Christiane Oelze Leipziger Streichquartett 10/03/2016 20 UHR /KULTURZENTRUM SAALBAU HOMBURG/ WWW.HOMBURGER-MEISTERKONZERTE.DE Programm Felix Mendelssohn-Bartholdy: Streichquartett D-Dur op. 44/1 MWV R 30 Robert Schumann: Sechs Gesänge op. 107 (Bearbeitung für Sopran und Streichquartett von Aribert Reimann) Aribert Reimann: „... oder soll es Tod bedeuten?“ (Lieder von Felix Mendelssohn-Bartholdy, bearbeitet und mit Intermezzi verbunden) ----------------Johannes Brahms: Fünf Ophelia-Lieder 107 (Bearbeitung für Sopran und Streichquartett von Aribert Reimann) Robert Schumann: Streichquartett a-Moll op. 41/1 Christiane Oelze © Natalie Bothur © Leipziger Streichquartett Einführung FELIX MENDELSSOHN-BARTHOLDY (1809-1847) Streichquartett D-Dur op. 44/1 (1838) 4 Sätze: 1. Molto allegro vivace; 2. Menuetto: Un poco allegretto; 3. Andante espressivo ma con moto; 4. Presto con brio In seinem dritten Lebensjahrzehnt hatte Mendelssohn mit den Klavierkonzerten g-Moll (1831) und d-Moll (1837), mit dem grandiosen Oratorium „Paulus“ (1836) und mit der „Italienischen Sinfonie“ (1837) den Höhepunkt seines Schaffens erreicht, als er sich 1837/38 erneut der Streichquartett-Gattung zuwandte. So entstanden die drei Streichquartette op. 44 Nr. 1 bis 3 in D-Dur, e-Moll und Es-Dur als Gipfelwerke ihrer Art. Die Quartette wurden 1839 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig veröffentlicht und trugen die Widmung an den Schwedischen Kronprinzen Oskar I, der fünf Jahre später zwischen 1844 und 1859 in Personalunion König von Schweden und Norwegen wurde. Der Komponist lernte ihn im Mai 1837 in Frankfurt kennen und führte dort mit ihm angeregte Gespräche. Mendelssohn begleitete seinen eigenen Schaffensprozess unglaublich kritisch und nahm an den beiden erhaltenen Autographen des D-Dur-Quartetts und in der Druckvorlage immer wieder Veränderungen vor. Durch die verdienstvollen „Studien zur Kammermusik für Streicher“ (1978) von Friedhelm Krummacher wissen wir, dass in der Werkgruppe op. 44 unser als Nr. 1 gezähltes Streichquartett D-Dur in Wirklichkeit als letztes erst im Sommer 1838 vollendet wurde. Für die Uraufführung war sein Konzertmeister im Leipziger Gewandhausorchester Ferdinand David mit dessen Streichquartett vorgesehen, dem er sich notfalls sogar als „Violennothnagel“ anbot. Aber bei der Uraufführung des Quartetts am 16. Februar 1839 konnte David auf den „Nothnagel“ verzichten; er hatte einen tüchtigen Bratscher aus dem Gewandhausorchester verpflichten können. Es ist schon eine prickelnde Sache, dass wir heute Abend das gleiche Werk in stolzer Tradition von Nachfahren des Davidschen „Gewandhaus-Quartetts“ hören dürfen, vom „Leipziger Streichquartett“. Damit ehrt es sicher auch den herausragenden Dirigenten Kurt Masur, der in der Nachfolge von Mendelssohn viele Jahre das Leipziger Gewandhaus mit seinen glutvoll pulsierenden Orchesterinterpretationen erfüllte und vor wenigen Wochen 89jährig verstarb. Dem fingerflinken Ferdinand David war es zu verdanken, dass das Quartett D-Dur op. 44/1 einen virtuosen Zuschnitt nach Art eines Violinkonzertes bekam, vor allem in den schnellen Ecksätzen, die von der 1. Violine dominiert werden. Damit nahm Mendelssohn die Tradition des „Quatuor brillant“ auf, die von solchen Geiger-Komponisten wie Louis Spohr, Giovanni Battista Viotti oder von Beethovens Widmungsträger in der „Kreutzer-Sonate“ Rudolph Kreutzer begründet wurde. Der aufsteigende Jubel im Kopfsatz „Molto allegro vivace“ erinnert etwas an das 13 Jahre zuvor entstandene Oktett. Doch der jugendliche Übermut von damals wirkt hier gezügelt, indem das heiter übermütige Hauptthema von einem verträumten, gesanglichen Seitenthema beantwortet wird. Das „Menuetto“ an zweiter Stelle in der Satzfolge mit seiner schwebenden, reigenartigen Anmut und klassischen Klarheit hat viel zur Beliebtheit des Werkes beigetragen. In seinem Trio-Teil darf die 1. Violine wieder in launischer Scherzomanier mit Trillern und Figurenwerk aufspielen, während das liedhaft umschattete „Andante espressivo“ eher von der tieferen Lage der 2. Violine bestimmt wird. Der Tonfall erinnert an das eine oder andere „Lied ohne Worte“, mit denen Mendelssohn die Gattung des lyrischen Klavierstücks im Jahrhundert der Romantik bereichert hat. Nach dem fröhlichen Kehraus im Finalsatz „Presto con brio“ versteht man, warum er gerade dieses Kammermusikwerk besonders liebte, wie ein Brief an Ferdinand David vom 24. Juli 1838 verrät: „Ich habe mein drittes Quartett in D-Dur fertig und habe es sehr lieb; wenn es Dir auch nur so gut gefällt. Doch ich glaube es fast, denn es ist feuriger und auch für die Spieler dankbarer als die anderen, wie mir scheint.“ ARIBERT REIMANN (geb. 1936) Bearbeitungen für Singstimme und Streichquartett nach Robert Schumann, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Johannes Brahms Reimann ist einer der bedeutendsten deutschen Komponisten der Gegenwart. Er studierte in Berlin bei Boris Blacher und Ernst Pepping Komposition, bei Otto Rausch Klavier und in Wien Musikwissenschaft. Seit 1958 wurde er als Liedbegleiter geschätzt, u. a. von Dietrich Fischer-Dieskau, Ernst Haefliger oder Elisabeth Grümmer. Aus diesen Erfahrungen heraus entstanden Bearbeitungen von Kunstliedern für Singstimme und Streichquartett, die original für Klavierbegleitung vorgesehen waren. Noch besser als ein Klaviersatz können die vier Streicherstimmen kleinste Gefühlsregungen der Lyrik aufgreifen und hörbar machen. ROBERT SCHUMANN (1810-1856) Sechs Gesänge op. 107 (1851/52) für Sopran und Streichquartett bearbeitet von Aribert Reimann (1994) 1. „Herzeleid“ nach Titus Ullrich (1813-1891); 2. „Die Fensterscheibe“ nach Titus Ullrich (1813-1891); 3. „Der Gärtner“ nach Eduard Mörike (1804-1875); 4. „Die Spinnerin“ nach Paul Heyse (1830-1914); 5. „Im Wald“ nach Wolfgang Müller (1816-1873); 6. „Abendlied“ nach Gottfried Kinkel (1815-1882) Die „Sechs Gesänge“ op. 107 entstanden 1851/52 in Düsseldorf, wo Schumann seit September 1850 bis 1853 Städtischer Musikdirektor war. Er war in diesem Amt nicht recht glücklich und wurde von dunklen Ahnungen gequält, die 1854 zum Selbstmordversuch führten und danach zum seelischen Zusammenbruch in der Nervenheilanstalt von Endenich. Kein Wunder, dass er solche dunklen Ahnungen auch in den Texten seiner Lyriker aufspürte. So erzählt das erste Lied nach Titus Ullrich vom „Herzeleid“ einer „unglückseligen Träumerin“, die ihr Leben durch einen Sprung ins Wasser beenden will wie im Trauerspiel von William Shakespeare Hamlets geistig verwirrte Geliebte „Ophelia“. Diese Ahnung wurde durch Schumanns Sprung von einer Rheinbrücke zwei Jahre später grausame Wirklichkeit. Das zweite Lied nach Ullrich verrät rückblickend den Grund für die Panik der Träumerin. Ungestüm, doch vergeblich versucht sie durch „Die Fensterscheibe“ einen liebvollen Blick ihres Ge- liebten zu erhaschen. Die Scheibe zerbricht und auch ihr Herz. „Der Gärtner“ von Eduard Mörike ist von einer vorbei reitenden Prinzessin ganz verzaubert. Aber seine entflammende Liebe muss sich mit Wunschbildern begnügen. In „Die Spinnerin“ greifen Robert Schumann und Paul Heyse das in der Romantik so oft behandelte Motiv vom verlassenen Mädchen auf, das von allen erwartungsfrohen Freundinnen in der Spinnstube selbst keinen Freund gefunden hat. Unter Tränen resigniert sie: „Wofür soll ich spinnen, ich weiß es ja nicht!“ Auch „Im Wald“ fühlt sich das lyrische Ich „so allein voll Pein“, so dass Vögel und Rehe vor ihm fliehen. Im „Abendlied“ nach Gottfried Kinkel hört man in Schumanns sanften Triolen „allerorten der Engel sanfte Füße geh’n“, und jede Strophe endet nach so viel voraus gegangenem Liebesleid mit dem ermutigenden Kehrvers: „Wirf ab, Herz, was dich kränket und was dir bange macht!“ ARIBERT REIMANN (geb. 1936) „… oder soll es Tod bedeuten?“ (2009) Lieder von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) nach Gedichten von Heinrich Heine (1797-1856) für Singstimme und Streichquartett bearbeitet und mit sechs Intermezzi versehen Reimanns Bearbeitungen der Heine-Lieder entstanden im 200. Geburtsjahr von Felix Mendelssohn-Bartholdy 2009 für die Ludwigsburger Schlossfestspiele. Bei der Uraufführung dort sang ebenfalls die Sopranistin Christiane Oelzen, allerdings mit dem Petersen-Quartett. Zu den verwendeten Liedern und zur Bedeutung der eingefügten Intermezzi hatte sich damals der Komponist geäußert: „In dem neuen Stück ‚...oder soll es Tod bedeuten?‘ (die letzte Zeile des Liedes „In dem Mondenschein im Walde“) habe ich sechs Intermezzi für Streichquartett dazukomponiert, die die Lieder miteinander verbinden: Reflexionen in meiner musikalischen Sprache über ein bereits gehörtes oder folgendes Mendelssohn-Lied, Nach-Gedanken oder vorauseilende, durch die mich, in kurzen Anklängen, fortschreitend Teile aus dem letzten Lied ziehen, dem Fragment ‚Warum sind denn die Rosen so blass‘, mal in das strukturelle Geschehen eingewoben oder es durchbrechend oder kontrastierend eingeschnitten. Um auch gedanklich einen Zusammenhalt zu schaffen, habe ich acht Lieder und ein Frag- ment nach Gedichten von Heinrich Heine ausgewählt (‚Was will die einsame Träne‘, ‚Mein Liebchen, wir saßen beisammen‘ und das Fragment ‚Warum sind denn die Rosen so blass‘ sind noch nicht im Druck erschienen und wurden mir dankenswerterweise von der Staatsbibliothek Berlin zur Verfügung gestellt). Die Bearbeitung für Streichquartett geht über eine bloße Transkribierung weit hinaus. In einigen Liedern, vor allem in den Strophenliedern ‚Auf Flügeln des Gesanges‘, ‚Allnächtlich im Traume‘, ‚Mein Liebchen, wir saßen beisammen‘ bin ich vom Klaviersatz sehr abgewichen und habe viel dazukomponiert, ohne in die Mendelssohnsche Harmonik einzugreifen, um sie dadurch auch gegen meine eigene Gedankenwelt abzugrenzen, die dann immer wieder von Fragmenten des Mendelssohn-Fragments aufgebrochen wird.“ JOHANNES BRAHMS (1833-1897) Fünf Ophelia-Lieder WoO posth. 22 (1873) aus dem Trauerspiel „Hamlet“ von William Shakespeare (1564-1616) in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel (1843), für Singstimme und Streichquartett bearbeitet von Aribert Reimann (1997) 1. „Wie erkenn ich dein Treulieb“ (Andante con moto) 2. „Sein Leichenhemd so weiß wie Schnee“ (Andante) 3. „Auf morgen ist Sankt Valentins Tag“ (Allegretto) 4. „Sie trugen ihn auf der Bahre bloß“ Andante) 5. „Und kommt er nicht mehr zurück“ (Andante con moto) Die fünf Ophelia-Lieder sind das Psychogramm einer Verzweifelten, die an ihrer unerwiderten Liebe zu Hamlet zerbricht. Ophelia verfällt mehr und mehr dem Wahnsinn und ertrinkt zuletzt umnachtet in einem Fluss. Brahms, der zusammen mit Clara Schumann das Werk seines väterlichen Freundes und Mentors Robert Schumann sichtete und neu edierte, kannte sicher Schumanns Lied „Herzeleid“, das nach der Dichtung von Titus Ullrich mit den Worten endet: „ … und leise warnend lispelten die Wellen: Ophelia, Ophelia!“ Sicher hat ihn das Schumann-Lied zwei Jahrzehnte später 1873 zu seinem eigenen Ophelia-Zyklus angeregt. Im Dezember des gleichen Jahres begleitete er in Wien die Sängerin Olga Precheisen bei der Uraufführung. Danach schlummerten die Lieder 60 Jahre im Nachlass, bis sie Karl Geiringer 1933 bei Schirmer in New York erstmals veröffentlichte. Auffallend ist, wie Brahms die sich abzeichnende Tragödie der Ophelia in moderate Tempi und in einen trügerisch volkstümlichen Tonfall kleidete. Richard Strauß hat 46 Jahre später das erste, dritte und vierte Ophelia-Lied neu vertont. Als Opernkomponist wählte er dazu einen dramatischeren Duktus und durchbrach als Zeitgenosse von Arnold Schönberg sogar die Grenzen der Tonalität. ROBERT SCHUMANN (1810-1856) Streichquartett a-Moll op. 41/1 (1842) 4 Sätze: 1. Introduzione (Andante espressivo) – Allegro; 2. Scherzo: Presto – Intermezzo; 3. Adagio; 4. Presto Vor Streichquartetten haben Komponisten eine heilige Ehrfurcht, gilt die Gattung doch als Königsklasse der Kammermusik. Beethoven war zwischen 28 und 30, als er sich zum ersten Mal an die Komposition von Streichquartetten in op. 18 heranwagte und Brahms war gar schon 32. Im gleichen Alter war auch sein väterlicher Mentor Robert Schumann, als er im Juni und Juli des sogenannten „Kammermusikjahres“ 1842 seine ersten Streichquartette in a-Moll, F-Dur und A-Dur (op. 41 Nr. 1 bis 3) vollendete. Vorausgegangen war ein intensives Studium der Quartette von Mozart, Beethoven und seines Freundes Felix Mendelssohn-Bartholdy. In einer Privataufführung im Oktober 1842 testete er zunächst ihre Wirkung auf die Zuhörer. Auch Mendelssohn war als Widmungsträger der Quartette zugegen und äußerte sich anschließend anerkennend: „Von Schumann wurden mir drei Violinquartette vorgespielt, deren erstes mir ganz außerordentlich wohl gefiel.“ Von diesem Lob aus berufenem Mund beflügelt, bereitete Schumann den baldigen Notendruck im Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel sowie die erste öffentliche Aufführung am 8. Januar Januar 1843 vor. Mit wegweisenden Aufführungen der Quartettvereinigung von Joseph Hellmesberger eroberten die drei Schumann-Quartette zehn Jahre später auch die Musikmetropole Wien, angeführt von unserem Quartett a-Moll. Der sonst gefürchtete Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick begrüßte sie als „Perlen der Kammermusik aller Zeiten“. Schumann übernahm auch in seinem ersten Quartett a-Moll mit vier Sätzen den strengen Formenkanon der Klassik. Doch die thematische Konfliktregie Beethovens wurde bereits im Kopfsatz „Introduzione und Allegro“ durch jene formale Konzentration ersetzt, die er bei seinem Freund Mendelssohn beobachtet hatte. Seine thematischen Erfindungen sind so komplex, dass sie immer wieder thematische Abspaltungen und Varianten auch in den folgenden Sätzen erlauben. Dem Hauptteil geht eine ruhig dahin fließende Einleitung in der Grundtonart a-Moll und im langsamen Zweivierteltakt voraus. Eine energische Modulation leitet ins F-Dur des rhythmisch geprägten Hauptthemas über, das alle gestalterischen Möglichkeiten des dahin jagenden Sechsachteltaktes ausnutzt. Das im Sechsachteltakt und in der Grundtonart a-Moll vorbei huschende Scherzo erinnert an die Elfentänze von Freund Mendelssohn. Wie in einem Spiegelrondo wiederholen sich die Formabschnitte A-B-A im zweiten Teil und gestatten dem als Intermezzo bezeichneten Couplet C in der Mitte, seine betörend empfindsame Lyrik im verwandten C-Dur auszusingen. Es ist ein Vorverweis auf den Adagio-Gesang des langsamen Satzes in F-Dur, zunächst nach Art Beethovens, dann jedoch unverkennbar mit Schumannscher Einfärbung. So kraftvoll wie optimistisch treiben die beiden Themen des Finalsatzes „Presto“ Schumanns erste Quartettschöpfung der Coda zu, die im jubelnden A-Dur endet. Da hat er es seiner jungen Frau Clara mal gezeigt, die ihm als Verlobte vier Jahre vorher spitzbübisch vorhielt: „Quartette willst du schreiben? Eine Frage, aber lach mich nicht aus: Kennst du denn die Instrumente genau?“ Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, werden die Instrumente eines Streichquartetts heute Abend zur Genüge kennen lernen, dazu die Liedkunst einer Sängerin, die in den Streicherklang eingebettet wird. So wünsche ich Ihnen mit der Sopranistin Christian Oelze und mit dem Leipziger Streichquartett wieder ein ungetrübtes Hörvergnügen, Ihr Paul O. Krick Texte Johannes Brahms (1833-1897) / Aribert Reimann (geb. 1936) I. Andante con moto. Wie erkenn’ ich dein Treulieb Vor den andern nun? An den Muschelhut und Stab. Und den Sandalschuh‘n. Er ist lange tot und hin, Tot und hin, Fräulein! Ihm zu Häupten ein Rasen grün, Ihm zu Fuß ein Stein. II. Andante. Sein Leichenhemd Sein Leichenhemd weiß wie Schnee zu sehn, Geziert mit Blumensegen, Das still betränt zum Grab mußt gehn Von Liebesregen. III. Allegretto. Auf morgen ist Sankt Valentins Tag Guten Morgen, ‚s ist Sankt Valentinstag So früh vor Sonnenschein. Ich junge Maid am Fensterschlag Will Euer Valentin sein. Der junge Mann tut Hosen an, Tät auf die Kammertür, Ließ ein die Maid, die als Maid Ging nimmermehr herfür. Bei Sankt Niklas und Charita Ein unverschämt Geschlecht! Ein junger Mann tut‘s wenn er kann, Fürwahr, das ist nicht recht. Sie sprach: Eh Ihr gescherzt mit mir, Verspracht Ihr mich zu frein. Ich bräch‘s auch nicht beim Sonnenlicht, Wärst du nicht kommen herein. IV. Andante. Sie trugen ihn auf der Bahre bloß Sie trugen ihn auf der Bahre bloss Leider, ach leider, den Liebsten! Manche Träne fiel in des Grabes Schoss Fahr wohl, fahr wohl, meine Taube! Mein junger frischer Hansel ist‘s, Der mir gefällt - Und kommt er nimmermehr? Er ist tot, o weh! In dein Totbett geh, Er kommt dir nimmermehr. Sein Bart war weiss wie Schnee, Sein Haupt wie Flachs dazu. Er ist hin, er ist hin, Kein Trauern bringt Gewinn: Mit seiner Seele Ruh Und mit allen Christenseelen! Darum bet ich! Gott sei mit euch! V. Andante con moto. Und kommt er nicht mehr zurück Und kommt er nicht mehr zurück? Und kommt er nicht mehr zurück? Er ist Tot, o weh! In dein Todesbett geh, Er kommt ja nimmer zurück. Sein Bart war so weiß wie Schnee, Sein Haupt dem Flachse gleich: Er ist hin, er ist hin, Und kein Leid bringt Gewinn: Gott helf ‘ ihm ins Himmelreich! Robert Schumann (1810-1856) / Aribert Reimann I. Herzeleid. Langsam Bewahret einander Vor herzleid Denn kurz ist die zeit Die ihr beisammen seid Denn wenn euch auch Viele jahre vereinen Werden sie wie Minuten euch scheinen Herzeleid Bewahret einander Vor der zweisamkeit Herzeleid II. Die Fensterscheibe. Nicht schnell Die Fenster klär‘ ich zum Feiertag, Daß sich die Sonn‘ drin spiegeln mag, Und klär‘ und denke gar mancherlei. Da geht er stolz vorbei! So sehr muss ich da erschrocken sein, Daß ich gleich brach in die Scheiben hinein, Und gleich auch kam das Blut gerannt Rot über meine Hand. Und mag sie auch bluten, meine Hand, Und mag mich auch schmerzen der böse Brand, Hast einen Blick doch herauf geschickt, Als laut das Glas geknickt. Und in die Augen dir hab‘ ich gesehn; Ach Gott, wie lang ist es nicht geschehn! Hast mich ja nicht einmal angeblickt, Als leis mein Herz geknickt! III. Der Gärtner. Mit Anmut Auf ihrem Leibrößlein So weiß wie der Schnee, Die schönste Prinzessin Reit‘t durch die Allee. Der Weg, den das Rößlein Hintanzet so hold, Der Sand, den ich streute, Er blinket wie Gold! Du rosenfarb‘s Hütlein Wohl auf und wohl ab, O wirf eine Feder, Verstohlen herab! Und willst du dagegen Eine Blüte von mir, Nimm tausend für eine, Nimm alle dafür! IV. Die Spinnerin. Nicht zu schnell Auf dem Dorf in den Spinnstuben Sind lustig die Mädchen. Hat jedes seinen Herzbuben, Wie flink geht das Rädchen! Hat jedes seinen Herzbuben, Wie flink geht das Rädchen! Spinnt jedes am Brautschatz, Daß der Liebste sich freut. Nicht lange, so gibt es Ein Hochzeitsgeläut! Kein‘ Seel‘, die mir gut ist, Kommt mit mir zu plaudern; Gar schwül mir zu Mut ist, Und die Hände zaudern. Und die Tränen mir rinnen Leis übers Gesicht. Wofür soll ich spinnen, Ich weiß es ja nicht! V. Im Wald. Ziemlich lebhaft Ich zieh‘ so allein in den Wald hinein! O sieh zwei Falter fliegen! Sie tummeln sich durch die Luft, Und wenn sie ruh‘n, so wiegen Sie sich in der Blumen Duft, Und ich bin so allein, voll Pein! Ich zieh‘ so allein in den Wald hinein! O sieh zwei Vöglein erschrocken Entstieben dem warmen Nest! Doch singen und suchen und locken Sie hoch sich im Geäst, Und ich bin so allein, voll Pein! Ich zieh‘ so allein in den Wald hinein! O sieh zwei Rehe zieh‘n An der grünen Halde zumal! Und wie sie mich seh‘n, entflieh‘n Sie fern in Berg und Tal, Und ich bin so allein, voll Pein! VI. Abendlied. Langsam Es ist so still geworden, Verrauscht des Abends Wehn, Nun hört man aller Orten Der Engel Füße gehn, Rings in die Thale senket Sich Finsterniß mit Macht -Wirf ab, Herz, was dich kränket Und was dir bange macht! Es ruht die Welt im Schweigen, Ihr Tosen ist vorbei, Stumm ihrer Freude Reigen Und stumm ihr Schmerzenschrei. Hat Rosen sie geschenket, Hat Dornen sie gebracht -Wirf ab, Herz, was dich kränket Und was dir bange macht! Und hast du heut gefehlet, O schaue nicht zurück; Empfinde dich beseelet Von freier Gnade Glück. Auch des Verirrten denket Der Hirt auf hoher Wacht -Wirf ab, Herz, was dich kranket Und was dir bange macht! Nun stehn im Himmelskreise Die Stern‘ in Majestät; In gleichem festem Gleise Der goldne Wagen geht. Und gleich den Sternen lenket Er deinen Weg durch Nacht -Wirf ab, Herz, was dich kränket, Und was dir bange macht! Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) I. Leise zieht durch mein Gemüt Leise zieht durch mein Gemüt, liebliches Geläute, klinge kleines Frühlingslied, kling‘ hinaus ins Weite! Kling‘ hinaus bis an das Haus, wo die Veilchen sprießen: Wenn du eine Rose schaust, sag‘, ich laß sie grüßen. II. Der Herbstwind rüttelt die Bäume Der Herbstwind rüttelt die Bäume, Die Nacht ist feucht und kalt; Gehüllt im grauen Mantel Reite ich einsam, einsam im Wald. Und wie ich reite, so reiten Mir die Gedanken voraus; Sie tragen mich leicht und luftig Nach meiner Liebsten Haus. Die Hunde bellen, die Diener Erscheinen mit Kerzengeflirr; Die Wendeltreppe stürm‘ ich Hinauf mit Sporengeklirr. Im leuchtenden Teppichgemache, Da ist es so duftig und warm, Da harret meiner die Holde, Ich fliege in ihren Arm! Es säuselt der Wind in den Blättern, Es spricht der Eichenbaum: «Was willst Du, törichter Reiter, Mit Deinem törichten Traum?» III. Aber die Berge steigt schon die Sonne Über die Berge steigt schon die Sonne, Die Lämmerheerde läutet von fern: Mein Liebchen, mein Lamm, meine Sonne und Wonne, Noch einmal säh‘ ich dich gar zu gern! Ich schaue hinauf mit spähender Miene, „Leb‘ wohl, mein Kind, ich wandre von hier!“ Vergebens! es regt sich keine Gardine; Sie liegt noch und schläft und träumt von mir. IV. Auf Flügeln des Gesanges Auf Flügeln des Gesanges, Herzliebchen, trag ich dich fort, Fort nach den Fluren des Ganges, Dort weiß ich den schönsten Ort; Dort liegt ein rotblühender Garten Im stillen Mondenschein, Die Lotosblumen erwarten Ihr trautes Schwesterlein. Die Veilchen kichern und kosen, Und schaun nach den Sternen empor, Heimlich erzählen die Rosen Sich duftende Märchen ins Ohr. Es hüpfen herbei und lauschen Die frommen, klugen Gazelln, Und in der Ferne rauschen Des heilgen Stromes Welln. Dort wollen wir niedersinken Unter dem Pamenbaum, Und Liebe und Ruhe trinken, Und träumen seligen Traum. V. Was will die einsame Träne Was will die einsame Träne? Sie trübt mir ja den Blick. Sie blieb aus alten Zeiten In meinem Auge zurück. Sie hatte viel leuchtende Schwestern, Die alle zerflossen sind, Mit meinen Qualen und Freuden Zerflossen in Nacht und Wind. Wie Nebel sind auch zerflossen Die blauen Sternelein, Die mir jene Freuden und Qualen Gelächelt ins Herz hinein. Ach, meine Liebe selber Zerfloß wie eitel Hauch! Du alte, einsame Träne, Zerfließe jetzunder auch! VI. Im Mondenschein im Walde (Durch den Wald, im Mondenscheine) Sah ich jüngst die Elfen reuten; Ihre Hörner hört ich klingen, Ihre Glöckchen hört ich läuten. Ihre weißen Rößlein trugen Güldnes Hirschgeweih und flogen Rasch dahin, wie wilde Schwäne Kam es durch die Luft gezogen. Lächelnd nickte mir die Köngin, Lächelnd, im Vorüberreuten. Galt das meiner neuen Liebe, Oder soll es Tod bedeuten? VII. Allnächtlich im Traume Allnächtlich im Traume seh‘ ich dich Und sehe dich freundlich grüßen, Und laut aufweinend stürz‘ ich mich Zu deinen süßen Füßen. Du siehst mich an wehmütiglich Und schüttelst das blonde Köpfchen; Aus deinen Augen schleichen sich Die Perlentränentröpfchen. Du sagst mir heimlich ein leises Wort Und gibst mir den Strauß von Zypressen. Ich wache auf, und der Strauß ist fort, Und das Wort hab‘ ich vergessen. VIII. Mein Liebchen, wir saßen beisammen Mein Liebchen, wir sassen beisammen, Traulich im leichten Kahn. Die Nacht war still, und wir schwammen Auf weiter Wasserbahn. Die Geisterinsel, die schöne, Lag dämm‘rig im Mondenglanz; Dort klangen liebe Töne, Dort wogte der Nebeltanz. Dort klang es lieb und lieber, Und wogt‘ es hin und her; Wir aber schwammen vorüber, Trostlos auf weitem Meer. IX. Warum sind denn die Rosen so blaß Warum sind denn die Rosen so blaß? o sprich mein Lieb warum? Warum sind denn im grünen Gras die blauen Veilchen so stumm? Warum singt denn mit so kläglichem Laut, die Lerche in der Luft? Warum steigt denn aus dem Balsamkraut verwelkter Blütenduft? Warum scheint denn die Sonn‘ auf die Au, so kalt und verdrießlich herab? Warum ist denn die Erde so grau, und öde wie ein Grab? Warum bin ich selbst so krank und trüb? Mein liebes Liebchen sprich O sprich mein herzallerliebstes Lieb, warum verließest du mich? Viten Christiane Oelze, Sopran Zeugnis vom Rang der Sopranistin Christiane Oelze legen ihre Partner am Dirigentenpult ab: Claudio Abbado, Pierre Boulez, Herbert Blomstedt, Riccardo Chailly, Christoph von Dohnányi, Sir John Eliot Gardiner, Michael Gielen, Carlo Maria Giulini, Nikolaus Harnoncourt, Christopher Hogwood, Marek Janowski, Fabio Luisi, Sir Neville Marriner, Kurt Masur, Kent Nagano und Sir Simon Rattle. Kaum ein renommiertes Orchester, mit dem Christiane Oelze nicht bereits konzertiert hätte. Im Opernfach profilierte sich Christiane Oelze insbesondere mit Mozartpartien wie Pamina, Ilia (Glyndebourne), Susanna (Salzburg) und Gräfin (Paris). Daneben stehen Mélisande (Glyndebourne), Regina und Anne Trulove als Rollen der klassischen Moderne. Abgerundet wird ihr Repertoire durch Pfitzners Palestrina (Ighino in London), Strauss’ Rosenkavalier (Sophie in Hamburg) oder Smetanas Verkaufte Braut (Marenka in Paris). Neben ihrer Tätigkeit im Opern- und Konzertbereich hat sich Christiane Oelze dem Aufbau eines anspruchsvollen und vielseitigen Liedrepertoires gewidmet, begleitet von Pianisten wie Mitsuko Uchida (Carnegie Hall New York), Pierre-Laurent Aimard (Mozartwoche Salzburg), Julius Drake, Rudolf Jansen, Graham Johnson, Malcolm Martineau, Roger Vignoles und von ihrem langjährigen Liedpartner Eric Schneider. Viele ihrer Liedaufnahmen ernteten großes Lob in der Fachpresse, darunter Lieder von Anton Webern (Deutsche Grammophon), Goethe-Vertonungen, und nicht zuletzt „Verbotene Lieder“ der Exilkomponisten Ullmann, Korngold und Weill. Leipziger Streichquartett Stefan Arzberger - Tilman Büning - Ivo Bauer Matthias Moosdorf „Das Leipziger Streichquartett hat sich mittlerweile als bestes deutsches Quartett zu den gesuchtesten und vielseitigsten Ensembles unserer Zeit profiliert.“ (Gramophone) 1988 gegründet, waren drei seiner Mitglieder als Stimmführer im weltbekannten Gewandhausorchester tätig, bis sie 1993 auf eigenen Wunsch ausschieden, um sich in größerem Maße der Kammermusik zu widmen. Viele Preise und Auszeichnungen hat das Leipziger Streichquartett bisher erhalten: 1991 des renommierten Internationalen-ARD-Wettbewerbs in München und der Gebrüder-Busch-Gesellschaft. 1992 wurde es mit dem Förderpreis des Siemens-Musikpreises ausgezeichnet, außerdem erhielt es Stipendien des Amadeus Scholarship Fund und der Stiftung Kulturfonds. Seit November 1991 gestaltet das Quartett seine eigenen Konzerte “Pro Quatuor” in Leipzig. Als festes Mitglied des Leipziger “Ensemble Avantgarde” engagierte sich das Quartett auch für zeitgenössische Musik und Werke der klassischen Moderne. Mit dieser Gruppe gründeten sie vor zehn Jahren die Reihe “musica nova” am Leipziger Gewandhaus (1993 dafür Schneider-Schott-Preis der Stadt Mainz). Eine rege Konzerttätigkeit durch Europa, Nordund Südamerika, Australien, Japan, Israel, Afrika und Südostasien führte das Quartett bisher in über 40 Länder. Musikalische Partner des Ensembles wie der Klarinettist Karl Leister, der Cellist Michael Sanderling, die Pianisten Alfred Brendel und Christian Zacharias, die Sopranistin Christiane Oelze, der Bariton Olaf Bär oder der „King of Klezmer“, Giora Feidman, bereichern neben vielen anderen das weite Repertoire, das heute schon mehr als 350 Werke von rund 100 Komponisten umfasst. Dass dabei der stilistisch differenzierte Zugang zu jedem Komponisten eine außerordentliche Rolle spielt, erscheint den Künstlern selbstverständlich. Am Gewandhaus in Leipzig führte das LSQ von 1993 bis 2000 zyklisch alle wichtigen Quartette der ersten und zweiten Wiener Schule auf. 1996 oblag den Mitgliedern des Ensembles dort auch die deutsche Erstaufführung von Alfred Schnittkes „Zu dritt“ für Streichtrio und Orchester. Uraufführungen von Beat Furrer, Claus Steffen Mahnkopf, Wolfgang Rihm, Steffen Schleiermacher, Christian Ofenbauer, Siegfried Thiele, Viktor Ullmann, Jörg Widman, Rainer Rihn, Ulrich Leyendecker, Bernd Franke, Christobal Halffter u.a. erfolgten in letzter Zeit. Das LSQ ist seit 2009 und auf Einladung von Claudio Abbado Mitglied im Lucerne Festival Orchestra und bekleidet eine Gastprofessur an der Gedai University of Arts in Tokyo, Japan. Vorschau Steven Isserlis © Jean Baptiste Millot Connie Shih STEVEN ISSERLIS CONNIE SHIH 14.04.2016 - 20.00 Uhr - Kulturzentrum Saalbau - Homburg Johann Sebastian Bach: Gambensonate Nr. 2 D-Dur BWV 1028 Claude Debussy: Cellosonate d-Moll Thomas Adès: Lieux retrouvés Ludwig van Beethoven: Cellosonate Nr. 3 A-Dur op. 69 Infos und Kartenvorverkauf: Homburger Kulturgesellschaft gGmbH - Rathaus - Am Forum 5 - 66424 Homburg - Tel. (06841) 101-168 www.homburg.de - www.ticket-regional.de - www.homburger-meisterkonzerte.de Änderungen vorbehalten