30. Infanterie-Division 1. Einsatz und Unterstellung: Die 30. Infanterie-Division wurde am 1. Oktober 1936 in Lübeck, im Wehrkreis X, aufgestellt. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg wurde die Division am 26. August 1939 mobil gemacht. Am 1. September 1939 überschritt die Division aus dem Raum nordöstlich von Breslau die polnische Grenze in Richtung auf Lodz. Nach Gefechten bei Kalisch überschritt die Division bei Warta die Weichesl und stieß dann über Kol. Balin, Niewiesz und Uniejew in Richtung Bzura vor, wo es zu heftigen Gefechten kam. Nach der Schlacht ging die Division zur Verfolgung der geschlagenen polnischen Einheiten bis in den Raum nördlich von Lowicz vor. Nach Ende des Polenfeldzuges wurde die Division nach Westen in die Eifel verlegt. Hier wurde im Dezember 1939 das Feldersatz-Bataillon 30 an die 170. Infanterie-Division abgegeben. Während des Winters 1939 / 1940 sicherte die Division am Limburger Zipfel zwischen Viersen und Mönchengladbach. Für den Westfeldzug wurde der Division die Radfahr-Schwadron 30 und die Aufklärungs-Abteilung 1 (diese bis zum 15. Mai) unterstellt, um eine starke und schnelle Vorausabteilung bilden zu können. Am 10. Mai stieß die Division nach Südholland vor, durchquerte Belgien und ging zwischen Venlo und Roermond über die Maas. Nördlich von Löwen überquerte sie den Albert-Kanal und stieß anschließend über die Dendre an die Schelde-Stellung vor. Diese wurde bei Audenarde durchbrochen und anschließend die Lys und der Roulers-Kanal überschritten. Der letzte Angriff führte die Division über die Yser südöstlich von Ypern. Hier wurde die Division Reserve des OKH. Während der zweiten Feldzughälfte, der "Schlacht um Frankreich", folgte die Division den vorgehenden deutschen Verbänden und übernahm am 16. Juni die Besatzungsaufgaben in Paris. Hier verblieb die Division bis August und verlegte anschließend in den Raum Caen und Lisieux in Nordfrankreich, um hier für das Unternehmen "Seelöwe" bereit zu stehen. Ende Dezember 1940 wurde die Division dann Besatzungstruppe zwischen Den Haag, Utrecht und Leyden. Im Mai 1941 wurde die Division nach Insterburg in Ostpreußen verlegt. Ab dem 22. Juni 1941 nahm sie am Rußlandfeldzug teil und marschierte bis in den Raum Opotschka. Im Juli und August nahm die an den Verfolgungskämpfen südöstlich von Dno teil und drehte zum Angriff über Staraja Russa bis zum Lowatj nach Osten ein. Damit begann der Angriff auf die Waldai-Höhen und ab September die Stellungskämpfe nördlich von Demjansk zwischen Lushno und Lytschkowa. Im Winter 1941 / 42 wurde die Division im Kessel von Demjansk eingeschlossen. Die Verteidigung des Kessels dauerte bis März 1943, wobei die Division meist im nordöstlichen Abschnitt der Kesselfront eingesetzt wurde. Nach der Räumung des Kessels wurde die Division zur Verteidigung von Staraja Russa eingesetzt. Zu Beginn der russischen Winteroffensive im Januar 1944 zwischen Leningrad und dem Ilmensee musste sich die Division zurückziehen und auf die "Panther"-Stellung zurückgehen. Sie stand jetzt östlich von Ostrow und Opotschka und später südlich von Pleskau. Von Juli bis Oktober 1944 folgten die Rückzugskämpfe bis ins Baltikum. Die Division kämpfte in der "Marienburg"-Stellung, focht am Embach und zog sich im Oktober 1944 über Riga nach Kurland zurück. Hier machte die Division die diversen KurlandSchlachten mit und kämpfte 1945 am Barta-Abschnitt westlich von Skuodas und südöstlich von Preekuln. 1939 Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort 1. September z. Vfg. 8. Armee Süd Polen 28. September z. Vfg. 5. Armee C Westen 8. Oktober z. Vfg. Armee-Abt. A C Westen 10. Oktober XII 4. Armee B Niederrhein 23. Oktober XXVII 4. Armee B Niederrhein 27. Oktober XXVI 6. Armee B Niederrhein 5. November XXII 6. Armee B Niederrhein Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort Januar XXII 6. Armee B Niederrhein 20. Mai XI 6. Armee B Belgien, Flandern 31. Mai z. Vfg. - B Belgien, Flandern 2. Juni IV 9. Armee B Frankreich 5. Juni XXVIII 6. Armee A Frankreich 7. Juni z. Vfg. - B Frankreich August X 9. Armee A Frankreich September V 16. Armee A Frankreich Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort Januar V 16. Armee A Frankreich Mai XXIII 15. Armee D Frankreich 9. Mai X 16. Armee Nord Waldai, Illmensee Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort Januar X 16. Armee Nord Illmensee 1940 1941 1942 8. Februar II 16. Armee Nord Demjansk Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort Januar II 16. Armee Nord Demjansk 18. März X 16. Armee Nord Staraja Russa Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort Januar X 16. Armee Nord Staraja Russa März XXXVIII 18. Armee Nord Ostrow April XXVIII 18. Armee Nord Livland Oktober X 18. Armee Nord Kurland Dezember I 18. Armee Nord Kurland Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort Januar X 18. Armee Nord Kurland Februar X 18. Armee Kurland Kurland 1943 1944 1945 *Hinweis: Die Unterstellungen sind jeweils ab dem genannten Datum/Zeitraum gültig. 2. Divisionskommandeure: Generalleutnant Carl-Heinrich von Stülpnagel Aufstellung - 4. Februar 1938 Generalmajor Kurt von Briesen 4. Februar 1938 - 1. Juli 1939 Generalleutnant Franz Böhme 1. Juli 1939 - 19. Juli 1939 General der Infanterie Kurt von Briesen 19. Juli 1939 - 25. November 1941 Generalmajor Walter Buechs November 1940 - 5. Januar 1941 General der Infanterie Kurt von Tippelskirch 5. Januar 1941 - 5. Juni 1942 Generalleutnant Thomas-Emil von Wickede 5. Juni 1942 - 29. Oktober 1943 Generalleutnant Paul Winter (September 1943) Generalmajor Gerhard Henke 29. Oktober 1943 - 5. November 1943 m.F.b. General der Infanterie Wilhelm Hasse 5. November 1943 - 15. März 1944 Generalleutnant Hans von Basse 15. März 1944 - 15. August 1944 m.st.F.b. Generalmajor Otto Barth 15. August 1944 - 30. Januar 1945 Generalleutnant Albert Henze 30. Januar 1945 - Kapitulation 1. Generalstabsoffizier: Major i.G. Kurt Lottner 15. Juli 1938 - 1. August 1939 Oberstleutnant i.G. Karl von Le Suire 26. August 1939 - 14. Juni 1940 Oberstleutnant i.G. Wolfdietrich Ritter von Xylander 14. Juni 1940 - 7. August 1941 Major i.G. Ernst Zimmer 7. August 1941 - November 1941 Major i.G. Bornhausen November 1941 - April 1943 Oberstleutnant i.G. Albert Bach April 1943 - August 1944 Oberstleutnant i.G. Hasso Freiherr von Puttkammer August 1944 - März 1945 Buss (März 1945) 3. Gliederung 30. Infanteriedivision (6. Oktober 1936): Infanterie-Regiment 6 (Stab, II.-III.) Infanterie-Regiment 26 (Stab, I.-III.) Infanterie-Regiment 46 (Stab, I.-III., Erg.) Artillerie-Regiment 30 (Stab, I.-III.) Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 30 30. Infanteriedivision (12. Oktober 1937): Infanterie-Regiment 6 (Stab, I.-II.) Infanterie-Regiment 26 (Stab, II.-III.) Infanterie-Regiment 46 (Stab, I.-III., Erg.) Artillerie-Regiment 30 (Stab, I.-III.) Artillerie-Regiment 66 (I.) Pionier-Bataillon 30 Panzerabwehr-Abteilung 30 Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 30 30. Infanteriedivision (10. November 1938): Infanterie-Regiment 6 (Stab, I.-II., Erg.) Infanterie-Regiment 26 (Stab, II.-III., Erg.) Infanterie-Regiment 46 (Stab, I.-III., Erg.) Artillerie-Regiment 30 (Stab, I.-III.) Artillerie-Regiment 66 (I., II.) Pionier-Bataillon 30 Panzerabwehr-Abteilung 30 Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 30 30. Infanteriedivision (September 1939): Infanterie-Regiment 6 (Stab, I.-III.) Infanterie-Regiment 26 (Stab, I.-III.) Infanterie-Regiment 46 (Stab, I.-III.) Artillerie-Regiment 30 (Stab, I.-III.) Artillerie-Regiment 66 (I.) Beobachtungs-Abteilung 30 Pionier-Bataillon 30 Feldersatz-Bataillon 30 Panzerabwehr-Abteilung 30 Aufklärungs-Abteilung 30 Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 30 Infanterie-Divisions-Nachschubführer 30 30. Infanteriedivision (Juni 1941): Infanterie-Regiment 6 (Stab, I.-III.) Infanterie-Regiment 26 (Stab, I.-III.) Infanterie-Regiment 46 (Stab, I.-III.) Artillerie-Regiment 30 (Stab, I.-III.) Artillerie-Regiment 66 (I.) Pionier-Bataillon 30 Feldersatz-Bataillon 30 Panzerjäger-Abteilung 30 Radfahr-Abteilung 30 Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 30 Infanterie-Divisions-Nachschubführer 30 30. Infanteriedivision (Sommer 1943): Grenadier-Regiment 6 Füsilier-Regiment 26 Grenadier-Regiment 46 Artillerie-Regiment 30 Pionier-Bataillon 30 Feldersatz-Bataillon 30 Panzerjäger-Abteilung 30 Aufklärungs-Abteilung 30 Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 30 Kommandeur der Infanterie-Divisions-Nachschubtruppen 30 4. Ersatz: Für die Ersatzgestellung des Stabes war das Infanterie-Ersatz-Bataillon 6, später Grenadier-ErsatzBataillon 6, zuständig. 5. Literatur und Quellen: Die Geschichte der 30. Infanterie-Division 1939-1945 - Hans Breithaupt, Podzun, Bad Nauheim 1955, mit 18 Kartenskizzen und 64 Abbildungen Inhalt: Mobilmachung und Aufmarsch - Feldzug in Polen - Feldzug im Westen 1940 - Besatzungszeit in Frankreich - Offensive in Russland 1941 +Baltikum / bis zur Lowatj --Abwehrschlacht bei Lushno - Entstehung der Winterlinie - Kampf um die Initative - Winterschlacht 1941/42 - Abwehr bei Demjansk - Verteidigung von Staraja Russa - Abwehrkämpfe Ilmensee - Abwehrkämpfe an der Pantherlinie - Rückzug ins Baltikum - Kurland - Kapitulation in Libau Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 4. Die Landstreitkräfte 15–30. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf Werner Haupt: Die deutschen Infanterie-Divisionen, 3 Bände, Podzun-Verlag Schematische Kriegsgliederungen 1939 - 1945 BA/MA RH 2/348 bis RH 2/355; RH 2/356K und R 2/769 Kriegstagebücher und sonstige Unterlagen BA/MA RH 26-30/ Kriegsgliederungen der 9. Armee RH 20-9/ Kriegsgliederungen der 16. Armee RH 20-16/ Kriegsgliederungen der 6. Armee RH 20-6/ ----------- Panzerabwehr-Abteilung 30 Aufgestellt am 1. Oktober 1937 in Lübeck für die 30. Infanterie-Division. Bei der Mobilmachung wurde die Abteilung durch die 3./MGK 52 verstärkt. Am 16. März 1940 wurde die Abteilung in Panzerjäger-Abteilung 30 umbenannt. Am 9. Dezember 1940 wurden der Abteilungsstab und die 2. Kompanie an die Panzerjäger-Abteilung 110 abgegeben und ersetzt. ----------- Panzerjäger-Abteilung 110 Aufgestellt am 10. Dezember 1940 bei Lüneburg aus dem Stab und der 2. Kompanie der Panzerjäger-Abteilung 30 und der 2. Kompanie der Panzerjäger-Abteilung 12 zu drei Kompanien. 1942 wurde die Abteilung aufgelöst und in die Schnelle Abteilung 110 eingegliedert. Neu aufgestellt am 1. Juni 1943 mit einer Panzerjäger-, einer Sturmgeschütz- und einer FlakKompanie, wobei die 3. Kompanie (Flak) zum 1. September noch nicht aufgestellt worden war.. Im Juni 1944 wurde die Abteilung während der russischen Sommeroffensive bei Minsk vernichtet.