westen zerstreut auf Magerwiesen in Gehölznähe auf der Nordfläche vereinzelt in blütenreicher Hochstaudenflur und wechselfeuchter Magerwiese am Hangfuß im Norden vereinzelt in Wiesenbrache am Nordrand (Westen) zerstreut auf blütenreichen Wiesen und Brachen im Nordwesten und Osten in offenen Bereichen und Säumen häufig auf blütenreichen Wiesen im Norden häufig, im Süden vereinzelt x x x x x x x x x x x x x xx x x x x x x x xx x XX x xx x xx xx x 2 Einzelfund auf Wiese an ErlenGehölz im NW * vereinzelt auf windgeschütztem Grünland in Saumnähe vereinzelt im Erlen-Sumpfwald im Westen zerstreut entlang der nördlichen Säume WachtelweizenScheckenfalter Melitaea athalia V 3 - - Wald/ Gebüsch Rostfarbiger Dickkopffalter Ochlodes sylvanus - - - - Windschatten Waldbrettspiel Pararge aegeria - - - - Wald/ Gebüsch Großer Kohlweißling Pieris brassicae 3 - - - Allerweltsart Kleiner Kohlweißling Pieris rapae - - - - Allerweltsart überall häufig x xx x xx Grünader-Weißling Pieris napi - - - - Offenland überall häufig x xx x x C-Falter Polygonia c-album - - - - Wald/ Gebüsch Rotklee-Bläuling Polyommatus semiargus - V - bg Windschatten Hauhechel-Bläuling Polyommatus icarus - - - bg Offenland Rotbraunes Ochsenauge Pyronia tithonus ! 3 - - Windschatten Pflaumen-Zipfelfalter Satyrium pruni - V - - Windschatten NierenfleckZipfelfalter Thecla betulae - - - - Windschatten Schwarzkolbiger Braun-Dickkopffalter Thymelicus lineola - - - - Windschatten Braunkolbiger Braun-Dickkopffalter Thymelicus sylvestris - - - - Admiral Vanessa atalanta - - - - Distelfalter Vanessa cardui - - - - Windschatten vereinzelt entlang von Gehölz und Gebüsch im Norden recht häufig auf blütenreichen Wiesenabschnitte n der nördlichen Teilfläche auf mageren Wiesenbereichen im Norden zerstreut, im Süden selten an allen Gehölzrändern und im angrezenden Grünland, v.a. in Grünlandbrachen häufig vereinzelt im nördlichsten Saum zu Baumhecken vereinzelt im nördlichsten Saum zu Baumhecken offene Bereiche, im Norden häufig, im Süden vereinzelt offene Bereiche, im Norden zerstreut bis häufig, im Süden vereinzelt Allerweltsart überall vereinzelt (Wanderer) Allerweltsoffene Bereiche, art zerstreut (Wanderer) ARTENANZAHL WS = Wiese südliche Teilfläche WN = Wiese nördliche Teilfläche GS = Gehölze und Säume südliche Teilfläche GN = Grhölze und Säume nördliche Teilfläche ! = hohe Verantwortung des Saarlandes für den Erhalt der Art * Artbestimmung unsicher, evtl. M. diamina x x x x x x xx x xx x xx XX x x x XX x x xx x x x xx 14 27 10 ∑ 35 x x x 24 BAV = Bundesartenschutzverordnung bg = besonders geschützt sg = streng geschützt x = selten bis vereinzelt xx = zerstreut XX = häufig bis sehr häufig 3 Schwerpunkträume für Tagfalter und Widderchen Innerhalb des Plangebiet lassen sich sehr deutlich Teilbereiche mit mittlerer bis hoher Bedeutung von Bereichen mit sehr geringer bis geringer Bedeutung für die Tagfalterfauna abgrenzen. In folgenden Gebieten kommen Schmetterlinge nur sehr vereinzelt vor, darunter ausschließlich weit verbreitete, ungefährdete Arten: Gesamtes Grünland der südlichen Teilfläche (häufig gemähte Fettwiese, magere Dauerweide) Zentraler Streifen intensiv genutzten Grünlands in der nördlichen Teilfläche Gehölze entlang der Autobahn Die folgenden Bereiche dagegen besitzen aufgrund ihres Artenreichtums und wegen des Vorkommens nach Bundartenschutzverordnung geschützter und/oder nach Roter Liste gefährdeter Arten eine mittlere bis hohe Bedeutung für Tagfalter und Widderchen: (s. Karte 3 des Umweltberichts). 1. Mäßig blütenreiche Magerwiesen und kleine Magerwiesenbrache in Nachbarschaft zu Feuchtgehölzen und Nassbrache im äußersten Westen Das Gebiet zeichnet sich durch mäßigen Blütenreichtum und windgeschützte Lage aus. Bemerkenswert sind das große Vorkommen des Gewöhnlichen Grün-Widderchens (Adscita statices) und die hohen Individuendichten von Rotbraunem Ochsenauge (Pyronia tithonus) und Rotklee-Bläuling (Polyommatus semiargus). Auch Reals Schmalflügel-Weißling/ Senf-Weißling (Leptidea reali/ sinapis), Brauner Feuerfalter (Lycaena tityrus) und Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) kommen recht zahlreich vor. In den angrenzenden Gehölzen findet man die typischen Waldarten C-Falter (Polygonia c-album) und Waldbrettspiel (Pararge aegeria). 2. Kleine, sehr blütenreiche, feuchte Hochstaudenflur am Hangfuß im Westen Im Westen der nördlichen Teilfläche befindet sich eine kleine, sehr blütenreiche, feuchte Hochstaudenflur mit großer Bedeutung als Nektarhabitat für zahlreiche Tagfalterarten, darunter auch feuchtigkeitsliebende Arten, deren Larvalhabitat in der Illaue liegen dürfte. Unmittelbar nordwestlich der Hochstaudenflur ist der Gehölzsaum entlang der Bahnlinie sehr schmal und durchlässig, so dass er für die meisten Falterarten keine unüberwindbare Barriere darstellt. Unter den Nektarbesuchern wurde am 23. August ein Weibchen des Großen Feuerfalters (Lycaena dispar) an Wasserdost (Eupatoria cannabinum) saugend nachgewiesen. Den Männchen kann die kleine, aus der Umgebung herausragende Staudenflur außerdem als Rendevousplatz dienen. In der benachbarten Fettwiese wurden an Stumpfblättrigem Ampfer (Rumex obtusifolius) auch zwei Eier dieser streng geschützten Falterart gefunden. Desweiteren kommt als typische Art der mesotrophen Hochstaudenfluren der Mädesüß-Perlmutterfalter (Brenthis ino) vereinzelt vor. Im Hochsommer ist der Braune Feuerfalter (Lycaena tityrus) besonders häufig. Trotz des Wasserdostbestands konnte die Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria) bei den zwei Begehungen während der Hauptflugzeit Ende Juli und Anfang August nicht beobachtet werden. 3. Magerwiesenstreifen und blütenreiche Wiesenbrache trockener bis feuchter Standorte mit Säumen im nördlichen Randbereich (Hangfuß inkl. Böschung) Im zentralen Bereich der nördlichen Teilfläche befindet sich am Hangfuß ein recht magerer und relativ blütenreicher Wiesenstreifen innerhalb ansonsten intensiv genutzten, artenarmen Grünlands. Die angrenzende, unterste Böschung zur Bahn wird von einer Wiesenbrache eingenommen, in der zahlreiche Hochstauden vorkommen. Auch hier besitzt das Rotbraune Ochsenauge ein großes Vorkommen und mehrere geschützte Bläulingsarten (Rotklee-Bläuling, Gewöhnlicher Bläuling, Kleiner Feuerfalter, Brauner Feuerfalter) wurden nachgewiesen. Auch mehrere Weißlingsarten kommen vor, vor allem Reals Schmalflügel-Weißling/Senf-Weißling (Leptidea reali/sinapis), 4 aufgrund der Ortsrandlage aber auch der Große Kohlweißling (Pieris brassicae), der im Saarland als gefährdet eingestuft wird. Besonders bemerkenswert ist der Fund eines Scheckenfalters, dessen Bestimmung allerdings nicht eindeutig erfolgen konnte. Die Indizien eines leider unscharfen Beweisfotos deuten stark auf den Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia) hin. Diese auf von Gehölz umgebenden Magerwiesen vorkommende Art wird sowohl in der saarländischen als auch in der gesamtdeutschen Roten Liste als gefährdet eingestuft. Sie ist in der weiteren Umgebung des Plangebiets (mittleres Saarland) vor etwa 30 Jahren zuletzt nachgewiesen worden. Der Fund wäre also besonders bemerkenswert. Aber selbst wenn es sich um eine Fehlbestimmung handelt und es eine der beiden ähnlichen, ebenfalls in den Roten Listen geführten Schwesternarten Melithaea diamina oder Melithaea aurelia gewesen sein sollte, ist ein solches Vorkommen sehr bemerkenswert und unterstreicht die Bedeutung des Hangfußes für die Tagfalterfauna. 4. Arten- und blütenreiche Magerwiese frischer bis wechselfeuchter Standorte mit Säumen auf allen Seiten im äußersten Norden Die Magerwiese im äußersten Nordosten des Plangebiets ist besonders blütenreich mit Vorkommen der Echten Betonie (Betonica officinalis). Sie wurde 2016 erst sehr spät gemäht. Im Frühsommer stellte sie die einzige blütenreiche Fläche im weiteren Umfeld dar. So konnte hier am 20. Juni auch ein Weibchen des Großen Feuerfalters an Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea agg.) saugend beobachtet werden. In der südlich angrenzenden Fettwiese wurden 48 Eier dieser Art an Stumpfblättrigem Ampfer (Rumex obtusifolius) gezählt. Bemerkenswerte Vertreter der artenreichen Faltergesellschaft sind Pflaumen-Zipfelfalter (Satyrium pruni), Reals Schmalflügel- oder Senf-Weißling (Leptidea reali/sinapis), Rotbraunes Ochsenauge (Pyronia tithonus), Rotklee-Bläuling (Polyommatus semiargus), Gewöhnlicher Bläuling (Polyommatus icarus), Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades) und GrünWidderchen (Adscita statices). In der randlichen Hecke wurde der zwar nicht geschützte oder gefährdete, aber selten zu beobachtende Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae) nachgewiesen (siehe Foto). 5. Arten- und blütenreiche Magerwiese und Streuobstwiese im Südosten der nördlichen Teilfläche Der obere Hangbereich im Osten der nördlichen Teilfläche wird von einer arten- und blütenreichen Magerwiese bestimmt. Nördlich grenzt eine Feuchtwiese innerhalb einer flachen Quellmulde an (außerhalb des Plangebiets). Durch einen lückigen Streuobstbestand und kurze Heckenabschnitte besteht recht hoher Strukturreichtum, der empfindlichen Falten wichtigen Windschutz bietet. Es kommen mehrere geschützte Bläulingsarten (Rotklee-Bläuling, Gewöhnlicher Bläuling, Brauner Feuerfalter), das Grün-Widderchen und Reals Schmalflügel-Weißling vor. Es handelt sich um eine typische Faltergesellschaft der Magerwiesen ohne Vorkommen aktuell im Saarland gefährdeter Arten. 6. Westliche Waldmantel und Saum der südlichen Teilfläche Innerhalb der südlichen Teilfläche ist der Waldsaum im Westen der einzige Bereich mit Bedeutung für die Tagfalterfauna. Neben einigen Allerweltsarten wie Tagpfauenauge, Admiral und Weißlingen sind mit Rotbraunem Ochsenauge (Pyronia tithonus) und Dunklem Waldvogel (Aphantopus hyperanthus) typische Arten der Gehölzränder häufig. Als Besonderheit wurde am 1. August der Kaiser- 5 mantel (Argynnis paphia) nachgewiesen. Dieser prächtige, typische Waldschmetterling verzeichnet im Saarland seit Jahren Bestandsrückgänge und wird deshalb in der Roten Liste als gefährdet eingestuft. Der Waldmantel des Untersuchungsgebiets ist für die Art aufgrund des großen Brombeervorkommens wichtiges Teilhabitat zur Nektaraufnahme. Besonders erwähnenswerte, geschützte bzw. gefährdete Arten Karte der Schwerpunkträume und Fundpunkte bemerkenswerter Falterarten (Kreisdurchmesser bilden die Häufigkeit ab) Arten der Anhänge II und IV der FFH-Richtlinie Der Große Feuerfalter (Lycaena dispar) wird in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie geführt. Außerdem ist er nach Bundesartenschutzverordnung streng geschützt. Das Saarland ist aufgrund der ausgesprochen stabilen Populationen in hohem Maße für den Erhalt dieser Art verantwortlich. Lycaena dispar ist Leit- und Zielart des nördlich der Eingriffsfläche angrenzenden FFH-Gebiets 6508-301 „Naturschutzgroßvorhaben Ill“. Als Erhaltungsziel ist dort formuliert, dass bestehende Lebensräume des Großen Feuerfalters erhalten und erweitert werden sollen. Als charakteristische Habitate sind zweischürige Frisch-, Feucht- und Nasswiesen sowie extensiv genutzte Weiden und deren Brachen, Habitatkomplexe mit hohem Grünlandanteil, hoher Nutzungsvielfalt, hohem Grenzlinienanteil und hohem Anteil an Saumstrukturen genannt. Ein auf die Art abgestimmtes Mahdregime soll gesichert bzw. wiederhergestellt werden. Lebensraum und Ökologie Als Lebensraum des Großen Feuerfalters werden in der Literatur verschiedenste Biotoptypen genannt: Feucht- und Nasswiesen (binsen- und seggenreiche Wiesen, Kohldistelwiesen, Pfeifengras- und Flachmoorwiesen), feuchte Gräben, Feuchtbrachen, feuchte Gebüsch- und Wegränder sowie Störstellen im Auenwald. Wesentliche Voraussetzung für die Eignung als Larvalhabitat ist 6 das Vorkommen nichtsauerer Ampferarten, die als Raupenfutterpflanzen dienen. Nachgewiesene Fraßpflanzen sind Rumex hydrolapathum (Fluss-Ampfer), Rumex obtusifolius (Breitblättriger Ampfer) und Rumex crispus (Krauser Ampfer). Während der Fluss-Ampfer in Ufer-Röhrichten und Großseggenrieden zu finden ist, sind die beiden anderen Arten typisch für Störstellen mit Pioniervegetation, wie sie häufig nur in den Randbereichen der Feuchtgebiete vorkommen. Typische Wuchsorte befinden sich auf feuchten Trittstellen in Fettweiden, auf feuchten, nährstoffreichen Ruderalflächen sowie in nitrophilen Säumen an Wegen und Gräben. Laut Internetseite des BfN sind die Lebensräume der Raupen allgemein Nass- und Feuchtwiesen der wärmebegünstigten Niederungen, auf denen nichtsaure Ampfer-Arten wachsen. Im Südwesten Deutschlands handelt es sich meist um frische bis feuchte Wirtschaftswiesen und deren Brachen, frische bis feuchte, nicht zu stark genutzte (Mäh-)Weiden und deren Brachen, frische, ausdauernde Ruderalfluren, Weg- und Ackerränder, Ackerbrachen sowie untergeordnet Seggenbestände und Röhrichte. Diese befinden sich oft, aber nicht nur, in Auensystemen von Bächen und Flüssen. Die Falter sind eifrige Blütenbesucher, die ein reiches Nektarpflanzenangebot in der Nähe der Raupenlebensräume benötigen. Die Nektarlebensräume können Dämme, Böschungen, Ackerränder oder ungemähte Wiesenteile sein, dabei sind Baldrian- und Blutweiderich-Fluren des Filipendulion und des Convolvulion sowie staudenreiche Bestände des Agropyro-Rumicion, des Calthion und des Arrhenatheretum lychnetosum besonders wichtig. Im räumlichen Kontakt dazu können aber auch ganz andere Verbände genutzt werden, etwa das Dauco-Melilotion mit Rainfarn und Jakobs-Greiskraut sowie Solidago-Fluren. Schließlich werden noch Rendezvousplätze benötigt. Dies sind beim Großen Feuerfalter kleine Unregelmäßigkeiten in der Landschaft, an denen die Männchen Reviere besetzen, um dort Weibchen zur Paarung zu erwarten. Es reichen dazu Gruppen von höherwüchsigen Pflanzen (z.B. Herden der Schlank-Segge (Carex gracilis), des Rohrglanz-Grases (Phalaris arundinacea), des Schilfs (Phragmites australis) oder auch von krautigen Pflanzen wie Mädesüß und Brennnessel in den Wiesen oder sogar auch Mähkanten oder stehen gelassene Wiesenstreifen. Phänologie Lycaena dispar fliegt im Saarland in zwei Generationen, wobei die 2. Generation gewöhnlich weit stärker entwickelt ist als die erste. Die 1. Generation fliegt von Ende Mai bis Ende Juni, die Imagines der 2. Generation treten im gesamten August auf. Vorkommen im Untersuchungsgebiet Zwei der oben als Raupen-Futterpflanzen genannten Ampfer-Arten kommen im Untersuchungsgebiet stellenweise vor: Rumex obtusifolius recht häufig in kleineren Gruppen im unteren Bereich des Grünlands der nördlichen Teilfläche. Rumex crispus sehr vereinzelt im Westen der nördlichen Teilfläche. Die Eiersuche wurde parallel zur Biotoptypenkartierung am 22. Juni und bei der letzten TagfalterBegehung am 23. August durchgeführt. Am ersten Termin wurden 48 Eier auf 12 Pflanzen festgestellt. Dies ist in Anbetracht der sehr nassen Witterung im Frühjahr 2016 ein große Anzahl. 80% der Eier wurden allerdings durch Mahd wenige Tage später zerstört. Nur 10 Individuen hatten die Chance der Larvalentwicklung bis zum Falter. Im August wurden lediglich zwei Eier auf einer einzigen Ampfer-Pflanze gefunden. Auch zwei Imagines von Lycaena dispar wurden erfasst: Ein männliches Exemplar am 20.06. auf wechselfrischer bis wechselfeuchter Magerwiese im äußersten Nordosten (siehe Foto) und ein weibliches Exemplar am 23.08. auf Wasserdost in der feuchten Hochstaudenflur im nördlichen Randbereich im Westen des Plangebiets. Letztere befindet sich nahe einer gehölzarmen Stelle des Bahndamms, der hier für den Großen Feuerfalter und andere Schmetterlingsarten leicht zu überwinden ist. 7 Der Große Feuerfalter braucht ein großflächiges Wiesenmosaik mit einem ausreichenden Angebot an Raupenfutter- und Nektarpflanzen als Lebensraum. Da die Individuendichte der Art gering ist und Untersuchungen zufolge unter einem Tier pro Hektar liegt, muss das Minimalareal einer überlebensfähigen Population relativ groß sein. Es handelt sich um sogenannte Meta-Populationen. Im Raum Dirmingen wird die gesamte Ill-Aue mit ihren Feuchtwiesen, Nassbrachen und blütenreichen Mähweisen von einer Population besiedelt. Das Plangebiet befindet sich in Randlage des Gesamthabitats. Offensichtlich werden nur die unteren Hangbereiche gelegentlich genutzt, sowohl zur Nektaraufnahme als auch zur Eiablage. Hinweise zu Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen Um Schädigungs- und Störungstatbestände nach BNatSchG zu vermeiden, sollte der untere Hangbereich mit der wechselfeuchten Magerwiese im Nordosten und der feuchten Hochstaudenflur im Westen von Baumaßnahmen verschont werden, außerdem ein etwa 20 m breiter angrenzender Streifen der Fettwiese mit Vorkommen des Stumpfblättrigen Ampfers. Um das Gelände als Lebensraum für die Art zu erhalten muss die extensive Grünlandnutzung fortgeführt werden. Auf Mahd oder Beweidung sollte während der Flugzeit und der sommerlichen Larvalphase des Falters (Mitte Juni bis Anfang August) zumindest abschnittsweise verzichtet werden, um das Nektarangebot für die Imagines und das Nahrungsangebot für die Raupen sicherzustellen. Die Gehölzbarriere am Bahndamm sollte am Rand der Wiese im äußersten Nordosten und westlich der Hochstaudenflur regelmäßig ausgelichtet werden, um einen Inidividuenaustausch mit der Ill-Aue zu ermöglichen. Andere Schmetterlingsarten der Anhänge II und IV der FFH-Richtlinie konnten nicht festgestellt werden. Das Vorkommen der folgenden Art ist aufgrund der Eignung des nördlichen Plangebiets als Habitat aber wahrscheinlich. Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria) Die Spanische Flagge konnte im Gebiet 2016 nicht nachgewiesen werden. Der nördliche Randbereich des Plangebiets besitzt aber ein gutes Habitatpotential für die Art. Euplagia quadripunctaria ist ein Verschiedenbiotopbewohner mit breitem Habitatspektrum und großem Aktionsradius. Als optimal gelten struktur- und blütenreiche, sonnige Lebensräume mit einem kleinräumigen Wechsel von schattigen Gebüschen, Staudenfluren, Säumen und Magerstandorten, da hier alle für die Larven und die Falter geeigneten und erforderlichen Lebensbereiche eng beieinander liegen. Diese Voraussetzungen sind im nördlichen Bereich des Plangebiets mit südexponierten Säumen vor Hecken und Gehölzen und angrenzenden kleinflächigen Staudenfluren und Magerwiesenstreifen mit kleinem Vorkommen des als Nektarpflanze präferierten Wasserdostes gegeben. Die Gehölze und besonnten Säume des nördlichen Randbereichs müssen daher erhalten und entwickelt werden. Beschattung sollte vermieden und ein vorgelagerter Magerwiesenstreifen als Nektarquelle erhalten bzw. entwickelt werden. Weitere nach Bundesartenschutzverordnung geschützte bzw. im Saarland und/ oder Deutschland gefährdete Arten Neben dem streng geschützten Großen Feuerfalter (siehe oben) wurden 7 Arten tagaktiver Schmetterlinge festgestellt, die nach Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt sind: Gewöhnliches Grünwidderchen (Adscita statices), Kaisermantel (Argynnis paphia), Kleiner Heu- 8 falter (Coenonympha pamphilus), Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas), Brauner Feuerfalter (Lycaena tityrus), Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) und Rotklee-Bläuling (Polyommatus semiargus). Vier der nachgewiesenen Arten werden in der Roten Liste des Saarlandes geführt: Großer Kohl-Weißling (Pieris brassicae) und Kaisermantel (Argynnis paphia) werden als gefährdet eingestuft, beim Kurzschwänzigen Bläuling (Cupido argiades) wird eine Gefährdung angenommen und der Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia) wird in der Vorwarnliste geführt. Sogar neun Arten werden in der Roten Liste Deutschlands geführt. Zwei gelten als stark gefährdet (Großer Feuerfalter und Kurzschwänziger Bläuling), zwei als gefährdet (WachtelweizenScheckenfalter und Rotbraunes Ochsenauge) und fünf stehen in der Vorwarnliste. Bei Kurzschwänzigem Bläuling und Rotbraunem Ochsenauge ist seit Erstellung der letzten Roten Liste allerdings eine deutliche Arealausweitung bzw. Stabilisierung der Populationen erfolgt. Gewöhnliches Grünwidderchen (Adscita statices) RL Saarland: ungefährdet, RL Deutschland: Vorwarnliste, nach BArtSchV besonders geschützt, im Saarland häufig mit Verbreitungslücken im Verdichtungsraum entlang des Saartals, langfristiger und kurzfristiger Bestandstrend negativ, zwei Ökotypen mit unterschiedlichen Habitaten und unterschiedlicher Flugzeit, die beide im Saarland noch recht häufig anzutreffen sind: heuseri fliegt im Mai/Juni auf feuchtem Wiesengelände, während statices im Juli/August auf sandigem (trockenem) Gebiet fliegt. Raupenfutterpflanzen: Wiesen-Sauerampfer, Bevorzugte Nektarpflanzen: heuseri v.a. Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi) und statices v.a. Berg-Sandrapunzel (Jasione montana) und Wiesen-Knautie (Knautia arvensis). Im Plangebiet wurde das tagaktive Grünwidderchen am 10. und 20. Juni in den unteren Hangbereichen der nördlichen Teilfläche auf blütenreichen, frischen bis wechselfeuchten Wiesenflächen recht zahlreich festgestellt, sowohl im Westen als auch im Nordosten. Sehr vereinzelt trat es auch auf der Streuobstwiese im Osten, nahe einer quellnassen Wiese auf. Wegen der stumpfen Fühlerenden erfolgte die Bestimmung als Adscita statices. Aufgrund der Flugzeit handelt es sich vermutlich um den früh fliegenden Ökotyp heuseri. Das Vorkommen des Gewöhnlichen Grünwidderchens beschränkt sich auf die wertvollen, blütenreichen Magerwiesen des FFHLebensraumtyps 6510 in gutem Erhaltungszustand. Um die lokale Population dieser Art nicht zu gefährden, sollten diese Wiesen von Baumaßnahmen verschont werden und die extensive Wiesennutzung beibehalten werden. Kaisermantel (Argynnis paphia) RL Saarland: gefährdet, RL Deutschland: ungefährdet, nach BArtSchV besonders geschützt, im Saarland noch mäßig häufig, wobei die Individuendichte jedoch gering ist, langfristiger und kurzfristiger Bestandstrend stark negativ. Habitate sind sonnige Waldränder, blütenreiche Waldlichtungen mit strauchbewachsenen Rändern und auf von Wald eingeschlossene Wiesen, besonders im Bergland. Nur selten verlassen die Falter die Waldgebiete. Raupenfutterpflanzen: Veilchen, 9 Bevorzugte Nektarpflanzen: Kratzdisteln (Cirsium spec.), Wasserdost (Eupatorium cannabinum), Baldrian (Valeriana spec.), Dost (Origanum vulgare), Späte Goldrute (Solidago gigantea), Teufelsabbiss (Succisa pratensis), Flockenblumen (Centaurea spec.) und Brombeeren (Rubus fruticosus agg.). Im Untersuchungsgebiet wurde am 1. August ein Einzelexemplar des Kaisermantels am Waldrand im Westen der südlichen Teilfläche des Plangebiets gesichtet. Er saugte an besonnten Brombeerblüten des Waldmantels. Dieser nordostexponierte Waldrand hat aufgrund des Strukturreichtums und der naturnahen Ausprägung entlang eines Buchenwaldes eine recht hohe Bedeutung für den Kaisermantel und andere an Wälder gebundene Tagfalterarten. Da der westlich anschließende Waldrand durch die Autobahn stark gestört ist, besteht in unmittelbarer Umgebung kein Ersatzhabitat. Um eine erhebliche Beeinträchtigung der lokalen Population ausschließen zu können, muss daher der Waldrand von den Baumaßnahmen verschont und als naturnaher Waldmantel mit blütenreichem Saum erhalten und entwickelt werden. Mädesüß-Perlmutterfalter (Brenthis ino) RL Saarland: ungefährdet, RL Deutschland: Vorwarnliste, nicht nach BArtSchV geschützt, im Saarlandes in den Feuchtgebieten des Offenlandes weit verbreitet. Aufgrund der Nutzungsaufgabe feuchter Mähwiesen und der Renaturierung von Feuchtgebieten ist der langfristige Bestandstrend im Saarland positiv. Habitate sind Feuchtgebiete des Offenlandes mit brachgefallenem Nassgrünland Raupenfutterpflanzen: Mädesüß, Großer Wiesenknopf, Bevorzugte Nektarpflanzen: Violett blühende Kräuter und Stauden wie Sumpf-Kratzdistel, Teufelsabbiss, Acker-Witwenblume, Echter Baldrian u.a. Im Untersuchungsgebiet wurde am 8. Juli ein Einzelexemplar auf der feuchten Hochstaudenflur am Nordrand des Plangebiets festgestellt. Diese sehr blütenreiche Hochstaudenflur bietet zahlreichen weiteren Falterarten eine wichtige Nektarquelle und sollte daher vor Beeinträchtigungen bewahrt werden. Sie ist von den Feuchtwiesen und -brachen der Ill-Aue nur durch die Bahnlinie getrennt und ist daher ein wichtiges Habitatelement für an Feuchtlebensräume gebundene Arten, wie z.B. Mädesüß-Perlmutterfalter und Großer Feuerfalter (s.o.). Kleines Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus) RL Saarland: ungefährdet, RL Deutschland: ungefährdet, nach BArtSchV besonders geschützt, im Saarland noch sehr häufig und weit verbreitet im Offenland. Aufgrund von Nutzungsaufgabe und Intensivierung von Magergrünland ist der langfristige Bestandstrend im Saarland negativ. Habitate sind magere Glatthaferwiesen, Magerrasen und Feuchtwiesen. Auch kleinflächige, grasige Säume werden besiedelt. Die Falter benötigen offenbar lückige Stellen. Als LarvalHabitate werden niedrigwüchsige, weder zu trockene noch zu nasse Grasbestände benötigt. Raupenfutterpflanzen: Grasarten wie Rot-Schwingel, Wiesen-Rispengras, Rot-Straußgras und Weißes Straußgras, Bevorzugte Nektarpflanzen: Vielzahl blühender Kräuter ohne farbliche Präferenz. Im Untersuchungsgebiet kommt die Art im gesamten Grünland vor. Auf eine Darstellung in der Karte wurde daher verzichtet. Auf den blütenreichen Magerwiesen ist das Kleine Wiesenvögelchen häufig, auf den intensiven Fettwiesen und der Magerweide im Süden kommt es nur vereinzelt bis zerstreut vor. Da im Umfeld geeignete Habitate in großer Zahl vorkommen, kann ausgeschlossen werden, dass durch den geplanten Eingriff die lokale Population erheblich gestört wird. 10 Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades) RL Saarland: Gefährdung anzunehmen, RL Deutschland: stark gefährdet, nicht nach BArtSchV geschützt, im Saarland in den letzten Jahren starke Ausbreitung und in vielen Gegenden häufigste Bläulingsart, kurzfristiger Bestandstrend stark positiv. EBERT (1991) nennt den mageren, frischen bis feuchten Flügel des Arrhenatheretums als optimales Larvalhabitat. Raupenfutterpflanzen: Blüten von Rot-Klee, Hornklee und Luzerne, Bevorzugte Nektarpflanzen: Präferenz für gelb blühende Schmetterlingsblütler. Nachdem die Art im Saarland 40 Jahre lang verschollen war, wurde sie 2007 in den St. Arnualer Wiesen erstmals wieder nachgewiesen. 2008 wurde der Kurzschwänzige Bläuling an verschiedenen anderen Stellen, insbesondere im südlichen Saarland beobachtet und breitete sich 2009 schließlich explosionsartig aus. So war er im Bliesgau und im Mittleren Saartal nach Aussage von Herrn Dr. Steffen Caspari fast auf jeder Ruderal- und Grünlandfläche anzutreffen. Selbst im nördlichen Saarland wurde er vereinzelt nachgewiesen, z.B. bei Osterbrücken, Oberthal, Michelbach, Haustadt und Eimersdorf. In den letzten Jahren hat er sich im gesamten Saarland etabliert und zählt zu den häufigsten Bläulingsarten. Der Kurzschwänzige Bläulingwurde innerhalb des Untersuchungsgebiets ausschließlich auf der blütenreichen Magerwiese mit Streuobst im Südosten der nördlichen Teilfläche festgestellt. Hier kommen die Raupenfutterpflanzen Hornkraut und Rot-Klee sehr zahlreich vor. Die Individuendichte war sehr gering, was vermutlich den ungünstigen Witterungsverhältnissen im Jahr 2016 geschuldet ist (s.o.). Obwohl die Habitatbedingungen auch in den Magerwiesen am Hangfuß für die eigentlich sehr mobile Art geeignet wären, wurde sie dort nicht festgestellt. Im Gegensatz zu den letzten Jahren scheint 2016 für diesen „Arealerweiterer“ ein sehr schlechtes Jahr gewesen zu sein. Aufgrund der weiten Verbreitung dieser sehr mobilen Art ist eine Störung der lokalen Population durch die Baumaßnahme auszuschließen. Die Streuobstwiese sollte wegen ihrer allgemeinen Bedeutung für die Tagfalterfauna dennoch geschont werden. Artenkomplex Tintenfleck-Weißling (Leptidea reali/ L. sinapis) Das Artenpaar Leptidea sinapis und Leptidea reali wurde erst 1993 getrennt. Bis heute liegen keine sicheren Unterscheidungsmerkmale nach äußerlich erkennbaren Merkmalen vor. Da die nötige Genitaluntersuchung mit dem Tod der Tiere verbunden ist, wurde bei dem vorliegenden Gutachten auf eine Bestimmung auf Artniveau verzichtet. Im Saarland scheint Leptidea reali zu überwiegen. Die Art gilt nach aktueller Roten Liste als ungefährdet. Da selten auf Artniveau bestimmt wird, ist die Datenlage bei Leptidea sinapis unzureichend. In der Roten Liste Deutschlands werden beide Arten in der Vorwarnliste geführt. Sie sind nicht nach Bundesartenschutzverordnung geschützt. Hinsichtlich der Habitatansprüche unterscheiden sich beide Arten offensichtlich kaum. Sie kommen vorwiegend in reich strukturiertem, extensiv genutztem Grünland vor mit Gehölzrändern und anderen Randstrukturen, gerne auch auf Waldlichtungen. Hinsichtlich des Feuchtegrades bestehen keine Präferenzen. Als Eiablage und Raupenfutterpflanzen dienen ausschließlich Leguminosen, vorwiegend Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus), Platterbsen (Lathyrus spec.) und Wicken (Vicia spec.). Im Plangebiet wurden Tintenfleck-Weißlinge in den nördlichen, östlichen und westlichen Randbereichen der nördlichen Teilfläche festgestellt. Die Fundstellen liegen in blütenreichen Magerwiesen, Wiesenbrachen bzw. am Wegsaum, alle in unmittelbarer Nähe von Gehölzrändern. Um eine erhebliche Störung der lokalen Population dieser Art ausschließen zu können, müssen diese Saumbereiche, die auch für zahlreiche andere Falterarten eine wichtige Funktion besitzen, erhalten und angrenzende Streifen mit blütenreicher Magerwiesen erhalten bzw. entwickelt werden. 11 Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas) RL Saarland: ungefährdet, RL Deutschland: ungefährdet, nach BArtSchV besonders geschützt, im Saarland noch häufig und relativ weit verbreitet im Offenland, langfristiger Bestandstrend im Saarland negativ. Ein großes Spektrum verschiedener Biotope kann genutzt werden. Vorkommen vor allem auf nicht zu intensiv bewirtschafteten Wiesen und Wiesenbrachen unterschiedlicher Feuchtegrade. Voraussetzung ist das Vorkommen von Ampfer-Arten. Raupenfutterpflanzen: Saure und nicht saure Ampfer-Arten, Bevorzugte Nektarpflanzen: Eine Vielzahl blühender Kräuter ohne farbliche Präferenz. Im Plangebiet trat die Art sehr vereinzelt auf steiler Böschung innerhalb der Wiesenbrache am Nordrand des westlichen Plangebiets auf. Wenn dieser Bereich von Eingriffen verschont wird, kann eine Beeinträchtigung der lokalen Population ausgeschlossen werden. Brauner Feuerfalter (Lycaena tityrus) RL Saarland: ungefährdet, RL Deutschland: ungefährdet, nach BArtSchV besonders geschützt, im Saarland noch häufig und relativ weit verbreitet im Offenland, langfristiger und kurzfristiger Bestandstrend im Saarland negativ. Bevorzugtes Habitat sind feuchte Wiesen, aber auch mäßig trockene Wiesen können genutzt werden, wobei Extreme (sehr trocken oder sehr feucht) gemieden werden. Auch auf Waldlichtungen, sonnigen Waldwegen, trockenen Magerrasen, extensiv genutzten Mähwiesen, die nur schwach gedüngt werden und auf von Gräben durchzogenen Wiesen kann man die Art finden. Raupenfutterpflanzen: Kleiner und Großer Sauerampfer, Bevorzugte Nektarpflanzen: Vielzahl blühender Kräuter ohne farbliche Präferenz. Im Plangebiet ist Lycaena tityrus die häufigste Feuerfalterart. Sie war auf allen blütenreichen Wiesen und Wiesenbrachen der nördlichen Teilfläche anzutreffen, insbesondere im gesamten nördlichen Randbereich und auf der Streuobstwiese im Osten. Diese Bereiche müssen von der Baumaßnahme verschont werden, um erhebliche Störungen der lokalen Population ausschließen zu können. Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia) RL Saarland: Vorwarnliste, RL Deutschland: gefährdet, kein Schutz nach BArtSchV, im Saarland selten, größere Vorkommenslücken im mittleren Saarland, längerfristiger Bestandstrend negativ, vorwiegend auf frischen bis feuchten, mageren Wiesen und Waldlichtungen, Raupenfutterpflanzen: Wachtelweizen, Spitzwegerich, Gamander-Ehrenpreis, Breites Nektarpflanzenspektrum. Im Plangebiet wurde am 22. Juni auf einer mäßig blütenreichen Wiese in unmittelbarere Nähe des Bahndamms ein Scheckenfalter entdeckt, der sich nur schwerlich fotografieren ließ. Das unscharfe Bild lässt eine sichere Bestimmung leider nicht zu. Nach Einschätzung von Dr. Steffen Caspari passt der Falter auf dem Foto am besten zu Melitaea athalia, denn für M. diamina ist er zu hell, für M. aurelia zu dunkel, und zu M. cinxia passen die Zeichnungsmuster nicht. Da der WachtelweizenScheckenfalter jedoch eine kleine Sensation wäre, weil er in dieser Gegend vor 30 Jahren zuletzt 12 nachgewiesen wurde, wollte sich Herr Dr. Caspari nicht festlegen. Egal ob Melitaea diamina oder Melitaea athalia, der Fund ist eine Besonderheit und unterstreicht die hohe Wertigkeit des blütenreichen Streifens entlang des Nordrands des Plangebiets für die Tagfalterfauna. Vermutlich ist das erfasste Exemplar auf Nektarsuche von der benachbarten Ill-Aue eingeflogen. Zum Schutz der Art im Gelände sollten blütenreiche Säume und Staudenfluren erhalten und entwickelt werden. Der Wiesenbrache und der mesotrophen, feuchten Hochstaudenflur am westlichen Hangfuß der nördlichen Teilfläche kommen dabei eine besonders große Bedeutung zu. Diese Bereiche sowie der angrenzende unterste Wiesenstreifen müssen von direkten Eingriffen verschont werden, um eine Störung der lokalen Population dieses Scheckenfalters ausschließen zu können. Es ist eine ein- bis zweischürige Streuwiesenmahd anzustreben, wobei jedes Jahr Teilbereiche ungemäht bleiben sollen. Großer Kohlweißling (Pieris brassicae) RL Saarland: gefährdet, RL Deutschland: ungefährdet, kein Schutz nach BArtSchV, stark negative lang- und kurzfristige Bestandstrends, im Saarland insgesamt noch häufig an den Siedlungsrändern des ländlichen Bereichs, Offenlandart, deren Lebensraum das Kulturland mit Gärten und Äckern ist, Raupenfutterpflanzen: Verschiedene Kohl-Arten. Nur selten wird Eiablage an Wildpflanzen beobachtet (Kreuzblütler). Die Falter sind für ihr Wanderverhalten bekannt und können in sehr unterschiedlichen, zur Nahrungsaufnahme genutzten Lebensräumen angetroffen werden. Im nördlichen Randbereich des Untersuchungsgebiets wurde Pieris brassicae mehrfach im Überflug und in blütenreichen Staudensäumen nachgewiesen. Als Larvalhabitat spielt die geplante Eingriffsfläche mit Sicherheit keine Rolle. Die Art fliegt aus Gärten der Umgebung ein. Durch den geplanten Eingriff wird der Große Kohlweißling in keiner Weise beeinträchtigt, da keine Raupenfutterpflanzen zerstört werden und im Umfeld Nektarquellen in ausreichendem Maße vorhanden sind. Hauhechelbläuling (Polyommatus icarus) RL Saarland und RL Deutschland: ungefährdet, nach BArtSchV besonders geschützt, langfristiger Bestandstrend: starker Rückgang, im Saarland noch sehr häufige Art des Offenlandes, v.a. auf blütenreichen Wiesen, Raupenfutterpflanzen: verschiedene Schmetterlingsblütler, Bevorzugte Nektarpflanzen: Wiesen-Platterbse, Wund-Klee, Horn-Klee, Hopfen-Klee, Luzerne, Weiß-Klee, Dost, Thymian, etc. Im Plangebiet kommt der Hauhechel-Bläuling zerstreut auf den blütenreichen Wiesen im Nordteil des Plangebiets, sehr vereinzelt auch auf der Magerweide der südlichen Teilfläche vor. Zum Erhalt der lokalen Population müssen die blütenreichen Magerwiesen im Norden und Osten erhalten werden. Rotklee-Bläuling (Polyommatus semiargus) RL Saarland und RL Deutschland: ungefährdet, nach BArtSchV besonders geschützt, langfristiger Bestandstrend: Rückgang, im Saarland noch häufige Art des Offenlandes, v.a. auf blütenreichen Wiesen, Raupenfutterpflanzen: Rot-Klee und Zickzack-Klee, Bevorzugte Nektarpflanzen: Schmetterlingsblütler, darunter vorrangig Rot-Klee, Hornklee, Weiß-Klee, Wiesen-Platterbse, Vogel-Wicke, Luzerne, Esparsette, Hufeisenklee. Im Plangebiet kommt der Rotklee-Bläuling häufig auf den blütenreichen Wiesen der nördlichen Teilfläche des Plangebiets vor. Zum Erhalt der lokalen Population müssen die blütenreichen 13 Magerwiesen mit besonders hoher Bestandsdichte an Polyommatus semiargus im Norden und Osten des Plangebiets erhalten werden. Rotbraunes Ochsenauge (Pyronia tithonus) RL Saarland: ungefährdet, RL Deutschland: gefährdet, nach BArtSchV nicht geschützt, langfristiger und kurzfristiger Bestandstrend im Saarland: Zunahme, Saarland in hohem Maße verantwortlich für den Erhalt der Art, im Saarland häufige Art von Wald- und Gehölzsäumen mit benachbarten blumenreichen Wiesen, Raupenfutterpflanzen: Breites Spektrum unterschiedlicher Grasarten, Bevorzugte Nektarpflanzen: Acker-Kratzdistel, Dost, Thymian, Wiesen-Bärenklau, Greiskraut-Arten, Flockenblumen, Wasserdost, etc. Im Plangebiet ist das Rotbraune Ochsenauge die häufigste Falterart der randlichen Gehölzsäume. Es kommt überall in teils hoher Dichte vor. Da die Art im mittleren Saarland sehr häufig ist und auch in der Umgebung besonnte Saumbiotope in großer Zahl vorhanden sind, wird die lokale Population durch die geplante Baumaßnahme nicht erheblich beeinträchtigt. Dennoch sollten die Säume als Lebensraum vieler, teils gefährdeter Falter-Arten erhalten werden. Pflaumen-Zipfelfalter (Satyrium pruni) RL Saarland: ungefährdet, RL Deutschland: Vorwarnliste, nach BArtSchV nicht geschützt, langfristiger Bestandstrend im Saarland: deutliche Zunahme, im Saarland häufige Art im Umfeld von Schlehenhecken und -gebüschen sowie in strukturreichen Gärten und Obstanlagen mit Prunus-Arten, Raupenfutterpflanzen: Einheimische Prunus-Arten wie Schlehe, Zwetschge und Traubenkirsche, Bevorzugte Nektarpflanzen: Himbeere, Brombeere, Arznei-Baldrian, Echtes Labkraut, Dost, Blutroter Hartriegel, Liguster, Wiesen-Knöterich, Giersch. Im Plangebiet wurde am 10. Juni ein Einzelexemplar auf der nördlichsten Magerwiese an Großer Pimpernelle saugend erfasst. Der Fundort liegt in unmittelbarer Nähe zu einer von Schlehe dominierten Feldhecke. Um eine Beeinträchtigung der lokalen Population auszuschließen, müssen die schlehenreichen Hecken und die angrenzenden blüteneichen Säume und Wiesenstreifen innerhalb des Plangebiets erhalten werden. Fazit mit Vermeidungs- und Pflegehinweisen Aufgrund des leicht überdurchschnittlichen Artenreichtums und des Vorkommens einer streng geschützten Art der Anhänge II und IV der FFH-Richtlinie sowie zweier in der Roten Liste des Saarlandes als gefährdet eingestuften Arten, einer Art der Vorwarnliste und einer Art mit anzunehmender Gefährdung hat das Untersuchungsgebiet insgesamt eine regionale Bedeutung für Tagfalter und Widderchen. Diese hohe Wertigkeit ist jedoch auf die beschriebenen Schwerpunkträume beschränkt. Sie befinden sich im Südosten und am Hangfuß der nördlichen Teilfläche sowie am südlichen Waldrand der südlichen Teilfläche. Die übrigen Teilgebiete haben nur eine sehr untergeordnete Bedeutung für Tagfalter und werden fast ausschließlich als Durchzugsraum und vereinzelt zur Nektaraufnahme genutzt. Zur Vermeidung, Verminderung und zum Ausgleich wird empfohlen, in den Randbereichen, entlang der Gehölze blütenreiche Wiesenstreifen und Säume zu entwickeln. Auch in den Bereichen zwischen den Solarmodulen sollen möglichst blütenreiche Magerwiesen entwickelt werden, wobei extensiv beweidet oder zweimal jährlich gemäht werden kann. Auf Düngung ist zu 14 verzichten. Es sollte nicht die gesamte Fläche gleichförmig bewirtschaftet werden. Entweder sollte es einen Wechsel zwischen gemähten und beweideten Bereichen geben oder es darf nicht die gesamte Fläche an denselben Mahdterminen gemäht werden. Um Eiablagemöglichkeiten für den Großen Feuerfalter zu erhalten, sind kleinflächige Störstellen am Hangfuß durchaus erwünscht, die das Aufkommen des Stumpfblättrigen Ampfers begünstigen. Daher wäre hier zeit- und abschnittsweise eine Beweidung vorzuziehen. Auf jeden Fall ist während der sommerlichen Larvalphase des Falters dort auf Mahd zu verzichten (Mitte Juni bis Anfang August). Es ist darauf zu achten, dass von Anfang Juni bis Mitte September stets ein ausreichendes Nektarangebot vorhanden ist. Daher sollte in dieser Zeit nicht die gesamte Wiesenfläche auf einmal gemäht werden. Redaktioneller Hinweis: Räumliche Angaben beziehen sich auf das ursprüngliche Plangebiet von 29 ha. Dieses wurde aus floristischen und faunistischen Gesichtspunkten auf 21 ha reduziert. Verwendete Literatur: EBERT, Günter (Hrsg.) (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Bd. 1 und 2.Stuttgart: Ulmer Verlag. MINISTERIUM FÜR UMWELT und DELATTINIA (Hrsg.) (2008): Rote Liste gefährdeter Pflanzen und Tiere des Saarlandes. Atlantenreihe Band 4. SCHULTE, Tom et al. (Hrsg.) (2007): Die Tagfalter der Pfalz; Bd. 1 und 2.- Landau: Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V. SETTELE, Josef et al. (2005): Schmetterlinge – Die Tagfalter Deutschlands.- Stuttgart: Ulmer Verlag. 15