Kufstein-Heldenorgel

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www.walckerorgel.d
ORGELBAUANSTALT
E. F. WA LC K E R,CL,
JLUDWIGSBURG
I M BURGERTURM DER FESTE GEROLDSECK-KUFSTEIN STEHT DIE
OPUS 2308
HELDENORGEL
DISPOSITION:
I. Manual, C-g"
Schweller
[. Bordun 16'
2. Prineipal major 8'
3. Doppelflöte 8'
4. Fugara 4'
5. . Kornett 6- t o fad,
6. Cymbel 3-4 Fad'
7. Trompete 8'
8. Glockenspiel
11. Manual, C g" "
-
Schweller
9. Principal 8'
o. Gamba-Vox cool. 8'
-2 fad,
. Oktave 4'
[2. Quinte 2 2/e'
13. Oktave 2'
54. Mixtur 5 - 6 Fach
s. Tromba /6'
r6. Helltrompete 8'
17, Clairon 4'
Pedal, C-f'
Schwelhe r
[8. Kontrabaß x6'
[9. Subbaß [6'
2o. Violon 8'
21. Oktave 4'
22. Mixtur 5 - 6 Fach
23. Tuba /6'
24. Tromba x6'
Heiltrompete 8'
26. Clairon 4'
••"7' u Hunderten wurden Kriegerdenkmäler in deutschen
L„,, Landen erridstet aus Stein und Erz, Es wurden Haine
gepflanzt und Tempel gesdiaffen zur Erinnerung an die
Weltkrieg gefallenen Helden. Aber alle diese Denkmale sind
stumm, wie es die Trauer ist.
Als in Tirol daran gedadst wurde, den in den Alpen ge ,
fallenen Kriegern ein Denkmal zu erridnen, war es der ehe •
maligc Kaiserjägeroffizier Max Depola, der als erster den
Gedanken aussprach. für ganz Deutschland ein klingendes
Ehrenmal zu erridnen. Auf der Feste Geroldseck in Kufstein
dadste er sich eine klangreidie Orgel, deren Ton weit ins
deutsche Land und in die Täler und Berge Tirols hinausbrausen sollte. Dieser Gedanke wurde in Kufstein freudig aufgenommen. Ein Aussdiuß mit Herrn Major Sdiörg als Obmann entfaltete eine rührige Werbetätigkeit. Spenden flossen
aus allen möglidsen Quellen des deutsdien und österreidlisdien
Volkes. Der Aufruf für das erste gemeinsame Kriegerdenkmal
zum Gedächtnis aller im Weltkrieg Gefallenen deutschen
Stammes zeitigte einen vollen Erfolg. In langwierigen Ver-
ERBAUT 1931
DISPOSITION:
Koppeln
t. Ilani
2. Unter ll an 1
3. Ober 1
4. Ober 11 an I
5. Unter II
6. Ober 11
7. 1 an P
8. [I an P
9. Ober 1 an P
to. Ober lt an P
i h Baßkoppel Pan I
Regisirierhillen
i. Handregister
2. Freie Kombination
3. Freie Kombination
4. Turri
5. Crescendowalze
6. Handregister ab
7. Walze ab
8. Zungen ganze Orgel ab
9. Zungen Ld. Manualen ab
ho. Sdsweller ganze Orgel
r. Tremulanr
[2. Tremulant 2
handlungen und nach eingehenden Klangproben an Ort und
Stelle und unter Mitwirkung von Herrn Professor Franz
Schütz von der Akademie für Musik und darstellende Kunst
in Wien wurde die Disposition entworfen und der Bau der
Firma E. F. Waldter Cie., Ludwigsburg, übertragen.
Diese erste große Freiorgel weicht in tedmisdier Beziehung
stark von den Kirdien- und Konzertorgeln ab. Nicht an einen
begrenzten Raum gebunden, sollte dieses Instrument viele
Kilometer im Umkreis gehört werden. Ein Klang von großer
Intensität war hierzu nötig; aber auch Konzertzwecken sollte
das Instrument dienen. Klangproben ergaben die Möglidikeir,
mit aller Klarheit polyphone, insbesondere Baduclie Musik
zu spielen. Eine starke Differenzierung der Klangfarben ergibt das Kolorit für den Cantus firmus erhebender Choräle.
Ergreifend klingen Glodcen, von Organistenhand gespielt.
in die dämmernde Nadlt beim Spiele der alitäglidten
Abendmusik.
Der Orgelraum im Bürgerturm der Festung öffnet sids in
weit gespanntem Bogen, der Stadt zugewandt; diese Oeff-
österreichische Freiluftorgeln in Geschichte und Gegenwart
39
DIE HELDENORGEL
Kufstein (Tirol), 1931
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden in Österreich und Deutschland zur Erinnerung und Würdigung der Gefallenen an zahlreichen Orten Haine angepflanzt und Kriegerdenkmäler errichtet. Auch in Tirol sollte den in den Alpen gefallenen Soldaten ein Denkmal errichtet werden,
das nach der Idee des Tiroler Landmessers sowie ehemaligen Kaiserjäger-Offiziers Dipl.-Ing.
Max Depolo als weit in das Land tönendes Ehrenmal ausgeführt werden sollte.
Depolo, der Schöpfer des volkstümlichen Kaiserjägerliedes, wandte sich am 8. Oktober
1 924 im Tiroler G► enzhoten erstmals mit dem Plan einer Freiorgel auf der Kufsteiner Feste
Geroldseck an die Öffentlichkeit und versuchte auch weiterhin in Wort und Schrift sowie
Versammlungen und Aufrufen für sein Projekt zu werben. Es bildeten sich bald ein Ausschuß
sowie Verein sirr Erbauung und Verwaltung des Heldenmales, dessen Obmann, Major Willy
Schörg, es gelang, den Ehrenschutz der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien
sowie hier vor allem die Mitwirkung des bekannten Organisten
Prof. Franz Schütz zu gewinnen.
Interessant ist ein Blick in das im
Stadtarchiv aufbewahrte Heldenbuch mit den Namen all derer,
die das Projekt durch Spenden
finanziell unterstützt haben. Es finden sich hier 1556 Eintragungen,
darunter 96 Ortsgruppen des Deutschen Turnerverbundes, 51 Sektionen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines, 75 Gesangsvereine, 45 Kriegerverbände sowie mehrere Schulen wie
beispielsweise die Oberrealschule
in Waidhofen an der Ybbs, die
für jedes gefallene Mitglied des
Lehrkörpers je eine große und für
jeden gefallenen Schüler je eine
kleine Pfeife widmete. Als sich
auch die Stadtgemeinde Kufstein
vorbehaltlos auf die Seite des Vereines stellte, konnte mit der Umsetzung der ehrgeizigen Pläne begonnen werden.
Der 1i:hmertu•m der Feste Geroldseck (Foto: Gerhard Walcker-Mayer)
40
Günter Lade
Franz Schütz und der Orgelbauer Oskar Walcker nahmen nun vor Ort intensive Hörproben
vor und erstellten eine Disposition, die auf die besonderen klanglichen Gegebenheiten bei
der Aufstellung einer Monumentalorgel in einem Burgturm Rücksicht nahm:
1. Manual C - g"'
Bordun
Principal major
Doppel flöte
Fugara
Kornett
Cymbel
Trompete
Glockenspiel
1 6'
8'
8'
4'
V I-X
III-1V
8'
11. Manual, C-g"'
Pedal, C - f'
Prinzipal
8'
Gamba-Vox coel. I-1I
8'
4'
Oktave
2 2/3'
Quinte
2'
Oktave
Mixtur
V-V I
Tromba
1 6'
8'
Helltrompete
4'
Clairon
Kontrabaß
Subbaß
Violon
Oktave
Mixtur
Tuba
Tromba
Helltrompete
Clairon
Koppeln
Registrierhi fen
II an I
Unter II an 1
Ober I
Ober II an 1
Unter II
Ober II
1 an P
II an P
Ober 1 an P
OberlianP
Baßkoppel P an
Handregister
Freie Kombination I
Freie Kombination 11
Tutti
Crescendowalze
Handregister ab
Walze ab
Zungen ganze Orgel ab
Zungen in den Manualen ab
Schweller ganze Orgel
Tremulant I
Tremulant 11
16'
16'
8'
4'
V-V1
16'
1 6'
8'
4'
Kegelladen
elektrische
Spiel- und Registertraktur
Der Auftrag für den Bau der Heldenorgel wurde am I. Dezember 1930 der Fipma Eberhard
Friedrich Walcker in Ludwigsburg (Württemberg) erteilt.
Der Firmeninhaber Dr. Oskar Walcker schrieb 1932 in »Die Heldenorgel. Schilderung ihres
Werdens und ihrer Bedeutung« (im Selbstverlag der Heldenorgel-Stiftung) über das im Mai
1931 vollendete Opus 2308:
»Das gesamte Orgelwerk ist in vier getrennten Räumen untergebracht. Die eigentliche Orgel
steht in einem dreiteiligen Raum im Bürgerturm der Feste Geroldseck. Links und rechts davon
schließen sich zwei Gebläseräume an. Der Spieltisch, von dem aus die Orgel bedient wird,
steht in einem besonders hierzu errichteten Häuschen im Hof beim Festungsaufgang und ist
mit der Orgel durch ein ungefähr 100 m langes Bleikabel verbunden. Die Schießscharten unter dem Dach des Bürgerturms dienen als Schallöffnungen. Oberhalb des Giebeldaches, in der
Raumlichtung, und an der linken Seite der Turmmauer ist das sich nach oben schlängelnde
Kabel zu sehen, das sich an seinem Ende in 220 Einzeladern auflöst.
Österreichische Freiluftorgeln in Geschichte und Gegenwart
41
Die Orgel im Bürgerturin bedeckt bei einem
Gewicht von brutto 7000, netto 5500 kg, eine
Grundfläche von 60 m 2 und umschließt einen
Raum von 200 m 3 .
In den beiden Gebläsekammern links und
rechts vom Orgelraum befinden sich zwei grosse Doppelgebläse, die in jeder Minute zirka
60 m 3 komprimierte Luft erzeugen und in weiten Hauptkanälen den Blasebälgen in der Orgel zuführen. Zum Antrieb sind zwei Drehstrommotoren mit zusammen 8 PS Leistung
erforderlich. Ein kleineres Gebläse hat seinen Platz beim Spieltischhäuschen. Im rechten Gehläseraum ist auch noch der Drehstrom-Gleichstrom-Umformer untergebracht,
welcher den zum Spielen nötigen Schwachstrom von 14 Volt Spannung erzeugt. Insgesamt besteht die Maschinenanlage aus vier
Motoren zu 10 PS und einer Dynamomaschine. Die Anlaßgeräte befinden sich im Spieltischhäuschen.
Die Ankunft des Spieltisches beim
Spieltischhäuschen im neuen Festungshof
(Foto: Atrhiv Walcker)
Der erzeugte Wind gelangt in die verschiedenen Regulierbälge; zur Konstanthaltung des
erforderlichen Winddrucks liegen schwere
Eisenbahnschienen im Gewichte von insgesamt 2200 kg auf den Bälgen.
Von dort aus strömt der Wind in die Windladen, auf denen die Pfeifen stehen, bzw. vor denen
die Pfeifen liegen. Das Eigentümliche an dieser Orgel ist nämlich, daß alle großen Pfeifen,
um ihnen eine möglichst große Klangwirkung nach außen zu sichern, liegend angeordnet
sind; diese Pfeifen sprechen geradewegs ins Freie hinaus. Ebenso sei daraufhingewiesen,
daß die Schallöffnungen durch Jalousien geöffnet und geschlossen werden können, damit der
Ton außen laut oder leise hörbar gemacht werden kann. Außerdem übernehmen diese Schwellöffnungen, die vom Spieltisch aus elektropneumatisch bewegt werden, die Funktion eines
Wetterschutzes für das Werk.
.
Das Glockenspiel besteht zum Teil aus Röhrenglocken, zum Teil aus klangvollen Stahlplatten,
die an verschiedenen Stellen im mittleren und rechten Orgelteil untergebracht sind und zu einem harmonischen Glockenspiel von 30 Tönen sich ergänzen.
Die Orgel enthält auf 2 Manualen und Pedal 26 sehr wirkungsvolle Register, die ein Vielfaches an Ton gegenüber normalen Orgelstimmen ausgehen. Die des 11. Manuals, des Begleitwerks, sind im rechten Orgelraum aufgestellt,. auch hier sind die größeren Pfeifen wieder
liegend angeordnet. Alles in allem besitzt die Orgel: 1813 klingende Pfeen und 30 Glocken. zusammen 1861 Klangkörper Die Pfeifen bewegen sich zwischen 5m und 1 cm tönender Länge.
42
Günter Lade
Blick in die Pfeifenkammer der Heldenorgel (Fotos; Gerhard Walcker-Mayer)
Für den Laien hochinteressant, doch in seinen innersten Zusammenhängen wohl nur dem
Fachmann verständlich ist die Funktion des technischen Apparates.
Es wurde bereits erwähnt, daß der Organist über 90 m hinweg die Orgel meistert sowie, daß
das Spiel und die Bewegungen der Schwellwände auf elektrischem Wege mit Hilfe des selbsterzeugten Schwachstromes über das Kabel erfolgen. Viele Tausend elektrische Einzelteile
gehören dazu, ein solches Orgelwerk ganz nach dem leisesten Wunsche des Organisten zu
steuern. Ein kleiner, einmanualiger ,Stimm'-Spieltisch . der im Orgelraume steht, dient dazu,
auftretende Fehler zu beheben und die Stimmung jedes einzelnen Registers durchzuführen.
Von den Anschlußbrettern aus verzweigen sich die Kabelstränge immer mehr. werden teilweise zu einem besonderen Schrank geführt, der links neben dem Stimmspieltisch steht und
in dem eine große Reihe von Relais untergebracht ist, welche die weiteren Schaltvorgänge
übernehmen. Über 30.000 m elektrischer Schwachstromleitungen mußten verlegt werden, bis
die Orgel spielfertig angeschlossen war Hiezu benötigte man 6100 Anschlußschrauben,
8900 Lötstellen, 4800 elektrische Einzelkontakte und 510 Relais.
Ein Akkord, der auf dem Stimmspieltisch im Orgelraum angeschlagen und gehört wird, wirkt
natürlich erschütternd bei dieser fürs Freie berechneten Orgel. Wir begeben uns deshalb
wieder zurück ins Tal, zum Spieltischhäuschen, wo der Höreindruck ein ganz anderer ist.
1
Österreichische Freiluftorgeln in Geschichte und Gegenwart
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Im Hintergrund des Raumes sehen wir zunächst eine Schalttafel mit den Sicherungen
zu den einzelnen Motoren sowie die Anlaßvorrichtungen dazu.
Wie wir bereits mitgeteilt haben, weist der
Spieltisch zwei Manuale (Handklaviere) auf,
und zwar im Umfang von C-g"'= 56 Tasten.
und ein Pedal (Fußklavier) im Umfang von
C7f' = 30 Tasten. Außer 39 Handregistrierungen . findet der Organist hier 78 Kombinationsknöpfe zur Vorbereitung später zu gebrauchender Klangfarben vor; ferner 5 Druckknöpfe und Auslöser, 8 Fußtritte ftir verschiedene Spielhilfen. Eine vor- und rückwärts drehbare Walze gestattet ihm, die Orgel vom leiFranz Schütz am Spieltisch der Heldenorgel
sesten Pianissimo zum lautesten Fortissimo
(Foto: Archiv WalcIrer)
anschwellen und wieder verklingen zu lassen. Der rechts daneben befindliche Balanciertritt öffnet und schließt die Jalousien vor den drei Schallöffnungen im Bürgerturm und
bringt somit dynamische Klangwirkungen hervor. Ein seitlich angebrachtes Voltmeter läßt
ersehen. ob der Schwachstrom zum Spiel auch mit der genügenden Spannung zur Verfügung
steht. Ein Zifferblatt zeigt die Kre.scendobewegungen ISic] der bereits erwähnten Walze an.
Durch den Einbau eines ,Orgatrolas', eines mechanischen Spielapparates, kann das Hand-
spiel durch diesen im Bedarfsfall ersetzt werden.
Das Herz der Orgel, der Spieltisch. ist also ein recht vielseitiger Mechanismus. Es ist einleuchtend, daß ein solcher Präzisionsapparat, der auch den leisesten Regungen eines sensiblen Spielers augenblicklich folgen und das gewaltige Orgelwerk im Turm zum Erklingen
bringen muß, das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrungen ist, dem Fachmann zur Freude,
dem Laien zur Bewunderung.«
I m Abnahme-Gutachten, das von Franz Schütz erstellt wurde, heißt es u.a.:
»Die klanglichen Experimente haben den Beweis erbracht, daß eine Disposition von größeren Ausmaßen, welche in ihrer Zusammenstellung alle Modulationsmöglichkeiten in dynamischer und klanglicher Hinsicht enthält, in diesem speziellen Falle keine Berechtigung gehabt
hätte. Die Disposition muß auf der Basis möglichst starker klanglicher Extreme aufgebaut
werden. Das jetzt fertig gestellte Instrument hat den Beweis für die Richtigkeit der zu Grunde
gelegten Prinzipien vollaqf erbracht. «
Die festliche Weihe der neuen Heldenorgel am ersten Maiwochenende des Jahres 1931 wurde mit etwa 20 000 Gästen zu einem rauschenden Stadtfest. Die Segnung der Orgel nahm
nach einer Pontifikalmesse im Festungsneuhof der Salzburger Fürsterzbischof Dr. lgnaz
Rieder, Primas von Deutschland. vor. Anwesend waren u.a. der österreichische Bundespräsi-
44
Günter Lade
dent Niklas, der eine vom
österreichischen und auch
deutschen Rundfunk direkt
übertragene Rede hielt, der
deutsche Gesandte in Wien,
Dr. Rieth, als Vertreter der
deutschen Reichsregierung,
der bayerische Staatsminister, der Landeshauptmann
von Tirol. Dr. Stumpf, sowie zahlreiche weitere Würdenträger des In- und Auslands, als Schütz schließlich erstmals die Heldenorgel mit dem Choral »Grosser Gott wir loben dich« erklingen ließ. Nach weiteren
Pontifikalmesse zur Weihe der Heldenorgel im Mai 1931
(Foto: Archiv Walcker)
Festreden ließ der Salzburger Dornkapellmeister Joseph Meßner die Feststunde mit einer Improvisation über die Tiroler Nationalhymne in
Kombination mit dem Andreas-Hofer-Lied ergreifend ausklingen.
Bemerkenswert sind die Programmzusammenstellungen der sechzehn Orgelkonzerte, die
1 931 mit Interpreten aus Nah und Fern veranstaltet und von etwa 44 000 Zuhörern besucht
wurden:
24. Mai 1931, PROF. DR. E. GATSCHER (München): Intrada ( Karg-Elert); Pfingsten (Reger);
»Laß mich dein sein und bleiben« (Strunk); Toccata sexta (Muffat); Pastorale (Bach); Adagio I
Ave Maria I Präludium und Fuge über B-a-c-h (Liszt).
6. Juni 1931, CHORDIREKTOR PROF. K. KOCH (Innsbruck): Toccata und Fuge d-Moll (Bach);
»Vater unser« I »In dulci jubilo« (Bach); Seelenhräutigam (Reger); Pastorale in As 1 Improvisation über das österliche Alleluja (Springer); Vorspiel zum 3. Akt der Meistersinger, Karfreitagszauber ( Wagner); Freie Improvisation über ein deutsches Volkslied ( Koch).
27. Juni 1931, PROF. EDWIN RECHLIN (New York): Allegro (Händel); Choral ( Walther); Alle-
gretto (Krebs); Arie, Toccata F-Dur (Bach).
28. Juni 1931, MUSIKDIREKTOR F. B. KIRCHMAIR (Kufstein): Präludium und Fuge C-Dur I »Vater
unser im Himmelreich« I Gravement aus der G-Dur-Fantasie (Bach); »Aus tiefer Not« I
»Wachet auf« ( Reger); Ave Maria (Liszt); Vision und Klage (Rheinberger); Improvisation
über vaterländische Weisen mir Glockenspiel ( Kirchmair).
4. Juli 1931, DOMORGANIST PROF. FRANZ SAUER (Salzburg): Präludium und Tripelfuge Es-Dur I
Largo aus dem Orgelkonzert nach Vivaldi ( Bach); Ave Maria von Anradelt (Liszt); Angereihtes aus seinen Werken ( Mozart); Op. 12, Kantilene (Renner jun.); Op. 12, Stimmungsgemälde
zu dem Choral »Aus tiefer Not« ( Weigl); Op. 56, III, Sonate in c-Moll ( Guilmant).
Österreichische Freiluftorgeln in Geschichte und Gegenwart
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Juli 193 I, MUSIKDIREKTOR ED. KISSEL (München): Präludium g-Moll (Bach); Ernste Feier,
aus op. 174 (Rheinberger); Seligpreisung aus dem »Evangelienmann« (Kienzl); Consolation IV 1
Angelus (Liszt); Festklänge (Schumann); Invokation (Hägg); Heroische Fantasie ( Kissel).
1 8. Juli 1931, DOMKAPELLMEISTER JOSEPH MEI3NER (Salzburg): Präludium h-Moll (Bach); Passacaglia g-Moll (Muffat); »Vom Himmel hoch« (Pachelbel); »0 Gott, du frommer Gott« (Brahms);
Romanze (Reger); Freie Improvisation über ein bekanntes Thema ( Meßner).
25. Juli I931, PROF. GÜNTHER RAMIN (Leipzig): Fuge a 5 voci in Es-Dur I Präludium, Largo
und Fuge C-Dur I Fantasie G-Dur (Bach); Gloria in excelsis deo (Reger); Freie Improvisation
über das Lied »Großer Gott wir loben dich« (Ramin).
1. August 1931, PROF. FRITZ HEUMANN (Berlin): Toccata und Fuge d-Moll I »Wenn wir in höchsten Nöten sein« 1 Präludium G-Dur I »Erbarm dich mein, o Herre Gott« (Bach); Präludium
und Fuge D-Dur ( Buxtehude); Toccata E-Dur I »Wachet auf ruft uns die Stimme« (Bach);
Orgelkonzert F-Dur, 1. Satz (Händel).
5. August 1931, PROF. HANNS SCHINDLER (Würzburg): Präludium und Fuge C-Dur (Bach); Variationen über »Mein junges Leben hat ein End« (Sweelinck); Vorspiel und Fuge über das niederländische Volkslied "Wilhelmus" op. 30 (Theodor Huber, Anderach); Präludium, Variationen und Fuge über eine schwedische Volksweise, op. 34 (Schindler).
1 5. August 1931, PROF. WALTER PACH (Wien, Votivkirche): »Vater unser im Himmelreich« I
Fantasie a 5 voci c-Moll (Bach); Sonatina in D (Ritter); »0 Welt, ich muß dich lassen«
( Brahms); »Lobet den Herren« (Reger); Präludium und Fuge E-Moll ( Bach); »Nun danket
alle Gott« (Schmidt); Freie Improvisation über ein vaterländisches Lied (Pach).
22. August 1931, OBERREGIERUNGSRAT CHORDIREKTOR PROF. VIKTOR SUGÄR (Budapest): Fantasie G-Dur (Bach); Parsifal-Vorspiel, bearb. von V Sugär ( Wagner); Evensong ( Martin);
Kyrie aus der großen F-Messe,.flir Orgel bearb. von Alex. Särkäny (Jenö); Abendgebet ( Müller); Triumph-Marsch (Dubois); Litanei (Schubert); Freie Improvisation über altungarische
Weisen (Sugär).
29. August 1931, DOMORGANIST PROF. KARL WALTER (Wien): Präludium und Fuge in G-Dur
(Bach); Benediktus (Reger); Ave verum (Mozart); Freie Improvisation über vaterländische
Lieder ( Walter).
5. September 1931, MUSIKDIREKTOR ED. KISSEL (München): Ouverture (Präludium und Fuge)
zum Oratorium »Der Messias« (Händel); Toccata E-Dur (Bach); 3 Sätze aus den Symphonien
für Orgel, op. 13 und 42 ( Widor); Fantasie-Sonate f-Moll ( Neu hoff); Präludium Cis-Moll
( Reger); Vorspiel und Einzug der Gralsritter aus »Parsifal« ( Wagner); Fantasie über den
Choral »Wachet auf ruft uns die Stimme« (Kissel).
1 2. September 1931, HELMUT MÜLLNER ( Wien): Fantasie c-Moll, op. 29 (Reger); »Nun ruhen
alle Wälder« (Bach); Choralvariationen »Meinen Jesum laß ich nicht« ( Walther); »Mach hoch
die Tür« (David); Kleine Toccata »Lobet den Herren. den mächtigen König« - Uraufführung
(David); »Nun danket alle Gott « (Schmidt); »Der Mann in Waffen« Fantasie über ein Kriegslied aus dem 12. Jahrhundert - Uraufführung ( David ); Siegesfeier (Reger).
46
Günter Lade
- 20. September 1931, PROF. ALFRED St r rARD (Hamburg): Präludium und Fuge e-Moll I »In
duki jubilo« I »In dir ist Freude« (Bach): Adagio C-Dur: für Orgel gesetzt von Sittard ( Mozart);
3 Orgelchoräle (Sittard); Kyrie eleison, aus op. 591 Orgelchoral »Wachet auf, ruft uns die
Stimme« (Reger); Fantasie und Fuge über »Ad nos, ad sahriarem undama (Liszt).
Interessant sind auch die Würdigungen der Heldenorgel durch einige der Konzert-Interpreten:
»Im Sommer 1931 spielte ich Werke von Bach. Buxtehude und Händel auf der Kufsteiner
Heldenorgel. Da dieses Werk seiner ganzen Anlage nach - als eine ins Freie wirkende Orgel einzig dasteht. war ich sehr gespannt, hier die künstlerische Wirkung unserer klassischen
Meister zu erproben. Meine Erwartungen wurden übertroffen. Das Werk zeigt sich bei kluger
Verwendung der vorhandenen Registermittel als künstlerisch durchaus vollwertiges Instrument. Trotz gewisser akustischer Schwierigkeiten für den Spieler, die in der hei 90 rn weiten
Entfernung des Spieltisches von der Orgel begründet liegen, ist es möglich, die Werke unserer großen Meister in allen Abstufungen eines prächtigen Organo pleno sowie auch in charakteristischen Einzelfarben lebendig werden zu lassen.« (Fritz Heilmann, Berlin)
»[..] Die erstaunliche Klarheit der Orgel ist ganz besonders auf die streng durchdachte, jede Überladung und Überflüssiges vermeidende Registerzusammenstellung zurückzuführen.
Die Gegenüberstellung zweier in sich geschlossener, gleichstarker und doch gegensätzlicher
Klangkörper durch die beiden Manuale ermöglicht es, sowohl den Werken alter Meisten als
auch der anderen Orgelliteratur gerecht zu werden [..]« (Helmut Müllner, Wien)
»Die nach dem Prinzip äußerster Zweckmäßigkeit vorbildlich aufgebaute Disposition enthält alle jene klingenden Stimmen, deren der Organist bedarf um polyphone Orgelmusik,
insbesondere die Werke Johann Sebastian Bachs und seiner Zeitgenossen darzustellen. Die
Intonation ist bei allen Registern von größter Vollkommenheit und entspricht den höchsten
künstlerischen Anforderungen. [...].« ( Walter Fach, Wien)
»Die Bekanntschaft mit der Heldenorgel war mir ein eindrucksvolles Erlebnis, welches mir
bewies, daß starker Idealismus und tätiger Schöpferwille es wohl vermochten, das Instrument der Orgel zu einem würdigen Denkmal der gefallenen Helden auszugestalten.« ( Günther Ramin, Leipzig).
»Ich gestehe offen, daß ich dem Orgelkonzert auf der Heldenorgel in Kufstein skeptisch entgegensah. Mein Mißtrauen aber verwandelte sich in höchste Begeisterung. als ich diese
prächtige Orgel zum ersienmale spielen durfte. Das Instrument ermöglicht, dank der vorzüglichen Intonation die Wiedergabe von Kompositionen aller Stilarten aus alter und neuer Zeit.
Die dynamischen Wirkungen des Jalousieschwellers sind äußerst imponierend. Das akustische Problem, das in Kufstein vorlag, hat die Firma Walcker glänzend gelöst. Man hat hier
die seltene Gelegenheit, vom Spieltisch aus - 90 in von der Orgel entfernt - die Klangwirkung
des vollen Werkes, die Schönheit seiner Gruppen und Einzelregister selbst zu genießen. Eine
hohe Kulturtat aber ist es, ein so wahres Kunstwerk dem Andenken der gefallenen Helden zu
widmen.« (Karl Walter, Wien).
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Österreichische Freiluftorgeln in Geschichte und Gegenwart
Als in den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts die Kegelladen sowie mehrere Transmissionen der Heldenorgel Verschleißerscheinungen zeigten, reiften ab etwa 1965 Pläne für eine
technische Sanierung des Instruments. das außerdem - unter Wiederverwendung des bestehenden Pfeifenwerks - auf vier Manuale und Pedal mit 46 Registern erweitert werden sollte.
Der Auftrag für die etappenweise auszuführenden Arbeiten ging 1970 wieder an die Firma
Walcker, die zunächst einen neuen Spieltisch mit Setzerkombinationen und dann auf Schleifwindladen ein neues Positiv einbaute. Dieser teilweise Ausbau galt auch als Test, ob Schleifladen überhaupt mit dem für die Klangintensität der Heldenorgel notwendigen Winddruck
von 400 - 450 mm (I) Wassersäule vereinbar waren. Dem positiven Ergebnis folgte dann bis
1971 die dritte und letzte Ausbauphase: »Die Disposition und der Werkaufbau wurden den
Besonderheiten des Turmes angepaßt. Auf der linken Seite vom Spieltisch aus gesehen steht
in einer gesonderten Kammer das Schwellwerk. Es folgen nach rechts das Hauptwerk. das
Positiv und das Pedal. Ganz rechts befindet sich das Blockwerk, das seinen Klang ganz kompakt auf den darunterliegenden Stadtteil abstrahlen soll und so an die Tradition der Hornwerke erinnert.« (Dr. Franz Biasi)
Disposition der Heldenorgel seit 1971 (erstellt von Kurt Neuhauser und Reinhold Hindinger)
1. Hauptwerk. C- g""
Gedacktpommer
Principal (alt)
Rohrflöte
Principal (alt)
Nachthorn
Octave (alt)
Sesquialter
Mixtur VII
Scharff V
Trompete (alt)
16'
8'
8'
4'
4'
2'
2'
1'
8'
IV. Blockwerk. C- g""
Großmixtur VI1I-XI
Trompete
Trompete
Trompete
Glockenspiel (alt)
II. Schwellwerk. C- g""
111. Positiv. C- g""
Quintade
Weitprincipal (alt)
Doppelflöte (alt)
Gamba (alt)
Vox coelestis (alt)
Octave
Rohrflöte
Nasard (alt)
Principal
Gemshom
Mixtur VI-VIII
Fagott
Oboe
Tremulant
Gedeckt
Spitzflöte
Principal
Blockflöte
Octave
Quinte
Terzcimbel IV
Kopftrompete
Tremulant
16'
8'
8'
8'
8'
4'
4'
2 2/3'
2'
2'
1 1/3'
16'
8'
Spielhilfen
Pedal C 8'
16'
8'
4'
Kontrabaß (alt)
Subbaß (alt)
Octavbaß
Gedecktbaß
Choralbaß
Mixtur VI
Bombarde
Posaune
Hel ltrompete
Clairon
8'
8'
4'
4'
2'
1 1/3'
1/2'
8'
16'
16'
8'
8'
4'
2 2/3'
32'
16'
8'
4'
6 Setzerkombinationen
Tutti
Manual 16' ab
Manual Zungen ab
Zungen ab
Zungenchor an/Labiale ab
Generalschweller
48
Günter Lade
Koppeln
II1-1, 1V-1, Super
Sub WI, Super HI1, Super IV-1, Super I,
111-11, IV-!I, Super IIIII, Super 1V-II, IV-111,
uper I-P, II-P,
I V-P, Super l-P,
Super 11-P, Super III-P,
Super IV-P.
Schleifladen
elektrische Spiel- und
Registertraktur
Blick durch die Turm-Jalousien auf die Innenstadt (Foto: Archiv Walcker)
Zwischen dem Orgel- und dem Spieltischraum wurde beim Umbau der Orgel mittels vier
Mikrophonen und einem Lautsprecher eine direkte Hörverbindung geschaffen, so daß das
Instrument ohne Tonverzögerung gespielt werden kann.
Die Heldenorgel erklingt ganzjährig um 12 Uhr sowie von 1. Juni bis 15. September täglich
auch um 18 Uhr.
Der viennanualige Spieltisch der Heldenorgel seil 1971 (Foto: Giinter Lade)
Österreichische Freiluftorgeln in Geschichte und Gegenwart
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Quellen
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Günter Lade ist seit 1987 Redakteur des österreichischen Orgelforums, Er wirkte viele Jahre im traditionsreichen Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien sowie als Organist, Orgellehrer und bischöflicher Orgelsachverständigen bevor er 1990 die Edition Lade gründete und sich der Herausgabe
von organologischen Fachbüchern sowie Orgel-CDs widmete.
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