Pilzkrankheiten in Mais – erkennen und bekämpfen TM Quilt Xcel Eine neue Ära hat begonnen. Das innovative Maisfungizid bekämpft Pilzkrankheiten mit höchster Effizienz. Für optimale Leistung und beste Erträge in Stall und Silo. Leiten Sie jetzt eine neue Ära ein: www.syngenta.de Pflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden. Vor Verwendung stets Etikett und Produktinformation lesen. www.syngenta.de BeratungsCenter 0800/32 40 275 (gebührenfrei) Vorwort Der regional stark ausgeweitete Maisanbau in Mitteleuropa lässt einen erhöhten Krankheitsdruck durch Schadpilze nahezu unausweichlich erscheinen. Galt der Mais bisher aufgrund seiner geringen Krankheitsanfälligkeit eher als Gesundungsfrucht, so führen in jüngster Zeit hohe Anbaudichten mit einer engen Stellung in der Fruchtfolge bis hin zur Monokultur zu neuen phytosanitären Herausforderungen. Mais oder Getreide als Vorfrucht und Mininalbodenbearbeitung mit an der Bodenoberfläche verbleibenden Ernterückständen liefern das Ausgangsinokulum für eine Infektion mit pilzlichen Schaderregern. Ertraglich hoch leistungsfähige Sorten mit jedoch geringer Toleranz begünstigen das verstärkte Auftreten von Blattfleckenkrankheiten wie der Turcicum-Blattdürre und der Kabatiella-­Augenflecken. Darüber hinaus haben neue Pathotypen der Turcicum-Blattdürre die durch langfristige Züchtungsarbeit aufgebauten Sorten­toleranzen bereits gebrochen. Neben diesen können auch ­symptomlos wachsende Fusariosen beträchtliche Ertrags-, aber auch Qualitäts­einbußen verursachen. Das Wissen um die Bedeutung pilzlicher Schaderreger in Mais ist derzeit noch von vielen Fragen geprägt. Auch die Forschung hat noch ein weites Aufgabenfeld zu bearbeiten. Wie bei allen Fragen des Pflanzenschutzes ist der Erfolg einer Bekämpfung abhängig vom Erkennen der Ursache. Insbesondere für Blattfleckenkrankheiten in Mais steht derzeit die indirekte Bekämpfung mittels anbautechnischer Maßnahmen im Vordergrund, für boden- und samenbürtige Erreger bestehen ­Möglichkeiten der direkten Bekämpfung mittels fungizider Saatbeizen. Mit der Zulassung breit wirksamer Maisfungizide bestehen aber erstmals auch für die Silomais- und Körnermaiserzeugung Hilfsmittel zur direkten Bekämpfung zur Verfügung. Damit ist die Diagnose einer Krankheit für ihre integrierte Bekämpfung mittels aller verfügbarer Maßnahmen umso mehr eine Grundvoraussetzung. Die vorliegende Bestimmungshilfe soll Ihnen dazu eine Entscheidungsgrundlage liefern. Ihr Syngenta Agro-Team 3 Inhalt 4 Entwicklungsstadien Mais 6-7 Boniturmethodik für Blattkrankheiten 8-9 Boniturhilfe Turcicum-Blattdürre 10-11 Boniturhilfe Augenflecken 12-13 Inhalt Blattkrankheiten Turcicum-Blattdürre Exserohilum turcicum, Helminthosporium turcicum 14-17 Augenflecken Kabatiella zeae 18-21 Braun- oder Schwarzfleckigkeit Bipolaris zeicola, Helminthosporium carbonum 22-24 Maisrost Puccinia sorghi 25-28 Phoma-Blattflecken Phoma zeae-maydis, Phyllosticta maydis 29-30 Maydis-Blattflecken Bipolaris maydis, Helminthosporium maydis 31 Cercospora-Blattflecken Cercospora zeae-maydis 32 Anthraknose Colletotrichum graminicola 33-35 Stängel- und Kolbenkrankheiten Stängel- und Kolbenfäulen Fusarium spp. 36-40 Hexenbesen Sclerophthora macrospora 41-42 Maisbeulenbrand Ustilago maydis 43-45 Maiskolbenbrand, Maiskopfbrand Sphacelotheca reiliana 46-47 Auflauf- und Wurzelkrankheiten Maiswurzelfäule Rhizoctonia solani, Rhizioctonia zeae 48-50 Keimlingskrankheiten Pythium spp., Fusarium ssp. 51 Impressum 53 5 Entwicklungsstadien Mais BBCH Beschreibung Schossen (Haupttrieb) Rispenschieben Blüte Fruchtbildung 6 Blattentwicklung 0-9 Keimung bis Auflaufen 10 1. Laubblatt aus Koleoptile ausgetreten 11 1. Laubblatt entfaltet 12 2. Laubblatt entfaltet 13 -19 3. bis 9. Laubblatt entfaltet und mehr 30 31 32 39 Beginn des Längenwachstums 1. Stängelknoten wahrnehmbar 2. Stängelknoten wahrnehmbar 9 und mehr Stängelknoten wahrnehmbar 51 Beginn des Rispenschiebens; Rispe in Tüte gut fühlbar 53 Spitze der Rispe sichtbar 59 Ende Rispenschieben 61 63 65 69 Beginn der Blüte; Spitze der Kolbenanlage erscheint Pollenschüttung beginnt; Narbenfäden werden sichtbar Vollblüte; Narbenfäden vollständig geschoben Ende der Blüte 71 Beginn Kornbildung; Korninhalt wässrig; ca. 16 % Trockenmasse im Korn 75 Milchreife; Korninhalt milchig; ca. 40 % Trockenmasse im Korn BBCH Reife 79 83 85 - 87 Absterben 89 97 99 Beschreibung Maximale Korngröße erreicht Frühe Teigreife; Körner teigartig; ca. 45 % Trockenmasse im Korn Teigreife (= Siloreife); ca. 55 - 60 % Trockenmasse; schwarzer Punkt am Korn Vollreife; Körner durchgehärtet und glänzend; ca. 65 % Trockenmasse im Korn Pflanzen abgestorben Erntegut Die Narbenfäden der weiblichen Blüte („Seide“) bilden Eintrittspforten für den Sekundärbefall mit Fusarium-Arten. 7 Boniturmethodik für Blattkrankheiten 8 Für die Bonitur von Blattkrankheiten in Mais gibt es eine Richtlinie der Europäischen und Mediterranen Pflanzenschutz­organisation EPPO*. Die Richtlinie PP 1/272 (1) Foliar diseases on maize schreibt für die Bonitur von Blattfleckenkrankheiten die Einzelblattbonitur der fünf Blätter um den Kolben vor. Für die Diagnose im Feld außerhalb wissenschaftlich durch­ geführter Versuche genügt aber gewöhnlich bereits die Drittel­ bonitur: Dabei wird die Befallsstärke anhand der von Symptomen bedeckten Blattfläche im unteren, mittleren und oberen Drittel der Pflanzen nach Augenschein geschätzt. In der Maiszüchtung wird die sortenspezifische ­Anfälligkeit ­gegenüber der Turcicum-Blattdürre mittels einer ­neun­stufigen Skala erfasst. Die Skala umfasst alle Stufen zwischen (1) ­resistent/tolerant – kein Befall über (2) mäßig ­resistent/ tolerant – wenige Läsionen nur auf wenigen Pflanzen je ­Parzelle, ­Symptome auf max. 2-4 % der Blattfläche, (4) mäßig empfindlich/­tolerant – 16-25 % der Blattfläche befallen bis (9) hoch empfindlich – Läsionen auf allen Blättern, zusammen­ fließend, Pflanzen sterben vorzeitig ab, 91-100 % der Blattfläche befallen. In Mais besonders zu berücksichtigen ist bei der Bonitur der Befallsstärke anhand der prozentualen Bedeckung der Blätter die Größe der Blätter und der häufig nicht über das gesamte Blatt gleichverteilte Befall, was den Anteil der tatsächlich befallenen Blattfläche in der Regel stark verringert. Bei Mischbefall mit verschiedenen und klar unterscheidbaren Erregern sollte die Befallsstärke eines jeden Erregers möglichst getrennt erfasst werden. * European and Mediterranean Plant Protection Organisation Zur Abschätzung der Befallsstärke anhand der von Läsionen bedeckten Blattfläche ist auf den folgenden Seiten ein Boniturschema für Blattkrankheiten mit länglich-ovalen Läsionen am Beispiel der Turcicum-Blattdürre sowie ein Schema für Krankheiten mit punktförmigen Läsionen am Beispiel der Augenfleckenkrankheit aufgeführt. Drittelbonitur Oberes Drittel Einzelblatt-Bonitur Mittleres Drittel L -2 bis L +2 L +2 Mittleres Drittel L +1 L0 L -1 L -2 Unteres Drittel An jeweils 5 Pflanzen aus den zwei mittleren Reihen (10 Pflanzen je Parzelle) 9 Boniturhilfe Turcicum-Blattdürre Exserohilum turcicum 10 5-7 % Befall 10 % Befall 15-20 % Befall 25 % Befall 35 % Befall Über 40 % Befall 50 % Befall Boniturhilfe Turcicum-Blattdürre Exserohilum turcicum 11 0% 5% 10 % Prozentualer Befall 15 % 25 % Boniturhilfe Augenflecken Kabatiella zeae 12 0,1-0,5 % Befall 1-3 % Befall 5 % Befall 7-10 % Befall 15-20 % Befall 30-40 % Befall Über 40 % Befall Boniturhilfe Augenflecken Kabatiella zeae 13 0% 5% 10 % Prozentualer Befall 15 % 25 % Turcicum-Blattdürre Exserohilum turcicum, synonym Helminthosporium turcicum teleomorph Setosphaeria turcica Krankheitsbild 14 Die ersten Symptome der Turcicum-Blattdürre treten nach Befall vom Boden aus zunächst an den unteren Maisblättern auf. Später zeigen sich dann aus wind- und regenverbreiteten Sporen hervorgehende Blattflecken an den oberen Blättern. Der Erreger lässt sich anhand von 3 -15 cm langen, oval-konzentrischen Flecken identifizieren, die eine wässrig grau-grünliche Färbung aufweisen. Diese Blattflecken fließen später zusammen, können von einem braunen Rand umgeben sein und führen zum Absterben größerer Teile der Blattspreite, seltener jedoch des gesamten Blattes. Ähnliche Flecken sind auch auf den Lieschen zu finden, nicht jedoch auf den Stängeln. Bedeutung Die Turcicum-Blattdürre tritt weltweit verbreitet in gemäßigten und feuchteren Anbaugebieten auf. In Mitteleuropa wird sie seit Ende der 90er Jahre häufiger beobachtet. Die Krankheit benötigt für die Sporenkeimung Temperaturen von mindestens 17 ˚ C, als Optimum werden 18 - 25 ˚ C genannt. Neben den Temperaturansprüchen sind zusätzlich mindestens 6-10 Stunden Blattnässe für die Infektion erforderlich. Für einen Entwicklungskreislauf bis zur erneuten ­Sporenbildung werden ca. 10-14 Tage benötigt. Die Umwelt­ ansprüche erklären das Auftreten der Krankheit mit Schwerpunkt in den wärmeren Teilen Mitteleuropas; in trockeneren Gebieten Südeuropas sind zwar die Temperaturansprüche erfüllt, aber wegen fehlender Blattnässe ist die Krankheit hier von geringerer Bedeutung. Infektionszeitpunkt und Befallsstärke bestimmen das Ausmaß der Ertragsverluste. Ein Befall vor oder während der Blüte mit nach­folgenden optimalen Bedingungen für den Pilz führt bei hochanfälligen Maissorten zu Mindererträgen von bis zu 60 %. Bei Spät­infektion 5 - 6 Wochen nach der Blüte (Ende August /Anfang September) sind Ertragseinbußen zu vernachlässigen. Ursache Turcicum-Blattdürre Exserohilum turcicum, synonym Helminthosporium turcicum teleomorph Setosphaeria turcica dafür sind das Abtrocknen der Blätter und das teilweise Absterben des Blattapparates. Bei starkem Befall ist als Nebeneffekt durch die eingeschränkte Photosynthese der Blätter auch eine erhöhte Anfälligkeit der Maispflanzen für Fusarium-Arten zu beobachten. Befallsfördernde Faktoren • Anfällige Sorten • Mais-Monokultur • Befallene Ernterückstände aus dem Vorjahr • Höhere Lufttemperaturen (Optimum 17 ˚ C, max. 27 ˚ C) und mindestens 6-10 Stunden anhaltende Blattnässe Günstige Bedingungen für eine Infektion sind hohe Tages­ temperaturen in Abwechslung mit niedrigen Nachttemperaturen sowie die dadurch längere Zeit hohe Luftfeuchtigkeit mit Tau­ bildung oder Nebel. Eine erhöhte Befallshäufigkeit zeigen feuchte Tal­lagen, Waldränder und Standorte, die intensiv beregnet ­werden. Auch Bodenverdichtung, Staunässe oder Nährstoff­ mangel ­steigern das Befallsrisiko. Bekämpfung Je weniger Blatt- und Stängelreste sich im Frühjahr an der Boden­oberfläche befinden, umso weniger Sporen stehen für die Erstinfektion zur Verfügung. Vollständiges Zerkleinern und ­sauberes Einarbeiten des Strohs ist die wichtigste Bekämpfungsmaßnahme. Ziel dabei ist, die Infektionskette zwischen unverrotteten Ernterückständen und jungen Maispflanzen zu unterbinden. Den größten Einfluss auf den Befall hat die Sortenwahl. Heute weisen viele Sorten Toleranzen auf. Tendenziell sind frühreife ­Sorten anfälliger als spätreife. Bei toleranten Sorten tritt die Krankheit wesentlich später auf. Sorten, die gegen die TurcicumBlattdürre tolerant sind, sind nicht zwingend auch gegen andere Krankheiten, z. B. Kolbenfusariosen oder Augenflecken tolerant! Eine direkte Bekämpfung ist mit zugelassenen Fungiziden ab Befallsbeginn möglich. 15 Turcicum-Blattdürre Exserohilum turcicum, synonym Helminthosporium turcicum teleomorph Setosphaeria turcica 16 Turcicum-Blattdürre in frühen Infektionsstadien. Im weiteren Befallsverlauf der Turcicum-Blattdürre fließen die Blattflecken zu großflächigen Nekrosen zusammen. Turcicum-Blattdürre Exserohilum turcicum, synonym Helminthosporium turcicum teleomorph Setosphaeria turcica 17 Konidiosporen (15-20 x 150 mm) der Turcicum-Blattdürre mit Fortsatz ­(„Hilum“) an den Spindelenden und septiert (3-8 Septen). Der wissenschaftliche Name der Nebenfruchtform Exserohilum turcicum leitet sich von den aus dem Zellkörper herausragenden Fortsätzen ab („ex sero hilum“). Augenflecken Kabatiella zeae Krankheitsbild 18 Zu Beginn der Infektion werden auf den Blättern einzelne, später zahlreiche in Gruppen auftretende Punkte (1 - 4 mm Durchmesser) mit braunem Zentrum und gelbem Hof gebildet. Später bildet sich ein dunkler Ring mit nekrotischem Zentrum („Augenfleck“). Diese Flecken fließen nicht ineinander. Ähnliche Symptome sind auch auf den Blattscheiden, Stängeln und Lieschen zu finden. Die Blätter werden vorzeitig trocken und brüchig und können unter sehr starkem Befall sogar absterben. Mit zunehmender Abreife wandern die Symptome von den mittleren auf die oberen Blattetagen. Bedeutung Die Augenfleckenkrankheit breitet sich in Nord- und Südamerika, Japan, Neuseeland und Europa seit den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts aus. In den kühleren Regionen des nördlichen Mitteleuropas tritt sie häufiger auf als die TurcicumBlattdürre, weil sie deutlich niedrigere Temperaturansprüche aufweist. Für die Sporenkeimung genügen Temperaturen von 10-12 °C, das Temperaturoptimum für die Infektion liegt unter 17 °C. Für die Sporenkeimung sind mindestens 7 Stunden Blatt­ nässe erforderlich. Jüngste Beobachtungen über das Vorkommen deuten auch darauf hin, dass die Augenfleckenkrankheit wärmere Standorte eher meidet. Zunächst tritt der Erreger bei kalter und feuchter Witterung an den mittleren Blättern auf, erst Ende August werden die oberen jüngeren Blätter befallen. Daraus ergibt sich eine Beziehung zwischen früher Abreife und Anfälligkeit. Als Folge des Befalls werden die photosynthetische Aktivität und das Wachstum herabgesetzt. Dies zeigt sich in verringertem Korngewicht. Bis zu 9 % weniger Kornertrag und auch ein schlechterer Futterwert der Silage sind beobachtet worden. Im Süden Europas gilt die Augenfleckenkrankheit als unbedeutend, während sie im Norden zunehmend häufiger beobachtet wird. Augenflecken Kabatiella zeae Befallsfördernde Faktoren • Befallene Ernterückstände aus dem Vorjahr an der Bodenoberfläche • Minimalbodenbearbeitung • Mehrjährige Mais-Monokultur • Anfällige Sorten • Kabatiella hat geringe Temperaturansprüche für die Befallsentwicklung, daher sind vor allem kühl-feuchte Mais anbaugebiete im Norden Mitteleuropas betroffen. Ein kühler und verregneter Sommer mit ausreichender ­Temperatur und Blattnässe sind optimale Bedingungen für ­Befall und Ausbreitung. Minimalboden­bearbeitung und MaisMonokultur bergen ein großes Potenzial für einen starken Befall. Bekämpfung Vollständiges Zerkleinern und sauberes Einarbeiten des Strohs ist die wichtigste Bekämpfungsmaßnahme. Ziel dabei ist, das Ausgangsinokulum im Folgejahr zu reduzieren und die ­Infektionskette zwischen unverrotteten Ernterückständen und jungen Mais­ pflanzen zu unterbinden. Besonders bei anfälligen Sorten und geschwächten Pflanzen können die Erreger erheblichen Schaden anrichten. Durch die Wahl spät abreifender Sorten kann der Befall mit Kabatiella zeae gemindert werden. Eine direkte Bekämpfung ist mit zugelassenen Fungiziden ab Befallsbeginn möglich. 19 Augenflecken Kabatiella zeae 20 Augenflecken in frühen Infektionsstadien. Augenflecken in späteren Infektionsstadien: Die punktförmigen Läsionen fließen ineinander. Augenflecken Kabatiella zeae 21 Pilzhyphen und Massen von Sporen auf den Augenflecken unter dem Makroskop. Konidiosporen (3-4 x 20-35 μm) der Augenflecken unter dem Mikroskop: Hyaline sichelförmige Sporen, nicht septiert. Braun- oder Schwarzfleckigkeit Bipolaris zeicola, synonym Helminthosporium carbonum teleomorph Cochliobolus carbonum Krankheitsbild 22 Bipolaris zeicola und Kabatiella zeae sind sich besonders im Anfangsstadium der Infektion sehr ähnlich. Bipolaris zeicola ­verursacht zu Beginn aber sehr viel kleinere hellgrüne oder gelb­ liche runde Flecken. Zu Beginn der Infektion finden sich kleine hellgrüne Flecken, die sich später zu maximal 3 cm langen braunen Läsionen ver­ größern. Die Blattflecken sind oft von einem rötlichen bis dunklen Saum umgeben und weisen zum Teil konzentrische ­Zonierungen auf. Es besteht eine nur geringe bis mäßige Tendenz zum ­Zusammenfließen der Flecken. Die Krankheit kann alle grünen Pflanzenteile befallen. Von Bipolaris zeicola sind verschiedene Pathotypen bekannt, in der Literatur auch „Rassen“ genannt. Daher ist mit variierenden Symptombildern zu rechnen. Bedeutung Diese Krankheit tritt weltweit in wärmeren Klimaten auf, sie wird auch in Mitteleuropa häufig beobachtet. Wirtschaftlich ­relevante Schäden wurden bisher aber nicht verursacht. Es besteht aber der Verdacht, dass dieser Krankheit verstärkte Bedeutung ­zukommen kann. Befallsfördernde Faktoren • Minimalbodenbearbeitung, befallene Ernterückstände • Mais-Monokultur Bekämpfung Vollständiges Zerkleinern und sauberes Einarbeiten des Strohs ist die wichtigste Bekämpfungsmaßnahme. Ziel dabei ist, die ­Infektionskette zwischen unverrotteten Ernterückständen und jungen Maispflanzen zu unterbinden. Eine direkte Bekämpfung ist mit zugelassenen Fungiziden ab Befallsbeginn möglich. Braun- oder Schwarzfleckigkeit Bipolaris zeicola, synonym Helminthosporium carbonum teleomorph Cochliobolus carbonum 23 Gelbe bis braune länglich gestreckte Flecken, die später zusammen­fließen, sind typisch für die Braun- oder Schwarzfleckigkeit. Frühe Infektionsstadien der Braun- oder Schwarzfleckigkeit können im Anfangsstadium denen der Augenflecken sehr ähnlich sein. Braun- oder Schwarzfleckigkeit Bipolaris zeicola, synonym Helminthosporium carbonum teleomorph Cochliobolus carbonum 24 Die Konidien (10-20 x 40-100 μm) der Braunfleckigkeit sind oliv-braun bis dunkelbraun, leicht gekrümmt mit abgerundeten Enden und septiert (3-10 Septen). Sporulation in den nekrotischen Bezirken der Blattflecken. Maisrost Puccinia sorghi Krankheitsbild Charakteristisch für Maisrost sind runde bis ovale goldgelbe Pusteln mit 0,2 - 3 mm Durchmesser auf der Blattober- und unterseite, mit Erstauftreten zwischen Juni und August. Die Pusteln platzen schnell auf und entlassen braunes Sporenpulver (Uredosporen). Bei stärkerem Befall fließen die Pusteln flächendeckend ineinander. Die Uredosporen sorgen für die Ausbreitung des Rostpilzes während der Saison im Bestand hauptsächlich durch den Wind. Im Herbst zeigen sich schwarze, aufbrechende Pusteln, welche die überwinternden Teliosporen enthalten. Bedeutung Der Rostpilz des Maises tritt weltweit im Maisanbau häufig in gemäßigten Regionen auf. In Mittel- und Südeuropa wird die Krankheit eher saisonal und lokal begrenzt in wirtschaftlich spürbarem Ausmaß angetroffen. Befallsfördernde Faktoren Maisrost ist ein wirtswechselnder Rostpilz mit vollständigem Lebenszyklus. Er überwintert als schwarze Winter­sporen (­Teliosporen) an Maisblättern. Als Zwischenwirte dienen ­verschiedene Arten des Sauerklees (Oxalis spp.), die als ­Ackerund Gartenunkräuter auftreten. Befallsfördernd sind • • • • • Anfällige Sorten Mais-Monokultur Zwischenwirte in Feldnähe Mäßige Temperaturen Hohe Luftfeuchtigkeit, häufige Taubildung 25 Maisrost Puccinia sorghi Bekämpfung 26 Vollständiges Zerkleinern und sauberes Einarbeiten des Strohs ist die wichtigste Bekämpfungsmaßnahme. Ziel dabei ist, die Infektionskette zwischen unverrotteten Ernterückständen und jungen Maispflanzen zu unterbinden. Weitere Maßnahmen sind • Bekämpfung des Zwischenwirts • Sortenwahl: Anbau toleranter Maissorten • Saatgut frei von Pilzsporen (besonders gefährdet sind Inzuchtlinien) Eine direkte Bekämpfung ist mit zugelassenen Fungiziden ab Befallsbeginn möglich, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten bei geringem Befall nur in der Saatgutproduktion sinnvoll. Maisrost Puccinia sorghi 27 Rostbraune Pusteln mit Uredosporen auf der Blattober- und -unterseite sind typisch für den Maisrost. Schwarze Pusteln zum Ende der Maissaison, die überwinternde ­Teliosporen enthalten. Maisrost Puccinia sorghi 28 Runde braune Uredosporen infizieren die Maispflanzen im Sekundär­ kreislauf während der Vegetationsperiode Später in der Saison bilden sich überwinternde Teliosporen (mit Stiel). Phoma-Blattflecken Phoma zeae-maydis, synonym Phyllosticta maydis teleomorph Mycosphaerella zeae-maydis Krankheitsbild Rechteckige bis ovale nekrotische Flecken (0,3 -1 x 1- 3 cm) ­parallel zu den Blattadern, jedoch nicht auf diese begrenzt. Auf älteren Blättern können die Läsionen später zusammen­fließen und typische Nekrosen in den äußeren Blatthälften bilden. Blassgelbe bis braune Flecken mit winzigen schwarzen Stippen (Fruchtkörper mit Sporen, Pyknidien). Die Infektion beginnt auf den äußeren Hälften der unteren Blätter und wandert nach oben. Auch Blattscheiden und Lieschen ­werden befallen. Bedeutung Die Krankheit ist bekannt aus dem nördlichen Maisgürtel der USA, Kanada, Brasilien und Afrika. In Mitteleuropa wird sie häufig gefunden, hat aber bisher keine wirtschaftliche Bedeutung. Es gibt aber Hinweise, dass ihre Bekämpfung sinnvoll sein kann. Befallsfördernde Faktoren Feuchte und warme Witterung fördern die Infektion. Bekämpfung Anders als in den 1970er Jahren zeigen heute die meisten Sorten keine hohe Anfälligkeit gegen Phoma zeae-maydis mehr. ­Vollständiges Zerkleinern und sauberes Einarbeiten des Strohs ist die wichtigste Bekämpfungsmaßnahme. Ziel dabei ist, die ­Infektionskette zwischen unverrotteten Ernterückständen und jungen Maispflanzen zu unterbinden. Eine direkte Bekämpfung ist mit zugelassenen Fungiziden ab Befallsbeginn möglich. 29 Phoma-Blattflecken Phoma zeae-maydis, synonym Phyllosticta maydis teleomorph Mycosphaerella zeae-maydis 30 Beginnende Infektion mit Phoma-Blattflecken. Phoma-Blattflecken können im weiteren Verlauf mit anderen ­Blattkrankheiten verwechselt werden. yngenta_BestimmungshilfeMais_fin.indd 30 16.05.14 14:21 Maydis-Blattflecken Bipolaris maydis, synonym Helminthosporium maydis, teleomorph Cochliobolus heterostrophus Krankheitsbild Anfänglich rechteckige, später elliptische (0,5 -1 cm x 2 - 3 cm) gelbbraune Läsionen, die von einem braunen Rand umgeben sind. Anders als bei Phoma-Blattflecken sind diese Läsionen ­jedoch durch die Blattadern begrenzt. Die Flecken verlängern sich und fließen später zusammen, große Teile der Blätter oder ganze Blätter können absterben. Es sind zwei Rassen bekannt, die sich wesentlich durch die befallenen Organe unterscheiden. Rasse O verursacht die oben beschriebenen Symptome an ­Blättern und Stängel, Rasse T befällt nur Blattscheiden und Lieschen. Die Blattflecken der T-Rasse sind größer als die der O-Rasse. Bedeutung Die Krankheit tritt weltweit in heißen und feuchten tropischen und warm-gemäßigten Maisanbaugebieten einschließlich USA auf. In Mitteleuropa ist bisher kein wirtschaftlicher Schaden bekannt. Befallsfördernde Faktoren Die Krankheit hat für die Infektion etwas höhere Temperatur­ ansprüche als die verwandte Art Exserohilum turcicum; in warmen Befallsgebieten sind häufig beide Arten auf der gleichen Pflanze zu beobachten. Hoch anfällig sind nur Genotypen mit cytoplasmatisch vererbter männlicher Sterilität auf Basis des „Texas-Cytoplasmas“. Anders als in den 1970er Jahren zeigen heute die meisten Sorten keine hohe Anfälligkeit mehr. Bekämpfung Vollständiges Zerkleinern und sauberes Einarbeiten des Strohs ist die wichtigste Bekämpfungsmaßnahme. Ziel dabei ist, die ­Infektionskette zwischen unverrotteten Ernterückständen und jungen Maispflanzen zu unterbinden. Eine direkte Bekämpfung ist mit zugelassenen Fungiziden ab Befallsbeginn möglich. 31 Cercospora-Blattflecken Cercospora zeae-maydis Krankheitsbild 32 Anfangssymptome auf ausgewachsenen Blättern sind ­schmale längliche (0,3 - 0,5 x 3 - 5 cm) und gleichmäßig geformte ­grau-braune, gelbliche oder violette Nekrosen, die sich parallel zu den Blattadern verlängern und von diesen begrenzt werden. Die Flecken können ineinander fließen. Bedeutung Diese Krankheit tritt weltweit in allen humiden gemäßigten und subtropischen Maisanbaugebieten Nord- und ­Südamerikas, ­Asiens, Afrikas und Europas auf. Sie hat wirtschaftliche ­Bedeutung in Südamerika und dem mittleren und östlichen Afrika erlangt. Befallsfördernde Faktoren Die Krankheit benötigt zur Infektion lange Phasen der Blatt­nässe und wird begünstigt durch bedeckten Himmel. Sie kann ein frühes Absterben der Blätter nach der Blüte mit entsprechenden Einbußen der Kornfüllung zur Folge haben. Minimalbodenbearbeitung ist eng korreliert mit zunehmender Befallshäufigkeit. Die in Mais anzutreffenden Hirsearten Hühnerhirse und Wilde Mohrenhirse sind ebenfalls Wirtspflanzen der Cercospora-­ Blattfleckenkrankheit. Bekämpfung Vollständiges Zerkleinern und sauberes Einarbeiten des Strohs ist die wichtigste Bekämpfungsmaßnahme. Ziel dabei ist, die ­Infektionskette zwischen unverrotteten Ernterückständen und jungen Maispflanzen zu unterbinden. Eine direkte Bekämpfung ist mit zugelassenen Fungiziden ab Befallsbeginn möglich. Anthraknose Colletotrichum graminicola Krankheitsbild Runde bis unregelmäßig geformte (1,5 cm) gelbliche bis braune Flecken auf Blättern und Blattscheiden. In den nekrotischen Bezirken finden sich unter der Lupe oder dem Mikroskop ­gewöhnlich schwarze asexuelle Fruchtkörper (Acervuli) begleitet von Büscheln schwarzer Borsten (Setae). Die befallenen Bezirke der Blätter schrumpfen und sterben ab. Es werden Blätter, Stängel und Kolben befallen. Auf den Stängeln sind vor der Blüte mit der Lupe zahlreiche schwarze Flecken dicht unter der Oberfläche zu erkennen. Das befallene Stängelgewebe unter den Läsionen zersetzt sich, unter Braunfärbung der Gefäßbündel. Durch die völlige Zerstörung der Gefäße können noch vor der Reife Welkeerscheinungen auftreten. An befallenen Kolben färben sich die Körner schwarz. Bedeutung Die Krankheit tritt weltweit in allen Anbaugebieten in USA, Asien, Australien und Europa auf. In Europa wurde sie zuerst in Frankreich und Deutschland beobachtet. Über wirtschaftliche Schäden wurde bisher nicht berichtet. Befallsfördernde Faktoren In Mais anzutreffende panicoide Ungräser (Pennisetum-Hirsen und Hundszahngras, Cynodon dactylon) sind neben Getreide­ arten ebenfalls Wirtspflanzen der Anthraknose-Blattfleckenkrankheit. Bekämpfung Vollständiges Zerkleinern und sauberes Einarbeiten des Strohs ist die wichtigste Bekämpfungsmaßnahme. Ziel dabei ist, die ­Infektionskette zwischen unverrotteten Ernterückständen und jungen Maispflanzen zu unterbinden. Eine direkte Bekämpfung ist mit zugelassenen Fungiziden ab Befallsbeginn möglich. 33 Anthraknose Colletotrichum graminicola 34 Beginnende Anthraknose-Infektion. Fortgeschrittene Anthraknose-Infektion. Anthraknose Colletotrichum graminicola 35 Schwarze haarähnliche Strukturen (Setae) in den nekrotischen Bezirken auf der Blattoberfläche. Schwarze Borsten (Setae) tauchen mit Massen von Konidien auf der Blatt­ oberfläche auf. Stängel- und Kolbenfäulen Fusarium spp. Krankheitsbild 36 Stängel, Innenseiten der Blattscheiden und Lieschen zeigen Verbräunungen oder Schwarzfärbungen mit ausgewachsenem rosa-rötlichen Myzel. F. verticillioides kann auch völlig symptomlos in Maispflanzen wachsen. Die Fusarium-Stängelfäule äußert sich in Verfärbungen im unteren Stängelbereich. Die Infektion geht gewöhnlich von den Halm­ knoten aus; die Fruchtkörper (Perithecien) sind als schwarze Punkte verstreut am Grund der Blattscheiden zu finden. Im ­weiteren Vegetationsverlauf weitet sich die Infektion aus und führt zum Abbau des Stängelmarks mit einer Erweichung des Gewebes um die verbleibenden Gefäßbündel. Das Stängelinnere verfärbt sich weiß, rosa oder rötlich und vermorscht. Die Standfestigkeit der Pflanzen kann beeinträchtigt sein. Die Fusarium-Kolbenfäule ist äußerlich an den Lieschen durch weißliche, lachsfarbene bis zimtfarbene Beläge zu erkennen. Unter den verklebten Lieschen sind einzelne Körner oder der gesamte Kolben von einem dichten weiß oder rosa gefärbten Pilz­geflecht partiell oder ganzflächig überzogen. Unter dem Pilzgeflecht lassen sich rot bis braun verfärbte Körner finden, die teilweise aufgeplatzt sind. In fortgeschrittenem Stadium der Krankheit ist die Spindel bräunlichrot verfärbt und zeigt Fäulnis­ erscheinungen. Beim Befall unausgebildeter Kolben, führt das Verstopfen der Leitungsbahnen mit Pilzmyzel häufig zum ­Verfaulen der Kolben. Bedeutung Maispflanzen können durch Fusarium-Arten vom Keimlings­ stadium bis zur Reife als Stängel- und Kolbenfäulen geschädigt werden. Fusariosen stellen im Maisanbau ein ernst zu nehmendes ­Problem dar. Hauptverursacher sind die auch im Getreide ­auftretenden Arten Fusarium graminearum und F. culmorum, Stängel- und Kolbenfäulen Fusarium spp. neben F. proliferatum, F. verticillioides und F. subglutinans, die von Mais bekannt sind. Der Pilz verbreitet sich über das Saatgut oder den Boden. Problematisch ist, neben den Ertragseinbußen von bis zu 30 %, die Bildung von Mykotoxinen in der Pflanze und somit auch im Erntegut. Mykotoxine entstehen vor allem während des Spätsommers (August, September). Von Mykotoxinen, beispielsweise Desoxynivalenol (DON), das zu den wichtigsten gehört, geht eine Gesundheitsgefährdung für Mensch und Tier aus. Schweine sind ganz besonders empfindlich gegen DON. Wird hoch belastetes Futter verfüttert, so kann dies zu akuten Vergiftungserscheinungen führen. Jedoch können auch geringe Konzentrationen langfristig zu Leistungsdepressionen aufgrund verminderter Futteraufnahme und höherer Krankheitsanfälligkeit führen. Befallsfördernde Faktoren • • • • • • Minimalbodenbearbeitung, befallene Ernterückstände aus dem Vorjahr an der Bodenoberfläche Mais-Monokultur Anfällige Sorten Temperaturen über 25°C Anhaltend hohe Luftfeuchtigkeit Verletzung der Pflanze und des Korns durch Maiszünslerbefall, Vogelfraß, Frühfröste und Hagelschäden Die Fusarienerreger überwintern als Dauerform auf Ernte­ rückständen und sind bei feuchter Witterung im Frühjahr in der Lage, die junge Maispflanze zu infizieren (Primärinfektion). Die Hauptinfektion erfolgt jedoch zum Zeitpunkt der Blüte über die sich entwickelnden Narbenfäden (Sekundärbefall). Die aus­ keimenden Hyphen wachsen an diesen entlang zur Kolbenspitze und dringen in die sich entwickelnden Körner ein bzw. besiedeln diese äußerlich. Fusarien können die Pflanze auch über Fraß­ löcher von Insekten (z. B. Maiszünsler) infizieren. 37 Stängel- und Kolbenfäulen Fusarium spp. Bekämpfung 38 Witterung, Bodenbearbeitung, Fruchtfolge und Sortenwahl, ­spielen für den Befall mit Fusarien eine entscheidende Rolle und sind ausreichend zu berücksichtigen. Dadurch kann ein ­starker Befall und somit hohe Kontaminationen des Ernteguts mit Mykotoxinen verhindert werden. Vollständiges Zer­kleinern und sauberes Einarbeiten des Strohs stellt eine wichtige ­Bekämpfungsmaßnahme nur dann dar, wenn eine vollständige Verrottung der Erntereste stattfindet und die Infektionskette ­zwischen unverrotteten Ernterückständen und jungen Mais­ pflanzen unterbunden wird. Die weitere Ausbreitung bei Körnermais muss durch unmittelbar nach dem Drusch einsetzende Trocknung unterbunden werden. Als direkte Bekämpfungsmaßnahmen zeigen fungizide Saat­ beizung und Blattbehandlungen in Mais einen positiven ­Einfluss auf den Ertrag und können die Menge an Mykotoxinen im Erntegut verringern. Eine Blattfungizidbehandlung rechtzeitig vor oder während der Blüte ermöglicht es, auch in anfälligen Sorten und in Extremjahren, einen großen Teil des Trockenmasseertrages von Kolben und gesamter Pflanze zu retten. Sie kann ebenfalls zur Verbesserung der Qualität aufgrund verringerter Mykotoxin­ belastung der Ernte beitragen. Stängel- und Kolbenfäulen Fusarium spp. 39 Weißes bis rosafarbenes Pilzmyzel auf den Körnern ist charakteristisch für den Befall mit Kolbenfusariosen. Stängelbefall äußert sich in schwarzen Flecken unten den Blattscheiden. Stängel- und Kolbenfäulen Fusarium spp. 40 Im Inneren vermorschen mit Fusarium spp. befallene Stängel. Lager von Konidien (Sporodochium). Hexenbesen Sclerophthora macrospora Krankheitsbild Der Befall der Maispflanzen mit der Hexenbesenkrankheit führt zu einer durch hormonelle Steuerung bedingten Wucherung der generativen Organe. Anstelle der Kornanlagen im Kolben und der Blütenanlagen in der Rispe werden kleine längliche Blättchen gebildet. Die Rispe bekommt die charakteristische Form eines grünen „Besens“ (in Nordamerika „crazy top“). Auch das Einrollen und Verdrehen der oberen Blätter, die oft lederartig dick werden können, wird beobachtet. Diese Fehl­bildungen können so schwer sein, dass die gesamte Pflanze zu Boden gedrückt wird. Außerdem können die befallenen Pflanzen Riesenwuchs oder Verzwergung aufweisen. Die Kornbildung befallener Pflanzen kann völlig ausfallen. Bedeutung Obwohl sie weltweit auftritt, wird diese Krankheit in Mitteleuropa selten beobachtet. Selten sind bei uns die extremen Umwelt­ bedingungen gegeben, damit die Zoosporen im Bodenwasser zu den Maiswurzeln wandern können. Gelegentlich treten Hexenbesen in überfluteten Senken oder auf kleinen Flächen in Mulden auf. Dieser Pilz befällt auch Getreide und verschiedene Gräser; etwa 140 Arten sind betroffen. Verwandt ist die in Asien auftretende Art Sclerophthora rayssiae var. zeae, Falscher Mehltau. Befallsfördernde Faktoren Bei reichlichem Wasserangebot bzw. Überflutungen sind die ­Zoosporen dieses Schaderregers in der Lage, aktiv über die Wurzel in die Pflanze einzudringen. Gute Entwicklungsmöglich­ keiten findet diese Krankheit in der Jugendentwicklung bei Boden­temperaturen zwischen 12 - 16°C und einer Maishöhe von 5 - 10 cm. Bekämpfung Derzeit ist keine direkte Bekämpfungsmöglichkeit bekannt. 41 Hexenbesen Sclerophthora macrospora 42 Als „Hexenbesen“ missgebildeter männlicher Blütenstand einer ­Einzelpflanze. Die Missbildungen können aufgrund ihres Gewichtes die Stängel a ­ bknicken oder die Pflanzen zum Erliegen bringen. Maisbeulenbrand Ustilago maydis Krankheitsbild Charakteristische 0,5 -15 cm große Brandbutten („Beulen“) an allen oberirdischen Pflanzenteilen, mit einer weißen Haut über­zogen, später mit schwarzen Sporenmassen gefüllt. Perl­schnurartige Beulenketten oder -wülste auf den Blättern, vor allem auf der Mittelrippe. Bei stärkerer Ausbildung Blatt­ zerreißungen. Bei starken Frühinfektionen werden die Blätter zu einer kugeligen oder wurstförmigen Beule verwandelt und sterben ab. Im Verlauf des Längenwachstums können weitere Brandbeulen am Stängelende und an der Rispe entstehen. Nur im Wachstum befindliches Gewebe ist betroffen. Bedeutung Maisbeulenbrand tritt weltweit in allen warmen und mäßig ­trockenen Maisanbaugebieten auf. Starke Infektionen oberhalb des Kolbenansatzes wirken sich nachteilig auf die Kolben­ ausbildung aus. Bei Infektionen unterhalb des Kolbens konnte dies nicht beobachtet werden. Große Schäden entstehen, wenn der Kolben befallen wird. Hierdurch werden nicht nur die Pflanzenmasse, sondern auch wertbestimmende Inhaltsstoffe der Pflanze für die Fütterung zerstört. 43 Maisbeulenbrand Ustilago maydis Befallsfördernde Faktoren 44 Die Sporen des Maisbeulenbrandes können durch Wind, Niederschläge, Insekten und anhaftend am Saatgut verbreitet werden. Hohe Temperaturen fördern die Sporenkeimung und Infektion. Beulenbrand tritt vor allem in Stresssituationen auf. Neben Insektenbefall (Fritfliege, Maiszünsler) wirken Hagelschlag, Windschliff und andere mechanische Verletzungen infektions­fördernd. Spätsaaten, die einen erhöhten Fritfliegenbefall zur Folge haben können, wirken indirekt befallsfördernd. Bekämpfung Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich. Am Saatgut anhaftende Sporen können mittels fungizider Saatgutbeizung bekämpft werden. Eine indirekte Bekämpfung von Eintrittspforten ist durch gezielte Bekämpfung der Fritfliege und des Maiszünslers möglich. In der Maiszüchtung werden befallene Pflanzen bereits im Zuchtgarten ausgesondert. Das Entfernen der Brandbeulen per Hand hat keinen Einfluss auf vorhandenen und künftigen Befall. Maisbeulenbrand Ustilago maydis 45 Starker Befall mit zahlreichen Brandbutten. Aus den Brandbutten austretende Sporenmasse. Maiskolbenbrand, Maiskopfbrand Sphacelotheca reiliana Krankheitsbild 46 Am Kolben birnenförmige Brandbutten mit weißer Haut, aus denen später schwarze Sporenmassen hervortreten. An der Rispe einzelne männliche Blütchen oder die gesamte Rispe verformt zu sprossartigem Wuchs oder bizarren Strukturen. Im Gegensatz zum Beulenbrand werden beim Kopf- oder Kolbenbrand nur die generativen Organe, Fahne und Kolben, infiziert. Der Kolbenbefall ist oft erst sichtbar, wenn die Lieschen von der birnenähnlich verformten Kolbenanlage entfernt werden. Bedeutung Maiskopfbrand tritt in Mitteleuropa nur gelegentlich bei trockener und sehr warmer Frühjahrswitterung auf. Der Pilz benötigt zwar extreme, im nördlichen Mitteleuropa ­seltener anzutreffende Keimungsbedingungen, die Ausbreitung deutet jedoch auf eine gewisse Anpassungsfähigkeit hin. Durch die Umwandlung der Kolbenanlage in Sporenmasse ­unterbleibt die Kornertragsbildung an Einzelpflanzen nahezu völlig. Auf befallenen Flächen wird eine Befallsstärke von 10 % selten überschritten, wobei mit einem Ertragsverlust von bis zu 7 dt/ha gerechnet werden muss. Befallsfördernde Faktoren Maiskopfbrand wird über den Boden oder das Saatgut übertragen. Weitere Wirtspflanze ist die im nördlichen Mitteleuropa nur auf warmen Standorten gelegentlich anzutreffende Wilde Mohrenhirse, Sorghum halepense. Bekämpfung Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich. Anbaupausen zur Reduzierung der Bodeninfektionen sowie der Anbau brandresistenter Sorten und die Anwendung eines Spezialfungizides, das zur Saat als Granulat in den Boden eingebracht wird, können das Befallsrisiko eindämmen. Maiskolbenbrand, Maiskopfbrand Sphacelotheca reiliana 47 Missgebildete Kolben. Missbildungen der Rispe. Maiswurzelfäule Rhizoctonia solani, Rhizoctonia zeae Krankheitsbild 48 Schwacher Befall mit Rhizoctonia solani bleibt häufig ­unbemerkt. An Jungpflanzen finden sich runde bis elliptische, hell- bis dunkelbraune Verfärbungen und Einschnürungen an Kronenund Adventivwurzeln sowie am Mesokotyl (Keimlingsstängel ­zwischen Samen und oberirdischem Spross). Vereinzelt sind auch medaillon­artige Läsionen an der Sprossbasis zu beobachten. Eindeutige Symptome sind große rötlich-braune Wucherungen an den Stütz- und Kronenwurzeln. Die Wurzeln verrotten 2 - 5 cm ­unterhalb der Bodenoberfläche. Neue tertiäre Seitenwurzeln bilden sich umgehend hinter den vermorschenden Spitzen der Kronen- und Stützwurzeln, können sich aber ebenfalls braun verfärben und nach wenigen Zentimetern Wachstum wieder ­absterben. Abgestorbene Kronenwurzeln erhöhen die Lagerneigung der Maispflanzen wegen fehlender Verankerung im Boden. Typisches Symptom ist das Lagern der Pflanzen in alle Richtungen. Rhizoctonia zeae befällt auch den Kolben; in frühen Stadien lachsrosa-farbiger Myzelrasen auf den Kolben, der sich später grau verfärbt; schwarze Sklerotien auf den Lieschen. Bedeutung Die Krankheit wird weltweit beschrieben in Nordamerika, Neuseeland und Japan; sie tritt wahrscheinlich auch in subtropischen und tropischen Anbaugebieten auf. In Europa breitet sich Rhizoctonia seit den 1990er Jahren aus. Die Erwärmung fördert die Ausbreitung. Rhizoctonia-Befall kann in eng umrissenen Gebieten schwere Verluste zwischen 12 und 30 % des Kornertrags verursachen. Die Krankheit tritt im intensiven Maisanbau mit Beregnung häufiger auf als auf nicht beregneten Flächen. Maiswurzelfäule Rhizoctonia solani, Rhizoctonia zeae Befallsfördernde Faktoren Rhizoctonia ist ein Schwächeparasit. Der Pilz verbreitet sich im Boden unter natürlichen Bedingungen nahezu ausschließlich mit seinem Myzel und schwarzen Dauerformen (Sklerotien). Die Bildung asexueller Sporen ist nicht bekannt. Dieser Erreger kann lange ohne Anwesenheit eines Wirtes überleben. Befallsfördernd sind • Kurzzeitige Überschwemmung, Staunässe • Enge Fruchtfolge mit anderen Rhizoctonia-Wirtspflanzen (Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben) • Verdichte Böden, schlechte Bodendurchlüftung • Hohe Anteile unzersetzter organischer Substanz im Boden Bekämpfung • Weit gestellte Fruchtfolge • Vollständiges Zerkleinern und sauberes Einarbeiten der Ernterückstände • Vermeidung von Bodenverdichtungen • Verbesserung der Bodenstruktur zur Förderung der Bodendurchlüftung und des Abbaus organischer Substanz Eine direkte Bekämpfung von Frühbefall ist mittels Saatgut­ behandlung mit gegen Rhizoctonia wirksamen fungiziden Beizen möglich. 49 Maiswurzelfäule Rhizoctonia solani, Rhizoctonia zeae 50 Befallene Maispflanze mit stark verringertem Wurzelwerk. Maispflanzen ohne Kronen- und Stützwurzel neigen zum Lager. Keimlingskrankheiten Pythium aphanidermatum, P. arrhenomanes, P. ultimum Fusarium graminearum, F. culmorum, F. avenaceum, F. poae, F. verticillioides, F. subglutinans, F. proliferatum Krankheitsbild Pythium- und Fusarium-Arten können während der Jugendentwicklung des Maises Keimlings- und Stängelfäulen sowie Nekrosen der Keimlinge verursachen. Lückige und ungleichmäßige Bestände nach dem Feldaufgang können ursächlich durch Keimlingskrankheiten verursacht sein. Die Keimlinge können bereits im Boden oder nach dem Aufgang absterben. Befallene Körner und Keimlinge im Boden sind mit Pilzmyzel überzogen und können sich braun oder schwarz verfärben. An aufgelaufenen Keimlingen nehmen die untersten Internodien ein wässriges Aussehen an, erweichen und können so später zum Lager der Pflanzen führen. Der Wurzelhals ist häufig eingeschnürt, wenn die Leitbündel stark betroffen sind, kommt es zu Welkeerscheinungen und zum Absterben aufgelaufener Pflanzen. Für eine zuverlässige Bestimmung und Unterscheidung pilzlicher von bakteriellen Fäulen ist eine Laboruntersuchung mit Kultur in einem geeigneten Medium erforderlich. Befallsfördernde Faktoren Keimlingkrankheiten sind Schwächeparasiten. Insbesondere eine Saat in nicht ausreichend erwärmte und nasse Böden, länger ­andauernde kühle Witterung nach der Saat und aus anderen Gründen verzögerte Keimlingsentwicklung begünstigen die Anfälligkeit für Auflaufkrankheiten. Das Inokulum kann anhaftend am Saatgut, aber auch an Ernteresten überdauernd übertragen werden. Bekämpfung Alle Maßnahmen, die einen zügigen Feldaufgang fördern, wirken Schäden durch Keimlingskrankheiten entgegen. Eine direkte Bekämpfung von Frühbefall ist mittels Saatgut­ behandlung mit gegen Pythium und Fusarium wirksamen ­fungiziden Beizen möglich. 51 52 Impressum Inhalt Dr. Martin Schulte Fotos L. Ramos-Romero, Abteilung für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz, Georg-August-Universität Göttingen; Syngenta Agro GmbH Wissenschaftliche Beratung L. Ramos-Romero, Prof. A. von Tiedemann, Abteilung für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz, Georg-August-Universität Göttingen 53 Syngenta Agro GmbH Am Technologiepark 1-5 63477 Maintal Syngenta Agro GmbH Zweigniederlassung Österreich Anton-Baumgartner-Str. 125/2/3/1 1230 Wien BeratungsCenter 0800 32 40 275 www.syngenta.de Beratungs-Hotline 0800 20 71 81 www.syngenta.at Stand: Mai 2014 Schutzgebühr: 5,00 E