und dem Scharnier dazwischen gleicht einer geöffneten Muschel oder einem Tellereisen. Werden die Borsten auf den beiden Flächen kurz aufeinander mehrmals berührt, klappen die beiden Hälften blitzschnell zusammen. Durch Rotfärbung und Nektar angelockte Insekten werden dabei eingeklemmt und von den Randborsten, die wie Gitterstäbe funktionieren, zurückgehalten. Rezeptoren können nun analysieren, ob es sich bei den Fängen um geeignete Nahrung handelt. Wird Eiweiss festgestellt, werden Verdauungssekrete ausgeschüttet und die gefangenen „Braten“ schliesslich verdaut. Dank dieser Fähigkeit kann die Venusfliegenfalle Extrem-Standorte besiedeln, wo die meisten anderen Arten versagen, und damit ihrer Konkurrenz entgehen. Wie bitte? Die Pflanzenwelt soll uns Menschen unbekannt sein? Wenn wir uns folgende Fragen stellen, ist in der Tat vieles unklar: Haben die Pflanzen Möglichkeiten, über ihr Leben frei zu entscheiden? Gibt es Verhaltensänderungen, dank denen sie sich wechselnden Gespornte Kannenpflanze Umweltbedingungen anzupassen vermögen? Können Pflanzen Entscheidungen treffen, obwohl sie ortsgebunden sind und damit die verschiedenen Umwelteinflüsse einfach hinnehmen müssen? Auf solche Fragen geben uns neuere Forschungen teils erstaunliche Antworten. So haben auch die Pflanzen ein Erinnerungsvermögen, das ihnen helfen kann, neue Lebensumstände mit früheren zu vergleichen und sich entsprechend einzustellen. Alle Lebewesen sind dadurch fähig, sich weiter zu entwickeln, was sie im Laufe der Erdgeschichte mehrfach auf eindrückliche VenusWeise bewiesen haben. fliegenfalle Karroodorn Wie aus dem Pflanzennamen hervorgeht, besiedelt diese Akazie Halbwüstenlandschaften in Südafrika, die Karroo. Mangels Wasser können die einzelnen schirmförmigen Bäume nur in beträchtlichen Abständen zueinander gedeihen, was zu eindrücklichen Parklandschaften führt. Trotz der Dornen sind die Blätter eine beliebte Nahrung der umherziehenden einheimischen Tiere. Um die Schäden in Grenzen zu halten, können angeknabberte Pflanzen giftige Tannine aufbauen, welche die Pflanzenfresser vom Genuss abhalten. Mehr noch: Verletzte Pflanzen strömen Äthen aus, einen süsslich riechenden, gasförmigen Kohlenwasserstoff, der umgebende Pflanzen warnt und vorsorglich zum Aufbau von Tanninen veranlasst. Da die Tanninbildung viel Energie verschlingt, erfolgt sie nur bei Bedarf. Tannine hemmen die Verdauung, sodass Tiere im Extremfall bei vollem Magen verhungern können. Gespornte Kannenpflanze Nepenthes bicalcarata Standort: Tropenhaus, warmer Teil Mit den beiden dornenartigen Nektarien unterhalb des Deckels hebt sich die Gespornte Kannenpflanze klar von den rund 70 anderen Nepenthes-Arten ab. Eine weitere Besonderheit der Fleisch fressenden Pflanze aus Kalimantan (Borneo) sind die winzigen Ameisen, die in der Heimat unter dem gerippten Kannenrand leben. Diese Untermieter ernähren sich vom Nektar, den die beiden Sporne und dieser Rand ausscheiden. Die für andere Insekten tödliche Brühe in der Kanne kann den Ameisen nichts anhaben. Diese Immunität nutzen sie, um auch gefangene Tiere zu verspeisen. Damit nicht genug. Die Pflanze bietet den Ameisen nicht nur Kost, sondern auch Logis im hohlen Blattstiel an, den die Ameisenköniginnen jeweils aufbeissen, bevor sie darin ein kleines Volk gründen. Warum diese Grosszügigkeit? Weil die Ameisen ihren als Dünger verwertbaren Kot in die Kannen schütten und sie die natürlichen Feinde bestimmter Käfer sind, die der Pflanze erhebliche Schäden zufügen könnten. Agave Agave potatorum Standort: Tropenhaus, Sukkulententeil Venusfliegenfalle Dionaea muscipula Standort: Karnivorenhaus Abteilung Biologie Die Venusfliegenfalle ist in einem relativ kleinen Gebiet in den östlichen US-Staaten North- und South Carolina in feuchten, sonnigen Standorten beheimatet, wo extreme Armut an Stickstoff herrscht. Diesem Mangel hilft sie mit ihren besonderen Blättern ab. Ihre Blattspreite mit ihren beiden Hälften Karroodorn Acacia karroo Standort: Tropenhaus, Sukkulententeil Agave Die sukkulenten Blätter der Agaven können jahrzehntelang in ihrer rosettenartigen Stellung verharren. Sobald sie dann ausreichend Energie aufgebaut haben, treiben sie in kurzer Zeit einen mächtigen Blütenstand. Bei der mexikanischen Agave potatorum kann er Höhen bis fünf Metern erreichen und rund 1000 Blüten tragen. Daraus entwickeln sich Kapselfrüchte, die ihren feinen Samen mit Hilfe des Windes aus beträchtlicher Höhe ausstreuen und entsprechend weit verbreiten können. Die Bildung derartiger Blütenstände benötigt so viel Energie, dass die Pflanze daraufhin abstirbt. IM APRIL 2016 Die Pflanze, das unbekannte Wesen