Seite 1 von 16 Exkursion auf die Schmidtenhöhe Die 776 Hektar große Fläche wurde damals als Militärstützpunkt verwendet, dient heute jedoch als Standortübungsplatz und wird außerdem als Naturschutzgebiet genutzt. Als sich die Panzer 1992 zurückzogen, gefährdete dies die von ihnen zuvor geschaffenen Wasserund Schlammlöcher und die dabei entstehende Artenvielfalt in Flora und Fauna. Um diese jedoch erhalten zu können, wurde eine halboffene Weidelandschaft mit großen Pflanzenfressern, wie die heute dort lebenden robusten Taurusrinder und Konikpferde, angelegt. Sie tragen dazu bei, dass sich die Artenvielfalt erhöht, dadurch dass sie Verbuschung verhindern. Weitere positive Auswirkungen dieser Veränderung auf die Umwelt sind unter anderem die Möglichkeit für Gelbbauchunken und andere Amphibien neue Laichplätze zu finden. Des Weiteren entstanden schattenfreie Räume für Orchideen, blütenreiche Wiesen für Insekten und Schmetterlinge, die Fledermäusen und Vögeln wiederum als Nahrung dienen. Durch dieses Zusammenspiel bleibt das ökologische Gleichgewicht erhalten. Durch den großen abwechslungsreichen Lebensraum (zahlreiche Tümpel, Teiche, Wiesen, Hecken und Wälder), finden auf der Schmidtenhöhe verschiedenste Tiere und Pflanzen (unter anderem auch gefährdete) einen Ort, der ihren individuellen Lebensansprüchen entspricht. Bei unserer Exkursion am 22.06.16 führten uns zwei erfahrene Naturforscher durch Gebiete der Schmidtenhöhe, die normalen Besuchern nicht zugänglich sind. Die beiden Männer, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des NABU sowie ein Zoologieprofessor der Universität Koblenz tragen mit dazu bei, dass Naturschutzgebiete weiterhin bestehen können. Zu aller erst wurden wir mit Bestimmungsbüchern für die Tier- und Pflanzenwelt, mit Ferngläsern, Sammelgläsern und Einschlaglupen ausgestattet. Zudem wurden verschiedene Netzte mitgeführt: Ein Schmetterlingsnetz, ein Wasserkescher und ein Streichkescher. Wir machten uns schließlich auf den Weg und betrachteten die Tiere und Pflanzen, die sich in unserer unmittelbaren Nähe befanden. Zu jedem gefangenen Tier, welches wir, nachdem jeder es gesehen hatte, wieder der Natur überließen, waren die Exkursionsleiter im Stande uns Wissenswertes darüber zu erzählen. Doch auch, dass auf der Schmidtenhöhe mehr Niederschlag fällt und es in der Regel wenige Grade kälter ist, als beispielsweise in Koblenz, konnten wir an eigenem Leib erfahren. Seite 2 von 16 Unter dem Begriff der naturräumlichen Gegebenheiten wurde auch der Boden angesprochen. Durch den zur Epoche des Holozäns vorhandenen Löß, der als ein kalkhaltiges, nicht geschichtetes und äolisches (vom Wind geschaffenes), feinkörniges Sediment von gelb-brauner Farbe definiert wird, entstand durch Entkalkung der Lößlehm. Aus diesen entstanden basenreiche Braunerden und Parabraunerden. Sie bilden die Grundlagen für die flachgründigen Böden an Steilhängen und die tiefgründigen auf den Plateauflächen. Grundwasserböden, wie Gleye, sind in der Tiefe ständig mit Wasser gesättigt und treten in den Bachtälern auf. Im Gegensatz dazu sind Stauwasserböden nur zeitweilig wassergesättigt, daher "Pseudo"gley. Als Anmoorgleye bezeichnet man Böden, deren Humusgehalt bei grundwasserbeeinflussten Böden zwischen 15 und 30% liegt. Diese von Wasser beeinflussten Bodentypen (Stau-, Grund- und Oberflächenwasser) treten in Mulden und talförmigen Rinnen auf. Die Exkursion selbst belief sich auf ca. 4 Stunden. Man müsste meinen, wir hätten es geschafft, die gesamte Schmidtenhöhe zu erkunden, doch dies war nicht der Fall. Auf Grund der großen Artenvielfalt fanden wir bereits auf kurzer Strecke einige Arten, über die es sich lohnte zu sprechen. Dadurch, dass es eine großflächige Weide ist, konnten wir leider die Konik-Pferde und Taurusrinder nicht sehen. Wobei sich unsere Tour auf die natürlich vorkommenden Tiere und Pflanzen spezialisieren sollte und nicht auf die vom Menschen angesiedelten. Im Großen und Ganzen hat sowohl den neun Schülern als auch dem leitenden Fachlehrer die Exkursion sehr gut gefallen, da man gespürt hat, dass die Exkursionleiter mit ganzem Herzen dabei waren. Sie waren vom Fach und wussten über jedes Insekt und jede Pflanze ganz genau Bescheid. Ob es darum ging, eigene Geschmacksproben an Erbrochenem von Käfern durchzuführen oder neue Insekten in Ausscheidungen von Kühen zu finden – sie waren sich nicht zu fein. Um das Beweidungsprojekt zu unterstützen, kann man die hochwertigen Fleischprodukte in Bioqualität käuflich erwerben. Die Taurusrinder werden jährlich einer medizinischen Untersuchung unterzogen, um beste Qualität zu gewährleisten. Kontakt: NABU Rheinland-Pfalz Frauenlobstr. 15-19 551118 Mainz Tel.: 49 (0)6131.140 39-0 [email protected] www.NABU-RPL.de Seite 3 von 16 BESTIMMUNGSLITERATUR BAEHR, M. & H. BELLMANN (2009): Welche Spinne ist das? [= KosmosNaturführer]. – FranckhKosmos, Stuttgart: 125 S. CHINERY, M. (2012): Pareys Buch der Insekten. – Franck-Kosmos, Stuttgart: 327 S. FITTER, R.; FITTER, A. &M. BLAMEY (1974): Pareys Blumenbuch. – Parey, Hamburg, Berlin: 336 S. HECKER, K. & F. HECKER (2012) Kosmos Vogelführer für unterwegs. [KosmosNaturführer]. – 2. Aufl. – Franckh-Kosmos, Stuttgart: 192 S. HECKER, U. (1995): Bäume und Sträucher. [BLV Bestimmungsbuch]. – BLV, München: 191 S. PETERS, D. ST. (1971): Insekten auf Feld und Wiese in Farbe. – Maier, Ravensburg: 192 S SPOHN, M.; GOLTE-BRECHTLE, M. & R. SPOHN (2015): Was blüht denn da? – 59. Aufl. – FranckhKosmos, Stuttgart: 492 S. Seite 4 von 16 Tiere Insekten Ameisen 1) Wiesenameisen (schwarz/gelb) 2) Rote Waldameise Schmetterlinge 1) 2) Distelfalter Großes Ochsenauge Libellen 1) 2) 3) Königslibelle Plattbauchlibelle Hufeisenazurjungfer Heuschrecken 1) 2) Blauflüglige Ödlandschrecke Eichenschrecke Käfer 1) Labkrautkäfer 2) Kotkäfer 3) Rüsselkäfer 4) Springrüssler 5) Waldmistkäfer 6) Rosenkäfer 7) Marienkäfer 8) Blattkäfer 9) Feldsandkäfer 10) Scheinbockkäfer Amphibien 1) Wasserfrosch 2) Molchlarve 3) Gelbbauchunke Reptilien 1) Zauneidechse Seite 5 von 16 Säugetiere 1) Rotzahnspitzmaus Vögel 4) Neuntöter 5) Bachstelze 6) Grünspecht 7) Grauspecht 8) Wendehals 9) Goldammer 10) Dorn-Grasmücke Weichtiere 1) 2) Weinbergschnecke Hainbänderschnecke Pflanzen 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) Blattlose Platterbse Büschelnelke Übersehenes Knabenkraut Färber-Ginster Weberkarde Kleines Schlammkraut Bienenragwurz Seite 6 von 16 Lage des Exkursionsgebietes NSG Schmidtenhöhe auf dem Horchheimer Rücken nordöstlich von Lahnstein (grün: Wald; hellgelb: Offenlandbereiche des Beweidungsgebiets) Seite 7 von 16 Im NSG Schmidtenhöhe im Rahmen der „Projekttageexkursion“ am 22.06.2016 kartierte Tier- (Vogelsymbol) und Pflanzenarten (Blumensymbol) (Auswahl) Die Kartierungsergebnisse sind unter artenfinder.rlp.de gespeichert Seite 8 von 16 Wendehals Jynx torquilla - Spechtvogel Merkmale: 16-18 cm Schlank Unauffällig Rindenfarben Lebensweise: Brutplatz: Höhlen oder Nistkästen Nahrung: am Boden, hauptsächlich Ameisenlarven und –puppen Winter: Wanderung südlich der Sahara Wissenswertes: Er trommelt nicht Schlichtes Federkleid Kann sich keine eigene Höhle zimmern Lebt scheu und zurückgehalten Quäkender Gesang: „gjä – gjä – gjä –gjä“ Quelle: Bild: http://www.vogelwarte.ch/assets/images/voegel/vds/artbilder/700px/3370_0.jpg Text: HECKER, K. & F. HECKER (2012) Kosmos Vogelführer für unterwegs. [Kosmos-Naturführer]. – 2. Aufl. – Franckh-Kosmos, Stuttgart: S. 16 Seite 9 von 16 Labkraut-Blattkäfer Timarcha tenebricosa (Blattkäfer) Merkmale: Länge: 15-20mm Schwarz, leicht bläulich schimmernd Kräftige Fühler Flügeldecken verwachsen flugunfähig Stark gewölbt Dicke Füße Lebensweise: Sondern bei Störung rot/orange Flüssigkeit ab Ernähren sich von Labkraut Lebt auf Wiesen Läuft langsam auf dem Boden/Gras umher Wissenswertes: auch Tatzenkäfer genannt Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Tatzenk%C3%A4fer CHINERY, M. (2012): Pareys Buch der Insekten. – Franck-Kosmos, Stuttgart: S.228 Seite 10 von 16 Gelbbauchunke Bombina variegata - - - Klasse: Lurche Ordnung: Froschlurche Familie: Unken und Babourfrösche Gattung: Unken Lebensraum: kleine besonnte regelmäßig austrocknende Gewässer gut zur Fortpflanzung gute Entwicklung der Larve wenige Fressfeinde Häufige Zerstörung Lebensraum Merkmale: Länge: 35-65 Millimeter Oberseite: lehm- bis graubraun Unterseite: intensiv hellgelb bis orange, bleigraue bis schwarze Flecken Sonstiges: äußerst selten Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Gelbbauchunke Nabu Flyer Schmidtenhöhe Seite 11 von 16 Bienen-Ragwurz Ophrys apifera - - - - Familie: Orchideen Gattung: Ragwurzen Vorkommen: Trocken-/Magerrasen, kalkreicher Boden Nicht zu trocken Europa, Nordafrika, Vorderasien Merkmale: Größe: 20-50cm Aussehen: 3-10 Blüten (3-8mm, grün bis rosa(behaart)) Fortpflanzung: Selbstbestäubung (Staubbeutel mit gebogenem Fortsatz) Sonstiges: Formenreich Stark gefährdet Quellen: http://www.digitalefolien.de/biologie/pflanzen/orchis/17bien2.JPG Seite 12 von 16 Königslibelle Anax imperator - - - - Ordnung: Libellen (Odonata) Familie: Edellibellen (Aeshnidae) Gattung: Königslibellen (Anax) Vorkommen: Stehende Gewässer (entfernen sich aber auch) Flugzeit: Juni-August Benötigt sonnige Flächen und Schutz Merkmale: Spannweite 9,5-11 cm (eine der größten Libellen) Männchen: hellblau, schwarze Mittellinie, gerundete Hinterflügel Weibchen: blaugrün Fortpflanzung: Eierablage (Wasserpflanzen) Larvenstadium Männchen greift Weibchen Sonstiges: Nicht gefährdet auf der Roten Liste der IUCN In Deutschland besonders geschützt Quellen: Chinery,M. (HRSG.) (2012): Pareys Buch der Insekte. – Franck-Kosmos, Stuttgart: S. 30-31 http://media05.myheimat.de/2010/03/03/962728_web.jpg?1267636733 Seite 13 von 16 Übersehenes Knabenkraut Bienenragwurz Natternkopf Seite 14 von 16 Gelbbauchunke Teichfrosch Seite 15 von 16 Zauneidechse Taurus- (Heck-)Rinder und Konikpferde grasen für die Landschaftspflege Heterogenes Mosaik verschiedener Biotoptypen in der Weidelandschaft Seite 16 von 16 Tumult um einen Frosch Königslibelle