Der Biber Vortragsdossier des WWF Schweiz © Fred F. Hazelhoff / WWF-Canon Steckbrief Biber sind die grössten Nagetiere Europas. Biber werden bis zu 1,3 Meter lang. Der abgeflachte, beschuppte Schwanz, der auch «Kelle» genannt wird, ist rund 30 Zentimeter lang. Ein ausgewachsener Biber wiegt zwischen 20 und 30 Kilogramm. Die Biberweibchen sind etwas schwerer als die Bibermännchen. Biber haben ein dichtes Haarkleid, das sie vor Kälte und Nässe schützt. Bis zu 23'000 Haare können pro Quadratzentimeter wachsen. Zum Vergleich: Wir Menschen haben rund 120 Haare pro Quadratzentimeter auf dem Kopf. Die Haare des Bibers sind so angeordnet, dass sich zwischen ihnen beim Abtauchen eine feine Luftschicht bildet, die dafür sorgt, dass die Haut schön trocken bleibt. Der Biber fettet sein Fell mit dem Öl ein, das von der Afterdrüse abgesondert wird. Damit das Fell möglichst gut vor Nässe und Kälte schützt, verbringt der Biber entsprechend viel Zeit mit der Fellpflege. Biber haben nur an den Hinterfüssen Schwimmhäute zwischen den Zehen. Biber werden durchschnittlich 10 Jahre alt, höchstens 17 Jahre. Wenn ein Biber taucht, bleibt er etwa drei Minuten unter Wasser. Im Notfall übersteht er auch Tauchzeiten von mehr als zehn Minuten. Junge Biber können in den ersten Wochen nach der Geburt noch nicht tauchen. Biber sind dämmerungs- und nachtaktiv. Lebensraum und Nahrung Biber kamen früher fast überall in Europa vor. Sie lieben Landschaften mit vielen Gewässern und Flussabschnitten, die noch sehr natürlich sind. Als anpassungsfähige Tiere können sie auch Gräben oder Fischteiche besiedeln. Eine Biberfamilie benötigt einige hundert Meter naturnahes Flussufer. Die besten Lebensbedingungen findet der Biber in Auenlandschaften vor. Dort sind die Uferböschungen nicht so steil, so dass er bequem an Land steigen kann. Die zahlreichen Seitenarme und kleinen Inseln bieten ihm genügend Nahrung und Verstecke. In Auenlandschaften gedeihen auch Weiden und Erlen, die der Biber als Nahrung braucht. Der Biber «zimmert» auch für andere Tierarten der Flussauen wichtige Lebensräume. Wo der Biber das Gewässer gestaltet, verbessert er auch die Bedingungen für den Fischotter, den Schwarzstorch, für Amphibien- und Libellenarten. Verhalten Biber untereinander Biber sind friedfertige Tiere, die in Familiengemeinschaften leben. Männchen und Weibchen bleiben ihr ganzes Leben zusammen. Es gibt aber auch Tiere, die alleine leben. Eine Biberfamilie besteht aus den beiden Elterntieren, meist zwei Jungtieren vom Vorjahr, sowie dem neugeborenen Nachwuchs des laufenden Jahres. Biberpaare legen bei günstigen Bedingungen (d. h. Auenlandschaften, Bäche und Flüsse mit Seitenarmen) Dämme an und bewohnen sogenannte Biberburgen. Der Bau besteht aus Aststücken. Zwischen den Ästen werden Erde, Schlamm, Wasserpflanzen und andere Pflanzenteile angebracht. Der Bau ist sehr stabil und kann einige Meter tief und breit werden. Der Eingang liegt etwa 60 Zentimeter unter dem Wasserspiegel. Ein Gang führt nach oben ins Trockene zu den verschiedenen Wohnräumen der Biberburg. Biber in der Schweiz bauen meistens einen Erdbau oder einen Mittelbau; Biberburgen sind selten. Beim Erdbau liegt der Wohnkessel ganz in der Erde. Beim Mittelbau ist die Decke der Erdhöhle eingestürzt, und die Biber haben einen Asthaufen über das Loch geschichtet. Die Dämme der Biber stauen das Wasser auf und überfluten die Umgebung. So haben die Tiere besseren Zugang zu den Bäumen, die sie fällen. Durch ihren Dammbau können Biber die Natur eines Baches vollkommen umgestalten. Nahrungssuche Biber ernähren sich ausschliesslich vegetarisch. Im Frühjahr und Sommer fressen sie Kräuter, Gräser und Wasserpflanzen. Während der Wintermonate wechseln die Biber auf Holz- und Rindennahrung. Sie bevorzugen Weiden, Erlen und andere Weichhölzer. Dünne Äste werden gänzlich verzehrt, bei dicken Ästen und Baumstämmen nagen sie nur die Rinde ab. Biber fällen Bäume unter anderem deshalb, weil sie auf diese Weise an die Zweige gelangen können. Die entrindeten Baumstämme dienen als Baumaterial. Biber legen sich einen Wintervorrat an. Kleinere Äste werden zum Bau befördert, grössere werden auf zirka 1 Meter gekürzt und an den Futterplatz gebracht, der am Wasser liegt. Biber besitzen ein sehr kräftiges Gebiss: Wir Menschen können nur halb so stark zubeissen, obwohl wir etwa dreimal schwerer sind. Die Vorderzähne des Bibers sind lang und weisen scharfe Schneidekanten auf. Biberzähne wachsen das ganze Leben lang nach und sind durch die Nagetätigkeit ständig geschärft. Dies verwundert nicht, da der kleine Schwerarbeiter alle paar Tage einen Baum fällt! Wenn ein Biber einen Baum fällt, hakt er seine oberen Schneidezähne zuerst in die Baumrinde ein. Anschliessend raspelt er mit den unteren Zähnen die Holzspäne quer zum Stamm ab. Für eine armdicke Weide braucht er nur etwa 5 Minuten. An einem Baumstamm von 30 Zentimetern Durchmesser arbeitet er eine ganze Nacht. Da der Biber immer etwa in einer Höhe von 50 Zentimetern nagt, sind die Futterplätze gut erkennbar. © Chris Martin Bahr / WWF-Canon Paarung und Aufzucht Die Paarungszeit der Biber ist im Winter. Nach 105 Tagen Tragzeit, im Frühling, bringt das Biberweibchen meistens zwei bis drei Junge zur Welt. Die jungen Biber bleiben zwei Jahre bei ihren Eltern und gehören – zusammen mit den im nächsten Frühjahr geborenen Geschwistern – auch zur Biberfamilie. Nach zwei Jahren ziehen sie weg und suchen sich ein eigenes Revier. Biber in der Schweiz Der Biber wurde in der Schweiz zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Er wurde einerseits wegen seines Fells und Fleisches gejagt, anderseits weil er mit seinen Dämmen, Flüssen zum Überschwemmen brachte. Zwischen 1958 und 1977 wurden an verschiedenen Orten in der Schweiz wieder rund 140 Biber angesiedelt. Die ausgesetzten Biber trafen aber auf eine von Menschenhand veränderte Landschaft: Natürliche Flüsse waren in Kanäle gezwängt, Feuchtgebiete entwässert und Auengebiete grösstenteils verschwunden. Der Biber gehört deshalb noch immer zu den bedrohten Arten, auch wenn sich die Biber mit der Zeit vermehrt und ausgebreitet haben. Heute leben in der Schweiz wieder etwa 1600 Biber. Biber und WWF Seit 1958 wurden dank dem WWF und anderen Organisationen verschiedene Aktionen zur Wiederansiedlung des Bibers durchgeführt. Der WWF setzt sich dafür ein, dass naturnahe Ufer von Seen und Flüssen besser geschützt und durch Revitalisierung (Wiederbelebung) miteinander verbunden werden. Nur so kann sich der Biber in der Schweiz wieder richtig zu Hause fühlen. Dazu gehört auch das Projekt „Riverwatch“ des WWF Schweiz. In diesem Projekt beobachten Freiwillige einen Fluss- oder Bachabschnitt und setzen sich zusammen mit dem WWF dafür ein, dass das Flussufer naturnah bleibt oder wieder natürlich gemacht wird. Der Biber wandert immer entlang von Gewässern. Ein grosses Problem sind die vielen Wasserkraftwerke quer zum Fluss. Hier kommt der Biber ohne Hilfe nicht weiter. Deshalb ist es wichtig, Biber-Rampen für ihn zu bauen. Weitere Informationen WWF Schweiz (2009): Panda Club 3/09: Biber. Bestellen kannst du beim WWF Schweiz per Telefon, Post oder E-Mail. Die Adresse findest du rechts unten. Die Lieferfrist beträgt etwa eine Woche. Wo kein Preis angegeben ist, kannst du pro Broschüre jeweils ein Exemplar gratis bestellen. Internet www.wwf.ch/biber WWF-Informationen über den Biber und sein Leben in der Schweiz. www.wwf.ch/riverwatch Mehr zum WWF-Projekt Riverwatch. www.hallobiber.ch Informationsseite von Pro Natura über die Rückkehr des Bibers. bibermanagement.de Auf dieser Seite gibt es eine grosse Link-Liste, und du kannst Biberjunge in der Burg anschauen. Bücher Steinig, A. (2006): Bei den Bibern. Düsseldorf: Patmos Verlag. Kalas, S.; Kalas, K. (2004): Das Biber-KinderBuch. Findling Verlag. Rosken, M.; Heitmann, M. (2001): Familie Biber baut ihre Burg. Prestel Verlag. Gersmeier, R.; Hagemann, K. (1996): Die Biberfamilie. Bildersachbuch. Berlin: Wolfgang Mann Verlag. WWF Schweiz Hohlstrasse 110 8010 Zürich Telefon 044 297 21 21 Fax 044 297 21 00 E-Mail: [email protected] www.wwf.ch WWF Schweiz 2012 Beim WWF erhältlich