- Agrar Koordination

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noch die Viruskrankheit ISA hinzu. Der
weltgrößte Lachsproduzent Marine
Harvest bekennt in seinem letzten
Jahresbericht: “Die Krankheitsausbrüche
in Chile sollten die gesamte Industrie
daran erinnern, dass selbst wenn die
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Nachfrage steigt, es nicht unbedingt
gut ist, die Intensivierung zu weit zu treiben.“ Brachen sollen jetzt auch in Chile
praktiziert werden, und erhebliche öffentliche Mittel werden zur Deckung der
Produktionsausfälle gefordert.
Kaum Fortschritte bei der Gentechnik –
aber bei Terminatortechnologien
Bei der Züchtung wird auch in der Aquakultur auf Biotechnologien gesetzt. Zwar
werden Genome identifiziert, aber von wirklichen Erfolgen ist man in der markergestützten Selektion weit entfernt, denn die erwünschten Eigenschaften werden
meist nicht nur durch ein einzelnes Gen kontrolliert. Etwa zwei Dutzend Fischarten
wurden gentechnisch verändert, meist mit Mehrfachkopien eines für das Wachstumshormon zuständigen Gens. Mehrere Gruppen arbeiten an GVO-Garnelen.
Beim GVO Lachs der Firma AquaBounty kam das Gen von einer anderen Lachsart. Die Marktzulassung ist seit zehn Jahren in den USA beantragt. Im Januar
2009 brachte das FDA kurz vor dem Amtsantritt der neuen Regierung eine neue
Richtlinie für gentechnisch veränderte Tiere heraus. Kontaminierung wilder Populationen ist das am meisten diskutierte Problem, und die Industrie setzt auf
Sterilisierungstechniken.
Sie sind nicht zuverlässig, allerdings gut genug, um die kommerzielle Nachzucht
zu verhindern. Triploidie, der dreifache statt des normal doppelten Chromosomensatzes, funktioniert allerdings nur bei wenigen Arten, nicht beim weltweit wichtigsten Karpfen und auch nicht bei den von der Industrie favorisierten Garnelen
und Lachs. Alternativ werden Fischeier verkauft, aus denen sich „Monosex“-Populationen bilden – je nach Spezies das jeweils schneller wachsende Geschlecht.
Darüber hinaus wird den Aufzuchtstationen die Nachzucht vertraglich untersagt,
bzw. haben die Genetik-Firmen hauseigene Aufzuchtstationen.
Agrar Info
Quellen:
Brian Halweil (2008): Farming Fish for
the Future. Worldwatch Report 176,
Washington
The World Bank (2006): Aquaculture:
Changing the Face of the Waters.
Meeting the Promise and Challenge of
Sustainable Aquaculture, Washington
FAO Committee on Fisheries, SubCommittee on Aquaculture, Fourth
Session: Opportunities for Addressing
the Challenges in Meeting the Rising
Global Demand for Food Fish From
Aquaculture. Puerto Varas, Chile, 6 - 10
October 2008
Susanne Gura (2008): Industrial livestock production and its impact
on smallholders in developing countries. Consultancy report to the League
for Pastoral Peoples and Endogenous
Livestock Development (www.pastoralpeoples.org), Germany
Aquakultur, wachsendes Geschäft der
Genetik-Konzerne
Susanne Gura
Während seit Jahrzehnten die Fischfänge stagnieren, ist die Aquakultur der am
schnellsten wachsende Sektor der Welt-Landwirtschaft. Diese Erfolgsgeschichte beruht im wesentlichen auf dem Wachstum der kleinbäuerlichen Aquakultur in Asien.
Die Fisch- oder Garnelenzucht-Industrie beruft sich dennoch gern darauf und akquiriert derzeit mit hohen Verzinsungsversprechen nicht nur privates Kapital, sondern
auch öffentliche Mittel, zB aus der Forschungsförderung.
Nur ein wenig biotechnologisch gestützte Züchtung genüge, um das Wachstum
der Tiere massiv zu beschleunigen.
Begründung: Das genetische Potenzial
der Aquakultur-Arten sei enorm, denn
die Züchtung in der Aquakultur stehe hinter der Tierzucht weit zurück. Es
könnten durch bessere Produktivität
die Preise für Aquakulturprodukte gesenkt werden. Genau wie bei Geflügel,
Schweinen und Rindern und in der
Pflanzenzüchtung funktionieren die
versprochenen Leistungen nur dann,
wenn Umwelt und Fütterung so standardisiert sind, wie es im Experiment
der Fall war. Während der Grünen
Revolution wurde das „Yield Gap“ erfunden: Die Lücke zwischen möglicher
Ernte (auf der Forschungsstation) und
realer Ente (auf der Farm).Die AgrarKonzerne argumentieren noch heute mit diesem unrealistischen Konstrukt.
Nicht genannt werden die hohen externalisierten Umwelt- und Sozialkosten,
insbesondere durch Energie-, Futterbzw. Düngemittelbedarf der industriellen Produktion. Das alles gilt auch
für die Aquakultur. Die drei globalen
Aquafeed-Konzerne Skretting/Nutreco,
Cermaq und Biomar – alle aus dem
Lachszuchtland Norwegen - vermarkten
Futtermittel für Aquakultur. Sie eröffnen
bereits große Produktionsanlagen auch
in Asien. Die Fischfarmer verfüttern sie
nicht nur in Garnelenfarmen, sondern
auch an Tilapien/Viktoriabarsch und
Pangasius/Katzenwels, zwei Arten,
deren Exportmengen derzeit stark
wachsen. Die Rohstoffe sind immer
mehr Getreide und Soja, die auch mit
Nahrungsmitteln und Agrarkraftstoffen
konkurrieren. GVO Futtermittel werden
auch in der Aquakultur eingesetzt.
Susanne Gura ist freiberufliche Beraterin
über internationale Agrarpolitik, insbesondere zur Biologischen Vielfalt in der
Landwirtschaft.
Liebe Leser und Leserinnen,
Meldungen
Die Erhaltung und die nachhaltige Nutzung der Agrobiodiversität ist für die
Ernährungssicherung in Zeiten des Klimawandels ein wichtiges Element.
Vielfalt für Ernährung und Landwirtschaft im Klimawandel heißt daher
das neue Projekt der BUKO Agrar Koordination in den nächsten zwei Jahren.
In Rahmen des Projekts sind folgende Aktivitäten geplant:
Den Zusammenhang zwischen Klimawandel, Agrobiodiversität und Ernährungs­
sicherung werden eine Studie, ein Dossier und eine internationale Tagung
sowie ein workshop zum Inhalt haben.
Eine Rundreise mit VertreterInnen aus vom Klimawandel betroffenen Ländern des
Südens wird die Gelegenheit bieten, mit ihnen Erfahrungen zu teilen.
Hafenrundfahrten im Hamburger Hafen zum Thema Agrarkraftstoffe werden ab
Mai über die Konkurrenz zwischen Ernährung, Energie und Naturschutz und über
die Rolle des größten Importhafens für Palmöl und andere Energieträger informieren.
Informationsveranstaltungen und die Herausgabe des BUKO Agrar-Infos
werden das Projekt abrunden.
Außerdem wird der Zusammenhang zwischen Klima und Landwirtschaft Thema im
Bildungsprojekt sein.
Am 23. Januar 2009 erhielt die Saatgutinitiative Dreschflegel auf der Grünen Woche in Berlin den diesjährigen
Förderpreis Ökologischer Landbau.
Der mit 7.500,- € dotierte Preis wurde
durch die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Frau Ilse Aigner überreicht.
Als Dankeschön für diese Auszeichnung
wurde Frau Aigner ein Gesetzesrahmen für gentechnikfreie Saatgutarbeit
überreicht. „Unsere von Ihnen ausgezeichnete Arbeit muss langfristig sichergestellt sein. Das ist derzeit gesetzlich
nicht geregelt. Diese Grauzone muss
gefüllt werden,“ erläuterte Stefi Clar bei
der Preisverleihung
Wir freuen und auf Kooperationen mit anderen und eine spannende Zeit.
Das BUKO Agrar Team
Impressum
6 Ausgaben im Jahr kosten  10,80 inklusive Porto für den Versand im Inland. Für ein Auslandsabo stellen wir das erhöhte Porto in Rechnung.
Herausgeber: Forum für internationale Agrarpolitik FIA e.V. (gemeinnützig). Spendenquittungen werden ausgestellt.
Redaktion: BUKO Agrar Koordination, Ursula Gröhn-Wittern, Nernstweg 32, 22765 Hamburg, [email protected], Tel.: 040 39 25 26;
Fax 040 399 00 629; www.bukoagrar.de
Bankverbindung: FIA e.V.; Postbank Hamburg (BLZ 200100 20), Konto: 605 91 200
Druck: Druckwelten Hamburg, 100 % recycling Papier
BUKO Agrar Info
162 Januar/Februar 2009
BUKO Agrar
Koordination
Eine Rolle spielt dabei auch, dass die
Produktion von Fischmehl und vor allem Fischöl nicht erhöht werden kann.
Sie werden aus minderwertigen
Meeresfängen hergestellt und sind für
die Haltung der wichtigsten industri-
ell genutzten Arten Lachs, Forelle und
Garnelen höchst wertvoll. Diese karnivoren - fleischfressende, am ökologisch
ungünstigen Ende der Nahrungskette
platzierte - Arten wachsen mit pflanzlichen Futtermitteln weniger schnell und
brauchen vor allem die im Fischöl enthaltenen Omega-3-Fettsäuren. Auch herbivore Arten wachsen mit Fischmehl
und –öl schneller. Die Genetikindustrie
setzt daher auf Zuchtziele wie hohen
Futtermittelumsatz und –ausnutzung, die
ja zum schnellen Wachstum der Tiere
führen.
Damit argumentieren sie auch gleich
für ihren ökologischen Vorteil gegenüber der Fleischindustrie: pro Kilo
Fisch werden zwei Kilo Futtermittel,
pro Kilo Masthühnchen drei Kilo, pro
Kilo Rindfleisch sechs bis acht Kilo
Futtermittel gebraucht. Trotz des geringen Futtermittelbedarfes sind die Preise
in der industriellen Aquakultur hoch;
Lachs kostet 3 bis 4 mal soviel wie
Schweine- oder Hühnerfleisch.
Die Genetik-Firmen rechnen sich riesige Wachstumschancen aus. Erst drei
Prozent der Welt-Aquakultur bezieht industrielle Genetik, in Europa sind es allerdings schon 70 Prozent.
Natürlich sind ökologisch viel bessere Produktionssysteme als die industrielle Aquakultur möglich, und hoffentlich
verstehen die Forschungsförderer und
Subventionsverteiler dies recht bald.
Weniger Lachs, Forellen und Garnelen
produzieren, fordern einmütig zivilgesellschaftliche Organisationen, FAO,
und Weltbank, und stellen damit die
Förderpolitik von EU, der asiatischen
Entwicklungsbank und vieler anderer
infrage. Allerdings dürfen auch herbivore Arten nicht mit Fischmehl und –öl
gefüttert werden. Gebraucht werden
Aquakultur-Produktionssysteme, in denen mehrere nützliche Spezies mit- und
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voneinander leben, und Futtermittel, die
auf lokalen Ressourcen basieren. Hierzu
hat das World Watch Institut kürzlich Beispiele präsentiert. Darin spielen Muscheln und Wasserpflanzen eine
wichtige Rolle.
Solche Produktionssysteme sind derzeit noch die überwiegende Mehrheit
in Asien, der Wiege der Aquakultur.
Es werden nicht nur mehrere Spezies
miteinander aufgezogen, auch ist der
Fischteich oft ein Teil des Haushalts
oder der Dorfgemeinschaft. Die Teiche
werden mit Exkrementen gedüngt, und
die Wasserpflanzen werden an andere Haustiere verfüttert. Reis-AquakulturSysteme sind in ganz Asien verbreitet,
und Fisch und Wasserpflanzen bieten eine bessere Vitamin A-Versorgung als es
der noch immer im Versuchsstadium befindliche Goldene Gentechnik-Reis bieten kann (Das Fischfett ermöglicht die
Verdauung des Vitamins, was beim Reis
allein nicht möglich ist). In Bangladesh
haben Forscher kürzlich auf den Tellern
der Einwohner eine Wasserpflanze aus
Aquakultur als beliebtestes und traditionelles Gemüse des Landes entdeckt.
Die Aquakultur wurde in China vor
mindestens 4000 Jahren entwickelt;
das älteste Handbuch wurde dort 500
v.Chr. verfasst. Unter Mao Zedong
wurde durch Anlage von Teichen und
Bewässerungssystemen die AquakulturProduktion verfünfzigfacht. Aus China
hat sich Mitte des 20. Jahrhunderts das
durch Hormone kontrollierte Laichen in
Asien verbreitet, sodass man von wilden Laichgebieten unabhängig wurde. Heute wird in den meisten Ländern
und von den wichtigsten Arten der
Laich nicht wild gesammelt, sondern
in tausenden kleiner Aufzuchtbetriebe
vermehrt. Dennoch wird das wilde
Sammeln als wichtiges Argument für die
Förderung der industriellen Züchtung
herangezogen, ebenso der selten nachgewiesene Vorwurf der Inzucht in den
Aufzuchtbetrieben.
In China findet über 70% der
Aquakultur-Produktion statt, weitere 27
% in anderen Entwicklungsländern, überwiegend in Asien. Der Fisch­kon­sum in
China ist seit ca. 1970 von weniger als
5 kg pro Person und Jahr auf 26 kg angestiegen, etwa das Doppelte, was im
Rest der Welt durchschnittlich verzehrt
wird (14 kg). Die von der Industrie gepriesenen Konsum-Wachstumsraten sind
weltweit eher gering, außer in China.
Aber auch in China wird auf IndustrieFuttermittel umgestiegen, China ist der
BUKO Agrar Info
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größte Fischöl-Verbraucher geworden.
In der staatlichen Fischerei-Forschung
sind etwa 11.000 Menschen beschäftigt, und Biotechnologie spielt eine
wachsende Rolle. Transgener Karpfen
wartet auf die Marktzulassung, und
es heißt, sie würde folgen, sobald der
GVO-Lachs in den USA zugelassen
ist. China ist zwar mit 30 % auch der
größte Produzent von Karnivoren, jedoch machen die 1,5 Millionen Tonnen
nur einen kleinen Teil der 45 Millionen
Tonnen Aquakultur-Produktion aus. In
den Industrieländern werden weit überwiegend die Karnivoren Lachs und
Forellen produziert. Die AquakulturPolitik Chinas könnte also verheerend
für die globale Ökologie sein, wenn sie
dem Vorbild der Industrieländer folgt.
Noch ist aber die weltweite Aquakultur
von den ökologisch vorteilhaften
Produktionssystemen der Armen geprägt. Laut FAO leben 41 Millionen
Menschen von der Fischerei, mit wachsender Tendenz. Das International
Collective for the Support of Fishworkers
(ICSF) hält diese Zahlen für weit unterschätzt; weitere 100 Millionen seien saisonal und teilzeitig beschäftigt
und werden nicht mitgezählt. Für ihre
Volkswirtschaften
erwirtschaftet
die Fischerei wichtige Anteile, vor allem aus dem traditionellen Sektor. In
den Entwicklungsländern übersteigt
der Wert der Nettoexporterlöse aus
Fischereiprodukten den aller übrigen
Nahrungsmittel zusammengenommen.
Dabei spielen die „minderwertigen“
Fänge als Rohstoffe für Futtermittel eine große Rolle. Sie konkurrieren mit der
Verwendung als Nahrungsmittel, insbesondere in Lateinamerika.
Daneben wurde in den letzten Jahren
ein industrieller Exportsektor aufgebaut. Vor allem in Thailand, Vietnam,
den Philippinen, Indien und Indonesien
wurden industrielle Aquakultur-Systeme
für den Export gefördert. OXFAM klagt
an, dass dabei Hundertausende ihr
Land verloren haben, viele sind in den
hochriskanten Vertragsanbau gewechselt. In Vietnam sind daher 80% der
Garnelenfarmer verschuldet. Auch die
Reisfelder in Küstennähe haben durch
Versalzung ihre Produktivität verloren. Der heimische Garnelenkonsum
ging in Indonesien um die Hälfte zurück. Zunächst ging es vorwiegend
um Garnelen, inzwischen sind Tilapia,
Katzenwels/Pangasius und andere
Arten hinzugekommen. Der Raubbau an
der Natur durch die Garnelenzucht hat
dabei kaum nachgelassen. OXFAM und
IUCN schätzen den Umwelt-Verlust, der
den ASEAN-Staaten dadurch entsteht,
auf 11-14 Milliarden USD pro Jahr.
Eine ökologische zertifizierte Produktion
wurde entwickelt, blieb bisher jedoch
verschwindend gering. Derzeit betragt der Anteil der zertifiziert ökologischen Aquakultur weit unter einem Prozent. In einigen Ländern spielt
sie allerdings schon eine grosse Rolle:
so sind bereits mehr als 50% der irischen
Lachsproduktion
zertifiziert.
Allerdings ist ein grosser Anteil der
kleinbäuerlichen Aquakultur, insbesondere in Asien, von Natur aus ökologisch, wird aus strukturellen und organisatorischen Gründen aber nicht zertifiziert. Insofern wird ihre oft besonders
nachhaltige Produktionsweise (noch)
nicht honoriert. Viele indigene und lokale Gemeinschaften des Südens wehren sich gegen die zertifizierte industrielle Produktion, denn sie berücksichtige
soziale Kriterien zu wenig.
Mehrere Umweltorganisationen kooperieren mit der Industrie in einer Reihe
von Dialogprozessen; unterschiedliche Standards stehen zur Auswahl.
Naturland hat Standards für die größten Problemarten, Lachs, Forelle und
Garnele; im Gegensatz zu anderen Zertifizierern hat Naturland auch
Sozialstandards. Im Januar 2009
wurde der Aquaculture Stewardship
Council durch WWF angekündigt.
Standards für Tilapia sind kurz vor der
Vollendung, weitere für Lachs, Forelle,
Garnele, aber auch für Herbivoren wie
Pangasius sind in Arbeit. Der weltgrößte Lachserzeuger Marine Harvest finanziert WWF-Personal für eine dreijährige Beratung. Die niederländische
Anova Food BV vermarktet verschiedene durch Marine Stewardship Council
zertifizierte Seefisch-Produkte. Vom
WWF empfohlen wird ein KatzenwelsHybride aus Kreislaufanlagen, der
die überfischten Kabeljau-, Schell­
fisch- und Schollenbestände ent­­
last­en soll. GLOBALGAP zertifiziert
Anova’s Lachsprodukte. Bei Tila­
pien werden in Kooperation mit
der GTZ Verarbeitungsbetriebe am
ostafrikanischen Viktoriasee auf die
Zertifizierung durch Naturland vorbereitet. Der Schweizer Verein Fair­
Fish hat in Zusammenarbeit mit einer Fischereikooperative im Senegal
Standards für die handwerkliche
Fischerei erarbeitet.
Nr. 162: Januar/Februar 2009
Da die möglichen Ökosystemleistungen
von industriellen Aquakulturbetrieben
bisher praktisch ungenutzt sind, werden sie auch bei den Standards selten berücksichtigt. Diese wenig bekannten Leistungen der traditionellen
Aquakultur umfassen Abfallbeseitigung,
Abwasserreinigung, und die Kontrolle
von Krankheitserregern:
• In offenen Gewässern fressen Fische
eine Reihe von Parasiten-Wirte wie
Mückenlarven und Schnecken, wodurch die Übertragung von Malaria,
Filarien, Gelbfieber, Dengue-Fieber,
Flußblindheit, Wurmparasiten und
anderen tropischen Krankheiten erheblich verringert wird.
• Wasserpflanzen,
Schalentiere,
Krustentiere und Fische können erhebliche Mengen Nährstoffe aus
Abfall und Abwasser nutzen. In
Kalkutta konnten die Behörden
von der Planung einer Kläranlage
abgebracht werden, denn diese hätte 8.000 Menschen um ihre Ressourcen gebracht, mit denen sie in den bheris, traditionellen Teichanlagen, jährlich 13.000
Tonnen Fisch produzieren.
• Die asiatischen Reisfelder mit ihrem Reichtum an aquatischen Arten
sind bekannt für ihren Beitrag
zur
Schädlingsbekämpfung.
Unerwünschte Wasserpflanzen in
Kanälen können durch bestimmte
Fischarten kontrolliert werden.
Die Weltbank schätzt, dass die
Ökosystemleistungen der Aquakultur
künf­tig ebenso wichtig wie die Nah­
rungs­produktion sein könnten. Die
beiden Rollen könnten sich ergänzen, wenn Nährstoffe aus Abfall und
Abwasser in Nahrungsmittel umgewandelt werden. Dazu ist jedoch erforderlich, dass Siedlungsabwässer von
Industrieabwässern getrennt werden.
Vielleicht führt sich die industrielle
Aquakultur mit ihrer auf Wachstum selektierten Züchtung selbst ad absurdum,
wie es die industrielle Tierproduktion
vorführt. Erst vor wenigen Jahren ist
in Chile eine moderne Lachsindustrie
aufgebaut worden, zumeist von europäischen Firmen. Die Produktivität
war zunächst aufgrund der wärmeren
Küstengewässer sehr hoch, bald kam etwa ein Fünftel der Weltlachsproduktion
aus Chile. Sehr bald hat sich aber die
Lachslaus verbreitet, ein Parasit, der
in Norwegen und Schottland geringere Chancen hat, denn dort gibt es
Produktionspausen ähnlich der Brache
in der Landwirtschaft. Kurz darauf kam
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Aquakultur-Genetik-Konzerne
Lachs und Forellen
Aqua Gen AS/ Erich Wesjohann Group (EW Group) liefert befruchtete
Lachs- und Forelleneier, Weltmarkt-Anteil 35%. Die Zuchttiere wurden aus öffentlich finanzierter Forschung übernommen; die Kooperation mit der norwegischen
Züchtungsforschung NOFIMA/Akvaforsk ist eng. Es wird mit 14% Wachstumssteigerung pro Generation geworben; Die Aufzuchtzeit hat sich von 24 auf 14
Monate reduziert. Von 2005 bis 2007 verdoppelte sich der Umsatz auf 27 Millionen Euro. 2008 kaufte der weltgrößte Geflügelzüchter EW Group aus Visbek
in Schleswig-Holstein die Mehrheitsanteile, weitere Shareholder sind die beiden
Aquafeed-Konzerne Skretting/Nutreco und Cermaq sowie der vertikal integrierte
Seafood-Hersteller Marine Harvest (alle drei aus Norwegen). AquaGen ist Miteigentümer der privaten Genbank BioBank AS in Hamar. Gemeinsam mit dem
Forschungspartner ist AquaGen führend in der Biotechnologie, insbesondere
markergestützte Selektion, Genomforschung und Gentransfer. AquaGen ist GLOBAL GAP- und FREEDOM FOOD-zertifiziert.
Aqua Bounty Technologies Inc. (USA) AquaBounty ist durch seinen patentierten GVO-Lachs bekannt geworden, der seit 1999 auf US-Marktzulassung hofft
und die Produktion von Laich vorbereitet. Kürzlich erhielt die Firma 100.000 USD
öffentliche Mittel für Biotechnologieforschung gegen den verbreiteten White Spot
Virus bei Garnelen. Die Firma ist an der Londoner Börse notiert und erwirtschaftet
hohe Verluste.
Troutlodge Inc. (USA) Der weltgrößte Forellenzüchter, gegründet 1945, verkauft 400 Millionen Fischeier jährlich in 50 Länder, 20% davon triploid. Seit
2007 investiert die Firma mit dem Kauf der Unlimited Aquaculture LLC, Hawaii, in
marine Kreislaufanlagen. Dort produziert sie einen schnellwüchsigen Karnivoren,
den Butterfish (Anoplopoma fimbria, Sablefish, Black Cod), als Marken-Produkt
und als Jungfisch.
Marine Harvest (Norwegen) ist mit 25% Marktanteil der weltgrößte Lachsproduzent. Die Firma stellt den Laich selbst bereit, ca 1100 Millionen Eier jährlich. Mit
7500 Mitarbeitern beträgt der Jahresgewinn ca 1,5 Milliarden Euro.
Garnelen
SyAqua Research LLC ist der weltgrößte Züchter der Garnelenart Pacific White
Shrimp (Litopenaeus vannamei); die Genetik wird in mehreren Entwicklungsstadien vermarktet. SyAqua wurde 2002 durch Sygen International plc gegründet,
der auch der weltgrößte Schweinegenetik-Konzern PIC gehörte. SyAqua kaufte
Mexiko’s größten Garnelenzüchter Super Shrimp und begann ein Zuchtprogramm
mit der dort vorhandenen „unbezahlbaren genetischen Vielfalt“. 2003 kaufte
sie den größten brasilianischen Garnelenzüchter Aquatec und begann mit einer
Brüterei in Thailand die Öffnung des asiatischen Marktes für Pacific white shrimp.
Im Zuge der Bildung des weltgrößten Tierzuchtkonzerns Genus plc 2005 löste
sich SyAqua mit den Geschäften in Brasilien, Thailand und Mexiko ab. Von einer
neuen Aufzuchtfarm auf der US-Exklave Insel Saipan im Gebiet der Marianen
wird Brutmaterial nach Asien geliefert, das noch nicht von den grassierenden Garnelenkrankheiten befallen ist. SyAqua engagiert sich besonders bei TerminatorTechnologien, und ist vom Aquaculture Certification Council zertifiziert.
Moana Technologies, LLC (USA) ist der größte Züchter der Black Tiger Shrimp
(Penaeus monodon). Die Firma wurde in 2000 vom Besitzer der belgischen INVE
Group gegründet, dem weltgrößten Fischlarvenfutterhersteller, bekannt durch
Aquarienfutter. Die Jungtiere aus Hawaii werden in Vietnam, Thailand und Indien
vermehrt und an Aquakulturfarmen verkauft. Das Zuchtmaterial kam 2001 aus
Asien und Afrika. Allein in Indien können 150,000 Garnelenfarmer versorgt werden. Moana Technologies kooperiert mit dem Vlaams Instituut voor Biotechnologie
(VIB) in Belgien bei der Entwicklung von gentechnisch veränderten Garnelen.
High Health Aquaculture, Inc. (USA) züchtet ebenfalls in Hawaii mehrere
Garnelenarten für die asiatischen Märkte. Die Züchtungsarbeit wurde bislang mit
ca 1 Milliarde USD öffentlicher Mittel gefördert.
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