Zukunft der Vergangenheit – Die Erneuerung von Gebäuden

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G e s ta lt u n g s p r e is
d e r W ü s t e nr o t S t if t u n g
ZUKUNFT DER
VERGANGENHEIT
Die Erneuerung von Gebäuden
der Baujahre 1945 bis 1979
G e staltun g sprei s
d e r W ü s ten rot S ti f tun g
ZUKUNFT DER
VERGANGENHEIT
Die Erneuerung von Gebäuden
der Baujahre 1945 bis 1979
Herausgeber
Wüstenrot Stiftung
Hohenzollernstraße 45
71630 Ludwigsburg
www.wuestenrot-stiftung.de
Redaktion und Gestaltung
Karl Krämer Verlag Stuttgart + Zürich
Druck
Offizin Ch. Scheufele, Stuttgart
© Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg und
Karl Krämer Verlag Stuttgart + Zürich 2012
Regionale Verteilung der zum
Wettbewerb eingereichten Arbeiten
Zukunft der Vergangenheit – Die Erneuerung von Gebäuden der Baujahre 1945 bis 1979
Viele Städte in Deutschland befinden sich in einer Phase des Umbruchs. Sie
sind betroffen von vielfältigen Auswirkungen des demografischen Wandels,
sie stehen im Zentrum wirtschaftsstruktureller Veränderungen, sie spiegeln
kulturelle und wirtschaftliche Globalisierungsprozesse wider und sie sind
eine zentrale Bezugsebene für neue Optionen und Strukturen, die sich aus
dem technologischen Fortschritt und seinen Potenzialen für die räumliche
Entwicklung ergeben.
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Eine Phase des Umbruchs auch deshalb, weil nach langer Zeit stetiger
Expansion, in der es durchgängig um die Steuerung von neuem, weiterem
Wachstum ging, nun in vielen Städten die Orientierung an einer nachhaltigen
Entwicklung der bestehenden Strukturen im Vordergrund steht. Der Begriff
Nachhaltigkeit beschreibt den mit diesem Paradigmenwechsel verbundenen,
veränderten Fokus so zutreffend, dass er seit einigen Jahren nahezu inflationär verwendet wird. Im Kern steht Nachhaltigkeit für ein Konzept, das neben
dem schonenden Umgang mit begrenzten Ressourcen in einem übergreifenden Ansatz darauf ausgerichtet ist, zugleich ökologische, ökonomische und
soziale Ziele zu erreichen.
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In der Verbindung aus veränderten Rahmenbedingungen und einer Neubewertung der Entwicklungsoptionen, die auf der vorhandenen Substanz und
deren Ertüchtigung beruhen, erhält der Gebäudebestand eine signifikante
Bedeutung. In ökologischer Hinsicht geht es um eine umfassende energetische Optimierung, ergänzt um die Anpassung an neue Nutzungen und Be-
dürfnisse, den Weiterbau kompakter Städte mit kurzen Wegen, die Schonung
vorhandener Ressourcen sowie den Aufbau neuer Kreisläufe der Wiederverwertbarkeit. Unter ökonomischen Gesichtspunkten stehen die Werthaltigkeit
der Vermögenswerte, die Einleitung neuer Lebenszyklen von Gebäuden und
Quartieren sowie die Stabilisierung der unter Wachstumsparametern ausgebildeten Marktprozesse bis hin zur Stärkung der Städte im interkommunalen
Wettbewerb um Arbeitsplätze und Steuereinnahmen im Vordergrund. Zur
sozialen Dimension gehören die Sicherstellung einer ausgewogenen sozialen
Mischung in den Städten, die Bereitstellung von Nischen und Freiräumen
für neue Entwicklungen und Nachfrage-Präferenzen, die Optimierung der
Entwicklungspotenziale vorhandener Quartiere unter demografischen Gesichtspunkten und die Bewahrung der Lebensqualität, die in den vergangenen
Jahrzehnten geschaffen werden konnte.
Der Gestaltungspreis „Zukunft der Vergangenheit – Die Erneuerung von
Gebäuden der Baujahre 1945 bis 1979“ zielt genau auf diese Aufgaben und
die herausragende Bedeutung, die der Gebäudebestand dieser Baujahre
für die zukünftige Entwicklung hat. Die Wüstenrot Stiftung freut sich, dass
aufgrund der großen Zahl der Einsendungen und der beeindruckenden Vielfalt
der Bauaufgaben aus dem Wettbewerb ein aktueller, umfassender Überblick
entstanden ist. Die Dokumentation der wichtigsten Ergebnisse verdeutlicht
die damit verbundenen Herausforderungen und gibt zugleich Impulse für den
Umgang mit den Gebäuden aus dieser Zeit unter dem Fokus des gebotenen
Respekts vor der in dieser Zeit geschaffenen Baukultur.
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Der Wettbewerb
Die Aufgabe
Das Preisgericht
Die Wettbewerbsergebnisse
Preise und Auszeichnungen
Die Ausstellung
Die Nachkriegszeit in Deutschland war geprägt
von der Beseitigung eklatanter Versorgungsdefizite, der Reparatur umfassender Kriegszerstörungen
und der Herausforderung des Wiederaufbaus. Das
Wirtschaftswunder – der nach wenigen Jahren einsetzende Aufschwung – hielt dann weitere Bauaufgaben bereit; in Form eines modernen Weiterbaus
der Städte, der Integration neuer Techniken, der
Bewältigung einer wachsenden Motorisierung und
der Ausrichtung wettbewerbsfähiger Gewerbeund Produktionsstandorte.
Die Wettbewerbsaufgabe zielte auf alle Formen
einer aktuellen substanziellen Erneuerung von Gebäuden dieser Baujahre, die sich aus Erweiterung,
Neugestaltung, Umbau oder Umnutzung ergeben.
Das Spektrum reichte vom Wohnungsbau über alle
Formen von Büro- und Gewerbebauten, Bildungsund Kulturgebäude, Freizeit- und Sporteinrichtungen bis hin zu Sondernutzungen.
Prof. Max Dudler
Architekt, Berlin / Frankfurt am Main / Zürich
Eingereicht werden konnten wegweisende, innovative und nachhaltige, sowohl in der nutzerorientierten wie auch in der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Zielsetzung vorbildhaft
realisierte Baumaßnahmen, die nach dem 1. Januar
2008 in Deutschland fertig gestellt wurden. Insgesamt wurden 474 Arbeiten aus dem gesamten
Bundesgebiet zur Teilnahme eingesandt.
Für die Prämierung standen als Gesamtpreissumme 51 000 Euro zur Verfügung, deren Verteilung
wie folgt vorgenommen wurde:
Die Ausstellung der Wüstenrot Stiftung gibt einen
Überblick zu den Ergebnissen des Wettbewerbs.
Die nachfolgende Präsentation zeigt insgesamt
22 Beispiele, bei denen das Wettbewerbsthema
ganz unterschiedlich interpretiert wurde.
Für die Beurteilung der eingereichten Arbeiten
waren folgende Kriterien maßgebend:
Philip Kurz
Geschäftsführer der Wüstenrot Stiftung,
Ludwigsburg
Die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technischen Leistungen, die in den Jahren 1945 bis 1979
erbracht wurden, sind noch heute beeindruckend.
Sie lieferten die Grundlage für den Aufbau eines
modernen Wohlfahrtsstaats, für leistungsfähige
Städte und Regionen, für ein modernes und sicheres Wohnen, für den Aufstieg zu einer exportorientierten Wirtschaftsnation der ersten Kategorie.
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Angesichts der dabei vollbrachten quantitativen
Bauleistungen wird teilweise bis heute übersehen,
dass auch die Baukultur in Deutschland in jener
Zeit wichtige Impulse erhalten und gegeben hat.
Viele Gebäude aus diesen Jahren sind aufgrund
ihrer funktionalen Qualität, ihrer anhaltenden Versorgungsfunktion oder ihrer baukulturellen Bedeutung auch für die Zukunft unverzichtbar. Sie stehen jedoch vor umfassenden und grundlegenden
Erneuerungen. Sei es hinsichtlich eines erneuerten
Energiekonzepts, sei es in Bezug auf Anpassungen
an veränderte Parameter ihrer bisherigen Nutzung
(Grundrisse, Ausstattung, Wirtschaftlichkeit, innere Struktur) oder sei es, weil sie an ganz andere,
neue Nutzungen angepasst werden müssen.
Aufgrund der Aktualität und der Bedeutung dieser
Bauaufgabe hat die Wüstenrot Stiftung ihren
zehnten Gestaltungspreis dem Thema „Zukunft
der Vergangenheit – Die Erneuerung von Gebäuden der Baujahre 1945 bis 1979“ gewidmet.
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Qualität der Gestaltung
Funktionalität
Nachhaltigkeit
Einfügung in den städtebaulichen Kontext
Umgang mit historischer Bausubstanz
Nutzerakzeptanz und Partizipations-
möglichkeiten
• Ökologie, Energieeffizienz, Klimaschutz
Stefan Forster
Architekt, Frankfurt am Main
Stefanie Frensch
Architektin / Immobilienökonomin, Berlin
Volker Lindner
Stadtbaurat, Herten
Prof. HG Merz
Architekt / Museumsplaner, Stuttgart / Berlin
Karin Renner
Architektin, Hamburg
Vorprüfung:
Mark Arnold, Architekt, Stuttgart
Arne Fentzloff, Architekt, Stuttgart
Dr. Stefan Krämer, Wüstenrot Stiftung,
Ludwigsburg
Dr. Gerd Kuhn, Wohnsoziologe, Tübingen
Alle eingereichten Arbeiten wurden von der Jury
begutachtet. Die in der engeren Wahl verbliebenen Bauten wurden darüber hinaus von den
Vorprüfern vor Ort besichtigt und erst danach,
in einer zweiten Sitzungsphase, traf die Jury ihre
endgültige Entscheidung.
Bei knapp der Hälfte der eingereichten Arbeiten
(48 Prozent) handelt es sich um Solitärbauten;
39 Prozent der Gebäude sind Teile eines Ensembles und 8 Prozent stellen Sonderformen dar. Bei
den Planungsaufgaben nahmen Umbauten mit
47 Prozent der Einsendungen den größten Teil ein;
Erweiterungen und Anbauten waren mit einem
Anteil von knapp 28 Prozent vertreten; Umnutzungen mit etwa 15 Prozent und Sanierungen mit
9 Prozent. Knapp zwei Drittel der Arbeiten wurden
von privaten Bauherren initiiert, die übrigen Einsendungen seitens einer öffentlichen Bauherrschaft.
• der Gestaltungspreis mit 15 000 Euro
• vier Auszeichnungen mit je 6 500 Euro
• vier Anerkennungen mit je 2 500 Euro
Ausgezeichnet wurden die Entwurfsverfasser mit
einer Urkunde und einem Geldpreis sowie die
Bauherren mit einer Urkunde.
Im ersten Teil der Ausstellung werden die neun
Gebäude ausführlich vorgestellt, die im Rahmen
des Wettbewerbs durch das unabhängige Preisgericht prämiert wurden. Auszüge aus dem Protokoll
der Preisgerichtssitzung erläutern die Entscheidung der Jury.
Im zweiten Teil der Ausstellung werden 13 weitere
besonders bemerkenswerte Bauten gezeigt, die
die Vielfalt und Bandbreite der insgesamt im
Wettbewerb vorhandenen baulichen Lösungen
abrunden.
Die energetische Sanierung war bei den Einsendungen ein durchgehender, selbstverständlicher
Standard. Ein relativ hoher Anteil der Einsendungen waren öffentliche Gebäude, insbesondere
Schulen (Ganztagsschulen), Kindertagesstätten
(Betreuung von Kindern unter drei Jahren),
Hochschulgebäude, Schwimmbäder, Bürgerhäuser
sowie Kirchen (Rückbau der Sakralräume, jahreszeitliche Nutzungskonzepte).
Beim Wohnungsbau waren, je nach Bauaufgabe,
unterschiedliche Entwicklungen zu erkennen:
Einfamilienhäuser wurden in der Regel für eine
gestiegene Zahl von Nutzern (MehrgenerationenWohnen) oder zur Steigerung des Komforts
erweitert. Bei Mehrfamilienhäusern, vor allem
im Reihensiedlungsbau, wurden zunächst meist
Balkone außen vorgestellt, Loggien geschlossen
und neue Eingangssituationen geschaffen. Bei
umfassenderen Sanierungen wurden zusätzlich
die Bäder erneuert, die Barrierefreiheit erhöht
(Aufzug) sowie die Gebäude aufgestockt und/oder
die Grundrisse verändert.
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Wohnquartier Altenhagener Weg
Hamburg
Wohnquartier Altenhagener Weg
Begründung der Jury:
„Die Sanierung und Erweiterung der Wohnsiedlung in
Hamburg-Wandsbek aus den späten 1950er Jahren
besticht durch ihren vorbildlichen städtebaulichen
Ansatz, die gelungene Reaktion auf die Straßensitua­
tion und ihre hohe architektonische Qualität in den
Bestands- und Neubauten. Durch die Ertüchtigung
der Bestandsgebäude, das Hinzufügen von Loggien
und die teilweise Aufstockung um ein Geschoss, was
eine sinnvolle Höhenentwicklung ergibt, sowie die
Ergänzung mit Neubauten verfolgt das Projekt einen
weitergehenden Ansatz als die reine Bestandssicherung und ist damit zukunftsweisend für das Thema
Nachverdichtung. Mit der Aufwertung der öffentlichen Grünräume und der gewünschten Mischung aus
Sozialwohnungen und hochwertigem Wohnungsbau
übernimmt die Bauherrschaft eine gesellschaftliche
Verantwortung, die Vorbildcharakter hat. Sowohl die
große Geste als auch die Ausführung im Detail –
besonders bei den Klinkerfassaden – haben die Jury
überzeugt und sie vergibt deshalb einstimmig den
Gestaltungspreis ‚Zukunft der Vergangenheit‘ an
diesen Wettbewerbsbeitrag.“
© Bernd Hiepe, Berlin
Architekten
Springer Architekten, Berlin
Bauherr
Helvetia – Schweizerische Versicherungsgesellschaft AG, Direktion für Deutschland,
Frankfurt am Main
Standort
Altenhagener Weg, Hamburg-Wandsbek
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2009
Architekt der Ursprungsgebäude
Adolph K. Kruse
Baujahr der Ursprungsgebäude
1959
Zustand vor der Sanierung
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strikt nach den Gesichtspunkten der optimalen Besonnung diagonal auf den Grundstücken
angeordneten Gebäudezeilen. Ganz offensichtlich
waren Arne Jacobsens Wohnanlagen aus den späten 1940er Jahren die Vorbilder für die etwa zehn
Jahre später entstandene Anlage in Hamburg.
Indem sich die umgebauten Bestandsobjekte und
die Neubauten auf die gleichen architektonischen
Wurzeln berufen, gelang es, nicht nur innerhalb
der Siedlung selbst eine Geschlossenheit herzustellen, sondern auch die Einbindung der Siedlung
in den weiteren Kontext des Quartiers zu wahren.
Die gestalterische Angleichung der Neu- und der
Bestandsbauten ist sehr weitgehend. Eine signifikante Unterscheidung bleibt so fast nur noch in
der unterschiedlichen städtebaulichen Disposition
der Baukörper erkennbar. Während die bestehenden Gebäude als nach Südwesten orientierte Zeilen diagonal auf dem Grundstück angeordnet sind,
besetzen die Neubauten auf nahezu quadratischen
© Bernd Hiepe, Berlin
Die Wohnanlage am Altenhagener Weg im Nordosten von Hamburg gehört zu einem Quartier,
das in seinen wesentlichen Teilen in den 1950er
und 1960er Jahren entstand. Trotz wachsender Vermietungsschwierigkeiten und häufiger
Mieterwechsel, bedingt vor allem durch eine sehr
einseitige Wohnungsstruktur, machte die Siedlung
vor der Sanierung einen recht gepflegten Eindruck.
Hier kam die Identifikation der Bewohner, einige
stammen noch aus der Erbauungszeit der Häuser,
mit ihrer Nachbarschaft zum Ausdruck. Auch
deswegen wurde angestrebt, trotz der erheblichen
Umbauten möglichst viele Mieter in der Anlage
zu halten. Ziel der Baumaßnahmen war neben der
energetischen Sanierung der Bestandsgebäude,
im Rahmen einer moderaten Nachverdichtung
auch größere, familiengerechte Wohnungstypen
anbieten zu können. Die Architektur der in den
Jahren 1958 bis 1960 errichteten Siedlung war
nicht besonders bedeutend. Bemerkenswert war
jedoch der sehr konsequente Städtebau mit den
© Bernd Hiepe, Berlin
GESTALTUNGSPREIS
Lageplan
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Wohnquartier Altenhagener Weg
Grundflächen jene verbliebenen Dreiecksflächen
an den Grundstücksrändern, die zuvor als Garagenhöfe genutzt worden waren. Im Unterschied
zu den bestehenden Häusern sind die Neubauten
auch mit ihren Eingängen konsequent den öffentlichen Straßen zugeordnet. Als Vorteil erwies sich,
dass die Bauherrschaft sehr langfristig kalkuliert.
An Stelle der sonst bei Sanierungen üblichen
Wärmedämmverbundsysteme konnten bei diesem
Projekt eine neue Ziegelfassade vor der Dämmung
und Holz-Aluminium-Fenster ausgeführt werden.
Mit der Sanierung wurde der Primärenergieverbrauch und damit die CO2-Emission der bestehenden Wohngebäude um gut 70 Prozent gemindert.
In Neubauten und in den Aufstockungen der
südlichen Abschnitte der Bestandsbauten wurden
insgesamt 48 neue Wohnungen mit drei bis viereinhalb Zimmern geschaffen, die das bestehende
Angebot aus 108 Zwei- bis Zweieinhalbzimmerwohnungen ergänzen. Das Ziel, die hohe Qualität
der Grünflächen zwischen den Wohngebäuden
auch für die nachverdichtete Siedlung zu erhalten,
führte zur Verlagerung nahezu aller Stellplätze in
zwei Tiefgaragen unter den Neubauten.
© Bernd Hiepe, Berlin
Tatsächlich wohnen auch nach den Umbaumaßnahmen etwa 70 Prozent der Bestandsmieter
weiterhin in der Siedlung. Während viele Mieter
in ihre „alte“, sanierte Wohnung zurückkehren,
haben einige auch das Angebot der größeren
Wohnungen in den Neubauten angenommen. Mit
der Umsetzung der Sanierung gelang es, die alten
Nachbarschaften zu erhalten und die in den letzten 40 Jahren gewachsene Heimat der Menschen
zu bewahren. Trotz der Berufung auf die Vorbilder
aus den 1950er Jahren sind die gestalterischen
Eingriffe in den Bestand erheblich und berühren
durchaus den Charakter der Siedlung. Die atmosphärische Veränderung ist auf den Südwestseiten
mit den neuen durchlaufenden Balkonplatten und
den raumhohen Fenstern besonders augenfällig.
Dennoch: auch im Bild der umgebauten Häuser
schwingt die Erinnerung an die Siedlung aus der
Wiederaufbauzeit der frühen 1960er Jahre mit.
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© Bernd Hiepe, Berlin
GESTALTUNGSPREIS
Erdgeschoss- und Obergeschossgrundrisse der unterschiedlichen Haustypen
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Temporärer Amtssitz des Bundesverfassungsgerichts
Karlsruhe
Temporärer Amtssitz des Bundesverfassungsgerichts
Begründung der Jury:
„Die Umnutzung einer ehemaligen Kaserne zum
vorübergehenden Amtssitz des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe stellt einen vorbildlichen
Umgang mit der bestehenden Situation dar. Durch
wenige, aber gezielte Eingriffe wurden funktional und
gestalterisch hochwertige Innenräume geschaffen,
die der neuen Nutzung zweifellos angemessen sind.
Die umgebauten sowie neu hinzugefügten Baukörper für den Sitzungssaal und das Empfangsgebäude
bestechen durch ihre augenscheinliche Eleganz. Trotz
der nur temporär vorgesehenen neuen Nutzung
entstand aus Sicht des Preisgerichts eine dauerhaft
anmutende Architektur. Der Nachhaltigkeitsgedanke
kommt bei diesem Beitrag deutlich zum Tragen.“
Zustand vor der Sanierung
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ET 2
+ T 30
17 STG
176/ 29
RS
© Roland Halbe Fotografie, Stuttgart
Holzkonstruktion, flächig beplankt, öffnet sich nun
trichterförmig, um aus Richtung des Eingangstors
den Zugang klar zu kennzeichnen. Im großen Saal
wie auch im Plenarsaal des ersten Stockwerks findet sich eine Wandverkleidung in Birkenfurnier. In
den übrigen Bereichen wurden die Bestandswände
vollflächig mit Gipskarton beplankt, um dahinter
die notwendige technische Ausrüstung (Kanäle
und Leitungen) frei positionieren zu können. Der
Abstand zur Wand wird auch für indirektes Licht
und für Nischen genutzt. Das Birkenfurnier sowie
weiß lackierte Holzfaserplatten (MDF), die als
Schatullen ausgebildet sind, sorgen für eine angenehme Raumatmosphäre.
D
Da im Zeitraum von 2011 bis 2014 der in den
1960er Jahren erbaute Stammsitz des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe grundlegend
saniert werden muss, wurde die Einrichtung
eines temporären Amtssitzes erforderlich. Für die
Zwischenunterbringung wurden drei Stabsgebäude sowie das Lehrsaalgebäude der ehemaligen
General-Kammhuber-Kaserne in Karlsruhe-Waldstadt vorgesehen. Der vorhandene Lehrsaal wurde
zu einem repräsentativen Sitzungssaal umgebaut und auch der Foyerbereich und das Entree
wurden im Zuge der Umnutzung neu gestaltet.
Insgesamt sah die Planung für die Zwischennutzung nur minimale Eingriffe vor. Eine einfache
8Stg.
178/274
© Roland Halbe Fotografie, Stuttgart
Architekten
Prof. Arno Lederer + Jórunn Ragnarsdóttir + Marc
Oei, Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem
Staatlichen Hochbauamt Baden-Baden
Bauherr
Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, vertreten durch die Oberfinanzdirektion
Karlsruhe, Bundesbau Baden-Württemberg, Staatliches Hochbauamt Baden-Baden
Standort
Rintheimer Querallee 11, Karlsruhe-Waldstadt
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2011
Architekten des Ursprungsgebäudes
Dr. Backhaus / Dr. Brosinsky, Karlsruhe
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1959
© Roland Halbe Fotografie, Stuttgart
AUSZEICHNUNG
Erdgeschoss
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Reemtsma Park
Begründung der Jury:
„Der Reemtsma Park in Hamburg ist ein gelungenes
Beispiel für den Umbau von Verwaltungsgebäuden
in Wohnungen. Die vorgefundene historische Bausubstanz wurde trotz ihrer teilweisen Mängel ‚ernst
genommen‘, eine Überformung des Bestands fand
nicht statt. Gut durchdacht sind die Wohnungsgrundrisse und die Neuordnung der Erschließung,
durch die lange Flure vermieden werden. Die neu entstandenen Wohnungen sind anspruchsvoll gestaltet
und sehr gut nutzbar. Die im Zuge der Umbaumaßnahme ebenfalls neu gestalteten Freibereiche haben
eine hohe Aufenthaltsqualität.“
Inneren sind die Treppenhäuser mit verschiedenen
Farbgebungen der Wände in Stucco-putz unterschieden. Die Geschosswohnungen orientieren
sich mit Wohnräumen und Essküchen nach Süden,
mit Bädern und Schlafräumen nach Norden. Die
besonders großzügigen Wohnungen im U-förmigen
Haus C können mit benachbarten Appartements
gekoppelt werden, um Betreuung für Kinder (Aupair) oder ältere Menschen (Pflegekraft) zu ermöglichen oder auch als Mehrgenerationen-Wohnung
zu dienen. Auch bei diesem Haus wurden die im
Originalentwurf enthaltenen loggiaartigen Kopfseiten durch Zurücksetzen der Fensterfassaden
in den Obergeschossen zu großzügigen Loggien
erweitert. Die Loggien der zum Innenhof orientierten Wohnungen hingegen treten hinter die
Bestandsfassade zurück. Bei allen Häusern wurde
versucht, ein Höchstmaß an Sub­stanz und der ihr
eigenen architektonischen Aussage – auch die in
fünfzig Jahren angesetzte Patina – zu erhalten und
behutsam an der Ursprungsidee Nissens orientiert
weiterzuentwickeln. In diesem Sinne wurden Fenster und Türen, die Fenstereinrahmungen aus Naturstein und die Dachüberstände mit ihren grünen
Kupferblenden erhalten, so dass es einen genauen,
oft zweiten Blick braucht, um die Veränderungen
überhaupt wahrzunehmen.
© Klaus Frahm / arturimages
Die „Keimzelle“ auf dem Gelände bildet die von
Martin Elsaesser 1932 errichtete Villa für den Fabrikanten Philipp F. Reemtsma und seine Familie.
Nach dem Krieg wurde das avantgardistische
Wohnhaus nicht wieder von der Familie bezogen,
sondern von Godber Nissen umgebaut für die neue
Nutzung als Büro- und Casinogebäude der Firma
Reemtsma. Ergänzend errichtete Nissen 1952 bis
1954 auf dem Parkgrundstück den neuen Verwaltungskomplex. Die Baumasse gliederte er dabei in
drei Einzelbaukörper, die mit gläsernen Verbindungsbauten gekoppelt waren. Der Auftrag zum
Umbau der Verwaltungsgebäude in Wohnhäuser
ging aus einem Wettbewerb im Jahr 2004 hervor.
Haus A ist das einzige zweigeschossige Gebäude
des Nissen-Komplexes; seine schmalen Köpfe sind
mit loggiaartigen Fassaden aufgelöst. In diesem
Haus entstanden Maisonettes, kleine „Reihenhäuser“ für Familien mit jeweils eigenem Eingang und
direkt angeschlossenen Kellerräumen. Haus B ist
zur Südseite durch eine gleichmäßig rhythmisierte
Fassade mit großen Öffnungen und ein nobles
„Staffel“-Geschoss charakterisiert, während die
Nordseite nach zahlreichen Umbauten wenig
attraktiv wirkte. Hier wurden drei neue Treppenhäuser als vorspringende und die Länge brechende
Baukörper eingeschnitten. Nach außen zeigt sich
dieser Eingriff nur bei genauerem Hinsehen, im
Grundrisse der Häuser C, B und A
© Klaus Frahm / arturimages
Architekten
Helmut Riemann Architekten, Lübeck
Landschaftsarchitekten
WES & Partner Schatz, Betz, Kaschke, Wehberg,
Krafft Landschaftsarchitekten, Hamburg
Bauherr
GbR Reemtsma Park – Gator Beteiligungsgesellschaft mbH, Hamburg
Standort
Parkstraße 53, 55 und 57, Hamburg-Othmarschen
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2008
Architekt der Ursprungsgebäude
Godber Nissen
Baujahre der Ursprungsgebäude
1952–1954
Reemtsma Park
Hamburg
© Klaus Frahm / arturimages
AUSZEICHNUNG
Zustand vor der Sanierung
12
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AUSZEICHNUNG
Pfarrzentrum Christkönig
Schweinfurt
Pfarrzentrum Christkönig
Aus der Begründung der Jury:
„Das der Kirche vorgelagerte Gemeindezentrum mit
Pfarrsaal, Kindergarten und Hausmeisterwohnung
wurde behutsam modernisiert und energetisch
saniert. Das Konzept der Architekten, den ursprünglichen architektonischen Charakter des Gebäudekomplexes und der Fassade aufzunehmen und in die
heutige Zeit zu transformieren, stellt aus Sicht der
Jury einen gelungenen Umgang mit der vorhandenen
Bausubstanz dar. Mit wenigen Mitteln wurde eine
hochwertige neue Architektur mit schönen, gut nutzbaren Innenräumen und Fassadendetails geschaffen.
Vor allem die Übereinstimmung im baulichen Duktus
von Innen und Außen hat das Preisgericht überzeugt.“
Der Gebäudekomplex des Pfarrzentrums Christkönig in Schweinfurt besteht neben der Kirche
aus einer Kapelle, einem Kindergarten, einer
Schwesternwohnung, einem Jugendheim, dem
Pfarrheim, dem Pfarrhaus und der Verwaltung. Ein
wesentlicher Bestandteil der Baumaßnahme war
die energetische Sanierung der Fassaden und der
zentralen Gebäudetechnik. Das Gesamtkonzept
sah vor, den ursprünglichen architektonischen
Charakter des Gebäudekomplexes und seiner
Fassaden aufzunehmen und in die heutige Zeit zu
transformieren, damit sie den neuen Ansprüchen
gerecht werden. In einem ersten Bauabschnitt
wurden die Fassaden der Kapelle, des Kindergartens, der Schwesternwohnung, des Jugendheims
und des Pfarrheims mit großer Aufmerksamkeit
Zustand vor der Sanierung
14
für das Detail behutsam saniert und modernisiert.
Äußere Veränderungen, die im Laufe der letzten
Jahre an den Fassaden vorgenommen worden
waren, konnten wieder in das ursprüngliche Konzept zurückgeführt werden. Den größten Teil des
ersten Bauabschnitts stellte jedoch die Sanierung
und Modernisierung des Pfarrsaals dar. Dieser
wurde komplett auf den Rohbauzustand zurückgeführt und nichttragende Wände teilweise wieder
abgebrochen. Der vor etwa 15 Jahren nachträglich
errichtete Küchenanbau wurde wieder zurückgebaut, da er inzwischen nicht mehr benötigt wird.
Durch die Umbaumaßnahmen im Innern wurde
eine für die Nutzer günstigere Raumaufteilung
erreicht.
© Jessica Siegel, Kirchheim
© Jessica Siegel, Kirchheim
© Jessica Siegel, Kirchheim
Architekten
Brückner & Brückner Architekten,
Tirschenreuth / Würzburg
Bauherr
Katholische Kirchenstiftung Christkönig,
Schweinfurt
Standort
Albert-Schweitzer-Straße 1, Schweinfurt
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2011
Architekt des Ursprungsgebäudes
Heinz Günther Mömken
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1962
Legende
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Pfarrsaal / Wohnung
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Jugendzent
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Jugendzentrum
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Kindergarten
2.
2.
Bauabschni
Bauabschni
Bauabschni
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2.2.
Bauabschnitt
Erdgeschoss
15
Tageseinrichtung für Kinder
Begründung der Jury:
„Die Tageseinrichtung für Kinder in Stuttgart-Vaihingen ist ein wichtiges und gelungenes Beispiel für
diese Baukategorie. Das architektonische Konzept der
neuen Anlage geht eine interessante Verbindung
mit dem pädagogischen Konzept (‚Einstein-Konzept‘)
der Kindertagesstätte ein. Mit der Fassade des
Bestandsgebäudes wurde sehr sensibel umgegangen,
und durch den eingeschossigen Anbau Richtung
Süden erfährt der Altbau eine spürbare Aufwertung.
Besonders hervorzuheben sind aus der Sicht des
Preisgerichts die anspruchsvolle innere Gestaltung,
die vorbildliche Anbindung der Außenräume sowie
die in sich stimmigen, hervorragend gelösten Details.“
© Markus Bachmann, Stuttgart
Architekten
ASS Planungs GmbH – Freie Architekten, Stuttgart
Bauherr
Landeshauptstadt Stuttgart, Referat WFB – Amt
für Liegenschaften und Wohnen, vertreten durch
Referat T – Hochbauamt, Abteilung 65-6, Stuttgart
Standort
Freibadstraße 86, Stuttgart-Vaihingen
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2011
Architekt des Ursprungsgebäudes
nicht bekannt
Baujahr des Ursprungsgebäudes
ca. 1971/72
Durch veränderte Anforderungen an die Betreuungsmöglichkeiten wurden in der Tageseinrichtung für Kinder in Stuttgart-Vaihingen zusätzliche
Räume erforderlich. Zudem entsprach das in
den 1970er Jahren in Element-Systembauweise
erstellte Gebäude nicht mehr heutigen energetischen Anforderungen. Im Zuge der Sanierung
wurde die Tageseinrichtung an der Südseite mit
einem eingeschossigen Anbau erweitert, der
einen Mehrzweckraum, Aufenthaltsräume sowie
Sanitäreinrichtungen für das Personal beinhaltet.
Der Bestand wurde vollständig erhalten und durch
gezielte Eingriffe aufgewertet – zum einen durch
Lichtkuppeln für die innenliegenden Bereiche, zum
anderen durch die Teilung von Räumen, um diese
funktional besser nutzen zu können. Zudem wurden neue Möbel wie beispielsweise Garderoben,
Einbauschränke und die Kücheneinrichtung eingefügt. Die Konstruktion der Erweiterung erfolgte im
gleichen Raster wie der Bestand. Sie besteht aus
einer massiven Bodenplatte, Stahlbetonstützen
und einer massiven Decke mit Unterzügen. AuZustand vor der Sanierung
16
ßen- und Innenwände wurden in Leichtbauweise
ergänzt. Die Außenfassaden an der Nord- und Südseite wurden mit Putzträgerplatten verkleidet und
als hinterlüftete Fassaden ausgebildet. Die Ostund Westfassaden sowie die Fassade am Hof an
der Nordseite wurden in Holz-Glas-Bauweise vor
der bestehenden und der neuen Tragkonstruk­tion
ausgeführt. Das Dach erhielt einen neuen Aufbau
und wurde extensiv begrünt. Durch die neuen
Fassaden, den Dachaufbau und die Dämmmaßnahmen an der Bodenplatte konnten die Vorgaben der
EnEV 2007 unterschritten werden. Die umgestalteten Freiflächen und Terrassen verstärken die
räumlichen Bezüge von Innen und Außen. Der
pädagogische Ansatz des Kindergartens („EinsteinKita“) als ein Ort für frühe Bildung, Forschergeist,
Sprachwelten und Kultur, der den Kindern eine
eigenständige Entwicklung ermöglichen soll, wird
nach dem Umbau durch den reduzierten Einsatz
von Materialien – weiße Gipskartonwände, Lärchenholz und Glas – zusätzlich gefördert.
© Markus Bachmann, Stuttgart
Tageseinrichtung für Kinder
Stuttgart
© Markus Bachmann, Stuttgart
AUSZEICHNUNG
Erdgeschoss
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ANERKENNUNG
Mehrfamilienhaus
Ingolstadt
Mehrfamilienhaus
Begründung der Jury:
„Trotz des geringen Budgets hat die ‚Wohnscheibe‘
aus den 1960er Jahren durch die Sanierung und den
Umbau eine positive Veränderung erfahren. Durch
das Zuschlagen der früheren Loggien zur Wohnfläche
und die neu vorgesetzten Balkone werden die Sozialwohnungen vergrößert und für die Bewohner aufgewertet. Positiv beurteilt wurden die soziale Nachhaltigkeit des Projekts und seine hohe Nutzerakzeptanz
nach dem Umbau, der bei ‚laufendem Betrieb‘
stattfinden musste. Die Detaillierung der neuen Eingangssituation, die Farbigkeit und Materialität der
Fassaden beziehungsweise der neuen Schiebeelemente wurden von der Jury kontrovers diskutiert.“
Architekten
Ebe+ Ebe + Partner Architekten, München
Bauherr
GWG Ingolstadt, Ingolstadt
Standort
Dörflerstraße 6–8, Ingolstadt
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2009
Architekt des Ursprungsgebäudes
Albert Landes
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1962
Zustand vor der Sanierung
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© Reinhard Feldrapp, Naila
Gebäudes angepasst sind, sowie neue Briefkästen,
Klingelanlagen, Sitzbänke und Beleuchtungen. An
der Südfassade wurden die bestehenden Loggien
entfernt und durch durchlaufende, gut nutzbare
Balkone ersetzt. Die vorgestellte Balkon­anlage
bietet den Mietern eine großzügige Frei- und
Erholungsfläche, die durch die farbigen Schiebeläden zu einem sicht- und auch sonnengeschützten
Bereich wird. Zur Unterbringung von Pflanz- und
Gartengeräten sind für jede Wohnung geschosshohe Abstellschränke auf der Balkonebene
integriert. Die Fertiggaragen und ein Großteil der
Stellplätze in den Freiflächen konnten verlagert
werden. Dadurch bekommt das Gebäude eine
stärkere Präsenz und eine direktere Beziehung
zur Nachbarschaft. Die Freiflächen wurden neu
geordnet und mit Mietergärten, die den Erdgeschosswohnungen vorgelagert sind, sowie mit
Spielplätzen versehen. Das Gebäude war während
der gesamten Sanierungsphase bewohnt.
x
x
x
D ör fl er s tr as s e 6
x
x
x
x
x
x
© Reinhard Feldrapp, Naila
Das neungeschossige Wohngebäude aus den
1960er Jahren steht am Rand des Sanierungsgebiets Konradviertel in der Nähe der Stadteinfahrt. Es besteht aus zwei baugleichen Teilen mit
jeweils 18 identischen Vierzimmerwohnungen,
die in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet sind.
Wegen des einseitigen Wohnungsangebots an
großen Wohnungen und fehlender Unterhaltsmaßnahmen hatte sich die Mieterstruktur in den
letzten Jahren zusehends verschlechtert, was zu
verstärktem Vandalismus führte. Die Eigentümerin des Gebäudes entschloss sich deshalb zu
einer umfangreichen Sanierung, die sowohl die
Außenhülle, die Sanitärbereiche der Wohnungen,
die Gemeinschaftsflächen sowie den Freibereich
umfasste. Durch eine neue Außendämmung, eine
kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung sowie den Einbau neuer Fenstern erreicht
das Gebäude nach der Sanierung den KfW-Energieeffizienzstandard 70. Die Eingangsbereiche erhielten neue Vordächer, die den Proportionen des
doerfler 6
© Reinhard Feldrapp, Naila
Erdgeschoss und Querschnitt
19
ANERKENNUNG
Technische Universität München – Gebäude 0505
München
Technische Universität München – Gebäude 0505
Begründung der Jury:
„Der Beitrag stellt aus Sicht des Preisgerichts ein gelungenes Beispiel für die Transformation eines Technikgebäudes in ein für Vorlesungen, Seminare und die
Institutsverwaltung geeignetes Gebäude dar. Die
Behandlung der innenräumlichen Struktur wird von
der Jury positiv bewertet. Durch den Rückbau bis auf
den prägnanten Stahlskelettbau und die Reduktion
neu eingebrachter Materialien auf ein Minimum
weisen die neuen Räume eine hohe architektonische
Qualität auf. Die Außenwirkung der aufwendig gestalteten Ziegelfassade wurde von der Jury kontrovers
diskutiert.“
© Michael Heinrich, München
Architekten
Hild und K Architekten, München
Bauherr
Staatliches Bauamt München 2, München
Standort
Ecke Luisenstraße / Theresienstraße, MünchenMaxvorstadt
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2011
Architekt des Ursprungsgebäudes
Franz Hart
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1963
Zustand vor der Sanierung
20
selspiel von Vorsprung und Fläche. Ihre Größe und
Achsen blieben gegenüber dem Vorgängerbau
unverändert. Ein tintangrauer Vormauerklinker
vermittelt zwischen den Sichtziegeln der Gebäude aus den 1950er und 1960er Jahren auf dem
Nordgelände und den Aluminiumfassaden der
technischen Neubauten auf dem Südgelände der
TU München. Im Inneren des Gebäudes wurde der
sanierungsbedürftige Bestand bis auf das prägnante Stahlbetonskelett rückgebaut und die vorgefundene Gebäudestruktur optisch herausgearbeitet.
Die hellen Gelbtöne der Flure, Seminar- und
Büroräume nehmen Farben der umgebenden historischen Gebäude auf und schlagen somit einmal
mehr eine Brücke zum architektonischen Kontext
des Geländes. Großformatige Fenster unterstreichen die Bezüge von Außen- und Innenraum und
sichern die optimale Tageslichtversorgung der
Arbeitsplätze. Für ein behagliches Raumklima in
den Büroräumen sorgen eine vom Nutzer selbst zu
regulierende Fensterlüftung sowie ein integrierter Sonnen- und Blendschutz. Säle, Labore und
Besprechungsräume erhielten eine Klimatisierung
mit Wärmerückgewinnung.
37
36
35
34
33
32
31
30
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D
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C
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18
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20
© Michael Heinrich, München
© Michael Heinrich, München
Das 1963 erbaute Institutsgebäude war hinsichtlich
aktueller Energie- und Brandschutzstandards stark
sanierungsbedürftig. Die Architekten entwickelten
für das Gebäude mit Fertigteilfassade eine neue
Außenhaut, die Bezüge sowohl zur umgebenden
Bebauung des Stammgeländes der Technischen
Universität als auch zum Bestandsbau selbst
aufnimmt. Das Haus 0505 war aus unterschiedlichen, geschossweise „übereinandergestapelten“
Stahlbetonrahmenkonstruktionen errichtet worden. Dadurch ergaben sich verschiedene Baulinien
zwischen der ebenerdigen Halle und den darüber
gelegenen Geschossen. Der Entwurf integriert diese Eigenart des Vorgängerbaus und entwickelt sie
weiter. Die Fassade gliedert sich nun in Brüstungen und Pfeiler, welche die Flucht der vorhandenen Stützen aufnehmen. Ab dem 2. Obergeschoss
schwingen sie in die Ebene der Brüstungen zurück
und reagieren so auf die bestehende Stahlbetonkonstruktion. Die maximale Auslenkung der Pfeiler
wird in der Höhe leicht variiert. Dadurch entsteht
im bodennahen Bereich ein starkes Relief, das sich
nach oben glättet. Die komplett fassadenbündig
eingebauten Fenster integrieren sich in das Wech-
21
Zwischengeschoss und 1. Obergeschoss
21
ANERKENNUNG
Pacelli Palais – Anbau
München
Pacelli Palais – Anbau
Begründung der Jury:
„Da das Bestandsgebäude des Anbaus an das Pacelli
Palais aus den 1960er Jahren fast keine architektonische Qualitäten aufzuweisen hatte, wurde es bis auf
den Rohbauzustand zurückgebaut und neu gestaltet.
Die Materialität und Detaillierung der Fassade, der
vergrößerte Eingangsbereich und die hellen Arbeitsräume im Innern werten den Bau nun deutlich auf.
Positiv im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens sieht
das Preisgericht die Tatsache, dass bei Bedarf eine
komplette Wohnnutzung des Gebäudes möglich ist.
Der Anschluss des neu gestalteten Baukörpers an das
neobarocke Palais ist aus Sicht der Jury nicht ganz
geglückt.“
© Florian Holzherr, München
© Florian Holzherr, München
Architekten
meck architekten, Prof. Andreas Meck, Ottobrunn
Bauherr
privat
Standort
Georgenstraße 8, München-Schwabing
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2011
Architekt des Ursprungsgebäudes
Franz Düll
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1961
Zustand vor der Sanierung
22
brandschutztechnisch und energetisch ertüchtigt
und um ein Geschoss aufgestockt. Dabei wurde
zwischen dem Palais und dem Rückgebäude
ein zentrales Treppenhaus mit einem Aufzug
eingefügt. Als eingestellte Skulptur bindet die
neue Treppe sämtliche Geschosse des Alt- und
Anbaus an. Der Innenausbau nutzt das Potenzial
der Skelettbauweise und bietet Nutzungen vom
Einzelbüro bis hin zum möglichen Großraum an.
Die neue Fassade setzt sich in ihrer konsequenten
Flächigkeit mit großflächigen Glaselementen von
der plastisch gestalteten, neobarocken Altbaufassade ab. Die Materialien – dunkelgrauer Basalt,
Bronze und Eiche – unterstreichen die Zurückhaltung und Eigenständigkeit des Anbaus, ohne mit
dem Altbau zu konkurrieren.
© Florian Holzherr, München
Das sogenannte Pacelli Palais wurde 1880/81 von
Josef Hölzle errichtet und 1900/01 im neobarocken
Stil umfassend umgebaut. Der straßenabgewandte Gebäudetrakt wurde 1944/45 durch Bomben
schwer beschädigt und in der Nachkriegszeit verändert wieder aufgebaut. 1961 wurde das Palais
auf der Nordseite um einen Anbau mit Tiefgarage erweitert. Der ursprünglich an dieser Stelle
gelegene historische Treppenturm wurde dabei
abgebrochen. Im Zuge einer umfassenden Sanierung des Palais wurde auch der bislang ein
Schattendasein fristende rückwärtige Anbau so
überarbeitet, dass beide Gebäudeteile nun eine
neue und spannungsvolle Verbindung eingehen.
Der viergeschossige Anbau wurde komplett auf
den Rohbauzustand zurückgeführt, statisch,
Längsschnitt
23
ANERKENNUNG
Wohnhaus dgj155
Bonn
Wohnhaus dgj155
Aus der Begründung der Jury:
„Das Wohnhaus einer Künstlerin weist nach dem
Umbau sehr hohe innenräumliche Qualitäten
auf – aus kleinteiligen Räumen ist ein großzügiger fließender und weitgehend nutzungsneutraler
Wohnraum geworden. Auch die Umsetzung des
umfangreichen energetischen Konzepts scheint im
Zuge der Sanierung und des Umbaus gelungen zu
sein. Das Angebot der Bauherrin, den ‚Showroom‘
im Erdgeschoss für interessierte Besucher zu öffnen,
wird positiv beurteilt; die öffentliche Nutzung wertet
die Umgebung auf und trägt zur Akzeptanz des Projekts in der Nachbarschaft bei. Die architektonische
Gestaltung der Fassaden wurde vom Preisgericht
hingegen kontrovers beurteilt.“
Raffstorehöhe = 2177
Spannseilfertigungslänge = 2194
Pakethöhe = ca. 174
Architekten
Drexler Guinand Jauslin Architekten,
Frankfurt am Main
Bauherren
Sibylle Feucht und Jürgen Starosta, Bonn
Standort
Mechenstraße 25, Bonn-Kessenich
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2011
Architekt der Ursprungsgebäude
nicht bekannt
Baujahr der Ursprungsgebäude
ca. 1949, Halle: Anfang der 1950er Jahre,
Lager: Mitte der 1970er Jahre
10
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Raffstorehöhe = 2177
Spannseilfertigungslänge = 2194
Pakethöhe = ca. 174
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30
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50
Das Mehrfamilienhaus in Bonn wurde in energetischer, funktionaler und gestalterischer Sicht
konsequent umgestaltet. Bewusst wurden jedoch
schützenswerte Teile der Baukonstruktion wie
zum Beispiel die alte Holztreppe erhalten und in
die Konzeption integriert. Zum Projektumfang
gehörten Umbau und Erweiterung des Haupthauses, die Neugestaltung von Hof und Außenlagen
sowie der Umbau der vorhandenen Werkstatt zu
einem Künstleratelier. Die Struktur des Gebäudes wurde seiner neuen Nutzung angepasst:
Aus den kleinteiligen, abgeschlossenen Räumen
entstand ein großzügiger fließender Wohnraum,
der heutigen Ansprüchen genügt und langfristig
auch für andere Wohnformen genutzt werden
kann. Hofseitig wurden Anbauten aus den 1960er
Jahren abgerissen, die Fassade begradigt und die
Wohnfläche erweitert. Die Wohnraumerweiterung
und die Dämmung der Fassade wurden durch
einen vorgefertigten Holzbau erstellt, was Vorteile
Zustand vor der Sanierung
24
für die Bauzeit und die Präzision der Konstruktion
hatte. Die Öffnungen in der Fassade berücksichtigen die solaren Einträge und die jeweiligen Raumnutzungen. So können auf der nach Südwesten
orientierten Gartenseite durch große Fensterflächen solare Gewinne genutzt werden, während
sich straßenseitig die privaten Räume mit kleineren Fenstern befinden. Die Gebäudehülle wurde
umlaufend gedämmt und der Heizenergiebedarf
auf 25 kWh/m2•a reduziert. Um die Lüftungsverluste zu verringern, den Komfort zu erhöhen und
bauphysikalische Probleme zu vermeiden, wurde
eine kontrollierte Wohnungsbe- und -entlüftung
eingebaut. Die Lüftungsleitungen wurden dabei in
die Dämmschicht der Fassade integriert, um die
strukturellen Eingriffe in die Bausubstanz gering
zu halten. Zur installierten Haustechnik gehören
eine Sole-Wasser-Wärmepumpe sowie eine solarthermische Anlage auf dem Dach.
Erdgeschoss und Schnitt
25
ENGERE WAHL
Stachus Passagen
München
Stachus Passagen
Das Stachus Untergrundbauwerk an dem zwischen
Hauptbahnhof und Innenstadt gelegenen Stachus/
Karlspatz in München ist eine bedeutende Schnittstelle des öffentlichen Nahverkehrs in München.
Neben den Zugängen für U-Bahn, S-Bahn und
Tram befinden sich dort auch stark frequentierte
Handels- und Gastronomiezonen. Grundlage der
Neugestaltung des in den 1970er Jahren in erster
Linie als Sperrengeschoss gebauten Raums ist
dessen Transformation in einen öffentlichen Stadtraum. Auf einer horizontalen Ebene werden hier
Marienplatz und Hauptbahnhof miteinander verbunden. Die Form des Stachus-Rondells wurde bei
der Gestaltung des Untergeschosses als wesentliches Motiv aufgegriffen, um dem Besucher durch
die dadurch entstehende vertikale Korrespondenz
zwischen oben und unten eine leichte Orientierung innerhalb des unterirdischen „Kreisverkehrs“
zu ermöglichen. Der heterogene Bestand erfährt
auf diese Weise eine Reduzierung auf einen konZustand vor der Sanierung
26
© Brigida González, Stuttgart
© Brigida González, Stuttgart
© Brigida González, Stuttgart
© Brigida González, Stuttgart
Architekten
Allmann Sattler Wappner Architekten, München
Bauherr
LBBW Immobilien Development GmbH, Stuttgart
Standort
Karlsplatz, München
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2011
Architekt des Ursprungsgebäudes
Prof. Paolo Nestler
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1970
zeptionell leicht begreifbaren Raum. Die geometrische Form des Kreises ist auch das bestimmende
Gestaltungsmerkmal der Decken. Eine multifunktionale Lichtdecke verbindet mittels unterschiedlich
großer Kreissegmente die verschiedenen Raumzuschnitte optisch miteinander. Zusammen mit dem
hellen Terrazzoboden erzeugt die reflexive Decke
einen hellen Raum mit einem Maximum an Tageslichtqualität. Dazwischenliegende bronzefarbene
Metallfassaden mit großen Schaufenstern stärken
die stadträumliche Atmosphäre der Unterführung.
So wie der öffentliche Stadtraum unter der Erde
seine Fortsetzung findet, tritt der unterirdische
Raum durch das Leitsystem und die Gestaltung
der Auf- und Abgänge an die Oberfläche. Während
am Tag das Licht in den oberen Raum im Untergeschoss vordringt, tritt nachts der untere Stadtraum durch die hell erleuchteten Zugänge und
signifikanten Lichtstelen nach außen.
1. Untergeschoss
2. Untergeschoss
27
ENGERE WAHL
Hörsaalgebäude der Universität Erlangen-Nürnberg
Erlangen
Das Hörsaalgebäude der Friedrich-AlexanderUniversität Erlangen-Nürnberg wurde Anfang
der 1970er Jahre in mehreren Bauabschnitten
errichtet. Der Gebäudekomplex besteht aus
zwei siebengeschossigen Büroriegeln und einem
zweigeschossigen Versammlungsbau mit Hörsälen
und Praktikumsräumen. Im Rahmen des Ausbauprogramms für die Technische Fakultät wurden
am Department Elektrotechnik, Elektronik und
Informationstechnik (EEI) die beiden neuen Stu­
diengänge Energietechnik und Verkehrsleittechnik
eingerichtet. Bauliche Eingriffe im Bereich der
überdeckten Erdgeschosszone schufen die hierfür
erforderlichen Raumangebote und formten die
neue, identitätsstiftende Adresse des Departments. Der Umbau spiegelt die Auseinandersetzung mit dem Erbe der pragmatischen Architektur
Zustand vor der Sanierung
28
der 1970er Jahre wider, deren besondere und
verborgene Qualität die strenge Ordnung und die
klare Struktur der Baukörper ist. Die Erweiterung
bot die Chance, das Ensemble „weiterzubauen“
und in einen zeitgemäßen Standard zu überführen.
Aufgearbeitete Betonfertigteile, die freigestellte
Treppe ins 1. Obergeschoss und behutsame Ausbauten schaffen zusammen mit den energetisch
anspruchsvollen Fassadenelementen ein zukunftsfähiges Hochschulgebäude. Weithin sichtbares
Zeichen ist die aus der Bestandsstruktur entwickelte Fassade, die die Transformation des Departments widerspiegelt. Der Erschließungsflur wurde
zu einem gemeinsamen, kommunikativen Foyer,
das die räumlich getrennten Büroriegel miteinander verbindet und übergreifende Synergien für die
Forschung fördert.
© Stefan Müller-Naumann, München
© Stefan Müller-Naumann, München
© Stefan Müller-Naumann, München
© Stefan Müller-Naumann, München
Architekten
Schulz & Schulz Architekten, Leipzig
Bauherr
Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatliche
Bauamt Erlangen-Nürnberg, Erlangen
Standort
Cauerstraße 7–9, Erlangen
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2011
Architekten des Ursprungsgebäudes
Universitätsbauamt der Universität ErlangenNürnberg
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1972
Hörsaalgebäude der Universität Erlangen-Nürnberg
Bestand mit zwei Eingängen
Einfügen neuer Hörsäle und Seminarräume
Erdgeschoss
29
ENGERE WAHL
Kirche St. Augustinus
Heilbronn
Kirche St. Augustinus
Zustand vor der Sanierung
30
bonat-Stegplatten, die von einem minimierten
grazilen stählernen Raumfachwerk getragen wird,
dient der raumklimatischen und energetischen
Verbesserung. Der Raum zwischen Schale und
Betondach wirkt als dämmender Puffer. Die Frischluft wird durch die solare Einstrahlung über die
Kirchenfenster in dieser Pufferzone vorerwärmt,
bevor sie in den Kirchraum gelangt. Die wegen
Überhitzung teilweise zugemauerten Fenster wurden wieder geöffnet und die solare Wärme wird
heute dank der neuen Raumschale in vernünftige
Bahnen gelenkt und energiesparend genutzt.
Gleichzeitig streuen die Polycarbonatplatten das
natürliche Licht zu einer gleichmäßigen Helligkeit
und spiegeln das farbige Glas der bestehenden
Chorrosette kaleidoskopartig in den gesamten
Kirchenraum. St. Augustinus in Heilbronn hat die
raumbildende Schale wieder bekommen, die ihre
Baugeschichte reflektiert und heute zusätzlich für
Licht und Wärme sorgt.
© Ruedi Walti, Basel
Der Längsraum der ursprünglichen, 1926 von Hans
Herkommer erbauten Kirche wurde von einer
eingestellten Zollinger Holzschale geprägt, die die
tragenden Stahlbetonbinder im Dach verbarg. Den
Krieg überlebte nur die Stahlbetonkonstruktion,
die nach dem Wiederaufbau 1957 im Sinne einer
konstruktiven Ehrlichkeit sichtbar blieb. Hans
Herkommers Sohn Jörg, der schon am Wiederaufbau beteiligt war, war in das Wettbewerbsverfahren zum Umbau im Jahr 2008 eingebunden.
Anlass war die notwendige Verkleinerung wegen
der weniger zahlreichen Besucher. Eine intime
Werktagskapelle wurde eingefügt, die bei Bedarf
dem dadurch kleineren Hauptraum zugeschaltet
werden kann. Die liturgische Disposition wurde
erhalten, lediglich der alte Hochaltar wurde abgesenkt, um ihn näher an die Gemeinde zu rücken.
Das zentrale Element des Umbaukonzepts war
aber die Wiedereinführung der Raumschale – nicht
aus Holz und nicht alleine aus raumbildenden
Gründen. Die Schale aus transluzenten Polycar-
© Ruedi Walti, Basel
© Ruedi Walti, Basel
© Ruedi Walti, Basel
Architekten
Pfeifer Kuhn Architekten, Freiburg
Bauherr
Katholische Kirchengemeinde St. Augustinus,
Heilbronn
Standort
Goethestraße 75, Heilbronn
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2008
Architekten des Ursprungsgebäudes
Hans und Jörg Herkommer
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1957
Grundriss, Längs- und Querschnitt
31
ENGERE WAHL
Starkenburg-Gymnasium
Heppenheim
Starkenburg-Gymnasium
© Werner Huthmacher, Berlin
© Werner Huthmacher, Berlin
Architekten
Lamott + Lamott freie Architekten BDA, Stuttgart
in Zusammenarbeit mit Demmer.Partner, Darmstadt (Leistungsphasen 6-8)
Bauherr
Eigenbetrieb Gebäudewirtschaftskreis Bergstraße
(ÖA), Heppenheim
Standort
Gerhart-Hauptmann-Straße 21, Heppenheim
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2011
Architekt des Ursprungsgebäudes
Reinhold Kargel
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1967, Erweiterungen 1972–1977
Zustand vor der Sanierung
32
ßenden Baukörpers nach Westen zu einem neuen
Komplex gefügt. Das Erdgeschoss ist als „öffentliche“ Straße konzipiert, die in das Gebäude führt.
Dieser Raum funktioniert als Aula und Verteiler.
Ein Atrium mit Dachverglasung und eingestelltem
Bibliotheksbaukörper bildet das Herzstück des
neuen Gebäudes. Der Bestandsbau erhielt eine
Komplettsanierung. Hierzu wurde er zunächst
auf den Rohbauzustand zurückgebaut. Sämtliche
Oberflächen wurden mit natürlichen und haptischen Materialien erneuert, um den Charakter des
ursprünglichen Schulgebäudes wieder entstehen
zu lassen. Das neue Energiekonzept beruht auf
einem hohen Dämmstandard und weitgehend
passiver Lüftung. Die gesamte Umbaumaßnahme fand unter laufendem Schulbetrieb statt; die
Bauabschnittsbildung wurde zusammen mit dem
Bauherrn und dem Nutzer entwickelt.
© Werner Huthmacher, Berlin
Das bestehende Schulgebäude aus dem Jahr 1967
war in den 1970er Jahren mehrfach erweitert und
umgebaut worden. Diese Erweiterungen hatten
dazu geführt, dass das Konzept der Schule aus
dem ursprünglichen Wettbewerb nicht mehr
erkennbar war. Beim jüngsten Umbau sollte die
Schule um neue naturwissenschaftliche Fachräume, zusätzliche Klassenzimmer, Lehrerräume, eine
Mediathek, einen Ganztagesbereich mit Betreuungsräumen, ein Café, eine Mensa mit Küche
sowie eine Aula erweitert werden. Die restlichen
Bereiche sollten auf den neuesten Standard
gebracht werden. Im Rahmen der Erweiterung
wurde das vorhandene Gebäude einer generellen strukturellen und energetischen Prüfung
unterzogen und alle Funktionen neu geordnet. Die
ursprüngliche Baufigur wurde durch Rückbau in
Teilen sowie durch die Ergänzung eines abschlie-
Erdgeschoss, 1. und 2. Obergeschoss, Schnitt
33
Finanzämter Dresden
Dresden
Finanzämter Dresden
Architekten
ARGE Rohdecan Architekten GmbH / Obermeyer
Albis-Bauplan GmbH, Dresden / Chemnitz
Bauherr
Freistaat Sachsen, vertreten durch den Staatsbetrieb SIB, Niederlassung Dresden I, Dresden
Standort
Rabenerstraße / Gutzkowstraße, DresdenSüdvorstadt
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2011
Architekten der Ursprungsgebäude
VEB Wohnungsbaukombinat Dresden
Baujahr der Ursprungsgebäude
1968 / 1975
Zustand vor der Sanierung
34
punkte erzeugt werden, in einen übergroßen
Maßstab. Die regelmäßig angeordneten Fenster
der Lochfassaden wirken dabei als Rasterpunkte.
Unterschiedlich starke farbige Putzumrandungen,
die mit Verglasung und Rahmen optisch zu einem
Punkt verschmelzen, erzeugen verschiedene
Farbschattierungen und damit auch großflächige Camouflage-Muster auf der Fassade. Durch
zusätzliche Blindfenster an den Schmalseiten der
Bürogebäude entstand eine umlaufende wellenförmige Farbstruktur. Diese wird zu einem bereits
von weitem sichtbaren Erkennungszeichen für
den Komplex. Das gesamte Ensemble erhielt ein
Wärmedämmverbundsystem und neue Fenster, in
den Büro- und Archivbereichen mit integriertem
Blend- und Sonnenschutz. Die beiden Plattenbauten wurden in der Grundstruktur der Räume kaum
verändert, jedoch mit neuer Haus- und Datentechnik versehen. Die Innenausstattung entspricht den
gängigen Behördenstandards, wurde aufgrund des
knappen Budgets aber eher schlicht gehalten. In
der oberen Etage des Verbindungsbaus befindet
sich eine Kantine für die etwa 850 Mitarbeiter.
3. Obergeschoss
© Lothar Sprenger, Dresden
Die Dresdner Finanzämter sollten umstrukturiert
und an einem gemeinsamen Standort untergebracht werden. Dafür wurden zwei benachbarte
Plattenbauten – ein unsanierter Siebengeschosser
des Typs WBS 70 (Typ Dresden) sowie ein teilsanierter Achtgeschosser des Typs IW 67 – etappenweise umgebaut, saniert und durch einen neuen
Verbindungsbau, der auch als zentraler Eingangsbereich mit angeschlossener Informationsstelle
dient, zu einem Gebäudekomplex verbunden.
Die Umgebung der beiden Bestandsbauten wird
durch große Freiflächen sowie sehr heterogene
Strukturen aus der DDR-Zeit (monumentale traditionalistische Hochschulbauten, Wohngebäude
sowie flache Baracken) bestimmt. Eine neue, um
das gesamte Ensemble umlaufende Fassade fasst
die Einzelgebäude der Finanzämter zu einem gemeinsamen Komplex zusammen und transformiert
ihn so von einer Ansammlung austauschbarer Plattenbauten zu einer architektonischen Großskulptur. Die ungewöhnliche neue Fassadenstruktur
überträgt die Technik des Siebdrucks, bei der die
Bildmotive durch unterschiedlich große Raster-
© Lothar Sprenger, Dresden
© Lothar Sprenger, Dresden
Lageplan
© Lothar Sprenger, Dresden
ENGERE WAHL
Erdgeschoss
35
ENGERE WAHL
Gemeinschaftszentrum „Alte-Mensa“ Oberwiesenfeld
München
Gemeinschaftszentrum „Alte-Mensa“ Oberwiesenfeld
Architekten
Muck Petzet Architekten, München
Bauherr
Studentenwerk München, München
Standort
Helene-Mayer-Ring 9, München-Milbertshofen
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2012
Architekt des Ursprungsgebäudes
Günther Eckert
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1971
Zustand vor der Sanierung
36
H
H
H
H
Bestand
Müllpressanlage
Waschsalon
Beratungszentrum
Kindereinrichtung
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9
Gebäudedehnfuge
F
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29
30
Gebäudedehnfuge
F
Gebäudedehnfuge
Gebäudedehnfuge
Gebäudedehnfuge
Gebäudedehnfuge
T2
T1
23 STG
16/31
T1
Gebäudedehnfuge
Gebäudedehnfuge
23 STG
16/31
C
C
1
2
Werkstätten
3
4
5
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7
8
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9
3
4
5
6
7
8
10
9
Verwaltung
B
B
B
10
2
Gebäudedehnfuge
Sonderkonstruktion in größtmöglicher Annäherung an die Originalprofile und Querschnitte. Die
vorhandenen Nut­­zungen wurden geordnet und
durch neue Nutzungen ergänzt. Sie bilden jetzt
logisch zusammenhängende Bereiche: Kindereinrichtungen, Beratungszentrum und studentische Selbstverwaltung im Süden, Gastronomie,
Diskothek, Veranstaltungs- und Lesesaal in der
Mitte und interne Einrichtungen des Studentenwerks im Norden. Zudem wurden verschiedene
Werkstattbereiche, ein Waschsalon und eine
Physiotherapiepraxis integriert. Die Erschließung
wurde durch neue Treppenhäuser und Aufzüge
barrierefrei ertüchtigt. Gestalterisch verbindet
sich die sorgfältige Rekonstruktion der Fassaden
mit der Rückführung des Gebäudeinneren in
einen „idealisierten Originalzustand“: Abgehängte
Decken und störende Einbauten wurden entfernt.
Die Rohheit der industriellen Bauweise ist auch im
Innern erfahrbar, Installationen bleiben sichtbar.
Bestandstreppe
22 STG, 18/27
zu prüfen!
Das Gebäude wurde anlässlich der Olympischen
Spiele 1972 als Verpflegungszentrum der Sportler
errichtet und im Anschluss an die Spiele – zusammen mit dem angrenzenden „Bungalowdorf“, dem
benachbarten Hochhaus und den „Hangbauten“ –
als Studentenwohnheim umgenutzt. Das Konzept
für die Gesamtanlage stammt von den Architekten
Werner Wirsing und Günther Eckert. Beide arbeiteten mit selbstentwickelten Bausystemen und
industriellen Fertigungsmethoden. In der alten
Mensa und im Hochhaus wurde eine außenliegende Tragstruktur aus Stahlbetonfertigteilen
verwendet, die das Innere der Gebäude stützenfrei
und flexibel nutzbar macht. Das Mensagebäude
entsprach hinsichtlich des Brandschutzes und des
Energieverbrauchs nicht mehr den geltenden Anforderungen; die technische Gebäudeausrüstung
war dringend sanierungsbedürftig. Das Gebäude
wurde weitgehend entkernt, die Fassaden komplett getauscht und der Beton der außenliegenden
Tragstruktur saniert. Die neue Fassade ist eine
11
12
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14
15
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B
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Lesesaal
Gastronomie
13
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18
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22
23
Ebene 0
A
A
Ebene 0
Ebene 1
37
38
her. Details, Oberflächen und Farben der Kirche
wurden integriert, um das Pfarrzentrum zu einer
wahrnehmbaren Einheit zu machen: das mit
Biberschwanzziegeln gedeckte Walmdach, Kupferblech für die Dachranddetails und Regenrinne,
Stahlwinkel als Schneefang, die Lochfassade mit
Putzoberflächen und die Farbe aus den Umrahmungen der Kirchenfenster. Das Pfarrheim wurde
im Innern vollständig erneuert und nach modernen Gesichtspunkten ausgebaut. Dabei konnten
viele für das Gemeindeleben wichtige Aspekte
verbessert werden: eine barrierefreie Nutzbarkeit,
neue Sanitäranlagen, eine verbesserte Akustik im
Pfarrsaal, eine neue, große Küche. Die Werktagskapelle wurde zur neuen Sebastianskapelle. Durch
die Verlegung einer Stufe vom Eingang zum Altarraum ist sie barrierefrei erreichbar. Sie dient nun
auch als Taufkapelle und für Kindergottesdienste.
In Verbindung mit der vergrößerten Raumhöhe,
der zurückhaltenden Materialwahl mit lebendigen,
sinnlichen Oberflächen und der Betonung der Wirkungen von natürlichem und künstlichem Licht ist
ein intimer, konzentrierter Sakralraum entstanden.
01
0
© Elias Hassos, München
Die Pfarrkirche Heilig Geist in Pullach wurde
1956 erbaut und in den 1960er Jahren durch ein
Pfarrheim mit Werktagskapelle ergänzt. Bei
der notwendigen Sanierung und energetischen
Modernisierung der Gesamtanlage bestand der
Wunsch nach hellen, offenen Räumen, die bar­
rierefrei erreichbar sind, sowie einer funktionalen
Entflechtung der Zugänge, die alle ausschließlich
über die gemeinsame Eingangshalle führten.
Durch den Abbruch eines nicht mehr genutzten
Wohnhauses wurde der Baukörper des Pfarrheims
freigestellt und der Raum zwischen Pfarrheim und
Kindergarten zur Straße geöffnet. Das freiwerdende Gelände wurde bis auf Pfarrsaalniveau abgesenkt. Eine künstliche Topografie als öffentlich
zugängliches Forum mit Treppen, Sitzstufen und
einer Sommerbühne befreit den vorher dunklen
Pfarrsaal aus seinem Kellerdasein und ermöglicht
die Öffnung nach außen und eine natürliche Belichtung des Innern. Der neu errichtete Gartensaal
für kleine Veranstaltungen mit dem auskragenden Dach stellt eine räumliche Beziehung zur
Kirche und zur Wiese mit den drei großen Birken
Zustand vor der Sanierung
Heilig Geist Pullach, Pfarrzentrum, Rundweg und Sebastianskapelle
© Marianne Heil, München
Architekten
Silvia Braun + Andreas Holzapfel uns Architekten,
München
Bauherr
Pfarrverband Pullach-Großhesselohe, Pfarrei
Heilig Geist, Pullach, vertreten durch
Erzbischöfliches Ordinariat München, Baureferat
Standort
Parkstraße 9, Pullach
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2008
Architekt des Ursprungsgebäudes
Architekt Georg W. Buchner (Pfarrkirche),
Architekt Rampl (Pfarrheim)
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1956 (Pfarrkirche), 1960 (Pfarrheim)
Heilig Geist Pullach, Pfarrzentrum, Rundweg und Sebastianskapelle
Pullach
© Marianne Heil, München
ENGERE WAHL
Grundriss
39
ENGERE WAHL
Bibliotheks- und Seminargebäude der Evangelischen Hochschule Berlin
Berlin
Bibliotheks- und Seminargebäude der Evangelischen Hochschule Berlin
Die in den letzten Jahren stetig steigenden
Studentenzahlen an der Evangelischen Fachhochschule Berlin erforderten eine Erweiterung
der vorhandenen Gebäude. Aus Mitteln des
Hochschulbauförderungsgesetzes wurden neue
Seminar- und Büroräume in einem Erweiterungsbau des denkmalgeschützten Bibliotheks- und
Seminargebäudes geschaffen und gleichzeitig das
bisher geschlossene Magazin der Bibliothek im
Untergeschoss des Bestandsgebäudes in ein Freihandmagazin umgewandelt. Neben dem Einbau
einer Verbindungstreppe zwischen dem Lesesaal
der Bibliothek im Erdgeschoss und dem offenen
Magazin im Untergeschoss erhielt das Bestandsgebäude eine denkmalgerechte Sanierung von
Böden, Decken und allen technischen Anlagen
sowie eine neue Dämmung und Eindeckung der
Dachflächen. Bei einem äußerst knappen Budget
wurde versucht, durch die markante Treppe, den
großzügigen, neu geschaffenen Vorbereich der
Magazine und eine neue Beleuchtung der nun für
die Studenten zugänglichen Bibliothek eine größtmögliche Aufenthaltsqualität zu verleihen.
Zustand vor der Sanierung
40
© Linus Lintner Fotografie, Berlin
© Linus Lintner Fotografie, Berlin
© Linus Lintner Fotografie, Berlin
Architekten
Lehrecke Gesellschaft von Architekten BDA mbH,
Berlin
Bauherr
Evangelische Hochschule, Berlin
Standort
Teltower Damm 118–122 , Berlin-Zehlendorf
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2008
Architekt des Ursprungsgebäudes
Prof. Peter Lehrecke
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1962
Aus denkmalrechtlichen Gründen und aus Respekt
vor der nahezu zeitlosen, höchst funktionalen Architektur des Bestands wurde für die Erweiterung
eine vergleichbar reduzierte Lösung gewählt. Sie
ist eine Fortschreibung der vorhandenen Struktur
des Gebäudes und nimmt seine klare Formensprache auf, ohne es aber kopierend weiterzubauen. Die differenzierten Raumhöhen zwischen
Erschließungsflächen und Seminarräumen, die
Proportionen zwischen Wand und Fensterflächen,
die Materialien (Klinker, Asphaltplatten, Linoleum)
und Farben des Bestandsgebäudes prägen auch
den Erweiterungsbau, und lassen ihn dadurch wie
eine selbstverständliche Ergänzung erscheinen.
Nur der neue erdgeschossige Flur zwischen dem
Bestand und dem Hauptbaukörper der Erweiterung spricht als „gläserne Fuge“ mit den links und
rechts der Eingangstüren scheinbar in die Ziegelwände laufenden Glasscheiben und der zu den
Gartenhöfen hinter der hochlaufenden Glasfassade versteckten Deckenplatte bewusst eine andere,
„neue“ Sprache.
Erdgeschoss und Ansicht
Obergeschoss und Querschnitt
41
ENGERE WAHL
Bezirkszentralbibliothek Berlin-Friedrichshain
Berlin
Bezirkszentralbibliothek Berlin-Friedrichshain
© Stefan Müller, Berlin
Architekt
Peter W. Schmidt Architekt BDA, Berlin
Bauherr
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Fachbereich
Baumanagement, Berlin
Standort
Frankfurter Allee 14a, Berlin-Friedrichshain
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2010
Architekten des Ursprungsgebäudes
VEB Berlin-Projekt der ehemaligen DDR
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1969
Zustand vor der Sanierung
42
© Stefan Müller, Berlin
eine besondere Belichtungssituation entsteht.
Die vertikal angeordneten Lamellen dienen
gewissermaßen als Filter zwischen der Innenund der Außenwelt. Sie sind in unterschiedlicher
Schrägstellung montiert, so dass ein changierendes Fassadenbild entsteht. Die aus Stützen,
Riegeln, eingelegten Decken und aussteifenden
Wandscheiben bestehende Tragstruktur blieb
überwiegend erhalten. Durch das Entfernen aller
Innenausbauten entstanden fließende Raumfolgen. Deren Ausgestaltung folgt einem reduzierten
Farb- und Materialkonzept. Die hellen Wand- und
Deckenflächen kontrastieren mit dem dunklen
Boden der Bibliotheksbereiche. Lediglich in der
Eingangsebene hebt das Eichen-Industrieparkett
die funktionale Besonderheit hervor. Die Einbauten sind passgenau auf das Konstruktionsraster
des Gebäudebestands abgestimmt. Sie setzen
sich mit den dunkel gebeizten Oberflächen von
der Primärkonstruktion des Hauses ab und lassen
diese unverändert in Erscheinung treten. Überhaupt wird darauf verzichtet, den ursprünglichen
Zustand mit seiner Rauigkeit und Ungenauigkeit
zu überformen. Die tragenden und aussteifenden
Elemente sind weiterhin ablesbar.
© Stefan Müller, Berlin
Angesichts der demografischen Entwicklung
werden viele Schulen, die zu DDR-Zeiten errichtet
wurden, heute nicht mehr benötigt. Auch der
Berliner Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg
schloss 2005 die Franz-Fühmann-Schule. Sie war
eine von ungefähr 150 Schulen des Typs SK 66,
der ab Mitte der 1960er Jahre im Ostteil der Stadt
errichtet wurde. Da das leicht zurückgesetzte
Grundstück zwischen den letzten Prachtbauten
der ehemaligen Stalinallee prominent gelegen ist,
empfahl sich die Umnutzung des Gebäudes zum
neuen Standort der Bezirkszentralbibliothek. Eine
großzügige Freitreppe mit einer behindertengerechten Rampenanlage führt vom Platzniveau
auf die Eingangsebene. Der neu angeordnete,
verglaste Haupteingang und der Eingang zum
Veranstaltungssaal gewähren einen ersten Blick in
das Gebäudeinnere mit seinem zweigeschossigen
Foyer. Durch seine einheitliche Fassadenbekleidung aus geschosshohen Zedernholzlamellen hat
das Gebäude einen monolithischen Charakter
und erscheint von der Frankfurter Allee her als
prägnanten Solitär. Die Gebäudehülle wird durch
raumhohe Öffnungen durchbrochen, durch die
eine Dramaturgie von Aus- und Einblicken und
Lageplan, Querschnitt und Grundrisse
43
ENGERE WAHL
Roselius-Museum
Worpswede
Roselius-Museum
© Paul Mahrt, Osterholz-Scharmbeck
© Paul Mahrt, Osterholz-Scharmbeck
© Paul Mahrt, Osterholz-Scharmbeck
Architekten
Architektengruppe Rosengart + Partner, Bremen
Bauherr
Kulturstiftung Landkreis Osterholz, Worpswede
Standort
Lindenallee 5, Worpswede
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2011
Architekt des Ursprungsgebäudes
Gerhard Müller-Menkens
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1971
Die Sanierung und Erweiterung des RoseliusMuseums als neuer Bestandteil der „Großen
Kunstschau“ wurde im Rahmen des Masterplans
Worpswede mit Mitteln des Europäischen Fonds
für regionale Entwicklung ermöglicht. Da das Bestandsgebäude aus dem Jahr 1971 unter Denkmalschutz steht, waren Änderungen an der äußeren
Hülle nur sehr eingeschränkt möglich. Die
Hauptaufgabe bestand darin, den Gesamteindruck
der Anlage zu erhalten. Neben der Sanierung
des Bestandsgebäudes wurden neue Depot- und
Ausstellungsflächen im ehemaligen Innenhof des
Museums geschaffen. Durch die Überdachung des
Hofs sowie die zusätzliche Unterkellerung dieses
Gebäudeteils konnte das bestehende Verhältnis
zwischen Innen- und Außenhülle optimiert werden. Zu den alten Hängehöhen von drei Metern
kommen im Neubau nun fünf beziehungsweise
sieben Meter hohe Wandflächen hinzu. Das Depot
erhielt eine lichte Raumhöhe von drei Metern. In
Zustand vor der Sanierung
44
den neuen Ausstellungshallen wurde eine FolienLichtdecke integriert, mit der unterschiedliche Beleuchtungsszenarien hergestellt werden können.
Die vorhandenen Sheddach-Verglasungen wurden
erneuert und mit einem hochdiffusen Museumsglas ausgestattet. Hierdurch bleibt das Haus auch
weiterhin ein Tageslichtmuseum. Die gesamte
Anlage wurde mit einer museumsgerechten Klimaanlage ausgestattet. Die Dämmung der Fassaden
wird durch innenliegende Vorsatzschalen gewährleistet, in denen auch die Technikleitungen geführt
werden. Durch den Einbau einer großzügigen
Garderobenanlage, von Rollstuhlrampen, eines
behindertengerechten WC sowie einer Aufzugsanlage entsprach der Umbau den Anforderungen der
Förderung. Im Zusammenhang mit den Räumen
der historischen „Großen Kunstschau“ entstand
ein Museum mit insgesamt 920 Quadratmetern
Ausstellungs- und Verkaufsfläche.
AUSSTELLUNG
AUSSTELLUNG
HALLE
VERBINDUNGSGANG
DEPOT
HALLEN
GARDEROBE
AUSSTELLUNG
AUSSTELLUNG
HALLE
AUSSTELLUNG
DEPOT
Querschnitte
Grundriss
45
BEISPIEL
Berufsschulzentrum Nord
Stuttgart
Architekten
wulf architekten, Stuttgart
Bauherr
Schulverwaltungsamt Stuttgart, vertreten durch
das Hochbauamt Stuttgart
Standort
Heilbronner Straße 153/ 155, Stuttgart-Nord
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2011 / 2012 (1.–3. Bauabschnitt)
Architekten des Ursprungsgebäudes
Hochbauamt Stuttgart
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1978
Berufsschulzentrum Nord
© Archigraphie, Steffen Vogt, Stuttgart
Lageplan
UK Pi +7.33
UK Pi +3.33
BA1a
Zustand vor der Sanierung
46
bereits im Vorfeld der Planungen Bedarfsanalysen
und Machbarkeitsstudien erstellt, die in ihrer fortgeschriebenen Fassung Grundlage der Planungen
waren. Nachfolgende Bestandsuntersuchungen
verschiedener Bauteile (Decken, Trennwände,
Brandschutzverglasungen, Dächer) und ein neues,
den aktuellen Anforderungen entsprechendes
Brandschutzkonzept ergaben einen erhöhten
Sanierungs- und Austauschbedarf, von dem neben
der Gebäudehülle nahezu alle Trennwände, abgehängte Decken sowie ein großer Teil der Böden
betroffen waren. Die Trennwände wurden entsprechend den Schall- und Brandschutzanforderungen
in Trockenbauweise ausgeführt. Aufgrund des
Alters der Sanitäranlagen und der Zusammensetzung der Schülergruppen nach Geschlechtern
wurden die sanitären Anlagen vollständig zurückgebaut und neu errichtet. Das gesamte Gebäude
wurde energetisch saniert. Die Deckenstirnseiten
wurden gedämmt und bekleidet, die zwischen den
Geschossen stehenden Fassaden durch verglaste
Elemente ausgetauscht. Die Flachdächer wurden
einschließlich der Entwässerung saniert beziehungsweise erneuert.
B0
00.2
Schnitt
Erweiterung BE
Entfall von 10 Stellplätzen
in der Zeit von 11/2010 bis 6/2012
BE von BA 1a-3
Entfall von 8 Stellplätzen
© Archigraphie, Steffen Vogt, Stuttgart
Das Schulzentrum mit der Werner-Siemens-Schule
und der Kaufmännische Schule Stuttgart-Nord
wurde in zwei Bauabschnitten von 1978 bis 1982
erbaut und seitdem nicht wesentlich modernisiert.
Es handelt sich mit circa 3 600 Schülern um die
größte Schule Stuttgarts. Mit der vorhandenen
Grundrissstruktur ließen sich zeitgemäße Lernund Ausbildungskonzepte nicht mehr verwirklichen. Ziel der Baumaßnahme war die umfassende
Neustrukturierung des gesamten Gebäudes mit
beiden Schulen zu einem baulich und strukturell
modernen Schulzentrum. Die Kubatur des Gebäudes wurde nur unwesentlich verändert, auch die
Erschließungen wurden beibehalten. Das Gebäude
wird im Wesentlichen über seine horizontale
Gliederung inmitten einer natürlichen Geländemulde wahrgenommen. Dieser Ausdruck wurde
noch verstärkt, indem die Dachflächen wieder
begrünt und teilweise durch Terrassen aufgewertet wurden. Die Horizontalität der Fassaden wurde
durch die zurückgesetzten verglasten Flächen mit
schwarzen Profilen und die Deckenrandbekleidungen aus gelochten Aluminiumplatten unterstrichen. Ausgehend vom pädagogischen Konzept
und den prognostizierten Schülerzahlen wurden
K/W
Aula
Erdgeschoss
47
BEISPIEL
Wohnhaus M
Ködnitz
Wohnhaus M
Architekten
H2M Architekten + Stadtplaner, Kulmbach
Bauherr
Wolfram Müller, Ködnitz
Standort
Burgstallweg, Ködnitz
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2011
Architekt des Ursprungsgebäudes
nicht bekannt
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1959
Bad
9,30
Diele
5,30
Arbeit
8,10
© Johannes Kottjé, Marktredwitz
Wärmepumpe
Terrasse
21,80
Küche
11,60
Diele
5,30
© Johannes Kottjé, Marktredwitz
Kind
11,70
Schlafen
15,20
Eingang
2,80
Kamin
Wohnen
15,00
Die neue Technik und die Materialien, die für
die energetische Sanierung zum Einsatz kamen,
gewährleisten einen Ressourcen schonenden
Energieverbrauch. So wurde als neues Energiekonzept für das Wohnhaus eine Wärmepumpe
(Heizung/Warmwasser) gewählt. Die Fassade
wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem
aus ökologischen, diffusionsoffenen Holzfaserplatten überformt und anschließend verputzt.
Mit wenigen, sensiblen Eingriffen ist es gelungen, den Charakter des Gebäudes zu wahren
und an heutige energetische Bedürfnisse und
Wohnformen anzupassen. Die Energiekosten
konnten aufgrund der Maßnahmen um ein
Vielfaches gesenkt werden; das Erscheinungsbild
des sanierten Wohngebäudes ist nun klar und
minimalistisch.
Werkstatt
6,60
Vorräte
10,30
Absteller
5,00
Technik
4,00
Flur
8,60
Garage
14,00
Schlafen
10,90
Diele
3,90
Wohnen
14,70
Bad
3,70
Kellergeschoss, Erdgeschoss und Dachgeschoss
© Johannes Kottjé, Marktredwitz
Das anspruchslose Siedlungshaus aus dem Jahr
1959 wurde mit den damals üblichen Materialien
Bimssteinmauerwerk und Stahlbetonrippendecken sowie einem einfachen zimmermannsmäßigen Holzbalkendachstuhl errichtet. Es galt
nun ein Konzept zu entwickeln, das die an sich
guten Proportionen des Hauses nicht wesentlich
verändert und die Substanz gestalterisch sowie
energetisch nachhaltig aufwertet. Die bestehende
Form des Satteldachs wurde aufgenommen und in
einer neuen, klaren Formensprache interpretiert.
Die Vielzahl der bestehenden Fenstertypen und
Maße wurde auf ein Minimum reduziert; große
Lochfenster, die gezielte Blicke in die Umgebung
freigeben, wurden bodentief ausgeführt und mit
einem umlaufenden Leibungsbrett nochmals im
Detail herausgearbeitet.
A-A
Essen
22,90
Zustand vor der Sanierung
48
49
BEISPIEL
Café Moskau
Berlin
Café Moskau
Architekten
HSH Hoyer Schindele Hirschmüller Architektur
BDA, Berlin
Bauherr
Nicolas Berggruen Berlin Three Properties, Berlin
Standort
Karl-Marx-Allee 34, Berlin-Friedrichshain
Fertigstellung der Erneuerungsmaßnahme
2009
Architekt des Ursprungsgebäudes
Josef Kaiser mit Horst Bauer
Baujahr des Ursprungsgebäudes
1964
© Stefan Müller, Berlin
altes Foyer
© Stefan Müller, Berlin
neues Foyer
HSH Hoyer Schindele Hirschmüller BDA Architektur
www.hsharchitektur.de
Café Moskau, Kino International und Hotel Berolina bilden eine
städtebauliche Dominante, Foto: Bundesarchiv, J.Spremberg
das Café Moskau kurz nach der Fertigstellung 1964
Zustand vor der Sanierung
3
2
4
8
5
7
6
1
9
10
50
5m
Grundriss OG
Grundriss EG
Erdgeschoss, Obergeschoss und Schnitt
5m
Grundriss OG
Baugeschichtlich ist das Café Moskau der Spätmoderne zuzuordnen. Mit dem Kino International und dem Hotel Berolina bildete es den
städtebaulichen Höhepunkt des zweiten Bauabschnitts der ehem. Stalinallee. Dieser Teil der
Prachtstraße fungierte als Zentrum des ersten
sozialistischen Wohnkomplexes der DDR und
steht paradigmatisch für den Richtungswechsel
in der Architektur nach dem Tod Stalins, der Abkehr vom Neoklassizismus.
Lageplan
Café Moskau 1
Fernsehturm 2
Haus des Lehrers 3
Kongresshalle 4
Karl-Marx Allee 5
ehem. Blumensalon Interflor 6
Kino International 7
ehem. Hotel Berolina 8
ehem. Mokka-Milch-Eisbar 9
Strausberger Platz 10
„neuer gesellschaftlicher Bau“ im ersten sozialistischen
Wohnkomplex der DDR, Foto: Bundesarchiv, E.Brüggmann
träger wandeln und schafft damit einen Bezug zu
der Bildsprache der 1960er Jahre, dem Wandmo­
saik von Bert Heller. Überdies wurden die Sichtachsen und die Transparenz des Gebäudes wieder
hergestellt. Die aus dem Umbau in den 1980er JahGrundriss EG
ren resultierende kleinteilige Raumstruktur wurde
rückgebaut, ehemalige Küchenbereiche sowie der
Anbau im Rosengarten in hochwertige Veranstaltungsflächen umgewandelt und Nebenflächen
minimiert. Unabhängig voneinander erschlossen,
können die einzelnen Veranstaltungsräume jetzt
separat genutzt oder miteinander kombiniert
werden. Eines der charakteristischen Merkmale
des Café Moskau ist die überwiegend aus Glaselementen bestehende Gebäudehülle. Verwendet
wurden raumhohe Scheiben in Aluminiumrahmen
mit breiten Mittel- sowie schmalen Seitenfeldern.
Um die bauzeitliche Raumwirkung zu bewahren,
wurden die Aluminiumprofile erhalten und nur
eine neue isolierende, absturzsichernde, schallund sonnenschutztaugliche Verglasung eingebaut.
© Stefan Müller, Berlin
Das Café Moskau war das Restaurant im ehemaligen Ostberlin, seine Nachtbar legendär. Als
Zeichen der engen Verbundenheit der DDR mit
dem „großen Bruder“ Sowjetunion wurde das Gebäude 1964 feierlich eröffnet, in den 1980er Jahren
im Inneren komplett umgestaltet und nach 1989
unter Denkmalschutz gestellt. Mitte der 1990er
Jahre entdeckte die Berliner Clubszene den Ort.
Um die heutige Nutzung als Konferenzzentrum
für bis zu 2 400 Personen zu ermöglichen, wurde
das Gebäude funktional neu gegliedert und die
gesamte
Gebäudetechnik modernisiert. An der
Städtebau
und historischer Kontext
Ostseite wurde ein neuer, repräsentativer Eingang
hinzugefügt und dadurch die Nutzungsflexibilität
des Gebäudes wesentlich erhöht. Es entstand ein
zweiter Vorplatz, der mit den im Ursprungskonzept angelegten Hofsituationen Westeingang,
Atrium und Rosengarten korrespondiert. Der neue
Eingang wird von einer anthrazitfarbenen, stark
reflektierenden Glaswand begrenzt. Durch den
Einbau von LEDs kann er sich zum digitalen Bild-
1982 wurde die Inneneinrichtung nach Plänen
von G.Pieper umgebaut und dem neuen Zeitgeist
angepasst. Raumgreifende Einbauten und stark
plastische Wand- und Deckenverkleidungen erzeugten nun eine geschlossenere, „heimeligere“
Atmosphäre.
51
W Ü S T E N R OT S T I F T U N G
Wüstenrot Stiftung (Hrsg.)
Neues Wohnen in der Stadt
228 Seiten, viele farbige Abbildungen
und zahlreiche Pläne und Skizzen,
Format 22,5 x 28,5 cm,
gebunden mit Schutzumschlag.
ISBN 978-3-7828-1540-6
EUR 24,50 [D]
Wüstenrot Stiftung (Hrsg.)
Energieeffiziente Architektur
264 Seiten, viele farbige Abbildungen
und zahlreiche Pläne und Skizzen,
Format 22,5 x 28,5 cm,
gebunden mit Schutzumschlag.
ISBN 978-3-7828-1535-2
EUR 28,50 [D]
Wüstenrot Stiftung (Hrsg.)
Umbau im Bestand
272 Seiten, viele farbige Abbildungen
und zahlreiche Pläne und Skizzen,
Format 22,5 x 28,5 cm,
gebunden mit Schutzumschlag.
ISBN 978-3-7828-1531-4
EUR 28,50 [D]
Waren die Städte noch bis vor einigen Jahren mit
der Abwanderung ihrer Wohnbevölkerung und
Suburbanisierungsprozessen konfrontiert, ist
inzwischen ein deutlicher Trend zur Rückkehr in
die Stadt festzustellen. Die Wüstenrot Stiftung
hat ihren neunten Gestaltungspreis dem Thema
„Neues Wohnen in der Stadt“ gewidmet und legt
mit dieser Dokumentation nicht nur eine breite
Übersicht über diese aktuelle Bauaufgabe vor, sondern beleuchtet in ergänzenden Beiträgen sowie
einem internationalen Überblick unterschiedliche
Aspekte. Das reich bebilderte Buch bietet einen
hervorragenden, abwechslungsreichen Überblick
zu diesem spannenden Thema, das auch in den
nächsten Jahren nichts an seiner Aktualität verlieren wird.
Sowohl beim Neubau, aber insbesondere im
Gebäudebestand gibt es ein großes Gestaltungspotenzial im intelligenten Umgang mit energieeffizienten Lösungen, die auch den baukulturellen
Anforderungen und Maßstäben einer dauerhaften
Architektur gerecht werden. In diesem Buch
werden zahlreiche Beispiele für energieeffizientes
und nachhaltiges Bauen vorgestellt. Dabei handelt
es sich zum einen um die Ergebnisse des achten Gestaltungspreises der Wüstenrot Stiftung,
zum anderen werden in Fachbeiträgen spezielle
Aspekte einer energetisch effizienten Architektur
beleuchtet. Planern und Bauherren liefert das
Buch viele wertvolle Anregungen für die praktische Umsetzung dieses für unsere Zukunft so
wichtigen Themas.
Die Rhythmen globaler und individueller Veränderungen werden immer schneller. Ein wichtiger Indikator dafür ist die Modernisierung des
Gebäudebestands, die heute zu den wichtigsten
Bauaufgaben Deutschlands gehört. Das Buch stellt
die elf im Rahmen des siebten Gestaltungspreises
der Wüstenrot Stiftung prämierten Gebäude vor
sowie 23 Objekte, die in der engeren und engsten
Wahl des Preises waren. Ergänzt wird diese
Zusammenstellung wichtiger baulicher Lösungen
durch Fachbeiträge renommierter Autoren, die
dem Überblick Beispiele aus dem europäischen
Ausland hinzufügen. Das Buch ist ein wichtiger
Leitfaden für all diejenigen, die qualitativ hochwertige und wirtschaftlich sowie ökologisch vorbildliche Umbaumaßnahmen umsetzen möchten.
Titelbild:
Bernd Hiepe, Berlin
Bilder auf der Umschlagrückseite (von oben links
nach unten rechts):
Bernd Hiepe, Berlin; Roland Halbe Fotografie,
Stuttgart; Klaus Frahm / arturimages; Jessica
Siegel, Kirchheim; Markus Bachmann, Stuttgart;
Reinhard Feldrapp, Naila; Michael Heinrich,
München; Florian Holzherr, München; Hans
Drexler; Brigida González, Stuttgart; Stefan
Müller-Naumann, München; Ruedi Walti, Basel;
Werner Huthmacher, Berlin; Lothar Sprenger,
Dresden; Muck Petzet Architekten, München;
Marianne Heil, München; Linus Lintner Fotografie, Berlin; Stefan Müller, Berlin; Paul Mahrt,
Osterholz-Scharmbeck; Archigraphie Steffen Vogt,
Stuttgart; Johannes Kottjé, Marktredwitz; Stefan
Müller, Berlin
Soweit nicht anders angegeben, stammen die
Pläne und Fotos im Innenteil der Broschüre von
den jeweiligen Architekten.
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