Erfolgskontrolle Naturnetz Pfannenstiel Stellungnahme zu den faunistischen Kartierungen im Sommer 2008 Im Auftrag von Quadra GmbH, September 2008 André Rey Landschaftsarchitekt Ing. FH/SVU, Ritterstrasse 8, 8032 Zürich Stellungnahme Feldaufnahmen Im August 2008 wurden im Projektgebiet des Naturnetzes Pfannenstiel Heuschrecken kartiert. Weiter wurden mehr oder weniger zufällige Beobachtungen folgender Tiergruppen erfasst: • • • • • Brutvögel (nur Indikatorarten) Reptilien Amphibien Tagfalter Libellen Resultate Es konnten 18 Heuschreckenarten nachgewiesen werden, wovon 8 Arten als hochkarätig (1. Priorität), wertvoll (2. Priorität), oder bemerkenswert (3. Priorität) bezeichnet werden können: • • • • • • • • Chorthippus montanus, Sumpfgrashüpfer (2. Priorität) Conocephalus fuscus, Langflügelige Schwertschrecke (1. Priorität) Gryllus campestris, Feldgrille (2. Priorität) Mecostethus parapleurus, Lauchschrecke (3. Priorität) Phaneroptera falcata, Gemeine Sichelschrecke (1. Priorität) Platycleis albopunctata, Westliche Beissschrecke (1. Priorität) Ruspolia nitidula, Grosse Schiefkopfschrecke (1. Priorität) Stetophyma grossum, Sumpfschrecke (1. Priorität) Diese Arten sind geeignete Ziel- und Leitarten für das Projekt Naturnetz Pfannenstiel. Weiter kommen folgende 11 Arten der nicht systematisch erfassten Tiergruppen als Ziel- und Leitarten in Frage: • • • • • • • • • • • Lanius collurio, Neuntöter (1. Priorität) Pica viridis, Grünspecht (3. Priorität) Lacerta agilis, Zauneidechse (2. Priorität) Rana temporaria, Grasfrosch (3. Priorität) Aricia agestis, Dunkelbrauner Bläuling (1. Priorität) Lasiommata megera, Mauerfuchs (3. Priorität) Lycaena tityrus, Brauner Feuerfalter (3. Priorität) Maculinea alcon, Kleiner Moorbläuling (1. Priorität) Zygaena filipendulae, Gewöhnliches Widderchen (2. Priorität) Calopteryx virgo, Blauflügel-Prachtlibelle (2. Priorität) Ischnura pumilio, Kleine Pechlibelle (2. Priorität) Die oben aufgeführten Arten lassen sich den folgenden 4 ökologischen Gruppen zuordnen: Extensiv genutzte, südexponierte Halbtrockenrasen mit dornenreichen Busch- und Saumgesellschaften, offenen Bodenstellen, Felsaufschlüssen oder Trockenmauern, sowie Hochstammobstbäumen: • • • • • • • • Lanius collurio, Neuntöter (1. Priorität) Pica viridis, Grünspecht (3. Priorität) Lacerta agilis, Zauneidechse (2. Priorität) Gryllus campestris, Feldgrille (2. Priorität) Phaneroptera falcata, Gemeine Sichelschrecke (1. Priorität) Platycleis albopunctata, Westliche Beissschrecke (1. Priorität) Aricia agestis, Dunkelbrauner Bläuling (1. Priorität) Lasiommata megera, Mauerfuchs (3. Priorität) Wenig intensiv genutzte Fromentalwiesen: • • • Mecostethus parapleurus, Lauchschrecke (3. Priorität) Lycaena tityrus, Brauner Feuerfalter (3. Priorität) Zygaena filipendulae, Gewöhnliches Widderchen (2. Priorität) Flachmoore mit stellenweise niedriger und lückiger Vegetationsstruktur, sowie temporär trocken fallenden Tümpeln: • • • • • • Chorthippus montanus, Sumpfgrashüpfer (2. Priorität) Conocephalus fuscus, Langflügelige Schwertschrecke (1. Priorität) Ruspolia nitidula, Grosse Schiefkopfschrecke (1. Priorität) Stetophyma grossum, Sumpfschrecke (1. Priorität) Maculinea alcon, Kleiner Moorbläuling (1. Priorität) Ischnura pumilio, Kleine Pechlibelle (2. Priorität) Unverbaute, kühle und sauerstoffreiche Fliessgewässer mit mindestens 40% unbestockten Ufern, Buchten oder langsam fliessenden Bereichen: • • Rana temporaria, Grasfrosch (3. Priorität) Calopteryx virgo, Blauflügel-Prachtlibelle (2. Priorität) Fazit Im Projektgebiet kommt erwartungsgemäss eine ganze Reihe von hochkarätigen Flachmoorspezialisten vor. Dies spricht für die Qualität und Grösse der noch vorhandenen Riedgebiete. Bei den Halbtrockenrasen-Spezialisten ist die Artenliste eher über den Erwartungen ausgefallen. Hier kommen noch einige hochkarätige Arten vor, die in anderen Gemeinden der Region bereits verschwunden sind. Die Hauptverantwortung des Naturnetz Pfannenstiel liegt vorwiegend bei der Förderung dieser beiden ökologischen Gruppen. Die vorgeschlagenen Ziel- und Leitarten sollten im Rahmen der Gebietspflege resp. Nutzung gezielt gefördert werden. Die Ziel- und Leitarten inkl. Fördermassnahmen sind im Anhang ausführlich portraitiert. Beweidung Im Projektgebiet werden extensive Rinderweiden in frischen bis trockenen Gebieten gefördert. Der Erfolg von so geschaffenen extensiven Weiden ist an der Fauna gemessen sehr unterschiedlich. In gewissen Fällen hat sich eine beachtliche Artenvielfalt eingestellt, in andern Fällen sind die vorkommenden Arten trivial. Vorteile der Beweidung gegenüber von Schnittwiesen, ist ihre vielfältige, mosaikartige Struktur (Trittstellen, Büsche…) und das konstante Blütenangebot. Für Heuschreckenarten deren Eier in Pflanzenstängeln überwintern, oder Tagfalterarten deren Raupenfutterpflanzen bevorzugt von den Weidetieren gefressen werden, kann sich die Beweidung aber auch nachteilig auswirken. Die Entscheidung, ob eine Fläche beweidet oder gemäht werden soll, ist somit in jedem Fall anhand der Zielund Leitarten zu treffen. Neben der extensiven Nutzung und dem Vorhandensein der entsprechenden Tierarten in der Umgebung, sind günstige Standortfaktoren wichtige Voraussetzungen für eine hohe faunistische Biodiversität. Ab einem gewissen Nährstoffniveau finden stenöke Arten kaum mehr Lebensraum in einer Wiese oder Weide. Wiesen sind nur bis zum Nährstoffniveau von Flächen mit Glatt- oder Goldhafer als dominante Grasarten für die hier untersuchten Tiergruppen interessant. Bei Weiden ist die Situation etwas anders. Weiden können auch noch bei Beständen mit Knaulgras oder Rotschwingel als dominante Grasarten für gewisse stenöke Arten interessant sein. Aus Sicht der stenöken Tierarten haben also Knaulgrasbestände oder noch nährstoffreichere Wiesentypen kaum oder keine Bedeutung. Für solche Bestände sollten daher nur Verträge abgeschlossen werden, wenn ein Extensivierungspotential besteht, oder wenn sie als Unternutzung bei Hochstammobstgärten eine Bedeutung für die typischen Vogelarten haben (z.B. Gartenrotschwanz). Direktbegrünung und ihre faunistischen ‚Nebenwirkungen’ Im Projektgebiet wurden verschiedene Flächen abgeschürft und durch eine Direktbegrünung neu angelegt. Beispiele dafür sind die beiden Gebiete Auee in Egg und Schlatt in Hombrechtikon. In beiden Gebieten konnte interessanterweise die Sumpfschrecke neu nachgewiesen werden, obwohl in der näheren Umgebung keine weiteren Vorkommen bekannt sind. Die Sumpfschrecke umhüllt ihre Eier mit einem Cocon und legt diesen in den Boden, aber teilweise auch zwischen Gräsern ab. Die Vermutung liegt nun nahe, dass in beiden Gebieten Eier der Sumpfschrecke durch die Direktbegrünung eingeführt wurden. Auch in der Natur werden Heuschrecken-Eier passiv verfrachtet. Bei Fliessgewässern werden Eier beispielsweise durch Sedimente oder durch die Vegetation verdriftet. Dieser Nebeneffekt der Direktbegrünung kann für die oft inselartigen, kleinen Populationen der stenöken Heuschrecken-Arten sehr positiv sein. So können diese Arten über grössere Distanzen neue Lebensräume besiedeln und der genetische Austausch zwischen Subpopulationen ist auch über grössere Distanzen möglich. André Rey 1.10.2008 Anhang: Portraits der Ziel- und Leitarten Vögel Grünspecht Picus viridis Foto: G.Klaut Verbreitung Der Grünspecht ist ein Jahresvogel und kommt in der ganzen Schweiz, mit Ausnahme der Hochalpen, bis zur Baumgrenze vor. Ökologie, Biologie Der Grünspecht ernährt sich von Insekten, insbesondere von Ameisen bzw. deren Puppen und Larven, die er am Boden aufspürt. Er brütet in selbst gezimmerten Baumhöhlen. Lebensraum Der Grünspecht besiedelt lichte, durch Grasflächen aufgelockerte Wälder mit reichem Altholzbestand und angrenzenden Wiesen. Diese Ansprüche erfüllen subalpine Lärchenwälder, Auenwälder, Kastanienhaine, Obstanlagen, Parks und durchgrünte Siedlungsquartiere. Laubholzwälder mit lichten Stellen und Waldwiesen erfüllen seine Ansprüche ebenfalls. Massnahmen Lichte Wälder und Hochstammobstgärten mit alten Bäumen erhalten und fördern. Vögel Neuntöter Lanius collurio Foto: Markus Jenny Verbreitung Der Neuntöter besiedelt alle Landesteile mit Ausnahme der Alpinstufe. Seine dichtesten Bestände findet man in mittleren Lagen zwischen 800 und 1300 m, wo in Hanglagen, die von ihm verlangten Habitat-Requisiten (Hecken, magere Wiesen, Insektenreichtum) am ehesten anzutreffen sind. Ökologie, Biologie Nester des Neuntöters befinden sich in dichten Hecken, meistens nur 0,5– 1,5 m über Boden. Als spezialisierter Insektenjäger verharrt er während Minuten auf immer denselben Ansitzen in seinem Revier, namentlich auf Büschen, Pfählen oder Drahtleitungen. Im Stossflug stürzt er sich vom Ansitz auf seine Beute. Heuschrecken, Käfer, kleine Reptilien u.ä. werden erbeutet und später gelegentlich im Buschwerk aufgespiesst oder eingeklemmt. Bei diesen Beutedepots handelt es sich möglicherweise um „Vorratslager“ für Tage mit schlechter Witterung. Der Neuntöter brütet jährlich nur einmal; seine Aufenthaltsdauer im Brutgebiet reicht von Mitte Mai bis Mitte August. Als „Ostzieher“ überquert der Neuntöter auf seinem Weg ins Winterquartier in Ostafrika den Balken, Kleinasien und die Arabische Halbinsel. Lebensraum Offene Landschaften mit dornenreichen Hecken und insektenreichen, lückigen und/oder kurzhalmigen Wiesen und Weiden im Umkreis von 100– 200 m um den Brutplatz. Gelegentlich an Waldrändern (BrombeerGestrüpp) oder in umfangreichen Waldlichtungen. Wichtig ist ein grosses Angebot an Insekten und kleinen Wirbeltieren sowie Ansitzwarten auf Büschen, Bäumen oder Pfählen. Massnahmen Förderung von dichten, dornenreichen Hecken in extensiv genutzten, zeitweise kurzhalmigen Wiesen und Weiden. Reptilien Mauereidechse Podarcis muralis Foto: André Rey Verbreitung Die Mauereidechse besiedelt vor allem die Südschweiz, den Jura und das westliche Mittelland. Im östlichen Mittelland und der Zentralschweiz bestehen isolierte Vorkommen. Sie steigt bis in eine Höhe von 1800 Metern. Ökologie, Biologie Zwischen Mai und September werden die Eier in den sandigen Boden vergraben. Die Nahrung besteht aus Insekten und anderen Kleintieren. Die Winterstarre dauert von Ende Oktober bis Mitte März. Lebensraum In den nördlichen Landesteilen ist die Mauereidechse auf südexponierte Lagen und Wärme speichernden Untergrund angewiesen. Diese Bedingungen erfüllen kiesige Flussufer, felsige Südhänge, magere Böschungen, Bahnareale, Trockenmauern oder Rebberge. Wichtig sind zudem, frostsichere Überwinterungsquartiere, sandige Eiablagestellen, Versteckstrukturen und spärliche Vegetation mit genügend Beutetieren. Massnahmen Erhalten und schaffen von geeigneten Habitatelementen unmittelbar nebeneinander: frostsichere Überwinterungsplätze, Eiablagestellen und Versteckmöglichkeiten. Geeignete Vegetationstypen sind Magerwiesen, Ruderalflächen und Brombeergebüsch. Amphibien Grasfrosch Rana temporaria Foto: André Rey Verbreitung Der Grasfosch besiedelt die ganze Schweiz bis auf eine Höhe von 2600 Metern. Ökologie, Biologie Ende Februar erscheint die Art am Laichgewässer. Später hält er sich im Wald, auf feuchten Wiesen und entlang von Bächen auf. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten, Spinnen und Würmern. Lebensraum Die Art laicht in allen Arten von Gewässern, auch in Waldweihern und langsam fliessenden Bächen ab. Bevorzugt werden Flachmoore. Massnahmen Naturnahe Laichgewässer mit nahe gelegenen Gehölzbeständen erhalten und neu schaffen. Libellen Blauflügel Prachtlibelle Calyopteryx virgo Foto: André Rey Verbreitung Die Blauflügel Prachtlibelle kommt an sauerstoffreichen Fliessgewässern der Äschenregion in der ganzen Schweiz vor. Sie wird in den tieferen Flussregionen von der Gebänderten Prachtlibelle abgelöst. Ökologie, Biologie Die Larve ist auf schnellfliessende, kühle und sauerstoffreiche Bäche und Flüsse mit heterogener Sohlenstruktur angewiesen. Sie ernährt sich vor allem von Insektenlarven und Krebstieren. Das Larvenstadium dauert zwei Jahre. Als adultes Insekt stellt sie kleinen Fluginsekten nach. Für den Schlupfvorgang werden aus dem Wasser ragende Pflanzen benötigt. Die männlichen Tiere überwachen von über das Wasser hängenden Sitzwarten aus ihr Revier. Lebensraum Die Blauflügel Prachtlibelle besiedelt offene Uferpartien von Bächen und Flüssen. Wie erwähnt sind im Wasser stehende Vegetation (v.a. Weiden, Einzelbüsche und Hochstauden), Sitzwarten und eine gute Wasserqualität für die Art sehr wichtig. Massnahmen Erhaltung und Förderung von naturnahen Fliessgewässern mit natürlicher Gewässersohle und unverbauten Ufern. Die Uferbestockung sollte nicht mehr als 40 % ausmachen, die übrigen Flächen sollten offen bleiben (Hochstauden Wiesen). Erhaltung einer Guten Wasserqualität. Mahd der Uferböschungen erst ab Ende August vornehmen. Gewässerbett-Unterhalt abschnittweise im Winter (April - Oktober) vornehmen. Libellen Kleine Pechlibelle Ischnura pumilio Foto: André Rey Verbreitung Die Kleine Pechlibelle besiedelt die ganze Schweiz, ist aber vorwiegend in den tiefen Lagen zu finden. Die Art steigt in Höhen von über 2000 m.ü.M. Ökologie, Biologie Das Weibchen legt die Eier in verschiedene Substrate. Die Larven schlüpfen nach kurzer Zeit und entwickeln sich innerhalb von 2 Monaten zum Imago. Lebensraum Die Kleine Pechlibelle ist eine typische Pionierart. Sie besiedelt temporäre Tümpel, Pfützen oder andere Pioniergewässer die frei von Fischen und anderen Prädatoren sind. Bevorzugte Larvalhabitate sind vegetationsarm und weisen Flachwasserzonen auf. Massnahmen Erhaltung und Erneuerung von vegetationsarmen Pioniertümpeln. Heuschrecken Feldgrille Gryllus campestris Foto: André Rey Verbreitung Die Feldgrille besiedelt tiefgelegene und warme Gebiete der ganzen Schweiz. Sie steigt bis in eine Höhe von 600 Metern. Ökologie, Biologie Die Feldgrille ist überwiegend herbivor. Es werden verschiedene Gräser und Kräuter, seltener auch tote Tiere und kleine Insekten verzehrt. Das Weibchen legt die Eier meist in ihrer selbst gegrabenen Höhle in den Boden ab. Lebensraum Die Feldgrille ist eine wärme- und trockenheitsliebende Art. Sie besiedelt trockene Wiesen und Weiden, trockene Waldränder, Ruderalflächen und trockene Stellen in Feuchtgebieten. Aufgrund der Höheren Sonneneinstrahlung werden Hanglagen mit niederer und lückiger Vegetation bevorzugt. Mindestarealgrösse, Mobilität Die Mindestarealgrösse beträgt etwa 3 ha. Selten treten geflügelte Disperser auf. Massnahmen Erhaltung und Förderung von südexponierten Wiesen und Weiden in Hanglagen oder Böschungen. Förderung von niedriger und lückiger Vegetation. Heuschrecken Gemeine Sichelschrecke Phaneroptera falcata Rote Liste CH: VU verletzlich Foto: André Rey Verbreitung Die Gemeine Sichelschrecke besiedelt warme Gebiete der ganzen Schweiz. Sie fehlt in den kühleren Regionen des Jura und der Alpen, sowie in den bündner Südtälern. Sie steigt bis in eine Höhe von 1300 Metern. Ökologie, Biologie Die Art ernährt sich von Doldenblütlern-Blüten, diversen Krautpflanzen und seltener auch von toten Insekten. Das Weibchen bohrt mit ihrem Legesäbel Löcher in die Blättränder von Sträuchern und Laubbäumen um ihre Eier abzulegen (Kirsche, Apfel, Birne, Eiche...). Lebensraum Die Gemeine Sichelschrecke ist sehr wärmeliebend. Sie lebt in buschreichen Magerrasen und in wärmebegünstigten Feuchtgebieten. Man trifft sie aber auch an warmen Waldrändern und in Wiesenbrachen. Am dichtesten sind ihre Vorkommen in warmen Gebieten mit heterogener, hochrasiger, verbuschender Vegetation. Mindestarealgrösse, Mobilität Die Mindestarealgrösse wird in der Literatur mit 100 m2 angegeben. Die Tiere sind in der Regel ortstreu. Nur wenige Tiere einer Population zeigen eine gewisse Ausbreitungsfreudigkeit. Geeignete Biotopen in mehreren Kilometern Entfernung zur nächsten Population können besiedelt werden. Massnahmen Erhaltung und Förderung von buschreichen Magerrasen mit partiell ungemähten Flächen sowie buschreiche Feuchtgebiete in wärmebegünstigten Lagen. Heuschrecken Grosse Schiefkopfschrecke Ruspolia nitidula Rote Liste CH: NT Potentiell gefährdet Foto: André Rey Verbreitung Die Grosse Schiefkopfschrecke ist im Tessin, in den tiefen Lagen des Mittellandes verbreitet. Die Art ist in der Nordschweiz bis auf wenige Standorte (ca. 20) ausgestorben. Ökologie, Biologie Das Weibchen legt die Eier mit Hilfe ihres Legebohrers in Pflanzenstängel ab. Die Art ernährt sich von verschiedenen Gräsern und Insekten. Lebensraum Die Grosse Schiefkopfschrecke besiedelt warme, feuchte Lebensräume (v.a. Riedwiesen). Im Tessin trifft man sie auch in langrasigen Trockenwiesen. Mindestarealgrösse, Mobilität Die Mindestarealgrösse ist vermutlich gross: mehrere Hektaren mit zusammenhängenden Flächen von etwa ½ ha. Die Art ist sehr mobil und kann vermutlich grosse Distanzen zurücklegen. Leider fehlen entsprechende Untersuchungen. Massnahmen Magere, besonnte Riedwiesen erhalten und fördern. Da Heuschrecken empfindlich auf mikroklimatische Veränderungen reagieren, sollen die Wiesen gestaffelt gemäht werden. Weiter sollen Hochstaudensäume, Altgrasstreifen und Heckenkrautsäume stehen gelassen werden. So können sich die Tiere das für ihr Entwicklungsstadium optimale Mikroklima selber aussuchen. Zudem ist bei Arten die ihre Eier in Pflanzenstängel legen, das Belassen von Altgrasstreifen und Staudensäumen über den Winter besonders wichtig (Überwinterung der Eier). Heuschrecken Lauchschrecke Mecostethus parapleurus Foto: André Rey Verbreitung Die Lauchschrecke ist den tiefen Lagen des Mittellandes, des Jura, des Wallis und im Tessin verbreitet. Die Art ist vielerorts zurückgegangen. Ökologie, Biologie Das Weibchen legt die Eier in den Boden. Die Art ernährt sich von verschiedenen Gräsern. Lebensraum Die Lauchschrecke bewohnt feuchte Wiesen und Gewässerufer. Sie kommt aber gelegentlich auch auf trockenen, langrasigen Wiesen vor. Mindestarealgrösse, Mobilität Die Mindestarealgrösse ist unbekannt. Die Tiere sind flugfähig und können geeignete Biotope in Umkreis von einem Kilometer Entfernung innerhalb von drei Jahren besiedeln. Massnahmen Extensiv genutzte Wiesen und feuchte Hochstaudenfluren und Riedwiesen erhalten und fördern. Da Heuschrecken empfindlich auf mikroklimatische Veränderungen reagieren, sollen die Wiesen gestaffelt gemäht werden. Weiter sollen Altgrasstreifen und Heckenkrautsäume stehen gelassen werden. So können sich die Tiere das für ihr Entwicklungsstadium optimale Mikroklima selber aussuchen. Heuschrecken Langflügelige Schwertschrecke Conocephalus discolor Rote Liste CH: VU verletzlich Foto: André Rey Verbreitung Die Langflügelige Schwertschrecke besiedelt die tieferen Lagen der ganzen Schweiz. Verbreitungsschwerpunkte sind im Zürcher Oberland, um den Neuenburgersee, an der Rhone und bei Genf zu finden. Die Art ist vielerorts zurückgegangen. Ökologie, Biologie Das Weibchen legt die Eier mit Hilfe des Legebohrers in Pflanzenstängel verschiedener Gräser und Binsen. Die Art ernährt sich von verschiedenen Gräsern und Insekten. Lebensraum Die Langflügelige Schwertschrecke ist eine wärmebedürftige Art. Sie bewohnt bevorzugt feuchte Wiesen, Rieder und Röhrricht, ist aber nicht zwingend an feuchte Lebensräume gebunden. So besiedelt die Art auch trockene Hochstaudenfluren und langrasige Wiesenbrachen. Wichtig für die Art ist die vertikale Struktur der Vegetation (optimal 40-60 cm) und markhaltigen Krautpflanzen für die Eiablage. Mindestarealgrösse, Mobilität Die Mindestarealgrösse ist unbekannt. Die Tiere sind flugfähig und wandern entlang von Saumstrukturen. Besonders entlang von Fliessgewässern können die Eier durch Pflanzenstängel passiv verbreitet werden. Massnahmen Hochrasige Wiesen, Schilfbestände, Hochstaudenfluren und Riedwiesen erhalten und fördern. Da Heuschrecken empfindlich auf mikroklimatische Veränderungen reagieren, sollen die Wiesen gestaffelt gemäht werden. So können sich die Tiere das für ihr Entwicklungsstadium optimale Mikroklima selber aussuchen. Weiter sollen Altgrasstreifen und Heckenkrautsäume stehen gelassen werden, so dass die Tiere genügend Pflanzenstängel für die Eiablage finden. Heuschrecken Sumpfgrashüpfer Chorthippus montanus Rote Liste CH: VU verletzlich Foto: André Rey Verbreitung Der Sumpfgrashüpfer besiedelt die ganze Schweiz mit Ausnahme der Alpensüdseite. Er steigt bis in eine Höhe von 1500 Metern. Ökologie, Biologie Der Sumpfgrashüpfer ernährt sich von Pfeifengras, Schilf, und verschiedenen Seggenarten. Die Eiablage erfolgt in feuchte Erde oder in den Wurzelfilz von Carex-Bulten. Lebensraum Der Sumpfgrashüpfer zählt zu den Arten welche die feuchtesten Lebensräume besiedeln. In der montanen Höhenstufe ist die Art dann nicht mehr ganz so hygrophil. Der Sumpfgrashüpfer ist ein typischer Bewohner von feuchten und staunassen Wiesen sowie Waldmooren. Die Art ist auf nicht allzu dichte und nicht allzu hohe (max. 40 cm.) Vegetation angewiesen. Mindestarealgrösse, Mobilität Als Mindestarealgrösse werden in der Literatur mehrere Hektaren angegeben. Neue Biotope werden durch flugfähige Tiere besiedelt (makroptere Form). Massnahmen Erhaltung und Förderung von extensiv (1-2 Schnitte) genutzten nassen Wiesen und Weiden. Da Heuschrecken empfindlich auf mikroklimatische Veränderungen reagieren, sollen die Wiesen gestaffelt gemäht werden. Weiter sollen Altgrasstreifen und Heckenkrautsäume stehen gelassen werden. So können sich die Tiere das für ihr Entwicklungsstadium optimale Mikroklima selber aussuchen. Heuschrecken Sumpfschrecke Stethophyma grossum Rote Liste CH: VU verletzlich Foto: André Rey Verbreitung Die Sumpfschrecke besiedelt die ganze Schweiz. Sie steigt bis in eine Höhe von 2400 Metern. Ökologie, Biologie Die Sumpfschrecke frisst verschiedene Gräser und Seggen. Die Eier werden in einen Cocon eingehüllt in den Boden und zwischen Gräsern abgelegt. Lebensraum Die Sumpfschrecke ist sehr hygrophil und besiedelt extensiv genutzte Binsen- und Seggenrieder. Bevorzugt werden Grosseggenrieder, man trifft die Art aber auch an Grabenrändern mit unterschiedlicher Vegetation und in Pfeifengraswiesen mit umfangreichen Seggeneinschlüssen. Weitere Voraussetzungen für das Vorkommen der Art ist eine extensive Bewirtschaftung und eine lückige niedere Vegetationsstruktur. Mindestarealgrösse, Mobilität Die Mindestarealgrösse beträgt 400-1200 m2. Geignete Biotope in bis zu 400 Metern Entfernung können innerhalb von zwei Jahren besiedelt werden. Männliche Tiere können bis zu 1500 m zurücklegen. Es sind funktiuonsfähige Ausbreitungschneisen von 5 Metern Breite bekannt. Massnahmen Erhaltung und Förderung von extensiv genutzten Nasswiesen (1-2 Schnitte, kein Mulchen, keine Düngung). Erhaltung von Grabenrändern welche nur einmal pro Jahr abschnittweise gemäht werden dürfen. Förderlich für die Art ist ein Nebeneinader gemähter und ungemähter Nasswiesenparzellen. Heuschrecken Westliche Beisschrecke Platycleis albopunctata Rote Liste : NT Potentiell gefährdet Foto: André Rey Verbreitung Die Westliche Beisschrecke besiedelt die ganze Schweiz und steigt bis in eine Höhe über 2000 m.ü-M. Im essin kommt wird sie durch die Unterart Platyclies albopunctata grisea ersetzt. Im Mittelland und in den Alpen kommt die Art nur in wärmeren Lagen in naturnahen Lebensräumen vor. Ökologie, Biologie Die Nahrung der Larven und Imagos besteht hauptsächlich aus Samen von Gräsern und Kräutern. Die Eier werden in wenig bewachsenen Boden oder Pflanzenstängel abgelegt. Der Entwicklungszyklus ist einjährig. Die Larven schlüpfen im April und sind ab Juli erwachsen. Lebensraum Die Westliche Beisschrecke besiedelt südexponierte, strukturreiche Magerwiesen mit hoher Wärmeeinstrahlung. Wichtig sind Wechsel von niederwüchsiger Vegetation Büschen und sowie offenen Bodenstellen Mindestarealgrösse, Mobilität Die Mobilität der Art ist dank dem guten Flugvermögen relativ hoch und liegt bei maximal 350 Metern. Das Minimumareal wird in der Literatur mit 200 m2 angegeben. Massnahmen Erhalten und Fördern von südexponierten, extensiv genutzten Magerwiesen mit lückiger Vegetation, offenen Bodenstellen und einzelnen niedrigen Büschen. Da die Art die Eier teilweise in Pflanzenstängel legt, ist ein gestaffeltes, kleinräumiges Mähen der Wiesen und das Belassen von Altgrasstreifen und Krautsäumen wichtig. 1 Schnitt ab Mitte Juli. Tagfalter Brauner Feuerfalter Lycaena tityrus Foto: André Rey Verbreitung Der Braune Feuerfalter kommt in der ganzen Schweiz vor und steigt bis auf 2500 Meter. Im Mittelland kommt die Art nur noch an einzelnen Stellen vor. Ökologie, Biologie Das Weibchen legt die Eier an den Blattbasen von Wiesenampfer (Rumex acetosa) und Kleinem Sauerampfer (Rumex acetosella) ab. Die Verpuppung findet am Boden statt. Der Falter saugt gerne an Tymian (Thymus serpyllum), Dost (Origanum vulgare) und Margriten (Leucanthemum vulgare). Lebensraum Der Braune Feuerfalter ist eine mesophile Art. Er lebt in langrasigen, extensiv genutzten Wiesen welche reich an Sauerampfer sind. Die Art besiedelt sowohl mässig trockene als auch mässig feuchte Wiesen in welchen die Raupenfutterpflanze vorkommt. Wichtig für die Falter ist das Vorhandensein von blütenreichen Saumgesellschaften zur Nektaraufnahme. Massnahmen Erhaltung und Förderung extensiv genutzter Wiesen und blütenreicher Saumgesellschaften. Wichtig ist auch das gestaffelte Mähen der Wiesen und das Belassen von Altgrasstreifen über Winter. So finden die Falter auch nach der Mahd noch genügend Nektar und Eier, Raupen und Puppen werden nicht vollständig mit dem Schnittgut abgeführt. TTagfalter Dunkelbrauner Bläuling Aricia agestis Rote Liste CH: 3 gefährdet Foto: André Rey Verbreitung Der Dunkelbraune Bläuling kommt im Jura und Südtessin von der kollinen bis in die montane Stufe vor. Im Mittelland gilt die Art praktisch als ausgestorben. Ökologie, Biologie Das Weibchen legt die Eier an Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) und verschiedenen Geranienarten (Geranium spec.) ab. Die Verpuppung findet unter Blättern direkt am Boden statt. Der Falter saugt an verschiedenen Magerwiesenblumen. Lebensraum Der Dunkelbraune Bläuling ist sehr wärmeliebend und lebt vorwiegend in Trespenwiesen mit einem hohem Anteil an Sonnenröschen. Man trifft ihn auch an trockenen Wegsäumen. Massnahmen Erhaltung und Förderung von südexponierten Trespenwiesen und Säumen mit einem hohem Anteil an Sonnenröschen und Geranienarten. Wichtig ist auch das gestaffelte Mähen der Wiesen und das Belassen von Altgrasstreifen über Winter. So finden die Falter auch nach der Mahd noch genügend Nektar und Eier, Raupen und Puppen werden nicht vollständig mit dem Schnittgut abgeführt. Tagfalter Gewöhnliches Widderchen Zygaena fillipendulae Foto: André Rey Verbreitung Das Gewöhnliche Widderchen besiedelt alle Teile der Schweiz und steigt bis in die alpine Stufe. Ökologie, Biologie Die Eier werden an Hornklee (Lotus corniculatus) abgelegt. In der Literatur werden noch einige weitere Futterpflanzen genannt (Fabaceaen). Die Falter saugen bevorzugt an lila und violetten Blüten wie Knautie (Knautia arvensis), Skabiose (Scabiosa columbaris), Flockenblume (Centaurea jacea), Wasserdost (Eupatorium cannabinum), Teufelsabbiss (Succisa pratensis), Luzerne (Medicagi sativa) und Sommerflieder (Buddleja davidii). Lebensraum Die Art besiedelt unterschiedliche Lebensräume wie Magerwiesen, Feuchtwiesen, Ruderalflächen, mageren Böschungen und extensiv genutzte Flächen im Siedlungsgebiet. Massnahmen Erhaltung und Förderung von extensiv genutzten Wiesen und Ruderalflächen. Wichtig ist auch das gestaffelte Mähen der Wiesen und das Belassen von Altgrasstreifen und Krautsäumen über Winter. So finden die Falter auch nach der Mahd noch genügend Nektar und Eier, Raupen und Puppen werden nicht vollständig mit dem Schnittgut abgeführt. Tagfalter Kleiner Moorbläuling Maculinea alcon Rote Liste CH: 1 Vom Aussterben bedroht Foto: André Rey Verbreitung Der Kleine Moorbläuling kommt in der ganzen Schweiz von der kollinen bis in die montane Stufe vor. Ökologie, Biologie Das Weibchen legt die Eier an Blüten des Lungenenzians (Gentiana pneumonante) oder des Schwalbenwurz-enzians (Gentiana asclepiadea) ab. Es werden nur kräftige, über die umliegende Vegetation hinausragende Enziane zur Eiablage ausgewählt. Das Räupchen frisst nun einige Tage an den Enzianblüten, bevor es sich zu Boden fallen lässt. Dort hofft Das Räupchen auf die Adoption durch die Rote Knotenameise (Myrmica ruginodis). Diese trägt die Raupe ins Nest, wo Arbeiterinnen die Raupe bis zur Verpuppung füttern. Die Verpuppung findet ebenfalls im Ameisennest statt. Der Falter saugt gerne an Flockenblumen (Cenataurea spec.), Teufelsabbiss (Succisa pratensis), Wasseminze (Mentha aquatica), Sumpfkratzdistel (Cirsium palustre) und Blutweiderich (Lythrum salicaria). Lebensraum Der Kleine Moorbläuling ist ein ausgesprochener Biotopspezialist. Er lebt nur in spät gemähten Pfeifengraswiesen (Molinion) mit grösseren Beständen von Lungen- und Schwalbenwurzenzian sowie mit Vorkommen der Roten Knotenameise. Minimumareal Die Mindestarealgrösse wird in der Literatur mit 500 m2 bezeichnet. Massnahmen Pfeifengraswiesen mit Lungen- und Schwalbenwurzenzian erhalten und fördern. Feuchte, windgeschützte Vertiefungen in Pfeifengraswiesen (bevorzugte Brutplätze der Wirtsameise) Erhalten und Neuschaffen. Offene Bodenstellen schaffen wo der Lungenenzian keimen kann. Da die Raupen bis Mitte Oktober an den Enzianblüten sind, ist es wichtig, dass der Schnitt erst um diese Zeit erfolgt, oder dass die mit Eiern belegten Pflanzen stehen gelassen werden. Weiter soll alle 5 Jahre auf wechselnden Teilflächen der Pfeifengraswiese die Vegetationsdecke kleinflächig ganz abgestossen werden. Offene Bodenstellen entstehen teilweise auch bei der Bewirtschaftung. Tagfalter Mauerfuchs Lasiommata megera Foto: André Rey Verbreitung Der Mauerfuchs, ursprünglich in der ganzen Schweiz in der kollinen und montanen (bis subalpin) Stufe verbreitet, ist heute aus dem Mittelland und der Zentralschweiz fast verschwunden. Ökologie, Biologie Das Weibchen legt die Eier vorwiegend auf verdorrte Grasbüschel. Die Raupe frisst die Blätter der Aufrechten Trespe (Bromus erectus) und verschiedenen Schwingelarten (Festuca spec.). Die Verpuppung findet auf Steinen, Holzstücken oder dürrem Gras statt. Der Falter besucht Blüten verschiedener Pflanzenarten. Lebensraum Der Mauerfuchs liebt warme, trockene Biotope. Dazu gehören Rebberge, extensiv bewirtschaftete Wiesenböschungen und Waldränder. Sonnenplätze auf Trockenmauern oder Schotterböden sind wichtige Lebensraumelemente. Massnahmen Trockene Magerwiesen mit Schotter- oder Felsstellen, oder Trockenmauern erhalten und fördern. Wichtig ist auch das gestaffelte Mähen der Wiesen und das Belassen von Altgrasstreifen und Krautsäumen über Winter. So finden die Falter auch nach der Mahd noch genügend Nektar und Eier, Raupen und Puppen werden nicht vollständig mit dem Schnittgut abgeführt.