Projekt Comenius 2009-2011

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Bildung und Kultur
Programm für lebenslanges Lernen
Education and Culture
Program for Lifelong Learning
Comenius
2009 - 2011
Projekt - Thema:
Astronomisches Jahr 2009 – Kepler und Galilei zwei
bedeutende europäische Astronomen
ROM – REGENSBURG
ISTITUTO D´ISTRUZIONE
SUPERIORE
VIA ASMARA 28
ROMA
BERUFLICHE OBERSCHULE
REGENSBURG
STAATLICHE FACHOBERSCHULE
REGENSBURG
Das Projektteam
Projektteilnehmer:
ISTITUTO D´ISTRUZIONE
SUPERIORE
“VIA Asmara 8”
Roma
De Angelis Wendy
Degollar Cuyuri Angelica Maria
Domenicano Jessica
Forestiere Davide
Frontoni Alessandra
Hedhli Jamila
Lucatelli Giulia
Pambianchi Chiara
Pastacaldi Rachele
Peduto Maura
Risa Noemi
Sordi Fabiana
Soverino Francesca
De Noto Roberta
BERUFLICHE OBERSCHULE
REGENSBURG
Landshuter Str. 61
Regensburg
Bice Aaron
Cebe Dilan
Dotzhauser Lisa
Eger Andreas
Gürbüz Ayla
Kancelista Pamela
O´Shea David
Oliva Pena Bianca
Pazulla Ewa
Sendler Nick
Venus Daniel
Yusupov Ashab
Zikeli Ludwig
Verantwortliche Leiter der Schulen:
Emilia Oppido, Prof. ssa, `L Dirigente Scolastico, Roma
Karl- Heinz Kirchberger, OStD, Schulleiter, Regensburg
Koordinatoren und Betreuer:
Rom:
Anna Bandiera, Rosario Maccarone, Cristian Rosa
Regensburg:
Hartwig Grasse, Dr. Klaus Fischer
2
Inhaltsverzeichnis
Seite
Vorwort
5
1. Das heliozentrische und geozentrische Weltbild im Vergleich
7
1.1
Das geozentrische Weltbild (Rgbg)
1.2
Das heliozentrische Weltbild (Rgbg)
1.3
Kopernikus und Giordano Bruno als Wegbereiter des heliozentrischen
Weltbildes und deren Kritiker (Rom)
1.3.1
Das Kopernikanische System (Rom)
1.3.2
Giordano Bruno der hartnäckige Ketzer (Rom)
2. Galilei als Vertreter des heliozentrischen Weltbildes
2.1
Das Leben des Galileis
2.1.1
Jugend (Rgbg)
2.1.2
Die Zeit in Pisa (Rgbg)
2.1.3
Professor in Padua (Rgbg)
2.1.4
Als Hofmathematiker in Florenz (Rgbg)
2.1.5
Galileos Reisen nach Rom (Rom)
2.1.6
Das Weltbild des Galilei im Gegensatz zur katholischen Kirche (Rom)
2.1.7
Galileos Dialog (Rgbg)
2.1.8
Der Inquisitionsprozess (Rom)
2.1.9
Hausarrest (Rgbg)
18
2.1.10 Rehabilitation des Galilei durch die Katholische Kirche (Rom/Rgbg)
3. Kepler und das heliozentrische Weltbild
3.1
Das Leben des Johannes Kepler (Rom)
3.2.
Kepler als kaiserlicher Mathematiker im Gegensatz zum Luthertum
und zur Katholischen Kirche
3.2.1
Kepler im Gegensatz zum Luthertum (Rgbg)
3.2.2
Kepler im Gegensatz zur Katholischen Kirche (Rgbg)
3.2.3
Zusammenfassung (Rgbg)
3
48
4. Kepler und Galilei im Dialog (Rgbg)
57
5. Das Astronomisches Jahr 2009 - eine Würdigung Galileis
und Keplers
5.1
61
Forschungsergebnisse und methodischer Ansatz des Erkenntnisgewinns von Galilei
5.1.1
Astronomische Forschungen und Erkenntnisse von Galilei (Rom)
5.1.2
Galilei als Förderer der Methode der modernen Wissenschaft (Rom)
5.2
Astronomische Forschungen und methodischer Ansatz des
Erkenntnisgewinns von Kepler
5.2.1
Astronomische Forschungen von Kepler (Rgbg)
5.2.2
Methodischer Ansatz des Erkenntnisgewinns durch Kepler (Rgbg)
5.2.3
Kepler´sche Gesetze (Rgbg)
5.2.4
Anwendung der Kepler`schen Gesetze in der Satellitentechnik (Rgbg)
5.3
Galilei und Kepler, die Vertreter der neuzeitlichen naturwissenschaftlichen Forschung (Rgbg)
6. Einfluss der Erkenntnisse beider Astronomen auf die
kulturelle, religiöse und gesellschaftliche Entwicklung
6.1
Stellungnahme der Regensburger Arbeitsgruppe (Rgbg)
6.2
Vortrag von StR Ulrich Betz am 16.03.2010 zum Thema „Gesellschaftliche Relevanz der Forschungen von Kepler und Galilei“ (Rgbg)
4
87
Vorwort
Die Berufliche Oberschule Regensburg und das Istituto d`Istrutione Superiore Via Asmara 28
Roma sind Partnerschulen.
Beide Schulen kamen überein, ein bilaterales Comenius Projekt im Antragszeitraum
2009/2011 zu realisieren.
Im Januar 2009 wurde auf Initiative von Italien von der UNESCO das internationale Jahr der
Astronomie eröffnet.
Es bot sich geradezu an, dass beide Schulen diese Thematik als Grundlage ihrer
Partnerschaft im Rahmen des Comenius Programms der EU auswählten.
Als herausragende europäische Persönlichkeiten stehen hier Galilei und Kepler im
Mittelpunkt. Galilei wirkte unter anderem in Rom und Kepler verstarb in Regensburg.
Als Projektthema legten die Teilnehmer folgende Formulierung fest:
„Astronomisches Jahr 2009 – Kepler und Galilei zwei bedeutende europäische
Astronommen“
Genau vor 400 Jahren, im Jahre 1609, setzte Galilei sein Teleskop zur astronomischen
Beobachtung ein und Kepler veröffentlichte sein Werk „Astronomia Nova“. 1610 beobachtete
Galilei die Monde des Jupiters.
Beide leiteten einen Paradigmenwechsel ein. Das geozentrische Weltbild wurde, wenn auch
mit erheblichen Auseinandersetzungen, in der damaligen Wissenschaft und in der religiösen
Vorstellung vom heliozentrischen Weltbild abgelöst. Es entwickelten sich die neuzeitlichen
Methoden des Erkenntnisgewinns in der modernen Naturwissenschaft, die bis heute ihre
Gültigkeit haben. Die Gesetzmäßigkeiten der Bewegung der Planeten um die Sonne, die
insbesondere Kepler entwickelte, sind Grundlage der heutigen Satellitentechnik. Vergangenheit und Gegenwart begegnen sich.
5
Das transnationale Arbeitsteam recherchierte zu dieser Thematik während zweier Jahre
nach dem Prinzip der Arbeitsteilung in der Literatur, im Internet, in Observatorien, in Sternwarten, bei gemeinsamen Besuchen der Wirkungsstätten von Galilei in Rom, in Florenz
sowie bei Besichtigungen der Arbeitsstätten von Kepler in Prag und beim Aufenthalt in
Regensburg, dem Sterbeort Keplers.
Bei jeweils zwei Begegnungstreffen in Rom und Regensburg wurden die Ergebnisse der
Recherchen aufeinander abgestimmt. In Form von Theatervorstellungen, jeweils in Rom und
Regensburg, wurde die Projektarbeit von den Gruppenmitgliedern den Mitschülern
vorgestellt. Die Projektarbeit wurde zu einem Projekt der gesamten Schulgemeinschaften.
Die Öffentlichkeit erfuhr durch Empfänge bei den städtischen Schulbehörden mit Anteilnahme der Presse von dem Projekt.
Das erstellte Kompendium wird in der Homepage der Schulen vorgestellt.
Es sei drauf hingewiesen, dass das Kompendium nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Arbeit erhebt. Es handelt sich hierbei um die Zusammenstellung der
Recherchen, um eine Schülerarbeit. Die Verfasser haben sich bemüht, die Quellen ihrer
Recherchen anzugeben. Der Leser mögen verzeihen, falls einige sachliche Fehler und
Schwächen in der Darstellung vorliegen und die Quellenangaben nicht vollständig sein
sollten.
Ein wesentlicher Punkt in der Projektarbeit war die Erkenntnis, dass bereits in der Zeit der
Renaissance ein Zusammenwirken in der Wissenschaft über die Ländergrenzen hinaus in
Europa praktiziert wurde. Diese kulturelle europäische Zusammenarbeit konnte durch diese
gemeinsame Arbeit hautnah nachempfunden werden. Das transnationale Arbeitsteam wuchs
zu einem europäischen Projektteam zusammen. Es leistete einen Beitrag zur europäischen
Integration. Es wurde erkannt, dass Europa gemeinsame kulturelle Wurzeln vorweisen kann.
Kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede konnten durch Toleranz und gemeinsam
entwickelte Lösungsansätze ausgeglichen werden.
Die Einführung in die jeweilige nationale Sprache erleichterte die Zusammenarbeit.
Mai 2011
Das Schüler-Arbeitsteam
6
1. Das heliozentrische und das geozentrische Weltbild im
Vergleich
1.1 Das geozentrische Weltbild
(griechisch γεοκεντρικό, geokentrikó, „erdzentriert“; von Γη, altgriechische Aussprache Gē,
„Erde“)
Das Geozentrische Weltbild war im griechischen Altertum, im
alten China und in der islamischen Welt die astronomische
Weltanschauung. Es beschreibt den Gedanken, dass die
damals schon kugelförmige Erde als Mittelpunkt des Universums zu betrachten ist, während alle anderen Himmelskörper
(auch die Sonne) sich in geometrischen Kreisen um diese
bewegen.
Es wurde von dem Gelehrten von Nikaia oder Aristoteles im alt-griechischen Raum gelehrt.
Jedoch der wichtigste Verfechter, der die von Hipparchos entwickelte Vorstellung der
Planeten vertrat, war der Ägypter Ptolemäus, nach dem das geozentrische Weltbild benannt
wurde. Diese Vorstellung wurde mit dem Begriff der Schwerkraft begründet, in der alles
Schwere seinem natürlichem Ort, dem Mittelpunkt der Erde, zustrebt, wobei die Planeten
aus einem „fünften Element“ bestehen sollten, das sich natürlicherweise in Kreisbahnen
bewegen muss.
7
Im 4 Jahrhundert v. Chr. kritisierte Aristoteles, der altgriechische Gelehrte, die Lehre der
Pythagoräer, welche besagt: die Erde dreht sich so wie Sonne und alle anderen Himmelskörper um das Feuer(nicht entsprechend der Sonne) . Aristoteles stand dem geozentrischen
Weltbild zustimmend gegenüber.
Eine Herausforderung für das geozentrische Weltbild war die
plötzliche scheinbar rückwärtige Bewegung der äußeren
Planeten, beispielsweise des Jupiters, gegen den Sternenhintergrund. Sie führt insgesamt aus der Erdperspektive zu
einer scheinbaren Schleifenbewegung des Planeten. Dieses
auch als „retrograde Bewegung“ bezeichnete Phänomen
tritt gerade dann auf, wenn der Planet der Erde am nächsten
ist. Um die astronomischen Beobachtungen mit dem
geozentrischen Weltbild in Einklang zu bringen, wurde es notwendig, einen Teil der
Himmelskörper auf ihren Bahnen weitere Kreise um diese Bahn ziehen zu lassen. Ptolemäus
konstruierte zur noch genaueren Planetenbahnvorhersage ein erweitertes System in dem die
Planetenbahnen auf Epizyklen in Epizyklen verliefen; Berechnungen innerhalb dieses
Modells waren sehr kompliziert. (Im heliozentrischen Weltbild sind Epizykeln überflüssig.)
Das geozentrische Weltbild war bis in die Renaissance der Grundsatz auf dem die
Astronomie aufbaute.
1.2
Das heliozentrische Weltbild
(ἥλιος helios, „Sonne“, κέντρον kentron, „Mittelpunkt“)
In diesem Weltbild steht die Sonne im Mittelpunkt des Universums und alle anderen Planeten, sowie die Erde, drehen sich um sie und ihre eigene Achse. Später wurde beigefügt,
dass sich diese auch nicht kreisförmig sondern auf Ellipsenbahnen um die Sonne bewegen.
Das Heliozentrische Weltbild, das auch als das kopernikanische Weltbild bekannt ist, kam
erstmals 600 v. Chr. im alten Indien auf, erregte jedoch erst bei Aristarch von Samos
(3. Jahrhundert v. Chr.) der als einer der ersten ein heliozentrisches Weltbild vorgeschlagen
haben soll, aufsehen doch seine Dokumente gingen verloren. Aristarchs heliozentrisches
Modell wurde von Archimedes im „Sandrechner“ analysiert. Der Zweck dieser Arbeit war
der Nachweis, dass extrem große Zahlen (wie die Anzahl Sandkörner, die zum Füllen des
Universums nötig wären) mathematisch ausgedrückt werden können und nicht vage als
„unendlich“ bezeichnet werden müssen.
8
Zu diesem Zweck nahm er das größte vorhandene Modell des Universums (das von
Aristarch), um die Menge des Sandes zu errechnen, die sogar dieses Universum füllen
würde. Er unterstrich, dass es mathematisch wenig sinnvoll sei, eine Beziehung herzustellen
zwischen der Oberfläche einer Sphäre und ihrer Mitte, sofern diese keine Größe hat.
Archimedes nahm an, dass der Abstand von Fixsternen im gleichen Verhältnis zum Durchmesser der Erdbahn steht wie diese Bahn in Beziehung zur Größe der Erde selbst. Unter
diesen Bedingungen lässt sich zeigen, dass die stellare Parallaxe über die damaligen
Beobachtungsfähigkeiten hinausging. Doch gibt es keinen Hinweis, ob Aristarch oder Archimedes ausdrücklich das Problem der stellaren Parallaxe ansprachen, um festzustellen, ob
die Erde sich wirklich bewegte.
Erst in der Renaissance gewann der Heliozismus durch Nicolaus Copernicus wieder an
Bedeutung. Er entwickelte als erstes ein richtiges(jedoch immer noch fehlerhaftes) Modell
des Sonnensystems, das aber erst kurz vor seinem Tod veröffentlicht wurde. Die Christlichen Krichen waren mit dem nun neuen Weltbild nicht einverstanden und erklärten es für
falsch.
Tycho Brahe hatte zwei Jahrhunderte später das ptolemäische und das kopernikanische
Weltbild vereint.
Er stellte die Erde in den Mittelpunkt und die Sonne kreiste um sie, jedoch ließ er die
restlichen Planeten um die Sonne kreisen.
Weltbild von Tycho Brahe
Planeten
Sonne
Erde
Fixsterne
Grab von Tycho Brahe (Teyn Kirche zu Prag)
9
Durch Auswertung der Messdaten der Marsbahn Tycho Brahes kam Kepler mathematisch
gesehen zwingend zum Schluss, dass bei der Wahl der Sonne als Bezugpunkt die Bahnen
der Planeten um die Sonne als Ellipsen gesehen werden müssen. Er kam jetzt ohne die
komplizierten Epizykloiden der Vorgänger aus., die das geozentrische System erforderte.
Galileo Galilei unterstützte das neue System und entdeckte mit Hilfe seines Teleskops bei
der Beobachtung der Jupitermonde, dass es stimme, dass nicht alle Planeten um die Erde
kreisen.
Die Theorie mit der Sonne als zentrales Gestirn und den Ellipsenbahnen der Planeten löste
das alte System ab.
Geozentrisches Weltbild
Heliozentrisches Weltbild
Die Erde ist der Mittelpunkt des Universums
Die Sonne ist der Mittelpunkt unseres
Sonnensystems
Alle Planeten bewegen sich ausschließlich
Die Planeten bewegen sich um die Sonne
um die Erde
Die Planeten bewegen sich auf Kreisbahnen
Die Planeten umkreisen die Sonne auf
Ellipsenbahnen
Die Himmelskörper bewegen sich mit
Die Geschwindigkeit der Himmelskörper ist
gleichmäßiger Geschwindigkeit
abhängig vom Abstand zur Sonne
Die Erde bewegt sich nicht
Auch die Erde kreist um die Sonne und um
ihre eigene Achse
Einzelne Gestirne besitzen Monde, die um
die jeweiligen Gestirne kreisen
Anziehungskräfte zwischen den Planeten
sorgen dafür, dass sie ihre Bahnen nicht
verlassen
Verfasser: Nick Sendler, Ashab Yusupov, Andreas Eger
Quellen: Helio- und Geozentrische Weltbild
Text:
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Geozentrisches_Weltbild.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Geozentrisches_Weltbild
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Heliozentrisches_Weltbild.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Heliozentrisches_Weltbild
Kopernikus und Kepler – Zwei bedeutende Europäer verbinden Deutschland, Polen und Tschechien(Staatliche Fachoberschule
Regensburg)
Bilder:
http://upload.wikipedia.org/wikipedia/commons/a/a6/Tychonian_system.svg
http://www.goethe.lb.bw.schule.de/faecher/physik/physik/physik-11/astronomie/_geozentr_weltbild.jpg
http://tiburski.de/cybernautenshop/virtuelle_schule/dfu/Astonomie/weltbild-ptolemaeus.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bc/Geoz_wb_de.jpg
Eigne Fotographien in Prag(Ludwig Zikeli)
10
1.3
Kopernikus und Giordano Bruno als Wegbereiter
des heliozentrischen Weltbildes und deren Kritiker
1.3.1 Das Kopernikanische System
Im Jahre 1543 wurde das Werk „De Revolutionibus Coelestium“, geschrieben und von Kopernikus, veröffentlicht.
Dieses Werk beschrieb korrekt die damalige Auffassung
vom Aufbau des Sonnensystems. Kopernikus formulierte
von neuem die Theorie des heliozentrischen Weltbildes, um
die Theorie des Ptolemäus vollständig zu ersetzen. Es ist
nun die Sonne und nicht die Erde, die das Zentrum des
Sonnensystems darstellt.
http://it.wikipedia.org/wiki/File:Nikolaus
_Kopernikus.jp
Die Hypothesen von Kopernikus basierten auf astronomische Berechnungen und wahrscheinlich auf Erkenntnisse arabischer Studenten, die die griechischen Vorstellungen wieder
aufgenommen haben.
Um die Komplexität der notwendigen Berechnungen für Voraussagen der Positionen der
Planeten zu reduzieren, stellte er letztendlich die neue Theorie auf. Auf Grund dieser astronomischen Reform kam es in der damaligen geltenden physikalischen Ordnung zu Problemen: die Erde als Zentrum im astronomischen und metaphysischen Sinne ist nicht mehr vorhanden. Der Mensch wird in ein unendliches Universum versetzt, ohne Zentrum und Begrenzung (im Gegensatz zur aristotelischen festgefügten Physik) überall den physikalischen und
mathematischen Gesetzen unterworfen.
Kopernikus begann in Wahrheit im Jahre 1506 sein Werk(s.o.) zu schreiben und beendete
es 1530. Es wurde aber allerdings bis zum Jahre seines Todes nicht veröffentlicht.
Obwohl sich durch das Werk formale Probleme mit der Kirche ergaben, hat er das Werk
Papst Paul II gewidmet. Die gedruckte Version enthielt ein Vorwort von Ossaiander, das
dieser aber nicht unterzeichnete. In dem Vorwort wurde behauptet, dass das von Kopernikus
beschriebene System nur ein einfaches mathematisches Werkzeug darstellt, dass nicht die
Realität repräsentiert. Gerade Dank des Vorworts gab die Arbeit keinen Anlass zu großen
Diskussionen im Gegensatz zu den möglichen Häresien auf diesem Gebiet in den folgenden
60 Jahren.
11
1.3.2 Giordano Bruno der "hartnäckige Ketzer"
Rom, am Donnerstag, den 17, Februar 1600 in der Morgendämmerung. Eine Prozession verlässt durch eine schreiende
Menschenmenge das Gefängnis „Tor di Nona“ zum „Campo
de Fiori“. Giordano Bruno, 52 Jahre alt, Philosoph, Schriftsteller und Dominikanermönch, gekleidet in einem Armensünderhemd (sanbenito) wurde von Mitbrüdern begleitet, die
eine Litanei sprachen. Eine Mundsperre hinderte ihn am
Sprechen. Diese Maßnahme wurde wegen „Sagens hässlicher Worte“ durch die kirchlichen Autoritäten verhängt.
Zeugen sagen, dass er entblößt mit Würde und großem Mut
den Scheiterhaufen betrat. Gefesselt an einem Pfahl verweigerte er die religiöse Unterstützung. Er wurde lebend verbrannt. Angeblich stirbt Giordane Bruno beim Schließen der
Augen unter Erscheinung eines Kreuzes unter den Flammen.
http://it.wikipedia.org/wiki/File:Giordano_
Bruno_Campo_dei_Fiori.jp
Giordano Bruno, war der Gelehrte, durch den die unbewegliche Sphäre der Fixsterne in die
Brüche ging. Selbst Kopernikus wagte dies nicht anzurühren.
Er griff damit das ptolemäische System an, dass für die Menschen des Altertums und des
Mittelalters als perfektes System galt: ein begrenztes Universum, geschlossen, komfortabel
rückführbar auf Gott.
Für den Philosophen, aus Nola stammend, befinden sich die Sterne in keinem unbeweglichen Himmelsgebäude mehr. Es gibt unendlich viele Sterne, verteilt in einem unendlichen
Universum, das einem Triumph der Unvollständigkeit, Unvollkommenheit, dem Chaos
gleicht. Für Bruno ist im Universum alles bewegt, alles belebt. Das ganze Universum ist für
ihn buchstäblich mit einer göttlichen Seele erfüllt, das sich selbst genügt.
Diese Gedanken standen erheblich im Widerspruch zur Inquisition.
Vor dem Inquisitionsprozess führten ihn seine Wege zunächst nach Frankreich. Dort führten
ihn seine Thesen, die im Konflikt mit Aristoles standen, zu Auseinandersetzungen mit dem
akademischen Establishment. In Deutschland stand er der Intoleranz der Calvinisten kritisch
gegenüber und er wurde von den Lutheranern exkommuniziert.
Er war ein unbequemer Denker, für uns Internetnutzer unglaublich modern. Er war ein
Prophet des Gitternetz-Universums, in dem jeder Punkt der offenen Struktur sowohl Zentrum
sein als auch an der Peripherie liegen kann.
12
„Es gibt unzählige Sonnen; unzählige Erden, die ähnlich wie unsere sieben Planeten unsere
Sonne auch ihre Sonne umkreisen. Diese Welten sind von Lebewesen bewohnt."
Diese Auffassung kann als einen verbindenden roten Faden zur Gedankenwelt des Epikurs
und dessen Zeitgenossen Metrodorus betrachtet werden: „Bedenke, nichts ist so absurd wie
der Glaube, dass die Erde die einzige bewohnte Welt im unendlichen Raum ist, so absurd
wie die Annahme, dass ein einziges Korn gesät in einem Feld auf Meilen keimt.“
Die Verhaftung
Es scheint, dass Mocenigo (venezianisches Adelsgeschlecht) mit der Lehre Brunos nicht
zufrieden war, weil er nicht wollte, dass seine Erkenntnisse durch Brunos Auffassung in den
Hintergrund treten würden. Mit Beharrlichkeit versuchte er ihn zurück zu halten, als der
Philosoph ankündigte, nach Frankfurt zu gehen. Er ließ ihn mit Gewalt mit Hilfe seiner Diener
in der Nacht zum 22. Mai 1592 auf einen Dachboden einsperren.
Am nächsten Tag schrieb Movenigo eine Beschwerde mit schweren Anschuldigungen an die
heilige Inquisition in Venedig an Giovanni Gabriele di Saluzzo.
“Am Abend des 23 Mai wurde Giordano Bruno aus dem Haus von Mocenigo geführt und in
das Gefängnis von Sant`Uffizio in San Domenico di Castello gebracht. Dieses Gefängnis,
das nicht mehr existiert, stand in der heutigen Via Garibaldi. Bruno teilte seine Zelle mit
sieben anderen Gefangenen. Es war unvermeidlich, dass viele von Ihnen mit ihm sprachen
und man sich gegenseitig anvertraute. Diese Vertrautheit wird Bruno bald zur bitteren
Erfahrung werden.“
Mit Beharrlichkeit versuchte er ihn zurück zuhalten, als der Philosoph ankündigte, nach
Frankfurt zu gehen. Er ließ ihn mit Gewalt mit Hilfe seiner Diener in der Nacht zum 22. Mai
1592 auf einem Dachboden einsperren.
Am nächsten Tag schrieb Movenigo eine Beschwerde mit schweren Anschuldigungen an die
Heilige Inquisition in Venedig an Giovan Gabriele di Saluzzo [...].
Die Anklage
Nach einer zweiten Beschwerde durch Mocenigo, der eigentlich keine neuen Beschwerden
und Vorwürfe hinzugefügt wurden, kam es zu einem Verhör vor der Leitung des Rates der
Zehn. Matteo d´Avonzo, der Buchhändler Goivani Battista Ciotti und Giacomo Brictano
berichteten am 26. Mai vom Streit mit Mocenigo.
Bruno erzählt von seinem Leben und erinnerte daran wie er als Dominikaner Mönch ordiniert
wurde, er zweimal in Neapel vor Gericht war und sein Ordenskleid abgelegt hat.
13
Am 29. Mai reichte Mocenigo eine dritte Beschwerde ein. Als neues Element gab er an, dass
Bruno den Frauen sehr zugetan sei, auch wenn er noch nicht die Zahl an Frauen vorweisen
könne wie Salomo und das dies vor der Kirche eine große Sünde sei, nämlich die Sünde der
Natur zu dienen.
Am 30. Mai, in der zweiten Versammlung, beendete Bruno die Erzählung über sein Leben
mit einem Bericht über den Großteil seines Lebens, den er in der Schweiz, in England und
Deutschland verbrachte, wo er kompromittierende Details verschwieg, zum Beispiel seine
Konversion zum Calvinismus.
Nach drei Anklagen und zwei Befragungen ergaben sich folgende Hauptbeschuldigungen:
1. Kontroverse Ansichten, die im Gegensatz zur katholischen Kirche stehen
2. Ketzerische Ansichten über die Trinität, die Gottheit und Menschwerdung Christi
3. Ketzerische Ansichten über Christus
4. Ketzerische Anschauungen bezogen auf die Eucharistie und Messe
5. Glaube an die Existenz mehrerer unendlicher Welten
6. Glaube an die Seelenwanderung
7. Ausübung von Wahrsagerei und Magie
8. Unglauben an die Jungfräulichkeit Marias
9. Lüsternheit
10. Lebensführung in der Art der protestantischen Ketzer
Die Verteidigung
In der dritten Sitzung vom 2. Juni, präsentiert Bruno eine schriftliche Aufstellung seiner
Werke. So wollte er sich gegen verschiedene Anklagen der Häresie mit der Abgrenzung
seiner intellektuellen Arbeiten, auf der Basis des Rechtsgebrauches zu Fragen der christlichen Glaubenshaltung, verteidigen: „Der Inhalt all dieser Bücher, allgemein gesprochen, ist
philosophischer Art und, entsprechend dem Titel dieser Bücher, verschieden, wie man ihnen
entnehmen kann: in allen habe ich immer philosophisch argumentiert sowohl entsprechend
den Prinzipien als auch dem gesunden Menschenverstand, wobei ich kein besonderes
Augenmerk darauf richtete, woran man sich gemäß dem Glauben richten muss; und ich
glaube, dass in ihnen nichts gefunden werden kann, weswegen ich angeklagt werden
könnte, öffentlich lieber die Religion anzufechten als die Philosophie zu verherrlichen,
obwohl ich möglicherweise viele begründet gottlose Dinge nach meinem Persönlichen
Gefühl dargelegt habe.“
Er stritt ab, jemals direkt gegen den katholischen Glauben doziert zu haben, allenfalls
indirekt, so wie es auch Aristoteles und Platon getan hätten, die keine Christen sind. Mit
besonderer Deutlichkeit fasste er sein eigenes Weltbild zusammen, von dem seine letzten
14
Bücher handelten, De minimo, De monade, De immenso et innumerabilibus und De compositione imaginum:
„Und in diesen Büchern kann man besonders meine Absicht und meine Einstellung
erkennen, die kurz und gut darin besteht, dass ich an einem unendlichen Universum
festhalte, d.h. Ergebnis der göttlichen Macht, weil ich eine Sache der göttlichen Güte und
Macht unwürdig halte, die, obwohl sie außer dieser Welt eine andere schaffen könnte und
viele weitere unendliche, eine endliche geschaffen hat. Es ist richtig, dass ich besondere
Welten als unendlich definiert habe, Welten, die der Erde ähnlich sind, die ich, wie
Pythagoras, als Gestirn bezeichne und dem Mond, anderen Planten und anderen Sternen
ähnlich sind, die unendlich sind; und alle diese Körper sind Welten ohne Zahl und sie stellen
die allumfassende Unendlichkeit dar in einem unendlichen Raum; und das bezeichnet man
als unendliches Universum, in dem sich unzählige Welten befinden. […]“ „Außerdem siedle
ich in diesem Universum eine allumfassende Vorsehung an, aufgrund derer alles lebt,
gedeiht, sich bewegt und in Perfektion existiert; diese Vorsehung verstehe ich auf zwei
Arten, einmal auf die Art und Weise wie die Seele im Körper existiert, vollständig in allem
und in jedem Teil, und das bezeichne ich als Natur, Schatten und Spur der Göttlichkeit; zum
anderen auf die unsagbare Art und Weise, wie Gott als Wesen, Gegenwärtigkeit und Macht
in allem und über allem existiert, nicht als Teil, nicht als Seele, sondern auf unerklärliche
Weise […]“ „In Bezug auf die Merkmale des Glaubens – ohne philosophisch zu sprechen -,
um auf den individuellen Charakter in den Heiligen zu sprechen zu kommen, jene Weisheit
und jenem Abkömmling des Geistes, der von den Philosophen Intellekt genannt wird und von
den Theologen „das Wort“, das nach dem Glauben Fleisch geworden ist, habe ich nicht, um
bei den philosophischen Begriffen zu bleiben, interpretiert, sondern angezweifelt und ohne
festen Glauben betrachtet. Ich kann mich nicht erinnern, davon schriftlich oder mündlich
kund getan zu haben[…] Was den Heiligen Geist als dritte Person betrifft, habe ich nie
verstehen können, auf welche Weise man daran glauben soll; aber nach Art des Pythagoras,
die auch der des Salomon entspricht, habe ich ihn verstanden als Seele des Universums,
d.h. Beistand des Universums […]“ „Ausgehend von diesem Geist, den ich als Seele des
Universums verstanden habe, beabsichtige ich mit meiner Philosophie auszudrücken, dass
das Leben und der Geist einer jeden Sache unsterblich sind, wie auch jeder Körper. Was die
Substanz angeht, ist alles unsterblich, es gibt keinen Tod als den durch Teilung.“
Nach einer Pause wurde er erneut befragt: zur Frage der Dreieinigkeit, er bekannte deutlich,
an einen Gott zu glauben, an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, aber er gibt zu,
nicht verstanden zu haben, wie es sein kann, „dass sie für diese einen Namen erfinden
könnten. Da mir nicht scheint, dass dieser Name aus der Göttlichkeit kommt, tröste ich mich
mit den Worten des Heiligen Augustinus.“
15
Auch seine Zweifel an der Wiedergeburt Christi wurden durch philosophische Schlussfolgerungen erklärt „weil zwischen der unendlichen und der göttlichen Materie wie zwischen
der endlichen und menschlichen gibt es nicht das Verhältnis wie zwischen dem Geist und
dem Körper. Entschieden verneinte er, jemals an Wundern gezweifelt, Christus, die Apostel,
den katholischen Glauben und seine Theologen verschmäht zu haben, er bezeugte seinen
Glauben an die Notwendigkeit guter Taten um Rettung zu erlangen, an die heilige Eucharistie (Wandlung) und an die Güte der Beichte und der heiligen Messe, obschon er zugab,
diese seit 16 Jahren nicht mehr gefeiert zu haben, weil er religiöse Gewohnheiten abgelegt
hatte. Er gab zu, aus Leichtsinn und in gelegentlich müßigen Reden erwogen zu haben,
lässliche Fleischessünden erwogen zu haben und gestand, aus purer Neugierde die Bücher
Melanchthons, Luthers und Calvin gelesen zu haben. Er erklärte jedoch die „oben genannten
Häretiker und ihre Doktrinen“, missachtet zu haben. „Denn sie verdienen nicht Theologen
genannt zu werden. Eher schon Wortklauber.“
Auf die Frage nach der Unsterblichkeit der Seele und ihrem möglichen Übergang auf einen
anderen Körper antwortete er zurückhaltend dass „die Seele unsterblich ist und dass die
Materie weiter existiert. Das heißt, die geistige Seele, katholisch gesprochen, nicht in jeden
Körper übergeht, sondern entweder in das Paradies, in das Fegefeuer oder in die Hölle.“ […]
Einen Tag später, am 03.Juni, gestand er, das Fasten gebrochen zu haben während er sich
an ketzerischen Orten aufhielt. Nur deshalb, damit es ihm nicht übel werde, als er nur aus
reiner Neugierde ihren Predigten lauschte, aber niemals habe er mit ihnen die heilige
Eucharistie gefeiert. Weiter gestand er, Königin Elisabeth gepriesen zu haben, indem er sie
„Göttin“ nannte. Dies tat er in seinem Buc“De la causa, principio et un“, nicht aus Gründen
der Häresie sondern aus literarischer Schmeichelei. Allerdings stritt er ab, jemals Heinrich
von Navarra gekannt zu haben und ihn auch nicht gelobt zu haben, auch nicht, um von ihm
einen Gefallen zu bekommen, so wie es bei dessen Vorgänger gewesen war. Des weiteren
leugnete er, jemals magische Künste praktiziert oder auch nur Bücher solcher Art besessen
zu haben, die er verschmähte, so gab er an. Eigentlich wollte er nur Sterndeutung studieren,
doch dafür hatte er nie die Zeit. Diesbezüglich präzisierte Bruno tags darauf dass er „in
Padua das Buch Über die Siegel der Hermeneutik von Ptolemäus und anderen
abgeschrieben (habe), „und ich weiß es nicht sicher, ob darin, außer von der Wahrsagerei
noch von anderen Dingen der Verdammnis die Rede war. Und ich habe das Buch deshalb
transkribiert, damit es mir gerichtlich nützt (?); aber ich habe es noch nicht gelesen, sondern
mir nur beschafft, weil es Albertus Magnus in seinem Buch „De Mineralibus“ erwähnt und es
da lobt, wo es sich mit De imaginibus lapidum befasst.“
16
Der Prozess schien an einen toten Punkt gekommen zu sein: die Richter wussten von der
häretischen Vergangenheit Brunos und schienen von seiner Offenheit nicht überzeugt zu
sein, aber sie hatten keine konkreten Anhaltspunkte, die ausreichten, um zu einem Urteil zu
gelangen: Am 23.Juni bezeugte der Adelige Andrea Morosini, ein venezianischer
Geschichtsforscher, der regelmäßig mit dem Philosophen Nolano (?) verkehrte, dass Bruno
niemals häretische Lehren verbreitet hätte. In der siebten und letzten Sitzung, am 30.Juli
1592 verlangte man von ihm, sein Gewissen „zu reinigen“, von dem Moment an als er vor
vielen Jahren aus der Kirche austrat, weil er dem heiligen Glauben misstraut hatte (?). Bruno
antwortete, er habe „seine Fehler sofort zugegeben“ und er sei hier „in den Händen
eueres/unseres vornehmsten Herren, um mein Seelenheil zu erlangen; ich kann nicht sagen,
wie sehr ich meine Verfehlungen bereue und auch kann ich meine Gedanken nicht so
ausdrücken, wie ich es wünsche.“
Dann kniete er nieder: „Ich bitte Gott und alle hier anwesenden vornehmen Herren um
Verzeihung für alle die von mir gestandenen Verfehlungen, ich stehe bereit um größte
Nachsicht in Ihrer Entscheidung zu bitten, eine Rettung für meine Seele zu finden, und mir
mit der Barmherzigkeit des Herrgotts und der ehrenwerten Herren hier das Leben geschenkt
wird, ich gelobe, mein Leben grundlegend zu ändern und dass ich bestrebt bin, den (…)
Skandal wieder gut zumachen.“
Der Prozess, der venezianischen Inquisition, schien gut ausgegangen zu sein, aber der römische musste erst noch beginnen.
AUTORI: Rachele Pastacaldi
FONTI:
http://it.wikipedia.org/wiki/Giordano_Bruno
http://it.wikipedia.org/wiki/Copernico
17
2.
Galilei als Vertreter des heliozentrischen Weltbildes
2.1
Das Leben des Galilei
2.1.1 Jugend
Galileo Galilei wurde am 15. Februar 1564 als Sohn einer
verarmten Florentiner Patrizierfamilie in Pisa geboren. Sein Vater
Vincenzo Galilei war Musiker und Musiktheoretiker. Galilei wurde
als Novize im Kloster erzogen und zeigte auch Interesse, später in
der Benediktinerorden einzutreten, jedoch schickte ihn sein Vater
1580 oder 1581 zum Medizin-Studium nach Pisa. Dieses brach er
aber bald ab und ging zurück in seine Heimat, Florenz, um dort
Mathematik zu studieren. Seinen Lebensunterhalt bestritt er
während seiner Studiumszeit mit Privatunterricht.
2.1.2 Die Zeit in Pisa
Im Alter von fünfundzwanzig Jahren begann er als Mathematikprofessor in Pisa zu lehren. In
Pisa untersuchte Galilei die Pendelbewegungen, entwickelte ein (noch sehr ungenau
arbeitendes) Thermometer und beschäftigte sich mit den Fallgesetzen. Es wird auch
behauptet Galilei habe Fallversuche vom Schiefen Turm aus durchgeführt, jedoch lässt sich
dies nicht historisch belegen. Die Ergebnisse seiner Untersuchen verfasste Galilei in einem
Manuskript, dem „De motu antiquiora“. In diesem Manuskript finden sich auch Angriffe auf
Aristoteles, was seine konservativen Kollegen in Pisa verärgerte. Seine Anstellung wurde
1592 nicht verlängert.
2.1.3 Professor in Padua
Deswegen folgte Galileo Galilei einem Ruf an
die Universität von Padua. In Padua, das
damals zur reichen und liberalen Republik
Venedig gehörte, blieb Galilei achtzehn Jahre
seines Lebens. Obwohl sein Gehalt hier
deutlich besser war, gab er weiter Privatunterricht. 1597 schrieb er Kepler einen Brief,
indem er deutlich zu erkennen gab, dass er
das heliozentrische Weltbild, dem geozentrischen vorziehe. Während seiner Zeit in Padua
entwickelte er einen Proportionszirkel, den er auch vertrieb, baute das Fernrohr des
Holländers Jan Lippershey nach und stellte dies der venezianischen Regierung vor.
18
Diese erhöhte daraufhin sein Gehalt und erteilte Galilei das alleinige Recht zur Herstellung
dieses Instruments. Mit dem neuen Teleskop wurde die Astronomie reformiert. Galileo Galilei
konnte nun viel genauer den Himmel beobachten. Er entdeckte, dass die Oberfläche des
Mondes rau und uneben ist sowie bergig, nicht selbst leuchtend sondern von der Sonne
angeleuchtet wird. Er stellte außerdem fest, dass die Sterne als Scheiben zu sehen sind und
entdeckte die vier größten Monde des Jupiters, die er, vor seinem bevorstehenden Wechsel
an den Medici-Hof, „Mediceische Gestirne“ nannte. Seine Beobachtungen der Milchstraße
ergaben, dass diese nicht wie zuvor angenommen ein nebliger Schleier ist, sondern aus
unzähligen Sternen besteht. Seine Erkenntnisse über die Mondoberfläche schrieb Galilei
nieder. Sein Werk „Sidereus Nuncius“ (Sternenbote) war nach nur wenigen Tagen vergriffen
und machten ihn von einem auf den anderen
Tag berühmt. Galileis Vorlesungen in Padua
waren stets gut besucht und später soll er die
Zeit dort als glücklichste Zeit seines Lebens
beschrieben haben.
Zeichnung des Mondes von Galilei und Vergleichsfoto
2.1.4 Als Hofmathematiker in Florenz
1610 berief Cosimo de Medici, der Großherzog der Toskana
und Galileis ehemaliger Schüler, Galilei zu sich nach Florenz.
Der Großherzog ernannte Galilei zum Hofmathematiker, zum
Hofphilosophen und zum ersten Mathematikprofessor in Pisa.
Als dieser hatte er keinerlei Lehrverpflichtungen. Cosimo de
Medici räumte Galilei somit jegliche Freiheiten ein, um sich
seiner Forschungen zu widmen. Bei seinem Umzug nach
Florenz trennte sich Galilei von seiner Haushälterin, mit der er
drei Kinder hatte: Virginia, Livia und Vincenzio. Seine beiden
Töchter brachte er im Kloster unter, denn sie hatten als
uneheliche Kinder kaum Aussichten auf eine standesgemäße
Cosimo de Medici
Hochzeit. Seinen Sohn aber nahm er mit nach Florenz. Ihn legitimierte er später. In den
nächsten Jahren machte Galilei immer mehr astronomische Entdeckungen. Unter anderem
beobachtete er, dass die Venus ähnliche Phasen wie der Mond hatte. Er begründete dies
derart, dass die Venus zeitweise jenseits der Sonne steht und zeitweise zwischen Erde und
Sonne. Die kosmologische Konsequenz daraus war, dass das ptolemäische Weltbild nicht
mehr länger haltbar war.
19
Zwischen 1610 und 1611 beobachtete Galileo mit seinem Teleskop erstmalig dunkle Flecken
auf der Sonne. Er ging davon aus, dass die Sonnenflecken entstehen und wieder vergehen
und veröffentlichte diese Erkenntnis in seinem Werk „Lettere solari“, dem ersten in
Umgangssprache und nicht in Latein veröffentlichten Buch.
Galileis Ansicht nach, stützten seine Entdeckungen zwar das heliozentrische Weltbild, es
fehlten aber noch überzeugende mathematische Beweise. Alle seine Beobachtungen waren
auch mit dem Planentensystem von Tycho Brahe vereinbar, bei dem Sonne und Mond um
die Erde, die restlichen Planeten jedoch um die Sonne kreisen. Da der Inquisition fehlerhafte
Informationen über Galileis Standpunkte zugespielt wurden, entschloss sich Galilei,
persönlich nach Rom zu reisen um dort seine Standpunkte zu vertreten.
Als 1616 gegen den Kleriker Foscarini nach Veröffentlichung eines Buches, das beweisen
sollte, dass das heliozentrische Weltbild nicht der heiligen Schrift widerspricht, ein Verfahren
eingeleitet wurde, in dessen Lauf das Buch verboten wurde, entschied Galilei sich mit
Aussagen über das heliozentrische Weltbild zurückzuhalten. Dies führte zu einer Ermahnung
Galileos durch die Inquisition, obwohl dieser gar nicht aktiv an dem Verfahren beteiligt war.
1618 wurde ein alter Förderer Galileis, Kardinal Maffeo Barberini, zum Papst gewählt. Er war
fortan als Urban VIII. bekannt. Galileo Galilei widmete ihm in diesem Jahr sein Buch
„Saggiatore“, eine Polemik gegen den Jesuitenpater Orazio Grassi. Im folgenden Jahr reiste
Galileo nach Rom und wurde insgesamt sechsmal von dem neuen Papst empfangen, der ihn
dazu ermunterte, Werke über das kopernikanische System zu veröffentlichen, solange er
dieses als Hypothese behandle.
Verfasser: Nick Sendler, Andreas Eger, Ashab Yusupov
Quellen: Das Leben des Galilei
Text:
http://www.ethbib.ethz.ch/exhibit/galilei/galileo1a.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Galileo_Galilei
http://bildung.freepage.de/fbs/de_galil.htm
http://www.weltchronik.de/bio/cethegus/g/galilei.html
http://www.dieterwunderlich.de/Galileo_Galilei.htm
Bilder:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/08/Galileo_portrait_oval.png
http://www.ethbib.ethz.ch/exhibit/galilei/images/A5_Padua.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/ff/CosimoIIMedici1.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2e/Galileos_Moon.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8e/Galilei-weltsysteme_1-621x854.jpg
http://www.leifiphysik.de/web_ph10_g8/geschichte/03galilei/inquisition.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/95/GallileoTomb.jpg
Eigene Fotos aus Florenz (Ludwig Zikeli)
20
2.1.5 Galileos Reisen nach Rom
1.Reise nach Rom
Galileo fuhr, als er 23 Jahre alt war, das erste Mal nach Rom. Bei dieser Gelegenheit hat er
den deutschen Astronomen und Mathematiker Clavius kennen gelernt. Beide standen im
Briefwechsel
und
pflegten
eine
intensive
Freundschaft. Clavius kritisierte die theoretischen Studien von Kopernikus, die aber
Galileos wissenschaftliches Fundament darstellten. Nach Clavius’ Meinung waren diese
Ansichten unvereinbar mit der heiligen Schrift.
Clavius war seit 1555 Mitglied des Ordens der
Jesuiten und lehrte im römischen Kollegium
Mathematik. Man sagte, dass Galileo dieses
Collegio Romano
Kollegium oft besuchte.
Sehr häufig fanden dort Diskussionen zwischen Galileo und den gelehrten Jesuiten statt.
Einer dieser berühmten Jesuiten war Segnati. 1551 wurde von dem Begründer des Jesuiten
Ordens, Ignazio de Loyola, das römische Kollegium errichtet.
Als Grund für die Errichtung dieses Kollegiums sah Loyola zunächst in der Notwendigkeit, für
den Klerus eine Bildungsstätte zu schaffen. Außerdem war es seiner Ansicht nach notwendig, neue öffentliche Bildungsstätten einzurichten, die als Brücke zwischen der elementaren Grundbildung und der Universität zu betrachten wären. Der Palast Collegio Romano
war ein kleines gemietetes Gebäude mit vielen Studenten. Es war zu klein und deshalb hat
Ignazio entschieden, ein neues Gebäude zu mieten, das hinter der heutigen Tribüne der
Kirche Santa Stefano del Cacco lag und später wurde es „Casa die Frangipani“ genannt, weil
die Frau Laura Frangipani dieses Gebäude gekauft hat.
Man lehrte Theologie, Philosophie und humanistische Wissenschaft, daneben die Sprachen
Latein, Griechisch und Hebräisch. Einige berühmte Persönlichkeiten, die diese neue
Bildungsstätte besucht haben, waren Edmund Augerio und Giovanni Egnazi, der erstere aus
Frankreich und der zweite aus Florenz.
Der Sitz des Kollegiums wurde oft gewechselt, da die Zahl der Studenten stetig zunahm. Im
Jahre 1550 übersiedelte das Kollegium für vier Jahre in das Haus von Batista Salvitati.
Danach wurden viele Pläne für einen Neubau entwickelt. 1584 wurde als endgültiger Sitz der
Bildungsstätte ein Gebäude errichtet, wo sich heute der Platz „Piazza Collegio Romano“
befindet. Diese Entscheidung wurde vom Papst Gregorio XIII. Boncopagni getroffen.
21
2.Reise nach Rom
1611 war Galileo wieder in Rom, zuerst als Gast des Botschafters von Toscana Giovanni
Niccolini’s und danach des Grossherzogs von Toscana Cosimo II. in der
Villa Medici.
Im April des Jahres wurde er von Monsignor Malavisia zum Essen eingeladen. Bei dieser Gelegenheit stellte er seine neuen Instrumente den
Mitgliedern der Akademie vor, die zunächst als „Perspicillium “und später
vom Berater Giovanni Demissiani als „telescopio“ bezeichnet wurden. Er
lud die Tischgäste ein, das Teleskop gegen den Himmel zu richten, um
die Monde des Jupiters und den Saturn zu beobachten und außerdem
Stemma Accademia dei
Lincei
die in die Kirche San Giovanni in Laterano in 3 km Entfernung
gemeißelte Inschrift von Papst Sisto V „Sixtus V. Pontifex Maximus
Anno Primo“ zu beobachten. Damit konnte er beweisen, dass man mit seinen Instrumenten
Dinge sehen konnte, die mit bloßem Auge unsichtbar waren. Der bedeutendste und
wichtigste Ort, den er besuchte, war die „Accademia dell’Lincei“.
Er wurde am 25. April 1611 Mitglied dieser Akademie und war dort Gast des Naturwissenschaftlers Frederico Cesi, der 1603 die Akademie begründete. Der Name der Akademie
bezog sich auf den scharfsinnigen „Luchs“ (L’Accademia Lincer’). Einige berühmte Gäste
dieser Zeit waren Faber Della Porta und Galileo. In diesem Gebäude lehrte man Botanik,
Physik und Astronomie. Nach dem Tod Cesi 1630 verlor die Institution ihre Funktion, auch
wenn einige Gelehrte wie Cassiono Dal Pozzo versucht haben, die Einrichtungen und Geräte
zu bewahren. Am 13. Mai 1611 wurde Galileo vom Kardinal Farnese zu einem Banquet zu
seinen Ehren in die Villa di caprarola Farnese eingeladen, deren Räume zum Studium der
Geographie und Astronomie benutzt wurden. Einer dieser Räume hieß „La Sala Mappomond“(Globussaal), der mit Fresken von Giovanni Antonio da Varese ausgestattet war, die
die vier bekannten Kontinente und 48 Sternbilder darstellten.
3.Reise nach Rom
Am 24. Februar 1616 kam er auf Forderung des „Tribunale del Sant’ Uffizio“ nach Rom. Das
heilige Uffizio war eine Einrichtung der römischen Kirche, die im Jahre 1542 durch Paolo III.
auf Grund einer päpstlichen Bulle „Licet initio“ geschaffen wurde. Ihr Ziel war, den Glauben
zu bewahren und Irrtümer zu überprüfen. Tomaso Caccini hat den Briefwechsel zwischen
Galileo und Bendetto Castelli gelesen in dem ein Satz stand („La terra secondo sé tutta si
muove, etiam di moto diurno é sole immobile- die Erde bewegt sich in einem Tag um sich
selbst und die Sonne steht still), der mit der heiligen Schrift unvereinbar war.
22
Ein weiterer Grund für die Aufforderung war die Beschuldigung, dass Galileo Beziehungen
mit deutschen Protestanten und mit Frederico Cesi hatte. Auf Befehl des Papstes Paolo V.
wurde Galileo während eines Monats befragt und danach von Kardinal Bellarmino ermahnt,
diese „Unwahrheiten“ nicht mehr zu verteidigen und zu lehren unter Androhung der Haft bei
Unterlassung. Galileo versprach gehorsam zu sein, um einer Demütigung zu entgehen,
obwohl er inoffiziell arbeiten konnte.
4.Reise nach Rom
Kardinal Barberini wurde als Papst Urban VIII. gewählt. Galileo hoffte nun, dass die neue
Wissenschaft durch die römische Kirche unterstützt werden würde einschließlich seiner
neuen Entdeckungen. Er begann sein wichtigstes Werk „Dialogo sopra i del massimi sistemi
del mondo“ im Jahre 1630 zu beenden. Aus diesem Grunde kam er wieder nach Rom. Er
konferierte insgesamt sechsmal mit dem Papst.
5.Reise nach Rom
Bei dieser Reise hoffte er, die Erlaubnis zur Veröffentlichung seiner Werke zu bekommen.
Da die Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Vatikans sehr groß waren, ließ der Papst
zu, dass gegen Galileo nach dem Willen der Jesuiten, der Prozess eingeleitet wurde.
Am 23. Februar 1633 wurde Galileo vor das Tribunal der Inquisition geladen, dessen Sitz im
Palazzo della Minerva neben dem Pantheon und der Kirche Santa Maria Minverva war.
Vorher war seit dem 7. Jahrhundert dort ein Oratorium und später im 12. Jahrhundert hat die
Bruderschaft der Dominikaner diesen Bereich vergrößert. Diese Gebäude wurden mehrmals
verändert und am Ende bildete sich der Renaissancestil heraus. Die Kirche setzt sich aus
3 Schiffen, dem Querschriff, der Kapelle und dem Chorraum
zusammen. Eine Besonderheit ist die neben dem Chorraum
stehende Statue der Auferstehung Christi, die Michelangelo
begonnen hatte und Raffaele da Monte Lupo im Jahre 1521
beendete. Im Zentrum des Platzes steht ein 5,47m hoher Obelisk
aus rotem Granit mit kleinen von Bernini geplanten und von Ercole
Ferrata geschaffene Elefanten. Durch eine Inschrift von Papst
Alessandro VII. wird erklärt: „Man benötigt einen robusten
Verstand, um eine solide Intelligenz zu stützen.“
(Ci vuole una mente robusta per sostenere una solida intelligenza)
23
Piazza della Minerva: obelisco
Der heutige Palazzo della Minerva wurde im 15. Jahrhunder nach der Entscheidung des
Dominikaners Vincenzo Giustinani gebaut und wurde von dem Tribunal der Inquisition als
Sitz der Prozesse benutzt. Der berühmteste dieser Prozesse war der gegen Galileo.
Während des Prozesses wurde Galileo verurteilt,
abzuschwören. Die Verurteilung führte zur Isolation
in der Villa Medici als sein letzter Sitz in Rom, als
Ergebnis der Verurteilung am 26. Juni in Santa
Maria Sopra Minerva.
Villa Medici
Die Villa Medici liegt auf dem Hügel del Pincio, wo die Lucallianischen Horti liegen.
Diesen Gärten wurden nach dem Entwurf von Lucinio Lucollo in der Zeit von 66 bis 63 vor
Christi geschaffen.
Nach Verwahrlosung dieses Geländes übernahm der Kardinal Ferdinando de Medici den
Palast und Garten und restaurierte ähnlich der Paläste mit den Gärten von Pisa und Florenz
diese Anlage.
Als im Jahre 1587 der Kardinal Grossherzog von
Toscana wurde, war die Villa Medici eine der
wichtigsten Prestigeobjekte von Rom und hatte
die Funktion einer richtigen Botschaft und
beherbergte die wichtigsten Politiker von Florenz
als Gäste. Im Jahre 1887 ließ Oreste Tomassini
als Erinnerung an Galileo eine Säule in der
Strasse Viale di Trinita’ dei Monte mit der
Inschrift: „Der letzte Palast von der Familie
Medici war Galileo Galilei’s Gefängnis“. Sein
Vorgehen war, dass die Erde sich um die Sonne
bewegt hat. (Il prossimo plazzo gia de medici fu
prigione a Galileo Galilei reo di aver veduto la
terra volgersi intorno a sole“)
Säule in der Viale di Trinita (Schülerfoto)
24
Verfasser: Roberta De Notto
Quellen:
www.wikipedia.it
www.liceoqvisconti.it
http://www.lincei.it/
http://www.romasegreta.it
http://villamedici.it
http://roma.repubblica.it
„Letteratura e Scienza Nuova: Galileo Galilei: . La vita e le opere“ da „Dal testo alla storia dalla storia al testo, volume C: dal
Barocco all’illuminismo“, Guido Baldi, Vilsiva Giusso, Mario Razetti, Giuseppe Zaccaria, 1999 Paravia.
Capitolo VI „Il nome del telescopia“ da „Galileo astronomo 1603-2009“, Gabriele Vanin. Edizione di Dicembre 2008, Edizioni
DBS.
www.villediroma.comvisiteinprogramma.html
www.natura.com/.../nrm0601_475a_bx4.html
www.rome-roma.net/piazza-della-minerva.html
25
2.1.6 Das Weltbild des Galilei im Gegensatz zum Weltbild der
Katholischen Kirche
Das Besondere im Lebenslauf des Galilei war neben seiner Entdeckungen in der Physik und
Astronomie die Entwicklung der Methoden der neuen, modernen Wissenschaft, die Gesetze
der Integration von Erfahrung und Begründung, von Beobachtung und Mathematik oder wie
er sagen würde ’’die gute Erfahrung und die notwendige Demonstration“.
Als Grundlage der neuen Methode wurde die Kritik an der Autorität der Kirche gesetzt wie
auch die Kritik der Gewohnheit, sich auf die Autorität der Kirche und ihrer Tradition zu
berufen. (repräsentiert durch die heiligen Lehrbücher des Aristoteles).
Diese Kritik ist eine der Säulen der Methode Galileis, weil sie den Gegensatz der zwei
unterschiedlichen Systeme darstellt.
Das Wissen, dass sich auf das Prinzip der Autorität der Kirche bezog, bedingte ein
Bewusstsein, welches Galilei als Papierwelt kritisierte, ein weitschweifiges, rhetorisches
Buchwissen, eine abstrakte und sterile Konstruktion, die im Fokus der traditionellen Exegese
steht ohne wirklichen Bezug zur Realität.
In dieser Welt wird die Erfahrung negiert, die Beobachtung verbannt, die Reflexion verkannt
und an ihrer Stelle dominieren leere Worte sowie leerer Formalismus der syllogistischen
Logik ohne Überprüfung in der Realität. Dieses traditionelle Wissen wurde von Galilei als
Essentialismus und Finalismus beurteilt und verurteilt.
Essentialismus, weil dieses Wissen nach dem Wesen oder inneren Charakter der natürlichen
Phänomene sucht. Galilei urteilt darüber, dass dies ein Unterfangen sei, dass die Möglichkeiten der menschlichen Erkenntnis bei Weitem überschreitet. Ein Einverständnis über
gesicherte Erkenntnisse wäre notwendig.
Finalismus, weil diese Betrachtung Teile der physikalischen Natur mehr nutzorientiert
beschreibt im Hinblick zur höheren Ehre Gottes.
26
Die Galileische Methode ist vor allem durch Konzentration auf die Beobachtung der
natürlichen Phänomene charakterisiert. Die Beobachtung ist jedoch keine bloße Sammlung
von empirischen Daten, sondern wird von Anfang an vom theoretischen Interesse bewegt.
Daher ist die Beobachtung eine grundlegende Methode für Galileo, die er harten Angriffen
seitens der unwissenschaftlichen theologischen Dogmatikern ausgesetzt sieht.
Die Beobachtung muss nach Galilei durch die Vernunft geführt werden, die durch einen
quantitativen und mathematischen Charakter geprägt ist. Manchmal können in der Tat die
Sinne täuschen, das erfordert eine notwendige Demonstration, auch eine Hypothese, die auf
die Realität basiert, diese hat die Aufgabe die theoretische Lösung der physikalischen
Probleme zu erforschen. Letztere muss aber durch eine experimentellen Überprüfung
einschließlich der damit zusammenhängenden Auswirkungen verifiziert werden.
Die Galileiische Methode besteht aus drei Teilen: der „sinnlichen Erfahrung“, der „notwendigen Demonstration“ und der “Überprüfung“. Die Beobachtung allein ist nicht genug,
auch wenn sie wichtig ist. Sie muss von der Hypothese und mathematischer Deduktion
beleuchtet werden. Letztendlich profitieren beide durch den Verweis auf die Beobachtung
und beide müssen durch das Experiment getestet werden, dass die Wissenschaftler
durch Einsatz von Technologie ermöglichen. Das Teleskop, das Galilei verdienstvoller
Weise gegen den Himmel richtete, ist eine Demonstration von folgendem: Die kopernikanische Hypothese wurde durch diesen Test einer experimentellen Verifizierung unterworfen. Mit großer Originalität ist es Galilei gelungen, in einem Kreislauf von Beobachtung, Experiment und Theorie oder allgemein physikalische Nachforschungen mit
mathematischen Hypothesen, Sensibilität und Vernunft zu verbinden.
Die wissenschaftliche Methode Galileis setzt eine mathematische Konzession des
Universums der Natur voraus.
Diese Konzession rechtfertigt und fundiert die Möglichkeit der menschlichen Erkenntnis
in der Prozedur der Beobachtungen und Hypothesen.
In dieser Tatsache spiegelt sich in bewundernswürdiger Weise die quantitative
mathematische Struktur der physikalischen Realität wider. Der Wissenschaftler muss die
Natur von jeder qualitativen und subjektiven Betrachtung berauben, um nur die
quantitativen und mathematischen Beziehungen zu studieren (objektive Qualität).
Die moderne Wissenschaft beschäftigt sich nicht mehr mit den Essenzen und der
Qualität des Gegenständlichen, sondern mit deren objektiven und messbaren Eigenschaften und deren kausalen Beziehungen.
27
Während seiner wissenschaftlichen Forschungen zwang sich Galilei sich auch in die
Texte der Heiligen Schriften zu vertiefen. Er behauptet, dass die Bibel nur einen
ethischen und religiösen und keinen wissenschaftlichen Zweck hat. Diese will den Menschen nicht den Menschen zeigen wie der Himmel gemacht ist, sondern wie man in den
Himmel kommt.
Dies hat die Konsequenz, dass kein Konflikt zwischen der religiösen Wahrheit und der
wissenschaftlichen Wahrheit entstehen kann, weil es sich hier um zwei unterschiedliche
Wahrheiten handelt. In der Tat hat Gott in zwei verschiedenen Arten die sich nicht
widersprachen gesprochen:
1) mittels der Heiligen Schriften
2) mittels dem Geschehen der Schöpfung
Die Zuständigkeit für die richtige Auslegung der Heiligen Schrift obliegt der Kirche, während
die Interpretation der Struktur der Natur Aufgabe der Wissenschaft ist.
Zwischen Wissenschaft und Glauben gibt es somit keinen Konflikt, sondern eine Art Gewaltenteilung. Sie können als zwei verschiedene Sphären mit zwei unterschiedlichen Sprachen
verstanden werden, auch wenn sich beide auf den Plan des Schöpfers zurückführen lassen.
Die Bibel enthält die Wahrheiten des Glaubens, nicht die der Wissenschaft, denn Gott wollte
nicht verraten wie die Welt ist, sondern wie die Seele zu retten ist.
Die religiöse Wahrheit ist in der Tat in eine Hülle von Wörtern und Begriffen eingewickelt, die
die heiligen Verfasser in die Bibel während einer bestimmten historischen Epoche geschrieben haben, eine Epoche, die durch eine gewisse Armut in der wissenschaftlichen Erkenntnis
charakterisiert war.
Im Jahre 1623 schrieb Galileo „Il saggiatore“, ein Werk, dass als Manifest der neuen
Wissenschaft interpretiert werden kann. Es richtete sich gegen die Irrtümer und
Unwahrheiten des Dogmatismus.
Das Ergebnis dieser Periode ist auch das reife und bedeutende Werk – Der Dialog über
die beiden hauptsächlichen Weltsysteme, dem ptolemäischen und kopernikanischen.
Dieses Werk wurde im Jahre 1633 in der Volkssprache in Dialogform geschrieben, war der
Öffentlichkeit zugänglich und hatte das Ziel, zu siegen ohne das Zulassen von Zweifeln an
der Wahrheit der kopernikanischen Wissenschaft.
Ideatori: Alessandra Frontoni & Maura Peduto 4 C formazione.
Fonti: “Domenico Massaro: La comunicazione filosofica – 2 Il pensiero moderno –” .it.wikipedia.org/wiki/Metodo_scientifico
28
2.1.7 Galileos Dialog
Galilei arbeitete bis 1630, unterbrochen von immer wiederkehrenden Krankheiten, an seinem Werk „Dialogo di Galileo
Galilei sopra i due Massimi Sistemi del Mondo Tolemaico e
Copernicano (Dialog über die zwei wichtigsten Weltsysteme,
das Ptolemäische und das Kopernikanische)“. Vom Papst und
der Inquisition erhielt er unter Auflagen der Zensur eine Druckerlaubnis. Im Februar 1632 erschienen die ersten Exemplare
des „Dialogs“. Jedoch beging Galilei bei der Veröffentlichung
zwei Fehler: Er machte sich erstens über einen Lieblingsgedanken des Papstes lustig, und zweitens legte er die Schlussrede zugunsten des Ptolemäischen Systems, die er aufgrund
einer Auflage schreiben musste, dem Dummkopf Simplicio in
den Mund. Dies verärgerte den Papst so sehr, dass er mit voller
Härte reagierte.
Verfasser: Nick Sendler, Andreas Eger, Ashab Yusupov
Quellen: Das Leben des Galilei
Text:
http://www.ethbib.ethz.ch/exhibit/galilei/galileo1a.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Galileo_Galilei
http://bildung.freepage.de/fbs/de_galil.htm
http://www.weltchronik.de/bio/cethegus/g/galilei.html
http://www.dieterwunderlich.de/Galileo_Galilei.htm
Bilder:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/08/Galileo_portrait_oval.png
http://www.ethbib.ethz.ch/exhibit/galilei/images/A5_Padua.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/ff/CosimoIIMedici1.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2e/Galileos_Moon.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8e/Galilei-weltsysteme_1-621x854.jpg
http://www.leifiphysik.de/web_ph10_g8/geschichte/03galilei/inquisition.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/95/GallileoTomb.jpg
Eigene Fotos aus Florenz (Ludwig Zekeli)
29
Aristoteles, Ptolemäus und
Kopernikus diskutieren auf dem
Titelblatt Galileis Dialog
2.1.8 Der Inquisitionsprozess
Zwischen 1613 und 1615 steht Galileo dem schwierigen Problem gegenüber, die heliozentrische Theorie und die Hl. Schriften miteinander in Einklang zu bringen. Damit beschäftigt er
sich im ersten seiner vier Briefe an Kepler, wo er die Stichhaltigkeit und Wahrhaftigkeit dieser
Hypothese beweist, die die Sonne in den Mittelpunkt unseres astronomischen Systems stellt
(Brief an Don Benedetto Castelli 21.Dez.1613). Darin legt er seinem Schüler Castelli eine
rationale Lösung des schwierigen Problems dar, das entstanden ist durch die Unvereinbarkeit seiner Beobachtungen mit den Hl. Schriften; aber eine derartige Lösung kann von der
Kirche nicht akzeptiert werden, da sie nur die von ihr selbst vorgeschlagenen Lektürekriterien
zulässt. Darüber hinaus verbirgt Galileo nicht, dass er dazu tendiert, aus den faktischen
Gegebenheiten der Natur sicherere Erkenntnisse zu gewinnen als aus der menschlichen
Natur, die immer verschiedenen Interpretationen ausgesetzt sind je nach dem Grad der
Intelligenz, die von Mensch zu Mensch variiert. Im Wesentlichen behauptet Galileo, dass es
korrekter ist, vom methodologischen Standpunkt aus, die Natur betreffende Dinge gemäß
den Beobachtungen und Erfahrungen und nicht gemäß der Hl. Schrift zu beobachten.
Gerade dieser Brief fällt seinen Gegnern in die Hände und belastet ihn sowie stärkt die
gegen ihn vorgebrachten Anklagen.
Am 20. Dez. 1614 erklärt der Dominikanermönch Tommaso Caccini, dass die Ideen des
Kopernikus der Hl. Schrift widersprechen und entzündet somit einen Funken, der die
Aufmerksamkeit des Hl. Stuhls erweckt. Im darauffolgenden Jahr(25 Feb.) prüft der
Ausschuss des Vatikans die Briefe, die von Caccini angezeigt wurden, In der Zwischenzeit
schickt Galileo, der über die Maßnahmen des Gerichts informiert wurde, eine Kopie seines
Briefes an Castelli dem Monsignor Dini mit der Bitte, diesen dem Pater Grimberger und dem
Kardinal Bellarmino vorzulegen.
Letzterer bestätigt, dass es keine Verurteilung geben darf, wenn das heliozentrische Weltbild
mit wissenschaftlichen Beweisen belegt werden kann, Im Gegenteil, es sei gut, die
traditionelle Interpretation der Hl. Schrift zu überdenken. Der Vatikan verurteilt Galilei, die
Hauptanklagepunkte sind:
„Es wird behauptet dass Galileo die Vorschriften überschritten hat, indem er von unseren
Hypothesen abwich und behauptete, dass die Erde sich bewege und die Sonne statisch sei.
Ebenso hat er das existierende Fließen und Zurückfließen des Meeres falsch in Verbindung
gebracht mit der Unbeweglichkeit der Sonne und der Beweglichkeit der Erde, die es nicht
gibt. Dies sind die Hauptpunkte (…) was das Buch betrifft ist folgendes als weiterer
Anklagepunkt
zu
betrachten:
kein
ordnungsgemäßer
Genehmigung für die Veröffentlichung (…).
30
Druck,
ohne
Einholung
der
Viele Irrtümer und Abweichungen von unserer Hypothese im Werk selber und Behauptungen
bezüglich der Beweglichkeit der Erde und Unbeweglichkeit der Sonne; Verunglimpfung der
Schriftsteller, die gegenteiliger Meinung sind und der Hl. Kirche besser dienen.“
In den folgenden Jahren gelangt Galileo zu der Überzeugung, dass die Kirche dazu gebracht
werden könnte, die Doktrinen des Ptolemäus fallen zu lassen und im Jahr 1631 gelingt es
ihm, die Erlaubnis für den Druck seines „Dialogo sopra i due massimi sistemi“ (Dialog über
die zwei größtes Systeme) zu erhalten. Dieses Mal schafft er es nicht, eine Anklage in einem
weiteren Inquisitionsprozess gegen den „Kopernikanismus“ zu vermeiden. So beginnt 1632
die Beweiserhebung im Prozess. Gerade jetzt wird Papst Urban VIII in dieser Sache wichtig.
Der Papst, verärgert wegen des Geredes über ihn, verändert allmählich seine Einstellung zu
Galileo, da er den Eindruck hat, umgangen worden zu sein in anbetracht der Tatsache, dass
seine Anweisungen, einige Korrekturen vor dem Druck und der Veröffentlichung an dem
Werk vorzunehmen, nicht befolgt wurden. Besonders zwei Faktoren stören Urban VIII:
Der erste ist persönlicher Art und beruht auf der Tatsache, dass seine Empfehlungen nicht
befolgt wurden, die darauf abzielen, die kopernikanische Theorie als reine mathematische
Theorie darzustellen. In der Tat wird in dem hitzigen Dialog zwischen den drei
Hauptpersonen – Salviati, Simplicio und Sagredo – der Leser dahin geführt, die Heliozentrische Hypothese als plausibel anzuerkennen. Der Papst ist außerdem verärgert, weil die vatikanischen Lästerzungen unterstellt hatten, dass Galileo ihn im Dialog mit Simplicio identifiziert habe, der mit linkischer Gerissenheit die Theorie von der Erde als Mittelpunkt verteidigt.
Der zweite Faktor, der dazu beigetragen hat, die Haltung von Papst Urban VIII zu versteifen,
war politischer Art und beruhte auf den Gegensätzen, die aufgetreten waren anlässlich des
Konsistoriums am 8. März 1632, in dem Kardinal Borgia den Papst öffentlich angeklagt hatte.
Urban VIII beschließt, den Fall Galileo persönlich zu untersuchen. Deshalb befiehlt er am
23. September, nachdem er einen Bericht über den Druck des Buches gelesen hat, dem
Inquisitor von Florenz zu schreiben, damit er Galileo nach Rom zitiere.
Der Inquisitor von Florenz antwortete am 2.Oktober 1632 dem Gericht, dass der Angeklagte
bereit sei, zu erscheinen und bitte, dass das Verhör in Florenz stattfinde oder dass ihm für
die Reise nach Rom Aufschub gewährt werde, sodass man einen geachteten Mann
vorgerückten Alters, der obendrein krank war, nicht zwinge, eine Reise mitten im Winter auf
sich zu nehmen und ihn damit demütigen.
31
Der Aufschub des Verhörs brachte unglücklicherweise keine Vorteile, obwohl der genannte
Großherzog unterstützt wurde von Pater Castelli und Michelangelo Buonarroti. Bei der
Versammlung am 11.November hatte der Papst angeordnet, dass Galileo sich nach Rom
begeben muss und im Falle einer Weigerung mit Gewalt gezwungen wird.
Der Inquisitor von Florenz beantragt einen Aufschub von 30 Tagen, dem er eine ärztliche
Bescheinigung beilegt, die den Schweregrad seiner gesundheitlichen Beschwerden bestätigt
und der Aufschub wird genehmigt. Am 2o. Januar 1633 unternimmt Galileo seine Reise nach
Rom und erreicht die Stadt am 13. Februar. Hier logiert er im Haus des Botschafters
Niccolini, was ihm die Gefangenschaft im Kerker des Castel Sant’ Angelo erspart, wo die
Angeklagten der Inquisition vor dem Verhör und dem Prozess gewöhnlich untergebracht
wurden. Galileo wartet zwei Monate, bevor er aufgefordert wird, vor Gericht zum ersten
Verhör am 12. April unter dem Vorsitz des Paters Vincenzo Maculano zu erscheinen.
Während des Verhörs erinnerte der Wissenschaftler daran, dass er 1616 freiwillig nach Rom
gekommen war, weil er über die Diskussionen bezüglich der Theorien des Kopernikus
informiert war und erklären wollte, dass diese Meinung nicht im Widerspruch stand zu den
Lehren der Kirche. Somit gelang es ihm, sich recht gut zu verteidigen.
Der Wissenschaftler erklärte, dass sein Dialog die Theorien des Kopernikus nicht verteidigte
indem er folgendermaßen argumentierte:
„Ich habe mit diesem Buch weder an der Meinung über die Beweglichkeit der Erde und die
Unbeweglichkeit der Sonne festgehalten noch habe ich sie verteidigt, vielmehr zeige ich in
diesem Buch das Gegenteil der obengenannten Auffassung des Kopernikus und zeige auf,
dass seine Begründungen ungültig und unhaltbar sind.“
Der Prozess war aber, wie Pater Maculano sagte, am Ende angekommen, weswegen man
einen Ausweg finden musste. Er war sich der Tatsache bewusst, dass der Papst Galileo
verurteilen wollte. Maculano setzte somit bei der Vatikanischen Kongregation die Erlaubnis
durch, dass er „mit Galileo außergewöhnlich verfahren könne, um ihm seinen Irrtum bewusst
zu machen, damit er ihn nach dieser Erkenntnis zugebe.“
Deshalb übernahm der Vorsitzende des Gerichts persönlich die Aufgabe, Galileo klar zu
machen, dass er von seinen Erklärungen, die im Widerspruch zu den kirchlichen Auffassungen stehen, abweichen müsse, um neue Komplikationen zu vermeiden und zu einem
Abschluss des Prozesses zu kommen, in dem er öffentlich bekennt, sich geirrt zu haben.
32
Am 10. Mai wird Galileo vor den Hl. Stuhl zitiert und der Vorsitzende teilt ihm mit, dass er
eine Frist von 8 Tagen habe, um seine Verteidigung vorzubringen. Außerdem solle er seine
Absicht kundtun, ob er sich verteidigen wolle oder nicht. Daraufhin erklärt Galileo, dass er
bewiesen hat, dass von seiner Seite her keine Umgehung der Vorschriften stattgefunden hat,
um auf betrügerische Weise den Druck seines Dialogs zu erreichen.
Er glaubte, dass die einzige Möglichkeit, den Prozess zu beenden darin bestehe, sein Werk
mit einigen Korrekturen zu versehen. Aber der Papst war anderer Meinung. Nachdem er sich
über den Fortgang des Prozesses informiert hatte, ordnete er am 16.Juni an, Galileo ein
weiteres Mal zu befragen und zu einer Kerkerstrafe wegen des Verdachts der Häresie zu
verurteilen, wenn er unter Drohung keine zufriedenstellende Antwort geben und abschwören
würde.
Das letzte Verhör fand am 21 Juni 1633 statt. Der Wissenschaftler wurde aufgefordert, unter
Eid die Wahrheit zu sagen:
F (Frage):“ Was haben Sie noch zu sagen?“
A (Antwort):“ Ich habe dem, was ich schon gesagt habe, nichts mehr hinzuzufügen.“
F:“ Seit wann behaupten Sie schon, dass die Sonne der Mittelpunkt der Welt ist und dass die
Erde es nicht ist und dass diese sich in täglichem Rhythmus bewegt?“
A:“ Schon sehr lange, d.h. bevor die Hl. Kongregation diesbezüglich Entscheidungen
getroffen har und Vorschriften festgelegt wurden, war ich neutral und hatte zwei Meinungen,
d.h. die von Ptolemäus und die von Kopernikus, über die man diskutieren konnte, da in
Wirklichkeit sowohl die eine als auch die andere wahr sein konnte;
Aber nachher wich in mir, bestärkt durch die Klugheit der Oberen, jeder Zweifel und ich hielt
die Meinung Ptolemäus, d.h. die Unbeweglichkeit der Erde und die Beweglichkeit der Sonne,
für wahr und unanfechtbar, so wie ich es heute tue.“
F:“ Aus dem Buch kann man aber schließen, dass Sie der Meinung des Kopernikus auch
nach diesem Zeitpunkt anhafteten.“
A:“ Beim Schreiben des Dialogs, der schon veröffentlicht ist, habe ich nicht behauptet, die
Meinung des Kopernikus für wahr zu halten; ich wollte nur eine allgemeine Erklärung geben
und habe deshalb die Gründe bezüglich der Natur und Astronomie dargelegt, die man
sowohl für die eine Seite als auch für die andere anführen könnte. Ich wollte dabei aber auch
deutlich machen, dass auch diese weder für die eine noch die andere Meinung einen
definitiven Beweis liefern können, und dass man deshalb, um Sicherheit zu haben,
zurückgreifen müsse auf die Entscheidung der erhabensten Doktrinen. Dies ist an sehr
vielen Stellen des Dialogs ersichtlich.
33
Ich sehe also in mir selber, dass ich nach der Entscheidung der Oberen die verurteilte
Meinung weder teile noch geteilt habe.“
F:“ Ich muss nachdrücklich darauf hinweisen, dass aus dem Buch und den Gründen, die
angeführt werden bezüglich der Bewegung der Erde, zu entnehmen ist, dass Sie die
Meinung des Kopernikus vertreten oder wenigstens vertreten haben. Ich fordere Sie deshalb
auf, die Wahrheit zu sagen, ansonsten werden wir gezwungen sein, falls nötig, auf die vom
Gesetz vorgesehenen Mittel, d.h. die Folterung, zurückzugreifen.“
A:“ Ich teile die Meinung des Kopernikus nicht, noch habe ich sie geteilt, nachdem mir mit
der Vorschrift nahegelegt wurde, dass ich sie aufgeben muss; ansonsten bin ich in Ihren
Händen, tun Sie, was Ihnen gut dünkt.“
F:“ Ich muss darauf bestehen, daran zu erinnern, dass wir auf die Folter zurückgreifen
müssen, wenn Sie nicht die Wahrheit sagen.“
A:“ Ich bin hier um zu gehorchen; und ich habe diese Meinung nach der Entscheidung nicht
geteilt, wie ich schon gesagt habe.“
Das Protokoll endet mit der folgenden Anmerkung:„Da man nichts anderes erreichen konnte
zur Durchführung des Dekrets, wurde er nach Unterzeichnung an seinen Platz
zurückgeschickt.“
Wie aus dem Verhör hervorgeht waren die Richter nicht zufrieden mit den Antworten des
Wissenschaftlers, der trotz Androhung der Folter zwei Mal zu seiner Verteidigung seine
These bekräftigt hat, dass er sich die Theorie des Kopernikus nie aneignete.
Am darauffolgenden Tag nahmen an der Versammlung des Vatikan zum Erlass des Urteils
nur sieben Kardinäle von zehn teil. Die Abwesenden waren: Gaspare Borgia, Francesco
Baberini, Laudavio Zacchia. Diese nahmen an der Sitzung nicht teil, weil sie ihre Gründe
hatten, die These des Kopernikus nicht als falsch, irrig und der Hl. Schrift widersprechend zu
verurteilen und zuzustimmen, dass Galileo auferlegt wurde, feierlich abzuschwören.
Erst 377 Jahre später erkannte die Kirche den im Jahr 1633 begangenen Fehler.
AUTRICI : Wendy De Angelis, Chiara Pambianchi, Francesca Soverino
FONTI:
“Dal testo alla storia Dalla storia al testo “ volume C, Paravia, Guido Baldi, 2000; Wikipedia :
http://it.wikipedia.org/wiki/Galileo_Galilei
34
2.1.9 Hausarrest
Galilei blieb nach dem Prozess zunächst unter Hausarrest in Rom. Nach Umwegen über
Siena stand er in seiner Villa in Arcetri bei Florenz bis zu seinem Tod unter Hausarrest.
Während des Hausarrestes wurden seine sozialen Kontakte stark eingeschränkt. Galilei war
es jedoch gestattet, mit seinen weniger kontroversen Forschungen fortzufahren, aber
Veröffentlichungen waren ihm verboten. Er führte regen Briefwechsel mit Freunden und
Gelehrten im In- und Ausland und durfte später sogar Besucher empfangen.
Galileo Galileis letztes Werk, die „Discorsi“ wurde über Umwege 1636 im Ausland
veröffentlicht. Die „Discorsi“ beinhaltet rein physikalische Themen. Galilei behandelt darin die
Elastizitätstheorie und Kinematik.
Galilei, der schon lange Probleme mit den Augen hatte, erblindete im Jahre 1638 vollständig.
Die Frage, ob die Ursache dafür genetische Veranlagung oder das ungeschützte Beobachten des Sonnenlichts war, ist ungeklärt.
Am 8. Januar 1642 stirbt Galileo Galilei einige Woche vor seinem 78. Geburtstag. Eine
feierliche Beerdigung und ein prunkvolles Grab, wie zu erst geplant, wurde unterbunden. Die
heutige Grabstätte Galileis findet man heute in Santa Croce in Florenz.
Galeis Grab in Santa Croce in Florenz
Verfasser: Nick Sendler, Andreas Eger, Ashab Yusupov
Bilder: Schülerfotos in Florenz
Quellen: http://de.wikipedia.0rg/wiki/Gallileo_Galilei
35
2.1.10
Rehabilitation des Galilei durch die Katholische Kirche
Galilei vor dem Heiligen Offizium
Der Prozess von Galilei, ein Anhänger der Kopernikanischen Theorie bezogen auf die
Bewegung der Himmelskörper im Gegensatz stehend zur Ptolemäischen Aristotelischen
Theorie, die von der katholischen Kirche unterstützt wurde, fing am 12. April 1633 an und
endete am 12. Juni 1633 mit der Verurteilung wegen Ketzerei und mit seiner Abschwörung
von seinem astronomischen Vorstellungen.
Den Beginn der Rehhabilitation des Wissenschaftlers durch die katholische Kirche kann man
im Jahre 1822 datieren, d.h. 180 Jahre nach seinem Tod mit der Imprimatur des Werkes
„Elementi di ottica e astronomia“ von dem Kanoniker Settele, der das Kopernikanische
System festigte und es mit dem christlichen Glauben vereinbarte. Als Demonstration dieses
Vorganges wurden alle Werke über das Kopernikanische System aus der neuen Ausgabe
des Index im Jahre 1846 entfernt. Aber trotzdem entschied Papst Johannes Paul II, dass die
Theologen und Wissenschaftler diesen historischen Vorfall vertiefen sollten, um die Fehler
aufrichtig aufzulösen. Deshalb wurde am 3. Juli 1981 eine extra wissenschaftliche
Kommission eingesetzt.
Nach 11 Jahren, d.h. 359 Jahre nach der Verurteilung, am 31.Oktpober 1992, schreibt der
Kardinal Poupard, dass die Verurteilung des Jahres 1633 falsch, war weil die Theologie und
die Kosmologie jener Zeit rückständig war, die vorherige Verurteilung jedoch gerechtfertigt
wurde, weil Galilei eine Theorie radikal und revolutionär unterstützte, ohne die
wissenschaftlichen Prüfungen vorzuweisen, die die katholische Kirche dazu veranlasste,
diese These nicht anzuerkennen.
Am 12. April 1633 erschien Galileo vor dem Heiligen Offizium und am 22. Juni 1633 endete
der Prozess mit seinem Widerruf.
36
Der Prozess bringt ihm im Jahre 1633 die Drohung der
Inquisition ein, nicht nur seine Schriften auf den Index zu
setzen, sondern ihn auch als Ketzer zum Tode zu verurteilen.
Daraufhin schreibt er folgenden berühmten Widerruf:
•"Ich, Galileo, Sohn des Vinzenz Galilei aus Florenz, siebzig
Jahre alt, stand persönlich vor Gericht und ich knie vor Euch
Eminenzen, die Ihr in der ganzen Christenheit die lnquisitoren
gegen die ketzerische Verworfenheit seid. Ich habe vor mir die
heiligen Evangelien, berühre sie mit der Hand und schwöre,
dass ich immer geglaubt habe, auch jetzt glaube und mit Gottes Hilfe auch in Zukunft
glauben werde, alles was die heilige katholische und apostolische Kirche für wahr hält,
predigt und lehrt. Es war mir von diesem Heiligen Offizium von Rechts wegen die Vorschrift
auferlegt worden. dass ich völlig die falsche Meinung aufgeben müsse, dass die Sonne der
Mittelpunkt der Welt ist, dass die Erde nicht der Mittelpunkt der Welt ist und dass sie sich
bewegt. Es war mir weiter befohlen worden. dass ich diese falsche Lehre nicht vertreten
dürfe, sie nicht verteidigen dürfe und dass ich sie in keiner Weise lehren dürfe weder in Wort
noch in Schrift. Es war mir auch erklärt worden, dass jene Lehre der Heiligen Schrift zuwider
sei. Trotzdem habe ich ein Buch geschrieben und zum Druck gebracht, in dem ich jene
bereits verurteilte Lehre behandele und in dem ich mit viel Geschick Gründe zugunsten
derselben beibringe, ohne jedoch zu irgendeiner Entscheidung zu gelangen. Daher bin ich
der Ketzerei in hohem Maße verdächtig befunden worden, darin bestehend, dass ich die
Meinung vertreten und geglaubt habe, dass die Sonne Mittelpunkt der Welt und unbeweglich
ist. Wenn ich aber einen Ketzer kenne, oder jemanden der Ketzerei verdächtig weiß, so
werde ich ihn diesem Heiligen Offizium anzeigen oder ihn dem Inquisitor oder der kirchlichen
Behörde meines Aufenthaltsortes angeben. Ich möchte mich nun vor Euren Eminenzen und
vor jedem gläubigen Christen von jenem schweren Verdacht, den ich gerade näher
bezeichnete, reinigen. Daher schwöre ich mit aufrichtigem Sinn und ohne Heuchelei ab
verwünsche und verfluche jene Irrtümer und Ketzereien und darüber hinaus ganz allgemein
jeden irgendwie gearteten Irrtum, .geartete Ketzerei und Sektiererei, die der Heiligen Kirche
entgegen steht. Ich schwöre, dass ich in Zukunft weder in Wort noch in Schrift etwas
verkünden werde, das mich in einen solchen Verdacht bringen könnte.
• Ich schwöre auch, dass ich alle Bußen, die mir das Heilige Offizium auferlegt hat oder noch
auferlegen wird, genauestens beachten und erfüllen werde. Sollte ich irgendeinem meiner
Versprechen und Eide, was Gott verhüten möge, zuwiderhandeln, so unterwerfe ich mich
allen Strafen und Züchtigungen, die das kanonische Recht und andere allgemeine und
besondere einschlägige Bestimmungen gegen solche Sünder festsetzen und verkünden.
37
Dass Gott mir helfe und seine heiligen Evangelien, die ich mit den Händen berühre. Ich,
Galileo Galilei, habe abgeschworen, geschworen, versprochen und mich verpflichtet, wie ich
eben näher ausführte. Zum Zeugnis der Wahrheit habe ich diese Urkunde meines
Abschwörens eigenhändig unterschrieben und sie Wort für Wort verlesen, in Rom im Kloster
der Minerva am 22. Juni 1633. Ich, Galileo Galilei, habe abgeschworen und eigenhändig
unterzeichnet."
Am 31 Oktober 1992 wurde Galilei von der Katholischen Kirche rehabilitiert.
Beim Abschluss der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften
präsentierte Card. Poupard das Ergebnis der zehnjährigen interdisziplinären Forschung zum
Fall Galilei. Kardinal Poupard hat dargelegt, dass das Urteil von 1633 nicht unwiderruflich ist,
weshalb Galileo Galilei ab heute als rehabilitiert gilt.
Am Ende seines Referates nannte Card Pouoard die Richter Galileis als verantwortliche für
das Unrecht, die kopernikanische Lehre verboten und Galilei Leid zugefügt zu haben
(Poupard 1992, vgl. Segre 1997). Der Kardinal appellierte an Papst Paul II. : „(..) dieses
Unrecht muss ehrlich anerkannt werden, so wie Sie es, Heiliger Vater, gefordert haben“.
Abweichend vom Text des römischen Verfassers sei hier nicht der Beitrag des Kardinals
aufgenommen sondern der offizielle Text der Ansprache von Papst Paul II zur Rehabilitation
von Galilei:
www.kepler-gesellschaft.de/KeplerFoerderpreis/2006/Platz1_
Faecheruebergreifend/Ansprache
Papst Johannes Paul II.html
38
„ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DER
PÄPSTLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
31. Oktober 1992
Meine Herren Kardinäle, Exzellenzen, meine Damen und Herren!
1. Der Abschluß der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften bietet
mir die willkommene Gelegenheit, ihre ehrenwerten Mitglieder zu treffen in Anwesenheit
meiner wichtigsten Mitarbeiter und der Chefs der diplomatischen Missionen, die beim
Heiligen Stuhl akkreditiert sind. Allen gilt mein herzlicher Gruß. Meine Gedanken richten sich
in dieser Stunde an Professor Marini-Bettólo, der aus Krankheitsgründen nicht unter uns
weilen kann; ich wünsche ihm von Herzen alles Gute für baldige Genesung und versichere
ihn meines Gebetes.
Begrüßen möchte ich ferner jene Persönlichkeiten, die zum erstenmal an eurer Akademie
teilnehmen; ich danke ihnen, dass sie zugestimmt haben, zu euren Arbeiten mit ihrem
Fachwissen beizutragen.
Ferner begrüße ich gern den hier anwesenden Professor Adi Shamir, Professor am
»Weizmann- Institut der Wissenschaften« in Rehovot (Israel), dem die Akademie die
Goldmedaille Pius’ XI. verliehen hat. Ich spreche ihm zugleich meine herzlichsten
Glückwünsche aus.
Auf zwei Themen ist heute unsere Aufmerksamkeit gerichtet. Sie sind eben fachkundig
vorgestellt worden, und ich möchte Kardinal Paul Poupard und Pater George Coyne für ihre
Darlegungen danken.
2. An erster Stelle möchte ich die Päpstliche Akademie der Wissenschaften dazu
beglückwünschen, daß sie auf ihrer Vollversammlung ein ebenso wichtiges wie aktuelles
Thema behandeln wollte: nämlich die komplexen Verhältnisse auf den Gebieten der
Mathematik, Physik, Chemie und Biologie.
Das Thema der komplexen Verhältnisse bedeutet wahrscheinlich in der Geschichte der
Naturwissenschaften einen ebenso wichtigen Abschnitt wie jener, der mit dem Namen Galilei
verbunden ist. Damals glaubte man, man müsse ein eindeutiges Ordnungsmodell vorlegen.
Die komplexen Verhältnisse weisen aber gerade darauf hin, dass wer den Reichtum der
Wirklichkeit berücksichtigen möchte, notwendig eine Vielzahl von Modellen braucht.
39
Diese Feststellung wirft eine Frage auf, die Naturwissenschaftler, Philosophen und
Theologen gleichermaßen anspricht: Wie soll man die Erklärung der Welt – ausgehend von
den elementaren Seinsformen und Erscheinungen — mit der Anerkennung der Tatsache
verbinden, dass »das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile«?
Will der Wissenschaftler streng und formal die Erfahrungstatsachen beschreiben, ist er
gezwungen, auf über die strenge Wissenschaft hinausreichende Begriffe zurückzugreifen,
deren Verwendung gleichsam von der Logik seines Vorgehens gefordert ist. Natürlich muss
die Natur dieser Begriffe exakt verdeutlicht werden, denn sonst gelangt man zu
unangemessenen Grenzüberschreitungen, die die streng wissenschaftlichen Entdeckungen
mit einer Weltanschauung oder ideologischen oder philosophischen Aussagen verknüpft, die
keineswegs streng dazugehören. Hier wird erneut die Wichtigkeit der Philosophie deutlich,
die sowohl die Erscheinungen als auch ihre Deutung in Betracht zieht.
3. Denken wir zum Beispiel an die Erarbeitung neuer wissenschaftlicher Theorien, die das
Leben erklären sollen. Streng methodisch darf man sie nicht unmittelbar im einheitlichen
Rahmen der Wissenschaft deuten. Zumal wenn man jenes Leben, das der Mensch ist, und
sein Gehirn betrachtet, darf man nicht sagen, diese Theorien würden für sich allein schon ein
Ja oder Nein zur Geistseele bedeuten, oder auch, sie würden einen Beweis für die Lehre von
der Schöpfung bieten oder im Gegenteil sie überflüssig machen.
Das Bemühen um weitere Deutung ist notwendig. Und eben dies ist die Aufgabe der
Philosophie: die Suche nach dem globalen Sinn der Erfahrungen und Phänomene, die die
Wissenschaften zusammengetragen und analysiert haben.
Die heutige Kultur erfordert ein ständiges Bemühen um eine Synthese der Erkenntnisse und
eine Integration des Wissens. Gewiss verdanken wir der Spezialisierung der Forschungen
sichtbare Erfolge. Doch wenn sie nicht durch ein aufmerksames Bedenken der
verschiedenen Akzente des Wissens im Gleichgewicht gehalten wird, besteht die große
Gefahr, eine »Kultur der Bruchstücke« zu erreichen, die tatsächlich einer Leugnung echter
Kultur gleichkäme. Echte Kultur ist nämlich ohne Menschlichkeit und Weisheit nicht
vorstellbar.
4. Ähnliche Anliegen hatte ich am 10. November 1979 aus Anlass der ersten Jahrhundertfeier seit der Geburt von Albert Einstein, als ich vor dieser gleichen Akademie den Wunsch
aussprach, »dass Theologen, Gelehrte und Historiker, vom Geist ehrlicher Zusammenarbeit
beseelt, die Überprüfung des Falles Galilei vertiefen und in aufrichtiger Anerkennung
40
des Unrechts, von welcher Seite es auch immer gekommen sein mag, das Misstrauen
beseitigen,
das
dieses
Ereignis
noch
immer
bei
vielen
gegen
eine
fruchtbare
Zusammenarbeit von Glaube und Wissenschaft, von Kirche und Welt hervorruft« (AAS
71,1979, S. 1464–1465). Am 3. Juli 1981 wurde eine entsprechende Studienkommission
eingesetzt. Nun aber, gerade im Jahr, wo der 350. Jahrestag des Todes von Galilei
wiederkehrt, legt die Kommission nach Abschluss ihrer Arbeiten eine Reihe von
Publikationen vor. Ich möchte Kardinal Poupard meine lebhafte Wertschätzung dafür
aussprechen, dass er in der Abschlussphase die Forschungsergebnisse der Kommission
koordiniert hat. Allen Fachleuten aber, die irgendwie an den Arbeiten der vier Gruppen dieser
die Fächer übergreifenden Studien teilgenommen haben, spreche ich meine tiefe
Genugtuung und meinen lebhaften Dank aus. Die in über zehn Jahren geleistete Arbeit
entspricht einer vom Zweiten Vatikanischen Konzil erlassenen Weisung und lässt die
verschiedenen wichtigen Punkte der Frage besser hervortreten. In Zukunft wird man die
Ergebnisse der Kommission berücksichtigen müssen.
Vielleicht wird man sich darüber wundern, dass ich am Ende einer Studienwoche der
Akademie zum Thema der Komplexität der verschiedenen Wissenschaften auf den Fall
Galilei zurückkomme. Ist dieser Fall denn nicht längst abgeschlossen, und sind die
begangenen Irrtümer nicht längst anerkannt?
Gewiss stimmt das. Doch die diesem Fall zugrundeliegenden Probleme betreffen sowohl die
Natur der Wissenschaft wie die der Glaubensbotschaft. Es ist daher nicht auszuschließen,
dass wir uns eines Tages vor einer analogen Situation befinden, die von beiden Teilen ein
waches Bewusstsein vom eigenen Zuständigkeitsbereich und seinen Grenzen erfordern
wird. Das Thema der Komplexität könnte dann einen Hinweis liefern.
5. Bei der Auseinandersetzung, in deren Mittelpunkt Galilei stand, ging es um eine doppelte
Frage. Die erste betrifft das Verstehen und die Hermeneutik der Bibel. Hier sind zwei Punkte
zu betonen. Vor allem unterscheidet Galilei wie der Großteil seiner Gegner nicht zwischen
dem wissenschaftlichen Zugang zu den Naturerscheinungen und der philosophischen
Reflexion über die Natur, die sie im allgemeinen erfordern. Daher lehnte er den ihm
nahegelegten Hinweis ab, das kopernikanische System bis zu seiner durch unwiderlegliche
Beweise erwiesenen Geltung als Hypothese vorzutragen. Das war im übrigen eine
Forderung seiner experimentellen Methode, die er genial eingeführt hatte. Ferner war die
geozentrische Darstellung der Welt in der Kultur der Zeit allgemein als vollkommen der Lehre
der Bibel entsprechend anerkannt, in der einige Aussagen, wenn man sie wörtlich nahm, den
Geozentrismus zu bestätigen schienen.
41
Das Problem, welches sich die Theologen der Zeit stellten, war also die Übereinstimmung
des Heliozentrismus mit der Heiligen Schrift. So zwang die neue Wissenschaft mit ihren
Methoden und der Freiheit der Forschung, die sie voraussetzte, die Theologen, sich nach
ihren Kriterien für die Deutung der Bibel zu fragen. Dem Großteil gelang dies nicht.
Merkwürdigerweise zeigte sich Galilei als aufrichtig Glaubender in diesem Punkte
weitsichtiger als seine theologischen Gegner. Er schreibt an Benedetto Castelli: »Wenn
schon die Schrift nicht irren kann, so können doch einige ihrer Erklärer und Deuter in
verschiedener Form irren« (Brief vom 21. Dezember 1613, in der »Edizione nazionale delle
Opere di Galileo Galilei«, hrsg. von A. FAVARO, Neuausgabe 1968, Band V, S. 282). (Im
weiteren zitiert als: Werk. Bekannt ist ferner sein Brief an Christina von Lorena, 1615, der
einem kleinen Traktat zur Hermeneutik der Bibel gleichkommt, ebd., S. 307–348).
6. Schon hier können wir eine Schlussfolgerung ziehen. Wenn eine neue Form des Studiums
der Naturerscheinungen auftaucht, wird eine Klärung des Ganzen der Disziplinen des
Wissens nötig. Sie nötigt sie zur besseren Abgrenzung ihres eigenen Bereiches, ihrer
Zugangsweise und ihrer Methoden, wie auch der genauen Tragweite ihrer Schlußfolgerungen. Mit anderen Worten, dieses Neue verpflichtet jede Disziplin, sich genauer ihrer
eigenen Natur bewusst zu werden.
Die vom kopernikanischen System hervorgerufene Umwälzung machte also eine Reflexion
darüber notwendig, wie die biblischen Wissenschaften zu verstehen sind, ein Bemühen, das
später überreiche Früchte für die modernen exegetischen Arbeiten bringen sollte, die ferner
in der Konzilskonstitution Dei Verbum eine Bestätigung und neuen Impuls erhalten haben.
7. Die Krise, die ich eben angedeutet habe, ist nicht der einzige Faktor, der auf die Deutung
der Bibel Auswirkungen gehabt hat. Wir berühren hier den zweiten, nämlich pastoralen
Aspekt des Problems. Kraft der ihr eigenen Sendung hat die Kirche die Pflicht, auf die
pastoralen Auswirkungen ihrer Predigt zu achten.
Vor allem muss klar sein: Diese Predigt muss der Wahrheit entsprechen. Zugleich muss man
es verstehen, eine neue wissenschaftliche Tatsache zu berücksichtigen, wenn sie der
Wahrheit des Glaubens zu widersprechen scheint.
Das pastorale Urteil angesichts der Theorie des Kopernikus war in dem Maße schwierig zu
formulieren, wie der Geozentrismus scheinbar selbst zur Lehre der Heiligen Schrift gehörte.
42
Es wäre nötig gewesen, gleichzeitig Denkgewohnheiten zu überwinden und eine neue
Pädagogik zu entwickeln, die dem Volk Gottes weiterhelfen konnte. Sagen wir es allgemein:
Der Hirte muss wirklich kühn sein und sowohl eine unsichere Haltung, aber auch ein
voreiliges Urteil vermeiden, da das eine wie das andere großen Schaden hervorrufen könnte.
8. Hier können wir an eine analoge Krise zu der erinnern, von der wir sprechen. Im
vergangenen Jahrhundert und zu Beginn des unseren hat der Fortschritt der historischen
Wissenschaften neue Kenntnisse über die Bibel und ihr Umfeld möglich gemacht. Der
rationalistische Kontext aber, in dem die Ergebnisse meist dargestellt wurden, konnte sie für
den christlichen Glauben schädlich erscheinen lassen. So dachten manche, die den Glauben
verteidigen wollten, man müsse ernsthaft begründete historische Schlussfolgerungen
abweisen. Das war aber eine voreilige und unglückliche Entscheidung. Das Werk eines
Pioniers wie P. Lagrange verstand die notwendigen Unterscheidungen aufgrund sicherer
Kriterien anzubieten.
Hier wäre das zu wiederholen, was ich oben gesagt habe. Es ist eine Pflicht der Theologen,
sich regelmäßig über die wissenschaftlichen Ergebnisse zu informieren, um eventuell zu
prüfen, ob sie diese in ihrer Reflexion berücksichtigen oder ihre Lehre anders formulieren
müssen.
9. Wenn die heutige Kultur von einer Tendenz der Wissenschaftsgläubigkeit gekennzeichnet
ist, war der kulturelle Horizont der Zeit des Galilei einheitlich und von einer besonderen
philosophischen Bildung geprägt. Dieser einheitliche Charakter einer Kultur, der an sich auch
heute positiv und wünschenswert wäre, war einer der Gründe für die Verurteilung des Galilei.
Die Mehrheit der Theologen vermochte nicht formell zwischen der Heiligen Schrift und ihrer
Deutung zu unterscheiden, und das ließ sie eine Frage der wissenschaftlichen Forschung
unberechtigterweise auf die Ebene der Glaubenslehre übertragen.
Wie Kardinal Poupard dargelegt hat, war Robert Bellarmin, der die wirkliche Tragweite der
Auseinandersetzung erkannt hatte, seinerseits der Auffassung, daß man angesichts
eventueller wissenschaftlicher Beweise für das Kreisen der Erde um die Sonne »bei der
Erklärung der Schriftstellen, die gegen (eine Bewegung der Erde) zu sprechen scheinen«,
sehr vorsichtig sein und »vielmehr sagen müsse, wir möchten das, was bewiesen wird, nicht
als falsch hinstellen« (Brief an R.A. Foscarini, 12. April 1615, vgl. zit. Werk, Band XII, S.
172).
43
Vor ihm hatte die gleiche Weisheit schon den heiligen Augustinus schreiben lassen: »Wenn
jemand die Autorität der Heiligen Schriften gegen einen klaren und sicheren Beweis
ausspielen würde, fehlt ihm das Verständnis, und er stellt der Wahrheit nicht den echten Sinn
der Schriften entgegen, er hat diesen vielmehr nicht gründlich genug erfasst und durch sein
eigenes Denken ersetzt, also nicht das, was er in den Schriften, sondern das, was er bei sich
selber gefunden hat, dargelegt, als ob dies in den Schriften stände« (Brief 143, Nr. 7; PL 33,
col. 588). Vor einem Jahrhundert hat Papst Leo XIII. diesen Gedanken in seiner Enzyklika
Providentissimus Deus aufgegriffen: »Da eine Wahrheit unmöglich einer anderen Wahrheit
widersprechen kann, darf man sicher sein, dass ein Irrtum in der Deutung der heiligen Worte
oder bei einem anderen Diskussionsgegenstand nur behauptet wurde« (Leonis XIII Pont.
Max., Acta, vol. XIII, 1894, S. 361).
Kardinal Poupard hat uns ebenfalls dargelegt, daß das Urteil von 1633 nicht unwiderruflich
war und die weitergehende Auseinandersetzung erst 1820, und zwar mit dem Imprimatur für
das
Werk
des
Kanonikus
Settele,
geendet
hat
(vgl.
Päpstliche
Akademie
der
Wissenschaften, Copernico, Galilei e la Chiesa, Fine della controversia [1820]. Die Akten
des Heiligen Offiziums wurden von W. Brandmüller und E.J. Greipl, Florenz, Olschki, 1992
herausgegeben).
10. Ausgehend vom Zeitalter der Aufklärung bis in unsere Tage, hat der Fall Galilei eine Art
Mythos gebildet, in dem das dargelegte Bild der Ereignisse von der Wirklichkeit weit entfernt
war. In dieser Perspektive war dann der Fall Galilei zum Symbol für die angebliche
Ablehnung des wissenschaftlichen Fortschritts durch die Kirche oder des dogmatischen
»Obskurantentums« gegen die freie Erforschung der Wahrheit geworden. Dieser Mythos hat
in der Kultur eine erhebliche Rolle gespielt und dazu beigetragen, zahlreiche Männer der
Wissenschaft in gutem Glauben denken zu lassen, der Geist der Wissenschaft und ihre Ethik
der Forschung auf der einen Seite sei mit dem christlichen Glauben auf der anderen Seite
unvereinbar.
Ein
tragisches
gegenseitiges
Unverständnis
wurde
als
Folge
eines
grundsätzlichen Gegensatzes von Wissen und Glauben hingestellt. Die durch die jüngeren
historischen Forschungen erbrachten Klärungen gestatten uns nun die Feststellung, dass
dieses schmerzliche Missverständnis inzwischen der Vergangenheit angehört.
11. Der Fall Galilei kann uns eine bleibend aktuelle Lehre sein für ähnliche Situationen, die
sich heute bieten und in Zukunft ergeben können. Zur Zeit des Galilei war eine Welt ohne
physisch absoluten Bezugspunkt unvorstellbar.
44
Und da der damals bekannte Kosmos sozusagen auf das Sonnensystem beschränkt war,
konnte man diesen Bezugspunkt nicht entweder auf die Erde oder auf die Sonne verlegen.
Heute hat keiner dieser beiden Bezugspunkte nach Einstein und angesichts der heutigen
Kenntnis des Kosmos mehr die Bedeutung von damals.
Diese Feststellung betrifft natürlich nicht die Stellungnahme des Galilei in der Auseinandersetzung; sie kann uns aber darauf hinweisen, dass es jenseits zweier einseitiger und
gegensätzlicher Ansichten eine umfassendere Sicht gibt, die beide Ansichten einschließt und
überwindet.
12. Eine weitere Lehre ist die Tatsache, dass die verschiedenen Wissenschaftszweige
unterschiedlicher Methoden bedürfen.
Galilei, der praktisch die experimentelle Methode erfunden hat, hat, dank seiner genialen
Vorstellungskraft als Physiker und auf verschiedene Gründe gestützt, verstanden, dass nur
die Sonne als Zentrum der Welt, wie sie damals bekannt war, also als Planetensystem,
infrage kam.
Der Irrtum der Theologen von damals bestand dagegen am Festhalten an der Zentralstellung
der Erde in der Vorstellung, unsere Kenntnis der Strukturen der physischen Welt wäre
irgendwie vom Wortsinn der Heiligen Schrift gefordert. Doch wir müssen uns hier an das
berühmte Wort erinnern, das dem Baronius zugeschrieben wird: »Der Heilige Geist wollte
uns zeigen, wie wir in den Himmel kommen, nicht wie der Himmel im einzelnen aussieht.«
Tatsächlich beschäftigt sich die Bibel nicht mit den Einzelheiten der physischen Welt, deren
Kenntnis der Erfahrung und dem Nachdenken des Menschen anvertraut wird. Es gibt also
zwei Bereiche des Wissens. Der eine hat seine Quelle in der Offenbarung, der andere aber
kann von der Vernunft mit ihren eigenen Kräften entdeckt werden. Zum letzteren Bereich
gehören die experimentellen Wissenschaften und die Philosophie. Die Unterscheidung der
beiden Wissensbereiche darf aber nicht als Gegensatz verstanden werden. Beide Bereiche
sind vielmehr einander durchaus nicht fremd, sie besitzen vielmehr Begegnungspunkte.
Dabei gestattet die Methode eines jeden Bereiches, unterschiedliche Aspekte der
Wirklichkeit herauszustellen.
13. Eure Akademie führt ihre Arbeiten in dieser Geisteshaltung weiter. Ihre Hauptaufgabe
besteht darin, die Entwicklung des Wissens gemäß der berechtigten Autonomie der
Wissenschaft zu fördern (Gaudium et spes, 36,2), die der Apostolische Stuhl in den Statuten
eurer Institution ausdrücklich anerkennt.
45
Worauf es bei einer wissenschaftlichen oder philosophischen Theorie ankommt, ist ihre
Wahrheit, oder sie muss wenigstens solide begründet sein. Zielsetzung eurer Akademie ist
es aber gerade, beim derzeitigen Stand der Wissenschaft und auf ihrem eigenen Gebiet das
herauszustellen und zur Kenntnis zu bringen, was als gesicherte Wahrheit oder wenigstens
als derart wahrscheinlich gelten kann, dass es unklug und unvernünftig wäre, es
zurückzuweisen. So lassen sich unnütze Konflikte vermeiden.
Die Ernsthaftigkeit der wissenschaftlichen Information wird daher der beste Beitrag sein, den
die Akademie zur exakten Formulierung und Lösung der dringenden Probleme leisten kann,
die die Kirche kraft ihrer besonderen Sendung beachten muss: Probleme, die nicht nur die
Astronomie, die Physik und Mathematik betreffen, sondern ebenso die relativ neuen
Disziplinen der Biologie und der Biogenetik. Viele neuen wissenschaftlichen Entdeckungen
und ihre möglichen Anwendungen haben mehr denn je eine direkte Auswirkung auf den
Menschen selber, auf sein Denken und Handeln, so dass sie sogar die Grundlagen des
Menschlichen selber zu bedrohen scheinen.
14. Für die Menschheit gibt es eine doppelte Form der Entwicklung. Die erste umfasst die
Kultur, die wissenschaftliche Forschung und Technik oder alles das, was zum Horizont des
Menschen und der Schöpfung gehört und sich mit eindrucksvoller Schnelligkeit entwickelt.
Wenn diese Entwicklung aber dem Menschen nicht rein äußerlich bleiben soll, muss
notwendig das Bewusstsein und seine Anwendung entwickelt werden. Die zweite Weise der
Entwicklung betrifft alles Tiefere im Menschen, insofern er, die Welt und sich selbst
überschreitend, sich dem zuwendet, der der Schöpfer von allem ist.
Nur dieser Weg nach oben kann am Ende dem Sein und Tun des Menschen einen Sinn
geben, weil er ihn mit seinem Ursprung und Ziel in Verbindung bringt. Auf diesem doppelten
horizontalen und vertikalen Weg verwirklicht sich der Mensch voll als geistiges Wesen und
homo sapiens. Zu bedenken ist freilich, dass diese Entwicklung nicht einförmig und
geradlinig erfolgt und der Fortschritt nicht immer harmonisch bleibt. Dies macht die
Unordnung deutlich, die zur Situation des Menschen gehört. Der Wissenschaftler, der diese
Entwicklung zur Kenntnis nimmt und berücksichtigt, trägt zur Wiederherstellung der
Harmonie bei.
Wer sich der wissenschaftlichen und technischen Forschung widmet, nimmt als
Voraussetzung seines Weges an, dass die Welt kein Chaos, sondern ein Kosmos ist, dass
es also innerhalb der Naturgesetze eine Ordnung gibt, die sich erkennen und denken lässt
und die deshalb eine gewisse Verwandtschaft zum Geist aufweist. Einstein pflegte zu sagen:
»Was es in der Welt an ewig Unverständlichem gibt, setzt voraus, dass es verständlich ist«
46
(In »The Journal of the Franklin Institute«, Band 221, Nr. 3, März 1936). Diese Verständlichkeit, die von den atemberaubenden Entdeckungen der Wissenschaft und Technik
bestätigt wird, verweist am Ende auf den transzendenten und ursprünglichen Gedanken, der
allem Sein eingeprägt ist.
Meine Damen und Herren, zum Abschluss dieser Begegnung spreche ich meine besten
Wünsche aus, dass Ihre Forschungen und Überlegungen dazu beitragen, unseren Zeitgenossen nützliche Hinweise für den Aufbau einer harmonischen Gesellschaft zu geben in
einer Welt, die das Menschliche mehr achtet. Ich danke Ihnen für die Dienste, die Sie dem
Heiligen Stuhl leisten, und ich bitte Gott, er möge Sie mit seinen Gaben erfüllen.
Verfasser (bis auf die obengenannte Einschränkung): Angelica Degollar
Fonti:
Fonti http://it.wikipedia.org/wiki/Processo_a_Galileo_Galilei
Original französisch in: L'Osservatore Romano, 1.11.1992;
deutsche Fassung entnommen aus: deutscher L'Osservatore Romano, 13.11.1992, S. 9-1
„ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DER
PÄPSTLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
31. Oktober 1992
47
3.
Kepler und das heliozentrische Weltbild
3.1
Das Leben des Johannes Keplers
Johannes Kepler wurde 1571 in der Nähe von Weil (Württemberg)
geboren. Er war ein deutscher Astronom und Philosoph. Seine Familie
zog 1575 nach Leonberg, in eine Stadt ein wenig nördlich von Weil. Die
Familie Kepler war protestantisch und stammte aus einem gut situierten
Geschlecht. Obwohl die Familie aus noblem Hause stammte, war der
Vater lediglich ein Kaufmann für Schneiderbedarf. Seine Mutter Katharina
war ein Waisenkind, wurde von ihrer Tante großgezogen und später als Hexe angeklagt.
Sein Interesse für Astronomie wurde durch seine Mutter geweckt, die ihm den Kometen im
Jahre 1577 und die Sonnenfinsternis 1580 erläuterte. Vor seinem Studium führte Johannes
Kepler mit zwölf Jahren kleinere Arbeiten im kleinen Seminar von Adelsberg aus. Seine
Arbeit und seine Intelligenz ermöglichte ihm ein Stipendium des Herzogs von Württemberg,
um sein Studium an der Universität in Tübingen 1589 fortführen zu können. Diese Universität
wurde gegründet, um die zukünftige protestantische Elite auszubilden. Dort lehrte man
Theologie, Latein, Musik, Mathematik und ergänzend Geometrie und Astronomie.
In Tübingen schulte ihn einerseits ein Philosophie Professor nach der Lehre des Platons und
Pythagoras und andererseits stellte ihm sein Mathematik und Astronomie Professor Michael
Maestlin verbotener Weise privat die Theorie des heliozentrischen Weltbildes von
Kopernikus vor. Diese Doktrin überzeugte Kepler. Leider wurde Kopernikus
verfolgt, obwohl er von dem heliozentrischen Weltbild überzeugt war. Anfangs war
Kepler für eine kirchliche Karriere vorgesehen. Jedoch 1594 fragte die protestantische
Schule in Graz bei der Universität in Tübingen nach einem Mathematiklehrer an. So wurde
Kepler Mathematikdozent in Graz. In dieser Epoche war Graz eine sehr tolerante Stadt in
welcher ohne Schwierigkeiten die protestantische Schule neben der katholischen Universität
bestehen konnte.
Später konvertierte Kepler zum Calvinismus und trennte sich von den Lutheranern. Dieser
Glaubenswandel führte später persönlich zu Schwierigkeiten mit den religiösen Autoritäten
und dies führte zu seiner Exkommunikation seitens der Lutheraner. Er veröffentlichte
regelmäßig ein Almanach und astrologische Horoskope, die sich später als wahr
herausstellten. Dieser Sachverhalt konsolidierte seine Reputation.
Im Jahre 1597 heiratete er Barbara Mühleck, mit der er zwei Kinder Hatte. Seine
Frau starb 1611.
48
Noch im gleichen Jahr publiziert er sein Werk Mysterium
Cosmographicum, in dem er eine erste Beschreibung der
Ordnung des Universums wagt. Diese ist signifikant, da sie
die erste komplette und überzeugende Fassung der
geometrischen Vorteile der kopernikanischen Theorie
darstellt. Zwei Jahre nach der Publikation des Buches im
Jahre 1599, bietet Tycho Brahe Kepler eine Stelle als
Assistent an, die er 1600 antrat und er zog in diesem Jahr
nach Prag um. Dieses Angebot kam ihm sehr entgegen, da
er im gleichen Jahr aus der Steiermark als Protestant
ausgewiesen wurde.
Keplermuseum Regensburg
(Schülerfoto)
Prager Burg- Hof Rudolfs II(Schülerfoto)
Wohnhaus von Kepler in Prag
(Schülerfoto)
49
Die Zeit, die Johannes Kepler mit Tycho Brahe arbeitete, war
nur von kurzer Dauer, da die Beziehung auf wissenschaftlichem Gebiet der beiden sehr angespannt war. Unter
anderem glaubte Brahe nicht an das heliozentrische Weltbild
von Kopernikus und Kepler lehnte das von Tycho Brahe
entwickelte hybridische System des Weltalls ab.
Denkmal von Tycho Brahe und
Kepler in Prag (Schülerfoto)
Kepler erhielt die Aufgabe, die von Tycho Brahe erfassten Daten der Marsbahn auszuwerten. Zunächst glaubte er diese Aufgabe in acht Tagen zu bewältigen, letztendlich
benötigte er dafür acht Jahre.
Als Brahe 1601 starb, wird Kepler sein Nachfolger als kaiserlicher Mathematiker und
Astronom im Dienste Rudolph II. Keplers Himmelsbeobachtung wurde durch seine Kurzsichtigkeit eingeschränkt, außerdem war er von schlechter Gesundheit. Nach und nach
gelang es ihm, die Parameter der Marsbahn herauszufinden. Er verkündete die ersten zwei
Gesetze der planetarischen Bewegung. Die ersten zwei Gesetze werden in seinem Werk
Astronomia nova seu de motu stellae Martins, 1609 in Prag
veröffentlicht.
Tycho bat Kepler kurz vor seinem Tod sein System, in dem
sich die Sonne um die Erde dreht und die Planeten sich um
die Sonne bewegen, zu verteidigen. Kepler hielt das Versprechen gleichzeitig wissend, dass dieses System sich nur
wenig von dem Kopernikanischen unterschied.
1612 nach dem Tod des Kaisers Rudolph II. siedelte Kepler
nach Linz um, wo er bis 1626 Mathematik lehrte.
1611 veröffentlichte er das Werk Dioptrica in dem er den
Sehvorgang und die Brechung des Lichts in der Atmosphäre
beschrieb.
http://www.planetarium-goettingen.de
/Presse/Bilder/Astronomia_Nova.jpg
50
1619 publizierte er das Werk Harmonices Mundi
in welchem er unter anderem sein drittes Gesetz
erläuterte. Darüber hinaus stellte er diese
Planetenbewegungsgesetze in Beziehung zur
Harmonie der Klänge in der Musik.
Mehr oder weniger in der gleichen Zeit fasste er
während drei Jahren in Epitome Astronomiae
Copernicanae
alle
seine
Erforschungen
zusammen, die einen erheblichen Einfluss auf
die Astronomen dieser Zeit ausübten.
Schülerfoto Keplermuseum Regensburg
1625 veröffentlichte er seine letzte Arbeit
Tabulae Rudolphinae die auf den wissenschaftlichen Daten von Brahe basierte.
Ein Jahr später war er, auf Grund der Verfolgung der Protestanten gezwungen, Österreich
zu verlassen. Er zog erst nach Ulm, dann nach
Sagan (Polen) zum Herzog von Wallenstein.
Dort langweilte er sich schon nach kurzer Zeit.
Schülerfoto Keplermuseum Regensburg
Auf der Suche nach einem interessanteren
Wohnort starb er auf seiner Reise in
Regensburg am 15. November 1630.
Sterbehaus von Kepler (Schülerfoto in Regensburg)
51
Sterbezimmer von Kepler in Regensburg
Keplermuseum in Regensburg (Schülerfoto)
Kepler Denkmal in Regensburg
an seiner Begräbnisstätte. Das
Grab wurde eingeebnet (Schülerfoto)
Keplers letztes Werk war für den Mathematiker und Wissenschaftler Isaac Newton von
Nutzen, da es die Basis für die Formulierung des allgemeinen Gravitationsgesetzes war.
Daneben leistete Kepler ein Beitrag zur Optik mit seinem Buch Dioptrice.
Letztendlich entwickelte er ein System der Infinitesimalmathematik.
Verfasser: Giulia Lucatelli, Davide Forestiere
FONTI:
http://www.ips.it/scuola/concorso/keplero/KEPLERO.html
http://www.lafrusta.net/pro_keplero.html
http://www.ildiogene.it/EncyPages/Ency=Keplero.html
http://www.vialattea.net/pagine/astro1/keplero.html
http://it.wikipedia.org/wiki/Keplero
52
3.2. Kepler als kaiserlicher Mathematiker im Gegensatz zum
Luthertum und zur Katholischen Kirche
3.2.1 Kepler im Gegensatz zum Luthertum
Luther hat die Lehre von der persönlichen Vereinigung der beiden Naturen von Brot und
Wein beim Abendmahl vertreten. Er kam zu dem Ergebnis, dass ein Leib auf dreierlei Weise
gegenwärtig sein kann: Gegenständlich wie Dinge, ungegenständlich wie Engel und Geister
und übernatürlich, wie allein Gott gegenwärtig ist. Auf die zweite und erst recht auf die dritte
Weise könne auch der Leib Christi im Abendmahl gegenwärtig sein. Konnte Kepler der
lutherischen Abendmahlslehre in ihrer letzten konfessionellen Zuspitzung nicht folgen und
stimmte er hier eher der calvinistischen Lehre bei, so vermochte er doch auch die
calvinistische Prädestinationslehre nicht nachzuvollziehen. Er hielt sie für unmenschlich. Ein
Gottesbild eines teils als rettenden, anderen teils verdammenden Gott konnte er nicht teilen.
Das von Kepler unterstützte und von ihm weiter entwickelte Weltbild fand bei Luther keine
Zustimmung. Martin Luther sagte einmal:„ Es ist die Rede von einem neuen Astrologen, der
beweisen möchte, dass die Erde sich anstelle des Himmels, der Sonne und des Mondes
bewegt, als ob jemand in einem fahrenden Wagen oder Schiff denken könnte, dass er
stehen bleibt, während die Erde und die Bäume sich bewegen. Aber das ist wie die Sachen
zu Hause sind: Wenn ein Mann gescheit sein möchte, muss er etwas Besonderes empfinden
und die Weise wie er etwas tut, muss die beste sein. Dieser Dummkopf möchte die gesamte
Kunst der Astronomie verdrehen. Jedoch hat das heilige Buch uns erklärt, dass Josua die
Sonne und nicht die Erde bat still zu stehen.“
53
3.2.2 Kepler im Gegensatz zur Katholischen Kirche
An der katholischen Kirche kritisierte er das Papsttum und die damit verbundene Hierarchie.
Vor allem jedoch wandte er sich gegen das kirchliche Lehramt mit seinem Anspruch, die
Schrift allein gültig auslegen zu können und allein die Gültigkeit der dogmatischen Lehren
bestimmen zu können. Nicht Papst und Lehramt waren nach Kepler entscheidend für die
wahrheitsgemäße Auslegung der Schrift, sondern jeder Christ war bei ernsthaftem Studium
dazu imstande. Zur Zeit Keplers war keine religiöse Seite bereit, nur ein wenig nachzugeben.
Gerade diese mangelnde Friedensbereitschaft lehnte Kepler aufs Schärfste ab, und gerade
hier setzte sein eigenes Bekenntnis ein. Kepler ging es in erster Linie um brüderliche Liebe
der Christen untereinander; diese werde durch Verdammungsurteile verletzt! Sein eigentliches Ziel war friedliche Harmonie zwischen Konfessionen, ja zwischen den Menschen
schlechthin.
Dass das Kopernikanische Weltbild 1616 von der katholischen Kirche verboten wurde,
bedeutete das gleichzeitig eine Ächtung der Erkenntnisse von Kepler, der ja auf Grund
seiner Arbeit das Kopernikanische Weltbild unterstützte.
Trotz aller Skepsis gegenüber der katholischen Kirche wollte er sich auf keine Konflikt mit
dem heiligen Stuhl einlassen und versah seine Erkenntnisse mit den Vokabeln „bis es
verbessert wird“ oder „ bis es erklärt wird“. Er betonte aber, dass die Bibel kein Lehrbuch der
Astronomie sei. Eine diesbezügliche Auslegung bezeichnete er als Missbrauch der Bibel.
Im Weiteren hatte Kepler Glück, im protestantischen Norden zu leben, der toleranter war. Im
Gegensatz hierzu hatte der streitlustige Galilei in Italien weit aus größere Schwierigkeiten mit
der katholischen Kirche, auf die oben eingegangen wurde.
54
3.2.3 Zusammenfassung
Zusammenfassend kann gesagt werden: Kepler stand als Theologe zwischen den verschiedenen Fronten der einzelnen Konfessionen. Zwar fühlte er sich als Glied der lutherischen Kirche, doch lehnte er das Kernstück der orthodox- lutherischen Theologie, die Allgegenwart des Leibes Christi, ab. Das Herzstück des Calvinismus, die Prädestinatinslehre,
lehnte er ebenfalls ab. Bei der katholischen Kirche war es die Ablehnung des Papsttum und
des damit zusammenhängenden Lehramt. Er suchte die Einheit der Kirche, doch dies blieb
ein frommer Wunsch. So widmete er sich dem "Buch der Natur". Er verstand diese Arbeit als
Lobpreis Gottes. Seine Naturkunde gewinnt den Charakter einer Naturtheologie. Sehr eindringlich zeigt dies das Schlussgebet aus Mysterium Cosmographicum.
"Jetzt aber, freundlicher Leser, vergiss nicht den Zweck aller dieser Dinge, das ist die
Erkenntnis, Bewunderung und Verehrung des allweisen Schöpfers. Denn es heißt nichts,
vom äußeren Augenschein zum inneren Sinn, von der sichtbaren Erscheinung zum inneren
Schauen, von der Beobachtung des Weltlaufs zu dem so tiefen Ratschluss des Schöpfers
vorzudringen, wenn du dich nicht in einem Schwung, mit der ganzen Hingabe deines
Herzens aufwärts zur Erkenntnis, Liebe und Verehrung es Schöpfers fortreißen lässt. Drum
stimme lauteren Sinnes und dankbaren Herzens mit mir in das Lob dessen, der das
vollkommendste Werk begründet hat. Gott, du Schöpfer der Welt, unser aller ewiger
Herrscher ! Laut erschallet dein Lob ringsum durch die Weite der Erde ! Groß fürwahr ist dein
Ruhm; Er rauschet mit mächtigen Schwingen durch den herrlichen Bau des ausgebreiteten
Himmels. Schon das Kind verkündet dein Lob; mit lallender Zunge. Satt der Brust seiner
Mutter stammelt es, was du ihm eingibst.’’.
War es möglich, dass der Leib Christi überall dort anwesend sein konnte, wo ein Abendmahl
gereicht wurde? Kepler hielt diese Ubiquität (Allgegenwart) für abwegig und unterschrieb
auch nicht die sogenannte Konkordienformel aus dem Jahre 1577, in der die Ubiquitätslehre
enthalten war. Er hielt sich "auf das allen Laien gegebene Gebot Christi: Tut dies zu meinem
Andenken .." nämlich die Darreichung von Wein und Brot im Abendmahl. Diese Denkweise
entspricht der des Calvinismus. „Beugt durch die Kraft seiner Rede den trotzigen Stolz
deines Feindes."
Keplers Probleme mit der theologischen Lehre jener Zeit waren also nicht wie die Galileis auf
naturwissenschaftliche Streitfragen – wie der des Weltbildes – bezogen, sondern ihm ging es
um die Christologie (= Lehre, die sich mit der Person Jesu Christi beschäftigt und diese
theologisch ausdeutet).
So schrieb er in einem Brief an den Theologieprofessor Matthias Hafenreffer, der nur zehn
Jahre älter war und der ihm in Tübingen am nächsten stand:
55
„Im Jahr 1583 fing ich an soweit einsichtig zu sein, dass, als ich in Leonberg in Württemberg
eine Predigt aus dem Römerbrief von einem jungen Diakon hörte, der überaus weitläufig die
Calvinisten widerlegte, mich tiefer Kummer über die Kirchenspaltung quälte. Immer wieder
geschah es mir, dass mich ein Prediger, der sich über den Sinn der Schriftworte mit seinen
Gegnern auseinander setzte, nicht befriedigte, und wenn ich sie im Text selbst gelesen hatte, mir die Auslegung der Gegner, wie ich sie aus der Wiedergabe des Predigers erfahren
hatte, eine gewisse Überzeugungskraft zu haben schien.“ Weiter schrieb er von seiner Adelberger Zeit und den dort predigenden Praeceptoren: „Überaus weitläufig widerlegten sie das
Zwinglianische Dogma vom Heiligen Abendmahl. [Anm.: Ulrich Zwingli: schweizerischer
Theologe, der für eine Abschaffung der Traditionen der Kirche war, die nicht biblisch begründet waren, wie z.B. Heiligenbilder, Klöster, Beichte, Fastengebot, Firmung, Prozessionen
und Krankensalbung, und sich damit dem Unmut der Katholischen Kirche aussetzte.] Sie
brachten mich in große Unruhe, und nicht selten hatten ihre dringenden Ermahnungen (nämlich wir sollten die Verzerrungen der Calvinisten gut im Auge haben und uns davor in Acht
nehmen) die Folge, dass ich, in die Einsamkeit zurückgezogen, selbst mit mir nach einer
Entscheidung zu suchen begann, was nun eigentlich umstritten sei? Welcher Weise die Teilnahme am Leib Christi sei? Und wie ich meine Verstandeskraft anstrengte, brachte ich
gerade die als vernünftigste heraus, die ich später von der Kanzel als die calvinistische
abweisen hörte.“
Im Hinblick auf seine astronomischen Forschungen muss gesagt werden, dass Kepler und
auch sein Kollege Galilei sehr gläubig im christlichen Sinne waren. Kepler vertrat zwar mit
Galilei das Kopernikanische Weltbild, das besonders von der katholischen Kirche bekämpft
wurde. Keplers wissenschaftliche Erkenntnisse waren aber nicht gegen die katholische und
protestantische Kirche gerichtet, sondern er wollte damit Gott und seine Schöpfung ehren.
Kepler und Galilei als Astronomen verstanden sich als Forscher im Dienste Gottes. Sie
wollten die Kirchen anregen, ihre Weltbild auf Grund ihrer gefundenen Erkenntnisse zu
reformieren.
Im Gegensatz zu Galilei hing Kepler einem gewissen Mystizismus an. Als er im Jahr 1604
die Supernova beobachtete, sah er in diesem Ereignis die Vorsehung Gottes, die die
Wiederkunft des Herrn ausdrücken sollte. Auch beschäftigte er sich bei gleichzeitiger Kritik
bezogen auf diese Wissenschaft mit der Astrologie bis an sein Lebensende.
Dieser Mystizismus Keplers erschien dem Rationalisten Galilei sehr zwielichtig. Galilei
verurteilte Keplers Naturphilosophie, die im Zusammenhang mit esoterischen Harmonien
und fernwirkenden Kräften stand.
Verfasser: Dilan Cebe, Lisa Dotzauer
56
Quellen:
http://www.keplerraum.at/Ttheologie.htul-14k
http://www.kepler-gesellschaft.de/kepler-foerderpreis/2009/P...-23k
http://www.erft.de/schulen/gymlech/galileo/galilei.htm
http://www.kepler-gesellschaft.de/Kepler-Foerderpreis/2006/Platzl
http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kepler
4. Kepler und Galilei im Dialog
Johannes Kepler und der sieben Jahre ältere Galileo Galilei
bewirkten zusammen einen Umbruch auf dem Gebiet der
Wissenschaften, dementsprechend hatten sie in ihren
wissenschaftlichen Ansichten und ihrer Art auch gewisse
Gemeinsamkeiten:
Beide vertraten das heliozentrische Weltsystem des Nikolaus
Kopernikus und waren bestrebt dieses weiterzuentwickeln
und zu beweisen.
So schrieb Galilei in einem Brief an Kepler aus dem Jahre
1597: „…unser Lehrer Kopernikus, der verlacht wurde".
Außerdem waren beide sehr gläubige Menschen, deren Wissenschaft sich nicht gegen die
Kirche beziehungsweise Gott richten sollte, sondern diesen und seine Welt ehren sollte. Sie
waren also keine „Rebellen“, sondern sahen sich viel mehr als „Forscher in Gottes Sinn“.
Ihre Absicht war es nicht, die Kirche zu widerlegen oder zu spalten, sondern vielmehr
strebten sie nach einer Reform der Weltanschauung in der Kirche . Doch beide wurden von
kirchlicher Seite missverstanden und ihre Werke nicht geachtet.
Doch trotz allem waren die beiden in ihren Eigenschaften und
ihrer Persönlichkeit recht unterschiedlich. Die Zusammenarbeit
Keplers und Galileis funktionierte daher nicht reibungslos und
auch der gemeinsame Briefwechsel wurde im Jahre 1610 von
Seite Galileis abgebrochen. Dies geschah, als er auf mindestens
sechs Briefe des Deutschen nicht mehr antwortete (bis auf eine
kurze Empfehlung im Jahre 1627). Verdeutlicht wird dieses
unharmonische Verhältnis schon zu Beginn des Kontaktes, als
Keplers Mysterium Cosmograhicum erschien:
57
Kepler schickte ein Exemplar an den Kollegen aus Italien, der bisher noch keinen Namen als
Astronom hatte, sondern nur als Physiker bekannt war und war hoch erfreut über dessen
höfliche Antwort, in der sich Galilei zur Lehre des Kopernikus bekannte aber auch seine
Zweifel darlegte, öffentlich dafür einzutreten. Daraufhin antworte Kepler dem neuen, wie
Galilei schrieb, „aufrichtigen Freund“ voller Vorfreude auf einen zukünftigen regen
Gedankenaustausch:
„Seid guten Mutes, Galilei, und tretet hervor. Wenn ich recht vermute, gibt es unter den
bedeutenden Mathematikern Europas wenige, die sich von uns scheiden wollen. So groß ist
die Macht der Wahrheit. [...] Nun möchte ich noch eine Beobachtung von Euch erbitten; da
ich nämlich keine Instrumente besitze, muss ich zu anderen meine Zuflucht nehmen.“
Kepler bat Galilei um die Beobachtungen der Fixsternsphäre
bezüglich der Entfernungen. Doch zu seiner großen Enttäuschung
erhielt er nie eine Antwort auf diesen Brief. Und auch im weiteren
Verlauf der Beziehung verhielt sich Galilei Kepler gegenüber wenig
kollegial. Später erfuhr er sogar, dass Galilei einige Entdeckungen
Keplers als seine eigenen ausgegeben hat.
Doch Kepler reagierte darauf selbstlos und meinte: „Galilei halte sich mitnichten zurück,
meine Sachen für sich in Anspruch zu nehmen. Meine Zeugen sind das helle Tageslicht und
die Zeit. Wer auf diese Zeugen hört – die Gebildeten und Vernünftigen hören darauf –, der
lässt sich nie täuschen.“
Hier wird ein weiterer Unterschied in der Persönlichkeit der beiden Wissenschaftler deutlich:
Während Kepler ein bescheidener und friedlicher Mann war, der nach Anerkennung für die
Sache (also seine Entdeckungen) strebte, war Galilei sehr darauf bedacht, selbst Anerkennung und Ruhm zu erlangen und ließ sich gerne auf die eine oder andere Auseinandersetzung ein. Somit sah zunächst Kepler in Galilei eher einen Gleichgesinnten mit dem er sich
hätte austauschen können, Galilei in Kepler aber eher einen
Rivalen, der seinen eigenen Ruhm schmälern könnte oder der
mit seiner Hilfe selbst zu unverdienter Anerkennung kommen
könnte.
Teilnehmerin schaut durch das Fernrohr
nach Galilei im Museum des Vatikans
58
Bezeichnend hierfür ist auch, dass Galilei sich nicht bereit erklärte, Kepler eines seiner neu
entwickelten Fernrohre zukommen zu lassen, als dieser ihn darum bat. Galilei antwortete auf
Keplers Bitte, er wolle in Zukunft neue Instrumente bauen und sie seinen Freunden schicken,
zu welchen er Kepler anscheinend nicht zählte, denn der deutsche Astronom erhielt nie ein
solches.
Diese Weigerung veranlasste Kepler, sich mit der Optik allgemein zu befassen. Mit dem
1611 erschienenen Werk Dioptrice bildete er die Basis für die Optik. Er entwickelte eines von
der Galileischen – Optik abweichende Konstruktion mit zwei Sammellinsen im Gegensatz zu
Galilei, der mit einer Sammellinse und einer Zerstreuungslinse arbeitete. Dieses von Kepler
entwickelte Fernrohr ist Grundlage für fast alle heutigen Fernrohre, die mit einigen Korrekturen arbeiten.
Kepler-Fernrohr
Galilei-Fernrohr
http://www.zeiss.de/de/ophtalmic/comp/home.nsf/0/aa71a34cf7b4a158c12568c0004d8bfb?OpenDocument
Strahlengang des Fernrohrs nach Galilei (http://wapedia.mobi/de/Linsenteleskop)
-kleines Gesichtsfeld
-aufrechtes und seitenrichtiges Bild
-kurze Bauweise
-Lokalisierung des Objekts schwierig
(B= Bild, F= Brennpunkt, G =
Gegenstand, L= Linse)
59
Strahlengang des Fernrohres nach Kepler (http://wapedia.mobi/de/Linsenteleskop)
- lange Bauweise
- größeres Gesichtfeld
- umgekehrtes Bild um 180o
gedreht und seitenverkehrt
(1,2 Linsen; 3 Auge,
4 Gegenstand;5 Zwischenbild;
6 Bild; f = Brennweite)
Die Veröffentlichung der Dioptrice war als Antwort auf Galileis Werk “ Siderus nuncius“
gedacht, das die damalige Astronomie als Beweis für das Kopernikanische Weltbild sah,
ohne dass ein wirklich mathematischer Beweis von Galilei geliefert wurde .
Zuvor hatte Kepler Galileis „Sidereus nuncius“ (Sternenbote / Sternenbotschaft) in einem
offenen Brief durchaus gelobt und stand Galilei damit zur Seite. Wobei er aber in seiner
Vorrede anmerkte, dass sich Galilei nicht sehr solidarisch zu ihm verhalten habe. Ebenso
soll niemand denken, dass die freimütige Zustimmung Kepplers zu Galilei andere beeinflussen sollte, ebenso zu denken.
Ein Treffen der beiden großen Wissenschaftler fand jedoch nie statt.
Verfasser: Daniel Venus, David O`Shea, Aaron Bice
Quellen
http://www.youtube.com/watch?v=HQpALel5xOM
http://zeis.de/4125680F0052EC92/allBySubject/AA71A34C…
http://astronomy/2009.de/ueberblick
http://de.wikipedia.0rg/writer/Johannes_Kepler
http://wapedia.mobi/de/Linsenteleskop
http://www.zeiss.de/de/ophtalmic/comp/home.nsf/0/aa71a34cf7b4a158c12568c0004d8bfb?OpenDocument
http://de.wikipedia.org/wiki/Linsenfernrohr.de
60
5.
Das Astronomische Jahr 2009 - eine Würdigung
Galileis und Keplers
5.1
Forschungsergebnisse und methodischer Ansatz des
Erkenntnisgewinns von Galilei
5.1.1 Astronomische Forschungen und Erkenntnisse von Galilei
Erforschung des Mondes
Die Astronomie von Galilei befasste sich nicht nur mit der Beobachtung und den
mathematischen Konstruktionen, um nach den bisherigen Betrachtungen die richtigen Positionen bzw. den Gang der Sterne vorherzusagen, sondern er entwickelte
einen wesentlichen Fortschritt in Richtung der Wissenschaft über die wahre Struktur
des Universums.
Als er im Jahre im Jahre 1609 in Venedig von dem Freund Paolo Sarpi erfahren hatte, dass
ein holländischer Optiker ein optisches Instrument gebaut hatte, welches ermöglichte
Gegenstände aus der Nähe zu betrachten( eine Bestätigung bekam er durch einen Brief von
dem vornehmen Pariser Jaques Badovére), fing er an, Tag Nacht zu arbeiten. Er benutzte
sein eigenen Erkenntnisse in der Optik der Refraktion, um eine bessere Lösung der
Beobachtung mit einem Bleirohr und zwei Linsen, die jeweils an den Enden des Rohres
befestigt hatte, zu finden.
Diese Erkenntnisse setzte er 1609 bei der Beobachtung des Mondes ein.
Der Name „Luna“ kommt von den Römern. Die Griechen nannten den Himmelskörper Sene
und Artemide und in anderen Mythologien gab es viele unterschiedliche Bezeichnungen.
„La Luna“ ist natürlich seit der Vorgeschichte bekannt. Er ist der zweite „strahlende“
Gegenstand nach der Sonne. Weil der Mond sich mit einer bestimmten Monatsperiode um
die Erde dreht, wechselt der Winkel zwischen Erde, Mond und Sonne. Man beobachtet
diesen Sachverhalt an dem Verlauf der Mondphasen. Die Zeit zwischen zwei neuen Mondphasen ist 29,5 Tage (709 Stunden). Die Bahn des Mondes ist etwas unterschiedlich (wenn
man die Sterne berücksichtigt), da die Erdbahn in der Zwischenzeit eine größere Entfernung
zur Sonne erreicht hat. Wegen der seiner Dimension und Komposition wird der Mond
manchmal als irdischer „Planet“ zusammen mit Merkur, Venus, Erde und Mars klassifiziert:“
Zuerst reden wir über die Mondhemisphäre, die uns zugewandt ist.
Für ein bessere Deutlichkeit teile ich die Hemisphäre in zwei Teile, die eine hell und die
andere dunkle: Die hellere erscheint kreisförmig, die Hemisphäre voll ausfüllend. Die
dunklere dagegen verdunkelt die gleiche Hemisphäre, so erscheint sie mit vielen Flecken.
61
Diese Flecken sind etwas dunkel und groß genug, so dass sie für jeden sichtbar sind und zu
jeder Zeit feststellbar und deshalb nennen wir dies die großen und alten Flecken zum
Unterschied mit den anderen, die kleiner und sehr häufig sind .Die Flecken bedecken die
ganze sichtbare Mondscheibe, besonders die hellere, die die ganze Mondhemisphäre
ausfüllen, die niemand vor uns gesehen hat.“
Wenn Galilei von den großen Flecken spricht
bezieht er sich natürlicher Weise auf Meere, die
sichtbar sind und die kleinen Flecken bezieht er
auf Mondkrater, die nur mit optischen Instrumenten zu sehen sind.
„Durch mehrmalige Beobachtungen wurden wir
überzeugt, dass die Mondebene nicht eben,
nicht formlos und nicht ganz kugelförmig ist, wie
viele Philosophen vom Mond und anderen
Himmelskörpern gedacht hatten, sondern das
die
Mondfläche
ungleich,
rau
mit
vielen
Vertiefungen und Spitzen versehen ist, d.h. nicht anders wie die Erde, mit verschiedenen
Gebirgszügen und Tälern.
Insbesondere hat er einige Tagen nach Neumond folgendes zum
ersten Mal beobachtet: die Linie, die den Mond in die dunkele und
helle Hälfte teilt, war nicht regelmäßig sondern gezackt und die
Mondsichel zeigte kleine schwarze Stellen sowie helle beleuchtete
Spitzen, vergleichbar mit dunklen Tälern auf, sowie die beleuchteten
Bergspitzen auf der Erde bei der Morgensonne.
Ferner beschrieb er in poetischer Weise, dass die Mondfläche keine
perfekte Kugelgestalt aufweist, keiner ätherischen göttliche
Form
gleicht wie vorher gedacht wurde sondern wie ein gewöhnlicher
Festkörper.
62
Das ascheförmige Licht des Mondes
Dieses Licht ist nichts anderes als die Reflexion der Sonnenstrahlen von der Erde auf den
Mond. Auch wenn die Erde kein Stern und keine eigne Lichtquelle ist, reflektiert sie doch
eine gewisse Menge des Sonnenlichtes, besonders wenn die Bewölkung unserer Erdkugel
dicht ist (natürlich nicht von unserer Beobachtungsposition aus). Dieses aschenförmige Licht
erscheint besonders, wenn der Mond genau zwischen der Sonne und unserem Planeten steht.
Diese Kombination und die vorhandenen Mondphasen müssen genau dosiert sein, damit
dieses Phänomen zu beobachten ist. Diese Erscheinung lässt uns erstaunen.
Ein paar Tage nach der Neumondphase
sieht man Mond wie eine schmale Sichel
und trotzdem bemerkt man dass sein
dunkler Bereich ein wenig mit einem
weissblauen (ascheförmig) Licht beleuchtet ist, das sich langsam auflöst. Galilei
behauptete, dass diese Lichterscheinung
nicht vom Sonnenlicht herrührt, da die
Sonne der Erde gegenüber steht. Auch
von den Sternen kann dieses Licht nicht
kommen, weil sonst diese Erscheinung
ständig beobachtet werden müsste. Auch
die Venus scheidet als Ursache aus, da
die
oben
geschilderte
Position
nicht
auftritt.
„Also die Erde gibt dem Mond richtiger Weise
das gleiche Licht, das sie vom Mond in der
finsteren Nacht erhält.“
Sterne und Planeten
Die Planeten sind keine eigne Lichtquelle sondern reflektieren der Sonne. In den verschiedenen Jahreszeiten und auch während des Tages haben sie nicht die gleiche Position im
Gegensatz zu den Sternen, die immer an der gleichen Stelle ihr Licht aussenden. Die Zahl
der Planeten des Sonnensystems sind neun: Merkur und Venus stehen zwischen Erde und
Sonne und dann folgen Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto, die nach der Erde
folgen. „Zu bemerken ist der Unterschied des Aussehens der Planeten und der Fixsterne.
63
Die Planeten sind kugelförmig und erscheinen uns wie kleine beleuchtete Monde und sind
kreisförmig. Das Aussehen der Fixsterne ist nicht fest umrissen kreisförmig sondern
glänzend strahlend flimmernd.....“
Er spricht weiter über Sterne, die mit den Augen nicht sichtbar waren und von der
Milchstraße:
„Neben den Sternen der 6.Größe sieht man mit dem Fernrohr eine große unglaubliche
Anzahl von anderen Sternen: man kann nämlich mit dem Fernrohr wesentlich mehr Sterne
sehen als die gesamten bisher sichtbaren Sterne aller Größen“
Ein überraschendes neues Universum eröffnet sich und ändert die Himmelsgeographie. Die.
im Altertum bekannte Klassifizierung der Konfiguration der Sterne werden eine unförmige
Menge von „Gold- und Silberpulver“. Als Galilei versuchte, die Konstellation des Orions zu
zeichnen stieß er auf Schwierigkeiten, weil er auch die große Zahl der anderen Sterne
einordnen wollte. Es gibt nämlich neben den bekannten Sternen im Winkelfeld von 1 oder
zwei Grad mehr als 500 andere Sterne. Er konnte relativ einfach die Anhäufung der Pleaden,
von denen man bisher nur maximal sieben Sterne bei idealer Sicht beobachten konnte, 36
Sterne mit seinem Fernrohr feststellen. „ Was wir zusätzlich ermittelten ist die Essenz oder
Materie der Milchstraße, die man mit dem Fernrohr so klar sehen kann, dass zum Kummer
der Philosophen alle ihre Auffassungen für lange Zeit gegenstandslos wurden durch die
vernünftige Erfahrung und wir sind frei von unwichtigen Diskussionen. Die Galaxis ist nichts
anderes als eine Anhäufung von unzähligen Sternen, verstreut in Form von vielen
Ansammlungen, die man überall mit dem Fernohr sehen kann, von denen man viele groß
und deutlich sehen kann. Dagegen sind viele kleine Sterne noch unerforscht.“
Was oben von ihm gesagt wurde, ist nichts anderes als eine zusammenstellende Darstellung
der Erforschung unserer Galaxis. Diese Art der Zusammenfassung ist gleichsam eine
Premiere. Das Fernrohr ist noch eine Hilfe, um viele Objekte genauer erkennen zu können,
die früher her als „nebulöse“ Gruppen klassifiziert wurden . Man sieht sie als „Anhäufung“
von Sternen, wie zum Beispiel die Ansammlung der „Krippe“ in der Konstellation des Krebs
(ein typisches Bild des Winter- und Frühlingshimmels). Galilei zog aus Vorsicht noch nicht
die Konsequenz, dass nun der Mensch mit den Augen in der Lage wäre, bis in die Grenzen
des Universums vorzustoßen.. Er sprengte aber damit für immer die damalige Hülle des
Universums .
Planet Jupiter und die Venusphase
„Am 7. Januar des Jahres 1610 um ein Uhr nachts, während ich mit dem Fernrohr die Sterne
beobachtete, erschien mir Jupiter. Weil ich ein exzellentes Instrument vorbereitet hatte, sah
ich (das geschah vorher nicht, da das Vorläuferinstrument zu schwach war), dass um Jupiter
64
3 kleine aber sehr beleuchtete „Sterne“ waren; und wenn ich glaubte, dass sie zu den
Fixsternen zählten, war es für mich ein wirkliches Wunder, weil sie gradlinig und parallel zur
Ekliptik und leuchtender angeordnet waren als andere Sterne gleicher Größe...“
Das „exzellente Instrument“ vergrößerte 30fach und davon zitierte er in seinem Werk
„Siderius Nuntius“ Damit beginnt Galilei in jeder hellen Nacht permanent jene kleinen
„Sterne“ zu beobachten (später entdeckte er einen vierten.)
Sie schienen sich schwingend um den Planeten
Jupiter wie kleine Monde zu bewegen.
Er verstand, dass diese „Sterne“ Planeten des
Jupiters waren (die Entdeckung wurde Cosimo II de`
Medici gewidmet) und die neuen „Sterne“ wurden
somit Medici Planeten genannt und jeder bekam
einen Namen aus der klassischen Mythologie
beginnend von innen: Io, Europa, Ganimede und
Callisto.
Das
Problem
war,
sie
bei
jeder
Beobachtung zu unterscheiden und damit ihre
orbitale
Periode
festzulegen
und
die
Besonderheiten ihrer Bewegungen und Position mit
Hilfe einer Berechnung vorauszusagen. Galilei
erreichte diese nach mehrjähriger Beobachtung
unter Verlust seiner Gesundheit.
Die vier Galileischen Monde von oben: Io,Europa,
Ganymed,Kallisto (maßstabgetreue Fotomontage)
Das konnte er nur unter Berücksichtigung des entscheidenden Einflusses der Bewegung der
Erde um die Sonne berechnen. Jupiter ist ein kleines planetarisches System. Um seine
„Scheibe“ kann man 4 größere Satelliten um den Jupiter sehen, die Galleische Satelliten
genannt werden, weil er sie im Jahre 1610 entdeckt hat. Mit Hilfe eines normalen Fernrohres
kann man die Rotation der Monde um den Jupiter sehen und damit die sich verändernde
Position Stunde um Stunde feststellen.
Nach neueren Erkenntnissen hat der Satellit Io einen Durchmesser von 3600 km( ein wenig
mehr wie unserer Mond) und eine Umlaufzeit von 42,5 Stunden mit vulkanischer Aktivität mit
flüssigem Schwefel. Die Oberfläche ist fest und gibt dem Planeten eine rot- orange- gelbe
Farbe. Warum Io noch feurig bist hat man bisher noch nicht verstanden. Eine Theorie
besagt, dass das magnetische System, von Jupiter und anderen Planeten geschaffen, das
Innere von Io schmelzen lässt.
65
Es wird behauptet, dass viel von dem ausgebrochenem Geröll des Jupiters sich auf dem
Almatea, dem ersten Satelliten des Jupiters, abgelagert hat, begründet durch die Farbe auf
diesem (dieser wurde von Galilei nicht gesehen). Almatea hat eine unregelmäßige Form mit
einem Durchmesser von 200km und deshalb kann man ihn mit amateurhaften Fernrohr nicht
sehen.
Europa, der kleinste der Galileischen Satelliten mit einem Durchmesser von 3100 km, ist mit
einer Eisschicht bedeckt, darunter liegend eine felsige Kruste.
Ganimede, der größte und glänzentste Satelliten von Galilei mit einem Durchmesser von
5200 km, ist der größte Mondsatellit des Sonnensystems noch größer als der Planet Merkur.
Callisto, mit einem Durchmesser von 4800 km, hat eine ähnliche eisige und felsige Typologie
wie Ganimede. Die Kruste scheint mit vielen Kratern bedeckt zu sein.
Jupiter hat nach heutigen Gesichtspunkten insgesamt 16 Satelliten, die im Vergleich zu den
Gallieischen sehr kein sind.
Besonders diese Satelliten und die daraus entstehenden Folgerungen überzeugten Galilei
von der Unumstößlichkeit des Kopernikanischen heliozentrischen Weltbildes. Der Beweis
wurde durch die Beobachtung der Venus gefestigt ( die s geschah im Jahre 1610 und wurde
im Buch Siderius Nuncius nicht dokumentiert sondern zu erst in einem Briefwechsel von
Galilei mit Johannes Kepler). Diese Venusphase wird so ähnlich wie die Mondphase durch
die verschiedene wechselnde Beleuchtung durch die Sonne verursacht, da auch die Venus
sich um die Sonne in einer Umlaufbahn dreht, die in Beziehung zur Erdbahn näher der
Sonne ist.
Venusphasen
66
Venus
Merkur
Erde
Sonne
Mond
Die kosmologische Himmelsgeographie von Tycho Brahe
Diese Feststellung konnte in jener Zeit auch mit kosmologischen System von Tycho Brahe
erklärt werden. Dieses kosmologische System ist ein Kompromiss zwischen dem geozentrischen und heliozentrischen System bei dem die Erde unbeweglich ist und Venus und
Merkur sich um die Sonne drehen und so konnte man auch die Variationen der Beleuchtung
durch die Sonne erklären.
Wo steht nun die Auffassung der Kirche bezogen auf diese neuen Entdeckungen?
Für ein gewisse Zeit lobte die Kirche Galilei, ein Gelehrter, der tief religiös war und die
Autoritäten der Kirche ehrten ihn. Aber als klar wurde, dass seine Arbeite nicht nur mathematische Spielerei war sondern ihn animierte den Geist der Forschung zur Wahrheitsfindung
einzusetzen, bekämpfte sie ihn: der revolutionäre Anstoß seiner Ideen wurde für diejenigen,
die die Wissenschaften an grobe und bequeme Sicherheiten und sowie für diejenigen, die
die Welt an alte Prinzipien,die ihre Privilegien und Macht bestätigten, verankerten, untragbar.
Die Verurteilung durch die katholische Kirche und seine schmerzliche Abschwörung wurde
schnell im Lauf der Geschichte gelöscht.
Verfasser: Jamila Hedhli, Noemi Risa
Fonti:
Stillman Drake,Galileo Galilei pioniere della scienza,Ed. Muzzio,Roma 2009
Galileo Galilei, Dialogo dei massimi sistemi,Grandi classici Oscar Mondadori,Milano 2009
http://www.astrofilitrentini.it/tnp/luna.html
http://saint-andres.blogspot.com/2009/11/cose-la-luce-cinerea.html
http://www.funteaching.it/project/tic2003/TIC_03_SistemaSolare/pianeti_e_stelle.htm
http://www.universonline.it/_astronomia/enciclopedia/sistema_solare/giove.php
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Jupitermoon.jpg&filetimestampo-200602210213041
www.brera.inaf.it/guardacheluna/galleria.html
http://www.investireoggi.it/forum/attachments/il-caffe/8220d1236425308-i-colori-che-non-vediamo-cinerea-mag07.jpg
http://www.associazionecrocedelsud.com/vialattea.jpg
http://www.castfvg.it/sistsola/pianeti/planets_iau.jpg
67
5.1.2 Galilei als Förderer der Methode der modernen Wissenschaft
Galilei war nicht nur ein großer Physiker und Astronom, sondern auch ein Förderer der
Methoden der neuen Wissenschaft, bekannt auch als Galileische Methode.
Auf Grund seiner Erkenntnisse stand er im Gegensatz zu den Visionen der antiken Philosophen insbesondere zu denen des Aristoteles. Das Wissen, das sich auf die Autoritäten
bezog, war nämlich ein Bild des Wissens, dass Galileo in seinem Werk „Il Saggiatore„ als
„Papierwelt“ definierte, ein weitschweifiges Wissen, überladene Buchweisheit, ohne Bezug
zur Realität, in der die Erfahrung negiert wird und die Beobachtung verbannt wird.
Er als Wissenschaftler steht im Gegensatz zum traditionellen Wissen, da dieses nur Essenz
und zweckgebunden war. Diese System schien Galilei besser für die Theologie geeignet als
für die Wissenschaft. Die Methode von Galilei als Wissenschaftler wird durch die Herraustellung der Beobachtung bei der Beschreibung der Naturphänomene charakterisiert. Um dies
zu erreichen, benutzt er alle Sinne, besonders das Sehen. Er definierte diesen Sinn als „
sopra tutti gli altri eminentissimo „ .Die Beobachtung ist aber keine überflüssige Ansammlung
von empirischen Daten, da am Anfang eine von dieser inspirierte Theorie steht. Die von
Galilei durch Beobachtung der Himmelskörper gesammelten Daten, Dank des Fernrohrs,
waren nicht zufällig, sondern wurden aus einer bestimmten Theorie geboren, d.h. er wollte
die Kopernikanische Theorie bestätigen.
Die Beobachtung, auch wenn durch eine Hypothese geführt, ist ein heftiger Angriff gegen die
Doktrin, die seiner Meinung nach unwissenschaftlich und dogmatisch war, vergleichbar mit
der Dogmatik der Theologen. Die Beobachtung nimmt eine wichtige Rolle in der neuen
Methode der Wissenschaft ein. Galilei stellte die Wichtigkeit der Beobachtung für die Medizin
fest. Dank der Praxis in der Anatomie, im Gegensatz zum Studium der Pergamente der Antike, hatte er vor, die Körper der Tiere und die Kadaver zu sezieren, um mit eigenen Augen
die Struktur der Organe zu analysieren. Aber die Beobachtung ist nicht alles. Sie muss von
der Vernunft geführt werden. Er hatte die Integration von der Erfahrung und Verstand,
Beobachtung und der Mathematik vorgesehen oder wie er selber sagte „Vernunft und
Erfahrung sind notwendig für die Beweisführung.
Die erste Fase des Arbeitsprozesses, die ihn zur Methode der modernen Wissenschaft führte, war die Kritik gegen das Autoritätsprinzip, gegen die Gewohnheit die Wissenschaft auf die
Autorität und Tradition der Kirche zu beziehen. Die Tradition bezieht sich auf die Heilige
Schrift und auf die Ansicht der alten Kirchengelehrten. Im Gegenteil zu diesen braucht man
nach Galilei quantitative Experimente und Auswertung, als notwendige Beweisführung.
Man benötigt zuerst eine Hypothese bezogen auf die Realität und ihre Aufgabe ist es,
theoretisch die Lösung der physikalischen Problemstellung vorauszusagen.
68
Das Trägheitsgesetz sei hier ein Beispiel: ein Körper verharrt solange im Zustand der Ruhe
oder gleichförmigen geradlinigen Bewegung solange keine Kraft auf ihn wirkt. Dieses Gesetz
konnte er zunächst nicht mathematisch belegen, dies erreichte er durch verschiedene
Hypothesen. Diese Hypothesen mussten nämlich vorausgesetzt werden, um die Bewegung
der natürlichen Körper logisch zu erklären. Neben der Beobachtung muss man also die
Hypothese und die mathematische Deduktion einsetzen. Diese Deduktion muss auch heute
einer „zerreißförmigen“ Kontrolle durch experimentelle Verifizierung im Labor unterworfen
werden.
Im Labor müssten die Bedingungen, die der realen Natur entsprechen, zur Verifizierung
geschaffen werden, die aber nicht immer reproduziert werden können; dies gilt insbesondere, wenn man auf die Struktur des Universums Bezug nimmt.
Nach den oben genannten drei Arbeitsschritten, die sinnliche Erfahrung, die notwendige
Beweisführung und Verifizierung folgt die Formulierung der Theorie, die solange gültig ist, bis
sie durch die Diskussion anderer Experimente widerlegt wird. Sollte die Verifizierung die
Hypothese nicht bestätigen, muss das Experiment neu wiederholt werden und nur wenn die
Verifizierung und die Hypothese übereinstimmen, ist es möglich Gesetze zu formulieren.
Für Galilei waren die mathematischen Argumentationen sehr wichtig und notwendige
Beweisführungen, weil er überzeugt war, dass die Struktur des Kosmos mathematisch
beschreibbar wäre. Die Methode der neuen Wissenschaft setzt eine mathematische
Anschauung des Universums sowie der Natur voraus. Diese Anschauung rechtfertigt und
begründet die Möglichkeit der Erweiterung des menschlichen Wissens. Durch seine fortschreitende Beobachtungen und Hypothesen spiegelt sich die mathematische quantitative
Struktur physikalischen Realität wider. Davon ist Galilei klar und deutlich überzeugt. Der
Wissenschaftler muss die Natur von jedem qualitativen und subjektiven Charakter befreien,
um nur die quantitativen mathematischen Beziehungen zu analysieren.
Durch mathematische Anschauung des Universums konzipierte er die Physik wie die Mechanik und nicht zufällig ist diese Disziplin als moderne Wissenschaft der heutigen Zeit definiert.
Die neue Wissenschaft, im Unterschied zu derjenigen von Aristoles, die einen qualitativen
zweckgebundenen Charakter hat, ist quantitativ orientiert und desinteressiert an Zweckgebundenheit.
Die moderne Wissenschaft interessierte sich nicht mehr für die Essenz und Qualitäten der
Körper sondern nur über ihre objektiven und messbaren Eigenschaften und über ihre kausalen Verbindungen.
69
Arbeitsmethoden von Galilei
Beobachtung
Individualisierung des Problems
Individualisierung des Problems
Hypothese
Hypothese
Hypothese überprüfen
Experiment zur Überprüfung der Voraussage
Ergebnis
Interpretation und Schlussfolgerung
Die Hypothese wird nicht bestätigt
Die Hypothese wird bestätigt
Weitere Experiment als Folge des Ergebnisses
Prinzip
Verfasser: Jessica Domenicano
Fonti:
Entwicklung einer Theorie
http://www.liceogaribaldi.it
Domenico Massaro,la comunicazione filosofica,ed. Paravia 2009
http://www.wikipedia.org
http://ffz.leonardo.it/lofi/UFO-e-metodo-scientifico/D7971147.html
70
5.2
Astronomische Forschungen und methodischer Ansatz beim
Erkenntnisgewinn Keplers
5.2.1 Astronomische Forschungen von Kepler
Als bahnbrechendes Werk veröffentliche Kepler 1609 "Astronomia Nova". Es handelt sich um eine Darstellung von Keplers
Erkenntnisprozess mit allen Irrwegen oder besser gesagt, allen
Versuchen, mögliche andere Theorien auszuschließen, die an
ein Tagebuch erinnert. Er versucht nicht, die bestimmte Bahnform des Planeten Mars an Brahes empirische Daten anzupassen. Vielmehr überprüft Kepler seine unterschiedlichen
Theorien und Ideen mit den statistisch kontrollierten Daten
Brahes und lässt bei der Suche nach den korrekten Bahngesetzen letztendlich alles fallen, was nicht mit den Daten in Einklang zu bringen ist. Für Kozhamthadam
unterscheidet sich
Kepler von vielen anderen zeitgenössischen Astronomen darin,
dass er einen gewisse innere Freiheit oder Flexibilität bezüglich
philosophischer Ideen besaß. Einführend schrieb Galilei in seinem Werk Astronomia Nova:
„Neue Astronomie ursächlich begründet oder Physik des Himmels dargestellt in Untersuchungen über die Bewegungen des Sternes Mars auf Grund der Beobachtungen des Edelmannes Tycho Brahe auf Geheiß und Kosten Rudolphs des II in mehrjährigem, beharrlichem Studium ausgearbeitet zu Prag von seiner Heiligen Majestät Mathematiker Johannes
Kepler im Jahre 1609 der Dionysischen Zeitrechnung“ (aus dem Lateinischen übersetzt).
Im ersten Teil verglich Kepler die drei Haupthypothesen der Darstellung Planetenbewegung
von Kopernikus, Ptolemäus und Brahe.
Im zweiten Teil fand Kepler heraus, dass die Planetenbahnen keine Kreisbahnen sind.
Im dritten Teil stellte Kepler dar, dass die Sonne das Zentralgestirn ist, um das sich die
Planeten bewegen und die bewegende Kraft im Sonnenkörper liegt. Die bezogen auf die
Planeten im größeren Abstand schwächer und im kleinen Abstand stärker ist.
Im vierten Teil verfeinerte er die Planetenbewegungen.
1619 folgte das Werk Harmonis Mundi mit Erläuterung des dritten
Gesetzes. Hier setzte er die Umlaufzeiten ins Verhältnis zu den
Abständen zur Sonne.
Harmonis Mundi 1619 (Quelle: Keplermuseum Regensburg)
71
1627 veröffentlichte Kepler die Rudolphinischen Tafeln. Diese
Berechnungen hatte er mit Tycho Brahe begonnen und nach
dessen Tod fortgesetzt.
Diese Tabulae Rudolphinae dienten als Grundlage für die
Seefahrt und hatten daher eine hohe praktische Bedeutung.
Auf diese drei Werke stützte sich Newton bei der Entwicklung
seines Gravitationsgesetzes.
Rudolphinische Tafeln 1627
(Quelle Keplermuseum Regensburg)
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Kepler die Erde als Planeten wie die
anderen bereits bekannten betrachtete. Sie bewegt sich um die mit einer bestimmten Exzentrizität (Maß für die Abweichung einer elliptischen Umlaufbahn) positionierte Sonne. Der
Mars bewegt sich z. B. auf einer elliptischen Bahn mit einer Neigung von 1°50' zur Erdbahn.
Die Sonne sitzt in einem der zwei Brennpunkte.
Hier bricht Kepler mit dem aristotelischen Dogma der Kreisförmigkeit. Die drei Gesetze nach
Kepler entstehen.
Die „Astronomia Nova“ erscheint erst 1609 im Druck mit einer geringen Auflage und
bekommt vorerst wenig Aufmerksamkeit. Die ablehnende Haltung vieler Astronomen ist nicht
verwunderlich, da in diesem Werk nicht nur das revolutionäre kopernikanische System
Unterstützung fand, sondern zusätzlich auch noch das anerkannte Prinzip der gleichförmigen
Kreisbahnbewegung der Himmelskörper aufgegeben wurde.
Galileos Zurückhaltung gegenüber Kepler ist möglicherweise mit dessen Hang zum
Philosophieren erklärbar. Für Keplers Schaffen spielten nicht nur naturwissenschaftliche
Argumente, sondern auch Religion und Philosophie eine gewisse Rolle.
Im selben Jahr als Keplers Astronomia Nova veröffentlicht wird, wird
auch das erste Teleskop (Linsenfernrohr) von Hans Lipperhey in den
Niederlanden erfolgreich präsentiert. Kepler erklärt 1611 den
Strahlengang durch die Linsen in seiner „Dioptrik“ und entwickelte
das von Galelei benutzte und konstruierte Fernglas weiter, das als
Grundlage für fast alle heutigen Ferngläser zu betrachten ist.
Als sich mit Keplers neu berechneten Planetentafeln exaktere
Vorhersagen machen lassen, wird der Widerstand in astronomischen
Hans Lipperhey
Fachkreisen allmählich schwächer und die „Astronomia Nova“ wurde
immer mehr akzeptiert.
Verfasser: Ewa Pazulla
72
Quellen
http://www.springerlink.com/content/h34h8070v8k45212/
http://www.unet.univie.ac.at/~a9503672/astro/history/kepler.htm
http://www.raumfahrer.net/astronomie/geschichte/kepler.shtml
http://de.wikipedia.org/wiki/Mars_%28Planet%29#Rotation
http://www.astrosurf.com/luxorion/Documents/lipperhey-hans.jpg
http://derweg.org/personen/forschung/kepler.html
http://www.l.shuttle.de/l/kepler-gym/kepler/kepler.htm
http://www.radio.cz/de/artikel/44912
http://www.zeis.de/44125680F0052EC92/allBySubject/AAA71A34C
Bildmaterial: Keplermuseum Regensburg
Kopernikus und Kepler – Zwei bedeutende europäische Astronomen(Staatliche Fachoberschule Regensburg
__________________________________________________________
5.2.2 Methodischer Ansatz beim Erkenntnisgewinn Keplers
Der eher theoretisch veranlagte Johannes Kepler gilt mit Galilei als Begründer der modernen
Naturwissenschaften. Als Theologe war seine Denkweise aber vor allem sehr glaubensorientiert. In seinem Erstlingswerk „Mysterium Cosmographicum“ von 1596 beruft sich Kepler
auf das Weltbild des Kopernikus, in welchem die Sonne im Mittelpunkt steht und von den
Planeten umkreist wird. Diese setzt er in Beziehung zunächst mit den fünf platonischen
Körpern.
Jeder der fünf harmonischen geometrischen Körper für sich,
der klassischen Auffassung entsprechend, ist als
Element
darstellbar. Kepler vertrat die Ansicht, dass sich der göttliche
Geist in den harmonisch geordneten Größenverhältnissen des
Weltalls offenbart.
Im Laufe der Entwicklung seiner Gedanken kommt er durch
seine deduktive Methode zur mechanistischen Weltauffassung.
Im Gegensatz zu Kepler steht hier die induktive Methode
Galileis, die durch Beobachtung und Experiment zu mathematisch formulierten Gesetzen führt.
Kepler ging wie Galilei vom Prinzip der Einfachheit als ewiges Prinzip aus. Kepler will nicht
die Ursachen der Bewegung der Planeten begründen, sondern die Gesetze. Er war generell
der Überzeugung, dass die Natur auf mathematischen Zusammenhängen beruht. Die
Mathematik erleuchtet das Dunkele.
73
Die Wissenschaft muss nach ihm von Hypothesen ausgehen. Galilei hingegen sagt::
„Beweise
lernen wir nicht aus logischen sondern aus mathematischen Büchern. Über
Hypothesen als alleinige Begründung konnte Galilei gelegentlich lächeln.
Trotz dieser Gegengesetzlichkeit dieser beiden Astronomen, die auch im Briefwechsel zum
Ausdruck kommt, muss die Arbeit beider Astronomen als Ergänzung gesehen werden, als
Vereinigung von induktiver und deduktiver Methode bei der Erforschung hinsichtlich der
Bahnen der Planeten um die Sonne.
Keplers grundlegende Forschungsweise in der Astronomie war, dass er irdische, bekannte
Gesetze, auf die Himmelskörper anwandte, um universelle Gesetzmäßigkeiten zu finden,
wodurch seine bekanntesten Werke, die drei Kepler’schen Gesetze entstanden sind.
5.2.3 Kepler’sche Gesetze
1. Gesetz – Ellipsengesetz (Astromia Nova 1609)
„Die Bahn eines Planeten ist eine Ellipse, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht.“
-
Das Gesetz ist überall im Universum gültig.
-
Himmelskörper bewegen sich grundsätzlich auf
elliptischen Bahnen.
-
Deren einer Brennpunkt ist der Schwerpunkt des
Universums, bei uns die Sonne.
- Der zweite Brennpunkt der Ellipse ist leer
2. Gesetz – Flächensatz (Astronovia Nova 1609)
„Die Verbindungslinie Sonne - Planet überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Fläche.“
Das zweite Gesetz sagt aus, dass die gerade Linie, die den Mittelpunkt des Planeten
mit dem Mittelpunkt der Sonne verbindet, in gleichen Zeiten
gleiche Flächen überstreicht. Daraus folgt, dass der
Planet sich in Sonnenferne langsamer bewegt als in
∆t1
A1
∆t1=∆t2
A1=A2
Sonnennähe. Das heißt, dass die Geschwindigkeit des
Planeten mit der Entfernung von der Sonne abnimmt.
A2
∆t2=∆t2
74
Kepler stellte das Gesetz nur im Verhältnis der Erde zur Sonne auf, aber es ist ebenfalls
allgemeingültig und gilt bei jedem sich auf einer Ellipse befindenden Himmelskörper.
Im Sommer ist die Erde langsamer, im Winter schneller, so ist der Sommer 9Tage länger als
der Winter
3. Gesetz nach Kepler (Harmonis Mundi) 1619)
„Das Verhältnis aus den 3. Potenzen der großen Halbachsen und den Quadraten der
Umlaufzeiten ist für alle Planeten konstant“
(T1/T2)2 = (a1/a2)3
a1,a2 = Ellipsenachsen
Das Gesetz verdeutlicht den Vergleich der Umlaufzeiten von Trabanten um das gleiche
Zentrum.
-
Körper näher an der Sonne bewegen sich schneller
-
Körper weiter entfernt bewegen sich langsamer
-
Merkur: Umlaufzeit 88 Tage;
Pluto:
Umlaufzeit 248 Jahre
Später werden die Gesetze durch Newton präzisiert. Das Zentrum der Umlaufbahnen der
Planeten ist hierbei der gemeinsame Schwerpunkt von Zentralstern (Sonne) und Trabant
(Planet). In unserem Sonnensystem liegt aber der gemeinsame Schwerpunkt noch innerhalb
der Sonne. Ferner beeinflussen sich die Planeten entsprechend der Gravitationsgesetze
nach Newton auch noch untereinander, so dass es zu Abweichungen
v on den reinen Ellipsenbahnen kommt.
Trotz allem sind die Keplergesetze Grundlage für die heutige Satellitentechnik.
Verfasser: Ludwig Zikeli
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kepler
http://de.wikipedia.org/wiki/Keplersche_Gesetze
http://www.kepler.fr.bw.schule.de/content/tl/biographie/html/index.html
http://www.kepler-museum.de/?language=deutsch
http://www.muenster.de/~breitens/referate/kepler/physik/kepler.htm
http://www.textlog.de/6394.html
http//www.textlog.de/6240.html
http:://de.wikipedia.0rg/w/index.php?.title=Datei:Kepler-solar-system-1.png&filetimestamp=200050103115414
75
5.2.4 Anwendung der Kepler`schen Gesetze in der Satellitentechnik
Satellitentypen im Überblick
Bereits der deutsche Astronom Johannes Kepler stellte durch Beobachtung der Gestirne
fest, dass die Umlaufgeschwindigkeit der Planeten und damit die Zeit für einen kompletten
Umlauf um die Sonne stark von der Entfernung zur Sonne abhängt. Diese Erkenntnisse
bilden bei der Satellitentechnik die Grundlage. Man unterscheidet folgende Satellitentypen:
Satelliten
auf
Satelliten-Typen
Kreisbahnen
Satelliten auf ellipti
schen Bahnen
z.B. polare
Umlaufbahnen
z.B. geostationäre
Umlaufbahnen
Low-Earth-OrbitSatellit
Elliptische Bahn
200-1200 km Höhe
Benannte
Raumfahrt
Spionagesatelliten
Astronomische
Satelliten
Erderkundungssatelliten;
militärische
Satelliten
Globale
Kommunikationssysteme (Satelliten)
Sende-und
Empfangsanlagen)
MediumEarth-OrbitSatellit
HighlyElipticalOrbit-Satellit
Geostationer
Satellit
(äquatorial)
8000-36000km
Höhe
elliptische
äquatoriale
Bahn
globale
Kommunikation
(Telefon,
Mobiltelefon,
Navigation,
GPS)
(0,2 -15)*103
(50-400)*103
km Höhe
Weltraumteleskope;
Transferbahn
für Raumfahrzeuge
zum Mond
36000km Höhe
nahezu
kreisförmige
Bahn
Kommunikation,
Wettersatelliten,
Fernsehen,
Rundfunk,
Fernsprechverkehr
Sonnensynchroner
Satellitpolarer
Satellit
400-1000km
Elliptische
Bahnen
Erderkundung
und
Wettersatellit
Forschungsatelliten
Wichtige Satellitenarten für die Praxis sind die geostationären und polaren Satelliten.
76
Einsatz eines geostationären Satelliten (Geostationary Earth Obiter)
Polare
Umlaufbahn
Geostationäre
Umlaufbahn
Geostationäre Bahn -36000km
Höhe- z.B. Meteosat
Quelle: www.ipn.uni-kiel.de/projekt/a7_2/umlauf.htm
Geostationäre Satelliten sind Satelliten am Himmelskörper, mit fester Position. Deshalb
können mit einer dauerhaft installierten Anlage permanent Bilder empfangen werden. Der
bekannteste Geostationäre Satellit ist METEOSAT. Dieser sendet ununterbrochen Graustufen-Bilder zur Erde. Hauptsächlich werden diese Bilder von Nachrichtenstationen
meteorologisch ausgewertet. Die fotografischen Aufnahmen der Erde werden zunächst an
eine Bodenstation gesendet, wo sie durch Hinzufügen von Kontinent-Umrisslinien vervollständigt und wieder an den Satelliten zurückgeschickt werden. Dieser sendet anschließend die retuschierten Bilder zurück an die Erde.
Da sich der METEOSAT-Satellit in 35.790 km Entfernung zur Erde befindet, sind die
empfangenen Bilder der Erde entsprechend grob in der Auflösung. Ein Pixel entspricht etwa
einer tatsächlichen Größe von 14 x 14 Km.
Satelliten, die ca. 36.000 km von der Erde entfernt sind, haben die gleiche Winkelgeschwindigkeit wie die Erde so dass ihre Umlaufzeit um die Erde genau einer Erdumdrehung (also
1 Tag - genau 23 Stunden, 56 Minuten und 4 Sekunden ) entspricht. Daher scheint der
Satellit fest über einem Punkt auf dem Äquator still zu stehen. Dazu gehören v.a. Rundfunkund Kommunikationssatelliten, aber auch z.B. Wettersatelliten. Durch drei oder vier Satelliten
auf dieser Umlaufbahn wird jeder Punkt der Erde erreicht.
77
Meteosat - 2. Generation
Aufnahme vom Meteosat 9 aus der geostationären Position über dem Äquator bei Guinea
0° nördliche Breite und 0° östliche Länge - Aufnahme vom 10.10.2007-10-10
Wettergeschehen
in Deutschland
Wettergeschehen
in Italien
Quelle: http://members.vol.at/vorarlberg-wetter/meteosat.htm http://members.vol.at/vorarlberg-wetter/meteosat.htm
Satelliten auf geostationärer Bahn
Die internationale Fernmeldeunion teilt Frequenzen und Satellitenpositionen zur Verfügung,
damit Satelliten sich nicht gegenseitig stören. Früher betrug der Abstand 4° zum Nachbarsatelliten, der auf der gleichen Frequenz strahlte. Wegen der großen Nachfrage nach
Satellitenpositionen wurden die Abstände auf 2°, entsprechend 1.400 Kilometer, reduziert.
Die eigentliche zugeteilte Satellitenposition ist eine Box, in der die Betreiber ihre Satelliten
auf ± 0,14° positionieren müssen, gleichbedeutend mit einer Ost-West-Drift von weniger als
100 Kilometern.
Die Radialdrift darf nicht mehr als um 75 Kilometer variieren.
78
Ein geostationärer Satellit bezieht seine Energie nahezu ganzjährig vollständig aus Solarzellen. Die Knoten der geostationären Umlaufbahn liegen zu Frühlings- und Herbstbeginn in
der Nähe der Verbindungslinie Sonne-Erde und damit im Erdschatten. Deshalb steht er von
März bis Mitte April und September bis Mitte Oktober nachts für maximal 70 Minuten im
Erdschatten. Während der Zeit dieser Eklipse beziehen die Satelliten ihre Energie aus
Akkumulatoren, die zuvor von den Solarzellen aufgeladen wurden, oder schränken ihre
Leistung ein (Beispiel: TV-SAT). Wenn Satellit, Erde und Sonne auf einer Linie liegen, steht
die Sonne an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen für wenige Minuten dicht beim Satelliten. Die Mikrowellenstrahlung der Sonne überlagert die des Satelliten und es kommt für
wenige Minuten zur Unterbrechung der Satellitenverbindung.
Satellit auf geostationärer Bahn
Quelle:http://www.mpifrbonn.mpg.de/staff/bklein/SpaceDebrisDE/ar01s10.html
Einsatz eines Satelliten in polarer Bahn
Polare Umlaufbahn
Geostationäre Umlaufbahn
polarer Satellit z.B. MetOp in 820 km Höhe
Quelle: www.ipn.uni-kiel.de/projrkt/a7_2/umlauf.htm
79
Geostationäre Satelliten erfassen zwar die ganze Erde, aber der Empfang ist in polaren
Gegenden schwach, da die weit vom Äquator liegenden Polargebiete unter einem flachen
Winkel gemessen werden. Darunter leidet die Auflösung der Bilder.
Die erdnahen polaren MetOp - Satelliten sind eine ideale Ergänzung der geostationären
Wettersatelliten METEOSAT, da sie eine höhere Auflösung der Bilder der Polar- und
Nordatlantikregion vorweisen.
Die polare Umlaufbahn ist eine Kreisbahn auf der sich ein Satellit in geringer Höhe über die
Pole bewegt. Der Satellit überfliegt den Globus längenparallel von Norden nach Süden,
währenddessen dreht sich die Erde von Westen nach Osten. So wird jeder Punkt der Erde
erfasst, dies allerdings relativ selten. Polare Bahnen sind deshalb für Fernerkundung wie
zum Beispiel: Landvermessung, Umweltbeobachtung, Wetterbeobachtung und militärische
Aufklärung geeignet.
Der Satellit auf polarer Bahn soll möglichst immer bei Tageslicht zur selben Zeit das gleiche
Gebiet der Erde erfassen. Hier tritt aber ein Problem auf, denn im Laufe eines Erdumlaufes
um die Sonne wird die Erde auf Grund der Neigung der Erdachse zur Bahnebene in unterschiedlicher Weise von der Sonne beschienen (Jahreszeiten) bezogen auf die Dauer der
Sonneneinstrahlung und die Größe des Einstrahwinkels. Eine Korrektur ist erforderlich. Der
polare Satellit wird in eine sonnensynchrone Umlaufbahn geschossen. Ein Steuerungsmanöver sorgt dafür, dass sich die Umlaufebene des künstlichen Satelliten unabhängig von der
Jahreszeit immer im gleichen Verhältnis zur Sonneneinstrahlung einstellt (sonnensynchron).
Bahnebene des
Satelliten
Winter
Erde
Herbst
Frühling
Sonne
Sommer
80
Einsatz von MetOp-A als Satellit auf polarer Bahn
Quelle: http://www.dlr.de/caf/desktopdefault.aspx/tabid-5519/9216_read-17725/
Ein Beispiel für die Nutzung eines Satelliten auf polarere Umlaufbahn ist der Satellit MetOp –
A. MetOp (Meteorological Operational Satellite) heißt eine Serie von drei europäischen
Wettersatelliten mit erdnaher polarer Umlaufbahn. MetOp wird vom europäischen Wettersatelliten-Betreiber EUMETSAT und der europäischen Weltraumagentur ESA in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen EADS, der französischen Weltraumagentur CNES und der USWetterbehörde NOAA für das EUMETSAT Polar System (EPS) entwickelt. Das EPS dient
der operationellen Meteorologie und der Klimabeobachtung.
Durch höhere Auflösung der Bilder, bessere Beobachtung der Polar- und Nordatlantikregion
und durch Messung der Temperatur- und Feuchtigkeitsverteilung in bislang unerreichter
Genauigkeit wird MetOp dazu beitragen, das zuverlässige Vorhersageintervall von drei auf
fünf Tage zu verlängern.
Die erdnahe polare Umlaufbahn der MetOp-Satelliten macht sie zu einer idealen Ergänzung
der geostationären Wettersatelliten der Meteosat- Reihe. Durch die geringe Höhe von nur ca.
820 km ist die Auflösung der abbildenden Sensoren wesentlich besser als bei geostationären
Satelliten. Allerdings verkleinert sich im gleichen Maßstab das Blickfeld der Instrumente.
Satelliten mit polarer Umlaufbahn können innerhalb eines Tages nahezu die gesamte
Erdoberfläche abtasten.
81
Der erste Satellit (MetOp-A) mit einer Startmasse von 4.093 kg startete am 19. Oktober 2006
Uhr MESZ in Baikonur. Als Trägerrakete diente die modifizierte Sojus-2-1a/Fregat. 69
Minuten nach dem erfolgreich verlaufenen Start wurde MetOp-A von der Fregat-Oberstufe
ausgesetzt und hat nun ab Anfang 2007 den Betrieb aufgenommen.
Der Nachfolgesatellit MetOp-B soll nach derzeitiger Planung 2012 ebenfalls mit einer SojusRakete starten. Der Start des dritten Satelliten MetOp-C ist für 2015 vorgesehen.
Der Satellit besteht aus zwei Modulen: Das Servicemodul (service module) ist für die
Energieversorgung, die Lageregelung und die Steuerung (S-Band Übertragung der Telemetrie und Telekommandos) zuständig und wurde von der EADS in Frankreich auf Basis der
SPOT- Erdbeobachtungssatelliten entwickelt.
Das Nutzlastmodul (payload module) enthält die Instrumente und die Datenübertragung der
Nutzlastdaten zum Boden (im Wesentlichen X-Band) und wurde von der EADS in Deutschland (Friedrichshafen) entwickelt.
Der Satellit beobachtet mit seinen 13 Instrumenten das Wettergeschehen. Zusätzlich liefert
MetOp Umweltdaten. Dazu vermisst er hochgenau die Temperatur- und Feuchtigkeitsverteilung, ebenso Spurengase in der Atmosphäre wie Ozon, CO und CO2, Stickoxide, Schwefeldioxid und Methan.
Verfasser: Olivia Pena Bianca
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Geostation%C3%A4rer_Satellit
http://www.wendeling.net/scanner/geostat.html
htpp://members.vol.at/vorarlberg.wetter/meteosat.htm
www.ipn.uni-kiel.de/projekte/a7_2/umlauf.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Fernmeldeunion
Projekt Staatliche Fachoberschule Regensburg (Kopernikus und Kepler - zwei bedeutende Europäer verbinden Deutschland,
Polen und Tschechien)
82
5.3
Galilei und Kepler, die Vertreter der neuzeitlichen
naturwissenschaftlichen Forschung
Beginn der neuen naturwissenschaftlichen Forschung
Die heutige Naturwissenschaft ist im 17. Jahrhundert unter dem wesentlichen Einfluss der
Zeitgenossen Kepler und Galilei entstanden. Ihr wissenschaftliches Arbeiten beruht auf dem
Zwist der Begriffe Wahrheit und Hypothese. Die Erkenntnisse dieser beider Astronomen sind
für unsere Kommunikationsgesellschaft und die Entwicklung bis ins Jahr 2009 von großer
Bedeutung.
Genau 400 Jahre zuvor richtete Galileo Galilei erstmals ein zuvor in den Niederlanden
erfundenes Fernrohr zum Nachthimmel und machte so erstaunliche Entdeckungen, die die
Menschheit, aus dem Mittelpunkt, an den Rand des Universums drängten. Diese neuen
Erfahrungen über Sterne, Berge und Krater auf dem Mond sowie die Jupitermonde
veränderten die Vorstellung der Menschheit von der Welt, grundlegend. Kepler
veröffentlichte im selben Jahr in seinem Buch „Astronomia Nova“ die grundlegenden Gesetze der Planetenbewegung.
Galilei und Kepler führten zu einem Paradigmenwechsel in Beziehung zu unserem
Sonnensystem.
Fernrohr nach Galilei im Vatikanischen Museum
(Foto: Ludwig Zekeli)
Galileo als Beobachter
Galilei, gilt als Begründer des experimentellen Denkens aller Naturwissenschaftler. Seine
Beobachtungen und Erkenntnisse und deren mathematische Analyse schufen die Basis für
die Entwicklung der neuen Naturwissenschaften, die das mathematisch auswertbare
Experiment einführten und noch Isaac Newton beeinflusste.
83
Den Beitrag für die Wissenschaft leistete er, indem er statt nach dem "warum" eines Vorgangs, nach dem "wie" fragte. So stellte er seine Fragen an das Experiment und nicht an die
Spekulation. Er war der erste, der die Gesetze der Physik in mathematische Formeln umsetzte. Die wahre Naturwissenschaft besteht in der Verbindung des Experiments mit mathematischem Denken. Eine Reihe wissenschaftlich kontrollierter Experimente ist für ihn ein
Beweis für eine Gesetzmäßigkeit.
Mit der Entdeckung der 4 Jupitermonde und der Phasen der Venus bestätigt sich endgültig
seine sympathisierende Haltung zur Kopernikanischen Lehre vom heliozentrischen Weltsystem und verhalf dieser zu weiterem Auftrieb.
Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Callisto
Bild: Galileo, RPIF
Die vier großen Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Callisto werden nach ihrem Entdecker auch die Galileischen Monde genannt. Io ist der vulkanisch aktivste Körper im Sonnensystem, und seine Oberfläche verändert
sich zum Teil innerhalb von Wochen. Die Oberfläche von Europa besteht größtenteils aus Wassereis. Ganymed
ist der größte Mond im Sonnensystem und sogar größer als der Planet Merkur. Callisto schließlich ist mit zahllosen Einschlagskratern übersät und die Oberfläche scheint von einer dicken Staubschicht bedeckt zu sein.
(http://www.google.de/imgres?imgurl=http://berlinadmin.dlr.de/HofW/nr/268/Jupitermonde.jpg&imgrefurl=http://berlinadmin.dlr.d
e/HofW/nr/268/&h=397&w=600&sz=55&tbnid=ml90NE0wJYyH1M:&tbnh=89&tbnw=135&prev=/images%3Fq%3DJupitermonde
&hl=de&usg=__TW5euRdXoEh7LXEGmy3Sf3CTwKI=&sa=X&ei=g0ITTL3WOI-NOPHvob0M&ved=0CC8Q9QEwAw)
Zu weitreichenden Konsequenzen für das religiös-philosophische Weltbild der Zeit führte
jedoch seine Erforschung des Sonnensystems, die bereits 1514 von Nikolaus Kopernikus
entwickelt worden war. Er war sich sicher, dass das ptolemäische- geozentrische Weltbild,
das auch von der Kirche vertreten worden war, nicht stimmen kann. Damit verhalf er der
sogenannten “kopernikanischen Wende” in der Weltsicht, im menschlichen Selbstverständnis und in der Wissenschaftstheorie der beginnenden Neuzeit sich durchzusetzen.
84
Er begründete damit das neue Zeitalter der Wissenschaft und versuchte so diese Wahrheiten von der scholastisch traditionellen Lehre der Kirche abzugrenzen. Die Scholastik
erwartete nämlich von der Wissenschaft den Beweis des religiösen Glaubens, was Galilei in
den Zwiespalt mit der Kirche trieb. Um 1757 die Lehre von Kopernikus und Galilei anzuerkennen und ihre Werke aus dem Index der verbotenen Bücher zu nehmen brauchte die
Kirche noch mehr als ein Jahrhundert.
Obwohl Galileos Beitrag zur Entwicklung der modernen Physik und damit auch der Astrophysik allein schon durch die Aufstellung der Fallgesetze unermesslich wertvoll ist, begnügte
er sich in der Planetentheorie mit Kreisbahnen, welche Kepler ablehnte. Hier zeigt sich, dass
Galileo mehr Physiker als Astronom war. Ferner sorgte er durch Verwendung der italienischen Sprache zur allgemeinen Verbreitung seiner Forschungen in der Öffentlichkeit. Kepler
dagegen verwendete Latein als wissenschaftliche Sprache, die die allgemeine Bevölkerung
nicht verstand und so fand die Verbreitung der Erkenntnisse von Kepler nur in wissenschaftlichen Kreisen und bei der Kirche statt.
Regelbares Fernrohr nach Galilei
Vatikanische Museen Rom
(Foto: Ludwig Zekeli)
Kepler als Theoretiker
Kepler legte mit seinen Gesetzen für die späteren Gravitationstheorien Isaac Newtons den
Grundstein. Er veröffentlichte im Jahre 1609 seine „Astronomia nova“, eines der bahnbrechensten Bücher über unser Sonnensystem. Keplers Wissenschaft diente in erster Linie dem
Erkenntnisgewinn und war von religiösen Zwangsvorstellungen losgelöst. Ihm gelang als
erstem die korrekte Beschreibung der Planetenbahnen. An die Stelle des im Altertum vergötterten Kreises als vollkommenste geometrische Figur setzte er die Ellipse, als die allein
tatsächliche mathematisch begründbare Planetenbewegungsbahn. So wurde aus dem
kosmographischen Mysterium bei Keplers gedanklicher Entwicklung eine „Physica
coelestis“(Himmelsphysik), d.h. die neue Astronomie. Die Mathematik erhellt das Dunkele im
Verständnis des Weltalls.
85
Bei Kepler gilt zwar als Voraussetzung der Erkenntnis zunächst die Hypothese (deduktive
Methode), vermittels derer sich der Zusammenhang der Dinge in der Natur ohne Widerspruch
erklären lässt. Ergänzend hierzu ist Galilei zu sehen, der die mathematische Physik als
selbständige Wissenschaft etablierte, die allgemein zur heutigen mathematischen Naturwissenschaft führte. Galilei entdeckt durch das Experiment die Natur(induktive Methode).
Hierbei spiegelt sich die Natur im mathematisch Bestimmbaren wider. Das Quantitative steht
im Mittelpunkt, d.h. die Natur wird mathematisch messbar.
Kepler, der als Theoretiker die Beobachtungen von Tycho Brahe, den er im Jahre 1600 in
Prag besuchte und seine langjährigen Beobachtungen über die Stellung der Himmelskörper
rein mathematisch auswertete, entwickelte die Gesetzmäßigkeiten der Umlaufbahnen der
Planeten ohne sie durch Beobachtungen zunächst begründen zu können. Obwohl Kepler
und Galileo beide Anhänger des Heliozentrismus waren, erhielt Kepler, wie oben schon
dargelegt, trotz mehrfacher Aufforderung kein Fernrohr von Galilei, welches er gerne zur
Bestätigung seiner Theorien einsetzen wollte. Zudem benutzte Kepler, wie andere Wissenschaftler, Latein als Sprache der Wissenschaft. Sie wollten damit verhindern, dass das
einfache Volk von ihren Lehren etwas mitbekam und vielleicht zu fragen begann. Galilei
hingegen war bestrebt, seine Erkenntnisse möglichst zu seinem Vorteil wirtschaftlich
umzusetzen und versuchte so, die Menschen zu überzeugen und sie zum eigenen Denken
anzuregen und verwendete in seinen Werken die italienische Sprache.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Exaktheit der theoretischen Auswertungen der
Messdaten von Tycho Brahe durch Kepler zwar allgemein anerkannt und von manchen
Fachkollegen bewundert aber nicht unbedingt neuen Einsichten zugeschrieben wurde, eben
als Hypothese bewertet wurden.
Jedoch beide, Kepler und Galilei leiteten bezogen auf die naturwissenschaftliche Forschung
zur Neuzeit über. Ihre beiden unterschiedlichen methodischen Ansätze bestimmen bis in die
heutige Zeit den Erkenntnisgewinn in der Naturwissenschaft.
Verfasser: Ayla Gürbüz
Quellen:
http://philosophieblog.de/heichele/zum-internationalen-astronomiejahr-2009
http://bildung.freepage.de/fbs/de_galil.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Internationales_Jahr_der_Astronomie_2009
http;//kepler-gellschaft.de/kepler-Foederpreis/2006/Platzl....
http:://www.textlog.de/6394html
http://www.erft.de/schulen/gymlech/galileo/galilei.htm
86
6.
Einfluss der Erkenntnisse beider Astronomen auf die
kulturelle, religiöse und gesellschaftliche Entwicklung
6.1
Stellungnahme der Regensburger Arbeitsgruppe
Zur damaligen Zeit, diente die Wissenschaft der religiösen Vorstellung. Man hatte zudem die Aufgabe mit Hilfe der Forschung,
all die Aussagen der Bibel zu beweisen. Galilei und Kepler waren
die Vertreter dieser so genannten neuzeitlichen Naturwissenschaft, d.h. sie waren am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit in
der Wissenschaft beteiligt. Hauptsächlich waren beide an der
Verselbständigung der Wissenschaft tätig.
Anhand eines Zitats von Goethe/Faust lässt sich sagen:
„Der Mensch wollte wissen, was die Welt im innersten zusammenhält“.
Galilei und Kepler waren beide daran gebunden, die Wissenschaft von der religiösen Vorstellung zu lösen. Beide haben
das heliozentrische Weltbild vertreten sowie versucht, dieses
zu beweisen. (Spätere Beweisführung durch Newton). Diese
Vorstellung führte die Erde mit den Menschen aus dem
Zentrum an den Rand des damaligen Universums. In dieser
Zeitepoche fühlte sich der Mensch sozusagen verloren, da
diese Einstellung im Widerspruch zur damaligen religiösen
Auffassung stand. Die „Kopernikanische Wende“, die durch Galilei und Kepler endgültig
eingeleitet wurde, konnten damals nur wenige Gelehrte geistig nachvollziehen.
Keplers Entdeckungen und die Formulierung der drei Gesetze, die die Planetenbewegung im
Sonnensystem erklären, brachten großen Nutzen. Dank dieser Entdeckungen kann man
heute unter anderem jede Planetenbahn messen und
mit der Erde vergleichen sowie künstliche Satelliten
einsetzen. Außerdem wurden die drei Gesetze zum
Ausgangspunkt der Formulierung relativ einfacher
Gleichungen der Planetenbewegungen. Ohne diese
Gesetze wäre es schwierig, neue Planeten in neuen
Planetensystemen zu entdecken.
Unsere Sonne mit den Planeten
87
Ganze Jahrhunderte dachte man, dass die Erde im Mittelpunkt des Universums steht. Diese
Ansicht schien logisch zu sein, denn es sieht wirklich so aus, wenn man den Himmel
beobachtet, als ob Planeten, Sterne und die Sonne, die täglich auf- und untergeht, die Erde
umkreisen würden.
Warum dachte man, dass gerade die Erde im Mittelpunkt allen Geschehens steht? Warum
sollten alle Planeten und sogar die Sonne die Erde umkreisen?
Die Antwort ist unserer Meinung nach in der Kirchenlehre zu suchen, die die Weltentstehung
wie folgt erklärt:
„Gott schuf die Welt, er trennte das Licht von der Dunkelheit und den Himmel vom Wasser.
Dann schuf er Lichter am Himmel, die den Tag und die Nacht voneinander trennen und nach
denen man die Jahreszeiten und auch die Tage und Jahre bestimmen kann. Sie sollen die
Erde erhellen. Gott schuf zwei große Lichter, die Sonne für den Tag und den Mond für die
Nacht, dazu alle Sterne. Im Mittelpunkt steht der Kirchenlehre nach die Erde.“
Schon im Altertum gab es die ersten Theorien, die besagten, dass im Mittelpunkt des
Universums die Sonne steht (Aristarchos). Diese Theorien wurden schon im Altertum von
der herrschenden Priesterkaste abgelehnt und verboten. Im 16. Jahrhundert (Renaissance)
kam es nun durch Galilei und Kepler zum Durchbruch der neuen Theorien über die
Bewegungen der Himmelskörper um die Sonne.
Diese Theorien beeinflussten bedeutend die bisherige Wissenschaft und Gesellschaft. Die
Kirche protestierte gegen diese Theorien und Gesetze und es gelang ihr, sie allmählich zu
verbieten. Trotzdem beeinflussten Kopernikus, Galilei und Kepler die Denkweise der ganzen
Gesellschaft und die Entwicklung der Wissenschaft bis in die heutige Zeit.
88
Viele Wissenschaftler gingen später von den Theorien Kopernikus sowie Keplers und
Galileos aus. Isaac Newton in seiner Gravitationstheorie bediente sich der heliozentrischen
Theorie Kopernikus, Keplers und Galileis.
Die Keplerschen Gesetze als Basis sind bis heute gültig. Wir können dank dieser Gesetze es
ermöglich, dass die Erde von künstlichen Satelliten umkreist wird.
Jeder weiß, dass unsere Sonne als Bezugspunkt unseres Planetensystems gesehen wird
und dass die Planeten die Sonne umkreisen. Dank Galileo Galilei und Newton wissen wir,
dass die Sonne und ihre Planeten durch die Gravitation in Wechselwirkung zu einander
stehen.
Die Erkenntnisse, die wir heutzutage über das Sonnensystem und die Planetenbewegungen
haben, ergeben sich aus den Gesetzen von Johannes Kepler aus dem Anfang des 17.Jh.
Diese Gesetze beeinflussen das Leben eines jeden. Man findet sie in jeder Enzyklopädie
und man lernt in der Schule in Physik oder Geografie, dass die Sonne als Bezugspunkt
unseres Sonnensystems gilt und die Planeten die Sonne in elliptischen Bahnen umkreisen.
Dieses Modell unseres Sonnensystems wird als grundlegende Erkenntnis anerkannt. In der
modernen weiteren Entwicklung dieser Erkenntnisse wurde und wird das Modell weiter
verfeinert. Man weiß heute, dass die Sonne nicht in der geometrischen Mitte der Planetenbahnen steht, da die Planeten, die sich um die Sonne bewegen, sich gegenseitig beeinflussen. Heute wird als Bezugspunkt unseres Sonnensystems der gemeinsame Massenschwerpunkt der Sonne und Planeten (Baryzentrum) gesehen. Dieser Punkt liegt zwar noch
in der Sonne, aber abweichend vom Schwerpunkt der Sonne.
Hinzu kommt noch die Aussage des Relativitätsprinzips nach Einstein, das bezogen auf das
Universum keinen Punkt kennt, der von allen anderen ausgezeichnet ist und als absoluter
Bezugspunkt gesehen werden könnte.
Entsprechend dieser Relativitätstheorie kommt man sogar zum Schluss, dass die
mathematisch formulierten Gesetze bezogen auf das heliozentrische System nach Kepler
rein rechnerischer Natur sind und eine gewisse aber praktikable Vereinfachung in der
Handhabung z.B. auch in der Satellitentechnik darstellt.
Fred Hoyle schrieb, dass nach der Hauptlehre von Einstein alle Möglichkeiten der Wahl des
Bezugspunke völlig äquivalent sind, sofern diese Möglichkeiten miteinander über die
Koordinatenumwandlung verbunden sind.
In dieser Auffassung spiegelt sich die Relativität im philosophischen Sinne wider, die damit
aber auch wieder im Gegensatz zur religiösen Auffassung steht, die ja nach der absoluten
Wahrheit, d.h. auch nach dem absoluten Bezugspunkt fragt und einem Relativismus
skeptisch gegenüber steht.
89
Heutzutage können wir das Gefühl der Unsicherheit, welche die Menschen früher (16. -17.
Jahrhundert) im Zusammenhang mit den Theorien von Kopernikus und Kepler verspürten, so
nicht mehr teilen, da diese Vormachtstellung des Menschen im Universum aufgrund des
wissenschaftlichen Fortschritts, wodurch auch der Glaube in den Hintergrund rückte, nicht
mehr essentiell ist.
Laut Meinung unserer Gruppe war es ein reiner Zufall der Ereignisse, dass Lebensformen
auf der Erde entstanden sind. Dazu gehören unter anderem: Unser Zentralgestirn gehört
zu einer der kleineren Sonnen, verbrennt also den Wasserstoff aufgrund des nicht allzu
hohen Innendrucks langsamer, so dass die Lebensdauer ausreicht, damit sich Leben entwickeln konnte.
Außerdem war es reiner Zufall, dass unser Planet in den Anfängen der Entstehung unseres
Sonnensystems mit einem anderen Planeten kollidiert ist und somit den Mond aus unserem
Planeten geschlagen hat. (Die beiden Planeten vereinigten sich aufgrund der hohen Energien zu einem Planeten, die Erde). Der Mond bremst die Erde in der Drehgeschwindigkeit,
so dass ein für Leben nötiger Tag – Nacht – Rhythmus entstanden ist.
Die Liste solcher zufälligen Gegebenheiten könnte noch viel weiter ausgedehnt werden. Der
im Mittelalter vorherrschende Gedanke von Himmel-Erde-Hölle und dass der Mensch ein
Unikat, die einzigartige Schöpfung Gottes ist, geht mit diesem Gedanken weitestgehend
verloren. Ausgelöst durch die Gedanken von Kopernikus, Kepler und Galilei entwickelte sich
die wissenschaftliche Erforschung des Universums bis in das „Unendliche“.
Ausgehend von unserer Galaxie, erforscht man die Galaxien, die sich nahezu dem
Unendlichen befinden. Es entwickeln sich Theorien, die nicht nur von einem Universum
ausgehen, sondern von vielen anderen, dem so genannten Multiversen.
Der Mensch rückt, rein naturwissenschaftlich betrachtet, an den Rand eines riesigen, unpersönlichen Universums. Da man keinen absoluten Bezugspunkt in naturwissenschaftlichen
Sinne bisher gefunden hat, empfindet sich der heutige Mensch von der objektiven Außenwelt
getrennt. Seine Stellung ist im Kosmos scheinbar unwiderruflich relativiert.
Nach Richard Tarnas „Wissen des Abendlandes“ ist die einzige
Wirklichkeit, zu der der Mensch unmittelbaren Zugang hat, die eigene
Erfahrung, das heißt die wahrgenommene Welt ist somit nur eine
Interpretation des Geistes von der Welt.
Der Geist kann nur Phänomene erfahren, nicht Dinge an sich; nur
Erscheinungen,
keine
unabhängige
Wirklichkeit.
Im
modernen
Universum sei menschlicher Geist allein. (Der postmoderne Mensch Double- bind Zustand des Menschen.)
90
Historisch gesehen kann die Denkweise des Menschen ausgehend vom Mittelalter
bis heute wie folgt gesehen werden:
Die Forderung nach Selbstverantwortung sowie die Verantwortung für den Mitmenschen und
die Gesellschaft sollte heute im Mittelpunkt des heutigen Denkens und Handelns stehen.
Der Einsatz von Weltbildern, die wertvoll sind und verbessernde Konsequenzen für die
Menschheit hervorbringen, sind erforderlich.
Verfasser: Pamela Kancelista
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kosmologie
http://de.wikipedia.org/wiki/Feinabstimmung_der_Naturkonstanten
http://www.phillex.de/wende.htm
Richard Tarnas „Wissen des Abendlandes“
http://de.wikipedia.org/writer/Heliozentrisches_Weltbild
Kopernikus und Kepler-Zwei bedeutende Europäer verbinden Deutschland, Polen und Tschechien (Staatl. FOS Regensburg)
91
6.2.
Vortrag von StR Ulrich Betz am 16.03.2010 zum Thema
„Gesellschaftliche Relevanz der Forschungen von Kepler
und Galilei „
Liebe Anwesende!
Man könnte Hartwig Grasses Weisheit, in seiner Eigenschaft als Projektkoordinator, bei der
Auswahl des Referenten durchaus in Zweifel ziehen: 17 Physiklehrer kann Ihm die Schule
bieten, die die 3 Kepler'schen Gesetze wesentlich besser erklären könnten als ich mit
meinen Fächern katholische Religionslehre und Mathematik.
Man könnte seine Weisheit auch bei der Themenstellung in Zweifel ziehen, denn man kann
m. E. überhaupt nicht über Kepler und Galilei sprechen. Und damit scheint mein Vortrag
aufgrund personeller wie inhaltlicher Defizite von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Da Du, lieber Hartwig, mit bezwingendem Charme und taktischem Geschick mich trotzdem
für diese Veranstaltung rekrutiert hast, begann ich Nachforschungen anzustellen und fand
heraus, dass einer meiner Schutzbefohlenen, Kepler und einer seiner Vorgänger,
Kopernikus nicht in erster Linie oder zumindest nicht ausschließlich Physiker, sondern wie
ich Mathematiker und Theologen waren:
Kopernikus studierte u. a. Mathematik in Krakau und Kirchenrecht in Bologna und Ferrara,
bekleidete ein Amt als Domherr und betrieb die Astronomie nebenbei als Privatvergnügen.
Kepler wurde von dem dänischen Astronomen Tycho Brahe nicht seines astronomischen,
sondern seines mathematischen Talents wegen nach Prag berufen, fühlte sich als überkonfessioneller Christ, ließ sich trotz beruflicher Nachteile nie von seinem protestantischen
Glauben abbringen und verfasste eine religiöse Unterweisung für seine Kinder, die sogar in
gedruckter Form erhalten ist.
Auf dem Hintergrund dieser Erkenntnisse begann ich, meinen Auftrag mit anderen Augen zu
sehen: Wenn Hartwig einen Mathematik– und Religionslehrer über einen religiösen Mathematiker reden lässt, auch wenn dieser der Nachwelt vor allem durch seine physikalischen
Arbeiten bekannt ist, dann will er vielleicht gar nicht, dass dieser Mathematik– und Religionslehrer ausschließlich oder auch nur vorwiegend über physikalische Ergebnisse redet.
Und damit sind wir beim zweiten eingangs angeschnittenen Problem: Man kann nicht über
die zwei Astronomen Galilei und Kepler reden. Man muss m. E. über mindestens 2 weitere
Astronomen – Kopernikus und Newton – reden.
92
Man kann auch nicht einfach über das Verhältnis von Flächen, Zeiten und Halbachsen
reden.
Man muss über das Verhältnis von Vernunft, Wissenschaft und Glaube reden, wenn man der
Problematik, die mit Kepler und Galilei ihren Anfang nimmt, gerecht werden will.
Dem Domherrn Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543) schrieb der Theologe Osiander ein Vorwort in dessen "Kreisbewegung der Himmelsbahnen", ohne Kopernikus zu informieren, um
Erlaubnis zu fragen oder dieses Vorwort als von ihm, Osiander, stammend, zu kennzeichnen. In diesem Werk widerspricht Kopernikus dem ptolemäischen System, das die Erde zum
Mittelpunkt des Planetensystems erklärt. Diese Lehre wurde schon länger bezweifelt, Kopernikus selbst verweist auf Aristarchos von Samos, einen griechischen Astronomen des 4. und
3. Jh. v. C. Kopernikus kommt aber das Verdienst zu, die Ablehnung des Geozentrismus als
erster klar formuliert zu haben.
Das erwähnte Vorwort des Theologen Osiander relativiert dieses klare Nein jedoch dahingehend, dass die heliozentrische Vorstellung (also die Sonne als Mittelpunkt) nur ein astronomisches Denkmodell sei und nicht die wirklichen Verhältnisse wiedergebe. Tatsächlich
war die Grundlage der Argumentation Kopernikus', dass das geozentrische Modell für die
mathematische Vorhersage der Planetenbahnen ungeeigneter sei als das heliozentrische. Er
blieb jedoch einen hieb- und stichfesten Beweis schuldig – diesen sollte erst 1839 der
Königsberger Astronom Bessel erbringen. Auch hielt Kopernikus an der seit Aristoteles
üblichen, aber falschen Theorie, die Planetenbahnen seien kreisförmig, fest.
Hier kommt Johannes Kepler (1571 – 1630) ins Spiel: Mit Hilfe der Daten des 1601 verstorbenen Tycho Brahe fand Kepler die 3 nach ihm benannten Gesetze:
1) Die Planetenbahnen sind Ellipsen mit der Sonne als einem Brennpunkt.
2) Die Verbindungslinien Sonne – Planet überstreichen in gleichen Zeiten gleich große
Flächen.
3) Die Quadrate der Umlaufzeiten verhalten sich wie die dritten Potenzen der großen
Halbachsen.
Daraus entwickelte er Anfänge einer Theorie der Gravitation, die Newton später
vervollkommnen sollte.
Kepler, Kopernikus, Newton und die Wissenschaft sind damit genannt, wo bleiben Galilei,
der Glaube und vor allem die Vernunft?
93
Wir haben gehört, dass Kopernikus' Erkenntnisse von dem Theologen Osiander "entschärft"
wurden.
Kepler war Neuplatoniker und sah es erklärtermaßen als sein Ziel an, mit der Astronomie
Gott zu dienen und zwar dadurch, dass er nachweise, dass der Schöpfer die bestmögliche
aller Welten geschaffen habe, indem er die ihr verborgen zugrunde liegenden
mathematischen Muster aufdecke. Im Gegensatz zu Kopernikus setzte er selbst seinem
Werk
Mysterium
Cosmographicum
eine
Einleitung
über
die
Verträglichkeit
der
Kopernikanischen Lehre mit der Heiligen Schrift voraus. Der Tübinger Senat verbot es
allerdings trotzdem.
Auch Tycho Brahe nahm Rücksicht auf die Kirche, wenn er behauptete, dass sich zwar alle
Planeten um die Sonne bewegten, diese aber wie der Mond um die Erde kreist.
So ging alles relativ gut, bis Galilei mit der Untersuchung der Jupitermonde und der Lichtphasen der Venus einen neuen Hinweis auf die Bewegung der Erde um die Sonne fand (wir
erinnern uns: der endgültige Beweis gelang Bessel im 19. Jh.) und nicht vorsichtig – oder
bescheiden? – genug war, damit hinter dem Berg zu halten. Dies trug ihm bekanntermaßen
1616 einen Inquisitionsprozess ein, der in einer zweiten Auflage 1633 mit lebenslangem
Hausarrest endete. Interessant ist, dass im Zusammenhang mit Galileis erstem Prozess
auch lange vorher erschienene Werke von Kopernikus auf den Index gesetzt wurden. Kepler
war schon 1613 der Ketzerei bezichtigt worden, 1626 wurde seine Bibliothek wegen ketzerischer Inhalte beschlagnahmt. Auf den Index musste ihn die katholische Kirche nicht setzen,
da er Protestant war und denen glaubte man als strammer Katholik im 17.Jh. ohnehin nichts.
Mit diesen Verurteilungen bin ich an dem Punkt angelangt, auf den ich Ihr Augenmerk
vornehmlich richten will: Den Konflikt zwischen dem Glauben auf der einen und Wissenschaft und Technik auf der anderen Seite, den man so bei Galilei zum ersten Mal deutlich
erkennen kann.
In der römischen Antike stellt sich die Frage aufgrund eines zunehmend sinnentleerten,
schwachen Glaubens nicht, im christlichen Mittelalter stagniert bzw. verkommt die Wissenschaft und stellt keinen ernstzunehmenden Gegner für den aufblühenden Glauben dar. Erst
mit Beginn der Neuzeit wird zunächst vom Renaissance-Humanismus ein Vorrang der Vernunft vor dem Glauben eingefordert, in der Moderne sind es dann vor allem Naturwissenschaft und Technik, die die kirchlichen Lehren infrage stellen.
94
Denken Sie an Fragen der Empfängnisverhütung, der künstlichen Befruchtung, des Klonens,
der Stammzellenforschung, aber auch des Lebensendes und der Apparatemedizin. Bevor
wir auf diese aktuellen Bezüge eingehen können, gilt es jedoch, den ursprünglichen Konflikt
genauer zu analysieren:
Dem modernen Menschen stellt sich die Frage, wieso sich die Kirche überhaupt für astrophysikalische Probleme interessierte. Dafür gab es vor allem zwei Gründe:
Zunächst widersprach das heliozentrische System dem biblischen Buch Josua. Dort heißt es
in Kapitel 10, Vers 12:
"Sonne, bleib stehen über Gibeon
und du, Mond, über dem Tal von Ajalon.
Und die Sonne blieb stehen und der Mond stand still,
bis das Volk an seinen Feinden Rache genommen hatte."
Zudem befürchtete die Kirche psychologische Auswirkungen: Der Mensch müsse sich von
Gott verlassen vorkommen, wenn er, die Krone der Schöpfung, nicht mehr im Mittelpunkt der
Welt stehe.
Die Kirche hat ihren Irrtum eingesehen – zugegebenermaßen sehr spät. Kopernikus wurde
1835 vom Index genommen, Galilei 1992 von Papst Johannes Paul II. rehabilitiert. Ich
glaube aber, dass die Auseinandersetzung damit keineswegs beendet ist. Im Bewusstsein
vieler Zeitgenossen ist die Kirche nur ein ärgerliches Hindernis auf dem Weg des Fortschritts, die Vernunft steht auf der Seite von Wissenschaft und Technik. Die Rehabilitation
Galileis von 1992 so zu deuten wäre aber m. E. verfehlt. Man fiele damit nur von einem
Extrem ins andere: Dem Glauben die Deutungshoheit über wissenschaftliche Forschungsergebnisse einzuräumen war falsch, also folgert man, das Verhältnis müsse sich umkehren:
Wissenschaft und Technik haben die Oberhoheit über den Glauben. Doch dabei wird etwas
Wesentliches übersehen: Wissenschaft und Technik sind wie auch der Glaube oder das
Wirtschaftssystem keine Herren. Sie sind Diener. Diener des Menschen.
In seiner neuesten Enzyklika Caritas in Veritate vom Juni 2009 greift Benedikt XVI. einen
Gedanken des II. Vatikanischen Konzils auf und erweitert ihn:
Der Mensch ist Urheber, Mittelpunkt und Ziel aller Wirtschaft und Wissenschaft, der Politik
und der Medien.
Und Benedikt verdeutlicht:
Glaube ohne Wissenschaft oder Vernunft ist in der Gefahr, fundamentalistisch zu werden.
Aber auch Wissenschaft ohne Glaube und Weisheit ist in Gefahr, kalt und unmenschlich zu
werden.
95
Die Kirche darf nicht wie 1616 Forschungsergebnisse der Wissenschaft unterdrücken. Bei
der technischen Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf den Menschen aber hat sie
und haben alle gesellschaftlichen Gruppen – Umweltorganisationen, Menschenrechtler,
Gewerkschaften, Vertreter der Interessen von Kindern, Senioren und Armen – durchaus
mitzureden. Die bloße wissenschaftlich– technische Machbarkeit eines Vorgehens wie des
Klonens und menschliche Neugier und Forscherdrang allein stellen noch keine moralische
Rechtfertigung dar. Es ist die Aufgabe von Wissenschaft, Wirtschaft, Religion und Politik, in
einen sachlichen und vernünftigen Dialog miteinander zu treten und dem Menschen und der
Menschheit als Ganzes zu dienen, ähnlich wie es Kepler in der Sprache seiner Zeit
formulierte: "Gott zu dienen" – und der hat immer das Wohl der Menschen im Sinn.
Ich möchte diesen Gedanken des notwendigen Dialogs mit einem Bild verdeutlichen.
Nehmen wir z.B. eine Konservendose. Wenn Sie sie mit einer Lampe von oben beleuchten,
wirft sie einen kreisförmigen Schatten. Beleuchten Sie sie aber von der Seite, hat der
Schatten die Form eines Rechtecks. Die Schatten bilden einen Widerspruch: Ein Objekt
kann nicht gleichzeitig ein Kreis und ein Rechteck sein. So scheint es sich auch mit Wissenschaft und Glaube zu verhalten: entweder hat Galileo recht oder der Papst. Aber beide, Kreis
und Rechteck, kommen von derselben Quelle, der Konservendose. Und ebenso sind
Wissenschaft und Glaube beide Abbilder der Welt, der Wirklichkeit. Und es ist eben nicht
einer von beiden die wahre Aussage über die Welt, beide sind nur verzerrte Abbilder, farblose Schatten. Kombiniert man aber beide, erfährt man mehr über die Welt, als einer von
beiden alleine aussagen könnte.
Zu dieser gegenseitigen Ergänzung sollten Glaube und Wissenschaft umso mehr bereit sein,
als sie beide rückblickend Fehler eingestehen müssen. Über die kirchlichen wurde bereits
gesprochen, die der Wissenschaft müssen noch einmal hervorgehoben werden: So irrte
Ptolemäus (100–160 n. C.) mit seiner geozentrischen Theorie. Aber seine Aussagen über
Exzentrizität, Epizykel, mathematische Musiktheorie und Optik behielten Gültigkeit bis
mindestens ins 17. Jh. und z. T. darüber hinaus. Und Kopernikus, der ihn verbesserte, hielt
wie er an der falschen Annahme von Kreisbahnen fest. Dies zeigt, dass Wissenschaft eben
nicht, wie gerne angenommen, das Bewiesene und Feststehende ist, sondern sich durch
Irrtümer und Vorläufigkeiten weiterentwickelt und sich nie sicher sein kann, in ihren Theorien
von einer nahen oder fernen Zukunft widerlegt zu werden.
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Um es noch einmal zusammenzufassen: Man kann nicht über Kepler und Galilei reden. Man
muss darüber reden, dass Galilei zwar keine falschen oder für den Menschen schädlichen
oder gefährlichen Erkenntnisse hatte, wie ihm unterstellt wurde; dass aber an diesem
historischen Punkt diese der Wissenschaft innewohnende Gefahr zum ersten Mal erkannt
und debattiert wurde: Dass Wissenschaft nicht alles darf, was sie kann.
Wenn diese Dimension wissenschaftlicher Forschung in Ihren zukünftigen Arbeiten zu Kepler
und Galilei ihren Platz findet, würde es mich freuen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit
Verfasser: Ulli Betz, Berufliche Oberschule Regensburg
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