osa rubiginosa L. –Wein-Rose

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osa rubiginosa L. – Wein-Rose
R. eglanteria L., R. umbellata L
Die Wein-Rose oder Schottische Zaunrose zählt wegen ihres
gärtnerischen Zierwertes sicherlich zu den bekanntesten Wildrosen. Lebhaft rosarote, mitunter
aber auch sehr blasse Blüten mit
nur rund drei Zentimeter Durchmesser sind ihr Erkennungszeichen. Sie erscheinen von Juni bis
Juli einzeln oder zu mehreren und
verströmen gelegentlich einen zarten Duft. Die gelben Staubblätter
und das halbkugelige Narbenköpfchen bilden die Blütenmitte. Ihre
Kelchblätter sind nach der Blüte aufgerichtet und verbleiben, die
äußeren Kelchblätter sind fiederRosa rubiginosa
spaltig. Auf der Außenseite sind
die Kelchblätter ebenso wie die Blütenstiele mit zahlreichen Stieldrüsen besetzt.
Im September schmücken die reifen, scharlachroten Hagebutten die Sträucher.
Sie sind etwa fünfzehn Millimeter lang und ellipsoid bis eiförmig, selten kugelig.
Ihre glänzende Oberfläche ist zumeist drüsenlos, mitunter zeigen sich einige Stieldrüsen an der Basis. An ihrer Spitze werden die Hagebutten von den schräg aufgerichteten vertrockneten Kelchblättern gekrönt. Sie weisen mit 1000 – 1800 mg/
100 g Frischsubstanz einen hohen Vitamin-C-Gehalt auf.
Bis zu drei Meter hoch wird die Wein-Rose, die mit straff aufrechten Stämmen und kurzen, dichten Zweigen heranwächst. Ihre kräftigen Stacheln sind sichelig bis hakig und sitzen mit einer breiten Basis an. Oft sind die Stämme zusätzlich mit zahlreichen Stachelborsten oder Nadelstacheln besetzt, worauf sich ihr alter
botanischer Name R. eglanteria bezieht, der von der altfranzösischen Bezeichnung
aiglent = Nadel stammt.
Eine Besonderheit der Wein-Rose ist ihr nach frischen Äpfeln duftendes Laub. Die
Blattunterseiten sind mit braunen, klebrigen Drüsen besetzt (lat. rubiginosus = rostig,
rostrot), die vor allem nach einem Regen im Frühsommer ein starkes Apfelaroma
ausströmen. Auch wenn man über frische Blättchen streicht oder diese leicht zerreibt, wird dieser Duft freigesetzt. Mancherorts wird dieses wertvolle Öl zur Herstellung von Gesichtslotion verwendet. Die unterseits ein wenig flaumigen Blätter sind
meist siebenzählig gefiedert und breit eiförmig bis rundlich, am Grund abgerundet.
Ihr Rand ist doppelt gesägt und drüsig.
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In fast ganz Europa bis Westasien ist die Wein-Rose vom Tiefland bis zur alpinen Stufe beheimatet. Sie kommt besonders in
den Gebirgen Süd- und Mitteleuropas noch bis in eine Höhe von
1500 Meter vor. Kalkhaltige, steinige oder sandige Ton- und Lehmböden auf sonnigen, trockenen Standorten werden von ihr bevorzugt. So
wächst sie auf Trockenrasen und
Magerwiesen, in trockenen Gebüschen, Hecken, an felsigen Hängen,
an Waldrändern sowie Weg- und
Straßenrändern. Da sie undurchdringliche, sehr stachelige Hecken
bildet, wurde die Wein-Rose besonders in Schottland häufig als
„lebender“ Weidezaun angepflanzt
und wird deshalb auch Schottische
Zaunrose genannt.
Die Wein-Rose ist die beliebteste Rose der Europäer und so brachten sie diese in alle Länder, in die
sie selber einwanderten. Mittlerweile ist diese Rose in den USA,
Chile, Argentinien und Bolivien
sowie in Südafrika und Australien
fester Bestandteil der Vegetation.
So brachten die spanischen Eroberer die Wein-Rose nach Chile, wo sie hauptsächlich der äußerst
wirkungsvollen Umgrenzung besetzter Gebiete diente. Als die spanische Vorherrschaft zu Beginn des
19. Jahrhunderts endete, wurden
die Rosenhecken nicht mehr „im
Rosa rubiginosa
Zaum gehalten“ und breiteten sich
in ganz Chile intensiv aus. Die englischen Siedler, die sich seit 1788 in Australien
niederließen, brachten neben anderen Nutz- und Zierpflanzen ebenfalls die WeinRose für ihre Gärten mit. Auch dort gilt diese Rose als eingebürgert.
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Von Ladys und Lords
Seit über 400 Jahren ist die wegen ihres Zierwertes in Gärten angepflanzte
Wein-Rose in Kultur. Sie benötigt viel
Platz und füllt diesen schnell aus. Will
man sie unter Kontrolle halten, empfiehlt es sich regelmäßig altes und überaltertes Holz einschließlich verblühter
Zweige herauszuschneiden.
Schon im 18. Jahrhundert entstanden die ersten Gartensorten. So zählt
die Wein-Rose zu den wenigen europäischen Wildrosen, die bei der Entstehung von Gartenrosen eine wichtige Rolle spielen. Wegen ihrer guten
Wuchseigenschaften wird sie auch heute noch häufig als Unterlage für Veredelungen genutzt.
Die zahlreichen Gartensorten der
Wein-Rose werden als Rubiginosa-Hybriden bezeichnet. Sie besitzen oft wie
die Wildart nur fünf Kronblätter und
bewahren so ihr „wildes“ Erbe. Andere
Sorten bilden kleine, halbgefüllte oder
gefüllte Blüten. Mit wenigen Ausnahmen blühen all diese Sorten nur einmal im Jahr. Bezaubernde Züchtungen
brachte Ende des 19. Jahrhunderts der
Engländer Lord Penzance hervor. Sie
wurden schon bald als Penzance-Hybriden berühmt und entstanden aus Kreuzungen der Wein-Rose mit der Gelben
bzw. Fuchs-Rose (R. foetida), einer asiatischen Wildrose und ihrer Formen.
So kamen neue, interessante Farbmischungen ins Spiel, während die Blüten weiterhin klein und zumeist ungefüllt blieben. Gewöhnlich wurde das
Apfelaroma des Laubes weiter vererbt.
‘Lady Penzance’ (1894) leuchtet mit ihren einfachen, kräftig kupferroten Blü– 145 –
Bild oben: ‘Lord Penzance’
Bild unten: ‘Edith Bellenden’
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ten und gelber Mitte bestechend hervor.
Im Gegensatz zu seinem weiblichen Pendant hält sich ‘Lord Penzance’ mit ebenfalls
leicht duftenden, lachsfarbenen Blüten und
hellgelber Mitte ein wenig mehr im Hintergrund. Die Wein-Rose wurde hier mit
R. x harisonii gekreuzt, die selber eine Hybride aus ‘Persian Yellow’, einer bekannten Gartensorte der Gelben Rose (R. foetida), und der Bibernell-Rose (R. pimpinellifolia) ist. In einem farbenfrohen, kräftigen Pink erstrahlt die Penzcance-Hybride
‘Edith Bellenden’(1895), deren Eltern Gelbe Rose und Wein-Rose sind. Sie verströmt
einen zarten Rosenduft.
Einige Jahrzehnte später widmete sich
W. Kordes’ Söhne ebenfalls den Rubiginosa-Hybriden. Ausgangspunkt war jedoch
nicht die Wildart, also die Wein-Rose, sondern es wurde die Sorte ‘Magnifica’ (ein
Sämling der ‘Lucy Ashton’ von den Penzance-Hybriden) mit Teehybriden gekreuzt.
So entstanden zahlreiche großblütige Sorten wie das rosarote, locker gefüllte ‘Rosenwunder’ (1934) und der schlicht überwältigende ‘Flammentanz’ (1955) mit seinen
feuerroten Blüten.
Das „Blut“ der Wein-Rose fließt ebenfalls in der bezaubernd blühenden ‘Fritz Nobis’ (Kordes 1949). Ihre großen, halbgefüllten, rosafarbenen Blüten präsentieren sich
in verschwenderischer Fülle: Anmutig wie
aus Marzipan geformt erscheint die sich
öffnende Knospe, die sich bald in strenger Symmetrie und noch recht verschlossen präsentiert. Bald sind die Kronblätter vollständig ausgebreitet und sorgen für
eine lockere, leichte Erscheinung. Später
beim Verblühen werden die Blüten lebhafter und vermitteln gar einen etwas liederlichen Eindruck.
‘Fritz Nobis’
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