Material für Lehrerinnen und Lehrer

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PAUL HOFMANN
SystemErde
8
Material für Lehrerinnen
und Lehrer
2
Inhalt
Material für Lehrerinnen und Lehrer
Schulbuch............................................................................... 3
Material für Lehrerinnen und Lehrer......................................... 4
CD-ROM für Lehrerinnen und Lehrer....................................... 4
Lehrplan für die 8. Klasse (12. Schulstufe)............................... 5
Lehrstoff für die 8. Klasse (12. Schulstufe)............................... 6
Vorschlag für die Jahresplanung ............................................. 7
Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln.................................. 9
Lokal, regional, global – Vernetzungen,
Wahrnehmungen, Konflikte .......................................... 9
1 Die „grenzenlose“ Erde ................................................... 9
1.1 Umweltprobleme kennen keine Grenzen....................... 9
1.2 Aktiver Abbau und „Verlust“ von Grenzen.................... 10
1.3 „Sprengung“ der persönlichen Grenzen....................... 11
Methode: Die Vorwissenschaftliche Arbeit in GW.............. 11
2 Globalisierung – Chancen und Gefahren ..................... 11
2.1 Prozesse der Globalisierung........................................ 11
2.2 Der globale Klimawandel findet ständig statt .............. 13
2.3 Think global – act local................................................ 15
2.4 „Klein, aber fein“ – die Chancen flexibler „Kleiner“ in der .
globalisierten Wirtschaft (WIKU)................................... 15
2.5 Künstliche Freizeitwelten (WIKU).................................. 16
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Hofmann, Paul
System Erde 8, Neubearbeitung
Material für Lehrerinnen und Lehrer
© 2014 westermann wien
im Verlag E. DORNER GmbH
Hainburger Straße 33, 1030 Wien
Tel.: 01 533 56 36, Fax: 01 533 56 36-15
E-Mail: [email protected]
www.westermann.at
ISBN 978-3-7034-2311-6
1. Auflage, 2014
Umschlagfoto: Paul Hofmann, Kirchberg
Satz: Verlag E. DORNER GmbH, Wien
Gesamtherstellung:
Westermann Druck Zwickau GmbH
3 Politische und ökonomische Systeme im Vergleich.... 17
3.1 „Clash of Cultures“...................................................... 17
3.2 Die Macht der Global Players...................................... 18
3.3 Globale Institutionen und Vereinigungen...................... 19
3.4 Globale Disparitäten der Entwicklung.......................... 20
4 Städte als Lebensräume und ökonomische Zentren... 22
4.1 Die Verstädterung schreitet voran................................ 22
4.2 Weltstädte und Global Cities....................................... 25
4.3 Vom Leben im Penthouse zum Leben im Slum........... 26
4.4 Umweltbombe Stadt oder nachhaltige Entwicklung?... 27
4.5 Die Stadt der Zukunft?................................................ 29
Methode: GIS – Geographische Informationssysteme........ 29
5 Geld und Währung ......................................................... 30
5.1 Was ist ein Kapitalmarkt und wie funktioniert er? (WIKU).30
5.2 Internationale Geldströme (WIKU)................................ 31
5.3 Wichtige Anlageformen (WIKU).................................... 31
Methode: Das Börsenplanspiel........................................... 34
6 Wahrnehmung und politische Gestaltung von Räumen.35
6.1 Wahrnehmung von Räumen........................................ 35
6.2 Raumordnung und Raumplanung................................ 36
6.3 Schaffung „neuer Räume“........................................... 38
6.4 Was kann ich tun?....................................................... 39
Übungsaufgaben für die
kompetenzorientierte Reifeprüfung ............................. 39
3
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
„System Erde“ ist ein neues Lehrwerk für die Sekundarstufe II, das sich dem Lehrplan 2004 entsprechend auf die Vermittlung verschiedener Kompetenzbereiche konzentriert – Methoden-, Orientierungs-, Synthese-, Umwelt-, Gesellschafts- und Wirtschaftskompetenz.
Dabei werden gezielt wesentliche Kriterien des Lehrplans in den Mittelpunkt gestellt – vernetztes Denken, selbstständiges Arbeiten der
Schüler/innen sowie fächerübergreifende Aspekte auf einem der Oberstufe entsprechenden Niveau.
Zum Schulbuch werden zusätzlich ein Lehrer/innen-Begleitheft und eine CD-ROM für Lehrer/innen angeboten.
Schulbuch
Gliederung des Buches
Die inhaltliche Gliederung folgt dem vorgegebenen Lehrplan, der eine Grundstruktur, die sich wie ein roter Faden durch alle vier Jahre
zieht, erkennen lässt. Für den vorliegenden Band „System Erde 8“ ergibt sich folgende Grobgliederung:
Allgemeiner Einstieg in die Problematik der Raumstrukturierung
• Die „grenzenlose“ Erde (teilweise)
Kompetenzbereich Umwelt
• Die „grenzenlose“ Erde (teilweise)
• Globalisierung – Chancen und Gefahren (teilweise)
• Städte als Lebensräume und ökonomische Zentren (teilweise)
Kompetenzbereich Gesellschaft
• Politische und ökonomische Systeme im Vergleich (teilweise)
• Wahrnehmung und politische Gestaltung von Räumen
• Städte als Lebensräume und ökonomische Zentren (teilweise)
Kompetenzbereich Wirtschaft
• Globalisierung – Chancen und Gefahren (teilweise)
• Politische und ökonomische Systeme im Vergleich (teilweise)
• Städte als Lebensräume und ökonomische Zentren (teilweise)
• Geld und Währung
Kompetenzbereich Synthese: Diesem Kompetenzbereich ist in Band 8 kein eigenes Kapitel gewidmet, da er laufend eingebaut wird,
besonders in folgende Kapitel:
• Globalisierung – Chancen und Gefahren
• Wahrnehmung und politische Gestaltung von Räumen
Am Ende des Buches findet sich ein Glossar, in dem die Fachbegriffe, die im Buch erklärt werden, nochmals zur leichteren Auffindbarkeit zusammengefasst werden.
Aufbau und Gliederung der einzelnen Kapitel
Jedes Kapitel weist eine einheitliche Struktur auf:
•
In diesem Kapitel erfahren Sie ...: Überblick über die Lernziele bzw. Inhalte, mit denen sich das Kapitel beschäftigt
•
Wussten Sie, dass ...: Informationen zum Einstieg in das Kapitel, die Interesse wecken sollen und oftmals überraschende Fakten
bringen
•
Grundinformationen und Erklärungen zum Thema: Wesentliche Informationen zu ausgewählten Themenbereichen, um die
Lernziele zu erreichen. Zahlreiche Karten, Fotos, Zeichnungen, Diagramme, Tabellen etc. veranschaulichen den Inhalt und dienen
als Grundlage für diverse Arbeitsaufgaben.
•
Methodenabschnitt: Vorstellung und Beschreibung einer geographischen Arbeitsmethode
•
Arbeitsaufgaben: Arbeitsaufträge, die in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit zum Teil auch fächerübergreifend durchgeführt
werden können. Gelernte Sachverhalte können so vertieft bzw. an einem Anwendungsbeispiel umgesetzt werden. Wegen der
großen Anzahl von Arbeitsaufgaben ist es notwendig, dass die Lehrperson eine Auswahl trifft und sich dabei an den Fähigkeiten
und Interessen der Schüler/innen orientiert.
•
Zusammenfassung: Wesentliche Punkte bzw. Inhalte des Kapitels werden nochmals kurz angeführt.
In der Randspalte werden unter anderem Fachbegriffe erklärt, die im Text der Hauptspalte rot hervorgehoben sind.
Originaltexte aus der Tages- und Fachpresse ergänzen manche Kapitel, um einerseits den Alltagsbezug der Inhalte herzustellen und
andererseits als Grundlage für Arbeitsaufgaben zu dienen.
Die rund 30 Karten dienen neben der Veranschaulichung von Inhalten ebenfalls überwiegend als Grundlage für diverse Arbeitsaufgaben, mit denen die Orientierungskompetenz verbessert werden kann.
Die Texte und Abbildungen des Buches wurden zum Großteil von Schüler/innen der 8. Klasse getestet und nach deren Rückmeldungen entsprechend angepasst.
4
WIKU-Kennzeichnung: Mit „WIKU“ sind jene Seiten des Schulbuches gekennzeichnet, die die gemäß Lehrplan in der 8. Klasse für
das Wirtschaftskundliche Gymnasium verbindlich vorgesehenen zusätzlichen Lernziele und Themenbereiche berücksichtigen. Diese
können aber im Sinn einer Vertiefung bzw. Erweiterung auch von den Schülerinnen und Schülern anderer gymnasialer Formen genützt
werden.
Material für Lehrerinnen und Lehrer
Hier finden Sie Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln und Lösungen bzw. Lösungsvorschläge zu den Arbeitsaufgaben. Zu jedem
Kapitel des Schulbuchs gibt es einen entsprechenden Abschnitt im Lehrer/innen-Begleitheft. Wo notwendig, werden Zusatzinformationen zu den Abbildungen gegeben.
CD-ROM für Lehrerinnen und Lehrer
Die CD-ROM bietet:
• Eine Zusammenfassung wichtiger Inhalte einzelner Kapitel in Form von PowerPoint-Präsentationen in drei verschiedenen
Varianten:
Variante 1: zum Klicken
Variante 2: automatischer Ablauf der Präsentation
Variante 3: Folienvorlagen zum Ausdrucken, falls kein Beamer zur Verfügung steht
Variante 4: Präsentation als Pdf
• Beschriftete Einzelabbildungen aus den Kapiteln
• Unbeschriftete Abbildungen aus dem Buch, die den Schülerinnen und Schülern zur selbstständigen Gestaltung von PowerPoint-Präsentationen zu einzelnen Kapitelabschnitten zur Verfügung gestellt werden können
• Fotos aus dem Buch in projektionsfähiger Größe, teilweise ergänzt mit weiteren Fotos, die zum jeweiligen Thema passen
Übersicht der auf der CD-ROM zur Verfügung stehenden Materialien:
Kapitel
PPT
PPT
(zum
(autom.)
Klicken)
PPT
(Folien)
PPT
(Pdf)
Beschriftete
Einzelabbildungen
Ordner mit
unbeschrifteten Abbildungen
Ordner
mit
Fotos
Die „grenzenlose Erde“ (Kap. 1)
x
x
x
x
Abb. 7.1, 11.2
/
/
Prozesse der Globalisierung (Kap. 2.1)
x
x
x
x
/
/
x
Der globale Klimawandel findet ständig statt
(Kap. 2.2)
x
x
x
x
Abb. 27.1, 31.1,
32,1
x
x
„Clash of Cultures“ (Kap. 3.1)
x
x
x
x
/
/
/
Die Macht der Global Players (Kap. 3.2)
x
x
x
x
Abb. 51.1
x
/
Globale Institutionen und Vereinigungen
(Kap. 3.3)
x
x
x
x
Abb. 59.1
/
x
Globale Disparitäten der Entwicklung
(Kap. 3.4)
x
x
x
x
Abb. 62.2, 68.2
x
x
Städte als Lebensräume und ökonomische
Zentren (Kap. 4)
x
x
x
x
Abb. 79.2, 90.3
x
x
Geld und Währung (Kap. 5)
x
x
x
x
Abb. 96.1, 103.3,
104.1, 105.1,
108.1, 109.1,
109.2, 111.3,
113.1, 114.1
x
x
Wahrnehmung und politische Gestaltung von
Räumen (Kap. 6)
x
x
x
x
Abb. 128.1
x
x
5
Lehrplan für die 8. Klasse (12. Schulstufe)
Den gesamten Lehrplan für GW finden Sie auf der Seite des Bundesministeriums unter:
https://www.bmbf.gv.at/schulen/unterricht/lp/lp_abs.html.
Bildungs- und Lehraufgabe
Der Geographie- und Wirtschaftskundeunterricht soll Motive und Auswirkungen, Regelhaftigkeiten und Probleme menschlichen
Handelns in den eng miteinander verflochtenen Aktionsbereichen „Raum, Gesellschaft und Wirtschaft“ sichtbar und unter dem
Gesichtspunkt der Politischen Bildung verständlich machen. Der Fachunterricht soll sich verstärkt folgenden Werten verpflichtet
fühlen: einer menschenwürdigen Gesellschaft, einer intakten Umwelt und nachhaltigen Wirtschaft. Darüber hinaus soll der Unterricht
aus Geographie und Wirtschaftskunde den Schülerinnen und Schülern jene Qualifikationen vermitteln, die ihnen eine weitgehend
selbstbestimmte Wahl aus den vielfältigen Bildungs- und Berufsangeboten in einer sich ständig verändernden Welt ermöglichen sollen.
Neben diesen allgemeinen Bildungsaufgaben zielt der Unterricht aus Geographie und Wirtschaftskunde auf drei methodische sowie
drei fachspezifische Kompetenzen ab, denen besondere Lehraufgaben zugeordnet sind:
Methodenkompetenz
• geographisch-wirtschaftskundliche Informationen mithilfe bewährter und auch mit dem Einsatz computergestützter Verfahren
gewinnen, analysieren und zielgruppenorientiert darstellen können
•
Nutzung und Auswertung topographischer und thematischer Karten sowie von Weltraumbildern
Orientierungskompetenz
• Entwicklung der Fähigkeit, erworbenes Wissen und gewonnene Einsichten im privaten, beruflichen und öffentlichen Leben bei
räumlichen, wirtschaftlichen, politischen und berufsbezogenen Entscheidungen anzuwenden
•
Verdichtung und Sicherung eines weltweiten topographischen Rasters, um raumbezogene Informationen selbstständig einordnen
zu können
Synthesekompetenz
• Einsicht in das Wirkungsgefüge und die Dynamik des Raumes, der Gesellschaft und der Wirtschaft sowie in die zugrunde liegenden Machtstrukturen vermitteln
•
die räumlichen Gegebenheiten und deren Nutzung sowie die Regelhaftigkeiten menschlichen Verhaltens in Raum, Gesellschaft
und Wirtschaft aufzeigen
•
die Komplexität von Beziehungsgeflechten zwischen Natur- und Humanfaktoren erkennen und zu den Auswirkungen menschlicher Eingriffe Stellung nehmen können
•
Raum, Gesellschaft und Wirtschaft auch fächerübergreifend mit benachbarten natur- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen
betrachten können
Umweltkompetenz
• die Bedeutung der Wahrnehmung und Bewertung von Umwelt im weitesten Sinn für das menschliche Handeln erkennen
•
Kenntnis der Probleme des Umweltschutzes aus betriebs- und volkswirtschaftlicher Sicht unter Berücksichtigung technologischer
Aspekte
•
Landschaften als Lebensräume ökonomisch und ökologisch einschätzen; Interessengegensätze bei der Nutzung von Räumen
erkennen und somit auch die Notwendigkeit von Raumordnungsmaßnahmen begründen
•
Festigung der Erziehung zur globalen Verantwortung für die „eine Welt“
Gesellschaftskompetenz
• Aspekte geschlechtsspezifischer Unterschiede in verschiedenen sozioökonomischen Systemen analysieren
•
die Fähigkeit erweitern, die von den Massenmedien verbreiteten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Informationen
über Österreich, Europa und die Welt kritisch zu beurteilen
•
die persönliche Rolle als Konsument bzw. Konsumentin kritisch durchleuchten und die volkswirtschaftliche Bedeutung des
Konsumverhaltens erkennen
•
Motivation zur persönlichen Auseinandersetzung mit lokalen, regionalen und globalen Fragestellungen
•
die Qualifikationen erwerben, an der Entwicklung des „Neuen Europa“ aktiv mitzuwirken
Wirtschaftskompetenz
• Verständnis grundlegender Zusammenhänge in betriebs-, volks- und weltwirtschaftlichen Bereichen sowie Kenntnis gesamtwirtschaftlicher Gesetzmäßigkeiten, Strukturen und Probleme
•
Wirtschaftspolitik als wesentlichen Bestandteil der Politik erkennen, ihre Modelle und deren reale Umsetzung in unterschiedlichen
Systemen einschätzen können
•
Erwerb grundlegender Kenntnisse und konkreter Einblicke in innerbetriebliches Geschehen
•
Einsicht in den Wandel der Produktionsprozesse und Verständnis für Veränderungen der Arbeits- und Berufswelt unter dem
Einfluss wachsender Technisierung und Globalisierung
6
•
Interesse wecken für ein Erwerbsleben im selbstständigen Bereich
•
Mit seinen grundlegenden Zielen soll der Unterricht in Geographie und Wirtschaftskunde die Beiträge zu den Aufgabenbereichen
der Schule sowie den einzelnen Bildungsbereichen Sprache und Kommunikation, Mensch und Gesellschaft, Natur und Technik,
Kreativität und Gestaltung, Gesundheit und Bewegung, die bereits im Lehrplan der Unterstufe definiert wurden, leisten. Die dort
definierten Beiträge sind altersadäquat weiter zu entwickeln und zu vertiefen.
Didaktische Grundsätze
Die im Abschnitt Lehrstoff formulierten Lernziele und Themenbereiche umschreiben jene Kenntnisse und Einsichten, die zum Erwerb
der in der Bildungs- und Lehraufgabe angeführten Kompetenzen durch die Schülerinnen und Schüler führen sollen.
Aus den Zielstellungen haben die Lehrerinnen und Lehrer die Lerninhalte eigenverantwortlich und begründet abzuleiten. Dabei sind
folgende Kriterien zu beachten: die Schüler- und Klassensituation, der aktuelle Bezug, die exemplarische Bedeutung, die Transferfähigkeit, die fächerübergreifenden Aspekte.
Die Themen sind einheitlich für alle Schulstufen durchstrukturiert. Das jeweils erste Thema bietet einen allgemeinen Einstieg in die
Problematik der Raumstrukturierung. Es folgen Themen, die den Kompetenzbereichen Umwelt – Wirtschaft – Gesellschaft zugeordnet
werden können.
Im jeweils letzten Einzelthema und in den Themen der 8. Klasse wird verstärkt die Synthesekompetenz, beim letzten Einzelthema in
der 7. Klasse verstärkt Berufsorientierung eingefordert.
Das intensive Befassen mit den Inhalten der einzelnen Themen und die Sicherung eines ständigen Lernprozesses sind dem bloßen
Wissenserwerb vorzuziehen.
In der Oberstufe werden höhere Anforderungen an die Orientierung und Selbstständigkeit gestellt als in der Unterstufe. Es soll in jeder
Klasse Unterrichtseinheiten geben, in denen die Schülerinnen und Schüler durch die unmittelbare Auseinandersetzung mit der Realität
lernen.
Im Unterricht soll die Aktivität der Schülerinnen und Schüler im Vordergrund stehen. Daher sind verstärkt Unterrichtsverfahren einzusetzen, die zu eigenständiger und kritischer Informationsverarbeitung führen. Dabei sind neben traditionellen geographischen Arbeitsformen insbesondere die Möglichkeiten der IKT zur Gewinnung sowie Verarbeitung und Darstellung geographischer und wirtschaftskundlicher Informationen zu nutzen. Methoden zur Aneignung neuen Wissens und Könnens sind zu entwickeln. Das selbstständige
Erkennen von Problemen und das Finden von Wegen zu ihrer Lösung sind zu üben. Modell- und Theoriebildung sind als Hilfe bei der
Bewältigung der Informationsfülle zu nutzen. Daher kommt Fallstudien und projektartigen Unterrichtsverfahren bzw. fächerübergreifenden Projekten und didaktischen Spielen in jeder Klasse besondere Bedeutung zu.
Lehrstoff für die 8. Klasse (12. Schulstufe)
Die kursiv gesetzten Lernziele stellen die verbindlichen zusätzlichen Bereiche des Wirtschaftskundlichen Realgymnasiums dar.
Lokal, regional, global – Vernetzungen, Wahrnehmungen, Konflikte
Globalisierung – Chancen und Gefahren
• Die Prozesse der Globalisierung und ihre unterschiedlichen Interpretationen erkennen und bewerten
• Den globalen Klimawandel in seinen möglichen Auswirkungen auf Lebenssituationen und Wirtschaft charakterisieren können
• Lokale Betroffenheit durch globale Probleme erkennen und Verantwortungsbewusstsein für die gesamte Erde entwickeln
•
Die Chancen flexibler „Kleiner“ in der globalen Wirtschaft erkennen
•
Traditionelle und künstliche Freizeitwelten in Abhängigkeit zu lokalen und globalen Angebots- und Nachfragestrukturen erfassen
und hinsichtlich ihrer sozialen und ökologischen Auswirkungen bewerten
Politische und ökonomische Systeme im Vergleich
• Zusammenhänge zwischen der sozialen und politischen Entwicklung unterschiedlicher Kulturräume und ihre Auswirkungen auf
Weltpolitik und Weltwirtschaft erkennen können
• Die Asymmetrie zwischen der ökonomischen Macht auf der einen Seite und den sozialen und politischen Interessen auf der
anderen Seite erkennen
• Ursachen und Auswirkungen sozialer und ökonomischer Disparitäten auf globaler Ebene beurteilen und Möglichkeiten von
Verbesserungen durch Entwicklungszusammenarbeit diskutieren
• Zusammenschlüsse auf wirtschaftlicher und politischer Ebene vergleichen
Städte als Lebensräume und ökonomische Zentren
• Den Prozess der Verstädterung und dessen wichtigste Ursachen verstehen
• Erfassen der Bedeutung von Metropolen als Steuerungszentren der Wirtschaft und als Orte der sozialen Differenzen
• Die Vielfalt der lebensräumlichen Wirklichkeiten der Stadt vergleichen können
• Umweltprobleme expandierender Stadtregionen erkennen
Geld- und Währung
•
Die internationalen Geldströme analysieren und ihre Bedeutung für die unterschiedliche Entwicklung von Regionen erfassen
•
Wichtige Anlageformen nach Risiko und Chance bewerten
7
Politische Gestaltung von Räumen
• Die Raumordnung als gestalterisches Element auf kommunalpolitischer Ebene kennen lernen und ihre Auswirkungen beurteilen
• Erfassen, wie durch Zuweisung von Symbolen und Images neue Räume geschaffen und wie dadurch die Raumwahrnehmung
sowie räumliche Identität nachhaltig verändert wird
• Bereitschaft entwickeln zumindest auf der kommunalpolitischen Ebene gestaltend mitzuwirken
Vorschlag für die Jahresplanung
Der folgende Vorschlag geht von einer Stundenverteilung von 2 Wochenstunden (gesamt ca. 54 Stunden) bzw. 3 Wochenstunden
im Wirtschaftskundlichen Realgymnasium (gesamt ca. 80 Stunden) aus und von der Tatsache, dass in der Maturaklasse mit Ende
April das Schuljahr endet. Bestimmte wirtschaftskundliche Themen sollten im Wirtschaftskundlichen Realgymnasium auch noch
vertieft werden, sodass die bei den einzelnen Kapiteln in Klammern angegebene Stundenzahl nach Bedarf erhöht werden kann (im
angeführten Vorschlag im Ausmaß von ca. 10 Stunden). Die angegebenen Stunden dienen nur der groben Orientierung und können
von den Lehrpersonen auch völlig anders gewichtet werden. Speziell bei der Durchführung ausgewählter Arbeitsaufgaben bzw. der
Anwendung von angegebenen Methoden wird es zu deutlichen Verschiebungen gegenüber dem Vorschlag kommen müssen. Es wird
auch angeregt, Teile des wichtigen Kapitels 5, das laut Lehrplan nur für das Wirtschaftskundliche Gymnasium vorgesehen ist, in die
Lehrziele des Gymnasiums einzubauen. Dafür können bei den anderen Kapiteln jeweils ein paar Stunden reduziert werden, sofern die
vorgesehenen Ziele dieser Kapitel auch in reduzierter Stundenzahl erreicht werden können.
Bei alternativen Stundenaufteilungen einer schulautonomen Stundentafel muss das Modell ebenfalls dementsprechend angepasst
werden.
Lehrplan/Lehrziele
Inhalt/Kapitel
(Zahl der Unterrichtsstunden)
8. Klasse (12. Schulstufe)
ca. 54 Wochenstunden
•
Lokal, regional, global – Vernetzungen,
Wahrnehmungen, Konflikte
Die Prozesse der Globalisierung und ihre unterschied- 1.1 Umweltprobleme kennen keine Grenzen (2)
lichen Interpretationen erkennen und bewerten
1.2 Aktiver Abbau und „Verlust“ von Grenzen (2)
1.3 „Sprengung“ der persönlichen Grenzen (1)
•
Die Prozesse der Globalisierung und ihre unterschied- 2.1 Prozesse der Globalisierung (4)
lichen Interpretationen erkennen und bewerten
•
Den globalen Klimawandel in seinen möglichen 2.2 Der globale Klimawandel findet ständig statt (4)
Auswirkungen auf Lebenssituationen und Wirtschaft
charakterisieren können
•
Lokale Betroffenheit durch globale Probleme erken- 2.3 Think global – act local (2)
nen und Verantwortungsbewusstsein für die gesamte
Erde entwickeln
•
Die Chancen flexibler „Kleiner“ in der globalen Wirt- 2.4 „Klein, aber fein“ – die Chancen flexibler „Kleiner“ in der
globalisierten Wirtschaft (2)
schaft erkennen
•
Traditionelle und künstliche Freizeitwelten in Abhän- 2.5 Künstliche Freizeitwelten (2)
gigkeit zu lokalen und globalen Angebots- und Nachfragestrukturen erfassen und hinsichtlich ihrer sozialen und ökologischen Auswirkungen bewerten
•
Zusammenhänge zwischen der sozialen und politi- 3.1 „Clash of Cultures“ (3)
schen Entwicklung unterschiedlicher Kulturräume
und ihre Auswirkungen auf Weltpolitik und Weltwirtschaft erkennen können
•
Die Asymmetrie zwischen der ökonomischen Macht 3.2 Die Macht der Global Players (4)
auf der einen Seite und den sozialen und politischen
Interessen auf der anderen Seite erkennen
8
•
Zusammenschlüsse auf wirtschaftlicher und politi- 3.3 Globale Institutionen und Vereinigungen (2)
scher Ebene vergleichen
•
Ursachen und Auswirkungen sozialer und ökonomi- 3.4 Globale Disparitäten der Entwicklung (4)
scher Disparitäten auf globaler Ebene beurteilen und
Möglichkeiten von Verbesserungen durch Entwicklungszusammenarbeit diskutieren
•
Den Prozess der Verstädterung und dessen wichtigs­ 4.1 Die Verstädterung schreitet voran (4)
te Ursachen verstehen
•
Erfassen der Bedeutung von Metropolen als Steue- 4.2 Weltstädte und Global Cities (3)
rungszentren der Wirtschaft und als Orte der sozialen
Differenzen
•
Die Vielfalt der lebensräumlichen Wirklichkeiten der 4.3 Vom Leben im Penthouse zum Leben im Slum (2)
Stadt vergleichen können
•
Umweltprobleme expandierender Stadtregionen 4.4 Umweltbombe Stadt oder nachhaltige Entwicklung? (4)
4.5 Die Stadt der Zukunft (2)
erkennen
•
Die internationalen Geldströme analysieren und ihre 5.1 Was ist ein Kapitalmarkt und wie funktioniert er (2)
Bedeutung für die unterschiedliche Entwicklung von
5.2 Internationale Geldströme (2)
Regionen erfassen
•
Wichtige Anlageformen nach Risiko und Chance 5.3 Wichtige Anlageformen (6)
bewerten
•
Erfassen, wie durch Zuweisung von Symbolen und 6.1 Wahrnehmung von Räumen (2)
Images neue Räume geschaffen und wie dadurch die
Raumwahrnehmung sowie räumliche Identität nachhaltig verändert wird
•
Die Raumordnung als gestalterisches Element auf 6.2 Raumordnung und Raumplanung (5)
kommunalpolitischer Ebene kennen lernen und ihre
Auswirkungen beurteilen
•
Erfassen, wie durch Zuweisung von Symbolen und 6.3 Schaffung „neuer“ Räume (3)
Images neue Räume geschaffen und wie dadurch die
Raumwahrnehmung sowie räumliche Identität nachhaltig verändert wird
•
Bereitschaft entwickeln zumindest auf der kommu- 6.4 Was kann ich tun? (2)
nalpolitischen Ebene gestaltend mitzuwirken
9
Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln
Lokal, regional, global – Vernetz­ungen,
Wahrnehmungen, Konflikte
1
Die „grenzenlose“ Erde
Die drei Abschnitte des ersten Kapitels stellen in zweifacher Hinsicht einen Einstieg in den
Themenbereich von „System Erde“, Band 8 dar. Zum einen wird – ähnlich wie in den vorangegangenen Bänden – ein Thema in den Mittelpunkt gestellt, das sich mit Grenzen beschäftigt,
wobei es diesmal allerdings um „grenzenlose“ Bereiche geht. Zum anderen passt dieser Einstieg
sehr gut zum Thema Globalisierung, das sich auf unterschiedlichste Weise durch den gesamten
Band zieht – für die Globalisierung ist ein Fallen von Grenzen teils Voraussetzung, teils Begleiterscheinung.
1.1 Umweltprobleme kennen keine Grenzen
Schulbuch: Seite 6–7
Umweltprobleme – vor allem in den Bereichen Luft und Wasser – lassen sich nicht an regionale
oder nationale Grenzen binden (Verbreitung von Stoffen in der Lufthülle und abgeschwächt
im Wasser, wobei hier vor allem die großen Wasserökosysteme der Meere zu nennen sind).
Die Schülerinnen und Schüler können dieses „grenzenlose“ Wirken an einfachen Beispielen
der Schadstoffverbreitung erkennen. Es können auch Szenarien von Kernreaktorunfällen (z. B.
Tschernobyl) als Beispiele herangezogen werden, deren Auswirkungen über politische Grenzen
hinausgehen.
|Schlüsselwörter
globale Prozesse
Abgase
Schadstoffgrenzwerte
Verschmutzung
Luft
Wasser
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 4.1: Die unterschiedlichen Bilder, die um die Erde „kreisen“, stehen symbolisch für die
verschiedenen Themenbereiche, die in GW miteinander verbunden werden (von den Landschaftszonen über Besiedlung, Politik, Bevölkerung bis hin zu unterschiedlichen wirtschaftlichen
Tätigkeiten). Die Motive passen zu den diversen Kapiteln des Bandes (Globalisierung, Klimaänderung, Leben in Städten etc.).
Abb. 5.1: Das Werbeplakat eines Telekommunikations-Unternehmens projiziert österreichische
Orte nach Italien, was als Symbol einer „entgrenzten“ Welt verstanden werden kann. Auch wenn
Rom physisch nicht zu Wien wird und Villach weiterhin in Kärnten und nicht in Sizilien liegen wird,
so kann damit doch eine Form des „Grenzabbaus“ verdeutlicht werden.
Abb. 6.1: Das Foto steht für die vielen Produkte, die kostengünstig in China hergestellt und vor
allem in Nordamerika und Europa verkauft werden. Die Größenangaben für die EU, USA bzw.
Kanada mit der Bezeichnung „Made in China“ lassen hier die Globalisierung des Produktes
deutlich werden.
Abb. 6.2: Symbolfoto für die von vielen Industrieanlagen produzierten Abgase, die mehr oder
weniger gefiltert in die Atmosphäre gelangen und sich dort mit der Zeit über die gesamte Oberfläche verbreiten. Das ergibt zwar einen Ausdünnungseffekt, aber es gehört zu den typischen
Vorgängen, die sich nicht lokal beschränken lassen.
Abb. 7.1: Die Abbildung bietet einen Überblick über die wichtigsten Treibhausgase, die seit den
1970er-Jahren mit einer Ausnahme kontinuierlich gestiegen sind. Beim Kohlendioxiddiagramm
kann man die Schüler/innen überlegen lassen, wieso es zu dieser regelmäßigen Zickzacklinie
kommt (Lösung: Die CO²-Produktion ist abhängig vom Zustand der Vegetation. Im Sommerhalbjahr wird mehr CO² für die Photosynthese verbraucht als im Winter, wenn die Laubbäume keine
Blätter tragen und die Photosyntheseleistung generell eingeschränkt ist. Da die Nordhalbkugel
die wesentlich größeren Waldflächen aufweist, sind global gesehen im Nordwinter höhere Werte
von CO² in der Atmosphäre als im Nordsommer).
N²O (Distickstoffmonoxid), auch bekannt als Lachgas, wird vor allem bei intensiver Landwirtschaft erzeugt. Bei Sauerstoffmangel im Boden wird Stickstoffdünger in Lachgas umgewandelt.
Lachgas ist ein Treibhausgas und trägt außerdem zum Ozonabbau bei.
CH4 (Methan) ist das einfachste Alkan und wichtigster Bestandteil von Erdgas und Biogas.
FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) sind eine Gruppe niedermolekularer, organischer Verbindungen, die vor allem für den Abbau der Ozonschicht verantwortlich und heute in vielen Anwendungsbereichen verboten sind. Sie wurden vor allem als Treibgas in Sprühdosen und als Kältemittel verwendet; FCKW 11 (= Trichlorfluormethan), FCKW 12 (= Dichlordifluormethan).
Abb. 7.2: Im Bereich der Wasserökosysteme (v. a. im Meer) sind ähnlich wie in der Luft bestimmte Einflüsse (wie z. B. Tankerunfälle) nur schwer „abgrenzbar“ und auf einen bestimmten Raum
zu beschränken. Das Foto zeigt die Verschmutzung eines spanischen Küstengebietes durch Öl,
|Begriffe
Globalisierung
Glokalisierung
Kyoto-Ziele
10
das bei einer Tankerhavarie ausgelaufen war. Die „Prestige“ war 2002 vor der galizischen Küste
mit 77.000 Tonnen Schweröl auseinandergebrochen und gesunken. Dadurch wurden neben
dem Gewässerökosystem auch weite Teile der Küste beeinträchtigt – monatelang bildete sich
immer wieder Ölschlamm mit all seinen Folgen für die Tierwelt und die wirtschaftliche Nutzung
(z. B. Fischerei, Tourismus).
Schulbuch: Seite 7–10
|Schlüsselwörter
Abbau von Handelsgrenzen
effektive Transportsysteme
globales Nord-Süd-Gefälle
Kommunikationstechnologie
Weltpark Antarktis
Grenzstreit in der Arktis
|Begriffe
anamorph
Roaming
Digital Divide
technologische Lücke
1.2 Aktiver Abbau und „Verlust“ von Grenzen
Im zweiten Unterkapitel stehen vor allem wirtschaftliche Aspekte und die Globalisierung in
Zusammenhang mit fallenden Grenzen im Mittelpunkt, wobei dies vor allem durch Fortschritte
in der Kommunikationstechnologie sowie den Abbau von Handelsschranken vorangetrieben
wurde. Die Welt wird immer mehr zum sogenannten „Global Village“.
Demgegenüber wird am Schluss des Kapitels am Beispiel der unterschiedlichen Hoheitsansprüche in der auftauenden Arktis aufgezeigt, dass das Fehlen fixer Grenzen allerdings ebenfalls
Probleme verursachen kann.
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 8.1: Die Abbildung zeigt eine worldmapper-Karte. Bei diesen Karten entscheidet nicht die
geographische Fläche eines Landes über seine Ausdehnung, sondern das Verhältnis zwischen
einer betrachteten Größe (z. B. die Zahl HIV-Infizierter) und ihrer Bezugsgröße (z. B. Bevölkerung).
Der Begründer des Projekts ist Danny Dorling, Geograph an der Universität Sheffield (England).
Er und sein Team erstellten bereits hunderte Weltkarten, die soziale, wirtschaftliche und medizinische Entwicklungen und Ungleichheiten besser optisch veranschaulichen sollen. Genauere
Informationen findet man in: Dorling, D.; Newman, M. & Barford, A. (2008): Der schlaue Planet.
So haben Sie die Welt noch nie gesehen (400 Seiten) oder unter www.worldmapper.org.
Abb. 8.2: Die Abbildung zeigt ein Diagramm mit Umfrageergebnissen aus mehreren Staaten
zum Thema Globalisierung mit drei persönlichen Einschätzungskategorien. Die Schüler/innen
sollen in diesem Zusammenhang auch wieder auf das kritische Hinterfragen der Aussagekraft
von Diagrammen hingewiesen werden. Hier fehlen zum Beispiel die Angaben über die Zahl und
Art der befragten Personen.
Abb. 9.1: Die Karte zeigt die unterschiedlich dichte Ausstattung der Staaten mit verschiedenen Mobilfunkstandards (z. B. GSM = Global System for Mobile Communication) sowie die
zunehmende Verflechtung der Staaten in einem globalen Kommunikationsnetzwerk. Der Begriff
„Roaming“ (engl. herumwandern, streunen, herumstreifen) stammt ursprünglich aus der GSMWelt. Roaming ist definiert als die Fähigkeit eines Mobilfunknetz-Teilnehmers, in einem fremden
Netzwerk automatisch Anrufe empfangen oder tätigen zu können bzw. automatisch Daten
schicken und empfangen zu können. Roaming-Fähigkeiten sind dann wichtig, wenn sich der
Teilnehmer außerhalb des geographischen Gebietes bewegt, das durch sein Heimnetzwerk
abgedeckt wird.
GPRS = General Packet Radio Service
EDGE = Enhanced Data Rates for GSM Evolution
UMTS = Universal Mobile Telecommunications System
Abb. 10.1: Ergänzend zur Karte (Abb. 9.1) wird hier aufgezeigt, dass es in einigen Ländern
durchschnittlich bereits mehr als ein Handy pro Einwohner gibt. Österreich gehört weltweit zu
den Staaten mit den höchsten Handyzahlen in Relation zur Einwohnerzahl.
Abb. 10.2: 2007 haben drei Russen an Bord eines Mini-U-Boots (Mir-1) als erste Menschen den
Meeresboden am geographischen Nordpol erreicht. In mehr als vier Kilometern Tiefe hinterließen
sie eine russische Fahne aus Titan – ein Symbol für den strittigen Anspruch Moskaus auf Gebiet
und Bodenschätze unter dem Polarmeer.
Ziel der Expedition war es auch, wissenschaftliche Beweise dafür zu sammeln, dass das Unterwassergebirge am Nordpol mit dem russischen Festland verbunden ist. Bereits 2001 machte Moskau geltend, dass der Lomonossow-Rücken eine Fortsetzung des russischen Kontinentalschelfs sei. Die UNO wies den Antrag wegen mangelnder Beweise zurück. Wegen der
Eisschmelze infolge der globalen Erwärmung rechnen Experten damit, dass die Erschließung
der Arktis zunehmend einfacher wird. Das Gebiet ist vor allem aus wirtschaftlichen Gründen
interessant. Milliarden Tonnen an Öl- und Gasvorkommen werden dort vermutet. Allerdings hofft
auch das EU-Mitglied Dänemark, den Nachweis erbringen zu können, dass der LomonossowRücken eine Fortsetzung Grönlands ist.
11
1.3 „Sprengung“ der persönlichen Grenzen
Schulbuch: Seite 10–11
Das letzte Unterkapitel beschäftigt sich mit den persönlichen Grenzen, die in unterschiedlichsten
Bereichen überwunden werden und fallen können – beruflich, physisch oder psychisch. Hier
könnte man übergreifend auch mit dem Fach Psychologie diverse Beispiele besprechen.
|Schlüsselwörter
Den Schülerinnen und Schülern soll auch besonders bewusst gemacht werden, dass jede/r für
sich eine ganz bestimmte Position im ökologischen Wechselwirkungsgefüge einnimmt. Dabei
soll und darf man die lokale Ebene zwar nicht verlassen, aber man muss darauf hinweisen,
dass es mehrere Ebenen gibt, auf die jeder einzelne Mensch Einfluss hat und die auch globale
Dimension erreichen.
Grenzgänger
Weltbild
individuelle Position
ökologisches Wechsel­
wirkungsgefüge
auf verschiedenen
Ebenen
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 11.1: Das Foto der Freeclimberin steht für das Ausloten bzw. Überwinden persönlicher
Grenzen. Die Kletterin muss physisch und psychisch an die Grenzen gehen, um die Wand zu
durchsteigen. Viele Menschen in unterentwickelten Gebieten müssen hingegen versuchen, an
der Grenze der Existenz zu überleben. Man könnte den Schülerinnen und Schülern auch Bilder
verschiedener „Grenzsituationen“ vorlegen und sie diese vergleichen und interpretieren lassen
(z. B. ein hungerndes Kind, ein Soldat im Kampfgewirr, ein Extremschifahrer in einem Lawinenhang, ein erschöpfter Langstreckenläufer, ein Flüchtling, ein Arbeitsloser bei der Suche nach
Arbeit etc.).
Abb. 11.2: Das aus den vorherigen Bänden bereits bekannte und immer wieder im Mittelpunkt
stehende ökologische Wechselwirkungsgefüge wird hier nochmals erweitert (Differenzierung in
eine lokale, regionale und globale Ebene). Dadurch steigt zwar die Komplexität, aber es kann
besser veranschaulicht werden, dass die Vernetzungen zwischen den Ökofaktoren mehrere
Maßstabsebenen betreffen und dass jeder einzelne Mensch durch seine Aktivitäten in diesem
System mehr oder weniger stark an den „Fäden zieht“ bzw. Einfluss hat.
Methode: Die Vorwissenschaftliche Arbeit in GW
Schulbuch: Seite 12–14
Nachdem im Laufe der letzten Jahre in „System Erde“ viele GW-spezifische Arbeitsmethoden
beschrieben wurden und zum Erreichen der Lehrziele (zumindest teilweise) auch gelernt und
geübt werden mussten, kann man zum Abschluss besonders interessierten Schülerinnen und
Schülern die Möglichkeit bieten, diese Methoden an einem praktischen Beispiel anzuwenden
und in Form einer Arbeit „vorwissenschaftlich“ umzusetzen.
Die drei Methodenseiten geben Schülern und Betreuern einen Überblick über die wesentlichen
formalen, inhaltlichen und methodischen Kriterien, die bei der Erstellung bzw. Bewertung der
Arbeit beachtet werden sollten. Besonderes Augenmerk sollte auf den Einsatz fachspezifischer
Arbeitsmethoden gelegt werden.
2
Globalisierung – Chancen und Gefahren
Sämtliche Kapitel von „System Erde 8“ stehen im Zeichen der Globalisierung bzw. der Verknüpfung von lokalen, regionalen und globalen Prozessen. In diesem Kapitel werden neben einigen
allgemeinen Aspekten vor allem zwei Themenbereiche hervorgehoben und genauer beleuchtet
– der Welthandel und der Klimawandel.
2.1 Prozesse der Globalisierung
Den Schülerinnen und Schülern soll bewusst werden, dass es unterschiedliche Formen der
Globalisierung gibt und der Prozess eine historische Dimension hat, die je nach Sichtweise
und Definition des Begriffs „Globalisierung“ auch sehr weit zurückreichen kann (wie z. B. beim
Welthandel). Letzterer bildet inhaltlich einen weiteren Schwerpunkt, wobei die Frage von Protektionismus und Freihandel mit seinen Folgen im Mittelpunkt stehen. Die Zeitungsartikel in diesem
Kapitel verdeutlichen einige immer wieder auftretende Streitpunkte – der indirekte Protektionismus durch Preisstützungen und Subventionen im Agrarbereich, Freihandelsverträge sowie die
Billigproduktion in China.
Den Abschluss des Kapitels bildet die Behandlung zweier wesentlicher Infrastrukturkomponenten des Welthandels – die Verwendung von Containern im Transportwesen und ein „Steckbrief“
über den fast 100-jährigen Panamakanal als Symbol für die Wichtigkeit des Schiffsverkehrs im
globalen Handel. Alternativ oder ergänzend dazu bietet sich hier für den Unterricht thematisch
auch die Behandlung der modernen Containerhäfen als Knotenpunkte des Warenumschlags
an.
In Kapitel 2.4 wird ebenfalls auf die wichtige Rolle von Transport und Logistik für den internationalen Handel verwiesen.
Schulbuch: Seite 16–22
|Schlüsselwörter
Globalisierung
Welthandel
Freihandel
Produktionsverlagerung
Panamakanal
12
Aufgabenlösungen
Seite 19
1. Beispiele von tarifären und nichttarifären Handelshemmnissen
Finanzzölle: Werden auch Fiskalzölle genannt. Zölle, bei denen – im Gegensatz zu den Schutzzöllen – die Erzielung von Staatseinnahmen durch Belastung bestimmter Waren verfolgt wird.
Als Staatseinnahmen sind sie heute im Wesentlichen nur noch in den Entwicklungsländern von
Bedeutung.
Erziehungszölle: Zölle, die eine im Aufbau befindliche inländische Industrie zumindest zeitweise
vor ausländischer Konkurrenz schützen sollen. Es werden auf die importierten Industriegüter
höhere Zölle erhoben.
Schutzzölle: Durch sie sollen einheimische Wirtschaftszweige vor der ausländischen Konkurrenz geschützt werden, denn die Importwaren werden künstlich verteuert. Sie widersprechen
dem Prinzip des Freihandels, das für einen ungehemmten Austausch von Gütern zwischen den
Ländern steht.
Antidumpingzölle (Ausgleichszölle): Zölle, die dann eingesetzt werden können, wenn Drittlandswaren zu niedrigeren Preisen eingeführt werden, als sie auf dem heimischen Markt des
Exportlandes üblich sind, oder für die im Exportland Prämien bzw. Subventionen gewährt
werden. Mithilfe der Antidumpingzölle soll verhindert werden, dass ausländische Anbieter die
inländischen Konkurrenten mit Dumpingpreisen aus dem Markt drängen.
Kontingente: Können auch als Importquote bezeichnet werden. Es handelt sich um eine direkte
zeitliche Einfuhrmengenbeschränkung für ein Importgut. Dieses Instrument wird im Rahmen der
Außenhandelspolitik eines Landes eingesetzt, um sich einen Vorteil zu Lasten eines anderen
Landes zu verschaffen.
Kennzeichnungspflichten: Es gibt je nach Land verschiedene, rechtlich vorgeschriebene
Kennzeichnungspflichten wie z. B. bei Lebensmitteln, Textilien etc.
Normung: Wird auch als Standardisierung bezeichnet; planmäßige Regelungen, mit denen
materielle und immaterielle Gegenstände vereinheitlicht werden. Sie hat zum Ziel, innerhalb des
Verbraucherkreises (sowohl national als auch international) durch Vereinheitlichungen technische Anwendungshemmnisse zu vermeiden und Kompatibilität herzustellen. Weiteres Ziel einer
Normung sind zum Beispiel die Gebrauchstauglichkeit und Sicherheit bei der Verwendung von
Produkten und Dienstleistungen.
2. Individuelle Lösungen
3. Zentrale Problempunkte der Doha-Runde:
• Im Agrarsektor fordern die Entwicklungsländer einen besseren Marktzugang für ihre Produkte.
• Verschiedene Fragen des geistigen Eigentums sollen neu verhandelt werden. Insbesondere
bei Medikamenten ist das Patentrecht sehr umstritten.
• Verschiedene Sonderregelungen für Entwicklungsländer werden diskutiert. Folgende Bereiche sind weiterhin Problemfälle: Agreement on Textiles and Clothing (ATC), Standardisierung, TRIPS (geistiges Eigentum), Zollwertbestimmung
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 15.1: Die sich verkleinernde Weltkarte in der Abbildung symbolisiert die immer schneller
werdende Überbrückung von Distanzen. Die fortschreitende Entwicklung der Transporttechnologie hat die Globalisierung maßgeblich mitgeprägt.
Abb. 17.1: Der Globalisierungsindex ist das Maß für den Globalisierungsgrad eines Landes. Er
kann nach unterschiedlichen Kriterien erhoben werden. Einer dieser Indices ist der KOF-Index
der ETH Zürich.
Er berücksichtigt die wirtschaftliche, soziale und politische Dimension der Globalisierung. Zusätzlich werden u. a. wirtschaftliche Beziehungen bzw. Handelshemmnisse sowie Informationsflüsse
in die Berechnung einbezogen.
Abb. 17.2: Die abgebildete Weltkarte in Buckminster Fuller-Projektion zeigt deutlich die drei
dominanten Handelsströme und den hohen Anteil des Handels, der in Europa (v. a. Westeuropa)
innerhalb der Region besteht. Die Daten stammen aus dem Jahr 2010.
Abb. 19.1: Die Weltkarte zeigt einen Vergleich von Staaten hinsichtlich ihrer Wirtschaftsfreiheit.
Diese wird über die angegebenen Faktoren beurteilt. Der Begriff „Wirtschaftsfreiheit” ist schwierig
zu vereinheitlichen, da in unterschiedlichen Staaten verschiedene Definitionen und gesetzliche
Grundlagen existieren. Der Karte liegen Daten zugrunde, die vom „Wall Street Journal“ und der
amerikanischen Heritage Foundation erhoben bzw. verarbeitet werden. Genauere Informationen
dazu finden Sie unter www.heritage.org/index/.
Abb. 20.1: David Ricardo (1772–1823), britischer Ökonom und früher Vertreter der Klassischen
Nationalökonomie. Seine Hauptwerke sind „Essay on the Influence of a low Price of Corn on
the Profits of Stock“ (1815) und „On the Principles of Political Economy and Taxation“ (1817).
Mit seiner Theorie der komparativen Kostenvorteile begründete er das ricardianische Außenhandelsmodell.
13
Abb. 22.1: Der Panamakanal ist 82 km lang. Er verläuft zwischen den Städten Colón und
Panama City und führt durch den aufgestauten Gatunsee. Vor dem Bau des Kanals führte die
kürzeste Seeverbindung von der Ostküste zur Westküste Nordamerikas durch die Magellanstraße im Süden Argentiniens bzw. Chiles. Durch den Kanal wurde die gesamte Seestrecke New
York – San Francisco von rund 30.000 km auf ca. 10.000 km verkürzt. Die Fahrtzeit im Kanal
beträgt ungefähr zehn Stunden.
Vor allem für den Seefrachtverkehr ist der Kanal von großer strategischer Bedeutung. Im Jahr
2005 wurde er von circa 14.000 Schiffen genutzt. Die transportierte Warenmenge entspricht 6 %
des Welthandels und 68 % aller Waren, die in US-Häfen be- oder entladen werden.
Mit drei Schleusenanlagen wird der Höhenunterschied überwunden: Gatun-Schleusen, PedroMiguel-Schleusen, Miraflores-Schleusen. Die Schleusentore sind 25 m hoch und wiegen jeweils
über 730 Tonnen. Für die Füllung der Schleusen sind keine Pumpen, sondern nur die Schwerkraft verantwortlich. Eine sichere Durchfahrt durch die Schleusenanlagen gewährleisten die
beidseitig angebrachten Zahnradbahnen.
Die Franzosen unternahmen die ersten Versuche, einen Kanal zu errichten. Nach dem finanziellen Erfolg des Suezkanals (1869 eröffnet) glaubte man, dass ein Kanal, der Atlantik und Pazifik
miteinander verbindet, ebenso einfach zu bauen wäre. 1876 wurde in Paris die Société Civile
Internationale du Canal Interocéanique gegründet, der 1879 die Panamakanal-Gesellschaft
folgte, zu deren Präsidenten Graf Ferdinand de Lesseps ernannt wurde. Die PanamakanalGesellschaft begann 1881 mit den Arbeiten, die bis 1889 andauerten. Eine Aktiengesellschaft
wurde zur Finanzierung gegründet und versprach genauso hohe Rentabilität wie die SuezkanalAktien. Wegen zahlreicher Malariaerkrankungen, Planungsmängeln, schlechter Organisation,
Bestechung und vielfältiger technischer Schwierigkeiten gaben die Franzosen schließlich aus
finanziellen und politischen Überlegungen auf und stellten die Arbeiten 1889 ein. Rund ein
Sechs­tel des Kanals war fertiggestellt. Die US-Amerikaner bauten ihn 1914 fertig.
2.2 Der globale Klimawandel findet ständig statt
Schulbuch: Seite 23–32
Der globale Klimawandel eignet sich sehr gut, um die Verknüpfungen des ökologischen Wechselwirkungsgefüges auf mehreren Ebenen zu veranschaulichen. Er stellt einerseits einen Vorgang
dar, der global abläuft, aber sowohl auf regionaler als auch lokaler Ebene mehr oder weniger
stark beeinflusst wird und ebenso auf diesen Ebenen unterschiedliche Auswirkungen zeigt
oder zeigen wird. Andererseits bietet er ein hervorragendes Beispiel für das Aufeinandertreffen
sehr gegensätzlicher wissenschaftlicher Erkenntnisse und Ansichten in der Fachwelt, die daran
anschließend auch in der medialen Landschaft, in der Bevölkerung und bei den Entscheidungsträgern extrem konträr diskutiert werden.
|Schlüsselwörter
Klimaerwärmung
Treibhauseffekt
Kohlenstoffhaushalt der Erde
mögliche Folgen der Klima­
erwärmung
Reduktion der Treibhausgase
Das Kapitel soll möglichst neutral und unvoreingenommen die Situation darstellen, wobei die
wesentlichen Komponenten, die vermutlich an der Klimaerwärmung beteiligt sind, berücksichtigt
werden, ohne dass eine Wertung darüber abgegeben wird.
Am Beginn des Kapitels sind (symbolisch für die Meinungsvielfalt) gegensätzliche Schlagzeilen
aus der heimischen Tagespresse abgebildet. Die Wichtigkeit des Themas soll auch durch die
Abbildung von Al Gore unterstrichen werden, der für seine nicht unumstrittene Filmdokumentation einen Oscar und für sein Klimaschutz-Engagement einen Nobelpreis bekam.
Ein wesentlicher Streitpunkt bei diesem Thema ist die Rolle, die das Kohlendioxid als Treibhausgas bzw. für die beschleunigte Erwärmung der Atmosphäre spielt. Daher werden hierzu mehrere
Diagramme und der globale C-Haushalt dargestellt. Diejenigen Wissenschafter/innen, die dem
Kohlendioxid weniger Bedeutung beimessen, argumentieren überwiegend mit der Sonne und
ihrem Einfluss. Daher werden zusammengefasst diese Einflussfaktoren an den Beginn gestellt.
Die Modelle beider Seiten müssen sich nicht unbedingt ausschließen – die Wahrheit liegt oft in
der Mitte.
Ergänzt wird das Kapitel durch mögliche Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen. Deren
Verminderung sollte auf jeden Fall im Interesse der Bevölkerung liegen, da die meisten Maßnahmen mit Energie- und dadurch Kostensparen einhergehen.
Ein Beispiel für mögliche besonders stark betroffene Bereiche der Erwärmung stellen Schigebiete dar. Es werden mögliche Alternativstrategien aufgezeigt, die von den Schülerinnen und
Schülern auch als Diskussionsgrundlage herangezogen werden können.
|Begriffe
Solarkonstante
Präzession der Erdachse
Erdschiefe
Exzentrizität
Milankovic-Zyklen
Sonnenflecken
IPCC
Lobbyismus
Kyoto-Protokoll
Kohlenstoffsenken
Emissionsrechte
Climate Engineering
14
Aufgabenlösungen
Seite 32
1. Diese Aufgabe kann von engagierten Schülerinnen und Schülern mit guten Englisch-Kenntnissen durchgeführt werden. Sie sollte nur als freiwillige Zusatzaufgabe vergeben werden. Auf
Seite 11/12 des SPM (Link dazu: www.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar4/syr/ar4_syr_spm.
pdf) findet sich eine Übersicht der lokalen Auswirkungen des Klimawandels. Der Inhalt dieser
Tabelle kann entweder in einer schriftlichen Arbeit zusammengefasst oder mithilfe einer Karte
veranschaulicht werden.
2. Individuelle Lösungen
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 23.1: Der Dokumentarfilm „An Inconvenient Truth“ („Eine unbequeme Wahrheit“) über die
globale Erwärmung erhielt 2007 den Oscar. Laut Kritikern ist der Film im Ganzen „weitgehend
korrekt“, stark zu kritisieren sind jedoch das mangelnde wissenschaftliche Fundament und die
Kürze, in der auf Lösungen der dargestellten Probleme eingegangen wird. Viele Kritiker/innen
werfen Al Gore auch übertriebene Darstellung vor. Auf jeden Fall sollte der Film in Schulen nicht
unkommentiert gezeigt werden, er eignet sich jedoch sehr gut für eine kontroversielle Auseinandersetzung mit der Thematik, wenn er mit Gegendarstellungen kombiniert wird.
Abb. 25.1: Das Diagramm verdeutlicht die großen Unterschiede in der Pro-Kopf-Emission von
CO² zwischen unterschiedlichen Staaten, wobei man immer unterscheiden sollte zwischen
absoluten Werten und Pro-Kopf-Werten.
Abb. 25.2: Die Karikatur kann als Interpretationsgrundlage und Einstieg für eine Diskussion
dienen.
Abb. 26.1: Das Diagramm zeigt, dass die mittlere Temperatur der Erdoberfläche in den letzten
150 Jahren mit Schwankungen um rund 0,8 Grad angestiegen ist. Man kann mit den Schülerinnen und Schülern die Aussagekraft des Diagramms diskutieren (z. B. zeitlicher Ausschnitt,
Mitteltemperaturangabe). Kombinieren Sie die Bearbeitung am besten mit Abb. 26.2 und 28.1.
Abb. 26.2: Dieses Diagramm sollte als Vergleich zum vorigen (Abb. 26.1) verwendet werden.
Wo liegen die Unterschiede (z. B. Zeitrahmen oder die genauere Informationsvermittlung durch
Kombination zwischen einem Wert (CO²-Konzentration) und Ereignissen (Eiszeit))?
Abb. 27.1: Die Abbildung veranschaulicht den Weg des Kohlenstoffs im globalen Ökosystem.
Inwieweit Kohlenstoff bzw. CO² als Hauptverursacher der beschleunigten Erwärmung gelten
können, ist in wissenschaftlichen Kreisen jedoch höchst umstritten. Es gibt die unterschiedlichs­
ten Modelle, in denen die Rolle des CO² vom Hauptverursacher bis zum „Nebendarsteller“
reicht.
Abb. 27.2: Die Karikatur kann als Diskussionsgrundlage über die Dringlichkeit von Maßnahmen
bzw. den sogenannten „point of no return“ dienen.
Abb. 28.1: Das Diagramm zeigt die Kurve der Temperaturentwicklung der letzten 400.000 Jahre,
die in groben Zügen mit der CO²-Kurve in Abb. 26.2 übereinstimmt. Zusätzlich könnte man mit
den Schülerinnen und Schülern im Internet verschiedenste Zeitdiagramme mit Temperaturverläufen suchen und miteinander vergleichen.
Abb. 28.2: Interessant sind in erster Linie die Zukunftsszenarien und ihre Zeitdimension. Hier
gibt es vielfältige Berechnungsmodelle, die natürlich sehr stark schwanken, da viele Berechnungsparameter nicht als Fixgröße genommen werden können, sondern stark variieren. Die
Abbildung zeigt eines der vielen möglichen Szenarien, wie sich die Erwärmung der Atmosphäre
global unterschiedlich in den nächsten hundert Jahren entwickeln könnte. Wesentlich ist, dass
die Erwärmung nicht überall auf der Erde gleich sein wird, sondern dass es je nach Weltgegend
zu erheblichen Unterschieden kommen wird. Bei diesem Prognosemodell ist die Erwärmung
vor allem auf der Nordhalbkugel zu beobachten, während die Antarktis kaum eine Erwärmung,
teilweise sogar eine Abkühlung aufweist. Das würde gegen das verstärkte Abschmelzen des
antarktischen Eises und die extremen Meeresspiegelanstiege sprechen.
Abb. 29.1: Vielleicht ist die berühmte Erzählung von Ernest Hemingway oder der darauf basierende Film „Schnee am Kilimandscharo“ der Grund, warum Afrikas höchster Berg mit seinem
Gletscher immer wieder als Symbol für die sich verringernden Eismassen durch die Klimaerwärmung herangezogen wird (z. B. auch in Al Gores Film „An Inconvenient Truth“). Allerdings
eignet sich gerade der Kilimandscharo dafür nicht besonders. Die dort auftretenden starken
Abschmelzprozesse, die ihn in einigen Jahren vermutlich schneefrei werden lassen, können nicht
direkt mit der aktuellen verstärkten Erwärmung in Zusammenhang gebracht werden.
Abb. 29.2: Der Rückgang der Gletscher wird auch im Alpenraum genauestens dokumentiert.
Die jährlich publizierten Gletscherberichte des Alpenvereins bieten einen Überblick über das
Abschmelzen (hin und wieder auch Vorstoßen) der wichtigsten Gletscher in Österreich. Durch
Messungen und fotografische Dokumentation können die Veränderungen sehr gut verdeutlicht
15
werden. Bei langen Beobachtungsreihen werden solche Veränderungen besonders gut sichtbar. So kann man auch am ausgewählten Beispiel des Kitzsteinhorns die extremen Verluste der
Eismasse in den letzten 100 Jahren erkennen.
Abb. 29.3: Die Wirbelstürme sind vor allem für den nord- bzw. mittelamerikanischen und den
südostasiatischen Raum ein starkes Problem. Klimaforscher/innen befürchten, dass durch die
Erwärmung der Erdatmosphäre die Energie der Hurricanes noch zunehmen wird. Das würde
bedeuten, dass sich die in der Karte gelb gefärbten Flächen mehr in Richtung rot verfärben und
sich durch die stärkere Erwärmung der Meere zudem vermutlich auch die Gebiete, in denen
Hurricanes auftreten, deutlich ausdehnen werden.
Abb. 31.1: Die Schüler/innen könnten mithilfe der Abbildung eine kurze schriftliche Erklärung
über den Handel mit Emissionsrechten erstellen.
Abb. 32.1: Die Schüler/innen können zu den einzelnen Punkten in der Übersicht Beispiele
erarbeiten, die in manchen Gebieten bereits umgesetzt werden oder die durchgeführt werden
könnten (z. B. Stärkung der Zwischensaison durch spezielle Events wie z. B. Konzerte oder
jahreszeitenunabhängige Infrastrukturen wie Wellnesshotels).
Abb. 32.2: Das Foto zeigt eine der über 1000 Schneekanonen, die in den Schigebieten des
Großraumes Kitzbühel auf den Pisten für eine sichere Schneelage bis zum Ende der Wintersaison sorgen. Dass Pisten künstlich beschneit werden müssen, ist allerdings nur bedingt auf die
klimatische Erwärmung zurückzuführen, sondern vorwiegend auf die große Belastung durch die
hohe Schifahrerfrequenz.
2.3 Think global – act local
Schulbuch: Seite 33–35
Die Arbeitsaufgabe in diesem Kapitel soll den Schülerinnen und Schülern das Lernziel „Lokale
Betroffenheit durch globale Probleme erkennen und Verantwortungsbewusstsein für die gesamte Erde entwickeln“ vermitteln.
Aufgabenlösungen
Seite 33–35
Individuelle Lösungen der Arbeitsgruppen
2.4 „Klein, aber fein“ – die Chancen flexibler „Kleiner“
in der globalisierten Wirtschaft (WIKU)
Das Kapitel beschäftigt sich mit den Chancen, die sich durch die Globalisierungsprozesse für
die sogenannten „Kleinen“ eröffnen. Dazu werden vier Beispiele (Staat, Branche, Unternehmen,
Einzelperson), vorwiegend aus Österreich, herangezogen.
Ergänzend zu diesem Kapitel kann man auch die Gefahren (Wirtschaftskrise) erarbeiten, die sich
in allen vier Bereichen ergeben und mit Beispielen belegt werden können (z. B.: Staat  Island;
Branche  Transport, Stahl, Immobilien; Unternehmen  Unternehmen mit Kurzarbeit, großen
Entlassungszahlen oder gar Konkurs; Privatperson  Wertpapierhändler in New York).
Aufgabenlösungen
Seite 39
1.–3. Individuelle Lösungen
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 36.1: In Nenzing (Vorarlberg) befindet sich einer der fünf österreichischen Standorte des
Liebherr-Konzerns. Dort wird ein breites Programm unterschiedlicher Produktlinien hergestellt
und vertrieben. Dazu gehören Schiffs-, Hafenmobil- und Bohrinselkrane sowie Hydro-Seilbagger
und Raupenkrane. Das Werk wurde 1976 gegründet und beschäftigt rund 1700 Mitarbeiter
(Stand: 2014).
Abb. 37.1: Die tabellarische Übersicht zeigt eine Auswahl von Staaten, die nach Untersuchungen der Weltbank hinsichtlich ihrer „Logistikkompetenz“ bewertet und gereiht wurden. Ergänzend kann auch der Text von Oliver Grimm (aus: „Die Presse“, Printausgabe, 6. 11. 2007; siehe
S. 16 oben) verwendet werden.
Abb. 37.2 und 37.3.: Die Fotos stehen für zwei wichtige Komponenten im Logistikbereich,
dem Flugzeugtransport (dient vor allem dem Personentransport; rund 2,5 Milliarden Menschen
traten 2008 eine Flugreise an) und dem Lkw-Transport (stellt meist das niedrigste Glied in der
Warenverteilungskette dar). Die Firma „Gebrüder Weiss“ ist Österreichs größtes Transport- und
Logistikunternehmen. „Gebrüder Weiss“ ist das älteste Speditionsunternehmen Österreichs und
Schulbuch: Seite 36–39
|Schlüsselwörter
Flexibilität
Mobilität
KMU (Klein- und Mittelständische Unternehmen)
Entwicklungschancen
|Begriffe
Logistik
16
Während Sie diese Zeilen lesen, verlassen
zwei Frachtcontainer den Hafen von Shanghai. Einer ist für Wien bestimmt, der andere
für N‘Djamena, die Hauptstadt des Tschad.
Beide Container werden von denselben
Frächtern transportiert. Der erste Container
kommt knapp vor dem zweiten Adventsonntag im Freudenauer Hafen an. Da hängt der
andere Container noch im Hafen von Douala
im Kamerun fest. In der Zeit, die diese Box
von Douala nach N‘Djamena benötigt, reist
die für Wien bestimmte Lieferung um die
halbe Welt. Und sie reist billiger: Shanghai
–N‘Djamena kostet 6500 Dollar. Shanghai–
Wien nur 3000
ten Frächtern und unbestechlichen Zöllnern
leichter, seine Produkte auf den Weltmarkt
zu bringen. Dafür ist Chile ein gutes Beispiel:
Obwohl sie geographisch denkbar weit vom
europäischen Markt entfernt sind, schaffen
es chilenische Lebensmittelproduzenten,
hoch qualitatives Obst, Gemüse und Fisch in
die Supermarktregale von London bis Linz
zu bringen. Hingegen belegt Osttimor, das
vergleichbar weit von den Weltmärkten ist,
nur den vorletzten Rang jener Liste, welche
die Weltbank nach Befragung von rund
800 Logistikexperten in Privatunternehmen
erstellt hat. Österreich rangiert da auf Platz
fünf.
Das Beispiel Chile: Anhand dieses Beispiels
illustriert die Weltbank in ihrer neuen Studie
„Connecting to Compete“ die Wichtigkeit
guter Frachthäfen und moderner Zollbehörden für die wirtschaftliche Entwicklung.
Denn die Qualität der Frachtlogistik hat
zwei starke Auswirkungen. Erstens ist es
für ein Land mit modernen Häfen, effizien-
Das Beispiel Tunesien: Zweitens profitieren
Länder von gutem Transportwesen, weil das
Investoren anzieht. Das zeigt der Vergleich
von Tunesien mit Algerien. Tunesien hat in
ein elektronisches System investiert, das die
Zollabfertigung beschleunigt. In Kombination mit der Nähe zur EU fügt sich die tunesische Wirtschaft in die Fertigungsketten der
multinationalen Auto- und Bekleidungshersteller ein. Algerien hingegen belegt Rang
140 von 150 Staaten. Grund dafür: Algerien
ist so stark von Öl und Gas abhängig, dass
Privatunternehmer zu wenig politisches
Gewicht haben, um Reformen durchzusetzen
– etwa die Privatisierung staatlicher Frachthäfen. Die sorgte dafür, dass Nigeria (Platz
97) besser als Ghana (Platz 125) abschneidet. Denn private Hafenbetreiber sind jenem
Zwang weniger stark ausgesetzt, der sich
„Tour de role“ nennt und so funktioniert:
Lkw-Fahrer stellen sich im Hafen um die
Fuhren an.
Gewerkschafter am Drücker: Wer was transportieren darf, wird von Gewerkschaft und
Regierung ausgeschnapst. Schön für jene, die
dabei in die eigene Tasche arbeiten können
– aber fatal für jene, die etwas schnell
und günstig transportiert wissen wollen.
Aus: „Die Presse“, 6. 11. 2007
bis heute in Familienbesitz (Familie Weiss und Jerie). Der Konzern, mit Hauptsitz in Lauterach
(Vorarlberg), beschäftigt rund 4500 Mitarbeiter/innen an 135 Standorten weltweit. In Mittel- und
Osteuropa ist das Unternehmen in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Italien, Tschechien,
der Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Rumänien und der Ukraine vertreten.
Schulbuch: Seite 39–41
|Schlüsselwörter
Parkanlagen
Einkaufswelten
Urlaubswelten
Themenparks
Scheinwelten
|Begriffe
Konsumtion
Angebotslandschaften
Dauersiedlungsfläche
2.5 Künstliche Freizeitwelten (WIKU)
Am Beispiel einer sehr speziellen Infrastruktur wird ein besonderes Merkmal der Globalisierung
thematisiert – die Überbrückung von Raum. Neben der Tatsache, dass heute durch die schnellen
Verkehrverbindungen beinahe jeder Punkt der Erde in rund 24 Stunden erreicht werden kann
(vorausgesetzt, die dafür nötige Infrastruktur ist vorhanden), holt sich die Gesellschaft teilweise
die gewünschten „Räume“ in Form von Schihallen oder künstlichen Tropenstränden in greifbare
Nähe. Hier wird „Umwelt“ einfach mit enormem Kapitalaufwand erzeugt.
Aufgabenlösungen
Seite 41
1.–3. Individuelle Lösungen
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 39.1: Bei künstlichen Freizeitwelten denkt man zuerst wohl an Vergnügungsparks wie
Disney World. Allerdings haben künstliche Freizeiträume eine längere Tradition und öffentliche
Parkanlagen sowie große Gärten zählen ebenfalls dazu. Seit dem Altertum ist die künstlerische
und landschaftsarchitektonische Gestaltung begrenzter privater oder öffentlicher Freiräume
durch Pflanzen, Wege, Anschüttungen, Planierungen, Architekturelemente, Wasserspiele oder
Skulpturen eine Form der künstlichen Freizeitwelt, die sich bis heute gehalten hat.
Das Foto zeigt eine Parkanlage auf Jersey – Samarès Manor. Das prächtige Herrenhaus steht
inmitten einer schönen Parkanlage, zu der einer der größten Kräutergärten Europas gehört sowie
ein japanischer Garten mit Wasserläufen und kleinen Seen. Im Kräutergarten werden täglich
„Talks on Herbs“ veranstaltet, in denen Besucher/innen auch Näheres über die vielen verschiedenen Kräuter und ihre Einsatzmöglichkeiten erfahren können. Im angeschlossenen Café und
Restaurant werden die Gäste mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt.
Abb. 40.1: Das Walt Disney World Resort ist ein Komplex mehrerer Freizeitparks in der Nähe
von Orlando in Florida, USA. Das Resort beherbergt derzeit vier verschiedene Themenparks,
zwei Wasserparks sowie 23 Hotels. Zusammen ergeben die Parks plus Zusatzeinrichtungen wie
Straßen, Nutzgebäude, ungenutzte Freiflächen eine Bruttofläche von etwa 15.000 Hektar, was
das Walt Disney World Resort zum flächenmäßig größten Freizeitkomplex der Welt macht.
Abb. 40.2: Tropical Island ist eine künstliche „tropische“ Urlaubswelt, die größte in Europa.​
60 km südlich von Berlin befindet sich eine „Tropenlandschaft“ mit dem weltweit größten IndoorRegenwald, einem „Tropendorf“ mit Gastronomie, Shops und Entertainment, weißem Sandstrand, einer balinesischen Lagune und der „Südsee“ zum Schwimmen sowie Deutschlands
17
höchstem Wasserrutschen-Turm. Tropical Island beherbergt außerdem Europas größte tropische Sauna-Landschaft. Ganzjährig werden 26 Grad Celsius im Schatten geboten und das rund
um die Uhr.
3
Politische und ökonomische Systeme im
Vergleich
3.1 „Clash of Cultures“
Die Überschrift verleitet zur Annahme, dass es in diesem Kapitel nur um die äußerst umstrittene
These von Samuel Huntington geht. Diese wird zwar einleitend vorgestellt, die wesentlichen
Aussagen des Kapitels liegen jedoch in der Problematik, dass die politischen und wirtschaftlichen Kräfteverschiebungen, die es im Zuge der Globalisierung in den letzten 20 Jahren gab und
die es auch in Zusammenhang mit den demographischen Veränderungen (v. a. in Europa) in den
nächsten Jahren vermutlich noch verstärkt geben wird, zu Spannungen zwischen diversen Staaten oder Regionen führen. Diese werden in einzelnen Bereichen sicherlich auch mit „religiösem
Hintergrund“ geführt werden, entscheidend sind aber meist wirtschaftliche Faktoren.
Auch im Zuge der großen Finanzkrise, die sich bereits 2007 zu entwickeln begann, und den
damit zusammenhängenden Zusammenbrüchen der Börsen und vieler großer Unternehmen,
zeigt sich, dass es bei den Besitzverhältnissen zu einer immer stärkeren Verlagerung in den
asiatischen Raum kommt. Auch wenn die Unternehmen räumlich noch in den USA oder Europa
beheimatet sind, so sind sie besitzmäßig doch oft schon zu einem großen Teil in den Händen
asiatischer Staatsfonds (vor allem aus dem arabischen Raum, Singapur oder China).
Aufgabenlösungen
Seite 45
1.–2. Individuelle Lösungen
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 42.1: Mit über 190 Millionen Moslems ist Indonesien der Staat mit der größten moslemischen Bevölkerung. Der Islam ist jedoch nicht die Staatsreligion. Alle Bürger/innen müssen sich
zu einer von fünf Weltreligionen bekennen (muslimisch, katholisch, evangelisch, buddhistisch
oder hinduistisch). Manche Volksgruppen in Indonesien geben den Islam zwar als ihre offizielle
Religion an, praktizieren jedoch Animismus.
Abb. 43.1: Samuel Phillips Huntington (1927–2008), US-amerikanischer Politikwissenschafter
und Autor. Huntington lehrte am John M. Olin Institute for Strategic Studies der Harvard-Universität in Cambridge. Er war Berater des US-Außenministeriums. In seinem kontrovers diskutierten
Buch „The Clash of Civilizations“ („Kampf der Kulturen“, 1996) wendet sich Huntington gegen
die Vorstellung einer universellen Weltkultur.
Abb. 43.2: Die Karte zeigt eine Einteilung der Welt in Regionen mit einem jeweils dominierenden
Kulturkreis. Die Abbildung könnte fälschlicherweise dazu verleiten, diese als scharf abgegrenzte
Gebiete zu sehen. Man muss deshalb darauf hinweisen, dass diese Unterteilung ziemlich diskussionswürdig ist und in der Realität wesentlich komplexere Verzahnungen und Durchmischungen
von Kulturen (besonders in den Großstädten) auftreten.
Abb. 44.1: Das Verbot bildlicher Darstellung des Gesichts Mohammeds ist auch im Islam selbst
umstritten und wird unterschiedlich streng ausgelegt. Trotzdem stellt die Abbildung Mohammeds
für viele Muslime eine Herabwürdigung ihres Propheten dar.
Abb. 45.1: In der Karte werden vor allem die beiden Religionen Christentum und Islam in ihrer
geographischen Verbreitung gegenübergestellt, wobei darauf hingewiesen werden muss, dass
die Staaten immer nach der jeweils dominanten Religion eingefärbt sind. Zudem sollte darauf
hingewiesen werden, dass es in vielen Bereichen zwar eine offizielle Dominanz der christlichen
Religion gibt, aber ein mehr oder weniger großer Teil der Bevölkerung nicht mehr zu den praktizierenden Christen zu zählen ist (dies gilt vor allem für Europa und Russland).
Abb. 46.1: Die NATO (North Atlantic Treaty Organization, deutsch: Nordatlantikvertrag-Organisation) ist eine internationale Organisation, die den Nordatlantikpakt, ein militärisches Bündnis
europäischer und nordamerikanischer Staaten, umsetzt. Der Hauptsitz ist seit 1967 in Brüssel.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden sehr schnell die Gegensätze zwischen der
ehemaligen UdSSR und den westlichen Siegermächten Großbritannien, Frankreich und den
USA offenkundig. Besonders mit der Berlinblockade und der kommunistischen Machtergreifung
in der Tschechoslowakei wurde die Aufmerksamkeit auf die sowjetische Expansion gelenkt. Es
kam in der Folge zu einem wechselseitigen Abkommen, dem Nordatlantikvertrag, der am 4. April
Schulbuch: Seite 43–47
|Schlüsselwörter
Samuel P. Huntington
Zusammenprall der Kulturen
Fundamentalisten
politische Kräftever­
schiebungen
wirtschaftliche Kräftever­
schiebungen
neue Triade
|Begriffe
Bruchlinienkrieg
Kernstaatenkrieg
Karikaturenstreit
NATO
Petrodollar
Staatsfonds
globales Nord-Süd-Gefälle
18
1949 durch die Gründungsmitglieder unterzeichnet wurde und am 24. August desselben Jahres
in Kraft trat.
Abb. 46.2: Die Karte zeigt die wirtschaftliche Dominanz von Nordamerika, Westeuropa und
Japan/Korea, die zusammen mehr als drei Viertel der globalen Wirtschaftsleistung aufweisen,
gegenüber dem weniger weit entwickelten „Süden“. Diese Dominanz wird sich vermutlich vor
allem im asiatischen Raum in den nächsten Jahren etwas verschieben.
Abb. 47.1: Währungsreserven sind die von einer Noten- oder Zentralbank auf der Aktivseite
in ausländischer Währung, Edelmetallen, Sonderziehungsrechten und Reservepositionen im
Internationalen Währungsfonds gehaltenen Mittel zu Devisenmarktinterventionen und zur Finanzierung von Außenhandelsdefiziten. Währungsreserven werden in der Zahlungsbilanz eines
Landes erfasst und dienen der Gestaltung der Währungspolitik. Die globalen Währungsreserven
betrugen im Jänner 2012 laut IWF ca. 11 Billionen US-Dollar (2003: 2,3 Billionen US-Dollar).
Rund zwei Drittel der Reserven halten asiatische Staaten.
Abb. 47.2: Die Staaten bilden diese Fonds vor allem aus folgenden Gründen und Interessenlagen: Ausgleich von Preisschwankungen von Rohstoffen, Schutz der Volkswirtschaft vor Inflation,
Reserven für die Zeit nach der Erschöpfung von Rohstoffvorräten, Anlage von Devisenüberschüssen, staatliche kapitalgedeckte Rentenversicherungen, Anlage von Haushaltsüberschüssen, strategische Ziele und spezielle Aufgaben.
Schulbuch: Seite 48–54
|Schlüsselwörter
multinationale Unternehmen
Übernahmekarusell
Fusionen
Investmentbanken
|Begriffe
Just-in-time-Lieferungen
Weißer Ritter
Leverage
Mergers & Acquisitions
feindliche Übernahme
„Heuschrecken“
Hedge-Fonds
Venture Capital
Private Equity
Buyout-Firma
3.2 Die Macht der Global Players
Die multinationalen Unternehmen (überwiegend Aktiengesellschaften) beherrschen mit ihrem
weit verzweigten Netzwerk die globale Wirtschaft. Durch ihre teilweise enge Verzahnung mit politischen Entscheidungsträgern haben sie nicht nur große ökonomische Macht, sondern beeinflussen auch wesentlich die politische Macht.
In den letzten Jahren war ein verstärktes Wachsen der Multis zu erkennen, die vor allem durch
verstärkte Fusionen und Übernahmen immer größer und mächtiger werden. Anhand ausgewählter Unternehmen, die den Schülerinnen und Schülern bekannt sind bzw. zu denen sie einen
(Marken-)Bezug haben (z. B. Microsoft, Apple, Nike), können hier die weltweiten Verzweigungen
dargestellt werden. Die Schüler/innen können auch in Gruppen eines dieser Unternehmen – für
die es meist im Internet eine Darstellung ihrer globalen Aktivitäten bzw. Niederlassungen oder
Geschäftsverbindungen gibt – bearbeiten und vorstellen (eventuell auch in Kombination mit
Arbeitsaufgabe 2 von S. 50).
Die Problematik der Private Equity Fonds findet in einem kurzen Abschnitt Erwähnung, wobei
man kritisch die negativen, aber auch positiven Seiten dieser Fonds ansprechen sollte (am
besten aus verschiedenen Perspektiven, z. B. aus Sicht des Unternehmens, des Angestellten,
des Fonds und des Anlegers).
Aufgabenlösungen
Seite 50
1.–3. Individuelle Lösungen. Zu Aufgabe 3 findet man im Internet genügend Cartoons
(z. B. mit Google-Bildersuche unter dem Stichwort Wal-Mart Cartoons).
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 48.1: Hier kann man die Schüler/innen im Internet eine aktualisierte Liste der größten
Unternehmen suchen und sie das abgebildete Diagramm damit vergleichen lassen. Haben sich
nicht nur die absoluten Werte verändert (was in der Realität durch die veränderten Börsenkurse
jede Sekunde passiert), sondern hat sich zum Beispiel der Branchenmix der größten Unternehmen auffällig verändert bzw. die Herkunftsländer, in denen die größten Unternehmen beheimatet
sind?
Abb. 48.2: Amazon ist ein US-amerikanisches Social-Commerce-Versandhaus. Über integrierte Verkaufsplattformen können auch Privatpersonen oder andere Unternehmen neue und
gebrauchte Produkte anbieten. 2013 wurden 74,5 Milliarden Dollar umgesetzt (zum Vergleich:
2006 – 10,7 Mrd.).
Der Name des Unternehmens bezieht sich auf den südamerikanischen Strom Amazonas. Dieser
Hinweis auf den wasserreichsten und stark verzweigten Strom soll die Vormachtstellung im
Internet-Handel verdeutlichen.
1994 gründete Jeff Bezos das Stammhaus. Der deutsche Unternehmenssitz ist in München, das
Distributionslager in Bad Hersfeld und der Kundendienst in Regensburg. Seit August 2008 wird
an dem neuen Logistikzentrum in Bad Hersfeld gearbeitet. Hier entsteht auf einem 24 Hektar
großen Grundstück das größte Lager von Amazon in Europa mit einer Fläche von 150.000
Quadratmetern (das entspricht der Größe von ca. 25 Fußballfeldern).
19
Abb. 49.1: Wal-Mart Stores Inc. ist ein weltweit tätiger US-amerikanischer Einzelhandelskonzern, der einen großen Teil des US-Marktes beherrscht. Wal-Mart ist das umsatzstärkste Unternehmen der Welt (2013: rund 473 Mrd. US-Dollar). Es beschäftigt weltweit über zwei Millionen
Menschen und ist damit auch der größte Arbeitgeber der Welt.
Der Name des Unternehmens leitet sich von seinem Gründer Sam Walton ab. 1962 eröffnete
Sam Walton seinen ersten Wal-Mart in Arkansas. Hier befindet sich heute neben der Firmenzentrale auch ein Museum über die Geschichte des Unternehmens. Schon 1972 ging das Unternehmen an die Börse, die ihm das zur Expansion nötige Kapital brachte. Der große Aufstieg begann
1987, als Wal-Mart seine ersten Supermärkte unter dem Namen „Hypermarket“ aufmachte, mit
einer gegenüber dem damaligen Kaufhausdurchschnitt zehnmal so großen Handelsfläche.
Wal-Mart besitzt in den USA über 4800 Filialen. Acht von zehn US-amerikanische Haushalte
kaufen mindestens einmal im Jahr bei Wal-Mart ein, jede Woche betreten weltweit 138 Millionen Kunden ein Geschäft des Konzerns. Allerdings kontrolliert der Konzern nur acht Prozent
des US-amerikanischen Einzelhandelsmarktes; in vielen anderen Ländern (siehe Österreich)
haben die Marktführer in dem Bereich einen Marktanteil von über 30 %. Weltweit ist Wal-Mart
in 26 Staaten präsent.
Abb. 50.1: Die Karte verdeutlicht, wo die größten multinationalen Konzerne ihren Sitz haben –
USA, Westeuropa und Japan zeigen hier immer noch eindeutig ihre Vormachtstellung.
Abb. 51.1: Das Balkendiagramm zeigt die weltweite historische Entwicklung von Firmenübernahmen. Dabei lassen sich deutliche Auf- und Abwärtsbewegungen beobachten, die man in
sechs Übernahmewellen einteilen kann.
Abb. 52.2: Die Procter&Gamble Company ist ein US-amerikanischer, weltweit vertretener
Konsumgüter-Konzern mit Hauptsitz in Cincinnati, Ohio.
P&G wurde 1837 von zwei Europäern gegründet, die in die Vereinigten Staaten ausgewandert waren: William Procter (1801–1884), ein Kerzenzieher aus England, und James Gamble
(1803–1891), ein Seifensieder aus Irland.
Das Unternehmen hat immer wieder neue Wege im Marketing beschritten. Besonderes Kennzeichen ist das ausschließlich an den einzelnen Marken orientierte Marketing, während die Firma
selbst meist völlig im Hintergrund bleibt. Die Firma gilt daher auch als Pionier des Markenmanagements. Die konsequente Nutzung der Fernsehwerbung sowie der Radiowerbung (1. Hälfte
des 20. Jh.) mit Erfindung der „Seifenopern“ geht ebenfalls auf P&G zurück. Zu den bekanntesten
Marken zählen Ariel, blend-a-med, Braun, Duracell, Gillette, Pampers, Pringels oder Wella.
Im September 2005 hat P&G, nach Zustimmung der Kartellbehörde, das Unternehmen Gillette
zu einem Transaktionswert von ca. 57 Milliarden US-Dollar übernommen. Der Kauf ist die größte
Übernahme der Firmengeschichte. Dadurch wurde P&G der weltweit zweitgrößte Konsumgüterkonzern nach dem auf Nahrungsmittel spezialisierten Nestlé-Konzern.
Abb. 52.3: Investmentbanken im weiteren Sinne betreiben sogenannte Investmentgeschäfte.
Die Geschäftstätigkeit liegt im Wesentlichen auf der Vermögensverwaltung ihrer Kunden, dem
Handel mit Wertpapieren sowie der Unterstützung von Unternehmen bei Kapitalaufnahmen
(z. B. Börsengängen) und bei Unternehmensübernahmen bzw. -fusionen. Investmentbanken
entstanden in den USA eigentlich als Gegenstück zu den Geschäftsbanken (commercial banks),
denen das Aufnehmen von Kundeneinlagen gestattet war, die aber einer schärferen Aufsicht
unterlagen.
Abb. 52.4: Die Liste verdeutlicht die riesigen Summen, die für die Fusionen von Unternehmen
„fließen“. Häufig werden die Transaktionen jedoch durch Aktientausch durchgeführt. Beim Aktientausch werden eigene Aktien als Zahlungsmittel eingesetzt. Hierbei bietet das übernehmende
Unternehmen dem Aktionär, dessen Unternehmen man übernehmen will, eigene Aktien in einem
bestimmten Verhältnis zum Tausch gegen die Anteile des Unternehmens an, das man zu übernehmen beabsichtigt. Auch wenn zwei Unternehmen eigene Anteile untereinander tauschen, ist
von Aktientausch die Rede.
3.3 Globale Institutionen und Vereinigungen
Abb. 53.2: Private Eguity Unternehmen sind Kapitalbeteiligungsgesellschaften, deren Beteiligungsgrad nicht an Börsen gehandelt werden. Die Kapitalgeber können private Großanlagen
oder institutionelle Anleger sein. Eine andere Bezeichnung dafür ist auch Venture-Capital-Gesellschaft.
Im Mittelpunkt stehen ausgewählte internationale Institutionen mit politischem, vor allem aber
wirtschaftlichem Schwerpunkt und übergreifender Bedeutung.
Aufgabenlösungen
Seite 60
1. Die Gründungsmitglieder der UNO 1945 waren Ägypten, Äthiopien, Argentinien, Australien,
Belgien, Bolivien, Brasilien, Chile, China, Costa Rica, Dänemark, Dominikanische Republik,
Ecuador, El Salvador, Frankreich, Griechenland, Guatemala, Haiti, Honduras, Indien, Irak, Iran,
Schulbuch: Seite 54– 60
|Schlüsselwörter
UNO
Weltbank
Internationaler Währungsfonds
WTO
G8
ATTAC
20
|Begriffe
Völkerrecht
GATT
GATS
TRIPS
Tobin-Steuer
global governance
Ziehungsrechte
Blauhelme
Jugoslawien, Kanada, Kolumbien, Kuba, Libanon, Liberia, Luxemburg, Mexiko, Neuseeland,
Nicaragua, Niederlande, Norwegen, Panama, Paraguay, Peru, Philippinen, Polen, Saudi-Arabien, Sowjetunion, Südafrika, Syrien, Tschechoslowakei, Türkei, Vereinigte Staaten von Amerika,
Vereinigtes Königreich, Uruguay und Venezuela.
2.–4. Individuelle Lösungen
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 54.1: Ban Ki-moon (geb. 1944), südkoreanischer Diplomat, war von 2004 bis 2006 Außenminister von Südkorea und ist seit dem 1. Jänner 2007 achter Generalsekretär der Vereinten
Nationen.
Abb. 54.2: Das UN-Hauptquartier in New York ist der bedeutenste Standort und Hauptsitz der
Vereinten Nationen. Hier versammeln sich die UN-Generalversammlung, der Sicherheitsrat und
im jährlichen Wechsel mit Genf der UN-Wirtschafts- und Sozialrat. Außerdem befindet sich hier
der Sitz des UN-Sekretariats. Nach der Gründung der Vereinten Nationen 1945 befand sich ihr
Hauptsitz in London. 1949 wurde dann der Grundstein für das neue UN-Hauptquartier in New
York gelegt, das 1951 fertiggestellt wurde. Die wichtigsten Gebäude sind jenes der Generalversammlung, das Konferenzgebäude und das Sekretariatshochhaus, das auf der Abbildung zu
sehen ist. Zusätzlich baute man 1961 die Dag-Hammarskjöld-Bibliothek. Der Gebäudekomplex
ist in einem relativ schlechten baulichen Zustand, da seit der Eröffnung keine Renovierungsmaßnahmen durchgeführt wurden. Erst 2008 wurde mit den überfälligen Sanierungsarbeiten
begonnen.
Abb. 55.1: Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (engl. Abkürzung UNSC, auch Weltsicherheitsrat) ist das mächtigste Organ der Vereinten Nationen. Er setzt sich aus fünf ständigen und
zehn nichtständigen Mitgliedern (Staaten) zusammen. Letztere werden von der UN-Generalversammlung immer auf zwei Jahre gewählt. Zu den fünf ständigen Mitgliedern gehören die USA,
Russland, die Volksrepublik China, Frankreich und das Vereinigte Königreich. Diese Staaten
besitzen bei der Verabschiedung von Resolutionen ein erweitertes Vetorecht und werden daher
auch als Vetomächte bezeichnet.
Während andere UN-Organe unmittelbar nur Empfehlungen abgeben können, kann der Sicherheitsrat Entscheidungen mit Bindungswirkung für die Mitgliedstaaten treffen. Dabei besteht
eine Rechtsbindung an die Normen der UN-Charta. Die Entscheidungen des Sicherheitsrates
unterliegen allerdings keiner wirksamen Rechtskontrolle.
Abb. 55.2: Die Skulptur stammt vom schwedischen Künstler Carl Frederik Reuterswärd (geb.
1934 in Stockholm) und steht seit 1988 vor dem Hauptsitz der UNO. Mittlerweile gibt es weltweit mehrere Exemplare des Revolvers mit verknotetem Lauf, eines davon auch in Berlin (beim
Kanzleramt).
Abb. 56.1: Im Geschäftsjahr 2008 hat die Weltbankgruppe 38,2 Milliarden US-Dollar an Darlehen,
Zuschüssen, Beteiligungen, Investitionen und Garantien an ihre Mitglieder und an private Inves­
toren in den Mitgliedstaaten vergeben. Damit ist die Weltbankgruppe einer der weltweit größten
entwicklungspolitischen Akteure. Sie hat über 11.000 Beschäftigte aus 161 Herkunftsländern.
Neben der Zentrale in Washington existieren Länderbüros in rund 120 Staaten weltweit.
Die 185 Anteilseigner der Weltbankgruppe werden durch die Gouverneurinnen und Gouverneure
vertreten. In der Regel sind dies die Finanz- oder Entwicklungsminister/innen der Mitgliedsländer.
Sie treffen zweimal jährlich zusammen – zur Frühjahrstagung und zur im Herbst stattfindenden
Jahrestagung von IWF und Weltbank.
Das reguläre Tagesgeschäft wird durch das Exekutivdirektorium („Board“) abgewickelt. Die acht
größten Anteilseigner der Weltbank sind die USA, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, China, Saudi-Arabien und Russland.
Abb. 57.1: Genf ist nicht nur Sitz der WTO, sondern sehr vieler anderer internationaler Organisationen (z. B. verschiedene UNO-Einrichtungen, CERN, Internationales Rotes Kreuz bzw. Roter
Halbmond, Weltgesundheitsorganisation, Internationale Arbeitsorganisation u. v. m.).
Abb. 58.2: Rund 80.000 Demonstranten zogen 2007 in zwei Demozügen zur Abschlusskundgebung gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm, wo das jährliche Gipfeltreffen der acht größten
Industriestaaten stattfand und unter anderem wesentliche Beschlüsse zum Thema Klimaschutz
oder Afrikahilfe anstanden.
Abb. 59.1: Die Grafik zeigt in einem Überblick die Vormachtstellung der großen Industrie­nationen
im Vergleich mehrerer Parameter.
Schulbuch: Seite 60–70
3.4 Globale Disparitäten der Entwicklung
Das zentrale Thema des Kapitels ist die „Unterentwicklung“ vieler Staaten, die im Zuge der
Globalisierung zum Teil noch verstärkt wird. Außerdem wird ein kritischer Blick auf die Entwicklungszusammenarbeit (früher als Entwicklungshilfe bezeichnet) geworfen.
21
Insbesondere die Staaten des afrikanischen Kontinents haben immer noch mit immensen
Problemen zu kämpfen, wofür es viele Ursachen gibt, die repräsentativ für die gesamten unterentwickelten Regionen angeführt werden. Das Kapitel bietet viel Raum für Diskussionen über
mögliche Verbesserungen bzw. Formen der Entwicklungszusammenarbeit mit den Schülerinnen
und Schülern. Vor allem gibt es auch die Möglichkeit, konkrete Projekte zu unterstützen (z. B.
Unterstützung einer Partnerschule in einem Entwicklungsland o. Ä.). Ein fachübergreifendes
Arbeiten mit Religion oder Ethik zielführend.
Aufgabenlösungen
Seite 70
1.–2. Individuelle Lösungen
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 61.1: Der Gini-Index ist ein statistisches Maß, das vom italienischen Statistiker Corrado
Gini zur Darstellung von Ungleichverteilungen entwickelt wurde. Er wird besonders in der Wohlfahrtsökonomie verwendet. Der Wert kann beliebige Größen zwischen 0 und 1 haben. Je näher
der Gini-Koeffizient an 1 ist, desto größer ist die Ungleichheit.
Auch derartige Koeffizienten sind kritisch zu betrachten, da diese Maße einen mehr oder minder
komplexen Datensatz auf eine einfache Kennzahl reduzieren, die zu Fehlinterpretationen führen
kann, wenn sie nicht sachgemäß verwendet wird. Aussagen, in denen Ungleichheitskoeffizienten
miteinander verglichen werden, erfordern eine besonders kritische Überprüfung der Berechnung
der einzelnen Koeffizienten.
Abb. 62.1: Generell ist die Angabe des Reichtums bzw. Wohlstands eines Landes sehr schwierig. Die Bemessung nationaler Reichtümer könnte auch anhand von Umrechnungen von Bildung,
Bodenschätzen, Energievorkommen, Naturvielfalt, Zufriedenheit etc. vorgenommen werden.
Abb. 62.2: Die Grafik zeigt deutlich die ungleiche Verteilung des Welteinkommens – jede abgebildete Person stellt 5 % der Weltbevölkerung dar. Die beiden abgebildeten Einkommens-Koffer
stehen ebenfalls im richtigen Größenverhältnis.
Abb. 63.1: Das Kurvendiagramm lässt deutlich erkennen, dass die Kapitalflüsse, die von den
einzelnen Ländern für Entwicklungszusammenarbeit ausgegeben wurden bzw. werden, relativ
gering sind. Hier sollte man die Schüler/innen darauf hinweisen, dass sie beim Vergleich von
Kurvenverläufen Acht geben müssen. Im vorliegenden Fall existiert ein Vergleichsdiagramm mit
stark ansteigender Kurve, das den Zuwachs des Pro-Kopf-Einkommens der reichen Länder
zeigt. Ein direkter Vergleich mit den Kurven des großen Diagramms (zum Beispiel um darauf
hinzuweisen, dass die Ausgaben kaum gestiegen sind) ist allerdings nicht zulässig, da es sich
hier um Prozentanteile des BSP handelt.
Abb. 64.1: Auch dieses Balkendiagramm verdeutlicht noch einmal, dass sehr viele Staaten
das von der UNO bereits 1970 vorgesehene Ziel (0,7 % des BNE) für Entwicklungshilfe nicht
erreichen.
Abb. 64.2: Der kräftige Aufwärtstrend bei den weltweiten Rüstungsausgaben hält auf breiter
Front an. Untersuchungen darüber macht vor allem das Stockholmer Friedensforschungsinstitut
SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute). Rund ein Drittel aller Rüstungsausgaben auf der Welt entfällt auf die USA. Seit 2001, dem Jahr der Terroranschläge in New York und
Washington, sind sie in den Vereinigten Staaten um 60 % gestiegen.
Abb. 65.1: Die Grafik verdeutlicht auf etwas bizarre Weise die unterschiedliche Wertigkeit von
Entwicklungszusammenarbeit und Subventionen. Man kann mit den Schülerinnen und Schülern
über die Darstellungsweise und deren etwas verzerrte Aussage diskutieren.
Abb. 66.1: Das Foto zeigt eine Holzkohlen-Produktion in Malawi.
Holzkohle ist ein fester Brennstoff und entsteht, wenn lufttrockenes Holz (auf 13 bis 18 % Wasser
getrocknet) unter Luftabschluss oder ohne Sauerstoffzufuhr erhitzt wird. Die Temperatur steigt
dabei von selbst auf 350 bis 400 °C an. Dabei verbrennen die leichtflüchtigen Bestandteile des
Holzes. Als Rückstand erhält man ca. 35 % Holzkohle. Diese brennt mit einer höheren Temperatur als Holz. Die Holzkohle bildet ein lockeres, schwarzes Produkt. Sie lässt sich verhältnismäßig
leicht entzünden (200 bis 250 °C) und brennt ohne Flamme weiter, weil die flammenbildenden
Gase bereits bei der Verkohlung entwichen sind. Pro Kilogramm Holzkohle werden bei der
Verbrennung etwa 29 bis 33 MJ an Energie frei. Holzkohle wird durch Erhitzen von Holz bei
Luftabschluss hergestellt. Die älteste Methode der Holzkohlengewinnung (Kohlenbrennerei) ist
der aus dem Altertum stammende Meilerbetrieb (Köhlerei). Im Wesentlichen sollen nur die sich
aus dem erhitzten Holz entwickelnden Gase und Dämpfe verbrennen. An der Farbe des entweichenden Rauchs erkennt man, ob die Verkohlung vollendet ist. Die fertig verkohlten Stücke
werden nach und nach gezogen.
Abb. 66.2: Entlang des Tanganjikasees gibt es kaum eine funktionierende Straßeninfrastruktur.
Die Bewohner/innen des Seegebiets sind daher von den Transporten auf dem Wasserweg
|Schlüsselwörter
Unterentwicklung
Millenniumsziele
Entwicklungshilfe
Hilfe zur Selbsthilfe
nachhaltige Entwicklung
Fairtrade
|Begriffe
Gini-Koeffizient
OEZA
Micro Private Equity
Diversifikation
Cash Crops
Brain Drain
22
abhängig. Das einzige große Passagierschiff auf dem Tanganjikasee ist die „MV Liemba“, die für
die rund um den See ansässige Bevölkerung und für den Gütertransport wichtige Dienste leistet.
Die „MS Liemba“ fährt wöchentlich eine rund 700 Kilometer lange Route zwischen Sambia und
Kigoma in Tansania an der Ostseite des Sees entlang. Dazwischen legt sie rund 15 Mal vor der
Küste des Binnensees in der Nähe von Siedlungen an, die alle keinen Hafen besitzen. Das Beund Entladen erfolgt dann über kleine, meist völlig überfüllte Barkassen.
Abb. 67.2: Die Ernährungssituation in Staaten wird häufig auch mit dem durchschnittlichen
Kalorienverbrauch pro Kopf und Tag angegeben. Der tägliche Energiebedarf zeigt an, wie viel
ein gewöhnlicher Mensch mindestens an Kalorien zum Überleben (zur Aufrechterhaltung der
lebensnotwendigen Funktionen) benötigt. Daraus ergeben sich die Prozentangaben für die
Bevölkerungsanteile mit Unterernährung. Der menschliche Körper verbrennt auch Kalorien,
ohne dass dafür aktiv etwas getan werden muss. Mithilfe folgender Formel kann der Bedarf an
Kalorien pro Tag (= Grundumsatz) berechnet werden:
• Täglicher Grundumsatz in [kcal] für Männer:
66,47 + 13,7 × Körpergewicht [kg] + 5 × Körpergröße [cm] − 6,8 × Alter [Jahre]
• Täglicher Grundumsatz in [kcal] für Frauen:
65,51 + 9,6 × Körpergewicht [kg] + 1,8 × Körpergröße [cm] − 4,7 × Alter [Jahre]
Der tatsächliche tägliche Energiebedarf, sozusagen der Kalorientagesbedarf, berechnet sich aus
der Summe des Grund- und Leistungsumsatz. Der Energiebedarf lässt sich somit näherungsweise berechnen, indem man den Grundumsatz mit einem Aktivitätsfaktor versieht.
Abb. 68.1: Indische IT-Experten wählen immer häufiger ausländische Software-Unternehmen
als Arbeitgeber. Internationale Konzerne wie IBM stellen inzwischen die Hälfte der 20 beliebtesten Arbeitgeber dar. In dem Ranking finden sich neben IBM unter anderem die IT-Firmen
Capgemini, Sun Microsystems oder CSC. Laut einer Studie sind für indische IT-Experten vor
allem gute persönliche Entwicklungschancen, eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit,
Jobsicherheit und Unternehmenskultur die wichtigsten Argumente für einen Arbeitgeber, das
Gehalt steht erst an siebter Stelle.
Abb. 69.1 und Abb. 70.1: Die Fotos zeigen Produkte, die mithilfe von Fairtrade zu fairen Bedingungen gehandelt werden. Weiterführende Informationen findet man unter w
​ ww.fairtrade.at.
4
Städte als Lebensräume und ökonomische
Zentren
Die „Stadt“ wird im momentan gültigen Lehrplan von 2004 in der Sekundarstufe II vor allem als
Lebensraum unter dem Aspekt der Globalisierung betrachtet und ist daher als Thema aus der
10. Schulstufe (vorheriger Lehrplan) in die 12. Schulstufe gerückt.
Schulbuch: Seite 71–80
4.1 Die Verstädterung schreitet voran
|Schlüsselwörter
Im ersten Abschnitt des vierten Großkapitels stehen allgemeine Kennzeichen von Städten, deren
Entwicklung und die weltweite Zunahme der Verstädterung im Mittelpunkt.
Kategorisierung von Städten
Stadtentwicklung
lateinamerikanische Stadt
|Begriffe
Verstädterung
Urbanisierung
Megastadt
metropolitan areas
Megalopolis
Agglomeration
barrios cerrados
ciudadpueblo
Retortenstädte
Aufgabenlösungen
Seite 73
Individuelle Lösungen. Es ist wichtig, die Schüler/innen darauf hinzuweisen, dass sie zuerst allgemein überlegen bzw. recherchieren sollen, welche Funktionen (z. B. politische Funktion, kulturelle Funktion, wirtschaftliche Funktion, Verkehrsfunktion etc.) eine Hauptstadt braucht. Nicht
alle Funktionen müssen jedoch zutreffen. Dann können sie anhand von zwei selbst gewählten
Beispielen diese Funktionen und die dazugehörige Infrastruktur (z. B. Parlament bzw. Regierungssitz für politische Funktion, internationaler Flughafen für Verkehrsfunktion, Börse für Finanzfunktion usw.) miteinander vergleichen.
Seite 77
1. In der nachfolgenden Liste sind die 20 größten Agglomerationen mit der Einwohnerzahl von
2014 angeführt. Es sollten jedoch immer die aktuellsten Zahlen verwendet werden, die man im
Internet findet.
Rang
Name
Einwohner (2008)
Land
1.
Tokio-Yokohama
37.203.122
Japan
2.
Mexiko-Stadt
22.968.205
Mexiko
3.
New York Metropolitan Area
22.933.398
Vereinigte Staaten
4.
Sudogwon (Seoul)
22.254.620
Südkorea
5.
Mumbai (Bombay)
20.870.764
Indien
23
6.
São Paulo
20.218.868
Brasilien
7.
Metro Manila
19.195.048
Philippinen
8.
Jabotabek (Jakarta)
18.588.548
Indonesien
9.
Delhi
18.362.625
Indien
10.
Los Angeles
17.745.055
Vereinigte Staaten
11.
Kansai (Osaka, Kobe, Kyoto)
17.414.008
Japan
12.
Shanghai
16.969.826
China
13.
Greater Cairo (Kairo, Gizeh)
16.078.877
Ägypten
14.
Kolkata (Kalkutta)
15.185.670
Indien
15.
Moskau
14.744.150
Russland
16.
Gran Buenos Aires
14.197.085
Argentinien
17.
Dhaka
13.240.743
Bangladesch
18.
Istanbul
13.179.865
Türkei
2. Die typischen Kennzeichen der verschiedenen Stadttypen (z. B. Schachbrettgrundriss, Sackgassengrundriss usw.) sollen von den Schülerinnen und Schülern aus diversen Quellen selbst
erarbeitet und vergleichend gegenübergestellt werden. Es bestehen hier normalerweise bereits
Grundkenntnisse aus der Sekundarstufe I.
Seite 80
1.–2. Individuelle Lösungen
Beispiele für Hauptstädte: Canberra (Australien), Ottawa (Kanada), Brasilia (Brasilien), Sucre
(Bolivien), Pretoria (Republik Südafrika), Abuja (Nigeria), Yamoussoukro (Elfenbeinküste), Dodoma (Tansania), Neu-Delhi (Indien), Astana (Kasachstan)
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 71.1: Das Foto zeigt einen Ausschnitt von Manhattan (New York).
Abb. 72.1: Die Fotos sollen den Schülerinnen und Schülern unterschiedlichste Eindrücke von
Städten vermitteln. Zum Teil sind auch typische Kennzeichen verschiedener Stadttypen erkennbar (z. B. Schachbrettmuster oder Favela).
Die Bilder zeigen jeweils von links nach rechts Teilbereiche folgender Städte: Frankfurt/Main,
Kapstadt, Berlin; Paris, Guayaquil, San Francisco; Colmar, New York, Miami; Fes, San Francisco
(Chinatown), Honolulu.
Abb. 73.1: Das Bild zeigt das Moskauer Wolkenkratzerviertel, in dem auch das höchste Hochhaus Europas – der „Russian Tower” – errichtet werden soll. Der 118-stöckige Wolkenkratzer
mit der Form einer spitzzulaufenden Pyramide soll 612 Meter hoch werden. Die Kosten wurden
mit 1,2 Milliarden Euro angegeben. Der „Rossija“-Büroturm ist das Prestigeobjekt des neuen
Moskauer Wolkenkratzerviertels Moskwa City. Im September 2007 wurde der Grundstein für
den Turm, der knapp eine halbe Million Quadratmeter Nutzfläche haben soll, gelegt. Wegen der
Finanzkrise und der schwierigen Kreditsituation werden sich die Arbeiten aber, wie bei vielen
anderen Objekten, entweder deutlich verzögern oder die Pläne werden abgeändert.
Abb. 74.1: Größen- bzw. Einwohnerangaben bei Stadtagglomerationen sind immer sehr unterschiedlich und schwierig, da nicht immer eindeutig definiert werden kann, wie weit das Agglomerationsgebiet tatsächlich reicht bzw. was darunter verstanden wird. Daher wird man auch immer
wieder stark abweichende Zahlen finden.
Abb. 74.2: Die U-Bahn von Tokio ist mit jährlich ca. 2,9 Milliarden Fahrgästen das am stärksten
in Anspruch genommene U-Bahn-System der Welt. Die 13 Linien der Tokioter U-Bahn werden
täglich von durchschnittlich 7,8 Millionen Fahrgästen genutzt.
Abb. 75.1: Karte a bzw. die darauf abgebildeten Kreisdiagramme lassen das Verhältnis von
städtischer zu ländlicher Bevölkerung auf den verschiedenen Kontinenten erkennen. Einzelne
Staaten mit einem extrem hohen Verstädterungsgrad werden noch gesondert hervorgehoben
und angegeben. Karte b symbolisiert, dass rund die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten lebt,
die zusammengenommen eine Gesamtfläche, die etwas kleiner als Japan ist, aufweisen.
Abb. 75.2: Bei der jährlichen Wachstumsrate der städtischen Bevölkerung liegen vor allem die
unterentwickelten Länder im Spitzenbereich. Es gibt hier noch einen sehr hohen Anteil der Landbevölkerung, der in die Städte zieht, und gerade in diesen Ländern ist die Landflucht besonders
hoch.
Abb. 76.1: Anhand des Diagramms ist die große Dynamik der Verstädterung von Asien und
Afrika ebenfalls gut erkennbar. Im Vergleich zu Abb. 75.2 sieht man aber auch, dass in absoluten
Zahlen in Asien schon bisher eine sehr hohe Anzahl von Menschen in Städten lebt.
24
Abb. 76.2: Die Grafik vergleicht die Bevölkerungsentwicklung der Gesamtbevölkerung mit jener
der städtischen Bevölkerung. Während die städtische Bevölkerung auch weiterhin zunehmen
wird, geht die Zahl der Zuwächse bei der Gesamtbevölkerung zurück.
Abb. 77.1: Bei der im Buch abgebildeten Tabelle werden Städte angegeben, deren Reichtum
auf Basis des BIP pro Kopf errechnet wurde. Es gibt jedoch auch andere Statistiken, die zum
Beispiel auf den absoluten Zahlen des BIP beruhen und somit völlig anders aussehen (siehe
nachfolgende Tabelle). Für Vergleichszwecke macht die Umrechung pro Kopf allerdings wesentlich mehr Sinn, diskutieren könnte man auch darüber, ob man zum Beispiel die Infrastruktur
einberechnet.
1.Tōkyō
2.Guangzhou
3.Shanghai
4.Jakarta
5.Seoul
6.Delhi
7.Karāchi
8.Mumbai
9.Manila
10.Ciudad de México
11.New York
12.São Paulo
13.Beijing
14.Los Angeles
15.Ōsaka
16.Dhaka
16.Moskva
18.Al-Qāhirah
19.Kolkata
20.Buenos Aires
Tokio
Kanton
Schanghai
Djakarta
Seoul
Delhi
Karatschi
Bombay
Manila
Mexiko-Stadt
New York
São Paulo
Peking
Los Angeles
Osaka
Dakka
Moskau
Kairo
Kalkutta
Buenos Aires
Japan
China
China
Indonesien
Korea (Rep.)
Indien
Pakistan
Indien
Philippinen
Mexiko
Vereinigte Staaten von Amerika
Brasilien
China
Vereinigte Staaten von Amerika
Japan
Bangladesh
Russland
Ägypten
Indien
Argentinien
34.900.000
32.300.000
29.400.000
26.800.000
25.900.000
25.100.000
23.000.000
22.500.000
22.400.000
22.200.000
21.800.000
21.500.000
19.700.000
17.300.000
16.800.000
16.600.000
16.600.000
16.300.000
15.700.000
15.600.000
Abb. 78.1 und 79.1: Zur lateinamerikanischen Stadt gibt es sehr viele aktuelle Forschungsergebnisse, daher wurde sie als Beispiel für den Entwicklungsprozess von Städten herangezogen.
Abb. 79.2: Die Abbildung dient auch als Grundlage für eine Arbeitsaufgabe. Für weitere und
genauere Informationen sei auf den allen Lehrpersonen leicht zugänglichen Artikel von Borsdorf
(2003): Urbane Transformation in Lateinamerika: Von der polarisierten zur fragmentierten Stadt
(GW-Unterricht 89/2003) verwiesen.
Abb. 80.1: „Alphaville“ werden die über zwölf geschlossenen Wohnsiedlungen genannt, die sich
in den Städten Barueri und Santana de Parnaíba befinden. Diese beiden Städte gehören zum
Einzugsbereich von São Paulo in Brasilien. Zusätzlich zu den abgeschlossenen Wohnsiedlungen existiert eine vollständige Infrastruktur mit Shoppingcentern, Kliniken, Apotheken, Banken,
Schulen, Universitäten, Hotels, Kinos etc. Auch Hochhäuser, die sich außerhalb der abgeschlossenen Wohnsiedlungen befinden, gehören dazu. Die Menschen leben dort in vollständig von
der Außenwelt abgeschotteten Wohnsiedlungen mit drei Meter hohen Mauern, allgegenwärtigem Sicherheitspersonal und strengen Zugangskontrollen, die dem Sicherheitsbedürfnis der
zahlungskräftigen Bewohner/innen Genüge tun sollen.
Abb. 80.2: Santiago, die Hauptstadt Chiles, erstreckt sich auf einer Fläche von ca. 650 Quadratkilometern. Im städtischen Siedlungsgebiet (Ballungsraum) leben rund 8 Millionen Einwohner
(Volkszählung 2009). Damit leben etwa 40 % aller Chilenen in der Hauptstadt oder in ihrer
direkten Umgebung. Santiago heißt eigentlich nur die Gemeinde, die das Stadtzentrum und das
Regierungsviertel umfasst, hier leben rund 200.000 Menschen (Volkszählung 2009). Santiago
ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt sowie das bedeutendste Wirtschafts- und Kulturzentrum Chiles mit zahlreichen Universitäten, Hochschulen, Museen und Baudenkmälern. Die
bedeutendsten Unternehmen Chiles sowie viele ausländische Dependancen haben hier ihren
Sitz. Santiago liegt in einem Talkessel am Fluss Río Mapocho. Die Stadt wird im Norden vom
Aconcagua-Tal, im Süden vom Rancagua-Becken und im Osten bzw. Westen von der Andenund Küstenkordillere begrenzt. Die Kessellage in Verbindung mit Auto- und Industrieabgasen
führt häufig zu Smog, der oft so dicht ist, dass von der Innenstadt aus die Bergkette nicht mehr
zu erkennen ist, die direkt an das Stadtgebiet grenzt.
Abb. 80.3: Die Hauptstadt Brasilia befindet sich auf dem zentralen Hochplateau des Landes
in rund 1200 Metern. Sie ist zwar in der Mitte Brasiliens gelegen, aber weit von den anderen
Zentren wie São Paulo (872 km) oder Rio de Janeiro (930 km) entfernt. 1922 fand die Grundsteinlegung für Brasília in der Nähe der Stadt Planaltina statt. Der weitere Ausbau der Stadt
25
zur neuen Hauptstadt von Brasilien wurde durch Präsident Juscelino Kubitschek (1902–1976)
angeordnet. Anlass war der Bedarf nach einer neutralen föderalen Hauptstadt. Durch die Lage
nahe dem geographischen Zentrum des brasilianischen Staatsgebiets sollte die Entwicklung
des Binnenlandes gefördert werden. Mit der Umgestaltung wurde 1956 begonnen, als erstes
Gebäude wurde ein provisorischer Präsidentenpalast gebaut. Bereits am 21. April 1960 war
die Planhauptstadt fertiggestellt und wurde von Präsident Kubitschek eingeweiht. Brasilia löste
damit Rio de Janeiro als neue Hauptstadt des Landes ab. Der Architekt Oscar Niemeyer trug die
Verantwortung für das Projekt Brasilia und entwarf die öffentlichen Gebäude. Als Grundriss für
die Stadt wurde die Form eines Flugzeugs gewählt. Seit 1987 steht Brasilia auf der UNESCOListe des Weltkulturerbes. Da sich viele Beamte weigerten, von Rio nach Brasilia umzuziehen,
setzte die Regierung 1972 eine Zwangsumsiedlung der Staatsbeamten durch. In der Stadt leben
heute vor allem Menschen der Mittel- und Oberschicht. Der größte Teil der Arbeiter/innen, die
die Stadt aufgebaut haben, lebt heute in den Satellitenstädten rund um Brasilia. Durch fehlende
Industrie ergibt sich eine hohe Arbeitslosigkeit mit all ihren negativen Begleiterscheinungen.
4.2 Weltstädte und Global Cities
Schulbuch: Seite 81­–85
In diesem Kapitel wird verstärkt auf die Stellung der Stadt im Sinne von globalen Vernetzungen
eingegangen und die Kategorie der Global Cities hervorgehoben. In der Geographie wird heute
häufig der von Saskia Sassen erstmals 1991 geprägte Begriff der Global City verwendet, der
hier eher im Sinne eines globalen wirtschaftlichen Zentrums verstanden wird. Die Weltstadt
wird hingegen als ein traditionell politisch-kulturelles, kosmopolitisches Zentrum von weltweiter
Bedeutung gesehen. Beide Stadttypen schließen sich jedoch nicht gegenseitig aus – bedeutende Städte sind oftmals beides.
|Schlüsselwörter
Städte mit internationaler
Bedeutung
Eine GaWC (Globalization and World City Research Group)-Studie von 2004 verwendet die
Bezeichnung Global Cities (Globalstädte) allerdings nicht mehr nur in einem auf die Wirtschaft
bezogenen Sinne, sondern kennzeichnet damit eine Spitzengruppe unter den „World Cities“, die
den „Weltstädten“ im Deutschen auch inhaltlich entspricht.
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 81.1: Das Foto zeigt das Forum Romanum, das einstmals das Zentrum der politischen
Macht Roms und des gesamten römischen Reichs war.
Abb. 81.2: London zählt aufgrund seiner sehr starken globalen Vernetzung (v. a. im Finanzsektor) zu den wichtigsten Städten der Welt.
Abb. 82.1: Das Sony Center ist ein im Jahr 2000 eröffneter Gebäudekomplex am Potsdamer
Platz in Berlin, der nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung völlig neu gestaltet wurde. Die
Bauzeit für das Ensemble aus sieben Gebäuden dauerte knapp vier Jahre, die Baukosten betrugen 600 Millionen Euro. Das Sony Center vereint eine Kombination aus Arbeits-, Wohn- und Unterhaltungsstätten. In einem der Gebäude ist die Europazentrale von Sony beheimatet. Insgesamt
befinden sich auf einer Geschoßfläche von etwa 132.500 m² Büroflächen mit etwa 68.000 m²,
Wohnflächen mit insgesamt rund 26.500 m², ein Filmhaus mit 17.500 m², ein Unterhaltungszentrum mit 17.000 m² sowie Flächen für den Einzelhandel und die Gastronomie mit rund 8.100 m².
Das stahl- und glasdominierte Ensemble beinhaltet das ovale Forum, das sich als Teil des
öffentlichen Stadtraumes versteht und daher nicht von den umliegenden Straßen getrennt ist.
Die Dachkonstruktion ist der auffälligste Teil – ein aufgefächertes Zeltdach aus Stoffbahnen ist
mit Zugankern an einem Stahlring befestigt, der auf den umliegenden Gebäuden aufliegt.
Abb. 82.2: La Défense ist ein modernes Hochhausviertel westlich von Paris und gilt als Europas
größte Bürostadt. Das mit einer 1,2 km langen und 250 m breiten Fußgängerzone durchzogene
Viertel, dessen Planung 1955 begann, ist Sitz vieler Banken und Versicherungen. Bekanntestes
Gebäude des Viertels ist der Grande Arche, eine moderne Variante des Triumphbogens. Die
eigentliche Entwicklung von La Défense begann mit der Gründung des Etablissement Public
d‘Aménagement de la Défense (Öffentliche Einrichtung zur Gestaltung der Défense), das die
Aufgabe hatte, die traditionellen Pariser Banken- und Büroviertel um die großen Boulevards und
den Arc de Triomphe zu entlasten.
Abb. 83.1: Die Karte zeigt die Weltstädte bzw. eine Reihe von Städten mit Ansätzen zur Weltstadtbildung. Die Daten kommen von der GaWC (Globalization and World City Research Group),
die mit einer quantitativen Methode die Daten international tätiger Unternehmen aus den vier
Dienstleistungssektoren Wirtschaftsprüfung, Bank- und Finanzwesen, Werbeagenturen und
Rechtsberatung ausgewertet und ein Raster von Weltstädten aufstellt hat. Genauere Angaben dazu findet man in: Beaverstock, J. V. et al. (2000): Globalization and World Cities: Some
Measurement Methodologies. Applied Geography 20: 43–63.
Abb. 84.1: Die brasilianische Großstadt Curitiba ist die Hauptstadt des Bundesstaates Paraná.
Die Stadt hat rund 1,7 Millionen Einwohner und ist in Fachkreisen für ihr leistungsfähiges Transportsystem mit eigenen Busspuren auf den Hauptstraßen bekannt. Auch bei der Erhaltung
der Grünflächen zeigt sich die Stadt erfolgreich und rühmt sich, pro Einwohner 54 Quadrat-
|Begriffe
Weltstädte
Global Cities
UEC (Urban Entertainment
Center)
high-rise megalopolis
high-density megalopolis
Tigerstädte
vertical villages
Skyline
26
meter Grünfläche zu haben. Bereits 1996 wurde Curitiba als die „innovativste Stadt der Welt“
geehrt, heute wird sie als eines der weltweit besten Beispiele für gelungene städtische Planung
betrachtet.
Abb. 84.2: Manhattan ist eine Insel an der Mündung des Hudson River, einer der fünf Bezirke der Stadt New York und deckt sich mit New York County. Sie wird vom Hudson River im
Westen, vom East River im Osten und vom Harlem River im Nordosten umflossen. Manhattan
ist 21,6 Kilometer lang und zwischen 1,3 und 3,7 Kilometer breit. Es hat eine Fläche von 87,5
km², davon sind 59,5 km² Landfläche und 28 km² Wasserfläche. Manhattan ist durch Brücken
und Tunnel mit dem Festland und der östlich benachbarten Insel verbunden. Der Name „Manna
Hatta“ stammt aus der Indianersprache und bedeutet etwa „hügelige Insel“. Im 17. Jahrhundert
wurde die Insel durch Peter Minuit den Indianern für Waren im Wert von 60 niederländischen
Gulden abgekauft und ab 1624 von Holländern besiedelt. Um sich gegen die Indianer zu schützen, bauten die Niederländer dort ein Fort und einen Wall. Die Straße, die zum Fort führte, ist
die heutige Wall Street.
Abb. 85.1: Im New Yorker Stadtbezirk Bronx gibt es überwiegend Mietshäuser und Sozialwohnungen für Menschen mit geringem Einkommen, allerdings finden sich hier auch Wohnviertel
des Mittelstandes. Nur rund 20 % der Haushalte in der Bronx sind Eigenheime, für die USA ein
äußerst niedriger Wert. Die Bronx kann auch als „Schlafstadt“ für Manhattan bezeichnet werden.
Der Stadtteil wird geprägt von den Menschen unterschiedlicher Kulturen, die hier leben.
Abb. 85.2: Hongkong ist der Name einer Sonderverwaltungszone an der Südküste der Volksrepublik China. Größte Stadt des Gebietes ist die sich im Süden der New Territories befindende
Stadt Kowloon. Das an der Mündung des Perlflusses auf einer Halbinsel und 262 Inseln gelegene
Territorium war bis 30. Juni 1997 eine britische Kronkolonie und wurde laut Vertrag 1997 an
China zurückgegeben. Es ist die drittgrößte Metropolregion der Volksrepublik China. Mit rund
16.000 Personen pro km² gehört es zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt. Die
Bevölkerung hat sich in den letzten 60 Jahren etwa verzwölffacht (auf ca. 7 Mio. Ew.). Der überwiegende Teil der Einwohner lebt in meist sehr kleinen Wohnungen in den Hochhäusern und
Wolkenkratzern. Die Bevölkerung von Hongkong muss sich bereits seit Jahrzehnten mit sehr
geringem Wohnraum zufriedengeben. Nach einem Brand im Jahr 1953 entschied die Kolonialverwaltung, die Hüttenbewohner in mehrstöckige Betonhäuser umzusiedeln. Das war der
Beginn des „public-housing-Programms“ in Hongkong, des bis heute wichtigsten Programms
zur Schaffung von Wohnraum.
Es wird geschätzt, dass in Hongkong auch tausende Cage People leben. Rund 200 Menschen
hausen dabei auf engstem Raum (ca. 150 m²) mit gemeinsamen Koch- und Sanitäreinrichtungen
und Aufenthaltsräumen mit doppel- oder dreistöckig gepferchten Schlafkäfigen (ca. 2 × 1 m).
Schulbuch: Seite 86–89
|Schlüsselwörter
Leben in Städten
Disparitäten
|Begriffe
informeller Sektor
Slum
4.3 Vom Leben im Penthouse zum Leben im Slum
Dieses Kapitel beschäftigt sich überwiegend mit den Lebensverhältnissen in Städten, wobei
insbesondere die Situation in den Slums anhand von Beispielen hervorgehoben wird, da sie in
vielen Megastädten der Welt anzutreffen sind.
Aufgabenlösungen
Seite 87
Individuelle Lösungen
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 86.1 und 86.2: Kibera ist ein Slum im Süden von Nairobi, der Hauptstadt von Kenia. Er
nimmt eine Fläche von rund 3 Quadratkilometern ein. Die Bahnlinie Nairobi-Kisumu führt durch
die Siedlung. Kibera ist mit über einer Million Bewohnern (genaue Einwohnerzahlen können
nicht angegeben werden) der größte Slum von Nairobi. Die Bevölkerungsdichte beträgt etwa
300.000 Ew./km² (!). Meist wohnen sechs bis sieben Familienmitglieder in einem drei mal drei
Meter großen Zimmer ohne Fenster, Strom und Toilette. Man schätzt die Zahl der HIV-infizierten
Menschen auf rund 500.000. Die extreme Verschmutzung des Slums durch Abfälle, Abwässer
und Fäkalien bedingt ebenfalls eine sehr hohe Krankheitsrate.
Abb. 87.1: Prozentuell erreicht die Slumbevölkerung ihre höchsten Werte in Subsahara-Afrika,
in absoluten Zahlen jedoch in Indien (Südasien).
Abb. 88.1: Lagos liegt an der Küste des Golfs von Guinea. Sie ist die größte Stadt in Nigeria
und war bis 1991 auch Hauptstadt. Lagos ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt sowie das
Wirtschafts- und Kulturzentrum des Landes. Mit ca. 10 Millionen Einwohnern (2012) gehört
sie zu den größten Städten Afrikas. Im Agglomerationsraum (ca. 14.000 km²) leben rund 12,5
Millionen Menschen (2012). 1901 lebten in Lagos 37.000 Menschen, 1921 waren es bereits
100.000 und 1971 schon 1,2 Millionen. Wie in vielen anderen Metropolen bilden sich auch
in Lagos vermehrt große Vororte und Satellitenstädte aus, in denen das Hauptbevölkerungswachstum stattfindet.
27
Abb. 88.2: Mit dem Ausdruck „Müllmenschen“ oder „Müllsammler“ werden Menschen bezeichnet, die vor allem in unterentwickelten Ländern von und mit dem Müll leben, den sie sammeln,
recyceln oder verkaufen. Verwertbarer Müll (Plastik, Papier, Blech, Flaschen etc.) wird zuerst
gesammelt und dann zu Kilopreisen verkauft. Die Müllmenschen stammen hauptsächlich aus
ländlichen Räumen, sie ziehen in die großen Städte in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
In Kairo nennt man diese Müllmenschen „Zabbalin“. Meist gehen sie mit ihren Eselskarren von
Haus zu Haus und sammeln dort den Müll ein – Tag für Tag etwa 80 Tonnen. Die Zabbalin
gehören größtenteils der koptischen Minderheit an. Sie selbst nennen sich „gyptios“, was Ureinwohner Ägyptens bedeutet.
Folgender Text kann ergänzend zu diesem Thema im Unterricht verwendet werden.
Der Müll, die Stadt und das Leben
aus seinem Slum waten, von dem sie überschwemmt werden, jeden Morgen, wenn die
Von Carolin Emcke
Männer aus der Stadt mit den EselsfuhrwerDer Abfall der Metropole Kairo landet direkt ken und Lastwagen hierherkommen und sie
in ihren Häusern. Für die stolzen Bewohner ausschütten, die nächste Welle, den Auswurf
des Slums Manshiet Nasser ist er weder der Metropole Kairo.
eklig noch überflüssig, sie verkaufen ihn. Es
Bishoj schiebt den linken Fuß etwas dichkommt auf den erfahrenen Blick an. Diesen
ter an die markierte Grenze heran und hebt
nach innen geweiteten, nach außen verengten
die Hand, um Maß zu nehmen. Dann sieht
Blick. Der nicht sieht, was sichtbar ist. Der
er wirklich nicht mehr, was nicht im Radius
nur betrachtet, was auch in Betracht kommen
der begehrten Objekte liegt: die Mütter mit
soll.
den aufgerissenen Händen, die KüchenabBishoj kneift die Augen zu einem schma- fall, Batterien, Plastikspritzen, Shampootulen Spalt zusammen. Nur nicht ablenken ben aus den Tüten pulen, die Geschwister,
lassen. Nicht von der steilen Mittagssonne, die auf dem verseuchten Boden mit aufgerisdie die Welt ohne Schattenwurf ausleuchtet, senen Ölkanis­tern spielen und an verformnicht von den zerfledderten Kadavern toter ten Zipfeln alter PVC-Beläge lutschen.
Ratten, die selbst von den mageren Hunden Vielleicht hat ihm das jemand beigebracht,
verschmäht werden, und auch nicht von dem diese Balance zwischen Aufmerksamkeit
säuerlichen Geruch, der den Magen reflex- und Unaufmerksamkeit. Vielleicht hat er sie
haft krampfen lässt. Nur den Fokus halten, erworben in seinen acht Lebensjahren: die
den Abstand zwischen der eigenen Position Fähigkeit, auszublenden, was ihn abhalten
und dem Ziel abschätzen, zwischen dem könnte von seinem Wurf, von dem Gewinn
Strich am Boden, den der Fuß nicht übertre- der Murmeln, die abspringen, mit diesem
ten darf, und den schillernden Murmeln im leicht klirrenden Geräusch, wenn er sie
dunklen Staub der Gasse. Diesen schönen trifft, und die er dann in seine ausgebeulte
Murmeln, die so nah liegen, dass die blau- Hosentasche stecken darf, nicht ohne sie
gelben Marmorierungen im Inneren genau vorher noch einmal gegen das Licht gehalten
zu erkennen, so weit entfernt, dass sie nicht zu haben. Nicht einmal das Kreischen der
zu greifen sind. Der Achtjährige streicht braun-schwarzen Schweine um ihn herum,
sich über die kurz geschorenen Haare und die sich wund beißen im Kampf um die
konzentriert sich vor dem Wurf, um alles weggeworfenen Brocken galliger Lebensaußer den leuchtenden Glaskugeln aus dem mittel, kann ihm das nehmen: diesen flüchtiGesichtsfeld verschwinden zu lassen: die gen Moment des Glücks. Sie scheinen sie zu
aufgerissenen Mülltüten rings um ihn herum, sammeln, diese Augenblicke, die so unwahrauf den Dächern der Häuser, in den offe- scheinlich wie unmöglich wirken in einem
nen Innenhöfen, in den Gassen, die Stapel Slum an der östlichen Peripherie von Kairo,
noch zu verarbeitender Säcke und Beutel, in dem doch eigentlich nur der Müll gesamdieses Meer aus Abfall, in dem die Frauen melt und sortiert werden sollte. Viele kann
es davon nicht geben. Wie viele geglückte
Tage können in einem solchen Leben enthalten sein?
Seit 40 Jahren leben sie an diesem Ort,
Zugewanderte, die immer noch nicht angekommen sind. Seit 40 Jahren sind sie unerwünscht, die koptisch-orthodoxen Christen aus Oberägypten, die nach dem Krieg
gegen Israel mit ihren Schweinen geflohen
waren vor dem Chaos und der Armut in
ihren Dörfern und die nun hier in Chaos und
Armut leben. Seit 40 Jahren sammeln sie
das, was andere wegwerfen, sortieren und
reinigen sie das, was andere aussortiert und
verunreinigt haben. Sie arbeiten nicht in einer
Fabrik, sondern bei sich zu Hause, nicht mit
einer Maschine, sondern mit der Hand. Viele
Momente des Glücks werden sie da wohl
nicht gesammelt haben.
Doch was wissen wir schon? Wir, die wir
auf Anhieb nichts anderes erkennen als die
Grenzenlosigkeit der Müllstadt Manshiet
Nasser mit ihren 80.000 Bewohnern, die im
und mit dem Abfall leben. Wir, die wir mit
unerfahrenem Blick auf diesen Slum an den
Hängen der Mokattam-Berge schauen und
nichts als apokalyptische Landschaften von
Abfall sehen. Abfall, geschichtet, gestapelt,
verpackt, verteilt, geöffnet, gestreut, Abfall
in allen Formen und Maßen, in allen Räumen
und Flächen, auf Dächern, auf Treppen, in
und vor den Häusern. Wir sehen die unhygienischen Verhältnisse, sehen die ökologische
Katastrophe, den sozialen Riss zwischen dem
konstruierten Traum einer modernen Metropole im Zentrum von Kairo und dem gelebten
Albtraum einer vormodernen Verwahrlosung
an der Peripherie.
Aus: ZEITmagazin LEBEN, 19.06.2008, Nr. 26
Abb. 89.1: Casas Bahia ist eine brasilianische Einzelhandels-Kette, die auf Möbel und Haushaltsgeräte spezialisiert ist. Sie wurde im Jahre 1957 in São Paulo von polnischen Einwanderern
gegründet. Im Jahr 2013 beschäftigte das Unternehmen ca. 57.000 Menschen und machte
rund 8 Milliarden US-Dollar Umsatz. Das Unternehmen hat mehr als 600 Filialen in ganz Brasilien (2013). Durch die verstärkte Möglichkeit, Einkäufe mit Ratenzahlungen zu begleichen, ist es
auch Kunden mit geringerem Einkommen möglich, Produkte zu erwerben, die sie nicht kaufen
könnten, wenn sie die Rechnung mit einer einzigen Zahlung begleichen müssten.
4.4 Umweltbombe Stadt oder nachhaltige Entwicklung?
Die Tatsache, dass bereits mehr als 50 % der Erdbevölkerung in Städten leben, macht eine
verbesserte, nachhaltige Entwicklung dieser Siedlungsräume sowohl hinsichtlich Erweiterung,
Neuanlage als auch Renovierung alter Teile notwendig. Es werden einige Ansatzpunkte und
Überlegungen für eine derartige Entwicklung angeführt. Das Thema eignet sich aber auch sehr
gut für die eigenständige Erarbeitung durch die Schüler/innen, die für ihren eigenen Wohnbereich Vorschläge sammeln bzw. Maßnahmen dokumentieren können, die zum Beispiel in ihrer
Wohngemeinde bereits durchgeführt wurden oder werden.
Schulbuch: Seite 90–92
|Schlüsselwörter
nachhaltige Stadtentwicklung
Good Governance
|Begriffe
Photovoltaik
Ökostadt
28
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 90.1: Mexiko City ist die Hauptstadt Mexikos. In der Metropolregion leben rund 19 Millionen
Menschen. Damit ist Mexiko City eine der größten Agglomerationen der Erde. Die Stadt ist politischer, wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Mittelpunkt sowie größter Verkehrsknotenpunkt
des Landes. Mexiko City liegt auf einer Höhe von über 2300 Meter und ist auf drei Seiten von
Bergen umgeben.
Die mexikanische Hauptstadt hat mit zahlreichen Umweltproblemen zu kämpfen. Dazu gehören die hohe Luftverschmutzung (aufgrund der Beckenlage ist die Smoggefahr sehr hoch),
Probleme bei der Trinkwasserversorgung, unzureichende Strukturen in der Abfallbeseitigung
und eine übermäßige Verkehrsbelastung. Die Luftqualität von Mexiko City ist laut Angaben der
WHO eine der schlechtesten der Welt. Bei Schwefeldioxid, Feinstaub, Kohlenstoffmonoxid und
Ozon werden die Grenzwerte deutlich überschritten. Durch die großflächige Verstädterung, das
dadurch stark gestiegene Verkehrsaufkommen und die Industriekonzentration im Ballungsraum
stellen die übermäßige Emissionsbelastung und der Smog eine zunehmende Bedrohung für die
öffentliche Gesundheit dar. Während Inversionswetterlagen nehmen besonders Atemwegserkrankungen unter der Bevölkerung der Hauptstadt zu.
Abb. 90.2: Ausführliche Beschreibungen zu den „giftigsten“ Städten der Welt mit allen Auswirkungen auf die Bevölkerung findet man unter folgendem Link: http://portal.gmx.net/de/themen/
gesundheit/krankheiten/6152434-Die-zehn-giftigsten-Staedte-der-Welt,page=0.html
Nachfolgend eine Übersichtstabelle mit Zahl der betroffenen Menschen, den hauptverantwortlichen Schadstoffen und den Verursachern der Verschmutzung (die Daten stammen ebenfalls
aus dem angegebenen Internetlink).
La Oroya, Peru
Betroffene Menschen: 35.000
Schadstoffe: Blei, Kupfer, Zink, Arsen, Schwefeldioxid (SO²), Flugasche, Kohlenmonoxid (CO), Stickoxide (NOx),
Feinstaub (PM2,5, (PM10)), Flüchtige organische Verbindungen (VOCs)
Ursache der Verschmutzung: Schwermetall-Bergbau und Schwermetall-Verarbeitung
Vapi, Indien
Betroffene Menschen: 71.000
Schadstoffe: Chemikalien, Schwermetalle, Zyanide, Pestizide
Ursache der Verschmutzung: Industrieanlagen und -abfälle
Norilsk, Russland
Betroffene Menschen: 134.000
Schadstoffe: Luftverschmutzung – Russ- und Staub-Partikel, Schwefeldioxid, Schwermetalle (Nickel, Kupfer,
Kobalt, Blei, Selenium), Phenole, Schwefelwasserstoff
Ursache der Verschmutzung: Nickel-Bergbau und -Verarbeitung und Abbau und Verarbeitung von Bunt- und Platinmetallen
Tiangying, China
Betroffene Menschen: 140.000
Schadstoffe: Blei und andere Schwermetalle
Ursache der Verschmutzung: Bergbau und Weiterverarbeitung
Kabwe, Sambia
Betroffene Menschen: 255.000
Schadstoffe: Blei, Kadmium
Ursache der Verschmutzung: Blei-Abbau und -Aufbereitung
Sumgayit, Aserbaidschan
Betroffene Menschen: 275.000
Schadstoffe: Öl und Schwermetalle, im Besonderen Quecksilber
Ursache der Verschmutzung: Petrochemische Industrie und Industrieanlagen
Dserschinsk, Russland
Betroffene Menschen: 300.000
Schadstoffe: Sarin, Senfgas und giftige Nebenprodukte der Sarin- und Senfgas-Produktion. Blei, Phenole
Ursache der Verschmutzung: Herstellung von chemischen Waffen während der Zeit des Kalten Krieges
29
Sukinda, Indien
Betroffene Menschen: 2,6 Millionen
Schadstoffe: Sechswertiges Chrom und andere Metalle
Ursache der Verschmutzung: Chromit-Abbau und -Verarbeitung
Linfen, China
Betroffene Menschen: 4,13 Millionen
Schadstoffe: Flugasche, Kohlenmonoxid, Stickoxide, Arsen, Blei, PM-2.5, PM-10, Schwefeldioxid, flüchtige
organische Verbindungen
Ursache der Verschmutzung: Auto- und Industrieabgase
Tschernobyl, Ukraine
Betroffene Menschen: Anfangs ungefähr 5,5 Millionen; das genaue Ausmaß der betroffenen Menschen und der Schäden
lässt sich bis heute nicht abschließend beziffern.
Schadstoffe: Radioaktiver Staub, der Uran, Plutonium, Cäsium 137, Strontium und andere Metalle enthält
Ursache der Verschmutzung: Kernschmelze und Explosion des Reaktorkerns im April 1986
Abb. 91.1: Die Fotos zeigen drei wichtige Beispiele für eine nachhaltige Stadtentwicklung.
Abb. 91.2: Dongtan ist ein Ortsteil der Großgemeinde Chenjia des Kreises Chongming. Ein
großer Teil Dongtans wird vom „Vogelarten-Naturschutzgebiet Dongtan“ eingenommen, das ein
wichtiger Ruheplatz für Zugvögel ist. Im Ortsteil Dongtan ist ein nicht unumstrittenes Stadtprojekt
in Angriff genommen worden. Hier entsteht zurzeit die erste CO²-neutrale Ökostadt Asiens. Die
Stadt soll sich durch eine sehr hohe Energieeffizienz, durchdachte Abfallentsorgung und gute
Luftqualität auszeichnen. Planziel ist eine Einwohnerzahl von 500.000 bei Ende des Projekts im
Jahr 2050. Die Wasserversorgung soll rein umweltneutral mit Solar- oder Windenergie betrieben
werden. Da die neu geplante Stadt auf einer Insel liegt, werden sämtliche Fährverbindungen nur
mit umweltneutralen Schiffen erlaubt. Für längere Fahrten im Stadtgebiet sollen nur Fahrzeuge
zugelassen werden, die einen emissionsfreien Antrieb besitzen.
4.5 Die Stadt der Zukunft?
Dieses Unterkapitel stellt eine Erweiterung des Themas dar. Was vielleicht futuristisch anmutet,
existiert vereinzelt bereits – Städte, die nur virtuell, aber nicht mehr real erlebbar sind. Auch Internetuser, die ihre Bücher online bestellen und keinen Buchladen mehr betreten, ihre Bilderalben
am Computer zusammensetzen, per E-Mail an ein Labor verschicken und ein paar Tage später
per Post zugestellt bekommen oder ihre Kleidung online kaufen, sind auf dem besten Weg, ihr
Leben überwiegend im virtuellen Raum zu verbringen. Ganz zu schweigen von der Kommunikation, die heute vielfach via E-Mail oder im Internet-Chatroom abläuft.
Schulbuch: Seite 92
|Schlüsselwörter
Cyber-Stadt
Aufgabenlösungen
Seite 92
1.–3. Individuelle Lösungen. Bei Aufgabe 1 sollten die wesentlichen Funktionen und Angebote
(z. B. Ärztehaus, Rathaus, Bank, Versicherung, Buchladen, Chatrooms usw.) angeführt werden.
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 92.2: Die Abbildung zeigt einen kleinen Ausschnitt der virtuellen Stadt „funcity”
(www.funcity.de).
Methode: GIS – Geographische Informationssysteme
Geographische Informationssysteme werden in verschiedensten Lebensbereichen immer wichtiger. Daher sollten neben einer grundlegenden Information darüber auch einige praktische
Anwendungsmöglichkeiten in den Unterricht eingebaut werden. Die Arbeitsaufgabe auf S. 94
(Anwendung von Google Earth) ist eine einfache Form, GIS auch interaktiv den Schülerinnen und
Schülern nahe zu bringen. Die Fragestellung wurde passend zum Kapitel „Stadt“ gewählt, allerdings kann man einfache Anwendungen auch zu beliebigen anderen Fragestellungen finden und
die Methode bereits in früheren Jahrgängen im Unterricht einsetzen. Eine weitere Möglichkeit,
GIS eher spielerisch anzuwenden, ist zum Beispiel Geocaching. Geocaching ist eine Art elektronische Schatzsuche oder Schnitzeljagd, bei der die Verstecke („Geocaches“, kurz „Caches“)
anhand geographischer Koordinaten im Internet veröffentlicht und anschließend mithilfe eines
GPS-Empfängers gesucht werden.
Schulbuch: Seite 93–94
30
Schulbuch: Seite 95–97
|Schlüsselwörter
Finanzmarkt
Kapitalbeschaffung
|Begriffe
Börsenblase
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Geld und Währung
Dieses Kapitel ist zwar laut Lehrplan nur für die Wirtschaftskundlichen Realgymnasien (WIKU)
vorgesehen, die Lernziele erscheinen jedoch auch für die Absolventinnen und Absolventen aller
anderen Gymnasialformen sehr sinnvoll. Daher sollte auf diese Thematik (je nach vorhandener
Zeit mit reduziertem Inhalt) in allen Gymnasien eingegangen werden.
5.1 Was ist ein Kapitalmarkt und wie funktioniert er?
(WIKU)
Als Einstieg in das Gesamtkapitel wird die Funktionsweise des Kapitalmarktes erklärt, wobei
die Schüler/innen besonders auf den Unterschied von realen und fiktiven Werten hingewiesen
werden sollen. Als aktuelles Beispiel gibt es einen kurzen Exkurs über die Immobilienblase, damit
können die globalen Vernetzungen sehr gut aufgezeigt werden.
Aufgabenlösungen
Seite 97
Eine weltweite Finanzkrise bzw. Kreditverknappung lässt keinen Staat, kein Unternehmen, keinen
Anleger unberührt. Die Folgen der Krise, die in der Arbeitsaufgabe erarbeitet werden sollen,
können tabellarisch gegliedert werden – z. B. durch eine Einteilung in die Betroffenen:
Folgen für den Staat
Folgen für die Unternehmen Folgen für Privatpersonen
Immense „frische“ Geldmengen müssen über die Zentralbanken in Umlauf gebracht
werden mit der Konsequenz einer Inflationsgefahr.
Dadurch steigen Verschuldung und Budgetdefizite.
Es stehen zu wenig Kredite
für Neuinvestitionen zur Verfügung, Produktionsrückgänge,
Abbau von Arbeitskräften,
Kurzarbeit, Pleitegefahr etc.
Verlust des Arbeitsplatzes, es
wird weniger Geld ausgegeben, schwierigere Kreditaufnahme, Aktienanlagen ver­‑​
lieren an Wert, private Pensionsvorsorge gefährdet etc.
Besser wäre es allerdings, wenn die Schüler/innen aus einzelnen Folgen auch selbst negative
Rückkoppelungsprozesse erkennen und aufzeigen können. Zum Beispiel: Angestellte eines
Unternehmens müssen in Kurzarbeit gehen  dadurch steht ihnen eine geringere Geldmenge
für den Konsum zur Verfügung  es wird weniger ausgegeben  es werden weniger Produkte
bzw. Dienstleistungen verkauft  die Unternehmen verdienen weniger  die Kreditwürdigkeit
des Unternehmens geht zurück  usw.
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 95.1 und 95.2: Charles Henry Dow (1851–1902) war Wirtschaftswissenschafter, Journalist und Herausgeber des „Wall Street Journal“. Mit 29 Jahren fing Dow in New York bei der
Kiernan News Agency an, Börsennachrichten zusammenzustellen. Mit Edward Davis Jones
und Charles Milford Bergstresser gründete er 1882 eine Agentur für Finanznachrichten und gab
den ersten Börsenbrief heraus, aus dem sich das „Wall Street Journal“ entwickelte. Um einen
Richtwert für die Beurteilung der Aktienkursschwankungen zu erhalten, entwickelte Dow den
ersten US-amerikanischen Aktienindex, den Dow Jones Railroad Average (heute Dow Jones
Transportation Average). Bezeichnend für die damalige Zeit war, dass zwölf Werte Eisenbahnaktien und nur zwei Industrieaktien waren. 1896 kreierte Dow für das „Wall Street Journal“ den
noch heute bekanntesten Aktienindex, den Dow Jones Industrial Average. Er nahm die Kurse
der zwölf wichtigsten Aktien an der New York Stock Exchange. Die Erstnotiz lag am 26. Mai
1896 bei 40,94 Punkten.
Abb. 96.1: Das Diagramm kann auch dazu verwendet werden, die Schüler/innen eine eigenständige schriftliche Zusammenfassung dazu erstellen zu lassen.
Abb. 96.2: Börsenabstürze gibt es immer wieder, die Gründe sind nicht immer die gleichen.
Meist platzen die sogenannten Börsenblasen aufgrund fehlgerichteter Spekulationen. Die letzte
war die „Immobilienblase“, die hier vom Karikaturisten verarbeitet wurde. Die meisten Schülerinnen und Schüler werden die Karikatur auch bereits ohne den nebenstehenden Text verstehen.
Falls nicht, so ist anzuraten, dass sie zuerst den Exkurs lesen und dann die Karikatur interpretieren.
Abb. 97.1: Das Foto steht für den in den USA zusammengebrochenen Immobilienmarkt. Tausende Häuser standen zum Verkauf, da die Rückzahlungen der Kredite, die dafür aufgenommen
wurden, nicht mehr durchführbar waren. Durch das übergroße Angebot auf dem Markt stürzen
die Preise für die Häuser dafür immer tiefer ab.
31
5.2 Internationale Geldströme (WIKU)
Schulbuch: Seite 97–101
Das Kapitel beschäftigt sich mit den internationalen Geldflüssen, deren unterschiedlicher Bedeutung sowie mit den dafür notwendigen Institutionen (Banken).
|Schlüsselwörter
Aufgabenlösungen
Seite 98
Aufgrund der Finanzkrise ist es immer noch schwierig, wirklich seriöse, aktuelle Zahlen zum
Kernkapital der Banken zu bekommen.
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 98.1: Das Ranking der Banken hat sich nach der großen Bankenkrise von 2008 sicher
erheblich verändert. Aktuelle Zahlen zur Eigenkapitalausstattung von Banken sind mit Vorbehalt
zu sehen.
Abb. 98.2 a: Die beiden Zwillingstürme Deutsche Bank I & II in Frankfurt am Main haben auch den
Beinamen „Soll und Haben“. Sie wurden 1984 fertig gestellt und weisen eine Höhe von 155 m
auf. Die Deutsche Bank AG ist das nach Bilanzsumme und Mitarbeiterzahl größte Kreditinstitut
Deutschlands. Das Unternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main ist als Universalbank tätig und
wurde im 19. Jahrhundert gegründet.
Großbanken
Kapitalströme
|Begriffe
zeichnen
Börsenkapitalisierung
Investmentfonds
Wertpapierdepot
ausländische Direktinvestitionen
Briefkastenfirma
roundtripping
trans-shipping
Mikrokredite
Abb. 98.2 b: Der 1997 fertig gestellte Commerzbank Tower war bis 2003 mit 259 m der
höchste Wolkenkratzer Europas und ist in Deutschland immer noch das höchste Gebäude. Die
Commerzbank AG ist nach der Deutschen Bank AG das zweitgrößte Kreditinstitut Deutschlands.
Nach der Übernahme der Dresdner Bank hat sie ca. elf Millionen Privatkunden. Die Commerzbank ist als Universalbank tätig.
Abb. 99.1: Die Grafik zeigt einen Vergleich der Geldmittel, die in die Entwicklungsländer fließen,
wobei deutlich zu erkennen ist, dass seit Beginn der 1990er-Jahre die öffentlichen Gelder insgesamt geringer wurden, während die privaten Geldmittel (hier sind vor allem die ausländischen
Direktinvestitionen zu nennen) im gleichen Zeitraum stark angestiegen sind.
Abb. 99.2: Stellvertretend für die reichen und vielfältigen Bodenschätze, die in Afrika vorkommen
und die überwiegend mit ausländischem Kapital gewonnen werden, zeigt das Bild die Rössing
Mine nahe Swakopmund in Namibia. Dabei handelt es sich um den größten Übertageabbau von
Uran. Seit 1976 wird das Uranerz durch Rössing Uranium Ltd., einer Tochtergesellschaft von
Rio-Tinto-Zinc, abgebaut.
Abb. 100.1: Die Karte zeigt, dass die meisten ausländischen Direktinvestitionen in die hoch
entwickelten Regionen fließen. Der Großteil dieser Investitionen kommt aus anderen hoch
entwick­elten Staaten oder aus den asiatischen Schwellenländern (geht aus der Karte nicht
hervor).
Abb. 101.1: Muhammad Yunus (geb. 1940 in Chittagong, Bangladesch) ist Wirtschaftswissenschafter. Er ist Gründer der Mikrokredite vergebenden Grameen Bank und einer der Begründer
des Mikrofinanz-Gedankens, wofür er 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.
Von 1970 bis 1972 war er Assistant Professor of Economics in Tennessee, USA. 1972 bekam
er eine Professur an der Chittagong University in Bangladesch. Ab 1983 arbeitete Yunus als
Managing Director bei der Grameen Bank.
5.3 Wichtige Anlageformen (WIKU)
Schulbuch: Seite 101–121
Im Hinblick auf eine zukünftige Altersversorgung (3-Säulen-Modell) wird es für jede/n von Bedeutung sein, Kenntnisse über die Instrumente der Kapitalanlage sowie der Vermögensbildung
bzw. der Privatvorsorge zu haben. Ein äußerst wichtiges Ziel des Kapitels ist es daher, dass die
Schüler/innen erkennen, wie Wertpapiermärkte funktionieren und welche Chancen und Gefahren
(v. a. bei kurzfristiger Spekulation) auftreten können. Dabei muss auf die Gefahren besonders
dann hingewiesen werden, wenn sich die Börsen gerade in einer Haussephase befinden und
viele Schüler/innen fälschlicherweise meinen könnten, in erster Linie gewinnen zu können. Daher
sollten immer auch anhand mehrjähriger Charts ausgewählter Wertpapiere oder der Indices die
möglichen Berg- und Talfahrten der Kurse und deren Hintergründe angesprochen werden.
|Schlüsselwörter
Vermögensplanung
Spar- bzw. Anlagetrends
Anlagepyramide
Spekulation
Kursbildung
Wertpapiertypen
Kaufs- und
Verkaufsentscheidungen
Anlagestrategien
Aufgabenlösungen
Seite 108
Individuelle Lösungen
Seite 114
Bei 110: a; bei 121: c; bei 117: d; bei 128: e; bei 120: b
|Begriffe
betriebliche Pensionskasse
Korrelation
Wertpapierportfolio
Obligationen
T-Bills
32
Rating Agenturen
Dividende
Aktionärsrechte
Blue Chips
Small Caps
Position auf Null stellen
Derivate
Zertifikate
Optionsscheine
Fonds
Daytrader
Onlinebanking
Kassamarkt
Terminmarkt
Wertpapierbörse
Warenbörse
Aktienindex
Dow Jones Index
Market Maker
Hausse
Baisse
Stopp-Loss-Limit
Gewinnmitnahme
Kursspanne
Charttechnik
Cash-Flow
Cash-Flow-Marge
NAI-Index
MSCI-Index
Negative Screening
Positive Screening
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 101.2: Seit der großen Finanzkrise veranlagen die Österreicher/innen ihr Geld noch „sicherer“ als früher. 65 % der Österreicher/innen favorisieren bei einer Umfrage 2013 das Sparbuch.
Abb. 103.1: Im Jahr 2008 war das Volumen am österreichischen Fondsmarkt stark rückläufig.
Die heimischen Fondsanbieter verwalteten per Ultimo Dezember 126 Milliarden Euro. Die Gründe dafür sind rasch gefunden: Anleger/innen bevorzugen in turbulenten Marktphasen sichere Anlageformen. Attraktiv verzinste Sparprodukte, die seit Oktober 2008 zusätzlich mit einer
Staatsgarantie abgesichert sind, waren daher im abgelaufenen Jahr ein starker Konkurrent für
die Fonds. Außerdem zehrten die starken Kursverluste, die mit Ausnahme von Staatsanleihen
nahezu alle Anlagekategorien betrafen, stark an den Volumina der heimischen Fondsbranche. In
den Folgejahren kam es zu einer leichten Erholung, aber die starken Aufwärtstrends der letzten
beiden Jahrzehnte gab es nicht mehr.
Abb. 103.2: Das Foto zeigt ein Beratungsgespräch über die richtige Anlage- bzw. Vorsorgeform.
Abb. 103.3: Die Anlagepyramide beschreibt den Zusammenhang von Risiko und Ertragspotenzial. Grundsätzlich gilt: Je höher das Ertragspotenzial einer Veranlagung, desto höher ist das Risiko. Die unterste Stufe stellt die sicherste und die oberste (Spitze der Pyramide) die risikoreichste
Stufe dar, die allerdings die größten Ertragsmöglichkeiten bietet.
Abb. 104.1: Das Diagramm zeigt, was aus einem Dollar inflationsbereinigt geworden wäre,
wenn man ihn im Jahre 1800 auf fünf verschiedene Arten angelegt hätte. Dabei ist zu beachten,
dass die Dollar-Einheiten auf der y-Achse mit einem Multiplikationsfaktor von 10 ansteigen und
deshalb die Unterschiede dementsprechend größer sind. Der langfristige Erfolg bei einer Anlage
in Aktien ist hier überdeutlich.
Abb. 105.1: Das Diagramm bietet eine Übersicht über die drei wichtigsten Anleihen. Deutlich
erkennbar ist, dass die Zinsen der Anleihen als Kaufanreiz im Durchschnitt immer um etwa den
gleichen Wert (3–4 %) über den Sparbuchzinsen liegen. Dies gilt allerdings für hochwertige
Anleihen der höchsten Bonität, Anleihen mit geringerer Bonität müssen wegen des höheren
Ausfallrisikos einen wesentlich höheren Zinssatz bieten, um gekauft zu werden.
Abb. 105.2: Nur wenige Unternehmen geben gültige Aktien aus Papier (effektive Stücke) aus. In
Deutschland bestand noch bis 1994 ein rechtlicher Anspruch auf Aktien aus Papier. Ein Aktionär,
der das Papier im Depot hatte, konnte bei seiner Bank das effektive Stück verlangen. Heute
können Firmen das Recht auf Einzelverbriefung ausschließen. Dieses Recht nehmen fast alle
börsennotierten Gesellschaften in Anspruch, weil die Herstellung effektiver Stücke Geld kostet.
Wer an einer gültigen Urkunde interessiert ist, kann in der Satzung der Gesellschaft einsehen,
ob ein Ausliefern des Papiers möglich ist.
Abb. 106.1: Die Telekom Austria TA AG, Festnetzgesellschaft der Telekom Austria Group,
konzentriert sich vorwiegend auf den österreichischen Markt und bietet ihren mehr als 2,3 Millionen Privat- und Geschäftskunden ein Produktportfolio, das Sprachtelefonie, Internetzugang,
Daten- und IT-Lösungen, Mehrwertdienste und Wholesale-Services umfasst. Seit 2014 sind
mehr als 50 % der Aktien im Besitz der mexikanischen Gesellschaft América Móvil (Hauptaktionär: Carlos Slim).
Abb. 107.1: Die Abbildung zeigt den Börsesaal in Frankfurt/Main. Die Dax-Tafel im Frankfurter
Handelssaal (hinten an der Wand) hat Kultstatus – keine andere Börse der Welt kann den Stand
seines wichtigsten Index so deutlich sichtbar machen. Im Vordergrund sitzt Dirk Müller, der
auch als „Mister Dax“ bezeichnet wird. Der Händler auf dem Parkett der Frankfurter Börse gibt
Deutschlands Aktienwesen ein Gesicht. Je nach Börsenlage gibt er sich nachdenklich, nervös
oder jubelnd und nicht selten schlägt er die Hände über dem Kopf zusammen. „Mister Dax“ gibt
häufig TV-Interviews (vor allem auf n-tv) in meist klar verständlicher Sprache.
Abb. 107.2: Das Foto der Goldbarren steht symbolisch für die verschiedensten Rohstoffe (von
den Edelmetallen bis hin zu den Lebensmitteln).
Man kann in Rohstoffe nicht nur physisch investieren, sondern auch virtuell, indem man zum
Beispiel Zertifikate kauft. Beispiel: Ein Goldzertifikat ist eine Urkunde, die gegenüber einer juris­
tischen Person den Anspruch auf die Lieferung einer bestimmten Menge Goldes in einer definierten Qualität an einem bestimmten Ort oder die Zahlung des entsprechenden Gegenwertes
verbrieft. Goldzertifikate werden in erster Linie von Kreditinstituten emittiert.
Abb. 108.2: Das Foto zeigt Fondsprospekte einer Bankengruppe. Gerade in den letzen beiden
Jahrzehnten ist eine Fülle von Fonds entstanden, die unterschiedlichste Schwerpunkte (je nach
Branche, Sicherheit …) aufweisen.
Abb. 109.2: An der Wertpapierbörse (Aktienbörse oder Effektenbörse) werden Wertpapiere im
Sinn des jeweiligen nationalen Wertpapierhandelsgesetzes gehandelt. Hier werden die Aktienkurse notiert. Sie dienen nicht der Emission von Titeln, sondern fungieren als Zirkulationsmarkt, der
es den Anlegern ermöglicht, mit geringem Aufwand und möglichst niedrigen Kosten Wertpapiere
zu kaufen und wieder zu verkaufen. In Österreich gibt es nur eine Börse in Wien, in Deutschland
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gibt es derzeit (2009) sieben Wertpapierbörsen, an denen Parketthandel betrieben wird. Durch
die Entwicklung des elektronischen Handels (in Deutschland z. B. der XETRA) und der Zugangsmöglichkeit auch für Privatanleger/innen ist ein Strukturwandel eingetreten. Die wichtigsten
Wertpapierbörsen sind die Börsen in New York, Frankfurt, London, Tokio und Shanghai.
An der Warenbörse (Produktenbörse) werden Sachgüter wie Rohstoffe oder landwirtschaftliche
Erzeugnisse, aber keine industriellen Erzeugnisse gehandelt. Die ersten Börsen waren Warenbörsen, die aus Marktplätzen entstanden sind. Sie haben ihre einstige Bedeutung weitgehend
verloren. Die älteste deutsche Warenbörse ist die 1540 gegründete Augsburger Börse. Die
bedeutendste Warenbörse ist in Chicago.
Abb. 110.1: Kassa- und Terminmarkt unterscheiden sich vor allem durch den Zeitraum, der
zwischen dem Geschäftsabschluss und der Geschäftserfüllung liegt.
Abb. 110.2: Das Foto zeigt einen Teil des Handelsraums der New Yorker Börse an der Wall
Street. Die New York Stock Exchange (NYSE) gehört zur NYSE Euronext-Gruppe. Die Handelszeiten sind werktags von 9.30 bis 16.00 Uhr (15.30 bis 22.00 Uhr MEZ).
Den Grundstein für die New Yorker Aktienbörse legten 24 Broker, die 1792 in der Wall Street
Nummer 68 das Buttonwood Agreement unterzeichneten. 1792 wurden nur fünf Wertpapiere
in New York gehandelt: die Aktien zweier Banken und drei Staatsanleihen. Heute ist die New
York Stock Exchange (NYSE) die weltweit größte Börse für Wertpapiere. An der NYSE werden
täglich mehrere Milliarden Aktien gehandelt. Der Tag mit dem höchsten Handelsvolumen war
der 10. Oktober 2008 mit 7,3 Milliarden gehandelter Aktien. Es sind rund 3500 Unternehmen
an der Börse notiert.
Quelle: www.financeblog.ch
Abb. 111.1: Der Dow Jones Index (richtig eigentlich Dow Jones Industrial Average) ist der wichtigste Aktienindex der Welt und setzt sich aus 30 der wichtigsten und größten Unternehmen
der USA zusammen. Der abgebildete Chart zeigt deutlich den Absturz des Index im Zuge der
Finanzkrise 2008. Der bisherige Höchststand des Index lag bei ca. 17.000 Punkten im Jahre
2014. Langfristig gesehen zeigt der Trend des Index nach oben.
Dow Jones Industrial Average
Abb. 111.2: Bulle und Bär stehen für den steigenden (Hausse) bzw. für den fallenden Aktienmarkt (Baisse). Diese Versinnbildlichung soll auf das 16. Jahrhundert zurückgehen, als ein
spanischer Literat die damals dominante Börse in Amsterdam besuchte. Als er das Treiben der
Börsenhändler sah, wurde er an eine Variante des Stierkampfs in Südamerika erinnert, wo man
in manchen Arenen Bullen gegen Bären kämpfen ließ. Wenn ein Bär nach einem Gegner oder
Opfer schlägt, haut er mit der Tatze von oben nach unten. Der Bulle stößt umgekehrt mit den
Hörnern von unten nach oben. Die Bären prügeln somit die Aktienkurse nach unten, während
die Bullen den Wert der Aktien nach oben wuchten.
Abb. 111.3: Als Market Maker (Marktpfleger, Marktmacher) bezeichnet man einen Börsenmakler, der die Handelbarkeit (Marktliquidität) von Wertpapieren sichert. Er veröffentlicht zur Sicherstellung der Liquidität verbindliche Geld- und Briefkurse (An- und Verkaufskurse) börsennotierter
Handelsgegenstände. Durch die erhöhte Handelbarkeit soll die Attraktivität bzw. Preisqualität der
betreuten Werte steigen und den Investoren gewährleisten, innerhalb der Handelszeit zu angemessenen Preisen kaufen bzw. verkaufen zu können. Dieses kontinuierliche Stellen von Kursen
wird heute fast ausschließlich von Computerprogrammen übernommen.
Abb. 113.1: Dass der Kurspfeil in der Abbildung nach unten weist, ist zufällig, er könnte auch
nach oben zeigen. Die angeführten Parameter sind allgemeine Einflussfaktoren, die sich je nach
ihrer Entwicklung negativ oder positiv auf den Kurs auswirken können.
Abb. 114.1: Die Abbildung zeigt eine Kursverlaufskurve. Diese Charts werden von sogenannten
Chartanalysten für Prognosen verwendet. Eine Chartanalyse ist eine Vielzahl einzelner Techniken,
die eine Vorhersage zukünftiger Börsenkurse anhand historischer Kursentwicklungen anstreben.
Im Gegensatz zur Fundamentalanalyse bleiben Kennzahlen aus der klassischen Makroökonomie, Branchenanalysen oder der Betriebswirtschaft unberücksichtigt. Vielmehr nimmt man an,
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dass sämtliche entscheidungsrelevanten Informationen über Vergangenheit und Zukunft bereits
in der sichtbaren Kursentwicklung – dem Chart – enthalten sind.
Die charttechnischen Analysemodelle gehen davon aus, dass es wiederkehrende, beobachtbare
Ereignisse mit jeweils ähnlichen, wahrscheinlichen Zukunftsverläufen gibt. Ziel ist die Ermittlung
von Kaufs- und Verkaufssignalen für ein Wertpapier.
Um Trends zu ermitteln, werden Trendlinien an lokale Extrema eines Charts eingezeichnet. Es gibt
Aufwärts-Trendlinien und Abwärts-Trendlinien. Trendkanäle erhält man, wenn man jeweils zwei​
möglichst parallel geführte Linien in unterschiedlichen Abständen zueinander im Chart einzeichnet.
Es gibt innerhalb der Chartanalyse viele Signale, die verwendet werden können. Ein Beispiel sind
Formationen, die eine Trendumkehr signalisieren wie die Schulter-Kopf-Schulter-Formationen
mit bärischem Muster (Schulter-Kopf-Schulter-Top) oder bullischem Muster (Schulter-KopfSchulter-Boden).
Abb. 115.1: Warren Edward Buffett (geb. 1930 in Omaha) ist ein US-amerikanischer Unternehmer und Großinvestor. Er zählt seit langem zu den reichsten Menschen der Welt. Der Großteil
seines Vermögens ist in dem von ihm aufgebauten Investment-Unternehmen Berkshire Hathaway angelegt. 2006 kündigte er an, 85 % seines Vermögens nach und nach an fünf Stiftungen
zu verschenken (v. a. an die Bill & Melinda Gates Foundation).
Nach Studien an der Wharton School und der University of Nebraska erwarb er 1951 an der
Columbia University in New York den „master in economics“. Dort war einer seiner Lehrer Benjamin Graham, das Börsengenie des 20. Jahrhunderts. 1954 nahm er das Angebot seines ehemaligen Lehrers Graham an, in dessen Brokerunternehmen Graham-Newman als Wertpapieranalyst
zu arbeiten. 1965 erwarb er mit anderen Investoren Berkshire Hathaway, ursprünglich eine
Textilfirma. Er wandelte sie mit der Zeit in eine Beteiligungsgesellschaft um.
Buffetts Anlagestrategie ist vor allem durch die Anlagegrundsätze seines Lehrers Benjamin
Graham geprägt, die dieser in den Büchern „Security Analysis“ und „The Intelligent Investor“
aufgestellt hat. Zentrales Anlagekriterium ist dabei das Konzept der „Sicherheitsmarge“. Der
Erwerber eines Wertpapiers soll immer den inneren Wert des Papiers ermitteln und prüfen,
ob der Preis dieses Wertpapiers an der Börse niedriger ist als der ermittelte Wert. Der innere
Wert wird dabei durch viele Faktoren bestimmt, die bei Graham vor allem nach quantitativen
objektiven Kriterien (z. B. KGV, Liquidationswert des Unternehmens, Kurs-Buchwert-Verhältnis,
Verschuldungsgrad, Ertragskraft der Vergangenheit, Dividendenrendite etc.) ermittelt werden.
Abb. 116.1: Jean Paul Getty (1892–1976) war ein US-amerikanischer Ölmilliardär, Industrieller
und Kunstmäzen. Er gründete die Getty Oil Co., die seit 1984 zu Texaco gehört. Folgende Zitate
stammen von ihm: „Reich ist man erst dann, wenn man sich in seiner Bilanz um einige Millionen
Dollar irren kann, ohne dass es auffällt.“ „Um es im Leben zu etwas zu bringen, muss man früh
aufstehen, bis in die Nacht arbeiten – und Öl finden.“
Abb. 117.1: Aus allen drei Charts lässt sich deutlich der Einbruch ab Ende 2007 bzw. 2008
ablesen. Oftmals sind derartige Kursrückschläge aber völlig übertrieben und stellen einen guten
Zeitpunkt dar, um in Unternehmen zu investieren, da es viel leichter möglich ist, unterbewertete
Aktien zu finden. Gerade im Bereich der alternativen Energieformen sind die Zukunftsaussichten
im Zuge immer geringer werdender fossiler Energieträger auf lange Sicht positiv.
Abb. 118.1: Im Großen Walsertal (Vorarlberg) befindet sich das größte „nachgeführte“ Solarkraftwerk Europas. In diesem Solarkraftwerk richten sich die Solarzellen mithilfe von Motoren
nach dem Sonnenstand aus und ändern je nach Einstrahlwinkel ihre Richtung, um immer die
optimale Besonnung ausnutzen zu können. Die Anlage wurde von einem Klagenfurter Unternehmen gebaut und umfasst ca. 4000 m² Kollektorfläche mit einer Leistung von 420 kW. Die
Bausumme betrug ca. 3,6 Millionen Euro. Das Kraftwerk versorgt ca. 150 Haushalte mit „sauberem“ Strom.
Abb. 119.1: Im Internet findet man viele Informationsseiten zu Wertpapieren, Kursverläufen und
Analysen. Die meisten Banken bieten mittlerweile auch die Möglichkeit, online Wertpapierdepots
anzulegen oder mit Wertpapieren zu handeln.
Abb. 121.1: Die Kollage setzt sich aus Bildern von wichtigen europäischen und amerikanischen
Finanzplätzen zusammen (Wall Street, Frankfurter Börse, Europäische Zentralbank, Bankhochhäuser in der Frankfurter Innenstadt (wegen ihrer Skyline wird die Stadt auch oft „Mainhattan“
genannt).
Schulbuch: Seite 120
Methode: Das Börsenplanspiel
Die methodische Anwendung des Börsenplanspiels ist (wie auch die Behandlung von Kapitel 5,
das laut Lehrplan nur für das Wirtschaftskundliche Gymnasium vorgesehen ist) allen gymnasialen
Formen anzuraten. Allerdings sollte man bei der Jahresplanung darauf achten, die Thematik
vorzuziehen, da für die Durchführung des Spiels ein Zeitrahmen von zwei bis drei Monaten
(neben dem Unterricht!) einzukalkulieren ist, damit es Sinn macht.
Die Lehrperson sollte die Schüler/innen darauf hinweisen, dass man hier – im Gegensatz zu den
von manchen Banken durchgeführten Börsenspielen – nicht „gewinnt“ (also eine gute Bewer-
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tung bekommt), wenn man am Ende die höchste Wertsteigerung des Depots verzeichnen kann,
sondern dass die Beobachtung der Kursentwicklung und die Überlegungen dazu im Mittelpunkt
stehen.
6
Wahrnehmung und politische Gestaltung von
Räumen
6.1 Wahrnehmung von Räumen
Schulbuch: Seite 124–127
Der erste Teil des letzten Kapitels beschäftigt sich mit Lernzielen bzw. Themen, die sehr gut
auch fachübergreifend mit Psychologie/Philosophie behandelt werden können. Hier soll den
Schülerinnen und Schülern noch einmal besonders vor Augen geführt werden, dass es eine
sehr individuelle Sicht auf die Dinge gibt und jeder Mensch im Laufe seines Lebens mit all seinen
Erfahrungen einen für sich ganz speziellen Interaktions- und Erlebensraum sowie ein „Weltbild“
(psychisch und physisch) aufbaut, das nur in den seltensten Fällen mit dem anderer übereinstimmt. Man sollte zum besseren Verständnis anderer auch immer in der Lage sein, Situationen
aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten, um sie besser zu verstehen.
|Schlüsselwörter
Lebenswelt
„topographisches Bild“
Interaktionsraum
Medieneinfluss
individuelles Handeln
Aufgabenlösungen
Seite 124
Individuelle Lösungen je nach Schulstandort; als Beispiel wird hier die Distanzscheibe mit Graz
im Zentrum angeführt.
Seite 125
Individuelle Lösungen; stumme Karten zum Kopieren findet man in „System Erde 5/6“ sowie in
„System Erde 7“.
Seite 126
1.–3. Individuelle Lösungen
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 122.1: Das Emirat Dubai liegt am Persischen Golf und ist mit 3885 km² und 1,502 Millionen
Einwohnern nach Abu Dhabi das zweitgrößte Fürstentum der Vereinigten Arabischen Emirate
(VAE). Das Zentrum des Emirats ist die Stadt Dubai, in der sich fast das gesamte wirtschaftliche,
soziale und politische Leben abspielt. Der größte Teil des Emirats besteht aus Wüste. Dubai
ist vor allem für seine vielen Bauprojekte (Wolkenkratzer, Einkaufszentren, künstlich angelegte
Inseln, Vergnügungsparks etc.) bekannt. Der größte Teil der Bevölkerung lebt in der Stadt. Eine
detaillierte Erhebung ist jedoch kompliziert, da die Schwankungen durch die Migration (überwiegend Bauarbeiter aus Südasien) groß sind.
|Begriffe
Weltbilder
„Containerraum“
Konstruktivismus
„Geographie-Machen“
Lasswell-Formel
cyberworld
„Orte und Nicht-Orte“
36
Abb. 123.1: Die in Pelz gekleideten Damen und der obdachlose, am Boden schlafende Mann
verweisen auf die krassen lebensweltlichen Unterschiede, die in gleichen Lebensräumen auftreten können. Das Bild wurde in in der 5th Avenue in New York City aufgenommen.
Abb. 124.1: Das Foto zeigt den Blick vom Gipfel der Serles Richtung Norden auf die Nordkette
bei Innsbruck. Im Vordergrund sieht man die Mündung des Stubaitales in das Wipptal, das im
Hintergrund ins Inntal mündet.
Abb. 125.1: Das Foto mit der Warteschlange beim Einchecken auf einem Flughafen steht
symbolisch für das Reisen, das den Erlebensraum jedes Menschen erweitert, allerdings meist
nur mit sehr punktuellen Eindrücken.
Abb. 126.1: Die amerikanische Seifenoper „Reich und schön“ liefert wie viele andere Endlosserien ein verzerrtes „Weltbild“ ins Wohnzimmer, das mit der Realität wenig zu tun hat. Häufig
beeinflussen derartige Serien jedoch stark das Verhalten der Zuseher/innen und dienen insbesondere auch dazu, ein werbefreundliches Umfeld zu schaffen. Sie sind meist billig produziert.
Sponsoren der frühen amerikanischen Soaps waren vor allem die Waschmittelkonzerne. Insbesondere die Firma Procter&Gamble finanzierte eine ganze Reihe derartiger Seifenopern im Radio
und im Fernsehen.
Abb. 126.2: Das Bild zeigt den kleinen Ort Corippo im Tessin, im Tal des Flusses Verzasca
gelegen. Der gesamte Ortskern steht unter Denkmalschutz. Mit nur mehr 19 ständigen Einwohnern ist Corippo heute die kleinste Gemeinde der Schweiz. 1850 hatte der Ort noch fast 300
Einwohner. Da jedoch im engen Verzascatal die landwirtschaftlich nutzbaren Böden rar sind,
waren viele Bewohner gezwungen, auszuwandern. Erst seit 1883 ist der Ort auch durch eine
Fahrstraße erschlossen.
Die Bauweise der Häuser und ihre einheitliche Ausrichtung verleihen dem Ortskern ein harmonisches Aussehen. Die Häuser haben eine einfache Form und weisen in der Regel einen einzigen
Raum pro Stockwerk auf. Die dicken Mauern aus Naturstein und die mit Steinplatten gedeckten
Dächer prägen das Ortsbild. Den Mittelpunkt bilden die Kirche und der nahe Glockenturm, die
Schule und das Pfarrhaus.
Abb. 127.1: Das ökologische Wechselwirkungsgefüge, das bereits im ersten Kapitel auf die
globalen Vernetzungen hinweist, verdeutlicht hier noch einmal die zahlreichen Zusammenhänge
und Auswirkungen, derer man sich bei allen Handlungen bewusst sein sollte.
Schulbuch: Seite 128–134
|Schlüsselwörter
Raumordnungspolitik
ÖROK
|Begriffe
Flächenwidmungspläne
Bebauungspläne
Umwidmung
EUREK
ARGE ALP
Gefahrenzonenpläne
6.2 Raumordnung und Raumplanung
Die Schüler/innen können hier anhand des Themas die praktische Anwendbarkeit der Synthesekompetenz nachvollziehen. Gerade in der Raumplanung und Raumordnung ist es notwendig,
vorausschauend die Nutzung des zur Verfügung stehenden Raumes unter Berücksichtigung
aller Einflussfaktoren (Stichwort: ökologisches Wechselwirkungsgefüge) zu planen und zu (ver-)
ordnen, um Konfliktsituationen (mit Mensch oder Natur), vor allem aber dauerhafte negative
Beeinträchtigungen weitestgehend zu vermeiden.
Aufgabenlösungen
Seite 130
1. Beispiele für „historische Raumordnungspolitik“ mit zum Teil weitreichenden Folgen sind
die Anlage der Römerstraßen sowie der römischen Siedlungen, die Errichtung von wichtigen
Flussübergängen, die Errichtung wichtiger Häfen, die Trassenführungen der Eisenbahnlinien
oder der Abbau von Grenzen.
2. Individuelle Lösungen
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 128.1: Das einfache Schema zeigt die wechselseitigen Verbindungen der Grunddaseinsfunktionen, die sich in ihrer jeweiligen Intensität auf die Nutzung des Raumes auswirken.
Abb. 128.2: Die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) veröffentlicht seit 1975 in
dreijährigem Rhythmus Berichte über die Tätigkeiten ihrer Organe sowie über die raumordnungsrelevanten Aktivitäten der Gebietskörperschaften. Seit 1995 bildet der Bereich „Umsetzung
der EU-Regionalpolitik“ einen wesentlichen Schwerpunkt. Der ÖROK-Bericht ist der einzige
einschlägige Bericht, der zusammenfassend und dokumentarisch über wesentliche räumliche
Trends in Österreich, über die Implementierung der EU-Regionalpolitik sowie über wichtige
räumliche Planungsmaßnahmen des Bundes, der Länder, der Städte und Gemeinden sowie der
Wirtschafts- und Sozialpartner berichtet.
Abb. 129.1: Die Karte gibt Auskunft über die weltweiten Raumnutzungskonflikte. Nutzungskonflikte kommen nicht nur in Räumen mit hoher Bevölkerungsdichte vor.
37
Abb. 129.2: Das Bild zeigt eine Protestaktion gegen den Bau der Fürstenfelder Schnellstraße
(S7) durch die Bürgerinitiative „Allianz gegen die S7“. Die Gegner/innen argumentieren damit,
dass die geplante S7 einen Ost-West-Korridor darstellen würde, der zur massiven Belastungen
der Menschen in der Region führen würde. Außerdem würde der Bau der Schnellstraße wertvolle
Naturlandschaften durchschneiden und der regionalen Wirtschaft schaden.
Abb. 130.1: Parkplätze gehören neben den Straßen zu den Verkehrsflächen, die in den letzten
Jahrzehnten am stärksten zugenommen haben. Trotz geringem Bevölkerungswachstum steigt
der Flächenverbrauch unaufhörlich, sowohl in den ländlichen als auch in den stadtnahen Gebieten. Der tägliche Verbrauch für Siedlungs- und Verkehrstätigkeit liegt mittlerweile bei knapp
über 15 Hektar und der Gesamtflächenverbrauch (inkl. Sportflächen, Abbauflächen etc.) liegt
bei knapp über 22 Hektar (Periode 2009–2012). Schon fast 4450 km² der österreichischen
Bundesfläche sind Bau- und Verkehrsflächen, davon sind mehr als 40 % versiegelt.
Quelle: www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/raumordnung/flaechenverbrauch/
Erfasste Bau- und Verkehrsfläche in Österreich 2002–2012
Bau- und Verkehrsfläche (km²) Zunahme 2001–2008
Bundesland
Zunahme pro Tag (ha/d)
2001
2006
2007
Burgenland
269
315
317
317
48,5
18 %
1,3
0,2
Kärnten
368
397
399
402
34,1
9%
0,9
0,9
Niederösterreich
1.172
1.304
1.309
1.311
139,1
12 %
3,8
0,3
Oberösterreich
726
797
806
814
87,8
12 %
2,4
2,1
Salzburg
218
229
230
231
13,3
6%
0,4
0,2
Steiermark
711
792
794
791
80,2
11 %
2,2
-0,8
Tirol
272
299
302
304
32,5
12 %
0,9
0,7
Vorarlberg
117
122
126
132
15,0
13 %
0,4
1,6
Wien
191
194
194
191
-0,1
0%
0,0
-0,6
4.044
4.448
4.478
4.494
450
11 %
12,3
4,5
Österreich
2008 absolut
relativ
Trend
(km²) (in % von 2001) 2001–2008
Quelle: Regionalinformation der Grundstücksdatenbank (BEV – Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen); Stand: 1.1. des jeweiligen Jahres.
Abb. 131.1: Die verstärkte Wohnbautätigkeit führt zu einer Ausdehnung der Siedlungsflächen,
die vor allem in den Bundesländern mit geringer besiedelbarer Fläche zu Problemen führt. In Tirol
sind zum Beispiel nur rund 12 % der Fläche für eine Nutzung ausgewiesen. Das führt natürlich
auch zu einer Steigerung der Bodenpreise, vor allem wenn die Nachfrage groß ist. Die Folge ist
verdichtete Verbauung. Das Bild zeigt eine neue Wohnanlage bei Jenbach.
Abb. 132.1: Die Karte lässt anhand von drei Kartenebenen (Europa, Österreich und Steiermark)
sowie einem Punkt (als Beispiel wurde Graz gewählt) die vier verschiedenen Ebenen erkennen,
die für die Raumnutzung und Raumordnung in Österreich relevant sind.
Abb. 133.1: Der Wienerberg ist ein Teil von Favoriten (Wien). Begrenzt ist er im Süden durch die
Autobahn A23, im Osten durch die Wienerfeld-Siedlung, im Norden durch die Wohnsiedlungen
entlang der Raxstraße und der Wienerbergstraße und im Westen durch die Eibesbrunnergasse.
Neben der „Spinnerin am Kreuz“ sind die als „Vienna Twin Tower“ bekannten Hochhaustürme
zu einem modernen Wahrzeichen des Wienerbergs geworden. Sie sind Teil der Wienerberg
City, einem Geschäfts- und Wohnviertel, das noch weitere Hochhäuser aufweist (z. B. DeluganMeissl-Tower, Coop-Himmelb(l)au-Tower).
Abb. 133.2: Flächensparendes Bauen ist eine Möglichkeit, den erhöhten Flächenverbrauch
einzudämmen. Dabei können ältere Siedlungen nachverdichtet werden, bevor neues Bauland
beansprucht wird oder beim Neubau die Erschließungsflächen minimiert werden. Flächensparendes Bauen verringert neben dem Landverbrauch auch das Verkehrsaufkommen; es reduziert
zudem den Aufwand für technische und soziale Infrastruktur.
aktuelles Jahr
2007–2008
38
Schulbuch: Seite 134–140
|Schlüsselwörter
inszenierte Welten
neue Interaktionsräume
Image von Räumen
Steueroasen
6.3 Schaffung „neuer Räume“
In diesem Kapitel werden einige Beispiele aufgegriffen, die zeigen sollen, wie unterschiedlich
Menschen Räume „neu“ schaffen. Räume können zum Beispiel physisch völlig neu gestaltet
(Palm Islands vor Dubai) oder auch räumlich begrenzt in „Scheinwelten“ (Erlebniswelten) umgewandelt werden. Ebenso lassen sich Räume „neu“ gestalten, indem ihnen ein bestimmtes Image
zugewiesen wird oder indem man sie für sich selbst als neuen Interaktionsraum erschließt.
Aufgabenlösungen
|Begriffe
mediale Räume
Offshore-Bankplatz
Finanzhafen
Seite 138
Individuelle Lösungen
Zusatzinformationen zu einigen Abbildungen
Abb. 134.1: Die Swarovski Kristallwelten wurden 1995 vom österreichischen Künstler André
Heller zum hundertjährigen Firmenjubiläum der Firma Swarovski nahe dem Stammsitz in
Wattens/Tirol errichtet. Sie wurden bereits 2003 und 2007 ausgebaut und werden 2014/15
abermals erweitert.
Es handelt sich um einen Freizeitpark rund um das Thema Kristalle, um eine „illusionistische Glitzerwelt in 14 Wunderkammern“, die im Inneren eines künstlich geschaffenen wasserspeienden
Riesen errichtet wurden. Die Kristallwelten gehören mit durchschnittlich 700.000 Besuchern pro
Jahr zu den größten Tourismusattraktionen in Österreich.
Abb. 134.2: Die Schihalle „Ski Dubai“ liegt in der Nähe des Stadtteils Jumeirah in Dubai. Die
Anlage ist Bestandteil der „Mall of the Emirates“, des größten Einkaufszentrums des Nahen
Ostens. Auf einer Fläche von 22.500 m² gibt es fünf Abfahrten, die sich in Schwierigkeitsgrad,
Höhe und Steilheit unterscheiden. Die längste davon ist 400 Meter lang und hat einen Höhenunterschied von 60 Metern. Außerdem gibt es eine 90 Meter lange Halfpipe. Für die Beförderung
der Gäste stehen ein Vierer-Sessel-Lift, ein Schlepplift und ein Personenförderband zur Verfügung. Weiters findet man auf einer Fläche von 3000 m² Schlitten- und Bob-Bahnen. „Ski Dubai“
ist der größte Indoor-Snowpark der Welt. Außerdem findet man hier diverse Cafés und Hotels,
teilweise im Alpen-Stil. Die Temperatur in der Halle beträgt am Tag konstant zwischen –1 und
–2 °C, nachts, wenn der Schnee hergestellt wird, etwa –7 °C. Die Gesamtkapazität ist für 1500
Personen ausgelegt.
Abb. 135.1: Vor der Küste von Dubai wurden künstliche Inseln mit Luxusvillen, Yachthäfen und
Golfplätzen aufgeschüttet, die „Palm Islands“. „The World Dubai“, eine weitere künstliche Inselgruppe in Form der Weltkarte, ist derzeit in Bau, andere sind bereits in Planung. Die JumeirahInseln sind 50 künstliche Inseln mit jeweils 16 Villen.
Abb. 135.2: Nirgendwo sonst auf der Welt entstanden in den letzten Jahren so viele weltweit Aufsehen erregende Bauwerke wie in Dubai. Insgesamt wurden seit 1990 weit über 200
Wolkenkratzer mit mehr als 150 Metern Höhe gebaut bzw. mit deren Bau begonnen, davon
20 mit über 300 Metern Höhe. Fast alle Projekte werden von privaten Investoren getragen, die
große Gewinn­erwartungen hegen, da sich Dubai zu einer prosperierenden globalen Metropole
entwickeln soll. Mit Projekten wie z. B. der City of Arabia ist das Dubailand zusammen mit der
Entwicklung des neuen internationalen Flughafens in Jebel Ali das größte Bauvorhaben des
Emirats. Im Zuge der weltweiten Finanzkrise 2008/09 werden auch hier manche Bauvorhaben
zurückgenommen bzw. langsamer in Angriff genommen.
Abb. 135.3: Las Vegas ist die größte Stadt Nevadas und vor allem wegen der vielen Kasinos
als Stadt des Glückspiels bekannt. Die Glückspielindustrie ist auch der größte Arbeitgeber
der Stadt. Neben den Kasinos prägen die Shows den öffentlichen Charakter der Stadt. Die
Agglomeration breitet sich mittlerweile auf über 1200 Quadratkilometer aus und hat insgesamt
etwa 2 Millionen Einwohner. Jährlich reisen auch etwa 40 Millionen Touristen nach Las Vegas.
Es stehen etwa 150.000 Betten zur Verfügung. Der Bau des „Venetian Resort Hotels“ kostete
1,6 Milliarden US-Dollar.
Abb. 136.1: Macao, eine ehemalige portugiesische Kolonie, wurde 1999 als zweite Sonderverwaltungszone in die Volksrepublik China integriert. Haupterwerbsquellen sind der Tourismus​
(30 Mio. Besucher im Jahr 2013) und das Glücksspiel, weshalb Macao auch als das „Monte
Carlo des Ostens“ bezeichnet wird. 2011 gab es 34 Kasinos mit ca. 34 Milliarden US-Dollar
Umsatz.
Das „Venetian“ ist ein Luxushotel der Superlative (3000 Suiten, 10.000 Angestellte, 2,4 Milliarden
Dollar teuer). Viele Macanesen sind jedoch wenig begeistert von der neuen Kitschwelt, da die alte
Baustruktur der Stadt durch die vielen Neubauten empfindlich beeinträchtigt wird.
Abb. 138.1: Die Seychellen bestehen aus 115 Inseln, sie unterteilen sich in 32 Gebirgsinseln
(hauptsächlich Granit), die die eigentlichen Seychellen darstellen, und in zahlreiche kleine Koralleninseln (Outer Islands). Die Inselgruppe um Mahé mit Praslin und La Digue ist die am dichtesten
bevölkerte und damit wichtigste Inselgruppe des Landes. Das Klima ist wegen der Nähe zum
Äquator tropisch und recht konstant, die Temperatur schwankt zwischen 24 °C und 30 °C.
39
Im Tourismus sind ca. 30 Prozent der arbeitenden Bevölkerung, die rund 70 Prozent des Volkseinkommens erwirtschaften, beschäftigt. In den vergangenen Jahren wurde massiv in den Neuund Ausbau von Hotels investiert.
Abb. 138.2: Die Cayman Islands liegen in der Karibik und bestehen aus den drei Inseln Grand
Cayman, Little Cayman und Cayman Brac. Die Inseln verteilen sich auf eine Fläche von ca.
262 km². Früher waren Schildkröten und Muscheln als Hauptexportgüter die Stützen der Inselwirtschaft. Heute gilt die Hauptstadt George Town als fünftgrößter Finanzplatz der Welt. Die
meisten international tätigen Banken sind hier mit Filialen präsent. Die Cayman Islands gelten
als Steueroase, die auf der von der OECD erstellten Schwarzen Liste der Steuerparadiese ganz
oben steht.
Abb. 139.1: Als Steueroasen werden Staaten oder Gebiete bezeichnet, die keine oder besonders niedrige Steuern auf Einkommen oder Vermögen erheben und so für Kapital aus Ländern
mit höheren Steuersätzen attraktiv sind.
Unter Geldwäsche versteht man die Einschleusung illegal erwirtschafteter Gelder (z. B. aus
Drogenhandel, Steuerhinterziehung) in den legalen Finanz- und Wirtschaftskreislauf. Die Bekämpfung der Geldwäsche wird als wichtiges Element im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität
betrachtet.
Abb. 139.2: Die Studie „TirolCITY“ zeigt die Region Nordtirol aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel, nämlich als Stadt. Im Unterschied zum ländlichen Image und zum Selbstbild der Bewohner/innen werden vor allem das Inntal und seine Seitentäler als ein zusammenhängender Raum
beschrieben, der alle Merkmale urbaner Ballungsräume aufweist – dichte Besiedelung, komplexe
Verkehrs- und Wirtschaftsstrukturen und hohe funktionale Vernetzung.
Der Begriff „City“ ist ein Werkzeug, eine Bezeichnung für eine Einheit, die die Zusammenarbeit
und nicht den Konkurrenzkampf zwischen den Gemeinden fördern soll. Eine gesamtheitliche
Sichtweise ermöglicht die Weiterentwicklung von Politiken und Planungsinstrumenten. Infrastruktur und öffentlicher Verkehr können in größerem Maßstab begriffen und daher besser
vernetzt werden. Spezialisierung von Teilgebieten führt zur Steigerung des wirtschaftlichen und
kulturellen Potenzials. Die Region kann im europäischen Kontext positioniert werden.
„TirolCITY“ soll sowohl an die breite Öffentlichkeit gebracht werden als auch die Diskussion in
Fachkreisen fördern. Das Bewusstmachen von neuen räumlichen Entwicklungen innerhalb der
Bevölkerung ist ein Hauptanliegen, da nur durch die Zusammenarbeit zwischen den Bewohnern
und der politischen Instanz nachhaltige Konzepte für die Region aufgestellt werden können.
Lokale Entscheidungsträger auf Gemeindeebene müssen in ein überregionales Netzwerk eingebunden werden.
Ganze Regionen sind nicht mehr als Landschaften oder Landstriche zu verstehen, sondern
als urbane Organisationsformen. „TirolCITY“ wird in Form eines Stadtplans präsentiert. Bestehende Orte werden dabei neu interpretiert und der zusammengewachsene Siedlungsraum als
Großagglomeration wahrgenommen: Autobahnen werden zu Stadtboulevards, Bahnhöfe zu
U-Bahnhaltestellen, der Natur- und Erholungsraum wird zum Stadtpark.
Verändert nach: www.cipra.org/competition/YEAN
6.4 Was kann ich tun?
Das abschließende Kapitel des Buches (bzw. der gesamten Reihe) soll den Schülerinnen und
Schülern noch einmal verdeutlichen, dass sie nicht ohnmächtige kleine Teilchen im Gesamtsystem Erde sind, sondern durch ihr Tun oder Nicht-Tun die Erde und speziell ihren eigenen
Lebensraum mitgestalten und beeinflussen können.
Übungsaufgaben für die kompetenzorientierte
Reifeprüfung
Die angeführten Übungsaufgaben sollen nicht eins zu eins für die neue kompetenzorientierte
Reifeprüfung übernommen werden, sondern dienen einerseits zur Demonstration, wie derartige
Aufgabenstellungen grundsätzlich aufgebaut sind (hinsichtlich Arbeitsmaterialien und Teilaufgaben mit Operatoren der drei unterschiedlichen Anforderungsstufen), und andererseits zur Übung
von Anforderungen unterschiedlicher Niveaus, die bei der Reifeprüfung verlangt werden. Über
die genaue Aufgabenstellung und die Verwendung von Operatoren informieren Sie sich bitte
im Leitfaden „Die kompetenzorientierte Reifeprüfung aus Geographie und Wirtschaftskunde –
Richtlinien und Beispiele für Themenpool und Prüfungsaufgaben“; hg. v. Bundesministerium
für Unterricht, Kunst und Kultur, 03/2012 (zum Download auf der Seite des bmukk: www.
bmukk.gv.at/schulen/unterricht/ba/reifepruefung_flf.xml). Bei der Reifeprüfung sollen überwiegend Materialien verwendet werden, die den Schülerinnen und Schülern unbekannt sind und
mit denen sie ihre erlangten Kompetenzen unter Beweis stellen können. Daher sind die Beispiele
in „System Erde 8“ für Schüler/innen, die mit dieser Schulbuchreihe arbeiten, nicht mehr mit
Schulbuch: Seite 140–141
|Schlüsselwörter
Meinungsbildung
Wahl
Protest
Konsumentscheidungen
Schulbuch: Seite 142–149
40
der gleichen Materialauswahl zu verwenden. Bei den angeführten Aufgaben wurden thematisch
Beispiele für die Hauptkapitel gewählt. In der Schulrealität müssen die Aufgabenstellungen dann
zu den von der Schule autonom gewählten Themenbereichen passen. Bei der Zusammenstellung der Beispiele wurde Wert darauf gelegt, dass mit unterschiedlichen Materialien (Karten,
verschiedenartige Diagramme, Skizzen, Textpassagen oder Fotos) geübt wird.
Hofmann, Paul
System Erde 8, Neubearbeitung
Material für Lehrerinnen und Lehrer
© 2014 westermann wien
im Verlag E. DORNER GmbH
ISBN 978-3-7034-2311-6
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