WOHNEN MIT BESTEN AUSSICHTEN Ideenwettbewerb zur Neugestaltung des Suhler Wohngebietes Ilmenauer Straße Teilbereich Karl-Marx-Straße Dokumentation im Auftrag der AWG Wohnungsbaugenossenschaft "Rennsteig" eG mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 2 S02 S03 Darstellung Planungsgebiet Einleitung S05 S08 S09 Wettbewerbsaufgabe Teilnehmende Architekturbüros Jury und Bewertungskriterien S11 S12 1. Preisträger Erklärung der Lösung & Dokumentation S15 S16 2. Preisträger Erklärung der Lösung & Dokumentation S19 S20 3. Preisträger Erklärung der Lösung & Dokumentation S23 S24 Platzierungen mit Anerkennung Erklärung der Lösungen & Dokumentationen S27 S28 Ausblick - Wie geht es weiter? Impressum Einleitung 3 Wohnen mit besten Aussichten - Wie wollen wir in Zukunft wohnen? Wohnen ist eines der grundlegenden Lebensbedürfnisse des Menschen. Doch Wohnbedürfnisse wandeln sich und mit ihnen die Anforderungen an das Bauen. Für jeden, der baut, ist Bauen eine persönliche Angelegenheit. Bauen ist aber auch öffentlich und besitzt gesellschaftliche Bedeutung. Architektur als Sinnbegriff für gutes Bauen ist Bestandteil unserer Kultur. Zum einen sind es die klassischen Fragen des Entwurfs und der Gestaltung eines Gebäudes oder ganzer Siedlungen, die vor Baubeginn zu beantworten sind. Energetische Aspekte, kostengünstiges Bauen, ökologische Orientierung, Nachhaltigkeit, neue Formen des Bauens und des Wohnens sind weitere Motive, die uns heute immer stärker bei der Konzipierung von Gebäuden beschäftigen. Ein generelles Umdenken ist zudem nötig, um dem demographischen Wandel und seinen Folgen gerecht zu werden. Die Altersstruktur der Gesellschaft wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten dramatisch verändern, die Einwohnerzahl nimmt rapide ab, die Anzahl älterer und pflegebedürftiger Personen steigt. Generationengerechtes Bauen wird deshalb das zentrale Thema sein, wenn es um die Planung künftiger Wohnformen und Stadtquartiere geht. „Alles schon gehört“, werden Sie jetzt sagen. Richtig, wir werden ja fast täglich durch Medien und Politik mit dieser Thematik konfrontiert. Aber vom Hören zum Verstehen, vom Verstehen zum Handeln zu wachsen, ist unsere Herausforderung. Die Antworten auf die demographischen Veränderungen werden die künftigen Wohnformen und das Miteinander von Jung und Alt entscheidend prägen. Wir sind gefordert, die Bedürfnisse aller Bewohner zu erfüllen und Wohnkonzepte flexibel und nachhaltig zu gestalten. Die Untersuchung des Wohnstandortes Ilmenauer Straße mit seinem Teilstandort Karl-Marx-Straße zeigte, dass dieser dauerhaft zukunftsfähig und als Wohnadresse am Markt begehrt ist. Deshalb wird unsere Genossenschaft ihre Wohnanlagen am Standort weiterhin gut instand halten und eine nachhaltige Belegung anstreben. Der Rückbau von Wohnanlagen ist derzeit nicht Bestandteil der Unternehmensplanung bis 2019. Allerdings ist auch anzumerken, dass eine Aufwertung der Wohnanlagen aus den 60er Jahren zur Sicherung zukünftiger Ansprüche an das Wohnen mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand nicht realisierbar ist. Zudem hätten die modernisierten Wohnanlagen selbstverständlich nicht die Lebenserwartung wie mit modernster und umweltschonender Technik ausgestattete Neubauten. Um bereits heute Antworten auf die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte für diesen Wohnstandort zu erarbeiten, hat die Genossenschaft entschieden, in Zusammenarbeit mit den anderen Eigentümern am Standort und der Stadt Suhl Konzepte zu einer Neubebauung für den Zeitraum 2015 - 2025 zu entwickeln. Erste Ideen hierfür wurden jetzt im Rahmen eines Ideenwettbewerbes gesammelt, der mit Mitteln aus dem prämierten Wettbewerbsbeitrag zum Bundeswettbewerb zur energetischen Sanierung von Großsiedlungen ausgelobt wurde. 4 In Fortführung des Bundeswettbewerbes und unter Verwendung des zweckgebundenen Preisgeldes wurde durch uns Anfang 2010 ein Architektenwettbewerb ausgelobt, in dessen Mittelpunkt zunächst die Suche nach Ideen für eine Neubebauung einer nach Rückbau der vorhandenen Gebäude frei werdenden Grundstücksfläche im Wohngebiet Karl-MarxStraße steht. Hierfür sollten erste Lösungsvorschläge erarbeitet werden, die Grundlage für zukünftige konkrete Planungen werden können. Sechs Architekturbüros unserer Region hatten sich der Herausforderung gestellt, ihre Wettbewerbsbeiträge eingereicht und der Wettbewerbsjury präsentiert. Obwohl im Lösungsansatz und der Bearbeitungstiefe sehr unterschiedlich, waren alle Beiträge auf einem hohen Niveau und erfüllten die Erwartungen in hohem Maße. Der Sinn und Wert von Wettbewerben besteht im breiten Angebot von alternativen Lösungen und der Chance, die Wahl zu haben. Zukünftige Bauherren haben mit den vorgestellten Wettbewerbsbeiträgen eine ausgezeichnete Wahlmöglichkeit. Wir möchten Ihnen mit dieser Broschüre einen Überblick über die Leistungsvielfalt und Kreativität der eingereichten Arbeiten geben. Unser Dank gilt daher allen Mitwirkenden an diesem Projekt, allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, den Mitgliedern der Wettbewerbsjury und insbesondere dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung für die Unterstützung. Suhl, im Juni 2010 Frank Brösicke Fred König Der Vorstand der AWG Wohnungsbaugenossenschaft "Rennsteig" eG „Neubau von energetisch hochwertigen, attraktiven und vielfältigen Mehrfamilienhäusern im Wohngebiet Ilmenauer Straße/Karl-Marx-Straße auf den durch Rückbau entstehenden Freiflächen der AWG Wohnungsbaugenossenschaft "Rennsteig" eG und Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft mbH Suhl“ Wettbewerbsaufgabe 1. Einleitung In enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Suhl hatten sich die AWG Wohnungsbaugenossenschaft "Rennsteig" eG und die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH Suhl an dem Anfang 2009 vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) ausgelobten Bundeswettbewerb „Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen auf der Grundlage von integrierten Stadtteilentwicklungskonzepten“ beteiligt. Erstmals wurden im Rahmen dieses Wettbewerbes bundesweit energetische Sanierungs- und Entwicklungskonzepte nicht ausschließlich am einzelnen Gebäude, sondern an größeren Wohnsiedlungen erarbeitet. Um die Bedingungen des Wettbewerbs zu erfüllen, mussten neben dem wohnungswirtschaftlichen Konzept auch schlüssige Konzepte sowohl für die Finanzierung und Durchführung, als auch ein überzeugendes Partizipationskonzept erarbeitet werden. Insgesamt 76 Wettbewerbsbeiträge aus den unterschiedlichsten Regionen Deutsch- lands wurden beim BMVBS eingereicht. Die AWG "Rennsteig" eG reichte mit dem Konzept für das Wohngebiet „Ilmenauer Straße“ (mit 4.090 Wohnungen) einen Wettbewerbsbeitrag ein, der darauf ausgerichtet ist, die Wohnungsbestände nachhaltig zu verbessern, aufzuwerten und durch ökologisch orientierte Neubauten gezielt zu ergänzen und wurde am 15.07.2009 in Berlin mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet. „Dieser ausgewogene Beitrag für ein Plattenbaugebiet überzeugt durch ein schlüssiges Energiekonzept mit Kraft-Wärme-Kopplung (Abwärme aus Restabfallbehandlung). Die Rückbaumaßnahmen werden mit ökologisch optimierten Neubauten und Sanierungen verbunden. Die Investitionskosten sind detailliert aufgeschlüsselt“ heißt es in der Jury-Begründung. Für das Wohngebiet „Suhl-Mitte“ (1.601 Wohnungen) wurde unter Federführung der GeWo mbH Suhl ein weiterer Beitrag zum Bundeswettbewerb „Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen auf der Grundlage von integrierten Stadtteilentwicklungskonzepten“ eingereicht und am 15.07.2009 in Berlin mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. „Das Energiekonzept dieses innerstädtischen Plattenbaugebietes besticht einerseits durch Kraft-Wärme-Kopplung auf Restabfallbehandlung und Photovoltaik, andererseits durch eine Sanierung gemäß EnEV 2009. Das Durchführungs- und das Stadtentwicklungskonzept setzen einen Schwerpunkt auf die Strategie der Vermarktung als innerstädtisches Wohngebiet von Familien und Senioren“, war der Jury-Begründung zu entnehmen. Die für die Stadt Suhl prognostizierten demographischen Veränderungen bis zum Jahr 2025 erfordern die strukturelle Anpassung des Wohnungsangebotes auch insbesondere in den Wohnbereichen „Stadtmitte“ und „Ilmenauer Straße“. Auf die Ergebnisse des vorliegenden Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes der Stadt Suhl (Phase I) wird ausdrücklich Bezug genommen. Nach übereinstimmender Auffassung aller Beteiligten können die anstehenden Umgestaltungsprozesse, mit stadtteilbezogen sehr unterschiedlichen Entwicklungsschwerpunkten, nur in enger Abstimmung zwischen den beiden großen Wohnungsunternehmen und der Stadtverwaltung Suhl erfolgreich gestaltet werden. 5 In Fortführung des Bundeswettbewerbes „Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen/energetische Stadtteilumgestaltung“ arbeiten die AWG Wohnungsbaugenossenschaft "Rennsteig" eG und die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH Suhl gemeinsam an der Entwicklung und Umsetzung einer umfassenden Konzeption für das Suhler Wohngebiet Ilmenauer Straße/Karl-Marx-Straße unter energetischen, wohnungswirtschaftlichen, städtebaulichen und demographischen Gesichtspunkten. 6 Wie viele Siedlungen der 60er und 70er Jahre befinden sich auch die Wohnanlagen im Wohnbereich Karl-Marx-Straße an einem Punkt in ihrem Lebenszyklus, an dem substanzielle Sanierungsmaßnahmen nötig sind. Der Sanierungszustand der Wohnanlagen beider Eigentümer ist sehr unterschiedlich. Im Mittelpunkt des ausgelobten Wettbewerbes sollen zunächst Ideen zur Nachnutzung der nach Rückbau der vorhandenen GeWo-eigenen Gebäude zur Verfügung stehenden Grundstücksflächen im Wohngebiet Karl-Marx-Straße stehen und damit (neben der Sanierung und Aufwertung der Bestandsgebäude) der Grundstein für eine weitere Aufwertung des Wohngebietes gelegt werden. 2. Planungsbereich des Wettbewerbes Karl-Marx-Straße 47-57 (Flur 80 Flurstück 111/99) und Karl-Marx-Straße 59-69 (Flur 80 Flurstück 111/100) mit einer Grundstücksfläche von insgesamt 7.494qm. Die vorhandenen Wohnanlagen werden voraussichtlich 2011 abgerissen, Grundstückseigentümer ist die GeWo Suhl mbH. Alle weiteren Grundstücksangaben sind beigefügtem Kurzexposé zu entnehmen. 3. Aufgabenstellung Ideen, Konzepte und Entwürfe für die Planung von energetisch optimierten und ökologisch orientierten Einzelwohnanlagen auf den ausgewählten Grundstücken unter Beachtung einer ganzheitlichen Quartierentwicklung, mit den Zielen: - nachhaltiges und kostensparendes Bauen mit optimaler Grundstücksausnutzung, Grundrissoptimierung und Materialwahl, Mehrfamiliengeschossbau mit drei, maximal vier Wohngeschossen, - Untersuchung und Planung eines modernen Energiekonzeptes (Grundlage EnEV 2012), Steigerung der Energieeffizienz, Reduzierung der CO2-Emissionen, einschließlich des Einsatzes erneuerbarer Energien, Mindestanforderung: Passivhausstandard, Ziel: „PlusEnergie“-Gebäude - Belebung des Quartiers mit attraktivem und vielfältigem Wohnen, generationenübergreifend und barrierefrei. Wir möchten bewusst weitergehende klare und eindeutige Planungsvorgaben im Rahmen des Ideenwettbewerbes vermeiden, um einen ausreichenden kreativen Freiraum bei der Darstellung von Planungskonzepten für die Wohnanlagen zu gewährleisten. 4. Umfang der einzureichenden Arbeiten Die Wettbewerbsunterlagen sind sowohl elektronisch auf CD-ROM in üblichen Dateiformaten (Word, PDF etc.), als auch in drei Ausfertigungen in Papierform einzureichen. Die Unterlagen bestehen aus einem Textteil (Baubeschreibung, Energiekonzept und Kostenschätzung nach DIN 276) und kartographischen Darstellungen in Form von Skizzen und/oder Plänen (Grundrisspläne, Gebäudeschnitte, Freiflächenplan etc.). Der Textteil soll einen Umfang von 50 Seiten nicht überschreiten. Weiterhin ist ein Standortmodell im Maßstab 1:100 anzufertigen und einzureichen. 5. Teilnahme am Wettbewerb Der Wettbewerb wird als Ideenwettbewerb auf Grundlage der vorliegenden Einladung zur Teilnahme durchgeführt. Bitte erklären Sie Ihre Absicht zur Annahme der Einladung, einschl. der Anerkennung der Wettbewerbsbedingungen gemäß Punkt 6, unter Verwendung des als Anlage beigefügten Formblattes. Das Formblatt senden Sie bitte bis zum 12.02.2010 (Poststempel) an: Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH Suhl Stichwort: Ideenwettbewerb Gutenbergstraße 4 98527 Suhl Mit den Aufgaben zur Projektsteuerung wurde in gemeinsamer Abstimmung die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH Suhl beauftragt. 6. Wettbewerbsbedingungen 6.1 Zeitplanung 12.02.2010 30.04.2010 31.05.2010 16.06.2010 24.06.2010 Abgabe der Teilnahmeerklärung Berufung der Jury Einreichung der Wettbewerbsbeiträge Entscheidung der Jury Bekanntgabe und Preisverleihung 6.2 Jury Die Jury setzt sich aus der Geschäftsführung der beiden beteiligten Wohnungsunternehmen und weiteren berufenen Vertretern zusammen. 6.3 Preise Durch die AWG Wohnungsbaugenossenschaft "Rennsteig" eG werden insgesamt drei Geldpreise ausgelobt. 1. Preis 2. Preis 3. Preis 20.000 EUR 10.000 EUR 7.500 EUR 6.4 Rechtsweg/Nutzungsrechte Die Nutzungsrechte an den eingereichten Beiträgen des Ideenwettbewerbes werden ohne Einschränkung an den Auslober der Geldpreise AWG Wohnungsbaugenossenschaft "Rennsteig" eG Friedrich-König-Straße 11 98527 Suhl übertragen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. 6.5 Rückfragen ... 7. Anlagen ... Suhl, den 25.01.2010 7 Wettbewerbsteilnehmer 8 bpi - Bauplanungs- und Ingenieurbüro GmbH Blechhammer 3 98544 Zella-Mehlis 03682 / 89 050 [email protected] Bauplanungs- und Ingenieurbüro GmbH BPS Bauplanung Suhl GmbH Neundorfer Straße 2 98527 Suhl 03681 / 39 10 53 [email protected] Ingenieurbüro Bauwesen A & H GbR Suhl Karl-Mundt-Straße 1 98529 Suhl 03681 / 79 410 [email protected] ingenieurbüro bauwesen suhl Keßler & Partner Architekturbüro Windeweg 14A 98527 Suhl 03681 / 30 30 31 [email protected] Möckel Planungsbüro Zum Zimmergrund 8 98529 Suhl 03681 / 72 84 06 planungsbü[email protected] PGS+P Architekten Steiner + Partner GmbH Neundorfer Straße 2 98527 Suhl 03681 / 71 27 020 [email protected] p l a n u n g s b ü r o m ö c ke l ARCHITEK TURBÜRO Wettbewerbsjury und Bewertungskriterien 9 Die langfristige Entwicklung des Wohngebietes Ilmenauer Straße mit seinem Teilgebiet Karl-Marx-Straße im Interesse der Bewohner und neuer Interessenten ist eine Gemeinschaftsaufgabe der beiden Wohnungsunternehmen AWG "Rennsteig" eG und GeWo mbH Suhl zusammen mit der Stadt Suhl. Deshalb wurde die Jury des Ideenwettbewerbes bewusst aus Repräsentanten der drei Beteiligten gebildet. Seitens der Stadt Suhl nahmen neben dem Oberbürgermeister Herrn Dr. Triebel (zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der GeWo mbH), der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses Herr Wehner und der 1. Bürgermeister und Verantwortliche für Wohnen und Soziales Herr Lamprecht die Verantwortung in der Jury wahr. Die GeWo mbH wurde durch ihre Geschäftsführerin Frau Augner und den Prokuristen Herrn Heymel zu den Präsentationen, Jurysitzungen und bei der Auswahl der Preisträger vertreten. Der Aufsichtsratsvorsitzende der AWG "Rennsteig" eG Herr Goldschmidt und der Vorsitzende des Bauausschusses der Genossenschaft Herr Klein (Baudezernent der Stadt Suhl a.D.) vertraten neben dem Vorstandsvorsitzenden Herrn Brösicke und dem Techn. Vorstand Herrn König die Positionen der auslobenden Genossenschaft. In 6 jeweils 90-minütigen Präsentationen stellten die teilnehmenden Architekturbüros der Jury ihre Arbeiten vor und ließen Platz für Nachfragen und Diskussionen. Jeder Wettbewerbsteilnehmer präsentierte dabei neben der Grundidee des Entwurfes die jeweils spezifischen Ansätze zur Umsetzung der Aufgabe. Insbesondere die Schwerpunkte „generationenübergreifendes Wohnen“ und „Nachhaltigkeit“ standen im Mittelpunkt der Präsentationen und des Interesses der Jury. Ideen für attraktives, zukunftsfähiges und zugleich nachhaltig orientiertes Wohnen unterschiedlicher Generationen, variable, barrierearme Grundrisse, Gebäudestrukturen und Freianlagen in Verbindung mit modernen Energiekonzepten waren das Ziel. Übereinstimmend resümierte die Jury, dass alle eingereichten Wettbewerbsbeiträge die Aufgabenstellung in hervorragender Qualität erfüllen. Alle Büros hatten sich intensiv mit dem Standort, den Zielstellungen und der Erarbeitung eines Lösungsansatzes auseinandergesetzt. Alle vorgestellten Ideen bieten, wenn auch sehr unterschiedliche, so doch stets den Zielen und dem Anspruch des Wettbewerbes entsprechende Vorschläge zur attraktiven Weiterentwicklung eines sehr gefragten Wohnstandortes. 10 Besonders schwer war deshalb die Auswahl der Wettbewerbsbeiträge, die als Sieger prämiert werden sollten. Zu entscheiden, welche Idee in besonderem Maße Anforderungen an Ökonomie und Ökologie, an Bezahlbarkeit und Nachhaltigkeit erfüllten und dabei zudem attraktiv und zukunftsfähig sind, war die herausfordernde Aufgabe. Zunächst in individueller Vorentscheidung, später in gemeinsamer Meinungsbildung erarbeitete sich die Jury ein Votum, welche Arbeiten die Anforderungen der Wettbewerbsausschreibung am besten erfüllten. Am Ende wurden die Wettbewerbsbeiträge gekürt, die nach den überwiegenden Meinungen der Jurymitglieder das größte Potential zu einer tatsächlichen Umsetzung haben. Die Preisträger sind 1. Preis mit 20.000,- EUR 2. Preis mit 10.000,- EUR 3. Preis mit 7.500,- EUR Planungsgesellschaft Steiner und Palme mbH ibs Ansorg & Heußer GbR Suhl BPS Bauplanung Suhl GmbH Die AWG "Rennsteig" eG bedankt sich bei allen Wettbewerbsteilnehmern und bei den Jurymitgliedern für ihr Engagement. Die Jury bestand aus folgenden Mitgliedern: • Herr Dr. Triebel, Oberbürgermeister der Stadt Suhl, Aufsichtsratsvorsitzender der GeWo mbH Suhl • Herr Lamprecht, Bürgermeister der Stadt Suhl • Herr Wehner, Stadtrat Suhl, Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses • Frau Augner, Geschäftsführerin GeWo mbH Suhl • Herr Heymel, Prokurist GeWo mbH Suhl • Herr Brösicke, Vorstand AWG Wohnungsbaugenossenschaft "Rennsteig" eG • Herr König, Vorstand AWG Wohnungsbaugenossenschaft "Rennsteig" eG • Herr Goldschmidt, Aufsichtsratsvorsitzender der AWG Wohnungsbaugenossenschaft "Rennsteig" eG • Herr Klein, Vorsitzender des Bauausschusses der AWG Wohnungsbaugenossenschaft "Rennsteig" eG 1. Preisträger 11 Planungsgesellschaft Steiner und Palme mbH Unser Entwurf sieht für die Überplanung des Stadtquartiers moderne, exklusive Stadthäuser mit Dachterrassen und geräumigen Loggien bzw. Wintergärten vor, die stringent nach Süd-Westen ausgerichtet sind. Diese Stadthäuser bieten variable Wohnungen für Familien und Singles, für Jung und Alt. Das Einzelhaus orientiert sich am Einfamilienhaus und vermittelt dadurch größte Privatheit und Identifikation mit dem Gebäude. In unserem Entwurf schlagen wir vor: • einen Städtebau mit Stadthäusern • den Qualitätssprung von blockartig, gereihter Bebauung zum freistehenden Einzelhaus • die Schaffung einer Neuen Qualität des Wohnens Bei der Konzipierung unseres Stadthauses steht der Wunsch nach individuellem, hochwertigem Wohnraum an erster Stelle. Die Bedürfnisse, Wünsche und Träume der Menschen zu berücksichtigen, die darin wohnen, ist uns sehr wichtig. Das kleine Glück zu ermöglichen, indem wir durch flexible Wände im Innenraum Eigenständigkeit oder Gemeinschaft ermöglichen, durch einen Wintergarten einen Raumgewinn haben, solare Gewinne im Winter aufzufangen, sein eigenes Bücherregal aufzustellen, eine Küchenvision zu verwirklichen, seinen eigenen Sonnenschirm aufzuspannen oder einen kleinen Kaminofen zu heizen ….. all das ist Lebensqualität. 12 oben links: Süd-WestHauptansicht Mitte links: Foto Maßstabsmodell unten links: GrundrissBeispiele für 2-, 3- und 4-Raumwohnungen im 1. Obergeschoss unten Mitte: Darstellung Fassadenschnitt oben rechts: Eingliederung in das Planungsgebiet - Typenübersicht unten rechts: Entwurfsskizze Prinzip Gliederung 13 14 Das Stadthaus ist im Standardtyp als dreigeschossiger, kompakter Baukörper in den Abmessungen von 14,00x14,00m entworfen, in der Regel für 6 Mietparteien. Große Variabilität liegt in der freien Gestaltung der Grundrisse. Unverwechselbarkeit und moderner Baustil werden durch große Loggien mit raumhohen Glasfassaden und Schiebeläden erreicht, die sich je nach Bedürfnis und Wetterlage öffnen und schließen lassen. Es werden Stadthäuser in 5 verschiedenen Typen mit verschiedenen Wohnungsschlüsseln gebaut, hauptsächlich 2-, 3- und 4-Zimmer Wohnungen. Eine Grundriss-Variante bietet eine große MaisonettWohnung zwischen 3. und 4. Geschoss mit großer Dachterrasse. Es ist auch möglich eine Etage mit 115,76qm zu mieten und damit eigenheimähnliche Wohnverhältnisse zu erreichen. Wir können insgesamt 60 Wohnungen mit folgender Wohnungsverteilung anbieten: 12 2-Zimmer WE, 33 3-Zimmer WE, 12 4-Zimmer WE, 3 4-Zimmer WE mit Maisonett. Die Stadthäuser werden über einen Erschließungskern, bestehend aus notwendigem Treppenraum mit gegenüberliegendem Aufzug, erschlossen. Der Aufzug kann bei Bedarf gebaut oder weggelassen werden. Der Erschließungsbereich ist immer Nord-Ost orientiert, lichtdurchflutet und zeichnet sich durch eine großflächige Verglasung aus. Die Gebäude sind als Zweispänner konzipiert. Über einen kleinen Stichflur sind beide Wohnungen/Geschoss direkt erreichbar. Bei Eintritt in die Wohnung hat man den Blick in den Freiraum. Alle Räume, insbesondere Bad und Küche, haben Fenster. Die Grundrisse bieten eine große Varianz in der Anordnung und Nutzung der Räume, da die konstruktiven Wände auf ein Minimum beschränkt wurden. Architektur vermittelt neben Sprache, Schrift und Kultur auch Zeitgeist. Unsere Architektur, die an die Prinzipien des Bauhausstiles erinnert, soll modernen Zeitgeist nach Suhl bringen. Unsere Stadthäuser bestechen durch ihre geradlinige Architektur. Es werden 2 Fassadenvarianten angeboten, zum einen das klassische weiß geputzte Gebäude mit Schiebeläden in Holz und zum anderen eine Vorhangfassade aus Holz. Die Akzente in der Fassade setzen markanten Schiebeläden und die in die Fassade integrierten Photovoltaikelemente, die je nach Berechnung auch auf dem flachen Dach angeordnet werden können. Unsere Häuser sind energieeffizient konzipiert und energetisch optimal angeordnet. Sie sind süd-westorientiert für solare Gewinne, werden mit einer Zusatzheizung über Fernwärme beheizt, sind mit einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Bei der Gestaltung des Areals wird die Topografie des Geländes so verändert, dass Wohnplateaus entstehen, die moderne städtebauliche Strukturen und eine günstige verkehrstechnische Anbindung und Erschließung und ebene Gebäudezugänge ermöglichen. Vom zentralen Punkt des Wohngebietes, dem Einkaufszentrum erschließen wir das Wohngebiet über eine diagonale Wegebeziehung, die vorhandene Wegestrukturen aufnimmt. Diese Wegeverbindung ist die kürzeste Achse aus dem Wohngebiet in die Natur und ins Stadtzentrum bzw. zu den bewohnten Blockrändern und den zentralen Punkten im Wohngebiet. Eingebettet in den vorhandenen Grüngürtel zu beiden Seiten des Wohngebietes sind die 10 Stadthäuser locker aber gerichtet angeordnet. Die energieeffiziente Ausrichtung der Gebäude beeinflusst maßgeblich die städtebauliche Einordnung der Gebäude. Große markante Baumdächer markieren den Eingang ins Wohngebiet, gliedern die Freifläche und können Treffpunkt im Wohngebiet sein. Die Baumdächer sind Markierung und Schattenspender über den Parkplätzen. Die Weiterentwicklung dieses Stadtquartiers ist in der von uns angedachten städtebaulichen Ordnung möglich und soll neue Impulse für die Stadtentwicklung in Suhl geben. Planungsgesellschaft Steiner + Palme 2. Preisträger 15 ibs Ansorg & Heußer GbR Suhl Konsequente kreative Umsetzung der Vorgaben In der Aufgabenstellung ist der Wunsch nach nachhaltiger und kostensparender Bebauung mit optimaler Grundstücksausnutzung formuliert. Die Wohnungen sind attraktiv, vielfältig und barrierefrei. Ein wesentlicher Aspekt besteht in der Forderung nach energetisch optimierten und ökologisch orientierten Wohnanlagen. Alle diese Vorgaben sind mit der vorliegenden Lösung konsequent und kreativ umgesetzt. Mit dem Entwurf werden die Forderungen des Passivhausnachweises unterboten. Klares städtebauliches robustes Konzept Durch das gewählte Modulsystem können nach dem Baukastenprinzip Gebäude entstehen, die leicht den topographischen Gegebenheiten gerecht werden und sich harmonisch in die Landschaft einfügen. Die beliebige Reihung des Grundmoduls ermöglicht die Ausbildung verschiedener Gebäudelängen. Ein Versatz der Gebäude ist möglich. Durch die Variabilität der Gebäudestirnseiten kann auf städtebauliche Faktoren reagiert werden. Zur optimalen Grundstücksauslastung und unter Beachtung der Passivhauskriterien werden die Gebäude konsequent südlich orientiert. 16 oben links: Erdgeschossgrundriss Haus 1 Mitte links: Obergeschossgrundriss Haus 1 oben rechts: Übersichtsgrundrisse Haus 1 unten rechts: Übersichtsgrundrisse Haus 4 unten links: Foto Maßstabsmodell 17 18 Klare konstruktive funktionelle Lösungen Die Entwicklung eines minimalistischen Grundmoduls ist der Grundstein für eine flexible Wohnungsgestaltung im Rahmen der vorgegebenen Fläche. Verschiedene Wohnungsgrößen lassen sich durch unterschiedliche Achsraster bilden. Auf Grund der hohen Anforderungen an den Wärmeschutz wird auf eine klare Trennung von Trag- und Dämmfunktion der Konstruktionen orientiert. Energetisches Konzept Der Entwurf zeichnet sich durch eine klare Ausrichtung der Gebäude mit den Hauptaufenthaltsräumen und den großen Glasflächen nach Süden zur Optimierung der solaren Energiegewinne aus. Das beheizte Gebäudevolumen wird minimiert. Durch die kompakte Bauweise wird ein sehr günstiges A/V-Verhältnis erreicht. Der große, nach Süden gerichtete Dachflächenanteil bietet sich zur Anordnung einer Photovoltaikanlage an. Dadurch wird die Energie- und CO2-Bilanz wesentlich verbessert. Durch die gewählten technischen Lösungen wird der Passivhausnachweis erreicht, die geforderten Werte werden teilweise um 50% unterschritten. Gleichgewicht zwischen Individualität und Gemeinsamkeit Die Variabilität bei der Gestaltung der Wohnungsgrundrisse und Badvarianten ermöglicht indivi- duelle Lösungen. Die bewusste Wegeführung im Gebiet mit Einbeziehung der Gebäude sowie die Anordnung der Mietergärten fördert das Gemeinschaftsgefühl. Die Laubengänge werden ein Ort der Begegnung, das längst vergessene „Wir-Gefühl“ kehrt zurück. Der vorliegende Entwurf erfüllt alle Anforderungen der Planungsaufgabe, er stellt ein zukunftsorientiertes Wohnen dar. Die frühzeitige Einschaltung eines Haustechnikplanungsbüros optimiert die Ansätze und führt so zu einem sorgsamen Umgang mit Brennstoffressourcen. Von diesem ökologischen wie ökonomischen Ansatz profitieren alle. Der Bauherr senkt die initialen Investitionskosten durch ein konsequentes Baukastenprinzip sowie die langfristigen Betriebs- und Wartungskosten. Die Bewohner senken Ihre Nebenkosten und die Umwelt freut sich über einen geringen Schadstoff-Ausstoß. Der Entwurf verbindet somit den Charme klarer Linien mit dem Passivhausstandard, einem individuellen Wohnkonzept sowie wirtschaftlicher und umweltfreundlicher Nachhaltigkeit. ibs Ansorg & Heußer GbR Suhl 3. Preisträger 19 BPS Bauplanung Suhl GmbH Idee + Konzeption - offene, individuelle, standortgerechte Bebauung - hohe Grundstücksauslastung - effektive Erschließung - attraktives Wohnumfeld - optimierte, wohnhausbezogene Freiflächengestaltung - Trennung von Erschließung und Freifläche - Freizeitbetätigungen, Treffpunkt für die Bewohner - ansprechende Architektur - hohe Wohnqualität bei vielfältigen Wohnungsgrößen und Grundrisstypen - behindertengerechtes Wohnen, Mehrgenerationenwohnen - energetische Optimierung, Erfüllung des Passivhausstandards Gelände + Erschließung - Pkw-Stellflächen in den Randzonen des Grundstücks - Erschließungsstraßen mit Distanz zu den Eingängen nur für Anlieferungen, Pflege-/Rettungsdienste und Feuerwehr 20 21 oben links: Computer-Animation Vorzugslösung unten links: Foto Maßstabsmodell oben rechts: Eingliederung in das Planungsgebiet 8.24 5.01 3 Raum Wohnung Wohnfläche 105,14 qm 3. OG 2. OG 1 Raum Wohnung Wohnfläche 47,79 qm 2.25 1. OG Terrasse 2.25 EG us DG 3 Wohnen Terrasse 2. OG 1. OG Küche Wohnen EG Bad 2. OG 1. OG DG Kochen 2. OG 2 1. OG EG us Ha Gad. WC Bad Flur Mehrzweck raum us 5 Abst Treppenhaus EG Ha Abst Flur Schlafen 1 Schlafen 2 1 DG 1.00 us 12.99 Ha DG 3. OG 16.49 Ha 22 3.49 8.25 DG 2. OG 1. OG 8.49 16.50 EG 24.99 Ha us Grundriss DG 4 Haus 3 und 5 5.00 8.25 3.49 8.25 4 Raum Wohnung Wohnfläche 115,70 qm 3 Raum Wohnung Wohnfläche 90,11 qm Balkon Kochen / Essen Balkon Wohnen 2.25 Schlafen Balkon Kochen / Essen Wohnen Wohnen Kochen 10.74 Flur Schlafen 1 Abst Flur Abst Abst. Bad Schlaf / Arbeit Bad 16.49 2.25 2.25 2 Raum Wohnung Wohnfläche 60,86 qm Gad. WC Bad Flur Treppenhaus Mehrzweck raum Schlafen 1 Schlafen 2 1.00 Schlafen 2 8.49 16.50 24.99 Grundriss 1. OG Grundriss 2. OG Haus 1 - 5 8.25 4 Raum Wohnung Wohnfläche 115,70 qm Bebauung 2 Raum Wohnung Wohnfläche 60,86 qm 3 Raum Wohnung Wohnfläche 90,11 qm Balkon - solitäre, gestaffelte Baukörper - günstige Ausrichtung der Gebäude - gute Besonnung/geringe Verschattung - optimale Lage zur Erschließung u. den Freiflächen - gleichwertige Baukörper Kochen / Essen Balkon Wohnen 2.25 Schlafen Balkon Wohnen Kochen / Essen Schlafen / Arbeit Bad Wohnen Kochen Abst Flur Abst Abst. Gad. Bad WC Bad Flur Eingang Baukörper - 3-Spänner mit 1- bis 5-Raumwohnungen und großzügigen Balkon- und Dachterrassen - abgeschlossene, behindertengerechte Vertikalerschließung - Wasch- und Trockenräume, Mieterkeller, Etagen-Mehrzweckraum Flur Schlafen 1 Mehrzweck raum Schlafen 2 Schlafen 1 Freianlagen Schlafen 2 1.00 10.74 3.49 8.25 16.49 2.25 2.25 5.00 Haus 2, 3, 5 - Erschließungsseite: Zugang, Zufahrt, Müllsammel- stellen, Grünflächen (Beete), Sitz-, Verweil-, Grundriss Erdgeschoss Kommunikationsfläche Haus 1 - 5 - Wohnseite: großzügige Flächen für multifunktionale Nutzung (Sport u. Spiel, Gartenanl., Grillplätze) - fußläufige Verbindung zwischen Erschließungsseite und Wohnseite 8.49 16.50 24.99 Energetisches Konzept - hochwertige Dämmung und Dichtheit der Gebäudehülle - Nutzung von Sonnenenergie (Solarthermie) - Heizung/Warmwasserbereitung - Ergänzung durch Strom oder Fernwärme über KWL oder Fußbodenheizung - kontrollierte Be-/Entlüftung (KWL), Vorwärmung und -kühlung über Sole-Erdwärmeübertrager - Regenwassernutzung Gebäude Fassade - Gartenseite offen, Erschließungsseite geschlossen - Akzentuierung durch Material- und Farbwechsel BPS Bauplanung Suhl GmbH Mit Anerkennung ... 23 Planungsbüro Möckel Architekturbüro Keßler & Partner Freie Architekten GbR bpi Bauplanungs- und Ingenieurbüro GmbH oben: Computeranimation Planungsbüro Möckel Mitte: Computeranimation Keßler & Partner unten: Computeranimation bpi Bauplanungs- und Ingenieurbüro 24 Planungsbüro Möckel - Architekturbüro Die für die Stadt Suhl prognostizierten demografischen Veränderungen in den kommenden Jahren erfordern eine Veränderung im Wohnungsangebot. Es wird ein größerer Umgestaltungsprozess und ein verändertes Wohnungsangebot notwendig werden. Die Umgestaltungsprozesse können dabei nur stadtteilbezogen erfolgen. Der vorliegende Ideenvorschlag bezieht sich auf einen Bereich des Wohngebietes "Karl-Marx-Straße". Die Bausubstanz befindet sich dort in einem Zustand, die den heutigen Ansprüchen an eine Wohnqualität nicht mehr entspricht und ebenfalls dabei die Forderungen der Energieeinsparung nicht erfüllt werden können. Der Ideenvorschlag soll die Möglichkeiten einer sinnvollen und schrittweisen Umgestaltung des Wohngebietes vorstellen. Der Ideenvorschlag geht von nachfolgenden grundsätzlichen Leitlinien aus: - Einzelbebauung, damit bessere abschnittsweise Realisierung der Wohnbauten, auch bei eventuell geforderter Trennung der Grundstücke. - Maßstäbliche, der Umgebung angepasste, Gebäudegrößen und keine Zeilenbebauung. - Beachtung der topografischen Beschaffenheit des Geländes (die Hanglage ermöglicht z.B. ein talseitig offenes und nutzbares Sockelgeschoss). - Größtmöglichste Ausnutzung der Besonnung, dabei grundlegende Orientierung der Wohnräume (Südwesten). - Anordnung der Gebäude mit freier Aussicht in die Umgebung und der Landschaft. - Der Umgebung und Landschaft angepasste Geschossanzahl von maximal 3 Geschossen und einem talseitig freistehenden Sockelgeschoss. - Ebenerdiger Zugang von der Wohnstraße bzw. PKW- Stellplatz zum Eingang und zum Aufzug, besonders notwendig für Behinderte und ältere Menschen. - Flexible Gestaltung der Grundrisse durch Anordnung der nichttragenden Trennwände nach Mieterwünschen. - Extrem große Balkons für eine bestmöglichste Nutzung - Gesonderter und von außen zugänglicher Fahrrad-, Motorrad- und Kinderwagenabstellraum. - Abstellraum für Abfälle und Recycling-Stoffe mit Ausgang nach außen. - Parkähnliche Gestaltung der Freianlagen in der Ruhezone zwischen den 2 Gebäudereihen (Ost-/Westseite). Nach diesen Grundsätzen entsteht eine Wohnanlage ohne gegenseitige Verschattung der Gebäude zu allen Tageszeiten. Gleichzeitig wird eine Aussicht in die umgebende Landschaft ermöglicht. Die Hauseingänge können ohne Überwindung von Freitreppenanlagen auf kürzestem Weg vom PKW-Stellplatz erreicht werden. Eine wichtige und entscheidende Lösung für Familien mit Kindern und für Kinderwagen, für Behinderte und für alle älteren Bewohner. Mit der äußeren Erschließung ergibt sich zwischen den Wohngebäuden ein begrünter Freiraum mit einem Fußweg, angrenzenden Ruheplätzen und Spielplätzen für Kinder. Geschossdecken mit großen Spannweiten ermöglichen eine flexible Anordnung der Trennwände innerhalb einer Wohnung. Damit kann den unterschiedlichen Wünschen der Mieter für eine Grundrissgestaltung, besonders bei Familienveränderungen, nachgekommen werden. Hohe Dämmwerte der Außenwände und der Fenster garantieren den Mietern niedrige Betriebs- und Nebenkosten. Die äußere Gestaltung wird von einer klaren Baukörperform mit großen Balkonen auf der Sonnenseite geprägt. Die Anordnung der Gebäude folgt den vorhandenen Geländelinien bei einer Verkehrserschließung von der Karl-Marx-Straße aus. ... 25 Keßler & Partner Freie Architekten GbR Die Planung trägt den Charakter einer Insellösung im bestehenden Plattenbaugebiet und wirkt durch ihre Ausstrahlung als visionäre Keimzelle für die zukunftsfähige Umgestaltung der umgebenden Wohnquartiere. Das Entwurfskonzept sieht den Neubau von 6 Stadtvillen mit 51 Wohneinheiten vor. Die kompakten Baukörper sind konsequent in Nord/Süd-Richtung orientiert und sichern so ein Höchstmaß an passiven solaren Energiegewinnen. Zur Gewährleistung einer optimalen Besonnung aller Wohneinheiten sind diese im Versatz angeordnet. Sie folgen in ihrer Höhenlage der Topographie der vorhandenen Geländeterrassen. Die Gebäude sind mit 3 Vollgeschossen und einem zurückgesetzten Staffelgeschoss konzipiert. Die Gebäudehülle entspricht dem Passivhausstandard. Der zu bebauende Bereich wird über zwei hangparallel verlaufende Anliegerstraßen mit unmittelbarer Anbindung an die angrenzende Karl-Marx-Straße erschlossen. Die Zufahrt, einschließlich Unterbringung des ruhenden Verkehrs unter begrünten Carports, erfolgt aus Kostengründen auf den flankierenden Außenseiten der Wohnanlage. Ergänzend ist die Einordnung von Garagenstellplätzen im Kellergeschoss einzelner Stadtvillen vorgesehen, vorrangig für Rollstuhlfahrer. Im grünen Innenhof des Quartiers entstehen zwischen den Häusern gemeinschaftlich genutzte platzartige Freiflächen. Sie werden unterschiedlich gestaltet und als Spielplatz, Grillecke oder Sitzgelegenheit mit Wasserbecken genutzt. Diesen Kommunikationspunkten ist ein für die gesamte Wohnanlage nutzbarer Gemeinschaftraum im Kellergeschoss des südlichen Gebäudes zugeordnet. Die barrierefreie Erschließung erfolgt durch in die Außenanlage eingeplanten Hebelifte. Die neu gestaltete Fußgängerachse wird südlich an den vorhandenen Fußweg entlang der Karl-Marx-Straße angebunden und ermöglicht die direkte Verbindung zu Bushaltestellen, Schulen und Kindergärten sowie Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten. ... Das Energiekonzept bildet eine Kombination von städtebaulichen, baulichen und technischen Komponenten zur Reduzierung des erforderlichen Wärmebedarfs. 1. Insellösung für die Wohnanlage mit einer optimal gelegenen Wärmeerzeugungszentrale, kurze Wege bis zum Endverbraucher. 2. Städtebauliche Einordnung der Gebäude in konsequenter Nord/Süd-Ausrichtung zur Sicherung eines maximalen solaren Wärmegewinnes über die Fenster. Reduzierung der Fensterflächen (Nordseite der Gebäude). 3. Reduzierung des Wärmebedarfs durch Übererfüllung der EnEV 2012 um mindestens 30%. 4. Minimierung des Lüftungswärmebedarfs durch Einsatz einer hocheffizienten kontrollierten Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung: Abdeckung 70% des Gesamtenergiebedarfs. 5. 30% Transmissionswärmebedarf mittels Flächenheizung (Fußboden), dadurch wird eine 3-4 K niedrigere Raumtemperatur als Wohlfühltemperatur erforderlich. Die Kombination der unter Punkt 4 und 5 genannten Maßnahme führt zu einer Reduzierung von ca. 76% des Gesamtwärmebedarfs. 6. Restl. 24% des Gesamtwärmebedarfs werden ergänzt: 10% Solarthermie und 14% Gas-Brennwerttechnik (oder Fernwärme) mit einem Wirkungsgrad von 105%. 7. Reduzierung des Elektroenergiebedarfs durch Photovoltaikanlage. Nutzung des gewonnenen Stromes für den Allgemeinbedarf + Betriebstechnik. Überflüssige Kapazitäten werden ins öffentliche Netz eingespeist. 26 bpi Bauplanungs- und Ingenieurbüro GmbH Die zu errichtenden Gebäude sollten sich in ihrer Formensprache zurückhaltend aber augenfällig in den Bestand einfügen ohne sich als Solitär von der bestehenden Bebauung abzugrenzen. Die urbane Ausprägung und die baulichen Strukturen werden sich an den positiven und negativen Gegebenheiten des Wohngebiets Karl-Marx-Straße orientieren und diesen Rechnung tragen. Aus der architektonischen und freiräumlichen Gestaltung sollen eine ausgeprägte Wohn- und Lebensidentität sowie eine Erhöhung der allgemeinen Wohnqualität resultieren. Ziel bei der Bearbeitung des Areals war auch, ein weitestgehend vom Verkehr befreites Ensemble zu erhalten. Durch eine quartierartige Anordnung dreier Gebäude entsteht ein halböffentlicher hof- und parkähnlicher Bereich - der „Bewohnerpark“, der Topografie angepasster Struktur und in direkter Anbindung an die östlich gelegene Grünzone mit dem „Kinderpark“. Darin eingebettet, ermöglicht ein behinderten- und altersgerechtes geschwungenes Wegesystem mit einzelnen sichtgeschützten Ruheinseln die Erschließung. Beide Parks verbinden sich durch eine als Spielstraße ausgelegte Übergangszone. Die baulichen Leerräume gewährleisten den Gründurchfluss von Osten über das Areal hin zu den Pufferbereichen, die eine Abgrenzung zum ruhenden und fließenden Verkehr bilden. Errichtet werden drei, der Topografie in ihrer Geschossigkeit folgenden Gebäude. Im Westen viergeschossig, reduziert sich die Höhe der Gebäude nach Osten auf dreigeschossig, passt sich dem Anstieg des Geländes an und integriert sich in den entwickelten Grünbereich. Grundlage der Gebäudekonzipierung ist ein Zweispän- nersystem mit zwei Wohnungen und etwa 170qm Fläche pro Etage. Dieser Primärgrundriss ist beliebig reihbar und in seiner Geschossigkeit variabel - eine Voraussetzung für das flexible Einsetzen auch an anderen Baustandorten. Da die umliegende Bebauung dem Bedarf an kleinen und mittleren Wohnungsgrößen gerecht wird, orientiert der Entwurf auf größere Wohnflächen. Zwei- bis Fünfraumwohnungen mit variierbaren Grundrissen und einer Fläche von etwa 70 bis 130qm bilden die Basis für das angestrebte Mehrgenerationenwohnen. Die Dachgeschosse sind als hochwertige obere Maisonetteetage oder komplette Wohnungen aufgesetzt und prägen mit dem baulichen Rücksprung und den Pultdächern die gestalterische Besonderheit unseres Entwurfs. Zu jeder Dachgeschosswohnung gehört eine Dachterrasse. ... Fazit: Hoher baulicher Wohnstandard, die Schaffung identitätsfördernder halböffentlicher Bereiche, insbesondere die Freiflächengestaltung verbunden mit der angestrebten Park- und Verkehrslösung soll sich an neuen Ideen und Tendenzen der stadträumlichen Gestaltung und Entwicklung orientieren, Wohn- und Lebensqualität verbessern und nicht zuletzt ein nicht zu unterschätzendes Argument der Vermietbarkeit bilden. Die hohe Effizienz der Wärmeversorgung kombiniert mit dem Einsatz ökologischer Baustoffe werden einen nachhaltigen Beitrag zum ressourcenschonenden und CO2 geminderten Leben leisten. Diese Planungsansätze und -ziele werden das Gebiet Suhl - Karl-Marx-Straße erheblich aufwerten, bereichern und bei Weiterführung der Ideen nachhaltig die positiven Strukturen und Mietersituationen beeinflussen. Ausblick - Wie geht es weiter? 27 Die Umgestaltung ganzer Wohnstandorte braucht Zeit und damit eine langfristige Planung. Eine frühzeitige Beschäftigung mit dem Thema und ersten Lösungsansätzen schafft ein Gefühl für die Dimension der Aufgabe und für die anstehende Herausforderung. Der tatsächliche Planungs- und Realisierungsprozess wird noch eine Vielzahl von Problemen aufzeigen, die zwischen Planern, Bauherren, finanzierenden Banken, Stadt und Bewohnern einvernehmlich vor Baubeginn zu lösen sind. Mit einer Umsetzung der Ideen ist deshalb nicht bereits in nächster Zeit, sondern erst in einigen Jahren zu rechnen. Mit den vorliegenden Wettbewerbsbeiträgen sollten jedoch schon heute Anregungen erarbeitet werden, um zu zeigen, welche positiven Veränderungspotentiale der Wohnstandort Karl-Marx-Straße haben kann. Dies ist hervorragend gelungen. Damit wurde ein erster, wichtiger Schritt auf dem langen Weg zur Umgestaltung eines Wohnquartiers zurückgelegt. Auf diesem Weg können wir nur gemeinsam erfolgreich sein. Er wird uns Überzeugung, Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen, aber auch Kreativität und Leidenschaft abverlangen. Wir sind dazu bereit! Allen an der Vorbereitung, Durchführung, Auswertung und insbesondere am Gelingen des Wettbewerbes Beteiligten möchte der Vorstand der Genossenschaft seinen ausdrücklichen Dank aussprechen. Wir verbinden damit den Wunsch und die Hoffnung, dass von den vielfältigen Wettbewerbsprojekten zahlreiche Anregungen und vielfältige Impulse zur Weiterentwicklung und Aufwertung des Wohnstandortes Karl-Marx-Straße ausgehen. Suhl, Juni 2010 Frank Brösicke Fred König Vorstand der AWG Wohnungsbaugenossenschaft "Rennsteig" eG Herausgeber: AWG Wohnungsbaugenossenschaft "Rennsteig" eG Friedrich-König-Straße 11 98527 Suhl 03681 / 39 19 -0 www. awg-rennsteig.de Gestaltung: EnGarde - Atelier für Gestaltung Diplomdesigner Joern Greiser [email protected] mobile 0171 - 65 33 296 Diese Broschüre wurde erstellt mit der freundlichen Unterstützung der Druckerei Beckmann ... Ihrem Partner für hochwertige Drucksachen • • • • • Offset- und Digitaldruck Drucklack- und Spotlackveredelungen Folienkaschierungen Stanz- und Prägeveredelungen ... und immer offen für besondere Verarbeitungsideen 98587 Steinbach-Hallenberg . Oberhofer Straße 36 . 036847 / 51 80 . www.druckerei-beckmann.de