Händel complete Opera - Pdf

Werbung
Wagner-Festspielhaus Bayreuth
Opernhaus London
Georg Friedrich Händel (1685-1759)
Complete Opera
Index – Opern von Georg Friederich Händel
1. Almira – HWV 01
22. Lotario – HWV 26
2. Agrippina – HWV 06
23. Partenope – HWV 27
3. Rinaldo – HWV 07
24. Poro, Rè dell'Indie – HWV 28
4. Il Pastor fido – HWV 08c
25. Ezio – HWV 29
5. Teseo – HWV 09
26. Sosarme, Re di Media – HWV 30
6. Lucio Cornelio Silla – HWV 10
27. Orlando – HWV 31
7. Amadigi di Gaula – HWV 11
28. Arianna in Creta – HWV 32
8. Radamisto – HWV 12
29. Ariodante – HWV 33
9. Muzio – HWV 13
30. Alcina – HWV 34
10. Il Floridante – HWV 14
31. Atalanta – HWV 35
11. Ottone, Re di Germania – HWV 15
32. Arminio – HWV 36
12. Flavio, Re de Langobardi – HWV 16
33. Giustino – HWV 37
13. Giulio Cesare in Egitto – HWV 17
34. Berenice, Regina d'Egitto – HWV 38
14. Tamerlano – HWV 18
35. Faramondo – HWV 39
15. Rodelinda, Regina de' Langobardi – HWV 19
36. Serse – HWV 40
16. Scipione – HWV 20
37. Imeneo – HWV 41
17. Alessandro – HWV 21
38 . Deidamia – HWV 42
18. Admeto, Re di Tessaglia – HWV 22
39. The Alchymist – HWV 43
19. Riccardo Primo, Re d'Inghilterra – HWV 23
40. Comus – HWV 44
20. Siroe, Re di Persia – HWV 24
41. Aceste – HWV 45
21. Tolomeo, Re di Egitto – HWV 25
42. Oreste – HWV A11
Almira, Königin von Castilien – HWV 1
oder: Der in Krohnen erlangte Glückswechsel
Oper in 3 Akten (Frühe Barockoper)
Originalsprache: deutsch, italienisch
Spieldauer ca. 3 ½ Stunden
Uraufführung: 8.01.1705 (Theater am Gänsemarkt, Hamburg)
Libretto von Rufinus Widl: Friedrich Christian Feustking nach Giulio Pancieris L'Almira (1691)
Besetzung der Aufnahme
Mozarteum-Orchester Salzburg – Leopold Hager
Cello-Cornelius Hermann, Cembalo-Jean-Pierre Faber
Oebalus-Anthony Rolfe Johnson; Melia-Arleen Augér; Hyacinthus-Edith Mathis; Apollo-Cornelia Wulkopf; ZephyrusHanna Schwarz
Recorded 1982
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
Almira, Königin von Kastilien (Soprano), heimlich in Fernando verliebt
Edilia (Soprano), eine Prinzessin
Consalvo (Bass), Fürst von Segovia, Almiras Vormund
Osman (Tenor), sein Sohn
Fernando (Tenor), ein Findelkind, Sekretär Almiras
Raymondo (Bass), König aus Mauretanien
Bellante (Soprano), Prinzessin von Aranda
Tabarco (Bass), Fernandos Diener
Handlung:
- Kastilien (Valladolid), im Mittelalter, möglicherweise im Jahre 1109
1. Akt An ihrem zwanzigsten Geburtstag wird die Prinzessin Almira aus der Vormundschaft entlassen, zur Königin gekrönt und
besteigt den Thron ihres früh verstorbenen Vaters Alfonso. Sie belohnt Consalvo, der während ihrer Minderjährigkeit die
Staatsgeschäfte führte, für seine treuen Dienste: Er wird fortan ihr oberster Ratgeber sein. Sein Sohn Osman erhält das
Oberkommando der Armee; Fernando, ein Findling, den Almira heimlich liebt, wird Sekretär der Königin. Die
Testamentseröffnung überrascht Almira: Ihr Vater hat verfügt, dass sie einen Gatten aus dem Hause Consalvos wählen soll.
Der Schmerz überwältigt sie, denn jede Hoffnung auf eine Verbindung mit Fernando scheint verloren. Osman, der die
Testamentseröffnung belauschte, trennt sich von seiner Verlobten, der Prinzessin Edilia. Er braucht freie Bahn, um mit seinem
Vater um die Hand der Königin konkurrieren zu können. Fernando, der ebenfalls Almira heimlich, aber, wie er meint, als Findling
aussichtslos liebt, lebt ganz der kühnen Hoffnung, zum König bestimmt zu sein. Um Almira einen Wink zu geben, will er in einen
Baum einschnitzen: ICH LIEBE, DIE ICH NICHT DARF NENNEN. Er kommt aber nur so weit: ICH LIEBE DI..., dann wird er
durch Almira überrascht. Sie liest und ergänzt falsch: ICH LIEB EDILIA. In rasender Eifersucht schickt sie ihn davon: Geloso
tormento. Edilia beklagt sich bei Consalvo über Osmans Untreue. Consalvo erschrickt: Auch er will, das Testament nutzend, mit
Almiras Hand gleichzeitig den Thron erringen. Er sichert Edilia zu, dass er seinen Sohn zur Einlösung des Verlöbnisses zwingen
werde. Edilia versucht den treulosen Osman eifersüchtig zu machen und wirft sich Fernando an den Hals; Osman dagegen will
sich rächen, indem er der Prinzessin Bellante den Hof macht. Almira, die wieder alles missversteht, verliert die Beherrschung
und weist Fernando aus dem Saal.
2. Akt In Fernandos Zimmer dringt Osman ein; er lässt sich durch den Diener Tabarco nicht abweisen und verlangt als
Freundesdienst von Fernando, sein Fürsprecher bei Almira zu sein. Auch Almira erwartet, dass Fernando ihr die Entscheidung
abnehme, ob sie der Verfügung des Testaments gehorchen soll. Der will diplomatisch sein und bringt den heimlich lauschenden
Osman dadurch in Wut. Consalvo will mit Hilfe der Königin die Hochzeit von Osman und Edilia erzwingen, doch Almira
missversteht wieder, weil sie glaubt, Fernando sei gemeint: No, no, non voglio. Als Gesandter verkleidet, erscheint der
maurische König Raymondo in politischer Absicht: Mi dà speranza al core. Almira glaubt, dass sie ihre Liebe nicht länger
verheimlichen kann: Move i passi alle ruine. Als Osman zurückkommt, um Fernando zum Zweikampf aufzufordern, tritt sie
unerkannt dazwischen und entreißt beiden die Degen. Intermezzo: Tabarco, dem die Hofpost anvertraut ist, schnüffelt in den
zarten Geheimnissen der hohen Herrschaften: „Der Hof ist schier vor Liebe reinweg toll, darum sind auch davon fast alle Blätter
voll.“ Almira birgt die Waffen: Beim Anblick von Fernandos Degen gerät sie in Verzückung – einst soll er die Wunde heilen, die
ihr im Herzen brennt. Raymondo, dessen Verkleidung sie durchschaute, wird immer deutlicher in seinem Werben um Almira.
Von Consalvo beraten, will sie ihre Absage diplomatisch verkleiden. Wieder verwirren sich die Fäden: Edilia, die Osmans Degen
vor dem Zimmer der Königin sieht, glaubt sich verraten; Osman dagegen hält Edilia für die verschleierte Dame in Fernandos
Zimmer.
3. Akt Prächtige Aufzüge werden zu Ehren der maurischen Gäste vorgeführt: Europa und Afrika, von Fernando und Osman
vorgestellt, preisen ihre Vorzüge. Als sich Almira gegen Afrika für „Europens Schönheit“ entscheidet, hat Raymondo die so fein
verschlüsselte Absage verstanden. Am Schluss verkündet Tabarco: Die wahre Herrschaft über die Welt halte aber die Narrheit;
sie regiere das menschliche Handeln. Consalvo glaubt, dass Edilia bei Fernando war, und muss doch Osman mit Edilia
verheiraten, um zum Ziel zu gelangen. So lässt er kurzerhand Fernando in den Kerker werfen und klagt ihn an, Edilia, die
Verlobte seines Sohnes Osman, verführt zu haben. Das trifft eine wunde Stelle bei Almira: Sie platzt vor Eifersucht und will erst
recht um den Geliebten kämpfen. Tabarco bringt ihr aus dem Kerker eine Botschaft Fernandos, ein Rubinherz mit der Inschrift
ALMIRENS EIGENTUM. Um das ihr Unerklärliche zu ergründen, lässt sie Fernando zum Schein das Todesurteil überbringen.
Der von Almira abgewiesene Osman versucht Edilia wiederzugewinnen. Ihre Ablehnung ermuntert Raymondo, in ihrem Hafen
vor Anker zu gehen. Er hat Erfolg, und der verschmähte Osman tröstet sich mit der reizvollen Prinzessin Bellante.
Tabarco hat die Todesnachricht überbracht. Die heimlich lauschende Almira erfährt, dass Fernandos ganze Liebe nur ihr
gehört. Gerührt nimmt sie ihm die Fesseln ab. Das Rätsel löst sich: Der in den Thronsaal zitierte Consalvo erkennt das Kleinod
als das Brautgeschenk für seine Gattin, die auch Almira hieß. Bei der Geburt ihres Sohnes Floraldo war es diesem um den Hals
gehängt worden. Auf einer Seereise waren Mutter und Sohn umgekommen, nun stellt es sich heraus, dass Floraldo gerettet
wurde: Er ist Fernando, der Findling. Almira ist jetzt in der Lage, das Testament des Vaters zu vollstrecken – ihrer Verbindung
mit Fernando steht nichts mehr im Wege. Auch die anderen Paare haben sich gefunden: Raymondo und Edilia, Osman und
Bellante. Und Consalvo? Der freut sich an dem in „Kronen erlangten Glückswechsel“ bei seinen Kindern.
Agrippina – HWV 6
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 26.12.1709 (Venedig, Teatro San Giovanni Grisostomo)
Libretto von Friedrich Vincenzo Grimani
Besetzung der Aufnahme
Akademie f. Alte Musik Berlin - René Jacobs; Alexandrina Pendatchanska (Soprano) - Agrippina, Jennifer Rivera
(Mezzo-Soprano) - Nerone, Sunhae Im (Soprano) - Poppea, Bejun Mehta (Counter-Tenor) - Ottone, Marcos Fink
(Bass-Bariton) - Claudio, Neal Davis (Bass-Bariton) - Pallante,
Dominique Visse (Counter-Tenor) - Narciso, Daniel Schmutzhard (Bass) – Lesbo
Recorded 2010
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Agrippina (Soprano), Gemahlin des Kaisers Claudio
Claudio (Bass), Kaiser von Rom
Poppea (Soprano), edle Römerin, später Nerones Frau
Ottone (Alto), Feldherr des Kaisers
Nerone (Soprano), Sohn der Agrippina aus erster Ehe
Pallante (Bass), Höfling
Narciso (Alto), Höfling
Lesbo (Bass), Diener des Kaisers
Giunone (Alto)
Hofstaat und Gefolge des Kaisers, Offiziere, Soldaten, Sklaven, Dienerschaft, Volk
Handlung:
1. Akt
Agrippina hat vor Jahren Claudius geheiratet, um Kaiserin zu werden und Nero, ihren Sohn aus erster Ehe, auf den Thron zu
bringen. Als sie die Nachricht erhält, dass Claudius während eines Feldzugs gegen Britannien ertrunken ist, gelingt es ihr, die
Höflinge Pallas und Narziss für die Wahl ihres Sohnes zu gewinnen, nachdem sie versprochen hat, ihre Liebesbeteuerungen zu
erhören.
Nero bittet vor dem Kapitol um die Gunst des Volkes, indem er reichlich Geld verteilt. Unterdessen versucht Agrippina die
Menge zu überzeugen, dass der Kaiser tot ist. Kaum ist Nero von Pallas und Narziss zum Kaiser ausgerufen worden, ertönen
Trompeten, und Lesbus meldet, dass der schiffbrüchige Claudius durch die Tapferkeit des Feldherrn Otto gerettet wurde und
diesem voller Dankbarkeit das Thronerbe versprochen hat. Agrippina heuchelt Erleichterung und verspricht Otto Poppeas Hand.
Lesbus überbringt Poppea die Nachricht, dass der Kaiser sie liebt und nachts besuchen will. Zufällig hört Agrippina das
Gespräch mit und überzeugt Poppea, dass Otto zugunsten des Thrones auf sie verzichtet hat. Sie überredet die Empörte, ihren
Geliebten beim Kaiser in Ungnade fallen zu lassen; Poppea bringt Claudius soweit, dass er seinen Retter fallen lässt.
2. Akt
Claudius zieht im Triumph in Rom ein, Pallas und Narziss erkennen endlich, dass Agrippina sie betrogen hat. Während schon
alle Otto als den künftigen Kaiser feiern, wird der Feldherr von Claudius ungnädig empfangen, als Verräter bezeichnet und
entlassen. Otto kann sich dies Verhalten nicht erklären, zumal ihn auch seine geliebte Poppea mit äusserster Kälte behandelt.
Poppea liebt Otto immer noch und trifft sich mit ihm im Garten; bald stellt sich heraus, dass Agrippina an ihrer Verstimmung
schuld ist. Nachdem der Feldherr gegangen ist, meldet Lesbus, dass der Kaiser und auch Nero Poppea sehen wollen.
Agrippina ist besorgt, dass ihre Ränke entdeckt werden, und möchte sich ihrer Mitwisser Pallas und Narziss entledigen. Beide
gehen zum Schein auf ihre neuen Pläne ein, und sie kann auch Claudius überreden, statt Otto Nero zum Nachfolger zu
bestimmen.
3. Akt
Poppea will sich an Agrippina rächen und gleichzeitig ihren Geliebten rehabilitieren. Sie versteckt Otto hinter einem Vorhang
und empfängt Nero, der sich ebenfalls verbirgt. Kurz darauf kommt der Kaiser. Diesem redet Poppea ein, dass Nero ihr
nachstellt, und schlägt als Beweis den Vorhang zurück, hinter dem Nero steht. Der wütende Kaiser weist Nero hinaus. Poppea
kann Claudius davon überzeugen, dass er jetzt zunächst Agrippina besänftigen muss.
Pallas und Narziss enthüllen dem Kaiser Agrippinas Pläne, die jedoch ihren Gemahl von ihrer Unschuld überzeugt. Der Kaiser
weiss nicht mehr, was er tun soll und lässt Otto, Nero und Poppea zu sich rufen. Er ordnet an, dass Poppea Nero heiraten soll.
Poppea lehnt ab, weil sie Otto liebt. Nero will nicht heiraten, sondern den Thron. Claudius gibt jedem, was er wünscht. Hofstaat,
Offiziere, Soldaten und Volk jubeln dem Kaiser zu, vom Himmel schwebt Juno hernieder, die allen Glück wünscht.
Rinaldo – HWV 7
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 23.02.1711 (Queen’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Giacomo Rossi nach Aaron Hill, literar. Vorlage: Torquato Tasso, La Gerusalemme Liberata (1574)
Besetzung der Aufnahme
The Academy of Ancient Music - Christopher Hogwood,
Bernarda Fink (Mezzo-Sopran) - Goffredo, Cecilia Bartoli (Mezzo-Sopran) - Almirena, David Daniels (Counter-Tenor) Rinaldo, Daniel Taylor (Counter-Tenor) - Eustazio, Gerald Finley (Bariton) - Argante, Luba Orgonasova (Soprano) Armida, Bejun Mehta (Counter-Tenor) - Mago cristiano, Ana-Maria Rincón (Soprano) - Donna,Sirena II, Catherine Bott
(Soprano) - Sirena I, Mark Padmore (Tenor) - Un Araldo
Recorded 1999
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Goffredo (Alto), Generalkapitän des christlichen Heers
Almirena (Soprano), seine Tochter, Rinaldos Verlobte
Rinaldo (Soprano), ein christlicher Ritter
Eustazio (Alto), Goffredos Bruder und Botschafter
Argante (Bass), König von Jerusalem, Geliebter Armidas
Armida (Soprano), Königin von Damaskus und Zauberin
Mago (Alto), christlicher Magier
Eine Frau (Soprano)
Zwei Sirenen (Soprano)
Ein Herold (Tenor)
Meerjungfrauen, Ungeheuer, Feen, Offiziere, Wachen, Dienerschaft
Handlung:
- in und um Jerusalem, 1099, während des Ersten Kreuzzuges
1. Akt
Die christlichen Armeen unter Goffredo (Gottfried von Bouillon) belagern die Stadt Jerusalem, die von ihrem sarazenischen
König Argante verteidigt wird. Bei Gottfried sind sein Bruder Eustazio und seine Tochter Almirena, die den christlichen Ritter
Rinaldo liebt und auch von ihm wiedergeliebt wird. Argantes Verbündete und Geliebte ist Armida, die Königin von Damaskus,
die eine Zauberin von hohem Können ist.
Im christlichen Lager antizipiert Goffredo schon den Ruhm, den die unmittelbar bevorstehende Einnahme Jerusalems bringen
wird, und bekräftigt Rinaldo gegenüber, dass er Almirena heiraten könne, wenn die Christen siegreich seien. Almirena ermutigt
Rinaldo, sich auf den Feldzug zu konzentrieren und alle Liebesgedanken so lange zu vergessen, doch er beklagt, dass seine
Liebe noch warten muss.
Ein Herold kündigt die Ankunft Argantes an, der, wie Eustazio richtig vermutet, aus Angst vor der Niederlage kommt und um
einen dreitägigen Waffenstillstand bittet, den Goffredo auch gewährt. Wieder allein, sehnt sich Argante nach Armida, die in
einem von Drachen gezogenen Wagen vom Himmel herabsteigt. Sie berichtet ihm, dass ihre Zauberkünste sie dazu befähigt
haben zu sehen, dass ihre einzige Hoffnung auf Sieg darin liege, den christlichen Truppen Rinaldos Unterstützung zu entziehen
– eine Aufgabe, derer sie selbst sich annehmen werde.
In einem schönen Garten mit zwitschernden Vögeln drehen sich Almirenas Gedanken um ihre Liebe. Sie und Rinaldo tauschen
Zärtlichkeiten aus, bis Armida plötzlich Almirena unter einer Wolke, die von feuerspeienden Monstern produziert wird, entführt
und einen verzweifelten Rinaldo zurücklässt. Er erzählt Goffredo und Eustazio, was geschehen ist, und Eustazio schlägt vor, bei
einem christlichen Zauberer Hilfe zu suchen. Rinaldo fühlt sich ermutigt und bittet den Himmel und die Winde, ihn bei seinem
Rachefeldzug zu unterstützen.
2. Akt
Eustazio, Rinaldo und Goffredo treffen am Ufer in der Nähe der Höhle des Zauberers ein. Ein Geist in Gestalt einer schönen
Frau, die vorgibt, von Almirena gesandt zu sein, versucht, Rinaldo in ihr Boot zu locken, während zwei Sirenen von den Freuden
der Liebe singen. Rinaldos Gefährten, die eine Falle vermuten, versuchen ihn zurückzuhalten, doch er weist ihren Rat zurück,
macht sich frei, steigt in das Boot und segelt davon. Eustazio ist über Rinaldos scheinbare Flucht überrascht, Goffredo macht
sich Mut zum Kampf, obwohl er jetzt sowohl Almirena als auch Rinaldo verloren hat.
In einem schönen Garten in Armidas verzaubertem Palast beklagt Almirena ihre Gefangenschaft. Argante erklärt Almirena seine
Liebe; sie fordert von ihm, das zu beweisen, indem er sie freilasse. Als sie weiter klagt, wird Argantes Widerstand schwächer,
und er verspricht schließlich ihr zu helfen.
Armida frohlockt inzwischen darüber, dass sie Rinaldo gefangen nehmen konnte. Doch als er zu ihr gebracht wird, ist sie von
seinem Stolz gefesselt und erklärt ihm ihre Liebe, um jedoch nur verächtlich zurückgewiesen zu werden. Sie versucht nun ihn
zu verführen, indem sie die Gestalt Almirenas annimmt, doch nach anfänglicher Verwirrung vermutet Rinaldo rasch den Betrug.
Er geht weg und Armida ist hin- und hergerissen zwischen wütender Rache über die Zurückweisung und einer Liebe, die sie
unfähig zur Rache macht. Armida hofft immer noch Rinaldo zu täuschen und nimmt wieder die Gestalt Almirenas an, doch nun
nähert sich Argante. Im Gegensatz zu Rinaldo durchschaut er die Täuschung nicht und macht „Almirena“ erneut Avancen –
sehr zu Armidas Ärger. Sie beschuldigt ihn des Verrats, und er gesteht Almirena zu lieben und erklärt sich bereit, ohne Armidas
Hilfe in den Kampf zu ziehen. Armida schwört Argante Rache.
3. Akt
Eustazio und Goffredo erreichen die Höhle des Zauberers, die am Fuße des Berges liegt, auf dessen Gipfel sich Armidas von
Monstern bewachter Palast befindet. Der Zauberer teilt Eustazio und Goffredo mit, dass sich Rinaldo und Almirena im Palast
aufhalten, und so ziehen sie sofort mit ihren Truppen den Berg hinauf. Alle Warnungen, dass sie nur in den Palast gelangen,
wenn sie die infernalische Macht Armidas mit gleichen Mitteln parieren können, schlagen sie in den Wind. Schreckliche Monster
treiben sie zurück, und der ganze Berg ist in Rauch und Flammen gehüllt.
Der Zauberer stattet nun Eustazio und Goffredo mit Zauberstäben aus, mit deren Hilfe sie Armidas Zauber brechen können, und
ermutigt sie, einen erneuten Angriff auf den Palast zu versuchen. Mit ihren Zauberstäben können sie die Monster besiegen. Als
die Brüder die Tore des Palasts berühren, verschwinden sowohl Berg als auch Palast, und sie selbst finden sich an einem
Felsen über dem schäumenden Meer wieder. Sie erklimmen den Felsen, und man verliert sie aus dem Blick. Der Eremit singt,
um ihnen Mut zu machen, bis sie ihren Sieg errungen haben, dann verschwindet er in seiner Höhle.
Inzwischen ist Armida im Garten ihres Palastes kurz davor, Almirena zu töten, um sich für Rinaldos Gleichgültigkeit zu rächen.
Er zückt sein Schwert, doch aus dem Boden erscheinen plötzlich Geister, um Armida zu verteidigen. Sie ruft die Furien herbei,
damit sie sie beschützen, als Goffredo und Eustazio herankommen. Doch als sie den Garten mit ihren Zauberstäben berühren,
verschwindet er, und man sieht eine weite Ebene und Jerusalem in der Ferne. Armida versucht erneut, Almirena zu erstechen,
doch sie verschwindet, als Rinaldo sie mit seinem Schwert schlägt. Goffredo, Eustazio, Almirena und Rinaldo jubeln darüber,
dass sie wieder vereint sind. Die Helden beschließen ihren Angriff auf Jerusalem am nächsten Morgen zu beginnen und
Goffredo fordert Rinaldo auf, die Zeit, die er mit Liebeserklärungen verbracht hat, jetzt durch ehrenvolle Taten auf dem
Schlachtfeld wieder wettzumachen. Rinaldo denkt darüber nach, dass Liebe und das Verlangen nach ruhmreichen Taten ihn
anspornen, sich auszuzeichnen.
Die Sarazenen bereiten sich auch für die Schlacht vor. Argante feuert seine Generäle an, Jerusalem mutig zu verteidigen. Den
gemeinsamen Feind vor Augen, versöhnt er sich mit Armida, und sie mustern ihre Truppen.
Im christlichen Lager freut sich Almirena schon darauf, endlich mit ihrem Liebsten vereint zu sein. Als die Feinde heranrücken,
vertraut Goffredo sie und das Lager Eustazios Schutz an. Goffredo und Rinaldo inspizieren ihre Truppen und planen ihre
Kampfstrategie. Goffredo soll die Hauptarmee anführen, während Rinaldo von der Flanke her angreifen soll. Rinaldo freut sich
schon auf den Sieg in der Schlacht und die Erfüllung seiner Liebe zu Almirena. Argante und Goffredo befehligen und ermutigen
ihre Truppen, und schließlich beginnt der Kampf. Zeitweise scheint der Ausgang ungewiss, doch als Rinaldo, dem es schon
gelang, Jerusalem einzunehmen, seinen Flankenangriff macht, werden die Sarazenen in die Flucht geschlagen. Argante wird
von Rinaldo gefangen genommen, Armida von Eustazio. Rinaldo und Almirena sind endlich vereint, Armida und Argante
bekennen sich zum Christentum und Goffredo lässt sie wieder frei. Alle erklären die Tugend als höchsten Wert.
Il Pastor fido – HWV 8c ( Der getreue Schäfer / The Faithful Shepherd )
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 2 ½ Stunden
Uraufführung: 22.11.1712 (Queen’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Giacomo Rossi nach Giovanni Battista Guarini, Il pastor fido (1585)
HWV 8c enthält das Ballet Terpsicore HWV 8b als Prolog.
Besetzung der Aufnahme
Capella Savaria - Nicholas McGegan, Savaria Vocal Ensemble, Harpsichord - Miklós Spányi, Spinet -Nicholas
McGegan,Cello - Cseperke Falvay, Pauk Esswood (Counter-Tenor) - Mirtillo, Katalin Farkas (Soprano) - Amarilli,
Márta Lukin (Mezzo-Soprano) - Dorinda, Gábor Kálly (Tenor) - Silvio, Mária Flohr (Mezzo-Soprano) - Eurilla, József
Gregor (Bass) - Tirenio, Zita Börcsök (Soprano) - Shepherdess
Recorded 1994
Personen:
Prolog
•
•
•
Apollo (Alto), Anführer der Musen
Erato (Soprano), Muse der Musik
Terpsicore (Tanzrolle), Muse des Tanzes
Il Pastor fido
• Mirtillo (Alto), Schäfer, verliebt in Amarilli (1712 Sopran, 1734 Alt)
• Amarilli (Soprano), göttliche Nymphe, heimlich verliebt in Mirtillo
• Eurilla (Soprano), Nymphe, heimlich verliebt in Mirtillo und Vertraute von Amarilli
• Silvio (Tenor), Jäger, Verlobter von Amarilli (1712 Alt, 1734 Tenor)
• Dorinda (Alto), Schäferin, verliebt in Silvio (Alt)
• Tirenio (Bass), ein blinder Weiser, Priester der Diana
• Musen, Jäger, Schäfer, Priester
Handlung:
- im mythischen Arkadien, in mythischer Zeit
Prolog
Erato bereitet mit ihren Untergebenen eine Huldigungsfeier für Zeus vor. Apollo wird zur Entgegennahme der Huldigung als
Stellvertreter des Zeus erwartet. Der Altar der Diana ist bedeckt mit den Leichen geopferter Mädchen: Dies ist das Ergebnis des
von der Göttin gegebenen Orakels, das für die dereinst von einem Mädchen begangene Untreue das Land Arkadien mit der
Strafe belegte, dass alle „unrechtmäßig“ der Liebe verfallenen Mädchen und Frauen sterben müssen. Die Strafe währt so lange,
bis sich zwei Bedingungen erfüllen: Wenn sich zwei junge Menschen aus göttlichem Geschlecht in Liebe verbinden und ein
treuer Hirte sich selbst für ein Mädchen opfert. Erato hat den Altar so geschmückt, dass man den grausamen Anblick nicht
sehen kann. Sie hofft bei dieser Gelegenheit auf die Zuwendung der Gunst Apollos. Der aber interessiert sich für – Terpsicore.
Endlich kommt sie, verspätet und zögernd. Der verdeckte Opferaltar ist der Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit, weniger die
Huldigungsfeier. Apollo bittet sie zu tanzen. Sie benutzt ihren Tanz, um darauf hinzuweisen, dass es Zeit ist, etwas für die
Menschen zu tun, es ist Zeit, dem sinnlosen Sterben Einhalt zu gebieten. Weder bei Apollo noch bei Erato findet sie
Verständnis. Apollo verlangt von ihr, die Leidenschaften der Liebe und das Feuer der Eifersucht im Tanz darzustellen.
Terpsicore macht einen zweiten Versuch, auf die Nöte der Menschen hinzuweisen, die durch den Orakelspruch eingetreten
sind. Sie holt die Schemen der Personen herbei, die in den Konflikt des offenbar nächsten Opfers – Amarilli – einbezogen sind.
Sie bittet für sie, doch Apollo hat nur Augen für seine Muse der Tanzkunst. Erato beendet abrupt das Fest. Diana, schon ihres
nächsten Opfers sicher, geht mit Apollo und seinen Musen die Wette um Amarillis Schicksal ein.
1. Akt
Auf Amarilli lastet das Bewusstsein des Orakels. Dennoch kann sie nicht ihren Verlobten, den Jäger Silvio, lieben. Sie liebt und
begehrt allein den Hirten Mirtillo. Aber eine Vereinigung mit ihm würde ihren Tod bedeuten, da die Göttin Diana ihre Untreue an
dem Zugesprochenen sühnen würde. Dennoch hofft sie auf einen Ausweg aus der Situation.
Mirtillo ist enttäuscht von Amarillis vermeintlicher Kälte gegen ihn. Für Eurilla ist dies ein willkommener Anlass, Mirtillo, den sie
sehnlichst begehrt, an sich zu ziehen. Sie verspricht ihm Hilfe bei seiner Werbung um Amarilli. Mirtillos Kranz soll ihr dabei
helfen.
Amarilli begegnet ihrem Verlobten Silvio. Ihm ist es gleichgültig, wen seine Verlobte liebt. Er liebt allein die Jagd und die
Jagdgöttin Diana.
Amarilli schöpft aus dem Verhalten Silvios neue Hoffnung für ihre heimliche Liebe zu Mirtillo. Das Mädchen Dorinda hingegen
liebt Silvio. Ja, sie bewundert sogar seine Hingabe an das Götzenbild Dianas, an dessen Stelle sie selbst gern wäre.
Unverhohlen gibt sie Silvio ihre Gefühle für ihn preis. Der Jäger, noch nie von einem Mädchen derart provoziert, ist erschrocken
und verwirrt.
2. Akt
Mirtillo wartet auf Eurillas versprochene Hilfe. Neben dem Eingeschlafenen legt Eurilla den Kranz mit einer anonymen Einladung
in jene Höhle, wo sich die Liebenden Arkadiens die Erfüllung ihrer Liebe gewähren. Mirtillo findet den Brief, glaubt sofort, dass
Amarilli der Absender ist, und stürmt beseligt davon.
Amarilli wiederum schließt aus dem „Fund“, Mirtillo habe diesen Brief von einem anderen Mädchen. Eurilla bestätigt ihr die
Befürchtung. Für Amarilli scheint jede Hoffnung für immer erloschen.
Dorinda verfolgt Silvio auch weiterhin. Sie hat bemerkt, dass er für weibliche Schönheit durchaus nicht unempfindlich ist. Nun
spielt sie unverhohlen mit ihren Reizen, des nahen Sieges gewiss.
Eurilla schickt den zögernden Mirtillo in die Höhle der Liebe, ihm versichernd, dass dort Amarillis auf ihn wartet. Auch Amarillis
konnte sie überreden, die Höhle zu betreten, allerdings nur, weil sie sich an diesem Ort von der vermeintlichen Untreue des
Geliebten überzeugen will. Eurillas Plan erfüllt sich: Amarilli und Mirtillo begegnen sich, erkennen ihre Liebe und Treue
zueinander, nichts in der Welt vermag sie zu trennen. Schnell holt Eurilla die Priester als Zeugen der sich hier vollziehenden
„unrechtmäßigen“ Liebe.
3. Akt
Dorinda verfolgt Silvio auch bei der Jagd. Schreck und Verwirrung sowie Dorindas Zärtlichkeit lassen in Silvio die Liebe
hervorbrechen. Da kommt Eurilla, um mit kaum zu verhehlendem Triumph zu verkünden, dass Amarilli zum Opfertod geführt
wird. Amarilli ist bereit zu sterben. Doch ein letztes Lebewohl wollte sie dem geliebten Mirtillo sagen.
Im letzten Moment stürzt Mirtillo herbei, befreit Amarilli und bietet sich selbst zum Opfer dar. Damit ist die Bedingung zur
Aufhebung des Orakels erfüllt. Die Göttin Diana hat ihre Macht über die Menschen verloren. Der blinde Tirenio verkündet es
und gibt die Paare zusammen, die in wahrer Liebe verbunden sind: Amarilli und Mirtillo, Dorinda und Silvio. Eurilla wird die
Intrige verziehen, hat auch sie doch nur aus Liebe gehandelt; ihre Reue sühnt ihr Vergehen.
Teseo – HWV 9
Oper in 5 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 2 ½ Stunden
Uraufführung: 10.01.1713 (Queen’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Nicola Francesco Haym, nach Philippe Quinault, Thésée (1675)
Besetzung der Aufnahme
Staatsorchester Stuttgart - Konrad Junghänel,
Franko Fagioli (Counter-Tenor) - Teseo, Helene Schneiderman (Mezzo-Soprano) - Medea, Jutta Böhnert (Soprano) Agilea, Kai Wessel (Counter-Tenor) - Egeo, Matthias Rexroth (Counter-Tenor)- Arcane, Olga Polyakova (Soprano) Clizia, Mark Munkittrick (Bariton) - Sacerdos di Minerva (Priester der Minerva)
Recorded 2009
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Teseo (Soprano)
Agilea (Soprano), seine Geliebte
Egeo (Alto), König von Athen
Medea (Soprano), seine Verlobte
Clizia (Soprano), Geliebte des Arcane
Arcane (Alto), ein Vasall des Königs
Minister der Minerva, (Bass) ursprünglich Sopran
Fedra (Soprano), Medeas Begleiterin
Göttin Athene (stumm)
Hofstaat, Krieger, Wachen, Volk
Handlung:
- Theben, in antiker, mythischer Zeit
1. Akt Agilea liebt Teseo und zeigt sich ihrer Vertrauten gegenüber besorgt um das Schicksal des Helden, der mit den
Athenern in den Kampf gezogen ist. Arcane liebt Clizia, die ihm verspricht, seine Liebe bald zu belohnen. Das Kriegsglück ist
auf Seiten der Athener: König Egeo, der geschworen hatte, die Zauberin Medea zu seiner Gemahlin zu machen, gibt bekannt,
dass Agilea Königin werden soll. Die verzweifelte Agilea bekennt ihre Liebe zu Teseo und ihre Verpflichtung für ein königliches
Los.
2. Akt Im Palast besingt Medea ihr Unglück: Der Liebesgott lässt sie keine Ruhe im Leben finden. Egeo tritt mit seinem
Gefolge auf. Er eröffnet Medea, dass er nach langem Aufschub ihrer beiderseitigen Vermählung ihr seinen Sohn zum Gemahl
bestimmt habe. Arcane gibt dem König zu bedenken, dass der mit Siegesruhm bekränzt heimkehrende Teseo ihm den Thron
streitig machen könnte. Der gefeierte Held Teseo schickt sich an, dem Herrscher einen Besuch abzustatten. Medea warnt ihn:
Egeo verdächtigt ihn des Verrats. Nur sie könne den Zorn des Königs besänftigen. Teseo legt sein Schicksal in die Hände der
Zauberin: Als diese allein ist, besingt sie ihre Eifersucht und ihren Hass.
3. Akt Arcane bittet den König um die Hand der Clizia. Agileas Zofe meldet ihrer Herrin die Ankunft Teseos. Der Held erscheint
und besingt das Glück, seine Geliebte wiederzusehen. Doch der vom König ausgesandte Arcane verkündigt die bevorstehende
Vermählung Agileas und Egeos. Medea kommt hinzu und droht dem jungen Mädchen. Durch Zauberkünste verwandelt sie die
Bühne in eine von Ungeheurem bevölkerte grauenvolle Wüste. Die Dämonen entführen Agilea.
4. Akt Arcane unterrichtet den König von Medeas bösem Zauber. Egeo schwört sich zu rächen. Medea bedrängt Agilea, sich
des Königs Wunsch zu fügen, doch diese will lieber den Tod erleiden, als auf ihre Liebe zu verzichten. Medea lässt daraufhin
den in einen tiefen Schlaf gesunkenen Teseo von Geistern herbeibringen und beschließt, dass der Held eher sterben als ihrer
Rivalin gehören soll. Agilea ergibt sich: Sie will dem König ihre Hand reichen, um den Geliebten zu retten. Medea gebietet den
Dämonen, sich zu entfernen, und verwandelt die Bühne in eine Zauberinsel. Sie berührt Teseo mit ihrem Zauberstab, dieser
vernimmt aus Agileas Mund, dass ihre Liebe zu ihm erloschen ist, doch ihre Tränen verraten ihre wahren Gefühle. Die Zauberin
erscheint wieder: Offensichtlich gerührt durch die tiefe Neigung Teseos zu Agilea, gibt sie ihre Absicht kund, ihn, den sie liebt,
glücklich zu machen, während die beiden Liebenden ihr Glück besingen.
5. Akt Von Eifersucht gequält, sinnt Medea auf Rache: Sie ist entschlossen, Teseo zu töten, und übergibt dem König einen
Becher mit Gift. Begleitet von dem Hochzeitszug, treten die beiden Verlobten auf. Der König erklärt sich bereit, allen Hader zu
vergessen und auf die Versöhnung zu trinken. Bevor Teseo den Becher an den Mund hebt, schwört er bei seinem Schwerte
dem König Treue und Ergebenheit. Dieser erkennt in dem Schwert die Waffe, die er einst seinem Sohn als Erkennungszeichen
überreicht hatte. Er reißt Teseo den Becher aus der Hand und gesteht das Verbrechen, das er im Begriff war zu begehen.
Medea flieht. Der König besiegelt den Bund der beiden Liebenden und gibt auch Clizia und Arcane seinen Segen. Auf einem
mit Drachen bespannten Wagen erscheint Medea und schickt sich an, den Palast in Brand zu setzen. Doch das Eingreifen
Minervas rettet die Anwesenden vor den Flammen. Der Schlusschor besingt die wiedergewonnene Eintracht.
Lucio Cornelio Silla – HWV 10
Oper in 3 Akten
Spieldauer ca. 2 Stunden
Libretto von Giacomo Rossi
Originalsprache: italienisch
Uraufführung: 2.06.1713 (Queen’s Theatre, Haymarket, London)
Besetzung der Aufnahme
The London Handel Orchestra - Denys Darlow, James Bowman (Couter-Tenor) - Silla, Simon Baker (Couter-Tenor) Claudio, Joanne Lunn (Soprano) - Lepido, Rachel Nicholls (Soprano) - Metella, Natasha Marsh (Soprano) - Flavio,
Elizabeth Cragg (Soprano) - Celia, Christopher Dixon (Bass) - Il Dio
Recorded 2000, live: Concert Hall of The Royal Collage of Music
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
Lucio Cornelio Silla (Mezzo Soprano), Diktator von Rom
Metella (Soprano),, seine Frau
Lepido (Soprano), Volkstribun, Freund des Silla
Flavia (Soprano), seine Frau
Claudio (Mezzo Soprano), Senator, Geliebter der Celia
Celia (Soprano), Tochter des Catulus, eines Leutnants des Silla
Mars (Bass)
Scabro (stumm), Günstling des Silla und Vertrauter der Metella
Handlung:
- Rom, 82–79 v. Chr.
1. Akt
Nach seinem Sieg über Mario und seinen Eroberungen bei den östlichen Königreichen marschieren Silla und sein Heer, von
Militärinstrumenten begleitet, wie bei einer Parade durch den Triumphbogen in Rom ein. Metella und Lepido begrüßen Silla.
Dieser präsentiert die bisherigen Führer der eroberten Gebiete als neue Sklaven Roms und schließlich den Kopf des Mario. Als
Gegenleistung für seine Siege verlangt er von Rom, ihn zum absoluten Herrscher über das Römische Reich zu machen. Metella
und Lepido sind entsetzt, denn sie sehen, zu Recht, die Freiheit der römischen Republik bedroht. Metella würde lieber sterben,
als Roms Freiheiten von ihrem Mann zerstört zu sehen.
Flavia, Lepidos Frau, erzählt ihrem Mann von einem furchtbaren Traum, in dem sie Rom durch ein Ungeheuer in Schutt und
Asche gelegt sah. Lepido versucht sie zu beruhigen. Da sehen Flavia und Celia, wie ein Blitz einen Teil des Triumphbogens
zerstört, und dies befeuert Flavias Ängste. Sie bittet Jupiter, ihr einen Hoffnungsstrahl zu schicken.
Claudio erscheint mit einem Porträt, welches er bewundernd ansieht. Celia vermutet, dass es ein Frauenbildnis ist, und entreißt
es ihm. Als sie aber sieht, dass es ein Bild des toten Mario ist, den Claudio gegen Silla unterstützt hatte und immer noch
verehrt, erklärt sie ihn für unwürdig, da sie selbst Tochter eines der Offiziere des Silla und ihm somit auch verbunden ist.
Claudio sagt, er liebe sie, aber Celia kann ihm ihre Liebe nicht zeigen, da er Sillas Feind ist. Claudio verspricht ihr die Treue.
Allein gelassen, gesteht sich Celia ein, dass sie Claudio liebt, aber die Ehre verlangt ihr Schweigen in dieser Sache.
In einem Garten trifft Claudio Silla und beschuldigt ihn der Unterdrückung von Roms Freiheit. Celia, die sich versteckt hatte,
greift ein, indem sie Silla ablenkend nach ihrem Vater fragt. Silla gibt ihr einen Brief von ihrem Vater, den sie nun liest. Claudio
droht Silla abzusetzen und dieser stürmt davon, Celia folgt ihm. Claudio beschließt sich Sillas Arroganz zu widersetzen.
Im Amphitheater bei den Gladiatorenkämpfen erscheint Silla mit Flavia und Celia, die er beide an die Hand genommen hat.
Metella, Lepido und Claudio beobachten sie aus genügender Entfernung. Silla ist stolz, ein Phoenix mit doppelter Flamme zu
sein, nämlich ein Liebhaber schöner Frauen und gleichzeitig ein diktatorischer Kriegsheld. Arrogant geht er an den übrigen
vorbei, ihre Vorwürfe und schmähenden Zurufe überhörend.
2. Akt
Silla und Flavia treffen sich am Tempel der Berecinta. Er versucht, sich ihr zu nähern. Sie gibt zu erkennen, dass sie zwar
seinen Ruhm akzeptiere, aber ihrem Mann Lepido treu bliebe. Silla, allein geblieben, ist betrübt über diese Abfuhr und schläft
ein. Im Traum erscheinen ihm Drachen und Furien mit brennenden Fackeln und er erwacht. Er glaubt auch jetzt noch die Furien
zu sehen und ruft seine Wache, die sofort mit gezückten Schwertern erscheint. Er fordert sie wie ein Irrer auf, die Feinde und
Geister zu töten. Lepido eilt herbei und versucht, den Diktator zu beruhigen. Silla glaubt, dieser Traum beweise, dass die Götter
ihn schon jetzt bereits auf Erden an ihrer Macht beteiligen wollten. Lepido nennt daraufhin Silla einen Dummkopf im Mantel
eines Usurpartors. Daraufhin droht Silla Lepido mit dem Tod, was Lepido jedoch keine Angst macht. Silla verlangt mindestens,
dass Lepido sich von seiner Frau trennen solle, damit er, Silla, sie heiraten kann. Lepido lehnt empört ab.
Das Paar Lepido/Flavia befindet sich in seinen Gemächern. Versonnen spricht Lepido von Rache an Silla, weil er die Scheidung
verlange. Flavia möchte lieber sterben, als Sillas Frau zu sein.
Claudio trifft Celia, die bekümmert ist, weil Silla ihr gegenüber zudringlich wurde. Sie hat Angst vor diesem geilen Wüstling.
Claudio bietet liebend an, sie zu beschützen, woraufhin sie ihm bekennt, dass sie ihn auch liebe. Claudio ist darüber glücklich,
trotz der Gefahr durch Silla. Nachdem er gegangen ist, kehrt Silla zurück und versucht an Celia obszöne Handlungen zu
vollziehen, aber seine Frau Metella erscheint und reißt ihn von ihr weg. Silla geht wütend ab und Metella entschuldigt das Tun
ihres Gatten an Celia mit der Macht der Liebe und der Schönheit Celias.
Silla findet zufällig Flavia im Garten vor Lepidos Palast. Dort sieht Silla eine neu errichtete Statue von sich: ein Zeichen der
bisherigen Unterstützung Lepidos für ihn. Jetzt nähert sich Silla der Flavia und will nun auch sie davon überzeugen, ihn zu
heiraten, aber sie weist ihn zurück. Als er sie zu umarmen versucht, versinkt die Statue im Boden und anstelle dessen erscheint
eine Zypresse (ein Symbol des Todes) an deren Platz. Flavia interpretiert dies als eine Warnung des Himmels, der mit seiner
Vernichtung drohe, aber er glaubt, sein Abbild wäre jetzt mit Lorbeer gekrönt in die Elysischen Gefilde eingegangen. Er versucht
sie erneut zu umarmen und sie schreit um Hilfe. Als Lepido mit offenem Schwert dazwischengeht, klagt Silla ihn und Flavia der
Rebellion gegen ihn an und befiehlt seinen Soldaten, Lepido und Flavia zu verhaften und sie in getrennte Gefängnisse zu
bringen. Das Paar nimmt zärtlich voneinander Abschied.
Claudio und Celia erfreuen sich, im Garten lustwandelnd, an ihrer Liebe, als Silla mit seinen Soldaten erscheint. Silla gibt
Auftrag, Claudio zu entwaffnen, ihn zu verhaften, und droht ihm mit dem Tod. Celia wird unter Hausarrest in Sillas Palast
gestellt. Er ruft seinen Günstling Scabro herbei, der zwei Meuchelmorde organisieren soll: Lepido soll mit Pfeilen erschossen
werden, während Claudio seinen Tod im Löwen-Zwinger finden soll. Silla erfreut sich an seinen Rachegedanken. Scabro bleibt
zurück und Metella kommt dazu. Sie beschimpft ihren Mann als Verräter, der unschuldiges Blut vergießen will. Da Scabro auch
ihr Vertrauter ist, die Unschuldigen zu retten.
Claudio steht am Fenster eines Turmes mit Blick auf das Löwen-Gehege, in das er bald hinabgestürzt werden soll, und
reflektiert über sein Schicksal. Abseits dessen bringt Scabro Silla ein durchlöchertes und blutiges Gewand, mit der Implikation,
dass dies Lepidos letzter Mantel war. Silla ist sehr zufrieden und weist Scabro an, ihm sofort mitzuteilen, wenn Claudio von den
Löwen gefressen wurde. Metella hält den abgehenden Scabro auf und fordert von ihm, zu dessen Schutz schnell zu seinem
Herrn zu eilen. Silla aber geht zu seiner Frau und fragt nach dem Sinn dieser Verrücktheit. Sie berichtet daraufhin, dass sich
eine aufgebrachte Menge von Anhängern des toten Mario gegen ihn erhoben habe. Silla vermutet, dass Claudio der
Rädelsführer des Aufstandes ist, und eilt mit dem Schwert fort, um diesen selbst zu erschlagen. Metella verlangt nun von
Scabro, die beiden Gefangenen Lepido und Claudio wieder freizusetzen und sie zu ihr bringen. Sie fleht die Götter um Hilfe an.
Scabro kehrt mit den beiden Männern zurück, und Metella führt beide in größter Eile fort.
3. Akt
Lepido ist sicher in Metellas Gemächern. Er dankt ihr für die Rettung und will Silla in Rom töten, um die Freiheiten
wiederherzustellen. Metella erwidert aber, dass sie dies nicht zulassen könne, da sie ihrem Gatten gegenüber loyal bleiben
müsse. Scabro bringt Metella einen Brief von Silla: Er schreibt, dass er Rom verlassen will. Daraufhin weist sie Sacbro an,
Lepido in Flavias Gefängniszelle zu bringen, so lange, bis Silla Rom verlassen habe. So groß die Freude Lepidos ist, so traurig
ist Metella, dass Silla sie ohne Abschied verlassen hat.
Silla, allein, reflektiert über die Lasten, die das Führen eines Imperiums mit sich bringen: Will er doch Liebe mit den Frauen
genießen – stattdessen muss er jetzt auf eine geheime Reise nach Sizilien gehen. Er beschließt aber, zuvor noch einen
Anschlag auf Celias Tugend zu machen, und schleicht zu ihrem Zimmer, aber sie weist ihn wieder ab. Sie zornig verlassend,
behauptet er kaltschnäuzig, dass Claudio tot sei. Celia ist verzweifelt und denkt an Selbstmord. Sie hört die Stimme ihres
Mannes und meint, es sei wohl sein Geist, ehe sie realisiert, dass er tatsächlich da ist: Er kommt aus seinem Versteck und Celia
ist überglücklich. Claudio versichert ihr seine Liebe.
In ihrem Gefängnis erwartet Flavia ihren Tod. Silla erscheint mit dem angeblich Lepido gehörenden blutbefleckten Gewand und
sagt ihr, dass sie ihn bald in der Unterwelt wiedersehen könne, wenn sie nicht gefügig würde. Als sie trotzig bleibt, wirft er ihr
das Gewand vor die Füße, geht und überlässt Flavia wieder ihren Todesgedanken. Scabro bringt Lepido herein. Dieser
überzeugt Flavia davon, dass er kein Gespenst sei, und das Paar ist glücklich vereint.
Silla hat die Küste in der Nähe von Rom in einer mondhellen Nacht erreicht und bereitet sich vor, in See zu stechen. Metella ist
bei ihm. Er tut verzweifelt, sie zu verlassen, und bittet um Vergebung für sein Verhalten in der Vergangenheit. Sie hofft darauf,
dass sich ihre Liebe erneuern wird. Er besteigt das Schiff und segelt ab. In der Ferne sieht Metella entsetzt, wie das Schiff von
einem plötzlichen Sturm, Blitz und Donner zerstört wird, doch Silla kann schwimmend einen Felsen erreichen. Mutig besteigt sie
ein kleines Boot, um ihn von dort zu retten und bringt ihn in Sicherheit.
Auf einem großen Platz vor dem Kapitol organisieren Lepido und Claudio den Aufstand gegen die Tyrannei Sillas. Der Gott
Mars erscheint in einer Wolke. Als alle Anwesenden auf die Knie fallen, um ihn anzubeten, kommt Metella mit einem reuigen
Silla. Er bittet Mars und das Vaterland um Verzeihung für seine Verbrechen, legt alle seine Würden und Ehren ab und erklärt, er
wird in Zukunft mit Metella auf dem Lande zurückgezogen leben. Als seine letzte Amtshandlung gibt er sein Einverständnis in
die Ehe zwischen Claudio und Celia. Alles Lob gebührt jenen, die dem Himmel ihr Vertrauen entgegengebracht haben.
Amadigi di Gaula – HWV 11
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 2 ½ Stunden
Uraufführung: 25.05.1715 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Giacomo Rossi nach Philippe Quinault, Amadis (1684) und Antoine Houdar de la Motte, Amadis de Grèce (1699);
[Ritterlegende aus den Artussagen]
Besetzung der Aufnahme
Les Musiciens du Louvre - Mark Minkowski,
Nathalie Stutzzmann (Contralto) - Amadigi, Jannifer Smith (Soprano) - Oriana, Eiddwen Harrhy (Soprano) - Melissa,
Berbarda Fink (Contralto - Dardano, Pascal Bertin (Mezzo-Sopran) - Orgando
Recorded 1991
Personen:
• Bastienne (Soprano), eine Schäferin
• Bastien (Tenor), ihr Geliebter
• Colas (Bass), ein vermeintlicher Zauberer
•
•
•
•
•
•
Amadigi (Mezzo Soprano), ein gallischer Prinz
Oriana (Soprano), seine Braut, Tochter des Königs von den glücklichen Inseln
Melissa (Soprano), eine Zauberin
Dardano (Alto), Prinz von Thrakien
Orgando (Soprano), Orianas Onkel
Gefährtinnen Orianas, Wachen, Soldaten, Geister, Schausteller
Handlung:
- Britannien, in mythischer Zeit
1. Akt
Der Held Amadigi und Dardano, Prinz von Thrakien, haben den Einbruch der Dunkelheit abgewartet, um aus dem Reich der
Zauberin Melissa zu fliehen. Beim Antritt der Flucht erfährt Dardano, dass Amadigi die von ihm angebetete Prinzessin Oriana
liebt. Doch er gelobt sich, seine Gefühle zu verbergen, und geht ab, um nach einem günstigen Fluchtweg zu suchen. Amadigi
beschwört die Nacht, seine Flucht zu begünstigen, doch plötzlich erstrahlt Melissas Garten in hellem Licht und eine Schar böser
Geister verhindert seinen Abgang. Melissa erscheint und versucht, zunächst durch Verführungskünste, dann durch Drohungen
das Herz Amadigis zu gewinnen, der ihre Neigung nicht erwidert. Es beginnen nun die Prüfungen, die der Held bestehen muss,
um zu der geliebten Oriana zu gelangen. Diese wird von Melissa in einem Turm gefangen gehalten. Er vermag die Flammen zu
durchdringen, während Dardano die Zauberin um Hilfe anruft. Oriana und Amadigi sind endlich vereint. Sie versprechen
einander ewige Liebe und Treue, bis die beiden Eifersüchtigen der Idylle ein jähes Ende bereiten. Melissa beschwört Dämonen
und Furien, die Oriana entführen. Die Zauberin weidet sich an dem Schauspiel, während der allein gebliebene Amadigi von
Schmerz überwältigt den Tod herbeiwünscht.
2. Akt
Amadigi klagt sein Leid einer Quelle, die im Garten fließt, nicht weit vom prächtigen Palast Melissas entfernt. Es ist die „Quelle
der wahren Liebe“, die ihm offenbaren soll, ob Oriana ihm treu war. Aber die Quelle ist trügerisch, sie zeigt ihm im
Wasserspiegel Oriana, die seinen Rivalen umarmt und ihn hintergeht. Er sinkt in Ohnmacht. Um ihren Racheplan auszuführen,
lässt Melissa Oriana kommen. Diese glaubt zuerst, Amadigi sei tot, und will sich umbringen. Amadigi erwacht, überschüttet die
Geliebte mit Vorwürfen und nennt sie „treulos, undankbar und grausam“. Die anfangs sprachlose Oriana verteidigt sich
schließlich und gibt ihm zu verstehen, dass er bereuen wird, sie beschimpft zu haben. Der verzweifelte Amadigi will seinem
Leben ein Ende setzen. Melissa erscheint gerade noch rechtzeitig, um die Tat zu verhindern, doch Amadigi weigert sich
standhaft, ihrem Liebeswerben nachzugeben. Unterdessen verwandelt sich die Bühne in eine grausige Höhle. Ungeheuer
entsteigen der Erde, Donnerschläge erschüttern die Luft; doch der kühne Held lässt sich nicht beirren. Dardano ist untröstlich
darüber, dass Oriana ihm immer noch widersteht. Melissa verspricht, sie ihm gefügig zu machen. Sie verleiht ihm die Gestalt
Amadigis. Geblendet durch das Gaukelspiel, versöhnt sich Oriana mit „Amadigi“ und gesteht ihm ihre Liebe. Der wahre Amadigi
erscheint. Dardano, der sich unerkannt glaubt, läuft ihm nach und will ihn erdolchen. Als Melissa zurückkehrt, meldet sie, dass
der Prinz von Thrakien im Zweikampf mit Amadigi den Tod gefunden hat. Oriana lässt sich durch Melissas erneute Drohungen
nicht einschüchtern, sie spottet über ihre Zauberkräfte und behauptet, sich vor den Schmerzen nicht zu fürchten. Die allein
zurückgebliebene Melissa will alle Furien der Hölle gegen die „Verräter“ aufrufen.
3. Akt
Oriana wird von den Dämonen hereingeführt. Melissa droht ihr den Tod an; sie hofft auf diese Weise sich Amadigi willfährig zu
machen. Die beiden Liebenden appellieren an ihr Mitleid, doch die Zauberin denkt nur an Rache und beschwört den Schatten
Dardanos. Der Geist erscheint und verkündet, dass nunmehr die Götter die beiden treuen Liebenden beschützen und dass
Melissas Zauberkräfte ihnen nichts mehr anhaben können. Melissa will Oriana den Todesstoß versetzen, doch ihre Hand wird
durch eine stärkere Gewalt als die ihre zurückgehalten. Bevor sie sich erdolcht, versucht Melissa ein letztes Mal Amadigis Herz
zu erweichen. Nach ihrem Tode verheißt der Zauberer Orgando, der Onkel Orianas, das Ende der Prüfungen und die
Vereinigung der beiden Liebenden. Oriana und Amadigi schwören einander ewige Treue, Schäfer und Schäferinnen tanzen und
singen.
Radamisto – HWV 12
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 27.04.1720 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Nicola Francesco Haym, nach Domenico Lalli, L’Amor tirannico (1712)
Besetzung der Aufnahme
The English Chamber Prchestra - Roger Norrington, Dame Janet Baker - (Mezzo-Soprano) Radamisto,son of
Farasmane, Malcolm King (Bass)- Farasmane,King of Thrace, Della Jones (Mezzo-Soprano) - Zenobia,Radamisto's
wife, Martyn Hill (Tenor) - Tiridate,King of Armenia, Eiddwen Harrhy (Soprano) - Polissena,Tiridate's wife,Farasmene's
daughter, Lynda Russel (Soprano) - Tigrane, Prince of Pontus, Patrizia Kwella (Soprano) - Fraarte, Tiridate's brother
Recorded 1984
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
Radamisto (Soprano/Mezzo Soprano), Prinz von Thrakien, Sohn des Farasmane
Zenobia (Alto/Soprano), seine Frau
Tiridate (Tenor/Bass), König von Armenien
Polissena (Soprano), seine Frau und Tochter Farasmanes
Fraarte (Soprano), Prinz von Armenien, Bruder Tiridates
Tigrane (Soprano), Fürst von Pontus
Farasmane (Bass), König von Thrakien
Soldaten, Volk
Handlung:
- Armenien, 53 n. Chr.
1. Akt
Tiridate, der König von Armenien, hat Thrakien erobert und Farasmane gefangengenommen. Die Hauptstadt wird noch
verteidigt, angeführt von Radamisto, dem König.
Tigrane, Tiridates Feldherr, der Polissena liebt, teilt ihr mit, dass sein König mit diesem Krieg nur die schöne Zenobia,
Radamistos Gattin, gewinnen möchte. Tiridate will den thrakischen König durch die Drohung, seinen Vater töten zu lassen, zur
Übergabe zwingen, doch dieser, vor die Mauern geführt, fordert seinen Sohn auf, weiterzukämpfen. Auch Zenobia fordert ihren
Gemahl auf, bis zuletzt Widerstand zu leisten, weil sie weiss, dass der armenische König sie begehrt. Tigrane ist durch die
Tapferkeit seiner Gegner bewegt und entschliesst sich, um Polissena gefällig zu sein, Farasmane entgegen dem Befehl des
Königs nicht zu töten.
Die Stadt wird doch erobert, Zenobia und Radamisto gelingt die Flucht. Tiridate lässt beide verfolgen, vergeblich bittet Polissena
um Schonung ihres Bruders. Bevor die Verfolger das entthronte Herrscherpaar einholen, tötet sich Zenobla, die ihren Gemahl
vergeblich angefleht hatte, sie umzubringen, durch den Sprung in einen Fluss. Radamisto lässt sich festnehmen, um den Tod
seiner Gattin rächen zu können.
2. Akt
Zenobia ist aus dem Fluss gerettet und ebenfalls in Tiridates Lager gebracht worden. Dieser bietet ihr an, Königin zu werden,
doch die Gefangene lehnt entrüstet ab. Tigrane, der Polissena verehrt, verrät ihr, dass ihr Bruder gerettet wurde; seinem König
sagt er, dass Radamisto auf der Flucht den Tod gefunden habe. Radamisto erscheint verkleidet vor dem armenischen König,
um den Tod des thrakischen Königs zu melden. Tiridate lässt sich täuschen und verspricht dem Boten eine grosse Belohnung,
wenn er Zenobla dazu bewegen kann, seinen Antrag anzunehmen. Diese hat ihren Gemahl auch in der Verkleidung sofort
erkannt. Als die beiden Gatten zufällig allein bleiben, geloben sie sich ewige Zuneigung.
3. Akt
Polissena erfährt traurig und zornig, dass ihr Gatte sie verstossen hat, und will einen Aufstand gegen ihn vorbereiten. Tiridate
wirbt immer noch um Zenobla, die schliesslich sein Zepter, das er ihr überreicht hat, in den Staub wirft. Rasend vor Zorn will
sich der König auf sie stürzen; Radamisto tritt dazwischen, wird erkannt und in den Kerker geworfen. Zenobia schleicht in das
Gefängnis, verabschiedet sich von ihrem Gatten und schwört erneut Treue.
Vergebens wirbt Tiridate wieder um Zenobia. Kurz bevor Radamisto zum Tode geführt werden soll, bricht der vorbereitete
Aufstand aus. Der König wird entmachtet. Resignierend muss er seine Schuld bekennen und auf den Thron verzichten.
Il Muzio Scevola – HWV 13
Oper in 3 Akten (Musik zum 1.Akt: Filippo Amadei, 2.Akt: Giovanni Battista Bononcini, 3.Akt: G.F.Händel)
Originalsprache: italienisch
Spieldauer 3. Akt : ca. 2 Stunden
Uraufführung: 15.04.1721 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Paolo Antonio Rolli
Besetzung der Aufnahme
Brewer Baroque Chamber Orchestra - Rudolph Palmer, Harpsichord - Edward Brewer
D'Anna Fortunato (Mezzo-Soprano) - Muzio, Julianne Baird (Soprano) - Clelia, John Ostendorf (BassBariton) - Porsenna, Erie Mills (Soprano) - Orazio, Frederick Urrey (Tenor) - Tarquinio, Jennifer Lane
(Mezzo-Soprano) - Irene, Andrea Matthews (Soprano) - Fidalma
Recorded 1992
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
Muzio Scevola (Mezzo Soprano), Römer
Clelia (Soprano), seine Geliebte
Larte Porsenna (Bass), König der Etrusker
Irene (Alto), seine Tochter
Fidalma (Soprano), ihre Vertraute
Orazio (Soprankastrat), Führer der Römer
Lucio Tarquinio (Soprankastrat), letzter König von Rom
Würdenträger, etruskische und römische Soldaten, Diener, Volk
Handlung:
- Rom und Umgebung, 508 v. Chr.
1. Akt
Der von den Römern vertriebene etruskische König Tarquinio fordert Porsenna auf, Rom für ihn zurückzuerobern und ihm dann
seine Tochter Irene zur Frau zu geben. Danach empfängt Porsenna den Römer Orazio, um die Wiedereinsetzung Tarquinios
auf diplomatischem Weg zu erreichen. Doch Orazio lehnt das Ansinnen rundheraus ab und ist zum Krieg bereit. Als Porsenna
gegangen ist, hält Irene Orazio auf und bietet ihm ihre Hilfe im Kampf gegen die Etrusker an; denn sie verabscheut Tarquinio
und will auf keinen Fall seine Frau werden. Orazio ist von ihrer Schönheit beeindruckt, und auch Irene hat sich, wie ihre
Vertraute Fidalma sogleich bemerkt, in den edlen Römer verliebt.
Auf dem Forum Romanum stimmt Muzio die Soldaten auf den Krieg gegen die Etrusker ein. Auch Muzios Geliebte Clelia will die
Freiheit Roms verteidigen, und Muzio überträgt ihr und den anderen römischen Jungfrauen die Verteidigung des Janushügels.
Da ruft ein Trompetensignal den Helden zum Kampf, und Clelia fleht die Göttin Venus an, ihm beizustehen.
In seinem Kriegszelt bereitet sich Porsenna auf die Schlacht vor. Irene versucht ihn vor der Überlegenheit der Römer zu
warnen, doch Porsenna ist siegesgewiss. Auf einem Feld nahe dem Pons Sublicius – der Brücke über den Tiber – stillt Clelia
ihren Durst an einer Quelle und wird von Porsenna überrascht, der sie in ihrer Ritterrüstung für einen Krieger hält. Im Zweikampf
verliert Clelia den Helm, und Porsenna verliebt sich so sehr in sie, dass er bereit ist, den Krieg gegen Rom um ihrer schönen
Augen willen zu beenden. Auch Clelia ist beeindruckt von seinen edlen Worten. Da kommt Muzio und schickt sie zurück in die
Stadt, weil die Gefahr auf dem Schlachtfeld zu groß für sie sei. Widerwillig verlässt sie ihn und macht sich auf den Heimweg. Da
kommt Orazio mit schlechten Nachrichten: Die Etrusker sind weit vorgerückt und bedrohen Rom. Orazio schickt Muzio fort, die
versprengten Soldaten wieder zu sammeln, und bleibt zurück, um mit zwei Gefährten die Brücke zu verteidigen. Es gelingt ihm,
die Etrusker so lange vom Ufer fernzuhalten, bis die Römer die Brücke niedergerissen und den Feinden auf diese Weise den
Weg nach Rom abgeschnitten haben. Dann springt er in den Tiber, um schwimmend ans andere Ufer zu gelangen.
2. Akt
Irene sorgt sich um Orazio, als Fidalma mit der Nachricht von seiner Rettung aus den Fluten des Tibers kommt. Voller Freude
bittet Irene ihren Vater, den ruchlosen Tarquinio, der zu Recht von den Römern vertrieben wurde, nicht weiter zu unterstützen.
Tatsächlich bleibt er nachdenklich zurück; seine Gedanken sind auch bei Clelia.
An der Grenze Roms preist Muzio Orazios Mut und setzt ihn davon in Kenntnis, dass er in etruskischem Gewand allein ins
Lager der Etrusker gehen wird, um dem Krieg ein Ende zu machen. Orazio lässt ihn ziehen, ist aber um Irenes Schicksal
besorgt. Clelia hat Muzio eingeholt und will ihn von seinem gefährlichen Vorhaben abbringen. Er aber kann sie davon
überzeugen, dass keine Gefahr zu groß ist, wenn sie der Freiheit Roms dient.
Am Ufer des Tibers wartet Orazio auf Irene, die mit dem Boot herbeikommt und ihm von der Bereitschaft ihres Vaters berichtet,
den Krieg zu beenden.
Tarquinio verlangt von dem zögernden Porsenna, Rom endlich zu zerstören. Als er fort ist, tritt Porsenna aus seinem Kriegszelt,
um die tapferen Soldaten auszuzeichnen. Unter ihnen befindet sich Muzio, als Etrusker verkleidet. Da er den König nie gesehen
hat, verwechselt er ihn mit einem etruskischen Würdenträger und sticht diesen mit seinem Dolch nieder. Die Soldaten ergreifen
ihn und bringen ihn vor Porsenna, den er stolz von seiner Absicht in Kenntnis setzt, Roms Freiheit um jeden Preis zu
verteidigen. Furchtlos hält er, als Porsenna ihm den Tod auf dem Scheiterhaufen androht, wenn er seine Mitverschwörer nicht
nenne, seine rechte Hand ins Feuer: Nichts kann seine Stärke besiegen. Porsenna schenkt ihm, beeindruckt von so viel Mut,
die Freiheit, was Muzio veranlasst, ihn nun, als freier Mann, von den Plänen der Römer in Kenntnis zu setzen und ihm seine
Freundschaft anzubieten.
In einem Waldstück sorgt sich Clelia im Beisein ihrer Gefährtinnen um Muzio. Da sieht sie ihn mit etruskischen Soldaten
kommen und hört, was geschehen ist. Als Tarquinio erscheint, will sie ihn angreifen und töten, wird aber von Porsenna daran
gehindert, der den Römern – auch Orazio ist inzwischen dazugekommen – einen Waffenstillstand anbietet. Er schickt Muzio
nach Rom, behält aber Orazio und Clelia als Geiseln. Voller Sehnsucht und Liebe verabschieden sich Muzio und Clelia
voneinander.
3. Akt
Porsenna bietet Clelia die Ehe an. Sie aber lehnt ab – sie liebe einen anderen. Als Muzio auf dem Weg nach Rom noch einmal
vor Porsenna erscheint, bittet dieser ihn nichtsahnend, er möge sich bei Clelia für ihn verwenden. Muzio ist wie vom Blitz
getroffen; die Freundschaft verpflichtet ihn, Porsennas Wunsch nachzukommen, obwohl er selbst doch Clelia liebt. Bitter vor
Enttäuschung über seinen Verzicht auf ihre Liebe ist sie bereit, sich für Rom zu opfern und Porsenna zu heiraten. Als Muzio
Porsenna davon in Kenntnis setzt, bringt ein Page einen Brief Clelias, in dem sie Porsenna und auch Muzio in Irenes Zelt
bestellt. Porsenna schickt nun Orazio nach Rom, der deshalb Irene verlassen muss. Traurig nehmen die beiden voneinander
Abschied.
Am Ufer des Tibers wartet Clelia auf Porsenna und Muzio. Als die beiden kommen, springt sie in den Tiber und flieht nach Rom.
Muzio bietet Porsenna sein Leben für ihres; doch dieser verlangt von ihm, er möge Clelia zurückholen. Muzio seinerseits lädt
ihn nach Rom ein, wo er vor dem Senat sein Friedensangebot wiederholen und Clelia zurückverlangen solle. Als sie gegangen
sind, kommen Irene und Fidalma ans Ufer und werden von Tarquinio überfallen. Er will sich Irene mit Gewalt nehmen, wird aber
von Orazio in die Flucht geschlagen. Gemeinsam mit Irene bricht er nach Rom auf.
Die Römer haben Porsenna als Friedensbringer gefeiert, und Muzio begleitet ihn nun zum Senat. Auf dem Kapitol treffen sie
Clelia: Der Senat hat sie aufgefordert, in die etruskische Gefangenschaft zurückzukehren, und sie ist bereit, Porsenna zu
heiraten -weniger aus Pflichtgefühl als aus enttäuschter Liebe. Muzio fleht sie im Geheimen an, nichts von ihrer Liebe zu
verraten, doch Porsenna hat begriffen, wem Clelias Liebe gehört: Er will es den Römern an Tugend und Großherzigkeit
gleichtun und verzichtet auf Clelia. Die aber ist sich nicht sicher, ob sie Muzio verzeihen kann. Inzwischen sind Irene und Orazio
auf dem Kapitol angelangt und berichten Porsenna von Tarquinios Untat. Porsenna wendet sich endgültig von Tarquinio ab und
ist bereit, Irene als Erbin seines Throns mit Orazio zu vermählen.
Il Floridante – HWV 14
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 2 3/4 Stunden
Uraufführung: 9.12.1721 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Paolo Antonio Rolli nach Francesco Silvani , La costanza in trionfo (1696)
Besetzung der Aufnahme
Capella Savaria - Nicholas McGegan,
Drew Minter (Alto) - Floridante, Prinz von Thrakien, Feldherr des persischen Heeres; Mária Zádori (Soprano) Timante, Prinz von Tyros, Gefangener unter dem Namen Glicone; István Gáti (Bariton) - Oronte, König von Persien,
Coralbo, Offizier im Dienste Orontes, Annette Markert (Mezzo-Soprano) - Elmira,vermeintliche Tochter Orontes;
Katalin Farkas (Soprano) - Rossane, leibliche Tochter Orontes
Recorded 1991
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
Floridante (Mezzo Soprano), Prinz von Thrakien, Orontes’ Feldherr
Oronte (Bass), König von Persien
Rossane (Soprano), seine Tochter
Elmira (Alto), Orontes’ vermeintliche Tochter
Timante (Soprankastrat), Prinz von Tyrus, Gefangener unter dem Namen „Glicone“
Coralbo (Bass), ein persischer General und Statthalter
Hofstaat, persische Offiziere und Soldaten, Wachen, Gefangene, Sklaven, Dienerschaft, Volk
Handlung:
- Persien, mythische Zeit, etwa 500 v. Chr.
1. Akt
In einem Waldstück sehnt sich Elmira nach Floridante, der gerade siegreich von der Schlacht gegen Tyros heimkehrt, und freut
sich auf die Zukunft, denn ihr Vater hatte ihr die Hochzeit mit Floridante versprochen, wenn dieser als Sieger zurückkehre. Ihre
vermeintliche Schwester Rossane beneidet sie um ihr Glück; denn sie ist ihrerseits Timante, dem Fürsten von Tyros,
versprochen, der nun besiegt ist. Rossane hat ihn bisher nie gesehen, liebt ihn aber trotzdem.
Im Feldlager vor Persepolis wundert sich Floridante, dass der persische König ihn nicht wie nach früheren gewonnenen
Schlachten vor der Stadt freundschaftlich willkommen heißt. Umso mehr freut er sich, als die geliebte Elmira ihm
entgegenkommt. Als sich auch Rossane einfindet, präsentiert er ihr einen edlen Gefangenen namens Glicone als ein
Geschenk, das sie gern annimmt. Unter dem Gewand des „Glicone“ aber verbirgt sich niemand anderes als Timante. Da kommt
Coralbo mit einem Brief des Königs: Oronte fordert Floridante in dürren Worten auf, das militärische Kommando an Coralbo
abzugeben und unverzüglich das Königreich zu verlassen. Entsetzt versuchen Floridante, Elmira und Rossane, diesen Befehl
zu verstehen. Rossane will mit Floridante zum Vater gehen und Aufklärung verlangen. Sie nimmt „Glicone“, Coralbo und seine
Soldaten mit. Traurig nehmen Elmira und Floridante voneinander Abschied.
In einem Gemach des Königs will Rossane von ihrem Vater wissen, welches seine Gründe dafür sind, seinen treuesten
Vasallen zu verstoßen. Er aber gibt ihr keine Antwort außer der, dass die Staatsräson diese Maßnahme erforderlich mache.
Immerhin gibt er ihrer Bitte nach, Floridante zu empfangen. Verwirrt bleibt Rossane zurück; als „Glicone“ kommt, fragt sie ihn,
ob Timante an der verlorenen Schlacht in dem Krieg teilgenommen habe, den ihr Vater gegen seinen Vater führe. Er bejaht dies
und berichtet ihr auch, dass Timante ihm anvertraut habe, wie sehr er Rossane liebe. Seufzend vor Traurigkeit und Glück, geht
sie fort. Allein zurückgeblieben, gibt sich Timante Betrachtungen über die verschlungenen Wege des Schicksals hin, die ihn in
diese glückliche Gefangenschaft geführt hätten.
Im Thronsaal erscheint Floridante vor Oronte, dessen Entscheidung er sich augenblicklich unterworfen habe. Auf die Frage
nach dem Warum erhält aber auch er keine Antwort. Floridante ist bereit, das Land zu verlassen, bittet aber um Elmiras Hand,
die ihm vom König selbst versprochen sei. Oronte weist auch dieses Ansinnen zurück und bleibt Elmiras Bitten gegenüber taub.
Floridante und Elmira können sich ein Leben ohne einander nicht vorstellen; lieber wollen sie sterben.
2. Akt
Rossane berichtet „Glicone“, dass Timante sich nicht auf den erbeuteten Schiffen befunden habe und deshalb also im Kampf
umgekommen sein müsse. Er tröstet sie mit dem Hinweis, dass Timante sich an einem heimlichen Ort verberge; er habe
seinem Freund „Glicone“ zum Beweis, dass er lebe, ein Porträt geschickt. Rossane möchte es sehen und ihm helfen. „Glicone“
verspricht ihr, Timante diese Botschaft zu überbringen, und eilt davon. Rossane aber betrachtet glücklich das Bild des Mannes,
den sie liebt, und verlässt ebenfalls den Thronsaal. Da kommen Timante und Floridante, der sich als Mohrensklave verkleidet
hat. Timante verspricht ihm, der ihm selbst geholfen hat, nun im Gegenzug seine Hilfe. Auch Elmira kommt, entschlossen, mit
Floridante zu fliehen, und Rossane plant, sich auf der Suche nach Timante den anderen anzuschließen. Dieser aber lässt nun
seine Tarnung als „Glicone“ fallen und gibt seine wahre Identität preis: Rossane ist überglücklich. Als Oronte Elmira allein zu
sprechen wünscht, verlassen alle anderen den Raum. Was aber Oronte ihr nun anträgt, lässt sie zuerst an seinem Verstand
zweifeln: Er habe, so eröffnet er ihr, Floridante verstoßen, weil er selbst sie heiraten werde. Als sie ihn daran erinnert, dass der
eigene Vater die Tochter nicht heiraten könne, verrät er ihr das Geheimnis ihrer wahren Herkunft: Als er ihren Vater kurz nach
ihrer Geburt vom Thron gestoßen und sich selbst zum König von Persien gemacht habe, sei seine neugeborene Tochter
gestorben. Er habe Elmira daraufhin verschont und als seine eigene Tochter aufgezogen. Sie sei in Wirklichkeit die einzig
überlebende Nachkommin des rechtmäßigen Königs, und mit der Heirat gebe er ihr nun die Krone zurück. Sie ist entsetzt: Ob er
wirklich glaube, sie könnte den Usurpator und Mörder ihres Vaters heiraten? Und sie schwört ihm ewigen Hass. Er aber
beschließt, ihr etwas Zeit zu geben, bis der Sturm der Gefühle sich gelegt habe, und sie dann zu heiraten. Noch einmal
kommen Rossane und Timante in den Thronsaal und besprechen die Flucht. Die Nacht wird ihre Verbündete sein.
Im Dunkeln wartet Elmira angstvoll auf Floridante und ist erleichtert, als er endlich kommt. Gleichzeitig erscheint aber auch
Oronte auf der Suche nach Elmira und ruft sie. Sie erkennt seine Stimme nicht, und als er zur Tür hereinkommt, stürzt sich
Floridante auf den vermeintlichen Einbrecher und kämpft mit ihm, bis Orontes Wachen herbeikommen und die Streitenden
trennen. Wütend über Elmira, die den „Mohren“ angefeuert hatte, ihn zu töten, und über den vermeintlichen Sklaven, der
gewagt habe, ihn anzugreifen, befiehlt er dessen Hinrichtung und droht Elmira dasselbe Schicksal an, wenn sie ihn nicht
heirate. Verzweifelt bleibt sie zurück.
3. Akt
Timante und Rossane sorgen sich um Floridante, den sie gesehen haben, wie er von den Wachen fortgeführt wurde. Weil
Oronte Stillschweigen befohlen hat, wissen sie nicht, was geschehen ist. Timante versucht Rossane zu trösten; aber ihre
düsteren Ahnungen werden sogleich wahr. Denn Oronte bringt die gefangene Elmira herein. Als Rossane ihre Schwester fragt,
was geschehen sei, verbietet diese ihr, das Wort „Schwester“ zu verwenden, denn sie sei die unglückliche Elisa, die Tochter
des vom Thron gestoßenen Königs Niso, und Rossane die beklagenswerte Tochter eines ruchlosen Vaters. Rossane aber will
Elmira in gleicher Weise verbunden bleiben wie zuvor. Coralbo ist vor Überraschung wie versteinert und spricht der
wiedergefundenen rechtmäßigen Erbin des persischen Throns Mut zu: Wenn sie wüsste, wie groß die Treue des Volkes zu ihrer
Familie sei, würde sie sich nicht „unglücklich“ nennen. Kaum ist er fort, kommt Oronte mit der Nachricht vom Tod des „Mohren“.
Als Elmira vor Schmerz in Ohnmacht fällt, sieht sich Oronte in seinem Verdacht bestätigt. Er lässt den „Mohren“ in Ketten
herbeibringen und befiehlt ihm, Elmira davon zu überzeugen, sie solle Oronte heiraten. Andernfalls werde er sie und ihn töten
lassen. Als Elmira erwacht, glaubt sie zunächst einen Geist zu sehen, und als Floridante ihr Orontes Botschaft zu vermitteln
versucht, will sie lieber mit ihm sterben als den Tyrannen erhören.
Timante versucht Rossane zur Flucht zu überreden. Doch sie trägt ihm auf, Floridante zu befreien; sie selbst werde sich um
Elmira kümmern. Obwohl Timante lieber flehen würde, ist er um der Liebe willen doch bereit, Rossanes Plan zu folgen.
Im Kerker harrt Floridante in Ketten seines Schicksals. Da wird Elmira mit einem Giftbecher in der Hand von Wachen
hereingeführt. Oronte hat befohlen, sie selbst solle Floridante das Gift verabreichen. Sie aber will es selber trinken, und der
angekettete Floridante kann sie nicht daran hindern. Doch Oronte nimmt ihr den Becher aus der Hand und reicht ihn nun
seinerseits Floridante. Bevor dieser jedoch trinken kann, dringen Timante, Coralbo und bewaffnete Männer in den Kerker ein,
nehmen Oronte fest und huldigen Elmira als der rechtmäßigen Königin. Sie dankt Coralbo und erklärt, gemeinsam mit
Floridante regieren zu wollen. Rasend vor Wut bleibt Oronte zurück.
Im Thronsaal krönt Elmira Floridante zum Mitherrscher, und er schwört ihr ewige Treue als Vasall und als Gemahl. Sie holt
Rossane, ihre „Schwester“, mit zum Thron, die für ihren Vater bittet. Elmira überlässt Floridante die Entscheidung, was mit
Oronte geschehen solle, und er schenkt Oronte das Leben. Floridante setzt Timante als Herrscher über Tyros ein und gibt ihm
Rossane zur Frau, und gemeinsam danken alle dem Gott Jupiter, der solches Glück möglich machte.
Ottone, Re di Germania – HWV 15
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 12.01.1723 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Nicola Francesco Haym nach Stefano Benedetto Pallavicino, Teofane (1719)
Besetzung der Aufnahme
The King's Consort - Robert King,
Catherine Denley (Mezzo-Soprano) - Matilda, Claron McFadden (Soprano) - Teofane,
Dominique Visse (Counter Tenor) - Adalberto, James Bowman (Counter Tenor) - Ottone,
Jennifer Smith (Soprano) - Gismonda, Michael George (Bass) - Emireno
Recorded 1993
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
Ottone (Mezzo Soprano), deutscher Kaiser (Otto II.)
Teofane (Soprano), seine Verlobte und Tochter des byzantinischen Kaisers Romano
Emireno (Bass), ein Korsar, Teofanes Bruder und als Basilio Thronfolger
Gismonda (Soprano), Witwe Berengars
Adelberto (Alto), ihr Sohn
Matilda (Alto), seine Verlobte und Cousine Ottones
Hofstaat, Offiziere, Soldaten, Wachen, Bedienstete, Volk
Handlung:
Historischer Hintergrund der Oper ist der Kampf des Königs und späteren Kaisers Otto II. um Italien mit dem Ziel, eine
dauernde Verbindung von deutschem Königtum und römischem Kaisertum zu schaffen, die Anerkennung des
deutschen Kaisers durch Ostrom, die im Jahre 972 durch die Heirat Ottos mit der byzantinischen Prinzessin
Theophanu besiegelt wurde.
Die Handlung spielt in und um Rom im 10. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Berengar, selbsternannter König von
Italien, ist tot. Seine Witwe Gismonda hat beschlossen, daß ihr Sohn Adelberto das Regierungsamt seines Vaters
übernehmen soll, obgleich der deutsche König Otto II. (Ottone), der Sohn Kaiser Ottos des Großen, sowohl Mutter
wie Sohn vorher gezwungen hatte, sich deutschem Recht zu unterwerfen. Ottone selbst ist unterwegs nach Rom, um
durch die Heirat mit Teofane, der Tochter des Kaisers Romanus, eine Allianz mit dem oströmischen Reich
herbeizuführen. Adelberto ist mit Ottones Kusine Matilda verlobt, liebt aber heimlich Teofane, die er einst in
Konstantinopel sah; sie jedoch kennt ihn nicht.
1. Akt
Gismonda und Adelberto erfahren, daß sich Ottones Ankunft in Rom verzögert. Er segelte Teofane entgegen und stieß auf den
Seeräuber Emireno. Von seiner Mutter gedrängt, macht sich Adelberto diese Verzögerung zunutze. Er heißt Teofane in Rom als
Ottone willkommen, von dem er weiß, daß Teofane ihn nie gesehen hat. Doch Teofane besitzt ein Bildnis von Ottone, in das sie
sich verliebt hat, und sie entdeckt voller Schrecken, daß der Mann, der sie heiraten will, keinerlei Ähnlichkeit damit hat. So steht
sie in dem Konflikt einen ungeliebten Mann heiraten zu müssen oder den Frieden in ihrer Heimat zu gefährden.
Ottone landet an der italienischen Küste mit Emireno als Gefangenen. Von Matilda erfährt er, daß Adelberto entgegen der
früheren Abmachung zum König von Italien ernannt worden ist. Matilda ist über Adelbertos Verrat empört und verspricht Ottone,
ihm mit einem Angriff auf Rom zu helfen, doch weiß sie nicht, ob sie wirklich aufhören kann, Adelberto zu lieben.
Gismonda gibt sich Teofane gegenüber als Kaiserin Adelheid (Adelaide), Ottones Mutter, aus und muß ihren Ärger
unterdrücken, als Teofane erwähnt, Ottone habe seinerzeit verhindert, daß Gismonda und Adelberto sich die Krone Italiens
aneigneten. Während Adelberto sich anschickt, Teofane zu heiraten, unterbricht Gismonda das Geschehen mit der Nachricht
von Ottones Ankunft in Rom und schickt Adelberto in den Kampf. Verwirrt und erschrocken bleibt Teofane zurück. In der
Schlacht nimmt Ottone Adelberto gefangen und läßt ihn zusammen mit Emireno im Turm einschließen. Dann macht er sich auf
die Suche nach Teofane.
2. Akt
Auf seinem Weg ins Gefängnis trifft Adelberto auf Matilda und Gismonda. Als er fort ist, gestehen beide Frauen, daß sie ihn
immer noch lieben und ihn retten wollen. Matildas Vorschlag, bei Ottone für ihn um Gnade zu bitten, lehnt Gismonda entrüstet
ab. Dennoch offenbart sie ihre große Liebe zu ihrem Sohn. In dem Moment, als sich Teofane und Ottone zum ersten Mal
begegnen sollen, tritt Matilda dazwischen und bittet Ottone um Gnade für Adelberto. Teofane mißversteht den Inhalt des
Gespräches, und als Ottone sie endlich begrüßt, weist sie ihn eifersüchtig zurück. Ottone nimmt ihre Eifersucht als Zeichen
treuer Liebe.
Am Abend vergleicht Teofane ihre düstere Stimmung mit der Dunkelheit der Nacht. Da tauchen Emireno und Adelberto auf. Sie
sind aus ihrem Gefängnis entwichen; die Beschreibung des Fluchtweges stand in einem Brief, den ihnen Matilda hatte
zukommen lassen. So hatten sie auch erfahren, daß einige Leute des Emireno sie am Tiber mit einem Boot erwarten. Auf
seiner Suche nach Teofane erscheint Ottone. Als Matilda hinzukommt und Ottone sieht, lockt sie ihn fort. Teofane, die das
Geschehen von ferne beobachtet, mißversteht auch diese Begegnung und hält sich verborgen. Doch sie wird von Adelberto
entdeckt, er ergreift Teofane und zerrt sie mit sich. Als Matilda den Schauplatz wieder betritt, ist alles ruhig, und sie freut sich
mit Gismonda über Adelbertos geglückte Flucht.
3. Akt
Während Ottone in düstere Gedanken versunken bedauert, daß er Teofane noch immer nicht gefunden hat, berichtet Gismonda
triumphierend, daß ihr Sohn und Emireno geflüchtet sind. Ottone, in der Vermutung, Teofane habe sich ihnen angeschlossen,
ist untröstlich. In der Mündung des Tibers geraten Emireno und seine Reisegenossen in einen Sturm und retten sich an Land.
Während Adelberto nach einem Unterschlupf sucht, erzählt Teofane Emireno, wer sie ist, und daß der unrechtmäßige
Machthaber, der ihrem Bruder Basilio die Nachfolge auf den Thron des oströmischen Reiches verweigert, besiegt worden sei.
Entzückt umarmt Emireno Teofane, was sowohl von ihr wie von dem gerade zurückkehrenden Adelberto völlig falsch
verstanden wird. Adelberto nimmt Emireno gefangen, Teofane macht sich Gedanken über Ottones vermeintliche Treulosigkeit.
Doch ihre Stimmung schlägt um, als Emireno sich als ihr Bruder Basilio zu erkennen gibt, der vom byzantinischen Hof verbannt,
zum Seeräuber wurde. Er unterstellt Adelberto ihrem Befehl.
In Rom bestätigt Matilda Ottone, daß Adelberto bei seiner Flucht Teofane entführte. Ihr Angebot, die Flüchtlinge wieder
einzufangen, wird von Gismonda mit der höhnischen Enthüllung kommentiert, daß doch Matilda selbst die Flucht organisierte.
Matilda verspricht, ihren Verrat wieder gutzumachen, aber die Ereignisse überschlagen sich: Emireno tritt auf und präsentiert
den gefangenen Adelberto. Matilda verlangt, Adelberto mit eigener Hand zu töten, bringt es jedoch nicht übers Herz. Gismonda
will sich selbst richten, als Teofane erscheint und, nun mit Ottone versöhnt, jegliches Blutvergießen an ihrem Hochzeitstag
verbietet. Ottone erfährt, daß Emireno der rechtmäßige Thronfolger des oströmischen Reiches ist; Gismonda ist besänftigt,
Matilda verzeiht Adelberto, und Adelberto schwört ihr und auch Ottone ewige Treue. Alle freuen sich, daß wieder Frieden
einkehrt.
Flavio, Re de Langobardi – HWV 16
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 2 ½ Stunden
Uraufführung: 14.05.1723 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Nicola Francesco Haym nach Matteo Noris, Il Flavio Cuniberto (1682)
Besetzung der Aufnahme
Early Opera Company - Christian Curnyn,
Tim Mead (Counter Tenor) - Flavio,Re de Langobardi, Iestyn Davies (Counter Tenor) - Guido,figlio d'Ugone,
Rosemary Joshua (Soprano) - Emilia,figlia di Lotario, Hilary Summers (Contra Alto) - Teodata,figlia d'Ugone,
Renata Pokupic (Mezzo Soprano) - Vitige,amante di Teodata, Thomas Walker (Tenor) - Ugone,consigliere di Flavio,
Andrew Foster-Williams (Bass-Bariton) - Lotario,consigliere di Flavio
Recorded 2010
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
Flavio (Cunincpert) (Alto), König der Langobarden
Lotario (Bass), ein Ratgeber des Königs (Bass), später (Tenor)
Emilia (Soprano), Tochter Lotarios
Ugone (Bass), ein Ratgeber des Königs (Tenor), später (Bass)
Guido (Mezzo Soprano), Ugones Sohn
Teodata (Theodote) (Alto), Ugones Tochter
Vitige (Soprano), Teodatas Geliebter, Adjutant des Königs
Hofstaat, Krieger, Wachen, Dienerschaft
Handlung:
- Lombardei, um 690 n. Chr.
1. Akt Im nachtdunklen Garten von Ugones Palast nehmen Teodata und Vitige nach einer heimlichen Liebesnacht nur ungern
Abschied voneinander und versichern sich gegenseitig ihrer unverbrüchlichen Treue.
In Lotarios hell erleuchtetem Palast ist alles für die Hochzeit seiner Tochter Emilia mit Ugones Sohn Guido vorbereitet. Gerührt
geben die Väter die Hände ihrer Kinder zusammen und beschließen, am folgenden Tag vor ihrem König zu erscheinen, damit er
der Ehe seinen Segen gebe. Glücklich bleiben Emilia und Guido zurück.
Ugone stellt seine Tochter Flavio vor, der von Teodatas Schönheit geblendet ist und verspricht, sie seiner Gemahlin
vorzustellen. Sodann erscheint Lotario, der Flavio zur Hochzeit einlädt. Da kommt ein Soldat mit einer Depesche des
langobardischen Statthalters in Britannien, der, alt und krank, um Entbindung von seinen Pflichten bittet. Für einen Moment
denkt Flavio daran, Lotario mit der Statthalterschaft zu betrauen, dann aber besinnt er sich anders und lässt nach Ugone
schicken, versichert Lotario aber gleichzeitig seiner Wertschätzung, so dass dieser glaubt, er werde nach Britannien geschickt.
Stattdessen aber ernennt der König Ugone zum neuen Statthalter Britanniens. Lotarios blinde Wut wird auch nicht durch Flavios
Versicherung besänftigt, auch Lotario sei seines Königs würdig. Flavio bleibt mit Vitige allein zurück und fragt diesen, ob er die
schöne Teodata je gesehen habe. Entsetzt leugnet dieser, Teodata schön zu finden, und muss sich anhören, wie Flavio von der
Frau schwärmt, der er selbst in heimlicher Leidenschaft verbunden ist.
Mit brennend roter Wange begegnet Ugone seinem Sohn und berichtet ihm, dass Lotario ihn geohrfeigt habe. Er fordert Guido
auf, die Familienehre über die Liebe zu stellen und seine Schmach zu rächen. Hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu
Emilia und der Pflicht, seinem Vater beizustehen, entscheidet sich Guido, um der Ehre willen notfalls auch sein Leben
hinzugeben. Ahnungslos kommt Emilia herbei, als er forteilen will; verwirrt ob seiner dunklen Andeutungen, versichert sie ihn
ihrer unverbrüchlichen Treue und bleibt betroffen zurück.
2. Akt Im Königspalast hat Flavio Teodata zu sich bestellt. Bevor er ihr jedoch seine Liebe erklären kann, kommt Ugone
schreiend herein. Flavio, der den Grund nicht aus ihm herausbringen kann, beauftragt Teodata herauszufinden, was ihren Vater
so verstört, und verlässt den Raum. Diese aber missversteht Ugones Klage, seine Ehre sei befleckt worden, und beichtet ihrem
Vater ihr heimliches Verhältnis mit Vitige. Außer sich im Angesicht dieses neuerlichen Schicksalsschlags wirft Ugone seine
Tochter hinaus.
In einem Garten holt Lotario derweil seine Tochter, um sie fortzubringen – es werde keine Hochzeit geben, sie solle sich den
ruchlosen Guido aus dem Herzen reißen. Beklommen bleibt Emilia zurück; als Guido selbst erscheint, verspricht sie ihm, ihn zu
lieben, was immer auch geschehe. Guido hat nun einen weiteren Grund, sich an Lotario zu rächen, schwankt aber dennoch
zwischen Wut und Sehnsucht.
Flavio schwärmt Vitige von Teodata vor. Kaum kann dieser seine Eifersucht verbergen, als schlimmere Unbill naht: Nichts
ahnend bittet der König seinen Vertrauten, ihm Teodata zuzuführen, und verlässt ihn voller Vorfreude auf die neue Geliebte. Die
aber naht weinend und berichtet Vitige, dass ihre verbotene Liebe Ugone nun bekannt sei. Um das Unglück vollzumachen,
entdeckt Vitige ihr seinen Auftrag und fleht sie an, zum Schein auf Flavios Werben einzugehen, um ihren Vater, ihren Bruder
und ihren Liebhaber zu schützen. Sie ist dazu bereit, verlangt allerdings, dass Vitige nicht eifersüchtig sein dürfe. Trotz leiser
Zweifel spricht sich Vitige Mut zu.
In einem Hof seines Hauses brütet Lotario neiderfüllt vor sich hin, als Guido – Rechenschaft für die Beleidigung seines Vaters
fordernd – eintritt. Im Zweikampf unterliegt Lotario, der verletzt zu Boden fällt. Guido verlässt ihn, um seinen Vater zu holen und
ihm zu zeigen, dass er die Familienehre wiederhergestellt habe. Emilia findet ihren Vater und hilft ihm, der nichts als Rache im
Sinn hat, auf. Kaum hat er jedoch den Namen seines Angreifers genannt, stirbt er. In ihrer Verzweiflung schwört Emilia, den
Mörder ihres Vaters unbarmherzig zu verfolgen, doch ihre Seelenpein wird nicht geringer durch die Vorstellung, dass dieser der
Mann ihres Herzens ist.
3. Akt Flavio hat nichts anderes als seine neue Liebe im Sinn, wird in seinen Träumereien jedoch von Emilia und Ugone
unterbrochen: Die eine fordert Gerechtigkeit für den Mord an ihrem Vater, der andere verteidigt die Tat als Vergeltung für
erlittenes Unrecht. Flavio schickt beide fort. Während er noch überlegt, welche Auswirkungen die Tat von Teodatas Bruder auf
seine Liebe haben könnte, scheint er am Ziel angelangt: Vitige präsentiert ihm Teodata, und der König, dem vor Überwältigung
die Worte abhandengekommen sind, bittet Vitige, bei Teodata für ihn zu werben. Bebend vor Eifersucht erfüllt dieser Flavios
Wunsch, doch scheint ihm die Situation über den Kopf zu wachsen, während Teodata zunehmend Gefallen daran findet: Als der
König, mutig geworden, sie einlädt, noch heute seine Gemahlin zu werden, verabschiedet sie sich von Vitige, nicht ohne ihn
vorher noch daran erinnert zu haben, wer die Idee zu dieser Komödie hatte. Alle guten Vorsätze vergessend, bleibt Vitige von
den Furien der Eifersucht geplagt zurück.
In Trauerkleidern gibt sich Emilia ihrer Verzweiflung hin, als Guido sich ihr zu Füßen wirft und, als sie sich unversöhnlich zeigt,
sie anfleht, ihn mit dem eigenen Schwert zu töten. Doch obwohl er sie geradezu anfeuert, ihre Rache zu vollziehen, gelingt es
ihr nicht, den Schwertstreich zu führen; schließlich wirft sie das Schwert fort und eilt davon. Ein Fünkchen Hoffnung keimt nun in
Guido auf.
Sarkastisch huldigt Vitige Teodata als „meiner Königin“, doch ihre gegenseitigen Vorwürfe münden bald in eine Versöhnung, die
von Flavio beobachtet wird. Als er die beiden zur Rede stellt, gestehen sie, ein Paar zu sein und ihn hintergangen zu haben.
Bevor Flavio reagieren kann, kommen Ugone und Guido, der den König bittet, ihn für seine Tat mit dem Tode zu bestrafen;
Ugone nimmt die Schuld auf sich. Flavio beschließt, als weiser Herrscher zu agieren, schickt nach Emilia und bedeutet Guido,
sich zu verbergen. Als Emilia sich dem König zu Füßen wirft, meldet Flavio ihr den vermeintlichen Tod des Mörders. Ihre
spontane Verzweiflung, wo sie doch Genugtuung zeigen müsste, verrät sie; nun lässt Flavio Guido aus seinem Versteck
hervortreten und zwingt sie, ihn anzusehen. Überglücklich fallen sich die beiden versöhnt in die Arme. Und um seine
Selbstüberwindung zu krönen, verzichtet Flavio auf Teodata und gibt sie Vitige mit königlichem Segen zur Frau. Ugone kann
nun ohne irgendeinen Flecken auf seiner Weste als Statthalter nach Britannien ziehen.
Giulio Cesare in Egitto – HWV 17
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 ½ Stunden
Uraufführung: 20.02.1724 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Nicola Francesco Haym nach Giacomo Francesco Bussani, Giulio Cesare in Egitto (1677)
Besetzung der Aufnahme
Münchener Bach-Orchester - Karl Richter, Münchener Bach-Chor,
Dietrich Fischer-Dieskau (Bariton) - Giulio Cesare, Tatiana Troyanos (Mezzo Soprano) - Cleopatra,
Juklia Hamari (Alto) - Cornelia, Peter Schreier(Tenor) - Sesto,
Wolfgang Schöne (Bass) - Curio, Ernst Gerold Schramm (Bass) - Achilla,
Franz Crass (Bass) - Tolomeo, Michael Schopper (Bass-Bariton) - Nireno
Recorded 1969
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Giulio Cesare (Mezzo Soprano), erster römischer Imperator
Cleopatra (Soprano), Königin von Ägypten
Cornelia, Witwe des Pompeo (Pompejus)
Sesto (Sextus) (Soprano oder Tenor), Sohn von Pompeo und Cornelia
Tolomeo (Ptolemäus) (Alto), König von Ägypten und Bruder Cleopatras
Achilla (Bass), Heerführer und Ratgeber des Tolomeo
Nireno (Alto), Kammerdiener
Curio (Bass), römischer Tribun
Hofstaat, römische und ägyptische Edelleute, Krieger, Sklaven, Volk, Frauen der Cleopatra, Musen
Handlung:
- Alexandria und Umgebung, nach der Schlacht von Pharsalus, 48 v. Chr. und 47 v. Chr.
Der aus der Schlacht von Pharsalos siegreich hervorgegangene Giulio Cesare hat seinen römischen
Bürgerkriegsrivalen Pompeo in die Flucht geschlagen und verfolgt ihn bis nach Ägypten.
1. Akt
Mit seiner Ankunft auf ägyptischem Boden lässt sich der römische Feldherr als Sieger über Pompeo bejubeln. Cornelia,
Pompeos Gattin, fleht mit ihrem Sohn Sesto bei Cesare um Gnade und Frieden, was dieser bereitwillig gewähren möchte. Da
überbringt ihm Achilla als Gesandter des ägyptischen Königs Tolomeo das abgeschlagene Haupt des Pompeo. Der darüber
entsetzte Cesare schwört, die Untat zu strafen. Cornelia beklagt den Tod ihres Gemahls, und ihr Sohn Sesto schwört Rache für
den Vatermord.
Cleopatra liegt im Streit mit ihrem Bruder Tolomeo um den ägyptischen Thron. Mit ihrem Vertrauten Nireno entwickelt sie den
Plan, Cesare zu verführen, um mit seiner Hilfe Tolomeo vom Thron zu stürzen. Achilla berichtet Tolomeo von Cesares Zorn und
bietet sich an, den römischen Imperator zu töten, wenn ihm dafür Cornelia als Frau versprochen werde.
Vor der Urne des Pompeo sinniert Cesare über die Nichtigkeit irdischen Ruhms. Cleopatra erscheint verkleidet als Lidia, stellt
sich so Cesare vor und erbittet bei ihm Unterstützung gegen Tolomeo. Cesare, sofort von ihrer Schönheit bezaubert, verspricht
zu helfen. In Sesto und seiner Mutter Cornelia findet Cleopatra Verbündete für ihren Plan, Tolomeo zu vernichten.
Mit verräterischer Freundlichkeit wird Cesare von Tolomeo empfangen. In verbalem Schlagabtausch zeigt sich der Römer
überlegen.
Cornelias und Sestos geplanter Anschlag auf Tolomeo in dessen Königspalast wird von Achilla vereitelt, der Cornelia begehrt
und bedrängt. Als Gefangene beklagen Mutter und Sohn ihr Schicksal.
2. Akt
All ihre Verführungskünste einsetzend, gelingt es Cleopatra alias Lidia, Cesare vollständig für sich einzunehmen.
Auch Tolomeo begehrt offenbar seine Gefangene, Cornelia. Als sie ihn zurückweist, droht er ihr mit Gewalt. Schon überbringt
Nireno die Nachricht, er solle Cornelia zu Tolomeo in den Harem bringen; Sesto wittert seine nächste Chance auf Rache am
ägyptischen Tyrannen.
Eine romantische Begegnung zwischen Cesare und Cleopatra wird jäh gestört, als Curio erscheint und ihm die Nachricht einer
Verschwörung gegen ihn überbringt. Cleopatra, die ihre wahre Identität erst jetzt zu erkennen gibt, drängt Cesare zur Flucht,
doch dieser bricht zum Kampf auf. Verzweifelt bleibt Cleopatra zurück.
Nach dem erneuten und wiederum fehlgeschlagenen Anschlag auf Tolomeo, diesmal im Harem, meldet Achilla im Beisein der
Attentäter den Tod Cesares. Nun fordert Achilla Cornelia als seinen ausgehandelten Lohn, wird aber als Verräter von Tolomeo
fortgeschickt. Cornelia und Sesto sehen die Ausweglosigkeit ihrer Lage, und doch schwören sie sich erneut auf Rache gegen
Tolomeo ein.
3. Akt
Achilla ist durch das gebrochene Versprechen des ägyptischen Königs, Cornelia als Frau zu erhalten, gekränkt; er beschließt,
zu Cleopatra und ihrem Gefolge überzuwechseln. Diese befindet sich im Bürgerkrieg gegen Truppen ihres Bruders Tolomeo,
dem es gelingt, seine Schwester gefangen zu nehmen. Verzweifelt bleibt sie einsam zurück.
Der totgeglaubte Cesare kehrt unerwartet zurück und verspricht, Cleopatra, Cornelia und Sesto zu retten. Mit dem Siegel des
tödlich verwundeten Achilla übernimmt Cesare dessen Heeresführung. Zudem gelingt es ihm, Cleopatra zu befreien und rüstet
zum finalen Vergeltungsschlag. Derweil bedrängt Tolomeo abermals die sich wehrende Cornelia. Hilfe naht, Tolomeo wird
getötet.
Siegreich lässt sich Cesare gemeinsam mit der neuen Königin von Ägypten, Cleopatra, feiern.
Tamerlano – HWV 18
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 31.10.1724 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Nicola Francesco Haym nach Jacques Pradon, Tamerlano ou La Mort de Bajazet (1675)
Besetzung der Aufnahme
English Baroque Soloists - John Eliot Gardiner, Harpsichord-John Eliot Gardiner,
Derek Lee Ragin (Counter Altist) - Tamerlano, Nigel Robson (Tenor) - Bajazet, Nancy Argenta (Soprano)
- Asteria, Michael Chance (Counter Tenor) - Andronicus, René Schirrer (Bariton) - Leon, Jane Findlay
(Soprano) - Irene
Recorded 1985
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
Tamerlano (Alto), Herrscher der Tartaren
Bajazet (Tenor), Sultan der Türken und Gefangener Tamerlanos
Asteria (Soprano), Bajazets Tochter und Geliebte Andronicos
Andronico (Alto), griechischer Fürst und Verbündeter Tamerlanos
Irene (Soprano), Prinzessin von Trapezunt und Verlobte Tamerlanos
Leone (Bass), Vertrauter Andronicos und Tamerlanos
Zaide (stumme Rolle), Vertraute Asterias
Gefolge Tamerlanos und Irenes, Krieger, Wachen
Handlung:
- Bursa, Hauptstadt Bithyniens, 1402
1. Akt
Tamerlan hat den türkischen Sultan Bajazet besiegt und lässt ihn, um seinen Stolz zu brechen, mit seiner Tochter
Asteria einkerkern, verliebt sich aber in die bezaubernde Türkin. Der Khan bittet Andronikus, ihm zu helfen, die
Schöne zu gewinnen, und verspricht ihm dafür Ländereien und Irene von Trapezunt, seine Verlobte. Andronikus
jedoch, der Asteria auch liebt, teilt dieser und Bajazet Tamerlans Absichten mit. Als nun der Tatarenfürst der
entsetzten Asterla andeutet, dass Andronikus und ihr Vater die von ihm gewünschte Hochzeit bereits vorbereiten,
glaubt sie, dass ihr Geliebter treulos ist, und gibt ihrerseits vor, nicht mehr gegen die geplante Vermählung zu
sein. Daraufhin zieht sich Andronikus enttäuscht zurück, Asteria will ihn dafür bestrafen und gibt Tamerlan zum
Schein ihr Jawort. Verzweifelt erzählt Andronikus Irene, was vorgefallen ist.
2. Akt
Die Doppelhochzeit Tamerlan-Asteria und Andronikus-Irene wird vorbereitet. Asterla und Andronikus werfen sich
gegenseitig Verrat und Treulosigkeit vor. Irene verkleidet sich als Botin, geht zu Tamerlan und fordert umsonst
Recht für die verschmähte Braut. Als Asteria aus lauter Verzweiflung den Khan töten will und dies
unvorsichtigerweise Irene mitteilt, erkennt diese, in welcher Gefahr ihr geliebter Tamerlan schwebt, und nimmt
sich vor, ihn zu beschützen. Vergeblich versuchen Bajazet und Asteria, die Trauungszeremonien zu stören. Sie
werden, als sie den Herrscher angreifen, gefangengenommen und zum Tode verurteilt.
3. Akt
Tamerlan bittet Andronikus nochmals um Vermittlung, doch der junge Griechenfürst bekennt mutig seine Liebe zu
Asteria, die unbemerkt zuhört und überglücklich ist. Wütend ordnet der Khan an, die Türkin als Sklavin zu
behandeln, die daraufhin den Fürsten zu vergiften versucht. Die wachsame Irene verhindert den Mord. Tamerlan
sieht ein, dass Asterla endgültig für ihn verloren ist und will die junge Frau seinen Soldaten überlassen. Bajazet
sieht keinen Ausweg mehr und tötet sich aus Gram. Durch diese Tat erschüttert und von der treuen Liebe
Asterlas zu Andronikus bewegt, schenkt Tamerlan allen Gefangenen die Freiheit und führt seine Braut Irene zum
Thron.
Rodelinda, Regina de' Langobardi – HWV 19
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 13.02.1725 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Nicola Francesco Haym nach Pierre Corneille, Pertharite, roi des Lombards (1652)
Besetzung der Aufnahme
Raglan Baroque Players - Nicholas Kraemer,
Sophie Danemann (Soprano) - Rodelinda, Daniel Taylor (Counter Tenor) - Bertarido, Adrian Thompson (Tenor) Grimoaldo, Catherine Robbin (Mezzo-Soprano) - Eduige, Robin Blaze (Counter Tenor) - Unulfo, Christopher Purves
(Bass) - Garibaldo
Recorded 1998
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
Rodelinda (Soprano), Königin der Langobarden und Gattin Bertaridos
Bertarido (Alto), von Grimoaldo vertriebener König der Langobarden
Grimoaldo (Tenor), Herzog von Benevent, Verlobter Eduiges
Eduige (Alto), Bertaridos Schwester
Unulfo (Alto), langobardischer Edler, Ratgeber Grimoaldos und heimlicher Freund Bertaridos
Garibaldo (Bass), Herzog von Turin, Gegner Bertaridos und Freund Grimoaldos
Flavio (stumme Rolle), Rodelindas und Bertaridos Sohn
Handlung:
- Mailand, um 665
1. Akt
Grimwald hat den König Bertarich besiegt und gestürzt und möchte dessen Frau Rodelinde, die er gefangen hält, heiraten.
Doch die Königin weigert sich, selbst als er ihr mitteilt, dass Bertarich tot ist. Garibald, der Vertraute Grimwalds, meldet, dass
Hadwig, Bertarichs Schwester, kommt. Hadwig liebt Grimwald, während dieser nur an Rodelinde denkt, obwohl er Hadwig einst
Treue geschworen hat. Grimwald geht, und Hadwig glaubt, in Garibald einen Helfer gefunden zu haben, doch dieser will sie nur
dazu benutzen, selbst die Krone zu bekommen.
Bertarich ist heimlich aus seinem Exil zurückgekehrt und steht nachdenklich vor seinem Grabstein. Sein getreuer Gefolgsmann
Unolf teilt ihm mit, dass Rodelinde ihm treu geblieben ist, wovon sich Bertarich bald selbst überzeugen kann, weil seine Frau mit
dem Knaben erscheint. Er will hervorstürzen und die Geliebte umarmen, doch Unolf sieht Garibald kommen und zieht den König
zurück. Garibald drängt Rodelinde, Grimwalds Werben zu erhören; als er mit der Entführung des Kindes droht, willigt die
Königin ein. Grimwald triumphiert, als er von Garibald die frohe Kunde erhält, Rodelinde aber schwört dem verräterischen
Garibald blutige Rache.
2. Akt
Während Bertarich seinen Schmerz beklagt, erscheint Hadwig und erkennt den Totgeglaubten. Auch Unolf kommt zurück und
berichtet von Rodelindes Treue.
Grimwald betritt festlich gekleidet Rodelindes Gemach, um das Jawort der Königin zu holen. Empört weist Rodelinde Grimwald
ab und stürzt mit ihrem Sohn davon. Unolf, der ihr melden will, dass Bertarich noch lebt, geht, um den König zu holen. Freudig
begrüssen sich die wiedervereinten Ehegatten. Grimwald aber überrascht sie und lässt Bertarich einkerkern.
3. Akt
Hadwig gibt Unolf einen Schlüssel, um ihren Bruder heimlich befreien zu lassen. Bertarich ist in grosser Gefahr, weil Garibald
den Tyrann aufhetzt, den König töten zu lassen. Unolf wirft dem Gefangenen ein Schwert zu und will den Kerker öffnen, wird
aber von Bertarich angegriffen und verwundet, weil ihn dieser für einen Feind hält. Trotzdem können Bertarich und Unolf mit
Hadwigs Hilfe entkommen. Als Rodelinde ihren Gatten befreien will, findet sie in dem Kerker Blut und glaubt, der König sei
ermordet worden.
Grimwald, der längst seine Taten bereut und halb wahnsinnig geworden ist, schläft übermüdet im Garten des Schlosses ein.
Garibald findet den Schlafenden und will ihn erschlagen, um selbst König zu werden. Im letzten Augenblick gelingt es Bertarich
und Unolf, Grimwald zu retten, Garibald findet den Tod. Grimwald ist erschüttert und legt die Krone nieder, Rodelinde ist wieder
mit ihrem königlichen Gemahl vereint.
Publio Cornelio Scipione – HWV 20
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 12.03.1726 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Paolo Antonio Rolli nach Antonio Salvi, Publio Cornelio Scipione (1704)
Besetzung der Aufnahme
Wiener Symphoniker Les Talens Lyriques - Christophe Rousset,
Sandrine Piau (Soprano) - Berenice; Vanda Tabery (Soprano) - Armira; Doris Lamprecht (Mezzo Soprano) - Lucejo;
Derek Lee Ragin (Counter Tenor) - Scipione; Guy Flechter (Tenor)-Lelio; Olivier Lallouette (Bariton) - Ernando
Recorded 1993
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
Scipione (Alto), römischer Feldherr
Lucejo (Alto), Fürst der Keltiberer
Berenice (Soprano), Prinzessin und Tochter Ernandos
Lelio (Tenor), römischer Feldherr
Ernando (Bass), König der Balearen
Armira (Soprano), Berenices Vertraute
Gefolge Scipiones, Soldaten, Wachen, Diener, Volk
Handlung:
- Neu-Karthago, 210 v. Chr./209 v. Chr.
1. Akt
Scipione zieht im Triumph durch das eroberte Neu-Karthago und zeichnet seine Getreuen für ihre Taten aus. Lelio präsentiert
ihm die Gefangenen, unter denen Scipione eine besondere Schönheit namens Berenice entdeckt. Er versichert ihr, ihre Ehre
nicht anzutasten, und gibt sie und eine andere Gefangene in Lelios Obhut. Berenice sehnt sich nach ihrem Geliebten Lucejo
und erfährt von Lelio, dass dieser ihm einst die Freiheit geschenkt habe, als er in die Gefangenschaft von Lucejos Vater geraten
war. Jetzt ist er bei den Kampfeshandlungen um Neu-Karthago verschollen. Lelio verspricht Berenice und ihrer Hofdame Armira
Erholung und Ruhe im Königspalast, doch Berenice quält sich mit der Sorge um ihren Geliebten. Als Lelio die beiden Damen
fortgebracht hat, erscheint Lucejo als römischer Soldat verkleidet. Er hat Berenice im Triumphzug Scipiones erkannt und
beschließt, sich heimlich in den Palast einzuschleichen, um ihr nahe zu sein.
Im Palastgarten gesteht Scipione sich ein, sich in Berenice verliebt zu haben, sieht aber deshalb auch seinen Ruhm in Gefahr.
Lelio meldet ihm die beiden Gefangenen, und als Scipione richtig mutmaßt, Lelio habe sich wohl in Armira verliebt, warnt ihn
dieser, Berenice gehöre einem anderen. Scipione trägt ihm auf, niemanden in Berenices Nähe zu lassen; Armira aber solle ihm
gehören. Lelio fasst sich ein Herz und gesteht Armira seine Liebe; sie aber antwortet ihm, nur in Freiheit könne sie sich auch frei
für ihn entscheiden. Während Lelio darüber nachdenkt, wie er Armiras Befreiung bewerkstelligen könne, kommt Berenice; ihr
erklärt er, Scipione habe sich in sie verliebt, und sie täte gut daran, ihn zu erhören. Als sie ihn fragt, ob er seinen Freund Lucejo
schon vergessen habe, verneint er und versucht sie zu beruhigen. Sie aber bleibt verzweifelt zurück und gibt sich ihren Klagen
hin, als Lucejo sie überrascht und sich zu erkennen gibt. Obwohl sie glücklich ist, ihn lebend zu wissen, fleht sie ihn doch an,
den Palast zu verlassen, bevor Scipione ihn dort entdecken könne. Es gelingt ihm gerade noch zu verschwinden, doch hält es
ihn nicht in seinem Versteck, als er hört, wie Scipione Berenice Avancen macht. Um ihn zu schützen, überschüttet Berenice den
vermeintlichen Römer mit Vorwürfen und verhindert, dass Lucejo sich Scipione zu erkennen geben kann. Verzweifelt bemüht
sie sich, Scipione zu täuschen und Lucejo, bevor er aus Eifersucht sein Leben riskieren kann, aus dem Garten zu werfen. Lelio,
der dazukommt, erfasst die Situation mit einem Blick und täuscht Scipione seinerseits hinsichtlich der Identität des „römischen
Soldaten“, indem er ihn als „Erennio“ anspricht und ins Feldlager zurückschickt. Obwohl Scipione einen iberischen Akzent zu
vernehmen meinte, glaubt er Lelio die tragische Geschichte des braven Soldaten „Erennio“, der im Kampf einen Teil seines
Verstandes einbüßte. Als die beiden fortgegangen sind, bleibt Lujeco rasend vor Eifersucht zurück.
2. Akt
Um seine Tochter zu retten, hat Ernando beschlossen, sich den Römern zu unterwerfen. Lelio empfängt den König der
Balearen am Hafen, nimmt Ernandos Friedensangebot freundlich an und macht eine Andeutung, dass Scipione sogar seine
Freundschaft zu erlangen suche.
In ihren Gemächern im Palast sorgt sich Berenice um Lucejo. Scipione fragt sie nach ihrer Herkunft und erfährt, dass sie die
Tochter Ernandos sei. Als er ihr jedoch seine Liebe erklären will, fällt sie ihm ins Wort: Ihr Herz sei nicht mehr frei, es gehöre
dem Prinzen der Keltiberer. Gefasst, aber insgeheim verzweifelt scheidet Scipione von ihr. Da bringt Lelio Lucejo herbei. Doch
bevor er sich an sie wenden kann, schickt sie ihn erneut mit barschen Worten fort: Wenn er nicht sofort aus dem Palast fliehe,
werde er Scipione begegnen und sei in Todesgefahr. Einmal mehr missversteht Lucejo ihre Abwehr und bezichtigt sie erneut
der Untreue. Berenice bittet Lelio, ein Auge auf ihn zu haben und ihn vor sich selbst zu schützen. Dann überlässt sie sich ihrer
eigenen Verzweiflung.
Armira fragt Lelio, warum er sie nicht freilasse, damit sie ihm dann ihre Liebe schenken könne. Er fürchtet, getäuscht zu werden
– nicht ganz zu Unrecht: Denn sie hofft darauf, dass ihr Vater bald von ihrer Gefangennahme erfahre und zu ihrer Befreiung
herbeieilen werde. Da ergibt sich eine Situation, die die Missverständnisse auf einen Höhepunkt treibt: Auf der Suche nach
Berenice trifft der „römische Soldat“ auf Armira und muss auch von ihr erfahren, dass Scipione Berenice liebe. Seine Frage, ob
er wiedergeliebt werde, beantwortet sie mit der Gegenfrage, wer er sei, und verspricht ihm Hilfe. Berenice beobachtet, wie er
dankend ihre Hand ergreift, und wird nun ihrerseits von Eifersucht übermannt: Sie wirft Lucejo Untreue vor, und die Situation
eskaliert, als Scipione hinzukommt und den „Soldaten“ erneut wegschicken will. Obwohl Berenice ein weiteres Mal versucht,
Lucejos Identität zu verschleiern, gibt dieser sich zu erkennen. Scipione will ihn gefangen nehmen lassen, doch Lucejo fordert
ihn zum Duell mit dem Schwert heraus: Als Anführer der Römer würde er ihn und seine Befehle anerkennen, nicht aber als
Rivalen um Berenices Gunst, der das private über das politische Interesse stelle. Es gelingt Lelio, Lucejo zu entwaffnen und
abzuführen. Wie zum Trost stellt Scipione Berenice die Heirat mit einem Römer in Aussicht, der ihrer würdiger sei als ein
gefangener Prinz, der sein Leben verwirkt habe. Sie aber will, bei aller Bewunderung für die Römer, wie ein Fels in der
Brandung fest zu ihrer Liebe stehen.
3. Akt
Scipione empfängt Ernando wie einen Freund. Er bittet ihn um die Hand seiner Tochter, doch Ernando weist dieses Ansinnen
zurück – er habe Berenice schon Lucejo versprochen und könne sie nicht ein weiteres Mal fortgeben. Von Ernandos
standhafter Weigerung beeindruckt, trägt Scipione Lelio auf, Lucejo die Nachricht zu überbringen, er werde als Gefangener
nach Rom geschickt. Auf Scipiones Weisheit hoffend, teilt Lelio seinem iberischen Freund diesen Befehl mit. Lucejo würde
lieber sterben, doch Berenice verspricht, ihm zu folgen und sein Schicksal, welches auch immer ihm bevorstünde, zu teilen. Im
Angesicht des Todes versöhnen sich die beiden, und Berenice eilt zu Scipione und fleht ihn an, sie als Schuldige zu bestrafen
und Lucejo zu schonen. Scipione verspricht ihr, sie zufriedenzustellen.
Im Thronsaal empfängt Scipione Ernando, der den Römern kostbare Geschenke überbringt und als Gegengabe seine Tochter
fordert. Scipione lässt sie holen und verspricht ihr, sie glücklich zu machen.
Lelio hat erfahren, dass auch Armira eine Prinzessin und ihr Vater ein Freund der Römer ist. So steht ihrer beider Liebe nichts
mehr im Weg. Berenice trifft Lucejo auf dem Weg zum Thronsaal und erfährt, dass Scipione ihm die Freiheit und sein Schwert
zurückgegeben habe. Beide eilen hoffnungsfroh zum Thronsaal. Dort gibt Scipione bekannt, dass er auf Berenice verzichte,
bietet Lucejo die Freundschaft Roms an und überreicht Berenice die Geschenke, die er zuvor von Ernando erhalten hatte.
Überwältigt von so viel Edelmut schwört Lucejo Rom ewige Treue.
Alessandro – HWV 21
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 5.05.1726 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Paolo Antonio Rolli nach Ortensio Mauro, La superbia d’Alessandro (1690)
Besetzung der Aufnahme
La Petite Bande - Sigiswald Kuijken, René Jacobs (Counter Tenor) – Alessandro, Sophie Boulin (Soprano) –
Rossane, Isabelle Poulenard (Soprano) – Lisaura, Jean Nirouët – Tassile, Stephen Varcoe (Bariton) – Clito,
Guy de Mey (Tenor) – Leonato, Ria Bollen (Contralto) – Cleone; Recorded 1990
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
Alessandro (Mezzo Soprano), König von Makedonien
Rossane (Soprano), eine persische Prinzessin
Lisaura (Soprano), eine skythische Prinzessin
Tassile (Alto), ein König in Indien
Clito (Bass), makedonischer Fürst
Cleone (Alto), makedonischer Fürst
Leonato (Tenor), makedonischer Fürst
Handlung:
- Ossidraca in Sogdania, 327/326 v. Chr.
1. Akt Bei der Belagerung Ossidracas springt Alessandro mit dem Schlachtruf, er sei der Sohn des Zeus und deshalb
unbesiegbar, von der Stadtmauer in die Stadt, um die Feinde Mann für Mann zu besiegen. Clito lässt die Mauer einreißen, um
seinem Herrscher zur Hilfe zu eilen, und ermahnt ihn, nicht allzu selbstgewiss zu sein und auch an seine Verantwortung für das
Heer zu denken. Im Feldlager beobachten Rossane und Lisaura, jede aus ihrem Zelt tretend, angstvoll das Geschehen an der
Stadtmauer und belauern sich gegenseitig voll Eifersucht, denn beide haben es auf Alessandro abgesehen. Als Tassile mit der
Siegesmeldung kommt, freuen sich beide über Alessandros Erfolg und Leonatos Hilfe, bekräftigen aber auch ihre Eifersucht.
Tassile seinerseits leidet; er liebt Lisaura und kann Alessandro, obwohl dieser sein Nebenbuhler ist, nicht hassen, denn er
verdankt ihm seinen Thron.
In der von Alessandro geschlagenen Bresche feiern die Makedonier ihren Sieg. Rossane und Lisaura kommen, um zu
gratulieren. Alessandro umarmt Rossane und weckt damit nicht nur Lisauras Zorn, sondern auch Cleones Schmerz, denn
dieser ist in Rossane verliebt. Als Cleone ihn fragt, ob er nicht auch Lisaura begrüßen wolle, wendet sich Alessandro auch
dieser zu – sehr zu Rossanes und zu Tassiles Missvergnügen. Rossane verlässt den Ort, Alessandro, von Tassile darauf
aufmerksam gemacht, eilt ihr hinterher. Doch als Tassile sich nun Lisaura widmen will, wehrt diese sich gegen seine Avancen
und gibt sich lieber ihrem Schmerz über Alessandros Zurückweisung hin.
Rossane hat sich in ein Zimmer zurückgezogen, wo Alessandro sie findet und sie seiner Liebe versichert. Sie aber nährt weiter
ihre Zweifel. Konspirativ treffen sich Clito, Cleone und Leonato. Clito kann nicht verstehen, wie Cleone es erträgt, Alessandro
zum Rivalen um Rossanes Gunst zu haben. Dieser aber glaubt sich mit dem gottähnlichen Alessandro nicht messen zu können.
Clito und Leonato wollen von derartiger Speichelleckerei nichts wissen.
Im Tempel der Gottheit Zeus Ammon, der mit den Statuen des Zeus, des Herkules und Alessandros geschmückt ist, huldigen
Cleone und Tassile dem Göttersohn Alessandro. Clito dagegen beugt sein Haupt nur vor Zeus; es müsse Alessandro genügen,
König zu sein. Wütend zwingt Alessandro den alten Fürsten, vor ihm auf den Boden zu sinken, was dieser mit einer Drohung
quittiert. Rossanes und Lisauras Versuche, Alessandro zu besänftigen, haben wenig Erfolg. Dennoch gesteht Alessandro
seinem Heer eine Ruhepause zu, bevor er zu neuen Ruhmestaten aufbrechen will.
2. Akt Im Schatten des Gartens sehnt sich Rossane nach Alessandro und schläft ein. Alessandro naht und betrachtet sie
verzückt, wird dabei seinerseits von Lisaura beobachtet, die ihre Eifersucht kaum beherrschen kann. Als Alessandro sie
entdeckt, macht er ihr ein wenig den Hof. Rossane erwacht, bemerkt Alessandros Treulosigkeit, stellt sich schlafend und muss
mit anhören, wie Alessandro mit Lisaura schäkert. Diese aber neckt ihn, indem sie jene Worte wiederholt, die er kurz zuvor an
Rossane gerichtet hatte. Nun „erwacht“ Rossane und wiederholt ihrerseits die Worte, die Alessandro an Lisaura gerichtet hatte.
Verstimmt bleibt Alessandro zurück – dem Herrn der Welt sollten auch die Damen mehr Respekt entgegenbringen. Tassile legt
Lisaura sein Herz zu Füßen. Sie würde ihn gern lieben, doch ihr Herz gehört Alessandro. In einem Zimmer beschließt Rossane,
den untreuen Alessandro zu verlassen, und bittet ihn um ihre Freiheit. Ungern lässt er sie gehen, sie aber bedeutet ihm, dass
der Vogel, der dem goldenen Käfig entronnen ist, freiwillig zu seinem Herrn zurückkehren wird. Kaum ist sie gegangen, kommt
Lisaura, die nun ihre Chance gekommen sieht: Doch er weist sie mit dem Hinweis zurück, er werde bald wieder in die Schlacht
ziehen. Im Thronsaal verteilt Alessandro die eroberten Gebiete unter seinen Getreuen und fordert Clito erneut auf, ihm als dem
Sohn des Zeus zu huldigen. Dieser aber weist das Ansinnen wiederum zurück und beschuldigt Alessandro, die Keuschheit
seiner Mutter in Zweifel zu ziehen, wenn er sich selbst als Göttersohn und nicht als Sohn seines Vaters Philipp betrachte.
Wütend stürzt sich Alessandro mit einem Speer auf Clito, und als Tassile die beiden trennt, bringen Verschwörer den Baldachin
über dem Thron zum Einsturz. Seine Rettung erklärt Alessandro damit, dass sein Vater Zeus ihn beschützt habe; er befiehlt
Tassile, seine Truppen einsatzbereit zu machen, und Cleone, den unbotmäßigen Clito ins Gefängnis zu werfen. Clito aber will
lieber gleich durch die Hand desjenigen sterben, dem er zweimal das Leben gerettet hat. Als alle fort sind, eilt Rossane
erschrocken herbei; Alessandro erkennt, dass sie ihn liebt, und ist glücklich. Da kommt Leonato mit der Nachricht, das besiegte
Volk habe sich wieder erhoben. Alessandro eilt freudig in den Krieg, weiß er doch nun, dass Rossane auf ihn warten wird.
3. Akt In einem Turm wird Clito von Cleone und seinen Soldaten bewacht, als Leonato mit Bewaffneten erscheint, Clito befreit
und Cleone an seiner statt im Turm einsperrt. Erst als seine Soldaten zurückkehren, wird er befreit.
Noch einmal ringen Rossane und Lisaura im Garten um die Vorherrschaft über Alessandros Herz. Und noch einmal bietet
Lisaura gleich darauf Alessandro ihre Liebe an, doch diesmal weist er sie zurück und legt ihr Tassile, der sie liebe, ans Herz.
Auch bei ihm verwendet er sich für Lisaura. Da eilt Rossane herbei und berichtet, dass die Verschwörer, von Clito und Leonato
angeführt, die Makedonier in Aufruhr versetzt haben. Tassile eilt fort, Alessandro seine Truppen zu Hilfe zu schicken, und
Rossane und Alessandro verabschieden sich voneinander, als wäre es das letzte Mal. Clito und Leonato wollen den Tyrannen
Alessandro stürzen, bleiben aber, als dieser das Wort an sie richtet, wie angewurzelt stehen und legen die Waffen nieder.
Tassile meldet, dass der Aufstand der Oxydraker zerschlagen sei. Clito fleht Alessandro um Gnade an, die dieser gewährt. Im
Tempel des Zeus beten Rossane und Lisaura um das Ende des Bürgerkrieges. Tassile huldigt Alessandro als Friedensstifter,
und dieser bietet Lisaura seine Freundschaft und Rossane seine Liebe an.
Admeto, Re di Tessaglia – HWV 22
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 31.01.1727 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Nicola Francesco Haym nach Aurelio Aureli, L’Antigona delusa da Alceste (1660)
Besetzung der Aufnahme
Festspiel Orchester Göttingen - Nicholas McGegan, Cembalo/Harpsichord - Nicholas McGegan,
Tim Mead (Counter-Tenor)- Admeto, König von Thessalien, Marie Arnet (Soprano) - Alkestis, Königin
und Admetos Ehefrau, William Berger (Bariton) - Ercole (Hercules), Andrew Radley (Counter-Tenor) Orindo, David Bates (Counter-Tenor) - Trasimede, Prinz & Bruder von Admetos, Kirsten Blaise
(Soprano) - Antigona, trojanische Prinzessin, als Schäferin verkleidet, Wolf Matthias Friedrich (Bass) Meraspe, Antigones Ratgeber
Recorded 2009
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
Admeto (Mezzo Soprano), König von Thessalien
Alceste (Soprano), seine Gattin
Antigona (Soprano), seine frühere Verlobte, trojanische Prinzessin, als Schäferin verkleidet
Trasimede (Alto), Prinz, Admetos Bruder
Ercole (Herakles, Herkules) (Bass)
Orindo (Alto), ein Diener, Vertrauter Admetos
Meraspe (Bass), Antigonas Erzieher
Priester, Herolde, Krieger, Geister, Volk
Handlung:
- Pherai in Thessalien, mythische Zeit (kurz vor dem Trojanischen Krieg)
1. Akt
Admet liegt sterbenskrank auf seinem Ruhebett und sieht sich schon von gierigen Geistern aus der Unterwelt
verfolgt; Herakles sagt dem Freund seine Hilfe zu. Aber auch Orindos ermuntert seinen Herrn, Mut und Kraft zu
zeigen und ohne Schwäche seine Gemahlin Alkeste zu empfangen. Diese tritt ein; verzweifelt beten beide zu
Apollo um Rettung. Da hört man eine Stimme, die verkündet, dass Admet sterben müsse, es sei denn, jemand
opfere sich für ihn. Alkeste beschliesst insgeheim, für den Gatten zu sterben; dieser beruhigt sich und schläft ein.
Herakles kommt ins Zimmer und sieht mit Erstaunen, dass es dem Freund besser geht. Da stürzt Orindos herein.
Er meldet, dass Alkeste, die sich auf Apollos Geheiss für Admet geopfert habe, tot ist. Herakles verspricht dem
verzweifelten Freund, Alkeste aus dem Hades zurückzuholen.
Unterdessen sind Meraspes und die trojanische Prinzessin Antigone, die Admet sehr liebt, obwohl sie von ihm
verschmäht wurde, auf dem Weg nach Pherä. Meraspes hat in der Stadt erfahren, dass Alkeste tot und Admet
untröstlich ist. Antigone beschliesst, den früheren Freund für sich zu gewinnen. Sie und Meraspes begegnen
Trasimedes, der beide von Troja her kennt, doch Antigone gibt sich als Rosilda und Meraspes als ihren Vater
Fedalto aus. Trasimedes nimmt beide in seinen Dienst, da er sich in Antigone verliebt hat.
2. Akt
Herakles hat Alkeste aus der Unterwelt zurückgebracht. Inzwischen streiten sich Orindos und Trasimedes um die
Gunst der schönen Antigone, die aber beide abweist und dabei ihr Bild verliert. Orindos nimmt es an sich und
zeigt es Admet, den es, obwohl er noch an Alkeste denkt, überaus entzückt. Er begegnet Antigone, die sich als
Rosilda ausgibt, und eilt tief verwirrt wieder davon.
Herakles und Alkeste, die sich als junger Krieger verkleidet hat, kommen zurück. Alkeste zweifelt, ob Admet noch
an sie denkt. Admet ist von Antigone bezaubert. Antigone ist von Trasimedes der Stadt verwiesen worden und
trifft zufällig die verkleidete Alkeste, die bestürzt erfährt, dass Admet eine neue Liebe hat.
3. Akt
Meraspes bittet Admet, nach der verschwundenen Rosilda suchen zu lassen, und gesteht die Wahrheit. Der
König hört mit Freude, dass seine einstige Liebe noch lebt, und befiehlt, nach ihr zu suchen.
Herakles behauptet vor Admet, dass er für Alkeste nichts tun konnte, und stellt erstaunt fest, dass Admet mehr
erleichtert als unglücklich ist.
Alkeste findet bei Antigone Admets Bild und verlangt es zurück, wird aber von Orindos, der nach Antigone sucht,
nicht erkannt und gefangengenommen. Während Antigone triumphierend weggeht, befreit Herakles die
Gefangene wieder. Orindos' Krieger laufen voller Schrecken vor dem Helden davon, der Alkeste von der
Wandlung des Gatten erzählt.
Als Admet Antigone zur Frau nehmen will, wird er von seinem Bruder zum Zweikampf gefordert. Alkeste, tief
verschleiert, trennt die beiden und gibt sich zur Bestürzung von Admet und Antigone zu erkennen. Admet, von
Scham überwältigt, bittet um Verzeihung, während Antigone den strahlenden Trasimedes um Vergebung anfleht.
Versöhnt und neu vereint sinken sich die Paare in die Arme.
Riccardo Primo, Re d'Inghilterra – HWV 23
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 11.11.1727 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Paolo Antonio Rolli nach Francesco Briani, Isacio Tiranno (1710)
Besetzung der Aufnahme
Les Talens Lyriques - Christophe Rousset,
Sara Mingardo (Contralto) - Riccardo I.; Sandrine Piau (Soprano) - Castanza; Oliver Lallouette (Bariton) - Bernardo;
Roberto Scaltriti (Bariton) - Isacio; Claire Brua (Mezzo-Soprano) - Pulcheria; Pascal Bertin (Counter Tenor) - Oronte
Recorded 1996
Personen:
• Riccardo I. (Mezzo Soprano), König von England (Richard Löwenherz)
• Costanza (Soprano), seine Verlobte und Tochter des Königs Sancho VI. von Navarra
• Isacio (Bass), Herrscher von Zypern
• Pulcheria (Soprano), seine Tochter, „Die Maid von Zypern“
• Oronte (Alto), Fürst von Syrien, Isacios Verbündeter
• Berardo (Bass), Costanzas Vetter und Beschützer
• Hofstaat, Wachen, Diener, Krieger, Volk
Handlung:
Richard I. mit dem Beinamen „Löwenherz“ (1157–1199), Sohn von Heinrich II. und Eleonore von Aquitanien, regierte England
von 1189 bis 1199. Um sein abenteuerliches Leben, seine Auseinandersetzungen mit dem Vater, seine Teilnahme am Dritten
Kreuzzug, seine Gefangenschaft auf der Burg Trifels und seinen Tod in der Schlacht rankten sich schon früh zahlreiche
Legenden. Am 6. Mai 1191, auf dem Weg nach Jerusalem, während des Kreuzzuges, eroberte er Zypern, das unter Isaak
Komnenos kurzzeitig ein unabhängiger Staat gewesen war, und heiratete sechs Tage später Berengaria von Navarra, die im
Libretto Costanza heißt. Diese war in Begleitung von Richards Schwester Johanna auf dem Weg von Sizilien nach Jerusalem
mit dem Schiff in Seenot geraten, vor Zypern gestrandet und von Isaak Komnenos gefangen gesetzt worden.
1. Akt (Riccardo befindet sich auf Kreuzzug nach Jerusalem. Schlechtes Wetter reißt seine Flotte bei der Fahrt übers
Mittelmeer auseinander. Eigentlich wollte er aber ja doch die Prinzessin Costanza ehelichen ...) Costanza und Berardo haben
an der Küste Zyperns Schiffbruch erlitten; Costanza ist überzeugt, dass Riccardo ertrunken ist. Isacio, Pulcheria und Oronte
treten auf, und Isacio fragt die Gestrandeten aus. Costanza verheimlicht ihre Identitäten und sagt, dass sie „Doride“ heiße und
Berardo ihr Bruder „Narsete“ sei. Isacio ist von ihrer Schönheit hingerissen; er lädt sie in seinen Palast ein und weist Pulcheria
an, sich auf ihre Hochzeit mit Oronte vorzubereiten. Dann befiehlt er Oronte, die Überreste der englischen Schiffe zu zerstören.
Ein Lagerzelt nahe am Ufer. Riccardo hat erfahren, dass Costanza am Leben sei, und bringt seine Liebe zum Ausdruck, obwohl
er sie noch nie gesehen hat. Er plant, inkognito in Isacios Palast zu gehen. Costanza und Berardo sind allein. Oronte und
Pulcheria treffen ein, und Oronte macht Costanza zu Pulcherias Verdruss den Hof. Isacio wirbt um Costanza, die entsetzt
zurückweicht. Sie fleht, alleingelassen zu werden, und geht ab. Oronte verkündet, dass ein Botschafter Riccardos angekommen
sei. Costanza ist überglücklich, dass Riccardo noch am Leben ist. Riccardo tritt auf, als sein eigener Botschafter verkleidet.
Isacio ist höflich und verspricht, Costanza zu übergeben. Riccardo ist beeindruckt und freut sich.
2. Akt Costanza fragt Berardo, ob Riccardo wisse, dass sie am Leben sei, und er verspricht, es herauszufinden. Isacio sagt
Costanza, er wisse, wer sie sei, und verspricht, dass sie in Kürze mit ihrem Gatten vereint sein werde. Da er aber weiß, dass
Riccardo Costanza noch nie gesehen hat, plant er, an ihrer Stelle Pulcheria zu Riccardo zu schicken. Er fordert Pulcheria auf,
Oronte zu vergessen – was zu tun sie bereit ist, weil sie auf ihn böse ist – und sich auf ihre neue Ehre als Königin von England
vorzubereiten; er ist stolz auf seine Raffiniertheit. Pulcheria ist schockiert und verzweifelt über diesen Schwindel, und sobald sie
allein ist, gelobt sie, ihn aufzudecken. Berardo hat alles mit angehört und berichtet Costanza und Oronte davon. Oronte
verspricht, sie beide zu rächen, und Costanza sehnt sich danach, dass Riccardo zu ihr kommt. Riccardo und sein Heer bereiten
Pulcheria und ihrem Gefolge einen zeremoniellen Empfang. In der Meinung, dass sie Costanza sei, ist er bei ihrem Anblick
enttäuscht, wenngleich er ihre Schönheit würdigt. Oronte eilt herbei und enthüllt den Betrug. Riccardo ist wütend. Pulcheria
beschuldigt ihren Vater und bietet an, als Geisel dazubleiben, weil sie Riccardos Ehrgefühl achtet. Er aber fordert sie auf, zu
Isacio zurückzukehren. Sie grollt Oronte noch immer und fühlt sich von allen abgelehnt. Oronte bietet Riccardo an, sich seiner
Truppen zu bedienen; Riccardo schwört Rache, und Oronte hofft, dass die vom Ehrgefühl geleitete Liebe am Ende triumphieren
werde. Riccardo kehrt, immer noch verkleidet, in den Palast zurück. Er wirft Isacio Betrug vor. Als er ihn bittet, die
Vereinbarungen einzuhalten, reagiert Isacio trotzig. Pulcheria kehrt aus Riccardos Lager zurück, und Isacio gibt vor, Costanzas
Freilassung zu akzeptieren. Pulcheria stellt Riccardo Costanza vor, und schließlich offenbart sie ihr seine Identität. Nachdem sie
sich ihres eigenen Stolzes versichert hat, lässt sie Riccardo und Costanza allein, die nun einander ihre Liebe versichern.
3. Akt In der Zwischenzeit hatte Riccardo mit Costanza den Palast verlassen, ihre Freilassung war aber eine List: Sie wurden
von Isacios Truppen überfallen, und Costanza wurde Riccardo entrissen und in die Stadt zurückgeschleppt. Riccardo plant mit
Oronte den Angriff; beide tun ihre Absicht kund, der Stadt den Garaus zu machen und Isacio zu besiegen. Im Palast beklagt
Costanza ihr Unglück und erfleht den Tod als einzigen Ausweg. Pulcheria sagt, sie wolle als Geisel zu Riccardo zurückkehren,
und Isacio werde sie nicht durch die Hand Riccardos sterben sehen wollen – die Unschuld werde siegen. Costanza bittet den
Himmel um Hilfe. Isacio offenbart die Tiefe seiner Liebe zu Costanza und seine Entschlossenheit, sie zu erobern. Berardo trifft
ein und verlangt die Kapitulation, Isacio aber ist aufsässig und besteht auf dem Krieg. Costanza bittet Berardo, zu Riccardo zu
gehen und ihm ihr letztes Lebewohl zu überbringen. Riccardos Armee greift die Stadtmauer an und schlägt eine Bresche. Isacio
tritt auf, er hält Costanza fest und droht sie zu töten, wenn der Angriff nicht abgebrochen wird. Als er zustoßen will, greift Oronte
mit seinen Truppen ein, entwaffnet Isacio und siegt. Berardo bringt Costanza die Siegesnachricht. Sie bringt ihre Erleichterung
und Freude zum Ausdruck; Oronte trifft ein, um Isacios Kapitulation zu bestätigen, und verkündet, dass Riccardo ihm verziehen
hat. Pulcheria freut sich ihrer Liebe zu Oronte. Nach einem Triumphmarsch vereint Riccardo Oronte und Pulcheria und
verkündet, dass das Königreich ihnen gehöre. Er verspricht Costanza seine Liebe und Pulcheria seine Freundschaft. Alle
vereinen sich in einem Jubelchor.
Siroe, Re di Persia – HWV 24
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 2 ¾ Stunden
Uraufführung: 17.02.1728 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Nicola Francesco Haym nach Pietro Metastasio, Siroe, rè di Persia (1725)
Besetzung der Aufnahme
Capella Coloniensis - Andreas Spering,
Ann Hallenberg (Alto) – Siroe, Johanna Stojkovic (Soprano) – Emira, Sunhae Im (Soprano) – Laodices,
Gunther Schmid (Counter Tenor) – Medarse, Sebastian Noack (Bariton) – Cosroe, Timm de Jong (Bass) - Arasse
Recorded 2003
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
Cosroe (Bass), König von Persien, verliebt in Laodice
Siroe (Mezzo Soprano), sein erster Sohn, verliebt in Emira
Medarse (Alto), sein zweiter Sohn
Emira (Soprano), Prinzessin von Cambaja, in Männerkleidung unter dem Namen Idaspe, verliebt in Siroe
Laodice (Soprano), Schwester Arasses, verliebt in Siroe
Arasse (Bass), General der persischen Armee, Siroes Freund
Hofstaat, Wachen, Diener, Krieger, Volk
Handlung:
- Seleukia, 628
Die Geschichte des persischen Großkönigs Chosrau II. aus dem Geschlecht der Sassaniden, der von 590 bis 628
regierte, der seinen zweitgeborenen Sohn Merdanschah aus seiner Ehe mit Schirin zu seinem Nachfolger machen
wollte und deshalb von seinem erstgeborenen Sohn Kavadh II. Shiruya aus einer früheren Ehe abgesetzt wurde, ist
nicht nur in arabischen Chroniken überliefert, sondern seit dem um 630 verfassten, anonym überlieferten
oströmischen Chronicon Paschale auch in historiografischen Schriften des Westens. Die Liebe zwischen Chosrau und
Schirin war auch aus zahlreichen literarischen Werken wie dem um 1200 entstandenen Epos Chosrau und Schirin
des persischen Dichters Nezāmi und den Märchen aus Tausendundeiner Nacht bekannt. Der Thronfolge-Konflikt
ereignet sich in der Stadt Seleukia. Das Ganze ist eingebettet in eine Liebesgeschichte, an der die als Mann
verkleidete am persischen Hof lebende Emira und die Mätresse des Königs Laodice beteiligt sind.
1. Akt
In einem Kampf hat Cosroe, der König von Persien, Asbite, den König von Cambaja, erschlagen und dessen gesamte Familie
ausgerottet. Nur Emira, die Tochter Asbites, hat überlebt. Sie sinnt nun auf Rache und lebt deshalb unter dem Namen Idaspe
als Mann verkleidet am persischen Hof.
Emiras heimlicher Geliebter ist Cosroes Sohn, der Kronprinz Siroe. Er kennt als einziger Emiras wahre Identität. Emira verlangt
von Siroe, ihre Rachepläne gegen seinen Vater zu unterstützen. Als Siroe das jedoch ablehnt, weist Emira seine Liebe zurück.
Laodice, die Mätresse des Königs, ist ebenfalls in den Kronprinzen verliebt. Deshalb behauptet Emira gegenüber Laodice, Siroe
würde Laodices Liebe erwidern, tatsächlich erhält sie von diesem aber eine Abfuhr. Laodice plant nun, dem König zu erzählen,
sein Sohn hätte versucht, sie zu verführen.
Siroe versucht seinen Vater vor dem von Emira geplanten Mordanschlag zu warnen. Damit er Emira nicht bloßstellt, benutzt er
einen anonymen Brief. Laodice erzählt dem König, sein Sohn habe sie vergewaltigt. Siroes Bruder Medarse findet den
anonymen Brief. Um seinen Bruder als Thronfolger zu verdrängen, gibt er sich beim Vater als der Verfasser des Briefes aus.
Jetzt verrät Siroe jedoch, ohne Emira zu verraten, dass er der wirkliche Schreiber des Briefes ist.
2. Akt
Siroe hat Emiras Hassattacken und Laodices Annäherungsversuche satt. Er zieht sein Schwert, um sich zu töten. Als sein Vater
hinzukommt, glaubt dieser jedoch, Siroe wolle Emira töten. Cosroe lässt seinen Sohn gefangen nehmen.
Emiras Attentat auf Cosroe misslingt, denn Medarse kann es verhindern. Emira gelingt es, Medarse mit geschickten
Komplimenten von ihrer Unschuld zu überzeugen. Medarse überzeugt sich von der Gunst seines Vaters und glaubt sich am
Ziel, den Thron zu übernehmen. Cosroe dagegen stellt Siroe den Thron und die Hochzeit mit Laodice in Aussicht. Dafür muss
dieser aber seinem Vater die Verschwörer nennen. Andernfalls will Cosroe ihn töten. Siroe schweigt jedoch.
Laodice bittet nun die als Idaspe verkleidete Emira, den König davon zu überzeugen, dass er Siroe am Leben lässt. Diese Bitte
ist jedoch vergebens.
3. Akt
Der König befiehlt Siroes Hinrichtung. General Arasse bittet Cosroe nochmals, er möge Siroe verschonen. Arasses Bitten
bleiben jedoch erfolglos. Daraufhin beugt er sich scheinbar dem Hinrichtungsbefehl. In Verzweiflung gesteht Laodice ihre Lüge.
Emira und Laodice bitten den König um das Leben Siroes. Schließlich lässt sich Cosroe bewegen, Siroe zu begnadigen.
In diesem Augenblick bringt Arasse die Nachricht von Siroes Tod. Emira ist außer sich vor Hass. Sie gibt ihre wahre Identität
preis und versichert dem König Siroes Unschuld. Arasse verrät nun Emira, dass er Siroe nur zum Schein hinrichten ließ.
Außerdem erfährt Emira, dass Medarse seinen Bruder töten will. Gerade noch im rechten Moment kann sie das Attentat
verhindern.
Siroe verzeiht Medarse. Außerdem verlangt Siroe von Emira, ihren Hass gegen Cosroe aufzugeben. Am Ende ist Cosroe mit
der Hochzeit von Siroe mit Emira einverstanden. Er übergibt den Thron seinem Sohn Siroe.
Tolomeo, Re di Egitto – HWV 25
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Uraufführung: 30.04.1728 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Spieldauer ca. 2 ¾ Stunden
Libretto von Nicola Francesco Haym nach Carlo Sigismondo Capece, Tolomeo et Alessandro, ovvero La corona disprezzata (1711)
Besetzung der Aufnahme
Il Complesso Barocco - Alan Curtis,
Ann Hallenberg (Alto) – Tolomeo, Karina Gauvin (Soprano) – Seleuce, Pietro Spagnoli (Bariton) – Araspe,
Anna Bonitatibus (Mezzo Soprano)- Elisa, Romina Basso (Mezzo Soprano)- Alessandro
Recorded 2008
Personen:
•
•
•
•
•
•
Tolomeo (Mezzo Soprano), früherer König von Ägypten, von seiner Mutter Kleopatra III. zugunsten seines Bruders
Alessandro verjagt, unter dem Namen „Osmino“ als Hirte verkleidet
Seleuce (Soprano), seine Verlobte, unter dem Namen „Delia“ als Hirtin verkleidet
Elisa (Soprano), Schwester von Araspe
Alessandro (Alto), Tolomeos Bruder, von Kleopatra als Thronfolger bevorzugt
Araspe (Bass), König von Zypern
Hofstaat, Wachen, Diener, Krieger, Volk
Handlung:
Der Titelheld ist der dreimalige Pharao aus dem Geschlecht der Ptolemäer, Ptolemäus IX. Soter II., König von Ägypten 116–
110, 109–107 und 88–81 v. Chr. und Zypern, der zeitweise zusammen mit seiner tyrannischen Mutter Kleopatra III. (nicht
Cäsars Geliebter, sondern einer von mehreren anderen Herrscherinnen dieses Namens) und seinem jüngeren Bruder
Ptolemäus X. Alexander I. regierte. Kleopatra regierte zunächst mit ihrem älteren Sohn, verjagte ihn dann 107 v. Chr., um ihren
Lieblingssohn zum Mitregenten zu machen, der die herrschsüchtige Mutter im Jahre 101 v. Chr. vermutlich ermorden ließ. In
der Zwischenzeit regierte Ptolemäus IX. (Tolomeo im Libretto) als König in Zypern, unterstützte bisweilen andere Herrscher in
ihrem Kampf gegen Ptolemäus X. (Alessandro im Libretto) und Kleopatra III. und kehrte erst nach Ägypten zurück, nachdem
das Volk seinen Bruder im Jahre 88 v. Chr. verjagt hatte. Im selben Jahr wurde Ptolemäus X. bei Zypern in einem Seegefecht
getötet, und Ptolemäus IX. wurde erneut zum Pharao ausgerufen. Letzterer ist der Vater jener Berenike III., die Händel zur
Titelfigur seiner Oper Berenice (1737) machte; sie war in erster Ehe mit ihrem Onkel Ptolemäus X. verheiratet.
1. Akt Am Strand von Zypern gibt sich Tolomeo seiner Verzweiflung hin: Seine Mutter hat ihm alles genommen, den jüngeren
Bruder Alessandro zum Pharao gemacht und seine Verlobte Seleuce an einen Verbündeten verschachert. Als er seinem Leben
ein Ende machen und sich ins Meer stürzen will, hört er die Stimme eines Schiffbrüchigen und zieht ihn ans Ufer. In dem
Bewusstlosen erkennt er Alessandro. Doch statt ihn zu töten, beschließt er, ihm das Leben, das er gerade gerettet hat, eher ein
zweites Mal zu schenken, als selbst schuldig zu werden. Als Alessandro erwacht, findet er Elisa über sich gebeugt und verliebt
sich sogleich in sie. Sie aber liebt heimlich einen Hirten namens „Osmino“, obwohl dieser keine standesgemäße Partie für eine
Königstochter darstellt. In der Nähe von Araspes Villa sucht Seleuce nach ihrem Geliebten, von dem sie weiß, dass er unter
falschem Namen nach Zypern geflohen ist. Araspe macht ihr, die sich als Hirtin namens „Delia“ ausgibt, den Hof, doch sie weist
ihn zurück. Gleichzeitig bietet Elisa „Osmino“ ihre Liebe an und eilt davon, bevor er diese zurückweisen kann. Ratlos bleibt
Tolomeo zurück und schläft erschöpft ein. So findet ihn Seleuce. Und während sie noch glaubt, dass ihre Augen sie täuschen,
kommt Araspe hinzu und meint in dem Hirten seinen Nebenbuhler gefunden zu haben, den es zu töten gelte. Als Tolomeo
erwacht und Seleuce sieht, warnt sie ihn vor Araspes Wut und eilt davon. Tolomeo glaubt, ein Traumbild gesehen zu haben,
und beteuert dem misstrauischen Araspe wahrheitsgemäß, von einer „Delia“ nichts zu wissen.
2. Akt Wieder treffen Elisa und Tolomeo nahe der Villa aufeinander. Ihrer Eifersucht auf „Delia“ begegnet er mit dem Hinweis
auf seine wahre Identität. Elisa ist erleichtert, gilt ihre Liebe doch nun nicht einem einfachen Hirten, sondern dem
standesgemäßen König von Ägypten. Als Araspe dazukommt, versucht Elisa ihrerseits, seine Eifersucht auf den Nebenbuhler
zu bremsen: Man möge „Osmino“ und „Delia“ gegenüberstellen, um festzustellen, dass er die Wahrheit sage. Sogleich ergibt
sich Gelegenheit dazu, denn Seleuce erscheint, nachdem Araspe gegangen ist, und erkennt die Gefahr, in der sie und Tolomeo
schweben: Statt dem überglücklichen Tolomeo in die Arme zu sinken, verleugnet sie ihn. Elisa glaubt, am Ziel ihrer Wünsche zu
sein, und bietet Tolomeo die Hilfe ihres Bruders bei der Rückeroberung des ägyptischen Thrones an. Doch Tolomeo weist sie
erneut zurück: Sein Herz gehöre Seleuce. Elisas Wut findet alsbald ein Opfer. Als Alessandro ihr erneut seine Liebe anträgt,
verlangt sie von ihm als Liebesbeweis, dass er seinen Bruder töte. Verzweifelt bleibt Alessandro allein zurück: Zwischen seiner
Liebe und dem festen Vorsatz, Tolomeo sein Thronrecht zurückzugeben, findet er keinen Ausweg.
In einem Wald befragt Seleuce die Götter, wo ihr Geliebter sei. Scheinbar antwortet nur das Echo ihr; tatsächlich aber ist es
Tolomeo, der schließlich zwischen den Bäumen hervortritt. Doch bevor die Liebenden aufeinander treffen, kommt Araspe
dazwischen, sieht „Delia“ und will sie gegen ihren Willen umarmen. Tolomeo eilt zu ihrer Verteidigung. Nun bekennt auch
Seleuce ihre wahre Identität, was Araspes Wut noch steigert. Er lässt Tolomeo in Ketten abführen und eilt zu seiner Schwester.
Traurig, aber auch glücklich, im Tode vereint zu sein, nehmen die Liebenden voneinander Abschied.
3. Akt In einem Raum in Araspes Villa liest Alessandro einen Brief aus Ägypten, der vom Tod der Mutter berichtet, als Araspe
mit der Nachricht von Tolomeos Verhaftung hinzukommt. Seinem Vorschlag, Tolomeo zu beseitigen, begegnet Alessandro mit
der vorsichtigen Bemerkung, er selbst werde den Bruder in Gewahrsam nehmen. Araspe glaubt herauszuhören, dass
Alessandro nach einem rechtmäßigen Grund für Tolomeos Hinrichtung suche, und hofft, dass die beleidigte Elisa einen solchen
finden werde. Diese versucht derweil, ihr Lebensglück zu retten, indem sie Seleuce nicht nur zwingt, auf Tolomeo zu verzichten,
sondern auch von ihr verlangt, ihn zur Ehe mit Elisa zu überreden. Obwohl Seleuce Tolomeo anfleht, um seines Lebens willen
Elisa zu lieben, verweigert er ihr diesen Wunsch, und selbst Elisas Drohung, auch Seleuce zu töten, kann ihn nicht umstimmen;
standhaft erwartet er den Tod.
Im Wald wartet Alessandro auf seine Getreuen. Da hört er Seleuce, die von den Wachen geführt wird, und befreit sie. Zu ihrem
Erstaunen lässt er sie wissen, dass er Tolomeo in alle seine Rechte wieder einsetzen will, und huldigt ihr als zukünftiger
Königin. Als beide fortgegangen sind, kommt Tolomeo mit einem Giftbecher in der Hand, den Elisa ihm zu trinken befohlen hat.
Kaum hat er ihn geleert und ist wie tot zu Boden gefallen, kommt Araspe und präsentiert Alessandro den scheinbar
dahingeschiedenen Bruder, der jedoch plötzlich die Augen öffnet: Elisa hatte das Gift mit einem Schlafmittel vertauscht, um
Tolomeo für sich zu retten, stattdessen aber den Befehl gegeben, Seleuce zu töten. Doch auch dies konnte verhindert werden:
Alessandro präsentiert die gerettete Seleuce seinem Bruder und huldigt ihm als Ägyptens König.
Lotario – HWV 26
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 2.12.1729 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto von Giacomo Rossi nach Antonio Salvi, Adelaide (1722)
Besetzung der Aufnahme
Wiener Symphoniker - Uwe Christian Harrer, Cembalo/Harpsichord - Ernst Würdinger,
Batienne - Dominik Orieschnik; Bastien - Georg Nigl; Colas - David Busch
Recorded 1987
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
Adelaide (Soprano), Witwe des Lothar (König von Italien)
Lotario (in Wirklichkeit Otto I.) (Alto), König des Ostfrankenreiches
Berengario (Tenor), Herzog von Spoleto
Matilde (Alto), Berengars Gattin
Idelberto (Alto), Berengars Sohn (Adalbert von Ivrea)
Clodomiro (Bass), Berengarios General
Hofstaat, Würdenträger, Wachen, Diener, Krieger, Volk
Handlung:
- Pavia und Umgebung, 950 / 951
1. Akt
Berengario eröffnet mit einer Arie über den Ehrgeiz und die Wut, die ihn antreibt. Er hat bereits Idelberto losgeschickt, um die
Stadtmauern Pavias zu erstürmen, als er vom nahenden Heer des deutschen Königs Lotario erfährt. Adelaide, „von allen
Prinzessinnen ihrer Zeit die schönste und tugendhafteste“, trifft Lotario, der ihr ohne Umschweife seine Identität, den Wunsch,
sie zu retten, und seine Liebe offenbart. Sie drängt ihn, gegen Berengario und Matilde in den Krieg zu ziehen, und versichert,
seine Tapferkeit werde ihm zweifelsohne den Sieg einbringen. Lotario warnt sie, dass sie bei seiner Rückkehr seinen Sieg mit
ihrer Liebe belohnen müsse: Rammentati, cor mio (Nr. 6).
Clodomiro, der Handlanger Berengarios, erscheint und bedroht Adelaide, indem er ihr eine dieser operntypisch entzückenden
Wahlmöglichkeiten anbietet: O del figlio l’amore, o del padre il rigore – entweder die Liebe des Sohnes oder die Bestrafung
durch den Vater. Unter Zuhilfenahme einer maritimen Metapher drängt er sie, sich mit ihrem Schicksal abzufinden und die
richtige Wahl zu treffen: Se il mar promette calma (Nr. 7). Er zieht sich alsdann zurück, und Adelaide bleibt allein mit Lotario,
dem sie verspricht, seinem Mut ihren eigenen hinzuzufügen: Quel cor che mi donasti (Nr. 8).
Ein Szenenwechsel führt uns zum Lager Berengarios, dem es in der Zwischenzeit irgendwie gelungen ist, Adelaide gefangen
zu nehmen. Er gibt sie in die Obhut Matildes, die Adelaide von ihrer bevorstehenden Gefangenschaft ein Bild des Schreckens
ausmalt. Adelaide ist jedoch kein Zimperlieschen: Sie faucht Matilde trotzig an und schwört, dass ihre Beständigkeit
unerschütterlich sei: Scherza in mar la navicella (Nr. 12).
2. Akt
Berengario verliert die Schlacht gegen Lotario und wird gefangen genommen. Berengario klagt darüber, dass er jetzt Lotarios
Gefangener ist, während Lotario beklagt, ein Gefangener der Liebe zu sein. Adelaide, ebenfalls Gefangene, weiß von Lotarios
Sieg nichts und fleht die Schicksalsmächte inbrünstig an, ihr wohlgesinnt zu sein.
Clodomiro tritt auf und bietet Adelaide eine andere Wahl: Er besteht darauf, dass sie zwischen einem Giftkelch und einem Dolch
– oder der Krone und dem Zepter wähle. Matilde kehrt zurück und steuert ihre eigenen Bedrohungen bei, aber Idelberto setzt
dem mit der Beteuerung ein Ende, er werde sich umbringen, falls sie der Frau, die er liebt, Schaden zufüge. Matilde geht jedoch
nicht im Geringsten darauf ein: Sie verspricht ihrem Sohn Schmerzen und Adelaide Bestrafung: Arma lo sguardo (Nr. 18).
Idelberto ist eigentlich ein netter Kerl und liebt Adelaide aufrichtig. So irritiert ihn durchaus die ruppige Behandlung, die seine
Eltern ihr angedeihen lassen; und diese „Dolch und Gift oder Krone und Zepter“-Geschichte gefällt ihm überhaupt nicht! Er
erklärt Adelaide, dass er sie lieben werde, ob sie seine Liebe nun erwidere oder nicht. Daraufhin verspricht sie ihm Stima,
ossequio e rispetto – „Achtung, Ehrfurcht und Respekt“ –, verzichtet allerdings darauf, „amore“ („Liebe“) zu erwähnen. In seiner
Arie Bella, non mi negar (Nr. 19) akzeptiert Idelberto ihre Bedingungen und beteuert, es reiche ihm aus, sie lieben zu dürfen.
Adelaide wiederum lobt seine Tugendhaftigkeit: D’una torbida sorgente (Nr. 21); sie fühlt sich jedoch dadurch keineswegs
veranlasst, ihn zu heiraten.
3. Akt
Berengario und Matilde beschließen, noch immer in Gefangenschaft befindlich, weitere Verluste zu vermeiden, und bitten
Adelaide darum, Lotario zu veranlassen, sie zum König und zur Königin Italiens zu machen. Adelaide lehnt ihr Gesuch ab mit
den Worten Non sempre invendicata – „nicht immer werde ich ungerächt bleiben“.
Allmählich spürt Berengario Gewissensbisse ob ihrer Grausamkeit, aber die aus härterem Holz geschnitzte Matilde, die
durchgehend erfrischend herzlos bleibt, weicht nicht von ihrem perfiden Plan ab. Die zwei Armeen stürzen sich in die Schlacht,
aber als Lotario merkt, dass Adelaide in Gefahr ist, ruft er die Waffenruhe aus. Idelberto erklärt sich nun bereit, anstatt seines
Vaters zu sterben. Aber Berengario will das nicht zulassen, mit dem Ergebnis, dass der Waffenkampf erneut losgeht.
Clodomiro, dem allmählich schwant, dass er womöglich aufs falsche Pferd gesetzt hat, vergleicht den Sturz eines Tyrannen mit
der Zerstörung eines Baumes durch Blitzeinschlag: Alza al Ciel (Nr. 30).
Idelberto begegnet seiner Mutter, die mit dem Schwert in der Hand in den Kampf zieht. Sein Versuch, sie davon abzubringen,
wird durch das Erscheinen Clodomiros abgeschmettert, der kundtut, alles sei verloren. Matilde beschließt, dass die Zeit
immerhin reiche, Adelaide schnell noch zu töten, worauf sich Idelberto bereit erklärt, sein Leben für ihres zu opfern. Plötzlich
wird Matilde gefangen genommen und versucht, sich das Leben zu nehmen. Idelberto, der auf diese Wendung wohl nicht
gefasst war, verpasst ausnahmsweise einmal eine Gelegenheit für ein Angebot, an jemandes statt sein Leben zu opfern.
Schließlich geben sich Matilde und Berengario geschlagen. Ihnen wird verziehen, Idelberto darf ihren Thron besteigen, und
Adelaide und Lotario können ihre Liebe besingen in Sì, bel sembiante (Nr. 35).
Partenope – HWV 27
Oper in 3 Akten
Spieldauer ca. 3 ¼ Stunden
Libretto nach Silvio Stampiglia, Partenope (1699)
Originalsprache: italienisch
Uraufführung: 24.02.17 0 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Besetzung der Aufnahme
Wiener Symphoniker - Uwe Christian Harrer, Cembalo/Harpsichord - Ernst Würdinger,
Batienne - Dominik Orieschnik; Bastien - Georg Nigl; Colas - David Busch
Recorded 1987
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
Partenope (Soprano), Königin der Stadt Partenope (Neapel), liebt Arsace
Arsace (Alto), Prinz von Korinth, liebte einst Rosmira und jetzt Partenope
Rosmira (Alto), Prinzessin von Zypern, verlobt mit Arsace und von ihm verlassen worden, verkleidet in armenischen
Gewändern unter dem Namen „Eurimene“
Armindo (Alto), Prinz von Rhodos, liebt Partenope
Emilio (Tenor), Fürst von Cumae, liebt Partenope
Ormonte (Bass), Befehlshaber der Leibwache Partenopes
Priester, Krieger, Wache, Bedienstete, Volk
Handlung:
- Neapel, mythische Zeit
1. Akt
Vor dem Altar des Apollon feiert Partenope mit ihrem Volk die Gründung ihrer Stadt. Anwesend sind auch Partenopes Verehrer
Arsace und Armindo, und ein dritter kommt hinzu: Rosmira, auf der Suche nach ihrem untreuen Verlobten Arsace, bittet
Partenope als Armenier „Eurimene“ verkleidet um Schutz und Hilfe, nachdem „er“ angeblich bei einem Seesturm alles verloren
hat. Großzügig lädt Partenope „ihn“ ein, ihr Gast zu sein. Da kündigt Ormonte den cumaenischen Fürsten Emilio an; sie willigt
ein, ihn zu empfangen, und bittet Ormonte und Arsace, ihr zu folgen. Im Abgehen dreht dieser sich um und gibt seiner
Verwunderung darüber Ausdruck, wie ähnlich „Eurimene“ Rosmira sehe. Diese fragt nun Armindo, warum er so traurig
dreinblicke, und er gesteht „ihm“, dass er heimlich Partenope liebe, sich aber keinerlei Chancen ausrechne, da diese Arsace ihr
Herz geschenkt habe. Und er greift „Eurimenes“ Vorschlag, Partenope seine Liebe zu erklären, mutig auf und beschließt, sein
Schicksal in die Hand zu nehmen.
In einem Hof im Palast treffen Arsace und Rosmira aufeinander. Dem verwirrten Arsace entdeckt die wütende Rosmira ihre
Identität. Als er aber mit fliegenden Fahnen zu ihr zurückkehren will, verlangt sie einen Liebesbeweis von ihm: Auf keinen Fall
dürfe er ihre Identität verraten. Und obwohl ihm dieses schwerfällt, gibt er ihr sein Versprechen. Inzwischen bespricht sich
Partenope mit Ormonte über Emilios mögliche Motive, mit seinem Heer vor Neapel zu erscheinen; während sie an Krieg denkt,
glaubt er, Emilio wolle nur seine ganze Pracht vorführen, weil er auf Freiersfüßen wandle. Als Ormonte gegangen ist, naht
Armindo in der festen Absicht, ihr sein Herz zu entdecken. Doch er bringt es trotz ihrer Ermunterung nicht über sich; wohl
schafft er das Geständnis, verliebt zu sein, doch den Namen seiner Angebeteten vermag er nicht zu verraten, zumal Arsace
hinzukommt. Nur dass er ihn als seinen Rivalen bezeichnet, bevor er davonstürzt, verrät sein Geheimnis. Partenope ist ein
wenig betrübt, denn sie verdankt Armindo viel, aber ihr Herz gehört nun einmal Arsace. Dieser hat Rosmira fast schon wieder
vergessen und beginnt erneut mit Partenope zu turteln, erschrickt aber, als „Eurimene“ auf der Bildfläche erscheint. Partenope
dagegen steht offen zu ihrer Liebe und ist erschrocken, als „Eurimene“ ihr zu Arsaces Erleichterung „seinerseits“ eine
Liebeserklärung macht, und, als Partenope dankend ablehnt, „seine“ Treue ins Feld führt, die größer sei als Arsaces. Partenope
mag dies nicht glauben. Rosmira aber macht dem schuldbewussten Arsace Vorwürfe, sie erneut betrogen zu haben.
In einem königlichen Zimmer treffen Ormonte und Emilio auf der einen sowie Partenope, umgeben von ihren drei Verehrern, auf
der anderen Seite zusammen. Emilio bietet Partenope die Ehe an, um ihre beiden Länder zu vereinigen und sein Volk zu
befrieden, das den Krieg gegen Partenope verlange. Sie aber weist ihn zurück und fordert ihn auf, im Namen seines Volkes
Krieg zu führen. Emilio nimmt die Herausforderung an, und Partenope bestimmt Arsace zu ihrem Heerführer. Als auch Armindo
und „Eurimene“ diese Ehre beanspruchen, beendet sie diesen edlen Wettstreit, indem sie sich selbst zur Heerführerin erklärt.
Und während Arsace versucht, „Eurimene“ von „seinen“ kriegerischen Absichten abzubringen, missversteht Armindo die
Situation und sieht eifersüchtig in dem Armenier einen neuen Rivalen erwachsen. „Eurimene“ aber beruhigt Armindo: „Er“
versuche nur, Partenope um Armindos willen von Arsace abzulenken; „sein“ Herz sei anderweitig vergeben.
2. Akt
Auf offenem Feld treffen die feindlichen Heere aufeinander. Als Partenope im Kampf von cumaenischen Soldaten umringt wird,
eilt Armindo ihr zu Hilfe. Kurz darauf wird „Eurimene“ von Emilio angegriffen und von Arsace befreit, der Emilio gefangen nimmt.
Damit ist der Kampf entschieden: Emilio wird den Wachen übergeben, und Partenope feiert mit ihren Untergebenen den Sieg.
Auf einer Straße in der Stadt beklagt Emilio in Ketten sein Schicksal, als Partenope mit ihrem Gefolge naht und ihm die Freiheit
schenken will. „Eurimene“ nutzt die Gelegenheit, um Armindos Mut zu preisen und den Sieg über Emilio für sich zu reklamieren.
„Er“ bedrängt Partenope mit seiner Liebe, doch Arsace, durch sein Versprechen gebunden, kann das wilde Gebaren des
Armeniers nicht aufklären. Auch als Partenope ihre Getreuen mit der Erklärung verlassen hat, sie werde sich nicht vorschreiben
lassen, wen sie zu lieben habe, und den Befehl gibt, „Eurimene“ zu verhaften, liefern sich Arsace und „Eurimene“ weitere
Wortgefechte – zum ungläubigen Erstaunen Armindos und Emilios, die nicht verstehen können, was „Eurimene“ antreibt. Dies
sind, wie sich Rosmira eingesteht, als sie schließlich allein ist, die Furien der Eifersucht.
Im Garten wundert sich Partenope, warum sich Arsace so eindringlich für „Eurimene“ verwendet. Um seinetwillen gibt sie
schließlich den Befehl, „Eurimene“ freizulassen; „er“ möge ihr aber aus dem Weg gehen. Doch auch diese Anordnung vermag
Arsaces Laune nicht aufzuheitern; ihren Wunsch, er möge sich erklären, kann er nicht erfüllen. Erneut versucht nun Armindo,
Partenope seine Liebe zu erklären. Als er es schließlich herausgebracht hat, verlässt ihn einmal mehr der Mut, und er stürzt
wiederum davon. Partenope aber bleibt standhaft. Armindo trifft „Eurimene“ und berichtet von seinen Fortschritten. „Eurimene“
trägt ihm auf, bei Partenope um eine Audienz für ihn nachzusuchen – „er“ habe ihr ein wichtiges Geheimnis zu entdecken, das
auch für Armindo große Bedeutung habe. Als Armindo gegangen ist, versucht Arsace erneut, Rosmira seine Liebe zu erklären.
Doch sie glaubt ihm nicht, und in seiner Brust kämpfen Pflicht und Liebe, Scham und Ehre miteinander.
3. Akt
Im Garten bittet Armindo Partenope um die Audienz für „Eurimene“. „Dieser“ erklärt nun, „er“ sei im Auftrag der zyprischen
Fürstin Rosmira gekommen, die von Arsace verlassen worden sei, um ihn zum Duell zu fordern. Partenope ist entsetzt, Armindo
und Emilio schöpfen Hoffnung. Arsace dagegen versucht ein letztes Mal, Rosmira zur Vernunft zu bringen – umsonst. Gegen ihr
Gefühl wehrt sie seine Versöhnungsversuche ab.
Partenope bestimmt Ormonte als Schiedsrichter in dem Duell. Armindo bietet sich als Sekundant für „Eurimene“ an, Emilio für
Arsace. Endlich hat Partenope Armindos Treue erkannt und ist bereit, ihm ihr Herz zu schenken. Voller Verzweiflung schläft
Arsace auf einem Felsen ein. Als Rosmira ihn findet, ist sie von Mitleid überwältigt, doch als sie Partenope kommen sieht, muss
sie ihr Spiel weiterspielen. Und Partenope ermuntert „Eurimene“, für Rosmira zu kämpfen und den Ungetreuen zu bestrafen.
Armindo und Emilio bereiten sich auf ihre Aufgabe vor.
Der Schauplatz des Duells ist vorbereitet. Heimlich versucht Arsace noch einmal, Rosmira von ihrem Vorhaben abzubringen.
Als es auch diesmal nichts fruchtet, greift er zu seinem letzten Mittel und macht von seinem Recht Gebrauch, mit nackter Brust
kämpfen zu wollen. Da dieses nach den Regeln für beide Duellanten gilt, wird „Eurimene“ aufgefordert, ebenfalls „seinen“
Oberkörper zu entblößen. Nun kann Rosmira nicht anders, als ihre wahre Identität preiszugeben. Partenope zeigt Verständnis
und ist bereit, allen zu vergeben, reicht Armindo die Hand zum Ehebund, führt Arsace und Rosmira zusammen und entlässt
Emilio in die Freiheit, nicht ohne ihm vorher ihre Freundschaft angeboten zu haben.
Poro, Rè dell'Indie – HWV 28
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 2.02.1731 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto nach Pietro Metastasio, Alessandro nell’Indie (1729)
Besetzung der Aufnahme
Europa Galante - Fabio Biondi,
Gloria Banditelli – Poro, Rossana Bertini – Cleofide, Bernarda Fink – Erissena, Gérard Lesne – Gandarte,
Sandro Naglia – Alessandro, Roberto Abbondanza - Timagene
Recorded 1994
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
Poro (Mezzo Soprano), indischer König der Paurava
Alessandro il Grande (Tenor), König von Makedonien
Cleofide (Soprano), indische Königin der Assakener
Erissena (Alto), Poros Schwester
Timagene (Bass), Alessandros Feldherr und heimlicher Gegner
Gandarte (Alto), Poros Freund und Feldherr
Hofstaat, Offiziere, Soldaten, Wachen
Handlung:
- Indien, an den Ufern des Hydaspes, an dessen einer Seite sich das Feldlager des Alessandro und an dessen
anderer Seite sich das Schloss der Cleofide befindet, 326 v. Chr.
1. Akt
„Exotischer undurchdringlicher Urwald“: Die geschlagenen Inder fliehen. Der verzweifelte König Poro will mit dem Schwert
seinem Leben ein Ende setzen, wird aber von seinem Freunde Gandarte im letzten Moment daran gehindert, indem dieser dem
König seine Liebe zu Cleofide (sie ist Königin eines anderen Teilreiches von Indien) in Erinnerung ruft und den König an seine
Pflicht dem Lande gegenüber ermahnt. Da Verfolger nahen, tauscht Gandarte mit Poro die Zeichen der Königswürde; allein
zurückgeblieben rechtfertigt er sein kühnes Handeln (È prezzo leggiero, Nr. 2) und flieht dann.
Doch Poro ist es nicht gelungen zu entkommen, er wird von Alessandros Feldherrn Timagene gestellt. Dem hinzukommenden
Alessandro gegenüber gibt sich Poro als ein indischer Krieger namens „Asbita“ aus; er erhält von Alessandro den Auftrag,
König Poro die Botschaft zu bringen, dass er – wenn König Poro sich jetzt besiegt gäbe – diesem gegenüber Milde walten
lassen wolle. Als Zeichen dessen übergibt Alessandro dem Krieger sein Schwert, welches dieser seinem König überbringen
soll. Alessandro entfernt sich mit seinen Begleitern: „Vedrai con tuo periglio“, ruft Poro seinem Gegner nach (Nr. 3).
Inzwischen ist Poros Schwester, die junge, kapriziöse Prinzessin Erissena, gestellt worden und wird jetzt Alessandro vorgeführt.
Alessandro begegnet der hübschen Kleinen galant und ritterlich (Vil trofeo d’un alma imbelle, Nr. 4). Nicht nur Alessandro,
sondern auch dessen Feldherr Timagene ist sichtlich von dem Charme Erissenas betroffen; der werbende Timagene erhält eine
ironisch-feine Abfuhr (Chi veve amante, Nr. 5). Schon in dieser Szene gibt sich Timagene als heimlicher Widersacher
Alessandros zu erkennen, denn er hat wieder erfahren müssen, dass ihn Alessandro – auch in puncto Liebe – stets in den
Schatten stellt.
Poro hat sich bis zur Residenz der Königin Cleofide durchgeschlagen; erregt tritt er seiner Geliebten entgegen, weil er glaubt,
dass diese ihn hintergeht. Doch Cleofide zerstreut seinen Argwohn und fordert von Poro Vertrauen. Dieses bekräftigt Poro mit
einem heiligen Schwur (Se mai più, Nr. 6). Völlig überraschend bringen einige griechische Soldaten die Prinzessin Erissena zu
Cleofides Residenz, Alessandro hat sie großmütig freigelassen. Cleofide lässt dem großen Alessandro einen Gruß überbringen;
sie tut dies aus diplomatischer Klugheit, was freilich der rasch aufbrausende Poro nicht zu begreifen vermag. Doch Cleofide
erinnert an den vorhin getanen Schwur und beteuert ihre grenzenlose Liebe aufs Neue (Se mai turbo, Nr. 7). Als Cleofide sich
entfernt, wallt in Poro neuer Argwohn auf; Gandarte tritt dazwischen und berichtet seinem König von der gelungenen
Täuschung (Alessandro hält ihn, Gandarte, für den König) und von einer Verschwörung des griechischen Heeres gegen den
allmächtigen Alessandro. Doch Poros Gedanken sind in diesem Moment nur auf Cleofide gerichtet, von der er annimmt, dass
sie gerade zu Alessandro aufgebrochen ist. Den an seine Pflicht gegen das Vaterland mahnenden Gandarte bezeichnet Poro
etwas ironisch als einen „vernünftigen Denker“ und entgegnet ihm mit einer Schilderung seiner fortwährenden Liebespein (Se
possono tanto, Nr. 8)!
Kaum hat sich Poro entfernt, um Cleofide zu folgen, da platzt Erissena sehr munter herein und berichtet mit blühenden Worten
von dem starken Eindruck, den der großmütige und gebildete Alessandro auf sie gemacht habe. Natürlich fühlt sich Gandarte
(der seit langem der jungen Prinzessin in Liebe zugetan ist) durch solche Reden verletzt. Erissena erteilt ihrem Freund verärgert
eine Abfuhr (Compagni nell’amore, Nr. 9). In seinem Feldherrn-Zelt begegnet Alessandro der Königin Cleofide, die zu ihm
gekommen ist, um Gnade und Schonung für ihr indisches Land zu erbitten. Mehr als die diplomatische Klugheit der Königin
fesselt Alessandro das Wesen dieser fremden Frau. Poro, der unter dem Namen „Asbita“ Gehör verlangt, um angeblich eine
Botschaft von Poro auszurichten, stört das Gespräch Alessandros mit Cleofide; voll Eifersucht ist er Cleofide auf dem Weg zu
Alessandros Zelt nachgefolgt. Nicht ganz leicht fällt es Alessandro, seine Gefühle der schönen indischen Frau gegenüber zu
unterdrücken. Doch das hält ihn nicht davon ab, Cleofides Schönheit zu preisen (Se amor a questo, Nr. 11), ehe er sich zu
weiteren staatsmännischen Geschäften zurückzieht. Jetzt erst kommt es zu der erregten Auseinandersetzung zwischen Poro
(der die Vorgänge eben aufmerksam beobachtet hat) und Cleofide; Poro erinnert voll Bitterkeit an Cleofides Liebesschwur,
Cleofide fühlt sich zu Unrecht des Treubruchs bezichtigt (Duett, beginnend mit dem Zitat Se mai turbo/Se mai più, Nr. 12).
2. Akt
Nach einigen Tagen bittet die indische Königin Cleofile Alessandro mit einigen Begleitern zu Verhandlungen in ihren Palast;
Poro jedoch hat – in aufwallender Eifersucht gegen Alessandro – einige Soldaten um sich gesammelt und die Abordnung der
Griechen hinterrücks überfallen (dieses Handgemenge schildert die kurze Sinfonia, Nr. 13). Der Anschlag misslang jedoch, und
wenn Poro ergriffen würde, würde er mit dem Leben büßen müssen. Im Angesicht der großen Gefahr verzeihen sich die beiden
Liebenden (Caro/Dolce, amico amplesso, Nr. 14). Als griechische Bewaffnete sich nähern, sieht Poro als einzigen ehrenvollen
Ausweg nur den Tod, den er seiner Geliebten und dann sich geben will; doch gerade als er sein Schwert gegen Cleofide erhebt,
tritt Alessandro dazwischen, der Poro als „Asbita“ erkennt. Durch Timagene fordern die griechischen Soldaten strenge
Bestrafung der Schuldigen für diesen Überfall, „Asbita“ wird gefangengesetzt, den Bitten Cleofides begegnet Alessandro
energisch abweisend (D’un barbaro scortese Nr. 15). Den Gefangenen befiehlt Alessandro der Aufsicht seines Feldherrn
Timagene. Cleofide hat Poro noch sehr viel zu sagen, doch richtet sie ihre Worte nur indirekt an Poro (getarnt als eine
Botschaft, die Timagene dem König Poro überbringen soll); sie bestätigt Poro noch einmal ihre große Liebe und ermahnt
diesen, sich ja nicht als König zu erkennen zu geben (Digli, ch’io son fedele, Nr. 16).
Völlig überraschend setzt Timagene seinen Gefangenen auf freien Fuß und bittet ihn, dem König Poro eine Botschaft zu
überbringen, in der dieser von der im Gange befindlichen Verschwörung gegen Alessandro unterrichtet wird. Erstaunt erkennt
Poro, wie Alessandro betrogen wird, und drückt seine Gedanken in der Gleichnisarie vom Steuermann aus, der auf friedlicher
See dahinschläft und immer weiter vom Kurs weg auf das gefahrvolle Meer hinausgetrieben wird (Senza procelle ancora si
perde, Nr. 17).
In der Residenz Cleofides treffen Cleofide und Gandarte zusammen. Gandarte erfährt die Vorgänge um Poro; plötzlich naht
Alessandro, Gandarte verbirgt sich. Alessandro teilt Cleofide mit, dass die Soldaten für die bei dem Überfall der Inder
Gefallenen das Leben der Königin fordern. Es gibt nur einen Weg, um Cleofides Leben zu retten: Alessandro schlägt ihr vor,
seine Gemahlin zu werden. Als Cleofide ablehnt, tritt Gandarte vor, bezeichnet sich als König Poro und bietet sich als Opfer an,
durch welches der Aufruhr unter den griechischen Soldaten gestillt werden könne. Alessandro, tief beeindruckt von dieser
männlichen Haltung, entfernt sich. Da bringt Erissena eine Schreckensbotschaft: Von Timagene habe sie erfahren, dass Poro
auf der Flucht in einem Flusse ertrunken sei. Alle sind erschüttert, Cleofide ist zutiefst betroffen (Se il Ciel mi diride, Nr. 18).
3. Akt
„Garten bei Cleofides Residenz, in der Nähe das griechische Feldlager.“ Poro begegnet seiner Schwester Erissena, die nicht
fassen kann, ihn am Leben zu finden; er sinnt nur darauf, an Alessandro Rache zu nehmen, und weiht sie in die von Timagene
geleitete Verschwörung gegen Alessandro ein. Erissena soll Timagene verständigen, dass er zum Mordanschlag bereit sei;
ihren Widerstand bricht er durch eindringliches Ermahnen an die Pflicht gegen das Vaterland (Risveglia lo sdengo, Nr. 22).
An gleicher Stelle begegnet Alessandro der völlig verzweifelten Cleofide; sie sehnt nur noch den Tod herbei und bietet sich ihm
jetzt als Gattin an, um dann in den Flammen zu sterben. Selbst Erissena (die auf Poros Geheiß keinem verraten darf, dass er
noch am Leben ist) zweifelt angesichts dieses Heiratsangebotes an der unerschütterlichen Liebe Cleofides zu Poro. Die
todesbereite Cleofide antwortet ihr mit verworrenen Phantasiebildern (Se troppo crede, Nr. 23). Cleofide entfernt sich;
Alessandro, der von einer Beratung mit Offizieren zurückkommt, begegnet erstaunt Erissena. Sie entnimmt seinen Worten, dass
er von der Verschwörung wisse, und entdeckt Alessandro den von Timagene geplanten Anschlag; sie übergibt ihm einen Brief,
den sie vorhin von Poro erhalten hat. Sofort wird Timagene herbeibeordert und entlarvt, doch der kluge Alessandro verzeiht
seinem Feldherrn (den er hier in der Fremde und im Kriege schlecht entbehren kann) und verlangt von ihm Bewährung (Serbati,
a grandi imprese, Nr. 25).
Poro hat von dem Misslingen der Verschwörung erfahren und bittet den ihn begleitenden Gandarte, ihm mit einem Schwert den
Tod zu geben. Erissena bemerkt beide und enthüllt ihnen das Vorhaben Cleofides, Gattin Alessandros zu werden. In rasender
Verbitterung bricht Poro zusammen, allein das Rache-Vorhaben an Alessandro hält ihn noch aufrecht, dann will er seinem
Leben ein Ende machen (Dov’è? S’affretti, Nr. 26). Dem in schmerzlicher Verwirrung Davongehenden folgt sein treuer Freund
Gandarte; auch er ist zum Einsatz des Lebens bereit und nimmt zärtlich Abschied von seiner geliebten Erissena (Mio ben,
ricordati, Nr. 27). Erissena, allein zurückgeblieben, quält die Ahnung, dass sie ihren Freund vielleicht nicht mehr sehen werde,
doch dann vertraut sie sich der Hoffnung an, dass doch noch alles gut werde (Son confusa pastorella, Nr. 28).
„Indischer Tempel.“ Die Vorbereitungen zur Vermählung Alessandros mit Cleofide sind getroffen; diese erwartet gelassen den
griechischen König, hat jedoch im Hintergrund bereits ein Opferfeuer angezündet, dem sie sich unmittelbar vor der Vermählung
anvertrauen will, denn – wie sie es Poro einst geschworen hat – will sie ihm (von dem sie immer noch glaubt, dass er tot ist)
nach indischer Sitte als Witwe durch die Flammen in den Tod folgen. Dieses Vorhaben enthüllt sie, als Alessandro im Tempel
erscheint (Spirto amato, Nr. 30).
Poro, immer noch nach Rache dürstend, hat all dies mit gespannter Aufmerksamkeit aus einem Versteck beobachtet. Voller
Reue und Beglückung stürzt er Cleofide zu Füßen, sich damit auch Alessandro als der richtige Poro zu erkennen gebend.
Unfassbar ist es Cleofide, dass Poro jetzt auf einmal lebend vor ihr steht. Alessandro ist von dieser Treue bis in den Tod zutiefst
beeindruckt: Cleofide und Poro sollen endlich in Freiheit glücklich miteinander sein, ja, der große griechische Imperator bittet
den indischen König um seine Freundschaft. All die Verwicklungen und Irrungen, die Todes- und Rachegedanken löste die
Macht der Liebe. (Duett Caro, vieni al mio seno und Coro Dopo tanto penare, Nr. 31/32.)
Ezio – HWV 29
Oper in 3 Akten
Spieldauer ca. 3 Stunden
Libretto nach Pietro Metastasio, Ezio (1728)
Originalsprache: italienisch
Uraufführung: 5.01.1732 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Besetzung der Aufnahme
Il Complesso Barocco - Alan Curtis, Ann Hallenberg (Mezzo Soprano) – Ezio,
Karina Gauvin (Soprano) – Fulvia, Sonia Prina (Alto) – Valentiniano,
Marianne E. Andersen (Alto) – Onoria, Anicio Zorzi Giustiniani (Tenor) – Massimo, Vito Priante (Bariton) - Varo
Recorded 2009
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
Ezio (Mezzo Soprano), römischer Feldherr
Fulvia (Soprano), seine Verlobte
Valentiniano (Alto), römischer Kaiser
Onoria (Alto), seine Schwester
Massimo (Tenor), Fulvias Vater, Römischer Patrizier, Günstling des Kaisers
Varo (Bass), Prätorianerpräfekt
Krieger, Wachen, Senatoren, Kurtisanen
Handlung:
1. Akt
Rom im 5. Jahrhundert n. Chr. – Siegreich ist der Feldherr Ezio aus der Schlacht gegen die Hunnen nach Rom zurückgekehrt.
Attila, Anführer der feindlichen Truppen, wurde in die Flucht geschlagen, das Weströmische Reich vor den Eindringlingen
bewahrt. Valentiniano III., Kaiser von Rom, erwartet den Helden. Er sieht sich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die Hochzeit
mit Fulvia, der Tochter des römischen Patriziers Massimo, soll sein Glück vollkommen machen. Der Kaiser weiß nicht, dass
Fulvia Ezio liebt und sich mit diesem bereits verlobt hat. Massimo jedoch plant eine Verschwörung gegen den ihm verhassten
Kaiser, der einst seine Frau vergewaltigte. Er hofft, Ezio für seine Mordpläne einspannen zu können und enthüllt diesem
Valentinianos Hochzeitspläne. Ezio ist überzeugt, dass der Kaiser auf Fulvia verzichtet, wenn er nur von ihrer Liebe erfährt. Er
versichert seiner Verlobten, dass sich alles zum Guten wenden werde. Massimo versucht, seine Tochter in die Intrige gegen
den Kaiser hineinzuziehen – sie soll Valentiniano heiraten, um ihn dann zu töten. Entsetzt flieht Fulvia vor den Plänen ihres
Vaters. Massimo nimmt die Vorbereitungen für den Mord schließlich selbst in die Hand. Der Diener Emilio soll die Tat
ausführen. Den Verdacht will Massimo auf Ezio lenken. Onoria, die Schwester des Kaisers, ist in Ezio verliebt. Um Ezio sich
und dem Hof stärker zu verpflichten, unterstützt Valentiniano diese Verbindung. Er beschließt, den Feldherrn mit seiner
Schwester zu vermählen. Ezio verweigert sich diesem Vorhaben und bekennt sich offen zu Fulvia. Doch der Kaiser bleibt hart:
Durch Onoria lässt er Fulvia und Ezio mitteilen, dass er bereits am kommenden Tag Fulvia heiraten werde. Ezio beruhigt die
verstörte Fulvia. Er baut auf seinen Einfluss und seine Macht als siegreicher Krieger. Ezio könnte das Volk gegen Valentiniano
aufwiegeln. Ezio und Fulvia versichern sich gegenseitig ihrer Liebe.
2. Akt
Der Mordanschlag auf den Kaiser ist fehlgeschlagen. Valentiniano hat den Attentäter Emilio verwundet und in die Flucht
geschlagen. Geschickt wendet Massimo den Verdacht auf Ezio. Der Kaiser vermutet nun seinen Feldherrn hinter dem Komplott.
Fulvia muss hilflos mitansehen, wie ihr Vater den Geliebten anklagt. Fulvia macht Massimo schwere Vorwürfe. Dieser erinnert
sie an ihre Pflichten als Tochter und stürzt sie in einen schweren Gewissenskonflikt: Um dem Geliebten zu helfen, müsste sie
den Vater verraten. Ezio hat von dem Anschlag auf den Kaiser erfahren. Er eilt herbei, um Valentiniano zu helfen. Fulvia will ihn
zur Flucht überreden und enthüllt ihm, dass man ihn, Ezio, als Verschwörer verdächtigt. Ezio kann das nicht glauben. Doch der
Präfekt Varo kommt hinzu, entwaffnet Ezio und nimmt ihn fest. Varo erklärt Fulvia, dass sie Ezio nur retten kann, wenn sie –
und sei es nur zum Schein – in eine Heirat mit Valentiniano einwilligt. Valentiniano eröffnet seiner Schwester Onoria, dass der
Hunnenkönig Attila zur Bekräftigung des Friedens um ihre Hand angehalten hat. Onoria ist jedoch erst zur Ehe bereit, wenn die
Verschwörung gegen ihren Bruder vollständig aufgeklärt ist. Fulvia zeigt sich dem Kaiser gegenüber besorgt. Dieser deutet ihre
Fürsorge als Liebe. Um Ezio zu demütigen, verlangt er, dass Fulvia an seiner Seite bleibt, wenn der Gefangene vorgeführt wird.
Fulvia bleibt keine andere Möglichkeit, als diesem Befehl Folge zu leisten. Ezio glaubt sich von Fulvia verraten. Er beschuldigt
den Kaiser, dass dieser ihn nur des Verrats bezichtige, um sich seiner zu entledigen. Fulvia verstellt sich zunächst und
verleugnet ihre Liebe zu Ezio. Schließlich kann und will sie die Maskerade nicht länger aufrechterhalten und bekennt sich zu
ihrem Verlobten. Außer sich vor Wut lässt Valentiniano den Feldherrn in den Kerker werfen. Ezio kann diese Strafe nichts
anhaben: Er weiß, dass Fulvia ihn liebt. Zornentbrannt machen Valentiniano und Massimo Fulvia schwere Vorwürfe.
Valentiniano besteht auf einer sofortigen Hochzeit. Doch Fulvia hat keine Angst mehr vor seinen Drohungen. Sie hat schon so
viel Leid erfahren.
3. Akt
Valentiniano will Ezio zur Einsicht bewegen und geht zu ihm in den Kerker. Er befiehlt Varo, Ezio zu töten, wenn dieser sich
nicht zum Kaiser bekenne. Varo warnt davor, dass Ezios Tod einen Tumult beim Volk auslösen könne. Valentiniano lässt
scheinbare Milde walten: Er lässt Ezio frei, ja, er gibt ihm sogar Fulvia zurück. Im Gegenzug soll Ezio ihm die Hintergründe des
Mordanschlags enthüllen. Ezio verweigert dies – schließlich ist er unschuldig. Zu seinem großen Erstaunen schenkt ihm
Valentiniano dennoch die Freiheit. Ezio ahnt nicht, dass der Kaiser ihn hinterrücks ermorden lassen will. Varo meldet, dass der
Befehl, Ezio zu töten ausgeführt worden ist. Fulvia ist tief erschüttert, und Massimo ist hoch erfreut über diese Nachricht. Onoria
bringt indessen den Beweis für Ezios Unschuld. Emilio hat kurz vor seinem Tod den Mordversuch gestanden, ohne jedoch den
Namen seines Auftraggebers preisgegeben zu haben. Der Verdacht fällt auf Massimo, und Fulvia sieht sich gezwungen, selbst
die Tat zu gestehen, um den Vater zu retten. Valentiniano sieht sich von allen verlassen und verraten. Massimo will sich bei
Fulvia für ihre Loyalität bedanken, doch sie stößt ihn von sich. Allein im Tod, so scheint ihr, findet sie noch Trost. Massimo
wiegelt das Volk gegen den Kaiser auf und marschiert mit den Aufrührern zum Kapitol. Valentiniano muss sich allein gegen die
Aufständischen verteidigen. Er hofft in Massimo einen Verbündeten zu finden, doch dieser gibt nun sein wahres Gesicht zu
erkennen. Er will den Kaiser selbst töten. In diesem Moment tritt Ezio dazwischen. Varo hat den Mord an Ezio nur vorgetäuscht,
in Wahrheit aber den Freund verborgen. Ezio rettet den Kaiser. Massimo wird festgenommen. Voller Dankbarkeit, dass Ezio ihm
das Leben gerettet hat, gibt ihm Valentiniano Fulvia zur Frau. Auf Bitten Ezios schenkt der Kaiser schließlich auch Massimo das
Leben.
Sosarme, Re di Media – HWV 30
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 2 ½ Stunden
Uraufführung: 15.02.1732 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto nach Antonio Salvi, Dionisio, Re di Portogallo (1707)
Besetzung der Aufnahme
St. Cecilia Orchestra - Anthony Lewis, St. Anthony Singers, Alfred Deller (Counter Tenor) – Sosarme,
William Herbert (Tenor) – Haliate, Nancy Evans (Alto) – Erenice, Margaret Ritchie (Soprano) – Elmira,
John Kentish (Tenor) – Argone, Helen Watts (Alto) – Melo, Ian Wallace (Bass) - Altomaro
Recorded 1954
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
Sosarme (Mezzo Soprano), König von Medien
Haliate (Tenor), König von Lydien
Elmira (Soprano), Haliates Tochter und Sosarmes Verlobte
Erenice (Alto), Haliates Gattin
Melo (Alto), Haliates unehelicher Sohn
Altomaro (Bass), Haliates Berater
Argone (Alto), Haliates Sohn
Hofstaat, Würdenträger, Krieger, Wachen, Diener
Handlung:
1. Akt Sardes in Lydien, um 600 v. Chr. Im Krieg gegen seinen Vater Haliate, der ihm sein
Erstgeburtsrecht verweigert und seinen illegitimen Sohn Melo als Thronerben sieht, hat sich Argone in der Stadt Sardes
verschanzt, die nun vom Heer seines Vaters belagert wird. Gegen den Hunger in der Stadt hilft nur der Kampf gegen die
Belagerer in offener Schlacht. Argones Soldaten sind bereit, ihm in den Kampf zu folgen.
Im Palast von Sardes erzählt Erenice ihrer Tochter Elmira von einem schrecklichen Traum, in dem ihr Hekate erschienen sei
und geweissagt habe, der Krieg werde heute durch Blut zu Ende gehen, das von dem Sohn vergossen werde. Erenice versteht
diesen Traum als Ankündigung, dass entweder Haliate oder Argone sterben werden. Elmira vermag ihre Mutter nicht zu trösten.
Als sie auch noch die Nachricht bringt, Argone habe die Schlacht gegen das Heer des Vaters beschlossen, sieht Erenice ihre
schlimmsten Ahnungen bestätigt und beschließt, diesen widernatürlichen Kampf zu verhindern.
Im Feldlager vor der Stadt versucht Altomaro seinen Enkel Melo, den unehelichen Sohn seiner Tochter mit Haliate, von seinem
Plan zu überzeugen, ihn an Argones Stelle auf den Thron zu bringen. Doch Melo weigert sich mitzuwirken. Als Sosarme ihn in
Gedanken findet und nach den Gründen fragt, zeigt Melo Verständnis für Argones Weigerung, den Vater und sein Heer in
Sardes zu empfangen. Sosarme bietet sich an, mit Argone zu verhandeln, auch um seine Braut Elmira zu sehen. Melo wünscht
Sosarme Glück. Von diesem Wunsch ist Haliate weit entfernt. Sosarme versucht ihn davon zu überzeugen, dass Argone ein
Recht auf die Thronfolge habe – umsonst: Haliate schwört dem rebellischen Sohn tödliche Rache und schließt in diesen Fluch
alle ein, die bei Argone weilen. Daraufhin kündigt Sosarme ihm Freundschaft und Bündnistreue und verlässt den, der sein
Schwiegervater hätte werden sollen. Unbelehrbar bleibt Haliate zurück.
Palast von Sardes. Argone will zum Kampf aufbrechen, wird aber von Mutter und Schwester zurückgehalten, die ihn anflehen,
nicht gegen den Vater in den Krieg zu ziehen. Fast haben sie ihr Ziel erreicht, als der Chor der Soldaten den Schlachtruf der 1.
Szene wiederholt und Argone aus der nachdenklichen Stimmung reißt. Eilig folgt er den Soldaten. Erenice und Elmira bleiben
verzweifelt zurück.
2. Akt Im Königssaal gibt sich Elmira ihrer Verzweiflung hin: Wer auch immer siegt, wird ihr Schmerz bereiten. Sie hat vom
Turm aus den Kampf beobachtet, aber nicht sehen können, wer gesiegt hat. Angstvoll sehen sie und Erenice Argone mit
blutigem Schwert zurückkehren. Es ist nicht das Blut seines Vaters Haliate, sondern Sosarmes Blut; mit der ohnmächtigen
Elmira im Arm beschimpft Erenice ihren Sohn als Ungeheuer.
In einem Garten versucht Altomaro Haliate aufzumuntern: Argones Erfolg sei der letzte verzweifelte Sieg vor seinem Ende. Als
auch noch Melo hinzukommt und im Namen des medischen Volkes Sosarmes Freiheit verlangt, bricht die Wut aus Haliate
heraus: Zwei unbotmäßige Söhne seien zu viel. Um Melo zu bestrafen, trägt er Altomaro auf, Friedensverhandlungen mit
Argone aufzunehmen. Als der König gegangen ist, weigert Melo unrechtmäßig die Thronfolge anzustreben. Altomaro beschließt
darauf, selbst zu handeln und seinen Enkel vermittels einer Intrige auf den Thron zu befördern.
In einem Zimmer des Palastes pflegt Elmira ihren verwundeten Verlobten. Beide sind glücklich, wenigstens auf diese Weise
vereint zu sein. Da kommt Erenice mit der Nachricht, Haliate schicke einen Unterhändler, und bittet Sosarme, sich bei Argone
für den Frieden zu verwenden. Argone ist zur Erleichterung seiner Mutter und seiner Schwester bereit, Sosarmes Argumenten
zu folgen. Da erscheint Altomaro im Thronsaal mit einem vermeintlich von Haliate ersonnenen Angebot, das Blutvergießen zu
beenden, indem der Kampf durch ein Duell zwischen Vater und Sohn entschieden werden soll. Im allgemeinen Entsetzen über
diesen Vorschlag nimmt Argone die Herausforderung an und eilt mit Altomaro davon. Erenice beschließt, ins Feldlager zu eilen
und ihren Gemahl von dem schrecklichen Plan abzubringen. Sosarme verabschiedet sich von Elmira, um Argone zu folgen, und
Elmira bleibt voller Angst und Hoffnung zurück.
3. Akt Außerhalb der Mauern von Sardes fragt Haliate den zurückgekehrten Altomaro, ob Argone seinen Vorschlag
angenommen habe. Nun vollendet Altomaro seine Intrige und berichtet voll scheinheiligen Entsetzens, nicht nur habe Argone
sein Friedensangebot abgelehnt, sondern Erenice ihn darüber hinaus gedrängt, den Vater zum Duell herauszufordern.
Altomaros Plan scheint aufzugehen: Wütend weigert Haliate sich, seiner Gemahlin zuzuhören, als sie ihn von dem Vorhaben
abbringen will, das sie für seines hält. Stattdessen befiehlt er Melo, sie zu bewachen. Dieser muss nun erfahren, dass nicht
Erenice das Duell vorschlug, sondern Altomaro. Er geleitet sie zu seinem Zelt und legt sich seinerseits einen Plan zurecht: Er
will den Vater bitten, an seiner Statt gegen Argone zu kämpfen, um dann das Schwert fortzuwerfen und den Halbbruder zum
Zeichen der Versöhnung zu umarmen.
Im königlichen Garten will Argone zum Kampf aufbrechen, Elmira und Sosarme wollen ihn zurückhalten. Doch Argone lässt sich
nicht aufhalten. Sosarme folgt ihm, um ihn vor sich selbst zu beschützen. Elmira bleibt voller Unruhe zurück.
Auf freiem Feld wartet Haliate auf Argone. Statt seiner kommt Melo, wird jedoch vom Vater fortgeschickt. Nun naht Altomaro mit
Argone und zwei Schwertern. Vater und Sohn beginnen zu kämpfen, bis Erenice und Melo sich dazwischen werfen; sie wird
dabei von Argone verletzt, er von Haliate. Entsetzt über diese Tat halten beide inne und werfen die Schwerter fort. Altomaro
flüchtet, und Melo deckt die Intrige seines Großvaters auf. Sosarme und Elmira kommen hinzu und berichten, dass Altomaro
sich selbst den Tod gegeben habe. Argone bittet den Vater um Vergebung, die gewährt. Erenice ist glücklich, dass das Orakel
sich ganz anders als erwartet erfüllt hat, und Sosarme und Elmira freuen sich auf das bevorstehende Glück.
Orlando – HWV 31
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 27.01.1733 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto nach Carlo Sigismondo Capece, L’Orlando, overo La gelosa pazzia (1711)
Besetzung der Aufnahme
Les Arts Florissants - William Christie, Patricia Bardon (Mezzo Soprano) – Orlando,
Rosa Mannion (Soprano) – Dorinda, Hilary Summers (Contralto) – Medoro, Rosemary Joshua (Soprano) – Angelica,
Harry Van der Kamp (Bass) – Zoroastro
Recorded 1996
Personen:
•
•
•
•
•
•
Orlando (Mezzo Soprano), ein bretonischer Ritter
Angelica (Soprano), Königin von Cathay (China), liebt Medoro
Medoro (Alto), ein maurischer Prinz, liebt Angelica
Dorinda (Soprano), eine Schäferin
Zoroastro (Bass), ein Zauberer
Geister, Ritter, Hirten
Handlung:
- Spanien, um 770
Als „noto quasi ad ognuno“ („fast jedem bekannt“) bezeichnet das schon 1732 gedruckte Libretto im „Argomento“
(„Vorbemerkung“) Ludovico Ariostos Orlando furioso – jenes 1516 erstmals veröffentlichte Versepos, das einmal mehr
das altfranzösische, aus dem Ende des 11. Jahrhunderts stammende Rolandslied fortschrieb. Historischer
Hintergrund der Rolandssage ist der Feldzug Karls des Großen gegen die Sarazenen in Spanien, der in der Schlacht
bei Roncesvalles im Jahre 778 sein blutiges Ende gefunden hatte. Schon bald nach dieser Schlacht, in der das
gesamte fränkische Heer vernichtet wurde und zahlreiche hohe Würdenträger den Tod fanden, hatte eine
Legendenbildung um Graf Hruotland, den gefallenen Statthalter der bretonischen Mark, eingesetzt. Ariostos Orlando
furioso erweiterte die Rolandssage nicht nur um einen bunten Haufen von Fabelwesen und erfundenen Personen und
Geschichten, sondern auch um den Liebeswahn des edlen Paladins, der aus unerwiderter Liebe zu Angelica, der
Königin von China, den Verstand verliert. Anders als Ariodante und Alcina, die jeweils einzelne Episoden aus Ariostos
Orlando furioso herausgreifen, bezieht sich Händels Orlando auf das Grundthema der literarischen Vorlage, ohne
dass sich zusammenhängende Textausschnitte als Modell benennen ließen. Die Versatzstücke sind in den Gesängen
12, 13, 18, 19, 23, 29, 34 und 39 zu finden. Dorinda ist eine Erfindung des Librettisten, und Zoroastro wird bei Ariosto
nur einmal erwähnt – in der 5. Strophe des 31. Gesangs, wo die Eifersucht als eine giftige Wunde beschrieben wird,
die nicht einmal die Zauberkräfte Zoroastros zu heilen imstande wären.
Jenes „Argomento“ fasst Thematik und Handlung von Händels Oper sehr schön so zusammen: „Die ungezügelte
Leidenschaft, die Orlando für Angelica, die Königin von Catai, empfindet und die ihn schließlich vollkommen seiner
Vernunft beraubt, ist ein Ereignis, das Ariosts unvergleichlicher Dichtung entnommen ist, welche allgemein so bekannt
ist, dass sie ohne weitere Erläuterung hier zur Angabe des Inhalts dieses neuen Dramas dienen möge. Die hinzu
erfundene Liebe der Schäferin Dorinda zu Medoro und des Zauberers Zoroastro steter Eifer für die Ehre Orlandos
sollen die heftige Art dartun, in welcher Liebe ihre Macht auf die Herzen von Menschen jeden Standes wirken lässt,
und ebenso, wie ein weiser Mann jederzeit mit seinem besten Streben bereit sein sollte, auf den rechten Weg jene
zurückzuleiten, die vom Trugbild ihrer Leidenschaften in die Irre geführt wurden.“
1. Akt
Orlando verehrt die schöne Angelica über alle Massen, doch der Zauberer Zoroastro, der ihr sehr gewogen ist und weiss, dass
sie nur den Maurenfürst Medoro liebt, versucht, den Paladin von seiner Liebe abzubringen und an seine Pflicht zu erinnern. Die
beiden Liebenden ermahnt er, in Medoros Heimat zu fliehen.
Angelica weist Orlandos ungestüme Werbung ab und fordert ihn auf, erst neue ritterliche Taten zu vollbringen. Dieser enteIlt,
seiner Dame gehorchend. Medoro und Angelica flüchten. Dorinda, die den Mauren ebenfalls liebt, trösten sie mit einem
kostbaren Armband.
2. Akt
Während die verlassene Dorinda noch klagt, kehrt Orlando zurück und gerät, als er hört, was geschehen ist, in rasende Wut. Er
eilt den Entflohenen nach, holt sie ein und stürzt sich auf die, wie er meint, treulose Angelica, die jedoch von Zoroastro entrückt
wird. Orlando verfällt in Raserei und bricht bewusstlos zusammen.
3. Akt
Medoro kehrt zu Dorindas Hütte zurück, die bei einer Trennung als Treffpunkt vorgesehen war. Kaum ist er da, kommt schon
der wahnsinnige Orlando, der Dorinda für Angelica hält. Er zerstört alles, was ihm in die Hände fällt, und will auch die eben
erscheinende Angelica mit dem Schwert angreifen. Doch wiederum bewahrt Zoroastro sie vor dem Rasenden und ebenso
Medoro. Orlando indes glaubt sich gerächt und schläft ermüdet ein. Als er wieder erwacht, ist der Wahnsinn durch die Hilfe des
Zauberers von ihm gewichen. Entsetzt über seine Taten will der Ritter sich selbst töten, doch Zoroastro, Medoro und Angelica
verzeihen und zeigen ihm den Weg zu neuen Heldentaten.
Arianna in Creta – HWV 32
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 2 ¾ Stunden
Uraufführung: 26.01.1734 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto nach Pietro Pariati, Arianna e Teseo (1721)
Besetzung der Aufnahme
Orchestra of Patras - George Petrou, Mata Katsuli (Soprano) – Arianna, Mary-Ellen Nesi (Mezzo Soprano) – Teseo,
Irini Karaianni (Mezzo Soprano) – Carilda, Marita Paparizou (Mezzo Soprano) – Tauride,
Theodora Baka (Mezzo Soprano) – Alceste, Petros Magoulas (Bass) - Minos/Il Sonno
Recorded 2005
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
Arianna (Soprano), Tochter des kretischen Königs Minos, wird für die Tochter des Königs von Theben gehalten
Teseo (Alto), Sohn des athenischen Königs Egeo, in Arianna verliebt
Carilda (Alto), eine athenische Jungfrau, Freundin der Arianna, als Opfer für den Minotaurus vorgesehen
Alceste (Soprano), Teseos Freund, in Carilda verliebt
Tauride (Soprano), Sohn des Vulcano, General der kretischen Armee
Minos (Bass), König von Kreta
Il Sonno (Bass), Gott des Schlafes
Pallas Athene, Krieger, Jünglinge und Mädchen aus Athen, Wachen, Volk
Handlung:
- Kreta, in mythischer Zeit
1. Akt
Am Strand von Kreta nimmt König Minos die vierzehn jungen Leute, die ihm Athen alle sieben Jahre als Tribut schicken muss,
aus der Hand des Teseo in Empfang. Unter den Jungfrauen, die für den Minotaurus bestimmt sind, befindet sich Carilda, die
heimlich Teseo liebt. Als Gegengabe für die Vertragserfüllung verlangt Teseo die Freigabe der vermeintlich thebanischen
Königstochter Arianna, die als Geisel am Hof des Minos lebt. Der König stimmt zu, doch so glücklich Arianna über ihre
Befreiung ist, so erschrickt sie doch, Carilda unter den Opfern zu sehen. Teseo, der Arianna liebt und von ihr wiedergeliebt wird,
fühlt Mitleid mit Carilda, umso mehr, als Tauride ein Auge auf die schöne athenische Gefangene geworfen hat und nun, kaum
dass der König den Ort verlassen hat, mit seiner Macht über sie prahlt. Arianna und Teseo versuchen Carilda zu trösten, nicht
ahnend, dass ihr Schmerz weniger mit dem Minotaurus als mit Teseo zu tun hat. Gefasst trägt Carilda den beiden
Abschiedsgrüße an ihre geliebte Heimat auf, bevor sie mit den anderen Opfern von den Wachen fortgeführt wird. Ariannas
Wiedersehensfreude wird jedoch sogleich getrübt, als Teseo ihr von seinem Plan, gegen den Minotaurus zu kämpfen, erzählt.
Denn sie fürchtet um sein Leben. Zufällig kommt Teseos Freund Alceste vorbei, der ihn nach Carildas Verbleib fragt und seine
schlimmsten Befürchtungen bestätigt sieht, als Teseo mit der Antwort zögert. Teseos Plan, den Minotaurus zu töten, heißt er
nicht gut – er selbst will um Carildas willen, die er liebt, das Untier bekämpfen.
In einem Vorhof zum Tempel des Zeus versucht Carilda sich zornig Tauride, der sie bedrängt, zu entziehen, als Minos, Arianna,
Teseo und Alceste herbeikommen, um das Opfer vorzubereiten. Minos heißt den Neuankömmling, den Namen der Jungfrau
aus einer Urne zu ziehen, die als erste dem Minotaurus in seinem Labyrinth zugeführt werden soll. Zu seinem Entsetzen ist es
Carildas Name, und bevor er fortstürzt, verspricht er ihr, sie zu retten. Sie aber ist bereit zu sterben, da ihre Liebe zu Teseo
ohnehin keine Erfüllung finden wird. Teseo fordert von Minos die Erlaubnis, gegen den Minotaurus kämpfen zu dürfen und auf
diese Weise Athen von der grausamen Tributpflicht zu befreien. Und während Minos einwilligt, versucht Arianna, ihn davon
abzubringen – liebe er das Vaterland etwa mehr als sie? Wütend und verzweifelt bleibt Arianna zurück.
2. Akt
In einem Waldstück, an dessen Ende ein Herkulestempel zu sehen ist, hofft Teseo, durch einen heilsamen Schlaf von seinen
Zweifeln erlöst zu werden, ob er den Weg des Ruhms oder den der Liebe gehen solle. Tatsächlich schläft er ein, und von einer
Wolke herab schickt ihm Somnus, der Gott des Schlafes, in Gestalt eines alten Mannes goldene Träume von seinem Kampf mit
dem Minotaurus. Als Teseo erwacht, sieht er Alceste vor sich stehen, der von ihm wissen will, warum er so unbedingt sein
Leben riskieren wolle: Sei er etwa in Carilda verliebt? Doch Teseo beruhigt ihn und verrät ihm ein Geheimnis: Arianna sei nicht
etwa die Tochter des Königs von Theben, sondern des Minos Tochter, die der Thebaner einst als Neugeborene geraubt und
aufgezogen habe. Arianna könne deshalb nur die Seine werden, wenn zwischen Athen und Kreta Frieden herrsche. Vergeblich
bittet Alceste ihn, selbst kämpfen zu dürfen. Als Arianna ihn fragt, wohin Teseo gegangen sei, antwortet dieser, um der Liebe
willen wolle Teseo den Minotaurus töten. Arianna missversteht diese Bemerkung und glaubt nun, Teseo liebe Carilda und suche
den Kampf, um sie zu retten. Ihr Misstrauen erhält sogleich neue Nahrung, als Tauride seinem König bedeutet, Teseo könne
den Kampf um Carildas Befreiung gar nicht gewinnen, denn es fehle ihm jegliche Information darüber, wie der Minotaurus zu
bezwingen sei: Zum einen könne er nur durch einen Stoß in den Rachen getötet werden, zum zweiten benötige man einen
Faden, um aus dem Labyrinth wieder herauszufinden, und zum dritten würde er, Tauride, den Bezwinger des Untiers dann
seinerseits im Kampf besiegen. Im Verborgenen hat Arianna zugehört und kommt nun gerade recht, als Tauride Carilda Gewalt
antun will. Drohend verlässt er den Ort, und das Gespräch, das Arianna nun mit Carilda führt, nährt weitere Missverständnisse,
denn Arianna vermeint auch aus Carildas Bemerkungen herauszuhören, dass Teseo ihr untreu sei, ebenso wie Teseo ihre Wut
und ein hingeworfenes Wort über „Alcestes Geheimnis“ falsch deutet und glaubt, sie wisse nun von ihrer wahren Herkunft und
hasse ihn, den Athener. Dennoch gibt sie ihm ein Blatt Papier, auf dem sie alles aufgeschrieben hat, was zum Sieg über den
Minotaurus nötig ist.
Vor dem Eingang zum Labyrinth bietet Tauride Carilda noch einmal die Rettung an, wenn sie ihn heirate – umsonst: Auch
diesmal bleibt ihm nur die Drohung. Alceste dagegen überredet Carilda zur Flucht, und sie ist dazu bereit, als sie erfährt, dass
Teseo für sie kämpfen wolle, denn sie sieht darin eine Möglichkeit, ihn zu retten. Teseo bittet Arianna um Vergebung und erfährt
aus ihren Bemerkungen, dass sie von dem Geheimnis ihrer Herkunft gar nichts weiß. Bevor er ihr aber davon berichten kann,
kommen Tauride und Minos auf der Suche nach Carilda. Tauride bezichtigt Teseo und Arianna der Fluchthilfe, und Minos
bestraft Arianna, indem er sie als Ersatz für Carilda benennt. Teseos Beteuerungen, dass er ihr treu sei, glaubt sie nicht: Sie
fühlt sich von ihm verlassen.
3. Akt
Alceste und Carilda sind ins Labyrinth geflohen. Hier muss Carilda erfahren, dass Teseo Arianna liebt und nicht um ihretwillen,
sondern um Ariannas willen den Kampf mit dem Minotaurus sucht. Sie bereut ihre Flucht und beschließt zu sterben. Alceste
bewundert sie für ihren Mut, und sie spürt ein zartes Gefühl für Alceste in sich aufsteigen, was diesen trotz der ausweglosen
Situation Hoffnung schöpfen lässt.
An einem schauerlichen unterirdischen Ort des Labyrinths trifft Teseo auf das Untier und tötet es. Voller Freude stürzt er mit
gezücktem Schwert davon, um Arianna zu finden; als die ihm entgegentritt, glaubt sie erst, er wolle sie erstechen, erfährt dann
aber nicht nur, dass der Minotaurus bezwungen sei, sondern auch, dass ihre Eifersucht auf Carilda unbegründet war.
In einem Hof des Königspalastes wartet Tauride unruhig auf Teseo, der denn auch sogleich herbeikommt und ihn im Zweikampf
besiegt. Minos gibt die Geiseln frei und löst die Tributpflicht Athens. Teseo gibt das Geheimnis von Ariannas Herkunft preis, und
der König schenkt ihm die gerade wiedergefundene Tochter. Überglücklich besingen Arianna und Teseo ihre Liebe. Auch
Carilda und Alceste haben sich gefunden. Im Thronsaal feiern alle das Glück der Liebenden und den neuen Frieden zwischen
Kreta und Athen.
Ariodante – HWV 33
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 ¼ Stunden
Uraufführung: 8.01.1735 (Theatre Royal, Covent Garden, London)
Libretto von Antonio Salvi, Ginevra, Principessa di Scozia (1708) nach Ludovico Ariosto, Orlando furioso (1516)
Besetzung der Aufnahme
Les Musiciens du Louvre - Marc Minkowski, Grenoble Chorus,
Anne Sofie von Otter (Mezzo Soprano) - Ariodante, Veronica Cangemi (Soprano) - Dalinda, Ewa Podles (Alto) –
Polinesso, Denis Sedov (Bass) - Re di Scozia, Luc Coadou (Bass) - Odoardo, Richard Croft (Tenor) – Lurcanio,
Lynne Dawson (Soprano) - Ginevra
Recorded 1997
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
Ariodante (Mezzo Soprano), ein fürstlicher Vasall
Ginevra (Soprano), Tochter des Königs von Schottland, verlobt mit Ariodante
Dalinda (Soprano), Dienerin von Ginevra, heimlich in Polinesso verliebt
Polinesso (Alto), Herzog von Albany, Ariodantes Nebenbuhler
Lurcanio (Tenor), Ariodantes Bruder
Il Re die Scozia (Bass), König von Schottland
Odoardo (Tenor), Günstling des Königs
Hofleute und Bauern (Chor und Ballett)
Handlung:
- Edinburgh und Umgebung, im letzten Drittel des 8. Jahrhunderts
1. Akt
Ginevra schmückt sich mit Dalindas Hilfe zum Empfang ihres geliebten Ariodante, der mit Einverständnis des Vaters ihr Gatte
werden soll. Als Dafinda bemerkt, dass Polinesso heimlich in das Zimmer eintritt, verlässt sie den Raum, während der Herzog
sehr zu Ginevras Unwillen um sie zu werben beginnt, weil er mit ihrer Hilfe schottischer König werden will. Ginevra weist
Polinesso schroff zurück, der nun durch Dalinda, die er zu lieben vorgibt, dennoch sein Ziel zu erreichen sucht. Währenddessen
treffen sich nun Ginevra und Arlodante im Schlossgraben und schwören sich ewige Treue. Der König erscheint mit seinem
Gefolge und beauftragt Odoardo, alles für die bevorstehende Hochzeit vorzubereiten. Die jungen Leute sind froh. Unterdessen
hat Polinesso Dalinda überredet, sich als Ginevra zu verkleiden und ihn nachts in ihr Zimmer einzulassen. Er kann Dalinda
davon überzeugen, dass er nur durch diese Selbsttäuschung die Liebe zu Ginevra vergessen könne. Nachdem der Herzog
gegangen ist, trifft Lurcanio Dalinda und erklärt ihr seine Liebe.
2. Akt
Es ist Nacht geworden: Im Park an der Rückseite der königlichen Burg versucht Polinesso seinen Rivalen Ariodante nun zu
überzeugen, dass Ginevra ihm untreu ist. Polinesso gibt das verabredete Zeichen, die als Ginevra verkleidete Dalinda lässt den
Herzog in ihr Gemach ein. Ariodante ist ausser sich vor Schmerz und will sich töten. Lurcanio kommt zufällig des Weges,
entreisst ihm die Waffe, und beide schwören, die Wahrheit aufzudecken, sich zu rächen, und eilen davon. Polinesso triumphiert,
während Dalinda bittere Reue empfindet.
Als der König mit seinen Räten beschliesst, Arlodante zu seinem Nachfolger zu wählen, bringt Odoardo die Botschaft, dass sich
der junge Mann völlig verstört von einem Felsen ins Meer gestürzt hat. Der König teilt Ginevra das Unglück mit, das Mädchen
bricht zusammen und wird weggetragen. Lurcanio berichtet, dass Ginevra an allem Schuld ist, weil sie einen Fremden in ihre
Kammer genommen hat, wie er und sein Bruder beobachtet hätten. Der König verstösst seine Tochter und klagt sie an. Ginevra
teilt alles Dalinda mit, doch diese schweigt.
3. Akt
Ariodante hat sich aus dem Meer gerettet und in den Wald verkrochen. Hier sieht er, wie zwei Männer Dalinda, Polinessos
Mitwisserin, töten wollen. Der junge Mann verjagt die Mörder. Dalinda gesteht ihm ihre Schuld, beide eilen zum Schloss, um
Ginevra, die zum Tode verurteilt wurde, zu retten.
Während Ginevra vor dem Vater ihre Unschuld beteuert, schlägt ihr dieser vor, Polinesso für sie im Gottesgericht streiten zu
lassen. Ginevra lehnt entsetzt dieses Ansinnen ab. Lurcanio streitet für sie im Zweikampf und tötet Polinesso. Ariodante und
Dafinda stürzen herbei und klären die Intrige des toten Polinesso auf. Das Hochzeitsfest Ginevras mit Arlodante wird festlich
begangen.
Alcina – HWV 34
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 ¼ Stunden
Uraufführung: 16.04.1735 (Theatre Royal, Covent Garden, London)
Libretto von Riccardo Broschi L'isola di Alcina (1728) nach Ludovico Ariosto, Orlando furioso (1516)
Besetzung der Aufnahme
Il Complesso Barocco - Alan Curtis,
Joyce DiDonato (Mezzo Soprano) – Alcina, Maite Beaumont (Mezzo Soprano) – Ruggiero,
Sonia Prina (Contralto) – Bradamante, Karina Gauvin (Soprano) – Morgana, Kobie van Rensburg
(Tenor) – Oronte, Vito Priante (Bass) – Melisso, Laura Cherici (Soprano) - Oberto
Recorded 2009
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
Alcina (Soprano), eine Zauberin
Ruggiero (Mezzo Soprano), ein Ritter
Morgana (Soprano), Alcinas Schwester
Bradamante (Alto), Ruggieros Braut, verkleidet als ihr eigener Bruder „Ricciardo“
Oronte (Tenor), Heerführer Alcinas, Geliebter Morganas
Melisso (Bass), Bradamantes Vertrauter
Oberto (Soprano), Sohn des Paladins Astolfo, auf der Suche nach seinem Vater
Damen, Pagen, Dienerinnen, Junge Ritter, Zauberwesen, Geister der Unterwelt (Chor und Ballett)
Handlung:
- Alcinas Zauberinsel im Mittelmeer, im letzten Drittel des 8. Jahrhunderts
1. Akt
Auf der Suche nach ihrem verschollenen Geliebten Ruggiero ist Bradamante, als Mann verkleidet, gemeinsam mit ihrem
alten Erzieher auf Alcinas Insel verschlagen worden. Sie treffen auf Morgana, die sich sofort in den angeblichen
Jüngling verliebt und beide zum Hof Alcinas führt. Dort finden sie Ruggiero, der aber ganz dem Zauber der Alcina
verfallen ist und sich nicht mehr an seine Braut Bradamante erinnern kann. Als nächstem begegnen sie dem Jungen
Oberto, der seinen Vater, offenbar auch ein Opfer der Zauberkünste Alcinas, sucht. Oronte, Morganas Geliebter, ist
eifersüchtig auf "Ricciardo". Er lässt Ruggiero deshalb wissen, welcher Zauberkräfte Alcina mächtig ist, dass sie nämlich
ihre verflossenen Liebhaber in Tiere, Pflanzen oder Steine zu verwandeln pflegt - ein Schicksal, das auch ihm drohe,
weil sie in Liebe zu "Ricciardo" entflammt sei. Ruggieros Misstrauen ist geweckt, er glaubt nun auch Alcinas
Liebesbeteuerungen nicht mehr. Um seine Zweifel, ob Alcina tatsächlich die Verwandlung "Ricciardos" in einTier plant,
zu zerstreuen, warnt Morgana den geliebten "jungen Mann", dessen Zuneigung sie gewonnen zu haben hofft.
2. Akt
Melisso gibt sich die Gestalt von Ruggieros Erzieher Atlante und öffnet Ruggiero mittels eines Zauberrings die Augen:
Alcinas Reich ist nur leerer Schein. Von Ruggiero fällt der Bann ab, aber als Bradamante ihn wieder ihrer Liebe
versichert, glaubt er an einen neuen Zaubertrick Alcinas und weist sie zurück. Allerdings verhindert er, dass Alcina den
Fremden in ein Tier verwandelt; er leistet vor ihr das zweideutige Gelöbnis, der einzigen Frau, die er liebe, treu zu
bleiben. Oronte hinterbringt Alcina, dass Ruggiero, "Ricciardo" und Melisso fliehen wollen; die Zauberin bricht in lautes
Klagen aus. Bradamante und Ruggiero, wieder vereint, werden von Morgana belauscht; sie erfährt entsetzt die wahre
Identität "Ricciardos". Vergeblich versucht Alcina, die Flucht des Paares zu verhindern; die aufrichtige Liebe zu Ruggiero
lässt ihre Zauberkräfte schwinden.
3. Akt
Morgana versucht Orontes Liebe wiederzugewinnen. Er gibt sich abweisend kalt, obwohl er sie noch immer liebt. Alcina
sucht Ruggiero vergeblich zum Bleiben zu bewegen; schliesslich schwört sie ihm Rache. Aber unbeirrt führt Ruggiero
mit Hilfe eines Zauberschilds von Melisso einen siegreichen Kampf gegen Alcinas Truppen und für die Befreiung der
verzauberten Opfer Alcinas. Oberto erinnert Alcina an ihr Versprechen, ihm seinen Vater zu zeigen. Als Antwort liefert
sie ihn dem Kampf mit einem Löwen aus. Oberto erkennt in dem friedlichen Tier seinen verzauberten Vater und richtet
die Waffe gegen Alcina. Ruggiero und Bradamante haben die Zauberurne, den Schlüssel zu Alcinas Macht, gefunden.
Umsonst sind Alcinas Schmeicheleien und Beteuerungen: Ruggiero zertrümmert die Urne, die falsche Welt versinkt, alle
Verzauberten erhalten ihre Menschengestalt zurück.
Atalanta – HWV 35
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Uraufführung: 16.04.1735 (Theatre Royal, Covent Garden, London)
Spieldauer ca. 2 ½ Stunden
Libretto nach Belisario Valeriano, La Caccia in Etolia (1715)
Besetzung der Aufnahme
Capella Savaria - Nicholas McGegan, Savaria Vocal Ensemble, Katalin Farkas (Soprano) – Atalanta,
Eva Bártfai-Barta (Soprano) – Meleagro, Eva Lax (Contralto) – Irene, Lanos Bándi (Tenor) – Aminta,
Jozsef Gregor (Bass) – Nicandro, Laszlo Polgár (Bass) - Mercury
Recorded 1985
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
Atalanta (Soprano), Prinzessin von Arkadien unter dem Namen „Amarilli“, Geliebte des Meleagro
Meleagro (Soprano), König von Ätolien unter dem Pseudonym „Tirsi“, Liebhaber Atalantas
Irene (Alto), ein Hirtenmädchen, Geliebte Amintas
Aminta (Tenor), ein Hirte, Liebhaber Irenes
Nicandro (Bass), Irenes Vater und Meleagros Vertrauter
Mercurio (Bass)
Jäger, Hirten, Landvolk
Handlung:
- Ätolien, in mythischer Zeit
1. Akt
Weite Landschaft mit Hütten, Wäldern zu beiden Seiten und einem Gebirge im Hintergrund. Meleagro, der sich als Hirte Tirsi
ausgibt, klagt den Wäldern sein Liebesleid und lässt sich auch von Aminta nicht trösten, der seinerseits verliebt ist, ohne
wiedergeliebt zu werden. Wie zum Beweis kommt Amintas Angebetete Irene und beginnt, mit Aminta ihr Spiel zu treiben: Sie
lädt „Tirsi“ zur Jagd ein; der aber lehnt um Amintas willen ab und begibt sich allein auf die Jagd. Nun verrät Irene Aminta, was
ihr an ihm missfalle – er habe, als er ihren Vater um ihre Hand bat, auch Herden und Weideland gefordert, als wären ihm ihre
inneren und äußeren Werte nicht genug. Traurig kündigt er an, in den Tod gehen zu wollen, da er ihre Liebe nicht erringen
könne. Nicandro ermahnt seine Tochter, den Mann ihres Herzens besser zu behandeln, doch sie will seine Liebe prüfen, damit
sie hinterher, nach bitteren Prüfungen, umso süßer sei.
Atalanta, als Hirtin Amarilli verkleidet, ruft die Hirten zur Jagd. „Tirsi“ will sie zu ihrem Schutz begleiten, doch sie weist ihn
schweren Herzens zurück, denn ohne es zu wollen, hat sie sich in ihn verliebt. Sie kennt Meleagro nicht, er aber weiß, wer sich
hinter der Verkleidung verbirgt. In der Ferne sieht man Aminta, der sich todessehnsüchtig dem wilden Eber in den Weg stellen
will, und Irene, die ihn davon abhalten will. Nun beginnt die Jagd: Meleagros Pfeil verfehlt den Eber, Atalantas aber trifft, und
schließlich wird der Eber von den anderen Hirten erlegt. „Tirsis“ Lob weist „Amarilli“ mit dunklen Andeutungen zurück: Ein viel
schlimmeres Untier bedrohe sie, und sie wisse noch nicht, ob sie es besiegen könne. Meleagro seinerseits sieht in ihr das wilde
Tier, das ihm das Herz zerreiße, und schwankt zwischen Hoffnung und Furcht, ob es ihm gelingen werde, Atalanta für sich zu
gewinnen.
2. Akt
Die Hirten feiern „Amarillis“ Sieg. Sie aber versinkt in trübe Gedanken, liebt sie doch einen einfachen Hirten, den sie als
Prinzessin nicht lieben darf. Im Verborgenen hört Meleagro überglücklich ihre Klage; als „Tirsi“ stellt er sich ihr in den Weg und
erzählt ihr seine Geschichte: Er sei ein Hirte von hoher Geburt, der eine edle Nymphe liebte, von ihr aber zurückgewiesen
wurde, weil sie die Jagd der Liebe vorzog. Er sei ihr unter anderem Namen gefolgt, und sie habe sich in ihn verliebt, ihre Liebe
aber vor ihm verborgen, weil er vermeintlich nicht standesgemäß sei... Wenn Meleagro aber gehofft hatte, er könnte sich nun
seiner Angebeteten zu erkennen geben, so macht „Amarillli“ diese Aussicht zunichte: Sie will diese Geschichte, die sie an ihre
eigene erinnert, nicht zu Ende hören, und schneidet „Tirsi“ das Wort ab. Seinem Flehen kann sie sich kaum entziehen, rennt
schließlich aber doch davon. Als Meleagro Irene kommen sieht, beschließt er, sie für seine Absichten einzuspannen. Auch sie
verfolgt eigene Ziele, für die ihr „Tirsi“ gerade recht kommt, und erklärt diesem ihre Liebe. Meleagro hält sie zunächst im
Ungewissen und bittet sie um einen Gefallen: Sie möge „Amarilli“ ein Band als sein Geschenk überbringen. Irenes Frage, ob er
„Amarilli“ liebe, bejaht er wahrheitsgemäß. Obwohl Irene sich enttäuscht gibt, verspricht sie ihm, sich bei „Amarilli“ für ihn zu
verwenden. Sogleich ergibt sich Gelegenheit, Aminta eine Lektion zu erteilen, denn sie sieht ihn kommen und spielt ihm vor,
das herrliche Band von ihrem Geliebten geschenkt bekommen zu haben, und als er mit Eifersucht reagiert, wirft sie ihm vor,
keine Rechte auf die zu haben, deren Liebe er gering schätzte. Kaum kann Aminta sich fassen, da kommt „Amarilli“ und fleht
ihn um Hilfe an. Sie gesteht ihm ihre Liebe zu „Tirsi“ und bittet ihn, diesem einen Speer zu schenken, ohne ihm freilich zu
verraten, von wem dieses Geschenk stamme. Aminta verspricht ihr seine Hilfe und bittet sie, sich im Gegenzug für ihn bei Irene
zu verwenden. Kaum ist er fort, kommt Meleagro und hofft, „Amarilli“ das Ende seiner Geschichte erzählen zu können. Doch sie
will auch diesmal nicht zuhören und schickt ihn fort, hin- und hergerissen zwischen der gespielten Härte und der Liebe, die sie
für den Hirten empfindet.
3. Akt
Irene hat „Amarilli“ das Band überreicht und möchte wissen, ob sie „Tirsi“ liebe. Sie zögert mit der Antwort und bricht schließlich
mit der Bemerkung ab, Aminta kenne das Geheimnis ihres Herzens. Irene missversteht diese Worte und verdächtigt nun Aminta
der Untreue. Der nutzt die Gelegenheit, Irene ihre Bosheit heimzuzahlen, und spielt ihr seinerseits vor, eine neue Liebe
gefunden zu haben. Er flüstert ihr „Amarillis“ Namen zu, weist den Speer als vermeintliches Liebespfand vor und zieht zufrieden
von dannen. Meleagro hat alles mit angehört, und Irene erkennt, dass ihr die Fäden der Intrige entglitten sind. Zutiefst verstört
will Meleagro sterben, lässt sich zu Boden fallen und schläft ein. Da kommt Atalanta mit dem Band, in dem sie Meleagro
erkennt, denn ihr Vater gab es ihm einst. Während sie von Zärtlichkeit überflutet wird, erwacht Meleagro aus bösen Träumen
und sieht sie, die er in Amintas Armen wähnte. Sie aber erklärt ihm endlich ihre Liebe, und die beiden fallen sich überglücklich in
die Arme. Um dem Spiel ein Ende zu machen, kommt nun Nicandro mit Irene und Aminta und verrät das Geheimnis von
„Amarillis“ und „Tirsis“ wahrer Identität. Irene und Aminta versöhnen sich.
Von einer Wolke schwebt Mercurio mit der göttlichen Botschaft herab, Jupiter habe das Flehen der britischen Völker erhört und
das Brautpaar in Liebe vereint, so dass Ruhm und Frieden auf Erden herrschen könnten. Und während der Chor das edle
Brautpaar feiert, öffnet sich die Bühne und gibt den Blick auf Illuminationen und Freudenfeuer frei.
Arminio – HWV 36
Oper in 3 Akten
Spieldauer ca. 2 ½ Stunden
Libretto nach Antonio Salvi, Arminio (1703)
Originalsprache: italienisch
Uraufführung: 12.01.1737 (Theatre Royal, Covent Garden, London)
Besetzung der Aufnahme
Il Complesso Barocco - Alan Curtis, Vivica Genaux (Mezzo-Soprano) – Arminio, Geraldine McGreevy (Soprano) –
Tusnelda, Dominique Labelle (Soprano) – Sigismondo, Manuela Custer (Mezzo Soprano) – Ramise,
Luigi Petroni (Tenor) – Varo, Sytse Buwalda (Counter Tenor) – Tullio, Riccardo Ristori (Bass) - Segeste
Recorded 2000
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
Arminio (Alto), ein Fürst der Cherusker
Tusnelda (Soprano), seine Frau, Segestes Tochter
Sigismondo (Soprano), Segestes Sohn, verliebt in Ramise
Ramise (Alto), Schwester Arminios
Varo (Tenor), römischer General, Statthalter in Germanien
Segeste (Bass), ein Fürst der Cherusker, Verbündeter Varos
Tullio (Alto), römischer Volkstribun
Römische und Germanische Führer, Krieger, Wachen, Volk
Handlung: - Germanien, rechtsrheinisch, 9 n. Chr.
1. Akt Die Römer haben die Germanen im Kampf besiegt. Es gelingt Tusnelda, Arminio zur Flucht zu überreden. Gleich
darauf meldet Tullio seinem Feldherrn Varo den Sieg, der durch Arminios Flucht besiegelt wurde. Doch Varo mag sich darüber
nicht freuen – er ist in Tusnelda verliebt und hält Tullios Ermahnungen, sich nur dem Ruhm zu widmen, entgegen, dass der
wahre Held sich der Liebe nicht zu schämen brauche. Da kommt Segeste mit Arminios Schwert und einer Schar Soldaten, die
Arminio und Tusnelda in Ketten mit sich führen. Stolz präsentiert er Varo seine Gefangenen und lässt sich weder von Arminios
Vorwurf des Verrats noch von Tusneldas Flehen beeindrucken. Arminio will sich den Römern nicht beugen, und Segeste freut
sich darauf, den verhassten Schwiegersohn enthauptet zu sehen.
In Segestes Burg bringt Tusnelda Sigismondo und Ramise die Nachricht von Arminios Gefangennahme. Während Sigismondo
zögert und seine Geliebte daran hindern will, sich in Gefahr zu begeben, eilt Ramise fort, sich für Arminio zu opfern. Die
verzweifelte Tusnelda wirft Sigismondo Selbstmitleid und Tatenlosigkeit vor und eilt Ramise hinterher. Da kommt Segeste und
verlangt von seinem Sohn, er möge sich nun, da die Römer gesiegt hätten und er als ihr Verbündeter höheren Ruhm erwarten
dürfe, Ramise aus dem Herzen reißen, um für eine bessere Partie frei zu sein. Dies aber mag Sigismondo nicht hinnehmen. Er
wirft seinem Vater das Schwert vor die Füße: ohne Ramise kann und will er nicht leben.
2. Akt Segeste empfiehlt Tullio die Hinrichtung Arminios, obwohl nicht nur das Recht und die Vernunft, sondern vor allem die
Tränen seiner Tochter dagegen sprächen. Tullio aber weiß, wie diese zu trocknen wären – durch eine Hochzeit mit Varo, der in
Tusnelda verliebt sei. Arminios Blut möge den Frieden zwischen Rom und Germanien besiegeln. Ein Brief des römischen
Kaisers, den Varo Segeste präsentiert, leistet dem Plan, Arminio zu töten, Vorschub: Denn der Kaiser gibt just dazu den Befehl;
nur durch Arminios Tod könne Rom siegen. Segeste eilt davon, den Auftrag des Kaisers sogleich auszuführen, und Varo will
Tusnelda trösten.
Arminio schmachtet in Ketten. Als Segeste ihn auffordert, sich Rom zu unterwerfen, verhöhnt er den Verräter: Er selbst wolle
lieber ruhmvoll sterben als wie Segeste seine Ehre und Würde zu verlieren. Wachen bringen ihn fort. Auch bei seiner Tochter
findet Segeste kein Gehör: Sie wirft ihrem Vater Grausamkeit vor. Als nächste erscheint Ramise, die mit dem Degen auf
Segeste losgeht, aber von Sigismondo daran gehindert wird. Nun ist Segestes Wut so groß, dass er nicht mehr warten und
Arminio enthaupten will. Als er fort ist, verlangt Ramise von Sigismondo, den Vater zu töten. Er aber weigert sich und reicht ihr
sein Schwert, damit sie mit seinem Blut ihren Zorn besänftige. Das aber bringt sie nicht übers Herz: Die Liebe zu dem Sohn ist
stärker als der Hass auf den Vater. Auch Sigismondo sieht keinen Ausweg aus der Situation.
Im Kerker bittet Tusnelda Arminio, sein Leben zu retten und sich Rom zu unterwerfen. Er aber schneidet ihr das Wort ab:
Feigheit sei seine Sache nicht, und sein mutiges Beispiel möge anderen zum Vorbild dienen. Er hat Varo kommen lassen und
trägt ihm auf, nach seinem Tode die auch von ihm geliebte Tusnelda zu heiraten und ihr auf diese Weise ein besseres
Schicksal als ihm zu bereiten. Bevor Varo jedoch sein Glück begreifen kann, verlangt Tusnelda von ihm, wenn er sie wirklich
liebe, Arminio zu retten. Dann würde er zwei Leben retten – das ihres Gemahls und ihr eigenes.
3. Akt Im Hof von Segestes Burg ist alles für Arminios Hinrichtung vorbereitet. Arminio aber lässt sich nicht beeindrucken und
erwartet erhobenen Hauptes seinen Tod. Zur Überraschung aller gibt Varo jedoch den Befehl, Arminio freizulassen. Segeste
dagegen verlangt, ihn umgehend zu enthaupten. Da kommt Tullio mit der Nachricht, ein germanischer Heerführer habe die
römischen Schlachtreihen durchbrochen. Varo gibt den Befehl, Arminio, der neue Hoffnung schöpft, in den Kerker
zurückzubringen. Dann trägt er Segeste auf, für die Verteidigung seiner Burg zu sorgen, und eilt davon, den neuerlichen Kampf
gegen die Germanen aufzunehmen.
In einem Zimmer sitzt Tusnelda an einem Tisch, auf dem man Arminios Schwert und ein Becher mit Gift sieht. Sie glaubt
Arminio tot. Während sie noch zögert, auf welche Weise sie selbst sterben will, bringt Ramise die neuen Nachrichten:
Gemeinsam beschließen die beiden Frauen, Arminio zu retten, und eilen mit Schwert und Becher davon. Vor dem Kerker
bestürmen Tusnelda und Ramise Sigismondo, Arminio zu befreien. Sie drohen, sich selbst zu töten, falls Arminio sterben
müsse. Immer noch kann sich Sigismondo nicht zwischen dem Verrat an seinem Vater und der Liebe zu seiner Schwester und
seiner Geliebten entscheiden. Tusnelda und Ramise bleiben weinend zurück und werden gleich darauf von Arminio überrascht:
Er ist frei und will sogleich in den Kampf eilen. Sigismondo hat sich endlich entschieden, auf welcher Seite er stehen will, und
hat Arminio befreit. Er reicht Arminio das Schwert, das er zuvor Ramise entwendet hatte. Arminio verabschiedet sich von ihnen,
und Tusnelda spricht ihm Mut zu. Ramises Angst um Sigismondo wird sogleich bestätigt: Zur Strafe für seine Tat lässt Segeste
seinen Sohn in Ketten legen und Ramise ebenfalls, als sie sich an Sigismondos statt als Schuldige anbietet. Die Wachen führen
erst Sigismondo, dann Ramise in einen anderen Kerker fort.
In einem großen Garten bringt Tullio Segeste die Nachricht, dass das römische Herr vernichtet und Varo gefallen sei. Arminio
habe gesiegt, und Segeste möge fliehen. Sigismondo will seinen Vater verteidigen, doch dieser weist seinen Sohn als Verräter
von sich. Da erscheint Arminio mit Tusnelda und Ramise und entwaffnet Segeste, der mit gezogenem Schwert auf Sigismondo
losgeht. Er schenkt Segeste das Leben. Der Friede unter den Germanen ist wiederhergestellt.
Giustino – HWV 37
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 3 Stunden
Uraufführung: 16.02.1737 (Theatre Royal, Covent Garden, London)
Libretto nach Nicolò Beregan, Giustino (1683) und Pietro Pariati (1711)
Besetzung der Aufnahme
Freiburger Barockorchester - Nicholas McGegan, Kammerchor Cantamus Halle - Dorothea Köhler,
Michael Chance – Giustino, Dorothea Röschmann – Arianna, Dawn Kotoski – Anastasio, Juliana Gondeck – Fortuna,
Dean Ely - Polidarte & Voce di Dentro, Jennifer Lane – Leocasta, Mark Padmore – Vitaliano, Drew Minter - Amanzio
Recorded 1994
Personen:
• Giustino (Alto), ein Bauer
• Anastasio (Soprano), Oströmischer Kaiser
• Arianna (Soprano), Witwe von Kaiser Zeno, jetzt Gemahlin des Anastasio
• Leocasta (Alto), Schwester Anastasios
• Amanzio (Alto), Feldherr Anastasios
• Vitaliano (Tenor), Heerführer Ostroms, „Tyrann von Kleinasien”
• Polidarte (Bass), ein Offizier Vitalianos
• La Fortuna (Knabensopran)
• Hofstaat des Kaisers, Krieger, Diener, Volk
Handlung:
- Konstantinopel und Umgebung, Anfang des 6. Jh.
1. Akt
Die Verhältnisse waren unsicher im Byzantinischen Reich. Aber nun wird Anastasio zum Kaiser gekrönt, man erwartet ein
„Goldenes Zeitalter“. Aber das scheinbare Glück ist kurz. Der kleinasiatische Tyrann Vitaliano steht mit seinem Heer vor der
Stadt, und der Offizier Polidarte fordert des Kaisers Gattin Arianna für das Bett des wilden und verliebten Eroberers als Preis für
den Frieden. Natürlich weist Anastasio die dreiste Forderung zurück und zieht, obwohl er nicht darauf vorbereitet ist, sofort in
die Schlacht. In Liebe und Treue folgt ihm ohne sein Wissen die Ehefrau Arianna. Doch der Feldherr Amanzio ist ihr ein
gefährlicher Begleiter. Er will selbst auf den Thron und beschließt, dazu alle geeigneten Mittel anzuwenden. Denn der Zweck,
meint er, heilige die Mittel.
Der Bauer Giustino erträumt sich die Göttin Fortuna und lässt sich Ehre und Ruhm, Schätze und Herrscherkrone versprechen,
wenn er, die heimische Scholle verlassend, als „Held“ in die große Welt zieht. Als Held befreit er zunächst eine junge Frau aus
den grausamen Tatzen eines wilden Bären. Das Glück ist ihm hold. Die Frau ist hübsch und die Schwester des Kaisers. So
kommt Giustino an den Hof des Anastasio und in den Besitz der Liebe der schönen Leocasta.
In ihrem Gemach fordert Arianna Amanzio auf, ihr zu helfen, ihrem Gatten in den Kampf zu folgen. Amanzio überlegt sich
unterdessen, durch eine List auf den Thron zu gelangen.
Anastasio macht Giustino zu seinem Ritter und befiehlt ihm, Arianna zu befreien, die bei einem nächtlichen Angriff auf Vitalianos
Heer in die Hände der Feinde gefallen ist.
In Vitalianos Heerlager wird Arianna dem Vitaliano vorgeführt. Er bittet sie nun direkt, seine Frau zu werden, aber sie schwört
ihre Treue. Darauf befiehlt er Polidarte, sie einem Untier zum Fraße vorzuwerfen.
2. Akt
Vitaliano verschläft den Kampf seiner Männer um Konstantinopel. Polidarte bringt ihm die kaiserliche Gattin als Siegespreis.
Arianna widersteht allen Forderungen und Bitten des fremden beeindruckenden Mannes und bleibt dem kaiserlichen Anastasio
treu. So wird sie auf einer einsamen Insel einer wilden Bestie zum Frass vorgeworfen.
Das Schiff des Anastasio kentert im Sturm. Mit Giustino kann sich der Kaiser auf die einsame Insel retten, und Giustino
bekommt Gelegenheit zu einer neuen Heldentat: Die unglückselige Arianna erwartet hier an einen Felsen gefesselt verzweifelt
ihr Schicksal – das fünfköpfige Seeungeheuer. Doch Giustino tötet das Untier und rettet nun auch die Kaiserin.
Amanzio erreicht mit finsteren Absichten auf eigenem Schiff die einsame Insel, findet das glückliche Ergebnis der unerwarteten
Heldentat Giustinos und befördert die kaiserliche Familie in die Stadt. Der Held Giustino wird in seine Grenzen verwiesen.
Anastasio feiert sich als Sieger. Giustino krönt sein Heldentum mit einer neuen Tat: er bringt den wilden Gegner Vitaliano als
Gefangenen. Erst jetzt ist der Sieg wirklich errungen. Giustino hält sich für unwiderstehlich und zieht das Schwert, um den Rest
der Feinde zu zerstreuen. Amanzio gibt vor, um den Bestand der Ordnung besorgt zu sein: ein Bauer kann nicht Sieger sein.
Als Arianna den schrecklichen Vitaliano unter dem Spott des kaiserlichen Hofes in Ketten vorgeführt bekommt, begreift sie
bestürzt, dass der Mann wegen seiner Liebe zu ihr sterben soll.
Vitaliano wird von seinen Anhängern befreit. Er wird Anastasio erneut überfallen.
3. Akt
Arianna schenkt dem Sieger Giustino den kostbaren Gürtel des Vitaliano, den sie von Anastasio erhielt. Das ist für den Kaiser
der Beweis für Verrat und Untreue. Giustino wird entwaffnet und zum Tode verurteilt. Arianna wird des kaiserlichen Lagers und
des Thrones verwiesen. Anastasio demonstriert den Schmerz des Enttäuschten.
Arianna ist im tiefsten Herzen verwundet. Leocasta handelt für ihre Liebe. Sie befreit Giustino und verliert ihn, denn Giustino
muss fliehen. Amanzio verbucht den Erfolg seiner Intrige: Der Weg zum Thron ist frei.
Giustino ist im Unglück. Als Flüchtling ist er weit entfernt von den versprochenen Schätzen und Kronen. Vitaliano findet ihn
schlafend und will ihn töten, da öffnet sich der Berg und die Stimme aus dem Berg fordert eine gute Lösung: Giustino und
Vitaliano seien Brüder. Beide ziehen nach Konstantinopel, denn „wenn die kranke Welt genesen soll, braucht sie edle Männer“.
Dort kommen sie gerade rechtzeitig an, um Anastasio vor dem Tode zu bewahren, zu dem der Thronräuber Amanzio ihn führt.
Giustino schafft Ordnung im Reich und setzt Anastasio wieder auf den Thron. Anastasio versöhnt sich mit Arianna, erhebt
Giustino zum Nebenkaiser, und alle feiern beglückt den nunmehr hergestellten Frieden und die einträchtige Harmonie, in der
jeder sein persönliches Glück findet.
Berenice, Regina d'Egitto – HWV 38
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Uraufführung: 18.05.1737 (Theatre Royal, Covent Garden, London)
Spieldauer ca. 2 ¾ Stunden
Libretto nach Antonio Salvi, Berenice, regina di Egitto (1709)
Besetzung der Aufnahme
Il Complesso Barocco - Alan Curtis,
Klara Ek (Soprano) – Berenice, Ingela Bohlin (Soprano) – Alessandro, Franco Fagioli – Demetrio,
Romina Basso (Mezzo Soprano) – Selene, Mary-Ellen Nesi (Mezzo Soprano) – Arsace,
Vito Priante (Bariton) – Aristobolo, Anicio Zorzi Giustiniani (Tenor) - Fabio
Recorded 2010
Personen:
• Berenice (Soprano), Königin von Ägypten (Berenike III.), verliebt in Demetrio
• Alessandro (Soprano), Sohn des Tolomeo X. Alessandro I., Berenice zugedacht
• Demetrio (Alto), ein Prinz, verliebt in Selene
• Selene (Alto), Schwester Berenices
• Arsace (Alto), ein verbündeter Fürst, liebt Selene
• Fabio (Tenor), römischer Botschafter
• Aristobolo (Bass), Hofrat Berenices, Hauptmann
• Hofstaat der Königin, Würdenträger, römische Gesandtschaft, Krieger, Wachen, Diener, Sklaven, Volk
Handlung: - Alexandria, 80 v. Chr.
1. Akt Thronsaal des Königspalastes in Alexandria. Königin Berenice hat mit ihrem Hofstaat, darunter auch ihr Hofrat
Aristobolo, den Saal betreten und nimmt auf dem Thron Platz. Sie fordert Aristobolo auf, den römischen Botschafter
vorzulassen. Als Fabio eintritt, rühmt er sofort die Schönheit der Königin und weist auf den freundschaftlichen Bund hin, der
beide Staaten seit langem verbindet. Berenice ist erfreut über die Grüße des römischen Diktators Silla und dem Senat von Rom.
Fabio ergänzt, man sähe es in Rom gerne, wenn sich die Königin Ägyptens für einen Partner auf dem Thron erwärmen könnte
und schiebt gleich den mitgereisten Sohn des Tolomeo Alessandro, ebenfalls Alessandro genannt, nach vorn. Berenice lehnt
das Ansinnen ab, sie wähle sich ihre Partner selber aus. Nach kurzem Wortgeplänkel geht sie mit dem ganzen Hofstaat ab.
Botschafter Fabio ist der Meinung, Berenice habe Rom zu gehorchen, Alessandro gibt zu, dass sogar die Ablehnung seiner
Person durch die Königin den in ihm geweckten Zauber nicht lösen kann. Fabio rät zur Vernunft und meint, letztlich werde man
sich in allen Punkten durchsetzen. Dann gehen alle weiteren Besucher ab. Alessandro ist allein und lässt in einem
Selbstgespräch erkennen, dass nur die Liebe, nicht aber der römische Senat und der Diktator Silla sein Problem lösen kann.
Gemach der Selene, das direkt in einen Garten führt. In einem Gespräch, das die Schwester der Königin mit dem Prinzen
Demetrio führt, teilt er ihr mit, dass er mit dem König Mitridate, dem größten Feind Sillas, verbündet ist. Privat rät er Selene,
alles Seufzen aufzugeben, denn, wenn auch Berenice ihr die Liebe zu ihm neide, ist er keinesfalls bereit, auf sie zu verzichten.
Als Demetrio dann noch einen Schritt weitergeht und behauptet, Mitridate wolle mit seiner Hilfe Berenice vom Thron stoßen und
sie als Nachfolgerin inthronisieren, ist Selene bestürzt und lässt Angst vor den Folgen erkennen. Vor seinem Abgang kann
Demetrio sie jedoch beruhigen.
Aristobolo macht Selene aufgeregt seine Aufwartung; er erkundigt sich nach Demetrio und behauptet, Rom habe klargemacht,
dass Demetrio sterben müsse, wenn Berenice die Werbung des Alessandro zurückweise und deshalb wolle er ihn warnen. Am
Hofe ist ja Berenices Verliebtheit in Demetrio bekannt und damit ist doch entschieden, dass Demetrio sterben muss, da er Rom
im Weg steht. Selene zeigt sich über diese Nachricht beunruhigt und geht verstört ab.
Galerie mit Sitzgelegenheiten. Berenice ist allein und sinniert über die politische, aber auch über ihre persönliche Lage. Sie hat
das Ziel, Roms Pläne in jedem Falle zu durchkreuzen. Auf ihren Befehl hin wird der Fürst Arsace vorgelassen und sie fragt, ob
momentan verliebt sei. Er gesteht zögerlich, dass er eine Frau liebe, die jedoch für ihn unerreichbar sei. Auf die Nachfrage der
Königin, um wen es sich handele, gibt Arsace zu, dass es die Schwester der Königin sei. Aus verständlichem Eigennutz gibt
Berenice dem Fürsten den Rat, seine Liebe öffentlich zu bekennen und verspricht ihm sogar ihren königlichen Beistand.
Nach seinem Weggang kommt Selene in die Galerie und Berenice teilt der Schwester mit, dass in ihrer Brust ein Sturm wüte,
der durch Politik und Liebe hervorgerufen wurde. Dann bittet sie Selene um Hilfe: sie müsse einen befreundeten Fürsten
heiraten, dann wäre Rom zufrieden. Dieser Fürst habe bereits bei ihr vorgesprochen und um die Hand der königlichen
Schwester angehalten habe. Die Annahme Selenes, es handele sich um Demetrio, lässt sie freudig erregt ja zu dieser Heirat
sagen. Durch einen Wink Berenices zu den Wachen hin kommt Arsace wieder in die Galerie und als die Königin diesen Fürsten
ihrer Schwester als den Antragsteller vorstellt, bricht für Selene eine Welt zusammen. Berenice aber stellt Selenes Verwirrung
Arsace gegenüber als Zeichen der Liebe hin. Berenice ist gegangen und hat Selene mit Arsace allein gelassen. Er bekennt ihr
seine Liebe und bittet, sie sein nennen zu dürfen. Während er immer mehr mit Worten auf sie eindringt, verlegt sich Selene auf
die Taktik der Zurückhaltung; so fordert sie von ihm Beweise seiner Liebe. Er antwortet mit einer Gleichnis-Arie.
Hof des königlichen Palastes. Alessandro ist allein; ihn plagt die Vorstellung, dass Berenice zu sehr mit Demetrio befasst ist und
er außen vorbleibt. Da stürmt plötzlich das aufgeregte Volk in den Hof, Demetrio verfolgend. Da der Hof keine weiteren
Fluchtmöglichkeiten bietet, stellt sich Demetrio der aufgebrachten Menge. Alessandro nimmt die tapfere Haltung von Demetrio
als Grund, ihm beizustehen und es gelingt ihnen, mit gezogenen Schwertern die unbewaffneten Eindringlinge zu verscheuchen.
Das verschafft ihm bei allen Respekt, auch bei Berenice, der gegenüber Alessandro allerdings ritterliche Selbstverständlichkeit
für sein Handeln reklamiert. Der erste Akt endet mit einem Duett zwischen Demetrio und Berenice, die ihn zunächst beiseite
gezogen hat, um ihm zu versichern, dass die Aufständischen, wahrscheinlich von Rom gesteuert, ausfindig gemacht und
schrecklich bestraft würden; dann erst äußern sich beide dahingehend, dass es gemeinsamer Rache Wert sei, wenn beider
Liebe ein Verbrechen sein sollte.
2. Akt Lustgarten im Königspalast, nahe Berenices Wohngemächern. Demetrio ist allein auf der Szene und schwärmt von der
schönen Berenice. Die kommt hinzu und nennt ihn „mein Leben“ und wünscht sich den Tag herbei, der ihre Hände verbinden
soll. Als er dann aber das königliche Amt für sich als zu hoch erachtet, nennt sie ihn unvermittelt einen Feigling und unwürdigen
Liebhaber. Demetrio ist ebenfalls zornig, kann sich aber zurückhalten und beschließt, das Heucheln zu erlernen.
Botschafter Fabio kommt und bringt die Nachricht, dass Rom beschlossen hat, Alessandro mit Selene zu vermählen, da
Berenice für ihn unerreichbar sei. Demetrio äußert sich entsetzt, wird aber von Fabio zurechtgewiesen: Rom will nicht seine
Stellungnahme hören, sondern die Antwort der Königin. Die lehnt ab, weil Selene ja bereits den Fürsten Arsace zum Bräutigam
hat. Fabio aber glaubt, hier ein hinterlistiges Spiel zu erkennen und wird grob; als Berenice mit Krieg droht, ergreift er die
Initiative und erklärt nun seinerseits im Namen Roms den Ägyptern den Krieg; dann geht er triumphierend ab.
Demetrio bietet sofort der Königin seine Hilfe an, aber Berenice geht nicht auf dieses Angebot ein. Sie schwankt und sieht sich
nicht in der Lage, zwischen Politik und Minne zu unterscheiden. Als sie die Szene verlassen hat, sinniert Demetrio in einem
Accompagnato-Rezitativ über Treue und Liebe und macht sich, vor seinem Abgang, noch in einer Rache-Arie Luft. Beide Arien
sind nur dann verständlich, wenn sich der Zuschauer vergegenwärtigt, dass Demetrio von einer Verlobung Selenes mit Arsace
ausgeht.
Hof im Palast. Alessandro und Arsace treffen aufeinander. Beide erkennen sich als Rivalen, gehen dabei jedoch von
unterschiedlichen Personen aus: Alessandro denkt an Berenice, während Arsace Selene meint. Es kommt hier also zu haltlosen
Verdächtigungen. Als Aristobolo hinzukommt, ändert sich das Gesprächsthema: man spricht über den bevorstehenden
Waffengang und Alessandro hört erstmals, dass Rom den Ägyptern den Krieg erklärt hat. Seine Reaktion deutet einen Verzicht
auf Berenice an. Entschlossen geht er davon. Und auch Arsace muss sich wegen der politischen Lage entscheiden: entweder
für Selene oder für den Kriegsruhm im Kampf gegen Rom. Sein Abgang lässt erkennen, dass er sich für die Teilnahme am
Krieg entschieden hat. Der alleingebliebene Aristobolo meint in einem Selbstgespräch, Politik sei ein einziger Irrtum und steht
anständigem Willen entgegen.
Gemach der Selene. Demetrio kommt mit gezogenem Schwert in das Zimmer und fragt nach Selenes Gemahl. Sie erfährt nun,
dass Arsace gemeint ist und versucht mit guten Worten, Demetrio zu beruhigen. Der will sich aber nicht beruhigen lassen, nennt
sie undankbar und treulos. Von den beiden unbemerkt ist Berenice hinzugekommen und hört, dass Demetrio nicht sie, sondern
Selene liebt und nur durch Roms Kriegsandrohung auf ihrer Seite steht. Selene wiederum kann in letzter Sekunde verhindern,
dass sich Demetrio den Todesstoß gibt. Dann tritt Berenice hervor und verlangt das Schwert; sie ist betroffen und wütend
zugleich und äußert sich in ihrer Arie rachedurstig. Dann verlässt sie die Szene. Zwischen Selene und Demetrio kommt es zu
einem Gespräch und der vorwurfsvolle Ton wird immer schwächer; Demetrio erfährt, dass Arsace nicht der Bräutigam Selenes
ist. Sie verzeihen sich gegenseitig ihre boshaften Äußerungen. Als sie abgehen wollen, tritt ihnen Berenice mit Arsace
entgegen. Die Königin verlangt von ihrer Schwester, dass sie sofort in die Heirat mit Arsace einwilligt. Nun aber lehnt der Fürst
den Wunsch der Berenice ab und begründet das mit der Kriegsgefahr, in die er kämpfend zugunsten Ägyptens eingreifen will.
Alle Ansprüche tritt er zugunsten Alessandros ab.
Fabio und Alessandro kommen hinzu; Fabio verlangt jetzt, Arsace solle seinen Verzicht auf Selene öffentlich verkünden. Diese
Einmischung weist Selene mit der Begründung zurück, sie entscheide noch immer selbst über ihre Zukunft. Aber auch
Alessandro verzichtet und meint, der Wunsch Roms sei ihm keinesfalls ein Befehl. Fabio ist beleidigt und geht ab. Dafür befiehlt
Berenice nun, Demetrio als vermeintlichen Verursacher allen Übels in Ketten zu legen. Demetrio scheint das gleichgültig zu
sein, denn er betont, dass er auch als Gefangener seine Liebe zu Selene nicht verraten wird: “Sì, tra i ceppi“
Die letzte Szene des zweiten Aktes ist verwirrend: Selene beschwert sich bei Arsace über den Bruch seines Versprechens
zugunsten seines Eintritts für den Frieden Ägyptens. Sie bezeichnet den Fürsten ihrer Liebe nicht würdig, wissend, dass sie ihn
doch überhaupt nicht als Gatten wollte.
3. Akt Berenices Wohngemach im Palast. Die Königin befiehlt der Wache, Demetrio zu holen. Zwischenzeitlich erscheint
Aristobolo und teilt Berenice den Inhalt eines an Demetrio gerichteten Schreibens mit, das von ihm abgefangen wurde. Dabei
erregt nicht nur der Absender, König Mitridate von Pontus, Erstaunen, sondern vielmehr noch sein Inhalt: Der Widersacher
Roms (und Sillas) bietet Demetrio seine Hilfe an, die Königin Berenice „zu zähmen“ und dann Selene auf den Thron Ägyptens
zu bringen und ihn mit Selene zu vermählen. Der Inhalt des Briefes ist kaum gedanklich verarbeitet, da kommt die Wache mit
Demetrio. Er äußert einerseits seine unerschütterliche Liebe zu Selene und andererseits auch seine Furchtlosigkeit vor
Berenice. Die überhört die für sie verletzenden Worte und befiehlt ohne Angabe von Gründen, Demetrio freizulassen. Aristobolo
gibt Demetrio sein Schwert zurück. Berenice meint leichthin, wenn er schon Bett und Thron mit ihr nicht teilen wolle, dann möge
er doch lieben, wen er wolle. Dann aber übergibt sie ihm wortlos das Schreiben Mitridates, nennt ihn darauf einen Verräter und
lässt ihn erneut in Ketten legen und wieder abführen.
Die Königin befiehlt ihrem Hofrat, umgehend eine Volksversammlung in den Tempel einzuberufen. Dort möge jeder sehen, wie
die Göttin der Sterne, Astrea, über die Liebe triumphiert. Aristobolo geht, um den Befehl auszuführen. Botschafter Fabio kommt,
um sich zu verabschieden, da er nach Rom zurückkehren werde. Berenice bittet ihn jedoch, noch zu bleiben und übergibt ihm
dann überraschenderweise das königliche Siegel Ägyptens. Dabei äußert sie, sie wolle ihr Reich dem Willen Roms unterstellen
und Fabio als dessen treuer Sachwalter möge das Siegel jemandem übergeben, mit dem sie dann Bett und Thron teilen werde.
Fabio sagt zu sich selbst, dass wohl Alessandro jetzt König Ägyptens werde; nach seinem Abgang meint Berenice im
Selbstgespräch, die Gottheit sei nicht nur blind und launisch, sondern nach ihrer Wahrnehmung auch erbärmlich.
Königlicher Palastgarten. Selene sitzt im Garten und hadert mit ihrem Schicksal: alle Liebe zu Demetrio kann diesen nicht aus
seinem Kerker befreien. Da nähert sich Arsace, fällt ihr zu Füßen und stellt sich für ihre Befehle zur Verfügung. Selene reagiert
sofort und fordert ihn auf, Demetrio zu befreien; der Lohn werde ihn überzeugen. Ohne seine Antwort abzuwarten, geht sie ab.
Alessandro trifft auf Arsace und bedeutet ihm, von Fabio das ägyptische Siegel erhalten zu haben, das er aber weder behalten
noch Berenice übergeben wolle. Arsace verspricht ihm daher, das Siegel der Königin zu überbringen. Fabio tritt hinzu und lädt
Alessandro zur Versammlung in den Tempel ein, wo er das Siegel abliefern könne. Das lehnt Alessandro wegen der soeben mit
Arsace getroffenen Vereinbarung ab.
Berenice berät sich, den Brief Mitridates in der Hand haltend, mit Aristobolo. Der will nicht in eine neue Diskussion einsteigen
und rät zum sofortigen Aufbruch zum Tempel, da die Edelleute bereits alle eingetroffen seien und auf die Königin warteten.
Berenice gibt sich traurig, weil sie Demetrio nicht mehr sehen wird. Dann gibt sie sich einen Ruck, schwört erneut Rache und
erwartet, im Tempel den abgetrennten Kopf von Demetrio zu sehen: “Avvertite mie pupille“.
Das Innere des Tempels mit einem großen Standbild der Isis. Berenice erscheint mit ihrem ganzen Hofstaat; sie spricht sofort
die Spitzen ihres Staates an und verkündet ihren Verzicht auf den Thron. Sie nennt hier öffentlich Demetrio einen Verräter und
kündigt seinen Tod an. Selene wirft ihrer Schwester daraufhin neidische Rachsucht vor und verlangt, mit Demetrio zu sterben.
Arsace, der Demetrio inzwischen befreit hat, will ebenfalls sterben, da er keinen Sinn in seinem Leben mehr erkennen kann.
Berenice gibt sich erschüttert als sie erfährt, dass Alessandro das Siegel „aus Rom“ (gemeint: aus römischer Hand, nämlich von
Fabio) erhalten, die Annahme aber abgelehnt hat, weil er es nur aus Liebe von Berenice erhalten wollte. Die Königin bedankt
sich für die erklärenden Worte von Alessandro, aus denen sie Liebe zu erkennen glaubt. Sie gibt ihm ihre Hand und beide
besteigen den Thron.
Demetrio wird von Aristobolo in den Tempel geführt und meint, wenn Selene der Preis für seine Freiheit sein soll, dann wolle er
lieber in Ketten sterben. Alessandro erklärt nun, dass Selene das Opfer eines Irrtums war und Vergebung verdient habe.
Berenice ist zwar nicht zur Verzeihung bereit, will aber großzügig Gunst gewähren. Arsace hat keine andere Wahl, als mit dem
Bund Selene/Demetrio einverstanden zu sein, wenn er dadurch auch leer ausgeht. Alle anderen geben sich zufrieden und
vereinigen sich zu einem Dankeschor: “Con verace dolce“
Faramondo – HWV 39
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 2 ¾ Stunden
Uraufführung: 3.01.1738 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Libretto nach Apostolo Zeno, Faramondo (Venedig, 1698)
Besetzung der Aufnahme
I Barocchisti - Diego Fasolis, Coro della Radio Svizzera Lugano, Max Emanuel Cencic (Countertenor) – Faramando,
Philippe Jaroussky (Countertenor) – Adolfo, Sophie Karthaüser (Soprano) – Clotilde,
Marina De Liso (Mezzo Soprano) – Rosimonda, In-Sung Sim (Bass) – Gustavo,
Xavier Sabata (Countertenor) – Gernando, Fulvio Bettini (Bariton) – Teobaldo, Terry Wey (Countertenor) - Childerico
Recorded 2009
Personen:
• Faramondo (Soprano), König der salischen Franken
• Clotilde (Soprano), seine Schwester
• Gustavo (Bass), König der Kimbern
• Rosimonda (Alto), seine Tochter
• Adolfo (Soprano), sein Sohn
• Gernando (Alto), König der Sueben
• Teobaldo (Bass), Feldherr der Kimbern
• Childerico (Soprano), sein vermutlicher Sohn, in Wahrheit der Sohn Gustavos
• Krieger, Volk, Boten, Diener
Handlung: - Im Reich der Kimbern, um 420
1. Akt Ein heiliges Zypressenwäldchen ist der Austragungsort für den Schmerz, den König Gustavo und sein Sohn Adolfo zu
erdulden haben, denn Sohn und Bruder Sweno wurde von dem Frankenkönig Faramondo ohne Grund heimtückisch ermordet.
Im Kreise seiner Anhänger schwört der kimbrische König heilige Vergeltung.
Die Schwester Faramondos lebt zufällig als Geisel im Königspalast der Kimbern. An ihr möchte Gustavo sein Mütchen kühlen.
Doch der alternde König hat die Rechnung ohne seinen temperamentvollen Sohn gemacht, der sich in Prinzessin Clotilde
verliebt hat. Seine Fürsprache bewirkt, dass Clotildes Leben geschont wird. Die Prinzessin ist nach Merowinger Art ein kleines
Aas und versucht, den ihr ergebenen Prinzen gegen seinen Vater aufzuhetzen. Die Intrigantin führt im Schilde, ihn zur Allianz
mit ihrem Bruder Faramondo zu bewegen. Clotilde bittet beim Freund um Entschuldigung für das Fehlverhalten ihrer Familie,
damit das Publikum das folgende Liebesduett von Adolfo und Clotilde auch nachvollziehen und in vollen Zügen genießen kann.
Doch die Vielbegehrte im Wechselbad der Gefühle ist nicht Clotilde, sondern Gustavos Tochter Prinzessin Rosimonde. Sogar
König Faramondo ist hinter ihr her. Rosimonde gibt sich spröde, denn schließlich hat der Teufel ihren Bruder Sweno
umgebracht und er steht mit dem Suebenkönig Gernardo in verräterischem Bunde.
Um ihr Herz günstig zu stimmen, bietet Faramondo Rosimonde zum Ausgleich begangener Schandtat rhetorisch sein Leben an,
obwohl er aus ihrer Liebe praktisch keinen Nutzen mehr ziehen kann. Rosimonde ist in ihrer Naivität von soviel Edelmut tief
beeindruckt, dass sie zumindest erst einmal damit aufhört, sich seinen Tod zu wünschen. Gernardo, der König der Sueben, darf
sich im Palast ebenfalls frei bewegen. Gern möchte er Rosimonde, nach der sich Faramondo die Lippen leckt, heimführen. Aus
Mangel an Attraktivität akzeptiert Rosimonde diesen Anbeter nun überhaupt nicht. Allein aus seinem Gesicht kann jeder lesen,
dass der Bösewicht nur von Machtgelüsten beherrscht wird. Der Zurückgewiesene plant nun, den störenden Nebenbuhler
unschädlich zu machen. Die Ausführung der Tat misslingt, denn er wird von dem körperlich überlegenen Faramondo überwältigt
und entwaffnet, bleibt aber verschont.
König Gustavo hat erfahren, dass Faramondo in seinem Garten unerlaubt herumspukt und bekommt einen Anfall. Er stiftet
seine Männer an, den Übeltäter zu überfallen. Clotilde gelingt es jedoch, ihren Adolfo zu mobilisieren, der den Überfall durch die
väterliche Leibwache vereitelt. Mit seiner Rückendeckung hält Faramondo beim König um Rosimondes Hand an. Doch
letzterer fühlt sich von allen Seiten verraten, grollt und verlangt unerbittlich nach Faramondos Tod.
2. Akt Gernardo bewegt sich nun selbst zu Gustavo und signalisiert ihm, sich mit ihm gegen den verhassten Faramondo
zusammenzuschließen. Er möchte Körperteile tauschen: Faramondos Kopf gegen die Hand Rosimondes. Er verhandelt das
Fell des Bären, obwohl dieser noch gar nicht erlegt ist.
Clotilde bekommt Wind von der Sache und bittet ihren Bruder, lieber abzuziehen, bevor es zu spät sei. Doch der
Merowingerkönig ist von Liebesverlangen ergriffen: er fühlt sich außerstande, aus der Nähe von Rosimonde zu weichen.
Nachdem diese aber zur liebevollen Zweisamkeit noch nicht gefunden hat, überstellt Faramondo sich frustriert den Soldaten.
Rosimonde setzt sich beim Vater für den Verstörten ein und will nicht zustimmen, dass er liquidiert wird. Ihr Bruder Adolfo, der
wegen seiner Eigenmächtigkeiten auch eingesperrt wurde, darf den Hausarrest verlassen, aber Faramondo soll für seine
Schuld in vollem Umfang büßen. Rosimonde kann – nachdem der Geliebte in Not ist – ihre Liebe nicht länger verbergen und
befiehlt heimlich seine Freilassung. Für kurze Zeit schwelgen die Verliebten in ihrem Glück.
3. Akt Gustavo flucht seinen Kindern, die seinem väterlichen Willen ständig trotzen. Erstaunlicherweise ist es Gernardo
gelungen, Rosimonde zu entführen. Tebaldo, der Feldherr Gustavos, ist bis jetzt noch nicht zum Zuge gekommen. Er gewinnt
das Scharmützel gegen Gernardo, befreit Rosimonde und beansprucht als Belohnung die Prinzessin für sich. Da der König sich
nicht geneigt zeigt und Rosimonde einer Verbindung abhold gegenübersteht, nimmt er den König kurzerhand als Geisel, um ihn
zu entmachten. Die Rebellion lässt Faramondo nicht zu und kommt dem Bedrängten zur Hilfe. Weit gefehlt, wenn er nun glaubt,
den Hass des Königs in Wohlwollen umgemünzt zu haben.
Nun ist der Handlungsfaden so verknotet, dass der Librettist Probleme hat, das Knäuel zu entwirren. Es kann nur noch eine
ganz ausgefallene Idee helfen.
Das Publikum erblickt Tebaldo nun auf dem Totenbett. Dieser hat das Bedürfnis ein Geständnis der merkwürdigen Art
abzulegen. Er behauptet, König Gustavo sei überhaupt nicht der Vater des gemordeten Thronfolgers gewesen, denn bei der
Geburt sei das Kind irrtümlich vertauscht worden. Somit sei er nicht genötigt, den Gesetzen der Blutrache zu gehorchen und
seines Schwures entbunden.
Alle freuen sich über die Neuigkeit, aber das Publikum kann an die Wahrheit der Mitteilung nicht so recht glauben. Macht nichts!
Nun ist Faramondo frei für Rosimonde und Adolfo bekommt Clotilde. Der König der Kimbern gibt allen Pardon für geleisteten
Ungehorsam und löst mit der Geste des Verzeihens allgemeinen Jubel aus.
Serse – HWV 40 (Xerxes)
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Uraufführung: 15.04.1738 (King’s Theatre, Haymarket, London)
Spieldauer ca. 3 Stunden
Libretto nach Nicolò Minato, Il Xerse (1654) und Silvio Stampiglia (1694)
Besetzung der Aufnahme
Les Arts Florissants & Chor - William Christie,
Anne Sofie von Otter (Mezzo Soprano) – Serse, ELizabeth Norberg-Schulz (Soprano) – Romilda,
Sandrine Piau (Soprano) – Atalanta, Lawrence Zazzo (Counter Tenor) – Arsamete, Silvia Tro Santafé – Amastre,
Giovanni Furlanetto (Bass) – Ariodante, Antonio Abete (Bass) – Elviro
Recorded 2004
Personen:
• Serse (Soprano), König von Persien
• Arsamene (Mezzo Soprano), Serses Bruder, Geliebter Romildas
• Amastre (Alto), Serses Braut, als Mann verkleidet
• Romilda (Soprano), Tochter Ariodates, Geliebte Arsamenes
• Atalanta (Soprano), Tochter Ariodates, heimlich in Arsamene verliebt
• Ariodate (Bass), Hauptmann des Serse
• Elviro (Bass), Arsamenes Diener
• Volk, Soldaten, Seeleute, Priester
Handlung:
- Am Hellespont, um 480 v. Chr.
Im siebten Buch seiner Historien (5. Jahrhundert v. Chr.) beschrieb Herodot den Aufbruch des persischen Heeres
unter Führung des Königs Xerxes Richtung Griechenland. Sein Weg führte ihn nach Abydos am südlichen Ufer des
Hellespont, wo er beabsichtigte, nach Europa überzusetzen. Herodot schildert uns den König als einen launenhaften
Charakter. Seine Ingenieure hatten die Meerenge mit einer Brücke aus Flachs- und Papyruskabeln überspannt, diese
wurde jedoch vom stürmenden Meer zerstört und Xerxes ließ daraufhin das Wasser von dreihundert Männern
auspeitschen. Anschließend befahl er, dass die neue Konstruktion aus miteinander verbundenen Booten gemacht
werde, die seine Armeen dann erfolgreich überqueren konnten. Im 31., 33. und 34. Kapitel erwähnt er jene berühmte
Episode mit der von Xerxes wegen ihrer Schönheit mit goldenem Schmuck behängten Platane in Sardis, die schon in
der Antike – in der um 200 n. Chr. verfassten Varia historia des Claudius Aelianus – als Beispiel für lächerliches
Verhalten herhalten musste. Im neunten Buch (Kapitel 106 ff.) ist beschrieben, wie sich Xerxes in die Frau seines
Bruders verliebt. Vier der handelnden Personen sind historisch belegt – neben dem Perserkönig Xerxes sein
Halbbruder Achaimenes (Masistes), dessen Frau, die bei Herodot keinen Namen hat (in der Oper Romilda) und
Xerxes Gemahlin Amestris.
Diese Vorfälle werden im Libretto berührt, aber die Haupthandlung ist eine erfundene Hofintrige, bei der es um die
Rivalität von Serse und seinem Bruder Arsamene um die Liebe von Romilda (der Tochter des Ariodate, des
Kommandeurs von Serses Armeen) und den Streit zwischen Romilda und ihrer schelmischen Schwester Atalanta um
die Liebe von Arsamene geht. Serses verlassene Braut Amastre (bei Herodot Amestris) spielt bei der Auflösung der
Komplikationen eine Schlüsselrolle. Luigi Cataldi konnte aber nachweisen, dass Nicolò Minato nicht der Erfinder
dieser Intrige war. Minato hatte hier eine comedia famosa des Lope de Vega, Lo cierto por lo dudoso (1625), in den
antiken Orient verlegt und dem Titelhelden den Namen des historischen Xerxes gegeben, dabei aber die Intrige
(abgesehen von dem neuen Handlungsstrang um die zusätzliche Figur Amastre) im großen Ganzen übernommen.
1. Akt
Serse (Xerxes), in die schöne Romilda verliebt, träumt unter dem Blätterdach einer grossen Platane von seinem Idol, obwohl er
längst mit Amastris verlobt ist. Romilda, die Tochter des Feldhauptmanns Ariodates, liebt Arsamenes, den sie zärtlich begrüsst.
Als Xerxes bemerkt, dass sein Bruder sein Nebenbuhler ist, verbannt er ihn. Romilda jedoch weist seine Werbungen stolz
zurück.
Ariodates kehrt siegreich aus einem Feldzug heim, mit ihm Amastris, die als Soldat verkleidet, den Krieg mitgemacht hat und
sich jetzt freut, ihren geliebten Xerxes wiederzusehen. Der vom Volk bejubelte König preist den Sieger und verspricht, Romilda
mit einem Angehörigen des königlichen Hauses zu vermählen. Xerxes und sein Gefolge entfernen sich. Arsamenes trifft sich mit
Amastris und erzählt von Xerxes' Untreue, worüber das junge Mädchen betrübt ist. Der Fürst schickt Elviro mit einem Brief für
Romilda fort, die bis jetzt vergeblich auf ihren geliebten Arsamenes gewartet hat und deshalb von ihrer Schwester Atalanta
geneckt wird.
2. Akt
Bevor Elvira den Brief überreichen kann, wird er von der immer noch als Soldat gekleideten Amastris ausgehorcht und
veranlasst, Atalanta das Schreiben zu geben. Xerxes kommt hinzu und behauptet Romilda gegenüber, dass ihr Geliebter untreu
ist. Romilda glaubt ihm kein Wort und eilt davon. Der König stellt die immer noch als Krieger verkleidete Amastris als Wache vor
das Haus und befiehlt, dass dort niemand hinein- oder herausgehen dürfe.
3. Akt
Noch immer steht Amastris vor dem Haus, die sich dort mit Arsamenes getroffen und ausgesprochen hat. In der
Morgendämmerung will Xerxes in das Gebäude eindringen. Amastris, die ihn trotz seiner Vermummung sofort erkennt, tut so,
als wisse sie nicht, wer der Fremde sei, und schlägt solchen Lärm, dass der Hausherr Ariodates auf den Balkon tritt. Xerxes gibt
sich als ein Bote des Königs aus, der ihm, Ariodates, melden solle, dass der königliche Freier bald eintreffen werde.
Nachdem Romilda von Amastris erfahren hat, was Xerxes hier wollte, bringt sie Arsamenes schnell ins Haus und besteht
darauf, sofort zu heiraten. Kaum ist die Hochzeit zu Ende, erscheint Xerxes. Er sieht, dass er überlistet wurde und nichts mehr
ändern kann. Sein anfänglicher Zorn schlägt in gute Laune um, zumal er seine Braut sieht. Der König wünscht seinem Bruder
Glück, das er selbst an der Seite der treuen Amastris erwarten kann.
Imeneo – HWV 41
Oper in 3 Akten
Spieldauer ca. 2 Stunden
Libretto nach Silvio Stampiglia, Imeneo (1723)
Originalsprache: italienisch
Uraufführung: 22.11.1740 (Theatre Royal, Lincoln’s Inn Fields, London)
Besetzung der Aufnahme
Capella Augustina - Andreas Spering, Vokal Ensemble Köln - Max Ciolek,
Ann Hallenberg (Mezzo Soprano) – Tirinto, Johanna Stojkovic (Soprano) – Rosmene,
Siri Karoline Thornhill (Soprano) – Clomiri, Kay Stiefermann (Bass) – Imeneo, Locky Chung (Baritone) – Argénio
Recorded 2002
Personen:
• Imeneo (Bass), liebt Rosmene
• Tirinto (Mezzo Soprano), verlobt mit Rosmene
• Rosmene (Soprano), verlobt mit Tirinto
• Clomiri (Soprano), liebt Imeneo
• Argenio (Bass), Rosmenes und Clomiris Vater, ein begüterter Athener
• Wachen, Diener, Volk
Handlung:
- Athen, in mythischer Zeit
1. Akt
In einem anmutigen Hain beklagt Tirinto den Verlust seiner geliebten Rosmene, als Argenio hinzukommt und ihn über die
aktuelle Situation aufklärt: Die athenischen Jungfrauen, darunter auch Rosmene und Argenios Tochter Clomiri, die zu Schiff
unterwegs nach Eleusis waren, um dort der Göttin Ceres Opfer darzubringen, wurden von Piraten entführt. Während Argenio
Ceres anfleht, die Jungfrauen zu befreien, kündigt der Chor hoffnungsfroh Imeneos Ankunft an. Tirinto nimmt derweil Abschied
von Argenio, um Rosmene suchen zu gehen, wird jedoch von Imeneo mit der Botschaft aufgehalten, er brächte die Jungfrauen
wohlbehalten zurück: In Frauenkleidern und unerkannt habe er die Jungfrauen zum Opferdienst begleitet und sei mit ihnen
geraubt worden. Als die Piraten vom Schlaf übermannt worden seien, habe er ihnen die Schwerter entwendet, sie alle getötet
und auf diese Weise die Jungfrauen gerettet. Alle preisen seine mutige Tat; doch als Tirinto ihm den Lohn der Heimat verheißt,
fordert Imeneo nichts anderes als die Hand jener Angebeteten, um derentwillen er sich unter die Jungfrauen gemischt hatte:
Rosmene. Tirinto ist entsetzt, doch Argenio verspricht Imeneo Unterstützung bei der Durchsetzung dieses Wunsches. Da treten
Rosmene und Clomiri auf; letztere fällt ihrem Vater in die Arme. Rosmene aber, die beim Anblick ihres Geliebten überglücklich
auf ihn zustürzt, wird von Imeneo zurückgehalten: Sie solle bedenken, in wessen Schuld sie ob ihrer Rettung stehe. Heimlich
fragt Clomiri sich, wie viel sie von Imeneo, in den sie verliebt ist, erhoffen kann. Und Argenio warnt Tirinto vor der alles
verzehrenden Eifersucht. Rosmene aber macht ihren widerstreitenden Gefühlen Luft: Sie kenne ihre Pflicht, doch ihr Herz
gehöre Tirinto. Als sie gegangen ist, fordert Imeneo von Tirinto Verzicht; doch dieser ist ehrlich genug, nur seiner Verzweiflung
Ausdruck zu geben. Clomiri ihrerseits versucht, Imeneo für sich zu gewinnen, doch er weist das junge, unschuldige Mädchen zu
dessen Verdruss zurück und freut sich auf seine Hochzeit mit Rosmene. Noch einmal preist der Chor Imeneo.
2. Akt
Rosmene fleht die Götter an, ihr in der ausweglosen Situation beizustehen. Argenio erinnert sie an ihre Pflicht, an den Wunsch
des Vaterlandes und der Ahnen, Imeneo zu heiraten, doch sie widersetzt sich im Namen von Liebe und Treue. Mit dem
Gleichnis von dem Löwen, der in der Arena den Kampf mit jenem Elenden verweigert, der ihm einst im fernen Afrika einen Dorn
aus der Pranke gezogen hatte, versucht Argenio Rosmene zur Vernunft zu bringen. Dies zeigt aber ebenso wenig Wirkung wie
Clomiris Versuch, den Grund ihrer Verstörung zu erfahren; Rosmene bedeutet ihr, wer die Liebe noch nicht kenne, könne ihr
nicht helfen. Immerhin aber kann Clomiri Tirinto berichten, dass Rosmene traurig und gedankenschwer von dannen gegangen
sei. Tirinto fühlt die Eifersucht wie eine dunkle Wolke in sich hochsteigen. Clomiri dagegen freut sich, von Imeneo zu hören,
dass ihr Vater die Entscheidung herbeigeführt habe, Rosmene mit ihm zu vermählen, denn sie ist glücklich, wenn Imeneo
glücklich ist; der aber spürt auch die Schmerzen der Liebe. Als er abgehen will, sieht er Rosmene und bleibt stehen. Das gibt
Argenio die Gelegenheit, ihn wie auch Tirinto daran zu erinnern, dass Rosmene vom Vaterland Imeneo zugesprochen wurde,
dass sie aber selbst entscheiden solle, wem sie die Hand zum Ehebund reichen wolle. In einem Terzett flehen beide sie an, sich
für ihn zu entscheiden; doch sie weiß zwischen Untreue und Undankbarkeit keinen Ausweg. Nur der Chor ist sich sicher, dass
Imeneo diesen Wettstreit gewinnen wird.
3. Akt
Noch immer bestürmen Tirinto und Imeneo Rosmene, ihre Entscheidung zu treffen. Doch während sie zuvor vor allem in ihrer
eigenen Qual befangen war, löst sie sich zunehmend aus der emotionalen Umklammerung und weist ihre Freier in die
Schranken – zuerst mit dem ironischen Angebot, ihr Herz zwischen den beiden zurückzulassen, damit es sich die
Liebesschwüre anhören und selbst entscheiden möge, dann mit dem Entschluss, die Wahnsinnige zu spielen und ihre
Entscheidung auf diese Weise zu treffen. Imeneo und Tirinto versichern sich derweil gegenseitig, sterben zu wollen, falls
Rosmene sich für den jeweils anderen entscheiden sollte. Erst versucht der eine, sie mit dem Angebot zu sterben für sich
einzunehmen, dann der andere mit denselben Worten, schließlich, als sie immer noch nicht reagiert, beide gemeinsam.
Rosmene dagegen beschwört den Schatten des Totenrichters Rhadamanthys mit einer Waage in der Hand, ihr zu raten. Diese
scheint sich nun in ihrer Vision mal dem einen, mal dem anderen, mal der Untreue, mal der Undankbarkeit zuzuneigen;
schließlich scheint das Schwert des Schattens ihr Herz in zwei Hälften zu spalten, so dass sie zum Entsetzen der Umstehenden
wie entseelt zu Boden sinkt. Damit aber ist die Entscheidung getroffen: Wie ein Schiff im wilden Meer vom Schicksal hin- und
hergeworfen wird, ist sie selbst nicht Herrin ihres Wollens. Sie reicht – nein, nicht dem Geliebten, sondern dem nach dem
Wunsch des Vaterlandes Rechtmäßigen die Hand und bittet Tirinto um sein Verständnis. Statt seiner mag aber nur noch der
Chor die Entscheidung loben: Wenn eine edle Seele ihre Pflichten überdenkt, wird sie sich nicht dem Verlangen, sondern der
Vernunft beugen. Und wenn sie eine Liebe hegt, die gegen die Vernunft ist, so wird sie sich diese Liebe aus dem Herzen reißen
und einer anderen folgen.
Deidamia – HWV 42
Oper in 3 Akten
Spieldauer ca. 3 Stunden
Libretto von Paolo Antonio Rolli
Originalsprache: italienisch
Uraufführung: 10.01.1741 (Theatre Royal, Lincoln’s Inn Fields, London)
Besetzung der Aufnahme
Brewer Chamber Orchestra - Rudolph Palmer, Palmer Singers, Edward Brewer-Harpsichord
Julianne Baird (Soprano) – Deidamia, John Cheek (Bass-Bariton) – Lycomede, Brenda Harris (Soprano) – Ulisse,
D'Anna Fortunato (Mezzo Soprano) – Achille, Peter Castaldi (Bariton) – Fenice, Máire O'Brien (Soprano) – Nerea
Recorded 2001
Personen:
• Deidamia (Soprano), Tochter des Königs Licomede
• Nerea (Soprano), eine Prinzessin königlichen Geblüts, ihre Vertraute
• Achille (Achilles) (Soprano), in Frauenkleidern unter dem Namen Pirra
• Ulisse (Alto), König von Ithaka (Odysseus), Sohn des Nestore, unter dem Namen Antiloco
• Fenice (Phoenix) (Bass), König von Argos, Achilles Vater und Abgesandter ganz Griechenlands
• Licomede (Bass), König der ägäischen Insel Skyros
• Nestore (stumme Rolle), König von Pylos
• Zeremonienmeister, Gefährtinnen Deidamias, Hofstaat, Volk
Handlung:
- Skyros, zu Beginn des Trojanischen Krieges (12. oder 13. Jahrhundert v. Chr.)
1. Akt
Im Hafen von Skyros landet ein griechisches Schiff, auf dem sich Fenice und Nestore sowie Ulisse befinden, der sich als
„Antiloco“ ausgibt. Sie fordern Licomede, den König von Skyros, auf, Achille herauszugeben, damit er mit ihnen in den Krieg
gegen Troja ziehen kann. Denn das Orakel hatte einst prophezeit, Achille werde vor Troja sterben, worauf sein Vater Peleo ihn
zu Licomede sandte, um ihn dort zu verstecken. Licomede weiß von keinem Achille und bietet den Griechen großzügig an, die
Insel nach ihm abzusuchen. Kaum haben die Griechen ihn jedoch verlassen, denkt er über die heiligen Gesetze der
Freundschaft nach, die ihn verpflichteten, den Sohn seines Freundes Peleo zu schützen und in seinem Reich zu verbergen.
Was die Götter mit ihm vorhaben, stehe dagegen nicht in seiner Macht. In einem Raum des Palastes sind Deidamia, ihre
Vertraute Nerea und andere junge Hofdamen mit verschiedenen Handarbeiten beschäftigt. Sehnsüchtig wartet Deidamia auf
ihren Geliebten Achille, der in Frauenkleidern unter dem Namen Pirra bei ihr lebt und auf die Jagd gegangen ist. Das Geheimnis
seiner Identität kennt außer ihr nur Nerea. Schließlich kommt Achille von der Jagd zurück; Deidamia schickt ihre Gefährtinnen
fort, um allein mit Achille zu sein. Achille liebt Deidamia, wie sie ihn, aber er sucht das Vergnügen auch außerhalb des Palastes
und der ungeliebten Handarbeiten.
Nerea kündigt die griechischen Gäste an. Im Verborgenen versichert sich Deidamia der Treue Nereas und wendet sich dann
„Antiloco“ zu. Der versucht ihr zu erklären, warum der trojanische Krieg notwendig sei. Sie aber versteht nur eines: Vor diesen
schlauen Griechen muss sie Achille verbergen.
2. Akt
Im Garten des Palastes wartet Achille auf Deidamia. Als er sie mit „Antiloco“ kommen sieht, verbirgt er sich und muss mit
anhören, wie dieser ihr den Hof macht und sie sich nur wenig dagegen wehrt. Kaum hat sich „Antiloco“ verabschiedet, macht
Achille Deidamia bittere Vorwürfe; sie aber vernimmt in seinem Wutausbruch eher Eifersucht als echten Zorn. Nerea kommt mit
der Nachricht, Licomede habe zur Unterhaltung seiner Gäste eine Jagd befohlen. Deidamias Sorge, die Griechen würden
„Pirras“ Identität bald entdecken, versucht Nerea zu zerstreuen: Fenice mache ihr den Hof ebenso wie „Antiloco“ Deidamia, und
gemeinsam beschließen die Freundinnen, die Griechen abzulenken, damit sie nicht darauf kommen, sich mit „Pirra“ zu
beschäftigen.
Auf der Jagd treffen sich Ulisse und Fenice im Wald. Ulisse hat jene Jägerin beobachtet, die mit sicherem Pfeil das Wild erlegte
und dann in den Wäldern verschwand, und ist sich nun sicher: Achille lebt in Frauenkleidern am Hof des Licomede. Fenice will
der Jägerin folgen und „sie“ beobachten. Als er gegangen ist, kommt „Pirra“ selbst, und „Antiloco“ beginnt auch ihr den Hof zu
machen, was „Pirra“ einerseits beruhigt, weil Deidamia nun nicht mehr „Antilocos“ erste Wahl zu sein scheint; andererseits
findet er Gefallen daran, „Antiloco“ durch sein Techtelmechtel mit Deidamia zu foppen. Deidamia hat dies mitgehört und macht
Achille heftige Vorwürfe, dass er gegen sein Versprechen mit den Griechen gesprochen habe. Achille versucht sie zu
beruhigen; sie aber eilt wütend davon. Achille will einer Hirschkuh folgen, als Fenice ihm in den Weg tritt; auch er versucht mit
„Pirra“ anzubandeln; ein zweites Mal aber lässt Achille sich nicht auf dasselbe Spiel ein und beeilt sich, der Hirschkuh zu folgen.
Fenice ist nun auch überzeugt, dass „Pirra“ in Wirklichkeit Achille ist.
3. Akt
Fenice streitet mit Nerea: Sie habe ihm ihr Herz verweigert und ihn dann damit geneckt, dass er danach vergeblich versucht
habe, „Pirra“ zu erobern. Sie aber fragt ihn, ob es der Griechen Brauch sei, Herz und Hand nur einmal anzubieten.
Inzwischen haben Ulisse und Fenice ihre List vorbereitet. Während Licomede Mittagsschlaf hält, laden sie die Hofdamen ein,
sich Geschenke auszusuchen. „Pirra“ fragt nach Pfeil und Bogen für die Jagd, und als Ulisse ihm auch noch Helm, Schild und
Schwert anbietet, greift Achille zu und verrät sich zu Deidamias Entsetzen. Als Ulisse ihm auf den Kopf zusagt, er sei Achille
und werde im Kampf gegen Troja gebraucht, stimmt Achille zu und kann es gar nicht mehr erwarten, mit den Griechen in den
Krieg zu ziehen.
Deidamia ist verstört. Sie wirft sich ihrem Vater zu Füßen, gesteht ihm ihre Liebe zu Achille und bittet ihn, ihr zu helfen. Er aber,
der diese Liebe schon längst erkannt und gebilligt hatte, mag die Ehre nicht der Liebe opfern. Auch Achille und die Nachricht,
Licomede habe ihrer Vermählung zugestimmt, vermögen sie nicht zu trösten. In ihrer Verzweiflung stößt sie ihn zurück und
bedeutet ihm, sie habe andere Offerten und werde „Antiloco“ heiraten. Nun ist Achille verstört und bietet „Antiloco“, der gerade
dazukommt, Deidamias Hand an. Ulisse nutzt die Gelegenheit, seine wahre Identität preiszugeben, und redet Deidamia mit dem
Beispiel seiner eigenen Gemahlin Penelope zu, Achille in den Krieg ziehen zu lassen und ihn trotzdem treu zu lieben.
Nerea und Fenice versöhnen sich und reichen sich die Hand zum Ehebund. Licomede, zufrieden, Peleos Freundschaft nicht
verraten zu haben und dennoch den Griechen dienen zu können, gibt seine Tochter Deidamia Achille zur Frau.
39. The Alchymist – HWV 43
The Alchemist oder The Alchymist (Der Alchemist) ist die Schauspielmusik, die für die Aufführung von Ben Jonsons
Komödie The Alchemist am Londoner Queen’s Theatre, am 14. Januar 1710 zusammengestellt wurde.
Die Aufführungsdauer der Schauspielmusik (1710) beträgt 15 bis 16 Minuten. Die Sätze:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Ouverture
Prelude (nicht von Händel?)
Minuet
Saraband
Boree
Aire
Minuet
Aire (Gavotte)
Jigg
Besetzung der Aufnahme
The Academy of Ancient Music - Christopher Hogwood
Recorded 1997
Die Komödie The Alchemist ist eines der herausragenden satirischen Stücke seiner Zeit: Es handelt von drei Betrügern, die
behaupten, der Alchemie mächtig zu sein, und damit die Leichtgläubigkeit und die Gier ihrer Opfer ausnutzen. Deren
Täuschungs-Maschinerie dreht sich immer schneller bis sich die Betrüger überschätzen und die Blase platzt.
Dabei ist die Handlung von kaum zu überbietender Aktualität, auch wenn sich einige Motive bis zur Mostellaria, der
Gespensterkomödie des Plautus, zurückverfolgen lassen. Ort der Handlung ist das schicke Blackfriars-Viertel in London, wo
Jonson selbst wohnte. Zeit der Handlung: 1610 während einer Pestepidemie – das Entstehungsjahr der Komödie. In diesem
zeitgenössischen London spielt eine Handlung, die sich um die Alchemie dreht, an die viele seinerzeit ebenso glaubten, wie an
Magie und Hexen. Gnadenlos gibt Jonson jene Zeitgenossen der Lächerlichkeit preis, die auf den betrügerischen „Alchemisten“
Subtle hereinfallen. Wie bereits in Volpone, geht es Jonson um die kathartische Dar- und Bloßstellung der Torheit, die sich
selbst richtet. Die Betrüger werden erst gar nicht mehr bestraft. In Der Alchemist verzichtet Jonson auf den warnend erhobenen
Zeigefinger und lässt statt dessen das Bühnengeschehen für sich selbst sprechen. Dieses wird durch die grandiose Vielfalt
unterschiedlichster Redeweisen transportiert, die vom rhetorischen Pathos bis zur Gaunersprache reicht. Über solche
Sprachgewalt verfügte damals ansonsten nur Shakespeares. In dieser sprachlichen und auch in dramaturgischer Hinsicht
waren Jonson und Shakespeare Rivalen. Vielleicht hat nur die grundsätzliche Andersartigkeit ihrer Werke die Freunde davor
bewahrt, Konkurrenten zu werden.
Zuerst im Jahre 1610 in Oxford durch die erfolgreichste Londoner Theatertruppe der Zeit The King's Men aufgeführt, wird das
Stück im Allgemeinen als Jonsons beste und charakteristischste Komödie bezeichnet. Samuel Taylor Coleridge behauptete,
dass es eines der drei vollkommensten Handlungen in der Literaturgeschichte bis zu seiner Zeit hatte. Das Schauspiel erfüllt
vorbildlich die klassischen Erfordernisse des Theaters der Renaissance und die lebendige Darstellung der menschlichen
Dummheit haben es zu einem der wenigen Stücke der Zeit gemacht, die sich (abgesehen von den Werken Shakespeares)
einen festen Platz auf der Bühne bis in die Gegenwart gesichert haben.
40. Comus – HWV 44
There in blissfull shades and bow'rs (Dort in seligen Schatten und Lauben)
Comus ist der musikalische Epilog zu einer Aufführung des Schauspiels Comus von John Milton am Sitz des Earl of
Gainsborough in Exton Hall, Exton, Rutland im Juni 1745.
Die Geschichte erzählt von einem jungen Mädchen, welches im Wald verloren geht und den Zauberer Comus, Sohn des
Bacchus und der Circe, trifft. Comus und sein Gefolge, die ausgelassenen Geister der Nacht, umschwärmen die Jungfrau und
versuchen, sie mit allen möglichen Formen des sinnlichen Genusses zu verführen. Doch die Keuschheit siegt über die
Versuchung: Sie bleibt standhaft und wird durch ihre beiden Brüder unter der Führung des Schutzgeistes, letztendlich mit
Unterstützung der Flussgöttin Sabrina, befreit.
Die Aufführungsdauer der Schauspielmusik beträgt 20 Minuten. Die Sätze:
•
•
•
•
•
•
Air (Bass)
Chorus
Air (Soprano)
Chorus
Air (Mezzo-Soprano)
Chorus
Besetzung der Aufnahme
The Academy of Ancient Music - Christopher Hogwood, Christina Pound – Soprano,
Catherine Denly – Mezzo Soprano, Rogers Covey-Crump – Tenor, Christopher Keyte - Bass
Recorded 1980
41. Alceste – HWV 45
Bühnenmusik zum Schauspiel von Tobias Smollett / Incidental music to a lost play by Tobias Smollett
Originalsprache: englisch
Spieldauer ca. 1 Stunde
Uraufführung: geplant Anfang 1750, nicht stattgefunden
Libretto von Tobias Smollett (Schauspiel), Thomas Morell (Liedtexte)
Besetzung der Aufnahme
Early Opera Company Orchestra & Chorus - Christian Curnyn
Lucy Crowe - Soprano, Benjamin Hulett - Tenor, Andrew Foster-Williams - Bass-Bariton
Recorded 2012
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Admetus (Sprechrolle), König von Thessalien
Alcestis (Sprechrolle), seine Gattin
Hercules (Sprechrolle), Herakles, (Alcides)
Calliope (Soprano), die weiseste der Musen
Syrene (Alto)
Apollo (Tenor) , Gott
Attendant (Tenor)
Charon (Bass), Fährmann in die Unterwelt
(Zweiter Sopran)
Alceste oder Alcides ist die Bühnenmusik von Georg Friedrich Händel zum Schauspiel von Tobias Smollett und sein einziges
Projekt großen Formats für das englische Theater, die er im Alter von fast 65 Jahren in Angriff nahm.
Admetus, der todkranke König von Thessalien, erfährt von Apollo, dass er seinen vorzeitigen Tod aufschieben kann, wenn eine
andere Person freiwillig für ihn stirbt. Alcestis, seine geliebte Frau, bietet tapfer an, an seiner Stelle zu sterben. Nach ihrem Tod
besucht der Held Hercules seinen trauernden Freund Admetus, beschließt, sich in den Hades zu begeben, überwältigt Pluto
und bringt Alcestis in die Welt der Lebenden und zu Admetus zurück.
Händels Beitrag für die Semi-Oper bestand aus der Hochzeitsmusik im ersten Akt, der Musik für den (vierten) Akt in der
Unterwelt und für die Schluss-Szene, in der Hercules die gerettete Alcestis mit Admetus vereint und Apollo mit den Musen vom
Parnass herabsteigt, um in den Jubel einzustimmen. Zwischen diese ausführlicheren Partien treten zwei Gesänge, in denen die
Muse Calliope jeweils dem schlafenden Admetus im Traum erscheint. In der ersten Traumszene singt sie von der Genesung
des Königs, die Alcestis‘ Gattenliebe erwirken soll, und in der zweiten von der baldigen Heimkehr der von Hercules geretteten
Königin.
Die drei Hauptfiguren des Dramas (Alcestis, Admetus und Hercules) waren nicht als Gesangs-, sondern als Sprechrollen
gedacht. Aus der Partitur geht hervor, dass Händel die solistischen Gesangspartien Cecilia Young (der Frau von Thomas
Augustine Arne, welche die Sopranpartie der Muse Calliope singen sollte), Miss Faulkner (einer weiteren Sopranistin), Esther
Young (Cecilias Schwester, die ursprünglich für die Altpartie einer Sirene vorgesehen war), Thomas Lowe (Tenor, u. a. für das
Solo des Apollo) und Gustav Waltz (der die Basspartie des Charon singen sollte) zugedacht hatte. Händels Musik beginnt mit
einer umfangreichen zweiteilige Ouvertüre im französischen Stil in d-Moll, nach der ein Grand Entrée (Nr.1) mit Solo-Trompete
strahlend die freudige Hochzeitsfeier von Admetus und Alcestis ankündigt. Ein kurzes Accompagnato-Rezitativ für den Tenor
Ye happy people (Ihr glückliches Volk, Nr.2) leitet in den Chor Triumph, Hymen, in the pair (Triumphiere, o Hymen, in diesem
Paar, Nr.3) über, in dem solistische Vokallinien sowie zwei von Oboen verdoppelte Trompeten Vorkommen. Ein Sopran-Solo
und der Chor führen die Feierlichkeiten mit der wunderbaren Gavotte Still caressing, and caress’d, ever blessing, ever blest
(Immerfort liebkosend und liebkost, ewig segnend, ewig gesegnet, Nr.4) fort, nach welcher der Tenor einen Tribut an die frisch
Vermählten singt, mit besonders anspruchsvoller melismatischer Wortmalerei auf dem Wort „fly“: Ye swift minutes as ye fly,
crown them with harmonious joy! (Ihr schnellen Minuten, die ihr enteilt, krönt sie mit harmonischer Freude, Nr. 5). Die glückliche
Hochzeitssequenz schließt mit dem schwungvollen Chor O bless, ye pow’rs above, the bridegroom and the bride (O segnet, ihr
himmlischen Mächte, den Bräutigam und die Braut, Nr.6), der auf feinfühlige Art und Weise zwei Trompeten einsetzt und von
französischen inegalen Rhythmen durchsetzt ist.
Nachdem Admetus erkrankt ist und nun auf dem Sterbebett liegt, tröstet Calliope (die Muse der epischen Poesie, Enkelin des
Zeus und Mutter des Orpheus) den leidenden König mit ihrem zärtlichen Lied Gentle Morpheus, son of night, hither speed thy
airy flight! (Sanfter Morpheus, Sohn der Nacht, lenke hierher deinen luftigen Flug, Nr.7). Die Musik zu dieser Szene stellt einen
besonderen Moment erhabener emotionaler Schönheit dar, obwohl Händel für den Text ursprünglich völlig anderes Material
vorgesehen hatte (nämlich ein sanft wallendes „Andante“ in G-Dur mit Traversflöte), bevor er dies zugunsten der hinreißenden,
mit „Largo e mezzo piano“ bezeichneten, E-Dur-Arie mit vierstimmigen Streichern verwarf. In Händels überlieferter Partitur
kommt die nächste Musik erst am Anfang des vierten Aktes vor, wenn der grausige Charon singt Ye fleeting shades, I come to
fix your final doom! (Ihr fliehenden Schatten, ich komme euer endgültiges Verderben zu besiegeln, Nr. 8), während er grimmig
die Seele der toten Alcestis über den Fluss Styx in den Hades bringt. Die Musik in g-Moll vermittelt die entschlossenen, sich
wiederholenden Bewegungen des Fährmanns. In Plutos Palast wird Alcestis von einem seltsam heiteren Schattenchor begrüßt,
dessen „Larghetto“ in d-Moll verkündet: Thrice happy who in life excel, hence doom’d in Pluto’s courts to dwell, where ye
immortal mortals reign, now free from sorrow, free from pain (Dreimal glücklich jene, die sich im Leben ausgezeichnet, und
daher, so sie verdammt sind zu wohnen an Plutos Hof, wo ihr unsterblichen Sterblichen regiert, frei sind von Trauer, frei von
Schmerz, Nr.9). Einer der Geister ist ein wohlklingender Tenor, der Alcestis in einer anmutigen A-Dur-Arie, die mit „Allegro, ma
non troppo“ bezeichnet ist und zurückhaltende doch wirkungsvolle Einwürfe des Fagotts enthält, einlädt: Enjoy the sweet
Elysian grove, seat of pleasure, seat of love (Genieß den süßen elysischen Hain, Sitz der Freude, Sitz der Liebe, Nr.10). Die
Geister wiederholen den Chor Thrice happy who in life excel.
Unterdessen erscheint in Thessalien dem wieder gesundeten, aber um seine Gemahlin trauernden Admetus erneut die Muse
Calliope und singt Come, Fancy, empress of the brain, and bring the choicest of thy train to soothe the widow’d monarch’s pain!
(Komm Fantasie, Kaiserin des Verstands, und bring die Auserwähltesten deines Gefolges, den Schmerz des Monarchen zu
stillen, Nr.11). Händel hatte zu diesem Text ursprünglich ein sanftes, mit „Andante larghetto“ bezeichnetes Siciliano in F-Dur für
vierstimmige Streicher im 12/8-Takt geschrieben, sich dann jedoch entschlossen, dies durch eine lebhafte G-Dur-Vertonung mit
meist Unisono spielenden, energischen Violinstimmen und einem ausgezierten Gesangspart zu ersetzen. Die Partitur enthält
auch noch ein Lied für eine Sirene, welche die Rolle einer Botin von Thetis an ihren Sohn Hercules übernimmt: Thetis bids me
hither fly (Thetis heißt mich herzueilen), doch Händel entschied sich, diese wohl eher überflüssige Nummer zu streichen, bevor
die Direktionspartitur (welche sich heute in Hamburg befindet) für die Proben kopiert wurde.
Begleitet von einer ebenfalls im französischen Stil gehaltenen Sinfonia, welches schnell in ein kurzes Accompagnato-Rezitativ
für Tenor He comes, he rises from below, with glorious conquest on his brow (Er kommt, er steigt von drunten empor, mit
glorreichem Sieg im Aug, Nr.12) überleitet, entsteigt Hercules triumphierend mit der geretteten Alcestis dem Hades; ein Chor
von Thessaliern verkündet All hail, thou mighty son of Jove! (Heil dir, du mächtiger Sohn des Jupiter!, Nr.13) und lobpreist, dass
Fiends, Furies, Gods, all yield to thee, and Death hath set his captive free (Teufel, Furien, Götter, alle weichen vor dir, und der
Tod ließ seine Gefangene frei). Auch bei der letzten Szene des Dramas handelt es sich um ein Standardstück voller Musik:
Begleitet von einer ganz und gar vom Stil der Verwandlungsszenen des Jean-Philippe Rameau durchdrungenen Sinfonia
steigen Apollo und die neun Musen für ein Divertissement herab. Im einzigen Secco-Rezitativ der gesamten Partitur From high
Olympus’ top (Vom Gipfel des hohen Olymp) kündigt der Gott sich selbst an, und sein sich anschließendes kurzes Lied Tune
your harps, all ye Nine (Stimmt die Harfen, ihr alle Neun, Nr.14), leitet geradewegs in einen Tanz über, den Händel als „Ballo
Primo“ (Nr.15) bezeichnet. Eine Gavotte („L’Ultimo Ballo“, Nr.16) entwickelt sich zu einem knappen Schlusschor, der mit
Triumph, thou son of Jove, triumph, happy pair, in love! (Triumph, du Sohn des Jupiter, Triumph, du glücklich Paar, in Liebe!,
Nr.17) Hercules, Alcestis und Admetus preist.
41. Oreste – HWV A11
Oper in 3 Akten
Originalsprache: italienisch
Spieldauer ca. 2 1/2 Stunden
Uraufführung: 18.12.1734 (London)
Libretto von Giovanni Gualberto Barlocci (1723)
Besetzung der Aufnahme
Camerata Stuttgart - George Petrou,
Mary-Ellen Nesi (Mezzo-Soprano) – Oreste, Maria Mitsopoulou (Soprano) – Ermione,
Mata Katsuli (Soprano) – Ifigenia, Antonis Koroneos (Tenor) - Pilade),
Petros Magoulas (Bass) – Toante, Nocholas Spanos (Countertenor) – Filotete
Recorded 2004
Personen:
•
•
•
•
•
•
•
Orest (Mezzo Soprano)
Hermione (Soprano), Gemahlin des Orest
Iphigenie (Soprano), Schwester des Orest und Priesterin der Diana
Pylades (Tenor), Freund des Orest
Thoas (Bass), König von Tauris
Philoktet (Alto), Hauptmann des Thoas
Chor des Volkes von Tauris
In der Theatersaison 1734/1735 wirkte Händel erstmals am neugebauten Covent Garden Theatre. Er war bemüht, in kurzer Zeit
mehrere neue Bühnenproduktionen herauszubringen. Zur Vertonung des Librettos von Oreste hat Händel allerdings keine neue
Musik geschaffen; stattdessen hat er selbst eine Zusammenstellung von schon vorhandenen Kompositionen aus neun seiner
früheren Opern vorgenommen. Da es sich um eine Pasticcio-Oper handelt, wird Oreste im Händel-Werke-Verzeichnis nicht mit
eigener Werknummer, sondern im Anhang als „A11“ gelistet.
Wie seinerzeit weithin üblich ist der Stoff der Oper der antiken Mythologie entlehnt. Orestes (griechisch Ορέστης) hatte zuvor
seine Mutter Klytämnestra getötet, um deren Gattenmord an seinem Vater Agamemnon zu rächen, welcher aus dem
trojanischen Krieg heimgekehrt war.
Die Handlung der Oper beginnt mit der Ankunft des umherirrenden Orestes in der legendären Landschaft Tauris. Dort ist seine
Schwester Iphigenie Priesterin und ist vom Herrscher Thoas gezwungen, alle Fremden der Göttin Artemis zu opfern. Orestes,
und mit ihm seine Frau Hermione und sein Freund Pylades, werden gefangen genommen und sollen geopfert werden
Handlung:
Aus Reue über seine Verbrechen war Oreste wahnsinnig geworden und wurde von den Erynnien grausam gefoltert. Das Orakel
von Delphi hatte verkündet, er würde genesen, nachdem er auf Tauris der Diana zum Opfer bestimmt worden wäre. Deshalb
segelte er dorthin, begleitet von seinem treuen Gefährten Pilade. Niemand wusste, dass Orestes Schwester Ifigenia Priesterin
im Tempel der Diana war. Die Göttin hatte, als Agamemnon Jahre zuvor Ifigenia opfern wollte, um für seine Flotte Fahrtwind zur
Abfahrt nach Troja zu bekommen, die Jungfrau in eine Wolke gehüllt und nach Tauris gebracht, wo Toante regierte.
Letzterem war verkündet worden, dass er durch Oreste fallen würde. Da dieser ihm nicht bekannt war, hatte er vorsorglich
angeordnet, alle auf Tauris eintreffenden Fremden umzubringen.
Zu Beginn der Oper findet Ifigenia den ihr fremden Oreste im heiligen Hain der Diana. Sie will ihn vor dem drohenden Opfertod
bewahren, und Filotete, Hauptmann des Toante, der in sie verliebt ist, unterstützt sie, um sie zu gewinnen. Inzwischen erreicht
Ermione, Orestes Gattin, auf der Suche nach Ihrem Gemahl den Hafen von Tauris. Sie trifft auf Pilade, und beide werden von
Filotete verhaftet, denn sie sind Fremde und deshalb zum Tode verurteilt. Toante verliebt sich jedoch in Ermione und begehrt
sie, wird aber zurückgewiesen.
Oreste befindet sich im Vorhof des Tempels, als Pilade von den Wachen herbeigeschleppt wird. Oreste verwendet sich für den
Freund, da befiehlt Toante, auch ihn zu töten. Nun stellt sich Oreste zum Kampf, den Ifigenia jedoch verbietet, um ihn zu retten,
und er liefert sich aus. Die Priesterin nutzt Filotetes Verliebtheit, um den nun eingekerkerten Bruder zu befreien, doch dieser will
nicht ohne seinen Getreuen Pilade fliehen. Schließlich treffen Oreste und Ermione zusammen, Toante überrascht beide in ihrer
Umarmung und setzt sie gefangen.
Toante bietet beiden Leben und Freiheit an, wenn Ermione bereit ist, sich ihm hinzugeben, doch sie bevorzugt die Ketten.
Daraufhin drängt Toante Ifigenia, Oreste auf dem Opferaltar zu töten. Ermione tritt dazwischen und verlangt ihren Tod, wird
aber aus dem Tempel entfernt. Pilade gibt sich nun als Oreste aus um an seiner statt zu sterben. Dieser will das Opfer nicht
annehmen, und nun behaupten beide, Oreste zu sein. Die zurückgeholte Ermione ist auch unter Androhung des Todes nicht
bereit, Oreste zu identifizieren, da gibt sich Ifigenia als Schwester zu erkennen. Als daraufhin Toante verlangt, dass sie beide
Männer töten soll, kündigt sie an, ihn zuerst umzubringen. Filotete stellt sich auf ihre Seite und der Konflikt spitzt sich zu. Es
kommt zum Kampf und Toante wird getötet. Das Volk ist vom Tyrannen befreit, Oreste geheilt und mit Ermione vereinigt, und
die Geschwister sind zusammengeführt.
Die Oper schließt mit einem logischen und befriedigenden lieto fine, die Handlungsführung ist sehr direkt und wirkt realistisch.
Sie ist auf das Wesentliche konzentriert, und überflüssige Verwicklungen werden ebenso vermieden wie die so oft in der Opera
seria zu beobachtende unglaubwürdige Läuterung des Tyrannen.
Herausgegeben von / Edited by
Alexej Wilk
© 2013 pdf-Noten Wilk, Berlin
Das widerrechtliche Kopieren ist gesetzlich verboten und kann privat- und
strafrechtlich verfolgt werden. /
Unauthorised copying is forbidden by law, and may result
in criminal or civil action.
http://www.pdf-Noten.com
Herunterladen