Übungsaufgaben zur E1 / E1p Mechanik, WS 2016/17 Prof. J. O. Rädler, PD. B. Nickel Fakultät für Physik, Ludwig-Maximilians-Universität, München Blatt 5: Himmelsmechanik: Umlaufbahnen, Gravitationspotential und Roche Limit Ausgabe: Di, 15.11. Abgabe: Di, 22.11. in der Vorlesung Aufgabe 1: Geschwindigkeiten und Umlaufzeiten im Gravitationsfeld Unter der 1. kosmischen Geschwindigkeit versteht man die notwendige Geschwindigkeit um einen Planeten direkt an der Oberfläche antriebslos zu umkreisen. Die 2. kosmische Geschwindigkeit ist die Fluchtgeschwindigkeit, die benötigt wird, um dem Gravitationspotential eines Zentralkörpers nach Abschuss an der Oberfläche ohne weiteren Antrieb zu entkommen. Die Masse des Planeten Mars beträgt MM = 6.4 1023 kg, der Radius ist RM = 3400 km. a) Berechnen Sie die 1. kosmische Geschwindigkeit des Planeten Mars und die korrespondierende Umlaufdauer. b) Berechnen Sie die 2. kosmische Geschwindigkeit des Planeten Mars. c) Die Umlaufzeit des Planeten Mars um die Sonne beträgt T = 687 Tage, der Abstand zur Sonne beträgt rMS = 2.3 1011 m. Wie schwer ist die Sonne? Aufgabe 2: Geostationäre Bahn eines extrem ausgedehnten Körpers Der Science-Fiction Schriftsteller R.A. Heinlein beschreibt einen ungewöhnlichen Satelliten, der aus einem langen, direkt über dem Äquator platzierten Seil besteht. Das massenbehaftete Seil ist entlang des Radius zum Erdinneren ausgerichtet und erscheint dem Erdbeobachter so, als sei es an einem festen Punkt über dem Äquator aufgehängt. Das untere Seilende schwebt direkt über der Erdoberfläche und ist gestreckt, vgl. Abbildung. Die Masse des unzerreißbaren Seils sei gleichverteilt. a) Betrachten Sie zunächst die Kräfte, die auf ein Seilstück m im Abstand r wirken. *b) Damit das Seil schwebt, müssen sich anziehende und abstoßende Kräfte kompensieren. Bestimmen Sie die benötigte Seillänge L durch Integration der Kräfte entlang des Seils. Die Erde hat die Masse ME = 6 1024 kg und den Radius RE = 6400 km. Bitte wenden Aufgabe 3: Freier Fall innerhalb einer homogenen Kugel Stellen Sie sich vor, es sei möglich, geradlinig vom Nordpol zum Südpol ein Loch durch die Erde zu bohren. Vom Nordpol aus lasse man eine Kugel der Masse m = 1 kg in das Loch fallen. Die Erde sei eine homogene Kugel der Masse ME = 6 1024 kg mit dem Radius RE = 6400 km, der Prozess laufe reibungsfrei ab. a) Welche Kraft wirkt auf die Kugel als Funktion des Abstandes r vom Erdmittelpunkt? Tipp: innerhalb der Erde wirkt effektiv nur die „innere“ Kugel, die Beiträge der äußeren Schale heben sich auf. b) Leiten Sie das Gravitationspotential U(r) in Abhängigkeit vom Abstand zum Erdmittelpunkt her und skizzieren Sie es inner- und außerhalb der Erde. Warum entspricht das Potential im Innern einem Federpotential (Hooksche Feder) ? c) Wie groß ist am Erdmittelpunkt die Geschwindigkeit der Kugel bei Startgeschwindigkeit Null? d) Wie lange braucht die Kugel für eine volle Oszillation, d.h. nach welcher Zeit T erscheint die Kugel wieder am Ausgangspunkt? Tipp: Sie können hier verwenden, dass die Periodendauer einer Federschwingung T = 2𝜋√𝑀⁄𝐷 ist, mit der schwingenden Masse M und der Federkonstante D. e) Vergleichen Sie die Schwingungsdauer aus (d) mit der Dauer des Umlaufs um die Erde für eine Masse M mit der 1. kosmischen Geschwindigkeit. Aufgabe 4: Lagrangepunkte und Gezeitenkräfte im Zweikörpersystem Erde - Mond Der Mond hat eine Masse von MM= 7 1022 kg und umkreist die Erde in einem mittleren Abstand von rME=380000 km in 28 Tagen. Die Sonne hat eine Masse MS =2 1030 kg und wird von der Erde in einem Abstand von rES = 1 AU (Astronomical Unit = 150 106 km) umkreist. a) Skizzieren Sie den Verlauf der Trajektorie des Mondes um die Sonne qualitativ. Vergleichen Sie dazu die Bahngeschwindigkeit der Erde um die Sonne vES sowie des Mondes um die Erde vME mittels Abschätzung der Größenordnungen. b) Lagrangepunkte sind äußerst nützliche Positionen für Satelliten, da sich dort die auf die Satelliten wirkenden Gravitationskräfte kompensieren. Bestimmen Sie den Lagrangepunkt, an dem ein zwischen Erde und Mond positionierter Satelit keine Beschleunigung erfährt. Vernachlässigen Sie im Folgenden die Rotation von Erde und Mond. *c) Die Roche-Grenze droche ist der Abstand (Mond-Planet) unterhalb dessen ein Mond durch die Gezeitenkräfte seines Planeten auseinander gerissen wird. In dieser und nachfolgender Teilaufgabe soll das Roche-Limit in der Näherung starrer, homogener Kugeln für Mond (Masse Mm, Radius Rm) und Planet (Masse Mp, Radius Rp) allgemein bestimmt werden. Betrachten Sie hierfür eine kleine Probemasse m auf dem Mond (siehe Abbildung). Berechnen Sie die zusätzliche Kraft, die auf die Probemasse im Vergleich zum Schwerpunkt des Mondes wirkt. *d) Der Mond bleibt stabil, wenn die zusätzliche Kraft durch die Gravitationskraft des Mondes auf die Probemasse kompensiert wird. Berechnen Sie einen Ausdruck für die Roche-Grenze in Abhängigkeit von Rp und den Dichten m und p Tipp: Nutzen Sie, dass der Abstand Erde Mond rME viel größer ist als der Mondradius Rm,. (Mit (*) gekennzeichnete Aufgaben müssen von Lehramtsstudierenden und Nebenfachstudenten (6ECTS) nicht bearbeitet werden)